[SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

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  • Johannes2801
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    • 16.06.2004
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    [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: September 2009
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Hallo,

    diese Ecke im Forum ist ja meine Lieblingsecke. Und, nachdem ich für meinen letzten und einzigen Tourenbericht vor einem halben Jahrzehnt so nettes Feedback bekommen hatte, habe ich mir bei jeder neuen Tour eigentlich vorgenommen, das Forum wieder mit einem Bericht zu beglücken. Aber, aber, daraus wurde irgendwie nichts. Und auch dieser Bericht wäre beinahe, obwohl eigentlich schon fast geschrieben, neben Berichten aus Sarek, Knoydart usw. mehr auf der Festplatte meines Rechners versauert. Ich gelobe Besserung und will zumindest meine Tour aus letztem September nachträglich noch einstellen.

    Viel Spaß beim Lesen.


    Riksgränsen, der 11. September 2009

    Hier ist also tatsächlich richtig Herbst. Angesichts der hochsommerlichen Hitze in Berlin konnte ich mir kaum vorstellen, schon bald im herbstlichen Fjäll in meinem neuen, warmen Daunenschlafsack zu liegen. Doch hier ist Herbst: kalt, nass und farbenfroh. Fast so, wie es sein sollte, nur auf „nass“ könnte ich gerne verzichten. Doch es regnet mit kurzen Unterbrechungen schon die ganze Zeit, seit ich in Riksgränsen angekommen bin, so dass ich über eine letzte Nacht in einem richtigen, warmen und trockenen Bett froh bin.

    Riksgränsen wirkt, wie alle Wintersportorte außerhalb der Skisaison, wenig einladend wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Die hässlichen Zweckbauten und der merkwürdige eingetunnelte Bahnhof stehen in Kontrast zu der eindrucksvollen Berglandschaft. Verlassen und ungastfreundlich wirkt alles, nur wenige Gäste logieren hier noch.

    Dabei waren am Gepäckband am Flughafen von Kiruna die Wanderrucksäcke fast in der Überzahl. Nachdem ich mir mit meinen klobigen Wanderstiefeln in Arlanda zwischen all den Geschäftsreisenden doch etwas deplatziert vorkam, bin ich nun kein bunter Hund mehr. Doch die meisten Wanderer sind nach Nikkaluokta oder Abisko weiter gefahren. Meine Streckenwahl liegt etwas ab vom Schuss.

    Mein lang ersehnter Wanderurlaub wäre übrigens beinahe schon in Arlanda zu Ende gewesen, und zwar in dem Moment, als das Gepäckband im sich schnell leerenden Ankunftsbereich stehen blieb, ohne meinen Rucksack hervorgebracht zu haben. Der Schrecken hielt glücklicherweise nur wenige Stunden, bis mich der nette Flughafenmitarbeiter spät in der Nacht anrief – wohl wissend, dass ich noch keinen Schlaf gefunden hatte – um mir mitzuteilen, dass mein Rucksack aufgetaucht sei. So konnte ich nach einer Nacht im Jumbo-Hostel am Flughafen früh morgens meinen Anschlussflug nach Kiruna antreten, mein Gepäck unter meinen Füssen im Gepäckraum wissen.

    Jetzt will ich noch schnell (?) meinen Rucksack umpacken, eine wenig angenehme Tätigkeit, die ich in den nächsten Tagen oft tun werde, bevor ich ins Bett gehe. Gute Nacht!


    Stuor Kärpel, der 12. September 2009

    Das war heute der fast perfekte Start in meine Wandertour. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich morgens in Riksgränsen aufgebrochen. Glücklicherweise hatte ich bereits am Vorabend den Einstieg zum Rallarvägen gesucht, der von Riksgränsen aus trotz Beschilderung nicht so einfach zu finden ist. So konnte ich heute früh zügig aufbrechen.



    Die zwei Kilometer Rallarvägen nach Katterjåkk entpuppten sich als echte Überraschung. Der Weg ist nicht nur kulturhistorisch bedeutsam, sondern auch landschaftlich sehr ansprechend. Durch gelb leuchtenden Zwergbirkenwald mit traumhafter Aussicht auf die Seenlandschaft vorbei an einladenden Rastplätzen führte er – logischerweise – immer parallel zur Eisenbahnstrecke und unweit der Straße. Vor allem letzteres disqualifiziert den Weg dann leider doch für eine längere Tourenplanung.



    Katterjåkk, obgleich ebenfalls ein Wintersportort, wirkt wesentlich ansprechender als Riksgränsen. Hier verlasse ich den Rallarvägen und somit etappenweise auch die Zivilisation und wandere auf einer Schotterpiste stetig bergan. Trotz der Steigung kann ich mich gemütlich warmlaufen und vermeide so auch die üblichen Startschwierigkeiten, die oft durch ein zu schnelles Tempo am Anfang entstehen. Kurz vor einer Skihütte zweigt ein kleiner Pfad ab, der oberhalb des Katterjåkka Richtung Katterjaurestugan führt. Schade, dass die idyllisch am See gelegene Hütte privat und nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist.





    Wenigstens weist der See unzählige schöne Rast- und Zeltplätze auf, wo ich auch meine erste richtige Pause einlege. Die Stärkung war dringend notwendig, denn allmählich ändert der Weg seinen Charakter und wird zunehmend anspruchsvoller und anstrengender. Das die Abzweigung ins Dossagevaggé mit einem derart gepfefferten Aufstieg und Gekraxel im Fels versehen ist, war auf der Karte nicht zu erkennen. Das liegt vermutlich daran, dass nicht wirklich eine große Höhendifferenz überwunden werden muss. Der Abstieg auf der anderen Seite ist nicht minder schwierig.





    Plötzlich befinde ich mich in einer ganz anderen Landschaft wieder, in der statt den herbstlichen Farbtönen das Grau der Felsen und die Grün- und Türkistöne der Flechten überwiegen. Langsam verzieht sich auch die Sonne hinter den Wolken, doch der für nachmittags angesagte Regen bleibt aus. Es ist zudem ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit; nur der Gegenwind pfeift mir kalt um die Ohren.

    Kam ich zu Beginn des Tages noch sehr zügig voran, so zieht sich der Weg jetzt. Die Geröllfelder, die jetzt zunehmend das Fortkommen erschweren, kosten viel Zeit. Bald sehe ich ein, mein Tagesziel nicht mehr erreichen zu können. Eine Furt hält mich – wie gewohnt – viel zu lange auf. Der harmlos aussehende Gebirgsbach entpuppt sich als knietiefes Hindernis. So komme ich spät an der Rasthütte Stuor Kärpel an, die eigentlich für meine zweite Rast auserkoren war. Lange überlege ich, ob ich in oder bei der Hütte bleiben soll. Zum Nachtlager aufschlagen ist es noch etwas früh, doch bis Valfåjåkka schaffe ich es heute nicht mehr und ich befürchte, in der Gerölllandschaft auf dem Weg dorthin keinen geeigneten Zeltplatz mehr zu finden.





    Als aber die Sonne wieder hervorkommt, entschließe ich mich letztendlich dann doch zum Weiterlaufen. Nach nur knapp einem Kilometer stoße ich dann auf eine schöne Zeltstelle. Es sieht aus wie eine große Wiese, nur das Sumpfwollgras verrät mir die morastigen Stellen. Hier gibt es schöne, ebene Plätze unweit des Flusses und doch weit genug entfernt, um vom rauschenden Wasser nicht gestört zu werden. Der Boden ist weniger steinig als befürchtet und auch der Wind lässt nach. Es ist gut, dass ich das Zelt unter derart günstigen Umständen aufbauen kann, ich bin nämlich gehörig aus der Übung.



    Es ist so mild, dass ich vorm Zelt koche und esse. Nur, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, muss ich mir zumindest meine Fleece-Jacke überziehen. Jetzt liege ich in meinen viel zu warmen Schlafsack, während es allmählich dunkel und ich zu müde zum schreiben werde.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 23:07. Grund: Reisecharakter eingestellt
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    #2
    AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

    Dankeschön und bitte weitermachen - bin ein paar Wochen früher da rumgestapft. Toll die Landschaft mit richtigen Herbstfarben zu sehen.

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      #3
      AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

      Unbedingt weitermachen und wir haben auch nix gegen nachgetragene Reiseberichte

      Also immer her damit

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      • Mika Hautamaeki
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        #4
        AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

        Genau, bitte unbedingt weiterschreiben. Das laesst sich schon sehr gut an.
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • Johannes2801
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          #5
          AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

          Zitat von eimoti Beitrag anzeigen
          Unbedingt weitermachen und wir haben auch nix gegen nachgetragene Reiseberichte

          Also immer her damit
          Na, dann fange ich mal an, meine gesammelten Wandererlebnisse der letzten zehn Jahre nachzutragen. Habe nämlich kürzlich festgestellt, dass es jetzt zehn Jahre her ist, seit mich das Wanderfieber gepackt hat....

          Naja, aber dann doch lieder langsam. Erst einmal geht es weiter mit meiner Herbsttour letztes Jahr.


          Unna Allakas, den 13. September 2009


          Nachts wache ich mehrmals auf, weil mir zu warm ist. Erst, als ich den Schlafsack ein wenig öffne, wird es angenehmer. Der Regen prasselt auf das Zelt und als ich morgens aufwache, ist alles ein wenig feucht. Ob das nur vom Kondenswasser ist oder das Zelt doch etwas durchlässig ist?





          Die ersten Kilometer Richtung Pass sind physisch und psychisch sehr fordernd. Es ist eine unwirkliche Felswüste, durch die ich mich schleppe. Neben der Faszination für diese Landschaft stellt sich auch das Gefühl ein, gefangen und verlassen zu sein. Auf den rutschigen Felsen komme ich nur langsam vorwärts, zudem setzt feiner Sprühregen ein. Ich bin froh über meinen Zeltplatz der vergangenen Nacht. Gute Zeltplätze sind wie befürchtet rar hier oben. Überrascht bin ich, als ich zu Beginn der Seenlandschaft auf einem kleinen Felsplateau eine geeignete Stelle entdecke, eine kleine Oase inmitten der rauen Landschaft. Hier scheint auch kürzlich jemand sein Lager aufgeschlagen zu haben: mehrere große Steine zum Beschweren der Heringe bilden noch das typische Zeltmuster nach.



          Erst bei dem großen See auf 1016 Metern wird der Weg einfacher. Hier öffnet sich die Landschaft und bald taucht auch die nächste Seenkette in der Ferne auf. Zügig ist diese erreicht. Ich entscheide mich für die mittlere der drei möglichen Furten zum Queren. Während die obere Furt einen Umweg über mehrere Kilometer bedeutet, quert die untere Furt knapp oberhalb einer Stromschnelle. Die Strömung scheint dort recht stark, so dass ein Fehlschritt fatale Folgen haben kann. Nicht umsonst ist diese Furt gar nicht offiziell auf der Karte eingezeichnet. An der mittleren Furt sind deutlich Wegmarkierungen am anderen Ufer zu erkennen. Ziemlich weit unterhalb des Überlaufs vom oberen in den mittleren See an einer ziemlich breiten Stelle finde ich eine gute Stelle. Dort weitet sich die kleine Verbindung schon fast wieder zu einem See. Kaum bis zu den Waden reicht das Wasser.





          Irgendwo hatte ich gelesen, als vierte Alternative könne man auch erst unterhalb der Rasthütte Valfojåkka den Fluss durchqueren. Davon würde ich stark abraten, dass Nordufer des Valfojaure ist recht steil und augenscheinlich ansprechend sieht diese Furt auch nicht aus.



          In der Rasthütte lege ich meine Mittagspause ein. Ein Eintrag im Gästebuch verrät mir, heute war schon jemand vor mir hier. Ich bin also nicht allein unterwegs.



          Bei weiter wechselhaftem Wetter ziehe ich bald weiter. Die Landschaft ändert ihren Charakter, sie weitetet sich und gibt atemberaubende Fernsichten frei (die garantiert auf den Photos weitaus weniger atemberaubend aussehen werden). Auch der Weg ist weniger felsig, dafür streckenweise sumpfig und sehr feucht.
          Etwas überrascht bin ich vom Anstieg auf den Sjangeli-Pass. Ich hatte irgendwie erwartet, jetzt nach Unna Allakas immer bergab laufen zu können. Da hätte ich heute früh wohl die Karte noch einmal gründlich lesen sollen. Da ich keine Ahnung habe, wie viel Uhr es ist (mein Mobiltelefon hat die Uhrzeit „vergessen“, das kommt leider gelegentlich vor), verzichte ich auf einen Abstecher zur Kupferhütte am Sjangelijaure. Stattdessen wandere ich schnurstracks hinab in ein immer stärker herbstlich leuchtendes Tal bis zum Ruovssokjohka.

          Da ich zum Furten hier die Schuhe wechseln müsste, worauf ich keine Lust habe, und mich direkt neben dem Wasserlauf ein schöner Zeltplatz anlacht, beschließe ich schnell, hier mein Nachtlager aufzuschlagen. Morgen früh werde ich mich sicherlich darüber ärgern, zudem die höchste Passüberquerung der Tour ansteht. Dafür werde ich mich dann mit der Sauna in den Alesjaurestugor belohnen.

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          • Johannes2801
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            • 16.06.2004
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

            So wird das nie etwas mit den nachgeholten Reiseberichten aus zehn Jahren auf Tour. Und während ich gedanklich eher bei meiner Sarektour von vergangenem August oder bei der Planung meiner Vogesentour im kommenden Mai bin, will ich doch diesen Bericht aus der Versenkung im Forum hervorholen und zu Ende schreiben. Vielleicht findet sich ja noch der ein oder andere interessierte Leser.

            Alesjaurestugorna, den 14. September 2009

            Wieder eine Nacht mit Unterbrechungen. Diesmal war es aber nicht das milde Wetter, das mich nachts aus dem Schlaf riss – ich hatte vorsorglich den Schlafsack halb offen gelassen – sondern der Sturm, der ordentlich an meinem Zelt rüttelte. Dazu kamen kräftige Schauer, die auf das Zeltdach prasselten. Übrigens war es anscheint nicht der Regen, der vergangene Nacht für ein feuchtes Zeltklima gesorgt hatte, sondern wirklich die kondensierende Atemluft. Ich hatte mich kaum hingelegt, als sich schon wieder eine feuchte Schicht über den Schlafsack zog. So extrem hatte ich das von meinen letzten Touren nicht in Erinnerung.

            Die Furt zum Tagesauftakt war einfach, mit einem besseren Gleichgewichtssinn hätte ich das auch in meinen Wanderschuhen geschafft. Nach wenigen hundert Metern bei der nächsten Furt gibt es ebenfalls einen schönen Zeltplatz.



            Die kurze Strecke bis zu den STF-Hütten Unna Allakas ist ein echtes Highlight mit herbstlich leuchtendem Farbspektakel. Dazu die Aussicht auf die imposanten Gipfel auf norwegischer Seite. Die Farben in den Tälern sind oft wesentlich intensiver als auf dem Kalfjäll. Vor den idyllisch gelegenen Hütten treffe ich seit zwei Tagen die ersten Menschen. Obwohl die Hütten eigentlich schon geschlossen sind, haben sich hier einige Wanderer einquartiert. Ich erlaube mir zumindest, das Plumpsklo in Beschlag zu nehmen. Welch ein Luxus, fehlt nur noch die Tageszeitung als Lektüre.



            Der Aufstieg hinter der Hütte hat es ordentlich in sich. Ich gehe ihn ruhig an und lasse den Blick immer wieder über die eindrucksvolle Landschaft schweifen. Ist erst einmal der Höhenzug Unna Allagas erreicht, wird das Laufen wieder einfacher. Der Pfad am Stuoar Allagas entlang wird zunehmend schlechter und undeutlicher, oft glaube ich schon, ihn verloren zu haben, bevor ich zaghafte Spuren wieder finde. Viel zu lange schon scheint mir der Weg an dem Berghang entlang gen Osten zu ziehen. Ich warte vergeblich auf die Stelle, an der er nach Südosten abknickt. Oben angekommen verlieren sich die Spuren schließlich vollständig. Meine Suche nach einem Pfad bleibt leider erfolglos – sollte es hier nicht sogar eine Wintermarkierung geben? Mit Karte und Kompass suche ich mir meinen Weg Richtung Pass. Zumindest bricht die Sonne durch die Wolken und macht die Pfadsuche angenehmer. Erst, also ich schon gar nicht mehr damit rechne, stoße ich auf die Wintermarkierung, und bevor ich den Gedanken überhaupt richtig zu Ende denken kann, sehe ich den mehr als deutlichen Trampelpfad.

            Bei den Seen unterhalb des endgültigen Passaufstieges lege ich meine längst überfällige Lunchpause ein. Leider verzieht sich die Sonne pünktlich zur Pause wieder und ein eiskalter Wind frischt auf. An den Seen zeigt sich auch mal wieder, dass die breiteren Watstellen oft die einfacheren sind.



            Die etwa zweihundert Meter Aufstieg zum Pass haben es ordentlich in sich, sind aber dennoch schnell bewältigt. Hier oben ist es seltsam windstill und warm. Erst, als ich wieder Richtung Alesjaure hinabsteige, frischt ein alter Wind auf, und als ich die Hütten erreiche, bläst mir ein ordentlicher Sturm um die Ohren.



            Sofort bin ich wieder von der Atmosphäre und Gemütlichkeit der Berghütte fasziniert. Meine Versuche, den Ofen in meinem Zimmer einzuheizen, bleiben leider erfolglos. Wenigstens habe ich mit dem Ofen im Gemeinschaftsraum mehr Erfolg. Schnell wasche ich noch ein paar Klamotten mit der Hand, um den Gestank der letzten Tage zu vertreiben, bevor mir die Hüttenwirtin durchgibt: die Sauna ist warm.



            Die Gemütlichkeit der holzgeheizten Sauna vor dieser atemberaubenden Kulisse stand im Mittelpunkt meiner Tourenplanung. In zwei Tagen steht sie wieder auf dem Programm, wenn ich in Sälka übernachten werde. Es ist schön, sich den Gestank der letzten Tage vom Körper waschen und schwitzen zu können. Leider ist der Weg zum Fluss etwas zu lang, so dass ich schon halb ausgekühlt unten ankomme. Beim zweiten und dritten Saunagang verzichte ich dann ganz auf das kalte Bad, ein Eimer kaltes Wasser tut’s auch. Und plötzlich steht Aulikki in der Sauna. Ich überlege noch, ob ich meine Zeit überzogen habe, doch die Finnin scheint mit der eher kontinentaleuropäischen Sitte der gemischten Sauna anders als viele andere Nordeuropäer keine Probleme zu haben.

            Sie ist der einzige andere Übernachtungsgast in der großen Hütte, der Schwede mit seinem Hund ist in einer separaten Hütte untergebracht. Gerade jetzt, da ich die letzten Sätze schreibe, hat sie sich verabschiedet und auch für mich wird es Zeit ins Bett zu gehen. Es ist ungewöhnlich spät geworden. In Hütten bleibt man immer etwas länger wach als im Zelt.

            Nachtrag: Der nächtliche Gang aufs Klo wird durch den Genuss von Nordlichtern versüßt; ganz schwach nur, eher wie ein blasses grünes Schimmern, dafür aber den halben Nachthimmel bedeckend. Zusammen mit dem vereinzelten dunklen Wolken und den leuchtenden Sternen ergibt sich ein besonders schönes Bild.
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            • Fjaellraev
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              #7
              AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

              Danke fürs weiterschreiben, bei Berichten aus der Ecke gibt es immer interessierte Leser
              Diesen Herbst waren die Watstellen auf der Strecke, etwa um die gleiche Zeit, nicht der Rede wert. OK die Lundhags vertragen einen etwas höheren Wasserstand, aber ich musste nirgends mit einem Wassereinbruch über den Schaftrand rechnen.

              Gruss
              Henning
              Es gibt kein schlechtes Wetter,
              nur unpassende Kleidung.

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              • Johannes2801
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                #8
                AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                Diesen Herbst waren die Watstellen auf der Strecke, etwa um die gleiche Zeit, nicht der Rede wert. OK die Lundhags vertragen einen etwas höheren Wasserstand, aber ich musste nirgends mit einem Wassereinbruch über den Schaftrand rechnen.
                Wirklich schwierig war auf der Tour keine Watstelle. Aber ich habe einen schlechten Gleichgewichtssinn, so dass ich lieber einfach durch die Bäche durchlaufe, als über die Steine zu hüpfen. Nasse Schuhe sind halt kein Vergnügen.

                Ich war dieses Jahr im Sarek mit einem Freund unterwegs, der ist mit seinen Lundhags auch durch viele Wasserläufe einfach durch, bei denen ich schon die Schuhe gewechselt habe. Naja, meine Hanwag fallen auch bald auseinander, mal sehen, wer ihre Nachfolge antreten darf.

                Die Fortsetzung meines Berichtes folgt später noch.
                Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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                  #9
                  AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                  Vistasvagge, den 15. September 2009





                  Tageshöchsttemperaturen bis 17°C, mit dieser Wettervorhersage verabschiedet uns die Hüttenwirtin am Morgen. Was für ein seltsamer Herbst! Allerdings bläst der Wind wesentlich kälter, so dass ich mich heute alle zehn Minuten umziehen könnte je nachdem, ob ich gerade im Windschatten eines Hügels laufe oder ob mir der Wind eiskalt um die Ohren fegt.





                  An der Brücke über die imposante Schlucht am Moarhmmájohka mache ich eine kurze Rast. Dann beginnt mein Spiel des Tages: schöne Zeltplätze zählen. Vor allem hier im mittleren Abschnitt meiner Tagesetappe säumen unzählige meinen Weg. Allmählich lasse ich das Kalfjäll hinter mir und tauche ein in den noch recht lichten Bergwald. Der anfangs unscheinbare und kleine Bach entwickelt sich mehr und mehr zu dem breiten Fluss Visttasjohka. Der Abschnitt ist ein echtes Highlight meiner Tour, ein wenig erinnert mich die Landschaft an Rapadalen.







                  Weiter unten im Tal verändert sich der Charakter der Landschaft weiter, der Wald wird dichter und der Pfad über Match, Sumpf und Steine ist recht anstrengend zu laufen. Geeignete Zeltplätze sind hier rar, so dass ich froh bin, bald die Vistasstugan zu erreichen. Hier treffe ich einen anderen Solowanderer aus den Niederlanden, der morgen die gleiche Tagesetappe vor sich hat.












                  Eine rostrote Brücke überspannt den Fluss. Hier im lichteren Wald am anderen Ufer schlage ich mein Zelt auf und genieße ein paar abendlichen Sonnenstunden. Auf dem Weg zum Plumpsklo der Hütte entdecke ich plötzlich einen Elch im Dickicht direkt hinter der Hütte. Ich ärgere mich, dass mein Fotoapparat im Zelt liegt, und beschließe, später noch auf Fotosafari zu gehen. Tatsächlich steht der Elch noch da, als ich mein Bedürfnis erledigt habe. Und nicht nur dass: er sieht mich und kommt mit bestimmten Schritten auf mich zu. Etwas mulmig ist mir dann doch und als er schließlich immer entschiedener auf mich zuspringt, bin ich dankbar für den Holzstapel, hinter dem ich Schutz suchen kann. Der will sicherlich nur spielen, denke ich, aber ich will mich ungern mit dem 800kg schweren Ungetüm einlassen. Der Niederländer, der von der Tür der Hütte aus das Spiel beobachtet, lenkt den Elch hab, so dass ich meine Deckung verlassen kann. Das Tier verliert zum Glück bald das Interesse an mir – glaube ich zumindest.





                  Später im Zelt, es raschelt verdächtig in den Büschen. Und tatsächlich steht das Tier gemütlich kauend direkt neben meinem Zelt. Habe ich einen neuen Freund gefunden? Ich entschließe mich dann doch, diese Freundschaft auszuschlagen und ziehe eine entspannte Nacht in der Hütte vor.


                  Sälka, den 16. September 2009

                  Es war ein seltsames Gefühl, die Sälkastugorna in der Ferne auftauchen zu sehen. Nach fast genau fünf Jahren kehre ich an einen meiner liebsten Plätze im schwedischen Fjäll zurück. Eigentlich habe ich die Tour nur geplant, um diese Hütte wieder besuchen zu können. Oder genau genommen, die Sauna der Hütte! Eigentlich wollte ich hier sogar zwei Nächte bleiben, aber den Reservetag habe ich gleich zu Beginn der Tour verbraucht. Jetzt sitze ich entspannt von der Sauna beim Kerzenlicht und lasse den Tag Revue passieren.

                  Früh bin ich in Vistas aufgebrochen. Der Elch hat mich noch interessiert beim Zeltabbau beobachtet. Auch wenn meine Vorsicht vielleicht etwas übertrieben war, bin ich mir sicher, im Zelt hätte ich nicht so ruhig geschlafen.

                  Von wegen unmarkierter Pfad: Der Weg ins Stuoar Reaiddávággi ist deutlich markiert und leichter zu laufen als die der letzten Tage. Nur die letzten zwei Kilometer vor der Nallostuga ziehen sich doch etwas anstrengend dahin. Dazu trägt sicherlich auch das nasskalte Wetter bei. Doch trotz abwechselnd Schnee, Regen und Hagel bei ständigem Gegenwind ist das bisher einer der schönsten Tage der Tour. Vor allem der markante Gipfel des Nállu fasziniert.









                  Nach der Lunchpause in der Nallostuga fällt es mir doch etwas schwer, wieder aufzubrechen. Der Niederländer, der mich kurz vor der Hütte eingeholt hat, will hier die Nacht verbringen und heizt gerade den Ofen ein, während draußen das Schneetreiben immer dichter wird. Also Augen zu und aufgebrochen. Glücklicherweise laufe ich mich schnell wieder warm und komme auch zügig voran.



                  Die teilweise sehr fantasievollen Steinhaufen als Wegmarkierung hat angeblich mal eine Pfadfindergruppe gebaut, habe ich in einer Zeitschrift in der Hütte gelesen. Doch dort, wo ich die Wegmarkierung gebrauchen könnte, lässt sie mich im Stich. Unterhalb des Sees Reaiddájávri bin ich mir unschlüssig, welches Ufer ich wählen soll. Zwar zeigt eine Markierung eine Furt durch den Ablauf des Sees an und die Karte schlägt die Ostseite des Sees vor. Hier zweigt aber auch der Pfad ins Unna Reaiddávággi ab und es scheint einen deutlichen Pfad auf der Westseite des Sees zu geben.



                  Da ich keine Lust zu waten habe, entscheide ich mich für letztere Alternative, auch wenn der Pfad sich nach wenigen Metern im Nichts auflöst. Doch auch querfeldein komme ich recht zügig voran und erreiche bald das andere Ende des Sees. Hier überlege ich kurz, wie ich fortsetzen soll. Soll ich den Pfad auf der anderen Talseite wieder suchen? Allerdings sind auf der Karte dort auch einige Bäche eingezeichnet, die es zu durchwarten gilt. Vor allem der Abfluss des Reaiddá-Gletschers könnte etwas breiter sein, glaube ich.

                  Trotzdem entschließe ich mich, es zu versuchen, und werde prompt mit einem recht gut markiertem Pfad belohnt. Auch die Geröllfelder und die typisch weit gefächerten Bachläufe stellen keine großen Hindernisse da. Etwas überrascht bin ich dann doch, dass keine nennenswerte Furt mehr zu queren ist. Im Frühsommer nach der Schneeschmelze sieht das hier bestimmt ganz anders aus. Doch jetzt komme ich zügig voran und entdeckte viel schneller als erwartet die Sälkastugor unten im Tal.




                  Singistugorna, den 17. September 2009

                  Irgendwie ist die Luft raus. Jetzt, da ich die Chance hätte, meinen neuen Schlafsack in passenden Temperaturen richtig zu testen, übernachte ich wieder in einer Hütte. Mal sehen, ob ich mich morgen doch noch mal zu einer letzten Nacht im Zelt durchringen kann.

                  Schon heute Nacht kamen Zweifel auf, ob eine Nacht im Zelt wirklich so eine gute Idee sei. Kräfte Windböen rüttelten an der Hütte in Sälka, genau wie vor fünf Jahren, und rissen mich wiederholt aus dem Schlaf. Als ich morgens aufwache, ist die Landschaft komplett in Weiß gehüllt. Auch bei meinem Aufbruch schneit es noch kräftig bei starkem Wind und Sicht von unter hundert Metern. Die Berge verschwinden hinter einer Nebelwand. Wenigstens habe ich Rückenwind, so dass mir der Schnee nichts in Gesicht peitscht.



                  Zügig komme ich voran. Als ich die Rasthütte Kuoperjåkka erreiche, klart es sogar ein wenig auf. An der Abzweigung in Richtung Kebnekaise fjällstation komme ich ins Grübeln, ob ich mir bei einem der Seen einen Zeltplatz suchen soll. Doch zu sehr hatte ich mich bereits auf eine weitere Nacht in einer Hütte eingestellt, so dass ich in Richtung Singi fortfahre. Früh erreiche ich die Hütten und mache es mir gemütlich. Dabei wird das Wetter für den Rest des Tages sogar recht freundlich und auch der Wind lässt nach. Im Zelt wäre es sicherlich jetzt nicht ungemütlich, aber bei Kerzenlicht und prasselndem Feuer im Ofen in der Hütte zu sitzen und zu lesen hat auch seine Vorteile. Ich hoffe nur, der Ofen im Schlafraum kühlt bald ab, ich habe es beim Einheizen etwas zu gut gemeint. Sonst wird es eine sehr warme Nacht.





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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                    War das dieser Elch an der Vistasstugan?

                    Das war am 19.09.2009 in der Nähe der Hütte...

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                    • Johannes2801
                      Erfahren
                      • 16.06.2004
                      • 259
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                      Machen wir jetzt eine Tätergegenüberstellung?

                      Kann schon sein, zumindest hatte das Tier kein Geweih, soweit erinnere ich mich. Hat er (oder sie) sich Dir gegenüber auch zudringlich gezeigt?
                      Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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                      • Kris
                        Alter Hase
                        • 07.02.2007
                        • 2810
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                        Nette Ecke. OT: Sind die Fotos gescannte Dias?
                        „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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                        • Gast-Avatar

                          #13
                          AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                          Hat er (oder sie) sich Dir gegenüber auch zudringlich gezeigt?
                          Eine 3 jährige Sie.
                          Sie war nicht zudringlich, aber auch nicht sonderlich scheu, d.h. hatte nicht wirklich Angst. Eher so wie- "Was willst Du Kleiner?".
                          Es gibt scheinbar Tiere die spüren dass man kein Jäger ist
                          Und man muss nachts im Zelt keine Angst haben dass ein wildes Tier darübertrampelt.
                          Hab mal im Akto geschlafen, und ein paar Meter danaben eine Elchkuh mit 2 Jungen.
                          Die haben neugierig ins Zelt geschaut, aber mehr nicht.

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                          • Rhodan76

                            Alter Hase
                            • 18.04.2009
                            • 3037
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                            Einfach tolle Fotos. Die Gegend in der Jahreszeit...sehr schön. Die Route durch's Vistas und hoch nach Nallo ist wirklich ein Highlight. Danke für den Bericht!

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                            • Lightfoot
                              Dauerbesucher
                              • 03.03.2004
                              • 791

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                              Wunderschön, die Gegend, danke für den Bericht. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, da im Herbst hinzukommen.

                              Vor größeren Tieren muß man wohl wirklich nicht so viel Angst haben (außer sie sind Bären und weiß). War kürzlich in Schottland in der Hirschbrunft, überall röhrte es und nachts trappelten sie oft in der Nähe herum. Bißchen unheimlich war das schon. Als ich neben einer Bothy zeltete, erzählte mir morgens ein Schotte, der darin übernachtet hatte, in der Nacht hätten Hirsche vor der Eingangstür ein Treffen veranstaltet und Mordslärm gemacht. 20 Meter weiter im Zelt von der Bothy entfernt habe ich leider alles verschlafen.

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                              • Johannes2801
                                Erfahren
                                • 16.06.2004
                                • 259
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                                Zu unangenehmen Tierbegegnungen habe ich hier mal ein Thema aufgemacht. Das Problem ist nur: wenn meine Katze schnurrt oder faucht, weiß ich, was sie mir sagen will. Die Sprache des Elchs spreche ich nicht. Ich weiß also nicht, ob er nur spielen will oder in mir gerade einen Konkurrenten sieht, der ihm sein Territorium streitig machen will. Und selbst bei der der-will-nur-spielen-Variante bin ich lieber vorsichtig: Wer weiß, wie das Spiel mit einem 800kg schweren Elch für mich ausgeht.

                                Zitat von Kris Beitrag anzeigen
                                Nette Ecke. OT: Sind die Fotos gescannte Dias?
                                Nein, keine Dias. Gescannte analoge Bilder. Bei den Farben könnte man aber teilweise wirklich glauben, es seien Dias.

                                Die Fortsetzung des Berichtes folgt wahrscheinlich noch nachher.
                                Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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                                • Johannes2801
                                  Erfahren
                                  • 16.06.2004
                                  • 259
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                                  #17
                                  AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                                  Kebnekaise fjällstation, den 18. September 2009

                                  Die Bergstation Kebnekaise ist ein kleiner Kulturschock. Nach der persönlichen und gemütlichen Atmosphäre in den Hütten nun dieser touristische Massenbetrieb. Ich war ganz erstaunt von der Betriebsamkeit, mit so vielen Menschen hatte ich nicht gerechnet. Dazu der Helikopter, der regelmäßig hinter der Station landet. Für viele Gäste scheint die Station der weiteste Außenposten im schwedischen Fjäll zu sein, den sie erreichen. Das erinnert mich stark an mein Erlebnis in Saltoluokta vor fünf Jahren, nur das die Bergstation wesentlich mehr Charme hat als diese hier am Fuße von Schwedens höchstem Berg. Die Lage ist wahrscheinlich auch die Erklärung für den Trubel, der Fluch der höchsten Berge hat wieder zugeschlagen.

                                  Der heutige Weg scheint sehr schön zu sein, soweit ich es beurteilen kann. Denn die Wolken hängen sehr tief und verbergen den Blick auf die umliegenden Berge. Zudem setzt um die Mittagszeit kräftiger Schneefall ein. Recht lustlos laufe ich auf mein heutiges Tagesziel zu, dass recht plötzlich hinter einem Hügel auftaucht. Nur der Radiomast ist schon von weitem zu sehen. Auch für morgen ist keine Wetterbesserung angesagt, so dass ich dieses berühmte Panorama wohl weiterhin nur von Fotos kennen werde.









                                  Abends treffe ich Tony wieder, den ich bereits in Singo getroffen hatte. Er hat sich am Jojoleden probiert, musste aber aufgrund des Wetters abbrechen. Und auch Aulikki taucht wieder auf und überredet mich zu einer gemeinsamen Flasche Rotwein.


                                  Nikkaluokta, den 19. September 2009

                                  Der Tag beginnt etwas besser als der gestrige. Teilweise taucht sogar das markante Profil des Duolbagorni aus den Wolken auf. Immer wieder bleibe ich stehen und drehe mich um, um zu prüfen, wie sich die Aussicht verändert hat. Heute habe ich das spannendere Szenario eigentlich eher im Rücken.



                                  Komischerweise verliere ich auf den ersten Metern ab der Fjällstation zuerst einmal den Weg. Dabei hatte ich hier eine breite, unverfehlbare Bergautobahn erwartet. Vielleicht laufe ich auch einfach viel zu gedankenlos los und folge kleinen, unbedeutenden Trampelpfaden. Am Darfáljóhka muss ich wieder ein ganzes Stück flussaufwärts gehen, um zur Brücke zu gelangen. Nun verschluckt mich der Bergwald und ich lasse das Kalfjäll endgültig hinter mir. Doch der Weg hat durchaus seinen Reiz, auch wenn der ausgetretene Pfad streckenweise über einige Stolpersteine führt und nicht immer so angenehm zu laufen ist.









                                  Am Láddjujávri wartet gerade das Boot, doch ich entschließe mich, weiter dem Pfad zu folgen. Hier wird das Laufen auch wieder einfacher. Schnell komme ich vorwärts und erreiche die kleine Siedlung Ladtjoluspekåtan. Hier mache ich eine kleine Pause mit frisch gebackenen Zimtschnecken. Eigentlich ein perfektes Ausflugsziel für eine kleine Tagestour ab Nikkaluokta, denke ich mir. Doch leider verliert der Pfad bald seinen letzten Reiz und trottet ziemlich öde durch langweiligen Wald. So bin ich froh, also ich in Nikkaluokta ankomme und meine Hütte in Beschlag nehmen kann. Für morgen Vormittag habe ich noch einen kleinen Ausflug geplant, bevor mich der Bus zurück nach Kiruna bringen wird.


                                  Nachtrag vom 20. September 2009

                                  An dem Tag habe ich kein Tourtagebuch mehr geführt. Aber folgendes Foto von meinem kleinen Tagesausflug will ich Euch nicht vorenthalten.


                                  Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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                                  • Bergradler
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                                    #18
                                    AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                                    super Bericht, schöne Bilder.
                                    Hast mir damit gerade nen freien Block in der Uni versüßt

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                                    • Mika Hautamaeki
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                                      #19
                                      AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                                      Juhu, endlich die langersehnte Fortsetzung. DANKE!
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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                                        • 20.11.2005
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                                        #20
                                        AW: [SE] Herbst-Solotour im Kebnekaisefjäll

                                        Danke für den schönen Bericht. Einige Teile der Strecke kenne ich selbst aus dem einen oder anderen Sommer und so manche Anmerkungen erinnerten mich an meine eigenen Wanderungen dort.

                                        Sieht im Herbst auch alles sehr schön aus.
                                        Kilpailu ei kuulu erämaahan
                                        ***********************
                                        Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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