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Suorva – Kvikkjokk
30. August – 12. September 2020
Prolog
Warum Sarek? Müßig, die Frage zu beantworten. Sarek muss einfach irgendwann sein, und deshalb kommt zu dem vielen alljährlichen – selbst im Corona-Jahr 2020 – Sarek-Berichten hier ein weiterer hinzu, hoffentlich mit einigen neuen Aspekten.
Aber warum Sarek 2020? „Mitschuld“ ist Volker (vobo) mit seinem hervorragenden Bericht von 2018, und dabei vor allem mit dem Titel Der Sarek zum 50. Über die 50 war ich da schon knapp hinaus, und sagte mir: richtig, jetzt muss ich das endlich auch mal angehen, solange ich es noch halbwegs mit Leichtigkeit kann...
2019 war bereits anders verplant, und der Plan wurde auch verwirklicht (Hüttentour Nikkaluokta–Katterat mit zwei Töchtern, plus Roadtrip durch Schweden/Norwegen; auch dazu sollte ich vielleicht noch einen Bericht schreiben…), also 2020 – und dann kam Corona. Eigentlich blieb ich aber immer optimistisch – und sollte damit recht behalten: von einigen notgedrungenen Änderungen bei der Hin- und Rückreise abgesehen, hatte die Pandemie faktisch keine nennenswerten Auswirkungen auf den Ablauf der Tour.
OT: Ende Juli gelang mit sogar eine kürzere „Trainingstour“ in der Slowakei: die dortige Inzidenz war zu dem Zeitpunkt niedrig, die im zu durchfahrenden Tschechien zwar nicht, aber dieses doch ohne formale Einschränkungen durchquerbar. Also Flixbus nach Prag (voll, alle mit Masken), Liegewagen im Nachtzug (RegioJet, 24 € oder so) nach Kraľovany (zwei Drittel voll, heiß, keine Masken), zwei Stunden „Bummelzug“ nach Telgárt (5,50 € inkl. – unnötiger – Platzkarte, leer). Dann vier Tage für den knapp 100 km langen Hauptkamm der Niederen Tatra. Das wollte ich schon „irgendwann mal“ machen, seit ich als Jugendlicher (1985!) zuletzt dort war… Ziemlich straffe Planung, normal sind 5 oder 6 Tage, aber machbar. Höhenunterschiede viel größer als an normalen Tagen im Sarek zu erwarten, aber dafür immer mit breitem Pfad, oft ZU breitem Pfad und stellenweise VIEL zu vielen Menschen (im Zentralabschnitt um die höchsten Gipfel Ďumbier und Chopok). Aber trotzdem schön. Dann noch zwei Tage Kleine Fatra (Malá Fatra) – da war ich noch nie, und war begeistert. Ganz anderer Charakter, irgendwie entspannt und entspannend. Den ersten halben Tag ab Donovaly tatsächlich fast niemanden getroffen. Rückfahrt auf gleichem Weg, nur ab Ružomberok.
Dabei wollte vor allem auch ich meine Kondition und einige neue Ausrüstungsteile testen, Kocher, (erstmalig) aufblasbare Isomatte... War alles soweit in Ordnung, nur eines wurde mir klar: ich muss weiter mit dem Gewicht runter – Rucksack gesamt, Rucksack selbst (der 15 Jahre alte, fast perfekt erhaltene Lowe Appalachian hat zwar immer gute Dienste geleistet, aber fast 3 kg Leergewicht geht gar nicht; Schuhe… waren zwar keine Meindl Island mehr wie früher, aber selbst die Lowa Lavaredo, mit denen ich nun unterwegs war, hingen wie Klötze an den Beinen...). Ist es das Alter? Aber dazu später mehr.
Nun also Sarek, von Ende August die ersten zwei Wochen in den September hinein, mein liebste Jahreszeit dort oben. Von Suorva nach Kvikkjokk sollte es gehen. Während der Tour änderte ich den Plan an einigen Stellen, insbesondere kam dann Aktse mit dazu, wodurch es eine ziemliche Zickzackroute wurde:
Alle Tagesabschnitte und Übernachtungsplätze auf Google Maps
Anmerkung zu den Entfernungs- und Höhenangaben sowie Beichnungen im Bericht:
Anreise | 28. bis 30.08.2020
Da ich unweit von Rostock wohne (wenn nicht gerade aus beruflichen Gründen in Hamburg, was sich aber wegen Corona-Homeoffice erstmal, oder womöglich sogar dauerhaft, erledigt hat), hatte ich von vornherein die Hin- und Rückreise per Fähre ab Rostock und weiter mit Zug/Bus geplant.
Es war noch „nie“ (= solange ich auf diese Möglichkeit gehofft habe) möglich, mit einer der Frühfähren von Rostock nach Trelleborg in Malmö einen Zug zu erreichen, der dann in Stockholm Anschluss an den früheren der normalerweise zwei Nachtzüge nach Norden hat, um wiederum einen frühen Bus ins Fjäll – in diesem Fall ab Gällivare – zu erreichen. Eine Stunde oder so hat immer gefehlt. Seit einiger Zeit bietet aber Flixbus eine bequeme und günstige Möglichkeit, früh von Rostock mit der Fähre nach Gedser zu kommen und weiter Anschluss in Kopenhagen an genau so einen Zug zu haben, sogar mit genug Umsteigezeit. So eine Fahrt buchte ich also auch. In dieser Zeit wäre sogar eine Durchreise durch Dänemark problemlos möglich gewesen, aber Corona machte einen anderen Strich durch die Rechnung: Flixbus cancelte die Fahrt. Ich buchte also auf einen mitten in der Nacht fahrenden Bus um, aber auch der wurde einige Zeit später gestrichen. Theoretisch wäre noch die Möglichkeit geblieben, als „Fußgänger“ mit der 6-Uhr-Fähre nach Gedser überzusetzen, dort einen Lokalbus nach Nykøbing/Falster zu nehmen und von dort mit einem weiteren Umstieg mit Regionalzügen nach Kopenhagen zu fahren. Allerdings mit teils ziemlich knappen Umsteigezeiten, sodass ich schließlich doch die Nachtfähre nach Trelleborg buchte, resultierend in etwas nervenden insgesamt 6-7 Stunden Aufenthalt in Trelleborg, Malmö und/oder Stockholm. Kannte das bereits von meiner Padjelanta-Tour 2011 mit unserer mittleren Tochter; da war das schon genauso.
Es wurde dann die Fähre Skåne der Stena Line. Unsere Tochter – die mit mit 2011 im Padjelanta war, mittlerweile erwachsen und in Schottland (University of St Andrews) studierend, gerade in den Ferien zuhause – brachte mich zum Fährterminal im Rostocker Überseehafen. Ich war über eine Stunde zu früh dort, und mit der Zeit sammelten sich 20-30 „Fußgänger“ an, aber die meisten wollten nach Gedser. Nach Trelleborg waren es schließlich acht, die mit dem Terminalbus zum Schiff gebracht wurden...

Die Fähre legt kurz nach 22:30 Uhr im Rostocker Überseehafen ab...

Auf Wiedersehen, Rostock-Warnemünde. Immer wieder schön (haha, Lokalpatriotismus)...
Die Überfahrt verlief unspektakulär. Ich schlief immer mal wieder eine halbe Stunde in einem der Ruhesessel (für eine Kabine war ich zu geizig), zwischendurch wanderte ich über die Decks und/oder nach draußen. Schönes, ruhiges Wetter. Und natürlich deckte ich mich für die Tour im „Duty-Free-Shop“ mit einer 500-ml-Whisky-Plastikflasche (hallo Gewicht!) ein. Lauder's, gar nicht mal so schlecht für den Preis. Wirklich „Duty Free“ ist das ja gar nicht mehr, und definitiv nicht günstiger als in Deutschland, aber gehört halt zum Fährüberfahrtsritual dazu...

Morgenstimmung in Trelleborg, 29. August 2020

Gleich wird die Rampe dort heruntergelassen. Über die kommt dann der Terminalbus bis auf das Schiff, im Gegensatz zu Rostock, wo man eine Treppe hochsteigen muss.

Die Fähre ist nicht sonderlich voll, wie man sieht.
In Trelleborg ließ ich mir dann ungeachtet der frühen Stunde (vor 6 Uhr, alles geschlossen) einige Zeit, um die Wartezeit in Malmö zu verkürzen… durchquerte die kleine Fußgängerzone… und schlenderte letztendlich zum Bahnhof, wieder am Hafen.

Unweit entdeckte ich diesen Gedenkstein, der mir früher nie aufgefallen war...
… mit der Aufschrift:
War gar nicht so einfach, Informationen darüber zu finden, aber Internetrecherche ergab letztlich, dass der Stein vom Deutschen Roten Kreuz für die Hilfe des schwedischen Roten Kreuzes bei der Versorgung deutscher Versehrter des Ersten Weltkrieges gestiftet wurde.

Bahnhof Trelleborg. War seit den 1970er-Jahren für den Personenverkehr außer Betrieb (2011 mussten wir noch zum Busbahnhof laufen und von dort fahren!), aber seit 2015 kann man von dort wieder im Regionalverkehr nach Malmö und weiter nach Helsingborg etc. fahren...

...mit solchen „Pågatåg“ genannten Zügen.

Nicht viel Betrieb am Sonnabend, frühmorgens, und viel mehr wurde es auch nicht...

...bis zur Ankunft am unterirdischen Bahnsteig von Malmö Central.
In Malmö hatte ich dann einige Stunden Zeit, in der ich durch das in den letzten Jahrzehnten entstandene, ziemlich ausgestorbene Hafenviertel schlenderte (das historische Zentrum kannte ich bereits).

Der 2001–2006 errichtete Turning Torso, mit 190 m höchster Wolkenkratzer Skandinaviens

...nicht grundsätzlich anders als andere Ex-Hafengebiete diverser europäischer Städte. Könnte man sich so auch etwa in der Hamburger Hafencity oder in den Londoner Docklands vorstellen.
Und dann war die Abfahrtszeit heran…

Diesmal keiner dieser X2000...

...sondern ein „klassischer“ von Snälltåget betriebener Zug, mit etwas in die Jahre gekommenen, aber sympathischen Wagen. Der brauchte etwas länger als ein X2000, aber Zeit genug hatte ich ja.
Wegen Corona waren nur für einen Teil der Plätze Karten verkauft worden, aber die waren gut besetzt. Maske trug niemand. Ich hatte zwar eine dabei, aber verkniff es mir deshalb auch.
In Stockholm angekommen, hatte ich nochmal drei Stunden Zeit. Was man dort halt dort so macht:

Man schlendert durch die ziemlich menschenleeren Gassen...

...der Altstadt (Gamla stan)...

...vorbei am Schloss (Stockholms slott)...

...und dem Reichstagsgebäude (Riksdagshuset)...
Und dann war Zeit für eine kleine Stärkung, vor der Zugfahrt und den zwei bevorstehenden Wochen Outdoorküche. Zumal es im Laufe des Nachmittags immer windiger und grauer geworden war und nun zu regnen begann. Den Sveavägen hinauf und dann irgendwo seitlich hinein fand ich einen gemütlichen kleinen koreanischen Imbiss mit hervorragendem (vegetarischem) Bibimbap – ich stehe eindeutig unter dem Einfluss meiner (süd-)koreaverrückten, K-Pop hörenden und Koreanisch lernenden Töchter
Zurück am Hauptbahnhof noch schnell in den dortigen Coop, um ein paar letzte Lebensmittel für die Tour und ein wenig für die Zugfahrt zu besorgen. Knäckebrot. 500 g Käse (einen normalen Hushållsost nahm ich letztlich). Zwei Äpfel, für die ersten Tage (das brauche ich!). Eine Rolle Kekse (Singoalla! Meine Töchter und ich lieben sie, meine Frau eher nicht…)
Der Zug fuhr pünktlich. Originellerweise hatte ich Sitzwagen gebucht, aber das macht mir nicht viel aus, weil ich auch im Liege- oder Schlafwagen normalerweise schlecht und/oder wenig schlafe. Etwas nervig ein Typ, der drei Sitzreihen vor mir zwar relativ leise, aber doch hörbar tatsächlich fast ununterbrochen telefonierte – meist sprach er! – bis er schließlich in Söderhamn austieg… Diese Strecke fuhr ich erstmals; beim letzten Mal einige Jahre davor ging es noch über Bollnäs–Ljusdal–Ånge nach Sundsvall. In Boden hieß es früh am nächsten Morgen Umsteigen: wegen Corona fuhren eh' keine Züge bis Narvik, sondern alle nach aus Richtung Süden nach Luleå, mit Anschluss an solche kurzen Personenzüge mit ausschließlich Sitzwagen und ohne separate Platzreservierung in Richtung Kiruna und norwegische Grenze. Die Platzkarten aus dem Stockholmer Zug sollten weiter gelten, was mehr schlecht als recht klappte, aber letztlich fanden alle einen Platz. Auf dem Abschnitt war es dann ziemlich voll, Corona-Sicherheitsabstand konnte man vergessen.

Morgenstimmung in Gällivare, 30. August 2020

Da steht auch schon der Bus
Ich unterhielt mich da mit zwei Deutschen, einer etwa in meinem Alter bzw. etwas jünger, mit Vater in den Siebzigern. Wollten „auf die alten Tage“ nochmal eine gemeinsame Tour machen, erstmals im skandinavischen Fjäll, von Ritsem/Änonjalme fünf-sechs Tage durch den Stora-Sjöfallet-NP zurück nach Saltoluokta. Sie hatte viele Fragen und einige Bedenken, die ich hoffentlich zerstreuen konnte. Sie haben das sicher gut geschafft! Sahen gut ausgerüstet und vorbereitet aus. Es ist nie zu spät für Lappland!

Zwischenhalt bei Saltoluokta (Kebnats), bei vielversprechendem Wetter...

...und weiter geht’s gegenüber dem Lulep Gierkav
In Stora Sjöfallet (Vietas) musste – wie schon seit einigen Jahren wegen der Straßenverhältisse auf Teilen der weiteren Route üblich – in einen kleinen Bus umgestiegen werden. Zuerst gab es etwas Aufregung, weil der Gepäckanhänger kaputt war und der Fahrer sich Sorgen wegen des Platzes machte. Dann stellte sich aber heraus, dass nur gut 10 Leute weiter fahren wollten: ich als Einziger bis Suorva, von den anderen etwa die Hälfte bis Vakkotavare – in Kebnats zugestiegene Kungsleden-Wanderer.
Die 20-30 Minuten Aufenthalt nutzten ich und ein hyperaktiver junger Schwede (einige Tage später würde ich ihn wiedertreffen!), um mal fix die paar Hundert Meter zum See hinunter zu gehen, zur dortigen leider ehemaligen Sehenswürdigkeit:

Das jämmerliche, kaum erkennbare Rinnsal dort drüben ist alles, was vom einst mächtigen (um 1920!) Stora Sjöfallet, dem „Großen Seefall“, lulesamisch „Muorkegårttje“, seit dem Staudammbau übrig ist

Auf den letzten paar Minuten Fahrt von dort bis Suorva konnte ich schon mal die Route in Augenschein nehmen, die ich einige Stunden später gehen würde: Blick über den Gårtjejávrre nach Südwesten.
Und da stand ich dann, am Beginn der Tour, am Staudamm von Suorva...
30. August – 12. September 2020
Prolog
Warum Sarek? Müßig, die Frage zu beantworten. Sarek muss einfach irgendwann sein, und deshalb kommt zu dem vielen alljährlichen – selbst im Corona-Jahr 2020 – Sarek-Berichten hier ein weiterer hinzu, hoffentlich mit einigen neuen Aspekten.
Aber warum Sarek 2020? „Mitschuld“ ist Volker (vobo) mit seinem hervorragenden Bericht von 2018, und dabei vor allem mit dem Titel Der Sarek zum 50. Über die 50 war ich da schon knapp hinaus, und sagte mir: richtig, jetzt muss ich das endlich auch mal angehen, solange ich es noch halbwegs mit Leichtigkeit kann...
2019 war bereits anders verplant, und der Plan wurde auch verwirklicht (Hüttentour Nikkaluokta–Katterat mit zwei Töchtern, plus Roadtrip durch Schweden/Norwegen; auch dazu sollte ich vielleicht noch einen Bericht schreiben…), also 2020 – und dann kam Corona. Eigentlich blieb ich aber immer optimistisch – und sollte damit recht behalten: von einigen notgedrungenen Änderungen bei der Hin- und Rückreise abgesehen, hatte die Pandemie faktisch keine nennenswerten Auswirkungen auf den Ablauf der Tour.
OT: Ende Juli gelang mit sogar eine kürzere „Trainingstour“ in der Slowakei: die dortige Inzidenz war zu dem Zeitpunkt niedrig, die im zu durchfahrenden Tschechien zwar nicht, aber dieses doch ohne formale Einschränkungen durchquerbar. Also Flixbus nach Prag (voll, alle mit Masken), Liegewagen im Nachtzug (RegioJet, 24 € oder so) nach Kraľovany (zwei Drittel voll, heiß, keine Masken), zwei Stunden „Bummelzug“ nach Telgárt (5,50 € inkl. – unnötiger – Platzkarte, leer). Dann vier Tage für den knapp 100 km langen Hauptkamm der Niederen Tatra. Das wollte ich schon „irgendwann mal“ machen, seit ich als Jugendlicher (1985!) zuletzt dort war… Ziemlich straffe Planung, normal sind 5 oder 6 Tage, aber machbar. Höhenunterschiede viel größer als an normalen Tagen im Sarek zu erwarten, aber dafür immer mit breitem Pfad, oft ZU breitem Pfad und stellenweise VIEL zu vielen Menschen (im Zentralabschnitt um die höchsten Gipfel Ďumbier und Chopok). Aber trotzdem schön. Dann noch zwei Tage Kleine Fatra (Malá Fatra) – da war ich noch nie, und war begeistert. Ganz anderer Charakter, irgendwie entspannt und entspannend. Den ersten halben Tag ab Donovaly tatsächlich fast niemanden getroffen. Rückfahrt auf gleichem Weg, nur ab Ružomberok.
Dabei wollte vor allem auch ich meine Kondition und einige neue Ausrüstungsteile testen, Kocher, (erstmalig) aufblasbare Isomatte... War alles soweit in Ordnung, nur eines wurde mir klar: ich muss weiter mit dem Gewicht runter – Rucksack gesamt, Rucksack selbst (der 15 Jahre alte, fast perfekt erhaltene Lowe Appalachian hat zwar immer gute Dienste geleistet, aber fast 3 kg Leergewicht geht gar nicht; Schuhe… waren zwar keine Meindl Island mehr wie früher, aber selbst die Lowa Lavaredo, mit denen ich nun unterwegs war, hingen wie Klötze an den Beinen...). Ist es das Alter? Aber dazu später mehr.
Nun also Sarek, von Ende August die ersten zwei Wochen in den September hinein, mein liebste Jahreszeit dort oben. Von Suorva nach Kvikkjokk sollte es gehen. Während der Tour änderte ich den Plan an einigen Stellen, insbesondere kam dann Aktse mit dazu, wodurch es eine ziemliche Zickzackroute wurde:
Alle Tagesabschnitte und Übernachtungsplätze auf Google Maps
Anmerkung zu den Entfernungs- und Höhenangaben sowie Beichnungen im Bericht:
- Alle Entfernungen und Höhenunterschiede sind auf der per Hand eingezeichneten Route mit Google Earth berechnet und ggf. leicht angepasst/gerundet. Ich hatte keinen Tracker oder ähnliches dabei.
- Die Schreibweisen von geographische Bezeichnungen entsprechen der aktuellen Version der Online-Karte von Lantmäteriet (sofern ich mich nicht irgendwo geirrt habe).
- Auch die Höhenangaben von Bergen usw. entsprechen dieser Karte. Viele wurden in den letzten Jahren neu (auch per Satellit?) vermessen, und viel Angaben weichen häufig von allen mir bekannten gedruckten Karten (diverse Ausgaben der Fjällkartan ab Anfang der 1990er, Calazo) ab; oft sind die Werte höher, in selteneren Fällen aber auch niedriger.
Anreise | 28. bis 30.08.2020
Da ich unweit von Rostock wohne (wenn nicht gerade aus beruflichen Gründen in Hamburg, was sich aber wegen Corona-Homeoffice erstmal, oder womöglich sogar dauerhaft, erledigt hat), hatte ich von vornherein die Hin- und Rückreise per Fähre ab Rostock und weiter mit Zug/Bus geplant.
Es war noch „nie“ (= solange ich auf diese Möglichkeit gehofft habe) möglich, mit einer der Frühfähren von Rostock nach Trelleborg in Malmö einen Zug zu erreichen, der dann in Stockholm Anschluss an den früheren der normalerweise zwei Nachtzüge nach Norden hat, um wiederum einen frühen Bus ins Fjäll – in diesem Fall ab Gällivare – zu erreichen. Eine Stunde oder so hat immer gefehlt. Seit einiger Zeit bietet aber Flixbus eine bequeme und günstige Möglichkeit, früh von Rostock mit der Fähre nach Gedser zu kommen und weiter Anschluss in Kopenhagen an genau so einen Zug zu haben, sogar mit genug Umsteigezeit. So eine Fahrt buchte ich also auch. In dieser Zeit wäre sogar eine Durchreise durch Dänemark problemlos möglich gewesen, aber Corona machte einen anderen Strich durch die Rechnung: Flixbus cancelte die Fahrt. Ich buchte also auf einen mitten in der Nacht fahrenden Bus um, aber auch der wurde einige Zeit später gestrichen. Theoretisch wäre noch die Möglichkeit geblieben, als „Fußgänger“ mit der 6-Uhr-Fähre nach Gedser überzusetzen, dort einen Lokalbus nach Nykøbing/Falster zu nehmen und von dort mit einem weiteren Umstieg mit Regionalzügen nach Kopenhagen zu fahren. Allerdings mit teils ziemlich knappen Umsteigezeiten, sodass ich schließlich doch die Nachtfähre nach Trelleborg buchte, resultierend in etwas nervenden insgesamt 6-7 Stunden Aufenthalt in Trelleborg, Malmö und/oder Stockholm. Kannte das bereits von meiner Padjelanta-Tour 2011 mit unserer mittleren Tochter; da war das schon genauso.
Es wurde dann die Fähre Skåne der Stena Line. Unsere Tochter – die mit mit 2011 im Padjelanta war, mittlerweile erwachsen und in Schottland (University of St Andrews) studierend, gerade in den Ferien zuhause – brachte mich zum Fährterminal im Rostocker Überseehafen. Ich war über eine Stunde zu früh dort, und mit der Zeit sammelten sich 20-30 „Fußgänger“ an, aber die meisten wollten nach Gedser. Nach Trelleborg waren es schließlich acht, die mit dem Terminalbus zum Schiff gebracht wurden...
Die Fähre legt kurz nach 22:30 Uhr im Rostocker Überseehafen ab...
Auf Wiedersehen, Rostock-Warnemünde. Immer wieder schön (haha, Lokalpatriotismus)...
Die Überfahrt verlief unspektakulär. Ich schlief immer mal wieder eine halbe Stunde in einem der Ruhesessel (für eine Kabine war ich zu geizig), zwischendurch wanderte ich über die Decks und/oder nach draußen. Schönes, ruhiges Wetter. Und natürlich deckte ich mich für die Tour im „Duty-Free-Shop“ mit einer 500-ml-Whisky-Plastikflasche (hallo Gewicht!) ein. Lauder's, gar nicht mal so schlecht für den Preis. Wirklich „Duty Free“ ist das ja gar nicht mehr, und definitiv nicht günstiger als in Deutschland, aber gehört halt zum Fährüberfahrtsritual dazu...
Morgenstimmung in Trelleborg, 29. August 2020
Gleich wird die Rampe dort heruntergelassen. Über die kommt dann der Terminalbus bis auf das Schiff, im Gegensatz zu Rostock, wo man eine Treppe hochsteigen muss.
Die Fähre ist nicht sonderlich voll, wie man sieht.
In Trelleborg ließ ich mir dann ungeachtet der frühen Stunde (vor 6 Uhr, alles geschlossen) einige Zeit, um die Wartezeit in Malmö zu verkürzen… durchquerte die kleine Fußgängerzone… und schlenderte letztendlich zum Bahnhof, wieder am Hafen.
Unweit entdeckte ich diesen Gedenkstein, der mir früher nie aufgefallen war...
… mit der Aufschrift:
DEM
SCHWEDISCHEN VOLK
FUER TATEN DER
MENSCHENLIEBE
DAS DEUTSCHE VOLK
1926
SCHWEDISCHEN VOLK
FUER TATEN DER
MENSCHENLIEBE
DAS DEUTSCHE VOLK
1926
Bahnhof Trelleborg. War seit den 1970er-Jahren für den Personenverkehr außer Betrieb (2011 mussten wir noch zum Busbahnhof laufen und von dort fahren!), aber seit 2015 kann man von dort wieder im Regionalverkehr nach Malmö und weiter nach Helsingborg etc. fahren...
...mit solchen „Pågatåg“ genannten Zügen.
Nicht viel Betrieb am Sonnabend, frühmorgens, und viel mehr wurde es auch nicht...
...bis zur Ankunft am unterirdischen Bahnsteig von Malmö Central.
In Malmö hatte ich dann einige Stunden Zeit, in der ich durch das in den letzten Jahrzehnten entstandene, ziemlich ausgestorbene Hafenviertel schlenderte (das historische Zentrum kannte ich bereits).
Der 2001–2006 errichtete Turning Torso, mit 190 m höchster Wolkenkratzer Skandinaviens
...nicht grundsätzlich anders als andere Ex-Hafengebiete diverser europäischer Städte. Könnte man sich so auch etwa in der Hamburger Hafencity oder in den Londoner Docklands vorstellen.
Und dann war die Abfahrtszeit heran…
Diesmal keiner dieser X2000...
...sondern ein „klassischer“ von Snälltåget betriebener Zug, mit etwas in die Jahre gekommenen, aber sympathischen Wagen. Der brauchte etwas länger als ein X2000, aber Zeit genug hatte ich ja.
Wegen Corona waren nur für einen Teil der Plätze Karten verkauft worden, aber die waren gut besetzt. Maske trug niemand. Ich hatte zwar eine dabei, aber verkniff es mir deshalb auch.
In Stockholm angekommen, hatte ich nochmal drei Stunden Zeit. Was man dort halt dort so macht:
Man schlendert durch die ziemlich menschenleeren Gassen...
...der Altstadt (Gamla stan)...
...vorbei am Schloss (Stockholms slott)...
...und dem Reichstagsgebäude (Riksdagshuset)...
Und dann war Zeit für eine kleine Stärkung, vor der Zugfahrt und den zwei bevorstehenden Wochen Outdoorküche. Zumal es im Laufe des Nachmittags immer windiger und grauer geworden war und nun zu regnen begann. Den Sveavägen hinauf und dann irgendwo seitlich hinein fand ich einen gemütlichen kleinen koreanischen Imbiss mit hervorragendem (vegetarischem) Bibimbap – ich stehe eindeutig unter dem Einfluss meiner (süd-)koreaverrückten, K-Pop hörenden und Koreanisch lernenden Töchter

Zurück am Hauptbahnhof noch schnell in den dortigen Coop, um ein paar letzte Lebensmittel für die Tour und ein wenig für die Zugfahrt zu besorgen. Knäckebrot. 500 g Käse (einen normalen Hushållsost nahm ich letztlich). Zwei Äpfel, für die ersten Tage (das brauche ich!). Eine Rolle Kekse (Singoalla! Meine Töchter und ich lieben sie, meine Frau eher nicht…)
Der Zug fuhr pünktlich. Originellerweise hatte ich Sitzwagen gebucht, aber das macht mir nicht viel aus, weil ich auch im Liege- oder Schlafwagen normalerweise schlecht und/oder wenig schlafe. Etwas nervig ein Typ, der drei Sitzreihen vor mir zwar relativ leise, aber doch hörbar tatsächlich fast ununterbrochen telefonierte – meist sprach er! – bis er schließlich in Söderhamn austieg… Diese Strecke fuhr ich erstmals; beim letzten Mal einige Jahre davor ging es noch über Bollnäs–Ljusdal–Ånge nach Sundsvall. In Boden hieß es früh am nächsten Morgen Umsteigen: wegen Corona fuhren eh' keine Züge bis Narvik, sondern alle nach aus Richtung Süden nach Luleå, mit Anschluss an solche kurzen Personenzüge mit ausschließlich Sitzwagen und ohne separate Platzreservierung in Richtung Kiruna und norwegische Grenze. Die Platzkarten aus dem Stockholmer Zug sollten weiter gelten, was mehr schlecht als recht klappte, aber letztlich fanden alle einen Platz. Auf dem Abschnitt war es dann ziemlich voll, Corona-Sicherheitsabstand konnte man vergessen.
Morgenstimmung in Gällivare, 30. August 2020
Da steht auch schon der Bus
Ich unterhielt mich da mit zwei Deutschen, einer etwa in meinem Alter bzw. etwas jünger, mit Vater in den Siebzigern. Wollten „auf die alten Tage“ nochmal eine gemeinsame Tour machen, erstmals im skandinavischen Fjäll, von Ritsem/Änonjalme fünf-sechs Tage durch den Stora-Sjöfallet-NP zurück nach Saltoluokta. Sie hatte viele Fragen und einige Bedenken, die ich hoffentlich zerstreuen konnte. Sie haben das sicher gut geschafft! Sahen gut ausgerüstet und vorbereitet aus. Es ist nie zu spät für Lappland!
Zwischenhalt bei Saltoluokta (Kebnats), bei vielversprechendem Wetter...
...und weiter geht’s gegenüber dem Lulep Gierkav
In Stora Sjöfallet (Vietas) musste – wie schon seit einigen Jahren wegen der Straßenverhältisse auf Teilen der weiteren Route üblich – in einen kleinen Bus umgestiegen werden. Zuerst gab es etwas Aufregung, weil der Gepäckanhänger kaputt war und der Fahrer sich Sorgen wegen des Platzes machte. Dann stellte sich aber heraus, dass nur gut 10 Leute weiter fahren wollten: ich als Einziger bis Suorva, von den anderen etwa die Hälfte bis Vakkotavare – in Kebnats zugestiegene Kungsleden-Wanderer.
Die 20-30 Minuten Aufenthalt nutzten ich und ein hyperaktiver junger Schwede (einige Tage später würde ich ihn wiedertreffen!), um mal fix die paar Hundert Meter zum See hinunter zu gehen, zur dortigen leider ehemaligen Sehenswürdigkeit:
Das jämmerliche, kaum erkennbare Rinnsal dort drüben ist alles, was vom einst mächtigen (um 1920!) Stora Sjöfallet, dem „Großen Seefall“, lulesamisch „Muorkegårttje“, seit dem Staudammbau übrig ist
Auf den letzten paar Minuten Fahrt von dort bis Suorva konnte ich schon mal die Route in Augenschein nehmen, die ich einige Stunden später gehen würde: Blick über den Gårtjejávrre nach Südwesten.
Und da stand ich dann, am Beginn der Tour, am Staudamm von Suorva...
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