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Für unsere diesjährige Tour (Jahr 2022) haben mein Bruder und ich uns wiedermal für das Hochland Islands entschieden.
Anfangs August, also wenige Tage vor unserem Abflug, erreichte mich eine Nachricht von unserem Freund Jens von www.primordial-landscapes.com, der ebenfalls im Hochland unterwegs war:
Hi Lorenzo,
Sind bereits seit zwei Wochen unterwegs, konnten aber wegen viel Regen und Sturm nicht die geplante Route gehen. Gestern Nacht am Suðurskarð dann ein richtig übler Schneesturm der das Zelt meines Mitwanderers beschädigt hat. Jetzt noch fünf weitere Tage mit nicht guter Aussicht sondern eher noch mehr Wind…
Hoppla! Eine gewisse Vorahnung hatten wir ja bereits, denn was wir auf verschiedenen Wetterseiten sehen konnten, war nicht so gut.
Wir wollten trotzdem optimistisch bleiben und redeten uns ein, dass sich das Wetter in den folgenden Wochen möglicherweise noch stabilisieren wird. Bisher hatten wir bei Wanderungen gegen Ende Sommer immer ideales Wetter, mit teilweise sogar schon zu warmen Temperaturen.
An unserer Packliste änderten wir jedenfalls nichts. Nach langem Üben schafften wir es endlich die ganze Ausrüstung und Grossteil des Proviants in die Rucksäcke zu stopfen. Der Rest packten wir in einem separatem Sack.
Zu später Stunde genossen wir noch ein kühles Bier auf dem Balkon. Bald würde es losgehen und wir freuten uns, dem schwülwarmen Wetter in der Heimat bald entfliehen zu können.
01. Anreise
Der Direktflug von Zürich nach Keflavik ist zwar praktisch, bringt uns aber zeitlich kein Vorteil. Wir müssen in Reykjavik übernachten, bevor wir morgen früh nach Akureyri weiterfliegen können. Eine 40 minütige Busfahrt bringt uns in die Stadt. Während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaft an mir vorbeizieht, erinnere ich mich an unsere erste Island Reise vor 14 Jahren.
Damals hatte mich diese Fahrt ziemlich deprimiert. Die Wolken hingen tief, nur knapp über dem Boden, und liessen die ganze Umgebung düster und trist aussehen.Wir hatten zuhause einen verregneten Sommer, und während ich nach draussen schaute, zweifelte ich an unserer Entscheidung, die kostbaren Sommerferien an diesem Ort verbringen zu wollen.
Erst als wir am nächsten Tag in Skogafoss, von wo unsere Wanderung beginnen sollte, direkt vor dem beeindruckenden Wasserfall standen, verflogen die letzten Zweifel und Aufregung machte sich breit.
Heute hingegen ist es nur leicht bewölkt und von irgend welchen Zweifeln ist ohnehin keine Spur. Als wir uns Reykjavik nähern, scheint mir, als das die Vororte in den letzten Jahren sehr gewachsen sind. Ich bekomme einen schönen Eindruck davon. Die nachmittags Sonne erzeugt eine gemütliche Stimmung und ehrlich gesagt könnte ich mir gut vorstellen, mich eines Tages hier niederlassen zu wollen.
Wir erreichen das Busterminal, von wo wir zu Fuss in Richtung Hotel loslaufen. Ein Blick auf das Handy verrät einen 45 minütigen Marsch. Ok, so lange? Das war uns nicht bewusst. Als wir verschwitzt das Bus-Hostel erreichen, müssen wir feststellen, dass genau vor dem Gebäudeeingang ein Bus dieser anderen Linie geparkt ist. Wir hatten entsprechende Tickets schon fast gelöst, entschieden uns allerdings im letzten Moment für die 5 Euro günstigere Buslinie. Im Nachhinein wäre dieser Mehrpreis überhaupt kein Thema gewesen. Gut zu wissen fürs nächste Mal.
Nach dem Bezug des Zimmers spazieren wir ins Zentrum. Auf dem Weg begegnen wir zwei Jungs, die mit Jacke, Schal und Handschuh ziemlich eingepackt waren. Wir müssen schmunzeln. Im Stillen muss ich jedoch an die Nachricht von Jens denken. Ist man lange genug dem Wind und der Kälte ausgesetzt... Warten wir mal ab.



Wir finden ein tolles Pub, in dem uns feine Burger und leckeres isländisches Craft-Beer serviert wird. Aber es ist auch Happy-Hour. Die Leute torkeln umher und lallen laut, und so begeben wir uns bald wieder an die frische Luft.
Happy-hour im Pub
Nach einer guten Stunde die wir nun unterwegs sind, wird uns langsam kalt. Wir eilen ins Hotel zurück und haben auf der windgeschützten Terrasse noch ein Bier. Zurück im Zimmer sind wir beide einverstanden, es ist frischer als in anderen Jahren.
Am nächsten Morgen geht es früh raus. Wieder müssen wir fast eine Stunde lang latschen. Offenbar ist der Inlandsflughafen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Auf dem Weg zum Inlandsflughafen
Wir sind die Ersten, die hier ankommen. Es ist noch nichts los. Wir stehen in der aufgehenden Sonne und lassen den Wind unsere verschwitzten Shirts trocknen. Dann nimmt der kleine Flughafen seinen Betrieb auf und wiederum in der Sonne sitzend, geniessen wir endlich einen Kaffee. Wir beobachten die ankommenden Menschen. Wie immer hoffen wir, Trekker zu treffen, werden aber enttäuscht. Heute sind wir wohl die Einzigen.
Wir landen in Akureyri und verlassen den Flughafen erneut zu Fuss. Auch hier besteht keine Busverbindung. Uns kommt es vor, als würde man dieses Land heutzutage nur noch mit einem persönlichen Wagen bereisen.
Zeit haben wir genug. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt führt ein schöner Fussweg in die Stadt. Wir geniessen die Aussicht auf das Fjord und lassen uns von den Sonnenstrahlen aufwärmen. Wer weiss wie oft uns das in nächster Zeit vergönnt sein wird. Auf dem Weg passieren wir eine Tankstelle wo wir glücklicherweise auch schon die Gaskartuschen auftreiben können.
Da wir morgen für die Weiterreise erneut in der Früh aufbrechen müssen, haben wir uns kurzfristig dazu entschieden eine Unterkunft zu buchen, statt wie vor vier Jahren auf dem Campingplatz zu übernachten. Die einzig bezahlbare Option war ein neueröffnetes Cabin-Hotel im Stadtzentrum. Obwohl man im Netz Bilder davon finden kann, sind wir dennoch gespannt, was uns erwartet. Als wir dort ankommen, gibt es von der stolzen Besitzerin erst einmal eine ausführliche Introduktion. Im Endeffekt ist es nichts weiter als ein mit dünnsten Plastikwänden geteilter Schlafsaal. Alles in der Kabine will ganz sachte angefasst werden, sonst geht es kaputt oder fällt herunter. Ich versteh jetzt die Sorge der Besitzerin. Mit etwas Mühe gelingt es uns, unser Kichern zu unterdrücken und schliesslich werden wir allein gelassen.
Diese Cabins haben etwas sargähnliches
Um nicht von Klaustrophobie befallen zu werden, versorgen wir schnell unser Gepäck und gehen wieder raus. Wir statten dem örtlichen Burgerlokal einen Besuch ab und verbringen den Rest des Tages mit Bummeln.
Fjord

Irgendwann kommen wir am Campingplatz vorbei und staunen nicht schlecht, als wir sehen, wie alles dicht gemacht wurde. Na ja, zum Glück haben wir die Kabine gebucht. Für die Rückreise werden wir auf den Campingplatz am Stadtrand ausweichen müssen.
Ehemaliger Zeltplatz im Zentrum
Abends rebelliert mein Magen. Den Burger verdrückte ich eher widerwillig. Dennoch gehört Fast Food vor einer Wanderung irgendwie dazu. Dafür teste ich die Duschanlage unseres futuristischen Hotels. Hier gibt es nichts einzuwenden. Während es auf mich herab prasselt, bemerke ich, wie weich das Wasser ist. Es fühlt sich gut auf der Haut an. Kein Vergleich mit dem kalkhaltigen Wasser im Voralpengebiet unserer Heimat.
Die Nacht in der Kabine war wie erwartet ungemütlich. Wir witzeln darüber und ich meine noch: “Hey, jetzt sind wir schon drei Mal hier gewesen... unser erstes, einziges und letztes Mal. Bye bye Cabin-Hotel“.
Anders als noch vor vier Jahren, bringt uns diesmal ein Kleinbus nach Reykjahlid. Die Tourismusbranche in Island befindet sich definitiv im Wandel. Wer benutzt heute schon den Öffentlichen Verkehr? Viel zu unkomfortabel.
Während der Busfahrt
Es ist ein grauer Tag, die Wolken hängen tief und ein kalter Wind weht. Wir kommen gegen 10.00 Uhr am Campingplatz an und fliehen schnell in die Empfangshütte. Nach dem einchecken müssen wir uns beeilen. Über einen örtlichen Tour-Operator haben wir für unsere Wanderung einen Food-Drop arrangiert. Wenn alles nach Plan verläuft, können wir unsere Lebensmittelpakete in gut einer Woche oben auf dem Askja Krater in Empfang nehmen. Wir werden um 12.00 Uhr in ihrem Büro erwartet.
Alles schnell sortieren
Den Überblick nicht verlieren und schnell alles sortieren. Dann packen wir alles in einen grossen Rollbeutel. Auf dem Weg dorthin beginnt es zu regnen. Dort angekommen schauen wir uns um, können aber niemanden finden. Während wir warten, finden wir im Windschatten des Gebäudes Schutz vor den Elementen. Nach einer halben Stunde entschliessen wir uns, das Paket vor der Eingangstüre zu deponieren und eilen zurück.
Saukalt hier
Zum Mittagessen gibt es endlich Abwechslung. Nämlich Pizza. Wir kommen mit dem Imbissbetreiber ins Gespräch. Er bestätigt, dass es dieses Jahr ungewöhnlich kalt ist. Tatsächlich sei es der kälteste Sommer in den 14 Jahren, in denen er hier arbeitete, sagt er. Nach einem weiteren Viking Pale Ale geht es zurück ins Zelt. Ziemlich besorgt aktualisieren wir verschiedene Wetter- und Wind-Apps auf unserem Handy. Für morgen ist Traumwetter angesagt, es soll sogar im Laufe des heutigen Nachmittags bereits auftun. Dann aber kontinuierliche Verschlechterung bis hin zu richtig schlechtem Wetter mit teils sehr starken Winden, sicherlich für die nächsten vier bis fünf Tage. Danach mögliche Verbesserung. Unser Plan, uns grösstenteils weglos durch die Weiten der Lavawüsten bis zur Askja durchzukämpfen, und dabei möglichst noch ein paar Gebirgszüge und Schildvulkane zu überschreiten, wird unter diesen Umständen wohl eher schwierig zu verwirklichen. Eine weniger abenteuerliche Routenwahl, also Plan B, wird somit wahrscheinlicher.
In der Empfangshütte hoffe ich, Handschuhe zu finden. Mein Bruder hat welche dabei. Bei mir braucht es viel, bis ich welche anziehe. Aber angesichts der Temperaturen hier, entscheide ich mich jetzt auch dafür. Ich finde blaue Wollhandschuhe. Perfekt! Glück gehabt.
Zum Abendessen gönnen wir uns nochmals Pizza. Er macht wirklich gute Pizzas der Kollege hier.
Pizza und Pale Ale, sehr lecker...
Später setzt die vorübergehende Wetterbesserung ein und wir machen einen kurzen Spaziergang. Wir klettern auf einen grossen Lavabrocken und blicken in Richtung Burfellshraun, wo wir wahrscheinlich übermorgen unterwegs sein werden.

Um etwas Ruhe zu geniessen, haben wir unser Zelt in der hintersten Ecke des Campingplatzes aufgebaut. Dann, am späteren Abend, fährt doch tatsächlich noch ein stinkender Jeep vor, manövriert lange herum und parkt schliesslich nur wenige Meter von uns entfernt. Ich frage mich, worauf das Paar wohl wartet, ihr Zelt aufzubauen, bevor mir klar wird, dass sie die Nacht im Wagen verbringen. Was für ein Fehler denke ich, sie werden auf jeden Fall eine eisige Nacht verbringen. Kaum fertig gedacht, geht deren Standheizung an. Das kann doch nicht deren Ernst sein. Nach etwa einer halben Stunde ist Schluss mit Geduld und ich sehe mich gezwungen sie anzusprechen. Sichtlich verwundert über meine Beschwerde muss ich ihnen erklären, dass auch die Heizung Kraftstoff verbrennt, und wir nicht bereit sind deren Abgase einzuatmen. Die Dame versucht sich zu erklären. Sie hatten dieses Auto gebucht und es wurde ihnen so angeboten, dass sie dank Standheizung bequem darin übernachten könnten. Das glaube ich ihnen sofort. Mittlerweile gibt es nichts was den Touristen nicht angeboten wird. Hauptsache sie kommen in Massen her. Am Ende versprechen sie mir, die Heizung nicht mehr lange laufen zu lassen.
Gegen vier Uhr morgens werden wir dann trotzdem vom Geräusch der Heizung geweckt. Ich zögere nicht lange und springe aus dem Zelt. Das Paar ist wach, aber sie tun so, als würden sie mich nicht bemerken. Dann muss ich leider etwas aufdringlich werden und klopfe ans Fenster. Die Scheiben sind angelaufen. Ich wische mit der Hand ein kleiner Bereich frei und werfe einen Blick hinein. Ist mir zwar unangenehm dabei aber es hilft. Schliesslich schalten sie die Heizung aus und es kehrt wieder Ruhe ein.
Anfangs August, also wenige Tage vor unserem Abflug, erreichte mich eine Nachricht von unserem Freund Jens von www.primordial-landscapes.com, der ebenfalls im Hochland unterwegs war:
Hi Lorenzo,
Sind bereits seit zwei Wochen unterwegs, konnten aber wegen viel Regen und Sturm nicht die geplante Route gehen. Gestern Nacht am Suðurskarð dann ein richtig übler Schneesturm der das Zelt meines Mitwanderers beschädigt hat. Jetzt noch fünf weitere Tage mit nicht guter Aussicht sondern eher noch mehr Wind…
Hoppla! Eine gewisse Vorahnung hatten wir ja bereits, denn was wir auf verschiedenen Wetterseiten sehen konnten, war nicht so gut.
Wir wollten trotzdem optimistisch bleiben und redeten uns ein, dass sich das Wetter in den folgenden Wochen möglicherweise noch stabilisieren wird. Bisher hatten wir bei Wanderungen gegen Ende Sommer immer ideales Wetter, mit teilweise sogar schon zu warmen Temperaturen.
An unserer Packliste änderten wir jedenfalls nichts. Nach langem Üben schafften wir es endlich die ganze Ausrüstung und Grossteil des Proviants in die Rucksäcke zu stopfen. Der Rest packten wir in einem separatem Sack.
Zu später Stunde genossen wir noch ein kühles Bier auf dem Balkon. Bald würde es losgehen und wir freuten uns, dem schwülwarmen Wetter in der Heimat bald entfliehen zu können.
01. Anreise
Der Direktflug von Zürich nach Keflavik ist zwar praktisch, bringt uns aber zeitlich kein Vorteil. Wir müssen in Reykjavik übernachten, bevor wir morgen früh nach Akureyri weiterfliegen können. Eine 40 minütige Busfahrt bringt uns in die Stadt. Während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaft an mir vorbeizieht, erinnere ich mich an unsere erste Island Reise vor 14 Jahren.
Damals hatte mich diese Fahrt ziemlich deprimiert. Die Wolken hingen tief, nur knapp über dem Boden, und liessen die ganze Umgebung düster und trist aussehen.Wir hatten zuhause einen verregneten Sommer, und während ich nach draussen schaute, zweifelte ich an unserer Entscheidung, die kostbaren Sommerferien an diesem Ort verbringen zu wollen.
Erst als wir am nächsten Tag in Skogafoss, von wo unsere Wanderung beginnen sollte, direkt vor dem beeindruckenden Wasserfall standen, verflogen die letzten Zweifel und Aufregung machte sich breit.
Heute hingegen ist es nur leicht bewölkt und von irgend welchen Zweifeln ist ohnehin keine Spur. Als wir uns Reykjavik nähern, scheint mir, als das die Vororte in den letzten Jahren sehr gewachsen sind. Ich bekomme einen schönen Eindruck davon. Die nachmittags Sonne erzeugt eine gemütliche Stimmung und ehrlich gesagt könnte ich mir gut vorstellen, mich eines Tages hier niederlassen zu wollen.
Wir erreichen das Busterminal, von wo wir zu Fuss in Richtung Hotel loslaufen. Ein Blick auf das Handy verrät einen 45 minütigen Marsch. Ok, so lange? Das war uns nicht bewusst. Als wir verschwitzt das Bus-Hostel erreichen, müssen wir feststellen, dass genau vor dem Gebäudeeingang ein Bus dieser anderen Linie geparkt ist. Wir hatten entsprechende Tickets schon fast gelöst, entschieden uns allerdings im letzten Moment für die 5 Euro günstigere Buslinie. Im Nachhinein wäre dieser Mehrpreis überhaupt kein Thema gewesen. Gut zu wissen fürs nächste Mal.
Nach dem Bezug des Zimmers spazieren wir ins Zentrum. Auf dem Weg begegnen wir zwei Jungs, die mit Jacke, Schal und Handschuh ziemlich eingepackt waren. Wir müssen schmunzeln. Im Stillen muss ich jedoch an die Nachricht von Jens denken. Ist man lange genug dem Wind und der Kälte ausgesetzt... Warten wir mal ab.
Wir finden ein tolles Pub, in dem uns feine Burger und leckeres isländisches Craft-Beer serviert wird. Aber es ist auch Happy-Hour. Die Leute torkeln umher und lallen laut, und so begeben wir uns bald wieder an die frische Luft.
Nach einer guten Stunde die wir nun unterwegs sind, wird uns langsam kalt. Wir eilen ins Hotel zurück und haben auf der windgeschützten Terrasse noch ein Bier. Zurück im Zimmer sind wir beide einverstanden, es ist frischer als in anderen Jahren.
Am nächsten Morgen geht es früh raus. Wieder müssen wir fast eine Stunde lang latschen. Offenbar ist der Inlandsflughafen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Wir sind die Ersten, die hier ankommen. Es ist noch nichts los. Wir stehen in der aufgehenden Sonne und lassen den Wind unsere verschwitzten Shirts trocknen. Dann nimmt der kleine Flughafen seinen Betrieb auf und wiederum in der Sonne sitzend, geniessen wir endlich einen Kaffee. Wir beobachten die ankommenden Menschen. Wie immer hoffen wir, Trekker zu treffen, werden aber enttäuscht. Heute sind wir wohl die Einzigen.
Wir landen in Akureyri und verlassen den Flughafen erneut zu Fuss. Auch hier besteht keine Busverbindung. Uns kommt es vor, als würde man dieses Land heutzutage nur noch mit einem persönlichen Wagen bereisen.
Zeit haben wir genug. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt führt ein schöner Fussweg in die Stadt. Wir geniessen die Aussicht auf das Fjord und lassen uns von den Sonnenstrahlen aufwärmen. Wer weiss wie oft uns das in nächster Zeit vergönnt sein wird. Auf dem Weg passieren wir eine Tankstelle wo wir glücklicherweise auch schon die Gaskartuschen auftreiben können.
Da wir morgen für die Weiterreise erneut in der Früh aufbrechen müssen, haben wir uns kurzfristig dazu entschieden eine Unterkunft zu buchen, statt wie vor vier Jahren auf dem Campingplatz zu übernachten. Die einzig bezahlbare Option war ein neueröffnetes Cabin-Hotel im Stadtzentrum. Obwohl man im Netz Bilder davon finden kann, sind wir dennoch gespannt, was uns erwartet. Als wir dort ankommen, gibt es von der stolzen Besitzerin erst einmal eine ausführliche Introduktion. Im Endeffekt ist es nichts weiter als ein mit dünnsten Plastikwänden geteilter Schlafsaal. Alles in der Kabine will ganz sachte angefasst werden, sonst geht es kaputt oder fällt herunter. Ich versteh jetzt die Sorge der Besitzerin. Mit etwas Mühe gelingt es uns, unser Kichern zu unterdrücken und schliesslich werden wir allein gelassen.
Um nicht von Klaustrophobie befallen zu werden, versorgen wir schnell unser Gepäck und gehen wieder raus. Wir statten dem örtlichen Burgerlokal einen Besuch ab und verbringen den Rest des Tages mit Bummeln.
Irgendwann kommen wir am Campingplatz vorbei und staunen nicht schlecht, als wir sehen, wie alles dicht gemacht wurde. Na ja, zum Glück haben wir die Kabine gebucht. Für die Rückreise werden wir auf den Campingplatz am Stadtrand ausweichen müssen.
Abends rebelliert mein Magen. Den Burger verdrückte ich eher widerwillig. Dennoch gehört Fast Food vor einer Wanderung irgendwie dazu. Dafür teste ich die Duschanlage unseres futuristischen Hotels. Hier gibt es nichts einzuwenden. Während es auf mich herab prasselt, bemerke ich, wie weich das Wasser ist. Es fühlt sich gut auf der Haut an. Kein Vergleich mit dem kalkhaltigen Wasser im Voralpengebiet unserer Heimat.
Die Nacht in der Kabine war wie erwartet ungemütlich. Wir witzeln darüber und ich meine noch: “Hey, jetzt sind wir schon drei Mal hier gewesen... unser erstes, einziges und letztes Mal. Bye bye Cabin-Hotel“.
Anders als noch vor vier Jahren, bringt uns diesmal ein Kleinbus nach Reykjahlid. Die Tourismusbranche in Island befindet sich definitiv im Wandel. Wer benutzt heute schon den Öffentlichen Verkehr? Viel zu unkomfortabel.
Myvatn
Es ist ein grauer Tag, die Wolken hängen tief und ein kalter Wind weht. Wir kommen gegen 10.00 Uhr am Campingplatz an und fliehen schnell in die Empfangshütte. Nach dem einchecken müssen wir uns beeilen. Über einen örtlichen Tour-Operator haben wir für unsere Wanderung einen Food-Drop arrangiert. Wenn alles nach Plan verläuft, können wir unsere Lebensmittelpakete in gut einer Woche oben auf dem Askja Krater in Empfang nehmen. Wir werden um 12.00 Uhr in ihrem Büro erwartet.
Den Überblick nicht verlieren und schnell alles sortieren. Dann packen wir alles in einen grossen Rollbeutel. Auf dem Weg dorthin beginnt es zu regnen. Dort angekommen schauen wir uns um, können aber niemanden finden. Während wir warten, finden wir im Windschatten des Gebäudes Schutz vor den Elementen. Nach einer halben Stunde entschliessen wir uns, das Paket vor der Eingangstüre zu deponieren und eilen zurück.
Zum Mittagessen gibt es endlich Abwechslung. Nämlich Pizza. Wir kommen mit dem Imbissbetreiber ins Gespräch. Er bestätigt, dass es dieses Jahr ungewöhnlich kalt ist. Tatsächlich sei es der kälteste Sommer in den 14 Jahren, in denen er hier arbeitete, sagt er. Nach einem weiteren Viking Pale Ale geht es zurück ins Zelt. Ziemlich besorgt aktualisieren wir verschiedene Wetter- und Wind-Apps auf unserem Handy. Für morgen ist Traumwetter angesagt, es soll sogar im Laufe des heutigen Nachmittags bereits auftun. Dann aber kontinuierliche Verschlechterung bis hin zu richtig schlechtem Wetter mit teils sehr starken Winden, sicherlich für die nächsten vier bis fünf Tage. Danach mögliche Verbesserung. Unser Plan, uns grösstenteils weglos durch die Weiten der Lavawüsten bis zur Askja durchzukämpfen, und dabei möglichst noch ein paar Gebirgszüge und Schildvulkane zu überschreiten, wird unter diesen Umständen wohl eher schwierig zu verwirklichen. Eine weniger abenteuerliche Routenwahl, also Plan B, wird somit wahrscheinlicher.
In der Empfangshütte hoffe ich, Handschuhe zu finden. Mein Bruder hat welche dabei. Bei mir braucht es viel, bis ich welche anziehe. Aber angesichts der Temperaturen hier, entscheide ich mich jetzt auch dafür. Ich finde blaue Wollhandschuhe. Perfekt! Glück gehabt.
Zum Abendessen gönnen wir uns nochmals Pizza. Er macht wirklich gute Pizzas der Kollege hier.
Später setzt die vorübergehende Wetterbesserung ein und wir machen einen kurzen Spaziergang. Wir klettern auf einen grossen Lavabrocken und blicken in Richtung Burfellshraun, wo wir wahrscheinlich übermorgen unterwegs sein werden.
Um etwas Ruhe zu geniessen, haben wir unser Zelt in der hintersten Ecke des Campingplatzes aufgebaut. Dann, am späteren Abend, fährt doch tatsächlich noch ein stinkender Jeep vor, manövriert lange herum und parkt schliesslich nur wenige Meter von uns entfernt. Ich frage mich, worauf das Paar wohl wartet, ihr Zelt aufzubauen, bevor mir klar wird, dass sie die Nacht im Wagen verbringen. Was für ein Fehler denke ich, sie werden auf jeden Fall eine eisige Nacht verbringen. Kaum fertig gedacht, geht deren Standheizung an. Das kann doch nicht deren Ernst sein. Nach etwa einer halben Stunde ist Schluss mit Geduld und ich sehe mich gezwungen sie anzusprechen. Sichtlich verwundert über meine Beschwerde muss ich ihnen erklären, dass auch die Heizung Kraftstoff verbrennt, und wir nicht bereit sind deren Abgase einzuatmen. Die Dame versucht sich zu erklären. Sie hatten dieses Auto gebucht und es wurde ihnen so angeboten, dass sie dank Standheizung bequem darin übernachten könnten. Das glaube ich ihnen sofort. Mittlerweile gibt es nichts was den Touristen nicht angeboten wird. Hauptsache sie kommen in Massen her. Am Ende versprechen sie mir, die Heizung nicht mehr lange laufen zu lassen.
Gegen vier Uhr morgens werden wir dann trotzdem vom Geräusch der Heizung geweckt. Ich zögere nicht lange und springe aus dem Zelt. Das Paar ist wach, aber sie tun so, als würden sie mich nicht bemerken. Dann muss ich leider etwas aufdringlich werden und klopfe ans Fenster. Die Scheiben sind angelaufen. Ich wische mit der Hand ein kleiner Bereich frei und werfe einen Blick hinein. Ist mir zwar unangenehm dabei aber es hilft. Schliesslich schalten sie die Heizung aus und es kehrt wieder Ruhe ein.
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