[NO, SE, FI] Björkliden nach Kilpisjärvi - aber nicht auf dem Nordkalottleden

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  • zilka

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    [NO, SE, FI] Björkliden nach Kilpisjärvi - aber nicht auf dem Nordkalottleden

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Von Björkliden nach Kilpisjärvi - aber nicht auf dem Nordkalottleden, sondern auf Borgmans Spuren und dann "Plan B"

    Reisezeit: 11. August bis 29. August 2022
    Reiseziel: Kilpisjärvi über Rohkunborri, Karesuando, Rostu

    Prolog:
    Dies ist mein erster Reisebericht. Da ich mir unterwegs keine Notizen gemacht habe, den Bericht erst zu Hause schreibe und so etwas noch nicht gemacht habe, hoffe ich, dass er trotzdem lesenswert wird (ihr legt ja ganz schön was vor mit Euren großartigen Lapplanderichten!). Wie so vieles auf dieser Tour war ein Bericht erst gar nicht geplant, aber im Nachhinein merke ich, wieviel mich Eure Berichte inspirieren und wie gern ich über das Jahr hindurch in ihnen stöbere, um die eigenen Erinnerungen und Wandergefühle wachzurufen.

    Von meiner Tour zurückzukommen und dann festzustellen, dass es sogar zwei alte Berichte über meine ungeplante „Tour B“ von dingsbums („[SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk“) und Fjaellraev („SE [+NO+FI] Råstofjäll Övre Soppero-Treriksröset“) gibt, hat dann den Ausschlag zu diesem Bericht gegeben. Es war richtig cool, diese alten Berichte mit meinen diesjährigen Erfahrungen zu vergleichen und auf den Fotos Teile der Strecke wiederzuerkennen (und damit dieser Anfang auch wirklich ein Bericht wird, werde ich gleich den ersten Post hochladen, um mich zu verpflichten).

    Die Inspiration für meine diesjährige Tour hat mir Borgman mit seinem Bericht gegeben („[NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen“). Danke, Borgman! Ich wollte dieses Jahr noch einmal den nördlichen Teil des Nordkalottledens laufen. 2018 habe ich das schon einmal von Kilpisjärvi nach Abisko gemacht und dabei in einem Regenloch beim Abwettern in der Rostahytte zwei Frauen kennengelernt. Aus dieser Begegnung hat sich eine Tourenfreundschaft entwickelt und wir haben uns seit 2018 jedes Jahr auf unseren Nordtouren irgendwo für ein, zwei Tage treffen können. Das war also ein Ziel. F & S wollten dieses Jahr den ganzen Nordkalottleden von Süd nach Nord laufen und ich wusste, dass sie am 25. August in Kilpisjärvi übernachten wollen. Für mich stand also nur fest, auch von Süd nach Nord (Nord nach Süd kannte ich ja schon), gern auch zum Teil weglos, in Kilpisjärvi enden und die beiden spätestens dort (oder auch irgendwo anders) treffen. Beim Stöbern bin ich dann auf Borgmans Bericht gestoßen und habe gedacht „Das will ich auch!“ Zumindest versuchen, schließlich bin ich kürzer (1,60 cm) und in Bezug auf das Weglosgehen noch Anfängerin. Aber wenn ich die „Schlüsselstelle“ nicht schaffen sollte, geh ich halt zurück und folge wieder dem Nordkalottleden. Starten wollte ich in Björkliden. Den Rallarvegen mit seiner Geschichte fand ich schon 2018 interessant, allerdings wollte ich mir das Stück nach Abisko und den Trubel dort sparen. Das Stück Björkliden-Abisko fand ich damals langweilig, was aber auch an meiner damaligen Erschöpfung gelegen haben kann. Deshalb nun also Start in Björkliden.
    Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 18:18.

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    #2
    11. August (Tag 1) – Anreise Stockholm und Zug in den Norden

    Endlich geht es los! Ich kann es kaum glauben, dass ich doch noch unterwegs bin. Die Woche vor der ursprünglich geplanten Abfahrt am Sonntag bin ich unerwartet richtig krank geworden. Corona war es nicht, aber es stand auf der Kippe, ob es dieses Jahr überhaupt noch etwas werden kann. So einfach ist es mitten auf einer Tour mit der Gesundheitsversorgung ja auch nicht. Optimistisch hatte ich letzte Woche Flug und Zug auf heute umgebucht. Und nach dem letzten Arzttermin gestern steht es fest: Ich fahre! Das kurzfristige Umbuchen war gerade für den Zug nicht so einfach und so habe ich nach Björkliden nur noch einen Platz im Nachtzug Stockholm-Boden bekommen. Der Umsteigezeit von nur 13 Minuten am nächsten Morgen um 10:16 Uhr in Boden sehe ich etwas skeptisch entgegen, da der Nachtzug meiner Erfahrung nach gern mal Verspätung hat. Würde ich ihn verpassen, müsste ich halt noch eine Nacht in Boden verbringen, da vorher kein weiterer Zug nach Björkliden fuhr. Aber besser als nichts.
    Die Anreise nach Stockholm ist nach den vielen Touren inzwischen Routine. Auch mein Rucksack ist da und wird im Schließfach am Bahnhof verstaut. Gern würde ich auch nach Stockholm per Zug fahren, aber das ist dieses Mal zeitlich einfach nicht drin. Es ist noch früh und bis zu meiner Abfahrt am Abend noch viel Zeit, die Stadt zu erkunden.
    Als erstes kaufe ich zwei 230ger Gaskartuschen bei Alewalds. Zum Glück gibt es keine tollen Deals, sodass ich kein Päckchen mit neu erstandenen Sachen, die ich nicht mitschleppen kann, nach Hause schicken muss 😊. In Stockholm ist es drückend heiß und ich merke, dass ich körperlich überhaupt nicht fit bin und mich immer wieder hinsetzen muss, was mir etwas Sorgen macht. So lasse ich es langsam angehen und sitze eine Weile bei Åhlens in der Kühle oben im Restaurant. Die Bowls und der Humus sind wie immer super. Lebensmittel einkaufen will ich später, damit ich bis zur Abfahrt des Zuges um 20:58 Uhr noch genug zu tun habe.

    Gegen 16:00 Uhr fällt mir bei einem Eis plötzlich ein, dass ich ja mal checken könnte, ob es vielleicht für den eigentlich von mir gewünschten, aber vollen Zug um 17:10 Uhr inzwischen doch noch freie Plätze gibt. Könnte ja sein, dass es kurzfristige Stornierungen gibt wie meine am letzten Sonntag.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20220811_153438.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3151149
    Und siehe da - tatsächlich! „Auf die Idee hätte ich ja eher kommen können! …“ denke ich, denn jetzt wird es tatsächlich etwas stressig. Schnell umbuchen, was über das Handy etwas dauert, Rucksack aus dem Schließfach holen und im Bahnhofssupermarkt etwas ungeplant Lebensmittel in den Wagen werfen, weil die Zeit drängt. Aber alles geht gut, erschöpft erreiche ich den Zug und bin glücklich. Jetzt kann ich bequem nach Björkliden durchfahren und bin sogar einen ganzen halben Tag früher da! Statt um 16:50 Uhr schon um 11:18 Uhr! Wunderbar.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20220811_193025_edit_198951527225370.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3151150
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20220811_193029.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,63 MB ID: 3151151
    Wälder, Seen und im Moment noch kleine Dörfer rauschen in der Abendsonne vorbei, bis es bald nur noch Wald ist. Ich finde es schön, die Landschaft und ihre Veränderung auf diese Weise zu er“fahren“, genieße mein privates 2. Klasse Abteil und ein Cider. Ich bin glücklich.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20220811_204041a.jpg Ansichten: 0 Größe: 5,19 MB ID: 3151152
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20220812_040448_edit_232189349086444.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,32 MB ID: 3151153
    Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 18:25.

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    • Fjaellraev
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      #3
      Ich bin ja beruhigt dass du es in Stockholm auch heiss fandest.
      Mir ging es an dem Tag nicht anders - aber ich kam aus der Gegenrichtung und bin ein paar Tage später weiter nach Süden...
      Deinen Bericht werde ich sicher mit Interesse verfolgen, einerseits ist die Ecke ja noch recht unbeschrieben (Was irgendwie auch den Reiz ausmacht) und andererseits gab es ja auch bei mir nach dem Tourenbericht hier im Forum noch ein paar Besuche im südlichen Teil. Ich bin gespannt wieviel ich auf deinen Bildern (und in deinen Texten) wiedererkenne und was sich alles verändert hat.

      Henning
      Es gibt kein schlechtes Wetter,
      nur unpassende Kleidung.

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      • zilka

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        #4
        Moin Henning,
        Danke für Deinen Kommentar, hat mich gleich motiviert, den nächsten Tag zu beschreiben.
        Der wirklich spannende Teil beginnt allerdings erst in ein paar Tagen...
        Das Erstellen meines Berichts ist leider noch etwas huckelig, ich glaube, ich muss erst einmal auf die Spielwiese gehen, um einige Dinge herauszubekommen. Deshalb dauert es noch etwas.
        zilka

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        • zilka

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          #5
          So, ersteinmal genug gespielt (hoffentlich)...😊

          12. August (Tag 2) Nachtzug Stockholm-Narvik und Start in Björkliden

          Ich habe wunderbar geschlafen, wache früh auf und arbeite mich durch den Zug für einen Kaffee im Bistro. Der Zug ist voll und hat ungewöhnlich viel internationales Publikum, alle mit outdoor-Ausrüstung. Das habe ich so noch nicht erlebt. Zurück im Abteil stelle ich fest, dass der Fjällräven Classic 2022 heute beginnt. Heute, morgen und übermorgen kann in Nikkaluokta gestartet werden, ab Kiruna gibt es Shuttle-Busse. Aha, das ist die Erklärung… Dass dieser Zug kostenloses WiFi hat, finde ich sehr angenehm. Das kenne ich von früheren Reisen nicht.
          Jetzt wird die Landschaft langsam kahler und offener...
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zug 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,56 MB ID: 3151172
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zug 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,50 MB ID: 3151173
          In Kiruna gibt es einen kurzen Aufenthalt.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Kiruna.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,22 MB ID: 3151174
          Bald schon ist der Torneträsk zu sehen. Das Wetter hat schnell gewechselt, es regnet, aber immer wieder bricht die Sonne durch.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Torneträsk2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,69 MB ID: 3151175
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Torneträsk.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,08 MB ID: 3151176
          Dann hält der Zug in Abisko Östra. Auch hier wieder ein kurzer Aufenthalt. Ich denke, in Abisko könnte man eigentlich auch noch kurz einkaufen, 30 Minuten, das müsste doch zu schaffen sein?! Mich stört der Aufenthalt nicht, ich vertrete mir auf dem Bahnsteig die Füße und stelle dabei überrascht fest, wie kalt es hier auf einmal ist, der Wind bläst ganz schön stark. Ungeduldig bin ich nicht, eher ruhig. Irgendwie habe ich das Gefühl, jede Menge geschenkte Zeit zu haben, weil ich ja eigentlich jetzt erst in Boden wäre.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Abisko Östra.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3151177
          Der Zug fährt wieder an und plötzlich bin ich schon in Björkliden. Leider regnet es hier doch noch (die Wetterapp hatte anderes gesagt) und ich muss erst einmal die Regenjacke herausholen und den Rucksacküberzug aufziehen. Nachdem ich die Gleise überquert habe, finde ich den Einstig in den Rallarvägen sofort, er geht erst noch eine Weile neben den Gleisen entlang, die man aber nicht sieht, da sie oberhalb verlaufen. Es regnet leicht und immer wieder bricht die Sonne durch, der Weg ist schön und ideal zum Einlaufen. Immer wieder gibt es Ausblicke auf den Torneträsk.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück Björkliden.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3151179
          Blick zurück nach Björkliden
          Mit meinen ca. 20kg ist mein Rucksack ziemlich schwer, aber ich habe Essen für 14 Tage dabei und weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie froh ich sein werde, mein Soulo mitgenommen zu haben. Das war sein Gewicht wert.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Pausenblumen.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,64 MB ID: 3151178

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Erste Pause.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,49 MB ID: 3151180
          Erste Pause
          Als es aufhört zu regnen, kommt der erste Pausenplatz. Perfekt. Auch wenn es, glaube ich, noch nicht einmal 3 km sind, setze ich kurz den Rucksack ab. Das tut gut. Langsam angehen lassen. Trotzdem - gern würde ich heute noch zur Pålnostugan kommen, mal sehen.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Navy Friedhof 1.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,62 MB ID: 3151181
          Navy Friedhof
          Der nächste Pausenpunkt wird der alte Navy Friedhof der Erzbahn, der zwischen 1890 und 1902 genutzt wurde. Auf dem Informationsschild sind historische Fotos und interessante Erläuterungen zur Geschichte des Rallarvägens und Friedhofs lesen, wie bspw. dass die meisten hier Begrabenen bei einer Thyphusepidemie 1902 umgekommen sind. Ich schaue mir den Friedhof an. Vor dem Friedhof gibt es eine Toilette, Sitzbänke und eine Feuerstelle. Hätte ich hier übernachtet, wenn ich den späteren Zug genommen hätte? Vermutlich wäre mir das doch zu unheimlich gewesen...
          Nach dem Friedhof geht es links weiter, es fängt wieder an zu regnen und der Wind nimmt zu. Als die Schutzhütte am Báktájokaluobbalat kommt, gehe ich kurz vorbei und aber dann schnell zurück. Warum eigentlich nicht? Ich habe doch Zeit, genug Gas habe ich auch und ein heißer Kaffee im windgeschütztem Trockenen ist doch eigentlich eine gute Idee!!! Stimmt, das ist es wirklich! Und es ist gut, für eine Weile aus dem kaltem Wind herauszukommen.
          Gut erholt geht es weiter, die E 10 ist schon zu hören. Danach verlässt mich langsam die Lust, die Sonne kommt auch nicht mehr heraus, es ist bedeckt, bläst und nieselt weiter. Nicht viel, aber beständig. Ich finde, ich könnte bald mein Zelt aufschlagen. An der Brücke zum Njuoraeatnu setzte ich den Rucksack wieder kurz ab. Vor der Brücke geht rechts ein Pfad in Richtung See, dem ich neugierig folge, da ich den Kaffee „wegbringen“ muss. Er führt zu einem wirklich schönen Zeltplatz, aber irgendwie habe ich keine Lust, gleich am ersten Tag mein Zelt im Nieselregen aufzustellen. Also weiter.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Erste Nacht.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,38 MB ID: 3151182
          Zeltplatz für die erste Nacht
          Als der Pfad endlich am See entlangführt, muss ich mich noch etwas gedulden, bevor ich eine schöne Stelle zum Zelten finde. Zum Teil führt der Pfad steil am Ufer entlang und da es nass ist, muss ich mich ganz schön konzentrieren. Aber DA ist sie! Eine schöne Stelle auf einer kleinen Landzunge. Inzwischen hat es auch aufgehört zu nieseln. Schnell ist das Zelt aufgestellt und Wasser geholt. Für den ersten Tag sind die Zeltroutinen erstaunlich schnell wieder da. Beim Kochen und Abendtee blicke ich auf Laporten und versuche noch meine Hose etwas im leichten Wind zu trocknen. Dann falle ich zufrieden auf meine X-lite und bin schnell eingeschlafen.
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Laporten.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3151183
          Blick auf Laporten
          Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 18:31.

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          • zilka

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            #6
            13. August (Tag 3) Pålnostugan und Lappkordhytta bis zur Furt des Riksoelva

            Ich wache von einem seltsamen Geräusch auf. Ein Blick aus dem Zelt: Aha, ein Motorboot mit einem Angler in der Ferne. Der Torneträsk liegt ganz ruhig da. Es ist windstill.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick über den See 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,06 MB ID: 3151331
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick über den See.jpg Ansichten: 50 Größe: 1,80 MB ID: 3151343
            Ganz in Ruhe koche ich mir einen Kaffee und Porridge. Mücken sind keine unterwegs und ich kann im offenen Zelt gemütlich frühstücken. Ich lausche in die ungewohnte Stille. Es sieht fast so aus, als ob der rechte hintere Berg von Laporten etwas Neuschnee auf der Spitze hat, aber ich kann es nicht genau erkennen.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,26 MB ID: 3151333
            Auch wenn es bedeckt ist, kann ich das Zelt trocken einpacken. Wunderbar. Kurz vor 11:00 Uhr komme ich los, für den ersten Tag gar nicht so schlecht. Schnell bin ich an der Pålnostugan, werfe einen Blick hinein und nutze die Toilette. Ich finde diese offene schwedische Hütte ziemlich abgewrackt, vor allem, wenn man weiß, wie nah die schöne norwegische Lappkordhytta liegt.

            Hinter der Pålnostugan beginnt nun der Aufstieg. Ganz stimmt der Titel meines Berichtes nicht. Zumindest heute werde ich noch dem Nordkalottreden folgen. Diesen bin ich schon 2018 in der anderen Richtung gelaufen und heute wundere ich mich, an welche Abschnitte des Weges ich mich erinnere und an welche nicht. Und wie. Es sind viel weniger Abschnitte, als ich dachte und vieles erscheint mir ganz und gar neu. Dazu trägt sicher auch das andere Wetter bei, das natürlich auch noch einmal die Eindrücke prägt. Schon interessant, welche Wahrnehmungen und Dinge in die Erinnerung aufgenommen werden und welche nicht. Und weshalb, überlege ich. Man ist ja so beim Laufen den Tag über auch mit seinen Gedanken unterwegs und da gibt es viel nachzudenken… Ich ziehe für mich jedenfalls das Fazit, dass man denselben Weg gut mehrmals laufen kann, ohne gelangweilt zu sein, selbst in derselben Richtung. Das hätte ich so nicht gedacht. Ich erkenne zwar einige Dinge wieder, aber vieles erscheint mir auch völlig neu und langweilig ist überhaupt es nicht.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Grenzstein.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,29 MB ID: 3151335
            Bald ist der Grenzstein erreicht und ich bin in Norwegen. Oben rechts an der Baumgrenze sieht man schon die Lappjordhytta. Die Birken spiegeln sich im See. Ich bin froh über meinen gestrigen Zeltplatz. Hier oben - eigentlich mein ursprüngliches Ziel von gestern - wäre der Boden doch sehr nass gewesen und ich hätte sicher nach einem guten Platz suchen müssen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: See Grenzstein.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,65 MB ID: 3151336

            Kleiner See am Grenzstein
            Der Weg zur Lappjordhytta ist steil und ich nutze jede Möglichkeit, mich kurz hinzusetzen oder stehenzubleiben. Langsam und stetig, denke ich. Mein eigenes Tempo und Rhythmus finden. Hier ist ja niemand.
            Die Lappjordhytta ist belegt, das Feuer habe ich schon seit einiger Zeit gerochen. Es liegen Wanderschuhe und ein großartiger Steinpilz vor der nur angelehnten Tür der Haupthütte. Da mir gerade nicht nach Kontakt ist und ich ja auch nur auf der Durchreise bin, schaue ich nicht extra in die Hütte hinein, sondern setze mich auf die Picknickbank vor der Hütte. Ich genieße die Aussicht, strecke den Rücken, esse einen Fruchtriegel und trinke etwas. Immer wieder klasse, wenn man so weit wie hier zurückblicken und sehen kann, wo man hergekommen ist.
            Nach der längeren Pause arbeite ich mich weiter den Berg hoch. Die Baumgrenze habe ich nun verlassen und das Fjell beginnt.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3151337
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,56 MB ID: 3151338
            Ich liebe die Weite des Fjells. Langsam zieht es sich zu und es wird richtig dunkel. Wind kommt auf, aber regnen tut es nicht, auch wenn es lange so aussieht, als ob es jeden Moment losgehen könnte. Ich möchte unbedingt heute noch zur Brücke kommen, die in meiner Karte eingezeichnet ist. Bald geht es wieder runter.

            Meine Augen suchen die Brücke, bis ich die Landschaft wiedererkenne und mir einfällt: Genau diese Brücke habe ich doch schon 2018 gesucht! Es ist zwar eine Brücke in meiner Karte (Calazo, 2017) eingezeichnet, aber es gibt tatsählich nur eine gut markierte Furtstelle. Und es sieht auch nicht so aus, als ob es diese Brücke jemals gegeben hat. Jedenfalls gibt es keine alten Fundamente oder so.
            An der Markierung zum Furten setze ich meinen Rucksack ab und gehe noch eine Weile weiter flussaufwärts. Ich suche nach einem trocknen, windgeschützten und halbwegs geraden Zeltplatz. Erfolglos, auch wenn es zunächst so aussah. Na gut, dann eben doch erst Furten und es auf der anderen Seite versuchen auch wenn der Wind hier dann direkt in meine Richtung blasen wird! Der Fluss lässt sich einfach und ohne die Schuhe wechseln zu müssen, überqueren. Dass meine Schuhe dabei mehrmals richtig unter Wasser stehen macht gar nichts. Dafür liebe ich meine Lundhags. Auf der anderen Seite der oder des Riksoelva findet sich dann etwas erhöht ein Zeltplatz. Ich baue geschafft das Zelt auf und sichere vorsichtshalber die Leinen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,74 MB ID: 3151339
            Zeltplatz am nächsen Morgen
            Schnell noch einmal runter zum Fluß, Wasser holen und waschen. Man ist das kalt! Aber umso schöner ist es gleich, mich in meinem flauschigen Quilt einzumummeln. Auf dem Rückweg zum Zelt suche ich mir noch einen flachen Kocherstein. Heute ist es so windig, dass ich in der geschlossenen Apsis Wasser kochen muss. Da habe ich es gern, wenn der Kocher - den ich dabei nicht aus den Augen lasse - sicher steht. Der Wind war heute auf dem Fjell so kalt, dass ich sogar kurz mit Handschuhen gelaufen bin. Dafür gab es keine Mücken. Während ich auf mein Real Turmat warte, gibt es schon einmal einen heißen Holunder. Das tut gut! Zufrieden beende ich den Tag. Ich bin gespannt auf morgen und schaue mir noch ein wenig die Karte an. Morgen werden ich den Nordkalottleden verlassen.
            Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 18:42.

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            • zilka

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              #7
              14. August (Tag 4) Furt des Riksoelva – Hjerta Stuora Jiertá – Čoarddajávrrit

              Sonne! Ist das schön! Heute Morgen ist der Himmel zwar erst noch bewölkt, aber er lässt auf einen schönen Tag hoffen. Ich lasse mir viel Zeit mit dem Frühstück und genieße die Sonnenflecken und die Sonnenwärme windgeschützt im Zelt. Es gibt Knäckebrot mit Käse (passend: Wasa „Sport“) und heute wird noch ein weiterer Kaffee gekocht, weil es gerade so schön ist.
              Da es schon gegen 10 Uhr ist, kann ich aus meinem Zelt die ersten schwarzen Pünktchen beobachten, die in der Weite der Landschaft aus Richtung Lappjordhytta langsam näherkommen. Wie sie den (oder die?) Riksoelva furten, kann ich nicht sehen, nur wie sie suchend den Markierungen zur besten Furtstelle folgen. Nach einer Weile tauchen sie jeweils wieder auf und ziehen dann nach rechts den Nordkalottleden weiter.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zelt am Morgen.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,95 MB ID: 3151514
              Jetzt zieht es auch mich weiter. Ich bin freudig gespannt und auch etwas aufgeregt auf den weglosen Teil, den ich ab heute gehen werde. Bisher habe ich so etwas nur für ein, zwei Tage gemacht. Meist als kleinen Schlenker eines markierten Weges. Aber eben noch nie so „richtig“, d.h. für eine längere Zeit. Dass ich ab hier Borgmans Spuren und Reisebericht folgen will, gibt mir irgendwie Sicherheit. Schließlich ist damit schon einmal jemand den weglosen Weg hier langgegangen, den ich nun gehen werde
              😁...
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Fluss2.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3151515
              Blick auf den Riksoleva
              Trotzdem kontrolliere ich an diesem ersten Tag die Landschaft und Karte sehr häufig. Bin ich tatsächlich, dort wo ich denke, dass ich bin? Wäre wirklich ziemlich dumm, wenn man sich mehrere Tage lang falsch orientiert... Aber alles ist richtig! In den nächsten Tagen werde ich lockerer und vertraue mir und meiner Navigation mehr. Hierzu reicht mir tagsüber - bis auf ein, zweimal Mal, wo ich über mein Garmin inreach sehr, sehr froh bin weil es Nebel gibt, bzw. das Gelände unübersichtlich ist - meine Papierkarte aus.

              (Anmerkung: In meinem Bericht werde ich mich für die nächsten Tage an die Bezeichnungen meiner Karte halten, d.h. an die der C4 von Calazo, 2017. Meine schwedischen BD-Fjällkarten bieten zwar eine Erklärung zu den meisten samischen Ortsbezeichnungen, trotzdem muss ich beim Schreiben dieses Berichts vielfach einfach raten ob sich die Bezeichnung auf einen Berg, ein Tal oder was auch immer bezieht... Und sagt man nun der oder die Riksoleva? Borgman schreibt einfach vom Riksojohka, was auch Sinn macht, johka = Strom, bei mir in der Karte heißt es dagegen Riksoleva. Ihr müsst mir also nachsehen, falls ich die Namen auf meiner Karte nicht immer ganz richtig zuordne oder interpretiere)
              Von meinem letztem Zeltplatz aus steige ich nun erst einmal auf, um zwischen dem Unna Skadjoaivi und dem Jorbačohkka (gerade gelernt čohkka = fjälltopp) in das Skadjabávttážat zu laufen. Immer wieder blicke ich zurück. Je weiter ich aufsteige, desto besser kommt der Gletscher des Riksoriehppi (oder zumindest das, was davon noch übrig ist) in den Blick.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Giebmeriehppi1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,32 MB ID: 3151516Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Riksoriehppi.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,08 MB ID: 3151519
              Riksoriehppi
              Auf dem Sattel laufe ich zwischen den zwei kleinen Seen weiter in Richtung Osten. Das Gelände ist super einfach zu laufen und es macht wirklich Spaß.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sattel.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,35 MB ID: 3151518
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sattel2.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,90 MB ID: 3151539
              Als ich den Sattel überquert habe, öffnet sich das Tal mit seinen vielen Graswiesen. Was für eine Aussicht. Es ist windig und heute bin ich froh über meine Mütze obwohl ich eigentlich überhaupt kein Mützentyp bin. Die Wolken hinterlassen faszinierende Lichteindrücke.
              Jetzt steige ich langsam wieder ab. Rentiere sehe ich hier noch nicht, aber jede Menge Geweihe. Rechts kommt in der Ferne der Torneträsk in den Blick. Links sieht es auch schön aus.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick um Torneträsk.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,13 MB ID: 3151521
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Borgman.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,60 MB ID: 3151540
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Geweih.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,66 MB ID: 3151535
              Irgendwie zieht mich der Hjerta Stuora/Jiertá magisch an. Vielleicht, weil er die ganze Zeit so prominent zu sehen ist, mir eine Orientierung bietet und es noch mein erster Tag weglos ist.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick voraus.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,45 MB ID: 3151530
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick voraus3.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,24 MB ID: 3151531Anders als Borgman im Herbst 2018 entscheide ich mich, noch etwas länger auf ihn zuzugehen und erst hinter ihm wieder nach Norden in Richtung Čoarddajávri zu laufen. Das hat auch den Vorteil, dass ich mit der am Berg eingezeichneten Rentierhalterhütte einen weiteren Orientierungspunkt habe, um sicher zu gehen, dass ich „richtig“ bin. Wie gesagt - ich fange erst die nächsten Tage an, meiner Navigation und mir mehr zu vertrauen. Nach einiger Zeit bin ich laut Karte kurz wieder in Schweden, auch wenn das in dieser Landschaft keine Rolle spielt. In Bezug auf die Rechte auf die saftigen Weideflächen sicher schon.
              Zwei kleine Moränenhügel stechen in der Ferne optisch heraus. Sie liegen in meiner Richtung und ich steuere sie für eine Pause an.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Pause.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,68 MB ID: 3151523
              Klasse, die Hügel bieten den perfekten Windschutz und eine superentspannende Rückenlehne. So mache ich eine schöne lange Pause, lasse mir windgeschützt die Sonne auf die Nase scheinen, esse einen Riegel und höre zwei „Ein-Ton-Vögeln“ zu (Goldregenpfeifer?), die sich im rhythmischen Wechsel laut bemerkbar machen. Bin ich zu nah an ihrem Revier?
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Goldregenpfeifer.jpg Ansichten: 0 Größe: 7,33 MB ID: 3151524

              Ich meine, ich kann in der Ferne sogar schon die Rentierhalterhütte erkennen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob es nicht doch nur ein größerer Stein ist. Die Richtung stimmt jedenfalls. Nach der langen Mittagspause, in der ich fast eingeschlafen bin, gehe ich weiter in Richtung Osten. Den Hjerta Stuora/Jiertá lasse ich links liegen. Nun kann ich ab und zu sogar ein paar ATV-Spuren in den feuchten Grasabschnitten erkennen. Ich folge den höher am Berg gelegenen verschiedenen terrassenförmigen und trockenen Streifen. Diese ziehen sich um den Berg herum und man muss jeweils nur kurz durch ein kleines, manchmal etwas feuchtes Grasgebiet, um zur nächsten Stufe zu kommen. Schließlich kommt die Renvaktarstuga in den Blick und hier wird das Gelände flach und trocken.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rennvaktarstuga.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,52 MB ID: 3151525
              Renvaktarstuga
              An ihr angekommen mache ich dort kurz Pause. Was für ein Ausblick zurück in das Tal aus dem ich gekommen bin! Aber macht Sinn - man muss ja sehen, wo sich die Rentiere befinden… und ein paar habe ich den letzten Stunden auch gesehen. Inzwischen ist es 16:00 Uhr und so langsam könnte ich für heute Schluß machen. Auch wenn ich erst spät los bin. Allerdings würde ich gern noch zum Čoarddajávri kommen und so biege ich an der Hütte links ab und laufe zwischen dem Hjerta Stuora/Jiertá und dem Unna Jierttás wieder nach Norden. Jetzt bin ich wieder in Norwegen. Grenzsteine sehe ich nicht. Als die vielen kleinen Seen südlich vom Čoarddajávri in den Blick kommen, finde ich das Gelände rechts schöner und einfacher zu laufen. Ein trockener Weg zwischen den Seen lässt sich gut finden.

              Schließlich reicht es mir für heute, da es nun auch beginnt, sich wieder zu bewölken und mir kalt wird. Ich finde einen schönen Platz für mein Zelt. Ah, endlich ausstrecken und die Füße massieren.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,54 MB ID: 3151526
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 3 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,81 MB ID: 3151527
              Später kommt sogar noch einmal die Abendsonne heraus, bevor sie hinter den Bergen verschwindet. Was für ein schöner Abschluss für einen tollen Tag! Alles hat gut geklappt, das weglose Gehen, das Navigieren und das Gelände war einfach und übersichtlich. Man, geht es mir gut. Urlaub! Schnell noch eine glückliche Nachricht über das Garmin nach Hause.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 3c.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,41 MB ID: 3151543
              Das vorrausschauende Suchen des besten Weges durch das unterschiedliche Terrain macht mir richtig Spaß. Ich LIEBE diese ersten Urlaubstage, an denen ich so völlig frei bin und alles ganz im Moment entscheiden kann! Bleibe ich hier? Gehe ich noch weiter? Alles, was ich brauche, habe ich dabei und fühle mich völlig frei und unabhängig. Noch muss ich nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo ankommen.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 3a.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3151538

              Spoiler: An diesem Tag spielt natürlich auch das Wetter mit. Die nächsten Tage werde ich noch lernen, dass ich mich weglos noch viel mehr der Natur und vor allem dem Wetter unterordnen muss, als ich es bisher auf meien Touren gewohnt bin. Auf der einen Seite suche ich dies in meinen Lapplandurlauben. Die Natur und das sich-ihr-Unterordnen lässt alles andere so unwichtig werden. Das entspannt mich und wirkt wie ein nötiger "Re-Set". Auf der anderen Seite war besonders das Wetter dieses Mal auch ein wenig herausfordernd. Aber dazu an den folgenden Tagen mehr.
              Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 18:53.

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              • Borgman
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                #8
                Zitat von zilka Beitrag anzeigen
                Danke, Borgman!
                Gern geschehen! Freut mich, dass mein Bericht einen bescheidenen Beitrag dazu leisten konnte, dich zu einer ersten längeren weglosen Tour zu ermutigen. Wie du schon sagst: man wird gezwungen, sich intensiver mit der Topographie, Geländebeschaffenheit, Vegetation usw. auseinanderzusetzen und ist auch abhängiger vom Wetter. Bin gespannt, was du am Ende für ein Fazit ziehst ... ich habe jedenfalls enorm viel über die Natur und mich selbst gelernt auf solchen Touren.

                Jetzt bin ich aber erst mal gespannt auf deine Erlebnisse an den folgenden Tagen, könnte ja durchaus noch etwas anspruchsvoller werden, was ich davon wiedererkenne und wo du vielleicht andes entscheidest oder einen anderen Blick hast. (Und ja, das ist ein Goldregenpfeifer.)

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                • Blahake

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                  #9
                  Wow, sind das schöne Bilder! Und auch klasse geschrieben, ich bin sofort dabei, mittendrin im Fjäll! Aber sag' mal, nur 20 kg mit einem Soulo und Essen für 14 Tage!?!?! Wie geht das?

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                  • zilka

                    Erfahren
                    • 29.06.2017
                    • 420
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                    #10
                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                    Gern geschehen! Freut mich, dass mein Bericht einen bescheidenen Beitrag dazu leisten konnte, dich zu einer ersten längeren weglosen Tour zu ermutigen (...) Jetzt bin ich aber erst mal gespannt auf deine Erlebnisse an den folgenden Tagen, könnte ja durchaus noch etwas anspruchsvoller werden, was ich davon wiedererkenne und wo du vielleicht andes entscheidest oder einen anderen Blick hast. (Und ja, das ist ein Goldregenpfeifer.)
                    Oh, Borgman liest mit!!! Das freut (und ehrt) mich sehr. An Dich habe ich tatsächlich öfter gedacht und Du wirst bestimmt auch noch einige Male in meiner Beschreibung vorkommen ("So eine bescheuerte Idee, einfach vertrauensvoll einer Tour aus dem INTERNET zu folgen!" "Aber es war doch eine Tour von BORGMAN! Den 'kenne' ich doch aus dem Forum, der ist da ein ganz alter Hase, mit tollen Tourenbeschreibungen. Und er hat die Tour doch gut dokumentiert!"). Aber ich danke Dir tatsächlich sehr für Deine Inspiration zu dieser Tour. Und wie Du sagst: Ich habe viel auf dieser Tour über mich gelernt. Und über die Bedeutung des Wetters. Denn anspruchsvoll wurde es tatsächlich noch... 😉

                    Und Blahake, Danke auch Dir für Deinen Kommentar! Noch eine Forumshäsin. Deine Tourenberichte lese ich auch supergern und kenne sie alle 😊
                    Aber sag' mal, nur 20 kg mit einem Soulo und Essen für 14 Tage!?!?! Wie geht das?
                    So genau weiß ich das auch nicht. Aber ich habe z.B. dieses Mal meinen Schlafsack für einen Z-Pack Quilt (491g) eingetauscht. Beim einer Testnacht in Deutschland war ich nicht so überzeugt, weil es zunächst etwas kühl war am Rücken (und das im deutschen Sommer!). Aber inzwischen weiß ich, wie er richtig zu nutzen ist und habe auf dieser Tour überhaupt nicht gefroren, im Gegenteil. Und das, obwohl ich sogar eine Nacht mit nur 2 Grad hatte. Gewicht und Packmass sind einfach super, aber vielmehr schätze ich, dass ich mich im Schlaf nun bewegen und viel schneller raus und rein komme, als in meinen Schlafsack.

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                    • zilka

                      Erfahren
                      • 29.06.2017
                      • 420
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                      #11
                      15. August (Tag 5) – Auf zum Rohkunborri

                      Morgens scheint die Sonne. Zur Morgenwäsche muss ich mich etwas zwingen, denn die Luft ist kälter, als es aussieht. Zu einem Bad in dem kleinen See kann ich mich nicht überwinden, aber ich gieße mich stückweise mit kaltem Seewasser ab. Prrrr… Da es windstill ist, kann ich auf dem Frühstücksstein vor dem Zelt mein Frühstück machen. Es bleibt eines der wenigen Male, an denen ich außerhalb der Apsis kochen kann. Der Morgenkaffee tut gut. Auch das Porridge schmeckt noch, lange bin ich ja noch nicht unterwegs. Ich finde, Porridge schmeckt von einem glatten Holzlöffel noch einmal so gut. Die Stille um mich herum ist beeindruckend. Nichts. Einfach nichts zu hören. Ich sauge sie förmlich in mich auf.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Fürhstück.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,20 MB ID: 3151588

                      Nachdem ich zusammengepackt habe laufe ich rechts weiter. Eigentlich könnte ich ja auch gleich auf dieser Höhe bleiben und weiter östlich in Richtung Rohkunburri gehen. Das Gelände sieht hier jedenfalls gut aus und ich möchte viel lieber hier entlanglaufen als am Čoarddajohka. Warum eigentlich nicht? Ich werde mutiger. Auch auf der Karte sieht es so aus, als ob ich versuchen könnte, das Tal vor dem Rohkunburri zwischen den Seen Gávvajávri und Davit zu queren. Also mehr in der Mitte und nicht am oberen Ende wie Borgman es gelaufen ist. Auf meiner Karte ist zwischen den Seen einiges trockenes Gelände eingezeichnet, ich muss nur irgendwo über den Fluß kommen, der die Seen miteinander verbindet. Die Sache beginnt mir Spaß zu machen: Ich bin viel gelassener und kann mich mehr auf die Landschaft einlassen als gestern. Ich habe Lust, Dinge auszuprobieren. Den Plan abändern, wenn es nicht klappt, und Borgmans Vorschlag folgen, kann ich ja immer noch. Ich beschließe, mir die Sache erst einmal von oben anzuschauen. So steige ich zwischen dem Nohtahanvárri und dem Geavrrečohkka wieder auf, dem kleinen See entgegen.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick Rohkunborri.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,00 MB ID: 3151589 Nach dem See folge ich dem Nohtahanjohka auf der südlichen Seite. Auch hier gibt es wieder viel Gras, saftige Bergwiesen und gut zu laufender Boden. Immer wieder sehe ich einzelne Rentiere.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Nohtahajohka.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3151590
                      Nohtahanjohka
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Bergwiese.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,69 MB ID: 3151591
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Bergwiese 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,42 MB ID: 3151592
                      Endlich kann ich in das Tal schauen. Das sieht doch rechts ganz machbar aus!
                      Ich versuche mir den Weg und die trockenen Stellen einzuprägen, weil ich weiß, dass es ganz anders aussehen wird, wenn ich mich mittendrin befinde. Aber ich habe ja auch das Foto.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick auf das Tal.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,98 MB ID: 3151593
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tal nach rechts.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,85 MB ID: 3151594
                      Jetzt geht es steil den Berg herunter und schon bald beginnen die Birken. Erst einzelne, zwischen den zunächst Heide steht, dann werden sie dichter und gehen in Gras und anderes Gewächs über. Da hier aber auch die Birkenmotte gewirkt hat, ist es zunächst offener, als ich es erwartet habe. Ich kann einigen Tierpfaden folgen. Im Großen und Ganzen ist es zwar etwas langweilig, weil man nicht so weit voraus sehen kann, aber kein großes Bushwacking. Ich halte mich einfach geradeaus, zu meiner linken höre ich den Nohtahanjohka rauschen. Ich quere ihn dort, wo er auf der Karte in einer Kurve nach rechts abknickt.

                      Die letzten Meter zum Nohtahanjohka muss ich mich durch dichtes Gebüsch schlagen, aber es geht. Die Querung des Flusses ist etwas aufregend, weil die Strömung ziemlich stark ist. Trotzdem kann ich die Schuhe anlassen und finde nach etwas Suchen und einem für mich waghalsigen, großem Schritt meinen Weg. Auch hier haben mich Tierspuren zu dieser Stelle geführt. Na, das war doch schon einmal ganz hoffnungsvoll! So genau kann ich nicht mehr beschreiben, wo ich danach langlaufe. Ich finde einen guten Weg, auch wenn es ein paar kleine Feuchtflächen und kleine Bächlein zu queren gibt. Oft kann ich Tierspuren folgen.
                      Auf einem kleinen Hügel mache ich Pause. Endlich kann man wieder etwas mehr sehen, wo man sich befindet. Schon fast geschafft!
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Pause.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,21 MB ID: 3151595
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Pause 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,91 MB ID: 3151596
                      Und so ist es. Zwischendrin begegnen mir ein paar schöne Zeltplätze, aber ich will heute noch weiter. An der anderen Seite und damit am Fuße des Rohkunburri angekommen, freue ich mich, dass es so gut funktioniert hat und mache ein Foto auf dem man gut die trockenen Flächen sehen kann.

                      Eine Weile laufe ich wieder durch Birkenwald. Insgesamt geht es nicht schlecht, die Sonne scheint durch die Blätter, alles ist grün und es sind viele Pilze und Pflanzen zu sehen. Trotzdem werde ich ungeduldig. Ich finde dieses Gelände langweilig. Ich mag dieses Gefühl „drin“, im Wald zu sein, heute nicht so richtig. Mich zieht es irgendwie „raus“ und so steige ich schräg schnell höher und höher bis die Baumgrenze erreicht ist. Anstrengend. Bald ist es geschafft und ich fühle mich wieder frei!
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Wieder oben.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,18 MB ID: 3151597
                      So kann es weitergehen.
                      Geht es aber nicht, denn bald schon kommt der erste, tief eingeschnittene Bach. In der Karte hat er keinen Namen.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Hinab.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,46 MB ID: 3151599
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Erster Bach.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,51 MB ID: 3151598 Nach näherer Inspektion sieht er etwas mehr oberhalb jedoch ganz machbar aus. Einfach langsam, gut auf die Füsse schauen, darauf, dass der Boden fest ist und eine gute Stelle zum Ab- und Wiederaufstieg finden. Es ist einfacher, als es zunächst aussieht. Am Bach lege ich eine Trinkpause ein. Klares, frisches, eiskaltes Wasser. Lecker. So steil sieht der Anstieg auf der anderen Seite von hier unten aus gar nicht mehr aus.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Hinab Unten.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,74 MB ID: 3151600
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick flussabwärts.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,68 MB ID: 3151601
                      Bald ist es geschafft und ich blicke zurück.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,41 MB ID: 3151602

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück nach oben.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,71 MB ID: 3151603
                      Jetzt laufe ich auf einer Hochfläche auf einen kleinen langgezogenen See zu. Links und rechts begleiten mich einzelne Rentiere. Bald könnte ich für heute Schluss machen, aber über den See zieht ungeschützt der Wind und Stellen, die meinen Ansprüchen genügen, gibt es irgendwie auch nicht. Auf einmal höre ich ein lautes „Platsch!“ und gleich danach noch einmal. Am Ende des Sees, mir voraus, sehe ich ein Rentier, dass offensichtlich badet. So sieht es jedenfalls aus. Es springt insgesamt dreimal in den See, läuft jeweils wieder raus und dann am anderen Seeufer nach Nordwesten. Komisch, so etwas habe ich noch nie gesehen. Baden Rentiere?
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rentier.jpg Ansichten: 583 Größe: 2,43 MB ID: 3151904
                      Mir gefällt es hier oben und so laufe ich gut gestimmt noch ein wenig weiter bis ich schließlich den nächsten Einschnitt sehe. Ob ich da rüberkomme? Oder muss ich wieder absteigen? Damit beschäftige ich mich morgen, beschließe ich und suche mir einen Platz für mein Zelt. Da ich schon ein wenig abgestiegen bin, nimmt der Berg ein wenig den Wind weg, der auf der Hochebene stärker war.
                      Die Wettervorhersage für heute Nacht ist gut. Prima, dann kann ich das Zelt hier an der Kante auf einer ebenen Fläche aufstellen, die doch etwas exponiert ist und habe einen tollen Blick auf den Geavdnjajávri.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz Tag 5.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,25 MB ID: 3151605
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz 2.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,22 MB ID: 3151606
                      Zelt mit Einschnitt im Hintergrund
                      Jetzt noch schnell ohne Rucksack die 2 Liter Wasser holen, die ich für Abendessen und Frühstück brauche. Dabei kann ich mir schon einmal den nächsten Einschnitt anschauen. Sieht eigentlich auch ganz machbar aus, beschließe ich und scoute schon einmal einen möglichen Weg aus. Aber nun schnell zurück, ich habe ordentlich Hunger, schließlich waren heute einige Höhenmeter drin. Endlich Feierabend. Abendessen und -ausklang mit tollem Ausblick.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Feierabend.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3151607
                      Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 19:02.

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                      • Taffinaff
                        Fuchs
                        • 03.01.2014
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                        #12
                        Danke fuer den Bericht! Ich habe später im September ein paar Tage fuer Lappland und ueberlege ob ich von Tornehamn nach Norden gehen soll, da sind Deine Bilder eine feine Inspiration.

                        Taffi

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                        • zilka

                          Erfahren
                          • 29.06.2017
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                          #13
                          16. August (Tag 6) Rohkunborri – Røskardet Suovvanjoaski. Ein Tag mit Hochs und Tiefs, nicht nur in Bezug auf das Gelände

                          Um halb sieben wache ich auf. Ich habe gut geschlafen und fühle mich erholt. Einen Wecker habe ich mir bisher nicht gestellt und habe es auch nicht vor. Das gehört auch zu dem, was ich an diesen Touren so erholsam finde: dass ich meinen eigenen Rhythmus finde. Meist gehe ich ins Bett, wenn die Sonne verschwindet und es dämmerig wird, also im Moment so gegen neun Uhr.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zelt morgens.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,92 MB ID: 3151924

                          Als ich aus dem Zelt schaue, sehe ich, dass das Wetter sich verändert hat. Es ist bedeckt, warm und für den Nachmittag ist Regen angesagt. Vor meinem Zelt entstehen Wolken und ziehen nach rechts weiter. Das ist spannend anzusehen. Es erinnert mich stark an ein Poster zum Wasserkreislauf, das mich in der 3. Klasse der Grundschule in Sachkunde lange fasziniert hat. Ich schmunzele über diese Erinnerung, denn das ist ja schließlich schon ewig her, aber GENAU so, wie damals dargestellt, ist es jetzt: Am Ende es des Geavdnjajávri entstehen (durch aufsteigendes, verdunstendes Wasser) kleine Wolken, die dann größer werden und nach rechts weiterziehen. Gebannt schaue ich eine Weile zu. Man kann richtig sehen, wie die Wolken entstehen. Frühstücksfernsehen.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sachkunde.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3151925

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sachkunde 2.JPG Ansichten: 0 Größe: 1,28 MB ID: 3151926
                          Schon um acht Uhr habe ich heute alles zusammengepackt und laufe los. Diesmal ist der Aufstieg aus dem Einschnitt heraus etwas steiler als gestern, aber auch hier finde ich einen Weg. Ich blicke auf meine gestrige Zeltstelle zurück.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zeltplatz x.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3151927

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rentiere am Hang.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3152084
                          Rentiere am Hang
                          Mir fällt Borgmans Bericht ein, an dem ich mich auf dieser Tour aus meiner Erinnerung orientiere. Hatte er nicht hier von einem Einschnitt geschrieben, bei dem er wieder hinunter in das Tal steigen musste, um den Fluss unten zu queren? Ich freue mich, dass ich es anscheinend durch den hohen Anstieg vermieden habe, absteigen zu müssen. Keine Höhenmeter abgeben ist die Devise, schließlich will ich heute noch über die Hochebene Gáiseláhku laufen (láhku = hochgelegene, weitläufige Bergheide).

                          Tja, zu früh gefreut! Und auch nicht auf die Karte geschaut... Dann hätte ich es sehen können: Es handelt sich bei dem gerade überwundenen Einschnitt nur um ein weiteres namenloses Bächlein. Der Einschnitt mit dem Namen (und den Borgman beschrieben hat) kommt nun. Wenn etwas einen Namen hat, denke ich, ist es wert, vermerkt zu werden. Und ich verstehe schnell, weshalb dieser Einschnitt einen eigenen Namen hat…
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Steinadler.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3151928Bálggesgosla und Bálggesváráš
                          Man sieht es auf dem Foto nicht so sehr, aber die Schlucht Bálggesgosla, deren Ostseite auf meinem Foto links im Schatten liegt, ist beeindruckend. Eine steile Felsabbruchkante und richtige, tiefe Schlucht. Zwei Steinadler ziehen über ihr ihre Kreise. Und auch die Bálggesváráš (auf dem obigen Foto rechts) sieht im Gelände stärker eingeschnitten aus, als es die Höhenlinien auf meiner Karte vermuten lassen.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schlucht 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,48 MB ID: 3151929​ Mist, jetzt muss ich doch wieder ganz in das Tal zum Hávgaluoppal ab- und dann wieder aufsteigen! Obwohl… Vielleicht sollte ich sicherheitshalber noch kontrollieren, ob es oberhalb der Bálggesgosla nicht doch eine Möglichkeit gibt, auch wenn ich vermutlich hin- und zurücklaufe („Könnte es nicht dort drüben…? Der kleine, grüne Absatz rechts oben auf der anderen Seite??“ „Ach komm, Du machst Dir unnötig Hoffnung und willst das nur sehen!“). Ich ringe mit mir. Gehe ich noch extra hoch, um diese kleine Chance auszuscouten? Man kann von meiner Position aus nicht erkennen, ob man auf meiner Seite überhaupt in den Einschnitt und die Schlucht herunterkommt. Tierspuren kann ich auch nicht erkennen, auf keiner Seite.

                          Ich entschließe mich, hochzugehen. Wenn es umsonst sein sollte, was ich vermute, kann ich vielleicht ein paar gute Fotos machen. Auch wenn ich mich beim Aufsteigen innerlich fest auf eine Enttäuschung vorbereite, werde ich positiv überrascht. Ich sehe eine Abstiegsmöglichkeit und Schneebrücke, die auch noch fest genug ist, um auf ihr zur anderen Seite zu queren. Juchhuh! Ist das toll! Damit hatte ich wirklich überhaupt nicht mehr gerechnet. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd und jubel innerlich.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: berweg.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,73 MB ID: 3151930
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,73 MB ID: 3151931
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick zurück 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,29 MB ID: 3151932
                          Blick zurück auf die Bálggesgosla
                          Als ich auf der anderen Seite wieder aufsteige, kann ich hier nun auch Rentierspuren erkennen. Aha, auch die Rentiere queren hier. Vielleicht hätte ich die Pfade mit einem Fernglas erkennen können, aber selbst auf dem Foto lassen sie sich im Nachhinein nicht erkennen. Ich folge ihnen und schon bald kann ich den Lágojávri, der mein nächstes Ziel ist, sehen. Das Gelände ist weiterhin gut zu laufen.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: See 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3151933
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: See 4.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3151934

                          Lágojávri mit Lágočohkka im Hintergrund
                          Bald schon überquere ich das Bächlein, dass aus dem See fließt und zum Bálgges wird. Zeit für eine Pause. Ein Pausenstein lacht mich an. Für das T-Shirt ist es inzwischen zu kalt geworden, ich suche meine Jacke heraus und esse einen Dattelriegel. Sehr lecker.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Pause.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,07 MB ID: 3151935

                          Dann geht es weiter. Der Rohkunborri, der dem Nationalpark in dem ich mich befinde, seinen Namen gibt, taucht immer mehr aus den Wolken aus und sieht mit seinen Schattierungen interessant aus.
                          Nach links, also nach Norden, sieht man einen Höhenzug auf der anderen Seite des Altevatnet, den ich im Moment aber noch nicht sehen kann.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rohkumburi Wolken.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,65 MB ID: 3151936
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rohkumburi.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,26 MB ID: 3151937
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Blick nach Norden 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,94 MB ID: 3151938
                          Blick nach Norden
                          Ich laufe zunächst südlich des Lágojávri. Dann wird es mir aber zu steinig und ich wechsele zwischen den beiden Seen auf die andere Seite. Eine gute Entscheidung.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Beide Seen.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,76 MB ID: 3151939
                          Seitenwechsel zwischen den Seen

                          Rohkunborri im Rücken
                          Jetzt geht es weiter auf den Lágočohkka zu. Es zieht sich. Ich verliere etwas die Motivation. Das Wetter zieht sich leider auch zu. Ich möchte gern auf den Altevatnet schauen und entscheide mich deshalb, nördlich um den Lágočohkka zu gehen. Das geht vom Gelände her gut. Aber das Wetter wird schlechter. Es fängt an zu regnen und ich halte an, um meine Regensachen anzuziehen und den Rucksack einzupacken.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ALtevatten Osten.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3151940
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ALtevatten Osten 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3151941
                          Altevatnet, Blick nach Osten
                          Als ich den Ausläufer des Lágočohkka herunterkomme, jetzt wieder mehr südlich und mittig auf den Sattel zu, der in meiner Karte als Røskardet Suovvanjoaski eingezeichnet ist, fängt es an zu schütten.
                          Fotos gibt es deshalb ab hier keine mehr.
                          Der Regen wird immer stärker. Bald bin ich trotz Goretexjacke und -regenhose durchnässt. Ich gehe auf die private Hütte zu in der Hoffnung, dass sie vielleicht eine Veranda zum Unterstellen hat. Hat sie leider nicht. Da es nicht aufhört zu schütten und mir inzwischen das Wasser nicht nur im Gesicht herunterläuft, überlege ich kurz ernsthaft, ob ich die Hundehütte nutze, die sich links an die Hütte schmiegt. Die Hundehütte ist relativ hoch, sie ist so lang, wie die private Hütte breit ist und hat ein solides Dach, auf das der Regen prasselt. Der Teppichrest auf dem Boden sieht gar nicht so schlimm und vor allem trocken aus. Bestimmt ist sie für mehrere Hunde. Reinpassen würde ich jedenfalls mit meinem 1,60 m, sogar mit meinem Rucksack.

                          Aber so tief gesunken bin ich dann doch nicht, beschließe ich. Ich werde mir die nächste freie Stelle suchen und versuchen, mein Zelt so schnell und trocken wie möglich aufzubauen. Einen Platz muss ich etwas suchen, überall liegen Steine herum und das Gelände ist durchwachsen. An einem klitzekleinen Tümpel findet sich dann zwischen Steinen eine kleine, einigermaßen flache Stelle. Für meinen normalen Geschmack ist mir diese Stelle zu nah an der Hütte, aber es ist ja niemand da und ich muss endlich aus diesem starken Regen raus. Schnell das Zelt hochgezogen und den Rucksack hineingeschmissen. Puhh…
                          Raus aus den nassen Sachen. Ist doch besser hier, als die Hundehütte. Zu dem Zeitpunkt will ich eigentlich nur den Regen abwarten und dann noch weiter. So richte ich mich zunächst noch nicht weiter häuslich ein, sondern hole meinen E-Reader heraus, lese einen Krimi und leere eine ganze meiner zwei Tüten Seeberger Trail Mix mit Rhabarber, die eigentlich für mehrere Tage reichen sollte. Aber solche Momente sind eben eine Ausnahme. Dummerweise habe ich kein Wasser mehr geholt, sonst könnte ich mir jetzt einen Kaffee kochen. Aber es schüttet einfach zu sehr, um noch einmal rauszugehen. Ich will auf eine Regenpause warten.
                          Nach zwei Stunden wird mir klar, dass das heute nichts mehr wird. Auch nichts mit der Regenpause. Der Wind nimmt zu und ich muss jetzt dringend raus, das Zelt mit Leinen und Heringen sichern, auch wenn es noch regnet. Das habe ich bisher nicht gemacht und es wird nun wirklich nötig. Wenn ich sowieso nass werde, kann ich auch gleich Wasser holen. Nass werde ich sowieso. Also rein in die nassen Regenklamotten. Ughh…
                          Erst das Zelt sichern, dann Wasser holen. Eigentlich ist mir der Tümpel zu klein, aber es gibt gerade keine Alternative. Das Wasser sieht klar aus und ich werde es heute einfach etwas länger abkochen. Die anschließende heiße Schokolade tut heute besonders gut, das Real Turmat auch. Ich mag die wirklich gern. An Tagen wie heute, sind sie echt einfach und schnell, auch wenn sie teurer sind. Schließlich liege ich mit meinen trockenen Schlafsachen (lange Unterhose und Langarmshirt) in meinem Quilt. Die nassen Sachen habe ich versucht, in der Apsis aufzuhängen aber viel wird es nicht bringen.

                          Als ich mit dem Essen fertig bin, höre ich ein Grummeln, das lauter wird. Das wird doch nicht?? Doch! Nun wird das Grummeln zu einem eindeutigem Donnern. Scheiße, ein Gewitter, das hatte ich hier oben auf meinen Touren noch nicht. Und nun?? Doch die Hundehütte? Was macht man bei Gewitter im Fjell?
                          Blitze sind zum Glück keine zu sehen. Für meine Situation fällt mir nichts anderes ein, außer mich abzulenken. Ich ziehe mir die Decke/den Quilt über den Kopf, „beame“ mich mit meinem E-Reader in eine andere Welt und hoffe nur, dass es bald vorbei ist. Das Donnern hört zum Glück nach einiger Zeit auf, aber es schüttet und stürmt ununterbrochen. Die ganze Nacht hindurch. An diesem Abend und der Nacht bin superfroh, dass ich mein Soulo mitgenommen habe. Zumindest über mein Zelt muss ich mir heute keine Sorgen machen. Und auch nicht prüfen, ob es vielleicht irgendwo undicht ist. Und zum Glück zelte ich gerade etwas tiefer und nicht exponiert auf einer Hochebene. Irgendwann schlafe ich schließlich über meinem E-reader ein.
                          Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 20:45.

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                          • zilka

                            Erfahren
                            • 29.06.2017
                            • 420
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                            #14
                            Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                            Danke fuer den Bericht! Ich habe später im September ein paar Tage fuer Lappland und ueberlege ob ich von Tornehamn nach Norden gehen soll, da sind Deine Bilder eine feine Inspiration.

                            Taffi
                            Danke, Taffi! Dir eine schöne Tour! Dauert irgendwie doch etwas länger so ein Bericht :-), aber ich geb mein Bestes.
                            zilka

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                            • Fjellfex
                              Fuchs
                              • 02.09.2016
                              • 1723
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                              #15
                              Zitat von zilka Beitrag anzeigen
                              ich geb mein Bestes.
                              Das kann man nur unterstreichen!
                              Auch von mir vielen Dank für diesen schönen Bericht: aus einer Gegend, über die es sonst wenig zu lesen gibt/ erfrischend geschrieben/ detailliert, dass man alles anhand der Karte nachvollziehen kann/ mit schönen Bildern garniert.
                              Freue mich auf die Fortsetzung.

                              Kommentar


                              • zilka

                                Erfahren
                                • 29.06.2017
                                • 420
                                • Privat

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                                #16
                                Dass ihr hier so nette Kommentare hinterlasst , motiviert mich gleich weiterzuschreiben. Danke, Taffi und Fjellfex.

                                17. August (Tag7) Røskardet Suovvanjoaski - Ostu. Regen

                                Ich wache von einem ungewohnten Licht auf. Oder ist es das fehlende Regengeräusch? Die Sonne hat es über den Borjjasoaivi geschafft und mein Zelt aus dem Schatten des Berges befreit.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zelt morgens.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,22 MB ID: 3152068
                                Heute Morgen will ich mich beeilen. Laut meinem Garmin soll es ab 13:00 Uhr stark regnen. So vertrauenswürdig sieht der Himmel gerade nicht aus, aber es ist im Moment tatsächlich trocken. Die Sonne schafft es sogar kurz, sich zu zeigen, bevor sich die Wolken wieder vor sie drängen. Dafür bläst ein starker Wind. Laut Vorhersage eine „frische Brise“. Vermutlich habe ich eine falsche Vorstellung von einer Brise oder bin zu alltagssprachlich in Norddeutschland aufgewachsen. Als ich die Wetterdaten gelesen habe, bin ich in meiner Vorstellung eher von einem kleinem Lüftchen ausgegangen. Ohne mir weiter wirklich die Windgeschwindigkeiten anzuschauen. Diese „frische Brise“ hat es jedoch in sich. In Bezug auf das Lesen und Verstehen von Wetterdaten ist bei mir noch viel Luft nach oben und noch einiges zu lernen.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zelt morgens 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,95 MB ID: 3152069

                                Ursprünglich wollte ich heute auf der Südseite des Davits aufsteigen und dann den Bihppáš entlang. Da der starke Wind aber frontal aus dieser Richtung bläst, hoffe ich, dass die Nord-Ost Seite etwas mehr im Windschatten liegt. Ich folge zunächst dem in der Karte auf dem Sattel eingezeicneten Pfad nach Norden und biege dann nach Osten ab. Als ich um den Davit herum bin und auf seiner Nordseite knapp über der Baumgrenze immer am Hang entlanglaufe, kommt mir der Wind tatsächlich weniger vor, aber irgendwie weht es trotzdem aus allen Richtungen. Das Gelände am Hang ist etwas anstrengender zu laufen als die Hochebenen. Immer wieder Zwergstrauchheide, weicher Boden, mit verwachsenen Blocksteinen. Aber es geht eigentlich ganz gut. Tierpfade, die wie ich am Hang entlanglaufen, gibt es auch.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3152070

                                Blick zurück auf den Altevatnet nach Nordwesten
                                Inzwischen kann ich mich auf die Landschaft und das Wetter einlassen: Irgendwie ist diese Art des Wanderns ganz anders als ich es bisher kenne. Wandern off-Trail ist mehr ein Prozess, stelle ich fest. Mein Tagesplan mit der groben Richtung wird mit dem ausgiebigen Studieren der Karte und der Wettervorhersage am Abend vorläufig festgelegt. Mein tatsächlicher Weg am nächsten Tag hängt jedoch davon ab, wie Gelände und Wetter aussehen und sich entwickeln. Ein sich-entwickelnder Prozess mit einigen, manchmal auch spannenden, Unbekannten.

                                Rentiere sehe ich heute kein einziges. Kein Wunder, denke ich. Die liegen bestimmt alle aneinander gekuschelt und windgeschützt auf ihrem Rentiersofa aus Krähenbeeren in einer Kuhle der Zwergstrauchheide oder auf dem Model „Saftiges Gras“ in einem Birkenwäldchen. So stelle ich mir das zumindest vor. Und würde gerade auch viel lieber auf meinem Sofa liegen. Trocken und windgeschützt. Oder in einem sonnigen Café in der Stadt sitzen. Mit einem Milchkaffee. Aber solche Tage und Momente wie heute gehören auf einer Tour halt auch dazu. Und der Himmel sieht schon spannend aus.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3152078

                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,71 MB ID: 3152072
                                Den Bulasvárri laufe ich nördlich entlang und habe einen schönen Blick auf das östliche Ende des Altevatnet. Dann steige ich wieder ab, auf das Feuchtgebiet Ostu zu. Hier muss ich mich kurz durch Birken, Farn und Blocksteine kämpfen und ein wenig Bushwacking betreiben. Dies wäre vermutlich ein kleines Stück weiter südlich, wo es nicht so steil ist, einfacher gewesen.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet 5.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3152075
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet 6.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3152077
                                Altevatnet nach Osten

                                Das Feuchtgebiet Ostu und den Sumpf beginne ich am nördlichen Ende zu queren. Das geht besser als erwartet, immer wieder finde ich auch einigermaßen trockene Stellen.

                                Inzwischen fängt es an zu regnen. Eine Stunde früher als vorhergesagt. Deshalb ignoriere ich es zunächst, bis mir klar wird, dass der Regen – wie vorhergesagt – nur noch stärker wird und ich besser schnell mein Zelt aufstellen sollte. Das mache ich dann, sobald ich eine trockene Fläche mit einer Wasserstelle in der Nähe finde, was wegen der Wasserstelle etwas dauert.
                                Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits wieder durchnässt. Meine Sachen waren ja heute Morgen auch nicht wirklich trocken - wie auch über Nacht im Zelt?! ... Wegen des Windes muss ich heute die Leinen noch mit Steinen sichern, die ich leider trotz Regen erst etwas suchen muss, da sich die meisten fest in den Boden krallen. Als endlich alles steht, will ich nur noch in das Zelt und denke schon wieder nicht an Wasser. Also gibt es auch heute wieder erst später Kaffee, als ich mich in einer Pause, in der es kurz nur noch nieselt, endlich aufraffen kann, den Weg zum Wasser zu machen. Zum nahegelegenen See ist es nämlich ein kleines Stück. Die Wasserlogistik bei Regen muss ich beim nächsten Regen echt besser planen.
                                Dafür richte ich mich heute gleich häuslich ein, denn laut Vorhersage für heute soll es ab nun nur noch regnen. Mein E-Reader (173g, wasserdicht, mit 20 Büchern aus der örtlichen Bibliothek bestückt, die nach drei Wochen einfach wieder verschwinden) ist ein wahres Geschenk! Er wird auf dieser Tour zu einem der wichtigsten Ausrüstungsstücke. Den Nachmittag und Abend verbringe ich lesend, während Regen und Wind auf das Zelt prasseln. Drei Krimis habe ich schon geschafft. Nachmittags muss noch die halbe Salami, die eigentlich für das Knäckebrot und Kartoffelbrei gedacht war, dran glauben. Man muss halt was für die Stimmung tun.
                                Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 20:31.

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                                • nordover
                                  Anfänger im Forum
                                  • 09.11.2018
                                  • 10
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Danke für den detaillierten und sehr nachvollziehbaren Bericht. Freue mich auf die Fortsetzung.
                                  Wäre es aus deiner Sicht möglich gewesen, Ostu am Uferbereich bis zur Furt am Abfluss des Leinavatn in den Altevatnet (die "Schlüsselstelle") zu umgehen, statt direkt hindurch? Auf den Luftbildern macht es den Eindruck, dass es dort eher sandig/steinig ist?

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                                  • zilka

                                    Erfahren
                                    • 29.06.2017
                                    • 420
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                                    #18
                                    Zitat von nordover Beitrag anzeigen
                                    Wäre es aus deiner Sicht möglich gewesen, Ostu am Uferbereich bis zur Furt am Abfluss des Leinavatn in den Altevatnet (die "Schlüsselstelle") zu umgehen, statt direkt hindurch? Auf den Luftbildern macht es den Eindruck, dass es dort eher sandig/steinig ist?
                                    Nicht wirklich, manchmal gehen die feuchten Stellen auch direkt bis an das Wasser. Du wirst das Gelände am Nordufer auf den nächsten Fotos gut sehen können. Ich habe Deine Idee mehr oder weniger versucht. Ich fand Ostu aber wirklich nicht problematisch. Auf der anderen Seite der Schlüsselstelle ist das eine andere Sache, da gibt es richtiges Moor. Aber dazu mehr, sobald ich weiter zu den nächsten Tagen komme.

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                                    • Blahake

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                                      • 18.06.2014
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                                      #19
                                      Zitat von zilka Beitrag anzeigen
                                      [FONT=Calibri]Den Nachmittag und Abend verbringe ich lesend, während Regen und Wind auf das Zelt prasseln. Drei Krimis habe ich schon geschafft. Nachmittags muss noch die halbe Salami, die eigentlich für das Knäckebrot und Kartoffelbrei gedacht war, dran glauben. Man muss halt was für die Stimmung tun.
                                      Von Dir kann ich echt noch was lernen! Nicht nur, dass Du mit Essen für 14 Tage und nem Soulo nur auf 20 kg kommst. (Ich wäre echt neugierig auf Deine Packliste!) Du gehst auch wesentlich entspannter mit schlechtem Wetter und Deinen Essensvorräten um. Ich halte es, obwohl ich einen E-Reader dabei habe, auch bei Regen meist nicht lange im Zelt aus. Und ich hätte mich, vor lauter Bange am Ende ohne Essen dazustehen, nicht an den Trailmix und die Salami getraut. Jetzt bin ich sehr gespannt, ob Du am Ende Deiner Tour hungern musst - was ich Dir nicht wünsche - oder ob das passt. Jedenfalls folge ich Dir weiterhin voller Freude und bin sehr begeistert, wie anschaulich Du schreibst. Da hockt man fast mit Dir im Zelt!

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                                      • zilka

                                        Erfahren
                                        • 29.06.2017
                                        • 420
                                        • Privat

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                                        #20
                                        18. August (Tag 8) Ostu, Altevatn/Leinavatn, Ostovárráš. „Schlüsselstelle“ oder Nach Regen scheint Sonne
                                        Na, das sieht doch heute Morgen ganz hoffnungsvoll aus! Zwar ist es jetzt um 8:30 Uhr noch kalt, aber der Himmel ist nicht mehr vollständig bedeckt. Man kann sogar blauen Himmel sehen. Unglaublich. Vor dem Morgenkaffee hänge ich meine Hose heraus, vielleicht trocknet sie ja noch etwas. Gleich in die klammen Sachen und feuchten Strümpfe zu steigen und meine trockenen Schlafsachen zu verlassen, ist nichts, dem ich gern entgegensehe. Es kostet mich immer etwas Überwindung, aber ich weiß, dass es besser werden wird, wenn die Sachen erst einmal durch die Körperwärme angewärmt sind. Auch wenn sie trotzdem feucht bleiben.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Zelt am Morgen.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,24 MB ID: 3152253

                                        Ich bin ziemlich gespannt, heute werde ich der „Schlüsselstelle“ begegnen, der Verbindung zwischen dem Altevatnet und Leinavatn, die Borgman auf seiner Tour im Herbst gequert hat. Werde ich auch auf die andere Seite kommen? Sorgfältig achte ich darauf, dass ich heute alles wasserdicht einpacke. Besonders mein Schlafsack, der sich im unteren Rucksackfach befindet und der Technik-Sack sind mir wichtig. Ich rechne damit, dass nicht nur ich, sondern auch der Rucksack unter Umständen nass werden können. Grundsätzlich traue ich mir zu, Wasser zu queren, das mir bis maximal zur Hüfte reicht (ich bin 1,60m). Es kommt allerdings entscheidend auf die Stärke der Strömung an.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ostu 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,00 MB ID: 3152254
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ostu 2.jpg Ansichten: 406 Größe: 2,98 MB ID: 3153004
                                        Der Rentierzaun ist zu sehen

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ostu Blick zurück.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,71 MB ID: 3152255
                                        Blick zurück auf den
                                        Bulasvárri
                                        Einige Erfahrungen habe ich schon. Auf einer meiner ersten Touren in Nordnorwegen hat sich an der ersten richtigen Furtstelle vor der ich etwas ratlos saß, eine ältere Schwedin meiner angenommen und mich kundig und mütterlich eingewiesen (diagonal gegen die Strömung gehen, nach dem Wassermuster schauen, Dreieck bilden, bereits vor der Furt und nicht erst hinterher Pause machen, den Brustgurt öffnen, den Hüftgurt nur locker und nicht richtig zumachen und im Falle eines Notfalles, den Rucksack loswerden und versuchen, mit den Füßen zur Strömung in eine sitzende Position zu kommen, damit man nach vorne schauen kann).
                                        Nach vielen Furten bin ich dann vor zwei Jahren bei einer Querung das erste (und bisher zum Glück einzige) Mal ins Wasser gefallen. Zurückblickend war es einfach schon zu spät, ich war erschöpft, aber vor allem nicht mehr konzentriert genug und eine unerwartete Windböe hat mir dann den Rest gegeben. Plötzlich lag ich wie ein Marienkäfer kurz auf dem Rücken und so richtig im Wasser. Zum Glück ist alles gut ausgegangen, ich konnte mich schnell wieder hochstemmen, nur nass war ich völlig. Ärgerlicherweise habe ich dabei meine damalige Kamera ruiniert, die sich in der Hüfttasche meines Rucksacks befand. Lehrgeld. Seitdem bin ich wieder überlegter und aufmerksamer.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rentierzaun.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,13 MB ID: 3152256
                                        Schnell sehe ich den Rentierzaun und erreiche ihn. Diesen Zaun habe ich schon gestern gesucht, da er in meiner Karte von 2017 bereits vor dem Feuchtgebiet eingezeichnet ist. Inzwischen befindet der Zaun sich aber viel östlicher. Er ist an mehreren Stellen kaputt bzw. heruntergedrückt und schnell findet sich auch eine Stelle für mich. Jetzt steuere ich wieder auf den Altevaten zu. Ich will mir die Verbindung beider Seen in Ruhe anschauen und die für mich optimale Stelle finden. An der Verbindungsstelle, durch die das Wasser aus dem Leinavaten in den Altevatnen fließt, gibt es auf meiner Seite einen kleinen Pfad, der sogar kurzzeitig ein paar Holzbohlen hat. Ich folge ihm bis zum Beginn des Leinavatens und setzte dort an einer alten Feuerstelle mit einer kleinen Bank aus zwei Steinen und einem Brett meinen Rucksack ab. Ohne ihn gehe ich noch einmal zurück und schaue mir alles genau an. Ich finde insgesamt drei mögliche Stellen.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schlüsselstelle 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,49 MB ID: 3152257
                                        Zwei davon - unter anderem die Stelle mit den vielen Steinen, an der Borgman gequert ist - scheinen mir heute und für mich nicht machbar. Das Wasser ist zu tief und die Strömung zu stark, auch wenn es auf dem Foto einen anderen Eindruck macht. Deshalb entscheide ich mich, es direkt am Beginn der Verbindung am Leinavaten zu versuchen, dort, wo die kleine Bank steht. Die Verbindung ist hier zwar breiter, aber es sieht nach einer weniger starken Strömung aus.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schlüsselstelle 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,64 MB ID: 3152259

                                        Die Schlüsselstelle. Hier bin ich gequert.
                                        Ich ziehe meine Hose und Schuhe aus und die Watschuhe und -socken an. Zum ersten Mal auf einer Tour habe ich auch meine Silikonsocken vom Paddeln mit. Über die bin ich auf dieser Tour total froh, denn so werden meine Füße im eiskalten Wasser nicht so schnell taub und ich kann besser einen guten Stand erspüren.
                                        Auch um den Mücken zu entfliehen, die plötzlich da sind und sich sofort auf meine weißen Oberschenkel stürzen, mache ich einen Probelauf ohne Rucksack. OK, das läuft sich gut an! Das könnte gehen, beschließe ich. Nach einem Viertel der Strecke kehre ich deshalb wieder um, um es nun mit Rucksack zu versuchen. Der Lichteinfall ist jetzt gegen Mittag gerade so, dass ich den Untergrund für den nächsten Schritt gut sehen kann. Sehr gut! Wie Borgmann es beschreibt, gibt es auch hier einige tiefere Löcher, bei denen man ziemlich aufpassen muss. Jetzt mit Rucksack arbeite ich mich sorgsam vorwärts. Da Wasser geht mir bald bis zum Oberschenkel. Die Kälte spüre ich kaum, da ich so konzentriert bin. In der Mitte, als ein kleines tieferes Stück zu überqueren ist, passiert es dann. Das Wasser reicht mir jetzt kurzzeitig fast bis zur Hüfte und plötzlich reißt mir eine Strömung, die wohl tief unter Wasser liegt und mit der ich nicht gerechnet habe, die Füße unter dem Boden weg, sodass ich für ein paar kurze Sekunden in Bauchlage treibe. Dabei ist der rechte Stock zufällig - und zu meinem großen Glück - fest zwischen zwei Steinen eingehakt, sodass ich mich mit aller Kraft an den Stock heranziehen kann und gleichzeitig versuche mit dem linken Arm einen Stein zu erreichen. Es klappt und ich kann mich auf dem Bauch liegend und nun auch mit dem rechten Arm hochziehen. Was für ein Schreck! So ganz erreicht mich diese Situation erst später am anderen Ufer. Da es auf meiner Querung die tiefste Stelle und Mitte der Verbindung zwischen den Seen war, schaffe ich den Rest problemlos. Fokussiert gehe ich einfach stumpf weiter und erreiche das sichere Ufer. Die Beine zittern mir erst hinterher. Glücklich und erleichtert am anderen Ufer angekommen, laufe ich in Unterhose und in den Watschuhen zu den Hütten, die alle gerade unbewohnt sind, bis ich eine mit einem guten Deck finde. Hier breite ich mich aus. Erst jetzt sehe ich, wie es meinen rechten Stock erwischt hat. Als ich ihn zurückbiegen will, bricht der untere Teil ab. Zum Glück ist das nicht schon vorher im Wasser passiert. Da ich die anderen Segmente aber noch entsprechend ausfahren kann, werde ich den Stock weiterhin benutzen können. Gut.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schlüsselstelle 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,74 MB ID: 3152260
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Stock.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,49 MB ID: 3152261
                                        In der Sonne sitzend rekapituliere ich die Querung. Ich bin super, superfroh, jetzt die Schlüsselstelle geschafft zu haben! Trotzdem - der kurze Moment der Bodenlosigkeit war wirklich unheimlich und sicher keine Situation, die ich wiederholen möchte. Ich habe ein Riesenglück gehabt, dass ich durch den Stock einen festen Fixpunkt hatte und es sich wirklich nur um ein paar Sekunden gehandelt haben muss. Komischerweise hatte ich das Gefühl, dass mein Rucksack mir eher Auftrieb gegeben hat, als dass er mich unter Wasser gedrückt hat. Fast wie eine Schwimmweste, zumindest für die paar Sekunden.
                                        Nachdem ich einigermaßen trocken und wieder entspannt bin und genug Sonne aufgesaugt habe, will ich weiter. Heute ist mein Ziel nur noch, einen schönen Zeltplatz am Ufer des Altevatnets zu finden und einen gemütlichen Pausen- und Trockennachmittag einzulegen. Inzwischen ist es richtig warm. Wunderbar. Ich bin dreifach glücklich: über das schöne Wetter, das plötzlich so vieles verändert, über die Bewältigung der „Schlüsselstelle“, die es mir ermöglicht auf dieser Seite weiter zu laufen und vor allem über die nicht ganz ungefährliche Situation, die so gut ausgegangen ist.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weiter 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,25 MB ID: 3152262
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weiter 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,02 MB ID: 3152263
                                        Ich steure das Ostovárráš an (várráš = kleines Fjell). Hier will ich heute am Ufer des Altvatnets zelten. Anderes als bei Borgman im Herbst, ist jetzt nichts trockengefallen und alles sieht auch so aus, wie auf der Karte. Nachdem ich ein paar feuchte Flächen überquert habe, die aber trotzdem insgesamt gut zu laufen sind, erreiche ich das Ostovárráš und gewinne wieder ein wenig an Höhe. Was für ein toller Ausblick! Blauer Himmel und der Rohkunborri liegt ganz frei. Auch meinen gestrigen Weg kann ich gut nachvollziehen.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ostovarras 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,86 MB ID: 3152264
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ostovarras 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,58 MB ID: 3152265
                                        Nah am Ufer finde ich einen superschönen Zeltplatz. Genau SO hatte ich mir das vorgestellt! Nachdem das Zelt aufgebaut ist, wird erst einmal die Wäscheleine aufgespannt. Es gibt einiges - eigentlich fast alles - zu trocknen und ein paar Haushaltssachen sind auch zu erledigen. Meine Strümpfe stinken unerträglich und in Bezug auf mich bin ich mir da auch nicht mehr so ganz sicher. Die letzten Regentage haben die Körperhygiene etwas "vereinfacht". So ist es am besten ausgedrückt. Zwar bin ich seit dem Nordkalottleden niemandem mehr begegnet, aber eine Grundwäsche würde auch mir guttun.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Trocken 3.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,43 MB ID: 3152266
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Trocken 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 5,18 MB ID: 3152267
                                        Aber erst einmal einen geruhsamen Kaffee in der Sonne! Danach ist erstmal Waschtag angesagt. Der Pumpsack lässt sich gut als kleine Waschmaschine verwenden, mit Wasser und Seife gefüllt, wasche ich in ihm meine sämtlichen Socken und mehr. Das Seifenwasser schütte ich nicht im See, sondern hier oben aus, wo es erst noch durch den Boden gefiltert wird. Für den „Spülgang“ muss ich halt ein paar Mal laufen. Auch das Haarewaschen erledige ich auf diese Weise etwas vom Ufer entfernt. Mich nervt es ziemlich, wenn ich irgendwo hinkomme und der Wind am Ufer von irgendwelchen Vorgängern Seifenschaum aufgeschlagen hat. Auch Outdoorseife braucht Zeit, bis sie abgebaut ist. Zum Ganzkörperbad kann ich mich trotz optimalen Wetters auch dieses Mal nicht überwinden, mir ist das Wasser einfach zu kalt. Aber sauber werde ich auch „Abschnittweise“. Ein schönes Gefühl. Ich genieße den leichten Seifenduft, den mein frischgewaschenes Haar hat.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Kaffee 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,37 MB ID: 3152268
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Kaffee 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,93 MB ID: 3152269
                                        Rune, mein kleiner Reisegefährte
                                        So verbringe ich einen wunderbaren Nachmittag mit dem Trocknen und der regelmäßigen Wendung meiner Sachen, mit Waschen und ausgiebigem Kaffeetrinken. Mücken gibt es nur direkt am Seefer. Dort, wo mein Zelt steht, weht ein warmes Lüftchen, dass sie zu vertreiben scheint.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Abendspaziergang 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,34 MB ID: 3152270

                                        Nach dem Abendessen mache ich noch einen schönen Abendspaziergang. Das viele, blankgewaschene Treibholz am Ufer ist interessant anzuschauen. Ich würde am liebsten besonders schön geformte und blankgewaschene Stücke mitnehmen. Das findet auch mein kleiner Reisegefährte und so muss ich ihm erklären, dass wir uns kein zusätzliches Gewicht leisten können, auch wenn der Rucksack inzwischen schon leichter geworden ist.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Altevatnet.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,17 MB ID: 3152271
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Baum 1.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,39 MB ID: 3152272
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rune 2.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,38 MB ID: 3152273
                                        Ach, ist das schön wieder trocken und warm zu sein!!! Und sich auf dieser Seite des Altevatnets zu befinden! Glücklich und zufrieden falle ich ins Bett bzw. auf meine Matte und unter meinen Quilt. Die Sonne leuchtet noch eine Weile in mein Zelt herein.
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Im Zelt.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3152274
                                        Heute Abend weiß ich noch nicht, dass die kommenden drei Tage mich auf dieser Tour mental am meisten herausfordern werden. Und das ist auch gut so.
                                        Zuletzt geändert von zilka; 09.11.2022, 20:27.

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