[SE] Utvandrerleden oder Der Michel von Emmaboda, Mai 2024

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  • Cordio
    Erfahren
    • 09.11.2023
    • 151
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    • Meine Reisen

    #21
    Zitat von leop93 Beitrag anzeigen
    Tolle Tour, fantastisches Wetter, vielen Dank fürs Mitnehmen! Da bekommt man doch gleich Lust auch loszuziehen!
    Freut mich sehr, wenn es gefällt. Und beim Verfassen des Berichts bekomm ich selbst auch wieder große Lust, mein Bündel zu schnüren 😊🥾🥾
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    A path on which to travel. (Michael Leunig)

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    • Goldi
      Erfahren
      • 11.09.2022
      • 249
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      • Meine Reisen

      #22
      Tag 5 ist jetzt auch bebildert. Sehr schön. Dafür ist ab und zu die Schrift geschrumpft. Macht aber nichts.

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      • Cordio
        Erfahren
        • 09.11.2023
        • 151
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        • Meine Reisen

        #23
        7. Tag, Yxnanäs → Flaken See

        Wieder einmal hab ich wunderbar geschlafen. Die Stille in der Nacht ist einfach wunderbar als Abwechslung zu dem dauerhaften Grundrauschen, das ich von der Großstadt her gewohnt bin. In den vergangenen Tagen ist es von Tag zu Tag wärmer geworden, und auch die Temperatur in den Nächten ist inzwischen so, dass ich den Schlafs ck oft gar nicht mehr schließe. Da ich am Vortag ja etwas weiter gelaufen bin als ursprünglich geplant, verkürzt sich die heutige Strecke ein wenig; daher lasse ich es sehr ruhig angehen und laufe tatsächlich erst um ca. 11 Uhr los.

        Nachdem ich aus dem Ortsgebiet raus bin, geht es erstmal auf einen schönen Waldweg. Am Wegesrand Lupinen und andere Blumen. Mir fällt ein, dass früher bei uns auch viele Lupinen wuchsen. Heute praktisch gar nicht mehr. Nur noch fettes Gras.

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ID: 3299162
        Auf dem Weg eine tote Kreuzotter. Extrene Verletzungen sind nicht erkennbar. Ist sie bei der Überquerung des Kieswegs den Hitztetod gestorben???

        Da ich jetzt immer mehr in Gebieten unterwegs bin, in denen sich die Bevölkerungsdichte ein klein wenig erhöht, und die Landschaft immer stärker durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt sein wird, genieße ich noch jeden kleinen Pfad umso mehr. Und in der Tat nehmen die Teilstrecken, die ich auf breiteren Forstwegen zurücklege immer mehr zu.

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ID: 3299152

        Schon an den Wiesen- und Ackerflächen, an denen ich in den ersten zwei Tagen vorbeigelaufen bin, habe ich mich über die Steinmauern gewundert, die diese oft umgeben. Inzwischen häufen sie sich, und ich bin erstaunt, da ich glaube, es handele sich um ein Äquivalent zu den Trockenmauern, die ich z.B. von den Kanaren oder Balearen her kenne und die es auch in Irland gibt. Mittlerweile habe ich gelesen, dass diese Mauern einfach dadurch entstanden sind, dass die Bauern die Unmengen an Steinen, die sie aus dem Boden holten, an den Feldrändern zu Mauern auftürmten.

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ID: 3299151

        Am frühen Nachmittag komme ich dann an der Stelle an, an der sich der Rastplatz für die Nacht befinden soll. Das letzte Stück zum Shelter hin führt über eine wenig attraktive große Lichtung, die durch Holzschlag in den letzten Jahren entstanden ist. Am Shelter angekommen präsentiert sich dieser ebenso hübsch wie die Lichtung, zerfallen und nur noch ein schwaches Abbild seiner selbst in besseren Tagen.

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ID: 3299153

        Die Lage selbst, direkt am See Flaken, ist schön, ein nettes Plätzchen für men Zelt würde sich auch finden. Da aber die Umgebung afgrund des Holzschlags nicht so toll ist, beschließe ich, noch ein wenig weiter zu gehen. Laut Naturkartan müsste es in ca 2km Entfernung einen weiteren Platz geben. Nach einem kurzen Stück auf einem Waldweg komme ich in einen Bereich, in dem sich junge Bäume und Büsche schon wieder breit gemacht haben.

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ID: 3299154

        Einen Weg kann ich hier beim besten Willen nicht mehr ausmachen. Der groben Richtung, in die ich wohl gehen muß, folgend, suche ich mir einen Weg durch das Gebüsch und komme nach einiger Zeit an den Rand des Waldes, den ich ein wenig Richtung See entlang gehe bis ich schließlich auf den Pfad stoße, der in den Wald hineinführt. Ein wenig hügelig geht es parallel zum Wasser durch den Wald, bis dann tatsächlich ein Schutzhütte am Hang auftaucht. Vom Zustand her kein Vergleich mit der Ex-Hütte, die ich kurz zuvor gesehen hatte. Ich schätze, dass der ursprüngliche Shelter aufgegeben wurde, nachdem die Bäume dort gefällt wurden und man hat einen neuen Unterschlupf an schönerer Stelle geschaffen.

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ID: 3299155

        Da unmittelbar neben dem Weg steiniger, durchgehend mit Moos bedeckter Boden beginnt und das Gelände recht abschüssig ist, besteht keine große Auswahl an Stellflächen für das Zelt. Neben einem Baum finden ich die einzig fast ebene Stelle. Hier kann das Wechsel Bella zwei seiner Stärken ausspielen: erstens ist es ja freistehend, was hier von Vorteil ist, und zweitens ist es ein schön kleines Zelt und daher reicht der Platz gerade so. Und schon habe ich ein sehr charmantes Plätzchen. Aber ich schätze, dass ich heute Nacht im Schlaf ein wenig hangabwärts rutschen werde.

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ID: 3299156

        Während ich das Zelt aufbaue, nutzen es die Mücken schamlos aus, dass ich mich nicht wehren kann und blasen zur Attacke. Besonders meine Hände sind ein beliebtes Ziel. Alle zwanzig bis dreißig Sekunden muss ich eine Pause machen und die Blutsauger verscheuchen und kurz wegrennen. Eine Kuhle im Boden möchte ich mit etwas Moos auspolstern. Gibt ja genug davon. Ich greife also in das grüne, feucht erscheinenden Moos und sofort wird mir eins klar: die Idee, an der vor dem Shelter befindlichen Feuerstelle heute Abend ein Lagerfeuer zu machen, um ein paar mückenfreie Momente genießen zu können, hat sich gerade erledigt. Das Moos, das den gesamten Waldboden vollständig bedeckt, ist komplett trocken. Hier ein Feuer zu machen und das Risiko einzugehen, ein noch so kleiner Funken könne in den Wald fliegen, wäre absolut unverantwortlich.




        Nachdem ich mich also eingerichtet habe, streife ich noch ein wenig durch den umgebenden Wald. Wieder bin ich begeistert von dem Moos und den Flechten, die sich über die Felsen und den Waldboden ziehen.

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ID: 3299160

        Als ich wieder am Zelt bin, kommt nach einiger Zeit ein Päärchen durch den Wald spaziert, er nur in knielangen Hosen. Als sie nach einer Weile auf dem Rückweg von ihrem Spaziergang wieder vorbeikommen, unterhalten wir uns ein wenig und es stellt sich heraus, dass sie aus Deutschland kommen und ein hübsches kleines Häuschen am gegenüberliegenden Ufer gemietet haben und dort für die kommenden zwei Wochen ihren Urlaub mit ihren Kindern verbringen werden. Bis auf die Tatsache, dass die Mücken sich über die unbedecktem Beine des Mannes hergemacht haben, sind sie auch hellauf begeistert von der Umgebung. Und ich glaube, die Mücken sind auch begeistert.

        Kurz darauf bringe ich mein Kochzeug an die Schutzhütte, um mir dort einen Kaffee zu kochen. Kaum habe ich mich hingesetzt, werde ich von einer ziemlich großen und ziemlich aggressiven Wespe angegangen. Ich entferne mich ein wenig, sie verfolgt mich. Ich gehe ein ganzes Stück weiter, und schließlich lässt sie von mir ab. Also kann ich jetzt wieder zurück und meinen Kaffee machen. Mit einem lauten Brummen stürzt die schwarz-gelbe Kämpferin sich wieder auf mich. Nun wundere ich mich doch ein wenig und schaue mich im Shelter etwas genauer um. Hinten rechts in der Ecke entdecke ich ihr Nest. Okay. Also verziehe ich mich auf die andere Seite des Shelters in der Hoffnung, dass diese geste sie dazu bringen möge, auf einen Nichtangriffspakt einzugehen. Klappt nur bedingt.

        Mit meinem Kaffee gehe ich runter zum Seeufer, wo ich in der Nachmittagssonne noch den Blick auf den See genießen möchte und meinem Solarpanel noch ein paar Sonnenstrahlen gönne um meine Powerbank aufzuladen. Während der Wanderung war die Ladepower heute nicht so gut, da ich oft durch schattige Bereiche lief. Gestern und vorgestern war es optimal, da bin ich soviel durch die Sonne gelaufen, dass das am Rucksack angebrachte Panel genug Sonne bekam, um meinen 20000er Powerbank um mehr als 30% aufzuladen.

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        Später mach ich mir mein Abendessen – heut Boeuf Stroganoff von Trek'nEat, auch ganz lecker – das ich am Seeufer im Abendlicht esse. Gegenüber am Seeufer sehe ich die Familie, die ein wenig schwimmen und mit dem zum Haus gehörenden Ruderboot auf den See hinausfahren. Die Kinder haben hörbar Spaß. Urlaubsidylle. Bald darauf wird es langsam dunkel und ich begebe mich langsam zu Bett. Die vorletzte Nacht in Schweden.

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        • Trekkman
          Erfahren
          • 25.11.2003
          • 251
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          • Meine Reisen

          #24

          Danke für den tollen Bericht. Nachdem ich die teilweise ganz schönen (aber doch meistens öden) Weiten des Hohen Norden ein paarmal kennengelernt habe zieht es mich immer mehr in den Süden Schwedens. Statt Steine/Geröll-Landschaften diese Seen mit urigen Campstellen - das wäre vielleicht was für den kommenden Sommer…
          https://lighterpack.com/r/b3tyeh

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          • Prachttaucher
            Freak

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            • 21.01.2008
            • 12040
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            • Meine Reisen

            #25
            Da vergisst man doch glatt für einen Moment, wie es aktuell draußen aussieht.

            Hattest Du Mückenmittel dabei oder magst Du das nicht ? Ist dann ja auch immer die Frage, ob das bei einem verschwitzten Wanderer wirklich viel ausrichtet. Für Handschuhe war es sicher zu warm ?

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            • Cordio
              Erfahren
              • 09.11.2023
              • 151
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              • Meine Reisen

              #26
              Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
              Da vergisst man doch glatt für einen Moment, wie es aktuell draußen aussieht.

              Hattest Du Mückenmittel dabei oder magst Du das nicht ? Ist dann ja auch immer die Frage, ob das bei einem verschwitzten Wanderer wirklich viel ausrichtet. Für Handschuhe war es sicher zu warm ?
              Ja, ich hatte Autan dabei, das hat auch einigermaßen gewirkt. Aber wie Du richtig vermutest, wenn man schwitzt, wird es ganz schnell weggespült. Und ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es in Südschweden gar nicht so schlimm sein solle bezgl. Mücken. Mit Handschuhen wäre ich in der Tat ein Exot gewesen, hätte man doch eher im T-Shirt laufen können. Beim Laufen ging das auch mit den Mücken, nur den Pausenplatz musste man sorgfältig wählen. Aber am Flaken See haben sie mich echt fast zum Wahnsinn getrieben.
              War aber auch ein gutes Mückenjahr. Ich erinnere mich noch daran, wie lange bei uns in SH das Regenwasser auf den Äckern stand. Optimales Brutgebiet. Und das war in Südschweden wahrscheinlich nicht so anders.
              Das Gute ist ja, dass die nervigen Geschichten in der Erinnerung an Schmerzlichkeit verlieren und einfach nur zum guten Bestandteil einer Geschichte werden, während die schönen Sachen an Emotionalität auch mit zeitlichem Abstand noch gewinnen.
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              • Cordio
                Erfahren
                • 09.11.2023
                • 151
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Zitat von Trekkman Beitrag anzeigen
                Danke für den tollen Bericht. Nachdem ich die teilweise ganz schönen (aber doch meistens öden) Weiten des Hohen Norden ein paarmal kennengelernt habe zieht es mich immer mehr in den Süden Schwedens. Statt Steine/Geröll-Landschaften diese Seen mit urigen Campstellen - das wäre vielleicht was für den kommenden Sommer…
                Schön, dass Du mit dabei bist. Ja, diese Seen mit den bewaldeten Ufern und kleinen Inseln darin sind wirklich sehr schön. Und ich liebe es, wenn aus den relativ flachen Seen dann noch Granitfelsen herausragen und sich im Wasser spiegeln.
                Wobei ich mich gedanklich ja darauf vorbereite, für die nächste Tour etwas mehr in den Norden zu ziehen und die Rauheit des Fjäll zu erkunden.
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                • Cordio
                  Erfahren
                  • 09.11.2023
                  • 151
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28

                  8. Tag, Flaken See → Lindas / Emmaboda

                  Die letzte Nacht begann wie erwartet mit einer kleinen Rutschpartie. Ein Gefälle, das beim Zeltaufbau nur nach einer ganz leichten Neigung aussieht, fühlt sich halt immer ganz anders an, wenn man dann draufliegt. Und so habe ich mir recht bald einen kleinen Wall aus Jacke und Fleece gebaut, der einigermaßen verhindern konnte, dass ich die ganze Nacht von der Isomatte rutschte. Das hat dann auch ganz gut geklappt und ich konnte gut schlafen.

                  Nach der allmorgendlichen Müsliration und einem Kaffee mach ich mich, immer mal wieder mißtrauisch von der Shelter-Wespe beäugt bzw. umkreist, daran, meine Sachen zusammenzupacken. Die Mücken kommen freundlicherweise auch auf einen kleinen Guten-Morgen-Stich vorbei. Alles andere hätte mich auch enttäuscht.

                  Bevor ich weiterlaufe, werfe ich nochmal meine Wasserangel aus. Schon In Svartabäck hatte ich meine faltbare Flasche des Wasserfilters mit einem Stein beschwert (geht aufgrund der großen zweiten Flaschenöffnung sehr gut) und eine Schnur um den Flaschenhals gebunden. So musste ich nicht die Uferböschung entlangkraxeln um Wasser zu holen und habe gleich auch noch Wasser, das nicht direkt von der Oberflache kommt, wo der meiste Staub etc. treibt. Angesichts des Schilf- und sonstigen Bewuchses im Uferbereich des Flaken ist diese Methode des Wasserholens auch hier recht nützlich und vermeidet auch, dass ich viele von den klitzekleinen schwarzen Tierchen im Wasser habe, die sich in großer Zahl zwischen den Uferpflanzen tummeln.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_104445.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,68 MB ID: 3302443

                  Frisch mit Wasser bevorratet geht es also los; nochmal über schöne Pfade, die mir in den letzten Tagen so viel Wanderfreude bereitet haben. So ganz sicher bin ich noch nicht, wie weit ich heute laufen werde. Mindestens durch Langasjö hindurch bis zum nördlichen Ende des Törn, einem langgestreckten See zwischen Langasjö und Emmaboda. Dann müsste ich morgen früh zügig zum Bahnhof Emmaboda laufen, wo um kurz nach Elf der Zug abfährt. Oder aber ich laufe bis Emmaboda, verbringe dort die Nacht auf dem Campground der Gemeinde und gestalte den Morgen ganz entspannt. Mal schauen. Nach den Erfahrungen der ersten Tage bin ich etwas vorsichtig geworden, was die Einschätzung der Gegebenheiten an Seeufern anbelangt. Erst mal loslaufen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_105645.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,59 MB ID: 3302455
                  Genusswandern at it's best.

                  Nachdem ich ein Weilchen unterwegs war, spüre ich irgendwie ein leichtes Scheuern unter den Zehen am rechten Fuß. Also Schuh ausziehen, Socken richten, sorgfältig schnüren und weiter. Kurz muss ich aus dem Wald heraus, ein wenig den Fahrweg entlang, um dann über eine Weide wieder in den Wald zu gelangen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_104802.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3302444
                  Erinnert mich an die Vereinzelungsanlage an meiner Arbeitsstelle.

                  Vorbei an den vereinzelten Höfen von Lunden geht es über Raamala Richtung Langasjö. Bei Raamala trifft der Wanderpfad auf die Landstraße. Eigentlich geht der Wanderweg jetzt ein Stück die Straße entlang, um dann links von der Straße ab zu gehen. Man kann aber auch fast direkt gegenüber einen Landwirtschaftsweg nehmen, der über einen Hof führt und sich nach ca. einem Kilometer wieder mit dem offiziellen Weg vereinen wird. Besser als an der Straße entlang zu laufen. Und unter den Zehen fängt es wieder an zu scheuern. Das ist dann doch kein gutes Zeichen und erfordert Gegenmaßnahmen. An einer der Ackermauern mache ich Halt zum Sockenwechsel. Die Wandersocken, die ich heute trage, sind reine Kunstfasersocken, die ich zwar schon oft getragen habe, aber aus irgendeinem Grund stimmt heute irgendwas nicht. Also wird gegen Strümpfe mit hohem Merinoanteil getauscht. Gleich viel besser, kein Scheuern mehr, kein Drücken. Das war noch rechtzeitig, bevor etwas aufgescheuert oder zur Blase geworden wäre. Muss am letzten Wandertag ja nicht wirklich sein. Die Kunstfasersocke kommt in Zukunft bei längeren Wanderungen nicht mehr zum Einsatz.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_121323.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,04 MB ID: 3302445
                  Eines der wenige Male, dass ich in dieser Gegend ein Gebäude auf einem der Höfe sehe, zu dessen Bau die vielen Steine verwendet wurden, die auf den Äckern liegen.

                  Über Wald- und Wirtschaftswege schlängelt sich meine Route vorbei an einzelnen Höfen Richtung Langasjö, einem der größeren Orte in der Gegend. Der Ort erscheint recht hübsch, mit einem Badesee und Freizeiteinrichtungen nahe der Kirche. Gegenüber der Kirche befindet sich ein kleiner Rastplatz, optimal für eine Mittagsrast im Halbschatten. Direkt am Weg gelegen liegt, in umgebauten alten Stallgebäuden, ein Wandererheim des STF; um jemanden anzutreffen muss man aber wohl angemeldet sein. Teil des Gebäudes ist auch ein Café.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_132404.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,10 MB ID: 3302446STF Wandererunterkunft in Langasjö.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_132416.jpg Ansichten: 0 Größe: 609,6 KB ID: 3302447
                  Originelle Öffnungszeiten. Wenn das die Arbeitszeiten bei einer vollbezahlten Stelle sind: Bewerbung kommt😁😁😉

                  Während ich meine Fruchtschnitte knabbere, schaue ich den Kindern auf dem Gelände der benachbarten Schule bei ihren Pausenspielen zu. Die Klingel, die die Kinder wieder in die Schule ruft, schickt mich gleichermaßen auf den Weg und in den Wald zurück.

                  Noch einmal kann ich das Laufen auf schmalen Pfaden genießen, ich schätze, daß es damit bald vorbei sein wird, wenn ich mich langsam Emmaboda nähere.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_140053_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,70 MB ID: 3302448

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                  Nach drei bis vier Kilometern komme ich dann langsam am Törn See an. Der Weg verläuft ca. 400m entfernt vom See entlang, und auf den unbewaldeten Flächen stehen typische Schwedenhäuser auf saftig grünen Wiesen. Absolute Klischeebilder eines schwedischen Hauses am See, einfach hübsch anzusehen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_144130_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,38 MB ID: 3302450Perfekte Smaland Idylle.

                  Nachdem ich dem Fahrweg eine Weile gefolgt bin, führt ein beschrankter Weg in den Wald hinein. Eigentlich habe ich gedanklich schon umgeplant und mich darauf eingestellt, heute bis Emmaboda zu laufen, aber ich bin doch neugierig und folge dem Weg in den Wald hinein, der mich eigentlich Richtung See zu einer kleinen Landzunge bringen müsste.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_145443.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,28 MB ID: 3302451
                  Am Ufer des Törn, auf einer Landzunge.

                  Durch sumpfiges Gelände mit vielen Tümpeln führt mich der Weg in etwas lichteren Wald, wo ich meinen Rucksack ablege und ein wenig an Seeufer entlangspaziere. Von hier aus kann ich die Seegrundstücke sehen, die ich zuvor im Vorbeilaufen auf der anderen Seeseite sah. Das Ufer hier ist sehr schön, direkter Zugang zum Wasser wäre auch gegeben. Und ein wenig gerate ich ins Grübeln, ob ich nicht doch die Nacht hier verbringe. Der Waldboden ist zwar durchgehend mit weichem Moos bedeckt, aber darunter auch mit großen Steinen übersäät, so dass ich tatsächlich erstmal keinen Platz sehe, wo ich das Zelt aufstellen könnte. Und es kündigen sich natürlich auch hier wieder die gleichen Mückenmengen an, die mich gestern Abend schon schier wahnsinnig gemacht hatten. Beschlossene Sache: ich laufe weiter. Damit wird die heutige Etappe zwar etwas lang, aber dafür wird es morgen Vormittag entspannter.

                  Wie ich es erwartet hatte, laufe ich ab hier zwar erstmal noch durch schöne Waldlandschaft, aber zum Großteil auf Wegen, die immer mehr zur normalen Fahrstraße geraten, je näher man Emmaboda mit den das Städtchen umgebenden Weilern kommt.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_152643.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,56 MB ID: 3302452Hauptverkehrsknotenpunkt mitten im Wald.

                  Da ich nun nicht den ursprünglich geplanten Weg vom Törn direkt zum Bahnhof Emmaboda gehen werde, sondern erst mal den Campingplatz am Schwimmbad Emmaboda ansteuern werde, verlasse ich den Utvandrerleden kurz darauf und halte mich rechts, Richtung Lindas, einem an Emmaboda direkt angrenzenden Stadtteil. Der Weg scheint sich jetzt eeeeewig an einer Straße entlang zu ziehen. Den letzten Teil der letzten Etappe einer Wanderung empfinde ich eigentlich immer als ziemlich zäh, oft sind es ja auch nicht besonders reizvolle Etappen, da man sich logischerweise wieder zurück in die Zivilisation bewegt. Und diesem Muster entsprachen die letzten Kilometer, die ich zu gehen hatte, zu einhundert Prozent. Jetzt wollte ich nur noch ankommen. Noch einmal die breite Straße unterqueren, die von Emmaboda zur Südküste führt und auf der recht viel Verkehr herrscht, dann nach links und ich komme nach Lindas rein. Es fühlt sich recht seltsam an, jetzt, nach acht Tagen im Wald, mit Zelt und Rucksack durch eine Wohnsiedlung zu laufen, wo die Anwohner Auto waschen, Rasen mähen etc..

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_162515_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,10 MB ID: 3302453
                  Auf den letzten Kilometern sinkt die Motivation sowieso schon ab, und wenn's dann noch an der Straße entlanggeht...puuuuh.

                  Und endlich, nach gefühlt zahllosen Abzweigungen nach rechts, nach links, und wieder nach halbrechts, vorbei an Parkplätzen, durch ein Gewerbegebiet, über einen Bach, unter dem Bahngleis hindurch, komme ich an dem Campingplatz an. Wie ich es jetzt schon einige Male gesehen hatte, ist es kein umzäunter Campingplatz, sondern eine große Wiese, direkt neben dem Schwimmbad, wo man sich einen Platz suchen kann. Also suche ich mir sorgfältig ein Plätzchen aus, baue in der Nachmittagssonne mein Zelt auf und gehe in das Schwimmbadgebäude, wo man die Gebühr für die Nacht bezahlt (220,- SKR) und die Zutrittskarte zu den sanitären Anlagen erhält.

                  Und dann.....nehme ich mein Handtuch, frische Wäsche, das Rasiermesser und voller Vorfreude schreite ich gen Sanitärgebäude. Duschen. Herrlich. Warmes Wasser. Wunderbar.

                  Nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich zurück zum Zelt und mir fällt auf, dass das Licht sich irgendwie geändert hat. Und in der Tat, graue Wolken sind am Himmel aufgezogen und verdecken die Abendsonne. Kurz darauf, an meinem letzten Abend in Schweden, bekomme ich dann noch ein paar Tropfen ab. Es beginnt tatsächlich zu regnen. Eigentlich hatte ich ja gehofft, auch die letzte Nacht im Trockenen verbringen und somit auch mein Zelt trocken einpacken zu können. Aber ich bin weit davon entfernt, mich zu beschweren.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_200747.jpg Ansichten: 0 Größe: 726,8 KB ID: 3302454Auf der Zeltwiese neben dem Schwimmbad in Emmaboda. Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass eines auf diesem Bild ganz anders ist als auf allen Bildern der Vortage: grauer Himmel.

                  Im leichten Regen gehe ich später im Dunkeln ins Städtchen. Erstens will ich den Weg zum Bahnhof auskundschaften, zweitens das Städtchen anschauen und gucken, ob ich irgendwo was esse. Den Bahnhof finde ich problemlos. Das mit dem Essensuchen war nicht so erfolgreich. Aber richtig viel Hunger habe ich nicht, macht also nix. Dann gibt es heute Abend eine Fruchtschnitte. Auf gar keinen Fall werde ich mir meine letzte Ration Couscous machen. Darauf hab ich heute Abend definitiv keine Lust mehr.

                  Zurück am Zelt kann ich gleich bewundern, wie sorgfältig ich mir doch den Platz ausgesucht hatte. Kein Ast auf dem Boden, kein Loch oder Maulwurfshügel unter dem Zelt. Auf der Suche nach dem perfekten Untergrund hab ich bloß versäumt, den Blick auch mal nach oben zu richten. Dann hätte ich vielleicht die Laterne bemerkt, die aus dem Busch hinter meinem Zelt ragt und nun meinen Platz in helles Licht taucht. Toll. Taghell im Zelt. Zum Glück habe ich eine Schlafbrille dabei, die sich in dieser Nacht beweisen darf.
                  Zuletzt geändert von Cordio; 29.12.2024, 14:58.
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                  • Cordio
                    Erfahren
                    • 09.11.2023
                    • 151
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                    #29
                    9. Tag, Rückreise Emmaboda → Hamburg

                    Am nächsten Morgen werde ich erstmals nicht von der Sonne geweckt. Viel geregnet hat es in der Nacht nicht mehr, aber komplett nass ist das Zelt natürlich trotzdem. Und der Himmel hängt voll Wolken.

                    Erstmal gehe ich aber ins Schwimmbad, wo ich eine Kleinigkeit frühstücken werden. Ein Apfel, ein süßes Teil, was Herzhaftes. Und zwei Becher Kaffee. Den Kaffee kann man kostenlos nachfüllen.

                    Dann packe ich gemütlich zusammen und mach mich gegen halb Elf auf in Richtung Bahnhof. Ich bin jetzt doch ganz froh, gestern direkt bis hierher gelaufen zu sein. Ein regnerischer Abend am See hätte jetzt auch nicht wirklich Vorteile gebracht, da ist der entspannte Vormittag besser.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: IMG_20240524_110103.jpg
Ansichten: 70
Größe: 746,7 KB
ID: 3302458Am Bahnhof Emmaboda schließt sich der Keis nach einer tollen Wanderwoche wieder.

                    Und um kurz nach Elf komme ich auch wieder voll in der Realität an. Auf der Anzeigetafel am Bahnsteig erscheint eine Anzeige, die mir, zwar in einer anderen Sprache, wohlbekannt erscheint. Ich vermute, es bedeutet: Zug fällt aus, es kommt ein Bus als Ersatz. Angeblich um halb. Na Super. Das mit halb zwölf wird dann nichts, der Bus kommt erst um kurz nach eins. Was mich jetzt auch nicht sehr wundert, braucht der Bus doch länger als der Zug, um die ganzen Haltestellen auf der Strecke anzufahren.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: IMG_20240524_111655 kl.jpg
Ansichten: 77
Größe: 280,9 KB
ID: 3302457Back in the real world again....

                    Die Hoffnung, meinen gebuchten Anschluss in Kopenhagen zu bekommen, hab ich schon vor einer ganzen Weile aufgegeben. Immerhin diese Erwartung wird vollends erfüllt. Mit dem Bus fahren wir bis Växjö, wo wir in einen gut gefüllten Zug umsteigen, der bis Malmö fährt. Aussteigen, auf den Zug nach Kopenhagen warten, in Kopenhagen dann richtig schnell zum Zug Richtung Süden gerannt, den ich definitiv nicht verpassen möchte. Sonst würde es nicht klappen, heute noch nach HH zu kommen. Glücklicherweise gelingt es mir, im Zug noch einen Platz auf einem Klappsitz zu ergattern. Dann folgt eine längere Durchsage, die ich nur zum Teil verstehe. Aber so viel kriege ich mit: der Zug, in dem ich sitze, wird an einem der nächsten Bahnhöfe in mindestes drei Teile aufgeteilt, die in unterschiedliche Richtungen fahren werden.

                    Gut. Wäre jetzt schön zu wissen, in welchem Teil ich sitze.... Ich spreche meinen Nachbarn, einen in sein Buch vertieften Dänen, an. Erst fühlt er sich wohl ein wenig gestört, schaut aber nach und meint schließlich, er glaube, wir säßen wohl im richtigen Teil des Zuges. Er müsse nämlich auch in die gleiche Richtung. Dann grinse ich ihn ein wenig an und meine, das sei ja schön, wenn ich jetzt also ein Problem bekäme weil ich im falschen Zugteil sitze, wäre ich zumindest nicht der einzige. Offenbar haben wir einen ähnlichen Humor, er lacht und aus dem eher unwillig von seinem Buch aufblickenden Sitznachbarn wird einer, mit dem ich mich äußerst angeregt und interessant bis Fredericia unterhalte.

                    Meine weiteren Anschlüsse erreiche ich problemlos, und so komme ich noch vor Mitternacht mit ca. 3 ½ h Verspätung in HH an. Hat ja dann alles noch gut geklappt.
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                    • Cordio
                      Erfahren
                      • 09.11.2023
                      • 151
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                      #30
                      Eine Woche Utvandrer - mein Fazit

                      Unschwer lässt sich an den Bildern zu meiner Rundwanderung erkennen, dass ich eine sehr schöne Zeit auf dem Utvandrerleden hatte. Überrascht hat mich die Unzugänglichkeit einiger Seeufer, da habe ich ordentlich Lehrgeld bezahlt und eine Durststrecke durchlitten, weil ich nicht wie erwartet an Wasser kam. Der Rundwanderweg führt durch eine Kulturlandschaft im „dichter“ besiedelten Süden Schwedens, und somit erlebt man natürlich nicht die raue Weite des Fjälls. Trotzdem bewegt man sich auf weiten Strecken auf kleinen Pfaden in einem dünn besiedelten Gebiet. Man bekommt also durchaus eine gute Portion Einsamkeit gepaart mit wunderschöner Smaland'scher Landschaft. Insbesondere die Streckenabschnitte zwischen Korrö und dem Flaken See, und ganz besonders die Strecke zw. Korrö und dem Südzipfel des Sandsjön, sind toll zu laufen. Schmale Pfade, schöne Seen, toller, abwechslungsreicher Wald.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PANO_20240518_202616.jpg Ansichten: 0 Größe: 452,2 KB ID: 3302471

                      Ich habe während meiner Zeit auf dem Utvandrerleden übrigens keinen anderen Wanderer getroffen. An einigen Stellen war ich nicht sicher, ob jemand ein, zwei Tage vor mir den Weg entlang gekommen war oder ob die Spuren von Tieren herrührten.

                      Der Startpunkt Emmaboda war optimal, weil so leicht mit dem Zug zu erreichen und so nah am Wanderweg. Der Weg ist bis auf wenige Stellen gut ausgeschildert, die Infrastruktur für Wanderer ist recht gut. Es gibt an bzw. in unmittelbarer Nähe der Strecke wohl mehrere Unterkünfte des STF (z.B. in Längasjö) und auch Mietunterkünfte. Wer also nicht mit dem Zelt unterwegs sein möchte, dem werden Alternativen geboten.
                      Wobei es mir bei oberflächlicher Betrachtung so erschien, als ob der Abstand zwischen den Unterkünften sich eher an den Bedürfnissen von Radfahrern orientiert.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240521_113544.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,11 MB ID: 3302469
                      Mitten im Wald, direkt am Weg gelegene Möglichkeit, einen Unterkunft (das hintere Häuschen) zu mieten.

                      Wer den Utvandrerleden komplett wandern möchte und als Start Korrö wählt, sollte m.E. den Weg in die andere Richtung gehen, als ich es tat. (Also von Korrö aus Richtung Emmaboda, dann Langasjö, Richtung Sandsjön und hoch nach Korrö). Dann hebt man sich die schönsten Etappen für den Schluss auf. Von Emmaboda aus fand ich meine Laufrichtung optimal.
                      Die von mir gewählte Etappeneinteilung empfand ich für eine gemütliche Rundwanderung gut. Deutliches Einkürzen ist aber durchaus möglich. Ich persönlich würde aber trotzdem keinen Wanderung über eine Woche machen, ohne einen Reservetag zu berücksichtigen.

                      Das Wetter war in diesem Mai absolut grandios. Acht Tage bei strahlend blauem Himmel durch diese schöne Landschaft wandern zu können, hatte ich definitiv nicht erwartet. Das hat den Genußfaktor nochmal deutlich nach oben geschraubt. Die Kehrseite, so man es denn so nennen möchte, ist, dass ich meine Ausrüstung – und mich selber – keinem auch nur angedeuteten Härtetest unterziehen konnte. Mein Zelt musste keinem Sturm standhalten, ich musste nicht dem Regen trotzen, meine Schuhe blieben vom Matsch verschont. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich mindestens einen Tag auch mal durch den Regen laufen müsste, ggf. erfahren könnte, wie viel Spaß mir das Ganze auch bei schlechtem Wetter macht. Auf diese Erfahrung durfte ich also vorerst wieder mal verzichten. Aber ich weiß jetzt definitv, dass ich (erwartungsgemäß) kein Problem damit habe, tagelang alleine durch die Gegend zu laufen. Au contraire.

                      À propos Wetter: aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit galt in einigen Teilen ein absolutes Feuerverbot, das sukzessive auch ausgeweitet wurde. Und auch ohne dieses Verbot hat die Vernunft den gemeinen Wanderer dazu angehalten, an einigen Stellen auf offenes Feuer zu verzichten. Man sollte sich also ggf. nicht nur mit einem Hobo ausgestattet auf eine solche Wanderung begeben.

                      Der Terralite Schlafsack war in einigen Nächten zu warm, aber mit den vorsommerlichen Temperaturen hatte ich nicht gerechnet. Die Wetteraufzeichnungen auf den Seiten des schwedischen meteorologischen Instituts (www.smhi.se) ließen eher eine Tiefsttemperatur von nicht mehr als fünf Grad erwarten. Aber in puncto Schlafkomfort hat mich der Terralite wie erwartet total überzeugt. Die TAR Prolite Plus mit knapp 4cm Dicke und in Größe Large hat ihr Übriges beigetragen, mir einen herrlichen Schlaf zu bescheren.

                      Das Wechsel Bella hat sich als tolles Zelt zumindest für diese Umgebung erwiesen. Leicht, schnell auf- und abzubauen, klein. Gut packbar. Super.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240520_085614.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,35 MB ID: 3302467
                      Klein, freistehend und easy zu handhaben.

                      Essensmäßig hat die Planung auch im Großen und Ganzen gepasst. Die Müsli – Portionsgröße von ca. 160gr beim Frühstück stimmt, mehr auf keinen Fall. Bei ähnlich leichten Wanderungen und ähnlichen Temperaturen vielleicht eher etwas weniger. Dafür im Geschmack für etwas deutlichere Abwechslung sorgen. Dann macht das Frühstück mehr Freude.

                      Die Portionen zum Abend können definitiv kleiner werden. Insbesondere beim Couscous werde ich auf einige Gramm verzichten und vielleicht bei ca. 160 Gramm statt 200 Gramm landen. Dafür kommt dann vielleicht ein herzhafter Snack für zwischendurch mit. Ein, zwei Portionen Trek'nEat oder ähnliches dabei zu haben, fand ich auch angenehm. So gerne ich Couscous auch esse, auf Dauer wird er doch recht langweilig.

                      Energiehaushalt:
                      Eigentlich wollte ich auch testen, wie viel das Sunny Leaf Solarpanel bei bewölktem Himmel noch an Leistung bringt. Dieser Test ist vertagt, konnte aufgrund übermäßigen Sonnenscheins nicht stattfinden. Aber ich weiß jetzt, dass es beim Wandern in der Sonne in 3-4h ausreichend Energie an die Powerbank liefert (ca. 1/3 Ladung), um zumindest mein Handy am Laufen zu halten. Also hat sich auch dieses Ausrüstungsteil voll bewährt.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240523_102040.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,23 MB ID: 3302468Das 5W SunnyLeaf Solarpanel, tagsüber am Rucksack angebracht.

                      Unterm Strich eine tolle Wanderung in einer schönen Landschaft, die viel Freude macht und als Einstieg in's schwedisch-freiheitliche Wandergefühl sehr geeignet.
                      Und wie viel schöner das Wandern über mehrere Tage ist, wenn man sein Zelt ohne vorherige Buchung, ohne Holzplattform o.ä. einfach im Wald aufstellen darf, braucht man ja gar nicht erst zu betonen.

                      Ich freue mich, wenn ich bei einigen Mitlesern Erinnerungen an frühere Reisen wachrufen oder die Lust auf zukünftige Wanderungen wecken konnte. Und ich freue mich über alle, die mich bei der Rückschau auf diese schöne Wanderung begleitet haben und dabei so viel Spaß hatten wie ich selber auch.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240521_112742_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,55 MB ID: 3302470
                      Zuletzt geändert von Cordio; 29.12.2024, 16:35.
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                      • ronaldo
                        Freak
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                        Liebt das Forum
                        • 24.01.2011
                        • 12867
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                        • Meine Reisen

                        #31
                        Bin dir sehr gern gefolgt - schöne Ecke da.
                        Was das Wasser angeht: wieso Seen? Da so halb in der Zivilisation, könnte man doch mal wo klingeln und höflich anfragen usw. usf...?

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                        • blauloke

                          Lebt im Forum
                          • 22.08.2008
                          • 9103
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          Habe dich gerne begleitet. Eine schöne Wanderung hast du gemacht.
                          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                          • Cordio
                            Erfahren
                            • 09.11.2023
                            • 151
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                            Bin dir sehr gern gefolgt - schöne Ecke da.
                            Was das Wasser angeht: wieso Seen? Da so halb in der Zivilisation, könnte man doch mal wo klingeln und höflich anfragen usw. usf...?
                            Klar, hätte ich irgendwo anklingeln können. Und das hätte ich auch getan, hätte sich ein ernsthaftes Problem entwickelt (bin da in keinster Weise schüchtern). Wasser aus Seen und Bächen zu nutzen, war von vornherein eingeplant. Ein Aspekt der Wanderung war auch, eine komplett autarke Woche zu machen. D.h. auch eventuelle Schwierigkeiten und / oder Folgen von Fehlplanungen eigenständig zu bewältigen. Auch als Übung für kommende Touren, wo ich nicht einfach auf externe Unterstützung werde zurückgreifen können. Hätte ich irgendwo um Wasser anfragen müssen, hätte es bedeutet, dass meine Planung und Einschätzung so falsch war, dass ein Fortsetzen der Tour ohne fremde Hilfe nicht möglich gewesen wäre. Also ein fataler Fehler. Und so extrem war es ja wirklich nicht. Der dritte Tag war halt definitiv nicht spaßig, aber nicht gefährlich.
                            Das sollte kein (falsch verstandenes) Heldentum oder so was sein, sondern tatsächlich Vorbereitungs- und Simulationszwecken dienen.
                            Hoffe, das ist nachvollziehbar und hört sich nicht allzu schräg an.
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                            • Goldi
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                              • 11.09.2022
                              • 249
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              Schöner Bericht, danke fürs Mitnehmen.

                              Das mit der Couscous-Monotonie kann ich nachvollziehen. Ich bin ein erklärter Travellunch-Fan. Die Marke gilt zwar als spießig (kein Wunder bei der Bebilderung auf der Verpackung, die zum Glück unlängst geändert wurde), aber das Essen ist wirklich top. Vor allem erstaunlich abwechslungsreich.

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