[UK] Coast-to-Coast 2024 (ein DNF)

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    [UK] Coast-to-Coast 2024 (ein DNF)

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    Coast-to-Coast (oder „C2C“, wie es auf einigen Schildern heißt), ist der rund 300 km lange Wanderweg von St-Bees an der Westküste Nordenglands nach Robin Hood’s Bay an der Ostküste (oder umgekehrt). Der Weg ist ziemlich in Mode, weil es recht cool ist, einmal quer durch England zu laufen, von Meer zu Meer. Hier meine subjektiven Erfahrungen und ein paar Hinweise zu meiner Orga.
    Vorbereitung

    Etwas Vorbereitung

    Ich bin in der ersten Mai-Hälfte 2024 gelaufen. Mai schien ideal, denn dann sollte es mit etwas Glück nicht mehr so kalt sein, die Tage schon länger, und die Mücken noch nicht wach. Der wahre Grund für den C2C bestand allerdings darin, dass im Mai Skandinavien (oder die Alpen) noch geschlossen sind. Daher also notgedrungen nach 25 Jahren wieder mal England. Und da mich neben dem Cape-Wrath-Trail eigentlich nur der C2C interessierte, entschied ich mich für den C2C.

    Der Mai in 2024 war allerdings bereits sehr warm (über 20 Grad) und da der gesamte C2C eigentlich in der prallen Sonne liegt, kein Schatten, kein Wald, wäre auch April schon ein guter Monat. Zudem blies der Wind häufig ganz sachte von hinten (also West), so dass ich ab Tag 4 in einer stehenden Hitze unterwegs war. Die Unterkünfte und Campings machten so gut wie alle ab dem 1. März auf, dann beginnt bereits die C2C-Saison.

    gpx aus Text Wikivoyage.gpx

    Ich hatte rund 2 Wochen für die Vorbereitung. Die nutzte ich insbesondere für die Suche von Etappen, Unterkünften und Verpflegungsorten. Das war sehr tricky. GPX-Dateien findet man immerhin leicht im Netz, aber nur wenige Infos zu Verpflegung und Camping. In Google Maps oder auch in den OSM-Karten sind ein paar Campings und Supermärkte vorgegeben, es gibt zudem diverse Reiseführer (von denen ich allerdings keinen gelesen habe), aber offenbar sind viele Unterkünfte mehr auf Zuruf geöffnet oder eben auch nicht. In einigen Orten existierten Campingplätze nicht mehr, dafür konnte man in den Biergärten der Pubs teilweise das Zelt einfach aufbauen „wenn man ein Bier bestellt“.

    Einerseits alles sehr lässig, anderseits wenig planbar. Rückblickend hatte ich zu viel Verpflegung dabei. Ich hatte mit den ersten 4 Tagen ohne Supermarkt gerechnet. Das war aber ein Fehler, die Details beschreibe ich unten. Ein Engländer gab mir unterwegs die Daumenregel: „Essen für einen Tag, mehr nicht“. Okay, zwei Tage zur Sicherheit. Aber das reicht eigentlich, wenn man bereit ist, auch mal den Pub oder Fish&Chips zu nehmen.

    Wenig Gedanken muss man sich um die vielen Alternativrouten machen, die Wainwright sich ausgedacht hat. Vor Ort entscheidet sich das alles sehr schnell und unproblematisch. Kondition, Wetter, Tageszeit und Jahreszeit führen schnell dazu, dass eigentlich nur eine Wahl übrig bleibt. Auch dazu unten mehr.

    Letzte Vorbereitung war die Ausrüstung. Ich hatte das Zelt dabei (dazu dann ebenfalls mehr. Das Zelt war der Grund, weshalb es ein DNF wurde und ich den Weg nicht beendet habe). Wer absolut alle Wanderungen mit Zelt macht und machen möchte, sollte das auch auf dem C2C machen. Rund ein Viertel der Wanderer machte das Anfang Mai 2024 so. Der Rest buchte Unterkünfte selbst oder ließ buchen (über eine Agentur).
    Mit Zelt waren in meinem Tempo etwa 5 Wanderer unterwegs, die ich dann immer wieder traf. Etwa ab dem Ort Shap hat man seine Mitwanderer ausfindig gemacht und es entsteht eine ähnliche Dynamik wie auf anderen abgegrenzten Wegen (TMB in den Alpen, Kungsleden, Laugavegur etc.): Man sieht sich, grüßt sich, bekommt Tipps. Vielleicht auch etwas ein Wettbewerb, wer wie schnell vorwärts kommt.

    Meist selbstgebucht in Unterkünften sind die Engländer unterwegs (einige machten den C2C zum 3. Mal und kannten daher die Geheimtipps und guten Unterkünfte), und vorgebucht durch Reiseanbieter werden insbesondere Amerikaner. Es sind aber, nach Auskunft der Locals, beinahe nur Briten auf dem Weg unterwegs, dazu noch die Gruppen von Amerikanern und ein paar Holländer. Ich habe keinen einzigen anderen Deutschen gesehen (oder Franzosen, Italiener, Skandinavier etc.).

    Länger beschäftigt hat mich die Wahl der Schuhe. Wanderschuhe oder Trailschuhe, wasserdicht oder nicht? Und man sieht jedes Schuhwerk auf dem Weg. Die meisten tragen überraschenderweise (zumindest im Mai) wirklich feste klassische Lederwanderschuhe, dazu auch „skandinavische“ Wanderhosen. Niemand ist in kurzen Hosen unterwegs. Doch es geht wirklich viele Meilen auf befestigten Wegen, auch Straßen, und insbesondere über Wiesen. Sicher die Hälfte des gesamten Weges verläuft über Schafweiden, und dort ist das Gras oftmals nass. Wasserdicht würde ich daher empfehlen. An einigen Stellen war es zudem sehr matschig, das tiefste Einsinken war trotz Stöcken und Vortasten bis Mitte Schienbein. Und diese extremen Stellen kommen völlig unvorbereitet, mal 5 Meter Sumpf am Ende einer Weide, mal ein schmaler Sumpf in einem Wald. Insgesamt würde ich daher zu knöchelhohen leichten Schuhen mit gutem Profil raten. Aber wie gesagt, 95% des Weges schafft man bequem in flachen Turnschuhen.

    Typische Herausforderung. Hier gelöst mit Steinen
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    Schienbeintief eingesunken
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    Richtig gut: Eng, Schlamm, kein Ausweichen
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    Unterwegs sagte mir jemand, dass es eine (englische) Facebook-Gruppe zu dem Weg geben solle, geführt von einem 70-jährigen Briten, der den Weg jedes Jahr läuft und ganz detailliert alle Shops, Unterkünfte und so weiter updatet. Ich bin nicht bei Facebook (sondern hier bei ODS … ), kann dazu also nichts sagen.


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    #2
    Anreise und St. Bee

    Einige Zeit investierte ich in die Suche nach einer angemessenen Anreise. St. Bee ist nicht der Mittelpunkt der Welt, aber es gibt einen Bahnhof (genauer: Bahnsteig). Ich entschied mich für die Anreise über Manchester, denn dorthin fliegt EasyJet mehrmals am Tag.

    Die Anreise ist für mich definitiv nie ein Vergnügen. Zu häufig kam zwar ich am Zielort an, aber nicht mein Rucksack. Zum Glück sah ich beim Boarding, dass auch mein Rucksack ins Flugzeug gehoben wurde (das wirklich letzte Gepäckstück überhaupt, puhh).

    Manchester ist dann ein verblüffend kleiner Flughafen, aber das kann ja ein Vorteil sein. Außerdem fährt ein Fernzug direkt aus dem Bahnhof ab, Richtung Lancaster. Und es stand ein Bahnschaffner bereit, der an einem winzigen Pult Fahrkarten verkaufte! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Als ich „St Bees, please!“ sagte, konnte auch er sein Glück kaum fassen. Er fragte mich sofort, ob ich Coast-to-Coast wandern wolle (wer fährt auch sonst nach St Bees?) und meine höfliche Rückfrage ergab, dass auch er bereits Teile davon schon erkundet hatte. Sein Fahrkartengerät funktionierte dann doch nicht, das Fachsimpeln zog sich hin und mein Zug war weg. Prima.

    Unten auf dem Bahnsteig saßen zwei weitere Schaffner sehr bequem herum, aber nur für Auskünfte, kein Fahrkartenverkauf bitte. Wieder zurück in die Flughafenhalle, wo unter dem Schild „Tickets“ nur ein paar leere Wände mit leeren Dübeln zu finden waren. Die neuen Automaten hingen nun an der anderen Wand der Halle. Weshalb sollte die Bahn in England anders sein als in Deutschland?

    Ich zog dann mein Ticket (77 Pfund (etwa 90 Euro) für Manchester-Airport bis St Bees) und der Zug fuhr zunächst bis „Barrow-in-Furness“, das ich eilig auf dem Handy nachschlug. Gute Richtung.

    England fährt Diesel, ein nochmals rustikales Erlebnis, aber man sollte es sich nicht zu gemütlich machen. Der Zug füllte sich in Manchester-Zentrum randvoll mit lustigen Engländern, die einen gelungenen Samstagnachmittag nun mit der fidelen Bahnfahrt zurück in ihr Dorf abschlossen. Gesänge, lautes Hallo, zischende Bierdosen, nochmals die schönsten Erlebnisse quer durch den Waggon Revue passieren lassen. Willkommen in England.

    Die 80er sind wieder da. Oder immer noch.
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    Es wird ländlich neben der Bahnstrecke
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    Nach und nach wurde es leerer im Zug, und die letzten Reisenden mussten mit mir in Barrow-in-Furness im Laufschritt umsteigen, unter den aufmunternden Zurufen der Schaffnerin, quer über die Gleise. Der neue Zug stammte aus den 80er Jahren, hatte nur noch zwei Waggons und stampfte tapfer die Küstenlinie entlang. Es wurde dunkel, der Regen wurde vom Wind prasselnd gegen die Fensterscheiben geschlagen. Außer mir waren noch etwa 5 Leute an Bord, dazu eine Schaffnerin, die nach jedem Halt beide Waggons ablief.

    Der Halt vor St Bees ist Sellafield (älteren Semestern wird der Ortsname etwas sagen), weshalb ich schon beschloss, hier niemals im Meer zu baden und auch keinen schönen leuchtenden Stein aus St Bees mitzunehmen, um ihn nach Robin Hood’s Bay zu tragen (vielleicht hätte ich es als gutes Omen machen sollen und meine Weigerung ist der wahre Grund, weshalb ich den Osten nicht erreichte. Eine Engländerin wandte allerdings ein, dass durch dieses Steineschleppen ganz England langsam aber sicher nach Osten verlagert wird.)

    Bahnhof St Bees
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    Das Aussteigen in St Bees hatte etwas von Harry Potter. Regen, Wind, niemand außer mir weit und breit. Der Bahnhof faktisch nicht vorhanden, und an einer schmalen Straße ging es hinab in den Ort. Vorgebucht hatte ich nichts. Ich wusste, dass es einen recht großen Camping geben sollte, das war mein Plan A. Und Plan B war das Hotel "Seacote", ebenfalls recht groß. Das musste doch irgendwie klappen!

    Im Hotel tobte eine Party. Ich drängte mich nass und müde durch lustige Menschen in Abendkleidern, Sektkelche in der Hand, Hemden bereits geöffnet. Die Musik wummerte und in der Lobby schliefen die ersten schon in Sesseln, das Bierglas noch in der Hand. Meine Frage nach einem Zimmer stellte ich dennoch. Es wurde der Chef gerufen.

    Der war total freundlich. Er meinte, dass erstens der Zeltplatz geschlossen sei (was nicht stimmte, später traf ich Wanderer, die dort genächtigt hatten) und dass zweitens die Partygesellschaft sicherlich bis weit in die Nacht gehen würde, schlafen könnte ich wohl kaum bei dem Lärm, und er müsste mir dennoch 100 Pfund für das Zimmer berechnen. Er riet mir selbst ab, bei ihm abzusteigen. Stattdessen füllte er mir persönlich nochmals meine Wasserflaschen und empfahl mir die Wiese an der Strandpromenade. Gab es irgendwo öffentliche Toiletten? Nein, sagte er (was ebenfalls nicht stimmte, es gibt recht gute öffentliche Toiletten mitten auf dem Parkplatz.)

    Foto am nächsten Morgen: Es gibt öffentliche Toiletten
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    Ich stolperte über den großen Parkplatz (unschwer zu erkennen die Van-lifer, die in ihren Transportern schon fertig für die Nacht waren) und erkannte im Dunkeln die Wiese. Immerhin Wiese, kein Asphalt oder Schotter. Ich baute mein Zelt auf, schob alles hinein, kroch in den Schlafsack und hörte dem Sturm und Regen zu: Willkommen auf dem C2C.

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      #3
      St. Bee bis Ennerdale Bridge

      Morgens regnete es immer noch. Auch der Wind war noch da. Mein Plan war, einfach in dem kleinen Café zu frühstücken, „Hartleys Beach Shop“, aber Hartley öffnete seinen Beach Shop erst um 9:00 Uhr. Wir hatten 7 Uhr und ich war nass und abmarschbereit. Als ich alles geschultert hatte, entdeckte ich auch die Toiletten (also zu spät) und noch später entdeckte ich das Schild, das den Beginn der C2C kennzeichnete.

      Gut sichtbarer Camp-Spot am nächsten Morgen
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      Immerhin sorgte mein Zelt mitten auf der Promenade dafür, dass ich eine gewisse Berühmtheit erlangte. Mehrere sprachen mich an: „Ach Duuuu warst das mit dem orangefarbenen Zelt mitten auf der Wiese.“ Die Deutschen kommen. Irgendwie passend zu meiner Stimmung machte ich noch ein Foto von den Engländern, die unverdrossen ein Sonntagmorgenbad im Meer nahmen.

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      Es regnete weiter, die Wolken hingen tief und der Rucksack passte nicht besonders. Ganz neue gekauft hatte ich einen Sierra Designs Gigawatt 60L, eigentlich ein schickes Ding (dachte ich da noch), aber die Hüftgurte rutschten immer wieder über meine Regenjacke hinab, egal, wie eng ich daran zurrte. Damit hing das Gewicht auf den Schultern. Entweder war ich zu abgemagert in den Hüften, meine Regenjacke war zu glatt oder alles war verhext.

      Ich wanderte los den Berg hinauf, Richtung Norden auf einem Küstenpfad. Er führte sofort in die Wolken hinein. Engländer sind nicht pingelig und so waren auch zu früher Stunde schon einige Tageswanderer unterwegs. Der Weg ist zunächst recht steil und matschig und führt am Hang über dichte bevölkerte Schaf- und Kuhwiesen. Vor Schafen hat vermutlich niemand Angst, aber wer ungern ein längeres Blickduell mit einer Kuh hat, sollte den C2C nicht in Angriff nehmen.

      Blick zurück auf St Bees
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      Der Regen ließ eigentlich bis 14 Uhr kaum nach. Anstiege, Abstiege, schwitzen in Regenjacke und Regenhose. Der Blick aufs Meer ist eigentlich ganz schön (vermute ich), nach einigen Kilometern geht es hinab zu einer kleinen Bucht mit Kiesstrand, der erste Spot, wo man campen könnte. Ansonsten ist auf dem Uferweg überhaupt nichts zum campen, zu viele Schafe, der Hang ist sehr schräg, und immer wieder kommen Gatter.

      Kiesbucht
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      Es tauchen auch Leuchttürme im Nebel auf, und nach einiger Zeit wendet sich der Weg ins Binnenland. Es geht über kleine Landstraßen, die ersten Farmen werden durchquert, und nach nicht mal zwei Stunden treffe ich an einer Kreuzung jemanden, der ebenfalls C2C mit Zelt läuft. Kurzer Austausch, aber was soll man nach 2 Stunden berichten? Alle laufen am ersten Tag bis Ennerdale Bridge. Man sieht sich.

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      Die ersten Kilometer im Binnenland sind nicht besonders wertvoll. Typisches England, kleine Orte, es ist absolut nichts los an einem Sonntag und es scheint eine eher vernachlässigte Gegend zu sein. Kein Laden am gesamten ersten Tag, kein Pub in Sicht.

      Der Weg ist nicht ausgeschildert, sporadische Schilder finden sich insbesondere in der Nähe von Farmen, wo die Landwirte „C2C -->“ auf die Deckel von Futtereimern gemalt haben, um die Horden von Touristen aus ihrem Hof zu halten. Dringend empfohlen sei daher eine gute Navigation per GPS. Ich hatte keine Papierkarte dabei (viele andere hingegen schon) und habe sie auch nicht vermisst. Ich hatte auch keinen Reiseführer dabei (oder gar gelesen), auch damit waren so gut wie alle Anderen ausgestattet. (Ich hatte das Gewicht lieber in 2 gute Bücher investiert und würde das wieder so machen. Alles, was in den Reiseführern steht, wird einem im Laufe des Tages von den Mitwanderern sowieso mitgeteilt).

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      Der erste Tag ist kein Highlight. Er dient nur dazu, von der Küste Richtung Lake District wegzukommen. Nach einigen weiteren wenig wohlhabenden Dörfern, Höfen und Straßen kommt man zu einem Privatwald, der auf einem einzigen Pfad durchquert werden darf. Es geht erstmals steil (und ziemlich gerade) auf einem Grasweg den 352m hohen Dent hinauf. Vermutlich hat man oben eine gute Sicht. Jedoch nicht, wenn es bewölkt ist und dichter Niesel fällt. Die Sicht lag bei Null. Ich hatte sogar Mühe, den weiteren Weg zu finden, da alle Tageswanderer mit ihren Hunden plötzlich verschwunden waren. GPS ist enorm hilfreich im dichten Wolkennebel.

      Sehr steil geht es rutschig hinab ins erste Highlight, das enge Tal des Kirk Beck, einem schmalen Bächlein, der sich durch wirklich nette Bäume und Wiesen windet. Das Tälchen verspricht, dass der Weg schöner wird. Am Ende des Tages führt der Weg wieder in weitere Landschaften, nach rechts öffnet sich der Blick in den Lake District. Leider geht der Pfad eng an einer gut befahrenen Landstraße entlang, zugewachsen und matschig. Ich laufe lieber auf der Fahrbahn.

      Das erste schöne Tal
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      An der letzten Kreuzung rechts abbiegen und man kommt hinein nach Ennerdale Bridge, dem Etappenziel. Am Ortseingang links steht ein recht neues, offenbar gemeinnütziges Café: The Gather. Sehr empfehlenswert. Die erste Verpflegung des Tages. Der Kuchen ist gut, der Kaffee ebenfalls. Es gibt auch Suppe und kleinere Sandwiches, dazu Toiletten. Und kostenfreies WiFi! Unbedingt nutzen, so etwas gibt es auf der ganzen Wanderung kaum noch, meist gibt es weder WiFi, noch überhaupt Handyempfang. Allerdings schließt The Gather bereits um 16:00 Uhr, was durch hochstellen der Stühle auch signalisiert wird. Das fröhliche „Fühlen sie sich aber bitte nicht verpflichtet, nun zu gehen“, hat dann keine Wirkung mehr.

      Mein Proviantplan war damit schon überdimensioniert. Zudem ist wenige Meter weiter dann „Fox and Hounds“, ein gut besuchter Pub mit Biergarten. Für Camper scheint es üblich, dort die 10 Pfund zu bezahlen und die erste Etappe abzuschließen, indem man das Zelt zwischen den Biergartentischen aufbaut, was um 17 Uhr eine aufregende Geräuschkulisse im Zelt ergibt.

      Der Pub scheint gut zu sein, allerdings nutzen Camper einfach nur die Toiletten des Pubs (Zähne putzen, während hinter einem der leutselige Zechkumpan auf das Waschbecken wartet). Und der Pub schließt um 23 Uhr, danach kein Wasser und keine Toilette mehr. Dusche sowieso nicht.

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      Lauschiges Plätzchen im Biergarten
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        #4
        Ennerdale Bridge bis Rosthwaite

        In der Nacht hat es dann geregnet, was sonst. Exakt so intensiv, dass das Zelt noch nass wurde. Im Mai wird es auf dem C2C um 5 Uhr hell. Und da zumindest ich früh im Schlafsack bin (bis 21 Uhr kann man bei Tageslicht lesen und somit ist danach Feierabend) kommt man auch früh raus. Das Hotel/Pub bietet Frühstück an, allerdings erst ab 8:30 Uhr. Dann öffneten auch erst die Türen bzw. Toiletten. Also ohne Zähneputzen und ohne Wasser los.

        Die erste Strecke führt wenig aufregend durch einige Felder und ein kleineres Waldstück, ein Parkplatz, und der schmale Pfad führt nun am Südufer des Ennerdale Water entlang. Ab hier wird es landschaftlich schöner. Früh am Morgen kein Betrieb, der See spiegelglatt und schöne Blicke.

        Ennerdale Water
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        Erste Schüsse hallen durch das Tal, zum Glück nicht in meine Richtung. Auf der gesamten C2C Strecke wird man übrigens von intensivem Gewehrfeuer, Tieffliegern und einem gewissen Militarismus begleitet („Jeder Pub heißt „King’s Arms“ oder „Fox and Hound““, wie mir ein Engländer mitteilte). Ist man aus Deutschland ja kaum noch gewohnt, aber in Dänemark erlebte ich das gleiche unbekümmerte Schießen zu allen Tages- und Nachtzeiten.

        Der Pfad entlang des Stausees ist recht steinig, man stochert sehr langsam vorwärts. Der Plan, am ersten Tag einfach durchzudrücken, dürfte zumindest nur mit wenig Tempo erfolgen. Am Stausee sind auch nur zwei sehr kleine Stellen, die Mutigen das Campen erlauben könnten.

        Aber die Landschaft wird erstmals wirklich schön. Tolle Blicke in das karge Hochland. Das scheint nun der berühmte Lake District zu sein. Hinter der Staumauer kreuzt man auf die andere Talseite und gelangt auf ein Fahrstraße.

        Wieder mal geradeaus über die Wiese, sehr praktisch
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ID: 3259473

        Ich hatte immer noch keinen Kaffee an dem Tag und daher fest eingeplant, die Jugendherberge Ennerdale deswegen aufzusuchen. Sie liegt auch recht nett auf der rechten Seite des Weges, ist aber viel kleiner als erwartet. Und eher verlassen. Ich wuchtete meinen Rucksack auf eine Bank, zog die Schuhe aus und drinnen finde ich einen netten Mann, der mit einem Staubsauger hantiert.

        Wir unterhalten uns etwas über seinen Werdegang (hat viel in den Alpen gelebt und hatte vor drei Wochen eine Hernienoperation) und dann ist er fort. Verdutzt erfahre ich, dass ich beim Aufbrechen einfach die Tür hinter mir zuziehen soll. Gute Sache. Ich mache mir einen Tee (es gibt ansonsten wie häufig in England nur diese gefährlichen Instantkaffeetütchen), dann noch einen Tee, lade meine Powerbank und sitze in einer Art Sofa mit bestem Blick. Sehr gemütlich.

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ID: 3259475

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ID: 3259476

        Herein stolpert eine Gruppe älterer Ehepaare. Sie setzen den Rucksack komischerweise nie draußen ab, sondern orientieren sich erstmal im Raum, weisen sich ausgiebig auf gute und weniger gute Sitzgelegenheiten hin. Als die Männer saßen, machten sich die Frauen in der Küche zu schaffen, und zauberten tolle Dinge. Dass einige der Milchflaschen und Getränke Namensschilder hatten, störte nicht weiter (vermutlich haben sie es überhaupt nicht gesehen). Die JH-Gäste werden sich abends wundern, und vermutlich fortan ihre Lebensmittel nicht mehr im Kühlschrank aufbewahren wollen.

        Dieses Muster sollte sich wiederholen. Auf dem C2C sieht man sehr viel englische Kultur, Gesellschaft und Stimmung. Die Landschaft fand ich hingegen wenig spektakulär (und auch zu dicht bevölkert bzw. begangen). In Skandinavien ist es beinahe anders herum: Grandiose Landschaft, wenig Menschen und die wenigen Menschen drängen sich meist einem nun auch nicht wirklich mit ihrem Verhalten auf.

        Der Wirt der Jugendherberge hatte mich vor seinem Verschwinden noch gewarnt, dass ich Richtung Osten nun ins „Disneyland“ kommen würde, wie er es bezeichnete. Auf jeden Fall führte die Fahrstraße weiter das hübsche Tal hinauf, endete an einer zweiten Jugendherberge, die noch kleiner war und wo man sich ebenfalls auf Vertrauensbasis Instantkaffee oder Tee machen konnte (und Süßigkeiten kaufen). Bargeld und genügend Münzen sind daher in England Pflicht.

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ID: 3259478

        Die nächste Jugendherberge
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        Der Weg war sehr gut begangen, sicher ein Dutzend Wanderer lagerte an der Hütte, alle mit sehr kleinen Rucksäcken, keine Camper. Darunter viele Amerikaner, was der Wirt mir ebenfalls bestätigte: Die meisten ausländischen C2C – Wanderer sind Amerikaner und Holländer (und das sollten mir alle späteren Gastgeber bestätigen).

        Es ging dann den ersten wirklich steilen Anstieg hinauf, von 290 Meter auf 610 Meter, und ich dachte erstmals, dass so ein kleiner Tagesrucksack eigentlich keine schlechte Idee sei. Immerhin hat der National Trust den Anstieg in den steilsten Stellen mit Natursteintreppen erleichtert. Sehr gut, aber natürlich nichts für Puristen.
        Ich keuchte ordentlich.

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ID: 3259481

        Oben gab es dann wieder lockere Wolken und die Sicht war weiterhin nicht besonders gut. Aber die Umgebung wirklich spektakulär. Es folgte ein leichter Abstieg zum Honister Pass. Ich weiß nicht, was ich mir darunter vorgestellt hatte (eine Art St-Gotthart-Passhöhe vielleicht?), aber auf jeden Fall ist es ein Steinbruch. Am Rande der Berge sieht man auch weitere gewaltige Steinbrüche, man kann Säcke mit Steinen kaufen und auf dem Parkplatz ist reger Betrieb. Es gibt ein Café (sehr guter Kaffee!) und Snacks. Mein Proviantplan lief weiter aus dem Ruder. Es gibt Toiletten und man kann auch seine Wasserflasche füllen.

        Hinunter nach Honister Pass
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ID: 3259482

        Honister Pass
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ID: 3259483

        In Sichtweite der Passstraße geht es auf einem Feldweg hinab ins Tal, am Horizont ziehen sehr dunkle Wolken auf. Der kleine Weiler Seatoller ist sehr hübsch, hat aber kein Camping und ich laufe entlang der Straße bis Borrowdale, wo am Ortseingang auf der rechten Seite die „Chapel House Farm Campsite“ ist.

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ID: 3259484
        Auf den letzten drei Kilometern werde ich nochmals richtig nass. Hinter der riesigen Campingwiese liegt die Farm und an der Tür entrichtet man sein 10 Pfund Gebühr. Auf meine Frage, ob die Wettervorhersage schlecht bleiben würde, kommt ein „Nothing drastic expected!“ zurück.

        Die Bäume immer wieder das Erstaunlichste in der Landschaft
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ID: 3259485

        Der Camping im Mai nicht überfüllt
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ID: 3259486

        Ich warte die letzten Schauern in einer Scheune mit ein paar Tischen ab, sehr praktisch. Dort lagere ich in der Nacht auch meine durchgewaschenen Shirts (was allerdings nichts hilft). Die Wiese ist groß, allerdings sehr am Hang. Es gibt eine Dusche (Extra-Gebühr, Münzen) und Toiletten. Wie auf allen weiteren Campings in einem Standard, den man in Deutschland etwa in den 1970er Jahren verlassen hat. Wenn ich an meine Tour in Dänemark dachte, bekam ich Tränen in den Augen, beheizte Aufenthaltsräume, kleine Campingküche, alles hyggelig. Ich hatte mir England zumindest als das Land der Wasserkessel vorgestellt, aber auf keinem Camping gab es einen.

        Nun ja. Die Leute vom Farm-Camping sind sehr nett, keine Frage, aber irgendwann ist England aus der Kurve getragen worden und hat das Rennen um Fortschritt für beendet erklärt. Im Ort gibt es auch eine Jugendherberge mit Zeltmöglichkeit. Ob die besser ist, kann ich nicht sagen.

        Loch in den Wolken abends
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        • Belge
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          • Meine Reisen

          #5
          Rosthwaite bis Paterdale

          Alle warnten mich davor, dass diese Etappe sehr lang sei. Die schwerste Etappe! Man kann in Grasmere eine Nacht bleiben und die Etappe teilen, aber dort gibt es keinen Camping. Außerdem muss man zusätzlich eine ganze Ecke nach Grasmere hinein laufen.

          Ich war etwas unsicher, was zu tun sei. Generell hatte sich nach drei Tagen Regen ein gewisser Tiefpunkt beim Zelten eingestellt. Alles war nass. Das erste Paar Socken musste ich bereits entsorgen und auch der Rest war in einem dauerfeuchten, bedenklichen Zustand. Ich dachte wieder an die Freuden von Zimmern mit Dusche und Heizung.

          Aber die Nacht verlief sogar relativ gut, kein Regen, nur Rekordmengen an Tau auf dem Zelt. Das Waschbecken der Chapel House Farm Campsite ist sogar mit einem hübschen Wellblech vor Regen geschützt. So konnte ich mir wenigstens die Zähne putzen, jeder Tag wird es etwas besser, eine klare Verbesserung gegen Tage 1 und 2.

          In der Scheune konnte ich zudem trocken sitzen und mein Frühstück löffeln. Ein Wasserkessel schien mir inzwischen wie Luxus aus einem anderen Leben. Selbst Steckdosen waren eine Rarität. Ich brach dann zeitig auf, gegen 7:30 Uhr Abmarsch. Es geht ein schönes Tal hinauf. Der Anstieg ist durchaus anstrengend, aber es gibt auch sehr schöne Blicke zurück. Später etwas kraxeln in einer Art Bachbett, eine Felsnase (Lining Crag 542 m) und man steht auf der ersten Passhöhe (611 m).

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ID: 3259494

          Der Weg ist nun sehr komfortabel mit Steinplatten ausgelegt worden, um den Sumpf auszugleichen. Sehr schön. Was die Schweden in Holz machen, das machen die Engländer in Stein. Hier gibt es ja auch kein Holz.
          An der zweiten Passhöhe kann man sich entscheiden, ob man noch nach links über die nächsten Bergrücken laufen möchte oder sofort das Tal hinab nach Grasmere. Beides ist C2C, aber alle, die ich getroffen habe, sind direkt abgestiegen Richtung Grasmere.

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ID: 3259495

          Das Hauptproblem auf diesen Abschnitten ist eigentlich das Trinkwasser. Überall sind extrem viele Schafe unterwegs, bis in größte Höhen. Ich hatte 1,5 Liter Wasser dabei, was zumindest für mich nicht über den Tag reicht. Ich zapfte daher mit meinen Wasserfilter an einem kleinen Bach etwas ab, und es scheint auch gut gegangen zu sein.

          Auch hier wieder das Muster, dass Infrastruktur im Sinne von Wasserstellen (die es selbst in den Alpen immer gibt), Bänken, Sitzgelegenheiten völlige Fehlanzeige ist. Auf 300 km fand ich auf dem C2C weniger als 5 Sitzbänke oder Rastplätze, und die waren sämtlich in der Ortsmitte neben einem Kriegerdenkmal.
          Oftmals sind auch die Wegweiser verwittert und kaum lesbar, zeigen auch nicht unbedingt den C2C an. Der C2C selbst ist tatsächlich definitiv nicht ausgeschildert. Vielleicht ändert sich das in den nächsten Jahren, aber da bleibt noch eine Menge zu tun. Ich erwarte keine Wanderautobahn, sondern möchte hier nur den fatalen Eindruck verhindern, dass der Weg sich angesichts seiner Bekanntheit von selbst erwandert. GPS ist absolut notwendig.

          Vor Grasmere zweigte ich dann zwischen Häusern auf einen überwachsenen Weg ab. Es war nicht mal 14 Uhr und ich fühlte mich noch fit und wollte es in einem Rutsch bis nach Patterdale wagen. Rückblickend vermutlich ein Fehler, ich hätte irgendwie Grasmere ansteuern sollen und dort den Nachmittag verbummeln.

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ID: 3259496

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ID: 3259497

          Denn plötzlich kam die Sonne heraus, ich überquerte eine vielbefahrene Straße, dauernd flogen Düsenjäger durchs Tal (geringere Höhe als ich auf den Bergen, beachtliche Leistung der Pilotinnen und Piloten). Und der Anstieg bis Grisedale Tarn auf 590 m, einem hübschen See, zog sich. Insbesondere, da ich den Fehler beging, einen Weg weiter links zu nehmen, der auf einem Grasweg bergauf führte. Weiter rechts führt ein mit Steinen befestigter Weg ebenfalls hinauf, die bessere Alternative (einfach dem Hauptweg folgen und nicht so schlau sein wie ich, mal etwas ausprobieren zu wollen).

          Der blöde Weg über diese Wiese hat mir wirklich den Rest gegeben. Extrem anstrengend dieser zweite Anstieg des Tages. Am See waren dann auch recht viele Leute unterwegs und genossen die Sonne. Zumindest für mich zog sich der Weg hinab nach Patterdale dann doch sehr, Wiesen, Gatter, eine Fahrstraße. Ich hörte Podcast, was mich etwas rettete.

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ID: 3259498

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ID: 3259502

          In Patterdale ist nichts außer der „Side Farm Campsite“. Zur Side Farm kann man mit kleinem Umweg laufen (wieder eine extra Meile), bezahlt seine 10 Pfund und erfährt, dass der eigentliche Campingplatz dann nochmals eine Meile entfernt ist, an dem See Ullswater. Sehr hübsch alles, aber nochmals eine extra Meile. Ich war durch.

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ID: 3259503

          Immerhin gibt es ein richtiges Waschhaus, erstmals überhaupt, mit Duschen, Toiletten und Wasser. Ich hatte auch hier Mühe, eine einigermaßen ebene Stelle zu finden, baute meine Zelt auf, duschte und lag lang.
          Nach etwa 10 Minuten kamen die ersten Jugendlichen einer Schulklasse an, ebenfalls wandernd, und bauten ihre Zelte auf, natürlich direkt nebenan. Die Lehrer waren im Transporter angereist, saßen in Campingstühlen und hatten ihre eigenen Zelte wohlweislich 500 Meter entfernt aufgeschlagen.

          Vielleicht bin ich etwas empfindlich und aus der Zeit gefallen, aber ich habe tatsächlich noch nie erlebt, dass sich 14-jährige mit wirklich voller Lungenkraft anschreien, wenn sie weniger als drei Meter entfernt voneinander sitzen. Und dies nicht mal im Streit, sondern einfach so. Und über Stunden hinweg. Erst die Feierbiester im Zug von Manchester, dann das. Englische Hooligans sind vermutlich völlig verdutzt, wenn ihr Alltagsverhalten im Rest Europas erstaunt registriert wird.

          Ich baute mein Lager wieder komplett ab und zog ebenfalls 500 Meter weiter, während mich der Begleitlehrer ungerührt fragte: „Are you escaping?“ Humor hat er ja. An meinem neuen Platz gab es lediglich einen bellenden Hund und ein schreiendes Kleinkind, aber das kennt man wenigstens aus dem eigenen Kulturkreis.

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            • Meine Reisen

            #6
            Patterdale bis Shap

            Pro Tag trifft man auf dem C2C unterschiedlich viele Leute. Ich stand wie gehabt um 6 Uhr auf und war kurz nach 7 Uhr gehfertig. Dann ist es beim ersten Anstieg immer noch schön leer und auch frisch. Meist habe ich im Lake District bis etwa mittags überhaupt niemanden getroffen, vermutlich auch weil die Leute mit Unterkunft und/oder Gepäcktransport erst später starten konnten. Ab mittags kamen mir die ersten Leute aus der anderen Richtung entgegen, meist ebenfalls im dichten Nebel stochernd.

            So auch an diesem Morgen. Zum ersten Mal ist das Zelt trocken, allerdings nicht die Kleidung. Sie trocknete im Zelt auch über Nacht nicht. Das wurde langsam zu einem Problem.

            Als ich den Campingplatz verlasse, hält neben mir ein junger Mann und fragt, ob er mich in seinem Vanlife-Bus mitnehmen kann. Ja gerne, denke ich, denn ich muss immerhin die Meile bis zu meinem Ausgangspunkt zurück auf den Wanderweg. Bis dahin müssen wir bereits drei Gatter passieren und er fragt mich ganz charmant: „Would you mind ...?“ Mit anderen Worten springe ich an jedem Gatter heraus, öffne es, er fährt durch, ich steige wieder ein, und weiter geht die Fahrt für wenige Meter. Er hat mich sicher gerne mitgenommen, aber sonst hätte er halt jedes Mal selbst aussteigen müssen, durchfahren, wieder einsteigen müssen. Das geht hier schon ziemlich langsam voran auf den Nebenstraßen.

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ID: 3259507

            Heute steht sofort ein sehr steiler Anstieg an, nicht so steil wie gestern, aber doch spürbar. Ein Bericht auf Wikivoyage bezeichnet die Etappe als „anstrengendste“, was ich nicht so sehe. Die Etappe gestern war anstrengender (mit zwei harten Anstiegen). Außerdem trifft mich Hitze (also alles über 15 Grad) weitaus mehr als ein Anstieg. Und am anstrengendsten fand ich die Etappe in der Ebene, über 30 km auf harten Wegen. Das hat meine Füße endgültig gekillt.

            Die Herausforderung dieser neuen Etappe bestand nun wesentlich darin, Sturm und Kälte auszuhalten. Das Wetter hatte sich in der Höhe nochmals verschlechtert, es wurde sehr kalt, Sturm von rechts, Brille ständig nass, die Orientierung recht schwierig. Was war Schafspur, was Weg? Was war Mauer, was Abgrund? Ich sah faktisch nichts dort oben und musste alle 50 Meter das Handy zur Orientierung heraus holen. Meine Brille lag sofort wieder unter einer dicken Nieselschicht, keine optimalen Wanderbedingungen bis auf 780 Meter, Kidsty Pike. Meines Wissens der höchste Punkt des gesamten Weges.

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ID: 3259509

            Auf der Höhe knatterte der Wind dann in Sturmstärke, dichte Wolken, keinerlei Sicht. Das hat sich nicht gelohnt. Ungemütlich kalt, ich mache mich sofort an den Abstieg und letztendlich ist der sehr anstrengend. Die Brille beschlägt ständig, manchmal kann man den Weg überhaupt nicht mehr erkennen und es geht ebenso ungnädig bergab wie zuvor bergauf.

            Mir kommt eine einzige Person entgegen an dem gesamten Vormittag. Sobald ich unterhalb der Wolken bin, werden die Blicke wieder besser und es geht unfassbar steil und steinig hinab zu einem Stausee. Das ist für mich mit der unangenehmste Abstieg des gesamten bisherigen Weges. Jeder Schritt haut in den Rücken hinein und raspelt die Haut von den Füßen, nicht schön.

            Dabei es eigentlich eine recht weite Wiesengegend, da hätte man den Weg auch in weiten Serpentinen legen können. Solche Dinge sind nur was für Weicheier, nicht für Engländer. „Das sind die einzigen Berge, die wir haben“, sagte mir später ein Engländer, „die muss man optimal nutzen.“ Das haben sie getan. Viel brutaler kann man Wegführung kaum machen.

            Hameswater Reservoir
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ID: 3259511

            Auf das Geld der EU muss der Trust wohl erstmal verzichten
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ID: 3259512

            Unten am Stausee „Haweswater Reservoir“ angekommen brauchte ich erstmal eine Pause. Auch dort wäre eine Bank hübsch gewesen, ich begnüge mich mit einem Stein. Ich esse ein paar Riegel und schaue auf den See. Wenn das also mit dem Lake District der schönste Teil der Wanderung gewesen war, dann fragte ich mich natürlich, wie der Rest werden würde.

            Ich kenne Stauseen so, dass es am Ufer eine Art Instandhaltungsweg gibt. Nicht so in England. Der Weg ist zumindest auf den ersten Meilen schmal und sehr steinig. Es geht zudem weiterhin ordentlich auf und ab, aber irgendwann weitet sich der Weg immerhin zu einer Fahrstraße.

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ID: 3259513

            Am Ende des Stausees falle ich in den drei Häusern mit dem Namen Burbanks mehr oder weniger erschöpft auf die erste Bank der gesamten Wanderung, ein mit einer Kettensäge bearbeiteter Baumstamm. Und mir wurde klar, dass ich raus bin aus dem Lake District. Die Berge sind verschwunden, nur noch hügeliges Land liegt vor mir.

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ID: 3259514

            Doch der Weg wurde sogar schöner, mit Farmen, Wiesen und pittoresken Bäumen. Hübsch gemacht. Es geht erfreulich über die Wiesen vorwärts und an Schafen vorbei, viele Steinmauern werden gequert, und es gibt überall besonders schöne Bäume. Keine Ahnung welche das sind, aber zumindest sind sie sehr schön.
            Plötzlich tauchen auch wieder fünf oder sechs andere Wanderer auf, wo auch immer sie vorher in den Bergen gewesen sind. Der Weg führt noch an einer verlassenen Abtei vorbei, dann eine letzte Steigung und hinein nach Shap.

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ID: 3259515

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ID: 3259516

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ID: 3259517

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ID: 3259518

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ID: 3259519

            Der Ort ist Englisch im negativsten Sinne. Der erste Campingplatz (New Ing Lodge Camping) ist kein Camping, sondern eine Privatveranstaltung. Wieder sind alle Menschen in sehr eleganter Abendgarderobe unterwegs, wertvolle bunte Gläser in der Hand, und gucken mich völlig entgeistert an, als ich dort eintrete. Zu recht natürlich. Mein hartnäckiges Insistieren darauf, dass hier doch auch ein Camping sein muss, verbessert die Stimmung nicht.

            Die zweite Unterkunft (Kings Arms Hotel) nimmt keine Camper, und von der Dritten (The Crown Inn) wurde mir explizit von einem Mann auf der Straße abgeraten. Als ich „The Crown Inn“ dann notgedrungen doch betrete, wird mir klar, warum. Das ist englischer Sozialrealismus. Der Wirt schwankte leicht und beantworte jede Frage (oder jeden Satz) mit einem zackigen „Yes, Sir!“. Kann ich hier campen? „Yes, Sir!“ Was kostet es? „Yes, Sir!“ Wo ist der Camping überhaupt? „Yes, Sir!“ Irgendwann bezahlte ich einfach meine 7 Pfund (ein Schnapper) und suchte mir einen Platz zwischen den Biergartentischen, das übliche Vorgehen in England. Es gab sogar eine Dusche („Ladies“ stand an der Tür. Aber die Dusche war für alle). Ich dusche selten nur auf Zehenspitzen, aber dort war es angemessen. Schutzkleidung und Schweben wäre noch besser gewesen.

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ID: 3259521

            Der Geheimtipp: In Shap ein Zimmer im Kings Arms Hotel vorbuchen, koste es, was es wolle (und das ist wörtlich zu nehmen).

            Außer mir strandeten noch drei andere Wanderer im Crown Inn. Abends sahen wir uns alle wieder in einem Fisch’n Chips (dem Shap Chippy). Den Laden hatte mir bereits zwei Tagen zuvor jemand empfohlen, der dann aber nie wieder aufgetaucht ist. Sein Plan war, sich im Shap Chippy drei Portionen als Take Away zu holen, mit denen er dann den nächsten Tag bestreiten wollte. Ob das ernst gemeint war, weiß ich nicht, aber der Besuch des Chippy nach den kargen Tagen zuvor war auf jeden Fall ein Highlight, sehr freundlich alle und erfreulich viele Kalorien auf kleinstem Raum. (17 Pfund für Fish, dazu Pommes extra large, etwa 20 Euro).

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ID: 3259522

            Shap ist auch etwas wie ein Flaschenhals der Wanderung. Hier kommen keine Tageswanderer mehr durch (und keinesfalls macht dort jemand freiwillig Station oder gar einen Day-off). Die einhellige Meinung derjenigen, die es bis hierher geschafft habe ist, dass der C2C anstrengender ist als gedacht.

            Ich zog aus allem die Konsequenz, dass ich mir für die nächste Nacht in Kirkby Stephen ein Bett buchte. Weiterhin war alles feucht, die Duschen waren fürchterlich und ich wollte einfach mal etwas Platz haben. Und mal sitzen. Oder abends einfach lesen. Oder Nudeln kochen.

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              #7
              Shap bis Kirkby Stephen

              Der Lichtblick am Morgen: In Shap gibt es einen Coop, der ab 7 Uhr morgens sehr guten Kaffee aus einem Automaten anbietet, Note 1. Dazu gibt es süßes Gebäck (Rosinenschnecke mit reichlich Zuckerguss) und somit alles, was man für das erste gute Frühstück der Wanderung benötigt. Viele Autofahrer halten ebenfalls und nutzen die Gelegenheit.

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              Aber heute stehen auch 31 km an. Der Abstieg gestern hat meine Füße schon etwas ramponiert. Heute wird es nicht besser werden. Das wird noch mal eine Herausforderung. Ich bereue nun, dass ich in Grasmere keinen halben Ruhetag eingelegt hatte. Das wäre rückblickend die richtige Entscheidung gewesen. Knochen und Muskeln sind okay, aber die Füße nicht wirklich.

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              Nach dem kleinen Umweg zum Coop verlief die Strecke erstmal recht öde über eine Autobahnbrücke, wurde dann aber ziemlich spektakulär. Zumindest aus meiner Sicht schöner als der gesamte Lake District. Denn die Blicke wurden extrem weit, es gab keinerlei Bäume oder Wälder, und alles fühlte sich frei und gut an. Morgens wehte der Wind noch ziemlich frisch und ich musste die Jacke überziehen, aber im Laufe des Tages wurde es mehr als warm. Insbesondere weil der Wind nun exakt leicht von hinten kam, brummte mir bald der Kopf und Sonnenschutz wurde absolut notwendig (Engländer tragen weder Cap noch Sonnenbrille, niemals und niemand).

              Ich mochte diese Landschaft sehr, für mich ein Highlight der gesamten Wanderung, eine offene ehrliche Landschaft. Rechts erstreckten sich höhere Berge (die Yorkshire Dales?), die aber (zum Glück) nicht überschritten werden mussten. Es blieb alles auf einem vergleichsweise flachen Niveau, mal hundert Meter hinauf und hinab, mehr nicht.

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              Da es aber über 30 km sind, werden auch 100 Höhenmeter zu einem Kraftakt, insbesondere bei steigender Temperatur und Sonne. Und meine Füße waren nun überhaupt nicht mehr gut. Ich musste zweimal Pflaster wechseln. In den gleichen Schuhen, den gleichen Socken, bin ich auf der Nordkalottruta gelaufen – und hatte keine einzige Blase trotz 9-Stunden-Tagen. Ich bin nicht nur ratlos, sondern entsetzt über meine Füße.

              Diesen Tag hätte man auch sehr gut in Turnschuhen laufen können, aber die meisten tragen auch hier ihre hohen Lederwanderschuhe. Und offenbar mit mehr Erfolg als ich.

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              Das Ende des Tages bis Kirkby Stephen zog sich dann ziemlich (man kann vorher auch nirgendwo übernachten), insbesondere der letzte Hügel nach einer Brücke, die noch mal ganz unten im Tal lag. Das war wirklich heftig und ich hatte definitiv keine Lust mehr.

              Im Ort hatte ich im „Kirkby Stephen Hostel“ ein Bett im 8er Zimmer gebucht (es gibt wohl nur 8er Zimmer). Eine sehr gute Entscheidung. Das Hostel war früher eine Kirche, hat eine große Küche mit voller Ausstattung, man kommt vorher an einem kleinen Spar-Laden vorbei und fürs allerletzte Glück gibt es einen wirklich sehr warmen und hervorragenden Trockenraum.

              Hostel in Kirkby
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              Der Ort scheint recht belebt zu sein, gut geeignet für einen Zero-Day. Ich schaue mir die Wettervorhersage an, es soll trocken und warm bleiben. Für mich leider sofort zu warm.

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              • Belge
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                #8
                Kirkby Stephen bis Keld

                Die Nacht in dem Hostel war hervorragend. Ich hatte meine Ecke für mich, konnte alles waschen und ausbreiten und es gab den sehr warmen Trockenraum. Abends gab es Licht und ich konnte lesen, solange ich wollte, das Fenster ließ sich öffnen und der einzige andere Gast in dem Achtbettzimmer war sehr leise und schnarchte nicht. Was für eine fantastische Gelegenheit, etwas aufzutanken für nur 40 Euro.

                Morgens dann wie immer früh aufgestanden und es stellte sich das Kaffee-Problem. Die Cafés öffneten alle erst recht spät, und durch Zufall sah ich eine Art Bücherei, die „coffee-to-go“ am Fenster stehen hatte, und sie hatte tatsächlich geöffnet. Der Kaffee war wirklich gut und ich setzte mich eine halbe Stunde auf den Marktplatz und beobachtete das Treiben.

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                Kirkby Stephen scheint eine sehr schöne kleine Stadt zu sein mit einer lebhaften Community. Wie gerufen kam auch sofort eine öffentliche Toilette. Wie gut manchmal alles klappt! Es ging erst über einige Wiesen eine Straße hinauf, viele Leute mit Hunden, die alle zu einem kleinen Schwätzchen stehen blieben. Ah, aus Deutschland? Ein älterer Mann war ein paar Monate in Gießen, und erzählte von der Zeit. Immer wieder sehr freundliche Leute. Und er machte sich lustig über einen Deutschen vor Ort, der früher in der Münchner Philharmonie sein Können zum Besten gegeben habe und nun die örtlichen Orgel bearbeitete. „Very high eyebrow“, meinte er und lachte sich schlapp.

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                Dann ging es auf einer schmalen Straße wirklich steil hinauf auf den Berg, wieder rund 650 Meter. Und es wurde nicht nur steil, sondern es gab auch drei verschiedene Wege, für alle Jahreszeiten etwas. Eigentlich hatte ich mir versprochen, dass ich den einfachsten Weg nehmen würde, aber dann konnte man von unten doch schon neun Steine erkennen (Nine Standards Rigg), welche die Wasserscheide zwischen Osten und Westen (oder wie ein Mitwanderer es ausdrückte: „The Irish Sea“) darstellen.

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                Der Blick war dort oben gut, aber nicht sehr gut, denn es ist hatte sich eingetrübt. Dort oben wehte auch noch ein ordentlicher Wind, sehr schön diesmal. Es ging dann mehr oder weniger weglos und durch Sumpf, der es durchaus mit Finnland aufnehmen kann, über eine Hochfläche hinab in ein Tal.

                Immer wieder muss ich die Orientierung mit dem Handy suchen. Hier oben nur mit Karte unterwegs zu sein dürfte eine ziemliche Herausforderung darstellen. Dort oben passierte dann ein Highlight des Matschtretens. Mit den Stöcken konnte man schon ertasten, dass einige der Übergänge richtig tiefer Morast waren, und als ich elegant übersetzen wollte, brach der Brocken unter meinem Standbein ab und ich landete schön mitten im Durchgang, bis zum Schienbein versunken. Tolle Sache.

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                Hier verliert man seine Turnschuhe gerne mal. Da helfen auch Stöcke nichts. Dieser Abschnitt ist sicher derjenige, den man mit flachen Turnschuhen am wenigsten genießen kann. Der Weg ist nicht erkennbar und knubbelig, dazu kam der Wind nun wieder exakt ganz leicht von hinten, so dass ich nun bei brennendem Sonnenschein völlig ohne Wind unterwegs war. Das fällt mir unglaublich schwer und ist wenig auszuhalten.

                Irgendwann senkte sich der Weg hinunter ins Tal und einige Fahrwege werden erkennbar. Die Landschaft hier ist wirklich sehr rau, um so erfreulicher die zwei Sitzbänke vor einer Farm. Bei der Pause erzählte mir ein Mitwanderer, dass auf der Farm eine Familie mit neun oder mehr Kindern wohnt. Sie sind wohl recht berühmt und haben eine eigene Fernsehshow, schreiben Bücher und so weiter und so fort (einfach googeln nach „Amanda Owen, the Yorkshire Shepherdess“). Die BBC hat zu allem eine Doku gemacht, eine Art „Der Doktor und das liebe Vieh“ in heutiger Zeit. Wer James Herriot gelesen hat, kann sich lebhaft vorstellen, dass die Geschichten hier spielen (und verfilmt wurden).

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ID: 3259551

                Diese Gegend ist wirklich sehr weit draußen. Selbst oben auf den Bergkuppen gibt es keinen Handyempfang. Der Weg wird etwas einfacher, aber bleibt immer noch sehr knubbelig und wegen der Hitze meckere ich herum. Auch wenn es an dem Tag nur 17 km sind, fällt mir die Strecke sehr schwer, trotz dem erlösenden Ende bereits um 14 oder 15 Uhr.

                Die letzten zwei Kilometer nehme ich dann auch nicht mehr den Fußweg, sondern laufe auf der schmalen Straße. Der Campingplatz liegt dann blöderweise auch noch über einen Hügel hinweg, aber der kleine Ort Keld scheint sehr beliebt zu sein. Unmengen von Cabrios und Motorrädern sind unterwegs, um das Sträßchen zu erkunden.

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                „Rukins Park Lodge Campsite“ liegt unten im Ort neben einer Farm. Auf der Farm an der Rezeption gibt es sogar belegte Brote, im Ort ist auch ein Green-Café. Das war so im Internet nicht absehbar. Also auch hier habe ich wieder zu viel essen dabei. Auf dem Campingplatz bestelle ich mir erstmal einen französischen gepressten Kaffee, der mich allerdings nicht überzeugen kann. Das Magnum Eis war schon besser.

                Dann in der Hitze das Zelt aufbauen, duschen (sehr okay), alles durchwaschen und dann flüchte ich mit meinem Buch in den Schatten. Unglaublich, wie die Engländer sich in die Sonne knallen und dort stundenlang erzählen können. Wirklich phänomenal. Die Farm ist auch ein beliebter Start für Tageswanderer, so dass es ein Kommen und Gehen ist und es gibt viel zu sehen.

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ID: 3259555

                Viel anderes kann man auch nicht machen, denn es gibt weder WiFi noch Handyempfang. Das wird bis kurz vor Reeth am nächsten Tag so bleiben. Ich konnte das nicht glauben, dachte an einen Schaden an meinem Handy und fuhr es komplett hinunter und startete es neu. Nein, keinerlei Empfang.

                Der Bauer kam irgendwann zu mir herüber und gab ein paar seiner Eindrücke der Wanderer zum Besten („Die Amerikaner sind die schlimmsten, wollen alles haben und zwar sofort.“ Oder: „Sagen sie im nächsten Ort nicht, dass sie hier übernachtet haben, die denken dort, wir würden immer noch in Scheunen schlafen.“ Womit er recht hatte. Im nächsten Ort hielt man wirklich nicht viel von dem Lebensstandard der Yorkshire Dales. Natürlich erzählte ich sofort, dass ich dort übernachtet hatte.)
                Dort oben, das war eine völlig andere Welt.

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                • Belge
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                  #9
                  Keld bis Reeth

                  So langsam bereiten mir meine Füße nicht nur Sorgen, sondern ernsthafte Sorgen. Zunächst war es der linke Fuß, nun entwickelte sich auch der rechte Fuß wenig vorteilhaft, spiegelverkehrt exakt die gleichen Blasen. Es wurde alles mehr zu einem Humpeln statt gehen. Kaum noch Tempo. Schmerzhaft und sehr unangenehm.
                  Und dann kam ab dem Mittag wieder die unglaubliche Hitze. Knapp über 20 Grad und leichter Rückenwind. Es gibt weiterhin keinen Schatten und der gesamte River Swale wird bevölkert von mehr oder weniger nackten Engländern, die ihr Glück kaum fassen können.

                  Eine der Wainwright Routen verläuft ab Keld oben über die Berge. Von der wurde mir aber abgeraten: Es sei nichts zu sehen dort oben. Ich kann zumindest bestätigen, dass die Route entlang des River Swale schöne Pfade und abwechslungsreiche Blicke bietet, insbesondere bis zum ersten Ort Gunnerside. Diese unter Route, immer auf dem östlichen bzw. nördlichen Ufer, war die richtige Entscheidung.

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ID: 3259557

                  Tal des River Swale
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ID: 3259558

                  Hinter Gunnerside (es gibt einen Pub, ein Café, alles geschlossen bis 16 Uhr. Die öffentlichen Toiletten kosten Münzgeld) wird es etwas weniger ungewöhnlich, einfach ein sich öffnendes Tal, grüne Wiese, ein Bach mit einigen Häusern. Der Weg führt mal über eine Steinmauer, mal durch hohes Gras. Mein Grusel vor Zecken führt dazu, dass ich Schutzspray dabei hatte. Und tatsächlich bekam ich keine einzige Zecke, in Deutschland hätte ich in vergleichbarem Gelände sicher ein Dutzend aufgenommen. Vielleicht ist die Zeckendichte in England aber auch (noch) geringer. Wer Panik vor den Dingern hat, sollte den C2C nicht machen. Durch hohes Gras geht es ständig.

                  Immer wieder muss man leider auch auf die Straße ausweichen und dort fahren die Engländer nicht anders als andere Menschen auch. Am blödesten sind allerdings die zu engen Durchstiege durch Mauern, an denen man jedes Mal den Rucksack abnehmen muss, über den Kopf wuchten, durchsteigen, und danach wieder aufsetzen. Das ist wirklich ärgerlich.

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ID: 3259561

                  In Reeth gibt es reichlich Gastronomie (und einen Postladen mit den wichtigsten Knabbereien und Softdrinks), ein sehr gut besuchter Urlaubsort. Und Handyempfang! Ich sitze in einem Café und bestelle Suppe, Toastbrote, Kaffee und beinahe alles, was die Karte hergab, und ließ mir bestätigen, dass die Menschen in Keld in Scheunen wohnen.

                  Reeth. Gute Parkmöglichkeiten auf dem Rasen
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ID: 3259562

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ID: 3259563

                  Trotz breiter Speisenkarte war Reeth eine Art Tiefpunkt. Die Blasen an den Füßen, das zu heiße Wetter, die irgendwie wenig besondere Landschaft, die etwas zu trubelige Urlaubsstimmung in dem Abschnitt. Alles too much. Ein Holländer, der ebenfalls unterwegs war, gab kurze Zeit später in Richmond entnervt auf. Er hatte sich den C2C schöner und besser vorgestellt. Dafür wollte er keine weitere Zeit opfern.

                  Ich rettete mich aus dem Ort bis zum „Orchard Camping“ am Südende. Am Ende der Zeltwiese gibt es einen Abschnitt für Wanderer, es gibt Duschen und alles kostet wieder ungefähr 10 Pfund. Der Besitzer ist sehr freundlich und erinnert mich daran, dass in der Nacht Polarlichter zu sehen sein sollen, sensationeller Sonnensturm über Europa.

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ID: 3259564

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                  • Belge
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                    #10
                    Reeth bis Richmond (St. Giles Farm)

                    In der Nacht wurde ich ganz aufgeregt, als gegen 22 Uhr ein irres Leuchten in meinem Zelt begann. Die Polarlichter! Ich quälte mich aus dem Schlafsack, riss den Zeltreißverschluss auf. Allerdings war es nur der Mann vom Nachbarzelt, der mit Stirnlampe wild herum fuchtelte, offenbar zurück von seinem ausgiebigen Besuch des örtlichen Pubs. Noch bevor er seinen Zeltreißverschluss ganz geschlossen hatte, fiel er in ein tiefes Koma, begleitet von lautem Schnarchen. Und ich lag wach.

                    Wieso steht mein Zelt immer exakt neben denjenigen, die dermaßen schnarchen? Über diese philosophische Frage muss ich doch noch eingeschlafen sein, denn gegen Mitternacht wachte ich wieder von einem Licht auf. Wieder war es sehr schön hell, wieder raus aus dem Schlafsack und hinausgeschaut. Diesmal war es der Bewegungsmelder über einer Scheune in der Nähe, und das Licht leuchtete ein Schild an, dass diese Scheune mit Geldern der Europäischen Union renoviert worden war. Dies auch nachts zu wissen ist enorm wichtig, vermute ich, und das Schild ist es sicher wert, dass es nachts mit einem Bewegungsmelder beleuchtet wird. Nordlichter habe ich also auch diesmal wieder nicht gesehen. Das wird wohl mein Schicksal bleiben.

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ID: 3259568

                    Morgens habe ich dann die sehr gute Idee, meine ganz dünnen Socken anzuziehen, die ich eigentlich nur für die Nacht gegen kalte Füße dabei hatte. Und das war wirklich die Rettung für die Füße. Ich marschierte dann mit einigen weiteren Pflastern recht gut los und die heutige Etappe führte sogar durch etwas Wald, wieder an Felder mit Schafen vorbei und über eine hohe Kuppe. Sehr schöne Blicke, auch wenn sie nicht wesentlich anders sind als in deutschen Mittelgebirgen.

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                    In Marske in St. Edmund stellt die Kirchengemeinde im Eingang Snacks und Getränke zur Verfügung, sehr aufmerksam. Es soll dort auch das Schild geben von dem Mann, der 165 Jahre alt wurde, das ich allerdings nicht fand.

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                    Auf den folgenden schmalen Pfaden am Berghang sind dann viele Tagestouristen unterwegs, auch viele MTB-FahrerInnen. Aber die Abwechslung zu den Steilanstiegen der ersten Tage ist weiterhin willkommen.

                    Irgendwann sieht man Richmond unten im Tal liegen, der größte Ort der gesamten Route. Dort gibt es alles, auch einen Lidl! Und er hat sonntags geöffnet. Und auf dem Marktplatz gibt es Costa-Coffee, was gefeiert werden muss mit einer langen Pause.

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                    Richmond unten im Tal
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                    Wäre vielleicht eine Idee gewesen
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                    Da die Etappe bisher nicht sehr lang war, laufe ich noch wenig aufregende oder anregende Meilen weiter bis „St. Giles Farm“. Das ist eine Empfehlung, man bekommt dort auch Zimmer, aber die Wiese fürs Camping ist sehr angenehm (auch wenn die nahe Autobahn etwas rauscht), es gibt einen Wasserkessel (erstmals!) und eine Dusche. Und der Besitzer ist sehr freundlich, ebenso wie seine Hunde.

                    Es war weiterhin sehr heiß. Nachts kommen Gewitter runter, aber eine Abkühlung gibt es leider nicht.

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                    • Belge
                      Dauerbesucher
                      • 23.02.2021
                      • 524
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Richmond bis Ingleby Cross

                      Die Etappe ist völlig unspektakulär, endete für mich allerdings äußerst spektakulär. Zunächst unterquert man die Autobahn, indem man sich einen rutschigen Hang hinab lässt, schlägt sich dann endlos durch dichtes Gebüsch und hohes Gras.

                      Hier wird deutlich, dass man nun in flaches, reines Farmland kommt. Weniger Schafe und mehr Kühe. Weniger Steinmauern und mehr Zäune. Die Farmer haben offenbar wenig am Hut mit Wanderern, den die Gatter sind weniger leicht zu öffnen, Ausschilderungen werden sehr spärlich eingesetzt, oftmals ist der Weg gar nicht mehr erkennbar und man navigiert etwas auf den Wiesen herum. Und die Bullen sind auf dem Feld.

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ID: 3259583

                      Nerviger ist, dass es oft lange Strecken neben den Weiden auf einem schmalen kniehohen Streifen Gras hergeht, auf der einen Seite Büsche, auf der anderen Seite Stacheldraht. Gemäht wird da überhaupt nicht. Das ist kein Spaß und willkommen fühlt man sich nun nicht wirklich. Für mich ein Wunder, dass ich mir auch dort keine Zecken eingesammelt habe.

                      In Bolton-on-Swale bietet die Kirche St. Mary’s Church ebenfalls einen sehr schönen Service an, eigentlich unglaublich. In der Kirche stehen Konservendosen und Snacks, es gibt eine komplette Küche, Toiletten, alles. Wasserkocher! Schon phänomenal, was sich die Kirchengemeinden für eine Mühe machen. Sehr bewegend.

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                      Es folgen dann auch mal Kilometer kleine Landstraßen, Zeit für lange Podcasts. Gegen 14 Uhr kam ich in Danby Wiske an, ein Weiler (und der einzige Weiler an dem Tag). Es gibt Bänke auf dem zentralen Platz und rechts findet sich nach 200 Metern ein Zeltplatz mit Toiletten und einem Verkaufsstand mit Snacks und (schlechtem) Kaffee.

                      Jeder macht dort Pause. Ich machte den Fehler, dass ich so früh den Tag noch nicht beenden wollte, sondern weiterging. Für meine Füße waren es am Ende wieder über 30 km an einem Tag. Nicht gut, schon gar nicht bei der Hitze.

                      Ich trocknete in Danby Wiske das Überzelt in der Sonne und stopfte es seitlich in meinen Rucksack. Ein wichtiges Detail, denn abends sollte ich feststellen, dass das Überzelt verschwunden war. Ich habe einen Sierra Designs Gigawatt 60L, die seitlichen Taschen sind schön groß, aber leider nicht sehr fest und insbesondere schräg angeschnitten (wer etwas zu dem Rucksack wissen möchte, kann gerne eine PM an mich senden).

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                      Ab durchs Feld
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                      Auch den weiteren Tag ging es durch Hecken, tiefen Schlamm, man muss sich bücken, an Ästen entlang hangeln und so weiter. Irgendwo muss das Zelt heraus gefallen sein und ich habe es nicht bemerkt. Dumm.
                      Rückblickend wäre es zumindest für mich und meine Füße gut gewesen, in Danby Wiske zu bleiben. Die meisten laufen allerdings durch bis Ingleby Cross. Dazwischen gibt es weder ein Dorf noch einen Camping an einer Farm.
                      Das Land ist vergleichsweise flach, die Herausforderungen besteht im Bewältigen der schmalen Wiesenwege zwischen Stacheldraht und Dornengebüsch, einigen doch extrem matschigen Hohlwegen, und den Überquerungen von Eisenbahnstrecken und Autobahnen.

                      Nervenkitzel 1: Bullen
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ID: 3259590

                      Nervenkitzel 2: Zecken und Stacheldraht
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ID: 3259591

                      Nervenkitzel 3: ICE-Trasse zu queren
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ID: 3259592

                      Meiner Meinung nach nicht tolerabel, dass der C2C eine ICE-Strecke mal eben so zu Fuß auf den Gleisen quert. Immerhin ein Schild, dass man links und rechts schauen soll. Schlimmer noch die Querung der Autobahn (oder Kraftfahrzeugstraße) kurz vor Ingleby Cross. In dichter Folge rasen die Autos mit Tempo 100 vorbei, vierspurig. Dort eine Lücke zu finden ist schon ein Nervenkitzel (und dann Sprint mit Rucksack, Stöcken und Blasen). Bremsen tut niemand. Mit Kindern kann man diese Etappe definitiv vergessen. Immerhin gibt es auf der linken Seite eine Raststätte, falls man seine Nerven nochmals beruhigen möchte.

                      Nervenkitzel 4: Autobahn
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ID: 3259593

                      Die Endstation „The Blue Bell Inn“ in Ingleby Cross ist ebenfalls eine Empfehlung. Dass ich auf dem Zeltplatz mein Überzelt vermisste, ist nicht Schuld des Pubs. Im Gegenteil wurde mir unkompliziert ein Zimmer gegeben (und recht günstig, gerade mal 60 Pfund mit Frühstück). Der Pub ist gut besucht, die beiden Damen sehr freundlich, das Essen sehr gut.

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ID: 3259594

                      Ich checkte am Abend dann die weitere Route, ob sie ohne Zelt möglich sein würde. Theoretisch ja (machen ja viele), für mich allerdings nicht. Denn die nächsten Etappe mit Zimmerunterkünften würde wieder 30km erfordern, mit meinen Füßen nicht machbar. Die meisten schafften den Weg von Ingleby Cross bis Robin Hoods Bay mit nur drei weiteren Etappen, wie sie sagten.

                      Ich beschloss an dem Abend, dass ich das Zeichen verstanden hatte und für mich leider Schluss war. Mit dem Handy startete ich eine wilde Buchung von Flügen und Zügen, was auch gut gelang. Morgens (um 8:37 Uhr) fuhr direkt ab dem Pub der Bus nach Northallerton, was ein Bahnhof für Fernzüge ist. Dort ist ein 20 Minuten Marsch durch die Stadt erforderlich, dann sofort in den Zug nach Manchester (mit Umstieg in Huddersfield, was zu meiner Überraschung alles klappte). Von Manchester Airport flog ich wieder zurück und war abends zuhause. Ein Wunder: Vom Pub Blue Bell Inn zurück aufs heimische Sofa an einem Tag.

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ID: 3259595

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                      • Belge
                        Dauerbesucher
                        • 23.02.2021
                        • 524
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Fazit
                        • Ich habe ja nun ein DNF hingelegt, aber vermute, dass sich auf den letzten Etappen nicht wesentlich neue Eindrücke ergeben hätten. Aus meiner Sicht macht man den C2C nicht wegen der Landschaft, sondern wegen der Kultur, der englischen Lebensweise. Es gibt in anderen Ländern eine vergleichbare Landschaft, aber in schöner und leerer.
                        • Daher ist der Weg aus meiner Sicht insbesondere empfehlenswert für alle, die England entweder (nochmals) kennenlernen wollen oder bereits tief und innig lieben. So viele uralte Landrover wird man sonst nirgendwo auf Farmen stehen sehen. Aber bitte nicht den Brexit erwähnen. Das führte immer zu Totenstille.
                        • Zur Ausrüstung hatte ich schon etwas gesagt. Wasserdichte Schuhe halte ich für angemessen, ob nun hoch, halbhoch oder flach. Ich hatte als Zelt ein Naturehike Cloud-Up 2 dabei, das man bei Amazon für kleines Geld (rund 130 Euro) bekommt. Für den C2C ist es völlig ausreichend. Vielleicht schreibe ich mal einen Review dazu. Als Schlafmatte hatte ich eine Decathlon (MT500 Air L 180 × 52 cm für 50 Euro), auch für kleines Geld, auch völlig ausreichend. Insgesamt hatte ich 12 kg ohne Wasser (aber mit Essen für 4 Tage).
                        • Ich würde es insgesamt durchaus in Erwägung ziehen, es mit Zimmern zu versuchen. Das machen die meisten Wanderer (auch junge und mittelalte Semester) und die Campingplätze sind nun wirklich keine Offenbarung gewesen. Wer wild zelten möchte, findet sicher seine/ ihre Plätze, aber auch dafür gibt es bessere Länder und Regionen. England ist nicht einsam und die Abschnitte, wo man völlig allein sein Zelt aufschlägt, sind eher rar.
                        • Die meisten scheinen den gesamten Weg in etwa 14 Etappen zu laufen, ohne Zero-Day.
                        • Den Monat Mai halte ich weiterhin für eine gute Zeit, auch wenn es mir bereits zu warm war. Es gab aber absolut keine Mücken. Camping (und Hostels etc.) waren ohne Vorbuchung immer zu finden. Ich kann mir vorstellen, dass der Weg im Sommer sehr gut besucht ist, insbesondere auch, weil er in den nächsten Jahren als offizieller Trail ausgeschildert werden soll, was sicher nochmals die Medien und weitere Wanderer aus aller Welt interessieren dürfte.
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ID: 3259598

                        So sah der Rucksack noch mit Zelt aus ...
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ID: 3259599

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                        • ronaldo
                          Freak
                          Moderator
                          Liebt das Forum
                          • 24.01.2011
                          • 12868
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Danke fürs Teilen, das war sehr unterhaltsam! Ich mag deinen Stil und auch den Kontrast zu den üblichen, meist einsamen Fjell- und Finnmarkstouren.
                          (Und ich frage mich, welche Eindrücke man z.B. auf einer vergleichbar langen Tour in Frankreich gewinnen würde...)

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                          • blauloke

                            Lebt im Forum
                            • 22.08.2008
                            • 9103
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Von dem Weg habe ich noch nichts gehört, deswegen umso interessanter dein Bericht.
                            Schade, dass du abbrechen musstest, aber manchmal ist das halt so.
                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                            Kommentar


                            • lina
                              Freak

                              Vorstand
                              Liebt das Forum
                              • 12.07.2008
                              • 44442
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Besten Dank für’s Mitnehmen, die Ortsnamen kommen mir sehr bekannt vor, ebenso die Jugendherbergen, und auch der Zustand alles-schon-länger-nass-was-jetzt? Du schreibst allerdings mehrfach "guter Kaffee", und mit meinen England-Reiseerfahrungen deckt sich das so gar nicht … das heißt, zumindest hier gab es eine Entwicklung zum Positiven Möchtest Du die Reststrecke denn irgendwann noch nachholen?

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                              • Ljungdalen

                                Alter Hase
                                • 28.08.2017
                                • 3249
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Vielen Dank, interessant.

                                Alternative Routenführungen hast du ja gelegentlich angesprochen... ich glaube, die würde ich besonders im höheren Teil nach Möglichkeit (Wetter?) immer mitzunehmen versuchen. Z.B. nach der JH Ennerdale gleich links hoch (150 -> 750 m und dann über dem Kamm mit dem "Wainwright" High Stile, 806 m) und natürlich vom Grisedale Tarn nach Patterdale über den Helvellyn (950 m, dritthöchster Gipfel Englands). Letzteres würde natürlich die ohnehin lange Etappe noch einmal um 3 km und v.a. fast +- 500 Höhenmeter verlängern... da müsste man die evtl. anders teilen.

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                                • Goldi
                                  Erfahren
                                  • 11.09.2022
                                  • 249
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Vielen Dank für den tollen Bericht. Sehr schön geschrieben. Etwas negativ zwar (UK und du werden wohl keine Freunde mehr...), aber mit hohem Unterhaltungswert und einem angenehm trockenen, geradezu britischen ( ! ) Humor. Schau doch nächstes mal in Schottland vorbei. Da kannst du zelten, wo du willst und bist nicht auf Pub-Hinterhöfe angewiesen.

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                                  • Belge
                                    Dauerbesucher
                                    • 23.02.2021
                                    • 524
                                    • Privat

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                                    #18
                                    ronaldo : Freut mich, wenn der Bericht gefällt. In der Tat ist das Forum ja sonst weitaus ambitionierter in den Touren. Aber der/ die ein oder Andere wird vielleicht Anregungen suchen für den C2C. Da ich selbst gerne lese, wollte ich etwas zurück geben.
                                    blauloke : Der Weg ist eigentlich recht bekannt, zumindest unter den normalen Freizeitwanderern. Insbesondere in den letzten Jahren hat C2C enormen Auftrieb bekommen, soll nun auch eine Art offizieller Weg werden. Die Erzählung dazu ist halt einfach gut, Küste zu Küste, Wainwright macht sich Notizen, man kann es als eine Art Schnitzeljagd nachholen. So entstehen gute Legenden.
                                    lina : Vermutlich ist der Instant-Kaffee verantwortlich, dass England zum Tee-Land wurde. Einzig empfehlenswert ist Costa, sehr angenehme Kette. Und nein, ich glaube derzeit nicht, dass ich den Weg beenden werde, das wäre dann in etwa der Cleveland-Way. Andere Wege, wie Massiv-Ruta oder auch den Kungsleden läuft man häufig ja auch nicht von Beginn bis Ende. Beim C2C kribbelt es aber mehr, denn von Meer zu Meer ist doch irgendwie verlockend. Momentan würde ich aber eher Cape-Wrath versuchen wollen. Das letzte Mal waren wir zudem in den 90ern in England/ Schottland (Coastal Footpath in Cornwall, Westhighland Way), viel geändert hat sich offen gestanden nicht … außer Costa.
                                    Ljungdalen : Du hast absolut recht und wenn ich mich nicht täusche, hättest Du sicher die ambitionierten Alternativen genommen. Da kann jeder seine Bob-Graham-Runde zusammen basteln, die Alternativen sind vielfältig und überall sieht man Gestalten herum kraxeln.
                                    Goldi : Ich hatte gehofft, dass es gar nicht so negativ wirkt, sollte es zumindest nicht. Jubelberichte gibt es allerdings reichlich über den C2C (wenn auch nicht bei ODS). Und Schottland definitiv das nächste Mal. Danke für die Rückmeldung!

                                    Vielleicht noch eine interessante Ergänzung, die mir erst jetzt auffällt. Auf dem Weg waren keinerlei Kinder unterwegs. Ein großer Unterschied zu Skandinavien, wo Eltern und Kinder ja nun in allen Schwierigkeitsgraden anzutreffen sind. ​

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                                    • Christian J.
                                      Lebt im Forum
                                      • 01.06.2002
                                      • 9409
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Danke für den witzigen Bericht. Er erinnert mich dran, dass ich dringend noch was zu "unserer Küste-zu-Küste-Wanderung" im letzten Herbst schreiben muss (Hadrians Wall Path).
                                      "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
                                      Durs Grünbein über den Menschen

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                                      • Ljungdalen

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                                        • 28.08.2017
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                                        #20
                                        Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                                        Vielleicht noch eine interessante Ergänzung, die mir erst jetzt auffällt. Auf dem Weg waren keinerlei Kinder unterwegs. Ein großer Unterschied zu Skandinavien, wo Eltern und Kinder ja nun in allen Schwierigkeitsgraden anzutreffen sind. ​
                                        Keine Schulferien in der ersten Maihälfte? (In England und Wales sind paar Tage "Summer Half Time Holidays" Ende Mai.)

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