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[SE] Try to come to Kvikkjokk - The Third (oder auch: Nordkalottleden 2025)
Immer noch schneller als ich 2021, als ich meine kaputten Knie hatte. Da habe ich 4 Tage für die Strecke gebraucht, in Gegenrichtung (Låddejåhkå - Vuojatädno-Brücken - Kutjaure - Gårssåjávrre - Vaisaluokta). Das letzte Stück am Seeufer lang war das schlimmste.
Für ein kaputtes Knie klingen 4 Tage aus meiner Schneckensicht heraus gar nicht mal so schlecht
2021 war der noch unten bei der STF-Hütte, ich weiß nicht, seit wann der oben ist (ob erst seit diesem Jahr oder früher).
Bin jetzt Anfang September damit geflogen, mit Zwischenlandung dort: Außer mir war nur eine Passagierin (eine Deutsche), die nach Vaisaluokta (also zum Landeplatz hier) wollte, darum wurde nur ein Flug gemacht, erst von Ritsem nach Vaisaluokta, wo sie abgesetzt wurde, und dann weiter zu meinem Ziel Akkastugorna. Kostenloser Rundflug für mich quasi.
Oh ok, und schon wieder etwas Neues gelernt
Das mit dem Rundflug klingt super. Mehr schreibe ich dazu jetzt aber erstmal nicht, sonst wird meine Antwort zum Spoiler-Alarm
Sehr fein Ein Padjelanta Bericht. Und dazu noch ziemlich genau auf der Route, die ich mir auch schonmal zusammengebosselt habe, aber noch nicht gelaufen bin.
Bin gespannt
Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
"Manchmal verspeist man den Bären, und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."
Für ein kaputtes Knie klingen 4 Tage aus meiner Schneckensicht heraus gar nicht mal so schlecht
Ja, aber war schlimm; was sollte ich machen, mehr Zeit war ja nicht mehr... *Beide* Knie. Mit 1800 mg Ibu (mehr ging nicht, damit es bis Gällivare reicht) + paar Paracetamol pro Tag habe ich mir zumindest eingebildet, das würde helfen. Und dann ja noch die Rückfahrt (Bus + Zug + Flug + nochmal Zug) - ich bin 3-4 Wochen quasi gar nicht mehr aufgestanden. Aber seither alles wieder gut. Verrückt.
Sehr fein Ein Padjelanta Bericht. Und dazu noch ziemlich genau auf der Route, die ich mir auch schonmal zusammengebosselt habe, aber noch nicht gelaufen bin.
Sehr schöner Bericht... und natürlich tolle Fotos. Da möchte man sich sofort wieder ins Flugzeug setzen und in den Norden reisen. Das Wetter war aber auch überirdisch schön. Ich lese begeistert mit und freue mich auf die Fortsetzung.
Sehr schöner Bericht... und natürlich tolle Fotos. Da möchte man sich sofort wieder ins Flugzeug setzen und in den Norden reisen. Das Wetter war aber auch überirdisch schön. Ich lese begeistert mit und freue mich auf die Fortsetzung.
Vielen lieben Dank für den netten Kommentar
Solche Kommentare motivieren doch immer wieder zum Weitermachen
Und du hast natürlich absolut Recht. Das Wetter war wirklich überirdisch schön...aber auch überirdisch heiß
Schön, dass es wieder etwas Neues von dir gibt. Beinahe hätte mich mein Weg von Ritsem in diesem Jahr auch hinüber nach Vaisaluokta geführt. Von dort aus wollte ich zum Vastenjaure. Dazu kam es leider nicht.
Was nützt das tolle Wetter, wenn die Hitze den eigenen Antrieb und die Lust zur Fortbewegung killt?? 😏😅 Dann doch lieber die frische (und kühle) Nordlandluft! Wie fast immer gibt es ein Für und Wider.
Ich folge dir mit einem Schmunzeln….😉
My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou
Schön, dass es wieder etwas Neues von dir gibt. Beinahe hätte mich mein Weg von Ritsem in diesem Jahr auch hinüber nach Vaisaluokta geführt. Von dort aus wollte ich zum Vastenjaure. Dazu kam es leider nicht.
Was nützt das tolle Wetter, wenn die Hitze den eigenen Antrieb und die Lust zur Fortbewegung killt?? 😏😅 Dann doch lieber die frische (und kühle) Nordlandluft! Wie fast immer gibt es ein Für und Wider.
Ich folge dir mit einem Schmunzeln….😉
Hallo Evernorth,
schön, dass auch du wieder mit dabei bist
Ja es gibt immer ein Für und Wider, das stimmt absolut. Die Hitze war wirklich sehr auslaugend und sehr anstrengend - nicht nur für mich, sondern für nahezu alle Wanderer/Wanderinnen, die ich dort getroffen habe. Aber im Nachhinein verbleiben ja dann glücklicherweise oft die guten Aspekte als Erinnerung im Kopf, z.B. nicht zu beschreibende fantastische Aussichten und wunderschöne Fotos
In der Nacht habe ich diesmal bis 4.30 Uhr richtig gut geschlafen, bin dann aber wieder frierend aufgewacht, habe meine Mütze und einen Fleecepullover drüber gezogen und bin dann aber immerhin nochmal eingeschlafen. Aber jetzt ist es 5.32 Uhr und die Sonne knallt natürlich mal wieder auf das Zelt und so ist es hier in der Sauna nicht mehr auszuhalten.
Zeit für ein erstes Zwischenfazit meines neu erworbenen Quilts: Ich bin total glücklich mit ihm. Dass ich generell auf diesen Schneckentouren nachts oft eine Frostschnecke bin, ist ja nicht die Schuld des Quilts. Aber wofür ich dem Quilt die volle Verantwortung zuschiebe, ist das neue riesige Raumangebot im Liegen. Das Drehen und überhaupt Liegen ist viel angenehmer als im Schlafsack. Und auch das Rein- und Rauskommen gestaltet sich als viel angenehmer. Die Verschlüsse sind superleicht zuzuklipsen, wenn man das System einmal durchschaut hat und abends vor dem Schlafengehen alles vorbereitet. Bereits zuhause hatte ich mir an der Isomatte vier kleine Markierungen gemacht für die Position der zwei Gummibänder und mit diesen Markierungen klappt das neue Projekt Quilt bis jetzt wunderbar
Was hingegen gar nicht so wunderbar klappt, ist das Thema Sonnenschutz. Da ich eine sehr sonnenempfindliche Haut habe, hatte ich mich vorgestern an Tag 1 zweimal und gestern dreimal eingecremt. Da die Sonne wirklich sehr stark ist, habe ich vor allem auf den Armen nicht wenig von der Creme benutzt. Und trotzdem war meine Haut an den Armen gestern Abend leicht gerötet. Und leider ist sie jetzt immer noch etwas rot und zwar heute Morgen nicht nur an den Armen, sondern leider auch an den Beinen. Und so schmiere ich mich nun erneut gezwungenermaßen großzügig ein, obwohl die Dose inzwischen bereits jetzt ca. halb leer ist.
Trotz Sonnenbrand fange ich aber natürlich an, alles zusammenzupacken, und schnecke um 7.28 Uhr los Richtung Kutjaure. Bereits jetzt ist es auch draußen wieder heiß und so schwitzschnecke ich durch diese wundervolle Landschaft.
Frisches Wasser landet hier in meinen Trinkflaschen
und der Morgen könnte nicht friedlicher, ruhiger und schöner sein.
Kurz nach meinem Start laufe ich an einem hellblauen Zelt vorbei, welches ich gestern gar nicht gesehen hatte. Vielleicht kam die Person erst spät an und kam aus der anderen Richtung?
Ein erstes Selbstauslöser-Bild und weitere normale Bilder dieser friedlichen wunderschönen Morgenruhe landen auf meinem Fotoapparat,
doch bereits 25 Minuten später ist es mit meiner inneren Ruhe erst einmal vorbei. Meine Augen erblicken eine Brücke,
meine Ohren nehmen ein lautes Wassergeräusch wahr und ein ungutes Gefühl breitet sich immer mehr in mir aus, je näher ich über die Felsen und Steine heranschnecke
Um es ehrlich auf den Punkt zu bringen: Mein Angstschneckenherz rutscht mir gefühlt in die Hose und ich platze fast vor Angst. Nicht nur das viele laute Wasser der Wasserfälle stellt gerade das Problem dar, sondern die Brücke ist keine fest montierte Brücke, sondern eine mobile Sommerbrücke, die – für mich – rein optisch so aussieht, als ob sie einfach auf die Steine gelegt wurde und jederzeit herunterrutschen könnte.
Aber auch das ist noch nicht alles, was diesen Moment gerade zu einem der krassesten Momente dieser gesamten Tour machen wird. Direkt hinter der Brücke liegt Schnee. Erstens sieht man dort mal wieder nicht, was darunter ist (Wasser? Felsen? Wiese?) und zweitens wirkt es auf mich so, dass, wenn ich in diesem Schnee einbrechen würde oder abrutschen würde, ich zusammen mit dem Schnee und meinem Rucksack in das reißende Wasser darunter fallen könnte. Ich weiß, dass viele von euch das anders sehen und dass der Anblick dieser Brücke vor allem auf diesen Fotos nicht furchteinflößend aussieht, aber für mich beginnt gerade einer der krassesten Momente all meiner Touren ever. Wie instabil dieser Schnee aufgrund der Hitze ist, habe ich ja gestern bereits zweimal gespürt.
Der Schnee ist tief, die Wasserstände sind natürlich aufgrund der Hitzewelle überall hoch und der Schnee an sich ist sehr weich aufgrund der knallenden Sonne. Und obwohl dies einer der schönsten Orte ist, die ich jemals gesehen habe und obwohl diese Fotos hier in meine Lieblingsfotos eingehen werden, beträgt mein Puls gerade gefühlt 2000 Schläge pro Minute.
Schöner geht es nicht, aber angsteinflößender für mich eigentlich auch nicht.
Aber natürlich bleibt mir nichts anderes übrig, als mich irgendwann zu überwinden und über die Brücke zu wackeln. Auf der anderen Seite steigt mein Puls noch mehr an, obwohl dies eigentlich gar nicht möglich ist, denn nun muss ich noch den Schnee überqueren. Ich traue mich nicht, der normalen Spur nach links zu folgen und entscheide mich, es steil geradeaus nach oben zu versuchen und so die linke Spur, welche für mich gefühlt zu nah am Fluss verläuft, zu umgehen. Anscheinend haben das irgendwann auch schon andere Wanderer getan
und so nehme ich all meinen Mut zusammen, hoffe über alles, dass ich nicht einbreche, klettere am Ende des Schnees das Gras hoch und muss nun erst einmal weiter nach links gelangen, um mich in Sicherheit zu fühlen.
Auch von der anderen Seite aus wirkt dieser Ort für mich unendlich schön, aber zugleich unendlich angsteinflößend.
Als ich fertig über das Gras gewackelt bin und wieder auf dem Nordkalottleden ohne Schnee stehe, muss ich mir gefühlt die Ohren zuhalten, weil der Stein, welcher von meinem Herz plumpst, so laut ist: Bummmmmmmmmmm.
Der Blick zurück zeigt die Spur, welche ich mich nicht getraut habe zu nehmen:
Ich feiere meine innere Überwindung mit einer kurzen Pause, spanne den Sonnenschirm wieder auf, welchen ich für dieses Brücken-Unterfangen abgenommen hatte, und mache ein Foto-Shooting, um mich zu beruhigen.
Im Nachhinein von zuhause aus werde ich die Fotos vielleicht als lächerlich ansehen und realistisch betrachtet werde ich dann vielleicht feststellen, dass, selbst wenn das gesamte Schneefeld mit mir in den Bach abgerutscht wäre, mir wahrscheinlich gar nicht viel passiert wäre, weil der Bach unterhalb der Brücke am Ufer entlang gar nicht reißend aussieht, aber für mich jetzt im Moment war es einfach nur unendlich krass.
Bekanntermaßen machen einen aber ja neue Herausforderungen stärker und so erscheinen mir die nächsten kleinen Schneefelder inzwischen als lächerlich.
Der Schnee schmilzt in der Hitze natürlich schnell, und überall sieht man das noch braune plattgedrückte Gras, auf welchem bis vor kurzem noch Schnee lag.
Die Sonne knallt trotz ganz dünner Wolken weiter auf mich
und aufgrund der gestrigen zwei Einbrüche in den Schnee und der gerade überstandenen Brücken-Aktion frage ich mich nun, ob ich mir mit dieser Tour nicht zuviel zugemutet habe. Wie ich bereits in Smalltalks erfahren habe, wird es auf dem zweiten Abschnitt meiner geplanten Tour (Staloluokta – Pieskehaure – Kvikkjokk) noch viel mehr Schnee, noch höhere Wasserstände in den Bächen und teilweise keine Brücken geben. Und auch wenn es noch lange nicht so weit ist, schwirren mir nun kurzzeitig Alternativpläne im Kopf herum, falls mein geplanter Weg über Pieskehaure für mich alleine als zu gefährlich erscheint. Ich hatte zwar schon zuhause gelesen, dass in diesem Jahr der Frühling hier oben später vor Ort war wie sonst und dass deshalb nun noch viel mehr Schnee liegt als sonst im Juli, aber dennoch hatte ich nicht mit so vielen Schneefeldern gerechnet und hatte von zuhause aus keine Vorstellung davon, dass mich Schneeüberquerungen ängstigen könnten. Dazu kommt, dass mich ja heute noch die drei Brücken erwarten, vor welchen ich ebenfalls riesigen Respekt habe. Die letzte der drei Brücken hatte ich ja 2016 von der anderen Seite aus bereits gesehen und für mich erschien es damals als absolut unvorstellbar, jemals diese Brücke überqueren zu können. Aber das ist inzwischen 9 Jahre her und in den 9 Jahren bin ich oft über mich hinausgewachsen, habe viele neue Erfahrungen gesammelt und bin insgesamt innerlich im Kopf stärker geworden. Und gerade deshalb sehe ich diese letzte der drei Brücken natürlich als tolle Chance an, mich selbst wieder zu überwinden und mich weiter zu verbessern.
Aber nun geht es erstmal weiter.
Mein Puls hat sich wieder normalisiert, ich genieße die riesige weite offene Landschaft
und schnecke mit einer Mischung aus Stolz wegen der geschafften Brücken-Aktion und Ehrfurcht vor den kommenden drei Brücken und den weiteren Schneefeldern weiter vor mich hin.
Der Weg zur Kutjaure-Hütte zieht sich so langsam in die Länge, die Holzbohlen sind derzeit mal wieder morsch, instabil und wackelig,
und nur sehr langsam gelange ich immer tiefer zu Gestrüpp und Birken.
Immerhin gibt es hier im Birkenwald ein paar Atome Schatten.
Der Weg zieht sich aber trotzdem weiter in die Länge, denn es folgt noch ein weiterer baumloser Abschnitt.
Kurz vor Kutjaure kommt mir plötzlich eine große Gruppe entgegen mit ca. 10 Personen, aber es kommt zu keinem Trail-Talk.
Und dann ist es endlich soweit. Um 9.09 Uhr erreiche ich Kutjaure.
Ich gönne mir eine lange Pause, halte einen langen Trail-Talk mit der Hüttenwärtin, frage sie über den weiteren Weg aus, esse und trinke soviel, wie in mich hineinpasst und werde noch unsicherer bezüglich Pieskehaure, da mir die Hüttenwärtin bestätigt, dass der Schnee dort noch tiefer ist, noch mehr Schneefelder vorhanden sind und die Flussüberquerungen teilweise heikel sein sollen. Sie selbst war vor 2 Wochen Richtung Vaisaluokta unterwegs und dort war damals noch alles komplett mit Schnee bedeckt. Inzwischen gibt es ja auch einige schneefreie Abschnitte, aber trotzdem ist eben noch viel Schnee übrig geblieben. Trotz der für mich nicht positiven Nachrichten wird diese Pause zu einer der schönsten dieser Tour, denn die Hüttenwärtin ist eine der nettesten und sympathischsten Hüttenwärtinnen, die ich bisher überhaupt getroffen habe. Natürlich sind hier oben fast alle Menschen immer total freundlich und hilfsbereit, aber diese Hüttenwärtin schafft es trotzdem auf meine bisherige Top-3-Liste
Außerdem erzählt sie mir, dass die Hitzewelle sich mal wieder noch länger hinzieht und keine kühleren Tage in Sicht sind. Fanta oder Ähnliches hat sie leider nicht zu verkaufen, aber stattdessen schenkt sie mir kostenlos etwas selbst gemachte Limonade, welche ich mir in meiner Flasche mit Wasser verdünne und welche herrlich schmeckt. Nach diesem Trail Magic teilt sie mir mit, dass ich solange bleiben soll wie ich will, aber sie müsse jetzt leider noch die Klos putzen. Eine Asiatin erscheint plötzlich vor der Hütte und ist komplett eingemummelt mit Moskitonetz, Hut und langen warmen Sachen. Vielleicht ist auch sie sehr sonnenempfindlich? Auch noch ein paar andere Wanderer machen sich gerade startklar für ihre heutige Etappe.
Doch wie so oft hat auch die schönste Pause irgendwann ein Ende und ich verabschiede mich nach dieser 45-minütigen Pause von diesem wundervollen Ort.
Mein heutiges Ziel ist es, auf jeden Fall noch die drei Brücken hinter mich zu bringen und danach einfach noch so weit zu schnecken, wie ich Lust habe.
Das reißende Wasser unter der Brücke direkt hinter der Hütte
stellt nach dem Erlebnis mit dem Schneefeld hinter der mobilen Brücke an den Wasserfällen gerade keine große Herausforderung mehr dar
und so schaffe ich diese Überquerung
ohne innere psychische Zwischenfälle
Die hübsche Aussicht auf der anderen Seite
landet noch schnell auf meinem Fotoapparat, bevor es dann durch Gestrüpp und über weitere Gewässer
Obwohl die Mini-Atome Schatten meinen Beinen gefallen,
freue ich mich, als ich wieder eine offene Weite erreiche.
Der Blick zurück zur Hütte und zurück zur Hochebene ist durchaus hübsch.
Dort oben hatte ich heute Nacht irgendwo gezeltet und der Blick zurück macht mich doch tatsächlich etwas stolz, es schon so weit geschafft zu haben.
Diese interessante Überquerungsmöglichkeit
erheitert mich beim Weiterschnecken sehr.
Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, wie sehr ich diese offenen Landschaften liebe?
Mal wieder mache ich viele kleine Pausen,
schnecke durch Matsche
und durch sehr viel Gestrüpp
und nähere mich mit langsamen Schneckenschritten meinem Angstgegner, den drei Brücken. Irgendwo hinter dieser zu sehenden Kante müssen sie lauern.
Dennoch sauge ich die Landschaft weiterhin in mich auf und genieße einen schönen Anblick nach dem anderen.
Trotz der ganz leichten dünnen Wolkenschicht an manchen Stellen des Himmels wird es immer heißer, aber es hilft nichts.
Weiter geht’s über Holzbohlen
und durch weiteres viel Gestrüpp und dann ist es um 13.22 Uhr soweit.
Der erste Teil meines Angstgegners liegt direkt vor mir.
Obwohl dies gar nicht die längste Brücke der drei Brücken ist, habe ich riesige Angst, hinüberzuschnecken. Gefühlt und vermutlich auch wirklich in der Realität ist sie die längste und größte Brücke, die ich bis jetzt auf meinen Touren überschneckt habe. Auch dieser Fluss hat viel Schmelzwasser in sich und tritt bereits über die Ufer.
Erstaunlicherweise klappt die Überquerung aber besser als gedacht. Immer schön nach vorne gucken und bloß nicht nach unten schauen. Nicht nach unten schauen! Nicht nach unten schauen! Nicht nach unten schauen! Und dann ist es vollbracht. Zumindest die erste Brücke liegt nun hinter mir.
Auf der anderen Seite kann man zum Samidorf Saluhavrre abbiegen,
aber da ich kein Fischfan bin,
geht es für mich direkt weiter zu Teil 2 meines Angstgegners.
Glücklicherweise ist die zweite Brücke nur durchschnittlich klein und stellt kein größeres Problem dar.
Auf der anderen Seite ist der Nordkalottleden auf der kleinen Insel nicht gut ausgeschildert und so schnecksuche ich etwas durch die Gegend,
bis es soweit ist. Ein erster Ausblick durch die Gebüsche und Birkenbäume lässt meinen Puls direkt ansteigen.
An der Brücke angekommen, kann ich mich nicht überwinden, es hinter mich zu bringen.
Stattdessen entscheide ich mich dazu, hier auf der kleinen Insel eine längere Mittagspause einzulegen, und zwar im Schatten
Auch wenn der Schatten äußerst begrenzt ist, ist mir das schnurzepiepsegal. Auf dem Betonsockel der Brücke gibt es ca. 60 cm Platz, um mich so hinzusetzen, dass meine Beine im Schatten sind. Zusammen mit dem Sonnenschirm über mir finde ich so eine Position, in der kein Körperteil mehr der knallenden Sonne ausgesetzt ist. Und da ich mir absolut bewusst bin, dass dieser Luxus gerade der letzte Schatten für eine lange Zeit sein könnte, nutze ich ihn voll aus. Ich koche mir auf dem Beton der Brücke ein extrem leckeres Trekkinggericht (Ungarntopf von Trek! N Eat), mache ein ausgiebiges Foto-Shooting und beobachte seeeeehr interessiert diverse Wanderer, die während meines Aufenthaltes hier meinen heutigen finalen Angstgegner besiegen.
Unter anderem kommt eine Familie mit zwei Jungen über die Brücke in meine Richtung, welche ebenfalls hier auf der Insel kochen möchten. Sie waren mit mir an Tag 1 in gleichen Boot und sind dann bei Akkajaure ausgestiegen. Ich erzähle ihnen, wo sie für das Kochen drinking water besorgen können und sie fragen, ob sie dort auch ein Bad nehmen können. Darauf antworte ich aber nur, dass ich selbst das aufgrund der Strömung nicht machen würde und sie das aber natürlich selbst entscheiden müssen.
Nach diesem kurzen Gespräch bin ich wie so oft hin- und hergerissen zwischen dieser so wunderbaren Landschaft und meiner Angst. Aber da ich nachher sowieso noch nicht ins Zelt hinein kann wegen der Hitze, entspanne ich mich hier noch weiter, finde einen Birkenbaum, an dem ich im Stehen Schatten habe und wechsele hin und her zwischen dem Mini-Sitzplatz und dem Mini-Stehplatz.
Erst nach einer zweistündigen Mittagspause ist es soweit. Ich packe alles zusammen, schieße ein letztes Foto vom Angstgegner
und wage einen ersten Schneckenschritt auf die Brücke. Und nun gibt es kein Zurück mehr. In einer Hand halte ich die Trekkingstöcke fest und mit der anderen Hand hangele ich mich von einem Brückengeländerabschnitt zum nächsten. Auch hier zwinge ich mich dazu, bloß nicht nach unten zu schauen und gucke starrend nach vorne. Schneckenschritt für Schneckenschritt hangele ich mich am Geländer weiter vor, mein Puls ist wie erwartet ziemlich hoch, aber irgendwann ist es vollbracht. Ich habe ihn besiegt!!!
Überaus stolz feiere ich auf der anderen Seite eine innere Party, schieße weitere Fotos von der Fisch-Werbung
und schnecke nun also ab jetzt auf dem zumindest etwas mehr bewanderten Padjelantaleden.
2016 hatte ich kurz nach der großen Brücke gezeltet. Irgendwo hier in der Nähe muss es gewesen sein:
Deutlich sieht man auch hier, dass erst vor Kurzem sehr viel Schnee geschmolzen ist und dass das Gestrüpp noch braun und plattgedrückt ist:
Ein bisschen schnecke ich noch glücklich vor mich hin, aber weit komme ich nicht mehr. Die Schneeüberquerung hinter der mobilen Brücke vor Kutjaure und die drei Brücken gerade eben waren für heute genug Abenteuer für mich. Dazu kommt, dass die Hitze einfach zu krass ist. Und so errichte ich um 16 Uhr mein Hotel
und kann trotz langer Mittagspause trotzdem natürlich noch nicht ins Zelt.
Und so bin ich einfach nur glücklich, stolz und zufrieden und harre erschöpft in der Hitze aus, bis ich abends ab 20 Uhr endlich hinein kann.
Tagesfazit:
Geschneckt bin ich heute ca. 10,8 Km in 8 Stunden und 32 Minuten.
Den ganzen Tag lang ging es heute immer wieder mal ein bisschen hoch oder runter, aber nie besonders krass.
Auch heute waren auf den Holzbohlen wieder viele Büsche und ich musste mich oft durchkämpfen. Bis zu den Brücken war der Weg oft insgesamt zugewachsen, was heute teilweise ziemlich nervig war.
Unterwegs hatte ich heute wieder kleine Vögel gesehen. Außerdem gab es heute immer wieder mal einige Moskitos, aber mit Deet sind sie bis jetzt zum Glück meistens nicht nervig.
Bis zur Kutjaure-Hütte ging es meinem Körper insgesamt heute richtig gut, aber danach wurde alles sehr zäh.
Heutiges Schmerz-Fazit: Unter den großen Zehen (1/10), an den Hüften (1/10) (vom Rucksackgewicht), Rückenschmerzen unten (5/10) (nachmittags und abends), Schulterschmerzen (1/10) und leichten Schwindel an den Brücken (1/10). Hier am Zelt habe ich heute außerdem manchmal leichte Kopfschmerzen (1/10).
Da inzwischen ja nicht mehr viel Sonnencreme vorhanden ist, musste ich mir trotz leichter Angst vor einem Hitzschlag vormittags meinen Fleecepullover überziehen, um meine Arme vor der Sonne zu schützen, was aber natürlich viel zu heiß war. Auf den Sonnenbrand an den Armen und Händen habe ich nochmal Fenistil draufgeschmiert. Immerhin bin ich aber nicht die einzige Person hier am Trail, der es zu heiß ist, denn nahezu jeder beklagt sich hier inzwischen über die nicht endende Rekordhitzewelle.
Gestern Abend und heute Abend brauchte/brauche ich außerdem Nasenspray, da ich nicht mehr durch sie atmen konnte/kann abends. Werde ich nun tatsächlich krank wegen der Person, die hinter mir im Flugzeug saß?
Außer der Hitze war es aber insgesamt wieder ein sehr schöner Tag heute. Wie mir eine entgegenkommende Frau vorher erzählt hatte, war die Stugvärdin in Kutjaure wirklich supernett. Außerdem bin ich stolz auf mich, das Schneefeld nach der mobilen Brücke und die Überquerung der drei Brücken geschafft zu haben. Weiterhin halte ich noch positiv fest, dass ich mit meinem neuen Gaskocher und mit meinem Quilt bis jetzt richtig zufrieden bin.
Trotz meiner Angst hat insgesamt alles wieder supergut geklappt. Nur das mit dem Schneefeld hinter der mobilen Brücke war für mich gefühlt gefährlich.
Meine wichtigste Erkenntnis des Tages lautet heute auf jeden Fall, auf großen Brücken immer nach vorne zu gucken und niemals nach unten.
Am Zelt kommen mir heute Nachmittag noch einige Leute entgegen und eine Frau überholt mich hier am Zelt. Zu nennenswerten Gesprächen kommt es aber nicht mehr.
Nervigerweise sind mir auch heute wieder zwei 1-Liter-Zippbeutel am Verschluss kaputt gegangen
Gegessen habe ich heute wieder viele Snacks + den Ungarntopf und getrunken habe ich ca. 4 Liter.
Als ich endlich ins Zelt kann, um mich zu entspannen, bin ich noch nicht müde genug, um einzuschlafen. Lange liege ich also noch wach im Schlafsack und erst um ca. 22.30 Uhr entscheiden sich meine Augen dazu, für heute zuzuklappen
Stattdessen entscheide ich mich dazu, hier auf der kleinen Insel eine längere Mittagspause einzulegen, und zwar im Schatten
....und wage einen ersten Schneckenschritt auf die Brücke. Und nun gibt es kein Zurück mehr. In einer Hand halte ich die Trekkingstöcke fest und mit der anderen Hand hangele ich mich von einem Brückengeländerabschnitt zum nächsten. Auch hier zwinge ich mich dazu, bloß nicht nach unten zu schauen und gucke starrend nach vorne. Schneckenschritt für Schneckenschritt hangele ich mich am Geländer weiter vor, mein Puls ist wie erwartet ziemlich hoch, aber irgendwann ist es vollbracht. Ich hab ihn besiegt!!!
Yeah Blubbi vs Endboss 3 - 0
Auf der kleinen Insel haben wir im Herbst 2019 genächtigt und ich erinnere mich an einen grandiosen Sonnenuntergang.
(Und einen verschi....en Hügel des Grauens)
Die Hängebrücken über die reißenden Flüsse haben mir anfangs 2019 auf meiner ersten Tour in Lappland auch gehörig Respekt eingejagt. Mit jeder weiteren wurde es jedoch immer besser und dieses Jahr war es, wie über die heimische Stadtbrücke laufen. (Wenn nicht gerade 5 andere Leute auch gleichzeitig drüber wollen und das Ding anfängt zu schaukeln wie verrückt)
Finde es aber toll, das Du, trotz der Dir vorher bekannten Ängste und den körperlichen Schwachstellen, diese Touren wagst. Natur kann schon süchtig machen, sodas man wohl einiges in Kauf nimmt, um sie erleben zu dürfen. Man wird einfach mit wahnsinnig intensiven Eindrücken belohnt.
Bei mir ist es die Höhenangst und ich habe mich trotzdem dieses Jahr bis auf 1m an die Abbruchkante am Skierffe getraut, obwohl mir das Hinterteil auf Grundeis ging.
Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
"Manchmal verspeist man den Bären, und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."
Ich kann dich gut verstehen, ich hab auch mit manchen Brücken Probleme. Und wenn man dann drüber ist, dann ist man mega stolz. Mein Mann hat mir schon den Rucksack über die eine oder andere getragen, weil ich mich nicht traute.
Zum Glück bist du nicht vor 40 Jahren dort entlang, da sah deine dritte Brücke noch so aus (ich meine ich hatte davon irgendwo schon mal ein Bild gepostet, kann es aber nicht mehr finden):
Ich hab deinen Bericht bisher nur überflogen, aber ich muss da noch mal genau lesen und vergleichen. Wir sind dieses Jahr Mitte August von Vájsá bis zur ersten Brücke gelaufen, dann aber Richtung Samendorf abgebogen, mit viel weniger Schnee, weniger Sicht und mehr Regen. 😉
Und wir habe uns tatsächlich, mit schlechtem Gewissen, den Start mit dem Heli gegönnte und uns den größten Teil des Anstieges von Vájsáluokta gespart.
Zum Glück bist du nicht vor 40 Jahren dort entlang, da sah deine dritte Brücke noch so aus (ich meine ich hatte davon irgendwo schon mal ein Bild gepostet, kann es aber nicht mehr finden):
Ah ja, die ursprüngliche Version der *Golden Gate Bridge des Padjelanta*. Dass du das gepostet hat, muss wohl vor meiner ODS-Zeit gewesen sein, kenne ich überhaupt nicht. Danke, sehr interessant. Die stand da nach meiner Info (weiß nicht mehr woher) seit Anfang der 1970er. Ist aber nicht die längste dieser Art in Schweden (weder die alte noch die neue). Die über den Laisälven bei Dellikvallen unterhalb von Laisvall ist wohl ein paar Meter länger (105 m vs. 100 m oder so). Oder gibt's noch längere?
PS Selbst gefunden: die 2017 fertiggestellte Lundabron in Umeå hat 179 m Spannweite. Ist aber doch *etwas* anders (massiver, auch für Radfahrer).
Zuletzt geändert von Ljungdalen; 29.09.2025, 19:18.
Auf der kleinen Insel haben wir im Herbst 2019 genächtigt und ich erinnere mich an einen grandiosen Sonnenuntergang.
(Und einen verschi....en Hügel des Grauens)
Zum Thema Verschi...: Ich habe ich dort nur durchschnittlich Ekliges gesehen, aber keine generelle Katastrophe Meine Katastrophe des Ekels folgt erst zu einem späteren Zeitpunkt im Bericht (Spoiler-Alarm)
Die Hängebrücken über die reißenden Flüsse haben mir anfangs 2019 auf meiner ersten Tour in Lappland auch gehörig Respekt eingejagt. Mit jeder weiteren wurde es jedoch immer besser und dieses Jahr war es, wie über die heimische Stadtbrücke laufen.
Ich habe mich auch immer mehr gesteigert seit 2016. Aber manchmal kostet es mich halt immer noch viiiiel Überwindung
Finde es aber toll, das Du, trotz der Dir vorher bekannten Ängste und den körperlichen Schwachstellen, diese Touren wagst. Natur kann schon süchtig machen, sodas man wohl einiges in Kauf nimmt, um sie erleben zu dürfen. Man wird einfach mit wahnsinnig intensiven Eindrücken belohnt.
Bei mir ist es die Höhenangst und ich habe mich trotzdem dieses Jahr bis auf 1m an die Abbruchkante am Skierffe getraut, obwohl mir das Hinterteil auf Grundeis ging.
Ja die körperlichen Wehwehchen sind manchmal ziemlich nervig. Aber so lange es noch irgendwie geht, werde ich weitere Schneckentouren machen.
Zur Höhenangst: Auf dem Skierffe bin ich ja 2018 auf allen Vieren gekrochen
Aber auch diese Schote hatte mich im Nachhinein stärker gemacht
Ich kann dich gut verstehen, ich hab auch mit manchen Brücken Probleme. Und wenn man dann drüber ist, dann ist man mega stolz. Mein Mann hat mir schon den Rucksack über die eine oder andere getragen, weil ich mich nicht traute.
Zum Glück bist du nicht vor 40 Jahren dort entlang, da sah deine dritte Brücke noch so aus (ich meine ich hatte davon irgendwo schon mal ein Bild gepostet, kann es aber nicht mehr finden):
Ich hab deinen Bericht bisher nur überflogen, aber ich muss da noch mal genau lesen und vergleichen. Wir sind dieses Jahr Mitte August von Vájsá bis zur ersten Brücke gelaufen, dann aber Richtung Samendorf abgebogen, mit viel weniger Schnee, weniger Sicht und mehr Regen. 😉
Und wir habe uns tatsächlich, mit schlechtem Gewissen, den Start mit dem Heli gegönnte und uns den größten Teil des Anstieges von Vájsáluokta gespart.
Das Brückenfoto ist ja megakrass
Da hätte ich mich nicht drüber getraut.
Zum Thema Heli komme ich später im Bericht nochmal
Als ich um 4.45 Uhr aufwache, knallt – inzwischen schon routinemäßig – die Sonne bereits auf mein Zelt. Diese Nacht war die bisher schlechteste auf dieser Tour. Geschlafen habe ich eigentlich nur von ca. 22.30 Uhr bis ca. 1.30 Uhr richtig gut. Ab dann war ich oft wach, mir war wieder sehr kalt und trotz Mütze und Fleece-Pulli wurden meine Füße nicht warm. Außerdem fühlte sich alles insgesamt ein bisschen feucht an und zum ersten Mal auf dieser Tour bildete sich ein bisschen Kondenswasser im Zelt. Zudem waren hier draußen sehr laute Vögel unterwegs, die mich sogar ein paar Mal richtig erschreckt haben
Beim Zusammenpacken stelle ich fest, dass mir eins von zwei Haushaltsgummis für meine Küchentüte fehlt. Als ich dann das Ersatz-Gummi drumwickeln will, reißt dieses durch
Aber solange es nur bei einer so kleinen Panne an diesem Tag bleibt, ist alles gut, und so schnecke ich um 7.03 Uhr mal wieder früh los.
Die ganz dünnen Wolken, die gestern Morgen und gestern Vormittag zu sehen waren, sind schon lange wieder verschwunden und so ist schon jetzt mein Sonnenschirm mein bester Freund.
Ein letzter Blick folgt zurück zum Samidorf Saluhavrre auf der Landzunge gegenüber,
bevor es nun weiter geht Richtung Laddejahka. Ein wirkliches Ziel heute habe ich nicht und so lasse ich auf mich zukommen, ob ich vor Laddejahka oder direkt bei Laddejahka übernachten werde oder ob ich vielleicht sogar noch den Anstieg hinter der Hütte auf mich nehme.
Aber jetzt beginnt nach zwei ganz kleinen Bachüberquerungen erst einmal nach ca. einem gelaufenen Kilometer der Pflicht-Anstieg des Tages.
Hier am Padjelantaleden liegt nur noch sehr wenig Schnee und die meisten überhaupt noch existierenden Schneefelder sind kurz davor, sich für immer in ihren wohlverdienten Urlaub zu verabschieden.
Der Anstieg zieht sich sehr in die Länge, ist insgesamt ca. 5 km lang und es ist einfach so unendlich heiß, vor allem, da ich ja seit gestern im langen Oberteil laufen muss aufgrund des Sonnenbrandes.
Obwohl ich Kraft habe und meine Kondition anscheinend gut genug ist für diesen Anstieg, wird er aufgrund der Hitze zur Qual. Schritt für Schritt schwitzschnecke ich mich im Fleece-Pulli weiter nach oben.
Beim Erreichen dieses Steines kann ich ca. 3 km nach meinem heutigen Etappenstart mein Glück nicht fassen. Schatten!!!!!!
Da es noch früh morgens ist, steht die Sonne noch nicht senkrecht und so nehme ich das Geschenk an und gönne mir zusammen mit meinem Sonnenschirm eine sehr lange Pause auf meiner Isomatte, lehne mich am Stein an und genieße Kekse, Wasser, die Aussicht und das große Glück, hier zu sein.
Außerdem packe ich fast den kompletten Rucksack aus, krame mein langes Schlaf-Merino-Oberteil aus dem wasserdichten Packsack, lasse mein T-Shirt und den Fleece-Pulli im Rucksack verschwinden und breche seit seeeeehr langer Zeit die Regel, die Schlafsachen wirklich nur zum Schlafen und abends im Camp anzuziehen. Aber in meinem geliebten Fleece-Pulli halte ich es wirklich nicht mehr aus und so probiere ich mal etwas komplett Neues: Das Schnecken im langen Merino-Oberteil.
Erst nach einer ganzen Stunde schnecke ich weiter, fühle mich (außer der Hitzeprobleme) erstaunlich fit und die fantastische Aussicht
verschönert mir den aufgrund der Hitze so anstrengenden Aufstieg. Immer noch liegt etwas weniger als die Hälfte des Anstieges vor mir.
Die wenigen Schneefelder hier
liegen meist neben dem Weg und das einzige Exemplar, welches auf dem Weg liegt, überquere ich problemlos.
Eine schönere Aussicht ist für mich fast nicht vorstellbar.
Rentiere sind leider keine in Sicht und so stellt diese offene Tür
für mich eher den Eintritt in den nächsten Abschnitt dieser gefühlt unendlichen Weite dar.
Die Holzbohlen hier sind in einem super Zustand
und es besteht hier nur sehr selten die Gefahr des Ausrutschens oder des Wegknickens und an dem soeben überquerten Bach gönne ich mir mal wieder eine Pause, esse und trinke schon wieder etwas und wasche meine Haare.
Zum ersten Mal auf dieser Tour komme ich ab jetzt für meine Schneckenverhältnisse schon seit einigen Minuten richtig gut voran.
Kurze Zeit später kommen mir zwei Leute mit zwei sehr kleinen Rucksäcken entgegen, die eine Hüttentour machen, und ich bewundere sie, da dies die kleinsten (und vermutlich leichtesten) Rucksäcke sind, die ich jemals hier oben im Norden gesehen habe bis jetzt.
Um 11.41 Uhr ist es endlich geschafft und ich bin oben auf der Hochebene angekommen.
Meine Fotosucht ist am vermutlich höchsten Punkt dieser heutigen Etappe
in vollem Gange
und kleinere Bachüberquerungen stellen weiterhin gelungene Abwechslungen dar.
Für mich zum ersten Mal auf dieser Tour ist das Wort „Easy Going“ richtig passend. Der Pfad hier oben auf der Hochebene ist super leicht zu gehen, es gibt fast keine Steine, keine Matsche, kein Gestrüpp, keine Büsche, und wenn es Holzbohlen gibt, sind sie super stabil und komfortabel gebaut.
Die nächste Überquerung
erfordert allerdings den Wechsel von meinen Trailrunnern in meine Crocs-Imitation, damit die Füße und Schuhe trocken bleiben. Und da es erst 12.11 Uhr ist, ich heute bereits ca. 8 Km erschneckt habe und es bis Laddejahka nur noch 2 Km sind, ist meine Laune absolut gut.
Auch meinem Körper geht es bis hierhin außer der Hitze für meine Verhältnisse noch ziemlich gut.
Ich setze also für die anstehende Furt
meinen Rucksack ab, packe den Sonnenschirm ins Seitenfach des Rucksackes, packe meinen Fotoapparat für den Fall der Fälle wasserfest ein und packe mein Smartphone…...Smartphone????? War das nicht gerade noch aufgrund diverser Selbstauslöser-Fotos in meiner Hosentasche????? Da ist es aber nicht mehr!!!!! Bestimmt hatte ich es bei einer meiner vielen kleineren Stopps in den Rucksack gepackt!!!!! Aber da ist es auch nicht am dafür vorgesehenen Ort!!!!! Mein Puls fängt an zu rasen und meine so supergute Laune kippt von jetzt auf gleich in die absolute Worst-Case-Stimmung. Ich suche….und suche….und suche…..aber es ist nicht mehr da. Verzweifelt suche ich selbst Stellen im Rucksack ab, wo es gar nicht sein kann und taste gefühlt mindestens zehnmal meine Hosentaschen ab. Aber es bleibt verschwunden. Erste Tränen kullern mir vor Verzweiflung herunter.
Ein letztes Mal reiße ich mich zusammen und suche alles möglichst konzentriert noch einmal ab. Nix. Es ist weg.
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