[NO] Finnmark 2022 – der drømmer blir virkelighet

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  • Borgman
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    [NO] Finnmark 2022 – der drømmer blir virkelighet

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    Glaubt ihr nicht? Dass in der Finnmark Träume Wirklichkeit werden? Steht aber an jedem Bus von Snelandia:



    Natürlich steht da nicht, dass ALLE Träume wahr werden, das wäre ja auch ein bisschen zu viel verlangt, oder? Aber vielleicht einige? Ein paar wenige, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an die Finnmark denke? Zum Beispiel die Øvre Anarjohka-Durchquerung, die mir seit Jahren im Kopf herumspukt, oder Øksfjordjøkelen - einmal dort oben über den Gletscher gehen und die irre alpine Küstenlandschaft bestaunen. Stjernøya ist auch so ein Traum ... unzugänglich bis zum Gehtnichtmehr ... wer ist jemals auf dieser Insel gewandert? Gleich nebenan die Sandstrände von Sørøya. Oder die zerklüftete Nordküste der Varangerhalbinsel - schroffe Felsen, einsame Buchten, Brutplätze zahlloser Seevögel.

    Bisher bin ich einmal der Länge nach durch die Finnmark gelaufen, also die Strecke von Vardø bis Reisa, war im Stabbursdalen Nationalpark und auf Seiland. In diesem Jahr will ich einige Ecken erkunden, die mich noch reizen. Nennt es Träumen oder schlicht Neugier. Zwei davon sind im Juni dran und mit ein bisschen Glück geht vielleicht auch im August/September noch was. Seid ihr auch so neugierig auf kaum bekannte und wenig erschlossene Wandergebiete im ganz hohen Norden wie ich? Dann kommt doch einfach mit ...





    1. Teil: Pasvik





    2. Teil: Syltefjord
    Zuletzt geändert von Borgman; 04.07.2022, 17:55. Grund: Link eingefügt

  • Borgman
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    #2
    1. Teil: Pasvik

    02. bis 10. Juni 2022

    Nein, Pasvik ist eigentlich kein Traum von mir. Zu glanzlos war bisher meine Vorstellung von dieser Gegend: ziemlich flach, viel Wald und Moor, einige Seen. Klingt jetzt nicht soo spektakulär. Warum ich sie trotzdem auf dem Schirm hatte, liegt hauptsächlich daran, dass es einen Nationalpark gibt, Øvre Pasvik, und dass sie auf der Karte wie so ein unmotivierter Wurmfortsatz von Norwegen aussieht, eingeklemmt zwischen Finnland und Russland. Was einerseits irgendwie spannend ist, aber auch ein Nachteil, weil man Pasvik als Streckenwanderung eigentlich nur mit Finnland sinnvoll kombinieren kann. Dachte ich. Und dann kommt Anfang dieses Jahres so ein Fjellfex daher und behauptet, aus zuverlässiger Quelle, nämlich finnischen Youtube-Videos zu wissen, dass man ziemlich sicher, also in den meisten Jahren, über die Wochen zwischen Anfang Juni und Mittsommer noch ohne pestige Mücken und schon weitgehend schneefrei in einem großen Gebiet rund um den Inarisee wandern kann.

    Also, über eine sehr frühe Sommertour hatte ich vorher schon nachgedacht und Finnmark-Jahr 2022 war da auch schon beschlossene Sache. Der Austausch mit Fjellfex hat mich dann sehr schnell überzeugt. Das isses! Øvre Pasvik liegt genau in jener Zone mit wenig Schnee und früher Schneeschmelze, die bei Senorge jedes Jahr zuerst grün wird. Plötzlich erschien mir die Gegend richtig attraktiv: jaa, wenn man da paddeln könnte Anfang Juni … sollten die Seen vielleicht schon eisfrei sein … da gibt es sogar richtige Seenketten, wo man immer von einem zum nächsten kommt … eigentlich mag ich Kiefernwald, besonders vom Wasser aus … dann könnte das was für mich sein.

    So kam das. Und jetzt sitze ich tatsächlich im Flieger nach Kirkenes.


    Donnerstag, 02. Juni: Hesseng

    Mit nur einer guten halben Stunde Verspätung landen wir um 20:35 Uhr in Høybuktmoen. Es dauert eine Weile, bis alle ihre Koffer haben, aber der Flybus wartet geduldig und fährt um 21:00 Uhr ab. Klar, sagt der Fahrer, ich kann dich in Hesseng rauslassen. Man ist hier pragmatisch, 2.375 norwegische Straßenkilometer von Oslo entfernt, das mag ich. Hesseng als Startpunkt hat den Vorteil, dass ich hier prima einkaufen kann und ganz in der Nähe bestimmt unkompliziert einen wilden Zeltplatz finde. Campingplätze gibt es nicht in Kirkenes und Umgebung.

    Als ich an der Tankstelle aus dem Bus steige und die ersten Schritte laufe, überflutet mich unerwartet eine Euphoriewelle, so stark wie selten zuvor. Endlich wieder im Norden, ja, in einer Ecke, die ich noch nicht kenne. Ganz fremd fühlt es sich an, ein bisschen abenteuerlich und zugleich vertraut. Schneereste am Straßenrand, die Birken im ersten zarten Grün, die tief stehende Sonne wird nicht untergehen. Anregend kühl ist es, aber nicht kalt. Sehr geil! Zwei Wochen Freiheit beginnen genau jetzt. Was erwartet mich wohl auf dieser Tour?

    Punkt 1, Einkaufen, erledige ich schnell im KIWI, ich brauche nur die üblichen Kornmo und Bixit, Abendessen für heute und Frühstück für morgen. Kurz für Spiritus bei der Tanke halten ...


    alles erledigt …

    dann laufe ich zurück auf der Straße bis links eine ATV-Spur abzweigt, der ich für ein paar Minuten folge. Schon am ersten kleinen See gibt es passende Zeltstellen, Punkt 2. Um 22:10 Uhr steht mein neues Zelt. Mangels Übung im Aufbau bei leicht unebenem Gelände noch nicht sehr straff, aber es reicht für heute. Kaffee muss sein zum Ankommen, dann ein spätes Abendbrot.


    Freitag, 03. Juni: Svartbrysttjønna

    Die Helligkeit irritiert mich. Manchmal regnet es ein bisschen, dann scheint irgendwann die Sonne aufs Zelt, aber es ist noch viel zu früh. Ich schlafe in kleinen Portionen, das muss reichen. Am Morgen gibt es noch ein paar Regenschauer, dann wird es zum Vormittag immer freundlicher. Mein Bus fährt erst um 13:34 Uhr, also habe ich alle Zeit der Welt. Könnte nach Kirkenes fahren oder sogar laufen, aber mir ist nicht danach.





    Aufbruch gegen 11:30 Uhr. Zuerst gehe ich zum Rema 1000, kaufe ein Smoothie, checke das Sortiment – da werde ich in einer Woche einkaufen – und vor allem, ob es eine ordentliche Kundentoilette gibt. Gibt es. Die werde ich auch in einer Woche gerne nutzen, zumindest für eine Rasur vor dem Spiegel. Trödele dann noch rüber zum Intersport, der hervorragend mit Real Turmat sortiert ist und dann allmählich zur Bushaltestelle. Mittlerweile ist es sonnig und warm.

    Die App von Snelandia funktioniert wie alle anderen, Bus fährt pünktlich … man könnte fast misstrauisch werden wie reibungslos heute alles klappt. Der erste Bus bringt mich in 50 Minuten zur Schule von Pasvik, da muss ich umsteigen in den Schulbus. Und der lässt sich Zeit. Fährt jeden Weg im Pasviktal ab, manch einen hin und zurück, hält vor jedem Haus in dem ein Schulkind wohnt. Der Fahrer weiß, wo welches Kind wohnt und kümmert sich um alles. 1 Stunde und 40 Minuten braucht er für die Strecke bis Vaggetem, das auf Norgeskart Vaggatem heißt. Die letzten 40 Minuten bin ich alleine im Bus.

    Die Besonderheit hier ist, dass die Grenze zwischen Norwegen und Russland der Länge nach mitten durch das Tal verläuft. Mitten im Fluss Pasvikelva und den Seen im Flusslauf. Auf der norwegischen Talseite gibt es Bauernhöfe, einzelne Häuser, kleine Siedlungen, wogegen die russische Seite vollkommen unbesiedelt ist. Da ist nur Wald mit ein paar Hügeln. Muss ein seltsames Gefühl sein, in diesem Tal zu leben. Man könnte mit dem Packraft rüberfahren nach Russland, aber das lasse ich dann doch lieber.



    Erste Regenschauer. Der nette Busfahrer fährt mich noch zwei Kilometer weiter als Vaggetem zu meinem Abzweig. Ab hier sind es 9 Kilometer auf einer Schotterstraße zur Nationalparkgrenze. Na denn mal das Regenzeug anlegen und die Hufe schwingen. Der Regen wird stärker, es donnert. Nach dem ersten Gewitterregen gibt es eine trockene Phase, die ich auch für eine Müsliriegel-Pause am Wegesrand nutze, dann naht das nächste Gewitter mit noch stärkerem Regen.


    Båtvatnet bei mäßigem Regen


    soso, auf steiniges Gelände muss ich also auch vorbereitet sein (Båtvatnet)

    Mittlerweile ist meine Regenjacke durch und auch der etwas langweilige Schotterweg zieht sich. Gäbe es hier eine offene Hütte, würde ich bleiben. Die am Svartbrysttjønn ist aber abgeschlossen, also weiter. Wenigstens bin ich ab hier schon auf einem richtigen Wanderpfad im Nationalpark, was meine Laune wieder hebt. Weniger gut sieht es am Seeufer mit Zeltmöglichkeiten aus. Steinig, buckelig, krautig oder sehr nass ist das Gelände. Meistens alles zusammen. Gegen 19:00 Uhr, nach ca. 1,5 km auf dem Pfad, finde ich eine etwas abschüssige, leicht hubbelige Stelle auf einer Landzunge. Die nehme ich. Besser wird es wohl nicht mehr. Regen und Wind den ganzen Abend. Aber das hat auch sein Gutes: bei Regen werde ich besser schlafen können.


    mein Platz am nächsten Morgen

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    • Pflaume09
      Erfahren
      • 01.02.2022
      • 160
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      • Meine Reisen

      #3
      Fängt ja gut an.
      Freue mich auf die Fortsetzung!

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      • evernorth
        Fuchs
        • 22.08.2010
        • 1839
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Sehr interessanter und schöner Einstieg. 😊
        Ich bin ganz bei dir.
        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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        • vobo

          Dauerbesucher
          • 01.04.2014
          • 719
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Wow, ich finde diese Konkurrenz „wer schreibt zuerst seinen Bericht fertig“ ganz hervorragend! Werde gerne weiter mitlesen. Bin auch sehr interessiert an Zeltbildern und wie sich die Ecken geschlagen haben …

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1264
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Donnerwetter - du gibst aber auch schwer Gas mit deinem Bericht... brav!
            Wenn ich tatsächlich eine Teilschuld an Tour (und somit auch Bericht) habe ... damit kann ich leben.
            Eine gewisse Besonderheit kann Pasvik dann doch interessanter erscheinen lassen: die mit Abstand dichteste Bärenpopulation in Norwegen. Und jetzt muss ich schnell meinen Bericht fertigstellen, um von dir nicht rechts überholt zu werden....

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            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
              • 724
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              @Pflaume09: Danke! Ich arbeite dran

              @evernorth: ja, bleib mal dabei … der nächste Tag wird dich bestimmt auch an unsere Tour am Rogen erinnern

              @vobo: Konkurrenzdenken liegt mir fern. Nur ergänzen sich die Berichte so gut, dass ich zumindest anfangen will, solange die Erinnerung an Fjellfexens noch frisch ist. Zeltbilder wird es noch viele geben, aber es brauchte auf der Tour etliche Tage, bis ich endlich rausgefunden hatte, was ich beim Aufbau immer falsch mache. Hatte da lange einen Denkfehler.

              @Fjellfex: Das mit den Bären hätte ich später an geeigneter Stelle noch erwähnt, jetzt bist du mir zuvorgekommen. Ja, es ist wie so oft. Da watet man stellenweise sozusagen bis zum Schienbein in Elch- und Bärenkot und keins dieser Biester lässt sich blicken. Nicht mal von Weitem … nicht mal von Hinten . Dieser Traum, endlich mal einen Bären zu sehen, ist nicht Wirklichkeit geworden.

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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1442
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Sehe ich da ein Stratospire!?!? Und was hat das mit den Ecken auf sich, was Du da mit Volker besprichst? Superspannende Ecke in der Du da wieder unterwegs bist! Wie kommst Du immer auf so was Abgelegenes und wo kriegst Du die notwendigen Infos dazu her!? Werde Dir gespannt folgen! (Mal wieder )

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                • Fjellfex
                  Fuchs
                  • 02.09.2016
                  • 1264
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                  @Fjellfex: Das mit den Bären hätte ich später an geeigneter Stelle noch erwähnt, jetzt bist du mir zuvorgekommen. Ja, es ist wie so oft. Da watet man stellenweise sozusagen bis zum Schienbein in Elch- und Bärenkot und keins dieser Biester lässt sich blicken. Nicht mal von Weitem … nicht mal von Hinten . Dieser Traum, endlich mal einen Bären zu sehen, ist nicht Wirklichkeit geworden.[/FONT][/SIZE]
                  Sorry; da hab ich Trampel mal wieder rumgespoilert. Du wirst dann vielleicht bei Gelegenheit auch darauf eingehen, ob es noch diese Bärenkot-Sammelstellen gibt.

                  Was anderes: Wir beide haben Ende Mai ja eifrig Senorge studiert und Webcams angeschaut. Mein Eindruck war, dass Senorge die Schneemengen immer etwas "übertrieben" hat: wo auf den Webcams nur noch einzelne Reste an Schnee sichtbar waren, meinte Senorge "bis zu 25cm Schnee". Wie war dein diesbezüglicher Eindruck?

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                  • Borgman
                    Dauerbesucher
                    • 22.05.2016
                    • 724
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    @Blahake: Schön, dass du dabei bist … ja, das ist unverwechselbar das Stratospire 1. Meine Erfahrungen damit und Gedanken dazu kann ich gerne im Verlauf noch ausführlich schildern. Jetzt soll aber erst mal die Tour richtig starten. (Volker meint, glaube ich, die Pitchlocs vom 2020er Modell.)

                    Wie ich auf ein bestimmtes Wandergebiet komme ist unterschiedlich, dazu schreibe ich in der Einleitung jeweils ein, zwei Sätze. Aber allgemein: Norgeskart ist mein liebstes Tool auf der Suche. Infos, die wirklich notwendig sind, sehe ich für Pasvik eigentlich nicht, Karte reicht. Ich lasse mich aber auch gern mal überraschen und improvisiere dann. Für die Varangerhalbinsel wären Infos zu Begehbarkeit der Schneefelder und Pegel der Flüsse interessant gewesen. Die gab es natürlich nicht, also wieder … improvisieren

                    @Fjellfex: Senorge, so meine Erfahrung aus früheren Jahren, ist immer mit einem Teelöffelchen Salz zu nehmen. Stimmte oft nicht so ganz mit der Wirklichkeit überein. Diesmal passte es aber eigentlich recht gut. Nur für die Gegend um Kirkenes hat Senorge zu viel Schnee angegeben, da lag praktisch nichts mehr. Tendenziell teile ich also deinen Eindruck.

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                    • Borgman
                      Dauerbesucher
                      • 22.05.2016
                      • 724
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                      #11
                      Samstag, 04. Juni: Ellenvatnet und mehr

                      Im Regen, ganz ohne Mitternachtssonne (die mich an diesem nach Norden offenen Platz voll erwischt hätte) konnte ich tatsächlich wesentlich besser schlafen. Solide fünf Stunden reichen mir, um für einen ausgefüllten Tourtag fit zu sein. Eigentlich bin ich kein Freund der hellen Nächte und schon gar nicht der sonnigen. Meine anstrengendste Tour in der Hinsicht war Anfang Juli im Narvikfjell mit 10 Sonnentagen am Stück, als sich mein Zelt, damals noch das Nallo, ständig irre aufgeheizt hatte, wenn ich schlafen wollte. Nur direkt vor einem Berg im Norden ging es einigermaßen. Auch hier werde ich meine Schlafplätze mit Bedacht wählen müssen, denn die Vorhersage sieht gar nicht mal schlecht aus.

                      Während ich meinen Morgenkaffee einnehme, schaue ich auf die Karte. Ich habe nur eine ungefähre Vorstellung wie diese Tour aussehen könnte. Allerdings zwei Wünsche: 1. auf dem Ellenvatnet paddeln und 2. auf dem Sandneslangvatnet paddeln. Dazwischen liegt ein weitgehend unerschlossenes Waldgebiet mit vielen Seen, kleinen Mooren und nach Norden hin zunehmend Hügeln, die an der 300-Meter-Marke kratzen. Wie gut man da pfadlos vorankommt, kann ich nicht einschätzen. Habe auch bei der Vorbereitung nur spärliche Infos im Netz gefunden. Egal ... das muss mich jetzt noch gar nicht beschäftigen. Kurz nach halb acht habe ich gepackt, folge weiter dem Pfad zum Ellenvatnet und freue mich aufs Paddeln.

                      Und über das gute Wetter. Bei über 10 Grad und leichtem Westwind trocknet das nasse Regenzeug im Nu. Etwa auf halber Strecke zwischen Svartbrysttjønna (dieser Name! woher der wohl kommt?) und Ellenvatnet gibt es einen schönen Windschutz mit massenhaft Brennholz. Hätte ich das gestern gewusst, wäre ich vielleicht etwas weiter gelaufen.







                      Teils muss man auf dem Pfad wegen nasser Steine und Baumwurzeln etwas aufpassen, dann gibt es wieder ein Stück Bohlenweg und kurze Zeit später passiere ich die Ellenkoia, eine offene kleine Übernachtungshütte. Lasse sie aber links liegen und gehe gleich zum Wasser.


                      hier verlasse ich den Pfad, der weiter nach Piilola in Finnland führt


                      Ellenkoia


                      so schön dieser See …


                      ich freue mich tierisch aufs Paddeln

                      Die ersten Minuten im Boot sind reine Glückseligkeit. Ich mache ein paar Paddelschläge, lasse mich treiben und genieße einfach nur das Gefühl, vom Wasser getragen zu werden. Herrlich! Ellenvatnet ist der größte See im Nationalpark und nach Süden hin mit vier anderen Seen verbunden. Ein kleines Paddelparadies mit zig Inseln und Buchten. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Da meine Wanderrichtung eigentlich Norden ist, werde ich nicht alle erkunden können, aber Ellenvatnet möchte ich einmal zwischen den Inseln der Länge nach befahren und dann noch einmal zurück zum Nordufer westlich der Inseln.






                      Ellensundet

                      Der Wind weht anfangs wechselnd stark aus West und später stetiger aus Nordwest. Den werde ich nach der Pause von vorne haben. Am Ellensund, dem Übergang zum Parvatnet, lege ich an, trockne das Zelt und frühstücke gegen 11:00 Uhr. Eine Stunde später sitze ich wieder im Boot und siehe da, der Wind ist mir gewogen und lässt nach. Zeitweise ist es sogar ganz windstill. So lässt sich auch zurück nach Norden entspannt paddeln.








                      stolze Pasvik-Kiefer


                      Nordwestbucht

                      Ziemlich genau fünf Stunden nach dem Foto von der Ellenkoia lege ich jetzt weniger als anderthalb Kilometer entfernt von ihr an. Ja, die erste Paddeleinlage habe ich voll ausgekostet, das hat Spaß gemacht. Ab jetzt sollte ich besser die Richtung einhalten und noch etwas Strecke schaffen. Was leichter gesagt ist als getan. Rucksack aufgesetzt, Boot in der einen, Paddel in der anderen Hand laufe ich jetzt quer durch den Wald zum Ivargammevatnet, weiche den Löchern zwischen den großen, überwachsenen Steinen, den nassen Stellen und den dichten Zweigen der Bäume aus. Da ist Wasser. Boah, der See ist aber auch schön! Nur kommt er mir verflucht bekannt vor … da, die Landzunge … scheiße, das ist Ellenvatnet! Ich bin im Kreis gelaufen.

                      Im zweiten Versuch achte ich nicht nur auf das Gelände, sondern auch auf die Richtung und habe Erfolg. Der sieht anders aus … puh, Glück gehabt … war doch gar nicht so schwer. Spricht’s und lässt das Boot zu Wasser.


                      Ivargammevatnet





                      Als Ivargammevatnet überquert ist, ebenso schön und entspannt, mache ich am Nordufer erst mal eine Dreiviertelstunde Mittagspause. Dann folgt eine kurze Tragestelle zum Tefatvatnet, der viel kleiner ist …


                      das ist schon die ganze Paddelstrecke über Tefatvatnet, …


                      weiter tragen zum Øvre Kolvatnet …


                      und noch ein kurzes Stück tragen zum Kolvatnet.

                      Dieser, man ahnt es auf dem Bild schon, ist sehr flach. Oft stoße ich auf Steine knapp unter der Wasserlinie. Das ist der Nachteil vom Rucksack auf dem Bug, man kann sie einfach nicht rechtzeitig sehen. Kjør sakte, sag ich mir und vertraue darauf, dass das Alpha diese sanften Felsberührungen anstandslos wegsteckt. Obwohl es auf dem Kolvatn nur noch eine Paddelstrecke von zwei Kilometern ist, brauche ich zwischendrin eine Pause für die Arme. Fünfter See für heute. So viel Paddeln bin ich nicht gewohnt, aber ich kann mir ja Zeit lassen. Fast windstill ist es, bei knapp 20 Grad … T-Shirt-Wetter. Singschwäne leben hier, wie auch am Ellenvatnet, außerdem sehe ich Samtenten und Rothalstaucher.


                      Kolvatnet

                      Direkt an einem Bach in der Nordwestbucht sieht es nach guten Zeltmöglichkeiten aus, da lande ich an. Hmm, aus der Nähe betrachtet doch nicht ideal. Ich drehe eine Runde, alles zu hubbelig oder abschüssig. Noch eine Runde mit dem selben Ergebnis. Dann gehe ich am Bach ein Stück hoch und - Bingo! - hier bleibe ich.



                      Es ist gerade mal 18:30 Uhr, gute Zeit um sich vor dem Nachmittagskaffe gründlich im Bach zu waschen und an der Sonne trocknen zu lassen. Sehr befriedigend. Ein paar Mücken gibt es, aber die sind kaum lästig. Seeblick hätte ich nach diesem ausgiebigen Paddeltag schön gefunden ... nun ja, man kann nicht alles haben … ein ebener Lagerplatz ist wichtiger. Kräftiger Regen am Abend.

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                      • Borgman
                        Dauerbesucher
                        • 22.05.2016
                        • 724
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                        #12
                        Sonntag, 05. Juni: Lille Føllvatnet, Abborvatnet

                        Bis vier ganz gut geschlafen, danach noch etwas gedöst. Frühkaffee mit 3 Bixits gegen halb sechs, Aufbruch um halb sieben. Von hier könnte ich mit Hatt-, lille Kol- und Korsvatnet der Seenkette weiter folgen, was sicher ein netter Start in den Tag wäre. Habe mich aber schon gestern Abend für eine andere Variante entschieden. Das Packraft liegt zusammengerollt im Rucksack. Ich will versuchen, in möglichst gerader Linie durch den steinigen Wald nach Norden zum lille Føllvatnet zu laufen. Schnelles Vorankommen erwarte ich in dieser Landschaft nicht, und dass ich mir bei der Orientierung wesentlich mehr Mühe geben muss als gestern am Ivargammevatnet … ja, das ist mir auch klar.

                        Offene Geröll- und Blockfelder, Moore, dick mit Moos und Sträuchern überwachsene Steinfelder im Wald, überall kleine Hügel, die in der Karte gar nicht auftauchen, machen einen geraden Kompasskurs fast unmöglich. Es ist mehr oder weniger dicht bewölkt, also kann ich mich auch nicht am Sonnenstand orientieren. Im Gegenteil: leuchtend helle Flecken zwischen den Wolken täuschen die Sonne an anderer Stelle vor. Ich merke mir also möglichst präzise in welcher Richtung ich ein Moor umgehe und korrigiere mindestens alle 100 Meter den Kurs. Das Wandern ist hier sogar noch mühsamer als erwartet. Hier ein paar Beispielbilder, damit man sich das Gelände einigermaßen vorstellen kann:











                        Auch unter den Sträuchern im vorletzten Bild lauert natürlich grobes Geröll mit tückischen Löchern zwischen den Steinen. Komme nur langsam voran. Wann stoße ich endlich auf den eingezeichneten Bach aus dem Trekantvatnet? Der soll mich am Ende als Auffanglinie zum lille Føllvatnet leiten. Bin ich trotz Kompass falsch gelaufen? Habe ich ihn unbemerkt auf einem Blockfeld gequert? Da gluckerte schon manchmal Wasser drunter.

                        Nein, da ist der Bach. Hat einfach nur lange gedauert, nämlich zwei Stunden für knapp 4 km Luftlinie. Ich folge dem Bach noch 20 Minuten und baue dann ziemlich erschöpft das Zelt auf für die Frühstückspause. Es wird windiger und beginnt zu regnen. Perfekts Timing. Ich dehne die Pause etwas, warte den Regen ab und gehe weiter als die Sonne hervorkommt. Für den letzten Kilometer bis zum lille Føllvatnet brauche ich noch mal eine halbe Stunde, aber keinen Kompass mehr. Schnell das Boot klar machen und dann raus aufs Wasser. Endlich!


                        lille Føllvatnet


                        um 11:00 Uhr ist das Boot startklar


                        die Rufe der Singschwäne schallen über den See



                        Das macht doch wesentlich mehr Spaß als die Wanderstrecke heute Morgen. Mühelos geht es bei leichtem Wind über den See, ein Singschwanpaar beobachtet den Eindringling. Am Nordende muss ich 500 Meter umtragen zum Sivvatnet. Auch hier unangenehmes überwachsenes Geröll, aber es gibt eine Art Pfad. Sind hier öfter Paddler unterwegs? Ich könnte mir vorstellen, dass man dem Lauf der Føllelva bis Vaggetem ganz gut folgen kann. Sivvatnet ist schmal und nur einen Kilometer lang. Eine weitere Tragestelle führt mich zum Abborvatnet, und das ist mal ein überraschend schöner See. Eigentlich sind sich ja alle recht ähnlich, aber diesen mag ich besonders. Harmonische Buchten und Landzungen, sanfte Hügel, nicht mehr so steinig.


                        Abfluss Sivvatnet


                        Sivvatnet


                        Nordende Sivvatnet


                        Abborvatnet


                        da schwimmt ein Prachttaucher … leider ist mein 27mm Objektiv ungeeignet


                        Nordende Abborvatnet

                        Der Wind hat inzwischen aufgefrischt und dreht häufig zwischen West und Südwest. Mir wird kühl auf dem Wasser. Am Nordende vom Abborvatnet ist dann gegen 14:30 Uhr auch Zeit für die Mittagspause. Ich beschließe, heute nicht mehr zu paddeln, sondern nach der Pause ein paar Kilometer auf dem eingezeichneten Fahrweg zu laufen und morgen am lille Spurvvatnet weiter zu entscheiden. Trockne also das Boot und alle Sachen. Als ich eine gute Stunde später zum Aufbruch bereit bin, fängt es wieder zu regnen an. Nee, dann knalle ich mich natürlich noch mal hin. Wie bei der Frühstückspause hört es irgendwann auf, die Sonne kommt durch und trocknet diesmal sogar das Zelt. Weiter um 17:00 Uhr.


                        kleiner See nördlich der Straße …


                        die bei uns als schöner Waldweg durchgehen würde


                        Villreinvatnet

                        An einigen Seen entlang folge ich eine Stunde dem Weg, mache dann eine kleine Pause und laufe dann noch eine halbe Stunde. Der Tag war lang genug. Halte schon mal Ausschau nach gutem Zeltgelände. An eine kleinen See direkt nordöstlich vom Underbakkvatnet sieht es danach aus … von Weitem. Aus der Nähe betrachtet ist alles wie immer zu hubbelig oder abschüssig. Definitiv keine Gegend, wo man es zu zweit in einem Zelt besonders leicht hat. Für mich allein finde ich nach ausgiebiger Suche eine längliche Schlafmulde und stelle das Stratospire genau darüber.


                        passt … wenn man mit einem weniger straffen Außenzelt leben kann …


                        dafür findet man überall perfekte Kochsteine

                        Der Wind hat noch mal zugelegt und weht jetzt kräftig aus Nordwest. Mit 7-8°C ist es auch deutlich kühler als gestern. Was für eine Katzenwäsche mit Waschlappen in der Apsis spricht. Von der mühsamen weglosen Strecke über die drei Paddelseen bis hier war das ein abwechslungsreicher Tag. Ein bisschen enttäuscht bin ich von den Bären und Elchen, die sich einfach nicht blicken lassen wollten, obwohl es, gemessen an der schieren Menge ihrer Hinterlassenschaften, geradezu wimmeln müsste von großen Säugetieren. So viel Bärenkot wie heute Morgen im Wald habe ich noch nie gesehen.

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                          #13
                          Montag, 06. Juni: store Spurvvatnet

                          Wieder bin ich um vier wach und dämmere noch mal weg, das scheint hier meine Standard-Zeit zu werden. Der anhaltend frische Nordwestwind hat mein Zelt trocken gehalten, auch dank der variablen Belüftungsmöglichkeiten. Auf jeden Fall ein Pluspunkt, so viel kann ich jetzt schon zum Stratospire sagen. Man kann beide aufgestellten Ecken (Pitchlocs) öffnen und auch beide Eingänge oben wie unten ein Stück, ohne dass es aufs Innenzelt regnet.

                          Es ist bewölkt, gelegentlich kommt kurz die Sonne durch. Morgenkaffee um 06:30 Uhr, danach trödele ich noch etwas herum, weil diese Schlafmulde extrem gemütlich ist. Aufbruch kurz vor acht. Ich laufe weiter auf dem Fahrweg, vorbei an kleinen See und einer Rentieranlage. Scheint unter anderem so was wie eine Verladestation zu sein:



                          Hier verläuft ein Rentierzaun von der finnischen Grenze quer durch das Gebiet. Wo er endet, beginnt ein Wanderpfad zum lille Spurvvatnet. Sieht so aus, als müsste man über den See paddeln um zum store Spurvvatnet zu kommen, wo einige private Hütten stehen. Jedenfalls liegen hier viele Boote am Ufer, und ein Pfad um den See ist in der Karte nicht eingezeichnet. Bei dem kalten Gegenwind verspüre ich momentan aber wenig Lust zum Paddeln. Stattdessen versuche ich mein Glück mit einem schmalen, deutlich ausgetretenen Pfad an der Ostseite des lille Spurvvatnet. Wenn es nicht weiter geht oder der Seeabfluss zu breit und tief zum Furten sein sollte, kann ich immer noch das Boot nehmen.


                          lille Spurvvatnet

                          Wie sich zeigt, ist das gar nicht nötig. Der Pfad geht weiter und weiter, überquert den Abfluss mit einer eleganten Brücke, und sogar am nächsten Zufluss, Klarbekken, hat man eine Brücke gebaut. Direkt dort mache ich um 10:00 Uhr Frühstückspause.


                          Brücke über den breiten Seeabfluss



                          Seltsam: schon wieder fällt Regen genau in meiner Pause (und nur in der Pause). Das Stratospire kann ich inzwischen so schnell auf- und abbauen, dass es mir auch zwischendrin für nur eine oder zwei Stunden nichts ausmacht, es gegen den Regen aufzustellen. 12:20 Uhr ist es wieder trocken, und ich folge weiter dem Pfad, der nun ganz ohne Zweifel zu den Hütten führt. Mir scheint es am besten, auf dem waldigen Hügelkamm an den Hütten entlang zu laufen. Einige Hüttenbesitzer werkeln auch am Montag noch herum, aber die meisten sind jetzt unter der Woche unbewohnt. Das Gelände ist auch hier steinig mit dicken Moospolstern, immer wieder kleine Tälchen zwischen kleinen Hügeln. Seit Hesseng erstmalig Schneereste im Schatten. So geht es zwei, drei Kilometer, bis die letzte Hütte passiert ist.


                          am store Spurvvatnet

                          Dann weiter und weiter über die Hügel am store Spurvvatnet. Gelegentlich fällt Nieselregen, der mit den nächsten Sonnenstrahlen wieder trocknet. Kein Grund für Regenzeug. Als sich das steinige Gelände irgendwann in den Beinen bemerkbar macht, setze ich mich für eine halbe Stunde hin und laufe dann noch ein Stück. Mittagspause um 15:00 Uhr am Bach zwischen den Punkten 204m und 172m. Wieder im Zelt, weil ich ja weiß was kommt. Und so ist es auch: langer, kräftiger Regen, der nur den richtigen Zeitpunkt gesucht hat.

                          So richtig Lust zum Weitergehen habe ich nicht, als er aufhört … wie sich wiederum zeigt, muss ich auch das nicht. Mein Glückstag! Mit dem Regen ist der Wind abgeflaut und weht jetzt sachte aus Süd. Na klar, bisschen Paddeln geht natürlich noch. Gegen 17:00 Uhr bin ich auf dem Wasser - wieder glücklich und zufrieden mit der Welt. Dieser Wechsel aus Wandern und Paddeln hat wirklich seinen besonderen Reiz. Am Nordostzipfel vom store Spurvvatnet umschwirren mich plötzlich ganz viele Mücken. Das ist etwas lästig, weil ich Kopfnetz und Mückenmittel zwar vorsichtshalber mitgenommen, aber tief im Rucksack vergraben habe. Der wird jetzt nicht ausgeräumt.


                          store Spurvvatnet mit leichtem Südwind








                          Blick zurück: store Spurvvatnet

                          Am Südzipfel vom See 162m, wo ich das Boot nach der Tragestelle wieder zu Wasser lasse, sieht es nicht besser aus mit den Mücken … und auch der See sieht in diesem Bereich nicht wirklich befahrbar aus. Eher eine Moor-See-Zone.


                          kann man da paddeln?

                          Ich probiere es und stecke nach wenigen Metern fest. Versuche es hier und da paddelnd, setze ständig auf Steinen auf oder schleife durch den dicken Torfschlamm am Grund. Der ist auch zu tief um auszusteigen und das Boot entweder da durch oder zurück zum Ufer zu ziehen. Außerdem nicht sehr appetitlich. Dann finde ich eine Stelle, wo ich von Stein zu Stein gehend bis zu einer Art Fahrrinne treideln kann. Das war eine saublöde Aktion, völlig unnötig, weil man ja sehen konnte, dass es zu flach ist. Auf dem eigentlichen See lässt es sich dann sehr gut paddeln.


                          Südende See 162m – die unscharfen Flecken sind Mücken


                          auch hier gibt es Singschwäne



                          Am Nordende angekommen überlege ich, ob ich heute noch weiter zum store Oksvatn will. Aber dann finde ich rechts vom Seeabfluss eine Stelle, die sich hervorragend als Lagerplatz eignen könnte. In einer Gegend, wo ebene Flächen äußerst rar sind, sollte man an einer solchen nicht leichtfertig vorbeigehen. Ist auch schon halb acht oder so. Tatsächlich lässt sich das Stratospire genau zwischen zwei Kiefern auf der einen und einem großen Stein auf der anderen Seite einpassen.


                          Maßarbeit

                          Als das Zelt steht, sind auch die letzten die Wolken verschwunden. Ich räume kurz meine Sachen ein und wasche mich dann gründlich im See, der erstaunlich warm ist. Diesmal muss ich gar nicht die Zähne zusammenbeißen beim Haarewaschen. Rasur ist auch fällig.




                          Ich bin sehr zufrieden, fühle mich sauwohl an diesem Platz. Nachmittagskaffee um 21:00 Uhr noch im Sonnenlicht, bevor sie allmählich hinter den Bäumen verschwindet.



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                          • evernorth
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                            #14
                            Hmm….in der Tat, da erkenne ich doch Ähnlichkeiten. Das könnte auch glatt der Szenerie am Rogen ent-
                            sprechen. 😉 Herrlich und schönes Camp zwischen den Kiefern! 👍
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                              • 22.05.2016
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                              #15
                              Ein Camp zum Wohlfühlen . Nebenbei, für alle Leser, denen die Landschaft bis jetzt verständlicherweise zu eintönig ist ... Wald, See, Wald, See und so weiter: Besserung ist in Sicht! Und die zweite Woche auf der Varangerhalbinsel wird sowieso ein krasser Kontrast. Ich beeile mich mit dem Schreiben

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                                #16
                                Dienstag, 07. Juni: store Oksvatnet und noch ein Abborvatnet

                                Von diesem besonders schönen Platz kann ich mich gar nicht losreißen … vor allem deshalb, weil es ab 6:00 Uhr den ganzen Morgen kräftig regnet. Egal, die Tageszeit spielt sowieso keine Rolle. Dann bin ich heute eben später dran.

                                Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, um kurz über mein neues Schlafsystem zu sprechen. Nicht, dass ich meinen betagten (ca. 25 Jahre alten) WM Apache in den Ruhestand schicken wollte, für den findet sich auch wieder eine Aufgabe, aber ähnlich wie beim Zelt hatte ich den Wunsch nach einer flexibleren Lösung. Ja genau, es geht in Richtung Quilt. Im Juni bei Mitternachtssonne kann man sehr warme „Nächte“ oder besser Ruhephasen haben, genauso wahrscheinlich auch wirklich kalte. Nachdem ich mich eine Weile mit dem Thema beschäftigt hatte, wusste ich ziemlich genau wie mein persönlicher idealer Quilt aussehen müsste: ganz zu öffnen, fast ganz zu schließen, Querkammern (nicht zu breite, um ungewollte Daunenmigration zu verringern) und ein maximal flexibles Patent zur Befestigung an der Matte.

                                Den fand ich dann auch, und er war zwar nicht in Deutschland, aber in der EU bestellbar. Möglicherweise stelle ich ihn hier im Ausrüstungsteil mal vor, wenn dieser Bericht fertig ist: den Katabatic Gear Flex 22 Quilt mit 900 cuin (US) hydrophober Gänsedaune. Auf der ersten Tour, das ist mir klar, muss ich üben und ausprobieren, wie ich damit zurechtkomme. Meine neue Matte ist die ultrabequeme Sea to Summit Ether light XT insulated und bei einer Sonderaktion von Outnorth habe ich ein Urberg Seideninlet erstanden. Gemütliches Liegen ist mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Auch flexibel: als Kopfkissen benutze ich den Sea to Summit Air Seat, in der Mitte gefaltet und in ein T-Shirt gesteckt. Tagsüber ist er zusammen mit dem Kleiderbeutel mein Bootssitz. Was perfekt funktioniert und wieder zur Tour überleitet.

                                Frühstück um zehn, als der Regen nachlässt, und um elf habe ich bis auf das Außenzelt fertig gepackt. Dann regnet es wieder, zum Glück nur eine gute halbe Stunde, die ich lieber im Trockenen aussitze. Aufbruch dann endlich kurz vor zwölf. Gleich der nächste Schauer auf dem Weg zum store Oksvatn. Hier bläst mit der Wind doch recht kräftig aus Nordost entgegen.



                                So richtig Lust auf den offenen See habe ich bei diesem Wetter nicht, aber außen herum wäre ein ziemlicher Umweg mit vielen Mooren. Also los. Wenn ich mich richtig ins Zeug lege, komme ich einigermaßen voran. Nur nicht nachlassen. Nach nur anderthalb anstrengenden Kilometern brauche ich am Nordufer schon eine Pause, sonst streiken die Arme. Wirklich starker Wind ist das nicht, nur ist das Packraft eben auch nicht wirklich windschnittig. Mangelndes Training meinerseits natürlich auch. Dann weiter in die nördliche Buch, wo es nochmal unangenehm direkt gegen den Wind geht. Puh … geschafft.


                                store Oksvatnet


                                am Nordufer geht es besser …


                                für kurze Zeit lässt der Wind sogar nach




                                Nordbucht store Oksvatnet


                                wieder ruhig - der Wind schwankt stark

                                Momentan bin ich etwas unsicher was ich machen soll. Zwischen store und lille Oksvatnet steht eine offene Hütte, die ich ansteuern könnte. Wobei … was soll ich jetzt mit einer Hütte anfangen? Außerdem weiß ich noch nicht, ob ich lille Oksvatnet überhaupt paddeln oder lieber umgehen möchte. Um mir die zweite Option offen zu halten, laufe ich möglichst direkt zum westlichsten Punkt vom lille Oksvatn. Das ist mit Boot auch nicht ganz einfach, denn die Landschaft sieht hier schon etwas anders aus: mehr dichter Birkenwald als Kiefern, mehr Felsen als Geröll, und die Hügel haben steileren Hänge.



                                Am lille Oksvatn entscheide ich mich dann doch fürs Paddeln. Ist auch nur ein Kilometer bis zur Nordbucht. Der Wind ist jetzt weniger stark als vorhin, aber mir ist kalt, ich bin müde. Gehe noch das kurze Stück bis zum See 152m durch buckeliges Gelände und stelle dort um 16:00 Uhr das Zelt für die Mittagspause auf.


                                lille Oksvatnet



                                Es ist an der Zeit, mal wieder auf die Karte zu gucken. Die Paddelvariante Richtung Sandnesdalen ginge über store Røyrvatnet, also weiter nach Nordosten gegen den Wind. Bin mir nicht sicher, ob ich Lust und Kraft genug dafür habe. Zu Fuß würde ich von hier über die Höhe 246m nach NNW gehen, ab Myggvatnet genau nach Norden und hinter dem Skivatn nach Osten abbiegen. Nee, da erscheint mir die erste Variante attraktiver. Um 17:40 habe ich dafür gepackt, gehe ein paar Meter zum See 152m, spüre den eiskalten Wind und entscheide mich um. Boot und Paddel sind schnell verpackt.


                                für den Anfang gibt es sogar eine Quadspur

                                Nach nicht mal 10 Minuten beginnt es zu regnen. Sieht nach mehr aus, also wechsele ich lieber ins Regenzeug. Gut, dass ich jetzt nicht paddeln muss – im Regen gegen den Wind hätte meine Laune in den Keller geschickt. Durch immer nasseres Gelände geht es hoch zum Punkt 246m.



                                Hier hört der Regen auf und ich krame mein Mobiltelefon heraus. Jawoll – gutes Netz. Das Wetter für morgen sieht eigentlich gut aus, wobei der Wind für mein Sandneslangvatnet-Projekt eher ungünstig ist. Na ja, das kann sich noch ändern. Bislang war die Vorhersage sehr unzuverlässig. Schöner Blick von hier in meine Laufrichtung.


                                Myggvatnet voraus, dahinter Skivatnet

                                Viele Rentiere laufen durch eine Ebene, die erfüllt ist von den Rufen der Goldregenpfeifer und Regenbrachvögel. Neben diesen charakteristischen Stimmen auch noch andere, die ich nicht erkenne. Nass und steinig geht es vorbei am Myggvatn, dem See 182m und nach einer kleinen Pause nördlich um den See 180m.


                                Myggvatnet


                                am See 182m steht eine private Hütte


                                ganz still und schön: See 181m um 20:10 Uhr


                                gut getarnt: Regenbrachvogel

                                Landschaftlich ist es hier anders als am store Oksvatn, nämlich viel offener. Das gefällt mir gut. Was sich nicht geändert hat, ist leider der Mangel an guten Zeltstellen. Ich laufe noch weiter, etwas nördlicher als geplant, bis zum Abborvatnet. Wirklich einladend ist das Gelände hier auch nicht. Nach einiger Suche entscheide ich mich für einen etwas hubbeligen Platz, stelle das Zelt auf, hole Wasser aus dem See und wasche mich kurz vor dem Kaffee. Der muss sein, auch wenn es schon spät ist. Abendessen um 22:30 Uhr, immer noch in der Sonne. Bin geschafft, den Tag fand ich alles in allem recht anstrengend. Liegt vielleicht auch am wechselhaften Wetter.




                                Abborvatnet um 21:49 Uhr

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                                • Borgman
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                                  • 22.05.2016
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                                  #17
                                  Mittwoch, 08. Juni: Sandneslangvatnet

                                  Eine Glocke läutet … mehr oder weniger gleichmäßig … ich zähle im Halbschlaf mit … eindeutig schon 14 Uhr. Dann hab ich ja lange geschlafen! Nee, kann gar nicht sein. Das war nur eine Rentierdame, und sie hat sich in der Zeit vertan. Eigentlich ist es erst 5:28 Uhr. Nach einer kühlen Nacht wärmt die Sonne sehr angenehm das Zelt auf. Ich musste vor ein paar Stunden noch was überziehen und den Quilt enger stellen, da hatte es 3°C.

                                  Beim Kaffee mit Bixit überlege ich, ob ich wirklich über den Abborvatnet paddeln will. Es weht ein kräftiger, kalter Südwestwind. Das wird nicht sehr gemütlich auf dem See. Sind auch nur zwei Kilometer … na ja, zu Fuß mindestens drei mit ein paar Mooren zwischendrin. Paddeln ist schöner.



                                  Um Punkt sieben ist das Boot aufgeblasen und auf dem Wasser. Es schaukelt sich eigentlich ganz passabel über den See, weil der Wind genau von hinten bläst. Am Nordostufer nehme ich mir die Zeit, alles gut zu trocknen, weil ich nicht sicher bin, ob ich heute überhaupt noch paddeln werde.


                                  Abborvatnet




                                  von vorne möchte ich diesen Wind definitiv nicht haben



                                  Als alter Nicht-Angler muss ich nachgucken, was ein Abbor überhaupt sein soll, nach dem hier mehrere Seen benannt sind – es ist der Barsch. Fürs erste geht es zu Fuß weiter, durch größtenteils angenehmes Gelände mit ein paar nassen Senken. Nämlich über den breiten Höhenzug Máttaskáidi. Wobei Höhe hier relativ ist – 224 Meter misst der höchste Punkt. Skáidi, so viel habe ich gelernt, bedeutet Land zwischen zwei Gewässern, meist Flüssen, und bei Mátta bin ich schon wieder überfragt.

                                  Bis zum kleinen See 176m halte ich mich immer von einem Hügel zum nächsten, mit weitem Blick zum store Sameti im Osten und Rádjoaivi im Westen. Hier bläst der Wind ganz ordentlich und sehr kalt.


                                  nur ganz am Anfang ein harmloses Steinfeld …


                                  danach schönes Wandergelände


                                  das finden die Rentiere auch


                                  ganz kleine sind dabei


                                  Blick zum See store Sameti – die hintere Bergkette ist schon in Russland


                                  Blick zum Rádjoaivi – da beginnt Finnland


                                  auf dem Bild sieht man, dass es windig ist

                                  An besagtem See 176m habe ich gegen zehn während meiner wohlverdienten Frühstückspause einen Geistesblitz: bei dem Wetter muss man Socken waschen. Ansonsten brauchen die ja immer ewig zum Trocknen. Nach der Pause laufe ich am Hang der Hügelkette ziemlich genau nach Norden zum Sandneslangvatn. Hier zeigt sich, dass der direkte Weg nicht immer der beste ist. Ziemlich grobblockiges Gelände im Birkenwald. Bestimmt wäre es besser gewesen, länger auf den Hügeln zu gehen und dann direkt abzusteigen ...





                                  oder sehr viel früher, denn am Fluss entlang verläuft ein Pfad durch traumhaft schönes Zeltgelände. Überhaupt zum ersten Mal auf dieser Tour bieten sich ebene Stellen geradezu an, geschützt zwischen Birken, vielleicht einen halben Kilometer vom Seeende entfernt. Sollte man sich merken. Fast ein bisschen schade, dass es noch so früh ist.

                                  Andererseits bin ich jetzt schon fast am Sandneslangvatnet, dem See, der schon beim ersten Blick auf die Karte auffällt, weil er ganz anders ist als alle anderen. Ungefähr 13 Kilometer lang, maximal 400 Meter an der breitesten Stelle mit einem seltsamen Knick im südlichen Drittel. Wenn möglich möchte ich den in voller Länge paddeln. Außerdem ist es mein 13. See auf dieser Tour … eine Glückszahl! Spricht also alles dafür, dass es auch klappt.

                                  Was momentan noch dagegen spricht, ist der Wind. Obwohl er wie heute Morgen von hinten weht, dürfte es nicht sehr gemütlich werden. Soll ich lieber noch warten, ob er vielleicht abflaut? Oder erst mal ein Stück am Ufer langgehen? Nee, das wird schon klappen, ich mache mir manchmal einfach zu viele Gedanken. 10 Minuten später ist das Boot startklar.




                                  das Südende vom Sandneslangvatnet ist schön windgeschützt …


                                  da kann ich für den Anfang entspannt paddeln



                                  Der stetige Wind ist kein Problem, mit den Wellen komme ich klar, nur die immer wieder auftretenden kräftigen Böen machen mich nervös. Trotzdem … dieser See ist wunderschön. Ich hätte mich geärgert, wäre ich jetzt am Ufer langgegangen.




                                  hier knickt der See nach NW ab


                                  dann die Engstelle vor dem nächsten Knick nach NO

                                  Jetzt wird es spannend. Wie wird der Wind sich an der Stelle verhalten, wo der See für einen Kilometer quer verläuft? Die erste Biegung macht er mit und kommt weiter von hinten, aber nach der Engstelle, in der zweiten Biegung kreuzt er immer wieder. Das ist recht anstrengend zu paddeln … ich brauche mal eine Pause am Ufer … nur gibt es keine windgeschützte Stelle. Trotz Sonne wird mir sofort kalt. Danach schaffe ich noch eine weitere Stunde bist zu einer kleinen Bucht hinter der Höhe 151m, wo ich an Land gehe. Das war noch nicht ganz die Hälfte vom See. Seltsamerweise hat man bei kräftigem Rückenwind nicht das Gefühl, schnell voranzukommen. Im Gegenteil – es fühlt sich an wie auf der Stelle paddeln.


                                  der Mond, den hatte ich schon fast vergessen


                                  da ist noch viel Wasser im Nordosten


                                  Mittagspause

                                  Nach dem Geschaukel muss ich mir etwas die Beine vertreten, sitze danach eine halbe Stunde auf festem Untergrund und knabbere ein paar Kornmos. Der Wind hat eindeutig nachgelassen. Soll ich noch ein bisschen paddeln oder einfach hier bleiben? Besonders viel Kraft in den Armen habe ich nicht mehr übrig. Morgen ist auch noch ein Tag. Nur gibt es hier gar keine passenden Zeltstellen, also wieder ins Boot.

                                  Ganz angenehm bei mäßigem Wind fahre ich noch einen Kilometer und probiere es auf der Nordwestseite. Da gibt es zwar einen netten kleinen Strand, aber keine ebenen Flächen. Ich laufe eine Runde um den Hügel, bis dann doch eine passable Stelle gefunden ist.


                                  Blick zurück





                                  Als das Zelt gegen 18:00 Uhr steht, gehe ich noch mal an den See zum Waschen – der ist kälter als alle anderen bisher. Bestimmt wesentlich tiefer. Mein Platz zwischen den Birken hat den weiteren Vorteil, dass er nach Norden und Osten schattig ist. Mit den sonnigen Nächten komme ich immer noch nicht ganz klar.

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                                  • Borgman
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                                    • 22.05.2016
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                                    #18
                                    Donnerstag, 09. Juni: Sandnesdalen

                                    Heute kommt der Wind aus Nordost, also habe ich ihn genau von vorne. So war es angesagt. Und dass er schwächer sein soll als gestern. Zum Glück … gegen einen Wind wie gestern Morgen hätte ich wohl kaum eine Chance, die letzten sechseinhalb Kilometer auf dem Sandneslangvatnet zu schaffen. Um sieben habe ich gepackt und sitze eine Viertelstunde später im Boot.







                                    Okay, das ist jetzt mein Projekt für die nächsten Stunden. Ich komme ganz gut in meinen Paddelrhythmus und versuche, die Kraft möglichst gut einzuteilen. Der Wind weht also genau von vorne, mal nur ganz leicht, dann mäßig stark und wieder schwächer. Er hat seinen eigenen Rhythmus. Nur die unregelmäßig auftretenden Böen sind tatsächlich anstrengend. Da muss ich mich schon ins Zeug legen, um noch einigermaßen voranzukommen. Wandern ginge schneller, aber ich will jetzt diesen verdammten See in voller Länge paddeln.

                                    Schön ist er außerdem. Das frische Birkengrün leuchtet in der Sonne, mal steile, mal sanft hügelige Ufer, gelegentlich ein kleiner Sandstrand. Nach einer Stunde, mehr kann ich nicht am Stück paddeln, binde ich das Boot für 20 Minuten an eine Birke. So treibt es nicht mit dem Wind zurück.


                                    gute Stelle für eine Pause


                                    die Birke sichert das Boot

                                    Danach dauert es noch mehr als eine Stunde, bis ich die Engstelle erreiche, die den nördlichen Teil vom restlichen See abtrennt. Zeit für die Frühstückspause! Gegen den kalten Wind zu paddeln schlaucht auf die Dauer ganz ordentlich.








                                    manchmal ist es fast windstill – leider nie lange


                                    Engstelle voraus – endlich Frühstück!



                                    Nach anderthalb Stunden Pause fühle ich mich einigermaßen ausgeruht für eine weitere Stunde Paddeln. Es sind nur noch zwei Kilometer, die sich aber ganz schön hinziehen. Mehr Wolken vor der Sonne, etwas stärkerer Gegenwind und trotz Frühstück weniger Kraft übrig.


                                    ein Durchlass von wenigen Metern trennt den nördlichen Teil ab




                                    Nordende Sandneslangvantet

                                    Glücklich lande ich um 12:30 Uhr bei einer kleinen Hütte östlich vom Seeabfluss an. Bin auch ein bisschen stolz, dass ich es geschafft habe.




                                    Gruppenfoto

                                    Hier lasse ich Boot und Sachen zum Trocknen in der Heide, setze mich auf einen Hügel mit Seeblick hinter der Hütte und rauche ein Zigarillo. Sandneslangvatnet war wirklich ein toller Abschluss für die erste Woche. An diesem See würde ich gerne noch etwas mehr Zeit verbringen, vielleicht einen Ruhetag einlegen. So lieblich wie hier ist es auf der Varangerhalbinsel ganz sicher nicht … leise Zweifel melden sich … will ich da wirklich hin, wenn es hier so schön ist? Jaa, doch, das muss sein.



                                    Von der Hütte läuft ein Pfad talabwärts, erst durch eine große sandige Ebene mit perfekten Zeltstellen zwischen Birken und dann ein Stück am Fluss entlang. Dieses Tal gefällt mir auch ausgesprochen gut.


                                    Sandneselva

                                    Heute möchte ich nur noch so weit laufen, dass ich morgen nicht mehr zwei Stunden nach Hesseng brauche. Das ist überschaubar, also kann ich am Fluss noch eine Pause einlegen und den restlichen Nachmittag ruhig angehen lassen. Hinter der nächsten Ebene geht es eine Weile nah an den Bergen entlang, bevor der Pfad hinunter zu einem Sperrwerk führt. Hier wird Trinkwasser aus dem Fluss abgeleitet.




                                    Blick zurück: Sandnesdalen


                                    am Pfad einer der ganz wenigen Restschneeflecken



                                    Das entspannte Gehen tut mir gut nach der langen Paddelstrecke. Am Sperrwerk beginnt ein Schotterweg, der bei Spaziergängern und Joggern offensichtlich sehr beliebt ist. Eigentlich finde ich, dass ich jetzt nah genug an der Zivilisation bin und suche mir am Posbekken eine schöne Stelle für das Camp. Wasche mich gründlich im Bach, suche Kochsteine und knalle mich nach dem Kaffee eine Runde aufs Ohr. Wahrscheinlich hat mich das Paddeln gegen den Wind doch mehr angestrengt, als ich in dem Moment gemerkt habe. Oder es liegt am Wetter – die Sonne brennt richtig und der Nordwind ist eiskalt.




                                    Freitag, 10. Juni: zurück in Hesseng

                                    Die Liegefläche war gut, die Nacht weder zu warm noch zu kalt, und doch habe ich in der Nacht kaum geschlafen. Fand einfach nicht richtig in den Ruhemodus. Ziemlich gerädert stehe ich um sieben auf, koche einen Kaffee, dann noch einen und packe lustlos zusammen. Um neun laufe ich auf dem Weg bis zur Brücke über den Langfjord und durch den Ort Sandnes zur Hauptstraße nach Hesseng. Hier ist viel Verkehr, aber zum Glück gibt es wenigstens einen Fuß- / Radweg neben der Straße.


                                    Langfjorden


                                    Hesseng vom Sandnesvatnet aus

                                    Und damit endet auch schon der erste Teil. Reizvoll war die Tour hauptsächlich wegen der Kombination aus Wandern und Paddeln, so hatte ich mir das auch gedacht. Als reine Wandertour zumindest im südlichen Teil eher nicht zu empfehlen, weil man streckenweise doch nur mühsam vorankommt und dafür nicht mal durch spektakuläre Landschaft belohnt wird. Ab Máttaskáidi und Sandnesdalen nach Nordwesten und auch nach Finnland, wo die Landschaft offener und abwechslungsreicher wird, dürfte dagegen sehr gut auch eine Tour ohne Packraft möglich sein.

                                    Glück hatte ich mit dem Wetter. Auch wenn es manchmal wechselhaft war, ging es doch mit der Tour letztlich immer auf. Eine Woche früher wäre stabileres Sommerwetter gewesen, auch deutlich wärmer, aber das muss für mich eigentlich gar nicht sein. Dass Anfang Juni die Schneeschmelze so weit im Norden schon ganz vorbei sein würde und sogar die Bäche und Flüsse schon fast ihren Normalpegel haben, damit hatte ich nicht gerechnet. Senorge und finnische Youtuber hin oder her – das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Insofern war ich doch angenehm überrascht von Pasvik.

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                                      • 02.09.2016
                                      • 1264
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Der Sandneslangvatnet wäre ja Teil meines Plan B gewesen, und wie ich jetzt dank deines Berichtes sehe hält der See wirklich, was er vom Blick auf die Karte verspricht.

                                      Und jetzt sind wir alle gespannt auf das wilde Varanger!

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                                      • evernorth
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                                        • 22.08.2010
                                        • 1839
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                                        #20
                                        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                        Und jetzt sind wir alle gespannt auf das wilde Varanger!
                                        Wie ein Flitzbogen! 😂
                                        Sehr schön soweit. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so früh im Juni bereits keinen Schnee mehr gibt, geschweige denn, dass auch sämtliche Seen bereits Eisfrei sind.
                                        Gerade weil ich meine letzten Vorbereitungstage für meine Island - Tour vor mir habe, hoffe ich, noch ein paar Varanger - Impressionen mitlesen zu können, bevor mich die weitgehend Netzfreie Zeit vorübergehend vom mitlesen ausschließt.

                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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