[NO] Senja 2023 - Vom Regen in die Traufe

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  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1939
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    01.09.23


    Ein langer Tag - Kurzer „Hütten - Besuch“ und durch das Felsenlabyrinth des Sørfjellan



    Der neue Morgen beginnt trübe und ist wolkenverhangen. Die Nacht war trocken, doch liegt über allem eine hohe Luftfeuchtigkeit, ganz so, wie es in Regionen mit maritimen Klima eben so üblich ist.
    Als ich gegen 9 Uhr aufbreche, fängt es an zu tröpfeln. Als ich noch überlege, ob ich meine Regenjacke hervorholen muss, hat es auch schon wieder aufgehört. Für das Laufen ist das durchaus angenehm.




    Leichter Regen über dem Kapervatnet


    Der Weg am südlichen Ufer des Kapervatnet ist einfach und wenig spektakulär, jedenfalls bei diesem trüben Wetter. Plötzlich halte ich inne: Das leuchtende Rot einer Pflanze erwacht meine ganze Aufmerksamkeit. Ich bin begeistert und freue mich, doch noch zu einem schönen Foto - Motiv zu kommen. Da hatte ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht mit gerechnet!




    Direkt am Wegesrand: Blutauge - passt gut


    Am westlichen Ende des Sees treffe ich auf eine, aus Männern und Frauen bestehende, Gruppe, die leider meinen Gruß kaum erwidern.
    Schon kurz nach meinem Aufbruch heute morgen sind mir einige Hütten am westlichen Ende aufgefallen. Da sie in der Karte nicht näher beschrieben sind, vermute ich, dass es sich um private Hütten handelt.
    Als ob ich nicht heute einen vermutlich längeren Tag vor mir habe, so kann ich doch nicht widerstehen, mir die Hütten einmal anzuschauen.
    Kaum an der Abzweigung, beginne ich schon, mein Vorhaben in Zweifel zu ziehen, denn das erste Stück Weg führt direkt durch wasserreichen Morast.
    Ganz schön „boggy“ hier.
    Als ich dann vor der Tür der ersten Hütte stehe muss ich unwillkürlich schmunzeln: Das Türschild steht auf dem Kopf! Ob der Besitzer das überhaupt schon bemerkt hat? 🤭🤔😂
    Schließlich erreiche ich auch noch eine weiter oberhalb liegende Hütte.
    Hier appelliert der Besitzer, ebenfalls auf einen, an der Hütte angebrachten Schild (diesmal richtig herum 🤣), an vorbei ziehende Wanderer, den Respekt vor dem Privatbesitz zu wahren.
    Auf der Veranda gönne ich mir noch einen Riegel, doch dann ist es auch schon genug mit den Hütten. Ich gehe wieder zurück zum Weg und mache mich auf, in Richtung See 243.




    Das Besondere liegt im Detail…



    …..nur per Hand- oder Kopfstand lesbar 🤭



    Hütte Nr. 2 hat ebenfalls ein Schild:





    Weniger schön: Gläser und Konservendosen verbrennen einfach nicht



    Mein heutiges Tagesziel: Bumannsvatnet


    Schön ist es hier, allerdings liegen Wolken in den Tälern zwischen den Bergspitzen. Fast schon am Ende des Sees 243 geht es steil aufwärts.




    See 243 - fast schon am See - Ende geht es links (östlich) von der Blickrichtung steil aufwärts


    Das zieht sich eine Weile hin, und ich komme gut außer Atem. Nichts, was ich nicht schon dutzende Male in den unterschiedlichsten Gegenden ebenfalls getan habe, doch am Ende bin ich froh, den recht steilen Teil hinter mich gebracht zu haben. Oben gestaltet sich die Orientierung etwas schwierig, ich verliere den Weg, um ihn dann doch recht bald wiederzufinden.
    Plötzlich staune ich nicht schlecht: Im Abstand von etwa 200 Metern sprintet ein junger Bursche (vermutlich ein Norweger) grußlos an mir vorbei. Schon nach 10 - 15 Minuten habe ich ihn aus den Augen verloren.
    Inzwischen gestaltet sich die Orientierung wieder etwas einfacher.
    Ein weiteres Mal werde ich in kurzer Folge überrascht: Ein junges Paar kreuzt aus der entgegenkommenden Richtung meinen Weg. Diesmal tauschen wir uns aus. Das Paar kommt aus Deutschland und ist seit heute Vormittag, von Bumannsvatnet kommend, unterwegs. Schnell haben wir uns verabschiedet und wir ziehen weiter. So langsam mache ich mir doch Sorgen, ob ich es noch rechtzeitig schaffe, hinunter an den Bumannsvatnet zu kommen.
    Die Gegend wird jetzt schroff und felsig und mein Vorwärtskommen verlangsamt sich mehr und mehr. Ein gutes Stück Weg liegt noch vor mir.
    Sollte mich hier oben die Nacht erwischen, sehe ich kaum eine Möglichkeit, zwischen den Felsen zu campieren. Das Gelände ist dafür denkbar ungeeignet.




    Schroffe und felsige Hochgebirgs - Landschaft












    Leider gibt es auch kaum Wasser. Noch ist es nicht allzu spät, aber….
    Die Orientierung steht auch nicht zum Besten, denn eigentlich bewege ich mich zu weit westlich, nicht viel, aber doch ein entscheidendes Stück.
    Dann entdecke ich so etwas wie einen „Weg“, der anmutet, als wäre da ein Stück in den Fels gesprengt worden. Von weitem sieht es aus wie ein Hohlweg.
    Vernünftige Orientierung sieht anders aus, doch dieser „Hohlweg“ zieht mich magisch an.
    An seinem „Ende“ kann ich ein gutes Stück hinunter schauen. Voller Erleichterung erkenne ich: Ja, da ist ein recht stattlicher See. Das muss der Bumannsvatnet sein! Es ist nun schon nach 18 Uhr und da werde ich nicht mehr rechtzeitig runter kommen! Doch ich entdecke ein paar vermeintlich flache Stellen zwischen einigen kleinen Seen. Sehr klein wirken die von hier oben, aber für Trinkwasser sollten die schon reichen. Kleine Gebirgsbäche kann ich von hier oben keine ausmachen.
    Viel interessanter ist die Frage, wie ich überhaupt dahin gelangen soll. Nun, ich fasse mal zusammen: In teilweise halsbrecherischer Art und Weise, mit viel Kletterei, quere ich einen langen Felsgürtel weiter Richtung Osten, also genau dorthin, wo der eigentliche, markierte Pfad verlaufen soll. Dem komme ich auch sehr nahe, aber, um es vorweg zu nehmen, ich erreiche ihn nie direkt.
    Manchmal schwitze ich Blut und Wasser, und ich bereue es ein ums andere Mal, so weit westlich abgewichen zu sein, aber schließlich erreiche ich sicheres und überwiegend grasiges Terrain.
    Das gelingt mir sogar schneller, als ich dachte. Sogar einen fließenden Bach entdecke ich und dazu einen traumhaft - ebenen Platz für mein Zelt.
    Langsam, ja, wirklich langsam geht die Sonne unter und ich mache ein paar Fotos.











    Nachdem das Zelt errichtet ist, suche ich den Weg zurück zum fließenden Bach. Ich nehme Trinkwasser auf und wasche mich.
    Dann gehe ich zum Zelt zurück und bereite mein Abendessen.
    Ein langer Tag geht zu Ende. Ist doch besser gelaufen, als gedacht. 😌 😉




    Mein Camp befindet sich nun schon etwas außerhalb des Ånderdalen NP






    Camp 6​
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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    • evernorth
      Fuchs
      • 22.08.2010
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      • Meine Reisen

      #22
      02.09.23


      Stilles Glück über dem Bumannsvatnet und eine letzte, trockene Nacht am Leirskaret



      Am nächsten Morgen ziehen noch tiefe Wolken über die Bergspitzen und dem nördlichen Höhenzug im Hintergrund des Bumannsvatnet.
      Nach und nach werden es weniger, und schon nach kurzer Zeit mischt sich ein frisches Sonnenlicht darunter. Mit einem Becher Kaffee in der Hand sitze ich da und schaue dem eindrucksvollen Wolkenspiel zu.
      Ich bin schon recht früh auf den Beinen und merke gar nicht, wie die Zeit vergeht. Ich befinde mich ganz und gar in meinem „Erlebnis - Tunnel“. Hier gefällt es mir ausgesprochen gut und ich lebe gerade zur rechten Zeit an genau dem richtigen Ort.
      Da noch ein steiler Abstieg von zeitlich ungewisser Länge vor mir liegt, muss ich mich regelrecht „losreißen“, um hier nicht für immer zu verharren. 🤭
      Well, das ist wirklich schön hier!




      Noch fehlt das Licht…



      ….da kommt es schon.



      Da stimmt das Licht noch nicht so ganz - zu hell. 🤔



      Schon besser. 😉


      Ich packe zusammen und vielleicht 50 Meter entfernt treffe ich auf den markierten Pfad. Recht lang und in nicht immer vorhandenen Serpentinen windet sich der Pfad hinab in Richtung Straße. Schon aus der Höhe kann ich erkennen, dass diese Straße in einem Tunnel verschwindet, dem „Kaperskar - Tunnelen“. Es dauert eine ganze Weile, bis ich auch die letzten Meter bis zur Straße hinter mich gebracht habe. Fast unten angelangt, verlangen mehrere morastige Stellen meine ganze Aufmerksamkeit - sehr unschön, und dazu noch unvermeidlich, dass ich mich etwas „eindrecke“.
      Ich passiere ein junges Paar, das „wie erschlagen“ und mit geschlossenen Augen einfach im Gras liegt. Sie bekommen meine Anwesenheit gar nicht mit, sondern dösen still vor sich hin.
      Seltsamerweise fühle auch ich mich etwas erschöpft und mache erst einmal eine Pinkel- und Riegelpause, in genau dieser Reihenfolge.
      Ein kurzes Stück muss ich nun der Straße folgen und beinahe wäre ich fälschlicherweise einem Pfad in Richtung Langdalsryggen gefolgt.
      Mit den Worten: „Obacht, alter Knabe“, ermahne ich mich, meine Aufmerksamkeit zu schärfen. Kurz darauf biegt dann der korrekte Pfad in Richtung Westseite des Langdalsvatnet ab.
      Beinahe hätte ich das obligatorische Foto vom Tunnel vergessen! Ich drehe mich noch einmal um:




      Straße und Kaperskar - Tunnelen am rechten Bildrand


      Leider ist auch die Sonne schon wieder verschwunden.
      Fast schon obligatorisch, dass ich auch hier das Ufer nach potentiellen Campstellen „abscanne“, auch, wenn ich noch mindestens 2 Stunden weitergehen will. Das Terrain ist zum Gehen völlig O.K., aber zum zelten kaum geeignet, da das Gelände zum Ufer hin schräg abfällt und dazu noch äußerst „huggelig“ ist.
      Trotzdem komme ich nur recht langsam voran. Heute nicht mein Tag?
      Ich atme erleichtert auf, als ich das Ende des Langdalsvatnet erreicht habe.
      Hier beginnt nun zum Ende des Nachmittags ein wirklich schöner Wegabschnitt und wie zur Bestätigung kommen noch einmal ein paar Sonnenstrahlen durch das dichte Grau des bedeckten Himmels hindurch.






      Schöner Wegabschnitt….



      ….zum Ende des Tages (einfach mal doppelt ☺️)


      Ich habe mir am Leirskaret, etwa auf Höhe eines kleinen Sees, eine Campstelle ausgeguckt. Ob das passen wird? Sollte ich dort nicht fündig werden, könnte es unangenehm werden, denn dahinter beginnt ein leichter Abstieg zum Leirdalen, und das sieht schon auf der Karte sehr bewaldet, abschüssig und extrem huggelig aus.
      Gegen 17:30 Uhr erreiche ich den kleinen See, der leider nicht die gewünschte Campstelle zur Verfügung stellt: Alles nass und morastig.
      Auf einer Art Moränen - Hügel, gleich dahinter, sieht es ungleich besser aus, dazu noch mit einem Blick auf einen kleinen Wasserfall, der vom höher gelegenen See 355 heruntergerauscht kommt. Damit habe ich Frischwasser in unmittelbarer Nähe. Das ist perfekt.




      Campstelle mit Blick auf den kleinen Wasserfall



      Camp 7 mit Blick zurück




      Hier am Leirskaret habe ich ein schwaches LTE - Netz und rufe gleich mal einen Wetterbericht bei yr.no ab.

      Schon etwas länger weiß ich, dass eine neue, sehr große Regenfront für den späten Sonntagabend vorhergesagt wird, und mein heutiger Wetterabruf bestätigt das nur allzu deutlich. Morgen wird also mein letzter, trockener Wandertag sein.
      Mein Ziel ist die Senjabu, wo ich, wenn nötig, gleich mehrere?? Tage abwettern will. In der Hütte könnte das gelingen. Ich habe zwar meinen Generalschlüssel vom DNT zu Hause vergessen 😏, aber da die Hütte sehr nahe an einer viel befahrenen Straße liegt, wird sie bestimmt offen sein (oder etwa nicht??).
      Der Wetterbericht sieht allerdings extrem niederschmetternd aus:




      Keine guten Aussichten…😱💦



      ….und bleibt extrem regnerisch…💦💧💧



      ….bis zur geplanten Abreise am 10.09. 😳😱😬

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      • evernorth
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        • Meine Reisen

        #23
        03.09.23


        All is coming to an end?




        Bereits um 9 Uhr bin ich bereit zum Abmarsch. Mit etwas Glück sollte ich gegen Mittag an der Senjabu eintreffen.
        Das erste Stück auf dem Weg führt noch über einen Heidegrund, dann folgt der Abstieg in einen lichten Birkenwald.
        Schon nach weniger als einer Stunde schaue ich in ein hübsches Tal. Zusammen mit den Berghängen und den vereinzelten Sonnenstrahlen, die sich durch eine dichte Wolkendecke hindurchzwängen, ist das wohl bereits der schönste Abschnitt der heutigen, kurzen Tagestour.




        Zunächst über einen Heidegrund…



        …schaue ich bald in dieses hübsche Tal




        Kurz darauf wird es mehr und mehr morastig. Während am Anfang der Weg noch über Holzbohlen verläuft, werden diese immer seltener, so dass ich schließlich häufiger im Morast einsinke. Trotzdem komme ich gut voran.




        Nicht weit vor der Senjabu


        Ein merkwürdiges Gefühl ist das, als ich plötzlich im Tal eine Straße erkenne, und einige Autos vorbei fahren.
        Fast genau so plötzlich stehe ich vor der Senjabu, die verlassen und doppelt abgeschlossen ist. Keiner da. Hmm. Das wäre auch mit meinem DNT - Generalschlüssel nichts geworden. 🙄
        Ich erkunde etwas die unmittelbare Umgebung und finde auf einer Anhöhe, etwa 200 m von der Hütte entfernt und mit bestem Blick auf die selbige, einen möglichen Camp - Spot. Sollte heute wirklich niemand mehr die Hütte besuchen und aufschließen, wäre hier ein Platz für mein Zelt.




        Verschlossene Senjabu


        Noch ist das Wetter trocken und der Regen soll ja auch erst gegen Mitternacht kommen. Ich bin neugierig auf Senja´s Norden, und dazu habe ich ja noch gut 5 Tage Zeit, bis ich mich wieder für meinen Rückflug in Tromsø einfinden muss.
        Ich beschließe also, dass ich meinen Weg heute so lange fortsetzen werde, wie mir Tageslicht zur Verfügung steht. Dann suche ich mir einen windgeschützten Platz, an dem ich das schlechte Wetter auszusitzen gedenke.
        Ich gehe hinunter zur Straße und folge ihr bis zur Brücke über die Heggelva. Hier bemerke ich auch den Beginn der Wegmarkierung, also den Weg, welcher der Heggelva auf der östlichen Seite folgt. Es gibt aber nun auch noch einen Weg, der westlich der Heggelva verläuft. Genau diesem Weg möchte ich heute folgen.
        Ein fataler Fehler, wie sich bald noch herausstellen sollte!
        Schon den Einstieg des Weges finde ich erst im zweiten, nein, dritten Anlauf, da die Markierungen zwar vorhanden, doch erst nach langem Suchen zu finden sind. 🙄😚
        Ganz ehrlich: Das nervt schon mal gewaltig, da ich so das eine, ums andere Mal beim Suchen des Pfades viel Zeit verliere. Es ist bereits fortgeschrittener Nachmittag, und je länger es dauert, desto unruhiger und unzufriedener werde ich. Der Pfad ist wirklich hundsmiserabel markiert und wirkt auf mich, je länger ich suchen muss, als nur äußerst selten begangen.
        Hinzu kommt, dass ich nun auch, nach mehr als einer Stunde, keinen nur halbwegs akzeptablen Platz zum campieren gefunden habe.
        Nach etwa 2 Stunden ist meine Geduld nahezu am Ende. Immer noch muss ich mit all meinem Wissen, unendlicher Geduld und der knappen Zeit im Nacken meinen Pfad suchen. Ich bin deutlich mehr am Suchen, als dass ich vorankomme. Weiterhin keine Möglichkeit, einen Platz zum Zelten zu finden, da der Pfad in dichter, wilder Vegetation liegt, dazu noch schräg am Hang.
        Schließlich wird der Farn immer höher, so dass ich den Pfad zu meinen Füssen kaum noch erkennen kann. So langsam müsste ich einen Platz zum Zelten finden, aber das ist hier ausgeschlossen.
        Ich gebe auf und beschließe, wieder umzukehren. Dann lieber zurück zur Senjabu und oberhalb der Hütte den zuvor ausgemachten Platz zum Abwettern nutzen. Eine gute Stunde später stehe ich wieder an der Straße 86.




        Anfänglich ist der Pfad noch äußerst vage erkennbar….



        ….dann stehe ich plötzlich in meterhohen Farn



        Feierabend - Rückzug!


        Direkt an der Abzweigung zur Senjabu überquere ich einen klaren Bach. Hier decke ich mich mit Trinkwasser ein, denn an der Campstelle gibt es keine direkte Wasserversorgung.
        Da es dort auch recht windig zugeht, setze ich alle zur Verfügung stehenden Sturmleinen, um auf stürmisches Wetter vorbereitet zu sein.
        Schließlich bin ich, den Umständen gemäß, gut vorbereitet. Nach dem Essen harre ich der Dinge, trotze dem zunehmenden Wind und warte auf den großen Regen.
        Zufällig bekomme ich am späten Abend noch mit, dass sich zwei Personen in der Senjabu einquartieren. Ich überlege kurz, ob ich mich dazugesellen soll, verwerfe den Gedanken aber bald wieder. Was ist, wenn die Beiden die Hütte bereits morgen wieder verlassen? Ich habe keinen Schlüssel und müsste dann in vielleicht strömenden Regen, erneut mein Zelt aufstellen und den Regen weiter im Zelt abwettern. Da bleibe ich doch lieber gleich hier, zumal alles bombproof aufgestellt ist.
        Gegen Mitternacht kommt dann der Regen, und ja, er kommt mit viel Wind, dann Sturm und…richtig viel, also so richtig ganz viel…Regen! 💧💦💦💧🌧☔️




        Camp 8, oberhalb der Senjabu



        "Bombproof" abgespannt



        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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          • Meine Reisen

          #24
          04.09.23


          Niederschmetternd



          Am nächsten Morgen gilt all meine Aufmerksamkeit nur einer Frage: Wieviel Wasser?
          Augenblicklich regnet es sehr stark und der Sturm zerrt, wie schon während der ganzen Nacht, kräftig an den Abspannleinen.
          Ich bin überrascht (und zugleich erleichtert)! So viel Regen während der ganzen Nacht, aber am Zeltboden an der Außenseite haben sich nur kleine Wasserpfützen gebildet.
          Ich bin erleichtert, und nachdem ich gründlich aufgewischt habe, lege ich mich noch mal wieder aufs Ohr. Ich habe….soo viel Zeit!
          Ganze 2 Stunden später bin ich dann endgültig wach und frühstücke, nachdem ich ein weiteres Mal gründlich „aufwischen“ muss.
          Quälend - langsam vergeht die Zeit, und nach einem weiteren Studium des aktuellen Wetterbericht stellt sich mir die entscheidende Frage: Was jetzt tun?
          Einfach mal 300 km weiter nach Norden, oder in den Süden? Eine alternative Wanderregion? Dumm nur, dass dort das Wetter auch nicht besser ist! In jedem Fall müsste ich für meinen Rückflug wieder zurück nach Tromsø kommen.
          Dann fälle ich eine Entscheidung und buche einen um 4 Tage vorgezogenen Rückflug. Eine weitere Nacht will ich an meinem jetzigen Standort noch ausharren und „abwettern“. Im Zelt ist alles „save“ und das ist….gut!






          Absolut niederschmetternd 🙄😳😬


          05.09.23


          Abreise mit Hindernissen



          Am Morgen packe ich in einer kurzen Regenpause (die ganz lange nicht kommen will) im Rekord - Tempo alles zusammen.
          Kurze Zeit später stehe ich an der Straße 86, da fängt es auch schon wieder an zu regnen. Der Bus will einfach nicht kommen. Keine Ahnung, was ich da wieder aus dem Plan „rausgelesen“ habe? Na, dann eben….trampen.
          Es regnet und regnet und ich stehe und….stehe so…rum. Kein Auto hält an, obwohl genug davon an mir vorbeifahren. Eben…sie fahren…vorbei.
          So stehe ich…und stehe…stehe in meinem Waldschrat - Poncho…so an der Straße rum.
          Mittlerweile stehe ich bestimmt schon gut 90 Minuten an der Straße, und, als ich schon aufgeben? will, hält doch noch ein Kleinwagen an. Darin ein junges, deutsches Pärchen, die mich zumindest für etwa 25 Kilometer bis zur nächsten Abzweigung mitnehmen. Dort verlassen sie die Straße 86, um zu ihrer gemieteten Hütte zu gelangen.
          Wieder stehe ich an der Straße 86, und die ersten Autos fahren, ohne anzuhalten, vorbei. Netterweise hat der Regen gerade mal kurz seine Arbeit eingestellt. Diesmal muss ich nur etwa 30 Minuten warten, dann hält ein Local aus dem Norden von Senja an und nimmt mich „in einem Rutsch“ mit nach Finnsnes.
          Na, was ist wohl inzwischen passiert? Richtig, der Regen hat erneut begonnen. 🌧😂

          Da ich noch genug Zeit habe, bis die Schnellfähre nach Tromsø kommt, esse ich erst einmal ein Sandwich und gönne mir noch „en Vaffel med jordbærsyltetøy“, dazu einen Kaffee. Ich entspanne so vor mich hin, da kommt bereits die Fähre. So früh? Eigentlich soll sie doch erst in etwa 18 Minuten kommen? Die ersten gehen schon „an Bord“ und so folge ich den anderen nach.
          Der klassische Herdentrieb. 🤭
          Rasch legt das Boot ab. Das es in die „falsche“ Richtung fährt, fällt mir zunächst gar nicht auf. Erst als ich das Ticket bezahlen will und der junge Norweger mich fragt, wo ich denn hin möchte und ich „til Tromsø“ antworte, entgeht mir sein entgeisterter Blick nicht. Falsche Fähre, antwortet er. Diese fährt nach Harstad. 😳
          Damned! Ich bin konsterniert! Vor einer Stunde habe ich noch über booking.com ein nettes Zimmer in Tromsø gebucht. Na, das kann ich wohl jetzt knicken. Der junge Mitarbeiter ist super hilfsbereit und engagiert und erfragt beim Taxi - Unternehmer am nächsten Fähr - Stop den Preis für eine Fahrt nach Tromsø. Der Preis ist „unbezahlbar“ hoch, da der Fahrer ja auch wieder zurück muss. 💶
          Der Mitarbeiter ist unermüdlich und bucht mir dann eine sehr günstige Unterkunft in Harstad über Airbnb. Was für ein großartiger Service! Ich bin über die unglaubliche Hilfestellung des Norwegers tief berührt.
          So komme ich, völlig überraschend und ganz und gar unerwartet, zu einem Stop in Harstad.
          Natürlich ist die Unterkunft richtig großartig und die Besitzer sind überaus freundlich und super - nett.

          Am nächsten Morgen fährt mich auch noch die Besitzerin zum Hafen und ich nehme die erste Fähre nach Tromsø.
          An Bord treffe ich wieder den super - freundlichen Mitarbeiter vom Vortag.
          Schon gestern wollte er mein Geld für ein Ticket (nach Harstad) gar nicht haben und ließ mich kostenlos mitfahren. Ich konnte es kaum glauben…
          Umso größer ist meine Überraschung, dass er auch diesmal kein Geld für die Überfahrt von mir annimmt. „ You are welcome“, sagt er noch mit einem freundlichen Lächeln, dann legt die Fähre auch schon irgendwann in Tromsø an.
          Die letzte Nacht verbringe ich in einer Hütte auf dem Campingplatz in Tromsdalen.

          Auf dem Rückflug merke ich, wie enttäuscht ich bin. Das ist diesmal nicht so gut gelaufen. Auch das kann einmal „passieren“. Wetter ist eben….Wetter.
          Ich brauche ein paar Tage, um mich davon zu…erholen.
          Dann bin ich in der Lage, die vielen schönen Details meiner Senja - Reise in einem ganz besonderen Licht zu sehen und entsprechend zu würdigen.
          Denn: Schön war es doch, und ein Wiederkommen ist ja jederzeit möglich.

          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

          Kommentar


          • Kondor
            Erfahren
            • 29.12.2022
            • 124
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            Au man, jetzt weiss ich was du in deinem Kommentar bei meinem Bericht vom Børgefjell wegen dem Wetter angedeutet hast. Das waren ja grausliche Bedinungen zum Schluss.
            Und die Nummer mit der Fähre ist unbezahlbar. Sowohl der Irrtum, als auch die Hilfsbereitschaft!
            Danke für den schönen Bericht!

            Kommentar


            • Goldi
              Erfahren
              • 11.09.2022
              • 253
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              Upps, das Ende kommt aber abrupt. Schade, ich hätte gern noch weitergelesen. Auf jeden Fall vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder. Vor allem der Sonnenuntergang mit Blick auf die Wolken von oben am Bumannsvatnet. Superklasse. Und wenigstens gab es eine gute Ausstiegsmöglichkeit, auch wenn die Rückreise etwas holperig war.

              Kommentar


              • Ljungdalen

                Alter Hase
                • 28.08.2017
                • 3276
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Vielen Dank auch von mir.

                Kommentar


                • Blahake

                  Vorstand
                  Fuchs
                  • 18.06.2014
                  • 1922
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Och Mist, so ein Sauwetter, frustierend, so ein verfrühter Tourabbruch! Aber das wird Dich ja bestimmt nicht davon abhalten, weiter in den Norden zu reisen und so schöne Berichte zu schreiben, nicht wahr!?

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                  • ruesseverett
                    Anfänger im Forum
                    • 26.06.2006
                    • 26
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Lieben Dank für deinen tollen Bericht über Senja. Was für ein Pech mit dem Zelt und dann noch die falsche Fähre. Danke dir nochmals für die Infos über Lyngen. Beide Ziele, also Lyngen und Senja stehen jetzt an. Am 19. August geht's nach Tromsö. Dann die erste Tour durch die Lyngen-Alps und anschließend Senja pa langs.

                    Durchs Heggedalen wollte ich eigentlich den Hauptweg, also die westliche bzw. nördliche Variante nehmen. Nach deiner Beschreibung überlege ich nun aber den östlichen bzw. südlichen Pfad zu laufen. Bin gespannt, was mich da erwartet.😮
                    \"When I go I leave no trace\" (Everett Ruess)
                    http://www.peterlill.de

                    Kommentar


                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1939
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      Gern geschehen.
                      Ich bin auch erneut auf Senja unterwegs und für die letzten Tage auf Lyngen. Dadurch werden wir uns wohl eher nicht treffen.
                      Den südlichen Weg auf Senja nehmen, so werde ich es jedenfalls machen.
                      Viel Spaß - wird dir bestimmt gefallen.
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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