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JasonBerlin Die "Nähmaschine" ist interessant. Sie sieht aus, als könnte man damit auch dickere Materialien nähen. Ich selbst habe immer nur eine Rolle Garn und zwei Nadeln dabei, die ich meiner Frau aus ihrem Nähzeug geklaut habe.
War das einer von diesen StS-Bechern, die man wie eine Zieharmonika in sich zusammenschieben kann? Ich hab mal einen Schweden getroffen, der hatte eine faltbare Tasse aus einer Art weichem Kunststoff dabei. Aber nichts geht über den guten alten Metallbecher.
Es war, bzw. ist (denn ich habe ihn noch) ein starrer Kunststoffbecher. Das nächste Kapitel beginnt, soviel sei schon mal verraten, mit einer geglückten Reparatur. Wegen Metallbecher: Ich glaube, da würde ich mir andauernd die Lippen verbrennen.
Hallo Sausemann und Blahake , willkommen an Board. Ich kann nicht versprechen, alle zwei Tage ein Kapitel rauszuhauen. Besser gesagt, ich KANN versprechen, dass ich das NICHT schaffen werde. Aber ich bleibe dran, versprochen. Die Bilder-Platzhalter für Tag 2 sind schon in der Word-Vorlage, jetzt muss nur noch der Text dazwischen.
Wegen Metallbecher: Ich glaube, da würde ich mir andauernd die Lippen verbrennen.
Fürchte, dann würdest du dir auch an der heißen Flüssigkeit IM Metallbecher die Lippen verbrennen? Es sei denn du hast vor, direkt im Metallbecher zu kochen. Dass kann man natürlich als Backup machen, wenn einem der Kochtopf beim Abwasch in den reißenden Fluss gefallen ist. Dabei wird der Becher dann richtig heiß. Aber es gibt kein (eingebildetes) Problem, auf das die Outdoor-Hersteller keine Antwort parat hätten. Suche im Internet z.B. nach "Snowpeak Hotlips".
Ebenso nach "Nähahle", oder von mir aus "Bushcraft Nähahle" - die Preisspannen sind atemberaubend.
Wegen Metallbecher: Ich glaube, da würde ich mir andauernd die Lippen verbrennen.
Es gibt zB Titan-Tassen von MSR (erstbester Link, den ich ergoogelt habe; habe meine woanders gekauft), die einen - abnehmbaren - Gummiring unterhalb des Randes haben. Verbrennt man sich zumindest nicht die Unterlippe OK, macht es ein paar Gramm schwerer...
Wobei - ich trinke meinen Morgenkaffee zuhause auch immer aus einer Blechtasse. Ohne "Hilfsmittel". Keine Ahnung, warum eigentlich. Irgendwie eingebürgerte Tradition.
JasonBerlin Ich selbst habe immer nur eine Rolle Garn und zwei Nadeln dabei, die ich meiner Frau aus ihrem Nähzeug geklaut habe.
Dabei lernt man doch beim aufmerksamen Lesen der Erfahrungsberichte das man zum Nähen am besten Zahnseide benutzt JasonBerlin
Geht die auch durch die Mininähmaschine? (Ich hab wegen Jasons Tip dieses Jahr tatsächlich Zahnseide mitgehabt )
Ansonsten +1 für Titanbecher da hab ich mir noch nie was verbrannt.
Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
"Manchmal verspeist man den Bären, und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."
Nicht alle zwei Tage ein Kapitel? Skandal !!! Was erlaube Goldi? 😂
In die Mini Nähmaschine passt alles, was durch die Nadelöffnung geht. Zahnseide ist kein Problem und immer erste Wahl 😉 Es gibt verschieden Ausführungen, die Holzteile sind aber sehr schwer. Diese hier (Patagonia) wiegt nur 34 g und ist klein verpackbar. Der Vorteil gegenüber einer einzelnen Nähnadel ist, dass man auch durch dickeres Material stechen kann, z.Bsp Schuhsohlen oder so.
Dabei lernt man doch beim aufmerksamen Lesen der Erfahrungsberichte das man zum Nähen am besten Zahnseide benutzt JasonBerlin
Geht die auch durch die Mininähmaschine? (Ich hab wegen Jasons Tip dieses Jahr tatsächlich Zahnseide mitgehabt )
Tag 2 (29. August 2025): Straße – Schotterweg – tolle Landschaft (in dieser Reihenfolge)
Die Kurzfassung
Strecke: 17,2km; 775hm
Wetter: tagsüber trocken bedeckt, nachmittags kam die Sonne raus
Getroffene Personen: eine Handvoll Fahrzeuge auf der Straße; bei Breivikbotn kaum einen Menschen gesehen; auf dem SPL niemand mehr
Aufstehen, Waschen, Anziehen, alles wie gehabt. Aber vor dem Frühstück muss ich mich einem technischen Problem stellen, das keinen Aufschub duldet:
Hoffentlich zu erkennen: In der Mitte läuft vom Rand ein Riss bis fast zum Boden
Von innen ist der Riss noch schwerer zu sehen, aber er ist eindeutig vorhanden
Vor dem Einschlafen hatte ich gestern Abend noch mit mir selbst gebrainstormt und ein Reparaturkonzept entwickelt, das ich jetzt in die Tat umsetze. Zunächst den Kocher anmachen. Dann die Klinge des Taschenmessers heiß machen. Schließlich den Messerrücken ohne viel Druck langsam über den Riss ziehen und ihn so wieder zusammenschmelzen.
Das Ergebnis sieht so aus:
Schweißnaht auf der Becherinnenseite
Ich finde, das ist mir ganz gut gelungen. Jetzt noch zur mechanischen Verstärkung von außen einen Streifen Tape drüberkleben:
Tape schützt die Schweißnaht von außen
Nach erfolgreicher Dichtheitskontrolle mit Wasser kommt der Praxistest mit Nescafe:
Hurra, der Becher ist wieder einsatzfähig
Der Becher hat einen Gummideckel mit Trinköffnung, der so fest auf den Rand aufgesteckt wird, dass er flüssigkeitsdicht sitzt. Das traue ich mich jetzt doch nicht und lege ihn nur lose auf, damit der Inhalt länger warm bleibt. Es ist eh schöner, den Deckel kurz zu lupfen und den Kaffee vom Becherrand zu schlürfen als ihn durch dieses seltsame Trinkloch zu nuckeln. Dabei war genau das damals der Anschaffungsgrund gewesen.
Ich verleihe mir selbst gedanklich den Schweißerschein für Kunststofferzeugnisse und genieße tropffrei meinen Frühstückskaffee.
Dann packe ich zusammen und folge dem Weg, der mich gestern um den halben See geführt hat, das kurze Stück bis zur Straße. Um 8:00 Uhr stehe ich also wieder auf der Straße, die ich gestern noch so hoffnungsvoll verlassen hatte.
Jetzt genieße ich es, auf dem Asphalt zu gehen. So schön glatt und ohne Hindernisse. Man fliegt geradezu darüber.
Die Straße gefällt mir heute so gut, dass sie mir ein Selfie wert ist.
Nach rund einer Stunde kommt Breivikbotn in Sicht. Dort will ich auf die Nebenstraße nach Osten abzweigen.
Straße nach Breivikbotn
Ein Fußweg führt parallel zur Straße auf einen Hügel mit Aussichtspunkt. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Ort.
Breivikbotn von oben
Laut der Karte scheint der Ortskern am Hafen zu sein. Jedenfalls sind dort die Symbole für Tankstelle, Übernachtung, Restaurant und Einkaufen eingezeichnet. Aber da ich lieber Strecke machen will, bleibe ich auf der Durchgangsstraße und verpasse all das. Stattdessen komme ich nur durch die Randbereiche von Breivikbotn, durch einen Nebenort namens „Hansvoll“ und durch den Nebenort vom Nebenort, „Nordre Hansvoll“. Es ist kaum ein Lebenszeichen zu sehen. Einige Häuser sind erkennbar verlassen. Abgemeldete Autos stehen in verlotterten Gärten und werden vom Unkraut überwuchert. Baumaterial liegt ohne erkennbaren Verwendungszweck herum, Traktoren rosten vor sich hin. Und so bin ich froh, als aus dem tristen Ort herauskomme.
Am Ortsende kommt der Abzweig nach Osten in Richtung Dønnesfjord, den ich nehmen will.
Es geht auf einem geschotterten Fahrweg weiter.
Kurz nach 10:00 Uhr mache ich an dem kleinen See Nedre Dalvatnet Vormittagspause und schaue auf der Navigationsapp, wo ich auf den SPL stoße. Ich will ja nicht aus Versehen vorbei laufen.
Der SPL (lila Fähnchen) trifft den Fahrweg dort, wo die Stromleitung kreuzt.
Auf meiner Nordeca Turkart 1:50 000 ist der SPL nicht verzeichnet, da sie von 2014 ist und der Weg erst 2021 fertig angelegt wurde. Zum Navigieren nutze ich die App OfflineMaps, die Shareware-Version von AlpineQuest. Auf die bin ich durch den tollen Bericht von Robtrek gestoßen https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...ekking-autonom , in dem er beschreibt, wie er letztes Jahr unglaubliche sechs Wochen autonom im Padjelanta unterwegs war. Sehr lesenswert. Wirklich navigieren muss ich allerdings auf der ganzen Tour kaum. Dazu ist der SPL zu gut markiert und die Sicht war immer ausreichend. Bei Nebel wäre es vermutlich anders gewesen.
Aber als ich gegen 11:00 Uhr an der Stelle bin, an der der SPL die Schotterpiste kreuzt, zeigt sich, dass die Stromleitung zur Orientierung gar nicht notwendig ist. Der Weg selbst ist zwar nur als schwacher Pfad zu erkennen, aber das Hinweisschild neben der Straße ist nicht zu übersehen:
Jetzt weiß ich auch, wie lange ich von Breivikbotn schon gelaufen bin und wieviel ich insgesamt noch vor mir habe.
Von der Straße weg führt der Weg gleich in eine schöne Landschaft. Markiert ist er mit den üblichen roten „T“.
Wo die Vegetation weggetrampelt ist, ist der Pfad gut zu erkennen.
Ich gehe eine Weile und mache um 12:00 Uhr Mittagspause. Langsam hellt sich der Himmel auf und es kommt sogar ab und zu die Sonne heraus.
Dann geht es weiter. Der Weg führt stetig bergauf und das Gelände wird immer felsiger.
Wenn der Boden härter ist, verliert sich der Pfad. Die Markierungen sind aber in der Regel gut zu erkennen.
Das Gelände gefällt mir richtig gut. Es ist sehr abwechslungsreich und dabei leicht zu gehen. Keine Büsche und nur selten Morast.
Dann komme ich um eine Biegung und vor mir breitet sich die Landschaft bis zur Fjordküste aus:
Phantastischer Ausblick nach Norden zum Dønnesfjorden und der dahinter liegenden Landzunge
Ich bleibe wie angewurzelt stehen und kann meinen Blick nicht abwenden, so fasziniert bin ich von dem Panorama. Die Wirkung ist schwer zu beschreiben und auch die Fotos geben es nicht annähernd wieder. Wenn das ganze Blickfeld mit dieser wilden Landschaft ausgefüllt ist, ist der Anblick wirklich überwältigend.
Diese Momente werde ich in den nächsten Tagen noch öfters haben. Kleinteiliges, verwirrendes Berg- und Tal-Gelände, dann geht es über eine Kante und plötzlich… ein weiter Blick in ein kolossales Panorama.
Irgendwann reiße ich mich schweren Herzens los und gehe weiter. Das Gelände bleibt spannend und abwechslungsreich.
Es geht durch das bergige Gelände auf und ab. Aber es sind nur wenige Höhenmeter, so dass es kein bisschen anstrengend ist.
Sobald die Wolken etwas mehr Licht durchlassen, wirkt alles gleich viel kontrastreicher und farbiger. Besonders das Grün der Gras- und Moosflächen fängt an, intensiv zu leuchten.
Die Markierungen führen einen gut durch das manchmal unübersichtliche Gelände. Steinmännchen und hochgestellte Steine sind so platziert, dass sie weithin sichtbar sind.
Die Sonne steht den ganzen Tag tief und taucht alles in ein hartes und gleißendes Licht.
Manchmal bilden die Felsen zusammenhängende Blockfelder, dann wird es ein bisschen anstrengender. Aber immer noch sehr unterhaltsam zu durchwandern.
Um kurz vor 15:00 Uhr mache ich Nachmittagspause. Das Wetter klart immer mehr auf und am Himmel sind größere blaue Abschnitte zu sehen.
Nachmittagspause auf der Hochebene
Wieder ein tolles Panorama, diesmal zur Südküste hin.
Für solche Bilder habe ich extra ein Ministativ dabei und eine App, die in einem festgelegten Zeitintervall Fotos macht.
Mitten in den Bergen treffe ich auf eine Hütte, die auf keiner Karte verzeichnet ist. Sie ist verschlossen und hat keinerlei Beschilderung, die auf ihren Zweck schließen lässt.
Einsame Hütte
Um kurz nach 16:00 Uhr bin ich in dem Gebiet, das in meiner Etappenplanung für die nächste Übernachtung vorgesehen ist. Ich finde ich eine schöne Stelle zum Zelten. Nach Süden hat man eine schöne Aussicht auf das Ende des Sees Mattisvatnet mit seinen vielen Inseln.
Camp 2: Das Zelt steht schon mal und muss nur noch eingeräumt werden.
Nach Norden steigt das Gelände an. Ein namen- und höhenangabenloser See dient mir als Wasserversorgung.
Die Sonne hat sich jetzt voll durchgesetzt und der Himmel ist blitzeblau. Ich nutze das schöne Wetter und wasche mich selbst und ein paar Kleidungsstücke.
Kleiner Waschtag
Abends liege ich im Schlafsack und bin rundum zufrieden. Die Landschaft ist toll und der SPL ist erfreulich naturbelassen. Keine Stufen, keine Holzbohlen, meistens nicht mal ein sichtbarer Pfad. Und immer wieder diese unglaublichen Ausblicke. Besser hätte ich es mir nicht wünschen können.
"Ich verleihe mir selbst gedanklich den Schweißerschein für Kunststofferzeugnisse und genieße tropffrei meinen Frühstückskaffee."
Sehr originell die Idee mit dem Schweißen, da muss man erstmal drauf kommen. 👍👌
Kleines Experiment: Falls du den Becher noch hast, könntest du versuchsweise ja mal das Tape abmachen um zu überprüfen, ob die Dichtigkeit auf das Schweißen oder auf das Tape zurückzuführen ist? Das wäre für andere Benutzer von Kunststoff-Bechern vielleicht interessant.
Wenn ich mich recht erinnere, ist Goldi ein wenig beruflich vorbelastet .
Ich hätte das sofort als eine "hört sich toll an, aber klappt dann doch nicht" Idee verworfen
Kleines Experiment: Falls du den Becher noch hast, könntest du versuchsweise ja mal das Tape abmachen um zu überprüfen, ob die Dichtigkeit auf das Schweißen oder auf das Tape zurückzuführen ist? Das wäre für andere Benutzer von Kunststoff-Bechern vielleicht interessant.
Das packt mich natürlich an meiner Kunststoffschweißer-Ehre.
Zunächst einmal muss ich zugeben, dass momper Recht hat. Ich habe allerdings beruflich eher mit Granulat zu tun und ich bin normalerweise ein Schreibtischtäter.
Jetzt gehe ich es wissenschaftlich an und führe einen Dichtigkeitstest durch, wieder mit handelsüblichem Instant-Kaffee. Als Leckage-Erkennung dient eine Unterlage aus trockenem Küchenkrepp.
Zunächst muss die Wirksamkeit des Testverfahrens nachgewiesen werden (Pappbecher, mit einer Stecknadel perforiert):
Ergebnis: Das Verfahren funktioniert. Die Leckage ist zweifelsfrei erkennbar.
Jetzt kommt das Experiment im Reise-Rückkehr-Zustand mit Tape-Streifen, links frisch angesetzt und rechts nach ca. 24h:
Ergebnis: Der Becher ist dicht. (Das wusste ich allerdings schon durch den Gebrauch in Sørøya).
Dann wurde das Tape vorsichtig entfernt und das Experiment wiederholt:
Ergebnis: Der Becher ist auch ohne Tape dicht.
Beeindruckend! Versuchsaufbau wie Durchführung des Experiments sind nicht zu beanstanden. Es wurde nachgewiesen, dass das Schweißen genutzt und das Tape nicht geschadet hat.
Immer um Erkenntnisgewinn bemüht, könntest du in einem nächsten Schritt dem Becher an einer bisher unbeschädigten Stelle unter kontrollierten Bedingungen einen weiteren Riss zufügen und diesen ohne vorheriges Schweißen nur mit Tape zukleben. Versuchter Nachweis: Schweißen ist nicht unbedingt nötig, Tape und Schweißen sind beides gleichwertige Reparaturmethoden.
Der Preis für den potenziellen wissenschaftlichen Ruhm wäre, noch eine Tasse mit 24h altem kalten Kaffee austrinken zu müssen. 😬
Immer um Erkenntnisgewinn bemüht, könntest du in einem nächsten Schritt dem Becher an einer bisher unbeschädigten Stelle unter kontrollierten Bedingungen einen weiteren Riss zufügen und diesen ohne vorheriges Schweißen nur mit Tape zukleben. Versuchter Nachweis: Schweißen ist nicht unbedingt nötig, Tape und Schweißen sind beides gleichwertige Reparaturmethoden.
Nee, mein Wissensdurst ist gestillt. Und bei aller Liebe zu Kunststoff: Vielleicht lege ich mir doch einen Titanbecher zu.
Ja, Sørøya ist eine dankbare Camping-Destination. Es gibt jede Menge ebener Grasflächen und es war auch nicht so windig, dass ich mich nach geschützten Stellen umschauen musste. Dabei hätte ich gerne gesehen, wie sich mein Zelt da so macht.
Tag 3 (30. August 2025): Traumhafte Landschaft bei traumhaftem Wetter
Die Kurzfassung
Strecke: 16,2km; 914hm
Wetter: Sonnig
Getroffene Personen: keine
Jetzt, beim Berichtschreiben fällt mir auf, dass ich heute gar kein „erster-Blick-nach-draußen“-Bild geschossen habe. Das Wetter ist auf jeden Fall vielversprechend, wie wir gleich sehen werden.
Erstmal muss die Tagesverpflegung abgezählt und gut zugänglich umgepackt werden. Der Schnuggelkram in die Beckengurt-Taschen, Brot und Wurst für die längeren Pausen ins Deckelfach.
Das Zeltchaos verwandelt sich jeden Morgen in eine streng funktionale Packordnung.
Bei dem Wetter kann das Anziehen und Rucksack-Packen nach außen verlagert werden.
Habe ich schon ein Loblied auf meine Lundhags gesungen? Nein? Dann wird es aber Zeit. Nach einigen Anläufen hatte ich letztes Jahr endlich das richtige Modell in der richtigen Passform und Größe gefunden und fleißig eingewandert. Das Leder wurde mehrfach mit der sehr seltsam riechenden original Lundhags Leather Grease behandelt und ist jetzt relativ weich und geschmeidig. Wenn ich morgens die hohe Schnürung binde, komme ich mir ein bisschen wie ein Krieger vor, der seine Rüstung anlegt. Es gibt einem Halt und Sicherheit. Da fällt mir ein: Ich habe mal von einer Lehrerin gehört, dass sie darauf achtet, an Tagen, an denen sie schwierige Klassen hat, feste und gut sitzende Schuhe zu tragen. Kann ich total nachvollziehen. Und das Beste: Außer dass sie physisch und mental Halt geben, sind sie natürlich auch noch dicht. Nicht nur so ein bisschen, sondern richtig DICHT. Es macht Spaß, einfach so geradeaus durch knöcheltiefen Morast zu stapfen, ohne dass der Blick automatisch den Boden nach Trittsteinen und Grasbüscheln scannt. Und durch taunasses Gras kann man ganz unbeschwert gehen und sich daran erfreuen, wie das Wasser über das gummierte Obermaterial abläuft. *** Loblied Ende ***
Ich sitze in der Sonne und lasse mir Zeit beim Frühstück. So komme ich erst um 8:30 Uhr los.
Der Beginn meines heutigen Weges, wie gewohnt perfekt markiert. Am Auslauf des Sees, der hier gut getarnt durch die Steine gluckert, fülle ich meinen Wasservorrat auf.
Es geht gleich ein bisschen hoch. Dafür werde ich oben mit einer tollen Aussicht belohnt:
Blick von der Anhöhe Máthosnjunni. Sie ist zwar nur etwas über 400m hoch, aber da die umliegenden Berge auch nicht höher sind, kann man weit ins Land schauen.
Das Gelände ist uneben und etwas unübersichtlich, aber technisch sehr leicht zu durchwandern. Und es macht ungeheuer viel Spaß, durch diese wilden Felsen auf- und abzusteigen.
Die Route ist durch gut sichtbare Steinmännchen perfekt markiert. Wenn man bei einem angekommen ist, kann man sich darauf verlassen, dass man von dort aus das nächste sieht.
Nach Süden kann man schön in den weiten Øyfjorden blicken. Im Hintergrund sieht man die Bergketten der Nachbarinseln Stjernøya und Seiland, die um einiges höher sind als die Berge auf Sørøya.
Von der Anhöhe, auf der ich mich befinde, muss ich in ein weites Tal absteigen, in dem ein See mit dem schönen Namen Gjertrudvatnet liegt.
Am Ende des Felsplateaus geht es ins Tal mit dem See Gjertrudvatnet, der rechts zu sehen ist.
Ich steige auf einer Rampe ab, die schräg am Hang verläuft. Unter mir der Gjertrudvatnet.
Unten angekommen muss ich den Zulauf in den See überqueren.
Querung des Zulaufs in den Gjertrudvatnet
Das gelingt trockenen Fußes. Überhaupt ist der Routenverlauf des SPL so gewählt, dass keine richtigen Furten dabei sind. Immer gibt es Trittsteine, um ohne Schuhwechsel zu queren. Die Crocs nutze ich auf der gesamten Tour nur als Campschuhe.
Hier mache ich um 10:00 Uhr erstmal Vormittagspause. Dann steige ich auf der gegenüberliegenden Ostseite den grasigen Hang hinauf.
Blick zurück in das Tal. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man rechts den schräg nach unten laufenden, Schatten werfenden Versprung im Hang. Dort bin ich vorhin ins Tal abgestiegen.
Ich komme wieder auf höherliegendes Gelände. Nach Süden hat man erneut einen tollen Ausblick:
Blick nach Süden auf den weiten Øyfjorden und die Berge der dahinter liegenden Inseln
Ich wandere auf der Höhe weiter. Gras und Felsen wechseln sich ab. Immer wieder komme ich an kleinen Tümpeln vorbei, die keinen erkennbaren Zu- oder Ablauf haben. Hier sammelt sich offensichtlich das Regenwasser, bis es versickert, verdunstet oder bei neuem Regen irgendwohin überläuft.
Stehendes Wasser
Ich habe zwar einen Katadyn-Filter und Micropur-Tabletten, aber von hier nehme ich lieber kein Wasser. Das zieht sich übrigens durch die ganze Tour. Oft steht das Wasser und wirkt nicht sehr frisch. Es ist zwar klar, aber an der Leeseite sammeln sich auf der Oberfläche Pflanzenpollen und Staub und bilden etwas unappetitliche Schlieren. Ich achte darauf, dass ich die Quetschflasche zum Filtrieren dort fülle, wo das Wasser in Bewegung ist. Es war dann zwar vorher auch eine Weile in einem See, aber ich vermute, jeder See hat ein Strömungsprofil mit stärker und schwächer durchströmten Zonen. Wenn ich einfach am Ufer schöpfen würde, hätte ich vielleicht eine Totzone erwischt mit null Strömung und einer voll ausentwickelten Bakterienpopulation.
Dafür gibt es im Feuchtgelände schöne Vegetation zu bewundern:
Die Sonne bringt das Wollgras voll zur Geltung.
Als ich über eine Anhöhe gehe, kommt mir eine kleine Gruppe Rentiere entgegen.
Dann öffnet sich der Ausblick zur Nordküste.
Der knubbelige Berg, den ich heute noch öfters sehen werde, ist der Børra, die Bucht davor heißt konsequenterweise Børrabukta.
Ich treffe auf ein altes Camp. In dem Steinwall liegt allerlei rostiges Gerät:
Altes Camp
Etwas abseits steht ein Ofen. Immerhin ein Markenfabrikat, Modell „Jøtul Nr 500“.
Das Gelände bleibt abwechslungsreich. Die Sonne taucht alles in ein gleißendes Licht.
Man fühlt sich ganz klein in dieser weiten Landschaft. Wieder kommt das Stativ zum Einsatz.
Gegen 12:00 Uhr mache ich Mittagspause. Ich suche mir eine windgeschützte Stelle mit schöner Aussicht. Obwohl ich mich in der Mitte der Insel befinde, ist durch das Gelände heute meistens der Blick zum Nordufer freigeschaltet.
Am Ufer der Børrabukta sind einzelne Häuser zu erkennen.
Nach der Pause geht es weiter durch die Hügellandschaft.
Oft sind die Wegmarken mit Rentiergeweihen oder wie hier mit einem ganzen Schädel dekoriert.
Die Berggruppe, durch die ich wandere, heißt Steinfjellet. Und natürlich gibt es dort einen See mit dem zu erwartenden Namen Steinfjellvatnan:
Das Ufer des Steinfjellvatnan ist, wie könnte es anders sein, steinig.
Es liegen so viele Steine herum, dass sie ein Blockfeld bilden. Das ist aber nur kurz und man kommt gut hindurch.
Dann geht es über eine grasige, relativ flache Hochebene mit vielen kleinen Tümpeln und Steinen. Für die arktische Region ist es geradezu lieblich.
Grasbewachsene Hochebene. Hier ist ein Pfad wieder gut erkennbar.
Ich treffe auf den einzigen Rentierzaun von Sørøya. Er läuft quer über die Insel und teilt sie so in zwei Hälften.
Der Rentierzaun ist nicht zu übersehen.
Offensichtlich haben zwei Züchtergemeinschaften die Landfläche unter sich aufgeteilt. Ich hatte in der Vorbereitung gelesen, dass die Sami im Sommer die Rentiere mit der Fähre vom Festland nach Sørøya bringen, weil es hier gutes Weideland gibt.
Zum Glück gibt es einen komfortablen Überstieg.
Das Gelände wird danach etwas eintöniger und weniger felsig. Dafür ist der Weg gut sichtbar.
Ja, liebe Bildkritiker, der Schatten des Fotografen ist auf dem Bild. Ich behaupte einfach mal, das war Absicht. Es verstärkt den Charakter eines authentischen Reiseschnappschusses. Außerdem laufe ich nach Osten und die Sonne steht nachmittags tief im Westen. Da ist der Schatten immer im Bild.
Ich treffe auf den Langvatnet, den ich mir als heutiges Ziel auserkoren hatte. Er mach seinem Namen alle Ehre.
Der Langvatnet, mein heutiges Etappenziel
Der Abfluss liegt am Nordende und genau da möchte ich übernachten. Ich muss nicht lange nach einem geeigneten Platz suchen. Kurz nach 17:00 Uhr steht das Zelt.
Camp 3 am Abfluss des Langvatnet
Ich hänge die Kleidungsstücke auf, die gestern Nachmittag nach dem Waschen noch nicht ganz trocken war und breite den klammen Schlafsack zum Lüften aus. Dann wasche ich mich am Fluss und löffle anschließend zufrieden am Seeufer mein Tütenessen. Mein Blick wandert über das Seeufer. Perfekter Tag, denke ich.
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