[IS] From shit to gold? 10 Tage zwischen Fjallabak und Langisjór

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1836
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    Ah, hab verstanden. Doch kein Missverständnis.
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

    Kommentar


    • jeha
      Erfahren
      • 04.08.2005
      • 366

      • Meine Reisen

      #22
      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen

      Da liegt ein Mißverständnis vor. Das große, schwarze Ding mit dem Rollverschluß ist gerade mit in Norwegen und Schweden. 😉👋
      Eben! Deswegen will ich ja auch zuerst den Lappland-Bericht lesen, bevor du hier weitermachst! (Vermessen, ich weiß... )

      Kommentar


      • Borgman
        Dauerbesucher
        • 22.05.2016
        • 724
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        Herrlich! Alftavötn und die Schlucht dahinter haben ihren ganz besonderes Zauber, den deine Bilder auch schön vermitteln. Wer wird da noch an der Existenz von Elfen zweifeln?

        Im Übrigen bist du selbstverständlich souverän genug um selber zu entscheiden, welchen Bericht du jetzt zuerst schreibst ... nämlich diesen hier . Lappland (auf den bin ich natürlich auch gespannt) kann warten und muss sich bitte hinten anstellen!

        Kommentar


        • evernorth
          Fuchs
          • 22.08.2010
          • 1836
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          So ist es. Du kennst mich ja. 👍 Erst das Eine, und dann das Andere. 😉
          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

          Kommentar


          • evernorth
            Fuchs
            • 22.08.2010
            • 1836
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            15.07. / 16.07.22


            Über die Feuerschlucht nach Skærlingar


            Eine meiner besten Errungenschaften der letzten Jahre sind meine SealSkinz Kniestrümpfe. Absolut wasserdicht - schon im dritten Jahr. Die passen perfekt zu meinem Trailrunner - Schuh - System, denn auch ich mag es auf Dauer gar nicht, wenn meine Füsse den ganzen Tag nicht mehr richtig trocken werden.

            Für heute habe ich ein klares Ziel: Zunächst weglos und möglichst direkt zur Feuerschlucht, der Eldgjá, und von dort aus weiter zur Hütte von Skærlingar. Gegen Abend erwarte ich, lt. Wetterbericht aus dem Inreach, einiges an Regen, der sich auch morgen noch fortsetzen soll.
            In der Stóragil suche ich mir einen schönen Platz und will dort den Regen „aussitzen“, solange es notwendig erscheint. Genügend Hörbücher habe ich jedenfalls dabei.

            Doch nun folgt der erfrischende Teil des noch frühen Morgens: Die Furt der Syðri-Ófæra. In meinen Sealskinz fühle ich mich da absolut sicher, doch habe ich mir auch die richtige Stelle ausgesucht?





            Furt über die Syðri-Ófæra, am Ende der Schlucht


            Da ich diese Furt in Gegenrichtung schon zweimal in der Vergangenheit erfolgreich hinter mich gebracht habe, bin ich erstaunt: War das schon immer so tief? Sollte es nicht nur bis zum Knie gehen? Bis zum Knie reicht das Wasser schon auf den ersten Metern, doch…nein!….es wird noch tiefer! Bis zum halben Oberschenkel reicht mir das Wasser bereits und die Füße melden schon eine kalte….äh.…Nässe. Erfreulich ist nur die moderate Strömung.
            Am anderen Ufer angekommen musst ich feststellen, dass viel Wasser von oben in die Kniestrümpfe reingelaufen ist. Die Strümpfe sind nun von innen genauso nass, wie meine kalten Füße.
            Meine Erkenntnis des Tages: In Sealskinz keine Wasserhöhe über den Strumpfrand hinaus!

            Dann folge ich, wie Borgman, zunächst einem Reitweg. Gleich am Wegesrand begrüßen mich die Vertreter der wunderbaren, isländischen Pflanzenwelt.





            Unter Vorbehalt: Stengelloses Leimkraut



            Resedablättriges Schaumkraut



            Grasnelke?


            In der Tat ist das Gehen hier auf der weiten Ebene recht komfortabel, wenn, ja wenn die Erosions - Rinnen nicht wären, wovon mich gleich zwei etwas aufhalten und ich erst einmal eine schnelle Umgehung suchen muss.





            Erosions - Rinne



            Hier ist der Rand gerade noch zu erklimmen


            Zügig erreiche ich die F 208 und den markierten Pfad zur Eldgjá; am Horizont schon den Gjátindur im Visier.
            Eine schöne, fast liebliche Landschaft ist das und kleine Wasserfälle und Lavaerhebungen wechseln sich ab.





            Markierter Pfad in Richtung Eldgjá






            Schließlich erreiche ich die Feuerschlucht, an dessen oberen Rand ich auf den Gjátindur zusteuere, vorbei am eindrucksvollen Ófærufoss.




            Ófærufoss


            Vorbei am Gjátindur kann ich schon nach kurzer Zeit einen Blick hinab in die Stóragil werfen.
            Hier hatte es mir schon bei meinen beiden Vorbesuchen ausgesprochen gut gefallen.





            Erster Blick hinunter in die Stóragil


            In die Hütte von Skærlingar schaue ich nicht mehr, denn schon von weitem sehe ich Personen, die wohl zu einer Reisegruppe gehören und die Hütte offensichtlich in Beschlag genommen haben.
            Da suche ich mir lieber gleich einen schönen Platz in der so herrlich grünen Schlucht, wo so manche, sonderbare Lava - Formation „herumliegt“.





            Bizarre Lava - Formation


            Gegen Abend kommt dann der angekündigte Regen und der kräftige Wind im Schlepptau bläst etliche Male während der Nacht um mein Zelt, dass ich eigentlich relativ windgeschützt aufgebaut habe. Hat sich doch der Wind, der damische, einfach mal wieder gedreht.
            Auch der nächste Tag beginnt mit viel Regen und wechselt sich mit kurzen, trockenen Perioden ab.
            So verbringe ich auch den größten Teil dieses Tages im Zelt und habe viel Zeit zum Ausschlafen, Dösen, Karten studieren und Hören meiner Hörbücher.
            Für den folgenden Tag ist deutlich besseres Wetter angekündigt und ich freue mich darauf, dass es dann endlich weitergeht.





            Camp 5 + 6 in der Stóragil






            Zuletzt geändert von evernorth; 25.09.2022, 19:38.
            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

            Kommentar


            • Dieter

              Dauerbesucher
              • 26.05.2002
              • 533
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              Da lese ich doch wirklich gerne mit!

              Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
              [
              In der Tat ist das Gehen hier auf der weiten Ebene recht komfortabel, wenn, ja wenn die Erosions - Rinnen nicht wären, wovon mich gleich zwei etwas aufhalten und ich erst einmal eine schnelle Umgehung suchen muss.
              Vor 20 Jahren war ich hier in der Gegenrichtung unterwegs und habe in meine Tourentagebuch notiert:

              "Nach etwa einem Kilometer verlasse ich die Piste F208 an einem alten Abzweig und versuche direkt zum Wanderweg Hólaskjól - Álftavatnakrók abzukürzen. Ich stehe jedoch bald vor einem steil eingeschnittenen und etwa 4 Meter tiefen Graben. Muss erst einen günstigen Übergang suchen. Erst geht der Abstieg ganz gut, aber auf den letzten zwei Metern kommt die ganze erdige Böschung ins Rutschen ich fahre sie unfreiwillig auf dem Hosenboden ab - Hoppla. Immerhin schaffe ich es auf der anderen Seite, wenn auch ziemlich eingedreckt, wieder aus diesem Mistgraben herauszuklettern."

              Dieter

              Kommentar


              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1439
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Seal-Kinz fluten! Das kenn' ich auch! Und bis die dann wieder trocken sind!

                Kommentar


                • evernorth
                  Fuchs
                  • 22.08.2010
                  • 1836
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  17.07.22


                  Von Trollen und einem langen Fluß



                  Hach, schön, es geht endlich wieder weiter.
                  Aufbruch ist gegen 9 Uhr.
                  Zunächst folge ich der Stóragil noch ein Stück, doch bereits nach ganz kurzer Zeit zweigt der markierte Pfad ab und windet sich nach oben, hinaus aus der Stóragil.





                  Letzter Blick in die Stóragil


                  Ich folge der überraschenden Wegführung und erreiche schon nach kurzer Zeit die Jeep - Piste. Der folge ich für etwa 20 Minuten, bis ich so etwas wie einen Hinweis zu einem Aussichtspunkt erreiche.
                  Kurz darauf wird auch klar, was von diesem Aussichtspunkt zu sehen ist:





                  Uxatindar








                  Danach tauche ich ein in die Schlucht, die ich bisher nur von der Gegenrichtung kenne.
                  Viele Troll - Augen - Paare schauen auf mich hinab und so wundert es mich nicht, dass ich mich die ganze Zeit über in der Schlucht „beobachtet“ fühle.
                  Am Anfang ist der Schnee bereits geschmolzen, doch dann liegt überall viel Schnee, und ich möchte gar nicht wissen, wie es darunter aussieht, geschweige denn, wie dick die Schneedecke noch ist, und ob sie mich „in jedem Fall“ noch trägt?





                  Anfänglich ist die schmale Schucht noch weitgehend "Schneefrei"....









                  ...bis die Schlucht mit Schnee "gefüllt" erscheint







                  Dann wird es wieder besser, dafür glotzen mehr Troll - Augen...





                  ...schon nimmt der Schnee wieder zu...ein Hin und Her



                  ...da ist plötzlich das Ende der Schlucht erreicht


                  Endlich am Ende der Troll-reichen Schlucht angelangt, erreiche ich den bezaubernden See 532, mit seinem mystisch - schimmernden, grünen Wasser.





                  See 532








                  Ich folge dem Ufer des Sees und steige im Anschluß eine steile Rinne hinauf.




                  Aufstieg durch die Rinne


                  Oben angelangt, stehe ich auf so etwas wie einem kleinen Plateau. Hier treffe ich auf eine achtköpfige Gruppe von Isländern, die kaum eine Vorstellung haben, wie es für sie weiter gehen könnte. Ich bekomme einfach nicht aus ihnen heraus, von wo (und wie?) sie gekommen sind und wohin sie heute noch wollen.
                  „Hvanngil“ höre ich schließlich aus unserem Gespräch heraus und schon stehe ich am Rand zur wasserreichen Schlucht.





                  Hvanngil


                  Eigentlich verbinden viele bei dem Wort „Hvanngil“ den Pausen - und Hüttenplatz auf dem Laugarvegur, Islands wohl bekanntesten Mehrtages - Wanderweg.
                  Wie dem auch sei - hier beschließe ich spontan, nicht in Richtung Sveinstindur - Hütte zu gehen.
                  Noch habe ich mich nicht ganz von meinem Vorhaben verabschiedet, auf direktem Wege zum Sveinstindur zu gehen und endlich seinen Gipfel zu besteigen, doch als ich sehe, dass der Gipfel mal wieder in den Wolken liegt, verabschiede ich mich auch von diesem Vorhaben.

                  Statt dessen folge ich für eine kurze Weile den überraschend - auftauchenden Wegweisern aus Holzpflöcken. Noch kann ich mir keinen Reim darauf machen, wohin diese wohl hinführen, da wende ich mich von diesen Wegweisern auch schon ab und gehe ab hier vollkommen Pfad- und Weglos.





                  Holzpflock etwa in der Bild - Mitte



                  Gipfel des Sveinstindur knapp in den Wolken


                  Während meines Karten - Studiums fällt mir ein Fluss auf, den ich schon in Kürze erreichen sollte.
                  Wenn ich dem eine ganze Zeit folge, führt er mich direkt zur Piste, der F 235.
                  Der will ich dann für heute noch eine Zeit lang folgen, bis ich einen guten Platz für die Nacht gefunden habe.





                  Wo ist hier ein Fluss?



                  Fast wie aus dem "Nichts": Da ist er ja!



                  Ich folge flußaufwärts





                  An manchen Stellen möchte ich schon campieren, doch es ist noch zu früh





                  The long and winding river







                  Es geht sich sehr abwechselungsreich







                  Die Piste kommt in Sicht...



                  ....und ist dann erreicht.



                  Auch hier noch Schnee - Reste




                  Am späten Nachmittag stoße ich auf die F 235, der ich nun für 2 bis 3 Stunden folge.
                  Als ich merke, wie müde ich auf einmal bin, beginne ich folglich, mich nach einem Übernachtungsplatz umzusehen, doch Fehlanzeige: Weit und breit kein Platz in Sicht.
                  Gegen 19 h erreiche ich den Blautulón, doch erst am Ende des Sees habe ich Erfolg und finde einen bezaubernden Platz, der wirklich alle Top - Eigenschaften erfüllt: Eben, in großartiger Landschaft mit traumhaften Fernblicken und mit dem notwendigen „Trinkwasser - Anschluss“.





                  Vor den hinteren Bergen: Der Blautulón


                  Vielleicht ist das sogar der Top - Top Zeltplatz der gesamten Reise?
                  Nachdem ich mich ausgiebig gewaschen habe, genieße ich die wirklich tollen Ausblicke. Währenddessen lädt das Solar - Panel die leeren Akkus auf - eine recht seltene Gelegenheit (dass einmal die Sonne scheint) und die ich umgehend zu nutzen weiß.
                  Wenn ich zuweilen etwas unsicher war, wie mir die Reise gefällt, nun, hier, an diesem Platz habe ich keinen Zweifel, dass ich mich zur rechten Zeit an genau dem richtigen Ort befinde.
                  Was ich sehe, macht mich zutiefst glücklich, und ich kann lange Zeit meine Augen von den schönen Eindrücken und Bildern nicht abwenden, bis, ja, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, es spürbar kälter wird und mich für meine Abendmahlzeit ins Innere meines Phreeranger Zeltes treibt.







                  Camp 7


                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                  Kommentar


                  • zilka

                    Erfahren
                    • 29.06.2017
                    • 340
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Was für geniale Bilder, evernorth! Ich komme gar nicht mehr aus dem Staunen heraus...
                    Und Dein letzter Zeltplatz ist wirklich TOP, das tolle Abendlicht und die grauen Wolken sind das I-Tüpfelchen .
                    Ich mag diese Art von Licht besonders gern.

                    Kommentar


                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1836
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      Moin Zilka,

                      vielen Dank. So oft ich auch schon dort war: Island ist ein Land zum Staunen und überrascht mich immer wieder.
                      In erster Linie ist es die urplötzliche Wandlung der Landschaft. In einem Moment entsteht Dunkelheit und Düsternis, nicht selten wirkt sich das auch auf das Gemüt des Betrachters / Reisenden aus und im nächsten Moment verändert sich das Licht vollständig, explodiert geradezu und verändert die Farben und Emotionen. 🤩
                      Ja, der Zeltplatz war schon ein ganz besonderer. 😎
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                      Kommentar


                      • Ljungdalen
                        Alter Hase
                        • 28.08.2017
                        • 2738
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        Das Grün (Moos/Gras?) ist ja beeindruckend. Wenn man sowas noch nicht selber gesehen hat (habe ich hier und da in Skandinavien) könnte man fast an Photoshop denken...

                        Schöner Bericht, danke.

                        Kommentar


                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
                          • 1836
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          Das Grün (Moos/Gras?) ist ja beeindruckend. Wenn man sowas noch nicht selber gesehen hat (habe ich hier und da in Skandinavien) könnte man fast an Photoshop denken...

                          Schöner Bericht, danke.
                          Ich danke dir.
                          Ja, das stimmt mit der Farbe des Mooses. Das fällt auch zuweilen im Skandinavischen Norden sehr ins Auge.
                          Die Farbe des isländischen Mooses setzt dem aber noch eine deutliche „Schippe“ drauf.
                          Da brauche ich gar kein Photoshop (benutze ich sowieso nicht). 😉
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                          Kommentar


                          • evernorth
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1836
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            18. + 19.07.22


                            Halldórsgil


                            Als ich früh am nächsten Morgen kurz aus dem Zelt muss (ja, das kommt nicht ohne Grund von „müssen“ 😂), ist die Landschaft bis hinunter zum See „in den Wolken“.
                            Etwas später - da habe ich bereits einen ersten Kaffee getrunken - gewinnt die Sonne die Oberhand und vertreibt mehr und mehr den Frühnebel.
                            Das lässt meinen schönen Camp - Platz in einem (fast) vergleichbaren Glanz erscheinen, wie noch am vorherigen Abend.
                            Als ich gegen 9 Uhr aufbreche, haben sich allerdings schon wieder viele, dichte Wolken gebildet und es sieht eher nach einem bedeckten, bis trüben Tag aus.





                            Langsam löst sich der Morgennebel auf



                            Schicke Aussicht



                            Meine Position am Blautulón







                            Ruck zuck hat es sich wieder bewölkt


                            Laut dem Inreach Wetterbericht soll es den ganzen Tag über bewölkt, aber trocken bleiben.
                            Erst gegen Abend (terminiert ist die Zeit um 20 Uhr?) soll es langanhaltenden Regen geben, der die ganze Nacht andauern soll. Der morgige Vormittag soll auch regnerisch werden, wenn auch langsam abnehmend und zum Abend hin soll es wieder trocken sein.
                            Natürlich begegne ich den isländischen Vorhersagen mit einer besonderen Skepsis, doch bisher kamen die Vorhersagen auf dieser Reise erstaunlich gut hin.

                            Für heute habe ich mir viel vorgenommen. Ich möchte nicht nur die F 235 bis zur Einmündung auf die F 208 möglichst rasch hinter mich bringen, sondern noch heute Abend bis zur Halldórsgil kommen, wo ich einen Lagerplatz finden möchte. Dort kann ich dann, so hoffe ich, recht entspannt den Regen „aussitzen“.
                            3 Stunden habe ich mir für die F 235 vorgenommen und in der Tat erreiche ich die Einmündung auf die F 208 am Herðubreið (852m, und nicht der berühmte Tafelberg aus dem zentralen Hochland) exakt nach 3 Stunden und 10 Minuten.
                            Bis zur Halldórsgil ist es aber noch ein beträchtliches Stück auf der Piste. Zahlreiche Furten liegen auf dem Weg. Ich schätze, die Zahl liegt irgendwo zwischen acht und zwölf Furten.
                            Die nehmen natürlich immer etwas mehr Zeit in Anspruch.
                            Ich rekapituliere: Zu Fuß und auf der Piste wird das nicht nur äußerst knapp bis zum Abend, nein, ich denke, das geht sich nicht aus.
                            👎
                            Das die Piste gut befahren ist, habe ich ja vor einer Woche bereits erfahren. Warum sollte ich das nicht ausnutzen?
                            Ich entwickele also die feste Absicht, einen „Lift“ zu bekommen. Eigentlich ist das ja etwas „unter meiner Würde“, aber hey, warum eigentlich nicht? Damit wäre ich ruck zuck an der Halldórsgil.
                            Gedacht, getan.
                            Das erste Auto fährt noch vorbei und beim Hinterherschauen erkenne ich, dass es voll belegt ist.
                            Schon das zweite Fahrzeug, ein Dacia Duster, hält an, und ich werde von einem Schweizer Paar aus Genf mitgenommen. Sie fahren heute das erste Mal durch das isländische Hochland und haben noch nicht viel Erfahrung beim Durchfahren von Wasserläufen. Ihr Ziel für heute ist Landmannalaugar, wo sie eine Übernachtung gebucht haben.
                            Ich erkläre ihnen, dass ich ihnen Bescheid sagen werde, wenn wir an der Abzweigung zur Halldórsgil angekommen sind.
                            Bis dahin ist aber noch etwas Zeit und es ist für mich durchaus unterhaltsam, mitzuerleben, wie die eine, oder andere Gewässer - Durchfahrung angegangen wird. Am Anfang steigt Vincent noch regelmäßig aus, um den besten Weg zu erkennen. Überraschenderweise ist es Claudine, seine Frau(?), die ihm die besten (und meist richtigen) Tipps gibt.
                            Schon nach kurzer Zeit verlässt sich Vincent vollkommen auf Claudine und fährt meist ungeprüft rechts oder links durch den Fluß, ganz so, wie Claudine es ihm gerade vorschlägt.
                            Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Paar, jedenfalls hier im isländischen Hochland und bei den Flußdurchquerungen.
                            👩‍❤️‍👨
                            „You can Trust me“, sagt sie mit einem Augenzwinkern in seine Richtung.
                            „Shure“, antwortet er ihr mit einem vielsagenden Lächeln.
                            😘
                            Ob das „draußen“ und im „richtigen Leben“ auch so gut zwischen den beiden funktioniert?
                            So langsam steigt bei mir die Spannung, da wir nun der Abzweigung zur Halldórsgil näher kommen. Auf Komoot kann ich unsere Position recht genau verfolgen.
                            Kurz vor meinem Ziel entdecke ich plötzlich aus einem machtvollen „Grün“ mitten in der Landschaft eine einzelne, bezaubernde Hütte, die mir bekannt vorkommt, die ich aber auf meinem Weg vor einer Woche nicht gesehen habe.





                            Höll


                            Ich bitte die Beiden, mich bei der nächsten Möglichkeit rauszulassen und schon nach kurzer Zeit verabschieden wir uns.
                            Da es erst 16 Uhr ist, habe ich genug Zeit. Zeit, für einen dringend benötigten Kaffee. Etwas essen muss ich auch unbedingt.
                            Da mal wieder ein unangenehmer Wind auffrischt, will ich doch mal schauen, ob die Hütte geöffnet ist und siehe da, sie ist es!
                            Im Innern ist es nicht soo gemütlich und auch nicht sonderlich sauber, aber für eine Pause wird es locker gehen.





                            Man beachte die schwere Steinplatte vor der Eingangstür. Es kostete mich etwas Mühe, diese beiseite zu schaffen



                            Stiller Wächter an der Eingangstür 😂




                            Während der Pause stelle ich plötzlich fest, dass ich hier Netzempfang habe. Das ist natürlich die Gelegenheit, etlichen Leuten in der Heimat einen Zwischenreport zukommen zu lassen.
                            Etliche Emails sind eingetroffen , die ich auch „ab-arbeite“.
                            Immer wieder erstaunlich, was in so kurzer Zeit digital „angelandet“ ist.
                            Am Ende beginne ich sogar, noch etwas in meinem Buch zu lesen, um dann ganz erstaunt und urplötzlich festzustellen, dass es bereits auf 19 Uhr zugeht.
                            Fast schon „Hals über Kopf“ packe ich hektisch meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zur Halldórsgil.
                            Das wäre ja mega unangenehm, wegen meiner „vergessenen Zeit“ noch in den Regen zu kommen, also: Hurry up!
                            Nach einer knappen halben Stunde erreiche ich die Abzweig - Stelle und staune nicht schlecht:
                            Schon am Beginn steht ein….Pflog!
                            Eine Markierung, ganz nach dem Vorbild der Strecken zwischen Hólaskjól und Skærlingar.
                            Ich bin überrascht und verwirrt zugleich.





                            Wegmarkierung zu Beginn der Halldórsgil


                            Obwohl ich anfänglich darin einen gewissen Vorteil sehe (wo ein Pflog ist sollte der nächste nicht weit sein) sicher zum Graennihryggur geleitet zu werden (wo sollten die Markierungen sonst schon hinführen?) beschleicht mich auch eine sehr unangenehme Vorahnung.
                            Davon will ich aber jetzt nichts wissen, denn meine Zeit wird knapp. Schon fällt der eine, oder andere Regentropfen vom Himmel.
                            Es wird Zeit, eine passende Stelle für das Camp und zum Abwettern zu finden.
                            Nach etwa 30 Minuten habe ich die passende Stelle in der Halldórsgil gefunden.
                            Als das Zelt endlich steht, wird der Regen stärker. Zum Wasser holen reicht es noch, aber für eine Körperwäsche im Fluß reicht es nicht mehr. Das muss ich auf den nächsten Tag verschieben.
                            Dann öffnen sich die Schleusen des Himmels und die ganze Nacht regnet es stark mit heftigen
                            Wind - Böen.
                            Das Zelt ist gut gesichert und so harre ich aus, voll und ganz im Vertrauen, dass alles gut gehen wird.





                            Halldórsgil - Blick talabwärts. In der Vergrößerung, hinten li. am Hang, sieht man eine weitere Wegmarkierung



                            Der Regen beginnt



                            Camp 8 + 9 in der Halldórsgil


                            Am anderen Morgen sehe ich mich in meinem Vertrauen bestätigt. Alles ist gut gegangen und das Zelt hat jede einzelne Wind - Böe souverän weggesteckt.
                            Wie im Wetterbericht angekündigt kommen am Vormittag noch einzelne Regenschauer vorbei ge-
                            zogen, meist nur mit mäßigen und geringen Niederschlägen.
                            Ab Mittag ist es fast vollständig trocken, auch, wenn die Wolken zunächst noch tief in der Halldórsgil liegen.
                            Ich habe mich genug ausgeruht und meine Beine wollen unbedingt weiter marschieren. Der Kopf überlegt noch. 🤔
                            Soll ich, oder soll ich nicht?
                            Ich möchte ja möglichst gute Fotos vom Graennihryggur machen, doch die heutigen Lichtverhältnisse lassen dafür nur wenig Spielraum.
                            Trübe, grau und bedeckt sieht es aus. Für morgen ist eine deutliche Wetterbesserung in Aussicht gestellt worden. Meine Zeit auf Island wird langsam knapp und doch entscheide ich mich, bis morgen in der Halldórsgil zu verweilen.

                            Während langsam und recht zäh der Nachmittag vergeht, vertrete ich mir mehrmals die Beine und mache ein paar kurze Ausflüge in die ganz nahe Umgebung, ganz so, wie ich es in den kurzen Regen - Pausen auch schon am Vormittag gemacht habe.
                            Dabei kann ich den markierten Pfad über ein längeres Stück gut einsehen. Ich sehe zu keiner Zeit einen Wanderer. Scheint nicht besonders oft begangen zu sein, denke ich zufrieden.

                            Wenn ich da schon gewusst hätte, was mich am nächsten Tag erwarten sollte, ich hätte meine Beine „in die Hand genommen“ und wäre umgehend und im Schweinsgalopp in Richtung Graennihryggur gerannt.
                            🏃‍♂️ 😳

                            Zuletzt geändert von evernorth; 09.10.2022, 17:45.
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                            Kommentar


                            • evernorth
                              Fuchs
                              • 22.08.2010
                              • 1836
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              20.07.22


                              Über den Graennihryggur nach Hattver


                              Am nächsten Morgen empfängt mich ein bedeckter Himmel, doch das macht mir nichts aus, denn endlich soll es wieder weiter gehen. Die Wetterprognose stimmt mich optimistisch, und innerlich scharre ich schon mit den Hufen.
                              Pünktlich um 9 Uhr wechsle ich hinüber auf die Hangseite, wo sich der markierte Pfad befindet.

                              Auf den Höhepunkt meiner diesjährigen Island - Tour hatte ich mich gut vorbereitet.
                              In der Anfangs - Phase hatte ich mir die zahlreichen Fotos aus Borgman´s Reisebericht von 2020 immer wieder eingeprägt und dazu noch einige Screenshots auf dem Mobiltelefon hinterlassen.
                              In der fortgeschrittenen Phase entschied ich mich, einen GPX Track von Wikiloc downzuloaden.
                              Dieser führte von der Halldórsgil bis nach Landmannalaugar, doch weil er über Hattver verlief, bot sich mir der höchst willkommene Anlass, Hattver als mein heutiges Tagesziel festzulegen.
                              Ja, und dann gibt es schließlich noch diesen markierten Pfad, auf dem ich mich gerade befinde (von dem ich aber nicht weiss, wohin er eigentlich führt? 🤔). Was kann jetzt noch schief gehen?



                              Halldórsgil - Landmannalaugar (Wikiloc)

                              Ich genieße es in vollen Zügen endlich wieder in Bewegung zu sein. Zunächst steigt der Pfad leicht, aber kontinuierlich an. So gut ausgeruht, wie ich bin, komme ich schnell und leicht voran.
                              Auch in der Halldórsgil liegt noch viel Schnee in den oberen Lagen. Einige Markierungs- Pflöcke ragen nur knapp oberhalb der Schneedecke heraus.



                              Aufbruch in der Halldórsgil



                              Aufstieg



                              Blick zurück







                              Ende der Halldórsgil

                              Schließlich erreiche ich das Ende der Halldórsgil. Ein herrliches Panorama erwartet mich hier und ich stehe dort wie auf einem Balkon mit einer fast grenzenlosen Aussicht.
                              Erfreulicherweise entwickelt sich das Wetter langsam zum Guten, so dass ich recht weit schauen kann.
                              Lediglich ein paar Berge am Horizont stecken noch mit ihren Spitzen in den Wolken, doch auch die werden - nach und nach - noch freigegeben.
                              Ich bin mit dieser atemberaubenden Landschaft ganz allein, ganz so, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt habe. Gut, dass der markierte Pfad noch wenig bekannt ist. Nach wie vor bin ich gespannt, wo mich dieser noch hinführen wird. Bisher sind markierter Pfad und GPX - Track noch nahezu deckungsgleich.



                              Auf dem Aussichts- Balkon





                              Blick hinüber zum Skalli



                              Fortsetzung des markierten Pfads



                              Sveinsgil



                              Der Pfad verläuft unterhalb der zweiten Querrippe

                              Der Pfad (ist es noch ein ausgetretener Schafs - Pfad?) führt unterhalb der zweiten, von drei Querrippen hindurch.
                              Im Gegensatz zu Borgman folge ich dem Pfad noch ein Stück weiter in Richtung Hábarmur, bevor mich die Pflöcke relativ sanft hinunterführen. Auf dem Hosenboden in die Ebene rutschen ist erfreulicherweise nicht nötig. 😉
                              Unten angelangt habe ich sogleich ein Problem: Die Markierungen hören schlagartig auf. Warum das so ist, frage ich mich gar nicht, sondern folge einfach ab hier meinem GPX Track.



                              Sanfter Abstieg auf die Ebene





                              Die Ebene fast erreicht

                              Dann stehe ich unvermittelt vor dem Wasserhindernis der Sveinsgil. Der GPX Track folgt offenbar dem Fluß und führt durch das Tal und nicht über die Berge. Das Wasser hat vom letzten Regen noch ordentlich Power und natürlich lässt sich die Tiefe überhaupt nicht abschätzen.



                              Auf dem Foto sieht die Furt über die Sveinsgil durchaus „machbar“ aus

                              Ich kapituliere, denn da will ich nicht hindurch. Viel lieber gehe wieder ein Stück zurück. Dann muss ich eben aus der wasserreichen Ebene wieder hinauf steigen. Ich finde es sowieso viel spannender, wenn ich mich dem Graennihryggur aus der Höhe nähere.
                              Ich steige genau zwischen zwei Schneefeldern auf einem niedrigen Erdrücken hinauf.
                              Das ist recht steil, geht aber doch recht gut.



                              Aufstieg über den mittleren, steinigen Rücken

                              Ich bin kaum oben, schon stoße ich auf einen weiteren Holzpflock. Aha, denke ich, hier geht es also weiter. Schlagartig wird mir klar, warum ich in der wasserreichen Ebene keine Pflöcke mehr gefunden habe: Nach der Schneeschmelze sind die sowieso wieder weggeschwemmt. Da kann man es sich gleich sparen.
                              Schon hier kann ich zum ersten Mal aus der Ferne einen Blick auf den Graennihryggur werfen.
                              Ich bin begeistert, denn nun wähne ich mich nicht mehr weit davon entfernt. Voll motiviert folge ich den weiteren Pflöcken, die mich - und dessen bin ich mir nun vollkommen sicher - direkt dorthin führen werden.
                              Ganz so schnell, wie ich mir das gedacht hatte, geht es aber nicht voran. Zunächst muss ich erst einmal eine kleine Hochebene durchschreiten. Diese ermöglicht mir zwar weitere Blicke auf den Hryggur, aber immer sind noch ein Tal und mehrere Höhenzüge dazwischen.
                              Auf der Höhe des Hryggur führt der Pfad endlich auch in direkter Linie darauf zu.



                              Auf der Höhe steht wieder ein Pflock zur Markierung



                              Erster Blick auf den Graennihryggur





                              Kleine Hochebene (mit Pflock)





                              Der Pfad schwingt auf den Graennihryggur zu

                              Plötzlich stutze ich: Ich schaue aus der Höhe hinüber in eine weitere, wasserreiche und tiefer liegende Ebene. Irgendetwas kommt mir bekannt vor. Richtig, der erkaltete Lava - Brocken auf dem Berg ist es, den ich sofort wiederkenne. Wie gut, dass ich schon zweimal in Hattver war. Das sieht gar nicht weit aus. Mit Hilfe des GPX Tracks sollte es mir heute wohl noch möglich sein, dorthin zu gelangen.



                              Blick nach Hattver

                              Dann führt der markierte Pfad stetig abwärts, mit atemberaubenden Tiefblicken in die Schlucht der Sveinsgil. Der Graennihryggur kommt dabei immer ein Stückchen näher. Ich liebe diese langsame und kontinuierliche Annäherung. 😘



                              Annäherung



                              Sveinsgil












                              Schließlich erreiche ich den Boden des Tales und stehe fast an der wild tobenden Sveinsgil.
                              Da jetzt durch? Oh, ne! Heute ist mir absolut nicht nach einer Furt durch einen wild strudelnden Fluß zumute.
                              Doch die Lösung meines Problems löst sich auf elegante Weise. Nachdem ich über ein Schneefeld auf direkte Höhe des Graennihryggur gelangt bin, sehe ich dass eine solide und auch weitgehend sichere (hoffentlich?)
                              Schneebrücke über die Sveinsgil führt.



                              Unten an der Sveinsgil







                              Ich gebe zu, dass ich in der Mitte der Schneebrücke meine Schritte doch deutlich beschleunige und dabei (vergeblich) versuche, mich „leichter“ zu machen.
                              Auf der anderen Seite weicht dann die Anspannung und ich genieße für höchstens zwei Minuten den erhabenen und anrührenden Blick auf den Graennihryggur.



                              Schneebrücke

                              Zu mehr kommt es nicht. Keine Tränen der Rührung und keine weiteren, heftigen Gefühlsregungen.
                              Alles schlagartig im Keim erstickt, weil….ich nicht mehr alleine bin. Ein Paar kommt herunter von den nahen Hängen, dazu folgt schon bald ein zweites Paar. Ich wollte mich allein und in Stille dem Graennihryggur nähern, langsam und in kleinen Schritten. Dann folgt auch noch eine vierköpfige Familie. Das ist zu viel für mich, darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich bin regelrecht geschockt. Hätten die nicht 30 - 60 Minuten später kommen können? Warum gerade jetzt?
                              Ich fühle mich um mein Erlebnis, so, wie ich es mir vorher vorgestellt habe, betrogen.
                              Eine weitere Person kommt den Hang herunter. Es ist ein Israeli und er spricht mich gleich an. Er ist ganz begeistert und hat so etwas (was?) noch nie gesehen.
                              Alle kommen von Landmannalaugar. Mit dem Israeli habe ich einen guten Plausch, als auch schon ein mir sehr vertrautes Geräusch an meine Ohren dringt: Das Surren einer Drohne! 😱
                              Auch ich wollte meine Drohne hier fliegen lassen, allein, doch nun stellt es mir jegliches Verlangen dazu abrupt ab. Ich will aus der Luft keine anderen Menschen fotografieren und filmen, die gerade auf dem Graennihryggur herumturnen.
                              Der freundliche Israeli lenkt mich während einer Kaffee Pause netterweise etwas ab. Das rettet mich davor, dass mich der Schlag trifft.
                              Wir machen noch ein paar Fotos zur Erinnerung voneinander.













                              Dann trifft mich doch noch der Schlag. 🫣
                              Als ich unvermittelt hochschaue, traue ich meinen Augen kaum. Auf der Anhöhe über dem Graennihryggur steht eine ganze Gruppe von geschätzt mehr als einem Dutzend Menschen, die sich gerade auf den letzten Abstieg begeben und offenbar aus der Halldórsgil kommen. Weitere Personen erscheinen nach kurzer Zeit auf der Anhöhe.
                              Wieso habe ich die nicht bemerkt? Dürften kaum viel später als ich gestartet sein.
                              Das gibt mir den Rest und ich verlasse fluchtartig den Graennihryggur. Der Israeli ist bereits kurz vor mir aufgebrochen.



                              Nur noch weg!



                              Die Gruppe sammelt sich unterhalb des Graennihryggur

                              Ich steige auf und schon bald liegt der Graennihryggur tief unter mir. Sofort erfasst mich eine große Ruhe. Hoffentlich ist es nicht die Ruhe vor dem Sturm, denke ich (inzwischen) etwas spöttisch.
                              Ich folge meinem GPX Track. Eine kurze Zeit lang entdecke ich noch den Israeli ein gutes Stück voraus, dann ist er plötzlich verschwunden.
                              Das nun großartige Wetter trägt zu meiner Besänftigung bei. Herrliche Ausblicke bieten sich mir von hier oben.
                              Auch, wenn es noch etwas entfernt erscheint, liegt mein heutiges Ziel, Hattver, bereits zum Greifen nah. Ein Irrtum, denn es wird noch Stunden dauern.



                              Blick in Richtung Hattver, meinem heutigen Ziel





                              Noch keine Möglichkeit zum Abstieg



                              Þrengsli



                              Von hier scheint es auch bis zum Torfajökull nicht mehr weit, denn auch er ist - wie durch ein Tele - Objektiv geschaut - viel näher (und größer!) herangerückt. Diese Mission habe ich selber vor einer guten Woche abgebrochen und verworfen und der beachtliche Schnee, der noch immer in den jetzt nahen Rinnen liegt, ist wie eine späte Bestätigung des ganzen.
                              Apropos Rinne: Unvermittelt zeigt der GPX Track tief hinunter in eine solche Rinne.
                              Sieht extrem steil aus, denke ich, doch ich muss tief hinunter auf den Talboden von Hattver.



                              Abstieg durch die Rinne

                              Am Anfang ist die Steilheit noch moderat, doch im mittleren Teil findet ein Wechsel auf ein Schneefeld statt. Steil im Hang stehend, entscheide ich mich, wie auch immer die Chainsen
                              (Micro spikes) unter die Schuhe zu bekommen, was an diesem fucking place alles andere als leicht ist. Kaum geschafft kommt mir unvermittelt eine Frau mit ihren zwei Teenager Töchtern(?) entgegen gestapft. Ich sage ihnen, dass sie mit einem weiteren, steilen Stück zu rechnen haben, doch sie reagieren unbeeindruckt. Na, wenn ich hinunter schaue, wo sie gerade herkommen, dann kann ich es auch gut verstehen.
                              Mit den Chainsen komme ich gut hinunter und quere gleich mal auf die gegenüber liegende Seite des kleinen Tales.



                              Übergang auf das Schneefeld - Leute kommen von unten



                              Steiler Abstieg




                              Von einem Paar, dass ich vor etwa 45 Minuten getroffen habe, habe ich erfahren, dass hier unten und so kurz vor meinem Ziel (Hattver) ein letztes Hindernis auf mich wartet: Die Überquerung
                              gleich mehrerer Arme von Stora und Lila Hamragil, die ich schon vor einer guten Woche (und von Hattver kommend) nicht queren mochte. Bis Mitte des Oberschenkels und teilweise noch höher reichte ihnen das Wasser.
                              Diesmal habe ich eigentlich keine Wahl: Ich muss da hinüber. Zweimal habe ich mich erfolgreich gegen eine Furt gewehrt, doch nun komme ich nicht mehr drum herum.
                              Gleich der erste Arm ist reißend und tief. Für einen Test gehe ich ohne Rucksack und nur mit den Stöcken bis fast zur Mitte. Da reicht mir das Wasser schon bis fast an den Hintern! 😳
                              Ich kann mich kaum halten und der Blick auf das strömende Wasser macht mich fast schwindelig.
                              Ich breche den Versuch ab und erreiche erleichtert wieder das sichere Ufer.



                              Endstation? Hindernis Hamragil

                              So wird das nichts. Ich muss mir einen Überblick verschaffen und versuche, entlang einer Felswand
                              hinter eine Ecke zu schauen, ob es dort besser gehen könnte, doch auch hier traue ich mich nicht,
                              bis zu Ecke zu gehen, um dahinter zu schauen.
                              Dann muss ich mir eben von oben einen Überblick verschaffen und klettere eine äußerst brüchige
                              Felswand hinauf, die etwa 15 Meter hoch ist. Jeden Tritt und jeden Griff muss ich extrem vorsichtig anbringen. Ständig ziehe ich unbeabsichtigt ganze Steine aus dem Fels, so brüchig ist das Gestein. Jeder Zeit drohe ich abzustürzen. Es ist der Wahnsinn.
                              Endlich oben angekommen, sehe ich eine brauchbare Stelle. Am liebsten würde ich einfach auf der anderen Seite absteigen, doch das sieht so steil aus, dass ich beschließe, wieder abzusteigen. Das ist leichter gesagt, als getan. Meine Befürchtung, hier einfach abzurutschen, bewahrheitet sich leider mit einem ordentlichen Schreck auf den letzten Metern. Ich rutsche, und kann nichts mehr tun. Wie durch ein Wunder ist nicht viel geschehen. Ein paar blutige Abschürfungen an den Händen sind nicht zu vermeiden.
                              Wieder unten habe ich kaum noch eine Option.
                              In einem letzten Versuch taste ich mich ein weiteres Mal an der brüchigen Felswand, die bis ins Wasser ragt, bis zur Ecke. Diesmal kann ich dahinter schauen und richtig, ich erkenne eine gute Stelle mit flachem Wasser, wo Sand angespült wurde. Ich gehe zurück und lade mir den Rucksack auf den Rücken. Gut, das sein Gewicht inzwischen deutlich geringer, als zu Tour - Beginn, ist.
                              Die Passage gelingt auf Anhieb und fast enttäuschend einfach. Warum nicht gleich so!
                              Weitere, kleinere Arme bereiten keine Probleme. Der letzte Arm ist zwar nicht sehr breit, hat aber eine starke Strömung und die Tiefe lässt sich überhaupt nicht einschätzen, da das Wasser von den mitgeführten Sedimenten eingetrübt ist. Trotz der Strömung und einer Wasserlinie bis zur Mitte des Oberschenkels, lässt sich auch diese letzte Passage relativ leicht bewerkstelligen.
                              Puh, eine große Belastung fällt mir von den Schultern, während das Adrenalin noch weiter „pumpt“ und nur langsam zurückgeht.
                              Rasch gehe ich hinüber zur jetzt satten und grünen Wiese von Hattver. Auf meinen alten Platz kann ich nicht erneut zurück, denn Hattver hat Besuch von drei jungen Isländerinnen bekommen, die dort ihr Zelt aufgeschlagen haben. Später zeltet auch noch genau dazwischen ein junger Niederländer, der scheinbar „aus dem Nichts“ kommt.
                              Nachdem mein Zelt steht, gehe ich zum Waschen zurück an den Fluß. Noch habe ich keine Augen für die unfassbare Schönheit dieses Abends. Eigentlich bin ich fix und fertig, will nur noch was essen und ganz rasch schlafen gehen. Deshalb gehe ich auch nicht mehr mit der Drohne zum Grat, den ich - vermutlich - bei äußerst perfekten Bedingungen vorgefunden hätte. Ich schaffe es gerade noch, das zauberhafte Momentum eines unvergleichlichen Abendlichts einzufangen.
                              Ich schaue und staune, ein ums andere Mal.
                              Da legt sich urplötzlich eine tiefe Ruhe auf mein bewegtes Gemüt und ich schaue, staune und bewundere in Stille, während die isländischen Mädels mehrere klassische Lieder mehrstimmig zum Besten geben. Das ist ein unerwarteter und zauberhafter Moment, der mein geplagtes Gemüt bewegt und mir ein paar Tränen in die Augen treibt.
                              Durchaus „beseelt“ nehme ich mein Abendessen ein. Was für ein extremer Tag! Ein Hin und Her, Auf und Ab.
                              Nachdem die Abendsonne ganz hinter dem Skalli verschwunden ist, senkt sich die Nacht über Hattver.
                              Im Halbschlaf klingen noch die bezaubernden Lieder der Isländerinnen zu mir hinunter.
                              Nur Augenblicke später bin ich längst in einen erholsamen Schlaf gefallen.



                              Die Krönung eines langen Tages



                              Herrlicher Abend in Hattver



                              Camp 10









                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                              Kommentar


                              • Borgman
                                Dauerbesucher
                                • 22.05.2016
                                • 724
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                Donnerwetter, was für ein Tag! Deine Achterbahnfahrt der Gefühle kann ich sehr gut nachempfinden, zumal du sie sehr anschaulich beschreibst. Und ja, du hattest Recht: die Tatsache, dass Grænihryggur jetzt nur eine weitere Touristenattraktion geworden ist, die man recht einfach abhaken kann, bereitet mir ein deutliches Unbehagen. Auf der einen Seite verstehe ich, dass viele Menschen ihn besuchen und die großartige Landschaft erleben wollen, andererseits ist es aber auch eine krasse Entzauberung. Ganz ehrlich, ich hätte dir eine so tief berührende Erfahrung gewünscht, wie ich sie damals an der Stelle machen durfte. Trotzdem, deine tollen Bilder lassen das jetzt wieder lebendig werden, danke dafür!

                                Kommentar


                                • Lhor
                                  Erfahren
                                  • 01.10.2020
                                  • 109
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  Für diese Bilder am Ende deiner Tour hast du die Goldmedaille verdient .
                                  GOLD-MEDAL smile auf deinen selfies, haha.

                                  Kommentar


                                  • Lhor
                                    Erfahren
                                    • 01.10.2020
                                    • 109
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
                                    Für diese Bilder am Ende deiner Tour hast du die Goldmedaille verdient .
                                    GOLD-MEDAL smile auf deinen selfies, haha.
                                    Aha, habe soeben fertig gelesen. Ja, schade diese grosse Gruppen. Im Hochland konnten wir dieses Jahr auch mehrere Jeep Karavanen auf den Pisten entlang fahren sehen. Alle schön durchnummeriert von 1-10. Echt komisch irgendwie. Zu Fuss sind wir dafür keinem einzigen begegnet.

                                    Jedenfalls hast du wiedermal eine schöne Tour gemacht.

                                    Kommentar


                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1836
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      Donnerwetter, was für ein Tag! Deine Achterbahnfahrt der Gefühle kann ich sehr gut nachempfinden, zumal du sie sehr anschaulich beschreibst. Und ja, du hattest Recht: die Tatsache, dass Grænihryggur jetzt nur eine weitere Touristenattraktion geworden ist, die man recht einfach abhaken kann, bereitet mir ein deutliches Unbehagen. Auf der einen Seite verstehe ich, dass viele Menschen ihn besuchen und die großartige Landschaft erleben wollen, andererseits ist es aber auch eine krasse Entzauberung. Ganz ehrlich, ich hätte dir eine so tief berührende Erfahrung gewünscht, wie ich sie damals an der Stelle machen durfte. Trotzdem, deine tollen Bilder lassen das jetzt wieder lebendig werden, danke dafür!
                                      So ist es, lieber Bernd, eine krasse Entzauberung und zusätzlich noch der Verlust eines ehemaligen Mythos.
                                      Nun, die Zeichen der Zeit gehen einen anderen Weg. Das isländische Hochland blieb bisher vom Massenandrang der Touristen verschont, aber das ist leider vorbei. Die (unmittelbare) Nähe zu Landmannalaugar öffnet hier ein Einfallstor von beachtlicher Größe. Leider hat sich das erschreckend schnell rumgesprochen.
                                      Ich hatte mir das anders vorgestellt und spüre noch immer die Enttäuschung.
                                      Die Landschaft ist (und bleibt!) immer noch unglaublich, einzigartig und faszinierend und wird deshalb auch weiterhin einen festen Platz in meinem Herzen behalten.
                                      Das lässt Raum für weitere Ideen in der Zukunft.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                      Kommentar


                                      • evernorth
                                        Fuchs
                                        • 22.08.2010
                                        • 1836
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        Zitat von Lhor Beitrag anzeigen

                                        Aha, habe soeben fertig gelesen. Ja, schade diese grosse Gruppen. Im Hochland konnten wir dieses Jahr auch mehrere Jeep Karavanen auf den Pisten entlang fahren sehen. Alle schön durchnummeriert von 1-10. Echt komisch irgendwie. Zu Fuss sind wir dafür keinem einzigen begegnet.

                                        Jedenfalls hast du wiedermal eine schöne Tour gemacht.
                                        Vielen Dank. 😊
                                        Ein sehr großer Prozentsatz des Massen-Tourismus findet im Bereich der Ringstraße 1 statt. Das ist im Sommer kaum noch auszuhalten, weil sich bereits alle auf die Füße latschen.
                                        Mehr und mehr verlagert sich der Strom der Touristen zudem auf die Hochland-Pisten. Da fahren ganze Karavanen und zunehmend auch Individual - Touristen in ihren Mietautos durch. Bei gutem Wetter und auf leicht erreichbaren Pisten an manchen Tagen fast im Minuten-Takt.
                                        Ruhe und Einsamkeit findet man nur noch zu Fuß und in den abgeschieden liegenden Gebieten.
                                        Tage ohne menschliche Begegnungen werden allerdings immer seltener.
                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                        Kommentar


                                        • evernorth
                                          Fuchs
                                          • 22.08.2010
                                          • 1836
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          22.07.22


                                          Kvernafoss 1



                                          Den nächsten Vormittag und den halben Nachmittag muss ich, bis zur Abfahrt des Busses, irgendwie totschlagen. Wäsche waschen und Trocknen ist da ein Mittel zum Zweck. Zeitgleich werden noch mal nacheinander alle Akkus aufgeladen.
                                          Die Busfahrt ist dann, kaum das sie so richtig begonnen hat, auch schon in weniger als 50 Minuten wieder zu Ende. Direkt am Skogarfoss verlasse ich den Bus wieder.
                                          Die Suche nach dem Hostel gestaltet sich schwieriger, als erwartet. Obwohl noch im Internet mit genauer Adresse (und Preisliste!) geführt, existiert es nicht mehr. Da ich nichts vorher gebucht habe, irre ich etwas ziellos umher. Erst im Hotel Kverna (das sich später als Glücksfall erweisen sollte) bekomme ich zu einem akzeptablen Preis ein Einzelzimmer, auch, wenn die erste Auskunft an der Rezeption zunächst abschlägig beschieden wurde, da alles „fully booked“ ist. Dann kommt ein südländisch - ausschauender Mann, der wohl der Chef hier ist, und gibt sein O.K. für ein doch noch hergezaubertes Zimmer. Well done!
                                          Das Hotel Kverna war einmal bis vor mehr als 40! Jahren eine große Regional - Schule, die irgendwann aufgegeben wurde. Ich erinnere mich vage, dass hier bei meiner allerersten Reise nach Island, 1987 war es, bereits das Gebäude als Hostel benutzt wurde.
                                          Das Zimmer ist schön, und Bier für später gibt es dazu an der Rezeption.





                                          Dann mache ich mich auf den Weg zum Kvernafoss, der keine 20 Minuten entfernt, versteckt am Ende eines kleinen Seitentals zu finden sein soll.
                                          Dazu gibt es einen richtigen, kleinen Trail, der touristisch erschlossen und bautechnisch perfekt präpariert worden ist.
                                          Eigentlich ist hier, zu Beginn des Pfads, sogar noch eine (Betretungs) Gebühr zu entrichten, da es wohl über privates Farmland geht. Ich finde aber vor Ort keine Möglichkeit, das Entgelt zu entrichten.
                                          Nach kurzer Wegstrecke schwenke in in ein hübsches, kleines Tal ein. Am Ende des Tales befindet sich ein schöner, kleiner Wasserfall, einer jener Sorte, wo der Fall auch „hintergangen“ werden kann. Ich verzichte darauf, da mir das Ganze doch sehr nass zu werden verspricht.
                                          Leider bin ich nicht allein, denn eine vierköpfige Familie verweilt bereits am Ende des Pfads.
                                          Meine abwartende Geduld wird zum Schluss belohnt, nachdem die Familie verschwunden ist: Für die nächsten 30 Minuten bin ich mit dem Kvernafoss ganz allein!




                                          Aufwendig präparierter Pfad zu Kvernafoss



                                          Da ist er schon!
















                                          Zufrieden gehe ich zurück zum Hotel, mit dem Vorsatz, morgen früh mit der Drohne noch mal zurückzukommen.
                                          Vom Hotel mache ich mich noch mal auf den Weg hinein ins Zentrum von Skogar, um im fast schon einzigen Restaurant eines weiteren Hotels zu Abend zu essen. Das Essen ist ordentlich bis gut, aber nicht besonders „aufregend“.
                                          Zurück bei „meinem“ Hotel, gehe ich noch für zwei kurze Durchgänge in die Sauna.
                                          Danach ist es Zeit für das Bett, denn morgen geht es früh zurück zum Kvernafoss.



                                          23.07.22


                                          Kvernafoss 2 und späte Ernüchterung


                                          Es ist kurz nach 7 Uhr. Für meine Verhältnisse ist das schon relativ früh, und so mache ich mich erneut auf den kurzen Weg zum Kvernafoss. Das Wetter ist herrlich und genauso, wie es der Wetterbericht angekündigt hat.
                                          Genau genommen ist es sogar zu früh, wie ich nach meinem Eintreffen in der kleinen Schlucht feststellen muss. Die Sonne ist anfangs noch gar nicht über die Felsen gekommen. Im Grunde ist diese frühe Morgenstunde völlig ungeeignet, um den Kvernafoss im „richtigen“ Licht glänzen zu lassen. Da hat der Fotograf in mir ein ernstes Problem. Ich muss also noch etwas warten, bis zumindest Teile der Schlucht von der Sonne in ein besseres Licht getaucht werden. Es ist eben so, wie so oft schon vorher. Das Licht ist eben, wie es ist. Auch am Kvernafoss kann ich es mir nicht aussuchen, und stundenlanges Abwarten ist heute auch nicht drin, denn auf einmal und ohne das ich wirklich darauf vorbereitet bin, strömen die Touristen einzeln und in beachtlichen Gruppen in das schmale Tal.
                                          Wie gut, dass ich bereits alle Fotos auf der Speicherkarte habe. ✌️











                                          Nachdem die Drohne ihren guten Job gemacht hat, gehe ich zurück zum Hotel. Netterweise ist im Übernachtungspreis ein Frühstück enthalten und genau darauf habe ich jetzt richtig Bock.




                                          Hört, hört! 😉


                                          Ich lasse mir dabei für meine Verhältnisse viel Zeit, aber genau die habe ich heute. Der Bus nach Reykjavik geht erst gegen 15 Uhr am Nachmittag.

                                          Nun, ich fasse mal zusammen: Mit dem Bus erreiche ich am Abend Reykjavik und nehme noch einen kleinen Imbiss im BSI (das Essen hier hat doch sehr nachgelassen, ist eigentlich nur noch auf dem Niveau einer Frittenbude 🙄 😮‍💨).
                                          Dann bringt mich der Flybus zum Flughafen, wo mein Flieger nach Düsseldorf um 00:30 h abgehen soll.
                                          Beim Überfliegen der Anzeige-Tafel stelle ich überrascht und verwirrt zugleich fest, dass da kein Flieger nach Düsseldorf geht. 🤔😳
                                          Da fällt der Groschen: Ich habe mich um einen Tag verspätet, auch, wenn das Datum stimmt, der Flug ist längst weg!
                                          Am Ende haben mir wohl die zwei Tage „gefehlt“, die ich zu Beginn „abwarten“ musste (als ich auf mein verlorenes Gepäck wartete).

                                          Am Schalter zeigt man kein Entgegenkommen und mir wird geraten, einen komplett neuen Flug zu buchen.
                                          Es gibt genau zwei Flüge, die ich so kurzfristig noch buchen kann. Der „günstigere“ sorgt dafür, dass ich erst am späten Montag Vormittag in Hamburg eintreffe und damit zu spät an meinen Arbeitsplatz komme.
                                          Der teure Flug bringt mich noch am Sonntag Abend an mein Ziel. Dieser ist meine Wahl, denn eine andere habe ich nicht.
                                          Ich verschweige hier den Preis, aber dieser hat richtig weh getan.
                                          Aus Schaden wird man klug? Hoffentlich.

                                          Und sonst? War ja diesmal wieder so einiges los und gänzlich anders, als meine vorangegangene Reisen nach Island.
                                          Mit den Turbulenzen zu Beginn der Reise fiel es mir auch deutlich schwerer, anzukommen.
                                          Ich habe mehr Zeit benötigt, um mit der Insel und seiner Landschaft „eins“ zu werden.
                                          Als ich dann „drin“ war, folgte eine Desillusionierung (mange, mange Tourists!) und die Entzauberung eines
                                          Mythos (Grænnihryggur).
                                          Längst wieder zuhause, hing mir das noch lange nach. Es fühlte sich an, als wenn eine Liebe zu Ende gegangen ist. 😞
                                          Später dann (und mit etwas Abstand) sehe ich mir die gemachten Bilder an und denke: Schön war es doch!
                                          Klar, ich werde wiederkommen. 😃


                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X