[SE] Von Ritsem nach Kvikkjokk: Halbe Sachen auf losen Sohlen

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  • oesine63
    Erfahren
    • 27.11.2013
    • 438
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    Mann ist die Schuh-Geschichte ärgerlich! , passiert dir aber sicher nicht nochmal.
    Andererseits braucht man ja einen Grund, um sehr bald wiederzukommen
    Schöne story, schöne Fotos , freu mich wie es weitergeht.

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    • Ljungdalen

      Alter Hase
      • 28.08.2017
      • 3256
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      Zitat von Blubbi Beitrag anzeigen
      Wie teuer ist eigentlich so ein Helikopterflug inzwischen?
      https://www.fiskflyg.se/reguljara-flygningar

      Staloluokta - Kvikkjokk oder Staloluokta - Ritsem oder jeweils umgekehrt je 1950 SEK = knapp 170 €.

      Von Ritsem über den Akkajaure 500 SEK (Boot 350 SEK)

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      • Blubbi
        Erfahren
        • 17.01.2016
        • 466
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

        https://www.fiskflyg.se/reguljara-flygningar

        Staloluokta - Kvikkjokk oder Staloluokta - Ritsem oder jeweils umgekehrt je 1950 SEK = knapp 170 €.

        Von Ritsem über den Akkajaure 500 SEK (Boot 350 SEK)
        Oha. Da hat sich ja Einiges verändert, seit ich dort war. Flüge zwischen Ritsem und Akkajaure z.B. gab es damals gar nicht

        Vielen Dank für den Link

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        • leop93
          Anfänger im Forum
          • 10.01.2019
          • 29
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          24. Juli 2024 – Pausentag

          Erstaunlicherweise habe ich total gut geschlafen und wache erst gegen 7.45 Uhr bei Regen auf. Es hört aber bald auf und mein erster Gang geht hoch zur Hütte, um die Zeltgebühr zu zahlen. Dann packe ich draußen alles zusammen und hänge anschließend mein nasses Zelt im Trockenraum auf.

          Es fällt mir nach wie vor schwer zu akzeptieren, dass die Tour heute vorbei sein soll. Und ich denke in diesem Moment, dass es mir leichter fallen würde, wenn der Körper, also mein Knie, einfach nicht mitgemacht hätte. Aufgrund kaputter Schuhe die Tour zu beenden, fühlt sich irgendwie so unnötig wie vermeidbar an.
          Auch wenn ich meinen gedanklichen Frust in der Situation verstehen kann, sind mir im Nachhinein die kaputten Schuhe letztlich aber doch um einiges lieber als ein kaputtes Knie

          In dem großen Aufenthalts- und Essraum mit schönem Blick über den Virihaure sitzt auch das deutsche Paar von gestern und ich geselle mich zu ihnen. Die beiden sind total nett und da sie planmäßig ebenfalls den Helikopter heute Mittag nehmen wollen, haben wir bis dahin noch viel Zeit zum ausgiebigen Quatschen. Und wie wir so reden, entwickeln wir gemeinsam eine Idee, wie es für mich vielleicht doch noch weitergehen könnte:

          Statt nach Kvikkjokk könnte ich nach Ritsem fliegen, von dort nach Gällivare, neue Wanderschuhe kaufen und dann ab Saltoluokta den Kungsleden bis nach Kvikkjokk laufen. Die beiden sind den Teil auch schon einmal gewandert, können ihn wärmstens empfehlen und haben den kleinen bekannten gelben Kungsleden-Reiseführer bei sich, weil er in Árasluokta zum Mitnehmen rumlag. Ein wirklich schöner Zufall! Ich stöbere darin und fotografiere die Etappen ab – das dürfte passen, es sind 4 Etappen + optional noch die Besteigung des Skierffe. So könnte ich es entspannt aber rechtzeitig zu meiner ursprünglich geplanten Rückreise nach Kvikkjokk schaffen.
          Die beiden Deutschen haben ihr Auto in Ritsem stehen und bieten an, mich von dort mit nach Gällivare mitzunehmen, da sie dort eh langfahren müssen. Im Intersport könnte ich dann nach neuen Wanderschuhen gucken.

          Jetzt bin ich ganz schön angefixt.

          Die ganze Sache hat natürlich mehrere, zunächst aber einen ganz spezifischen Haken: Ich habe einen Flug nach Kvikkjokk gebucht, nicht nach Ritsem.
          Nach einer Besichtigung der kleinen Kirchenkote in Stáloluokta gehen wir rechtzeitig runter zum Abflugplatz.

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          Dort taucht dann irgendwann tatsächlich Sven von gestern Abend auf. Ihn spreche ich an, ob es möglich wäre, statt nach Kvikkjokk mit nach Ritsem zu fliegen.
          Und tatsächlich, nach Rücksprache mit dem Piloten stellt sich heraus, dass noch Platz im Helikopter nach Ritsem frei ist, der erste vermeintliche Haken im Plan ist also Geschichte.

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          Jetzt erlebe ich also meinen allerersten Helikopterflug überhaupt. Eigentlich finde ich so einen Flug ja echt dekadent aber sobald wir abheben natürlich auch wahnsinnig toll: Der Blick von oben auf die Flüsse, Bäche, Seen, Felsen, Berge und Abschnitte des Padjelantaleden ist einfach grandios; ich entdecke sogar die Stelle, an der ich oben beim Pårka-Sattel gezeltet habe. Ich muss zugeben, dass das ein ganz schön tolles Erlebnis ist und komme aus dem Staunen kaum heraus. Wir machen noch kurz eine Zwischenlandung in Árasluokta, um noch etwas Fisch einzuladen und landen dann in Ritsem.

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          Von dort geht es dann mit dem Auto nach Gällivare und etwa 30 Minuten vor Ladenschluss treffen wir im Intersport ein. Hier verabschiede ich mich von dem deutschen Paar, ich bin ihnen unendlich dankbar! Leider habe ich vergessen, sie nach ihren Kontaktdaten zu fragen, ich hätte mich im Nachgang gerne noch einmal ordentlich bedankt mit einer Karte oder einer Einladung zum Kaffeetrinken auf ihrem Rückweg. Da das in der ganzen Aufregung allerdings untergegangen ist, bleibt mir einfach nur die schöne Erinnerung (und zumindest ein Foto) an diese beiden so netten Menschen!

          Im Intersport beginnt dann der Schuhkrimi: Wird es hier etwas geben, was passt und taugt? Die Schuhauswahl im Laden ist stark eingeschränkt: Neben ein paar sehr teuren und klobigen Lederwanderstiefeln gibt es überwiegend flache Trailrunningschuhe. Mein Blick fällt schnell auf leichte, halbhohe Adidas-Wanderschuhe. Es gibt sie sogar in der richtigen Größe und sie fühlen sich gut und bequem am Fuß an. Sie sind zwar nicht aus Leder und haben keine Goretex-Membran, stattdessen irgendeine andere Membran, sind ziemlich leicht und vielleicht etwas biegsam, scheinen aber der beste Kompromiss zu sein. Ich möchte nämlich keine 350€ für ein Lederstiefelmodell ausgeben, das ich eigentlich gar nicht haben möchte.

          Schnell ist klar: Entweder die Adidas-Schuhe kaufen und weiterlaufen oder Tour abbrechen und nach Hause fahren. Ich bin total unsicher. Denn auch die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist nicht sonderlich vielversprechend. Regen, vielleicht sogar Gewitter.

          Während ich mit den Schuhen zur Probe durch den Intersport schlappe, rufe ich zur moralischen Unterstützung meinen Freund in Deutschland an, denn ich muss jetzt in den nächsten 10 Minuten eine Entscheidung treffen, dann schließt der Laden. Am Ende des Gesprächs steht fest: Ich kaufe die Schuhe und starte morgen auf den Kungsleden, jetzt wo ich schon einmal hier oben bin.

          Mit den alten und neuen Schuhen außen an meinem Rucksack baumelnd, schlurfe ich in Crocs durch die Stadt Richtung Campingplatz, da kommt mir ein französisches Paar entgegen und fragt, ob ich dort übernachten möchte, es sei nämlich alles ausgebucht. Als mir dämmert, dass ich eigentlich auch gar nicht so große Lust auf eine Zeltnacht habe, da es gleich anfangen wird zu regnen, fotografiere ich ihren Zettel mit möglichen Unterkünften ab. Sie zeigen mir noch in welcher wohl halbwegs preislich akzeptablen Pension sie gerade etwas gebucht haben.

          Als es dann kurz darauf anfängt zu schütten, buche auch ich mir dort schnell online ein Zimmer für 120€, naja, preiswert finde ich das nicht, zumindest ist aber Frühstück dabei. Und teurer als geplant wird es mit Helikopterflug, neuen Schuhen, der Pensionsübernachtung, einer weiteren Busfahrt und mehreren Fährfahrten auf dem Teilstück von Saltoluokta nach Kvikkjokk jetzt sowieso. Ich beschließe, dass mir das jetzt aber auch egal ist, denn wer weiß schon, ob das hier nicht eine Once-in-a-lifetime-Sache ist.

          Aufgrund des heftigen Regens schlüpfe ich schnell in den trockenen Coop und stocke erst einmal meine Vorräte auf (ich freue mich schon sehr auf die Brotfladen und den Tubenkäse! ) Als der Regen endlich weniger wird, laufe ich rüber zur Pension.
          Im Eingang sitzt das französische Wanderpaar, sie erzählen, dass sie ausversehen für August und nicht für Juli das Zimmer gebucht hätten und nun alles ausgebucht sei. Ich bekomme natürlich sofort ein richtig schlechtes Gewissen, da ich ihnen anscheinend das letzte Zimmer weggeschnappt habe.
          Sie fragen, ob in meinem Zimmer evtl. zwei Einzelbetten ständen und falls ja, ob sie vielleicht mit in dem Zimmer schlafen dürften, weil alle anderen Unterkünfte so extrem teuer seien. Da mein schlechtes Gewissen so groß ist und sie echt verzweifelt sind, schaue ich schnell nach und bejahe dann natürlich, als ich sehe, dass es ein Zimmer mit zwei Einzelbetten ist.

          Nachdem sie das mit der Pension abgeklärt haben, beziehen wir also zu dritt das wirklich kleine Zweibettzimmer und gehen dann, nach einer erfrischenden Dusche, noch gemeinsam Pizzaessen – nach dem überschaubaren Essen der letzten Tage ein absoluter Hochgenuss!

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          • leop93
            Anfänger im Forum
            • 10.01.2019
            • 29
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            • Meine Reisen

            #25
            fhvdrais Ein Glück, dass du das bei deinen Schuhe noch vor deiner Tour feststellen konntest! Ich hab da auch keine Idee, fände es aber auch ziemlich bescheuert Schuhe so regelmäßig auszutauschen, weil eben so etwas passieren könnte.. Das waren Lowa Vivione, ca. 5 Jahre in meinem Besitz, wirklich sehr wenig genutzt und immer trocken gelagert. Allerdings muss ich sagen, dass ich sie gebraucht gekauft habe, daher kann ich natürlich nichts zur Vorbesitzerin sagen, die Stiefel waren jedoch quasi wie neu, als sie bei mir ankamen.
            Da ich auf meiner Tour noch einen anderen Wanderer getroffen habe, dem genau das gleiche mit seinen noch nicht so alten Hanwag-Stiefeln passiert ist und dem Wanderer in dem o.g. Video die Meindl-Stiefel auseinandergefallen sind, ist das denke ich kein Markenproblem, ich vermute eher ein Kleberproblem.

            Blubbi Danke fürs Mitfiebern! Ljungdalen hat ja schon den Link geschickt, in 2024 habe ich ca. 160€ gezahlt.

            oesine63 Vielen Dank! Bin mir gar nicht sicher, ob das mit den Schuhen grundsätzlich zu verhindern ist. Aber zweimal kann man eigentlich nicht so ein Pech haben
            Als ich deinen schönen Tourbericht neulich gelesen habe, musste ich schon sehr schmunzeln, haben wir insgesamt doch quasi die gleiche Tour gemacht

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            • oesine63
              Erfahren
              • 27.11.2013
              • 438
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              Was für eine großartige Wendung!

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              • leop93
                Anfänger im Forum
                • 10.01.2019
                • 29
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                25. Juli 2024 – 5. Wandertag
                Von Saltoluokta bis Sitojaure (ca. 19 km)

                Die Nacht war kurz und unruhig. Nach den letzten Nächten im Zelt, konnte ich im stickig-heißen Zimmer nach einer späten Cola und dem steten Schnarchen vom Bett nebenan lange nicht schlafen. Frühs um 5 Uhr beginnt dann auch noch das Frühstücks-Vorbereitungs-Geklapper in der Pension. Gegen 7 Uhr schäle ich mich endlich aus dem Bett und schleiche leise aus dem Zimmer. Das Frühstück genieße ich für mich allein, es ist lecker und ich lange ordentlich zu, Kraft tanken für die kommenden Etappen.

                So breche ich um 8.15 Uhr gestärkt Richtung Bushaltestelle direkt um die Ecke auf. Welcome back also.
                Ich bin ja jetzt schon richtig Profi und erkenne den Bus sofort, weiß, wie und wo ich meinen Rucksack am besten reinlege und zeige meinen umliegenden Sitznachbarn, wo unterm Sitz die Steckdosen zu finden sind. Am Fähranleger Kebnats, wo ich 5 Tage zuvor für eine kurze Pause auf dem Weg nach Ritsem ausgestiegen bin, klettere ich nun wieder, diesmal aber endgültig, aus dem Bus und dann kurz darauf aufs Boot gemeinsam mit doch so einigen anderen Menschen.
                Diese scheinen aber zu einem großen Teil erst einmal in Saltoluokta bleiben zu wollen und ich breche quasi allein gegen 11.15 Uhr zu Teil zwei meiner Tour, nun also auf dem Kungsleden, auf. Juhuu!

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ID: 3294094

                Das Wetter zeigt sich nun von ganz anderer Seite als bei meinem Start auf dem Padjelantaleden: Es ist frisch, feucht und der Himmel von tief hängenden, grauen Wolken bedeckt. Auf steinigen Wegen geht es nun zunächst durch Birkenwäldchen stetig bergauf und mir kommen bereits so einige Wanderer entgegen.

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                Oberhalb der Baumgrenze umfängt mich dann dichte Wolkensuppe, aber alles sieht richtig schön mystisch aus, das gefällt mir ziemlich gut und ist ein hübscher Kontrast zu der prallen Sonne und den knalligen Farben der ersten Tage.

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                Alle Leute, die mir entgegen kommen, sind in ihre Regenjacken gehüllt und gut eingepackt, ein Schwede trägt sogar richtig dicke Handschuhe. Mir hingegen ist ziemlich warm, bestimmt durch das stetige Bergaufkraxeln. Die neuen Schuhe sitzen gut, sie sind zwar viel weicher und durchlässiger in der Sohle und einfach insgesamt weniger stabil, aber nichts drückt oder scheuert.

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                Und so bin ich in diesen Momenten wieder einfach nur glücklich, vor allem darüber, dass ich entschieden habe weiterzulaufen und nicht nach Hause zu fahren.
                Denn genau hier, an diesem Ort, wo ich jetzt bin, möchte ich auch sein.

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                Irgendwann klart die Sicht etwas auf.

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                Eigentlich will ich an der Schutzhütte Rast machen, allerdings werde ich hungrig, die Hütte ist noch nicht in Sicht, daher suche mir ein nettes Plätzchen an einem Bach. Dort genieße ich Brot und Tubenkäse (lecker!) und bleibe hier größtenteils von Moskitos verschont.

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                Nach einer halben Stunde gehe ich dann aber weiter, denn ich habe noch eine gute Strecke vor mir: Da es am späten Abend gewittern soll, ist mein heutiges Tagesziel Sitojaure, dort möchte ich bei der Hütte zelten, um im Notfall nachts reingehen zu können. So zumindest der Plan.

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                Kurz hinter meinem Pausenplatz stoße ich dann auf die Schutzhütte, typisch! Mein Mittagsplätzchen hat mir dann aber doch besser gefallen, als in der Hütte zu sitzen. Die nächsten Kilometer sind schön, ziehen sich aber auch ein wenig und der Blick in den Himmel verheißt nichts Gutes, da braut sich richtig was zusammen. Kurz darauf fängt es dann auch an zu regnen.

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                Die nächsten Wanderer, die ich sehe, bauen daher fast alle eilig ihre Zelte am Wegesrand auf. Das möchte ich aufgrund des angekündigten Gewitters aber möglichst vermeiden, denn an einer Zeltnacht hier oben im Gewitter habe ich wirklich kein Interesse. Als ich aufgrund des immer stärkeren Regens doch langsam darüber nachdenke das Zelt aufzustellen, finde ich keine Wasserquelle mehr und so zieht es mich weiter, abwärts in Richtung Hütte. Der Donner fängt an zu grollen und als ich den ersten Blitz sehe, werde ich richtig unruhig. Das Gewitter ist viel früher da, als erwartet und ich noch mitten am Abstieg. Noch ist das Unwetter nicht direkt über mir, aber es sind auch noch 2 km bis zur rettenden Hütte.

                Der Weg ist inzwischen ein Bach, meine Schuhe komplett durchweicht und ich gehe, bzw. rutsche vielmehr im Laufschritt weiter und zähle dabei die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Das Gewitter kommt immer näher und ich werde immer panischer.

                Die Erleichterung ist daher groß, als ich an der Sitojaurehütte ankomme. Da der Hüttenwart seine Tür nicht öffnet, laufe ich direkt zur Haupthütte. Dort entledigt sich unter dem Vordach bereits ein polnisches Paar der nassen Kleidung – sie sind mit dem Motorboot über den See gekommen und wirklich komplett nass bis auf die Unterhose. Bei mir hat glücklicherweise die Regenkleidung das meiste Wasser abgehalten.

                Ich blättere mich ebenfalls aus den Regensachen, lege sie auf die Bank unter dem Vordach und gehe erst einmal in die Hütte hinein. Da es mein erstes Mal in einer schwedischen Hütte überhaupt ist, habe ich gar keine Ahnung, wie das alles hier funktioniert. Daher schaue ich mich erst einmal um, im großen Gemeinschaftsraum sitzen viele Leute, kochen und haben ihre nassen Klamotten um den Ofen gehängt. Das schaut gemütlich aus. Dann laufe ich einmal über den Flur, schaue in die Zimmer und kehre dann wieder um Richtung Gemeinschaftsraum.

                Ein ohrenbetäubender Knall, ich sehe eine Art orangefarbene Flamme und dann ist CHAOS.

                Alle Leute kommen in den Flur gestürmt, bleich vor Schreck, es riecht versenkt und qualmt, alle haben Panik und niemand weiß was los ist.
                Mein erster Gedanke: Der Ofen ist explodiert; mein zweiter Gedanke: Das Gas!

                Das polnische Paar kommt in die Hütte gerannt, völlig aufgelöst, es hat direkt neben ihnen geknallt, sie ist komplett in Panik und hyperventiliert, muss erst einmal beruhigt werden. Wir wissen immer noch nicht was passiert ist, laufen nun durch die Hütte, öffnen vorsichtshalber die Fenster, falls es ein Gasleck geben sollte. Im letzten Zimmer, wo ich ein paar Sekunden vor dem Knall noch stand, ist ein Teil der Fensterscheibe zerborsten und innen sind überall Scherben. Ein Glück war hier niemand im Zimmer. Ein Glück, dass anscheinend überhaupt niemand verletzt ist.
                Draußen ist beim Knall etwas vom Dach gefallen und auf den Boden geprallt und hat dabei alles im Umkreis mit einer großen Drecklawine bespritzt (u.a. meine Regenkleidung).

                So langsam dämmert uns, dass wohl der Blitz in die Hütte eingeschlagen sein muss.

                Eine mutige Schwedin läuft im noch tobenden Unwetter rüber zum Hüttenwart und bittet um Hilfe, der hat jedoch keine Eile, vertröstet sie und wird letztlich erst eine Stunde später auftauchen und dann ganz lethargisch sagen: Och ja, das passiert schon mal.
                Wir sind fassungslos.

                Alle in der Hütte stehen natürlich erst einmal unter Schock und es braucht an diesem Abend Zeit, bis wieder etwas Ruhe in die aufgewühlte Stimmung einkehrt. Bei jedem Blitz zucken ich und viele andere zusammen. Glücklicherweise entfernt sich das Gewitter und langsam wird wieder angefangen zu kochen, zu reden, im Gemeinschaftsraum zu sitzen. Ich bin fertig mit den Nerven und überhaupt allem, suche mir ein Bett. Ich will zwar eigentlich nicht hier an diesem unseligen Ort bleiben aber auch nirgendwo anders mehr hin. Kochen mag ich auch nicht mehr, esse daher nur kalt, auch wenn das unbefriedigend ist. Die Gemeinschaftsraum-Gespräche kreisen heute überwiegend über den Blitzeinschlag, zu anderweitigen guten Unterhaltungen bin ich auch einfach nicht mehr fähig. Trotzdem bin ich froh, jetzt nicht allein zu sein. Nach und nach kommen noch weitere durchnässte Personen in der Hütte an, der Trockenraum ist durch den Einschlag (da ist ein Brandfleck im Boden und der Raum ist ganz schön verqualmt) quasi unbrauchbar und so ist alles nass und klamm. Aber immerhin sind alle wohlauf.

                Später am Abend ist dann alles wieder ruhig und der See vor der Hütte liegt da, als wäre nichts geschehen.

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                • Breitfuessling

                  Dauerbesucher
                  • 06.04.2023
                  • 807
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Zitat von oesine63 Beitrag anzeigen
                  Was für eine großartige Wendung!
                  Ich dachte irgendwann sogar, dass sie ihr ihre eigenen Schuhe angeboten hätten 😄, also erst in der Hütte, in der sie eingeladen wurde, und dann von den Deutschen.
                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                  • Breitfuessling

                    Dauerbesucher
                    • 06.04.2023
                    • 807
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    Wow, so einen Einschlag zu erleben ist ja auch ein Spannungshöhepunkt im Leben. Zum Glück ist es gut gegangen.
                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                    • ronaldo
                      Freak
                      Moderator
                      Liebt das Forum
                      • 24.01.2011
                      • 12870
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      Puh, da hast du ja einiges erlebt... aufregend!

                      Kommentar


                      • Goldi
                        Erfahren
                        • 11.09.2022
                        • 249
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        Hurra, es geht weiter. Und dann noch so dramatisch. Nach dem der Vorvorletzte Eintrag mit dem gebuchten Hubschrauberflug und dem geplanten Tour-Abbruch endete, habe ich die Luft angehalten und nicht gewagt, eine Antwort zu posten. Dann der Plot-twist zu neuen Schuhen und dem Kungsleden. Und dann auch noch Gewitter und Blitzeinschlag. Mehr Drama geht nicht!

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                        • pekra62
                          Dauerbesucher
                          • 02.03.2012
                          • 934
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          Viel Pech für eine Tour
                          Aber gepaart mit der großen Portion "Glück im Unglück" sorgt das für unvergessliche Erinnerungen
                          Bei all meinen Skandinavien-Touren habe ich bisher kein Gewitter hautnah erlebt. Muss ich auch nicht haben.

                          Zu den Helicopter-Preisen: Ich glaube, die hängen zusammen mit Anzahl der Flugäste, bzw. die Angaben beziehen sich auf voll besetzte Flüge. Wir haben dieses Jahr für Ritsem - Staloluokta zu dritt 8.800 SEK gezahlt. So wie ich das verstanden hatte, weil wir die einzigen Passagiere waren, also zwei Plätze noch frei waren.

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                          • pekra62
                            Dauerbesucher
                            • 02.03.2012
                            • 934
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            Und zu deinem Pech mit den Schuhen:
                            Das kommt wohl immer wieder vor.
                            Schon mehrfach gelesen, aber auch mir.
                            Am ersten Abend meiner Tour 2006

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ID: 3294203

                            Am dritten Abend
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Name: 2006-09, Lappland allein, 060.jpg
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ID: 3294201

                            Am vorletzten Abend
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Name: 2006-09, Lappland allein, 116.jpg
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ID: 3294204
                            Und am Ende der Tour
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Name: 2006-09, Lappland allein, 154.jpg
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ID: 3294202
                            Die letzte Etappe war ich ohne Sohlen gegangen
                            Seitdem packe ich für jede Tour mindestens einen Spanngurt ein. Das hat mir die Tour gerettet
                            Laut Hersteller (der mir das Paar anschließend reparierte) unterliegt der "Schaum" zwischen Sohle und Zwischensohle einem Alterungsprozess, der je nach Lagerbedingungen unterschiedlich schnell stattfinden kann. Soll aber seit meinem Malheur auch verbessert worden sein

                            Aber in deiner Situation war die Möglichkeit der Umplanung natürlich ein größtmöglicher Glücksfall

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                            • oesine63
                              Erfahren
                              • 27.11.2013
                              • 438
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              Uff! Die Sache mit dem Blitzeinschlag ist ja heftig! Ich bin ja, was Gewitter betrifft, eine große Schisserin. In einer Hütte hab ich mich bislang immer sicher gefühlt, allerdings hab ich mir auch nie Gedanken über einen vorhandenen Blitzschutz bei den Hütten gemacht. Offensichtlich gibt es keinen

                              Nach all den Aufregungen kann es eigentlich nur mehr entspannt weitergehen

                              Bezüglich der Helikopterpreise: Ich habe in meinen Aufzeichnungen nachgesehen, für meinen Flug, wo ich die einzige Passagierin war, habe ich im Jahr 2019 1.450 SEK für Staloluokta - Kvikkjokk bezahlt.

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                              • leop93
                                Anfänger im Forum
                                • 10.01.2019
                                • 29
                                • Privat

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                                #35
                                Breitfuessling Spannungshöhepunkt, du sagst es und tatsächlich haben die beiden Deutschen (das hat es gar nicht in den Bericht geschafft) gleich geguckt, ob sie mir ihre Schuhe leihen können, allerdings hat das von den Größen so gar nicht gepasst. Aber ich war total gerührt von der Hilfsbereitschaft!

                                ronaldo ja, so viel Aufregung hätte ich tatsächlich auch gar nicht unbedingt gebraucht. So ein erstes Mal alleine im Fjäll unterwegs zu sein, hätte mir an Abenteuer eigentlich schon gereicht

                                Goldi und oesine63 ich verspreche, ab jetzt wird es weniger dramatisch aber nicht weniger schön

                                pekra62 oha! Das sieht ja auch übel aus mit deinen Schuhen und eine gute Idee/ein Glück, dass du den Spanngurt dabei hattest. Leider konnte ich meine kaputten Schuhe nicht mitnehmen, sonst hätte ich sie im Anschluss an die Tour auch gerne zum Neubesohlen eingeschickt.
                                Und du hast völlig Recht, dadurch, dass alles gut gegangen ist, habe ich sehr lebhafte und unvergessliche Erinnerungen und bewerte - das kann ich schon einmal vorweg nehmen - die Tour als rundum positiv

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                                • leop93
                                  Anfänger im Forum
                                  • 10.01.2019
                                  • 29
                                  • Privat

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                                  #36
                                  26. Juli 2024 – 6. Wandertag
                                  Von Sitojaure bis zum Skierffe-Abzweig (ca. 9 km)

                                  Ich glaube in dieser Nacht hat niemand so richtig gut geschlafen. Und da ein großer Teil der Leute in der Hütte in Richtung Kvikkjokk läuft, ist bereits ab 6 Uhr geschäftiges Treiben, denn alle wollen das frühe Motorboot erwischen.

                                  Nach der rasanten Überfahrt über den See geht es erst einmal durch ein Stück Wald, sobald der Weg ansteigt, lichtet sich dieser langsam und ich erhasche einen Blick auf einen imposanten Berg, mache ein Foto und denke: Das muss ja schon der Skierffe sein!

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ID: 3294956

                                  Als ich mit einem alleine laufenden Finnen spreche und ihm begeistert davon erzähle, guckt er mich etwas irritiert an und erklärt mir dann, dass das gar nicht der Skierffe sei, der käme erst auf der anderen Seite der Anhöhe, die noch vor uns liegt.

                                  Hupsi, wahrscheinlich denkt er nun, dass ich völlig blöde und unvorbereitet bin, aber da ich leider keine Fjällkarte der Gegend mithabe, laufe ich tatsächlich etwas ahnungslos durch die Gegend. Da der Kungsleden (ich kann hier aus eigener Erfahrung nur für Saltoluokta nach Kvikkjokk sprechen) so dicht markiert ist, ist das auf dem Hauptweg nicht weiter wild, denn zur Wegfindung ist keine Karte notwendig. Trotzdem vermisse ich sie zur allgemeinen Orientierung. Die für den Notfall heruntergeladenen Tracks auf komoot habe ich bislang noch nicht genutzt, irgendwie ist das auch nicht das gleiche.

                                  Der Anstieg hat es echt in sich und vom Finnen erfahre ich, dass wir die vorerst letzte Wasserquelle bereits passiert haben. Wieder so ein Anfängerfehler, das nicht vorher mal zu checken (wobei, wie auch ohne Karte). Bis Aktse habe ich aber genug Wasser dabei und in Ermangelung der Karte und der tiefhängenden Wolken und damit verbundenen schlechten Sichtverhältnisse weiter oben habe ich mich auch gegen eine unmarkierte Abkürzungs-Option Richtung Skierffe entschieden. Da gehe ich lieber auf Nummer sicher.

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ID: 3294957

                                  Ich schleppe mich also weiter den Anstieg hinauf und winke dem Finnen, der sich auf der Abkürzung in Richtung Skierffe und Rapadalen davon macht. Kaum bin ich oben angekommen, fängt es direkt an zu regnen und ich werfe mich gleich in die volle Regenmontur. Neben dem steinigen Terrain auf der Hochebene gibt es außer den Regenwolken nun nicht so viel zu sehen und die Kamera bleibt unter der Regenjacke verpackt.
                                  Irgendwann wird der Regen dann jedoch weniger, es geht leicht bergab und ich kann ins Tal hinunterschauen.

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ID: 3294958

                                  Am Abzweig Richtung Skierffe hat der Regen dann aufgehört und ich finde viele nette Campingspots. Nachdem ich etwas unschlüssig herumgetigert bin, entscheide ich mich mein Zelt an einem schönen Platz mit Blick auf den Laitaure und den Skierffe aufzuschlagen.
                                  Zunächst begebe ich mich aber auf Wassersuche und muss dafür noch bestimmt 500m Richtung Aktse absteigen. Erst danach bin ich entspannt und richte mein Camp ein.

                                  Ich bin unsicher, ob ich heute noch auf den Skierffe will, schließlich sind es nochmal 7 km hin und auch wieder zurück. Ich entscheide erst einmal Pause zu machen – schließlich ist es erst 11.30 Uhr – und später eine Entscheidung zu treffen.

                                  Das Wetter klart auf und auch die Moskitos halten sich halbwegs in Grenzen und so trockne ich auf der gespannten Wäscheleine zwischen Zelt und Stöcken meine Sachen, snacke, lese und schreibe in mein Tourtagebuch.

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ID: 3294959


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ID: 3294960

                                  Da ich mich etwas müde fühle, das Wetter unbeständig aussieht und es mich nach der ganzen Aufregung gestern nicht unbedingt ins Abenteuer zieht, verschiebe ich meinen Ausflug auf den Skierffe lieber auf morgen früh. Dann bin ich hoffentlich ausgeruht und das Wetter im Idealfall auch besser.

                                  Also mache ich einen schönen Faulenzer-Nachmittag und setze meine Lese- und Schreibbetätigungen fort, mal im Zelt, mal draußen auf der Matte davor, je nach Wetterlage.
                                  Zum Abendessen gibt es leckere Nudeln und da ich für morgen Wasser sparen will, wasche ich heute mal nicht direkt ab.
                                  Abends begebe ich mich dann noch auf einen kurzen Rundgang und sehe, dass noch ein paar Zelte dazugekommen sind in der näheren Umgebung.

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ID: 3294961

                                  Die Sonne kommt noch einmal kurz raus und taucht den Skierffe in ein schönes Licht.


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ID: 3294962

                                  Bald schon ziehe ich mich ins Zelt zurück, höre noch etwas Hörbuch und versuche schnell zu schlafen, schließlich will ich morgen früh raus.

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                                  • vobo

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                                    • 01.04.2014
                                    • 824
                                    • Privat

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                                    #37
                                    Vielen Dank für diesen wunderbaren und spannenden Bericht bisher - toll wie alles gelaufen ist.


                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC06878.jpg
Ansichten: 458
Größe: 599,2 KB
ID: 3295378
                                    Das Bild von der Hütte am Sitojaure stammt von 2018, von Blitzableitern ist hierauf nichts zu sehen. Vielleicht kann der Hüttenexperte Vintervik was dazu sagen?

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                                    • leop93
                                      Anfänger im Forum
                                      • 10.01.2019
                                      • 29
                                      • Privat

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                                      #38
                                      vobo Vielen Dank Stimmt, das sieht nicht nach Blitzableitern aus!

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                                      • leop93
                                        Anfänger im Forum
                                        • 10.01.2019
                                        • 29
                                        • Privat

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                                        #39
                                        27. Juli 2024 – 7. Wandertag
                                        Vom Skierffe-Abzweig mit Abstecher auf den Skierffe bis kurz vor der Jågge-Schutzhütte (ca. 25 km)

                                        Um 5 Uhr klingelt mein Wecker, ich bin allerdings müde und snooze daher noch ein wenig. Doch um 5.30 Uhr schäle ich mich aus dem Schlafsack – schließlich will ich heute früh auf den Skierffe!
                                        Nach kurzem Frühstück geht es um 6 Uhr bei sonnigem Wetter mit Tagesgepäck los, das Zelt lasse ich stehen.
                                        Einzig die Wassersituation ist etwas unentspannt, ich habe nur noch etwa 0,7l und keine Lust nochmal abzusteigen und neues Wasser zu holen. Auch wieder ein Anfängerfehler, denn nun muss ich Wasser sparen, bzw. hoffen, dass irgendwo eine Wasserquelle kommt und diesen Stress bei dem warmen Wetter hätte ich mir gerne erspart.

                                        Zu Beginn ist der Pfad matschig und zugewuchert und ich habe etwas Angst, dass die Früchte meiner recht erfolgreichen Trocknungsaktion von gestern – nur die Schuhe sind noch ein klein wenig feucht von innen – gleich wieder zu Nichte gemacht werden. Doch bald schon wird der Pfad steiniger und es geht stetig bergan mit tollen ersten Blicken auf Skierffe und Rapadalen-Delta.

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ID: 3296784

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ID: 3296785

                                        Auch der Blick zurück ist wunderschön.


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ID: 3296786

                                        Schon jetzt ist es sehr warm und ich habe doch ziemlich Angst, dass mein Wasser nicht reichen wird. Immerhin schieben sich Wolken vor die Sonne, was das Wandern deutlich weniger schweißtreibend und damit angenehmer macht.

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ID: 3296788

                                        Ich komme Stück für Stück voran und erreiche nach ca. 2 Stunden den Rücken des Skierffe.
                                        Nachdem der letzte Teil schon leicht geröllig war, geht es ab hier nur noch über loses Geröll am Hang hoch. Hier unten stehen noch vier Zelte und – zu meiner großen Freude – finde ich auch 2 kleine Bäche vor, was für ein Glück!

                                        Mit gefüllter Wasserflasche mache ich mich also auf den Weg nach oben, übers Geröll führen verschiedene, durch kleine Steinmännchen markierte, Wege zum Gipfel hoch. Drei Wanderer kommen mir dabei entgegen, bestimmt gehören sie zu einem Teil der Zelte.
                                        Nach ca. 30 Min. komme ich oben an.

                                        Ich bin ganz alleine hier und als ich mich langsam der Kante nähere, stockt mir echt der Atem: Das Rapadalen breitet sich unter mir aus und hier zu stehen und herunterzuschauen ist einfach unbeschreiblich und so viel toller, als jedes Foto oder Video es darstellen könnte. Die Sonne kommt etwas raus und ich stehe da und genieße einfach den atemberaubenden Blick ins Tal.

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ID: 3296789

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                                        An der Kante geht es wirklich direkt runter und selbst ohne Höhenangst wird mir etwas mulmig.

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ID: 3296790

                                        Trotzdem setze ich mich für ein paar Selbstauslöserfotos wagemutig auf die Kante. Und renne dann hin und zurück zur Kamera, schließlich ist niemand hier, der ein Foto von mir machen könnte. Nur nicht stolpern jetzt.

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                                        Die Zeit steht still, ich sehe und staune, mache unzählige Fotos und sauge die grandiosen Aussichten auf. Ich glaube, dass ich noch nie an einem so schönen Ort mit einem so tollen Blick war und bin unendlich froh, mich für diesen Abstecher entschieden zu haben.

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ID: 3296795

                                        Nach fast einer Stunde mache ich mich langsam auf den Rückweg. Die ganze Zeit war ich alleine hier oben, ich kann mein Glück kaum fassen, dass ich diesen besonderen Moment ganz für mich genießen durfte.

                                        Auf dem Rückweg zum Aktse-Abzweig treffe ich nach und nach auf immer mehr Menschen, die mit Tagesgepäck auf den Skierffe wollen, u.a. auch ein Paar, das ich bereits in der Sitojaurehütte kennengelernt habe. Die beiden wollen später über den See rudern und bieten an, dass ich später mit ihnen fahren könnte.
                                        Mal schauen, ob ich sie nachher noch treffe, da sie erst spät von Aktse aufgebrochen sind und ich ihnen daher einige Stunden voraus bin.

                                        Gegen 11.30 Uhr bin ich schon wieder zurück an meinem Zelt, mache erst einmal Siesta und lasse die letzten Stunden noch einmal Revue passieren, was war das für ein toller Start in den Tag!
                                        Nach einer ausgiebigen Pause baue ich dann alles ab und begebe mich gegen 15 Uhr auf den Weg runter Richtung Aktse. Wenn ich keinen Ruderpartner finde, werde ich voraussichtlich das Motorboot nehmen, das um 17 Uhr fährt.

                                        An der Aktsehütte mache ich dann noch einmal Pause, denn das Bootsticket müsste ich hier im Shop kaufen, der öffnet aber erst um 16 Uhr.
                                        Also suche ich mir ein schönes Plätzchen auf einer Bank und lese in der Sonne. Dabei beobachte ich auch einige andere Wanderer, u.a. einen Deutschen, der sich mit zwei Mädels unterhält und mir in seiner Art leider gleich etwas unangenehm ist. Ich gebe mich vorsorglich nicht als Deutsche zu erkennen und beobachte, wie er Punkt 16 Uhr vor dem Shop steht. Als ihm gesagt wird, dass es noch ein klein wenig dauert, da sie ein technisches Problem hätten, entgegnet er, dass hier aber stehen würde, dass der Shop um 16 Uhr aufmacht und die wäre es jetzt. Er könne ja trotzdem schon reinkommen, er wolle sowieso nicht mit Karte zahlen. Und dann marschiert er rein.

                                        Viel sympathischer ist mir da ein mittelalter Däne, der entspannt die paar Minuten draußen wartet bis das technische Problem gelöst ist und sich dann mit seinem erstandenen kühlen Bier aus dem Shop zu mir gesellt. Wir kommen sehr nett ins Gespräch und ich bin froh, dass ich mit ihm hier warten kann. Wie sich rausstellt, nimmt er das Motorboot und da meine Ruderpartner noch nicht aufgetaucht sind, kaufe ich mir auch ein Ticket. Wir quatschen den ganzen Weg hinunter zum Boot und sind dann auch die einzigen Passagiere über den See. Ins Gespräch vertieft, vergesse ich sogar ein Foto vom Skierffe vom Wasser aus zu machen.

                                        Auf der anderen Seite verabschiede ich mich vom Dänen, lasse ihn vorlaufen und begebe mich dann in das Waldstück. Ich ärgere mich über diejenigen, die mir entgegenkommend bislang erzählt haben, dass der Weg Mist oder nicht so schön sei, denn ich finde es wunderschön hier und es erinnert mich sehr an frühere Waldwanderungen in Südschweden – Kindheitserinnerungen also. Das einzig nervige ist, dass es wirklich unmöglich ist, stehen zu bleiben, da man ansonsten von 1000 Mücken gleichzeitig attackiert wird.

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ID: 3296796


                                        Es gibt hier aber viele leckere Blaubeeren und so entwickele ich eine Technik, die es mir ermöglicht, Blaubeeren zu naschen, ohne hinterher 50 neue Stiche zu haben: Eine Blaubeere rechtzeitig anvisieren, dann beim Gehen hinuntergebeugt abpflücken und bloß keine Geschwindigkeit dabei verlieren. Das funktioniert ganz gut.

                                        Nach 4 Kilometern kommt endlich Wasser, ich fülle meine Flaschen voll, damit ich ab jetzt jederzeit mein Zelt aufschlagen kann. Hier treffe ich auch den netten Dänen wieder, der an diesem Platz übernachten wird. Er ist heute von Sitojaure über den Skierffe gekommen und mächtig fertig. Leider werden wir uns auch nicht mehr wiedersehen, er wird zwischen Pårte und Kvikkjokk in den Sarek abbiegen.

                                        Auch ich bin schon richtig platt, nur der Wunsch nach weniger Moskitos treibt mich weiter. Ich krieche die Anstiege hoch und bin körperlich bald echt an meinem Limit angelangt. Als ich dann die Baumgrenze erreiche, wird es besser mit den Moskitos, ich finde aber nicht gleich einen geeigneten Platz und schiebe mich weiter. Vielleicht schaffe ich es nun noch bis zur Schutzhütte zu laufen und dort mein Zelt aufzustellen.

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ID: 3296797

                                        Doch als ich nach einem schönen Abschnitt auf der Hochebene schon wieder ein Birkenwäldchen sichte, in dem ich die Hütte und viele Moskitos vermute, schlage ich mein Zelt lieber an Ort und Stelle etwas abseits des Weges auf.

                                        Ich bin total am Ende, der Platz ist auch nicht ideal und als ich gerade mit dem Zeltaufbau beginne, fängt es an zu regnen. Dann entdecke ich, dass ich einen riesigen schwarzen und ziemlich ekligen Käfer am Zelt vom letzten Übernachtungsplatz mitgebracht habe und an der Stelle, wo er wohl saß, entdecke ich 3 relativ große Löcher im Außenzelt. Auch das noch! Glücklicherweise halten – im Gegensatz zum unbrauchbaren neuen Panzertape – die Reparaturstreifen, die ich für solche Fälle mitgebracht habe.
                                        Da es jetzt richtig regnet und ich in der Mini-Apside meines Zeltes nicht wirklich kochen kann bei Regenwetter, coldsoake ich noch etwas Couscous und schlafe, nach dem etwas dürftigen Essen, dann recht schnell und ziemlich entkräftet ein.

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                                          #40
                                          Zitat von leop93 Beitrag anzeigen
                                          Und auch auf der Tour begegnen mir später so viele alleinwandernde Menschen, darunter viele Frauen, dass ich fortan die Kommentare deutscher Stadtmenschen nur noch nett weglächeln werde.​
                                          Frei nach Immanuel Baer: habe den Mut, Deinen eigenen Urlaub zu erleben
                                          Ich bin der Testaccount mit gewöhnlichen Userrechten von Moltebaer.
                                          Außerdem bin ich seine Urlaubsvertretung.

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