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Land: Schweden
Reisezeit: September 2009
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hallo,
diese Ecke im Forum ist ja meine Lieblingsecke. Und, nachdem ich für meinen letzten und einzigen Tourenbericht vor einem halben Jahrzehnt
so nettes Feedback bekommen hatte, habe ich mir bei jeder neuen Tour eigentlich vorgenommen, das Forum wieder mit einem Bericht zu beglücken. Aber, aber, daraus wurde irgendwie nichts. Und auch dieser Bericht wäre beinahe, obwohl eigentlich schon fast geschrieben, neben Berichten aus Sarek, Knoydart usw. mehr auf der Festplatte meines Rechners versauert. Ich gelobe Besserung und will zumindest meine Tour aus letztem September nachträglich noch einstellen.
Viel Spaß beim Lesen.
Riksgränsen, der 11. September 2009
Hier ist also tatsächlich richtig Herbst. Angesichts der hochsommerlichen Hitze in Berlin konnte ich mir kaum vorstellen, schon bald im herbstlichen Fjäll in meinem neuen, warmen Daunenschlafsack zu liegen. Doch hier ist Herbst: kalt, nass und farbenfroh. Fast so, wie es sein sollte, nur auf „nass“ könnte ich gerne verzichten. Doch es regnet mit kurzen Unterbrechungen schon die ganze Zeit, seit ich in Riksgränsen angekommen bin, so dass ich über eine letzte Nacht in einem richtigen, warmen und trockenen Bett froh bin.
Riksgränsen wirkt, wie alle Wintersportorte außerhalb der Skisaison, wenig einladend wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Die hässlichen Zweckbauten und der merkwürdige eingetunnelte Bahnhof stehen in Kontrast zu der eindrucksvollen Berglandschaft. Verlassen und ungastfreundlich wirkt alles, nur wenige Gäste logieren hier noch.
Dabei waren am Gepäckband am Flughafen von Kiruna die Wanderrucksäcke fast in der Überzahl. Nachdem ich mir mit meinen klobigen Wanderstiefeln in Arlanda zwischen all den Geschäftsreisenden doch etwas deplatziert vorkam, bin ich nun kein bunter Hund mehr. Doch die meisten Wanderer sind nach Nikkaluokta oder Abisko weiter gefahren. Meine Streckenwahl liegt etwas ab vom Schuss.
Mein lang ersehnter Wanderurlaub wäre übrigens beinahe schon in Arlanda zu Ende gewesen, und zwar in dem Moment, als das Gepäckband im sich schnell leerenden Ankunftsbereich stehen blieb, ohne meinen Rucksack hervorgebracht zu haben. Der Schrecken hielt glücklicherweise nur wenige Stunden, bis mich der nette Flughafenmitarbeiter spät in der Nacht anrief – wohl wissend, dass ich noch keinen Schlaf gefunden hatte – um mir mitzuteilen, dass mein Rucksack aufgetaucht sei. So konnte ich nach einer Nacht im Jumbo-Hostel am Flughafen früh morgens meinen Anschlussflug nach Kiruna antreten, mein Gepäck unter meinen Füssen im Gepäckraum wissen.
Jetzt will ich noch schnell (?) meinen Rucksack umpacken, eine wenig angenehme Tätigkeit, die ich in den nächsten Tagen oft tun werde, bevor ich ins Bett gehe. Gute Nacht!
Stuor Kärpel, der 12. September 2009
Das war heute der fast perfekte Start in meine Wandertour. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich morgens in Riksgränsen aufgebrochen. Glücklicherweise hatte ich bereits am Vorabend den Einstieg zum Rallarvägen gesucht, der von Riksgränsen aus trotz Beschilderung nicht so einfach zu finden ist. So konnte ich heute früh zügig aufbrechen.

Die zwei Kilometer Rallarvägen nach Katterjåkk entpuppten sich als echte Überraschung. Der Weg ist nicht nur kulturhistorisch bedeutsam, sondern auch landschaftlich sehr ansprechend. Durch gelb leuchtenden Zwergbirkenwald mit traumhafter Aussicht auf die Seenlandschaft vorbei an einladenden Rastplätzen führte er – logischerweise – immer parallel zur Eisenbahnstrecke und unweit der Straße. Vor allem letzteres disqualifiziert den Weg dann leider doch für eine längere Tourenplanung.

Katterjåkk, obgleich ebenfalls ein Wintersportort, wirkt wesentlich ansprechender als Riksgränsen. Hier verlasse ich den Rallarvägen und somit etappenweise auch die Zivilisation und wandere auf einer Schotterpiste stetig bergan. Trotz der Steigung kann ich mich gemütlich warmlaufen und vermeide so auch die üblichen Startschwierigkeiten, die oft durch ein zu schnelles Tempo am Anfang entstehen. Kurz vor einer Skihütte zweigt ein kleiner Pfad ab, der oberhalb des Katterjåkka Richtung Katterjaurestugan führt. Schade, dass die idyllisch am See gelegene Hütte privat und nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist.


Wenigstens weist der See unzählige schöne Rast- und Zeltplätze auf, wo ich auch meine erste richtige Pause einlege. Die Stärkung war dringend notwendig, denn allmählich ändert der Weg seinen Charakter und wird zunehmend anspruchsvoller und anstrengender. Das die Abzweigung ins Dossagevaggé mit einem derart gepfefferten Aufstieg und Gekraxel im Fels versehen ist, war auf der Karte nicht zu erkennen. Das liegt vermutlich daran, dass nicht wirklich eine große Höhendifferenz überwunden werden muss. Der Abstieg auf der anderen Seite ist nicht minder schwierig.


Plötzlich befinde ich mich in einer ganz anderen Landschaft wieder, in der statt den herbstlichen Farbtönen das Grau der Felsen und die Grün- und Türkistöne der Flechten überwiegen. Langsam verzieht sich auch die Sonne hinter den Wolken, doch der für nachmittags angesagte Regen bleibt aus. Es ist zudem ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit; nur der Gegenwind pfeift mir kalt um die Ohren.
Kam ich zu Beginn des Tages noch sehr zügig voran, so zieht sich der Weg jetzt. Die Geröllfelder, die jetzt zunehmend das Fortkommen erschweren, kosten viel Zeit. Bald sehe ich ein, mein Tagesziel nicht mehr erreichen zu können. Eine Furt hält mich – wie gewohnt – viel zu lange auf. Der harmlos aussehende Gebirgsbach entpuppt sich als knietiefes Hindernis. So komme ich spät an der Rasthütte Stuor Kärpel an, die eigentlich für meine zweite Rast auserkoren war. Lange überlege ich, ob ich in oder bei der Hütte bleiben soll. Zum Nachtlager aufschlagen ist es noch etwas früh, doch bis Valfåjåkka schaffe ich es heute nicht mehr und ich befürchte, in der Gerölllandschaft auf dem Weg dorthin keinen geeigneten Zeltplatz mehr zu finden.


Als aber die Sonne wieder hervorkommt, entschließe ich mich letztendlich dann doch zum Weiterlaufen. Nach nur knapp einem Kilometer stoße ich dann auf eine schöne Zeltstelle. Es sieht aus wie eine große Wiese, nur das Sumpfwollgras verrät mir die morastigen Stellen. Hier gibt es schöne, ebene Plätze unweit des Flusses und doch weit genug entfernt, um vom rauschenden Wasser nicht gestört zu werden. Der Boden ist weniger steinig als befürchtet und auch der Wind lässt nach. Es ist gut, dass ich das Zelt unter derart günstigen Umständen aufbauen kann, ich bin nämlich gehörig aus der Übung.

Es ist so mild, dass ich vorm Zelt koche und esse. Nur, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, muss ich mir zumindest meine Fleece-Jacke überziehen. Jetzt liege ich in meinen viel zu warmen Schlafsack, während es allmählich dunkel und ich zu müde zum schreiben werde.
Reisezeit: September 2009
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hallo,
diese Ecke im Forum ist ja meine Lieblingsecke. Und, nachdem ich für meinen letzten und einzigen Tourenbericht vor einem halben Jahrzehnt

Viel Spaß beim Lesen.
Riksgränsen, der 11. September 2009
Hier ist also tatsächlich richtig Herbst. Angesichts der hochsommerlichen Hitze in Berlin konnte ich mir kaum vorstellen, schon bald im herbstlichen Fjäll in meinem neuen, warmen Daunenschlafsack zu liegen. Doch hier ist Herbst: kalt, nass und farbenfroh. Fast so, wie es sein sollte, nur auf „nass“ könnte ich gerne verzichten. Doch es regnet mit kurzen Unterbrechungen schon die ganze Zeit, seit ich in Riksgränsen angekommen bin, so dass ich über eine letzte Nacht in einem richtigen, warmen und trockenen Bett froh bin.
Riksgränsen wirkt, wie alle Wintersportorte außerhalb der Skisaison, wenig einladend wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Die hässlichen Zweckbauten und der merkwürdige eingetunnelte Bahnhof stehen in Kontrast zu der eindrucksvollen Berglandschaft. Verlassen und ungastfreundlich wirkt alles, nur wenige Gäste logieren hier noch.
Dabei waren am Gepäckband am Flughafen von Kiruna die Wanderrucksäcke fast in der Überzahl. Nachdem ich mir mit meinen klobigen Wanderstiefeln in Arlanda zwischen all den Geschäftsreisenden doch etwas deplatziert vorkam, bin ich nun kein bunter Hund mehr. Doch die meisten Wanderer sind nach Nikkaluokta oder Abisko weiter gefahren. Meine Streckenwahl liegt etwas ab vom Schuss.
Mein lang ersehnter Wanderurlaub wäre übrigens beinahe schon in Arlanda zu Ende gewesen, und zwar in dem Moment, als das Gepäckband im sich schnell leerenden Ankunftsbereich stehen blieb, ohne meinen Rucksack hervorgebracht zu haben. Der Schrecken hielt glücklicherweise nur wenige Stunden, bis mich der nette Flughafenmitarbeiter spät in der Nacht anrief – wohl wissend, dass ich noch keinen Schlaf gefunden hatte – um mir mitzuteilen, dass mein Rucksack aufgetaucht sei. So konnte ich nach einer Nacht im Jumbo-Hostel am Flughafen früh morgens meinen Anschlussflug nach Kiruna antreten, mein Gepäck unter meinen Füssen im Gepäckraum wissen.
Jetzt will ich noch schnell (?) meinen Rucksack umpacken, eine wenig angenehme Tätigkeit, die ich in den nächsten Tagen oft tun werde, bevor ich ins Bett gehe. Gute Nacht!
Stuor Kärpel, der 12. September 2009
Das war heute der fast perfekte Start in meine Wandertour. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich morgens in Riksgränsen aufgebrochen. Glücklicherweise hatte ich bereits am Vorabend den Einstieg zum Rallarvägen gesucht, der von Riksgränsen aus trotz Beschilderung nicht so einfach zu finden ist. So konnte ich heute früh zügig aufbrechen.

Die zwei Kilometer Rallarvägen nach Katterjåkk entpuppten sich als echte Überraschung. Der Weg ist nicht nur kulturhistorisch bedeutsam, sondern auch landschaftlich sehr ansprechend. Durch gelb leuchtenden Zwergbirkenwald mit traumhafter Aussicht auf die Seenlandschaft vorbei an einladenden Rastplätzen führte er – logischerweise – immer parallel zur Eisenbahnstrecke und unweit der Straße. Vor allem letzteres disqualifiziert den Weg dann leider doch für eine längere Tourenplanung.

Katterjåkk, obgleich ebenfalls ein Wintersportort, wirkt wesentlich ansprechender als Riksgränsen. Hier verlasse ich den Rallarvägen und somit etappenweise auch die Zivilisation und wandere auf einer Schotterpiste stetig bergan. Trotz der Steigung kann ich mich gemütlich warmlaufen und vermeide so auch die üblichen Startschwierigkeiten, die oft durch ein zu schnelles Tempo am Anfang entstehen. Kurz vor einer Skihütte zweigt ein kleiner Pfad ab, der oberhalb des Katterjåkka Richtung Katterjaurestugan führt. Schade, dass die idyllisch am See gelegene Hütte privat und nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist.


Wenigstens weist der See unzählige schöne Rast- und Zeltplätze auf, wo ich auch meine erste richtige Pause einlege. Die Stärkung war dringend notwendig, denn allmählich ändert der Weg seinen Charakter und wird zunehmend anspruchsvoller und anstrengender. Das die Abzweigung ins Dossagevaggé mit einem derart gepfefferten Aufstieg und Gekraxel im Fels versehen ist, war auf der Karte nicht zu erkennen. Das liegt vermutlich daran, dass nicht wirklich eine große Höhendifferenz überwunden werden muss. Der Abstieg auf der anderen Seite ist nicht minder schwierig.


Plötzlich befinde ich mich in einer ganz anderen Landschaft wieder, in der statt den herbstlichen Farbtönen das Grau der Felsen und die Grün- und Türkistöne der Flechten überwiegen. Langsam verzieht sich auch die Sonne hinter den Wolken, doch der für nachmittags angesagte Regen bleibt aus. Es ist zudem ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit; nur der Gegenwind pfeift mir kalt um die Ohren.
Kam ich zu Beginn des Tages noch sehr zügig voran, so zieht sich der Weg jetzt. Die Geröllfelder, die jetzt zunehmend das Fortkommen erschweren, kosten viel Zeit. Bald sehe ich ein, mein Tagesziel nicht mehr erreichen zu können. Eine Furt hält mich – wie gewohnt – viel zu lange auf. Der harmlos aussehende Gebirgsbach entpuppt sich als knietiefes Hindernis. So komme ich spät an der Rasthütte Stuor Kärpel an, die eigentlich für meine zweite Rast auserkoren war. Lange überlege ich, ob ich in oder bei der Hütte bleiben soll. Zum Nachtlager aufschlagen ist es noch etwas früh, doch bis Valfåjåkka schaffe ich es heute nicht mehr und ich befürchte, in der Gerölllandschaft auf dem Weg dorthin keinen geeigneten Zeltplatz mehr zu finden.


Als aber die Sonne wieder hervorkommt, entschließe ich mich letztendlich dann doch zum Weiterlaufen. Nach nur knapp einem Kilometer stoße ich dann auf eine schöne Zeltstelle. Es sieht aus wie eine große Wiese, nur das Sumpfwollgras verrät mir die morastigen Stellen. Hier gibt es schöne, ebene Plätze unweit des Flusses und doch weit genug entfernt, um vom rauschenden Wasser nicht gestört zu werden. Der Boden ist weniger steinig als befürchtet und auch der Wind lässt nach. Es ist gut, dass ich das Zelt unter derart günstigen Umständen aufbauen kann, ich bin nämlich gehörig aus der Übung.

Es ist so mild, dass ich vorm Zelt koche und esse. Nur, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, muss ich mir zumindest meine Fleece-Jacke überziehen. Jetzt liege ich in meinen viel zu warmen Schlafsack, während es allmählich dunkel und ich zu müde zum schreiben werde.
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