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Heute sollte es Richtung SO gehen, dem Tal des Songa-Flusses folgend (auf der Ostseite) zum großen Songavatnet. Mein genialer Masterplan sah vor, die ersten rund 5km per Packraft auf dem oberen bzw. unteren Hellevatnet bei Sonnenschein und Windstille zurückzulegen. Leider hatten die Wettergötter etwas dagegen. Na denn halt zu Fuß. Meine erste Idee war es, nördlich des Sees nach Osten zu gehen und dann den Zufluss zu furten. Von dieser Furt riet mir der dänische Hüttenwart ab: die sei zu heikel/ tief. Daheim habe ich mir die Luftaufnahmen in dem Bereich angeschaut: das sah eigentlich voll machbar aus.
(Der Hüttenwart hatte noch eine zweite Info, die sich dann als zutreffend herausstellen sollte: auf der Ostseite des Songa gab es Markierungen mit kleinen Steinmännern.)
Da bin ich dann halt von der Hütte einen runden Kilometer nach Süden gegangen, über die Brücke hinweg
und hier dann vom Weg runter das südliche Ufer des Sees entlang.
Da war ich noch auf der "falschen" Seite, und der Plan war es, bei der erstbesten Gelegenheit (wenig Wind und am besten kein Regen) per Boot auf die Ostseite zu wechseln.
Am Ufer kam man gut entlang. Auch ein Bach aus der Höhe, der als Wasserfall einen mächtigen Eindruck machte, ließ sich drunten leicht überqueren.
Strandidylle mit Blumenwiese:
Kurz vor Erreichen des Endes vom See war es dann so weit: es war fast windstill und trocken. In wenigen Minuten war ich bereit für die kurze Paddelpassage:
Kurz vor Erreichen des anderen Ufers fing es wieder an zu regnen, aber das war dann schon ziemlich egal.
Na ja, ganz egal dann doch nicht: bei nur 6° im Wind alles schön wieder einpacken - da wird einem doch frisch. Zum Glück war es nicht mehr weit zur offenen Hellevatn-Hütte.
Ich habe da drinnen rund 30min gerastet: einfach mal auf dem Bett ausstrecken und froh sein, nicht im Wind und Regen zu sein.
Diese ist eine von 7 Hütten, die die Kommune Vinje im Gebirge in dieser Ecke unterhält. https://www.vinje.kommune.no/berunut...575932.nn.html
Einheimische können hier für NOK 100 übernachten, Auswärtige für NOK 200.
Gut ausgerastet ging es weiter. In tendenziell freundlicher werdendem Wetter: es gab immer mehr trockene Abschnitte und Wolkenlücken.
Gleich nach der Hütte traf ich auch auf eine erste der vom Hüttenwart angekündigten Markierungen.
Wie man sieht: wirklich nur sehr dezent, manchmal war auch ein ziemlicher Abstand zwischen den Steinmarkierungen, eine Pfadspur gab es meist auch nicht, und eigentlich braucht es hier ja gar keine Markierung: es geht eh die ganze Zeit nur den Fluss entlang bergab; verlaufen wird sich hier wohl keiner.
Hier bin ich schon ein Stück das Tal hinab gegangen. Streng genommen wäre meine Bootspassage auch nicht nötig gewesen: je näher man am Abfluss des nedre Hellevatnet war, desto bessere Gelegenheiten gab es noch, den Fluss zu queren. Zwar nicht ganz einfach, aber machbar. Boot war natürlich netter.
Nach knapp der halben Strecke zum Songavatnet kam ich an einem rund 5m hohen Mast vorbei, der mit 3 Stahlseilen abgespannt war:
Wenn jemand eine Ahnung hat, wofür das gut sein soll: gerne hier melden.
Hier bin ich schon im Bereich des Rückens Urdeggi:
Und hier noch etwas tiefer:
Urdeggi 1252 von Süden:
Das ganze Tal war eigentlich recht gut zu gehen.
Langsam kamen die Berge am Songavatnet in den Blick:
Blick in das südliche Seitental mit dem Fluss Storhelleråi- die auf der Karte dort verzeichnete Brücke existierte:
Insbesondere im oberen Bereich habe ich die Steinmarkierungen ignoriert, aber je näher ich dem Wald kam habe ich auf sie geachtet: hoffte dort gut durchzukommen; das bushwhacking am Valldalsvatnet war noch in unguter Erinnerung.
So erreichte ich dann gut den See, an dem eine weitere Hütte der Kommune Vinje lag: Fjarefit.
Wie man sieht: der Pegel im Stausee war SEHR niedrig. Eigentlich fast so, wie vor der Regulierung, wie man anhand einer Karte auf der Hütte sehen konnte:
In Norwegen wird mit Strom geheizt, und im Südwesten des Landes sind die Stauseen so leer wie seit 20 Jahren nicht mehr, weswegen den Leuten dort vor dem kommenden Winter graut... so ähnlich, wie man sich in Deutschland mit Blick auf das Gas vor dem Winter graut. (In Nordnorwegen das entgegengesetzte Bild: manche Dämme sind dort am überlaufen und der Strom fast gratis.)
Die Hütte war dann echt ein Hit:
Es gab sogar fließend Wasser an der Hauswand.
Und da ich in Hüttennähe keinen ansprechenden Zeltplatz sah, entschied ich mich trotz Sonnenschein für die Hütte. Zum Glück: am Abend gab es dann doch noch ein paar heftige Schauer mit Windböen.
Gerade bei so einem Schauer steckten 2 Norweger kurz die Köpfe hinein, machten sich aber gleich wieder auf den Weg, da sie noch einiges an Strecke machen wollten. Das war die einzige Begegnung des Tages, und es sollte die letzte für die nächsten 3 Tage sein.
Direkt an der Hütte hatte ich sogar Netz... und somit dann auch einen aktuellen Wetterbericht. Bei dieser Tour war Borgman so liebenswürdig mich diesbezüglich mit Informationen zu versorgen. Das ist dann für die Tourenfeinplanung extrem hilfreich.
Allerdings musste ich mir auch mit Blick auf die "Grobplanung" Gedanken machen, zum Beispiel: was soll eigentlich Endpunkt der Tour werden? Da hatte ich zunächst Rjukan oder vielleicht auch Imingfjell angedacht. Da ich bis Songavatnet aber schon einen Tag mehr gebraucht hatte als in meiner notorisch zu optimistischen Planung, hätte ich während dem Rest der Tour einen gewissen Druck "Strecke zu machen", und dies behagte mir natürlich nicht. Auf jeden Fall noch mitnehmen wollte ich Skindalen/ Skinvatnet: das sah auf der Karte sehr alpin und lohnend aus. Ein von hier leicht erreichbarer Endpunkt wäre die bewirtschaftete Hütte Mogen, von wo man gemütlich per Boot in die Zivilisation zurückkehren konnte. Route dorthin wäre auch interessant, allerdings ist mir Mogen von einem Gast auf Hellevassbu etwas madig gemacht worden: Mogen soll eine "ganz andere Klientel" haben: nicht die ganz großen Tourengeher, sondern eher diejenigen, die sich gemütlich in die Wildnis schippern lassen, sich auf der Hütte nach Strich und Faden verwöhnen lassen und nur etwas herumspazieren. (Ob das stimmt kann ich nicht sagen, da ich nicht dort war.)
Eine an der Hüttenwand hängende Karte, die einen "südöstlicheren" Ausschnitt hatte als meine turkart Hardangervidda und bis nach Rauland reichte, brachte mich dann auf die Idee: man könnte die Tour auch schön in Rauland enden lassen und von dort per Bus die Heimreise starten. Den mir fehlenden Kartenabschnitt habe ich mir abfotographiert, und außerdem hatte mein GPS auch eine Karte - das würde für die Navigation genügen.
Nachdem ich die Rauland-Variante innerlich etwas sacken gelassen hatte und sich das sehr gut anfühlte, war der Entschluss gefasst.
Das bedeutete dann zwar, dass ich mein Boot und Paddel (insgesamt 2kg) eigentlich umsonst mitgeschleppt hatte: die wären nur unumgänglich gewesen für Mogen/ Rjukan/ Imingfjell, wo ich irgendwann über den unfurtbaren Kvenna-Fluss oder den Juvikfjord hätte übersetzen müssen, aber das war mir dann auch egal. (Die beiden bisherigen Bootspassagen wären durch eine etwas unattraktivere Route entlang eines Fahrwegs bzw. eine machbare Furt vermeidbar gewesen. Insofern ist meine Route auch etwas für Leute ohne Boot.)
Wo Du Dich immer rumtreibst! Selbst gerade noch auf der Rückreise, wandere ich bei Dir schon wieder gespannt mit. Und lasse mich inspirieren, wie viele schöne Ziele es noch gibt.
Die Nacht in der Hütte war so richtig erholsam; viel mehr als in einem Zelt: da rüttelt doch mal der Wind dran oder es dröhnt ein Bach, aber in der Hütte war die Stille vollkommen, und Stille ist eine Powerbank, die ich gerne anzapfe.
Zusätzlich erbaut war ich durch das auf Vertrauensbasis beruhende norwegische Hüttensystem: die Bezahlung der Übernachtung (bar oder mit der Bezahl-App VIPPS) wurde von keinem kontrolliert, aber die meisten scheinen ehrlich zu sein - das lässt einen den Glauben an die Menschheit nicht ganz verlieren.
Nächstes Fernziel war wie erwähnt Skindalen/ Skinvatnet, und ich gedacht dieses in 3 Etappen zu erreichen.
Von der Hütte folgte ich einem Weg nach N/ NO den Hang hinauf, der in Richtung der Hütte Glaimane führte.
Da kam man gleich an einer großen, an einer Felswand angebrachten Gedenktafel vorbei, die mir schon am Vortag ins Auge gesprungen war:
Diese erinnerte an die bekannteste Partisanen-Sabotage-Aktion im besetzten Norwegen. Hitler strebte ja auch nach der Atombombe, zu deren Herstellung sog. "schweres Wasser" benötigt wird, welches nur an ganz wenigen Orten verfügbar war - u.a. im nahegelegenen Vemork. Diese Fabrik sollte von in England ausgebildeten norwegischen Widerstandskämpfern zerstört werden. Ein erster Vortrupp landete bei Nacht und Nebel bei Fjarefit (deshalb die Tafel an diesem Ort), und nach einigen Rückschlägen gelang die Operation schließlich. (Das wurde auch mehrmals verfilmt, u.a. mit Kirk Douglas in Heroes of Telemark.)
Mit von der Partie war Claus Helberg, der nach dem Krieg im DNT eine wichtige Rolle innehatte. So war er der Ideengeber dafür, auf den Hütten Proviantlager einzurichten ("Selbstversorgerhütten"), damit die Leute auf Langtour gehen konnten ohne zum Essenskauf in die Zivilisation zu müssen. Auch seine geführten Touren (Gäste hierbei etwa die Königinnen von Norwegen und Dänemark) waren legendär: da durfte unterwegs nicht geredet werden, um nicht durch blöde Diskussionen vom Naturerleben abgelenkt zu werden. Aber ich schweife ab....
Von der Hütte führte ein guter Pfad hinauf zur Baumgrenze, an dem sich schon bald erste schöne Blicke einstellten:
Bei letzterem Bild handelt es sich wohl um den Vesle Nup, aber da bin ich mir nicht sicher.
An der Baumgrenze verlief sich der Pfad, aber es gab ab hier wieder dezente Markierung durch Steinmänner in Richtung der Hütte. Nach einem Intermezzo bei Fjarefit betrat ich auch wieder den Nationalpark.
Hier eine der Markierungen; Pfadspuren waren nur ganz schwach.
Beim Weiterweg den Hang hinauf stellten sich dann richtig tolle Panoramen ein. Ich empfand sie genau so schön wie diejenigen rund um den Klentenuten an Tag 1, aber irgendwie kommt das auf den Bildern nicht so raus:
Da war inzwischen die ganz große Hardanger-Prominenz versammelt: Nupsegga, Sandfloegga,....
Schließlich erreicht ich den See 1340:
Blick von dessen Ostende Richtung Nupsegga:
Direkt hinter dem See ist ein kleiner Sattel, von dem man die Hütte sieht:
Diese hatte keine Besucher:
Von der Hütte ging ich nach NO auf der Ostseite des Øvre Berutjønn:
Hier oben wurde es etwas steiniger, ansonsten gab es den Tag über leichtes Gehgelände.
Im Norden tauchte ein Gebirgszug auf - könnte Hallingskarvet sein:
Oder doch Hardangerjøkulen?
Dann schwenkte ich nach Osten, und bald kam der Ormetjønni-See in den Blick.
An dessen Südufer gab es ein nobel-neues Bootshaus:
Dann folgte ich seinem Abfluss; dort konnte ich schon den gegenüberliegenden Hang inspizieren - mein morgiger Weiterweg:
Blick nach NO mit den Løkjesmyrane:
Und im Süden tauchte dann der Ugletjønni auf:
Mein Lager errichtete ich etwas oberhalb vom Talgrund; beruhigt durch den frischen Wetterbericht: meteorologisches Ungemach war für diese Nacht nicht in Sicht.
Weiter ging es Richtung SO. Heute wäre die letzte Gelegenheit auf meiner Route in einer Hütte zu übernachten, und dies wollte ich dann auch wahrnehmen. Einerseits weil die Wetteraussichten nicht optimal waren, und andererseits: wenn sich Leute schon so viel Mühe machen so eine schöne und günstige Sache anzubieten, dann sollte man sie auch nutzen. Bei Fjarefit war das kaum der Fall: das Hüttenbuch reichte bis 1997 zurück; die Übernachtungsgäste in diesem Sommer konnte man an den Fingern abzählen. Heutiges Ziel war die Kostveithytta, die der Rauland fjellstyre gehörte.
Großartige Navigationskünste würde ich heute nicht benötigen: einfach immer dem Lauf des Raudåi bergauf folgen. Den Namen könnte man mit Rotache übersetzen und er kommt nicht von ungefähr:
Mein erstes Zwischenziel, der Falkenuten, ist im obigen Bild mit rotem Gipfelkreuz markiert. Nachdem mir ein Seitenarm des Flusses sowie eine Strauchzone einen kleinen Umweg bescherten, ging es parallel zum Fluss bergan in einem Gelände, das leichter kaum sein könnte:
Im Westen tauchte der Ugletjønni auf.
Und kurz vor dem Falkenuten im Süden auch ein Stück Songavatnet.
Blick vom Falkenuten nach Westen:
Und nach Nordwesten mit meiner Route:
Blick Richtung SO - hier ging es weiter. Wieder mit meiner Route. Man bemerkt einen Schlenker nach rechts: da hatte ein merkwürdiges etwas meine Aufmerksamkeit erregt:
Hier ist das "etwas":
Es stellte sich als ein Futterautomat für den Bergfuchs (fjellrev; Schwedisch fjällräv) heraus:
Eine Wildkamera gab es auch. Auf dem Schild stand, dass Aufnahmen von Menschen gelöscht werden würden. Zum Glück! Als ich das "etwas" inspizierte hat das Ding nämlich ausgelöst und wahrscheinlich sowas aufgefangen:
Dies ist das einzige Bild, das ich von mir auf der Tour gemacht habe. Einen großen Hang zum selfie habe ich offenbar nicht...
Hier bin ich im Bereich Raudåslækja:
Schönes Neonmoos:
Blick zurück mit Falkenuten:
Blick voraus beim See 1365:
Und noch weiter oben:
Ab dem See 1385 sah mein Masterplan wieder vor, die letzten rund 4km zur Hütte bei Sonne und Windstille gemütlich über die Seen zu paddeln (unterbrochen nur durch 2 kleine Portagen), aber unter den gegebenen Umständen war das inopportun, wie man anhand der Schaumkronen erahnen kann:
Dies wäre der zweite der 1385er Seen:
Und hier der Abfluss des Kostveitvatnet:
Das hier war jetzt wirklich "Vidda". Bei dem Bild hier würde man kaum darauf kommen, dass man auf rund 1400m ist.
Das letzte Stück zog sich etwas, da eine steile Landzunge noch ein paar Extrahöhenmeter bescherte, und die Hütte sah man erst relativ spät:
Mit Tieren auf der Tour war es (außer den Schafen) übrigens recht dünn: Am Morgen hatte ich einen Lemming gesehen, der mich kurz anquiekte und dann unter einem großen Stein verschwand, am Tag zuvor sah ich ein einzelnes Rentier, und gegen Ende einige Schneehühner (ryper).
Auch mit Blumen war es eher mager; im Umkreis der Hütte war es wenigstens ein wenig bunt:
Die Hütte war dann richtig goldig.
Etwas besser besucht als Fjarefit, aber auch hier war der letzte Besuch schon etwas her. Preis auch hier für Einheimische 100 NOK und für andere 200. Bezahlung eigentlich nur mit VIPPS, das ich aber nicht hatte, weshalb ich nach der Tour das Geld SEPA-überwiesen habe; das war auch ok.
Trotz kurzer sonniger Abschnitte kein Zweifel bei mir, dass es eine Hüttennacht geben würde, da der Wind recht garstig war.
Mit der Bilderausbeute des Tages war ich nicht so superzufrieden, aber teilweise kann ich das auf den bedeckten Himmel schieben. Wenn die Sonne die Szenerie hübsch ausleuchtet, gelingen Fotos gleich viel besser:
Die Hütte hatte übrigens (ebenso wie Fjarefit) "innedo", also Klo drinnen. Das linke Rohr am Hüttendach ist die "Ventilation" für den bewussten Raum, und drinnen war wirklich kein Ansatz von Geruchsbelästigung.
Später legte der Wind noch zu; teilweise mit interessanten Verwirbelungen auf der Seeoberfläche:
Temperatur abends draußen 4°, drinnen 20°.
Es stellte sich als ein Futterautomat für den Bergfuchs (fjellrev; Schwedisch fjällräv) heraus:
Oh, das seltene "ô" in "freier Wildbahn"... und auch gleich das andere Wort, von dem man es damit unterscheiden will und darum den Zirkumflex setzt (Fôrautomat for...). Habe ich noch nicht oft gesehen.
(Fjellrev wörtlich Berg-, klar, aber deutsch nicht normalerweise "Polarfuchs"?)
Freut mich, dass ich dir eine Freude machen konnte.
Wo du es sagtest, habe ich selber nochmal geschaut: google translate sagt "fôr" und mein alter Langenscheidt "for" für Futter. Der Punkt geht dann an google.
Und mit dem "Polarfuchs" könntest du durchaus recht haben.
Temperatur in der Früh draußen 3°, drinnen immerhin noch 14°. Der Wind hatte sich gelegt, aber die Wolken hingen tief und es nieselte. Schon ein wenig schade: gerade auf das Skindalen, wo es heute hingehen sollte, hatte ich mich besonders gefreut und dies gerne in schönerem Licht erlebt. Kann man nichts machen.
Blick zurück zur Hütte von der südwestlichen Bucht:
Von hier ging es nach Süden über einen Sattel zum See 1425
und weiter dessen Ostufer entlang zum kleinen Pass westlich von P 1494. Letzteren wollte ich auch eigentlich besteigen, was allerdings bei diesem Wetter keinen Sinn machte. Ich war froh, noch knapp unterhalb der Wolken zu sein. Verlaufen hätte ich mich auch im Nebel nicht, da es dann immer nur den Fluss entlang bergab ging, aber ist ja doch schöner, wenn man ein wenig von der Landschaft sieht, und sei es im Regen. Jenseits vom kleinen Pass ein wenig Geröll
aber sehr bald auf recht angenehmen Wiesen bergab.
Blick Richtung SO zum Grotvassdalen.
Im Hüttenbuch las ich, dass viele diese Route zur Hütte bevorzugen. Später verstand ich dann auch warum...
Auf etwa 1260 stand dieser Riesensteinmann, der mir schon von weitem ins Auge gefallen war.
Ab jetzt immer auf der Nordseite des Flusses bergab auf immer noch gut zu gehendem Untergrund bei immer schöner werdenden Blicken ins alpine vestre Skindalen.
Ab hier war auf meiner Karte ein Pfad verzeichnet, der auch existierte, und zusätzlich gab es die Steinmänner. Na fein, da werde ich dann wohl auf dem Weg lässig runter zum Skinvatnet kommen .... dachte ich... aber irren ist ja menschlich.
Kurz vor Bustå habe ich den Weg ein erstes Mal in der höher werdenden Vegetation verloren.
Dieser Ort war dann auch total mückenverseucht. Bisher waren die Blutsauger kein Thema, aber hier stürzten sich Scharen auf mich, so dass ich das Mückenmittel zückte und mich sofort vom Acker machte. Es wurde dann auch schnell wieder besser ... zumindest was die Mücken angeht.
Ab hier verschwand der Weg immer mehr in der Vegetation.
Weiter unten sah ich bereits die Hütten von Kollsnutvollen und ich redete mir ein, dass der Eigentümer den Weg zu seinen Hütten bestimmt gut in Schuss halten würde... ab da wird es bestimmt wieder besser ... ist auch nicht mehr weit...
So, und jetzt her mit der Promenade!
Von wegen. Bis auf wenige Stellen war der Wegverlauf Richtung Skinvatnet zwar eindeutig, aber total zugewachsen.
Aufgrund des Regens alles patschnass wie ein Waschl, der einem beim Durchgehen die volle Dusche verpasst hat. So erreichte ich dann den ersten Arm des Tverråi.
Aufgrund von Blödheit rutschte ich beim letzten Schritt hinüber aus und kniete dann bis zum Hintern im Wasser. Das war der Tiefpunkt der gesamten Tour. Aber man muss ja stets positiv bleiben, und so freute ich mich darüber, dass ich dadurch nicht noch nasser geworden bin, da schon vorher jede Faser das Maximum an Wasser aufgenommen hatte.
Weiter ging es zum Hauptarm des Baches, über den es mal eine schicke Brücke gab.... Betonung auf GAB.
Es gab auch mal vorübergehend angenehmere Abschnitte
aber letztlich kann man den Weg durch´s Tal nur bei Mitnahme einer Machete empfehlen.
Auf den folgenden Bildern ist manchmal etwas Feuchtigkeit auf dem Objektiv; hatte leider keine trockene Faser mehr am Körper, um das wegzuwischen.
Skinvatnet erreicht. Auf der anderen Seite der Hof von Anne Skindalen,
über die 2011 im norwegischen Fernsehen berichtet wurde in der Reihe über Leute, die selbst für norwegische Verhältnisse abgeschieden wohnen. Wenn sie zum Einkaufen will, muss sie 4km auf einem Fahrweg zu einem See, dort gilt es einen Transport ans andere Ufer zu organisieren, und von dort noch per Straße 20km nach Rauland. Ihre nächste Nachbarin ist die deutsche Musherin Silvia Furtwängler, die einmal zur Elite beim Langdistanz-Hundeschlittenrennen gehörte. https://tv.nrk.no/serie/der-ingen-sk...de/6/avspiller
Da sieht man die Gegend in einem schöneren Licht, als ich sie erleben durfte. (Trotz schlechtem Wetter sage ich immer noch "durfte".)
In meinem Masterplan wäre vorgesehen, bei Sonnenschein und Windstille über diesen herrlichen See zu paddeln, aber...
Mit Blick auf´s Paddeln hatte ich (abgesehen vom Valldalsvatnet an Tag 1) nicht das ganz große Glück.
Also galt es den Fahrweg am nordöstlichen Ufer zu erreichen, was dadurch erschwert wurde, dass mein Pfad beim ersten Zufluss des Sees (an dessen Ufer er verlaufen sollte) komplett verschwand. Das war das grande finale dieses schönen "Weges". Selten hat mich der Anblick eines Fahrweges derart beglückt:
Ich wollte noch weiter nach Osten, da ab dem Ausgang des Tales wieder Netz sein sollte, wo ich mir einen neuen Wetterbericht erhoffte.
Also Kilometer in diese Richtung abspulen. Blick hinüber zu "meinem" vestre Skindalen, in das ich höchstens mit Machete oder im Winter per Ski zurückkehre.
Die Farben der Blumen trotzten dem Wetter.
Wobei: der Regen hatte fast aufgehört und staunenswerterweise trockneten die Klamotten am Körper recht gut: dieses Funktionszeug ist echt nicht schlecht in dieser Hinsicht.
Am Ende des Sees wäre ein herrlicher Zeltplatz
allerdings direkt am Fahrweg. Ach ja: beim Entlanghatschen des Sees fuhr tatsächlich ein Jeep an mir vorbei in Richtung Bootsanleger; die ersten Menschen seit 3 Tagen.
Ich wollte noch vorher nach rechts/ Süden auf einen Fahrweg abzweigen (zumindest war das auf meiner 20 Jahre alten Karte als Fahrweg vermerkt)... aber auf einmal stand ich am See. Wer hat den Fahrweg geklaut? Ich ging zurück und fand einen schmalen Pfad, der mich tatsächlich dorthin führte, wo ich hin wollte:
Den Weg fand ich dann richtig schön.
Bloß mit Zeltplätzen in Wassernähe war es nicht so üppig. Erst nicht mehr weit vom Laksatjønni habe ich was passendes gefunden.
Freundlicherweise war es beim Zeltaufbau trocken, und auch meine Hose war fast wieder trocken. Später am Abend ein Wechsel aus totaler Stiller und klatschendem Regen. Und ein neuer Wetterbericht von Borgman erwartete mich: es sollte wieder schöner werden.
Laut Wetterprognose sollte es ja besser werden...
YES!
In der Früh war es aber noch sehr frisch (4°) und alles tropfnass vom Morgentau. Da habe ich gewartet, bis das Zelt trocken war und bei der Gelegenheit auch Schuhe/ Einlagen/ Shirt/ Hose in der Sonne ausgebreitet.
Bei schlechtem Wetter hätte ich versucht auf dem schnellsten Weg die Straße zu erreichen, die von Raulandsgrend nach Kromvik am großen See führt, aber bei dem netten Wetter wollte ich dann doch noch ein paar lohnende Umwege machen. Zum Beispiel auf die Laksanutane, genauer gesagt den Gipfel 1275. Den sieht man im Bild links oberhalb meines Zeltes durch den Wald hindurchschauen.
Der Start in diese Richtung war sehr angenehm auf dem (ehemaligen Fahr-) Weg. Schnell waren die Reste von Botnstøyl erreicht.
Bei der folgenden Brücke hatte der TÜV wohl eine Augenbraue hochgezogen.
Ab der Brücke schaute ich dann nach einer guten Gelegenheit, den Hang hinauf zu kommen. Die bot sich an der Stelle, wo der Weg nach Osten schwenkte. Tags zuvor war ich verwundert, wie gut ich die für meine Verhältnisse lange Etappe abgespult hatte, heute war ich verwundert, wie zäh alles lief, obwohl ich eine ganz brauchbare Linie den Hang hinauf entdeckte. Die Vegetation war zwar etwas höher und Insekten nervten etwas, so dass zum 2. mal auf der Tour das Insektenmittel zum Einsatz kam, aber trotzdem...
Außerdem hatte ich Motivations-Doping durch immer schöner werdende Panoramen.
Hier war das schwerste schon geschafft: Vegetation wurde niedriger und der Gipfel in Reichweite.
Das Boot Fjellvåken auf der morgendlichen Tour von Skinnarbu nach Mogen:
Mal wieder traf ich keine Menschen, sondern nur Schafe.
Droben folgte eine längere Rast um die Aussichten zu genießen.
Blick nach Süden: über den grasigen Rücken hinüber sollte die Route führen:
Vom Gipfel 1275 stieg ich direkt nach Süden ab ein Bachtal entlang bis auf gut 1100m und schwenkte dort mehr nach Westen. Letztlich ergab das dann diese Route:
Die war dann auch zäher als ich das erhofft hatte: es gab dann doch einiges an höherer Vegetation, Blockwerk und Feuchtstellen. Immer blöd, wenn man nicht "mit", sondern "quer" zum Gelände geht.
Wenigstens gab es nette Blicke, zum Beispiel nach Südosten:
Querung des Baches aus dem Store Kråmdalen:
Blick hinauf in besagtes Tal:
Erst im oberen Bereich des grasigen Rückens war es wieder angenehmer zu gehen.
Und dahinter kam dann sofort der Eggetjønn in den Blick:
Das wären endlich mal richtig gute Paddelbedingungen. Hätte es am Standort des letzten Bildes gute Zeltplätze gegeben, wäre ich dort geblieben und hätte später wohl eine Runde mit dem Boot gedreht, obwohl das nur "l´art pour l´art" gewesen wäre.
Es war aber recht steinig-feucht, weswegen ich (obwohl schon wieder ziemlich alle) noch weiter nach Süden den feuchten Hang von Eggeflott hinab marschierte.
Das ging eigentlich auch ganz gut, aber bei den ersten Bäumen habe ich trotzdem sofort Feierabend gemacht.
Habe den Rest des Tages gemütlich am Zelt rumgelümmelt.
Gaustatoppen im Abendlicht.
Die Geschichte mit dem schweren Wasser geht übrigens noch weiter: Nachdem das Werk quasi kaputt war wollten die Nazis das vorhandene schwere Wasser schnell nach Deutschland bringen. Dafür musste es mit einer Fähre über einen See gebracht werden. Der norwegische Widerstand hat dann unter Leitung der Briten die Fähre mitten im See gesprengt und dabei 14 zivile Opfer in Kauf genommen.
Gibt ein ziemlich gutes Buch von einem der Widerstandskämpfer darüber.
Schreib mal bitte fleißig weiter, muss morgen noch einen Tag hier in Mosjoen totschlagen und brauche Unterhaltung :-)
Ja servus Michi!
Um die Zeit totzuschlagen könntest du ja auch mit deinem Bericht anfangen!?
Bin sowas von gespannt auf deine Erlebnisse!
War deine Tour so lässig, dass zu verfrüht am Tourenziel angekommen bist???
Meinerseits fürchte ich erst am Sonntag zum Ende meines Berichts zu kommen...
Was die Sabotage-Aktion im Speziellen und die Besetzung Norwegens im allgemeinen anbelangt: hier haben die Norweger sich nach dem Krieg selber in ein glänzendes Licht gesetzt... obwohl die Hauptlast der Sache von den Sami in der Finnmark gestemmt werden musste, was bis in jüngster Zeit nicht mal ins norwegische Bewusstsein gedrungen ist.
Danke, hab mir ein paar Teile davon angeschaut. Ist aber nicht so interessant, wenn man die Sprache nicht versteht. Das ein oder andere konnte ich mir mit den Untertiteln zusammenreimen. Aursleta ist auf jeden Fall ziemlich am Arsch der Welt. Immerhin kann man die 2 Nachbarn in Bona mit dem Boot besuchen.
Auf Papier ist mein Bericht schon fertig, der will jetzt nur noch digitalisiert werden und die Fotos müssen noch ausgewählt werden.
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