08.09.2025 : Furt am Tjievrajågåsj - Ruopsokjåhkå - See unter Loametjåhkkå
Teil 2
Nach einer Viertelstunde laufe ich weiter nach Nordwesten, leicht bergab, entlang dem kleinen Bach und den Mini- Seen. Das Gelände ist wirklich entspannt zu gehen. In einem Anfall von Größenwahn überlege ich sogar, ob ich es heute schon bis aufs Luohttoláhko schaffe. So ein Quatsch.
Bald bietet sich ein toller Ausblick ins Njoatsosvágge und weckt (verregnete) Erinnerungen, da bin ich letztes Jahr durchgelaufen. Dunkle Wolken hängen im Tal, der Wind sorgt aber weiterhin ab und zu für eine gute Sicht. Die Stimmung ist super und ich bin total gespannt auf den kommenden Teil des Trips.
Njoatsosvágge - Tsahtsa, Vássjábákte, Bulkas, Tsähkkok verstecken sich in den Wolken
Jetzt komme ich an die Ruopsokjåhkå Schlucht mit einem wirklich schönen Zeltplatz, der beste Aussicht auf das Njoatsosvágge bietet. Sehr verführerisch, ich will aber unbedingt weiter. Ich folge also der Ruopsokjåhkå Schlucht in nordöstlicher Richtung und steige dabei langsam zum Fluss ab. Immer wieder finde ich leicht zu gehende “Game Trails”. Mein Ziel ist die Furt bei einem Wasserfall, kurz vor dem Zusammenfluss mit dem kleinen Bach, der vom Ruopsokvárásj herunterkommt. Von der Furt hatte ich bei meiner Vorbereitung hier im Forum gelesen.
An dieser Stelle nochmal ganz herzlichen Dank an alle Vorreiter, die hier im Forum fleißig und akribisch ihre Routen aufschreiben (ich weiß jetzt, wie mühsam das ist). Alle Eure Beschreibungen mit aktuellen Informationen und jedes noch so kleine Detail sind super wichtig und machen solche Touren - egal ob lang oder kurz - erst möglich !
Nach ungefähr 30 Minuten komme ich ohne Probleme an die beschriebene Furt und sehe den Wasserfall. Allerdings finde ich keinen guten Weg, um an das Flussbett zu kommen und muss teilweise etwas klettern. Die Furt selber ist erstaunlich einfach, der Ruopsokvárásj sieht ja sonst eher respekteinflößend aus.
Ich nutze die Chance und kühle mein Knie vor dem nächsten Abschnitt etwas im Wasser, heute hat die alte Stelle doch ein paar Mal “gekniffen”.
Gegen 14.30 Uhr geht es dann mit einem knackigen Anstieg weiter. Die ersten ca. 50 m sind so steil, dass ich lieber im “Zick Zack” laufe. Danach muss ich nochmal ungefähr 200 Höhenmeter gewinnen, um auf das Plateau unterhalb dem Steilhang vom Loametjåhkkå zu gelangen. Es ist ganz schön anstrengend, die Stimmung bleibt aber gut.
Jetzt sollte ich laut Handy Calazo App (Calazo ist der Hersteller der meisten Sarek Karten. Ich hatte zusätzlich die neuen, laser-gescannten 1:25.000 er Karten auf Tyvek Papier dabei, die Auflösung ist wirklich unglaublich. Die App ist allerdings schon älter) eigentlich auf dem Plateau sein. Sieht hier aber überhaupt nicht aus, wie ich mir ein Plateau so vorstelle.
Die Landschaft ist eher hügelig und felsig, das macht die Orientierung schwer. Ich weiss irgendwie nie genau, wo ich bin. Hinzu kommt, dass die Calazo App recht ungenau ist, der GPS Punkt springt gerne mal 200-300 m nach links oder rechts. Nerv ! Egal, ich gehe erstmal weiter, die grobe Richtung muss ja stimmen, Ziel sind die beiden Seen am Ende vom “Plateau”
Dann zieht immer dichter werdender Nebel auf. Ich laufe ständig kleine Hügel hoch und runter, muss Blockfelder oder Schneefelder umgehen und kann nicht wirklich weit sehen. Ab und zu tauchen nicht auf der Karte verzeichnete Seen auf und sorgen für Verwirrung, weil sie nicht die Seen sind, die ich suche. Die Strecke ist auf jeden Fall länger als ich dachte.
Die Sicht liegt jetzt bei nicht mehr als 10 m und ich höre plötzlich vor mir einen Wasserfall, den ich überhaupt nicht einordnen kann ?! Jetzt reicht’s mir, ich verbinde das inReach Mini mit meinem Telefon (wollte eigentlich Akku sparen) und schaue in der Explore App nach, wo ich bin. Ich hatte zu Hause Satellitenbild-Kartenmaterial heruntergeladen und sehe nun, dass ich deutlich unterhalb von dem See bin, zu dem ich eigentlich wollte. Der “Wasserfall” ist ein Bach, der dem See entspringt. Die Calazo App zeigt übrigens, dass ich angeblich in der Mitte vom See stehe. So viel zum Thema Genauigkeit…
Ich muss ein Stück zurücklaufen und steige dann auf, um endlich den See zu erreichen. Im Nebel kann ich kaum etwas sehen, finde aber gegen 18.00 Uhr einen einigermaßen ebenen Platz, um das Zelt aufzubauen.
Jetzt gibt's erstmal eine heiße Zitrone und einen Waschgang am See, in der Reihenfolge. Der Nebel ist zeitweise so krass, dass ich eine Markierung lege, damit ich den 20/30 m Weg vom See zum Zelt finde.
In frische, warme Klamotten gehüllt sitze ich in einer Art “Nebel-Whiteout” auf einem Stein am See und esse Nudeln mit Käse (Knorr Spaghetteria, Real Turmat für jeden Abend ist zu teuer). Heute war ein super Wandertag, ich habe ich keinen einzigen Menschen gesehen, bin angenehm erschöpft und genieße die Wechselhaftigkeit der Natur. Mein Knie ist erstmal relativ ok, mal sehen, wie es sich Morgen Früh anfühlt.

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