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Endlich Grönland: Kajaktour Sermilik und Stoklundfjord
(27.7. - 10.8.2023)
Zwei Anläufe scheiterten bereits: Für den Sommer 2020 hatten Tekumseh und ich Flüge nach Grönland gebucht – Corona hatte diese Reise vereitelt. 2021 konnte man gar nicht nach Grönland reisen. Für den Sommer 2022 wollten wir es erneut versuchen, buchten Flüge und planten Trekkingtouren im Süden: Johan-Dahl-Land und Tasermiut waren das Ziel. Im Mai fiel A. aber vom Fahrrad und brach sich kompliziert das Schlüsselbein. Bei der OP wurde eine Platte eingesetzt und damit wurde eine Trekkingtour mit schwerem Rucksack unmöglich. Schweren Herzens stornierten wir die Flüge wieder und verbrachten den Sommer wie gewohnt in Lappland mit diversen tollen Aktivitäten: Gipfeltouren auf norwegische Küstenberge, Gletschertour auf dem Engabreen, Besteigung des Stetind’s, Paddeln in Senja und unseren ersten Polarlichtern beim Zelten (vielleicht schaffe ich auch dazu noch einen Bericht).
Fakt war aber, dass Grönland in meinem Hirn festsaß. Ich suchte nach Möglichkeiten und fand im Netz geführte Paddeltouren in Ostgrönland (quasi Reisen ohne schweren Rucksack und geführt, weil Eisbärengebiet und geringe Seekajakerfahrung). Ich las alle Berichte, die ich finden konnte und fand die Bilder so animierend, dass ich Feuer und Flamme war und Tekumseh unermüdlich in den Ohren hing. Seine Euphorie war „so lala“ und ich konnte ihn verstehen. Als ewig Individualreisender überschreitet man eine Linie, wenn man sich einer Reisegruppe anschließt. Dazu kam, dass die Reise natürlich eine Menge kostete. Ich war jedenfalls total überdreht ob meiner Idee und er stand immer auf der Bremse. So kamen wir nicht weiter; wir brauchten eine Lösung: 2 Wochen sollte ich alleine (mit der Reisegruppe) nach Grönland zum Paddeln gehen und anschließend wollten wir gemeinsam nach Lappland fahren. A. hatte 2 coole Trekkingrunden mit dem Zelt ausbaldowert (daraus wurde eine tolle Sulitelma-Wanderung und einige Gipfel auf den Lofoten – der Bericht folgt hoffentlich auch noch). Während ich in Grönland Eisberge bestaunen wollte, plante er eine Alpentour mit seinem Kumpel. Wir waren beide überaus zufrieden mit dieser Lösung.
Tag 1
Am 27.7. ging es für mich los. Wir flogen von Frankfurt und ich war sehr früh am Flughafen. Um nichts in der Welt sollte eine Zugverspätung meine Reise gefährden. Also nahm ich das Angebot meines Bruders an, der sowieso mit dem Auto Richtung Norden am Flughafen vorbei fuhr.
Ich stellte mich in die Schlange der Icelandair und wollte meinen Reisepass rausnehmen, da fuhr mir der Schreck in die Glieder: Ich konnte den extra erstandenen Brustbeutel mit Bargeld, Kreditkarte und Reisepass nicht finden. Sofort schoss der Puls in die Höhe und der Schweiß brach mir aus, panische Suche, Anruf zuhause… Kein Brustbeutel zu finden. A. wurde genauso nervös. Endlich fand ich den Beutel. Er war hinter die Solarzelle gerutscht und nicht im vorgesehenen Reißverschlussfach. Puh, langsam entspannte ich mich wieder. Okay, nun hatte ich wieder ein Auge für anderes und erkannte sofort meine Mitreisenden – all diejenigen, die wasserfeste Taschen mit- und Wanderstiefel anhatten. Wir kamen direkt ins Gespräch und ich stellte fest, dass meine Paddelfähigkeiten eher am unteren Ende der Skala rangierten.
Auf dem Flug nach Reykjavik konnte ich von meinem Fensterplatz zum einen meine neue Brigdekamera ausprobieren und zum anderen den, nur wenige Tage vorher ausgebrochenen, Vulkan „Litli Hrútur“ fotografieren. Letzterer war eher enttäuschend, weil ich von glühender Lava träumte und nur ein bisschen dunklen Rauch sah.
Anflug auf Kevlavik
Rauchender Vulkan „Litli Hrútur“
In Kevlavik blieb einer meiner Mitpaddler ohne Gepäck, worst case für unser Vorhaben. Man kann ja nicht einfach am Abend noch eine ganze Ausrüstung für 2 Wochen Grönland in Reykjavik erstehen. Zum Glück konnte die Tasche am späten Abend auf dem Flughafen abgeholt werden.
Ein Shuttle brachte uns zum Campingplatz wo wir die Nacht im Zelt verbrachten. Zuvor verbummelten wir den Abend in Reykjavik.
Reykjavik
Tag 2
Am nächsten Tag ging der Flug, erneut mit Icelandair, nach Kulusuk, Ostgrönland. Die Nervosität stieg.
Ich hatte kein Glück mit meinem Sitzplatz. In Frankfurt buchte mich die Dame am Schalter einfach ein und ich konnte später nichts mehr ändern. So saß ich am Gang und zudem direkt auf Höhe des Propellers. Im Anflug auf Grönland, nachdem die ersten Eisberge in Sicht kamen, war ich völlig zappelig. Die Kamera stellte immer die Propellerblätter scharf und ich hatte in der Aufregung vergessen, wie man mit dem manuellen Fokus arbeitet. Dazu hing ich ständig über meiner Mitpaddlerin, die am Fenster saß. Damals wusste ich noch nicht, dass ich wirklich ausreichend Eisberge sehen würde.
Nach der Landung in Kulusuk trat ich durch die Tür des Flughafengebäudes und blickte auf eine Bucht voller Eis, umgeben von Bergen und Gletschern. Die Sonne schien und mein Herz hüpfte – besser ging es gar nicht.
Am Flughafen in Kulusuk
Warten auf die Motorboote vom Roten Haus
Faszinierendes Eis
Wir wurden von 2 Motorbooten des „Roten Hauses“ in Tasiilaq abgeholt und rauschten wie James Bond im Slalom durch die Eisberge. Eine fantastische Fahrt. Nach etwa einer Stunde erblickten wir die hübschen, bunten Häuser von Tasiilaq, ein wahrlich idyllischer Ort (im Sommer und bei schönem Wetter).
Tassilaq
Weg vom Basecamp ins Dorf
Ein Fussballplatz darf nicht fehlen
Fäkalienauto
Peronis "Rotes Haus"
Hier bauten wir im „Tasiilaq Basecamp“ unser erstes Lager auf. Mein Zelt bekam einen schönen Platz mit direktem Blick auf die Bucht, umgeben von wunderschönen Bergen und ein paar kleinen Eisbergen. Wir sortierten uns erstmal.
Blick aus meinem Zelt😍
Basecamp-Waschhäuser
Links: Versorgungsschiff, rechts: Basecamp
Leider gab es eine Menge nervender Mücken – ich kam aber mit dem Netz über der Schirmmütze gut zurecht und im Nachhinein fand ich die Mistviecher nicht allzu störend. F., unsere überaus coole, fähige und resolute Reiseleiterin erklärte die Regeln, unsere Aufgaben, und fragte uns ein wenig über unsere Paddelerfahrungen aus, um uns auf die Boote zu verteilen. Ich hatte angegeben in einem Einzelboot fahren zu wollen. Auf keinen Fall wollte ich mit jemandem im Boot sitzen, der ständig jammert oder immer redet… Je näher die Reise kam, umso unsicherer war ich, ob dieser Entscheidung. Immerhin verfügte ich genau genommen über 8 Tage Kajakerfahrung und ansonsten Rudern 1 und 2 vor Jahrzehnten an der Uni und dann natürlich packraften in den letzten Jahren. Hmmmm….
F. erkannte das schnell und verfrachtete mich in einen Zweier, was ich natürlich ohne zu murren hinnahm – war ganz erleichtert.
Abendstimmung in der Bucht von Tassilaq
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