[NO] Skrimfjella und Narefjell Anfang November

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  • Borgman
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    • 22.05.2016
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    [NO] Skrimfjella und Narefjell Anfang November

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    Habt ihr euch auch schon manchmal gefragt, ob man die Wandersaison im Norden nach dem September ein bisschen erweitern könnte? Mir geht es jedenfalls so, und dieses Jahr ergab sich kurzfristig die Gelegenheit dazu. Der Feiertag fiel auf einen Donnerstag, ich konnte über das lange Wochenende hinaus drei Tage frei schaufeln, also hatte ich eine ganze Woche zur Verfügung.

    Das war nicht der erste Versuch. Ein paar Jahre vor der Tour in Skarvan og Roltdalen (erste Oktoberhälfte 2017) probierte ich es schon mal im November mit Norwegen im milderen – aber auch feuchteren – Vestland und scheiterte dann auch prompt an zu viel Regen. Mich verschlug es stattdessen damals ins Vassfaret mit dem ersten Schnee und Dauerfrost. Diesmal wollte ich es noch etwas defensiver angehen. Eine kleine Tour in der Østmarka (einem Naherholungsgebiet der Hauptstadt mit neu eingerichtetem Nationalpark) oder alternativ Fjella, östlich von Rakkestad, sollte auf jeden Fall möglich sein. Beides unspektakulär hügelige Waldgebiete, wo man oft noch ein paar Tage wild zelten kann, wenn in den Fjellregionen schon Schnee liegt. Jedenfalls mag ich den Wald im Herbst, und zu einem zünftigen Saisonabschluss gehört für mich die Übernachtung im Zelt, nicht in der Hütte.

    Wenige Tage vor Abfahrt war die Wettervorhersage allerdings so gut, dass ich mich getrost etwas höher wagen konnte. Und so fiel die Wahl auf Skrimfjella, südlich von Kongsberg. Auch weitgehend bewaldet und durchsetzt von kleinen Seen, aber mit dem Styggmann lockte ein Aussichtsberg von immerhin 871 Metern Höhe und zumindest ein Hauch von Fjellgefühl.

    Die Reise sollte Teil des Urlaubs sein, also auch so entspannt wie möglich ablaufen. Für die Hinfahrt hatte ich den (inzwischen wieder ohne SEV durchgehenden) Zug von Hamburg nach Kopenhagen und die Fähre von dort nach Oslo gebucht, zurück ging es mit dem Zug von Oslo nach Göteborg und der Fähre nach Kiel. Alles, auch der Anschluss nach Kongsberg und von dort der Lokalbus, hatte optimale Übergangszeiten und versprach, einfach nur schön zu werden.

    Und so war es dann auch – deshalb lohnt sich, glaube ich, ein kurzer Bericht. Vielleicht findet der eine oder die andere eine Anregung für eigene Ideen abseits der üblichen Sommer- oder Wintertouren. Die Herausforderung sind natürlich die langen Nächte, auf die man sich im Zelt schon ein bisschen einrichten muss. Zur Ausrüstung im weitesten Sinne werde ich dann auch etwas schreiben, was sich bewährt hat, was ich vielleicht vermisst habe und was überflüssig war.

    Anreise am 30. Oktober: Noch etwas entspannter als meine Variante wäre die Überfahrt von Kiel nach Oslo mit Color Line gewesen, aber ich war nicht bereit, mehr als 300€ auszugeben, wenn ich für ein Drittel fahren konnte. Man bezahlt bei DFDS als Fußreisender nur die Kabine, und die war für 49€ zu haben. Genauso viel kostete der Super Sparpreis der Deutschen Bahn von Hannover nach Kopenhagen. Die Abfahrt um 8:50 Uhr ab Hamburg passte auch prima, also habe ich gar nicht nach anderen Optionen gesucht.


    Sonnendeck kurz vor Abfahrt von Kopenhagen


    Kopenhagen im Abendlicht um 16:30 Uhr


    Oslofjord am Morgen des 31. Oktober


    Oslo in Sicht

    Reisetabletten nicht vergessen. Der Seegang auf dem Skagerrak kann schon bei der im Herbst üblichen frischen Brise auf empfindsame Mägen schlagen. Dafür braucht es keinen ausgewachsenen Sturm. In Oslo angekommen, hatte ich eine Stunde, um den Zug nach Kongsberg zu erwischen. Das DFDS Terminal ist nur eine Viertelstunde zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt, und die Zeit hätte sogar noch für einen Einkauf im dortigen Coop prix gereicht, aber ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und hatte ausnahmsweise alles dabei. Auf Kornmo, Bixit, Lefse & Co konnte ich diesmal verzichten.


    Oslo Sentralstasjon


    Kongsberg Knutepunkt

    Pünktlich um 12:50 Uhr fuhr der Bus nach Sagvollbrua (Sagvold auf Norgeskart) ab, und um 13:35 Uhr begann ich ebendort meine Wanderung. So hatte ich noch genügend lange Tageslicht, um ein Stück Strecke zu schaffen.


    Blick von der Brücke


    auf der Schotterstraße am lille Lauarvatnet

    Am Abzweig ging ich nach Süden in Richtung Hoensetra und dann auf einem markierten Wanderpfad, der ein paar Kehren des Fahrwegs abkürzt.



    Die Landschaft war hier noch nicht besonders eindrucksvoll, aber trotzdem fand ich sofort in den beglückenden Tourmodus. Bei nur drei-und-‘n-Keks Wandertagen kann man sich wohl auch keinen lahmen Start leisten. Hinter der Alm Hoensetra begann ein teils sehr matschiger Weg, der zum Einschnitt zwischen Breidstulfjellet und Skrimfjella hinauf führte.


    Hoensetra


    Blick zurück

    Weil ich mir in diesem nassen, unübersichtlichen Gelände noch im Hellen einen Platz suchen wollte, zögerte ich nicht, als sich eine zwar krautige, aber gemütliche Stelle anbot:





    Als ich Wasser geholt und mich ein bisschen frisch gemacht hatte, setzte auch schon die Dämmerung ein und damit der erste der laaangen Abende. Um die zu überstehen, ohne mich zu Tode zu langweilen, hatte ich ein gutes Buch dabei, genügend Tee und Kekse, einen ganzen Liter Spiritus zum Kochen und Wärmen, einen halben Liter Whisky und neben Schlafsack und Daunenjacke auch noch eine Fleecedecke. Ein paar Podcast-Folgen und Musik hatte ich schon auf der Zugfahrt passend ausgesucht und herunter geladen. Wirklich, die Nächte sind lang im Zelt, man muss es sich gemütlich machen.

  • vobo

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    • 01.04.2014
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    #2
    Ohh, habe ich gar nicht mitbekommen, dass Du nochmal weg warst. 49 EUR für eine Nachtunterkunft ist natürlich auch echt günstig - und dann noch mit Schiffspassage...
    Aber wie hast Du es bloß im Zelt ausgehalten, wenn es erst nach 8 Uhr wieder hell wird... ?

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    • Fjellfex
      Fuchs
      • 02.09.2016
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      #3
      YES! Es geht los.... da bin ich natürlich dabei.
      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
      Als ich Wasser geholt und mich ein bisschen frisch gemacht hatte, setzte auch schon die Dämmerung ein und damit der erste der laaangen Abende. Um die zu überstehen, ohne mich zu Tode zu langweilen,.....
      Ach was, oder empfindest du lange Nächte wirklich als viel schlimmer als einen ganzen Tag (oder noch länger!) Abwettern im Sommer?

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      • Borgman
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        • 22.05.2016
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        #4
        vobo: man muss sein Zelt schon mögen, das ist bestimmt nicht für jeden was. Du spielst darauf an, dass ich Frühaufsteher bin - ja, da hatte ich auch Bedenken, ob ich nicht morgens zu ungeduldig bin. Hat sich dann so eingependelt, dass ich abends gelesen und morgens eine Podcast-Folge gehört habe. Mache ich ja sonst nie bei Wandertouren. Das hat mich wirklich entspannt und die (metaphorischen) Hummeln vertrieben.

        Fjellfex: Ja, nicht unbedingt schlimmer, aber nach meinem Gefühl total anders. Im Dunklen fühle ich mich im Zelt irgendwie abgeschnitten von der Welt, an einem Regentag beschützt. Zwei Tage Abwettern gehen mir dann auch auf den Zeiger, kommt zum Glück selten vor.

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        • Borgman
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          • 22.05.2016
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          • Meine Reisen

          #5
          Von milden 8°C in der Nacht war es bis zum Morgen kaum abgekühlt, aber sollte ab Mittag deutlich fallen. Ebenso deutlich sollte schon früher der Wind zulegen, nämlich auf 22 m/s am Vormittag. Was hier im Wald noch erträglich war, würde auf der weitgehend ungeschützten Hochebene der Skrimfjella ungemütlich werden. Den Styggmann als Aussichtsberg wollte ich aber unbedingt mitnehmen. Also los. Um 8:00 Uhr war es hell genug, aber ich hatte dann doch die Zeit vertrödelt. Aufbruch also erst um 8:30 Uhr.


          Breidstulfjellet in der Morgensonne


          Abzweig zum Styggmann


          Blick zurück


          Blick voraus zum Styggmann

          Auf der Hochebene wurde der Wind dann sehr schnell ein Thema – um nicht zu sagen: ein kleines Problem. Gegen die meisten Böen konnte ich mich noch in den Boden stemmen, aber als mich ein Windstoß tatsächlich unhaltbar zu Boden geworfen hatte, zum Glück auf weichen Heidegrund, war mir klar, dass ich von dieser Seite nicht auf den Styggmann käme. Auf den Felsen weiter oben konnte das schnell gefährlich werden. Also verließ ich den markierten Pfad, schlug mich zur Südseite des Bergs und ließ den Rucksack an einem anderen Pfad stehen, der über die Leeseite zum Gipfel führte. Ohne Gepäck ließen sich die paar Kletterstellen auch leichter überwinden. Ein bisschen mulmig war mir trotzdem.



          Oben steht eine solide Hütte, die man zur Übernachtung mieten kann, Styggemannshytta. Styggmann bedeutet „hässlicher“ oder „schrecklicher Mann“ – gemeint ist vermutlich ein Troll.


          das könnte die Nase des Trolls sein


          Blick nach Westen zum Breidstulfjellet und Skrim


          Blick nach Norden Richtung Kongsberg


          noch mal Westen, im Hintergrund erkennt man das Lifjell


          Blick nach Osten zum Stølefjell


          Styggemannshytta


          steiniger Abstieg nach Süden …


          mit leichten Kletterstellen

          Wanderpfade sind hier blau markiert, Winterrouten rot. Ich folgte dem Pfad nach Sørmyrseter durch ein düsteres Tal und über eine von Fichten und ein paar Kiefern bestandene Hochfläche am Jotefjell.


          Blick zurück zum Styggmann




          Pfadabzweig am Jotefjell




          Sørmyrseter



          Im Windschatten einer Hütte machte ich eine längere Pause. Mit geringfügig nachlassendem Wind wurde es kalt. Von wegen Mittagshitze, es konnte kaum noch über 0°C haben. Teils über nackten Fels, teils durch sehr matschiges Gelände ging es anschließend zum Damm südöstlich des Fagervannet.




          teils auch durch Moor


          besagter Damm

          Hier verließ ich den markierten Pfad und folgte einem alten angelegten Weg bis zum Hof Sørmyr. Bis zum Tverrvannet wollte ich ein Stück Schotterweg gehen, mir dort einen Platz für die Nacht suchen und morgen am Buvann wieder auf einen Wanderpfad stoßen.


          Weg nach Sørmyr


          Sørmyr



          Die Straße kam mir jetzt wirklich gelegen. So konnte ich mich meist in der Sonne halten und ein bisschen Strecke machen. Am Tverrvannet gab es wohl eine Stelle zum Zelten, aber die war derart windexponiert, dass es kaum auszuhalten gewesen wäre. Kam nicht in Frage. Ansonsten war das Gelände überall steinig und uneben. Am nächsten Wasser, Øyvannet, war auch nichts zu machen, also lief ich weiter zum Buvann. Allmählich musste ich einen Platz für die Nacht finden.


          Buvann

          Am Wasser waren alle ebenen Stellen zu nass, und es begann schon zu dämmern, als ich endlich ein Stück abseits des Sees fündig wurde. Jetzt herrschten eindeutig ein paar Minusgrade.



          Nach dem üblichen Kaffee verkroch ich mich für eine Stunde zum Lesen in den Schlafsack, und als ich dann mal raus musste, war das Kondenswasser vom Kochen innen am Eingang schon gefroren, ebenso der Waschlappen an der Spannleine. War es gestern Abend zum Eingewöhnen noch ungewöhnlich mild, so würde sich jetzt pünktlich zum 1. November zeigen, ob ich die richtigen Sachen eingepackt hatte.

          Also, für Nächte von um die 15 Stunden Dauer, wenn man mehr Zeit im Zelt verbringt als draußen, wollte ich auf bewährte Ausrüstung zurück greifen. Meinen inzwischen 26 Jahre alten WM Apache, vor einigen Jahren vom Outdoor Service Team renoviert und mit 50g Overfill ausgestattet, fand ich immer noch am gemütlichsten. Im Schlafsack benutze ich immer ein dünnes Mikrofaser-Inlett. Als Matte hatte ich meine TAR ProLite Plus, weil ich darauf besser sitzen kann als auf einer Luftmatte und keine Mikrolöcher oder andere Schäden befürchten muss. Wo es kühl wurde, z.B. beim Sitzen an den Beinen, kam flexibel die Fleecedecke zum Einsatz. Für diesen Abend bei -4, vielleicht -5°C reichte das völlig aus. So kalt, dachte ich, kann es im Fjell ja auch im Spätsommer schnell mal werden, also nichts Besonderes. Wie sich zeigen sollte, ist das im November eben doch anders.

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          • evernorth
            Fuchs
            • 22.08.2010
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            #6
            Hmm…das habe ich nun also verpasst! 🤔
            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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            • Borgman
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              #7
              evernorth: jetzt kannst du zumindest mitlesen und überlegen, ob so was für dich auch mal eine Option für eine Saisonabschluss-Tour sein könnte. Gleich geht es weiter.

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
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                #8
                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                evernorth: jetzt kannst du zumindest mitlesen und überlegen, ob so was für dich auch mal eine Option für eine Saisonabschluss-Tour sein könnte. Gleich geht es weiter.
                Klar, natürlich könnte das eine Option sein.
                Nur dieses Jahr passte es nicht. 😗
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • Borgman
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                  #9
                  Als ich nämlich am Morgen des 2. November meinen Kaffee kochen wollte, musste ich feststellen, dass nicht mehr viel flüssiges Wasser vorhanden war. Ich hatte einen 2,5l Platypus, noch knapp halb voll, und zwei 0,5l Plastikflaschen. Letztere lagen in der Apsis und waren bis zum Verschluss komplett durchgefroren. Damit war gar nichts anzufangen, die musste ich heute als ein Kilo Ballast mitschleppen. Der Platypus war zum Glück stehend gelagert und hatte unter dem Eis genügend Flüssiges für einen ordentlichen Kaffee. Wäre ich schlau gewesen, dann hätte ich gestern Abend noch den Topf gefüllt.

                  Zumindest hatte ich Einweg-Handwärmer aus dem Drogeriemarkt dabei, die ich am Morgen in die Schuhe und beim Wandern ab kurz nach 8:00 Uhr in die Jackentaschen steckte. Sie werden nicht sehr heiß, halten aber über Stunden angenehm warm. So konnte ich immer abwechselnd die Hände aus den (zu dünnen) Fleecehandschuhen aufwärmen.

                  Es blieb kalt. Obwohl bis zum Mittag die Sonne schien und nur leichter Wind wehte, tauten die beiden Flaschen und der Eisklumpen im Platypus nicht auf. Das war nicht schlimm, weil ab dem Abend wieder 3-4 Grad Plus vorausgesagt waren, aber für zukünftige November-Touren sollte ich mein Wassermanagement überdenken. Ich hatte dann doch keine Lust auf den vermutlich überfrorenen Matschpfad zur Solumhytta, sondern folgte einem überfrorenen, nicht sehr matschigen Pfad zu der kleinen Siedlung Hoppestul, wo ich wieder auf eine Schotterstraße kam.


                  Blick von Hoppestul zum Ramsvannet


                  Ebereschen zauberten Farbkleckse in die Novemberlandschaft


                  über Nacht hatten sich Eiszapfen an den nassen Felsen gebildet



                  manche waren auch komplett von Eis überzogen


                  rechts von der Mitte sieht man die Solumhytta

                  Bei Økteren hätte ich auf einen markierten Pfad Richtung Sommerseter gehen können, aber mir gefiel zu dem Zeitpunkt das einfache Gehen auf dem Schotterweg. Laut Karte konnte ich nach ein paar Kilometern im Tal bei Dale einen Weg nehmen, der für öffentlichen Verkehr gesperrt war. Der sah gut aus.


                  flüssiges und gefrorenes Wasser kurz vor dem Abzweig Hoppestulvegen / Øktervegen


                  Ausschnitt


                  Økteren


                  Pfad zur Solumhytta


                  Besstultjenn …


                  am Rand zugefroren

                  Weil ich gut in der Zeit lag, versuchte ich während einer längeren Mittagspause, das ebenfalls noch gefrorene Zelt zu trocknen. Obwohl sich eine freie Stelle fand, was wegen der tief stehenden Sonne und der hohen Fichten ein Glücksfall war und ich mit dem Kocher von innen nachhalf, war es nach einer Stunde immer noch feucht. Egal, länger konnte ich nicht warten.

                  Vom Abzweig Dale ging ich besagten für Autoverkehr gesperrten Weg, wo mir sogar mehrmals Spaziergänger begegneten. Schien eine beliebte Strecke zu sein.




                  auch hier geschmückt mit Eiszapfen


                  kleiner See 566,7m (nach Norgeskart)



                  Ørjevatnet, vom Damm aus gesehen. Hier endete der Schotterweg, und ich lief weiter auf einer Winterroute Richtung Fjellstul. Normalerweise vermeide ich Winterrouten, weil sie mitten durch die Moore führen, aber heute war der Untergrund so fest gefroren, dass die Stiefel komplett trocken blieben. Eher musste ich auf vereiste Stellen achten.


                  Håkastulelva


                  Winterroute im gefrorenen Moor

                  Zu meiner Verwirrung verlief die Route anders als auf meiner Karte eingezeichnet, querte den Bach, wo sie nicht dürfte und schwenkte dann sogar nach Süden, wo ich doch nach Westen wollte. Hier gab es auch viele unangenehm vereiste steinige Stellen. Es war schon an der Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen, aber ich wollte unbedingt noch so weit gehen, bis ich wieder genau wusste, wo ich war.

                  Zum Glück verliefen die roten Markierungen bald wieder nach Westen, querten erneut den Bach, und meine Karte passte wieder zur Wirklichkeit. Eine Zeltstelle fand ich trotzdem erst in der Dämmerung. Zu dunkel, um noch ein Foto zu machen, deshalb hier eins vom nächsten Morgen:


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                  • Borgman
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                    #10
                    Interessant: wenn nach geschätzt 28 Stunden Dauerfrost zum Abend hin die Temperatur auf +2, vielleicht sogar 3°C ansteigt, fühlt sich das richtig mild an. Nicht so mild, dass man sich auch noch den letzten Pulli vom Leib reißt, aber doch irgendwie entspannend-wohlig. Das lag natürlich auch daran, dass alle klammen Sachen so schnell trockneten. Nicht nur das Zelt, das noch richtig nass gewesen war, auch der Schlafsack und meine inzwischen sehr geliebte babyblaue Fleecedecke wirkten viel gemütlicher als gestern. Hach ja, das war ein netter Abend mit Rooibos-Vanille-Tee, Whisky und Schokolade nach dem Essen.

                    Für den 3. November war wieder trockenes Wetter mit Sonne und Wolken angesagt. Ich wollte zum Abschluss über das Narefjell (805m) gehen und am Nachmittag möglichst nahe an Nordagutu zelten, wo morgen früh um 7:27 Uhr mein Zug nach Oslo fahren würde.

                    Zuerst ging es noch ein Stück auf der Winterroute an der ehemaligen Alm Fjellstul (jetzt anscheinend eine private Hütte) vorbei, bis ich auf den markierten Wanderpfad stieß. Das Gelände war noch komplett gefroren, und auf den Felsen gab es tückisch vereiste Stellen. Man musste schon ein bisschen aufpassen.


                    Fjellstul mit Winterroute


                    Blick zum Narefjell


                    markierter Pfad nach Sommerseter

                    Diesem folgte ich über eine Hügelkette wenige Kilometer nach NNW und nahm am See 727m den Abzweig nach Westen zum Nare. Die hier an moorigen Stellen ausgelegten Bohlen waren noch von Eis überzogen, aber der Matsch begann schon in der Sonne zu tauen. Keine gute Kombination.


                    See 727m




                    Rupetjønn


                    eine Gruppe Wanderer kam mir vom Nare entgegen


                    die Passage am Rupetjønn ist mit Ketten gesichert


                    komfortabler Anstieg zum Nare


                    Rupetjønn

                    Der Wind wehte nicht so stark wie zwei Tage vorher auf dem Styggmann, aber für eine Rast war es mir trotz der schönen Aussicht zu ungemütlich. Dafür suchte ich mir lieber 50 Höhenmeter tiefer ein windgeschütztes, halbwegs sonniges Plätzchen.


                    Toppvarde Nare




                    Blick nach Osten


                    Blick nach NNW Richtung Notodden


                    Blick nach Westen beim Abstieg

                    Hier begegneten mir zwei Tageswanderer, die mit den vereisten Stellen nicht gerechnet hatten und, zum Glück einigermaßen glimpflich, abgeschmiert waren. Ich querte noch nach Süden eine schmale Rinne kurz unterhalb des Naretjønn und schwenkte dahinter auf einen deutlich sichtbaren Pfad nach Westen. Was auf der Karte nicht so eindeutig aussah, war offensichtlich der beliebteste Aufstieg zum Narefjell – zwei weitere Wanderer bestätigten das. Weiter unten kam ich auf einen sehr rauen, steinigen Weg, der in mehreren Kehren hinunter zum Ende der Straße mit kleinem Parkplatz führte.





                    Ab hier waren es nur noch 5 km bis zum Bahnhof Nordagutu. Ich konnte also schon mal Ausschau nach einem Zeltplatz halten. Ganz okay sah es auf den Hügeln südlich vom Lisletjønn aus, ansonsten waren alle ebenen Stellen sehr nass. Ich lief noch weiter, bis die Straße hinter einem Moor den Bach Åsdalsåa zum zweiten Mal querte und suchte dort.





                    Ja, die Stelle war perfekt. Nah genug an der Straße, dass ich sie am stockfinsteren Morgen nicht verfehlen konnte und doch so abgeschieden, dass ein vereinzeltes Auto nicht stören würde. Dazu war es hier unten auf nur 180m Höhe, geschützt im Wald, auch angenehm mild und windstill. So hätte ich noch ein, zwei Tage aushalten können, aber ich war dann auch zufrieden mit meiner kleinen Tour.

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                    • Borgman
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                      #11
                      Die Rückreise am 4. November klappte ebenfalls ganz problemlos. Wann der Wecker klingelte, war eigentlich egal. Zeit zum Schlafen gab es genug, und hell wurde es sowieso erst, wenn der Zug fuhr. Hauptsache, ich konnte vor dem Aufbruch noch einen Kaffee kochen und mich später am Bahnhof stadtfein machen, also rasieren und Haare waschen.


                      Bahnhof Nordagutu


                      zweiter Kaffee in Oslo

                      Diesmal reichte die Zeit locker, um im Coop prix geeignete Verpflegung für die Reise zu kaufen. Das Angebot auf der Stena Scandinavica hatte ich von 2020 nicht als besonders gut in Erinnerung. Weiter ging es gegen 12 Uhr nach Göteborg:




                      Göteborg Centralstation

                      Weil ich schon lange nicht mehr in Göteborg war und sonst nichts zu tun hatte, lief ich die 5 km bis zur Kiel-Fähre zu Fuß durch die Stadt. Man kann genauso gut mit der Straßenbahn fahren (Haltestelle Chapmans Torg und dann über die Fußgängerbrücke zum Terminal).


                      Gustaf Adolfs Torg


                      mein Pott für die Nacht


                      mein Bett für die Nacht



                      Die Variante über Göteborg und Kiel war teurer als die Hinfahrt, aber wegen der besseren Anschlusszeiten wesentlich entspannter. Ein Bier auf der Fähre konnte ich mir trotzdem noch leisten.

                      So endete eine rundum befriedigende kleine Skandinavien-Reise zum Abschluss der Wandersaison. Mit dem Wetter hatte ich natürlich Glück: absolut kein Niederschlag, einen windigen und einen kalten Tag. Insgesamt noch günstige Bedingungen für eine Zelttour. Wenn man diese nach der Vorhersage ungefähr absehen kann (und ggf. flexibel anpasst), ist so was kurzfristig ohne großen Aufwand machbar. Ich bin mit meiner normalen Spätsommer-Ausrüstung gegangen, aufgestockt durch etwas wärmere Handschuhe (die immer noch zu dünn waren), eine leichte Daunenjacke und die Fleecedecke. Mehr Spiritus mitzunehmen war richtig, aber ich hatte zu viel Essen dabei. Ich dachte, bei der langen Dunkelheit hätte ich mehr Appetit auf kleine Snacks oder mal eine warme Suppe zwischendurch, aber das war nicht so. Die übliche Ration hätte vollkommen ausgereicht.

                      Damit ich das dunkelgrüne Zelt in der Dämmerung besser wiederfinde (wenn ich noch mal zum Bach musste), hatte ich den neongelben Anfibio-Blasesack vom Packraft dabei und in die Zweige gehängt. Am dritten Abend war das auch wirklich hilfreich, als das Zelt ein gutes Stück entfernt vom Wasser stand. Für die Zukunft werde ich mir aber wirklich mal eine kleine Zeltlaterne kaufen, dann hat sich dieses Problem erledigt, und die Beleuchtung im Inneren beim Hantieren ist auch angenehmer als nur mit der Stirnlampe. So, das ist alles, was mir zum Thema Ausrüstung einfällt.


                      Und damit wünsche ich Euch allen einen guten Rutsch und ein erlebnisreiches Outdoor-Jahr 2025!

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                        Jetzt habe ich endlich Deine Berichte nachgelesen … vielen Dank. Das war ja ein kleines Schätzchen zum Ende der Tour. Auf neue schöne Touren in 2025…

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