Hui, wie schoen mir dir mit-wandern zu duerfen! Vielen lieben Dank, und wenn ich so forsch sein darf, dann bitte ich um mehr.
[UK] Schneckenalarm auf dem WHW
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Keine Ankündigung bisher.
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Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigenOT:
Bei gutem Wetter (guter Sicht) würde ich die Cairn Toul-Braeriach-Traverse bevorzugen. Glens hatteste ja schon davor genug
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...m-oktober-2011
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OT:Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
Die Strecke bin ich 2011 bei weniger gutem Wetter gelaufen
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...m-oktober-2011
Lochnagar Oktober 2021 war aber noch schlimmer (Dauerregen).
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Zitat von Heather Beitrag anzeigenHui, wie schoen mir dir mit-wandern zu duerfen! Vielen lieben Dank, und wenn ich so forsch sein darf, dann bitte ich um mehr.
Deiner Bitte komme ich bald nach
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auch OT:
Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigenOT:
Bei gutem Wetter (guter Sicht) würde ich die Cairn Toul-Braeriach-Traverse bevorzugen. Glens hatteste ja schon davor genug
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Tag 4 (Teil 1)
Als um 3.45 Uhr meine Augen aufklappen, wird mir sofort klar, dass es heute ein langer und extrem anstrengender Tag für mich werden wird. Trotzdem versuche ich nochmal einzuschlafen, aber dies mag einfach nicht klappen. Zu groß ist meine innere Anspannung wegen der heute bevorstehenden Etappe. Um 4.21 Uhr fange ich deshalb langsam an, alles nach und nach zusammenzupacken und mich aus dem Schlafsack zu schälen.
Die Nacht war für mich wegen des Gewitters und des vielen Regens gestern am späten Abend wieder viel zu kurz, aber immerhin bin ich diesmal nicht oft aufgewacht bis jetzt.
Ich angele jetzt also die immer noch komplett durchnässten Wanderklamotten aus der Mülltüte und zwänge mich in sie hinein.
Zum Glück ist es derzeit zur Abwechslung mal trocken und als alles zusammengepackt ist,
landet noch ein letztes Foto von dieser hübschen Bucht auf meiner Speicherkarte:
Genau jetzt fängt es an zu nieseln und da es inzwischen mehr oder weniger hell ist, geht es nun los. In kalten und durchnässten Klamotten schnecke ich um 6.10 Uhr den WHW genau so weiter entlang, wie es gestern aufgehört hatte:
Der erste Anstieg steht mir direkt bevor,
der Pfad ist sehr schmal, es regnet wieder, auf meinem Fotoapparat sind trotz Regenschirm bereits die ersten Tropfen gelandet
und natürlich ist alles um mich herum nass. Der erste Bach des Tages wird von mir überquert
und der Trail besteht aus Farn,
Steinen, Matsche und Felsen.
Wenn nicht alles an mir und um mich herum nass wäre und ich nicht wüsste, dass mir heute noch für mich gefühlte unendlich viele Kilometer bevorstehen,
wäre dieser Weg gerade perfekt für mich.
Aber so ist es eher eine sehr anstrengende Angelegenheit für meinen Körper und ich nutze jede Gelegenheit für eine kurze Pause.
Der Trail verläuft nun durch einen urigen vermoosten Wald.
Die Luft ist schwül und feucht und es fühlt sich so an, wie in einem Dschungel unterwegs zu sein. Mitten in diesem Dschungel komme ich an diesem ehemaligen Gebäude vorbei.
Während der Durchquerung dieses Waldstückes komme ich mir vor wie in einem Märchenwald aus einer Traumwelt. Weiter geht es nun aber auf einem etwas breiteren Weg,
welcher aber schnell wieder schmaler und wilder wird. Vorbei an weiteren Bächen und kleinen Wasserfällen
schnecke ich immer weiter.
Hoch
und runter und hoch und runter und hoch und runter.
Immer wieder gönne ich mir weiterhin kurze Pausen zwischendurch.
An dieser Bucht ist 1975 ein tragisches Unglück passiert. Der Lehrer Bill Lobban ist hier bei dem Versuch ertrunken, zwei andere Lehrer/innen und einen Schüler zu retten, welche einen Unfall hatten. Letztendlich sind die drei Personen, die er retten wollte, gerettet worden, aber er selber hat es leider nicht überlebt. Mit einer Gedenktafel und einem Stein- und Stockhaufen wird hier noch immer an dieses traurige Unglück erinnert.
Trotz dieser traurigen Stimmung hier geht es für mich aber weiter. Manchmal geht es heute sogar über kleine Brücken,
bevor es dann plötzlich wieder durch dichten nassen Farn geht.
Immer wieder gibt es zwischendurch hübsche Aussichten
und immer wieder gibt es aber auch Kletterpartien über rutschige nasse Felsen.
Weitere Bäche und kleine Wasserfälle werden von mir überquert
und erst um 10.46 Uhr erreiche ich Schnecke nach durchgängigem Auf und Ab über Felsen, Steine, Wurzeln und durch Farn Inversnaid. Die Wasserfälle hier sind wunderschön
und auch der Ausblick ist mal wieder fantastisch:
Leider muss ich aber kurz darauf feststellen, dass das Hotel inklusive Restaurant derzeit geschlossen hat.
Aus einem Essen und/oder einem warmen Getränk wird also leider nichts. Stattdessen stelle ich meinen Rucksack unter das Vordach des Hotels, fülle meine Flaschen am Außenwasserhahn auf und schiebe ein paar Snacks in mich hinein. Plötzlich gesellen sich drei Trailrunnerinnen aus den Niederlanden zu mir, welche den WHW mit einem absolut krassen kleinen Rucksack von Hotel zu Hotel errennen. Tatsächlich haben sie all ihr Gepäck in diesen winzigen Rucksäcken, denn sie sind genau wie ich ohne Gepäcktransport unterwegs. Auch mein Regenschirm wird mal wieder zum Thema und die drei Frauen taufen mich auf den Namen „The green woman“, weil sie mein Regenschirm-Konzept so toll finden. Es wird eine wirklich supernette Pause, aber irgendwann rennen sie weiter und ich schnecke nach dieser 30-minütigen Pause ebenfalls weiter.
Direkt hinter dem Hotelgrundstück wird der WHW wieder zu einem felsigen Pfad
mit netten Aussichten zwischendurch:
Plötzlich kommen mir aus der anderen Richtung zwei Frauen entgegen, welche ihren Hund suchen. Er sei weggelaufen und nun sind sie völlig verzweifelt. Eine 4er-Männergruppe, welche ich heute schon ein paar mal getroffen hatte, haben die beiden Frauen wohl auch schon zuvor getroffen und haben bereits ihre Nummern ausgetauscht, falls diese den Hund in der anderen Richtung entdecken. Das Gelände hier ist wirklich sehr undurchsichtig und da ist es leider schwierig, einen Hund wiederzufinden. Mir tut die ganze Geschichte total leid, aber leider habe ich den Hund ebenfalls nicht gesehen
Das Gekraxel und das ewige Hoch und Runter nehmen weiterhin einfach kein Ende.
Und falls ihr euch jetzt fragt, warum ich dieses Farngestrüpp fotografiere, muss ich euch mitteilen, dass dies der WHW ist!!!!!!
Ernsthaft???????
Zuletzt geändert von Blubbi; 22.04.2023, 19:29.
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Tag 4 (Teil 2)
Der Farn ist so hoch, dass ich meinen Regenschirm zusammenklappen und einstecken muss. Mit nach oben ausgestreckten Armen kämpfe ich mich Schritt für Schritt bei Regen durch das klitschnasse Farn. Als der Farndschungel endlich hinter mir liegt, bin ich selbstverständlich noch viel nässer, als ich es eh schon war.
Auch dies ist aber nicht zu ändern
und so schnecke ich weiter,
vorbei an weiteren wunderbaren Buchten
und über weitere unendlich viele Steine, Wurzeln und Felsen.
Auch umgekippte Bäume müssen überklettert werden
und gute Plätze für Pausen finde ich inzwischen immer weniger.
Trotz allem muss ich mich aber an dieser Stelle noch einmal wiederholen: Wenn nicht sowohl ich als auch die komplette Landschaft klitschnass wären, würde ich die Art des heutigen Weges lieben.
Ein weiteres Waldstück
ist auch wieder wunderhübsch
und selbst der nasse Weg ändert daran nichts.
Um 14.44 Uhr erblicken meine Augen endlich die Doune Bothy:
Ich öffne die Tür und bin gespannt, was mich dort drinnen erwartet. Innen angekommen sitzt bereits eine 5er-Gruppe, welche ich heute schon ein paar mal getroffen hatte und mit denen ich schon ein paar ganz kurze nette Smalltalks gehalten hatte, am Kamin und gönnt sich gerade eine richtig lange Pause. Sie kochen sich Mittagessen, haben ihre nassen Klamotten ausgezogen und versuchen momentan, diese am Feuer zu trocknen. Ich suche mir ebenfalls einen Platz in der Bothy, aber für eine lange Pause riecht es mir hier drinnen zu unangenehm. Außerdem ist es hier sehr dreckig insgesamt, die Luft ist aufgrund keiner Belüftung echt eklig und außerdem wird mir schnell kalt in den nassen Sachen. Ich gönne mir Snacks und trinke etwas, ruhe mich ein bisschen aus und verabschiede mich dann nach einer ca. 20-minütigen Pause von dem Grüppchen und ziehe weiter.
Kurze Zeit später gelange ich zur nächsten Bachüberquerung:
Zwei Frauen sind bereits dabei, sich eine Taktik für die Überquerung zurechtzulegen und halten sich gegenseitig fest. Als sie drüben angekommen sind, fragen sie mich, ob sie mir auch helfen sollen. Da das grüne Brett aber aufgrund des hohen Wasserstandes gar nicht trocken zu erreichen ist und ich keine Lust habe, mit den Schuhen und Socken durch den knöcheltiefen Bach zu schnecken, entscheide ich mich lieber dafür, mit meinen Stöcken über den Baumstamm zu balancieren. Dies gelingt mir zum Glück gut und so geht es weiter durch das trübe Wetter.
Das mir schon von gestern bekannte Paar (deutscher Mann mit asiatischer Frau) holt mich ein und wir laufen ein Stück zusammen. Ich muss mich ziemlich beeilen, da die beiden schneller laufen wie ich, aber an dieser Bucht
trennen wir uns schon wieder, denn hier fährt die Fähre nach Ardlui ab. Die beiden verabschieden sich nun vorerst von mir, denn sie warten hier auf zwei Bekannte von ihnen, die hier um 16 Uhr die Fähre bekommen müssen. Ich schnecke also alleine weiter
und treffe bald diese Lebewesen mit riesigen spitzen langen Hörnern. Leider gelingt mir kein besseres Foto
Und dann - endlich, endlich, endlich - ist es vollbracht:
Um 15.57 Uhr liegt Loch Lomond hinter mir und an diesem so berühmten Foto-Aussichtspunkt wandern trotz Regen natürlich mehrere Fotos auf meiner Speicherkarte. Leider befinde ich mich gerade in einem körperlichen Tief, aber dennoch geht es für mich weiter über den Trampelpfad. Bei einer erneut hübschen Aussicht,
erreiche ich irgendwann dieses kleine Waldstück.
Die 5er-Gruppe schließt zu mir auf und zusammen fragen wir uns, wie weit es wohl noch bis zur Beinglas Farm ist. Das Grüppchen ist viel flotter unterwegs als ich, aber da es nun nicht mehr weit sein kann, überschwemmt mich spontan eine Motivationswelle, mit diesen netten Menschen noch mehr Zeit zusammen zu verbringen. Und so reiße ich mich zusammen, nehme trotz der Schmerzen meine letzten Kräfte, kann das Tief überwinden und spurte mit dem Grüppchen mit.
Um 16.56 Uhr ist es vollbracht. Ich kann es nicht fassen. Ich sammele meine allerletzten Kräfte,
überquere gefühlt kriechend das Gelände der Beinglas Farm, schaffe es bis in die Rezeption und melde mich für die kommenden zwei Nächte an. Außerdem ergattere ich hier im Mini-Shop eine Banane, drei Schokoriegel, 1,5 Liter Wasser und ein Tetrapak mit 1 Liter Apfelsaft.
Danach suche ich auf der großen Wiese einen für mich passenden Platz. Schiefes Gelände kommt für mich nicht in Frage und unter Bäumen möchte ich die nächsten 1,5 Tage auch nicht verbringen. Unter den Bäumen haben zwar andere Menschen ihre Zelte aufgebaut, aber ich hoffe darauf, morgen alles, was ich besitze, trocknen zu können und so entscheide ich mich für den ebensten Platz, den ich auf der offenen Wiese finden kann. Hier wird mein Zelt nicht vollgetropft von den Bäumen und falls jemals die Sonne herauskommt, kann das Zelt und die komplette restliche Ausrüstung hoffentlich schnell trocknen. Im Regen baue ich also mein Zelt auf, aber diesmal habe ich immerhin meine Regenjacke drüber gezogen. Dennoch bin ich insgesamt aufgrund des Farns und aufgrund des ganzen Regens und natürlich aufgrund des gestrigen Zeltaufbaus aber immer noch komplett durchnässt - Jedes einzelne Kleidungsstück ist einfach nur nass.
Ich richte meine Behausung für die kommenden zwei Nächte ein, werfe mir eine Ibuprofen-Tablette ein und quäle mich danach zurück über die Wiese zum Pub. Jeder Schritt und jede Bewegung tut weh, aber um an etwas warmes Essbares zu kommen, überwinde ich mich natürlich. Im Pub treffe ich einige meiner heutigen Trailbekanntschaften wieder. Sowohl die 5er-Gruppe aus der Bothy als auch die 4 Männer sitzen bereits drinnen und sind supernett zu mir. Sie möchten, dass ich später noch zu einem Bier zu ihnen dazustoße. Aber mir ist es im Pub leider viel zu heiß und zu voll und zu coronisch, da es auch hier absolut keine Belüftung gibt, und so entscheide ich in mir drin bereits heimlich, dass ich mich lieber im Zelt entspannen werde. Auch das Pärchen, mit welchem ich bis zur Adlui-Fähre ein Stückchen zusammen gelaufen bin, sitzt bereits drinnen. Wir verabschieden uns aber schon jetzt voneinander, weil die beiden morgen bis nach Tyndrum laufen müssen, da sie dort eine Übernachtung gebucht haben und wir uns somit definitiv nicht mehr wiedersehen werden.
Und so kommt es also, dass ich um 19.44 Uhr in meinem Zelt liege und mein Glück nicht fassen kann:
Ich habe es geschafft. Nach 10 Stunden und 51 Minuten liegen ca. 21 km hinter mir. Es ging bei unendlich viel Regen über viel Stock und Stein, über nasse Felsen, durch sehr nervigen Farndschungel, über glitschige Wurzeln, durch Bäche, durch Matsche, durch viele Pfützen, vorbei an vielen Wasserfällen und Buchten und das Ganze bei wirklich fast durchgängigem Auf und Ab. Manchmal war der Weg steil und oft musste ich klettern, was teilweise manchmal ein bisschen gefährlich war wegen der Nässe und des Abhangs neben dem Weg. Aber nun ist es vollbracht. Ich bin so unendlich froh, hier zu sein, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Der gesamte leckere Inhalt dieser Box verschwindet in meinem Magen.
Der Fisch war unendlich lecker, frisch und schön heiß. Nur eine Frage bleibt nun noch offen: Warum wurden mir ca. 30 dieser kleinen Tüten mit eingepackt? Ein paar hätten durchaus auch gereicht
Aber nun ist es Zeit für ein abschließendes Tagesfazit: Der Tag heute war insgesamt absolut unglaublich. Morgens und vormittags gab es immer wieder viele Schauer und ab mittags hat es fast durchgängig geregnet. Meine Anziehsachen sind immer noch klitschnass und es war einfach nur unfassbar unendlich anstrengend. Aber ich bin glücklich. Mir ist nichts passiert und ich habe es geschafft.
Unterwegs hatte ich heute viele nette kleine Smalltalks geführt. Trotz des schlechten Wetters waren einige Leute unterwegs. Von einer Wanderautobahn würde ich allerdings bei Weitem immer noch nicht reden, denn die meiste Zeit war ich ganz klar alleine unterwegs und hatte meine Ruhe.
Einige Leute waren auch heute wieder neidisch auf meinen Umbrella
Heute hatte ich aber auch zum ersten Mal hier auf dem West Highland Way gestresste Menschen gesehen. Viele Leute sind sowohl mit als auch ohne großen Rucksack an mir vorbeigespurtet. Sie haben nur vor sich hingestarrt und sind fast gerannt. Natürlich meine ich damit nicht die drei Trailrunnerinen vom Hotel in Inversnaid, sondern ganz normale Wanderer. Sie sind wirklich gehetzt, waren absolut unentspannt und nur damit beschäftigt, möglichst schnell vorwärts zu kommen. Zu Smalltalks kam es mit diesen Leuten natürlich auch nicht.
Gegessen hatte ich heute viele kleine Snacks und heute Abend das perfekte Fish & Chips. Getrunken habe ich immerhin 3 Liter.
Heute hatte ich während des Wanderns mehrere körperliche Tiefs. Aber immer wieder ging es dann doch wieder einigermaßen ok. Außerdem hatte ich heute zum ersten Mal seit dieser Tour etwas Fußschmerzen (2/10). Meine Hüft- und Nierenschmerzen lagen leider auch wieder bei 6/10 und meine Schulterschmerzen pendelten sich heute bei 4/10 ein.
Während ich im Zelt versuche meinen Körper zu entspannen, werden mir drei Sachen bewusst: Ich kann jetzt endlich nachvollziehen, warum so viele Wanderer den WHW mittendrin abbrechen und ihn nicht bis zum Ende laufen. Diese Etappe heute war wirklich krass. Meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ist, dass meine Schuhe auf den rutschigen und nassen Steinen und Felsen sich gut gemacht haben. Dreimal bin ich heute fast weggerutscht bzw. fast hingefallen, aber dies passierte in Matsche und nicht auf Felsen. Drittens wurde heute noch einmal meine bereits zuvor gewonnene Erkenntnis bestätigt: Auf dem WHW sieht man wirklich alles, was an Ausrüstung möglich ist. Heute überholte mich z.B. ein Typ in einer kurzen Fußballhose.
Leider wirkt die Ibuprofen-Tablette heute überhaupt nicht und ich habe immer noch krasse starke Hüft- und Nierenschmerzen, obwohl ich liege.
Ab jetzt wird aber nur noch ausgeruht und morgen wird damit weitergemacht. Ausschlafen, entspannen, viel essen und trinken und einfach nur den Tag hier an der Beinglas Farm genießen.
Leider bin ich erneut zu erschöpft, um Tagebuch zu schreiben. Eigentlich wollte ich ja heute noch alles über gestern nachholen, aber es geht einfach nicht. Meine Schmerzen sind zu groß, auch mein Gehirn ist total erschöpft und ich kann mich einfach nicht konzentrieren und dazu aufraffen. Stattdessen schüttet es gerade mal wieder wie aus Eimern über meinem Zelt. Aber das ist mir inzwischen egal. Hauptsache ich liege.
Als der starke Schauer vorbeigezogen ist, schnecke ich noch ein letztes Mal zur Toilette und um ca. 22 Uhr entschwinde ich aufgrund des lauten Flusses hier in der Nähe mit Ohropax in den Ohren ins Land der Träume
Zuletzt geändert von Blubbi; 23.04.2023, 07:35.
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Gratulation zur bewältigten Monsteretappe (trotz diversester Unbilden) und schon jetzt vielen Dank für diesen schönen Bericht mit sehr individueller Note. Bist du dir sicher, dass du Loch Lomond um 15.57 hinter dir hattest und nicht erst 15.58?
Gut möglich, dass in meinem nächsten Bericht das Verb "schnecken" vorkommt... hoffentlich fühlst du dann deine Urheberrechte nicht verletzt.
Seit über 20 Jahren habe ich einen WHW-Führer samt Karte daheim, aber bisher hat Schottland dann doch gegenüber Skandinavien immer den kürzeren gezogen... vielleicht doch zu unrecht?
Auf jeden Fall sollte ich mir (den mit den Jahren die Last des Rucksacks immer mehr drückt) dann doch eine Grammjägerin wie dich ("Nicht ohne meine Küchenwaage!") zum Vorbild nehmen.
Freue mich auf den Rest.
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Moin Blubbi,
mir geht es wie Fjellfex: Bisher hat Skandinavien noch immer gegen Schottland gewonnen - aber deine Bilder, insbesondere von dem Urwald des letzten Tages, könnten mich da schwach werden lassen. Vielen Dank für den Bericht bis hierhin und Glückwunsch, dass du trotz Nass und Kalt und Schmerzen durchhältst.
MfG, Heiko
P.S: Zumal ich gerade eine Dienstreise mit dem Caledonian Sleeper plane und daher weiß, dass auch ich als Nicht-Flieger ganz gut (und mit Interrail auch bezahlbar, nur im Kanaltunnel-Zug ist das Interrail-Kontingent schnell weg) dorthin kommen kann
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Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigenGratulation zur bewältigten Monsteretappe (trotz diversester Unbilden) und schon jetzt vielen Dank für diesen schönen Bericht mit sehr individueller Note. Bist du dir sicher, dass du Loch Lomond um 15.57 hinter dir hattest und nicht erst 15.58?
Gut möglich, dass in meinem nächsten Bericht das Verb "schnecken" vorkommt... hoffentlich fühlst du dann deine Urheberrechte nicht verletzt.
Seit über 20 Jahren habe ich einen WHW-Führer samt Karte daheim, aber bisher hat Schottland dann doch gegenüber Skandinavien immer den kürzeren gezogen... vielleicht doch zu unrecht?
Auf jeden Fall sollte ich mir (den mit den Jahren die Last des Rucksacks immer mehr drückt) dann doch eine Grammjägerin wie dich ("Nicht ohne meine Küchenwaage!") zum Vorbild nehmen.
Freue mich auf den Rest.
schön, dich hier in meiner Reise zu treffen und vielen Dank für deine nette Nachricht
Hiermit erlaube ich dir offiziell, das Wort "schnecken" in deinen Berichten zu verwenden
EInen Besuch in den Highlands kann ich auf jeden Fall empfehlen. Soviel anders als in Skandinavien sind die Berge aber gar nicht
Viele liebe Grüße,
Blubbi
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Zitat von DerNeueHeiko Beitrag anzeigenMoin Blubbi,
mir geht es wie Fjellfex: Bisher hat Skandinavien noch immer gegen Schottland gewonnen - aber deine Bilder, insbesondere von dem Urwald des letzten Tages, könnten mich da schwach werden lassen. Vielen Dank für den Bericht bis hierhin und Glückwunsch, dass du trotz Nass und Kalt und Schmerzen durchhältst.
MfG, Heiko
P.S: Zumal ich gerade eine Dienstreise mit dem Caledonian Sleeper plane und daher weiß, dass auch ich als Nicht-Flieger ganz gut (und mit Interrail auch bezahlbar, nur im Kanaltunnel-Zug ist das Interrail-Kontingent schnell weg) dorthin kommen kann
willkommen in meinem Tourbericht
Vielen Dank für deine netten Worte
Ich mag Skandinavien ja auch sehr, bereue es aber definitiv nicht, auch mal die Highlands kennengelernt zu habenIch mag definitiv beides
Viele liebe Grüße,
Blubbi
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Ui, es geht weiter! Juhu! Vielen, vielen lieben Dank fuer diesen tollen Bericht!!!Als selbstbekennende "Rennschnecke mit mangelndem Ehrgeiz" fiebere ich ganz gespannt auf jedem Schritt mit.
Viele Dinge bringen mich zum Schmunzeln, weil du so schoen anschaulich erzaehlst. Den WHW bin ich selbst noch nie gelaufen, aber tappe anderweitig durch Schottland, und finde es einfach schoen bei dir teilhaben zu duerfen!
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Zitat von Heather Beitrag anzeigenUi, es geht weiter! Juhu! Vielen, vielen lieben Dank fuer diesen tollen Bericht!!!Als selbstbekennende "Rennschnecke mit mangelndem Ehrgeiz" fiebere ich ganz gespannt auf jedem Schritt mit.
Viele Dinge bringen mich zum Schmunzeln, weil du so schoen anschaulich erzaehlst. Den WHW bin ich selbst noch nie gelaufen, aber tappe anderweitig durch Schottland, und finde es einfach schoen bei dir teilhaben zu duerfen!
Es freut mich sehr, dass dir der Bericht so gut gefällt
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Tag 5
Um 4.45 Uhr wache ich auf und muss schon wieder zur Toilette. Also ab in die Kälte. Danach liege ich zwar erst einmal im Schlafsack wach herum, aber glücklicherweise gönnt sich mein Körper dann immerhin doch noch ab 6 Uhr eine 90-minütige Schlafphase. Um 7.30 Uhr ist dann aber die Nacht für mich zu Ende. Absolut glücklich wird mir bewusst, dass ich heute nicht im Stress bin und mir mit allem, was ich tue, viel Zeit lassen kann. Den Tag heute werde ich in meinen Schlafsachen verbringen. So erhoffe ich mir, die immer noch durchnässten Wanderklamotten im Laufe des Tages trocknen zu können.
Obwohl ich immer noch nicht fassen kann, es hierher geschafft zu haben, verlasse ich irgendwann entspannt mein gemütliches Luxushotel und schlurfe zum Pub. Dort ergattere ich eine leckere Bacon Roll mit einem Ei drin,
welche ich draußen um 8.38 Uhr vor dem Pub genieße, da es momentan tatsächlich nicht regnet. Die Bacon Roll schmeckt fantastisch
und während ich noch ein bisschen an den Bänken entspanne und mit dem ultraschlechten, aber kostenlosen Wlan des Campsites süchtele, passiert doch tatsächlich Folgendes:
Das muss eine Fata Morgana sein. Zum ersten Mal, seit ich hier in Schottland bin, erblicken meine ungläubigen Augen dort hinten auf dem Berg Sonnenschein. Ich kann es nicht fassen und staune vor mich hin. Stimmen etwa die Wettervorhersagen und das Wetter wird heute und morgen besser als in den letzten Tagen? Den Anblick kann ich immer noch nicht glauben, aber tatsächlich gelingt mir ja sogar ein Beweisfoto.
Ich laufe ein bisschen über das Gelände des Campsites, suche schon einmal für morgen früh den Ort, von wo aus mich dann der West Highland Way weiter in Richtung Norden führen soll,
und kehre wieder zu den Bänken zurück.
Dort angekommen treffe ich vor dem Pub die supernette 5er-Gruppe von gestern wieder. Wir verabschieden uns voneinander, denn sie ziehen nun weiter. Auch die drei Trailrunnerinnen verabschieden sich von mir und ich schieße für sie noch ein Erinnerungsfoto von ihnen. So langsam kriechen immer mehr Menschen aus ihren Zelten und machen sich startklar für ihre nächste Etappe.
Ich hingegen bleibe hier, entspanne weiter und schlurfe irgendwann zurück zum Zelt, da es wieder anfängt zu regnen.
Der Regen hört aber bald wieder auf und während meine Wanderklamotten nun teilweise anfangen zu lüften und zu trocknen, weht plötzlich ein Marihuanageruch herüber. Ca. 50 m weiter sitzen ein paar Motorradfahrer vor ihren Zelten - vermutlich sind sie die Quelle des Geruchs. Mir soll dies aber egal sein, denn ich gönne mir jetzt erst einmal eine schöne warme DuscheAls ich danach wieder am Zelt eintreffe, fängt es leider schon wieder an zu regnen.
Schnell alles hereinholen und die Schotten dicht machen. Immerhin sind jetzt aber nicht mehr alle Sachen ganz klitschnass, sondern manche von ihnen „nur noch“ feuchtAber ausgerechnet die kurze Hose und das T-Shirt sind immer noch extrem feucht bzw. an ihnen kann ich fast keine Verbesserung im Vergleich zu gestern feststellen.
Um 12.30 Uhr kommt tatsächlich die Sonne heraus und so nutze ich dieses unglaubwürdige Ereignis für ein erstes Fotoshooting meiner Villa in Sonnenschein:
Am Pub lade ich nach dem Shooting meine Powerbank auf, welche leider in vollem Zustand nur 70 % meines Smartphones aufgeladen hat und anscheinend kaputt ist. Danach schaffe ich es endlich, mich zum Tagebuch-Aufschreiben (Tage 3, 4 und teilweise 5) im Zelt zu überwinden. Leider stelle ich aber schnell fest, dass bereits jetzt nach zwei Tagen schon viele Erinnerungen schwammig sind und ich mir bei verschiedenen Details gar nicht mehr sicher bin. Mal wieder - wie auf anderen Touren auch schon - nehme ich mir felsenfest vor, ab jetzt wieder täglich zu schreiben. Zu viele Erinnerungen und Gedanken gehen sonst einfach verloren
Nach einer weiteren Entspannungsphase und dem Versuch, weiter meine Wanderklamotten zu trocknen, schnecke ich mal wieder zum Pub, denn tatsächlich ist es nun unfassbarerweise aufgrund der Sonne zu heiß in meinem Tempel. Ich gönne mir auf diesen Rausschmiss aus meinem Zelt erst einmal um 14.52 Uhr ein Mittagessen:
Dieses Toastie mit Ham und Cheese ist, obwohl es an der Unterseite etwas zu dunkel geworden ist, megalecker und selbst die Beilage, von der ich während meiner Bestellung gar nichts wusste, schmeckt mir, obwohl ich Salat zuhause fast nie esse. Die beigefügten Chips runden das Menü perfekt ab und so genieße ich einfach nur den entspannten Tag und feiere immer noch innerlich eine Party, weil ich es bis hierher geschafft habe.
Viele Wanderer kommen vorbei und gönnen sich ebenfalls Lunch, ziehen danach aber weiter. Auch deutsche Leute und einige Menschen mit großen Rucksäcken sind dabei. Manche von ihnen haben Schmerzen und eine Frau mit riesigen Tapestreifen am Fuß humpelt bereits, aber das ist ja auch kein Wunder nach der hinter ihr liegenden Etappe am Loch Lomond.
Irgendwann schnecke ich mal wieder zurück zu meiner Behausung. Seit 9 Uhr morgens ist es heute sehr windig, aber mein Zelt hält diesem Wind bis jetzt sehr gut Stand. Die Böen in Stärke 7 sind teilweise echt heftig, aber meine Sorge um mein Zelt stellt sich tatsächlich als unbegründet heraus. Der einzige negative Aspekt, der mir aber ja bereits schon am Conic Hill aufgefallen ist, ist, dass es in meiner mobilen Villa bei starkem Wind sehr laut ist.
Erneut gönne ich mir trotz der Lautstärke eine Entspannungsphase im Zelt, trockne weiter meine Wanderklamotten, räume meine komplette Ausrüstung auf und gönne mir abends dieses Objekt:
Ich kann es nicht glauben. Dieser Triple-Chocolate-Kuchen zusammen mit der heißen Schokosoße und dem Eis ist der beste Nachtisch, den ich jemals in meinem Leben gegessen habe und so platze ich fast vor Glück, während dieses Essen nach und nach in meinem Körper verschwindet.
Danach verkrieche ich mich um 20.15 Uhr in langer Merino-Unterhose in meinem Schlafsack, denn heute Nacht sollen es nur ca. 6 - 7 Grad werden.
Leider reißt irgendwann abends ein Hering aus der Wiese, da jemand über die Abspannleine gestolpert istIch krieche also gezwungenermaßen aus meinem Zelt, stecke ihn wieder hinein und stelle sehr schnell fest, dass beim Zurückkriechen in meine Villa mit mir zusammen ca. 40 Midges mit ins Zelt geflogen sind. Sie versammeln sich fast alle in einer Zeltecke und scheinen dort eine Party zu feiern. Ich versuche sie mit meiner Mini-Fliegenklatsche zu erwischen, aber dies klappt leider nicht. Also opfere ich eins meiner übrig gebliebenen Desinfektionstücher vom Hinflug und drücke dieses nasse Tuch in die Partyecke. Dies war gefühlt die beste Idee seit langer Zeit, denn alle Midges aus der Partyecke hängen sofort tot an dem Tuch. Ein paar vereinzelte Flüchtlinge erledige ich auch noch mit diesem Tuch und irgendwann habe ich so tatsächlich alle Midges erwischt.
Inzwischen sind meine Socken, die Unterwäsche, das Merino-T-Shirt und der Fleecepulli komplett getrocknet und sicher für die kommende Nacht im Packsack bzw. meinem Kopfkissen verstaut. Nur das Bündchen der kurzen Hose ist leider immer noch sehr feucht.
Alle meine Schmerzen waren heute sehr viel weniger vorhanden als gestern und zumindest im Liegen sind alle Schmerzen komplett verschwundenGegessen und getrunken habe ich heute genug, so dass ich mich insgesamt fit genug fühle, um morgen weiterzuschnecken
Für morgen stehen nur ca. 15 km auf meinem Plan, denn mein Ziel ist der Campingplatz Strathfillan Wigwams. Ich freue mich schon auf diese Etappe. Endlich ohne Stress einfach entspannt schnecken. Regnen soll es außer ein paar Schauern morgen auch nicht und so hoffe ich, dass der morgige Tag endlich so wird, wie ich mir meine Fernwanderungen vorstelle und wie ich es liebe: Entspannt, langsam und ohne den Druck, viele Kilometer schaffen zu müssen. Auch das Terrain soll morgen viel einfacher sein.
Um ca. 22.10 Uhr Uhr klappen erneut mit Ohropax in den Ohren meine Augen zu
Zuletzt geändert von Blubbi; 25.04.2023, 20:48.
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Hallo Blubbi
Schön "in die Vergangenheit abzutauchen"......das eine oder andere scheint sich geändert zu haben, auch in der Wegeführung. Wobei ich mich an zwei Umleitungen damals erinnere und einen ziemlichen Verlaufer.
An die Beinglas Farm habe ich auch gute Erinnerungen. Vor allem glaube ich mich zu erinnern, dass dort neben der Waschmaschine ein Trockner stand..?? Ich habe die Farm jedenfalls mit trockenen Sachen verlassen trotz "heavy rain" am Vortag.....nun denn, ich lese auf jeden Fall weiter mit.
Martin
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Zitat von Hebi19 Beitrag anzeigenHallo Blubbi
Schön "in die Vergangenheit abzutauchen"......das eine oder andere scheint sich geändert zu haben, auch in der Wegeführung. Wobei ich mich an zwei Umleitungen damals erinnere und einen ziemlichen Verlaufer.
An die Beinglas Farm habe ich auch gute Erinnerungen. Vor allem glaube ich mich zu erinnern, dass dort neben der Waschmaschine ein Trockner stand..?? Ich habe die Farm jedenfalls mit trockenen Sachen verlassen trotz "heavy rain" am Vortag.....nun denn, ich lese auf jeden Fall weiter mit.
Martin
das mit dem Trockner ist durchaus möglich. Aber da ich die Waschmaschine gar nicht aufgesucht hatte, kam es dann irgendwie auch zu keiner Trockner-Nutzung. Ehrlich gesagt kam ich auf diese Idee gar nicht
Liebe Grüße,
Blubbi
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Tag 6 (Teil 1)
Als sich mein Körper um 4.55 Uhr dazu entschließt, die Schlafphase für diese Nacht zu beenden, habe ich noch keine Lust aufzustehen. Deshalb entspanne ich noch ein wenig im Schlafsack, döse eine Stunde lang vor mich und schlurfe dann erst zum Klo. Danach fange ich an, mich für die heute hoffentlich entspannte Etappe startklar zu machen. Leider ist die kurze Hose am Bündchen immer noch sehr feucht, aber ansonsten gestaltet sich der Ankleidungsprozess heute als nicht ganz so unangenehm wie vorgestern am Loch LomondDie für mich nun beendete Nacht war insgesamt gut, da ich nur 1 x zwischendurch wach war und so packe ich also zufrieden und entspannt alles zusammen.
Aber als ich mein Zelt verlasse, um dieses abzubauen, werde ich plötzlich von einem riesigen Schwarm Midges attackiert. Natürlich setze ich sofort mein Moskitonetz auf, aber dies bringt nicht wirklich die gewünschte Rettung, da offensichtlich die Maschengröße zu groß ist. Nach und nach kommen immer mehr Midges zu dem eh schon riesigen Schwarm hinzu und ich bin kurz davor, wahnsinnig zu werden. Und so breche ich den Zeltabbau ab, laufe zum Shop und hoffe über alles, dass ich dort ein für hier passendes Netz ergattern kann. Tatsächlich werde ich fündig und für nur 6,95 Pounds verlasse ich absolut glücklich wieder den Shop. Leider hatte ich morgens im Zelt nicht mit diesem Midges-Wahnsinn gerechnet, da ich während meiner ersten vier Tage hier komplett verschont wurde. Deshalb hatte ich vorhin beim Aufräumen im Zelt gar nicht daran gedacht, meinen Körper mit Deet einzureiben. Dies holte ich zwar sofort nach, als ich die verheerende Lage erkannt hatte, aber dann war es bereits zu spät. Mehrere Stiche an den Waden werden mich in den nächsten Tagen juckend begleiten (und zuhause in Deutschland werde ich noch monatelang die Spuren davon sehen, obwohl ich die Stiche nie aufgekratzt hatte). Seit sich dann das Deet auf meiner Haut befand, haben mich die Biester zum Glück nicht mehr gestochen. Als endlich trotz dieses Midges-Wahnsinns alles fertig verpackt ist, schnecke ich zum Pub. Dieser öffnet morgens um 7.30 Uhr und so geht mein heimlich erhoffter Plan perfekt auf: Eine leckere frische Bacon Roll mit Ei
landet in meinen Händen und nachdem diese in meinem Körper verschwunden ist, schnecke ich entspannt um 8.34 Uhr los.
Ein paar Minuten später komme ich an diesem Schild vorbei:
Sofort vermute ich, dass das Schild hier generell immer steht und für mich nicht von Bedeutung ist, aber tatsächlich befindet sich dort hinten hinter der Kurve ein großer LKW. Da er den kompletten Weg in Beschlag genommen hat, quetsche ich mich durch Gestrüpp an ihm vorbei und grüße währendessen winkend die Mitarbeiter zurück, welche mich bereits freundlich aus dem Truck heraus grüßten.
Ich befinde mich nun auf dem ersten Anstieg des Tages und ehrlich gesagt ist dieser für mich gefühlt sehr lang und sehr anstrengend.
Der Weg ist inzwischen bereits wieder schmaler
und ich schnecke mal wieder vorbei an wunderschönen kleinen Wasserfällen und Bächen.
Der Anstieg ist wie schon geschrieben sehr kräftezehrend für mich, aber ansonsten ist derzeit alles gut.
Der WHW zeigt sich mal wieder abwechslungsreich
und da es trocken ist und es nicht regnet, genieße ich diesen ruhigen schönen Morgen sehr.
Zwischendurch zeigt sich sogar immer mal wieder die Sonne
und so schnecke ich absolut zufrieden vor mich hin.
Diese dunklen Wolken
lösen zu Unrecht Sorgen in mir aus
und so geht es für mich weiter durch diese so wunderbare Landschaft.
Das Durchschnecken dieses Tunnels erinnert mich kurzzeitig an den heavy rain von gestern,
aber nach dem nächsten Tunnel, welcher zum Glück trocken ist,
geht es erneut durch die weite offene Landschaft.
Ein paar abgeholzte herumliegende Bäume neben den Schafen trüben kurzzeitig den Anblick,
bevor es dann für einen kleinen Moment doch noch einmal nass wird für die Füße.
Das Wetter ist aber herrlich insgesamt
und als ich um 12.02 Uhr diesen von mir bereits ersehnten Ort erreiche,
feiere ich zusammen mit diesem Typen
und einigen Wanderern, welche sich hier schon für eine Mittagspause niedergelassen haben, eine kleine innerliche Party. Der offizielle halfway point of the West Highland Way ist erreicht!!!!!!
Mehrere Wanderparteien haben sich schon an verschiedenen Plätzen breitgemacht und genießen das bisher Geschaffte. Alle sind glücklich und zufrieden und die Stimmung könnte nicht besser sein. Auch ich gönne mir einen Snack, trinke etwas, entspanne mich etwas, führe ein paar nette Smalltalks und kann nicht glauben, wie weit ich es schon geschafft habe. Ich lerne unter Anderem drei sehr junge deutsche Frauen kennen, welche hier in Schottland ein freiwilliges soziales Jahr machen. Sie arbeiten hier mit autistischen Kindern und nutzen gerade ihren Urlaub, um ein bisschen den WHW zu erwandern.
Nach dieser absolut netten Pause schnecke ich langsam den zweiten richtigen Anstieg dieses Tages hoch
und oben angekommen erwartet mich eine wunderschöne Aussicht:
Danach verläuft der WHW durch ein Waldstück. Hier sehe ich zum ersten Mal seit der Beinglas Farm ein paar Midges, welche aber diesmal glücklicherweise nicht wirklich nervig sind.
Zuletzt geändert von Blubbi; 25.04.2023, 20:51.
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Tag 6 (Teil 2)
Im Wald gönne ich mir mal wieder eine Pause.
Lange bleibe ich hier aber nicht sitzen und so ziehe ich weiter,
vorbei an diesen Pilzen (Weiß zufällig jemand, was das Weiße drumherum ist? Ist das Schimmel?) und vorbei an weiteren schönen Aussichten:
Leider hat dieser wunderschöne Anblick kurz darauf ein abruptes Ende, denn ich schnecke nun durch ein Gebiet voller abgeholzter Bäume.
Der Anblick ist wirklich alles andere als schön
und zerstört ein bisschen die Idylle.
Als ich um 13.46 Uhr unter dieser meiner Meinung nach schönsten Brücke des gesamten WHW`s durchschnecke, ist der unschöne Anblick des abgeholzten Gebietes aber sofort vergessen.
Schöner kann ich mir eine Brücke eigentlich nicht vorstellen.
Weiter verläuft der Weg nun über diese Minibrücke,
dann ein kurzes Stück direkt entlang einer Straße, über eine weitere Brücke mit dieser herrlichen Aussicht
und danach vorbei an diesem uralten Friedhof:
Obwohl heute ja nur 16 km anstehen (mit meinen gestern angedachten 15 km lag ich nicht richtig), sehne ich mir nun das Ende der heutigen Etappe herbei.
Plötzlich geht aber alles sehr schnell, denn links am Wegesrand erblicke ich mit ungläubigen Augen dieses Schild:
Tatsächlich erreiche ich bereits acht Minuten später das Gelände des Campingplatzes.
Obwohl die Etappe wirklich schön und im Vergleich zu den bisherigen Etappen relativ einfach war, bin ich nun doch sehr glücklich, um 14.25 Uhr mein Tagesziel erreicht zu haben. Ich schnecke zur Rezeption und stelle dort aber leider fest, dass sie derzeit nicht besetzt ist. Ein kleines Mädchen weist mich von sich aus darauf hin, dass der Inhaber momentan nicht darin ist und so stelle ich erst einmal meinen Rucksack ab und warte.
Auch die drei sehr jungen deutschen Frauen, welche ich schon am halfway point kennengelernt hatte und welche ich seitdem noch ein paar Mal wiedergesehen hatte, treffen kurz nach meiner Ankunft ein. Wir quatschen erneut und halten fest, dass wir uns evtl. am Ziel in Fort William wiedersehen. Nun ziehen sie aber erst einmal weiter, denn sie werden hier nicht übernachten.
Irgendwann kommt endlich der Chef des Platzes. Ich bezahle meine Gebühr und bekomme eine intensive Einweisung für die kommende Nacht. Außerdem ergattere ich zwei Sportdrinks, um meinem Wasser Geschmack beizufügen, und zwei Bacon Rolls (diesmal aber leider ohne zusätzliche eggs). Der Inhaber dieses Campsites erwärmt die Rolls, brät den Bacon auf einer ekligen siffigen Platte mit viel zu viel Butter an und packt mir die Endergebnisse dann in Alufolie ein. Mit diesen Errungenschaften im Gepäck suche ich mir nun auf dem riesigen Gelände einen ebenen Platz und ergattere einen perfekten Randplatz auf einem riesigen Wiesenstück, welches ich komplett für mich alleine habe.
Der Campingplatz hier ist laut Internet parallel eine Versuchsanstalt für Schafe. Die Schafe sind so unfassbar laut, dass ich es nicht in Worte fassen kann und so wird mir bereits jetzt schon klar, dass ich ohne meine Ohropax die kommende Nacht nicht überstehen würde. Tatsächlich bin ich gerade etwas verunsichert, ob dieser laute Ort hier die richtige Wahl für die Übernachtung war, aber zu ändern ist dies nun sowieso nicht mehr. Anstatt mir Sorgen um den Lärm zu machen, ziehe ich jetzt aber lieber erst einmal ein Fazit für die absolvierte Etappe:
Die geschneckten 16 km habe ich heute in 5 Stunden und 51 Minuten hinter mich gebracht.
Das Wetter hatte mich heute absolut positiv überrascht, denn es blieb den ganzen Tag lang trocken. Bei ca. 18 Grad war der Himmel meistens bewölkt und selten zeigte sich sogar die Sonne. Perfektes Wanderwetter. Ab 12 Uhr mittags hatte ich deshalb sogar meinen Fleecepulli ausgezogen und schneckte tatsächlich seitdem in kurzer Hose + T-Shirt durch die Gegend. Das Bündchen meiner kurzen Hose ist leider immer noch nicht getrocknet. Diese Hose nehme ich definitiv nie wieder zu solch einer Schneckentour mit. Dass das Material so dermaßen schlecht trocknend ist, war mir nicht klar.
Soviele Menschen wie heute habe ich bis jetzt noch nicht gesehen auf dem WHW. Heute waren ab mittags wirklich viele Menschen unterwegs und zum ersten Mal würde ich das Wort Wanderautobahn heute ab mittags für ca. 2 Stunden vielleicht zumindest nicht ganz abstreiten können. Ob sich diese kurzzeitig gezeigten "Menschenmassen" noch steigern werden und ich mich morgen endlich in eine Polonaise einreihen kann???
Meine allgemeine körperliche Verfassung war heute durchgängig sehr gut. Außer beim ersten Anstieg direkt morgens nach dem Start, welcher für mich anstrengend war, war alles immer gut. Keine körperlichen Tiefs haben mich belästigt und mit mehreren kurzen Pausen und einer längeren Stehpause am halfway point kam ich heute sehr gut zurecht.
Insgesamt hatte ich heute durchgängig leichte Kopfschmerzen (2/10), sehr leichte Knieschmerzen während der Abstiege (1/10) und etwas Schulterschmerzen (3/10). Dies war aber alles echt gut auszuhalten und so bin ich total zufrieden mit meinem Körper.
Aber nicht nur mit meinem Körper, sondern auch mit dem heutigen Tag insgesamt bin ich sehr zufrieden. Das Wetter war toll, meinem Körper ging es gut und die Landschaft war ebenfalls wieder wunderschön. Was will man mehr? Richtig: Nichts! Ein rundum gelungener Schneckentag ohne irgendwelchen negativen Momente neigt sich derzeit dem Ende zu.
Für morgen ist erfreulicherweise wieder kein Regen angesagt. Dies sagt mir insbesondere deshalb zu, weil ab morgen die richtigen Highlands beginnen. Natürlich erhoffe ich mir deshalb aufgrund der guten Wettervorhersage, möglichst viele nette Aussichten zu erhaschen. Geplant habe ich, mir morgen irgendwo vor, an oder nach Inveroran einen Übernachtungsplatz zu suchen. Rechnen tue ich also mit ca. 16 - 20 km.
Nach meiner Tageszusammenfassung entspanne ich noch etwas im Zelt, schiebe die erste von zwei ekligen Bacon Rolls in mich hinein und starte dann einen Rundgang über das Gelände.
Ich bestaune die nicht wirklich schönen Wigwams, die auf mich einen heruntergekommenen Eindruck machen, und lerne einen der kuriosesten Typen kennen, den ich jemals auf einer meiner Schneckentouren kennengelernt habe.
Zurück am Zelt bestätigt sich beim Auspacken dieses zweiten Objektes schnell,
dass es bei Bacon Rolls große Qualitätsunterschiede gibt.
Im Vergleich zu den Bacon Rolls der Beinglas Farm sind die zwei Exemplare hier wirklich eklig, verbrannt und auch vom Geschmack her nicht so gut. Dennoch schiebe ich auch dieses zweite Ding amüsiert in mich hinein und speichere dieses Erlebnis als neue Erfahrung in meinem Gehirn ab.
Getrunken habe ich heute insgesamt immerhin 2,5 L und gegessen habe ich morgens die Bacon Roll an der Beinglas Farm, drei Snacks während kurzer Pausen, eine Banane und die beiden Bacon Rolls hier am Campsite.
Nach einer weiteren Entspannungsphase schnecke ich erneut in Richtung Rezeption, besuche dort die Toilette und treffe erneut den kuriosen Typen wieder. Er spricht mich sofort an und da er aus der Schweiz kommt, führen wir unser Gespräch ab jetzt auf Deutsch weiter. Der junge Mann befindet sich derzeit am zweiten Tag von drei Tagen, an denen er weder essen noch schlafen möchte. Er glaubt, nach dieser Phase die Welt mit anderen Augen zu sehen. Außerdem erhofft er sich anhand dieser Methode, ohne zusätzliche Mittel (er nannte Pilze und LDS) an sein Ziel zu kommen, sich selbst zu finden. Und so hat er vor, die ganze kommende Nacht erneut wach zu bleiben und dann weiterzuwandern. Sein Zelt hat er gar nicht aufgebaut, weil er sich nicht traut, sich hineinzulegen. Zu groß ist seine Angst, dann einzuschlafen. Stattdessen hatte er den Inhaber angesprochen, während ich auf meine Bacon Rolls gewartet hatte, und mit diesem dann abgesprochen, dass er sich die ganze Nacht lang in der Küche des Platzes aufhalten darf.
Ich süchtele noch ein kleines bisschen im Internet, denn das Wlan der Rezeption funktioniert nur an einem einzigen bestimmten Punkt, an dem man dann stehen muss, um das Wlan nutzen zu können. Normalen Handyempfang gibt es hier auch nur in der Nähe der Rezeption und an meinem Zelt gar nicht. Da mir inzwischen aber sehr kalt ist, schnecke ich nun zurück zu meiner Villa, stopfe mir meine Ohropax in die Ohren, versuche mich trotz des immer noch durchgängigen lauten Geräuschepegels der Schafe noch etwas im Schlafsack zu entspannen und verschwinde um ca. 20.30 Uhr bereits ins Land der Träume
Zuletzt geändert von Blubbi; 30.04.2023, 06:53.
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Tag 7 (Teil 1)
Trotz meiner Ohropax war ich heute Nacht um 2.15 Uhr eine Stunde lang wach, da die Temperatur nur 5 Grad betrug und mir kalt war. Auch sonst war ich in dieser nun hinter mich gebrachten Nacht ein paarmal wach. Es ist erst 6 Uhr, aber ich kann nicht mehr einschlafen. Also entspanne ich noch etwas im Schlafsack und fange irgendwann damit an, mich für die heutige Etappe fertig zu machen. Ein erster Blick aus meiner Villa zeigt mir, dass die Sonne scheintAls ich vom Toiletten-Ausflug zurück am Zelt ankomme, jucken die Midges-Stiche von gestern. In weiter Entfernung auf einer anderen der riesigen Wiesenstücke des Campsites sitzt bereits eine Frau vor ihrem Zelt, aber ansonsten ist noch nichts los. Die wenigen Menschen, die hier übernachtet haben, scheinen noch zu schlafen, und so ist mal wieder alles superentspannt für mich.
Um 8.03 Uhr schnecke ich los und lasse das Gelände der Strathfillan Wigwams hinter mir.
Zuerst muss ich ein kleines Stück auf einer nicht befahrenen Straße hinter mich bringen,
bevor der WHW dann wieder zu einem Trampelpfad wird.
Parallel verläuft ein hübscher kleiner Fluss
und zur rechten Seite hin ist bereits offenes Gelände zu sehen.
Die Morgensonne ist herrlich
und mein erstes Zwischenziel Tyndrum rückt immer näher.
In Tyndrum muss ich auf jeden Fall meine Lebensmittelvorräte aufstocken. Außerdem möchte ich mir dort auf jeden Fall ein Frühstück gönnen. Aber soweit ist es noch nicht und so schnecke ich weiter,
vorbei an hübschen kleinen Bächen
und herrlichen Aussichten.
Irgendwann erreiche ich diesen verlassenen Ort:
Wie an jedem Morgen bisher hier in Schottland sind mal wieder keine Menschen außer mir unterwegs und so wirkt dieser große Platz trostlos und seltsam. Als Nächstes schnecke ich am Campsite Pine Trees vorbei
und schwups - befinde ich mich plötzlich schon an der Stelle, an welcher man den WHW verlassen kann für einen Abstecher in das kleine Örtchen Tyndrum.
Dort angekommen gönne ich mir um 9.33 Uhr erst einmal eine Bacon Roll im berühmten Real Food Cafe.
Hier ist die Qualität genau wie an der Beinglas Farm fantastisch und da ich mir hier sogar wieder ein zusätzliches Ei einbauen lassen konnte, bin ich wunschlos glücklich. Nach einer entspannten Pause schnecke ich weiter
zum Green Welly Stop. Hier finde ich zum ersten Mal auf dem WHW eine richtige Auswahl an Lebensmitteln vor und so landen ein eingeschweißtes Käsestück, Erdbeeren, Snacks (Kekse und Schokolade), ein Sandwich, Wasser mit Zitronengeschmack, ein Kakao und eine Röhre mit Vitamin-Tabletten als Geschmack für Wasser in den nächsten Tagen in meinem Einkaufskorb. Vor dem Shop gibt es mehrere Picknickbänke und so gönne ich mir ein zweites Frühstück (Erdbeeren + Kakao), bereite meine Getränkeflaschen vor, fülle eine für mich ausreichende Vitamin-Tablettenanzahl in einen Mini-Zippbeutel und packe alle neuen Errungenschaften in meinen Rucksack. Die Röhre mit den restlichen Vitamin-Tabletten ist viel zu groß für mich und als eine Vierer-Wandergruppe, die ich schon am halfway point getroffen hatte, eintrifft, nehmen diese dankbar meine überflüssigen Tabletten entgegen, als ich ihnen mitteile, dass ich diese sonst entsorgen würde. Nach meinem Zwischenstop hier schnecke ich wieder zurück zu dem Punkt, an dem ich den WHW verlassen hatte, komme erneut am Real Food Cafe vorbei
und treffe kurze Zeit später wieder hier ein:
Viele Wanderer laufen direkt von Tyndrum aus weiter nach Norden und lassen somit einen kleinen Teil des WHW‘s aus. Mir persönlich ist es aber wichtig, jeden Meter mitzunehmen, wenn es möglich ist, und so schnecke ich vorbei an einem weiteren Campingplatz (By the Way). Danach wird der WHW wieder richtig hübsch
und so bereue ich in keinster Weise, nicht geschummelt zu haben, sondern dem offiziellen WHW weiter gefolgt zu sein.
Nach der Umrundung Tyndrums erreiche ich den letzten Supermarkt am nördlichen Rand von Tyndrum,
besorge mir dort spontan noch eine Banane und vier Mini-Salamis und kann es nicht lassen, von diesem so berühmten Schild um 11.09 Uhr ein Foto zu schießen:
Nun wird es aber wirklich Zeit, Tyndrum hinter mir zu lassen und so folge ich schneckend dem Forstweg.
Die Highlands um mich herum sind herrlich anzuschauen
und schöner könnte die Landschaft wirklich nicht sein.
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Tag 7 (Teil 2)
Die hier frei herumlaufenden Schafe erinnern mich an Conic Hill.
Auch weiterhin bleibt der WHW abwechslungsreich
und so schnecke ich zufrieden vor mich hin, obwohl meine allgemeine körperliche Verfassung bisher heute nicht ganz so gut ist wie in den letzten Tagen.
Der WHW verläuft heute manchmal in der Nähe der Straße A 82, welche genau wie der WHW nach Fort William führt. Außer dieser Straße, die man manchmal sehen kann, ist aber mal wieder absolut nichts los. Von einer Wanderautobahn ist mal wieder gar nichts zu sehen, aber dafür erblicke ich plötzlich einige Autos auf der A 82. Eine Baustelle sorgt tatsächlich hier mitten in den Highlands für einen kleinen Stau. Selbst neben der Straße parken bereits ein paar Autos. Da ich mich gerade in einem absoluten körperlichen Tief befinde, gönne ich mir am Wegesrand eine 20-minütige Pause. Ich schiebe einen Snack in mich hinein, welchen ich am Green Welly Stop gekauft hatte. Der Schokoriegel mit Beerengeschmack schmeckt recht lecker, aber als der Riegel in mir verschwunden ist, stelle ich leider fest, dass der Riegel bereits seit zwei Monaten abgelaufen ist
Nach diesem Tunnel
wird der WHW wieder etwas schmaler
und bleibt weiterhin abwechslungsreich.
Zum ersten Mal landen nach dem Überqueren einer kleinen hübschen Brücke schottische Hochlandrinder auf meiner Speicherkarte
und kurze Zeit später
erreiche ich die Eisenbahn-Haltestelle von Bridge of Orchy.
Bis zum Hotel mit Restaurant ist es nun nicht mehr weit
und dort angekommen treffe ich um 14.59 Uhr vier Wanderparteien wieder, die ich zwischen dem halfway point und meinem jetzigen Standort immer mal wieder getroffen hatte. Die Männergruppe, denen ich meine Brausetabletten geschenkt hatte, sitzt draußen bereits an einem Tisch und an einem anderen Tisch sitzen bereits drei voneinander unabhängige Wanderparteien, die alle aus der Schweiz kommen und sich hier auf dem WHW zufällig kennengelernt hatten. Auch ein belgisches kleines Grüppchen sitzt bereits mit erfrischenden Getränken an einem Tisch. Alle begrüßen mich sehr herzlich und laden mich direkt ein, mich zu ihnen zu setzen. Mir fällt es schwer, mich entscheiden zu müssen, an welchen der Tische ich mich setze, da ich alle Menschen von ihnen gerne mag, aber letztendlich entscheide ich mich dann für den Tisch mit den Schweizern. Drinnen im Hotel bestelle ich mir das erste Haggis meines Lebens in Form eines Toasties und ein Getränk und setze mich dann wieder zu ihnen. Die Stimmung könnte nicht besser sein und wir unterhalten uns großartig. Drei junge Frauen aus der Schweiz hatten sich im Internet auf einer Kontaktbörse kennengelernt und sich dann für den WHW verabredet, obwohl sie sich nie zuvor live gesehen hatten. Die nächste Wanderpartei besteht aus einem Ehepaar aus der Schweiz und die dritte Partei besteht aus einer Frau mittleren Alters, die genau wie ich solo unterwegs ist. Alle drei Wanderparteien laufen von Hotel zu Hotel und haben keine Zeltausrüstung dabei. Aber nun ist es erst einmal Zeit für das Haggis-Toastie, welches mir herausgebracht wird.
Für meinen Geschmack sind die Toasts zu dunkel zubereitet, aber das stört mich nicht im geringsten. Ich genieße es einfach nur, hier zu sein, neue Erfahrungen sammeln zu dürfen und so nette Menschen kennenlernen zu dürfen. Das Haggis an sich schmeckt nicht schlecht, aber der Knaller ist es für mich nicht. Zu dem Toastie und der Pommes wurde noch eine mayonnaisenartige Creme in einem kleinen Gefäß angereicht und ein bisschen Weißkrautsalat in einem extra Topf. Irgendwann muss ich diesen so netten Ort aber verlassen, denn ich möchte noch ein paar Kilometer hinter mich bringen. Die Schweizer übernachten alle hier, aber wir gehen davon aus, dass wir uns morgen im Laufe des Tages wiedersehen werden. Die Männergruppe ist genau wie ich mit Zelten unterwegs und möchte später auch noch weiterlaufen. Für mich geht es nun um 15.51 Uhr über die berühmte Bridge of Orchy,
dann vorbei an der direkt dahinter liegenden kleinen Wiese am Fluss, auf welcher man kostenlos zelten darf (es gibt sogar Dixie Klos!)
und dann weiter über einen hübschen Trampelpfad.
Während eines langen anstrengenden Anstieges erwartet mich mal wieder eine wunderbare Aussicht
und ich kann einfach nicht glauben, wie schön es hier ist und wie toll das Wetter heute wieder mitspielt.
Die Aussicht wird von Meter zu Meter besser
und oben angekommen erinnert mich die Landschaft an die des Padjelantaledens (oberhalb der Baumgrenze hinter Staloluokta).
Als der Abstieg beginnt, gelange ich irgendwann zu diesem sehr bekannten Übernachtungsplatz:
Mir sagt dieser Platz aufgrund der Steinhaufen und aufgrund eines Ich-befinde-mich-hier-auf-dem-Präsentierteller-direkt-am-Weg-Gefühl aber nicht zu und so schnecke ich weiter,
bis ich am Gelände des nächsten Hotels ankomme (Inveroran). Hier werde ich von diesen Fahnen begrüßt und es fühlt sich für mich so an, als ob ich gerade einen Marathon hinter mich gebracht hätte und nun im Zieleinlauf bin.
Nachdem ich am Hotel vorbeigeschneckt bin, erreiche ich um 17.15 Uhr den im Internet beschriebenen Ort, an dem man hinter dem Hotelgelände kostenlos zelten darf. Zwei Personen, die eine Gruppe organisieren, welche eine komplett organisierte Wanderung gebucht hat (Gepäcktransport, Zeltaufbau, warmes Essen unter einem aufgebauten großen Tarp usw.) haben sich bereits niedergelassen und die grünen Zelte für die bald nach und nach eintreffenden Wanderer bereits aufgebaut und eingerichtet. Ansonsten ist hier aber (noch?) nichts los. Da ich ein bisschen Sorge habe, in naher Zukunft keinen für mich geeigneten Zeltplatz mehr zu finden und da außerdem meine Kräfte dem Ende zugehen, suche ich mir einen ebenen Randplatz auf dem schönen Gelände hier aus und als meine Villa aufgebaut ist, stelle ich fest, dass ich mit meiner Aussicht aus dem Zelt mal wieder mehr als zufrieden sein kann:
Die heute geschneckten 19 km (inklusive dem Zusatzweg von 1 km in Tyndrum) habe ich in 9 Stunden und 12 Minuten hinter mich gebracht.
Glücklich liege ich nun in meinem Schlafsack, entspanne, werfe mir für heute eine zweite Ibuprofen-Tablette ein und raffe mich zu einem Tagesfazit auf:
Bis zum Hotel bei Bridge of Orchy hatte ich heute mal wieder fast gar keine Menschen gesehen (außer im Örtchen Tyndrum). Anscheinend hatten mich ein paar Wanderparteien überholt, während ich den WHW nach meiner Shopping-Tour um Tyndrum herumgelaufen bin. Wie auch immer - das Wort Wanderautobahn ist heute mal wieder einfach nur unpassend für mich.
Heute gab es für mich zwei lange Anstiege. Der erste von ihnen war der Anstieg hinter Tyndrum und der zweite war ein sehr langer für mich anstrengender Anstieg zwischen Bridge of Orchy und meinem derzeitigen Zeltplatz.
Meine allgemeine körperliche Verfassung war heute nicht ganz so gut, obwohl die heutige Etappe aus viel easy going bestand und der Tag insgesamt keine harte Etappe war. Trotz einiger kurzer Pausen, der etwas längeren Pause in der Nähe der Baustelle und der langen Mittagspause bei Bridge of Orchy war ich insgesamt nicht ganz so fit wie sonst in den letzten Tagen. Nach Tyndrum hatte ich mir bereits eine Ibuprofen-Tablette eingeschmissen wegen Rückenschmerzen. Ansonsten hatte ich wieder leichte Fußschmerzen an der rechten Innenseite (3/10), sehr leichte Hüft-/Nierenschmerzen (1/10), sehr leichte Kopfschmerzen (1/10) und Schulterschmerzen rechts (3/10). Die Midges-Stiche juckten immer wieder sehr und Fenistil war heute definitiv einer meiner besten Freunde.
Das Wetter heute war wieder ein absolut perfektes Wanderwetter. Mal Wolken, mal Sonne, kein Regen, ab und zu ein leichter erfrischender Wind und ca. 16 Grad. Das Bündchen meiner kurzen Hose ist immer noch nicht ganz trocken, aber ansonsten kann ich mich über das Wetter wirklich nicht beschweren
Gegessen hatte ich heute morgen die Bacon Roll im Real Food Cafe und danach die Erdbeeren am Green Welly Stop, unterwegs später drei Snacks, dann bei Bridge of Orchy das Haggis-Toastie mit Pommes und Weißkrautsalat und jetzt hier am Zelt zwei Mini-Salamis. Getrunken habe ich insgesamt heute ca. 3,5 Liter.
Das Einzige, was meine entspannte Ruhe manchmal derzeit kurzzeitig stört, ist die organisierte Gruppe. Sobald ein Wanderer von ihnen eintrifft, stürzen sich die beiden Organisatoren auf die Person und rufen zu dieser herüber, ob sie einen Kaffee möchte, ob sie etwas essen möchte, wann sie zum Essen kommt usw.
Nach und nach treffen noch ein paar weitere Wanderer mit Zelt ein, u.a. das nette belgische Grüppchen vom Nachbartisch an der Bridge of Orchy. Diese anderen Zelte werden aber mit großer Entfernung zu meinem aufgebaut, und so war meine Randplatzwahl mit schöner Aussicht eine gute und gelungene Wahl. Auf der anderen Seite der Brücke hier haben sich auch schon ein paar Zelter eingefunden, aber diese sehe und höre ich gar nicht.
Leider gibt es hier viele Midges, und so trage ich auf jeden Fall durchgängig mein neues Kopfnetz, wenn ich mein Zelt verlasse.
Handyempfang habe ich übrigens seit heute Mittag gar nicht mehr.
Bei der organisierten Reisegruppe mit den grünen Zelten hat sich inzwischen eine Frau in ihr Zelt zurückgezogen, welche anscheinend große Schmerzen hat. Sicherlich kann sie da nichts für, aber ihr immer wieder lautes Stöhnen wird nach und nach doch nervig für mich. Ich schiebe mir mal wieder meine Ohropax in meine Ohren, höre ihr Stöhnen aber immer noch.
Außerdem stolpert zweimal der frei herumlaufende Hund des belgischen Grüppchens über meine Abspannleinen
Um ca. 20.30 Uhr ist der Tag für mich beendet und ich verschwinde ins Land der Träume
Zuletzt geändert von Blubbi; 29.04.2023, 10:46.
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