[NO/SE] Mit dem Packraft: Vom Rago und durch den Sarek nach Saltoluokta

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  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1939
    • Privat

    • Meine Reisen

    #61
    04.09.22 / 05.09.22


    Sturm an der Pielastugan



    Es ist noch nicht Mitternacht, da weckt mich ein ein menschliches Bedürfnis. Finde ich gerade etwas ungewöhnlich, denn mehr getrunken, als gewöhnlich, habe ich auch nicht.
    Im Zelt ist es bitterkalt.
    Brrrr, denke ich, und es läuft mir ein Kälteschauer über den Rücken. 🥶
    Es kostet mich eine beachtliche Überwindung, meinen warmen Schlafsack zu verlassen, zumal ich auch nichts mehr habe, was ich noch überziehen könnte. Ich habe bereits alle geeigneten Kleidungsstücke angezogen. 🥺 Da ist nichts mehr zu machen. Mit klammen Fingern und klappernden Zähnen verlasse ich zügig das Zelt.
    Während ich da so zitternd stehe, merke ich, dass irgend etwas anders ist. Unwillkürlich schaue ich zum Himmel und staune etwas ungläubig hinauf. Was ist das?
    Eine lange himmlische und helle Linie zieht sich fast mittig durch das komplette Álggavágge. Zum Talende, in Richtung Álggajávrre, ist stellenweise ein ganz schwaches Grün zu sehen.
    Das ist also mein erstes Nordlicht im Sarek. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre und ich bin durchaus berührt, aber so eine rechte Begeisterung will sich bei mir nicht einstellen.
    Jetzt schnell das Stativ und die Kamera holen? Hmm, eigentlich ist es ja ein Selbstgänger, doch….ich bin unschlüssig. Mir ist kalt und zwar so richtig. Zähne klappernd stehe ich hier und warte, ob sich nicht doch noch ein kräftigeres Nordlicht zeigt. Die Kälte kriecht mir langsam in die Knochen. Wenn ich hier noch länger stehe, dann wird mir später im Schlafsack überhaupt nicht mehr warm. Ich warte und schaue dem Himmel noch etwa 5 Minuten zu, dann beschließe ich guten Gewissens und heftig am ganzen Körper zitternd, zurück ins Zelt zu gehen.
    Ist das kalt! Wie befürchtet brauche ich eine gute halbe Stunde, um wieder halbwegs warm zu werden. Dann schlafe ich endlich ein.


    05.09.22


    Die Nacht habe ich gut und überraschend warm geschlafen. Heute morgen, 6 Uhr, ist es sogar noch kälter im Zelt, als gegen Mitternacht. Es ist hell, aber die Sonne hat das Zelt noch nicht erreicht. Als ich den Kopf herausstrecke, stelle ich fest, das es dick mit Raureif bedeckt ist. Schnell hole ich die Kamera für ein, zwei Fotos, dann gehe ich sofort zurück ins Zelt.




    Blick in Richtung Álggajávrre: Endlich kommt die Sonne auf den Talboden, während das Zelt noch im Schatten liegt





    Langsam taut der Raureif



    Umgebung


    Ich bin müde und seit ich den Schlafsack verlassen habe, friere ich sofort wieder. Umgehend gehe ich wieder zurück unter meinen Quilt. Den ersten Kaffee ohne Frühstück trinke ich noch unter dem wärmenden Quilt. Der Trinkwasser - Sack ist zur Hälfte durchgefroren, doch das übrige Wasser reicht aus für den Kaffee. Ich hatte noch nie einen so durchgefrorenen Wassersack, nicht mal im Jahr zuvor, wo mich ein Wintereinbruch mit Schnee und nächtlichen Minus Temperaturen erwischte.
    Ich schätze die Temperatur während der Nacht auf 5 - 6 Grad Minus. Soviel braucht es, um einen Wassersack mindestens hälftig durchzufrieren.
    Jetzt, wo die Sonne auf dem Zelt liegt, wird es etwas wärmer darin. Das ist ganz gemütlich und so lege ich mir mein aktuelles Hörbuch für eine halbe Stunde auf die Ohren.
    Dann wird es Zeit für einen zweiten Kaffee und das Frühstück.
    Im Anschluss packe ich umgehend, am Schluß das halbnasse Zelt. Heute will ich noch bis zum Bierikjávrre, da wird es Zeit.

    Rasch wird mir beim Gehen vollends warm. Das Licht ist wieder ganz herrlich und ich genieße dieses Tal, wie noch kein anderes Sarek - Tal zuvor. Klar, bei diesem Wetter! ☀️🤩☀️






    Bei Álgganjálmme: Blick zurück in Richtung Áhkávágge, rechts der Áhkátjåhkå, Mitte: Kanalberget



    Vor der Furt: Es folgt noch eine Weitere über den Guohperjåhkå. Rechts das Dach der Renvaktarstuga


    Nach der zweiten Furt halte ich Ausschau nach meinem stürmischen Übernachtungsplatz aus dem Vorjahr (inzwischen befinde ich mich in bekannten Terrain), doch ich finde den Platz nicht wieder.
    Seltsam….🤔
    Diesmal ist das Wetter viel besser, als im letzten Jahr und so sehe ich viele Dinge mit ganz anderen Augen.







    Es ist bereits Nachmittag, als ich die Mikkastugan bei Skárjá erreiche. Wie aus dem Nichts ist es urplötzlich sehr windig geworden. Seltsam, denke ich, davon war im Wetterbericht aus meinem Inreach überhaupt keine Rede. Wieder ein Beispiel, wie das Micro - Klima hier im Sarek von Tal zu Tal differiert. Langsam mache ich mir so meine Gedanken. Sorgen habe ich noch nicht, aber der Wind ist hier bereits stärker zu spüren, ja, es sieht sogar so aus, als sollte sich das Ganze zu einem Sturm hochschaukeln.
    Ohne einen Blick in die Hütte gehe ich vorbei und mache nur noch auf der Brücke ein Foto, hinab in den kleinen Canyon, wo der Smájlajjåhkå in den Ráhpajåhkå fließt.




    Auf der Brücke


    Bis zum Bierikjávrre ist es noch ein gutes Stück Weg, doch bis etwa 19 Uhr (meine für heute maximal gesetzte Uhrzeit) sind es nicht einmal mehr 2,5 Stunden. Ich will einen Schritt zulegen, doch das ist gar nicht so einfach, denn der Wind bläst mir bereits ordentlich von schräg West entgegen.
    Auf Höhe der Pielastugan, als es bereits gegen 19 Uhr ist, beginne ich mit der Zeltplatzsuche.
    Der Bierikjávrre ist bereits in Sichtweite, also kann ich bereits nach einem Platz Ausschau halten.
    Wider Erwarten gestaltet sich die Suche äußerst kompliziert, denn wenn einmal ein ebener Platz in Wassernähe im Blick erscheint, so erkenne ich doch meist unmittelbar, dass der heute dringend benötigte Windschutz fehlt.
    Inzwischen stürmt es weiter kräftig und ich mache mir bereits Gedanken wegen des Zeltaufbau.
    Dann entdecke ich eine kleine, plane Fläche, die mich sofort anzieht, weil dort ein kleiner Wall etwas Windschutz spendet.
    Mist, denke ich, schon besetzt! Zwei Zelte, ein rotes Staika und ein Irgendwas - Tunnelzelt teilen sich die kleine Fläche. Während sich das Staika zwar hin und her bewegt, steht es doch sehr solide da. Anders das No name - Tunnelzelt, das ordentlich von der Seite vom Wind gebeutelt wird. Das sieht sehr unschön aus. Ich habe doch große Bedenken, ob sich das lange hält? 🤔 😳
    Rasch gehe ich weiter. Wenn das hier alles so aussieht, denke ich, dann muss ich mir vielleicht doch Sorgen machen? So langsam reicht es mir für heute. Unten, an den kleinen Seen, von denen es hier einige gibt, gäbe es bestimmt gute Plätze, aber die sind alle dem Sturmwind direkt schutzlos ausgeliefert.
    Einige hundert Meter später, als ich bereits sorgenvolle, schlechte Laune schiebe, entdecke ich etwas unterhalb von mir so etwas wie einen ebenen Platz, der sogar von Norden und Osten von einer kleinen, aber viel zu niedrigen Steinmauer umgeben wird. Leider kommt der Wind aber von Südost, so dass mein Zelt da völlig ungeschützt steht. Ich schaue mich um: Rings herum sieht das Gelände völlig ungeeignet für einen Zeltaufbau aus.
    Egal, ich nehme den Platz. Dann muss ich den Aufbau eben besonders sorgfältig ausführen.
    Im jetzt sehr stürmischen Wind wahrlich kein leichtes Unterfangen. Ich habe alle Hände voll zu tun, aber dank des super - leichten Aufbaus liegt das X-MID angetackert, flach am Boden. Dann der entscheidende Moment, wo der Trekkingstock eingeführt wird. Es geht, doch das Zelt steht schwer im Wind. Nun noch zusätzliche Abspannleinen, von denen ich nur zwei habe, die ich auf der Wind - zugewandten Seite befestige. Anschließend packe ich jeweils einen großen Stein (davon habe ich dank der Mauer reichlich genug) auf jeden Hering.
    Nach gefühlt mehr als einer Stunde winde ich mich fix und fertig ins Zeltinnere. Kaum habe ich ein bisschen durchgeatmet, muss ich noch mal raus zum Wasser holen. Erst dann ist Feierabend und ich bereite mein Abendessen zu. Selbst in der tief runter gezogenen Apsis muss ich noch für zusätzlichen Windschutz für den Spirituskocher sorgen, doch auch das geht sich gut aus.
    Als es bereits stark dämmert beschäftige ich mich noch etwas mit meinem Hörbuch.
    So unter den Kopfhörern wird das Windgetöse gleich von der Hörbuch - Stimme überdeckt, doch ich muss dafür sogar die Lautstärke erhöhen.
    Nach einiger Zeit beende ich das Hörbuch und lege mich in meinen Quilt. Aus Prinzip benutze ich kein Ohropax, um mitzubekommen, wenn sich die Geräusche ändern.
    Wild und heftig drückt eine Windböe nach der Nächsten mit voller Kraft gegen das Zelt. Ich bin zuversichtlich und habe großes Vertrauen in das X-MID.
    Das muss das Zelt abkönnen, eigentlich jedes Zelt. Ein besserer Windschutz wäre allerdings noch beruhigender.
    Trotz der heftigen Geräuschkulisse schlafe ich bald ein.




    Camp 10​
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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    • andrea2
      Dauerbesucher
      • 23.09.2010
      • 986
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      • Meine Reisen

      #62
      Hallo Tom,

      wieder ein wunderbarer Tag. Uns ging es an dem Tag ganz ähnlich. Diese herrlichen Sonnentag sind schon ein Geschenk gewesen.

      Schon lustig, wie sich die Erlebnisse gleichen. Ich hab im Tagebuch für die Nacht vom 04. auf den 05. notiert, "nur schwaches Polarlicht, keine Lust Fotos zu machen". Durch das schöne Wetter im letzen Jahr war es tatsächlich schon so, dass wir spät abends aus dem Zelt schauten, und dann hießt es, oh je schon wieder Polarlicht. Ich bin dazu übergegangen nur noch aus dem Schalfsack heraus Fotos zu machen. Meine Kamera kommt da sowieso schnell an ihre Grenzen.

      Wir empfanden die Nacht auf den 04.09. viel kälter. Allerdings zelteten wir da im Schatten des Bierikbákte und die Sonne schaffte es bis zum Aufbruch am Vormittag nicht über den Berg. Dagegen stand das Zelt in der Nach auf den 05.09. kurz vor der Guhkesvággebro. Schon früh morgens Sonne auf dem Zelt und bereits um 7 Uhr war es gemütlich warm im Zelt.

      Genau wie du suchten wir am Abend des 05.09. noch kurz vor 19 Uhr einen windgeschützten Zeltplatz und fanden nichts. Wir waren schon soweit, das Zelt in den Wind zu stellen, und als wir endlich eine flache Wiese fanden, stand dort schon ein Zelt. Das war aber Glück im Unglück, denn wenige 100 Meter weiter fand sich dann doch eine schöne geschützte Stelle und wir haben in der Nacht kaum was mitbekommen vom Sturm.

      Andrea

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      • evernorth
        Fuchs
        • 22.08.2010
        • 1939
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        • Meine Reisen

        #63
        Ihr Glücklichen!
        Ich hätte richtig viel für einen windgeschützten Platz gegeben. Auf diese Kraftprobe hätte ich gerne verzichtet. So wurde es ein Duell zwischen Material und ungebremster Naturgewalt. Im nächsten Beitrag verrate ich dann, wer gewonnen hat.
        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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        • evernorth
          Fuchs
          • 22.08.2010
          • 1939
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          06.09.22


          Die Nacht des Schreckens



          00: 30 Uhr - Was ist los?
          War das ein Knall, oder eine heftige Luftbewegung?
          Irgend etwas hat mich aus dem Schlaf gerissen. Ungläubig und etwas verschlafen versuche ich mich in der Dunkelheit zu orientieren. Ich taste nach meiner Stirnlampe, und im Lichtschein meiner Lampe erkenne ich sofort den stark komprimierten Innenzelt - Raum. Ich öffne den Eingang und stecke meinen Kopf heraus, der im nächsten Moment von einer Windböe getroffen wird und fast wieder zurück ins Zeltinnere geschleudert wird. Mein Blick geht dann in Windrichtung an das Zeltende und im Schein meiner Stirnlampe sehe ich umgehend den Grund der Kompression: Eine (sehr kurze) Abspann - Schnur der Wind - zugewandten Eckbefestigung flattert heftig im Wind hin und her, während die gegenüber liegende Eck - Abspannung zwar ächzt unter dem permanenten Winddruck und bei den Überfall - artigen Windböen schwer zu kämpfen hat, doch sie hält noch stand. Auch im Lee - Bereich hat sich eine Schnur einfach durchgescheuert. Schon vor der Tour hatte ich mich mehrfach gefragt, aus was für einem Material die Schnur eigentlich besteht. Dyneema ist es jedenfalls nicht, auch wenn sie so beworben wird. ich ärgere mich, dass ich nicht schon zu Hause die kurzen Leinen der vier Eckpunkte ausgetauscht habe.
          Das muss ich nun an zwei der vier Eck - Abspannungen dringend nachholen. Dazu ziehe ich die Kordel aus dem Packsack und halbiere sie, um sie dann noch einmal zu teilen. So gewinne ich vier gleichlange Abspann - Bänder für die Eckpunkte. Damit gehe ich nach draußen und hocke mich an der Austausch - Ecke mit dem Rücken zum Wind hin. Mit klammen Fingern mühe ich mich, das gerissene Bändchen zu entfernen. Immer wieder misslingt mein Versuch, das Strippen - Ende einzufädeln, weil mich eine Windböe nach der anderen kurz vor der Vollendung wegdrückt. Ich bin kurz davor zu verzweifeln, fokussiere mich aber zu mehr Geduld und Ruhe. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich endlich Erfolg und setze die Schlaufe um den Hering.
          Erschöpft verkrieche ich mich zurück und Zeltinnere. Der Innenraum sieht jetzt deutlich besser aus. Zufrieden lege ich mich zurück in meinen Quilt und versuche, zumindest etwas zu dösen.
          Keine 30 Minuten später wird das Innenzelt erneut zusammengedrückt, und die gerade erst ausgetauschte Strippe ist erneut gerissen. Was ist da bloß los? Dazu scheint sich auch im Lee - Bereich die diagonal - gegenüber liegende Eckstrippe durchgescheuert zu haben. Das hat ja nicht lange gehalten, denke ich. Kurz überlege ich, wieder hinaus zu gehen, um die Strippe vorne erneut auszutauschen, verwerfe den Gedanken aber umgehend, da ich darin keinen Sinn mehr sehe.
          Unterdessen drückt der Sturm weiter mein Innenzelt zusammen. Hoffentlich halten die anderen Abspann - Leinen, vor allem die zwei Sturm - Abspann - Leinen!?
          Was soll ich nur tun?
          Ich beschließe, irgendwie bis zum Sonnenaufgang durchzuhalten und dann im beginnenden Tageslicht alles einzupacken und die Flucht zu ergreifen.
          Doch ein großes Problem habe ich, denn die große Raumverdrängung und Einschränkung im Innern des Zeltes schränkt mich deutlich in meinen Aktionen ein. Wie gut, dass das Packraft dabei ist, oder vielmehr ein Paddel. Ich nehme ein auseinander gezogenes, halbes Paddel und stemme es mit der abgerundeten Blattseite mit beiden Händen gegen die eingedrückte Innenzelt - Seite und gegen die kontinuierlich anschwellenden, abrupten Windböen. Das ist auf die Dauer sehr anstrengend, denn gerade jetzt hat der Sturm seinen vermeintlichen? Höhepunkt erreicht. Ein verrückter Kampf gegen die Windböen ist nun entbrannt. Auch wenn ich ordentlich Kraft und Spannung aufbringen muss, widerstehe ich den heran fegenden Windböen.
          Eine halbe Stunde vergeht so, dann eine Stunde, schließlich eineinhalb, dann fast zwei Stunden. Dann merke ich, wie langsam das Licht zurückkommt und die Dunkelheit der Nacht mehr und mehr
          weicht. Inzwischen rattert es auch auf der Lee - Seite.
          Da ist wohl nun auch eine Strippe gerissen. 😳 😱 🫣
          Hoffentlich hält der Rest. 🤔 Ist mir bereits egal, denn ich beginne schon mit dem Packen. Das ist allerdings alles andere als leicht, muss ich doch mit der linken Hand das Paddel gegen den Stoff drücken und nur mit der rechten Hand, also einhändig, den Rucksack packen. Das geht, aber nur sehr langsam voran. Kurz nach 5 Uhr ist der Rucksack fast vollständig gepackt, auch, wenn ich das meiste einfach nur irgendwie hineingestopft habe.
          Ich verlasse das Zelt und beginne, das Zelt einfach in den Packsack zu stopfen, ähnlich wie ich vorher den Rucksack gepackt habe. Im Licht des beginnenden Tages habe ich soweit keine Beschädigungen am Zeltmaterial endecken können. Immerhin - das Material kann was ab, nur die Schnüre sind Mist.
          Puh! Geschafft! Ich atme erleichtert auf.
          Um 5 Uhr 30 breche ich auf und strebe auf das Westufer des Bierikjávrre zu.
          Und jetzt kommt es: Kaum bin ich höchstens 500 Meter von meinem Übernachtungsplatz entfernt um eine Ecke gebogen, ist es schlagartig…..(fast) windstill! 😳 😳 🤔
          Ich kann das kaum glauben, doch eigentlich will ich nur noch weg hier.




          Bierikjávrre - 05:40 Uhr, nach dem Sturm



          Blick zurück zum Bierikjávrre




          Als ich am Ende des Bierikjávrre ankomme, beschließe ich, eine Pause zu machen und auch eine Kleinigkeit zu essen. Im Anschluß daran mache ich mich daran, alle vier Abspann - Schnüre an den Ecken auszutauschen. Lieber mache ich das gleich hier, denn: Weiß ich, ob nicht heute Abend erneut ein Sturm aufkommt?
          Wenn ich mich dann erst an die Schnüre machen muss, wäre das der denkbar schlechteste Augenblick.




          Mein Platz für die Pause und Zelt - Reparatur. Ab der Felsnase, re.,…totale Windstille. 🤔


          So, alles erledigt, und schon gehe ich weiter, immer etwas oberhalb des Vuojnesluobbala (was für ein Name für einen See 🤔😦).
          Noch eine Erhebung von geringer Gesamthöhe (etwas unterhalb des Vuojnesvárásj, 1006 m) muss ich erklimmen, dann sollte ich hinabblicken können zum Ausgang des Guhkesvágge.

          Das Wetter hat sich auch gebessert und zuweilen schaut auch mal die Sonne hervor.
          Schließlich erreiche ich den höchsten Punkt und die Ebene derVuojnesskájdde zur rechten, und das Guhkesvágge mit dem Guhkesvákkjåhkå zur linken Hand. Herrlich! Ich bin begeistert!
          In der Ferne zeigt sich bereits die markante Silhouette des Slugga, meine Peilungsmarke für den morgigen Tag.




          Aufstieg zum Vuojnesvárásj, 1006 m. Endlich etwas Sonne 🌤



          Herrlicher Blick über die Vuojnesskájdde. Im Hintergrund: Slugga, 1279 m




          Aus der Ferne kann ich schon die Brücke über den Guhkesvákkjåhkå erkennen. Hier muss ich rüber, und als ich etwa 20 Minuten später vor der Brücke stehe, wird sofort deutlich, dass hier ohne Brücke wohl kein Hinüberkommen möglich wäre.




          Brücke




          Da die Brücke etwas „zurückgezogen“ liegt, muss ich wieder ein Stück in Richtung Talende zurück gehen und schließlich unterhalb des Niendooalgge meinen Weg fortsetzen. Es folgt eine angenehme Wegstrecke durch Nienndo, bis mein Weg jäh in dichten Buschwerk übermannsgroßer Zwergweide endet. Hier ackere ich mich irgendwie durch, denn am Rande dieses Zwergweiden - Gürtels liegt eine Renvaktarstuga, mein heutiges Tagesziel. Das Wort „Zwergweide“ wirkt hier wie ein Hohn, denn anscheinend wuchert hier diese Pflanzengattung besonders hoch, so dass ich mich geradezu darin verliere. Naja, beinahe jedenfalls, denn rechtzeitig vorher erkenne ich die Hütte, als ich einmal aus dem Dickicht aufsehen kann. Dann bin ich endlich hindurch. Noch längere Zeit in in diesem Dschungel und ich….. 🤯
          Natürlich ist hier an der Hütte absolut niemand weit und breit.
          Etwas unterhalb der Hütte finde ich einen guten und ebenen Platz, wieder mal ohne Windschutz.
          Seltsamerweise frischt der Wind gerade in dem Moment kräftig auf, als ich mit dem Zeltaufbau beginnen will.
          Zapperlot! Nimmt das denn gar kein Ende!
          Da bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder beide Sturmleinen zu setzen. Jetzt bewährt sich natürlich, dass ich bereits heute morgen die Abspannschnüre erneuert / gewechselt habe.
          Ich holeWasser und koche mein Abendessen. Nun merke ich, wie endlich die Anspannung und Aufregung der vorangegangenen Nacht langsam von mir abfällt.
          Ist ja alles noch mal gut gegangen, denke ich. Auch jetzt hält das Zelt gut dem starken Wind stand und mein angekratztes Vertrauen in mein Zelt kommt langsam zurück.
          Ich spüre plötzlich, wie müde ich bin.
          Zufrieden räkelt ich mich noch einmal in meinem Quilt, dann schlafe ich auf der Stelle ein.




          Renvaktarstuga





          Camp 11



          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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          • andrea2
            Dauerbesucher
            • 23.09.2010
            • 986
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            Ach du Schande, was für eine Nacht. Da merke ich erst, wie gemütlich wir es in unserer windgeschützten Senke hatten. Ich hab noch mal in meinem Tagebuch nachgesehen, da hab ich geschrieben: "Die Nacht war trocken nur stürmisch, was für ein Glück, dass der Wanderer uns die Stelle im Wind weggeschnappt hat". Was für ein Glück, dass alles gut gegangen ist.

            Das Licht am frühen Morgen ist wunderschön. Ist dir auch aufgefallen, dass der Bierikjávrre so gar nichts von seiner typischen türkisen Farbe hatte? Wahrscheinlich nicht, denn es schien ja kaum die Sonne. Wir hatten ihn in strahlendem Sonnenschein, aber durch die extremen Regenfälle zwei Wochen vorher war das Wasser immer noch sehr trüb und eher braungrau. So erklären wir uns das zumindest.

            Die Renvatarstuga liegt wirklich wunderschön, wenn nicht dieses furchtbare Weidendickicht rundherum wäre. Wir haben da am Vortag unsere Mittagspause in der Sonne verbracht.

            Nun bin ich wieder sehr gespannt auf den nächsten Tag. Ich schreib noch nicht, welchen Namen das nächste Stück in meinem Tagebuch bekommen hat. Eigentlich müsstest du an dem Tag an uns vorbeigelaufen sein, denn wir sind nur 7 km gelaufen.

            Andrea

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            • Blahake

              Vorstand
              Fuchs
              • 18.06.2014
              • 1920
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              Hallo Tom,
              das scheint eine sehr windige Ecke zu sein. Am Bierikjávrre hatte ich 2015 ja meine Feuertaufe, was stürmische Nächte im Zelt betrifft. Die Bilder gleichen sich: Ich habe damals meine Stöcke als Stütze gegen den Zelteingang gedrückt und das Gestänge festgehalten. Und die ganze Nacht kein Auge zugetan! Gut, dass auch Du alles gut überstanden hast!

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              • Freedom33333
                Dauerbesucher
                • 09.09.2017
                • 900
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                Das hört sich ja mal nach einer...abenteuerreichen Nacht an.

                Wobei ich dein Zelt nicht so richtig verstehe, wenngleich ich zugeben muss, keine Ahnung von verschiedenen Bauformen zu haben.

                Wenn ich das richtig sehe, dann spannt man bei dem Zelt nur die Ecken mit extrem kurzen Leinen ab, d.h. faktisch die 6 Heringe die z.B. beim Unna direkt am Zeltstoff sind an den vier Ecken und den beiden Seiten. D.h. die beiden einzigen Leinen, die weiter oben ansetzen, scheinen ja die "Sturmleinen" zu sein.? Das finde ich deshalb überraschend, weil man ja z.B. bei den Hilleberg-Zelten auch die Leinen hat die in der Mitte des Zeltes ansetzen und die dann an 6 Stellen gespannt werden. Oder ist das generell bei allen "Stock-Zelten" so?

                Muss man dann das Zelt in einer bestimmten Richtung aufbauen, damit die Sturmleinen helfen?

                So oder so ist es natürlich nicht gut, wenn bei einem Zelt leinen mitgeliefert werden die so schnell durchscheuern. Ich hatte z.B. bisher nie Extra Schnur im Urlaub mit.

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                • evernorth
                  Fuchs
                  • 22.08.2010
                  • 1939
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  Du kannst dir bei jedem Zelt Schlaufen, oder Leinen durchscheuern, je nachdem, wie exponiert / dem direkten Wind ausgesetzt das Zelt steht. 🙄😉
                  Ein Problem ist natürlich auch immer die schiere Größe. Es handelte sich ja um ein zwei Personen Zelt und da ist natürlich viel mehr Stoff verbaut, wo der Wind so richtig schön reinfegen kann.
                  Ich bin von dem Zelt nach wie vor überzeugt, auch wenn ich das 2 P. Zelt wieder verkauft habe. Ein 2 P. Zelt für eine Person ist schon suboptimal, auch, wenn es mit weniger als 1200 g sehr leicht ist. Ich habe jetzt die 1 P. Variante und der traue ich etwas mehr zu.
                  Das wiegt jetzt knapp unter 900 g.
                  Bei dieser (Firstzelt) Bauart gibt es meist nur zwei Abspann-Leinen an der Ridge-Line (First-Linie). Das X-MID hat noch 2 zusätzliche Abspann-Befestigungen an jeder Seite, die es im Wind stabiler stehen lassen.
                  Meine erste Wahl für eine Sturmnacht wäre das X-MID aber nicht. Doch wann kommt so eine Nacht schon mal vor?
                  Allerdings ungewöhnlich, dass es mich jetzt in zwei Jahren zweimal hintereinander erwischt hat. 🤔
                  Nun, außer wenig Schlaf ist ja nichts passiert.
                  Mittlerweile weiß ich ja, was zu tun ist. 😂
                  Zuletzt geändert von evernorth; 13.03.2023, 19:47.
                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                  Kommentar


                  • Freedom33333
                    Dauerbesucher
                    • 09.09.2017
                    • 900
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    Danke für die ausführliche Antwort

                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                    Du kannst dir bei jedem Zelt Schlaufen, oder Leinen durchscheuern, je nachdem, wie exponiert / dem direkten Wind ausgesetzt das Zelt steht. 🙄😉
                    Das lasse ich jetzt aber nicht gelten ;). Ich habe auch schon oft im starken Wind an exponierter Stelle gecampt, die Heringe mit schweren Steinen beschwert oder die Leinen sogar um kantige Steine gelegt wenn die Heringe nicht gegriffen haben und die (dicken) Hilleberg Leinen sind nichtmal angegriffen. Es macht ja auch Sinn dass die Leinen bei einem 2,3kg Zelt dicker sind als bei einem ca. 1kg Zelt das auf UL getrimmt ist. Ich sehe es ja nicht nur bei dir, sondern auch bei anderen Reiseberichten im Forum dass immer wieder mal irgendwas kaputtgeht, der Zeltstoff reißt usw. Dann wird oft argumentiert, man sei ja eigentlich selbst schuld weil man irgendetwas übersehen hat etc. aber wenn wir unterstellen, dass jeder mal was falsch macht, auch die erfahrenen User hier (was gilt dann erst für Anfänger), dann ist immer auch die Frage, wie viele Fehler die Ausrüstung verzeiht. Dafür schleppt ihr halt auch 1kg weniger durch die Landschaft. Hat alles vor und Nachteile. Ich überlege ja selbst schon länger, mir endlich mal was leichteres zu kaufen.

                    Durchscheuern heißt bei dir was? Leine bzw. Schlaufe vom Hering selbst durchgescheuert?
                    Zuletzt geändert von Freedom33333; 14.03.2023, 11:30.

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                    • evernorth
                      Fuchs
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                      #70
                      Der Zeltstoff ist bei mir nach einer punktuellen Perforation nur ein einziges Mal eingerissen (und das nur, weil das Material an der Stelle bereits vorgeschädigt war und bereits ein kleines Loch hatte). Ist mir schon sehr lange nicht mehr passiert. Aufgrund der Weiterreißfestigkeit passiert das äußerst selten.
                      Wenn du dich aber mit DCF Material beschäftigst (besonders leichtes Material) kannst du lesen, dass es außergewöhnlich robust ist, aber auch sehr empfindlich auf Perforationen reagiert = absolute Schwachstelle. Bei Blahake ist genau das auf der letzten 2022 - Tour passiert.

                      Durchscheuern heißt in meinem Fall:
                      Scheuern am Stein, der zur Beschwerung der Heringe verwendet wird.
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • evernorth
                        Fuchs
                        • 22.08.2010
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                        #71
                        07.09.23


                        „Unleidige“ Strecke bis zum Bietsávrre (Pietsaure)



                        Als ich gegen 6 Uhr erwache, ist es fast windstill. Rasch sortiere ich mich, denn heute könnte meine Wegstrecke, am Sluggá vorbei und zum Bietsávrre, noch einmal „speziell“ werden.
                        Jedenfalls “könnte“ es so werden, wenn ich den Grundsten Wanderführer durch den Sarek wörtlich nehmen soll.
                        Wenn es geschafft ist, soll ich eine Prüfung bestanden haben…hmm…wie heißt es da (Zitat): „Von der Renvaktarstuga geht man hinab in eine Senke. Hier ist es wellig in den Senken mit Sumpf und Weidengestrüpp. Das Gelände wird immer schwieriger mit großen Blöcken. Das Gebiet vom Njirávjågåsj ist anstrengend, eine unleidige Strecke.“
                        Claes Grundsten wird ja zuweilen nachgesagt, dass er mitunter einen Hang zur Schwermut hat, jedenfalls habe ich keine exorbitanten Schwierigkeiten zu bestehen gehabt. 😉
                        Ich bin allerdings darauf vorbereitet, dass sich die heutige Etappe etwas ziehen könnte und breche noch vor 9 Uhr auf.
                        In der Tat wird es zu Beginn etwas „geröllig“. Den größten Teil des Tages dient der Sluggá - weithin sichtbar - als willkommene Wegmarke.





                        Der Sluggá noch weitgehend in den Wolken


                        Ich komme jedenfalls gut voran. Allenfalls die gelegentlich auftretenden Senken und Gelände - Einschnitte halten mich im meinem Vorwärtsdrang etwas auf. Wenn es dann auf der anderen Seite wieder mehr oder weniger steil Hang - aufwärts geht, habe ich dafür keine Jubelstürme übrig.






                        Hinauf, hinauf….hopp, hopp 😓 No!!!



                        Steine auch hier, doch harmlos.



                        Zur Abwechslung mal eine Furt


                        Mittlerweile ist es Mittag geworden. Zeit, eine kleine Pause zu machen und etwas zu essen.
                        Nach diesem „Energieschub“ gehe ich auch schon weiter.
                        Der Sluggá ist nun immer mächtiger und größer geworden. Nun ist es nicht mehr weit und ich sollte bald den Bietsávrre zu meinen Füßen liegen sehen.
                        Doch nichts dergleichen geschieht. Statt dessen taucht ein See auf. Das kann doch nicht richtig sein? Als ich meinen Standort mit der Karte abgleiche, bemerke ich meinen Irrtum: Ich bin ein Stück zu weit nach Westen abgedriftet! Ich hätte viel dichter am Sluggá vorbei gehen müssen.
                        Nicht weiter schlimm. Ich gehe ein Stück östlich zurück und passiere den Berg sehr viel enger.




                        Ja, es gibt viele Steine, doch der Weg ist leicht. 🙂



                        Richtig, oder falsch??



                        Definitiv nicht der Bietsávrre (Pietsaure)



                        Das isser und ja: Viele Steine! 😅



                        Down, down, down. Im Hintergrund: Gasska Gierkav


                        Der Abstieg zieht sich noch etwas, doch irgendwann habe ich das Ufer des Sees erreicht. Ich mache eine weitere, kleine Pause und stelle überrascht fest, dass es Nachmittag geworden ist.
                        Ein letzter, weiterer Höhepunkt liegt vor mir: Ich will den Bietsávrre in seiner vollen Länge (durch) paddeln und dann irgendwo an seinem Ende einen schönen Lagerplatz für die Nacht finden.
                        Doch zuerst will ich einmal einen guten Platz zum Einsetzen des Bootes finden.
                        Zunächst nur Kieselstrand, und so muss ich noch eine gutes Stück dem Ufer folgen, bis ich endlich fündig werde.




                        Spiegelglattes, ruhiges Wasser, doch der Kieselstrand überzeugt mich noch nicht





                        Perfekte Einsatzstelle zwischen den Steinen 😍👌



                        Ready to paddle





                        Belohnung: Das Wetter wird besser! 😎



                        Beim „angepeilten“ Berg bin ich mir unsicher: Rásek oder Lulep Gierkav?




                        Eine ganze Weile gebe ich mich der stetig wiederkehrende Bewegung hin: Paddel einsetzen, Zug, aussetzen, Drehen, erneutes Einsetzen, Zug u.s.w.
                        Mehr und mehr wird das zu meiner späten Nachmittags - Meditation, der ich mich vollständig hingebe, je länger der Nachmittag dauert. So vergeht einfach die Zeit, Stunde um Stunde, und mein Geist tut zur Abwechslung einmal gar nichts - ich denke an…Nichts. Ist das herrlich!
                        Eins sein mit dem Augenblick…nur noch paddeln, ohne zu denken…der Geist ist…leer…oder zumindest fast, denn wenn der Geist eines nicht besonders gut abkann, dann ist es: Sich langweilen. Immer wieder verlangt er nach Abwechslung und Beschäftigung. Bleibt beides aus, dann entsteht so etwas wie ein Vakuum, eine Leere und er schaltet gelangweilt ab.
                        Dann tritt er ein, der Moment, ja, das ist der Moment, wo das wahre Ich zum Vorschein kommt: “Was willst du“? frage ich mich, und ich kann die Frage sofort beantworten, ohne das sich mein ständig analysierender Verstand einmischt, denn er hat sich längst gelangweilt abgewendet.
                        Ich will genau das, das Hiersein, genau jetzt und in diesem Augenblick! Alles andere, also abwägende, befürwortende, oder ablehnende Gedanken sind in diesem Augenblick…außen vor.
                        Nicht ein einziges Mal habe ich mich gefragt: Wie lange ist es denn noch? Wann bin ich denn endlich da (am Ende des Sees)?
                        Wie aus einer Trance erwache ich und stelle zu meiner großen Verwunderung fest, dass ich das Ende des Sees erreicht habe. Die letzte halbe Stunde habe ich dennoch das Ufer nach passenden Übernachtungsplätzen „abgescant“, doch ich bin nirgendwo „hängen geblieben“.
                        Doch genau hier, unterhalb des Rásek, sieht das Gelände für einen Übernachtungsplatz geradezu perfekt aus.
                        Wenn sich die „Dinge“ so ideal fügen, dann findet sich auch ein „goldener“ Platz zum Aussetzen aus dem Boot.
                        Auf einer Anhöhe finde ich den schönsten Platz zum Campen während der ganzen Tour. 😎👌
                        Das Boot habe ich vorher an einem kräftigen Ast einer Zwergweide angebunden. Das brauche ich morgen noch, da ich die Austrittsstelle des Sees zu Fuß nicht furten möchte. Viel lieber möchte ich das Seeende queren, da dort drüben der Pfad nach Saltoluokta beginnt.

                        Später und wieder zurück beim Zelt wird mir ausdrücklich bewusst, dass ich mich bereits hier auf meiner „letzten Schleife“ befinde.
                        Ich spüre deutlich die Erleichterung, doch wie so oft, mischt sich auch etwas Wehmut darunter.
                        Trotzdem - es ist noch nicht die letzte Nacht im Zelt.
                        Zwei Nächte bleiben mir noch in Salto und eine davon will ich noch ein letztes Mal in meinem Zelt verbringen.




                        Perfekte Stelle zum Aussetzen aus dem Boot 🤩





                        Ende des Sees. Links liegt die Siedlung der Sami - jetzt verlassen.



                        Camp 12
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                          #72
                          Das war ja eine heftige Sturmnacht - und die Thematik mit dem Knall und durchgescheuerten Leinen hatte ich auch schon mal. Lässt sich bei den notwendigen Steinen manchmal offenbar nur mit größter Sorgfalt verhindern. Gut, dass Du es doch irgendwie geschafft hast - und jetzt zum Ende war es ja nochmal eine Wohltat. Schön!

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                          • evernorth
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                            #73
                            Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                            Das war ja eine heftige Sturmnacht - und die Thematik mit dem Knall und durchgescheuerten Leinen hatte ich auch schon mal. Lässt sich bei den notwendigen Steinen manchmal offenbar nur mit größter Sorgfalt verhindern. Gut, dass Du es doch irgendwie geschafft hast - und jetzt zum Ende war es ja nochmal eine Wohltat. Schön!
                            Ja, das sind Geräusche, die man nachts möglichst nicht hören möchte.
                            Größte Sorgfalt, du sagst es. Das Problem ist, dass die Leinen im Sturm erheblich „arbeiten“ und trotz aller Sorgfalt doch irgendwann in Kontakt mit den Steinen 🪨 kommen. Das scheuert und irgendwann reißen sie durch.
                            Yepp, am Ende darf es auch einfach mal schön 🤩 sein.
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            • andrea2
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                              • 23.09.2010
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                              #74
                              Das ist total verrückt. Ich hab jetzt drei mal nachgesehen, ob wir vom gleichen Tag sprechen. Wir waren etwa auf einer Höhe von 1000 m über dem Bietsávrre und hatten den ganzen Tag, von morgens bis abends so dicken Nebel, dass wir nach wenigen Kilometern wieder das Zelt aufgebaut haben, weil die Navigation schon sehr mühsam war.

                              Deine herrlichen Bilder erzählen einen ganz anderen Tag.

                              Von der Renvaktarstuga in Richtung Slugga musst du einen deutlich besseren Weg gefunden haben als wir, denn wir haben wirklich sehr geflucht. Nur Felsen, Sumpf kleine Tümpel und Büsche. Bei uns heißt die Senke nur noch Vorhof zur Hölle. Aber wir sind auch nicht direkt am Sluggá vorbei sondern zwischen Gähppo und Vuovres durch.

                              Zitat von evernorth Beitrag anzeigen

                              Das Problem ist, dass die Leinen im Sturm erheblich „arbeiten“ und trotz aller Sorgfalt doch irgendwann in Kontakt mit den Steinen 🪨 kommen. Das scheuert und irgendwann reißen sie durch.
                              Also ich weiß nicht, wie ihr die Steine legt, aber bei uns kommt kein Stein mit der Leine in Kontakt. ​Der Stein kommt nur auf den Hering und wenn es aus irgendeinem Grund nicht passt, dann wird die Abspannleine mit einer separaten Schnurr verlängert.
                              Zuletzt geändert von andrea2; 21.03.2023, 10:55.

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                              • Freedom33333
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                                #75
                                Aber ist das nicht eigentlich sogar ziemlich logisch? wenn man auf 1000m ist, ist das dann noch Nebel oder sind das nicht eigentlich viel eher Wolken? Keine Ahnung wie man Nebel und Wolken abgrenzt.

                                Bei Tagestouren in den Alpen ists ja ähnlich, man läuft unten los und sieht eine Teil-Wolkendecke, beim Aufstieg ist man dann im "Nebel" und sowie man da raus ist hat man wieder Sonne und sieht die Wolken unter sich.

                                edit: Ganz vergessen:
                                Traumhafte Fotos vom Nano in traumhafter Kulisse, mit die schönsten Fotos die ich hier bisher im Forum gesehen habe. Wobei ich da als Nano-Besitzer natürlich etwas voreingenommen bin. ;).

                                edit2: ist das das nano RTC? Hast du die Option genutzt, Ausrüstung im inneren des Schlauchs in nem packsack aufzubewahren?
                                Zuletzt geändert von Freedom33333; 21.03.2023, 13:33.

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                                • andrea2
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                                  #76
                                  Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                  Aber ist das nicht eigentlich sogar ziemlich logisch? wenn man auf 1000m ist, ist das dann noch Nebel oder sind das nicht eigentlich viel eher Wolken? Keine Ahnung wie man Nebel und Wolken abgrenzt.

                                  Bei Tagestouren in den Alpen ists ja ähnlich, man läuft unten los und sieht eine Teil-Wolkendecke, beim Aufstieg ist man dann im "Nebel" und sowie man da raus ist hat man wieder Sonne und sieht die Wolken unter sich.
                                  Ja, das stimmt natürlich. Aber wenn ich mir die Bilder von Tom ansehe, dann sind die Berge gar nicht so sehr in Wolken. Allerdings sind kaum Bilder dabei, die nach Süden hin aufgenommen wurden.

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                                  • evernorth
                                    Fuchs
                                    • 22.08.2010
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                                    #77
                                    Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen

                                    Ja, das stimmt natürlich. Aber wenn ich mir die Bilder von Tom ansehe, dann sind die Berge gar nicht so sehr in Wolken. Allerdings sind kaum Bilder dabei, die nach Süden hin aufgenommen wurden.
                                    Sprechen wir denn über das gleiche Jahr? 2022?
                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                      #78
                                      Ja, 07.09.2022, genau der gleiche Tag. Wir waren den ganzen Tag komplett in den Wolken, erst am nächsten Morgen sahen wir, wo wir und überhaupt befinden. Wo genau wußten natürlich durch das InReach, aber wie es da aussah nicht. Ich muss nachher mal an den PC und ein Foto raussuchen

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                                      • evernorth
                                        Fuchs
                                        • 22.08.2010
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                                        #79
                                        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                        Aber ist das nicht eigentlich sogar ziemlich logisch? wenn man auf 1000m ist, ist das dann noch Nebel oder sind das nicht eigentlich viel eher Wolken? Keine Ahnung wie man Nebel und Wolken abgrenzt.

                                        Bei Tagestouren in den Alpen ists ja ähnlich, man läuft unten los und sieht eine Teil-Wolkendecke, beim Aufstieg ist man dann im "Nebel" und sowie man da raus ist hat man wieder Sonne und sieht die Wolken unter sich.

                                        edit: Ganz vergessen:
                                        Traumhafte Fotos vom Nano in traumhafter Kulisse, mit die schönsten Fotos die ich hier bisher im Forum gesehen habe. Wobei ich da als Nano-Besitzer natürlich etwas voreingenommen bin. ;).

                                        edit2: ist das das nano RTC? Hast du die Option genutzt, Ausrüstung im inneren des Schlauchs in nem packsack aufzubewahren?
                                        Danke. Ja, das Nano (RTC) ist schon ein schickes Boot. 🤩

                                        Bisher habe ich diese Option (Gepäck im Schlauch zu verstauen) nicht genutzt.
                                        Ich war immer zu faul. ​​​​​​​
                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                          #80
                                          Das war am 07.09. mittags, bevor wir starteten:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC01541-1.jpg
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Größe: 514,9 KB
ID: 3189484

                                          Das hier dann am Abend das letzte Bild das ich aufgenommen habe:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC01548-1.jpg
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Größe: 391,6 KB
ID: 3189485

                                          Ich hab gerade nochmal nachgelesen. Für den späten Abend hab ich geschrieben, dass es etwas aufriss und wir den Langas sehen konnten. Insgesamt hatten wir schon den ganzen Tag das Gefühl, es müsse doch gleich besser werden, wurde es aber leider nicht.

                                          Dafür dann am nächsten Morgen ein genialer Ausblick:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC01551-1.jpg
Ansichten: 317
Größe: 847,3 KB
ID: 3189486

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