[NO] Sørøya på langs 2025

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  • Goldi

    Erfahren
    • 11.09.2022
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    • Meine Reisen

    #81
    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    Darum mache ich die Türen nie zu, wenn ich mal kurz und "ohne alles" rausgehe, sondern lege noch etwas dazwischen.
    Genauso werde ich es ab jetzt auch machen. Immer. Ich schwöre.

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    • Goldi

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      • 11.09.2022
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      #82


      Tag 8 (4. September 2025): Ehrenrunde durch Nord-Sørøya


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Name: Track Tag 08.jpg
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ID: 3355983

      Die Kurzfassung
      Strecke: 14,6km; 750hm
      Wetter: Sonnig
      Getroffene Personen: ein netter Quadfahrer und A., ein ebenfalls netter Blaubeersammler

      Der letzte Tag, leider. Aber dafür wird es ein sehr schöner. Ich hatte auch diese Hütte für mich allein und habe mich gestern hemmungslos ausgebreitet und sogar das Zelt zum Trocknen aufgehängt. Jetzt frühstücke ich gemütlich und lege mein Tagesprogramm fest. Erstmal an die Westküste, dann quer rüber zur Ostküste und dann nach Akkarfjord, schon mal den Fähranleger auskundschaften, damit ich morgen ohne Probleme die 11:15-Fähre finde. Für die Nacht möchte ich mir einen Zeltplatz in der Nähe des Ortes suchen. Wenn ich gar nichts finde, so denke ich, kann ich ja immer noch die paar Kilometer zu dieser Hütte zurückgehen. Eigentlich soll man ja nur eine Nacht in der Hütte bleiben. Aber ich glaube nicht, dass ausgerechnet heute auf Sørøya der Massenwandertourismus ausbricht und ich jemandem den Schlafplatz wegnehme.

      Dann räume ich auf, kehre die Asche aus dem Kamin, fege die Hütte durch und breche auf. In die Tür lege ich ein Holzstück und rücke die Hackklötze davor, damit sie zu bleibt. Um 8:00 Uhr breche ich bei strahlendem Sonnenschein auf.

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Name: 20250904_075806 Morgens vor der Hütte.jpg
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      Strahlender Morgen vor der Hütte.

      Zunächst geht es nach Nordwesten. Ich verlasse den Fahrweg und gehe einfach drauf los. Mittlerweile kenne ich die Gegend hier ja ganz gut.

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Name: 20250904_082908 nach Norden durchs Hügelland.jpg
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      Blick nach Norden mit Kjøttvikvarden ganz in der Ferne.

      Ich gehe zur Landspitze Vassviknæringen. So spitz, wie sie auf der Karte aussieht, ist sie gar nicht. Aber es ist eine tolle Steilküste.

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Name: 20250904_091440 Klippe mit Grasvordergrund.jpg
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      Steilküste Vassviknæringen auf der Westseite

      Das Gras leuchtet in der Morgensonne, während die Felswand zum Wasser noch im Schatten liegt. Ein sehr schöner Anblick.

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Name: 20250904_092702 ich vor Klippe.jpg
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      Hier könnte ich ewig stehen und schauen.

      Es ist 9:30 Uhr und damit genau die richtige Zeit für eine Frühstückspause. Ich suche mir ein schönes Plätzchen mit Blick auf die nächste Bucht.

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      Frühstückspause oberhalb der Vassvika-Bucht

      Ich esse mein letztes Trockenobst und den vorletzten Lion-Schokoriegel und genieße die Aussicht. Das weite Meer, die sanften Grashügel, die Felsen, die die Sonne so scharf abbildet, einfach unbeschreiblich. Ich versuche, den Anblick so gut wie möglich zu verinnerlichen, damit ich zuhause noch lange davon zehren kann.

      Dann wende ich mich nach Osten. Schließlich gibt es da auch noch eine Küste zu bewundern. Ich lasse mir beim Durchqueren der Insel Zeit, denn es ist mein letzter Tag in dieser tollen Landschaft. Und ich will sie in vollen Zügen genießen.

      Es geht über lustige Knubbel. Ich mache große Schritte von einem zum nächsten. In den Furchen dazwischen sitzen Schneehühner, die ein paar mal im letzten Moment vor mir auffliegen.

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      Im Tal des Sees Klipavannene finde ich die Schutzhütte, die das norwegische Paar vorgestern beschrieben hatte. Man kann die Vorderseite mit zwei großen Türen komplett öffnen und hat einen schönen Panoramablick auf das Tal. Es gibt auch eine Feuerstelle davor, aber Brennholz muss man sich mitbringen.

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Name: 20250904_102618 Schutzhütte.jpg
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      Es macht wirklich Spaß, durch dieses hügelige Gelände zu streifen. Die Sonne steht auch jetzt, am späten Vormittag, tief und die Felsen werfen lange Schatten. Alles wirkt sehr plastisch.

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Name: 20250904_110053 Felsen Schatten Wiese.jpg
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      Blick zurück auf dem Weg von der Westküste zur Ostküste

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      Die Sonne scheint durch das hohe Gras und lässt es gelbgrün aufleuchten.

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Name: 20250904_110549 Felsen gelbe Bodendecker.jpg
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      Die Bodendecker leuchten noch gelber

      Ich laufe über den Trollbuktfjellet, obwohl kein wirklicher Berg zu erkennen ist. Auch die Landspitze Stauren, die nach Nordosten ragt, ist noch nicht zu sehen.

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      In diese Richtung muss die Landspitze Stauren liegen.

      Ich gehe weiter und schaue erstmal in ein Tal mit See, durch das ich ab- und wieder aufsteigen muss.


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      Zwischen mir und der Landspitze liegt das Klipadalen mit dem Klipavannet.

      Nachdem ich aus dem Tal aufgestiegen bin, gehe ich über eine steinige Ebene. Die Spitze ist immer noch nicht zu sehen.

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      Dann endlich sehe ich sie:

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      Stauren, genau 204m über dem Meer

      Das ist mal eine coole Landspitze. Am Ende ist sie ganz schön schmal. Ich lassen den Rucksack vorher an der Südseite zurück, denn da will ich gleich Mittagspause machen. Die Spitze selbst ist mir etwas zu ausgesetzt, um entspannt Pause zu machen.

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      Die Spitze ist nur zwei Armlängen breit.

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Name: 20250904_120911 von der Spizte geradeaus.jpg
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      Unterhalb der Spitze ragen Felsen vor.

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Name: 20250904_120833 von der Spitze nach links.jpg
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      Der Blick nach links zeigt die Erhebung Kjøttvikvarden und rechts dahinter den Landausläufer Tarhalsen.

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Name: 20250904_120717 von der Spitze nach rechts.jpg
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ID: 3356001
      Der Blick nach rechts zeigt das andere Ende der Trollbukta und am Horizont die Nordseite von Kvaløya, die Insel, auf der Hammerfest liegt.

      Da es kurz nach 12:00 Uhr ist, suche ich mir an der Südseite der Landzunge eine Geländestufe als Sitzbank und mache Mittagspause.

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Name: 20250904_122209 ich bei Mittagspause.jpg
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ID: 3356002
      Mittagspause oberhalb der Trollbukta

      Für das Bild brauche ich wieder etliche Anläufe, bis alles so angeordnet ist, wie ich es will und auch die Belichtung trotz des Gegenlichts stimmt.

      Ich schwelge in der Aussicht, während ich meine letzte Mittagsration esse. Das REWE Kartoffelbrot hat gut durchgehalten und auch die letzten Scheiben sind kaum zerbröselt. Ich bleibe fast eine Stunde sitzen.

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      Die Trollbukta ist aber auch ein zu schöner Anblick.

      Dann reiße ich mich endlich los und marschiere nach Süden. Es geht durch sumpfiges Gelände und dann vom Plateau herunter in ein Tal mit kleinen Seen und abermals sumpfigen Stellen. Kurz bevor ich auf die Schotterstraße nach Akkarfjord stoße, begegnen mir drei alte Bekannte:

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Name: 20250904_135819 drei Schafe stehen.jpg
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ID: 3356004

      Ich bleibe stehen, schaue die Schafe an. Sie bleiben ebenfalls stehen, schauen mich an und machen keine Anstalten zurückzuweichen. Keiner bewegt sich. Showdown-Atmosphäre liegt in der Luft. Irgendetwas muss jetzt passieren.

      Dann setzten sich die Schafe in Bewegung… auf mich zu! Dabei lassen sie mich keine Sekunde aus den Augen.

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Name: 20250904_135828 drei Schafe kommen.jpg
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ID: 3356005

      Sie stolzieren der Reihe nach an mir vorbei und ziehen ihres Weges, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich bleibe zurück und schaue ihnen ratlos nach. War das eine Drohgebärde, um mir klar zu machen, wer hier das Sagen hat, oder die Aufforderung, ihnen zu folgen und Ehrenmitglied in ihrer dreier-Herde zu werden?

      Wie auch immer. Ich gehe weiter, bis ich auf die Straße treffe. In die eine Richtung liegt die Gamvikvannethytta, von der ich heute Morgen aufgebrochen bin. Die andere führt nach Akkarfjord und dorthin wende ich mich. Viel los ist nicht und ich habe die Schotterpiste für mich alleine. Nach einer Weile höre ich hinter mir ein Brummen und ein junger Mann auf einem Quad kommt angefahren. Ich mache Platz und er hält neben mir, grüßt, steigt ab und öffnet seine Kofferraum-Box. Er holt ein rosafarbenes, mützenartiges Stirnband heraus und fragt, ob ich es verloren hätte. Er habe es unterwegs gefunden. Ich verneine und bedanke mich für die Nachfrage. Wir unterhalten uns ein wenig. Er arbeitet bei der Lachsfarm. Eine Woche arbeiten in Akkarfjord, eine Woche auf dem Festland. Er fährt zwar offenbar zum Spaß mit dem Quad herum, aber ihm ist anzumerken, dass er das Leben auf Sørøya nicht sonderlich attraktiv findet. Er bietet mir an, bei ihm aufzusitzen und mitzufahren, aber lehne dankend ab. Ich will mich ja noch nach Zeltplätzen in Ortsnähe umschauen. So fährt er weiter. Ich wundere mich erst, warum er so langsam anfährt, aber dann wird mir klar, dass er vermeiden will, dass ich von hochspritzenden Steinen getroffen werde. Echt nett.

      Ich gehe weiter und sehe neben der Straße einen älteren Mann, der durch die niedrigen Büsche auf mich zu kommt. Wir grüßen uns und er erklärt, dass er gerade beim Blaubeer-Pflücken ist. In der Hand hält er eine dieser Plastikschaufeln, die vorne eine Art Kamm aus Metallstäben haben, mit denen man die Beeren von den Zweigen abstreifen kann. Er stellt sich als A. vor und sieht genauso aus, wie man sich einen kernigen älteren Norweger vorstellt: hager, wettergegerbt, funktionale Jägerkleidung, Messer am Gürtel und insgesamt eine sehr naturburschige Erscheinung. Wir unterhalten uns ein bisschen und als ich über die letzten Tage erzähle, fragt er sofort, ob der Ofen in der Tarhahalshytta denn endlich aufgebaut sei. Für diese Nacht, so schlägt er vor, könne ich ja mein Zelt auf dem Schulhof in Akkarfjord aufbauen und dort übernachten. Rund um den Ort sei es steil und nicht so gut zum Zelten, aber an der Schule gäbe es eine schöne flache Wiese, die ideal sei. Ich sehe mich schon von lärmenden Schülern umgeben und mache ein fragendes Gesicht. Er erklärt, dass die Schule seit zwei Jahren geschlossen sei, weil es keine Kinder mehr in Akkarfjord gebe. Seine Frau, die letzte Lehrerin der Schule, unterrichte jetzt in Hammerfest. Er habe zuhause den Schulschlüssel und könne mir nachher für die Nacht aufschließen, so dass ich das Bad benutzen könne. Ich nehme dankend an, aber insgeheim kann ich die Story immer noch nicht ganz glauben. Er beschreibt mir das Schulgebäude (big red building, you can´t miss it) und sagt, dass er am Abend mit dem Schlüssel vorbeikommen wolle. Jetzt müsse er erstmal weiter Blaubeeren sammeln, denn morgen kämen seine Enkel zu Besuch und er wolle noch einen Blaubeerkuchen backen.

      Ich gehe weiter die Straße entlang und schwanke zwischen Unglauben und Freude. Nach einer Weile höre ich wieder ein Quad von hinten. Es ist A., der mir vorbei fährt. Wir winken uns zu. Ob er nachher wirklich mit dem Schlüssel kommt?

      Der Weg führt jetzt bergab zum Fjord hinunter. Von oben habe ich schon mal einen schönen Blick auf den Ort.

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Name: 20250904_142907 Akkarfjord von oben mit Fähre.jpg
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ID: 3356006
      Die Bucht von Akkarfjord mit dem Fähranleger, an dem gerade die Nachmittagsfähre angelegt hat. Das Haus weiter hinten mit den beiden roten versetzten Giebeln ist das Schulgebäude.

      Der Ort ist echt winzig. 2016 gab es laut Wikipedia noch 70 Einwohner, ein Postamt, ein Lebensmittelladen, eine Schule und einen Kindergarten. Schule und Kindergarten haben mittlerweile zu gemacht, so viel weiß ich inzwischen. Den Lebensmittelladen gibt es immerhin noch. Vor dem stehe ich jetzt:

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Name: 20250905_094059 Coop.jpg
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ID: 3356007
      Der Coop in Akkarfjord, Öffnungszeiten 10:00 – 16:00 Uhr.

      Es gibt leider keine frischen Sachen, weder Obst noch Backwaren. Der Laden besteht im Grunde nur aus Tiefkühltruhen und Konservendosen-Regalen. Ich kaufe eine Bierdose und ein Joghurt.

      Dann gehe ich zum Schulgebäude, das ich gleich finde.

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Name: 20250904_164246 Schule von hinten.jpg
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ID: 3356008
      Die stillgelegte Schule von Akkarfjord, von der Rückseite gesehen. Auf dem Gelände links unterhalb des Gebäudes werde ich übernachten.

      Ich lasse meinen Rucksack auf dem Schulgelände und gehe nochmal ohne Gepäck in den Ort, um mir ein Bild von dem Fähranleger zu machen. Das weiße Haus daneben ist Wartehalle, Café, Laden, Fahrradverleih, Touristeninformation, Tiefkühllagerverwaltung und noch vieles mehr. Ich erstehe einen Apfel und genieße das erste frische Obst seit langem. Außerdem kaufe ich noch eine Wasserflasche, denn im Ort gibt es keine saubere Wasserquelle und wer weiß, ob A. nachher wirklich kommt und mir aufschließt.

      Wieder zurück baue ich mein Zelt auf und räume meine Sachen ein. Dann kommt A. tatsächlich die Treppe neben dem Schulgebäude herunter. Wir geben uns die Hand, obwohl seine vom Beerenpflücken ganz blau sind. Er hat einen großen Schlüsselbund dabei und nach einigem Probieren findet er den passenden Schlüssel. Er öffnet den Hintereingang, der vom Schulhof in die Turnhalle führt. Er zeigt mir die Waschräume, Duschen und Toiletten. Dann setzen wir uns noch ein wenig auf die Treppe, schauen auf den Fjord und unterhalten uns. Ich bedanke mich natürlich und frage nach dem Leben in Akkarfjord. Er erzählt von der Jahr für Jahr kleiner werdenden Einwohnerzahl. Bis vor zwei Jahren gab es noch zwei Kinder, die hier zur Schule gingen, aber eine Familie ist aufs Festland gezogen und die andere in den Süden der Insel. Es gibt ein Programm zur Ansiedlung junger Familien, bei dem man ein Jahr mietfrei wohnen kann und es gab wohl kürzlich eine Familie, die sich umgeschaut hat. Er hoffe jedenfalls, dass die Schule eines Tages wieder öffnen kann. Seine Frau und er haben neben dem Haus in Akkarfjord noch eins in Hammerfest und so wohnen sie mal hier und mal dort. Seine Frau, die Lehrerin, die jetzt in Hammerfest unterrichtet, stammt ursprünglich aus Deutschland. Er selbst ist schon im Ruhestand. Ich frage nach dem Winter hier und er erzählt, dass es früher viel kälter gewesen sei mit mehr Schnee. Die Schneefangzäune brauche man gar nicht mehr. Dafür seien die Holzgestelle am Hafen im Winter voll mit Fischen, die dort zum Trocknen hingen. Im Sommer ginge das nicht, weil da der Fisch vergammele. Aber Fischfang sei noch immer ein wichtiger Wirtschaftszweig und der Fisch von Sørøya sei der beste der Welt. Die Lachsfabrik gehe allerdings irgendwie den Bach runter, meint er, während Fischtourismus im Kommen sei. Er berichtet von neuen Ferienwohnungen für Angeltouristen und einem Reiseanbieter, der sie vermiete und ein Boot zum Fischen samt Skipper gleich mit. Ich muss an M. denken, den deutschen Angeltouristen, den ich gestern kennengelernt habe. Obwohl A. das aus Sicht der Gemeinde gut fände, ist doch herauszuhören, dass ihm der Angeltourismus irgendwie auch gegen den Strich geht.

      Ich genieße das Gespräch mit A. sehr. Dann verabschiedet er sich und ich gehe ins Schulgebäude duschen. Das Warmwasser ist natürlich abgestellt und so ist das Duschvergnügen von der frischen Sorte. Trotzdem gut.

      Die verlassene Schule ist wirklich traurig. Es ist alles noch so, als würde morgen die Glocke läuten und die Schüler hereinströmen.

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Name: 20250905_075951 Schule unten.jpg
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ID: 3356009
      Die Turnhalle, durch die ich das Gebäude betrete.

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Name: 20250905_075528 Schule oben.jpg
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ID: 3356010
      Über eine Treppe kommt man in den Eingangsbereich. An den Garderobefächern stehen noch die Namen der letzten Schüler.

      Nach dem Duschen mache ich es mir auf dem Schulhof gemütlich und koche mir mein letztes Tütenessen. Wobei Kochen natürlich ein zu großes Wort ist. Aufgießen, umrühren und ziehen lassen.

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Name: 20250904_183914 ich auf Schulhof.jpg
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ID: 3356011
      Mein etwas ungewöhnliches letztes Camp

      Ich wundere mich überhaupt nicht, als ich aufblicke und alte Bekannte erblicke, die außen am Schulzaun vorbeischleichen.

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Name: 20250904_193854 Schafe hinter Zaun.jpg
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ID: 3356012
      Die Abendpatrouille schaut nach dem Rechten. Hier sind übrigens nur zwei Schafe zu sehen, das dritte war schon weitergegangen, ehe ich meine Kamera gezückt hatte.


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      • Robtrek
        Fuchs
        • 13.05.2014
        • 1068
        • Privat

        • Meine Reisen

        #83
        Zitat von Goldi Beitrag anzeigen

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Name: 20250904_122209 ich bei Mittagspause.jpg
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ID: 3356002
        Mittagspause oberhalb der Trollbukta

        Für das Bild brauche ich wieder etliche Anläufe, bis alles so angeordnet ist, wie ich es will und auch die Belichtung trotz des Gegenlichts stimmt.
        Soviel Einsatz zeugt von Potenzial für eine Weiterentwicklung zum Instagram-Trekker.

        re Schafe: die Insel besser rechtzeitig verlassen, bevor es zum offenen Konflikt kommt. (imho)

        Einerseits sehr schade, denn die Bilder und die Beschreibung der verschiedenen Begegnungen finde ich wieder sehr gelungen. Andererseits: safety first.

        Kommentar


        • ronaldo
          Freak
          Moderator
          Liebt das Forum
          • 24.01.2011
          • 13294
          • Privat

          • Meine Reisen

          #84
          Ja, die Schafe sind quasi die Kirschen auf der Torte dieses charmanten Berichts.

          Kommentar


          • zeitungleser
            Gerne im Forum
            • 30.12.2021
            • 95
            • Privat

            • Meine Reisen

            #85
            Eine schöne, sehr kontemplative Tour, erinnernd gelesen.
            Mit den Fotos der Gamvikvannethytta begreife ich zum ersten Mal, wie langsam die arktischen Birken wachsen. In 10 Jahren 2015 - 2025 sehe ich kaum einen Unterschied. Oder werden die geschnitten?

            Schade, dass es für die Schule nicht mehr reicht! Meine Erinnerung meint, das Gebäude sei gelb gewesen. Wir hatten die Lehrerin beim Gärtnern getroffen, die uns ein Mädchen zum Aufschliessen vorbeischickte. In einem grösseren Raum hingen Zeitungsartikel über die Inselbewohner:innen an den Wänden und es wurden ziemlich alle Familien vorgestellt. Ein Mann hatte im Lotto gewonnen und war reich, aber lebte sein normales Inselarbeitsleben weiter, weil er es mochte. Es hatte eine Klassenfahrt in die Sahara gegeben, da kam das Dromedar her oder war das nur so eine Idee gewesen, eins mitzubringen? Das Schwimmbad war nach meiner Erinnerung im Untergeschoss und mit Blick aufs Meer, aber wir waren nicht schwimmen. Bin froh, dass die Suchmaschine mir die Existenz von Erinnerung zu bestätigen scheint, aber trotzdem nicht sicher.
            https://hammerfest.kommune.no/politi...ika.20111.aspx

            Weiss nicht, ob ich es gut finde, dass jetzt Ferienhäuser in die Landschaft gebaut werden dürfen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 272,0 KB ID: 3356044

            Wir waren da kurz nach Mittsommer 2015, kamen zum Ende des Fiskefestes an, das wir knapp verpassten. Beginn unserer Tour, ein paar Tage im Norden der Insel rumgetrieben von der Gamvikvannethytta aus, die gleichen Spots besucht und zum Abschluss in der Schule übernachtet, um die Fähre in den Süden der Insel nicht zu verpassen, wo wir uns nochmal ein paar Tage gehen liessen. In Akarfjord lagen Seeigel rum und der Rest eines zahnreichen Fisches. Schafe wiesen uns den Weg.​
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 570,5 KB ID: 3356046

            Danach fuhren wir nach Karhamn. Das hatte auch so einen kleinen Laden, in dem es hauptsächlich eingefrorenes Brot gab. Und ausser einer Lachsfarm auch Angeltourismus. Wir kamen zwei Nächte im Souterrain einer Angellodge unter, bevor wir mittels Bootslift zum Ausgangspunkt unserer Wanderung kamen. Die Angeltouristen über uns zahlten mehrere tausend Euro pro Kopf pro Woche für die Tour und versorgten uns netterweise mit Fisch. Wir liessen da ein paar Euro für die Übernachtung und in Akarfjord 100 NOK fürs Abhängen und Duschen. Das könnte kalt gewesen sein und der Grund fürs Nicht-Schwimmen. Aber, unscharf, die Erinnerung.
            Zuletzt geändert von zeitungleser; 11.12.2025, 13:57.

            Kommentar


            • Goldi

              Erfahren
              • 11.09.2022
              • 349
              • Privat

              • Meine Reisen

              #86
              Hallo zeitungleser, danke für die schöne Ergänzung. So ein Zufall, dass du auch bei der Schule warst. Es ist gut möglich, dass sie früher gelb war. Ich fand, sie wirkte sowohl außen wie innen frisch renoviert.

              Kommentar


              • Goldi

                Erfahren
                • 11.09.2022
                • 349
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87


                Abreise und Schluss (5.-7. September 2025): Über Hammerfest und Alta zurück nach Frankfurt

                Meine letzte Zeltnacht liegt hinter mir. Wie immer blicke ich morgens gespannt aus dem Zelt.

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Name: 20250905_071653 Blick aus Zelt.jpg
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ID: 3357400

                Puh, keine Schafe! Und um es vorwegzunehmen: Sie werden keinen Auftritt mehr haben, auch wenn sie die heimlichen Stars der letzten Kapitel waren. Ich sehe es wie
                Robtrek: die Insel besser rechtzeitig verlassen, bevor es zum offenen Konflikt kommt.

                Aber auch so ist der Anblick der Spielgeräte vor meinem Zelt schon seltsam. Hat etwas von Lost Place. Ich esse wehmütig mein letztes Müsli, trinke noch einen Kaffee aus dem geflickten Becher, der bis zum Schluss tadellos durchgehalten hat und packe alles zusammen. Dummerweise hat es über Nacht etwas geregnet und so ist das Zelt nicht nur von innen mit Kondenswasser nass, sondern auch von außen. Auf eine leere Seite aus meinem Tagebuch schreibe ich eine Nachricht an A., in der ich mich nochmal bedanke. Ich reiße sie heraus und hänge sie innen an die Türklinke, so dass er sie beim Abschließen finden wird.

                Dann mache ich mich auf den Weg zum Fähranleger. Mittlerweile ist die Sonne voll herausgekommen.

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Name: 20250905_091546 Weg zum Ort.jpg
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                Weg von der Schule zum „Ortskern“ von Akkarfjord, wo die Fähre anlegt.

                Für die Fähre um 11:15 Uhr bin ich natürlich viel zu früh. Es ist noch vor 10:00 Uhr und auch das Fährhaus, das Café, Laden und offizielle Wartehalle ist, hat noch nicht auf.

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Name: 20250905_092822 Fährhaus von außen.jpg
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                Fährhaus von Akkarfjord

                Ich warte vor dem Fährhaus und genieße den Blick auf den Ort.

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Name: 20250905_093156 Blick über die Boote.jpg
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                Ortskern von Akkarfjord. Die dunkelgrauen Häuser in der Mitte sind neue Angler-Ferienwohnungen.

                Später sehe ich Gäste in ein Boot steigen und auf Angeltour fahren. Vermutlich ist auch M. dabei, wenn er nicht wieder einen Landtag einlegt.

                Dann kommt die Besitzerin und schließt den Café-Laden auf. Innen sieht es aus wie der Kaufmannsladen in einem nostalgischen Kinderbuch.

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Name: 20250905_102442 Fährhaus innen.jpg
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                Fährcafé-Laden

                Ich erstehe zwei Rosinenschnecken vom Vortag, die immer noch sehr gut schmecken und ziehe am Automaten einen Kaffee, der leider kein bisschen gut schmeckt. Egal, ich sitze im T-Shirt draußen und genieße den Sonnenschein und mein zweites Frühstück.

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                Zum Fährcafé gehört ein Hund, der mich mit vorsichtiger Neugier begrüßt.

                Dann kommt die Fähre:

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Name: 20250905_112217 Fähre kommt.jpg
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ID: 3357406

                Die Fracht ist schon bereitgestellt: Paletten mit weißen Pappkartons, in denen sich der hier gefangene Fisch befindet und seltsamerweise auch eine Palette mit Brennholz. Ich dachte, das wird nach Sørøya hin transportiert und nicht von dort weg. Aber vielleicht war es eine Fehllieferung, die zurück geht.

                Als die Fähre anlegt, hat sich der ganze Ort versammelt. Ich sehe den Lachsfarm-Arbeiter von gestern und auch A., von dem ich mich nochmal verabschiede. Die Ladenbesitzerin gibt den Staplerfahrern Anweisungen und irgendwelche Dinge werden hin und her gefahren.

                Einige Passagiere gehen von Bord, unter anderem auch zwei Wanderer mit großen Rucksäcken. Beide haben je einen knorrigen Holzstab als Wanderstock und sie sehen auch sonst sehr rustikal aus. Ich nicke ihnen zu, aber sie stürmen strammen Schrittes an mir vorbei, vermutlich schon fokussiert auf ihre Wanderung. Ich nehme es ihnen nicht übel.

                Die Fähre wird beladen und dann fährt auch noch ein Auto über die breite Rampe auf das Schiff. Kurze Zeit später legen wir ab. Ich räume meinen Rucksack in ein Gepäckfach und gehe wieder nach draußen auf die Ladefläche, um zu sehen, wie Akkarfjord langsam immer kleiner wird.

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Name: 20250905_112943 Blick zurück von Fähre.jpg
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                Tschüss, Sørøya!

                In Hammerfest legt die Fähre seitlich an und alle Frachtstücke müssen mit dem Kran entladen werden, während Passagiere über eine Gangway an Land gehen. Ich bleibe noch und beobachte, wie die Fähre entladen wird.

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ID: 3357408
                Zuerst kommen die Fischkisten. Am Kai stehen die Kunden und nehmen sich jeweils den von ihnen bestellten Karton entgegen.

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                Dann wird das Auto entladen.

                Für heute gab es keinen Anschluss mehr nach Alta, weder per Schiff noch mit dem Bus und so muss ich eine Nacht in Hammerfest pausieren. Ich gehe an der Uferpromenade entlang, die skandinavisch-schlicht gehalten ist.

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Name: 20250905_121011 Hotel am Wasser.jpg
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                Das Smarthotel, in dem ich ein Zimmer gebucht habe, ist nicht zu übersehen. Das Zimmer ist winzig, die Breite des Zimmers entspricht der Länge des Bettes. Immerhin mit eigenem Bad. Im Waschbecken wasche ich ein paar Sachen für die Rückreise. Im COOP um die Ecke kaufe ich einen 10er Pack Einwegrasierer, von denen ich einen verwende, um mich wieder zivilisationstauglich zu machen. Anschließend nehme ich ein verspätetes Mittagessen in einem Restaurant am Hafen.

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Name: 20250905_140826 Fischessen.jpg
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                „Boknafisk“ mit Speck, Rahmkarotten, Kartoffeln und ganz viel Fett. Leeecker!

                Dann bummele ich noch ein bisschen durch Hammerfest. Was mir sofort auffällt, ist der laute Straßenverkehr. Es brummt und dröhnt in einer Tour. Und ich dachte immer, Norwegen sei das Land der leisen, sauberen Elektromobilität. Vielleicht ja nur in Oslo. Hier prägen vor allem einige besonders laute Fahrzeuge das Klangbild: Off-Road-Fahrzeuge, riesige Pickups und seltsamerweise auch zwei drei amerikanische Straßenkreuzer aus den 50ern, die scheinbar zum Spaß die Hauptstraße rauf und runter fahren. Vielleicht ist das hier so ein Freitagnachmittags-Ritual. Ich glaube aber vor allem, dass ich nach der Stille der letzten Tage den Straßenlärm einfach nicht mehr gewöhnt bin.

                Hinter dem Ort verläuft ein Bergrücken, auf den ich steige, um mir den Ort von oben anzusehen.

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ID: 3357412
                Hammerfest besteht aus zwei Teilen, die an beiden Seiten der Bucht liegen. Auf dem Platz in der Mitte habe ich gerade noch Mittag gegessen.

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Name: 20250905_151659 Blick nach Soroya.jpg
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                Wenn man weiter nach Westen schaut, wird der Horizont von der Silhouette Nord-Sørøyas eingenommen.

                Der Abend und die Nacht verlaufen ohne besondere Vorkommnisse. Beim Frühstück sind außer mir vor allem kleine Gruppen mittelalter Männer vertreten. Ich vermute, sie sind beruflich wegen der Erdgasanlage auf Melkøya hier. Vielleicht aber auch zum Angeln. Ich finde, Angler betreiben ihre Tätigkeit meistens mit der gleichen professionellen Ernsthaftigkeit wie Industriemechaniker oder Anlageningenieure.

                Den Vormittag verbringe ich im Bus 100 von Hammerfest bussterminal nach Alta sentrum. Es geht an der Küste entlang, dann über die beeindruckende Kvalsundbrücke hinüber aufs Festland und durchs Inland nach Alta.

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Name: 20250906_100024 Rentiere am Bus.jpg
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                Einmal muss der Bus pause machen, weil Rentiere auf und neben der Straße unterwegs sind, mitten im Ort!

                Mittags bin ich in Alta und gerate mitten in den Wahlkampf.

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Name: 20250906_121551 Wahlkampf in Alta.jpg
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                Wahlkampf auf der Markedsgata in Alta.

                In zwei Tagen finden in Norwegen Parlamentswahlen statt und alle Parteien werben mit Kaffee und Kuchen um Wähler.

                Da mein Flug morgen früh geht, habe ich den Nachmittag zur freien Verfügung. Nach dem Einchecken im Hotel und einem Supermarkt-Sandwich als Mittagessen ziehe ich nochmal los. Alta gibt nicht viel her, das weiß ich noch von der Anreise. Es gibt eine sehr moderne Kirche, die ich nur von außen betrachte:

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Name: 20250906_125914 Alta Kirche.jpg
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ID: 3357416
                Postmoderne Kirche von Alta

                Ich möchte mir die berühmten Felsritzungen anschauen, die etwas südlich von Alta an der Küste gefunden wurden. Da ich von den vorherigen Tagen schon eingelaufen bin und sowieso kein Bus fährt, gehe ich die ca. 5km einfach zu Fuß. Ich habe ja Zeit und das Wetter ist schön.

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Name: 20250906_131012 Alta Museum.jpg
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ID: 3357417
                Das Alta Museum „World Heritage Rock Art Centre”

                Ich zahle die 160 NOK Eintritt, was ich für norwegische Verhältnisse einen fairen Preis finde, klebe mir den Eintrittsaufkleber auf die Jacke und betrete das weitläufige Gelände. Holzstege führen an den freigelegten Felsen vorbei. Im deutschsprachigen Heft ist alles gut erklärt. Die Ritzungen sind 7000-2000 Jahre alt und wurden in den 1970er Jahren zufällig gefunden und freigelegt. Die Menschen, so lese ich, fertigten die Bilder in Ufernähe und da sich das Land nach der Eiszeit über die Jahrtausende langsam anhob und somit der Wasserspiegel sank, sind die ältesten Zeichnungen am höchsten gelegen und werden nach unten immer jünger. Einige sind naturbelassen und man erkennt sie nur, wenn die Sonne tief steht. Da langsam Wolken aufziehen, bin ich froh, dass die meisten mit roter Farbe nachgezogen wurden, um sie besser sichtbar zu machen.

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Name: 20250906_133958 Steg.jpg
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ID: 3357418
                Holzstege führen durch das Areal mit den verschiedenen Felsbildern.

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Name: 20250906_132640 Steinritzung hinter Geländer.jpg
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ID: 3357419
                Man kann ganz nah an die Zeichnungen heran.

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Name: 20250906_133220 männlicher Jäger.jpg
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ID: 3357420
                Die Jagd war damals das große Thema. Der offensichtlich männliche Jäger hat viel zu tun.

                Im Inneren gibt es noch eine sehr schöne Ausstellung über Geologie und Geschichte der Gegend. Richtig gut finde ich, dass den Sami viel Raum gegeben wird und auch die jüngste Geschichte in der Ausstellung nicht ausgespart wird, auch wenn es für die norwegische Regierung nicht gerade schmeichelhaft ist. So wird der Alta-Kautokeino-Konflikt 1968-1982 ausführlich behandelt und wie er zu einem Samengesetz mit mehr Rechten und Mitsprache geführt hat sowie zur Gründung des Sameting.

                Dann gehe ich zurück zum Zentrum und ins Hotel. Am nächsten Morgen geht der Flug von Alta über Oslo nach Frankfurt schon um 8:00 Uhr. Dummerweise fahren so früh am Sonntag noch keine Busse und ich muss schon wieder ca. 5km an der Straße entlang laufen, diesmal in die andere Richtung, zum Flughafen.

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Name: 20250907_060336 Flughafen Alta.jpg
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ID: 3357421
                Nicht viel los um 6:00 Uhr am Flughafen Alta.

                Da ich so früh los musste, habe ich das Hotelfrühstück verpasst. Immerhin wurde mir ein Frühstück-to-go in den Kühlschrank gestellt. Mit kalten Toastscheiben und einem ganz okayen Automatenkaffee sitze ich frühstückend in der winzigen Abflughalle und warte, bis der Gepäckschalter aufmacht.

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Name: 20250907_063424 liebloses Frühstück.jpg
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ID: 3357422
                Soll das ein Frühstück sein?!

                Dann geht es durch den einzigen Sicherheitsschalter. Klar, Schuhe ausziehen. Alle Powerbanks und so rausholen, auch klar. Aber alles sehr familiär und gelassen hier. Zu Fuß geht es zum Flugzeug und kurz später sind wir in der Luft.

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Name: 20250907_080919 Luftbild.jpg
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ID: 3357423
                Von oben sieht Norwegen auch sehr schön aus.

                Ich blättere im Tagebuch und ergänze die Lessons-Learned-Einträge. Viele sind es nicht. Ausrüstung, Verpflegung und Kleidung haben sich bewährt. Vielleicht gönne ich mir einen Titanbecher. Ansonsten werde ich bei der nächsten Tour nicht viel ändern. Mal schauen, wo es nächstes Jahr hingeht…

                ENDE

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                • Robtrek
                  Fuchs
                  • 13.05.2014
                  • 1068
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #88
                  "Vielleicht gönne ich mir einen Titanbecher. Ansonsten werde ich bei der nächsten Tour nicht viel ändern."

                  ​​​​​-> evtl. ein Schäferhund ?

                  Falls aber die Schafe gewinnen, kann ich ersatzweise das örtliche Krankenhaus in Hammerfest empfehlen, wo mir schon mal sehr kompetent eine Anti-Tollwut Spritze verpasst wurde (Impfstoff bitte selber mitbringen).

                  Insgesamt vielen Dank für deinen schön geschriebenen und sehr kurzweiligen Bericht!

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                  • Ljungdalen

                    Alter Hase
                    • 28.08.2017
                    • 3591
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #89
                    Zitat von Goldi Beitrag anzeigen
                    <...>Hat etwas von Lost Place.<...>
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250905_091546 Weg zum Ort.jpg Ansichten: 10 Größe: 870,0 KB ID: 3357401
                    Erinnert mich an den relativ berühmten Kurzfilm Året gjennom Børfjord (englisch A Year Along the Abandoned Road; falls jemand Bedenken hat, Vorsicht, Link auf russische Social-Media-Website, woanders habe ich den nicht als Video gefunden) von 1991; ein Jahr im Zeitraffer. Wurde dann 2002 auch von a-ha für ihr Video zu Lifelines verwendet.

                    PS Da bist bist du an deinem 3. Tag in der Nähe vorbeigekommen. Børfjord (auch Børrfjord) bzw. Børstrand liegen da an der Nordküste.
                    Zuletzt geändert von Ljungdalen; 22.12.2025, 13:05. Grund: PS

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                    • Goldi

                      Erfahren
                      • 11.09.2022
                      • 349
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #90
                      Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                      ​​​​​-> evtl. ein Schäferhund ?
                      Ich werde darüber nachdenken...

                      Freut mich, wenn´s gefallen hat. Danke für deine immer sehr treffsicheren Kommentare.

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                      • Goldi

                        Erfahren
                        • 11.09.2022
                        • 349
                        • Privat

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                        #91
                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                        PS Da bist bist du an deinem 3. Tag in der Nähe vorbeigekommen. Børfjord (auch Børrfjord) bzw. Børstrand liegen da an der Nordküste.
                        Ja, klar. An Børfjord bin ich vorbei gekommen. Ich hatte eine tolle Aussicht auf die Bucht. Den Ort habe ich nur aus der Ferne gesehen. Ich habe den Bildausschnitt nochmal etwas vergrößert:
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Name: 20250830_120338 Börfjord Detail.jpg
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ID: 3357696

                        Den Film finde ich etwas schräg, aber das soll er ja wohl auch sein. Danke für den Hinweis.

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