Tag 3 - mein Alternativprogramm
Am Dienstag war das Fieber weg und der Schnupfen schon am Abklingen, ich fühlte mich nur noch sehr schwach. Donnerwetter, mein Immunsystem hatte ganze Arbeit geleistet! Am Nachmittag wusch ich mich gründlich im See – eine rituelle Reinigung, wenn man so will – und begann damit, Pläne zu schmieden. Hatte ich bis dahin noch dazu tendiert, dem Fjellfex abzusagen und mich schon auf eine kürzere Strecke durch Hammastunturi nach Ivalo eingestellt, so reifte jetzt der Plan, ihn an der Angeli-Inari-Straße abzupassen. Der Fjellfex geht selten mehr als 4 oder 5 Stunden in langsamem Tempo, und wenn ich eine möglichst direkte Route wählte und dort ein bisschen Glück mit dem weglosen Gelände hatte, konnte das sogar klappen. Auf jeden Fall wollte ich morgen sehr früh losgehen und einfach mal schauen, wie weit ich käme.
P.S. Dein Wasservogel vom Vortag: ich tippe auf Schellente, oben auf dem See das Männchen und auf dem Steg das Weibchen. Und passend zu deiner Über"nacht"ung mit sieben Leuten in einer Hütte: die Menschen, die den Lagerplatz Sotkajärvi an den beiden Tagen besuchten, verhielten sich auch ausnahmslos ruhig und rücksichtsvoll. Sehr angenehmes Miteinander dort in der Erholungszone.
[FI] Lemmenjoki + Muotkatunturi per pedes + packraft
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Gegen 15 Uhr war es bewölkt, aber es sah nach einer längeren trockenen Phase aus, und das habe ich dann zu einer kleinen Gipfeltour auf die westlichste Erhebung vom Rahpesoaivi genutzt. Beim Aufstieg traf ich auf den See, aus dem der zuvor erwähnte Bach entspringt:
Kurz vor der Baumgrenze wurde der Birkenwald etwas dichter:
Und als ich mich dem Gipfel näherte kam ein wenig die Sonne heraus - schon wieder glückliches timing...
Wie schön!
Beim Rückweg erwischte mich dann doch noch ein Schauer der sogar ein paar Hagelkörner beigemischt hatte,
aber der Spuk war dann bald wieder vorbei.
Auf diese Art dürfte die Tour gerne weiter gehen...
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Zitat von Borgman Beitrag anzeigenGummistiefel ... Man hat weniger Halt im Geröll, man muss oft bewusster gehen (ja, auch etwas langsamer, was dem Fjellfex in die Karten spielt)
TAG 3
Eigentlich hätte es bis über den Mittag regnen sollen, aber als ich um 5 mal wach wurde und aus dem Fenster schaute sah ich, dass es freundlich (wenngleich windig) war. Da kenne ich kein Halten mehr: wenn man im Norden schon mal schönes Wetter hat, dann sollte man es nicht verschnarchen, sondern lieber draußen nutzen.
So leise wie möglich machte ich mir meinen Morgenkaffe und mich dann davon. Hüttenstillleben:
Wir waren zu 7 in einem 8er-Zimmer, und das einzige was ich nachts hörte war eine raschelnde Isomatte wenn die darauf liegende Person sich umdrehte, sonst nichts.
Hütte im Morgensonnenschein:
Ich folgte dem Wanderweg Richtung NW und war wieder entzückt von dem schönen Wald und dem angenehmen Weg:
Bald war Ravadasniemi/ Ravadasnjarga erreicht:
Hier eine Illustration der guten Beschilderung; zusätzlich gab es eine Kartenskizze wo einem gezeigt wurde wo man sich gerade befand:
Ich folgte Mattit Ravadas flussaufwärts, auch dann noch als der markierte Weg beim Rastplatz Mattit Ravadas nach SW abdrehte. Die ganze restliche Tour verlief abseits markierter Wege, und außer Borgman habe ich während der restlichen 10 Tage auch niemanden getroffen.
Der Fluss mäanderte hübsch durch die Landschaft, der Nadelwald wurde durch Birken abgelöst und erste Bergblicke taten sich auf:
Ein auf der Karte verzeichneter Weg kreuzte den meinigen; es entpuppte sich als eine ATV-Spur die man nach wenigen Metern wieder verlies. Zuvor gab es noch ein kleines Feuchtgebiet durch das Gummistiefel-Besitzer einfach fröhlich durchhatschen können. Danach wieder hübscher Pfad im hübschen Wald:
Als ich einen kleinen Seitenbach querte wusste ich, dass ich inzwischen außerhalb der "Erholungszone" war und ab jetzt wieder überall mein Zelt aufstellen durfte, was ich bei erstbester Gelegenheit auch tat:
Man sieht auf dem Bild ein paar dunklere Wolken, und tatsächlich hat es bald darauf eine halbe Stunde geregnet. Gutes timing...
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An den Montag kann ich mich kaum erinnern. Ich weiß noch, dass ich dem Fjellfex versprochen habe, ihm per InReach zu schreiben, ob ich versuche, ihn über eine Abkürzung einzuholen, falls es mir besser ginge. So nah an der Zivilisation brauchte ich ja keine Bemutterung, er sollte sich mal schnell vor dem Regen auf den Weg machen. Ich hatte Fieber bekommen, jedenfalls deutlich ansteigende Temperatur und Gliederschmerzen. Den ganzen Tag konnte ich mich kaum bewegen und auch nichts essen. Nicht mal die leckere Spitzpaprika, die ich noch von Samstag übrig hatte. Der Versuch, mir zwei finnische Vollkorncracker reinzuzwingen, scheiterte kläglich. Immerhin regnete es ab dem Vormittag durchgehend – ich verpasste also keinen schönen Wandertag.
Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigenUnsere Gummistiefel haben hier ja schon hochgezogene Augenbrauen hervorgerufen. Vielleicht schreibst du auch ein paar Takte dazu wie sich die Dinger für dich bewährt haben?
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Abschluss Tag 2
Bis zur Hütte hat es keine Begegnungen gegeben, aber hier herrschte Betrieb: 3 Finnen befanden sich gerade im Aufbruch, später kamen mehrere die hier eine längere Rast im Warmen und Trockenen einlegten, und letztlich haben neben mir noch eine 9köpfige Pfadfindergruppe sowie ein Vater-Sohn-Team in der Hütte übernachtet; durchwegs sympathische Erscheinungen.
Die Pfadfinder kamen von Njurkulahti, und den ganzen Weg ist ihnen ein Hund gefolgt. Der hatte ein Halsband mit Besitzernamen samt Telefonnummer, die Pfadfinder informierten das Herrchen und schickten den Hund zurück, allerdings erfolglos. Vielleicht hatten sie etwas verlockend duftendes im Rucksack von dem Wuffi auch was wollte?
Dass ich ein großer Hundefreund bin kann ich so allgemein nicht behaupten: aggressive, schlecht erzogene Kläffer mag ich nicht, dieser Hund war allerdings das Gegenteil und jedermanns Liebling an der Hütte, und wenn er sich zutraulich mit Kulleraugen nahte konnte er sogar von grimmigen Fjellfexen Streicheleinheiten bekommen:
Hier noch ein paar Bilder für Ornithologen.
Dieser Wasservogel war im Bereich der Hütte sehr verbreitet:
Dieser Kamerad spazierte um die Hütte auf der Suche nach Essbarem:
Und hier ein anderer Gast auf dem Landungssteg Ravadasjärvi:
Dies alles konnte ich trocken und gemütlich auf einer überdachten Bank vor der Hütte beobachten. Echt gut, wenn man durch Kenntnis der Wetteraussichten den Regen austricksen kann.....
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Frühlingserwachen, Stille im Packraft und Wald, dazu ein stimmungsvolles Video und noch in Gummistiefeln -
was kann es schöneres geben?
Unwiderstehlich - ich bin dabei!
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Fortsetzung Tag 2
Weiter ging es auf dem Weg am nördlichen Ufer, über den Searitjohka führte zum Glück eine Brücke:
Dann entfernte sich der Weg vom Ufer und es kam ein schöner Waldabschnitt:
Hier herrschte Stille, lediglich unterbrochen vom langgezogenen Ruf eines Vogels den ich nie zu Gesicht bekam. Borgman meinte bei späterer Gelegenheit dass dies wohl ein Bergfink sei, und nach youtube-Recherchen (Vogelstimmen: Der Bergfink - Mountain fink - Fringilla montifringilla (4k)) stimme ich dem zu.
Danach kamen wieder schöne Seeblicke am Härkäjärvi:
Schöne Hütte bei Härkäkoski:
Verschlossen, aber man kann sie mieten.
Der ganze Weg bis Ravadasjärvi war sehr angenehm zu gehen.
Als es bei Ankunft dort noch nicht nach Regen aussah, machte ich noch einen Ausflug zum nahen Ravadasköngäs:
Beim Rückweg zur Hütte setzte dann der Regen ein....
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Zitat von Borgman Beitrag anzeigenZelt, Matte, Jacke - kann es sein, dass du eine eindeutige Lieblingsfarbe hast?
Unsere Gummistiefel haben hier ja schon hochgezogene Augenbrauen hervorgerufen. Vielleicht schreibst du auch ein paar Takte dazu wie sich die Dinger für dich bewährt haben?
TAG 2
Wetteraussichten: gegen 10 Uhr sollte ein 24stündiger Dauerregen starten. Bei so einem Szenario breche ich gerne früh auf um noch vor einsetzendem Niederschlag die Etappe beenden zu können, am liebsten in einer Hütte. Da drängte sich das rund 10km entfernte Ravadasjärvi mit seiner autiotupa (offene Wildnishütte) geradezu auf.
Ich ging hinüber zu Borgman um mir das neueste Krankenbulletin abzuholen. Es sah nicht gut aus: er fühlte sich grippig, gefühlte Temperatur 37,5°, Tendenz steigend. Da war eher Auskurieren als Wandern angesagt, mindestens für einen Tag.
Für diesen Fall hatten wir schon unterschiedliche Szenarien angedacht. Letztlich bekam ich von Borgman "freie Fahrt". Nach ursprünglicher Planung hätten wir uns wohl an Tag 3 aus den Augen verloren, da Borgman gewöhnlich flotter und weiter unterwegs ist als ich; überdies hatte er ab Ravadasjärvi vor direkt nach Norden zu schwenken, während ich eine Route bevorzugte die zunächst nach Westen ausholt.
Mein "Extraweg" eröffnete die Möglichkeit, dass er mich später nach auskurierter Krankheit einholen könnte; Mobilnetz gab es immer wieder mal um sich auf dem laufenden zu halten.
So startete ich denn alleine. Auf dem Fluss. Wir hatten packrafts dabei um in Sachen Flussquerungen bei der noch nicht ganz beendeten "Frühjahrsflut" einen Joker in der Hand zu haben. Auf meiner Route war dann 2x das Boot tatsächlich unverzichtbar um gut über den Fluss zu kommen. Und man könnte natürlich zusätzliches Plaisierpaddeln einlegen wo sich das anbietet, und jetzt war so eine Gelegenheit: die ersten 3km vom Camp bis zur ersten "Bootsbrücke" wollte ich auf dem Wasserweg zurücklegen.
Anhand des Landungssteges Sotkajärvi lässt sich der noch überdurchschnittliche Pegel ablesen:
Das Paddeln klappte dann ausgezeichnet: kein Wind, so gut wie keine Gegenströmung, hübsche Szenerien ... ich war entzückt:
Bloß die letzten 30m zur Bootsbrücke habe ich wegen zu starker Gegenströmung nicht mehr geschafft. So elegant das Paddeln bis hierher war, so unelegant war das Aussteigen am viel zu steilen Ufer im viel zu tiefen Wasser...
Hier die Bootsbrücke:
(Fortsetzung folgt...)
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Du hast ja zum Glück wie immer zuerst dein Video gemacht, sonst hättest du mich schon jetzt hoffnungslos abgehängt. Also, dieses Foto kann ich zum ersten Abend beisteuern:
Zelt, Matte, Jacke - kann es sein, dass du eine eindeutige Lieblingsfarbe hast?
Die in Inari gekauften Papiertaschentücher waren zu dem Zeitpunkt schon bitter nötig. Ziemlich genau am Mittag war ganz plötzlich ein Schupfen ausgebrochen, und als Fjellfex am späten Abend vom Joenkielinen zurück kam, musste ich ihm auch gestehen, dass ich Zweifel hatte, ob ich am nächsten Tag fit genug für einen Tourtag sein würde. Es sollte sich nach der Ruhephase zeigen ("Nacht" kann man sie in Zeiten der Mitternachtssonne wohl kaum nennen).
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Zitat von oesine63 Beitrag anzeigenAd Musik: Irgendwann mittendrin wurde es recht dramatisch, sodass ich schon den Untergang deines Packrafts vorm geistigen Auge hatte:
TAG 1
Die Anreise verlief erfreulich problemlos, was im Vorfeld alles andere als ausgemacht war: schon seit Monaten schwelte in der finnischen Luftfahrt ein Tarifkonflikt im Zuge dessen es immer wieder zu Streikaktionen mit Flugausfällen kam. (Und aktuell auch noch kommt.)
Treffpunkt mit Borgman (der schon einen Tag vor mir angereist war) war bei der Bushaltestelle K-Market in Inari. Borgman hatte für mich dort eine Flasche Spiritus und als Schmankerl noch eine Packung Gifflar erstanden, sich selber hat er sich noch mit Tempotaschentüchern eingedeckt da er meinte eine Krankheit im Anmarsch zu verspüren...
Das bestellt Taxi war bei Ankunft meines Busses auch schon vor Ort, und so ging es direkt weiter nach Lemmenjoki/ Njurkulahti wo wir vor einem Café abgesetzt wurden:
Erst später bemerkte ich, dass wir uns noch einen guten Kilometer weiter hätten kutschen lassen können zum Wanderparkplatz an dem die Wanderwege in den Nationalpark starten.
Dort angekommen ein Moment des Suchens wo die Wege eigentlich losgehen, ab dann war Verlaufen kaum mehr möglich: die offiziellen Wege waren derart gut ausgeschildert/ markiert, dass man da kaum eine Karte gebraucht hätte.
Dies war das Einfallstor Nummer 1 in die Region, und so überraschte es mich doch dass der Weg von Anfang an vergleichsweise klein war und man schon nach wenigen Metern in die schönste Waldlandschaft eintauchen konnte:
Wir befanden uns hier in der sog. "Erholungszone" des NP mit recht guter Infrastruktur an Wegen, Rastplätzen, Hütten usw. in der Übernachten allerdings nur an den ausgewiesenen Plätzen gestattet war.
Da wir erst gegen 18 Uhr loskamen hatten wir uns lediglich 9km zum Camp Sotkajärvi vorgenommen.
Unterwegs gab es dann auch schon einmal Flussblick:
Gegen 21 Uhr war das Lager eingerichtet,
und nach der langen Sitzerei während der Anreise fühlte ich mich noch dazu aufgelegt etwa 1 Stunde Richtung Joenkielinen aufzusteigen bis zur Waldgrenze für ein wenig Bewegung und Aussicht:
Zuletzt geändert von Fjellfex; 16.06.2025, 10:36.
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Ad Musik: Irgendwann mittendrin wurde es recht dramatisch, sodass ich schon den Untergang deines Packrafts vorm geistigen Auge hatte
Feines Filmchen wieder, gratuliere!
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oesine63 Küss die Hand.
Mortias Bei so viel Lob für das Filmchen wird der Amateur-Creator fast rot... Stimmungsmäßig habe ich ja mit dem finnischen *Nationalkomponisten* recht schweres Geschütz aufgefahren.In der Tat faszinierend wie die Natur dort oben "explodiert": 2 Wochen nachdem der Schnee weg ist werden die Bäume schon grün. Und mit Blick auf das Schuhwerk sei dir und Goldi gesagt: auch im Nachhinein für mich die richtige Wahl! Es war nicht zu steinig oder zu heiß, dafür aber mancherorts noch recht feucht, und bei so manchem Bach hat es mir einen Schuhwechsel erspart. (Für hochsommerliches Kebnekaisefjäll oder Jotunheimen hätte ich natürlich auch Bergstiefel vorgezogen.)
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Sehr schön, ein vielversprechender Anfang. Muss ja sagen, dass mir Deine Videos immer extrem gut gefallen. Auch das jetzige ist wieder sehr stimmungsvoll und lässt einem beim Zusehen die Fjällluft atmen und Fernweh verspüren. 😎 Find es ja ganz interessant zu sehen, wie zu Beginn der Tour noch alles kahl ist und am Ende dann die Birken zart zu blühen beginnen. Und ich stelle fest, dass Du diesmal ganz skandinavisch-stilecht mit Gummistiefeln unterwegs warst. 😉
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[FI] Lemmenjoki + Muotkatunturi per pedes + packraft
Nördliches Finnland, Anfang Juni 2025
Im Bestreben mückenfrei im hohen Norden zu wandern habe ich 2022 das erste mal die Zeit direkt nach der Schneeschmelze ausprobiert, und da das seitdem prima geklappt hat gab es auch heuer eine Neuauflage.
(Ebenfalls recht mückenfrei; 5 Stiche auf einer 12-tägigen Tour sind ok.)
Wie die beiden Vorjahre war auch dieses mal Sportsfreund Borgman teilweise mit von der Partie. Geplant war Lemmenjoki und Muotkatunturi, und da es zum Tourenstart hin keine Öffis gab könnte man sich schon mal die 100 Euro für ein Taxi nach Lemmenjoki/ Njurkulahti teilen.
Wie weit dann die Schnittmenge reicht würde sich schon irgendwie ergeben.
Bei mir wurde es dann (ganz grob skizziert) diese Route:
Lemmenjoki and Muotkatunturi – Google My Maps
Der große Poet bin ich nicht; vielleicht kommt die Stille und Weite der Landschaft besser in einem Filmchen rüber:
Lemmenjoki and Muotkatunturi by foot and packraft
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