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    • 01.10.2020
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    [IS] Von der Ringstrasse nach Nyidalur

    Tourentyp
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    Für unsere diesjährige Tour (Jahr 2022) haben mein Bruder und ich uns wiedermal für das Hochland Islands entschieden.

    Anfangs August, also wenige Tage vor unserem Abflug, erreichte mich eine Nachricht von unserem Freund Jens von www.primordial-landscapes.com, der ebenfalls im Hochland unterwegs war:

    Hi Lorenzo,
    Sind bereits seit zwei Wochen unterwegs, konnten aber wegen viel Regen und Sturm nicht die geplante Route gehen. Gestern Nacht am Suðurskarð dann ein richtig übler Schneesturm der das Zelt meines Mitwanderers beschädigt hat. Jetzt noch fünf weitere Tage mit nicht guter Aussicht sondern eher noch mehr Wind…

    Hoppla! Eine gewisse Vorahnung hatten wir ja bereits, denn was wir auf verschiedenen Wetterseiten sehen konnten, war nicht so gut.

    Wir wollten trotzdem optimistisch bleiben und redeten uns ein, dass sich das Wetter in den folgenden Wochen möglicherweise noch stabilisieren wird. Bisher hatten wir bei Wanderungen gegen Ende Sommer immer ideales Wetter, mit teilweise sogar schon zu warmen Temperaturen.

    An unserer Packliste änderten wir jedenfalls nichts. Nach langem Üben schafften wir es endlich die ganze Ausrüstung und Grossteil des Proviants in die Rucksäcke zu stopfen. Der Rest packten wir in einem separatem Sack.
    Zu später Stunde genossen wir noch ein kühles Bier auf dem Balkon. Bald würde es losgehen und wir freuten uns, dem schwülwarmen Wetter in der Heimat bald entfliehen zu können.


    01. Anreise

    Der Direktflug von Zürich nach Keflavik ist zwar praktisch, bringt uns aber zeitlich kein Vorteil. Wir müssen in Reykjavik übernachten, bevor wir morgen früh nach Akureyri weiterfliegen können. Eine 40 minütige Busfahrt bringt uns in die Stadt. Während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaft an mir vorbeizieht, erinnere ich mich an unsere erste Island Reise vor 14 Jahren.

    Damals hatte mich diese Fahrt ziemlich deprimiert. Die Wolken hingen tief, nur knapp über dem Boden, und liessen die ganze Umgebung düster und trist aussehen.Wir hatten zuhause einen verregneten Sommer, und während ich nach draussen schaute, zweifelte ich an unserer Entscheidung, die kostbaren Sommerferien an diesem Ort verbringen zu wollen.
    Erst als wir am nächsten Tag in Skogafoss, von wo unsere Wanderung beginnen sollte, direkt vor dem beeindruckenden Wasserfall standen, verflogen die letzten Zweifel und Aufregung machte sich breit.


    Heute hingegen ist es nur leicht bewölkt und von irgend welchen Zweifeln ist ohnehin keine Spur. Als wir uns Reykjavik nähern, scheint mir, als das die Vororte in den letzten Jahren sehr gewachsen sind. Ich bekomme einen schönen Eindruck davon. Die nachmittags Sonne erzeugt eine gemütliche Stimmung und ehrlich gesagt könnte ich mir gut vorstellen, mich eines Tages hier niederlassen zu wollen.

    Wir erreichen das Busterminal, von wo wir zu Fuss in Richtung Hotel loslaufen. Ein Blick auf das Handy verrät einen 45 minütigen Marsch. Ok, so lange? Das war uns nicht bewusst. Als wir verschwitzt das Bus-Hostel erreichen, müssen wir feststellen, dass genau vor dem Gebäudeeingang ein Bus dieser anderen Linie geparkt ist. Wir hatten entsprechende Tickets schon fast gelöst, entschieden uns allerdings im letzten Moment für die 5 Euro günstigere Buslinie. Im Nachhinein wäre dieser Mehrpreis überhaupt kein Thema gewesen. Gut zu wissen fürs nächste Mal.

    Nach dem Bezug des Zimmers spazieren wir ins Zentrum. Auf dem Weg begegnen wir zwei Jungs, die mit Jacke, Schal und Handschuh ziemlich eingepackt waren. Wir müssen schmunzeln. Im Stillen muss ich jedoch an die Nachricht von Jens denken. Ist man lange genug dem Wind und der Kälte ausgesetzt... Warten wir mal ab.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,35 MB ID: 3216101
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (16_).jpg Ansichten: 0 Größe: 871,9 KB ID: 3216102
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (17).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,28 MB ID: 3216103

    Wir finden ein tolles Pub, in dem uns feine Burger und leckeres isländisches Craft-Beer serviert wird. Aber es ist auch Happy-Hour. Die Leute torkeln umher und lallen laut, und so begeben wir uns bald wieder an die frische Luft.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (19_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,23 MB ID: 3216104 Happy-hour im Pub

    Nach einer guten Stunde die wir nun unterwegs sind, wird uns langsam kalt. Wir eilen ins Hotel zurück und haben auf der windgeschützten Terrasse noch ein Bier. Zurück im Zimmer sind wir beide einverstanden, es ist frischer als in anderen Jahren.

    Am nächsten Morgen geht es früh raus. Wieder müssen wir fast eine Stunde lang latschen. Offenbar ist der Inlandsflughafen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (24_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,81 MB ID: 3216105 Auf dem Weg zum Inlandsflughafen

    Wir sind die Ersten, die hier ankommen. Es ist noch nichts los. Wir stehen in der aufgehenden Sonne und lassen den Wind unsere verschwitzten Shirts trocknen. Dann nimmt der kleine Flughafen seinen Betrieb auf und wiederum in der Sonne sitzend​, geniessen wir endlich einen Kaffee. Wir beobachten die ankommenden Menschen. Wie immer hoffen wir, Trekker zu treffen, werden aber enttäuscht. Heute sind wir wohl die Einzigen.

    Wir landen in Akureyri und verlassen den Flughafen erneut zu Fuss. Auch hier besteht keine Busverbindung. Uns kommt es vor, als würde man dieses Land heutzutage nur noch mit einem persönlichen Wagen bereisen.

    Zeit haben wir genug. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt führt ein schöner Fussweg in die Stadt. Wir geniessen die Aussicht auf das Fjord und lassen uns von den Sonnenstrahlen aufwärmen. Wer weiss wie oft uns das in nächster Zeit vergönnt sein wird. Auf dem Weg passieren wir eine Tankstelle wo wir glücklicherweise auch schon die Gaskartuschen auftreiben können.

    Da wir morgen für die Weiterreise erneut in der Früh aufbrechen müssen, haben wir uns kurzfristig dazu entschieden eine Unterkunft zu buchen, statt wie vor vier Jahren auf dem Campingplatz zu übernachten. Die einzig bezahlbare Option war ein neueröffnetes Cabin-Hotel im Stadtzentrum. Obwohl man im Netz Bilder davon finden kann, sind wir dennoch gespannt, was uns erwartet. Als wir dort ankommen, gibt es von der stolzen Besitzerin erst einmal eine ausführliche Introduktion. Im Endeffekt ist es nichts weiter als ein mit dünnsten Plastikwänden geteilter Schlafsaal. Alles in der Kabine will ganz sachte angefasst werden, sonst geht es kaputt oder fällt herunter. Ich versteh jetzt die Sorge der Besitzerin. Mit etwas Mühe gelingt es uns, unser Kichern zu unterdrücken und schliesslich werden wir allein gelassen.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (34).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3216106 Diese Cabins haben etwas sargähnliches

    Um nicht von Klaustrophobie befallen zu werden, versorgen wir schnell unser Gepäck und gehen wieder raus. Wir statten dem örtlichen Burgerlokal einen Besuch ab und verbringen den Rest des Tages mit Bummeln.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (46).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3216107 Fjord

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (50).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,63 MB ID: 3216108

    Irgendwann kommen wir am Campingplatz vorbei und staunen nicht schlecht, als wir sehen, wie alles dicht gemacht wurde. Na ja, zum Glück haben wir die Kabine gebucht. Für die Rückreise werden wir auf den Campingplatz am Stadtrand ausweichen müssen.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (52).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,21 MB ID: 3216109 Ehemaliger Zeltplatz im Zentrum

    Abends rebelliert mein Magen. Den Burger verdrückte ich eher widerwillig. Dennoch gehört Fast Food vor einer Wanderung irgendwie dazu. Dafür teste ich die Duschanlage unseres futuristischen Hotels. Hier gibt es nichts einzuwenden. Während es auf mich herab prasselt, bemerke ich, wie weich das Wasser ist. Es fühlt sich gut auf der Haut an. Kein Vergleich mit dem kalkhaltigen Wasser im Voralpengebiet unserer Heimat.

    Die Nacht in der Kabine war wie erwartet ungemütlich. Wir witzeln darüber und ich meine noch: “Hey, jetzt sind wir schon drei Mal hier gewesen... unser erstes, einziges und letztes Mal. Bye bye Cabin-Hotel“.

    Anders als noch vor vier Jahren, bringt uns diesmal ein Kleinbus nach Reykjahlid. Die Tourismusbranche in Island befindet sich definitiv im Wandel. Wer benutzt heute schon den Öffentlichen Verkehr? Viel zu unkomfortabel.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (74_).jpg Ansichten: 0 Größe: 983,0 KB ID: 3216110 Während der Busfahrt
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (84_).jpg Ansichten: 0 Größe: 880,0 KB ID: 3216111 Myvatn

    Es ist ein grauer Tag, die Wolken hängen tief und ein kalter Wind weht. Wir kommen gegen 10.00 Uhr am Campingplatz an und fliehen schnell in die Empfangshütte. Nach dem einchecken müssen wir uns beeilen. Über einen örtlichen Tour-Operator haben wir für unsere Wanderung einen Food-Drop arrangiert. Wenn alles nach Plan verläuft, können wir unsere Lebensmittelpakete in gut einer Woche oben auf dem Askja Krater in Empfang nehmen. Wir werden um 12.00 Uhr in ihrem Büro erwartet.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (90).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,01 MB ID: 3216112
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (91_).jpg Ansichten: 0 Größe: 655,9 KB ID: 3216113 Alles schnell sortieren

    Den Überblick nicht verlieren und schnell alles sortieren. Dann packen wir alles in einen grossen Rollbeutel. Auf dem Weg dorthin beginnt es zu regnen. Dort angekommen schauen wir uns um, können aber niemanden finden. Während wir warten, finden wir im Windschatten des Gebäudes Schutz vor den Elementen. Nach einer halben Stunde entschliessen wir uns, das Paket vor der Eingangstüre zu deponieren und eilen zurück.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (92).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,15 MB ID: 3216114 Saukalt hier

    Zum Mittagessen gibt es endlich Abwechslung. Nämlich Pizza. Wir kommen mit dem Imbissbetreiber ins Gespräch. Er bestätigt, dass es dieses Jahr ungewöhnlich kalt ist. Tatsächlich sei es der kälteste Sommer in den 14 Jahren, in denen er hier arbeitete, sagt er. Nach einem weiteren Viking Pale Ale geht es zurück ins Zelt. Ziemlich besorgt aktualisieren wir verschiedene Wetter- und Wind-Apps auf unserem Handy. Für morgen ist Traumwetter angesagt, es soll sogar im Laufe des heutigen Nachmittags bereits auftun. Dann aber kontinuierliche Verschlechterung bis hin zu richtig schlechtem Wetter mit teils sehr starken Winden, sicherlich für die nächsten vier bis fünf Tage. Danach mögliche Verbesserung. Unser Plan, uns grösstenteils weglos durch die Weiten der Lavawüsten bis zur Askja durchzukämpfen, und dabei möglichst noch ein paar Gebirgszüge und Schildvulkane zu überschreiten, wird unter diesen Umständen wohl eher schwierig zu verwirklichen. Eine weniger abenteuerliche Routenwahl, also Plan B, wird somit wahrscheinlicher.

    In der Empfangshütte hoffe ich, Handschuhe zu finden. Mein Bruder hat welche dabei. Bei mir braucht es viel, bis ich welche anziehe. Aber angesichts der Temperaturen hier, entscheide ich mich jetzt auch dafür. Ich finde blaue Wollhandschuhe. Perfekt! Glück gehabt.

    Zum Abendessen gönnen wir uns nochmals Pizza. Er macht wirklich gute Pizzas der Kollege hier.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (95_).jpg Ansichten: 0 Größe: 551,1 KB ID: 3216115 Pizza und Pale Ale, sehr lecker...

    Später setzt die vorübergehende Wetterbesserung ein und wir machen einen kurzen Spaziergang. Wir klettern auf einen grossen Lavabrocken und blicken in Richtung Burfellshraun, wo wir wahrscheinlich übermorgen unterwegs sein werden.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (99_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,14 MB ID: 3216116

    Um etwas Ruhe zu geniessen, haben wir unser Zelt in der hintersten Ecke des Campingplatzes aufgebaut. Dann, am späteren Abend, fährt doch tatsächlich noch ein stinkender Jeep vor, manövriert lange herum und parkt schliesslich nur wenige Meter von uns entfernt. Ich frage mich, worauf das Paar wohl wartet, ihr Zelt aufzubauen, bevor mir klar wird, dass sie die Nacht im Wagen verbringen. Was für ein Fehler denke ich, sie werden auf jeden Fall eine eisige Nacht verbringen. Kaum fertig gedacht, geht deren Standheizung an. Das kann doch nicht deren Ernst sein. Nach etwa einer halben Stunde ist Schluss mit Geduld und ich sehe mich gezwungen sie anzusprechen. Sichtlich verwundert über meine Beschwerde muss ich ihnen erklären, dass auch die Heizung Kraftstoff verbrennt, und wir nicht bereit sind deren Abgase einzuatmen. Die Dame versucht sich zu erklären. Sie hatten dieses Auto gebucht und es wurde ihnen so angeboten, dass sie dank Standheizung bequem darin übernachten könnten. Das glaube ich ihnen sofort. Mittlerweile gibt es nichts was den Touristen nicht angeboten wird. Hauptsache sie kommen in Massen her. Am Ende versprechen sie mir, die Heizung nicht mehr lange laufen zu lassen.

    Gegen vier Uhr morgens werden wir dann trotzdem vom Geräusch der Heizung geweckt. Ich zögere nicht lange und springe aus dem Zelt. Das Paar ist wach, aber sie tun so, als würden sie mich nicht bemerken. Dann muss ich leider etwas aufdringlich werden und klopfe ans Fenster. Die Scheiben sind angelaufen. Ich wische mit der Hand ein kleiner Bereich frei und werfe einen Blick hinein. Ist mir zwar unangenehm dabei aber es hilft. Schliesslich schalten sie die Heizung aus und es kehrt wieder Ruhe ein.
    Zuletzt geändert von Lhor; 08.09.2023, 07:15.

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    #2
    02. Aufbruch ins Unbekannte

    Ansonsten viel besser geschlafen als letzte Nacht. Am Zelt hängt Raureif. Wir haben durch eine Einheimische eine kurze Fahrt mit dem PW organisiert. Sie wird uns heute um 8.00 Uhr abholen und uns auf der Ringstrasse etwa 10 km östlich von Reykjahlid absetzen.

    Bevor wir startklar sind, müssen wir noch unsere 10-Liter Wassersäcke auffüllen und irgendwie schauen, wie wir diese schwabbelige Dinger möglichst in der Mitte unserer Rucksäcke verstauen können. Unsere Tour macht diese zusätzlichen 10 Liter absolut notwendig. Diese kommen zu unseren 3 Liter Trinkbeutel dazu. Unsere Rucksäcke wiegen somit gut über 30 kg. Natürlich ist das viel Gewicht, aber wir rechnen mit einem Tagesverbrauch von 3-4 Liter.

    Die Fahrt dauert nur 10 Minuten. Ich fotografiere den Nàmafjall, um den die Ringstrasse einen Bogen macht.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (107_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,19 MB ID: 3216126 Nàmafjall

    Ich gebe der Fahrerin das Zeichen, dass wir unseren Startpunkt erreicht haben und sie fährt rechts heran. Sie vergewissert sich, dass wir über die Wettervorhersage informiert sind und wünscht uns viel Glück.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (112).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,20 MB ID: 3216127 Ringstrasse

    Wir folgen einem Weg der nach Süden in den Burfellshraun führt. Die Kombination aus erstem Wandertag, schweren Rucksack und der Ungewissheit der Geländebeschaffenheit hat uns dazu bewogen, diese Option zu wählen. Die Piste soll uns den Einstieg in die Wanderung erleichtern.

    Es ist kaum zu glauben, nicht die kleinste Wolke ist am stahlblauen Himmel zu sehen. Wie vor vier Jahren, als wir auf dem Öskjuvegur losgewandert sind. Doch wir wissen, dass es diesmal nicht lange halten wird. Für unsere originale Route, ohnehin ein gewagtes Unterfangen, bräuchten wir mindestens fünf Tage lang zumindest klare Sichtverhältnisse. Zuerst, auf einer Strecke von etwa 30 km, weglos über Lavafelder, deren Beschaffenheit uns nicht bekannt ist. Dann einen Weg über den Herdubreidarfjöll und Hruthalsar finden. Schliesslich den Kollottadyngja Schildvulkan überschreiten, bevor wir an der Bredrafjell Hütte wieder auf einen Weg stossen würden. Gemäss Wettervorhersage wären wir jedoch zuerst dem Südostwind schutzlos ausgeliefert. Danach wäre die Orientierung für die Überschreitung der Gebirgszüge aufgrund des schlechten Wetters praktisch unmöglich.

    Doch um unser heutiges Ziel zu erreichen, spielt der weitere Verlauf unserer Tour noch keine Rolle. Wir wollen an der Raudaborgar Hütte oder irgendwo in der Nähe unser Zelt aufschlagen. Wenn wir der Piste folgen, so sind es etwa 16 km bis dorthin. Eine vernünftige erste Wegstrecke.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (117).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,18 MB ID: 3216128
    Hier geht es los

    Die ersten paar Kilometer sind angenehm zu gehen und wir kommen auch abseits der Piste gut voran. Diese wird ab und zu gekreuzt und wir behalten sie vor allem zu Orientierungszwecken in Blick. Kein Buschwerk das stört, der Untergrund sehr eben. Je mehr wir uns von der Ringstrasse entfernen und somit tiefer in die vor uns liegende Landschaft eintauchen, desto mehr hebt sich unsere Stimmung. Unabhängig von unserer Routenwahl steht uns eine spannende Zeit in einer wilden und abgelegenen Gegend bevor.

    Nach einigen Kilometern stellen sich erste Gräben und Dolinen in Weg. Diese wollen umgangen werden.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (118).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,56 MB ID: 3216129 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (119).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,03 MB ID: 3216130 Gräben und Dolinen

    Wir nähern uns einer Reihe von Kegeln die mit Skogarmannafjöll bezeichnet sind. Dazwischen zeigt sich der etwa 45 km entfernte Herdubreid. Die Weitsicht am heutigen Tag ist super.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (120_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,32 MB ID: 3216131 Herdubreid in der Bildmitte

    Nach jeder guten Stunde legen wir eine kurze Verschnaufpause ein. Zwischendurch ein Riegel und schon kann es weiter gehen. Die schweren Rucksäcke bereiten uns an diesem ersten Tag überhaupt kein Problem. Dank regelmässigen Lauftrainings in den letzten Monaten fühlen wir uns dieses Jahr konditionell besser vorbereitet als noch vor vier Jahren.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (129).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,89 MB ID: 3216132 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (135).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,28 MB ID: 3216133
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (156).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3216134

    Nach vier Stunden erreichen wir den Fuss des Austari Skogarmannafjöll und legen eine längere Pause ein. Strecken mässig haben wir ein Grossteil dieser ersten Etappe bereits hinter uns. Obwohl die Mittagssonne den steinigen Untergrund spürbar aufheizt, ist es dank eines mässigen Windes angenehm kühl.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (160).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3216135

    Auf dem Weiterweg wandern wir entlang eines Grabens, der wie es scheint, rund um diesen Ausläufer führt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (163).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,41 MB ID: 3216136 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (166).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3216137

    Nach einem Kilometer treffen wir wieder auf die Piste und folgen ihr weiter in südlicher Richtung.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (173).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,87 MB ID: 3216138 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (182).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3216139

    Bald befallen mich Zweifel, dass wir bereits zu weit gegangen sind. Ein Blick auf Karte und GPS bestätigen meine Vermutung. Ich winke meinem Bruder zu der schon ein weing weiter gelaufen ist und zeige in die Richtung in der sich die Hütte befinden sollte. Wir verlassen die Piste und queren in sehr buckliges, mit Gras bewachsenes Gelände.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (184).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,68 MB ID: 3216140

    Plötzlich bemerke ich ein komisches, jedoch vertrautes Gefühl am rechten Fuss. Beim Auftreten federt dieser leicht zurück. Erschreckt senke ich meinen Blick und sehe wie sich die Sohle vom Stiefel gelöst hat. Ich klatsche laut die Hände zusammen und blicke gen Himmel. Ach du meine Güte. Ich schaue nochmals hin. Oh doch, das ist gerade wirklich passiert. Als mein Bruder zu mir aufschliesst zeige auf den kaputten Schuh. Wir sind beide einen Moment lang fassungslos.

    Wir kommen zum Schluss, dass sich das mit ein bisschen Glück reparieren lässt. Weil wir damit rechneten, dass wir auf dieser Wanderung ab und zu auf steinigem, bzw. scharfkantigem Untergrund zelten müssen, haben wir zum ersten Mal überhaupt ein Flickset für unsere Matten eingepackt. Darin enthalten sind eine kleine Tube Seamgrip und ein Paar selbstklebende Patches. Ich überlege nochmals kurz, ob sich damit tatsächlich mein Schuh reparieren lässt. Bringt nichts, wir müssen es einfach versuchen. Ansonsten können wir einpacken und umkehren. Ich hoffe auch, dass wir in der Hütte etwas finden, womit sich dieses Problem lösen lässt. Aber ehrlich gesagt ist meine Stimmung gerade im Keller.

    Die letzten zwei Kilometer zur Hütte muss ich extrem aufpassen und so auftreten, dass die Sohle nicht komplett abreist. Das ist sehr anstrengend weil ich dabei mein rechtes Bein bei jedem Schritt unnatürlich weit anheben muss.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (186).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,36 MB ID: 3216141

    Schliesslich erreichen wir die Hütte. Als sie sich problemlos aufschliessen lässt, sind wir erleichtert.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (191).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,19 MB ID: 3216142 Rauduborgar Hütte

    Im Vorraum finden wir eine Klebebandrolle und ein kurzes Stück robuste Schnur. Ich hatte zwar auf Draht gehofft, aber damit lässt sich hoffentlich auch etwas anfangen. Sobald das Zelt aufgebaut ist setze ich mich auf die Veranda und beginne mit der Reparatur. Es gelingt mir den Schuh gut vor Staub zu befreien und bereite alles für die Klebeprozedur vor. Die Menge Leim die sich in der Tube befindet, reicht gerade mal für einen Versuch.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (188).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,70 MB ID: 3216143 Ein ernstes Problem

    Als ich mit meiner Arbeit fertig bin, schätze ich die Chance dass es hält bei 50 Prozent. Auf jeden Fall werde ich nun für die ganze Wanderung aufpassen müssen, nirgendwo dagegen zu treten. Einmal nicht aufgepasst und es ist vorbei. Während ich den anderen Schuh inspiziere, dem das gleiche Schicksal droht, komme ich mit mir selbst ins hadern. Die Stiefel sehen eigentlich noch gut aus, aber die Sohlen sind schon sehr abgenutzt. Trotzdem dachte ich vor der Abreise, sie könnten noch eine letzte Wanderung machen, was sich nun als Fehler herausstellt.

    Fazit: Der Gummi eines jeden Schuhs, egal wie oft er getragen wird, hält praktisch nur acht Jahre. Danach verliert er seine Eigenschaft. Im Fall eines vernünftigen Wanderstiefels, kann man für ein drittel des Kaufpreises eine neue Sohle drauf machen lassen, womit dieser so gut wie neu wird.
    Meine Stiefel haben diese Frist noch nicht ganz erreicht, aber aufgrund dieser Erfahrung werde ich in Zukunft wohl auf Nummer sicher gehen.

    Da es für das Abendessen noch ein paar Stunden zu früh ist, machen wir es uns auf den Matten bequem. Wir hören ein bisschen Musik, studieren die Karte und geniessen ein paar Becher unseres isotonischen Getränks.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (199).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,99 MB ID: 3216144 Kartenstudium im Zelt

    Dies gehört seit Jahren zu unserem gewohnten Ritual. Trotz des Missgeschicks mit meinem Stiefel, fühlen wir uns angekommen. Bald steht auch unsere neu ausgearbeitete, vorsichtigere Alternativroute und es fällt mir leichter zu akzeptieren, dass wir nicht an unserem ursprünglichen Plan festhalten werden. Unter den gegebenen Umständen können wir froh sein, wenn wir unser Ziel überhaupt erreichen.

    Am späteren Nachmittag verrät ein Blick nach Süden, dass eine gewisse Wetteränderung in Gange ist. Die Weitsicht ist immer noch gut, doch ist nun der Himmel fast ganzheitlich mit hochstehenden Quellwolken bedeckt.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (194).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,38 MB ID: 3216145 Im Vordergrund die Lavafelder des Taglabruni,
    dahinter der Herdubreid, Herdubreidarfjöll und Hruthalsar

    In etwa 20 km Entfernung zeichnen sich die Höhenzüge des Herdubreidarfjöll und Hruthalsar ab. Links davon, nochmals etwa 25 km weiter entfernt, steht der Herdubreid. Vor uns erstrecken sich leicht ansteigend, die ersten Lavafelder des Taglabruni. Gefolgt von einem Gebiet, das auf der Karte mit dem Namen Sveinagja angegeben wird. Dabei handelt es sich um ein 9 km langes Stück eines über 30 km langen Grabens. Im Gegensatz zu einem Grossteil des Grabens, der im Laufe der Zeit wieder mit Lava gefüllt wurde, ist dieser Teil bemerkenswert gut erhalten. Mit einer durchschnittlichen Breite von etwa 13 m und einer Tiefe von 4 m bietet es einen beeindruckenden Einblick in einen der vielen geologischen Prozesse, die in Island zu bewundern sind.

    Ich verspreche mir, dass wir in Zukunft hier zurückkehren werden, um dieses Gebiet doch noch zu durchwandern. Jedenfalls werden wir dann schon mal besser vorbereitet sein, weil wir uns die Erfahrungen aus der diesjährigen Wanderung werden zunutze machen.

    Da ich im Vorraum der Hütte noch zwei ganze Klebebandrollen entdecke, entscheide ich mich, die angefangene mitzunehmen. So kann ich die geklebte Stelle mit einem Streifen abdecken. Dieser wird zwar nicht lange halten, aber wenigstens habe ich so genug Material dabei. Ausserdem sagt mir mein Gefühl, dass uns das Klebeband noch anderweitig behilflich sein wird.Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (198).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,07 MB ID: 3216146
    Nach dem Motto: Gott gebe, dass es klebe...
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (196_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,67 MB ID: 3216147
    Zuletzt geändert von Lhor; 08.09.2023, 07:26.

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      #3
      03. Hvannfell

      Trotz des Windes, der in der Nacht auffrischte, haben wir gut geschlafen und sind kurz nach halb neun startbereit. Das heutige Ziel ist die Westflanke des Hvannfells. Dort versprechen wir uns, im Schutz des Berges einen guten Platz für unser Camp zu finden. Für die nächsten beiden Tage sind starke Südostwinde vorhergesagt. Von der Strecke her, dürften es 18 – 20 km auf weglosem Gelände sein. Wir hoffen, dass wir nicht zu spät am Nachmittag dort ankommen, da es Abends anfangen sollte zu regnen.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (213).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,65 MB ID: 3216196 Startbereit

      ​Mit gemischten Gefühlen starten wir in die heutige Etappe. Einerseits sind wir gespannt, wie wir uns durch den Burfellshraun kämpfen werden. Andererseits werden wir in den nächsten Minuten herausfinden, ob mein Schuh hält, oder ob wir diesen Ort mit eingezogenem Schwanz auf dem gleichen Weg wieder verlassen dürfen, auf dem wir gekommen sind.

      Für die ersten vier Kilometer geht es zunächst wieder zurück zum Ausläufer des Austari Skogarmannafjölls. Von dort geht es dann in gerader Linie weiter bis zum nördlichen Ausläufer des Hvannfells.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (219).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3216197 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (222).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,97 MB ID: 3216198
      Auf den ersten zwei Kilometer geht es ziemlich buckelig zu und her. Ich wähle meine Schritte mit bedacht und achte darauf, dass ich mit grösster Vorsicht auf den unebenen Grund auftrete. Doch bald gewinne ich vertrauen und kann mein Fokus wieder auf die Umgebung richten.

      Das Gelände wird bald flacher und wir kommen nun schneller voran.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (226).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,74 MB ID: 3216199
      Als wir die Piste erreichen, gibt es eine kurze Lagebesprechung. Die Sohle hat bisher gut gehalten. Das bedeutet, dass wir nochmals Glück hatten, und es somit weiter gehen kann. Das Risiko, dass sich die Sohle zu einem späteren Zeitpunkt doch noch löst, bin ich sehr wohl bereit einzugehen. Notfalls kann ich mich immer noch in Crocs zurück in die Zivilisation kämpfen.

      Weiter gehts zum drei Kilometer entfernten Vestari Skogarmannafjöll. Weiterhin einfach zu gehendes Gelände. In beträchtlicher Entfernung können wir bereits unser Tagesziel erkennen.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (238).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,70 MB ID: 3216200 Weit hinten, am rechten Bildrand der Hvannfell
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (247).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3216201 Vestari Skogarmannafjöll

      Wir nähern uns dem Vestari Skogarmannafjöll und passieren dabei erneut einige eindrückliche Dolinen.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (250).jpg Ansichten: 0 Größe: 5,90 MB ID: 3216202 Windgeschütze kleine Oase in der Doline

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (256).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,93 MB ID: 3216203
      Bald treffen wir auf auf einige Pfade und folgen ihnen, da sie in unsere Richtung verlaufen. Kurz darauf wird uns klar, dass es sich um Schafspfade handelt.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (266).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,26 MB ID: 3216204 Schafspfad

      ​Auf diesen ersten Kilometer sind wir auf keinerlei Schwierigkeiten gestossen und haben in knapp zwei Stunden den Ausläufer des Vestari Skogarmannafjölls erreicht. Jetzt ist es Zeit für eine erste kurze Pause.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (268).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3216205 Ein Blick zurück, von wo wir gekommen sind

      ​Trotz Sonnenschein bleiben Jacke und Mütze an. Es ist bei weitem nicht so warm wie vor vier Jahren. Der Wind pfeift uns mächtig um die Ohren.

      Wir hoffen, dass wir von hier aus, möglichst geradlinig unser Ziel erreichen können. Einige Abschnitte des Burfellshraun sind auf der Karte grün eingefärbt. Wir stellen uns vor, dass man dort besser vorankommt als auf dem Rest der Strecke. Das Verhältnis liegt bei etwa 50 zu 50.

      Weiterhin den Pfaden folgend, treffen wir erneut auf einen langen und etwa sechs Meter tiefen Graben, der sich entlang des Berghangs ausgebreitet hat. Der Burfell rückt nun auch in unser Blickfeld. Mit seinen dunklen Flanken hebt sich dieser deutlich von den sonst eher braunen Erhebungen ab.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (274).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,78 MB ID: 3216206 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (278).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,79 MB ID: 3216207 Burfell im Hintergrund

      Als wir auf eine Spalte treffen, die quer zu unserer Laufrichtung verläuft, bietet sich uns eine Szene, wie man sie sonst nur aus Hollywoodfilmen kennt, wenn bei Erdbeben der Boden plötzlich auseinanderbricht. Glücklicherweise ist dieser Spalt nur etwa einen Meter breit und nicht sehr tief. Für etwas mehr Dramatik, holen wir ein paar Meter Anlauf und überwinden diese Hürde mit einem schönen Sprung.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (280).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,13 MB ID: 3216208 Wenn sich der Boden öffnet...

      Bald erreichen wir einen kleinen Hügel namens Oliufjall. Hier wachsen Weidenbüsche und sonstige Vegetation und für kurze Zeit vergessen wir, dass wir uns in einer Lavawüste befinden.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (281).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,18 MB ID: 3216209 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (289).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,79 MB ID: 3216210

      Ein Basaltriegel stellt kein wirkliches Hindernis dar und ist schnell überwunden. Ein kurzes Stück Bushwacking bringt uns angesichts der schweren Rucksäcke schon eher ins Schwitzen.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (293).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,61 MB ID: 3216211 Basaltriegel
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (295).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,17 MB ID: 3216212 Bushwhacking
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (296).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3216213 Kleiner Sattel

      ​Oben am Sattel gönnen wir uns die nächste Pause. Wir sind seit drei Stunden unterwegs und haben jetzt Einblick auf die vermutlich anstrengendere Hälfte unserer heutigen Etappe.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (297).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,54 MB ID: 3216214 Im Hintergrund der Hvannfell
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (298).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,86 MB ID: 3216215 Burfellshraun vor uns
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (303).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3216216 Es wird unwegsam

      ​Ab hier beginnen wir die Last auf unserem Rücken gut zu spüren. Die Schritte werden unregelmässig und die Stöcke müssen nun gezielt eingesetzt werden, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich lasse mir meine leichte Besorgnis nicht anmerken. Die Überquerung des Burfellshraun könnte sich als ordentliches Stück Arbeit erweisen. Aber hätten wir es leicht gewollt, wären wir auch nicht hierher gekommen.
      Zuletzt geändert von Lhor; 08.09.2023, 07:44.

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        #4
        Fortsetzung...

        Wir freuen uns, als wir bald wieder auf einen Schafspfad stossen. Diese erleichtern uns das Vorankommen in diesem Labyrinth erheblich.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (312_).jpg Ansichten: 0 Größe: 6,70 MB ID: 3216221 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (316).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,55 MB ID: 3216222 Trümmerfeld, dahinter Skessuhali



        ​Von einer erhöhten Stelle aus bietet sich ein interessanter Ausblick. Grosse Basaltbrocken liegen wild übereinander wie auf einem riesigen Trümmerfeld. Man fragt sich, welche Kräfte auftreten müssen, damit Gestein in einem solchen Ausmass zerbröseln kann. Aber wir sind hier nicht nur in Island, sondern auch mitten in der Riftzone. Hier entsteht neues Land und wird gleichzeitig auseinandergerissen.

        Dahinter liegt der Skessuhali. Das könnte so etwas wie Schwanz bedeuten. Diese langgestreckte Formation entspringt dem Burfell. Das sieht dann auf der Karte wie ein Stachelrochen aus, wobei der Skessuhali den Schwanz des Rochens bildet. Ich mag diese Erklärung. Geologisch gesehen könnte es sich hierbei um etwas wie ein kleiner "Tögl" handeln. Der eigentliche Burfellstögl befindet sich hinter dem Berg. Wie der Herdubreid hat auch der Burfell seinen Tögl. Was genau das ist, überlasse ich anderen zu erklären.

        Es geht hoch und runter. Einmal links um den Graben, beim Nächsten rechts herum. Wir erkennen, dass wir es in diesem Gelände langsam angehen müssen, sonst geht uns zu schnell die Kraft aus.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (318).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,88 MB ID: 3216223 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (320).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,38 MB ID: 3216224 Links oder rechts herum?


        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (322).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3216225
        Wir suchen ein bequemes Plätzchen und legen eine grössere Pause ein.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (325).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,12 MB ID: 3216226
        Ich ziehe die Schuhe aus und inspiziere sie. Die Reparatur hat bisher gut gehalten. Dafür entdecke ich Blasen an beiden Fersen. Aber das überrascht mich wenig. Das Gelände verlangt einiges ab und auch die Rucksäcke haben ihr Gewicht.

        Als wir uns wieder auf den Weg machen, sehen wir eine kleine Gruppe Schafe. Irgendwie beruhigend, denn mittlerweile haben wir festgestellt, dass wenn immer wir auf dessen Pfade treffen, wir uns blind darauf verlassen können.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (326).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,83 MB ID: 3216227 Schafe am linken Bildrand


        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (330).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3216228 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (332).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3216229
        Wir lassen die grünen Abschnitte hinter uns und stellen nach kurzer Zeit fest, dass es sich hier viel leichter wandert.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (333).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,30 MB ID: 3216230 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (343).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,77 MB ID: 3216231 Blick Richtung Osten (Myvatn)


        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (350).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3216232
        Am ständigen Auf und Ab ändert nichts, aber ohne diese mit Vegetation bewachsenen Gräben überqueren zu müssen, kommen wir nun wieder schneller voran.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (353).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,27 MB ID: 3216233
        Es ist zwei Uhr und somit Zeit für eine weitere Pause. Wir sind seit fünfeinhalb Stunden unterwegs und hoffen, in einer weiteren Stunde am Fusse des Hvannfells zu sein. Wir nutzen diese Pause auch, um einen der Wanderstöcke meines Bruders zu reparieren. Im buschigen Abschnitt neigten diese dazu, in Vertiefungen hängenzubleiben und beim wiederholten herausziehen, hat sich dann einer in zwei geteilt. Das Gummiband, das die einzelnen Elemente zusammenhält, ist wohl auch in die Jahre gekommen. Mit einem Stück Klebeband ist das Problem schnell gelöst.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (361).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,79 MB ID: 3216234 Ein für die Gegend charakteristischer Lavabuckel


        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (365).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,07 MB ID: 3216235 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (373).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,35 MB ID: 3216236
        Plötzlich entdecken wir einen weissen Fleck am Fusse des Hvannfell. Man kann es nicht genau erkennen und wir fragen uns, was es sein könnte. Vielleicht eine Hütte? Weder auf der Karte noch im GPS ist etwas markiert. Als die Sicht darauf beim nächsten Mal wieder frei wird, ist der Fleck verschwunden. Stimmt nicht, er hat sich verschoben. Aha, das ist wohl ein Tourbus und keine Hütte.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (374_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,30 MB ID: 3216237 Tourbus linke Bildmitte



        ​Endlich sehen wir unser Ziel näherkommen. Wir haben es bald geschafft.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (388).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,47 MB ID: 3216238
        Von weitem lassen sich bereits einige vielversprechende grüne Stellen für ein Camp entdecken.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (394).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,54 MB ID: 3216239 Hier blicken wir zurück, von wo wir gekommen sind



        ​Kurz nach 15.00 Uhr haben wir unser Ziel erreicht.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (397).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3216240
        Die Stellen die wir für unser Camp ausgemacht haben sind leider viel zu uneben. Es dauert nochmals eine halbe Stunde bis wir einen guten Platz in diesem Labyrinth gefunden haben.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (399).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3216241
        Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, alles einzurichten und schon beginnt es leicht zu regnen. Allerdings sind wir durch die Bergflanke gut vor dem Wind geschützt.

        Wir geniessen den Feierabend und ruhen uns etwas aus. Von dem heutigen harten Tag haben mein Bruder und ich Blasen an beiden Fersen davongetragen. Seit langem muss ich wieder mal Blasenpflaster verwenden. Richtig angebracht erweisen sie einen guten Dienst. Wenn nicht, verschlimmern sie die Situation eher noch. Wir werden sehen. Viel wichtiger ist jetzt, dass wir uns die Zeit nehmen um Beine und Waden gut durchzudehnen.

        Ein paar Stunden später kochen wir zu Abendessen und der Rest des Abends verbringen wir mit Karten lesen und den Plan für morgen zu besprechen.
        Zuletzt geändert von Lhor; 08.09.2023, 08:00.

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          #5
          04. Heilagsdalur

          Die Nacht war zeitweise etwas stürmisch. Unser Zelt war aber gut vor Wind geschützt und nur selten erreichte uns eine Windböe. Gegen acht Uhr hörte der Regen dann ebenfalls auf und wenig später wurde unser Zelt sogar von Sonnenstrahlen aufgewärmt.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (404).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,06 MB ID: 3217367 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (406).jpg Ansichten: 0 Größe: 5,31 MB ID: 3217368

          Gut ausgeruht starten wir somit gegen zehn Uhr in den heutigen Tag. Das Zelt ist schnell abgebaut und der übliche Marschproviant im Deckelfach des Rucksacks verstaut. Nach dem Befüllen unserer Trinkbeutel bleibt uns jeweils noch ungefähr ein Liter im Wasserbeutel.

          Unser heutiges Ziel ist das Heilagsdalur. In diesem auf der Karte grün eingefärbten Tal sind zwar ein paar kleine Wasserläufe eingezeichnet, aber eher weil dort auch eine Hütte steht, sind wir zuversichtlich, in dieser Gegend fliessendes Wasser zu finden.

          Bald treffen wir auf die Piste, die wir für etwa zwei Kilometer folgen wollen, bevor wir weglos direkt auf den Einstieg des Passes zusteuern, der in das höher gelegene Heilagsdalur führt. Dort werden wir auch wieder auf eine Piste stossen.

          Plötzlich hören wir das Geräusch eines Motors und kurze Zeit später taucht der Tourbus auf, den wir gestern schon aus der Ferne entdeckt hatten. Der Fahrer hält an und lässt das Fenster herunter. Wir unterhalten uns kurz. Er scheint angenehm überrascht zu sein, hier Wanderer zu treffen und erkundigt sich nach unseren Plänen. Er meint es sei ein langer Weg dorthin und spendiert uns netterweise je eine kleine Wasserflasche. Auf die neugierigen Blicke der Passagiere antworten wir mit einem freundlichen Lächeln und setzen unsere Wanderung fort.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (418).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,07 MB ID: 3217369 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (425).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,00 MB ID: 3217370
          Eine halbe Stunde später erreichen wir die Stelle wo wir die Piste verlassen und setzten unseren Weg auf flachem Gelände entlang der Flanken des Hvannfells fort.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (431).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,75 MB ID: 3217371 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (435).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3217372
          Danach beginnt es leicht anzusteigen und wir erreichen zunehmend hügeliges Gelände. Aber auch hier kommen wir gut voran.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (448).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,93 MB ID: 3217373 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (453).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3217374
          Zwischendurch halten wir kurz an um mittels GPS eine Landmarke auszumachen auf die wir zugehen können um möglichst ohne Umwege und auf direktestem Weg an der vorhergesehenen Stelle auf die Piste zu treffen, nämlich dort wo der steile Anstieg zum Pass beginnt.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (454).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,63 MB ID: 3217375 Blick zurück
          ​Nach einer Stunde legen wir eine erste Trinkpause ein und während wir die Aussicht geniessen, fallen ein paar Bemerkungen zum unerwartet schönen Wetter. Wir setzen unseren Weg fort und gewinnen weiterhin langsam an Höhe während wir immer mehr in eine Landschaft kommen, die an den Mars erinnert.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (455).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,55 MB ID: 3217376 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (461).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3217377
          In Richtung des Passes können wir beobachten wie in höheren Lagen die Wolken vom Wind verblasen werden. Als sich der Blick nach Westen öffnet haben wir einen schönen Ausblick zum Myvatn.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (467).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,65 MB ID: 3217378 In höheren Lagen werden Wolken vom Wind verblasen
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (477).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3217379 Blick nach rechts zum Myvatn
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (481).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,27 MB ID: 3217380 Blick nach links

          ​Kurz bevor wir wieder auf die Piste stossen, durchqueren wir erneut ein ausgetrocknetes Bachbeet. Schwer zu sagen ob hier früher tatsächlich Bäche flossen oder ob diese Rinnen durch die alljährliche Schneeschmelze entstanden sind.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (482).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,35 MB ID: 3217381
          Nach knapp zwei Stunden seit wir losgewandert sind, erreichen wir die Piste und diese führt nun in gerader Linie steil den Berghang hinauf. Auf dieser gut einen Kilometer langen Strecke, die uns ordentlich ins Schwitzen bringt, werden die Waden aufgrund der Steilheit ganz schön beansprucht. Auf dem letzten Stück des Anstiegs bemerken wir, wie der Wind bereits stärker wird. Deshalb machen wir kurz bevor wir oben ankommen eine Mittagspause. Wir holen unsere Sitzmatten hervor, essen Riegel und Trockenobst, ruhen uns ein wenig aus und geniessen die Aussicht. Wir stellen sogar den Wecker und gönnen uns, eingehüllt in unsere Regenjacke, ein kurzes Mittagsschläfchen.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (500).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,57 MB ID: 3217382 Steiler Anstieg
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (514).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,06 MB ID: 3217383 Myvatn
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (507).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,81 MB ID: 3217384 Blick zurück Richtung Hvannfell

          ​Die Aussicht die uns hier oben geboten wird, ist geprägt von vulkanischen Bildungen. Auch der Myvatn, der viertgrösste See Islands, ist vulkanischen Ursprungs. Dieser entstand vor 3500 Jahren bei einem Ausbruch des Vulkans Ketildyngja, der von hier etwa 15 km Luftlinie entfernt ist. Die ausströmende Lava bildete einen Damm, der den Abfluss des Myvatnbeckens verschloss. Das Wasser staute sich und bildete den Myvatnsee, der an seiner tiefsten Stelle nur viereinhalb Meter Tiefe misst. Er ist auch das grösste Brutgebiet für Enten und zahlreiche andere Vögel und verfügt aufgrund der vielen Mückenlarven im Wasser, über einen beträchtlichen Fischreichtum.

          Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen kurze Zeit später die Passhöhe. Wo die Piste für ein kurzes Stück auf einem freistehenden Grat verläuft, bekommen wir zum ersten Mal auf dieser Wanderung einen Eindruck davon, welches Ausmass der Wind im Hochland erreichen kann. Plötzlich werden wir von Windböen erfasst, die uns regelrecht aus der Bahn werfen und müssen uns zeitweilig richtig gegen den Wind lehnen, um unsere Laufrichtung beibehalten zu können. Zum Glück gelangen wir aber bald wieder in geschützteres Gelände, wo wir wieder normal weiterlaufen können.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (522).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3217385 Windiger Grat
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (525).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,83 MB ID: 3217386
          Während sich die Piste in dieser hügeligen Landschaft zwischen sanften Anhöhen hindurchschlängelt, ziehen wir eine direktere Linie vor. Hier oben finden wir ein sehr karges Gebiet vor, welches ein deutliches Gefühl der Abgeschiedenheit in uns hervorruft.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (528).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,63 MB ID: 3217387 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (546).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,50 MB ID: 3217388 Ein Gefühl der Abgeschiedenheit
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (550).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3217389
          Als wir das Ende dieser Hochebene erreichen, die sich über ungefähr sechs Kilometer erstreckt, treffen wir wieder auf die Piste, die nun über ein kurzes Lavafeld führt. Das befahren dieser Strecke mit einem Fahrzeug dürfte ein sehr holpriges Erlebnis sein. Tatsächlich finden wir mitten auf der Piste einen Polyurethan Puffer einer Radaufhängung. Wie sich die Weiterfahrt nach dem Verlust dieses Teils wohl angefühlt hat?
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (556).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,08 MB ID: 3217390 Holprige Piste. Blàfjall im Hintergrund

          ​Um halb nach drei erreichen wir endlich den Eingang zum Heilagsdalur. Ein Hochtal, dass aufgrund seiner geschützten Lage, üppige grüne Wiesen aufweist.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (561).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3217391 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (576).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3217392 Hübsches Moospolster in Abflussrinne
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (582).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3217393 Das grüne Heilagsdalur

          ​Bald treffen wir auch schon auf die ersten Wasserläufe und wir können es kaum erwarten unser Zelt aufzubauen. Heute werden wir uns ein erfrischendes Bad gönnen und barfüssig auf der Wiese herumspazieren. Wir beeilen uns, die letzten paar Kilometer hinter uns zu bringen und steuern auf eine kleine Schlucht zu, wo wir schon von weitem eine vielversprechende Stelle für unser Lager vermuten.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (594).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,42 MB ID: 3217394 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (595).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3217395 Im Hintergrund der Schildvulkan Ketildyngja

          ​Wir finden tatsächlich eine Top Zeltstelle und richten unser Lager mitten auf der Wiese am Eingang dieser Schlucht ein. Hier sind wir windgeschützt und nur wenige Meter von einem schönen Bach entfernt.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (605).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,49 MB ID: 3217396 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (600).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,19 MB ID: 3217397 Ketilhyrnur

          ​Von unserem Camp aus haben wir freie Sicht auf die Ketilhyrnur, zwei Felsformationen die aus der ebenen Plattenlava herausragen. Ein Blick zum Himmel verrät, dass die Sonne bald komplett von den Wolken verdeckt sein wird. Wollen wir uns nach dem Bad ein bisschen an der Sonne wärmen, dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Der Bach bietet sogar ein kleines Becken und so können wir nach kurzer Überwindung mit dem ganzen Körper in das herrlich kalte Wasser eintauchen.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (607).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,80 MB ID: 3217398 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (612).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3217399 Kleine Schlucht

          ​Wir beschliessen, wenn das Wetter gut bleibt, nach unserem Bad diese kleine Schlucht zu erkunden. Doch unmittelbar nachdem wir zurück am Zelt sind, beginnt es zu regnen. Bald geben wir die Hoffnung auf, dass sich die Sonne nochmals zeigen wird, und fangen an zu kochen. Als wir nach dem Essen mit vollem Bauch auf unseren Matten dahin dösen, werden wir plötzlich von lautem Gequake geweckt. Schnell öffnen wir den Zelteingang und können zusehen wie eine grosse Gruppe schwarzer Enten nur knapp über uns in Richtung Myvatn fliegt. Was für ein friedlicher Anblick. Mit dem Abzug dieser Vögel aus dem Heilagsdalur, macht sich allerdings auch die Vermutung breit, dass nun die Schlechtwetter Phase begonnen hat.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (622).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3217400 Letzte Sonnenstrahlen über dem Lavafeld

          Zuletzt geändert von Lhor; 14.09.2023, 11:54.

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          • fimbulwinter
            Erfahren
            • 15.03.2005
            • 147
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Ah, sehr schön, endlich euer Bericht! Durch den kaputten Schuh geht es ja schon dramatisch los… Meiner Erfahrung nach halten Schuhe bei weglosem Wandern in der Lavawüste etwa vier bis sechs Wochen. Dann ist mindestens die Sohle teilweise durchgelaufen. Diese Wüste frisst Ausrüstung…
            Die Fotos wecken schöne Erinnerungen. In Rauduborgar habe ich im Februar mal einige Tage dem Schnee beim Tauen zugeschaut. Im Heilagsdalur diesen Sommer exakt an der gleichen Stelle auf der schönen Blumenwiese gezeltet :-)

            Bin nun sehr gespannt welche Route ihr gewählt habt!
            Ódáðahraun

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            • UG
              Anfänger im Forum
              • 06.07.2018
              • 45
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Hallo,
              vielen Dank schonmal von meiner Seite für den Bericht und ich hoffe, dass es bald weitergeht.
              Es ist auf jeden Fall eine interessante Strecke. Leider kann ich nicht immer den genauen Streckenverlauf erkennen. Wäre es möglich noch eine Karte einzufügen?


              Uwe

              www.unique-iceland.de

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              • Dieter

                Dauerbesucher
                • 26.05.2002
                • 533
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                • Meine Reisen

                #8
                Hallo,

                mit Spannung erwartet, freu auch ich mich nun über diesen Reisebericht der er uns in eine sonst sehr wenig bewanderte Gegend führt - ganz nach meinem Geschmack!

                Auch ich hatte anfangs meine liebe Mühe, dem Routenverlauf zu folgen, dessen Anfang ich zuerst direkt am Hochtemeraturgebiet von Hverarönd (Námafjall) annahm. Erst mit Hilfe alter Papierkarten und den Onlinekarten von LMÍ, sowie eines kleinen Büchleins des FÍ gelang es mir alle Ortsnamen zuzuordnen. Leider hatte ich nicht die von Euch verwendetet Karte Mývatnsöræfi 1:100 000 zur Hand, die auf dem Bild "Kartenstudium im Zelt" zu sehen ist. Etwas verwirrt hat mich auch der Name der "Rauðuborgar Hütte" die in den Karten der Landesvermessung und in der Literatur sonst unter dem Namen "Fjallaborg" zu finden ist.

                Von dort aus wart Ihr mehr oder weniger auf den Spuren des historischen "Almannavegur yfir Ódáðahraun" in westlicher Richtung zum Südende des Mývatn unterwegs. Seid Ihr den Steinwarten gefolgt?

                Das Malheur mit den Schuhsohlen ist übrigens ein Klassiker. In Trekkingstiefeln ist zwischen der Brandsohle und der Laufsohle in der Regel als Zwischenschicht eine weichere Dämpfungssohle verbaut. Während Hersteller und Verkäufer meist nur die Langlebigkeit und Qualität der Laufsohle betonen, wird selten erwähnt dass die Lebendauer der Dämpfungssohle, unabhängig vom Gebrauch des Schuhes, zeitlich begrenzt ist. Ursache sind die chemischen Weichmacher welche die gewünschten Eigenschaften der Dämpfungssohle bestimmen, aber mit der Zeit ausdiffundieren - sprich: die Dämpfungssohle zerbröselt regelrecht nach einigen Jahren. Kenne das aus meiner Praxis als Reiseleiter/Wanderführer und im Sportgeschäft. Plötzlich stehen die Gäste/Kunden ohne Sohlen in der Landschaft, obwohl die "guten, alten Wanderschuhe" doch noch "fast wie neu" waren!

                Bin gespannt, wie es weiter geht (nicht nur, ob die zweite Sohle auch noch wegfliegt)

                Dieter​

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                • Lhor
                  Erfahren
                  • 01.10.2020
                  • 109
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Vielen Dank für die Kommentare. Es freut uns, dass ihr gespannt mitliest.

                  Bevor es mit dem Bericht weitergeht, ein Kartenupdate mit ungefährem Routenverlauf.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: opentopo 1.jpg
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ID: 3218304
                  Die Strecke zum Hvannfell haben wir improvisiert. Jedenfalls haben wir keine Steinwarten gesehen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                  • Lhor
                    Erfahren
                    • 01.10.2020
                    • 109
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    05. Blafjallshalar

                    Nach einer erholsamen Nacht wachen wir morgens mit dem Geräusch von leichtem Regen auf. Es hat merklich abgekühlt und so trinken wir unseren Kaffee, während wir noch im Schlafsack liegen bleiben. Wir werfen einen Blick aus dem Zelt, um uns ein Bild vom Wetter zu machen. Im Norden und Osten sieht man vereinzelt noch ein paar hellere Flecken. In südlicher, also in unserer Richtung, hängen die Wolken sehr tief und die Sicht wird durch den Regen getrübt.

                    Die heutige Etappe, etwa 18 km, führt uns zu den südlichen Ausläufer des Blafjall, den Blafjallshalar. Auf er Karte ist auf der Westseite wiederum ein kleiner Wasserlauf eingezeichnet und wir hoffen, auch dort fliessendes Wasser zu finden. Wie es dann weitergehen soll, haben wir noch nicht abschliessend besprochen. Laut dem mittlerweile einige Tage alten Wetterbericht ist für morgen der regenreichste Tag angekündigt, wobei auch schon heute Abend mit stärkeren Niederfällen zu rechnen ist.

                    Eine erste Idee besteht darin, von dort aus, einen Wüstenabschnitt am Rande des Utbruni-Lavafelds zu durchqueren, um auf die 15 km Luftlinie entfernte Botni Hütte zu stossen und den Rest der Strecke bis in den Askja-Krater auf dem Öskjuvegur zurückzulegen. Dies erscheint uns angesichts der Wetterbedingungen und des Zustands meiner Schuhe, bei denen die Sohle jederzeit abreissen könnte, die einzig sinnvolle Option.

                    Nach einem üppigen Frühstück, bei dem wir uns mehr Zeit als sonst nehmen, wird es Zeit, uns anzuziehen. Gestern musste ich bereits ein Paar Wandersocken aussortieren. Das Blasenpflaster am rechten Fuss hatte sich gelöst. Mein Versuch, die klebrigen Rückstände von der Socke zu entfernen, blieb erfolglos. Diese haben sich zusammen mit dem Wundwasser aus der Blase zu fest in das Gewebe eingerieben. Aber zum Glück haben wir dieses Jahr ein drittes Paar eingepackt und für den Rest der Wanderung kann ich gut auf die erneute Verwendung solcher Pflaster verzichten. Allerdings scheinen sie bei meinem Bruder sehr gut funktioniert zu haben.

                    Als der Regen für einen kurzen Moment aufhört, versuchen wir das Zelt blitzschnell abzubauen und es durch kurzes Abzuschütteln einigermassen trocken einzupacken, was nicht ganz gelingt. Egal, dann muss es beim nächsten Aufbauen zuerst von Innen trockengewischt werden.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (630).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,20 MB ID: 3218319 Blick in nördlicher Richtung
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (635).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3218320 Bergflanken des Blafjalls in Wolken verhüllt

                    ​Als wir uns auf den Weg machen und einem Schafspfad nach Süden folgen, ist von den Bergflanken des Blafjalls nur der unterste Teil sichtbar, der Rest wird von den tief hängenden Wolken verdeckt. Das Lavafeld, das im Osten an das Heilagsdalur grenzt, wird hingegen noch stellenweise von Sonnenstrahlen erleuchtet.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (634).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,93 MB ID: 3218321 Lavafeld im Osten

                    ​Kurze Zeit später erscheint die Heilagsdalur Hütte, die wir rechts liegenlassen.
                    ​​ Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (641_s).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,74 MB ID: 3218322 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (646).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,34 MB ID: 3218323 Hütte im Heilagsdalur

                    ​Die grünen Wiesen finden bald wieder ein Ende und wir erreichen erneut wüstenähnliches Gelände. Anfangs sind die Lavafelder teilweise noch mit Erde und Moospolster bedeckt, doch im weiteren Verlauf weichen sie nach und nach dem Sand und Kies.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (659).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3218324 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (661).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3218325 Die tiefstehenden Wolken welche die Flanken des Blafjalls verhüllen, sehen derweil wie Rauch aus, der zwischen Vulkanschloten emporsteigt. Sie verleihen ein bisschen den Eindruck von akuter vulkanischer Aktivität.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (666).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,71 MB ID: 3218326 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (675).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3218327
                    Nach einer knappen Stunde kreuzen wir die Piste und folgen für den Rest des Tages mehr oder weniger ihrem Verlauf. Zwischendurch schauen wir nach Osten, wo wir ursprünglich hätten wandern wollen. In einer Landschaft, geprägt von ausgedehnten Lavafeldern und Vulkanen.

                    Jetzt können wir es selber sehen. Bei den aktuell herrschenden Sichtverhältnissen würden wir von dieser urtümlichen Landschaft nicht viel mitbekommen und würden vermutlich ohne Orientierung, ausser per GPS, mühsam umherirren.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (683).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,17 MB ID: 3218328 Blick nach Osten
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (687).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3218329 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (693).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,14 MB ID: 3218330 Weiter geht's, ungefähr dem Pistenverlauf folgend
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (704).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3218331 Bergflanke Blafjall

                    ​Stellenweise erinnern die Bergflanken des Blafjalls an die Dolomiten.

                    Als wir die südlichen Ausläufer erreichen, gleicht die Landschaft immer mehr einer Sandwüste. Es würde uns sehr wundern, wenn wir an der geplanten Stelle für unser Camp tatsächlich Wasser finden.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (711).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3218332 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (712).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,08 MB ID: 3218333 Südliche Ausläufer des Blafjalls. Sand und Geröll

                    ​In dieser Grau-in-Grau-Stimmung sind die Reize rar. Seit Aufbruch, sind wir grösstenteils im sogenannten Automatikmodus und in flottem Tempo unterwegs. Da wir erst kurz vor Mittag losgelaufen sind, verzichten wir heute auf Pausen und nehmen unsere Verpflegung im Stehen ein. Obwohl es bisher nur leicht geregnet hat und wir ständig in Bewegung waren, sind Feuchtigkeit und Kälte bereits in unsere Körper eingedrungen. Wir können es kaum erwarten im Zelt zu sitzen und eine warme Mahlzeit anzurichten.

                    Bis zum Erreichen unseres heutigen Ziels fehlen geschätzte sechs Kilometer. Als nächstes stossen wir in ein Gebiet mit grasbewachsenen Sanddünen. Die Grasbüschel flattern im Wind und erzeugen einen schönen Kontrast.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (731).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3218334 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (750).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3218335 Dünenlandschaft
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (761).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,41 MB ID: 3218336
                    Nach drei Stunden beschliessen wir, doch noch eine kurze Rast einzulegen. Wir schauen uns um und entdecken die Regenwasserpfützen auf grösseren Steinen und Felsen, die Jens uns beschrieben hat. Bei Niederschlag scheinen diese eine verlässliche Wasserquelle abzugeben.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (768).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,04 MB ID: 3218337 Kurze Rast

                    ​Noch während wir einen weiteren Riegel verdrücken, beginnt die Regenintensität zuzunehmen und wir machen uns für die letzte Teilstrecke startklar.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (767).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,38 MB ID: 3218338
                    Mit dem Regen wird die Sicht zunehmend schlechter. Wir umrunden den letzten Ausläufer des Blafjallhalars und wandern in Richtung der auf der Karte eingezeichneten Wasserrinne, in dessen Nähe wir unser Camp aufschlagen möchten.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (777).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,25 MB ID: 3218339 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (778).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,04 MB ID: 3218340 Sellandafjall im Hintergrund sichtbar

                    ​Als wir unser Ziel erreichen, treffen wir wie erwartet auf eine ausgetrocknete Bachrinne. Sie liefert zwar kein Wasser, dafür eine geschützte Campstelle. Dieser Lauf führt vermutlich nur einmal im Jahr während der Schneeschmelze ein wenig Wasser.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (781).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,70 MB ID: 3218341 Ausgetrocknete Bachrinne
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (783).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3218342 Sanddüne nahe Camp

                    ​Das Zelt ist schnell aufgebaut und die Heringe pro forma in den Sand gesteckt. Dafür müssen wir zuerst das Zeltinnere trockenwischen und unbedingt verhindern, dass Sand herein gelangt. Kein leichtes Unterfangen, zumal wir selbst schön durchnässt sind. Dann kommen wiederum die nassen Kleider ab und müssen irgendwo in der Apside verstaut werden. Viel Raum zum Ausbreiten gibt es nicht, denn die restliche Ausrüstung soll ebenfalls vor Regen geschützt, darin Platz finden. Dann ist es endlich geschafft und wir gönnen uns eine wohlverdiente warme Mahlzeit.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (784).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3218343 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (797).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,67 MB ID: 3218344
                    Nach dem Abendessen ist es Zeit, meinem Schuh den allabendlichen Service zu verpassen. Als auch dies erledigt ist, können wir uns der Routenwahl für morgen widmen.

                    Unsere ursprüngliche Planung wurde bisher völlig über den Haufen geworfen und so mussten wir auf eher konservative Alternativen zurückgreifen. Aber wir geben noch nicht auf und wollen morgen trotz schlechtem Wetter versuchen, weglos eine Strecke von ca. 10 km Luftlinie am Rande des Utbruni zu überqueren. Der Utbruni ist das grösste zusammenhängende Lavafeld und somit das schwarze, öde Herz des Odadahrauns.

                    Anstatt direkt von unserem Standort aus im vorgesehenen Winkel zu starten, wollen wir zuerst ein paar Kilometer auf der Piste zurücklegen. Auf diese Weise können wir das auf der Karte eingezeichnete Lavafeld umgehen, das wir sonst durchqueren müssten, bevor es in eine, so hoffen wir, einfacher zu gehende Sandwüste übergeht. Auch wenn wir die Richtung nicht ganz halten können, werden wir früher oder später auf die Piste stossen, die uns nach Botni führen wird.

                    Wir breiten die Karte aus und legen den aufgeklappten Kompass darauf aus, wobei wir mit der Kante, Start- und Endpunkt verbinden. Anschliessend drehen wir das Kompassgehäuse, bis die Orientierungslinien möglichst genau mit dem Kartengitter übereinstimmen. Man sagt, dass man in Quadranten denkt und in Grad misst. Wir messen 220°, was fast genau der südöstlichen Ausrichtung entspricht. Alles klar, das passt so.

                    Wenn wir es schaffen, in überwiegend flachem Gelände unterwegs zu sein, sollte es möglich sein, unser Ziel auch ohne guter Sicht zu erreichen. Dafür werden wir aber den Kompass den ganzen Tag vor Augen halten müssen.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (798).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,20 MB ID: 3218345 Alles bereit für morgen

                    ​Als wir fürs Zähneputzen nochmals raus müssen, sehen wir, wie das Aussenzelt mit schwarzen Striemen verschmiert ist. Der feine Sand, der sich auf die Zeltplane absetzt, wird vom Regen heruntergespült und lässt es aussehen, als hätte jemand schwarze Farbe über das Zelt gegossen. Alles gut, denn das Material soll ja gebraucht werden und darf sehr wohl auch mal richtig schmutzig werden.
                    Zuletzt geändert von Lhor; 23.09.2023, 11:56.

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                    • Lhor
                      Erfahren
                      • 01.10.2020
                      • 109
                      • Privat

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                      #11
                      Zitat von Dieter Beitrag anzeigen

                      Das Malheur mit den Schuhsohlen ist übrigens ein Klassiker... ​
                      Haha, gut zu hören das dies öfters passiert und danke für die fachliche Erklärung. Wie gesagt, ich werde in Zukunft dieses Detail nicht ausser Acht lassen.

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                      • fimbulwinter
                        Erfahren
                        • 15.03.2005
                        • 147
                        • Privat

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                        #12
                        Zwischendurch schauen wir nach Osten, wo wir ursprünglich hätten wandern wollen. In einer Landschaft, geprägt von ausgedehnten Lavafeldern und Vulkanen.

                        Jetzt können wir es selber sehen. Bei den aktuell herrschenden Sichtverhältnissen würden wir von dieser urtümlichen Landschaft nicht viel mitbekommen und würden vermutlich ohne Orientierung, ausser per GPS, mühsam umherirren.​
                        Hatte diesen Sommer am Bláfjall ähnliche Bedingungen, u.a. die spektakulären Wolken rund um die Pfeiler der Ostwand. Bei den verstreuten Felsen bin ich dann weglos in Richtung Südosten zu den Hvammfjöll abgebogen. Es war ein ziemliches hin und her in den Lavafeldern und dazwischen Ebenen mit tiefem Sand. Die Wolkendecke hat irgendwann alle Erhebungen, und damit alle Fixpunkte, verschluckt. Einsetzende Dunkelheit die Wegfindung zusätzlich erschwert...
                        Zwei Tage später bin ich dann am südlichen Hagavatn vorbei nach Krákárbotnar gelaufen. Seid ihr auch auf einen der beiden Schmelzwassertümpel getroffen?​ Wäre interessant zu sehen ob sie im Spätsommer trockengefallen sind.
                        Ódáðahraun

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                        • Lhor
                          Erfahren
                          • 01.10.2020
                          • 109
                          • Privat

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                          #13
                          06. Sellandafjall

                          Als der Wecker losgeht, sind wir nicht gerade begeistert. Der Wind heult und der Regen prasselt auf das Zelt nieder. Widerwillig öffnen wir den Eingang und wagen einen Blick hinaus. Eine kalte Gischt küsst sanft unser Gesicht. Stöhnend ziehen wir den Reissverschluss zu und lassen uns nochmals auf die Matte nieder. Mannomann, das braucht echt Nerven sich in solches Wetter zu begeben...

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (799).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,55 MB ID: 3218512 Nach anfänglichem Zögern beginnen wir doch noch uns vorzubereiten. Nach dem Frühstück erwartet uns die erste Prüfung des Tages. Das Anziehen der kaltfeuchten Klamotten.

                          Wir schlüpfen aus dem Schlafsack und schieben alles, was trocken bleiben muss, in den Fussbereich des Innenzeltes. Dann beginnt der Spass. Schlotternd, darum auch fluchend, schlüpfen wir in T-Shirt und Hose und winden uns dabei wie ein Zitteraal. Beengte Platzverhältnisse und feuchter Stoff, der beim Überziehen hängenbleibt, machen aus etwas Elementarem eine regelrechte Übung. Fleece, Regenjacke und Mütze kommen auch schon drauf. Ohne überlegen gleich mit dem Aufräumen der restlichen Ausrüstung weitermachen. Ehe man es merkt, wird einem wieder warm. Wir kennen es. Nur eine Frage der Überwindung.

                          Bald ist alles bis auf das Zelt im Rucksack verpackt. Unsere Tapferkeit muss nun erst einmal belohnt werden. Ich krame den Kocher wieder hervor und mache nochmals Kaffee. Dazu gönnen wir uns auch noch eine Zigarette. Ein letzter Trost, bevor es ernst wird.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (802).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3218513 Besorgt schauen wir abermals aus dem Zelt, schneiden ein paar Grimassen und albern ein wenig herum. Im Vergleich war die Sicht gestern hervorragend. Heute beträgt sie schätzungsweise noch etwas mehr als fünfzig Meter.

                          Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es bereits elf geworden ist. Jetzt müssen wir langsam in die Gänge kommen. Ohne ein Wort zu verlieren, beginnen wir mit dem Zeltabbau. Mein Bruder hebt es noch kurz an, damit ich so gut es geht von Hand den klebrigen schwarzen Sand von Zeltboden und Unterlage abwischen kann. Ein nasses Zelt aufzubauen geht ja noch. Aber wenn da noch solches Zeug rein kommt..? Nein danke.

                          Endlich startklar, verlassen wir unsere Campstelle. In der Bachrinne waren noch geschützt. Jetzt sind wir aber dem Wetter voll und ganz ausgesetzt. Der kalte Regen trifft uns fast waagrecht.

                          Mit der Kompassschnur zwischen den Zähnen halte ich mit ausgestrecktem Arm den Kompass vor Augen und richte mich aus. Eigentlich wollten wir zunächst ein paar Kilometer der Piste folgen. Doch diese führt rechts den Hang hinauf und das Gelände vor uns scheint schön flach zu sein. Ok, vergiss die Piste! Vielleicht ist es gar nicht nötig. Ich zeige mit dem Stock nochmals in unsere Richtung. Dann wandern wir los.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (804).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,41 MB ID: 3218514 Eine halbe Stunde lang kommen wir gut voran. Doch bald wird es zunehmend hügeliger. Lavabuckel und Sanddünen stellen sich immer öfters in den Weg. Um die Gehrichtung beizubehalten, versuchen wir die Unebenheiten in gerader Linie zu überwinden. Während wir hoch und runter steigen, halte ich alle paar Meter den Kompass vor Augen.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (810).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,04 MB ID: 3218515 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (808).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,86 MB ID: 3218516 Doch irgend etwas stimmt mit dieser Kompassnadel nicht. Mein Bruder schaut zu, wie ich beim Versuch mich auszurichten, immer wieder mein Oberkörper drehe.

                          Dann die berechtigte Frage: “Was zum Teufel machst du da?“

                          Mit fragendem Ausdruck antworte ich: “So etwas habe ich noch nicht gesehen. Irgend etwas interferiert hier“

                          Die Nadel will einfach nicht in der Nordmarke stehe bleiben und pendelt stattdessen in einem Winkel von etwa sechzig Grad hin und her. Ich denke nach, wo das Problem liegen könnte. Es ragt zwar überall Lavagestein aus dem Boden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es an Gesteinsmagnetismus liegen könnte.

                          Interferenz hin oder her, in diesem Gelände kann es nicht weiter gehen. Es wäre wohl doch schlauer gewesen, bei unserem Plan zu bleiben und erst einmal ein paar Kilometer auf der Piste zurückzulegen, um eben diesem Lavafeld aus dem Weg zu gehen.

                          Wir ändern somit unsere Gehrichtung und versuchen nach rechts, etwa im rechten Winkel, aus diesem Lavafeld herauszukommen. Dabei stellen sich immer grössere Lavaformationen in den Weg.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (805).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,61 MB ID: 3218517 Beindruckende Lavaformationen

                          ​Es nervt zwar die Handschuhe auszuziehen um den Fotoapparat herauszuholen, doch einer dieser Buckel verdient es, nochmals fotografiert zu werden.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (806).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,71 MB ID: 3218518 Ein etwas anderes Erinnerungsfoto

                          ​Nach etwa einer weiteren halben Stunde werden die Lavabuckel allmählich seltener und wir finden den Weg zurück in flacheres Gelände. Kurz darauf stossen wir auf eine Piste.

                          Das ist jetzt sehr merkwürdig..!

                          Wir sind uns einig, dass es höchste Zeit ist, unseren Standpunkt mit dem GPS zu bestimmen. Ich hole das Handy heraus und aktiviere die Standortbestimmung. Es dauert jedes mal eine Ewigkeit bis die App etwas anzeigt. Da es immer noch intensiv regnet, halte ich das Handy vornübergebeugt unter die Jacke und warte gespannt.

                          Endlich erscheint der blaue Punkt auf dem Bildschirm. Ich zoome langsam heraus und schrecke auf. Ich wende mich meinem Bruder zu und teile ihm mit, dass wir nur wenige hundert Meter von unserer letzten Campstelle entfernt sind. Wir sind tatsächlich im Kreis gelaufen. Beim Versuch aus dem Lavafeld zu kommen, haben wir irgendwann aufgehört auf den Kompass zu schauen und sind nur noch unserem Gefühl gefolgt.

                          Es ist zwar faszinierend so etwas selbst zu erleben, aber jetzt müssen wir entscheiden wie es weiter geht. Würde es in der Nähe Wasser geben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt um das Zelt aufzubauen und abzuwettern. Leider hatten wir im Heilagsdalur nur unseren drei Liter Trinkbeutel aufgefüllt, nicht aber den Wassersack. Obwohl wir durchnässt sind, beschliessen wir, weiter zu gehen.

                          Auf dem GPS gibt es eine Piste die auf der Karte nicht eingezeichnet ist. Diese führt südlich am Sellandafjall vorbei und trifft auf die Piste die nach Botni führt. Dort sollten wir Quellen vorfinden und könnten am nächsten Tag, auf einfachem Weg, unsere Wanderung in Richtung Askja fortsetzen.

                          Ohne weitere Zeit zu verlieren marschieren wir los und folgen der Piste in östlicher Richtung. Bis zur Abzweigung sind es noch etwa neun Kilometer. Wir legen keine weiteren Pausen ein und erreichen diese kurz vor fünfzehn Uhr. Von hier sind es nochmals etwa acht Kilometer bis zur vorgesehenen Campstelle. Als wir den Fuss des Sellandafjalls erreichen, regnet es nur noch leicht und die Sicht wird endlich besser.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (811).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,78 MB ID: 3218519 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (813).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3218520 Am Fuss des Sellandafjall

                          ​Von hier fällt das Gelände leicht ab und verliert in den nächsten paar Kilometer etwa hundert Höhenmeter. Kurz vor Erreichen der Ebene passieren wir eine Art verlassenen Flugplatz. Gelb angemalte Steine sind auf einer Länge von paar hundert Meter schnurgerade aneinander gereiht. Ein runtergekommenes Pavillon könnte zu seiner Zeit ein Hangar gewesen sein. Jedenfalls eine schräge Entdeckung.

                          Eine halbe Stunde später haben wir die Quelle und somit unser Ziel fast erreicht. In der unmittelbaren Umgebung der Quelle ist der Boden sehr weich und somit fürs Zelten nicht geeignet. Wir wollen diese empfindliche Natur nicht stören. Nach dem Wassertanken suchen wir etwas weiter weg nach einer geeigneten Stelle für unser Camp.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (814).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3218521 Quelle

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (822).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3218522 Dabei queren wir einen weiteren Bach und finden hinter der Böschung ein Lavafeld mit grösseren Felsen, die etwas Schutz vor dem kalten Wind bieten könnten. Nach kurzer Suche finden wir eine Stelle, die flach genug für unser Zelt ist.

                          Eine grosse Erleichterung tritt ein, als wir endlich Schutz vor den Elementen finden. Was für ein Tag heute! Durchgefroren und desillusioniert, liegen wir in unseren Schlafsäcken. Wir haben uns dieses Abenteuer ganz anders vorgestellt. Anstatt mitten drin, befinden wir uns nun am Rande dieser riesigen Wüste. Es scheint, als hätte der Odadahraun uns ein paar Mal durchgekaut und mit höhnischem Lachen wieder ausgespuckt.

                          Nun, entweder man gewinnt oder man lernt dazu. Demnach haben wir erfahren, dass in bestimmten Situationen ein Kompass nicht ausreicht und eine App auf dem Handy keine vernünftige Alternative zu einem echten GPS-Gerät darstellt.

                          Auf klassische Regenhosen zum überziehen, verzichten wir schon lange. Stattdessen glauben wir, dass die 3-Lagen Gore-Tex Hose für diese Gegend sehr geeignet ist. Diese ist auch ohne Zwischenschicht angenehm zu tragen und bietet sogar an Tagen wie diesen einen guten Schutz. Zudem verfügt sie mit integrierten Gamaschen und seitlichen Reissverschlüssen über weitere nützliche Features.

                          Während wir unser Abendessen vorbereiten, lernen wir sogar, dass sich die Fertigmahlzeiten hervorragend als Wärmebeutel verwenden lassen. Während der zehn Minuten, in denen der Inhalt in heisses Wasser eingeweicht werden soll, halten wir diese zwischen den Beinen und an den Füssen. Das funktioniert wunderbar und im Handumdrehen ist uns wieder warm.

                          Als wir uns vor dem Schlafengehen fürs Zähneputzen nochmals nach draussen begeben, weht ein eisiger Wind und wir glauben sogar den Schnee riechen zu können.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (824).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3218523
                          Zuletzt geändert von Lhor; 23.09.2023, 11:44.

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                          • Lhor
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                            • 109
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                            #14
                            Hier noch das Kartenupdate mit geplantem und tatsächlichem Routenverlauf

                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: opentopo 4.jpg
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ID: 3218525

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                            • Lhor
                              Erfahren
                              • 01.10.2020
                              • 109
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                              #15
                              Zitat von fimbulwinter Beitrag anzeigen

                              Zwei Tage später bin ich dann am südlichen Hagavatn vorbei nach Krákárbotnar gelaufen. Seid ihr auch auf einen der beiden Schmelzwassertümpel getroffen?​ Wäre interessant zu sehen ob sie im Spätsommer trockengefallen sind.
                              Du hast recht, einer der Hagavatn wäre tatsächlich auf unserer Route gewesen und wir hatten diesen auch im Visier. Aber wie du sehen kannst, ist etwas dazwischen gekommen 😂

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                              • Lhor
                                Erfahren
                                • 01.10.2020
                                • 109
                                • Privat

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                                #16
                                Zitat von fimbulwinter Beitrag anzeigen

                                Hatte diesen Sommer am Bláfjall ähnliche Bedingungen, u.a. die spektakulären Wolken rund um die Pfeiler der Ostwand. Bei den verstreuten Felsen bin ich dann weglos in Richtung Südosten zu den Hvammfjöll abgebogen. Es war ein ziemliches hin und her in den Lavafeldern und dazwischen Ebenen mit tiefem Sand. Die Wolkendecke hat irgendwann alle Erhebungen, und damit alle Fixpunkte, verschluckt. Einsetzende Dunkelheit die Wegfindung zusätzlich erschwert...
                                Cool! Wie immer freue ich mich auf ein entsprechendes Update auf deiner Homepage🤪
                                Die ersten zwei Fotos sind schon mal der Hammer!
                                Zuletzt geändert von Lhor; 23.09.2023, 12:25.

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                                • fimbulwinter
                                  Erfahren
                                  • 15.03.2005
                                  • 147
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                                  #17
                                  Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
                                  Du hast recht, einer der Hagavatn wäre tatsächlich auf unserer Route gewesen und wir hatten diesen auch im Visier. Aber wie du sehen kannst, ist etwas dazwischen gekommen 😂
                                  Das sind eigentlich typische Abwettertage die am besten gemütlich im Zelt verbracht werden. Aber ohne Wasser natürlich keine gute Option...
                                  Ohne Navigationshilfe im Kreis zu laufen geht wirklich erstaunlich schnell. Hoffentlich geht es dann auch bald weiter in die Wüste...
                                  Ódáðahraun

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                                  • Lhor
                                    Erfahren
                                    • 01.10.2020
                                    • 109
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                                    #18
                                    07. Skutustadir

                                    Irgendwann in den frühen Morgenstunden hat der Wind nachgelassen. Regen fällt nur noch sporadisch. Während wir frühstücken, hören wir plötzlich in der Ferne Motorengeräusche. Mein Bruder öffnet den Zelteingang und entdeckt etwa 200 Meter entfernt einen weissen Jeep, der in südlicher Richtung die Piste runter fährt. Doch die Motorengeräusche werden immer mehr. Bald sehen wir eine ganze Karawane von etwa zehn identischen Fahrzeugen vorbeifahren. Es sieht tatsächlich aus wie eine geführte Jeep-Tour. Wir können nur den Kopf schütteln. So was fehlte noch.

                                    Ich kraxle aus dem Zelt, um ein paar Fotos zu schiessen. Die Luft ist beissend kalt, der Sellandafjall weiss gepudert.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (825).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,29 MB ID: 3219166 Ein kalter Morgen


                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (828).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,66 MB ID: 3219167 Gestern mussten wir eine wichtige Entscheidung bezüglich des weiteren Verlaufs unserer Tour treffen. Aufgrund der Umstände, mussten wir nicht nur eine völlig andere Route wählen, sondern sind nun auch zeitlich in Rückstand geraten. Wenn wir rechtzeitig oben auf dem Parkplatz des Askja Kraters sein wollen, um unsere Proviantpakete entgegen zu nehmen, dann würde uns für die nächsten zwei Tage einen Gewaltmarsch auf dem uns schon bekannten Öskjuvegur bevorstehen.

                                    Schlussendlich haben wir diesen Plan aufgegeben und beschlossen, in die Zivilisation zurückzukehren. Uns ist klar geworden, dass es keinen Sinn macht, gegen unseren Stolz anzukämpfen. Die Wetterverhältnisse haben es uns nicht leicht gemacht und insgesamt können wir froh sein, dass ich mit meinem geflickten Schuh so weit gekommen bin.

                                    Zurück am Campingplatz haben wir die Möglichkeit, sofern wir im Ortsladen fündig werden, meinen Schuh ordentlich zu reparieren. Wir können auch das Kartenmaterial trocknen, das ich gestern unvorsichtigerweise habe nass werden lassen, indem ich es im Deckelfach meines Rucksacks versorgte. Sehr gespannt sind wir auch auf den aktuellen Wetterbericht. Wenn sich das Wetter doch nur für vier bis fünf Tage stabilisieren könnte. Mehr verlangen wir nicht.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (830).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,38 MB ID: 3219168 Am Bach, den wir gestern noch überquert haben, befüllen wir unsere Wasserbeutel und machen uns auf den etwa 25 km langen Weg. Die Vorfreude hält sich in Grenzen, denn wir sind diesen schon einmal gegangen.

                                    Doch vorerst geht es noch ein Stück weglos durch die Steppe am Fusse des Sellandafjalls.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (836).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,50 MB ID: 3219169 Steppe


                                    ​Die Sonne findet derweil immer wieder ein Weg durch die Wolkendecke und sorgt für eine schöne Stimmung.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (840).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,97 MB ID: 3219170 Stimungsvoll


                                    ​Hinter dem Sellandafjall zeigt sich der Blafjall ebenfalls mit einer dünnen Schneeschicht.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (858).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,17 MB ID: 3219171 Blafjall leicht eingeschneit

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (860).jpg Ansichten: 0 Größe: 5,16 MB ID: 3219172 Sonnenschein und Regengüsse wechseln sich ab. Mit zunehmender Vegetation nimmt auch die Belästigung durch Fliegen zu, die uns mittlerweile immer eindringlicher um den Kopf schwirren.

                                    Wir erreichen die Piste und hoffen, dass sich unsere Erinnerung an ein endloses Teilstück nur darum festsetzten, weil uns damals die Füsse so schmerzten. Aber auch heute zieht es sich in die Länge. Geduldig stiefeln wir die Piste entlang und sind mit Gedanken schon an unserem Ziel.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (876).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3219176
                                    Und dann geschieht es genau wie ich es vorgesehen habe. Einmal nicht aufgepasst und schon trete ich mit dem rechten Schuh gegen einen hervorstehenden Stein und die Sohle löst sich. Jetzt habe ich also doch noch die Gelegenheit zu sehen, ob meine Notlösung, das Festbinden der Sohle mit Schnur, etwas taugt.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (882).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,41 MB ID: 3219173 Damit die Schnur nicht sofort durchscheuert, bearbeite ich mit dem Messer einige Stellen des Schuhprofils, so dass eine durchgehende Nut entsteht. Kurze Zeit später sind wir bereit, die letzten Kilometer des heutigen Tages in Angriff zu nehmen.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (894).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,27 MB ID: 3219174 Willkommene Wiesen
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (901_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3219175 Graenavatn
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (902).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3219177 Dunkle Wolken über den Graenavatn


                                    ​Die Sohle scheint zu halten. Stunden später erreichen wir die Ringstrasse und biegen links nach Skutustadir ab, wo wir hoffen, noch heute einen Bus nach Reykjahlid zu erwischen.

                                    In Skutustadir stellen wir genervt fest, dass der nächste Bus erst übermorgen fährt. Also versuchen wir per Anhalter von hier wegzukommen. Eine Stunde lang bleibt jeder Versuch erfolglos. Als es noch zu regnen beginnt, sind uns die Kosten für eine Taxifahrt auch egal und wir wählen die Nummer unseres Kontaktes.

                                    Während der Fahrt zeigt die Fahrerin auf den Blafjall und erklärt uns, dass der Schnee, nur in sehr kalten Sommern wie diesen in den Rinnen bestehen bleibt.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (900).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,41 MB ID: 3219178 Blafjall. Schnee in den Rinnen


                                    ​Um halb neun kommen wir endlich am Campingplatz an, bauen schnell das Zelt auf und lassen diesen anstrengenden Tag mit einer warmen Dusche ausklingen.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (908).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3219179 Zurück auf dem Zeltplatz


                                    ​Am nächsten Morgen begeben wir uns erwartungsvoll in den Ortsladen und feiern die Entdeckung von Sekundenkleber wie einen Sieg. Wir sind im Allgemeinen überrascht von der Fülle an Artikeln, die in diesem Laden angeboten wird. Nebenan hat sogar ein kleiner Vinbudin eröffnet, worüber wir uns ebenfalls sehr freuen.

                                    Die nächste Freude kommt in Form des aktuellen Wetterberichts. In drei Tagen wird ein etwa fünftägiges Schönwetterfenster erwartet. Nur der Wind könnte etwas heftig werden.

                                    Wir kontaktieren den Tour-Operator, bei dem wir unseren Pakettransport organisiert haben, informieren ihn über unsere Planänderung und buchen eine Fahrt nach Askja.

                                    Von dort wollen wir auf dem Gaesavatnleid nach Nyidalur wandern. So können wir doch noch ein Teil unserer ursprünglich geplanten Tour umsetzen. Der Gaesavatnleid durchstreift Orte, die uns seit jeher faszinieren und von denen man im Internet nur wenige Berichte und fast keine Bilder findet. Die Sandwüste des Dyngjusandur, den Urdarhals und vorallem die Wasserscheide am Vonarskard.

                                    Als sich am späteren Morgen die Sonne zeigt, breiten wir unsere feuchten Sachen und die Karten zum trocknen aus. Am Nachmittag wird mein Schuh repariert. Ich freue mich, den zweiten Teil unserer Tour mit besserem Gefühl angehen zu können. Am Abend beginnt es wieder zu Regnen und wir holen uns in der nahegelegenen Frittierbude eine Portion Fish and Chips.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (912).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,35 MB ID: 3219180 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (920).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3219181 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (921).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3219182 Zwei Tage später sitzen wir im Hochlandbus, der uns nach Dreki fährt. In Herdubreidarlindir macht der Bus eine Pause. Es weht ein starker Wind. Vor vier Jahren haben wir diesen Ort ganz anders erlebt. Damals war keine einzige Wolke am Himmel und es war sommerlich warm.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (926).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,22 MB ID: 3219183 Herdubreidarlindir
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (927).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,32 MB ID: 3219184 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (931).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3219185 Der Herdubreid in Wolken verhüllt


                                    ​Erinnerungen werden wach, als wir am Startpunkt unserer damaligen Wanderung stehen und Richtung Herdubreid blicken.

                                    Um die Mittagszeit herum, also eine knappe Stunde später, erreichen wir Dreki. Dem Wetterbericht zufolge soll es am späteren Nachmittag aufhören zu regnen. Um die morgige Etappe etwas zu kürzen, wollen wir heute schon aufbrechen und unser Zelt in der Nähe des Dyngjuvatn aufbauen.

                                    Kurz nachdem der Bus weiterfährt, trifft ein weisser Jeep auf dem Areal ein. Wir blicken zur Piste hoch, die vom Askjakrater herunterführt, und entdecken eine ganze Gruppe identischer Fahrzeuge. Das kennen wir doch. Es ist die gleiche Karawane, die wir ein paar Tage zuvor schon gesehen haben. Als uns klar wird, dass jedes Fahrzeug durchnummeriert ist, können wir unser sarkastisches Lachen nicht zurückhalten. Es herrscht Aufregung in der Gruppe, weil einer von ihnen aus der Reihe getanzt ist. Bevor es weitergeht, hat dieser sich gefälligst einzuordnen.

                                    Nachdem die Karawane weitergezogen ist, statten wir dem Ranger, den wir vor vier Jahren kennengelernt haben, einen Besuch ab. Aber es ist nur seine Kollegin anwesend. Leider kann sie unsere Fragen nicht beantworten. Wir wollen herausfinden, wie die Trinkwassersituation entlang der Strecke und der Zustand der Flüsse nach den Gaesavatn ist. Sie telefoniert mit dem Ranger in Nyidalur und meldet uns schon mal an. Unsere Fragen bleiben jedoch unbeantwortet.

                                    Wir begeben uns in die Gästehütte und warten im Vorraum auf die Wetterbesserung. Stunden später regnet es immer noch und der Wind hat eher noch zugenommen. Immer wieder kommt die Hütte ins vibrieren, als sie von einer besonders starken Böe erfasst wird. Unter diesen Umständen fällt es uns schwer aufzubrechen und wir beschliessen, eine Übernachtung in der Hütte buchen.

                                    Am Abend erhalten wir Besuch vom Ranger. Er scheint uns nicht mehr zu erkennen und wirkt ein wenig gestresst. Er erzählt uns, dass vor ein paar Tagen ein Paar am Kistufell gerettet werden musste. Die beiden Wanderer waren völlig durchnässt und unterkühlt. Aufgrund der stürmischen Verhältnisse trauten sie sich nicht mehr weiterzuwandern. Der Ranger teilt uns mit, dass es bis zu den Gaesavatn kein Trinkwasser gibt und dass wir auf keinen Fall aus Wasserläufen trinken sollten, die vom Vatnajökull entspringen. Diese sind oft mit Schwefel verunreinigt. Als ich ihn frage, ob die Flüsse nach den Gaesavatn gut zu furten seien, möchte er keine Antwort geben. Stattdessen verweist er auf die Brücke, die über den Skjalfandafljot führt.

                                    Während wir in der Hüttenküche unser Essen zubereiten, entdecken wir aussen am Fenster ein Thermometer. Dieser zeigt gerade mal ein Grad an. Wenn man den Windchill noch miteinbezieht... Wir schauen uns mit einem schrägen Lächeln an, das hätte im Zelt ungemütlich werden können.
                                    Zuletzt geändert von Lhor; 28.09.2023, 17:14.

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                                    • Lhor
                                      Erfahren
                                      • 01.10.2020
                                      • 109
                                      • Privat

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                                      08. Dyngjusandur

                                      Heute wollen wir vor acht Uhr von hier wegkommen. Es steht ein langer und anstrengender Tag vor uns. Als wir vor die Hütte treten, holen wir ein paar Mal tief Luft und geniessen die frische Luft. Dann schultern wir unsere schweren Rucksäcke und laufen los.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (938).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,14 MB ID: 3219192 Dreki
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (940).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3219193 Los geht's auf der Piste


                                      ​Die ersten paar Kilometer verläuft die Piste entlang des Baches, welcher der Dreki-Schlucht entspringt und den Dyngjuvatn speist. Der Dyngjuvatn ist ein flacher Binnensee mit schlammigem Ufer.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (946).jpg Ansichten: 0 Größe: 4,11 MB ID: 3219194 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (947).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,61 MB ID: 3219195 Bach aus der Dreki-Schlucht


                                      ​Bald verschwinden die Hütten aus unserem Blickfeld und wir erreichen den südöstlichen Ausläufer des Dyngjufells.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (955).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,57 MB ID: 3219196 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (963).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3219197 Kurz vor dem Dyngjuvatn


                                      ​Der Hauptkamm des Dyngjufiölls ist von einer feinen Schneeschicht überzogen. Um mit den Kräften haushalten zu können, machen wir jede geschlagene Stunde eine kurze Pause, legen für einige Minuten den Rucksack ab und lockern die Schultern.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (964_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,20 MB ID: 3219198 Dyngjufjöll
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (969).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,08 MB ID: 3219199 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (971).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,47 MB ID: 3219200 Kurze Rast

                                      ​Weiter geht's in Richtung des Vadalda, wo die Piste einen Knick in südwestlicher Richtung macht. Ein paar Kilometer südlich von hier, entspringt direkt am Fusse des Vadalda ein Fluss namens Svarta. Dieser schiesst sozusagen direkt aus dem Boden und mündet ein paar Kilometer weiter in den Jökulsa a Fjöllum. Wäre sicher interessant zu sehen, aber dafür bleibt uns keine Zeit.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (975).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3219201 Vadalda
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (983).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,47 MB ID: 3219202 Dyngjuvatn


                                      ​Stattdessen verlassen wir hier die Piste und wandern weglos ein paar hundert Meter vom Ufer des Dyngjvatn entfernt. Das Gehen ist neben der Piste, wo der Sand feucht und ein bisschen hart gepresst ist, ohnehin viel angenehmer und weniger kräfteraubend.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (995).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,47 MB ID: 3219203 Wir ziehen unsere eigene Spur


                                      ​Vor uns breitet sich eine flache Sandebene aus, in der wir unsere einsamen Spuren hinterlassen. Es fühlt sich ein wenig seltsam an, in dieser Leere voranzuschreiten, ohne dass das Auge eine Erhebung oder einen Orientierungspunkt erkennen kann. Hinzu kommt das laute Flattern der hochgezogenen Kapuze. Die Windböen treffen uns hier frontal.

                                      Als wir wieder auf die Piste stossen, kontrolliere ich die Zeit und sehe, dass bald eine weitere Stunde verstrichen ist. Sobald sich mein Bruder das nächste Mal umdreht, gebe ich ihm das Zeichen für einen Time-Out.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1001).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,86 MB ID: 3219204 Blick zurück. Vadalda rechts
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1008).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,03 MB ID: 3219205 Riegel- und Trinkpause in stürmischer Sandebene


                                      ​Kurz nachdem wir wieder loslaufen, nähert sich von Hinten ein Geländewagen. Auf unserer Höhe drückt der Fahrer das Gaspedal voll durch, so das der Motor aufheult. Wir erkennen die Fahrerin. Es ist die Leiterin der Forschergruppe, die sich gestern ebenfalls in der Hüttenküche versammelt hatte. Sie wollte wohl einen auf dicke Hose machen. Peinlich gerührt, werfen wir uns einen kurzen Blick zu und setzen unsere Wanderung fort.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1016).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3219206 Durch die kalte Luft, die uns nun seit mehreren Stunden direkt ins Gesicht bläst, haben unsere Nasen begonnen zu laufen. Das Nasenwasser kommt so regelmässig, dass sich das Abtropfen problemlos in den Laufrhythmus integrieren lässt. Bei jedem zehnten Schritt genügt es, den Kopf schwungvoll zur Seite zu drehen und schon wird ein weiterer Tropfen vom Wind erfasst und fliegt in weitem Bogen davon. Eigentlich ganz praktisch.

                                      Dann ist es bald Zeit für die nächste Pause. Mit den Händen signalisiere ich, dass noch zehn Minuten fehlen. Wir halten uns minutengenau an die Stundenfrist. Heute geht es nur darum, eine möglichst grosse Distanz zurückzulegen und den Anfang der mit Flaedur benannten Schwemmebene zu erreichen. Ab morgen soll endlich für ein paar Tage die Sonne scheinen.

                                      Ein grosser Stein bietet sich als Windschutz an. Wir legen uns hin für eine etwas längere Pause. Es tut gut, für einen kurzen Moment, aus dem Wind zu kommen.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1025).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,27 MB ID: 3219207 Blick in östlicher Richtung

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1027).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3219208 Wir prüfen unseren Fortschritt mit GPS. Es fehlt nicht mehr viel bis zur Schwemmebene. Müde, aber auch motiviert, schultern wir ein letztes Mal die Rucksäcke und brechen auf.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1032).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,62 MB ID: 3219209 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1033).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3219210 Derweil frage ich mich, wie lange das noch gut geht, meine Kompaktkamera mit ausfahrbarem Objektiv ständig in den Regen und gegen den Wind zu halten. Beim Einfahren des Objektivs sind nun deutliche Kratzgeräusche zu hören. Wenig später bleibt das ausgefahrene Objektiv endgültig stecken. Das wars mit meiner Kamera. Vorsichtig schüttle ich sie ein wenig und blase ein paar mal in die Schlitze. Aber es passiert nichts. Das ist ein herber Schlag fürs Gemüt. Ich werde später im Zelt nochmals versuchen sie wiederzubeleben. Mein Bruder hat erkannt, das etwas nicht stimmt und wartet geduldig bis ich auf aufschliesse. Er übergibt mir seine Kamera und vertraut darauf, dass ihr nicht das gleiche Schicksal ereilt.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1034).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,59 MB ID: 3219211 Um viertel nach zwei erreichen wir die Schwemmebene und erblicken zum ersten Mal den Holuhraun. Dieses relativ junge Lavafeld entstand bei einem Ausbruch des Bardarbunga im Jahr 2014, einem Vulkan, der teilweise von den Eismassen des Vatnajökulls verdeckt ist. Die Lava des Bardarbunga wanderte etwa 30 km durch einen sogenannten Dyke, einen unterirdischen Kanal, bis sie in der Schwemmebene an die Oberfläche gelangte und über mehrere Monate ein riesiges Lavafeld entstehen liess.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1058).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3219212 Schwemmebene mit Holuhraun und Krater. Dahinter der Vatnajökull
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1061).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3219213 In der Schwemmebene

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1062).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,39 MB ID: 3219214 Wir wollen noch ein paar Kilometer in diese Ebene hinein wandern, ehe wir eine geeignete Stelle für unser Camp suchen.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1068).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,73 MB ID: 3219215 Kurz vor unserem Tagesziel


                                      ​Rechts von unserer Gehrichtung, erblicken wir ein paar Felsen auf einer leichten Erhebung. Erschöpft von einer sechsstündigen Wanderung auf weichem Untergrund, fühlen wir uns von diesen wie magisch angezogen und laufen direkt auf sie zu. Hier finden wir einen guten Zeltplatz.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1071).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,09 MB ID: 3219216 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1076).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3219217 Lagerplatz


                                      ​Kurze Zeit später ist das Zelt bezugsbereit und wir flüchten ins Innere. Jetzt ist erst mal ausruhen angesagt. Als erstes möchte ich mir endlich die Nase abwischen. Ich reisse ein einziges Blatt Toilettenpapier ab, denn wir müssen sparsam sein. Bevor ich es benutze, schaue ich es nochmals wertschätzend an. Was für eine Freude ein Stück Toilettenpapier bereiten kann... Darum liebe ich Outdoor. Mit einer trockenen Nase sieht die Welt schon viel besser aus.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1080).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3219218 Abgeschiedener Zeltplatz
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1077).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,47 MB ID: 3219219 Holuhraun und Vatnajökull
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1072).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3219220 Merkwürdige Lavaformation
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1087_k).jpg Ansichten: 0 Größe: 972,4 KB ID: 3219221 Himmelsloch über dem Dyngjufell


                                      ​Etwa hundert Meter von uns entfernt, erregt eine merkwürdige Lavaformation unsere Aufmerksamkeit. Sie sieht aus wie eine grosse Fackel mit zu Stein erstarrter Flamme. Da das Wetter den Anschein macht, sich bald zu bessern, werden wir nach dem Abendessen in diese Richtung spazieren.

                                      Ausgeruht und vom Abendessen gestärkt, ist es nun Zeit für einen kurzen Spaziergang, denn wir verspüren ein leichtes Ziehen an den Beinen. Etwas Auflockerung wird uns gut tun.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1123_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,38 MB ID: 3219222 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1138).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,53 MB ID: 3219223 Blick in östlicher Richtung. Die Weite des Dyngjusandurs
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1148).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,68 MB ID: 3219224 Und nach Norden mit dem Dyngjufjöll
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1150).jpg Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3219225 Kurzer Spaziergang
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1154).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,70 MB ID: 3219226 Fackel aus Lavagestein


                                      ​Als wir die Stelle mit der Lava Fackel erreichen sind wir fasziniert. Es sieht fast aus wie eine Kultstätte der Trolls, die laut Mythologie in dieser Gegend leben. Mein Bruder posiert noch kurz auf eine Ebene Steinplatte. In Wahrheit ist es eine Bühne wo Rituale abgehalten werden, während im Hintergrund das Feuer der Fackel zum Leben erwacht...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1168).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,08 MB ID: 3219227 Kultstätte der Trolls?

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1179).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,84 MB ID: 3219228 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1187_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,45 MB ID: 3219229 Gegen Abend nimmt der Wind wieder zu und wir können beobachten, wie die Wolken über dem Dyngjufjöll auf beeindruckende Weise weggeweht werden.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1208).jpg Ansichten: 0 Größe: 3,91 MB ID: 3219230 Vom Winde verweht
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1229_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,09 MB ID: 3219231 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1238_).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,04 MB ID: 3219232 Kverkfjöll im Hintergrund


                                      ​Zurück im Zelt, überrasche ich meinen Bruder und zaubere eine Tube Fusscreme mit Lavendelgeschmack hervor. Wir legen uns gleich hin und gönnen unseren Füssen eine wohlverdiente Erfrischung.

                                      Da während der Dämmerung fast keine Wolken am Himmel zu sehen waren, öffne ich um halb zwölf nochmals meinen Zelteingang und blicke nach Norden. Hahaaa, da tanzen sie, die Nordlichter! Mein Bruder scheint über diese Ankündigung nicht sehr begeistert zu sein. Ich versichere ihm, dass es sich um echte, grün schimmernde, sich bewegende Nordlichter handelt. Nicht nur weisse Schleier, wie wir sie schon mehrfach gesehen haben.

                                      “Wooow, grossartig!“ Ich versuche ein paar Fotos mit dem Handy und der Kamera meines Bruders zu machen, aber es bringt nichts. Schon blöd, dass meine Kamera ausgerechnet heute den Geist aufgeben musste. Ich hole sie hervor, in der Hoffnung, dass sie ein letztes mal zum Leben erwacht. Dann springt sie tatsächlich nochmals an. Aber nur für einen kurzen Moment. Es reicht gerade mal für ein paar unscharfe Bilder. Dann fährt das Objektiv plötzlich wieder ein und es ist endgültig vorbei. Schade.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nyadalur (1274).jpg Ansichten: 0 Größe: 1,33 MB ID: 3219233
                                      Zuletzt geändert von Lhor; 28.09.2023, 15:45.

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                                      • fimbulwinter
                                        Erfahren
                                        • 15.03.2005
                                        • 147
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Da habt ihr einen wunderschönen Zeltplatz mitten in dieser unfassbar weiten Sandebene gefunden. Zusammen mit dem Abendlicht hat das bestimmt für einige Strapazen zuvor entschädigt. Großartige Fotos!😍
                                        Faszinierend ist auch die Lavaskulptur, besonders durch den Maßstab mit der nebenstehenden Person. Solche Funde gibt es nur auf Wanderungen und mit der nötigen Zeit. Gerade diese Wüste will im Detail entdeckt werden. Die meisten fahren einfach schnell durch...

                                        Dieser schiesst sozusagen direkt aus dem Boden und mündet ein paar Kilometer weiter in den Jökulsa a Fjöllum. Wäre sicher interessant zu sehen, aber dafür bleibt uns keine Zeit.
                                        Eine sichere Trinkwasserquelle bester Qualität! Und noch dazu einer der interessantesten Orte in dieser Wüste. Den kleinen Umweg zu dieser Oase hättet ihr euch gönnen sollen. Wie dort aus dem Nichts ein mittelgroßer Fluss unter dem Flugsand entspringt ist beeindruckend.

                                        Auf unserer Höhe drückt der Fahrer das Gaspedal voll durch, so das der Motor aufheult. Wir erkennen die Fahrerin. Es ist die Leiterin der Forschergruppe, die sich gestern ebenfalls in der Hüttenküche versammelt hatte.
                                        Etwa die von der NASA? 😁

                                        Allgemein hat sich das Verhalten vieler Autofahrer in den letzten Jahren in meinen Augen geändert. Es hält heute kaum noch jemand an um zu fragen ob alles in Ordnung ist oder um Wasser anzubieten. Viele haben wohl Angst eventuell "stinkende" Wanderer mitnehmen zu müssen... Wobei es auch weniger Wanderer werden und dafür deutlich mehr Fahrradfahrer von denen fast alle die bekannte Nord-Süd Durchquerung im Schnelldurchgang machen. So zumindest mein Eindruck im Bereich Ódáðahraun.

                                        Beim Einfahren des Objektivs sind nun deutliche Kratzgeräusche zu hören. Wenig später bleibt das ausgefahrene Objektiv endgültig stecken.
                                        Euch bleibt auf der Tour aber auch wenig erspart... Unter anderem war die Ausfallgefahr - neben den vermeidbaren Objektivwechseln in staubigen Bedingungen - für mich bisher ein Grund zwei Kameras durch diese Gegend zu schleppen.









                                        Ódáðahraun

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