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[NO] Sørøya på langs 2025
Die Vorbereitung
Ich mag Through-hikes. Es ist einfach ein schönes Gefühl, auf die Landkarte zu schauen und sagen zu können: Da unten bin ich gestartet und da oben bin ich angekommen. Und ein Ziel zu haben, macht das Wandern irgendwie klarer und konsequenter. Besonders klar und konsequent ist das natürlich bei einer Insel. Man fängt an der einen Seite an und hört erst auf, wenn man die andere Seite erreicht hat. So einfach.
Ich suchte also eine Insel. Und ich hatte natürlich schon einige Vorstellungen im Kopf. Groß genug sollte sie sein für eine mehrtägige Wanderung, mit viel Natur und wenig Zivilisation, aber bitte mit Fähranbindung. Und möglichst ohne unüberwindliche Hindernisse. Landschaftlich reizvoll, mit schöner Küste und gerne etwas langgestreckt, damit die Endpunkte der Wanderung klar sind. Vielleicht auch nicht zu überlaufen.
Ich wollte eben anfangen, die norwegische Küste von oben nach unten entlangscrollen, da wurde ich auch schon fündig: Sørøya! Alle Anforderungen perfekt erfüllt. Noch dazu schön weit im Norden und etwas ab vom Schuss. Bergig, aber keine Gletscher oder Hochgebirgszüge. Ein paar Mini-Orte am Rand, ansonsten unbewohnt. Direkt vor Hammerfest gelegen mit täglicher Fähranbindung. Volltreffer!
Ich fing an zu recherchieren und stellte fest, dass es zu Sørøya nur spärliche Informationen gibt. Hauptsächlich wird die Insel unter Anglern als Geheimtipp gehandelt. Ich las: „… Traumrevier für kapitale Heilbutte … die Großdorsch-Fischerei ist die beste Norwegens … gigantische Rotbarsche stehen an den tiefen Kanten…“ Leider interessiere ich mich überhaupt nicht dafür, wo die Rotbarsche herumstehen. Ich wollte Trekking-Infos. Doch nicht mal hier im Forum gab es Reiseberichte von Sørøya. Nochmal in Großbuchstaben: KEIN REISEBERICHT IM FORUM! Wie konnte das sein? Kurzzeitig hatte ich den Verdacht, dass die Insel nukleare Sperrzone ist oder streng verbotenes Naturschutzgebiet oder beides. Aber natürlich gibt es bei ODS die besten Outdoor-Experten mit den besten Informationsquellen. Und so war ich in kurzer Zeit versorgt mit norwegischen Fernsehreportagen, passgenauen YouTube-Beiträgen und Berichten im norwegischen „Fjellforum“, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Ein fettes Dankeschön an Fjellfex, Kondor, Ljungdalen und hartmutmu. Ihr seid klasse.
Jetzt wusste ich: Es gibt seit 2021 einen durchgängig markierten, ca. 90km langen Weg „Sørøya på langs“, den Studenten der UiT Arctic University of Norway Campus Alta in mehrjähriger Arbeit angelegt hatten. Es gibt sogar den GPX-Track zum Herunterladen (https://hammerfest.kommune.no/tjenes...angs.7869.aspx). Er startet am westlichsten Punkt der Insel und endet in Tarhalsen, dem nördlichsten Felszipfel. Das Ziel passte für mich. Etwas unterhalb von Tarhalsen gibt es den kleinen Fischerhafen Akkarfjord mit Fährverbindung nach Hammerfest. Perfekt für die Rückreise. Der Start im Westen schien mir dagegen nicht so geeignet zu sein, denn die zweite Fährverbindung nach Sørøya führt ans südliche Ende, nämlich nach Hasvik. Außerdem dachte ich, wenn das Ziel schon das Nordende ist, dann muss der Start natürlich das Südende sein. Also stand der Plan fest: Von der Landspitze südlich von Hasvik nach Nordosten laufen, bis ich auf den markierten Weg stoßen würde, der hier von Westen nach Osten verläuft und diesem dann folgen. Für die rund 90km hatte ich 6 Tage geplant und zwei zusätzliche Tage als Puffer.
Hier ist schon mal der Track meiner Tour. In den 8 Tagen bin ich 120km gelaufen mit insgesamt 6200hm.
Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA
Track meiner Wanderung, die Punkte stellen die Übernachtungen dar
Und hier als Link: https://www.google.com/maps/d/edit?m...usp=sharing
Erstmal ging es ans Vorbereiten. Bei meiner letztjährigen Tour war eine Wunschliste entstanden, die ich schon im Großen und Ganzen abgearbeitet hatte:
- Stabiles Zelt (Hersteller und Fabrikat waren gesetzt)
- Angemessenes Schuhwerk (dito, diesmal in der richtigen Größe)
- GTX Regenhose anstelle meiner im Sarek zerrissenen Billighose. (Nach viel Anprobiererei bei Globetrotter ist es die Tierra geworden (die Marke kannte ich vorher gar nicht). Vom Material und der Verarbeitung hätte ich ja gerne die Arcteryx genommen, trotz des Preises, aber sie war an den Beinen einfach zu eng. Ich will sie ja im Bedarfsfall über die normale Hose ziehen.)
- Flaschenhalter für den Schultergurt (hatte ich erst gefunden, nachdem ich begriffen hatte, dass der Fachausdruck „Bottlesleeve“ heißt.)
Der Rest der Ausrüstung blieb mehr oder weniger unverändert. Nachdem mich einer der dünnen und für meinen Geschmack viel zu biegsamen Carbonstöcke im letzten Jahr so schändlich im Stich gelassen hatte, kamen jetzt wieder die alten Alu-Teleskopstöcke mit, auch wenn sie mehr als das Doppelte wiegen.
Wie üblich breite ich am Abend vor der Abreise alles für den letzten Zählappell im Wohnzimmer aus.
Vollständigkeitskontrolle vor dem finalen Packen
Solche Fotos finde ich immer sehr nützlich, wenn ich mich im Jahr darauf frage, welche Sorte Tee ich dabei hatte oder welche von meinen Funktions-T-Shirts.
Gewichtsmäßig würde ich keine UL-Rekorde brechen, das war mir klar. Der Rucksack wog ohne Nahrung, Wasser und Gas 14,5kg, dazu kamen 6,0kg Nahrung + Gas und am Körper 4,0kg (in der dünnsten Kleidungskonfiguration, mit T-Shirt und Hose), wobei die Wanderschuhe mehr als die Hälfte der 4,0kg ausmachten und die Stöcke mit 0,6kg zu Buche schlugen.
675g Nahrung pro Tag mag dem einen oder anderen hier als zu üppig erscheinen, aber ich habe wenig eigene Reserven und will aus der Wanderung keine Hungerkur machen. Außerdem kenne ich mich und weiß, dass Essen für mich auch mental wichtig ist. Es soll ja schließlich Spaß machen.
Da auf Sørøya nicht wie sonst in Norwegen alle paar Meter ein Bach vorbeikommt, hatte ich morgens 2 l Wasser dabei. Damit wog mein Rucksack, je nach angezogener Kleidung zu Beginn der Tour maximal 22,5kg. Das ist ein vertretbarer Wert, finde ich.
Aber noch stehe ich im Wohnzimmer, hake meine Liste ab und packe alles ein, erstmal in der Flug-Aufteilung. Dann den Wecker stellen und sicherheitshalber noch einen zweiten Wecker. Die Abflugzeit ist morgen früh um 7:00 Uhr.
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