Rago-Padjelanta-Hellomobotton

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  • StefanBoe
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    Rago-Padjelanta-Hellomobotton

    Tourentyp
    Lat
    Lon
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    Rago - Padjelanta- Hellemobotn Treck
    10 Tages-Trekkingtour in Nordnorwegen- und Schweden


    (Hinweis: Damit die Bilder angenommen werden können, kommt der Bericht in mehreren Häppchen)

    Teil 1
    Endlich können wir (zwei Freunde Mitte 50 aus dem Rheinland) noch mal zu einer längeren Trekkingtour aufbrechen. Erst nehmen wir Südnorwegen ins Visier, aber die Berichte hier im Outdoorforum, an manchem dunklen Winterabend mit heißen Ohren studiert, inspirieren uns nachhaltig nach mehr Zivilisationsferne zu suchen – nach Lappland soll es gehen. Nach und nach kristallisiert sich die Gegend zwischen Rago-Nationalpark (Nordnorwegen), Padjelanta-Nationalpark (schwedisch Lappland) und dem norwegischen Tysfjord als unser anvisiertes Wanderziel heraus. Als Inspiration dienen die tollen Berichte von Bernie, Volker und Feurio. Zwar werden wir nicht so wie Bernie auf 1000 km kommen, aber auch wir können vollkommen eintauchen in die ursprüngliche Natur Lapplands, die uns restlos begeistern wird!

    1. Tag: Frankfurt – Bodö – Fauske: Früher Flug von Frankfurt nach Oslo, dann weiter von Oslo in die nordnorwegische Hafenstadt Bodö. Europa einschließlich Südskandinavien liegt seit Wochen unter einer außergewöhnlichen Sonnen- und Hitzeglocke, die Wiesen am Flughafen von Oslo sind braun verbrannt, erst hoch im Norden gibt es eine Wolkendecke und in Bodö empfängt uns standesgemäß Nieselregen bei 12°. Bodö: Viel Beton, wenig Charme, kaum Menschen in den Straßen, Läden haben zu (Sonntag). Wir nehmen einen Bus und fahren 30 km einen Fjord entlang in die Kleinstadt Fauske, stellen unser Zelt auf einen netten Campingplatz und schauen in der Campingplatzküche das WM- Endspiel France: Krotia – 4:2 – France is Champion. Abendwanderung bis ans Ende einer in den Fjord ragenden Halbinsel, 5 km hin, 5 km zurück, die Wolken reißen auf, ein mildes Lüftchen weht, die Nacht bleibt hell: Seltsam.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC_0209 (2).JPG Ansichten: 113 Größe: 34,8 KB ID: 3007339
    2. Tag: Rago-Nationalpark – Storskogvagnethütte: Beim Frühstück vorm Zelt eine Szenerie wie im bayrischen Voralpenland, fette, grüne Wiesen, der Fjord leuchtet hellblau, hinten schneegekränzte Berge. Wir laufen schwerbepackt mit unseren 22 kg- Rucksäcken 4 km nach Fauske-City. Auch dieses Städtchen wirkt eher spröde, aber zumindest scheint freundlich die Sonne. Wir suchen nach Wanderkarten mit mäßigem Erfolg (Padjelanta ja, Tysfjordgebiet nein), kaufen letzte Lebensmittel und stellen uns zum Trampen an die Straße nach Narvik. Vergeblich. Also nehmen wir ein Taxi, 40 km auf der E6 Richtung Norden durch eine wahre Panoramalandschaft, dann 6 km eine Stichstraße in ein schmales, grünes Tal zur letzten Ansiedlung Lakshol. Hier schultern wir unsere nunmehr 24 kg schweren Rucksäcke und unser Tripp in die nordische Wildnis kann beginnen. Mit uns stehen zwei etwa 20-jährige norwegische Wanderinnen aus Bodö am Start, die zum wiederholten Male in den Rago-Nationalpark aufbrechen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100096.JPG Ansichten: 100 Größe: 4,55 MB ID: 3007340
    Gleich hinter Lakshol befinden wir uns einem grünen Berg- und Urwaldparadies. Ein türkisfarbener, breiter Fluss mäandert wunderbar durch das Tal, umgeben von steil aufragenden Granitfluchten. Die Sonne brennt fast südlich heiß von einem makellos blauen Himmel. Hinter einer Hängebrücke weitet sich der Fluss zu einer weiten Fläche.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100104.JPG Ansichten: 101 Größe: 4,55 MB ID: 3007341
    Hier Baden ist einfach nur geil!!!

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100106.JPG Ansichten: 102 Größe: 4,96 MB ID: 3007342
    Der Pfad zieht anschließend in viel Auf-und-Ab durch Birken, Fichten und Kiefern, zwischendurch begeisternd schöne Blicke auf den grünen Wildfluss.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100113.JPG Ansichten: 100 Größe: 5,32 MB ID: 3007344

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100119.JPG Ansichten: 100 Größe: 4,74 MB ID: 3007343
    Aufwärts eine Talstufe höher, dann durch flache Moore mit kleinen Seeflächen, zwischen den Kiefern Blicke auf die felsigen Ragoberge: So ein schöner Weg!!

    Als wir die Storskogvagnethütte erreichen, haben wir dank unserer Hammer-Rucksäcke schon ganz schön Saft gelassen und für gerade mal 8 km 4 Wanderstunden gebraucht. Aber wie schön liegt das kleine Hütterl: Im Wald, am See, an Stromschnellen, die zum Wasserfall werden, der in einen weiteren See fällt, der umstanden ist von großen, felsigen Bergen, so weit das Auge reicht ….Von den 4 Hüttenbetten sind zwei bereits belegt von den jungen Norwegerinnen, also sind zwei Betten für uns noch frei. Wir kochen uns zum ersten Mal unser Aufguss-Trekkingmahl und stellen fest, dass es lecker und sättigend ist. Den hellen und warmen Mittsommer-Nacht-Abend genießen wir in der Umgebung der Hütte an den Stromschnellen und den Seen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100131.JPG Ansichten: 108 Größe: 3,02 MB ID: 3007345
    Zuletzt geändert von StefanBoe; 26.12.2020, 21:39.

  • StefanBoe
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    #2
    Rago- Padjelanta- Hellomobotn Treck (2)

    3. Tag: Littlverivatnet-See – Ragohytta: Beim Frühstick halten wir angeregten Talk mit Vilda und ihrer Freundin (Namen vergessen). Wie eigentlich alle Norweger/innen sprechen sie fließend Englisch, wobei wir nur in Ansätzen mithalten können. Da wir uns auf Anhieb ziemlich gut verstehen, gibt es beim Abschied die oblitarorischen Fotos …

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Name: DSC_0212.JPG
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Größe: 166,6 KB
ID: 3007348
    Wir begeben uns für Teil eins des Tages auf eine Abstechertour zu einem wahren landschaftlichen Highlight, dem Littliverivatnet- See mit seinem Wasserfall. D.h., wir können ohne Rucksäcke los laufen, 8 km hin und 8 km zurück, durch eine großartige, wilde, alpine Landschaft. Dabei ist es schon morgens sehr warm, denn nachts hat es kaum abgekühlt. Bald schon brennt die Sonne mit südlicher Intensität – irgendwie spielt das Wetter verrückt. Wir laufen auf und ab auf schmalem Pfad durch urwüchsigen Wald, über zahlreiche Granitbuckel, Hochmoore, Wasserläufe, an Seeflächen entlang bis zum kilometergroßen Seespiegel des Littlverivatnet ...

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Ansichten: 1093
Größe: 3,65 MB
ID: 3007349
    ... bildschön, wie er blassblau unter dunklen Granitwänden liegt. Wenden wir uns um, dann haben wir richtig großes Kino: Aus dem See stürzt sich der mächtige Littvassen-Wasserfall 200 m fast senkrecht in die Tiefe in ein derart schönes Bergtal mit unberührten Wäldern und einem in türkisfarbenen Becken mäandernden Fluss. Ein Traum von Aussicht, den mit uns ca. zwei Dutzend andere Wanderer genießen. Micha nimmt ein Erfrischungsbad im Littlvervatnet, bevor wir in ca. 2 ½ Std. zurück wandern zu unserer kleinen Stuga.

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Größe: 4,13 MB
ID: 3007350
    Da es richtig heiß ist, halten wir schön Siesta am See Storskogvagnet und nehmen auch hier noch ein gar nicht so kühles Bad. Am Nachmittag brechen wir endlich auf zur 8 km-Etappe talaufwärts zur Ragohytta, die uns allerdings wegen der monströsen Trekkingrucksäcke ganz schön Saft abverlangen wird. Der Pfad zieht sich wunderschön durch die nordischen Kiefern- und Birkenwälder mit ihrer dichten Kraut- und Moosschicht.

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Name: P1100153.JPG
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Größe: 2,43 MB
ID: 3007351Die Waldgrenze ist auf ca. 400 Höhenmeter bereits erreicht, danach geht es noch eine Weile über glattgeschliffenes Felsgelände mit gelegentlichen Strauch-, Gras- und Flusseinlagen bis zur 55o m hoch gelegenen Ragohytta, ein winziges Domizil für gerade mal 2 Übernachtungsgäste mitten in der Bergwildnis. Ein tschechischer Weitwanderer hat die Hütte bereits in Beschlag genommen, also schlagen wir unser Zelt auf einer Wiese vor der Hütte auf.

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Name: P1100158.JPG
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Größe: 3,36 MB
ID: 3007352
    Hier genießen wir in der späten Dämmerung unser Aufgusstrekkingmahl und die schöne Abendstimmung an diesem schon sehr abgelegen wirkenden Fleck. Als wir uns um Mitternacht hinlegen, ist es immer noch hell – und vor allem brühwarm! Ich schlafe in Unterhose nicht in, sondern auf (!) meinem Schlafsack und bereits um 6 Uhr früh scheint die Sonne so heiß aufs Zelt, dass wir uns zum Weiterschlafen nördlich des Polarkreises draußen vors Zelt legen müssen …

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Name: P1100159.JPG
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Größe: 4,64 MB
ID: 3007353


    Zuletzt geändert von StefanBoe; 23.12.2020, 13:00.

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    • vobo

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      • 01.04.2014
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      #3
      Danke für den Bericht (die Bilder sehe ich nur im PDF). Schön dass es so gut geklappt hat und ihr auch den Tjårok genießen konntet. Aber nach meinen diesjährigen Erlebnissen würde ich mich für jeden Fahrgast auf dem offiziellen Boot in Hellmobton freuen - es war gähnend leer am Freitag abend.

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      • StefanBoe
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        #4
        Rago - Padjelanta - Hellomobotn - Treck (3)

        4. Tag: Wegloser Übergang nach Schweden - Rastesjavrasi – Rentierhütte am Vastenjaure:


        Heute beginnt unsere insgesamt dreitägige weglose Strecke hinüber ins schwedische Padjelantagebiet, welche wir daheim in Trekkingforen gut recherchiert haben. Dennoch ist wegloses Gehen etwas ziemlich anderes, als das Laufen über markierte Pfade … es ist mühsamer, langwieriger …aber auch aufregender und führt in vollkommen abgeschiedene Gebiete.

        Gleich hinter der Ragohytta verliert sich der Trampelpfad, aber zunächst helfen zahlreiche Steinmänner bei der Orientierung. Kilometerweit geht es in ständigem Auf und Ab in eine endlose Welt aus Granitflächen mit lose verteilten runden Blöcken, Wasserläufen, die aus Seebecken strömen und durchwatet werden müssen, und wohltuenden Moos- und Graszonen. Herrlich, hier zu laufen, kein Mensch außer uns! Der Blick nach Westen und Norden zu den spitzen norwegischen Küstenbergen wird immer freier, über uns thront der mächtige, dunkle Gipfel des Rago.

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Ansichten: 979
Größe: 3,13 MB
ID: 3007358
        Immer öfter müssen wir die Bergschuhe aus- und die Trekkingsandalen anziehen, um weitflächige Wasserzonen zu durchqueren. Hier irgendwo muss die schwedische Grenze liegen, spätestens jetzt finden wir kaum noch Steinmänner.

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ID: 3007359 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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Größe: 2,12 MB
ID: 3007360
        Wir lassen uns von Wasserläufen in eine immer schmaler werdende Felsschlucht verleiten, in die wir mühsam über grobe Blöcke hinein tapsen. Uns beschleichen Zweifel – zum Glück, denn die Schlucht wäre unpassierbar gewesen! Also mühsam zurück und einen Hang hinauf – und tatsächlich finden wir hier wieder Steinmänner – Puh! Es geht felsig – rauh bergauf bis auf ca. 800 m, doch anschließend auf der schwedischen Seite können wir mit einem Mal über immer sanfter und grüner werdende Hänge hinab gehen. Wir folgen den Kerben von Wildbächen, die bis auf ca. 700 m hinab oft von Schneeflächen gesäumt sind.

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Ansichten: 936
Größe: 2,53 MB
ID: 3007361

        Die grobe Orientierung ist klar, denn die abfließenden Wasser führen alle zu einer Kette von Seen, die auf unserer Karte gut auszumachen sind. Das Gras- und Tundragelände lässt sich auch weglos gut gehen. Am See Rastesjavrasi (718 m) halten wir längere Rast. Anschließend laufen wir nordostwärts einem eingekerbten Tal folgend noch viele Kilometer sanft bergab. Die Hänge sind nun streckenweise versumpft oder mit hüfthohem Gestrüpp bewachsen, so dass das Vorankommen teils erschwert ist. Als wir endlich eine kleine, verschlossene Hütte von Rentierhütern erreichen, haben wir erstmals den Blick auf den riesigen Vastenjauresee im Osten. Es reicht für heute vollkommen, die Schultern schmerzen, die Füße brennen, Absatteln ist angesagt. Nicht weit vom Hütterl entfernt finden wir ein ebenes Platzerl mit weichem Tundraboden, bauen das Akka-Tunnelzelt auf und können noch für 2 Stunden in den wohlverdienten abendlichen Chillmodus wechseln mit Trekkingmeal, schwarzem Tee und dem Weitblick auf den Vastenjauresee, hinter dem sich in den hohen, vergletscherten Sarekbergen spätabendliche Wärmegewitter entladen.

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Name: P1100174.JPG
Ansichten: 944
Größe: 3,96 MB
ID: 3007362





        Zuletzt geändert von StefanBoe; 23.12.2020, 13:52.

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        • vobo

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          #5
          Hi Stefan, es schreiben ja einige über Bildprobleme aufgrund der neuen Forumssoftware. Einfach am Ball bleiben, dann wird sich zeigen was zu tun ist - sorry.

          VG,
          Volker.

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          • StefanBoe
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            #6
            Rago- Padjelanta - Hellomobotn- Treck (4)

            5. Tag: Weglos zum Vastenjaure und zum Arajavrre:


            Gut geschlafen, doch diesesmal kein wohlig-warmer Tagesempfang, sondern ein sich verdüsternder Himmel ohne Sonne zum Frühstück. Wir sind hier wirklich ganz allein in der weiten Landschaft, weit und breit keine zivilisatorischen Eckpunkte auszumachen. Wir packen, schultern und ziehen los. Das weglose Gehen fordert sofort: Büsche, Gestrüpp, mooriges Gelände. Wir furten einen langarmigen Zufluss des Vastenjaure und folgen dann seinem Ufer, um anschließend 150 Höhenmeter die verbuschten Hänge hinauf zu kraxeln, um zum nächsten Seearm abzukürzen. Hier stehen im Abstand von ca. 100 m große Steinmänner im Gelände, welche die Richtung zur nächsten Rentierhüterhütte anzeigen und die uns bei der Orientierung helfen. Von hier oben haben wir einen tollen Weitblick auf den großen See Vastenjaure und den im Süden anschließenden Virijaure, die sich völlig unberührt in die Weite der schwedischen Berge ausbreiten.

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Ansichten: 978
Größe: 1,09 MB
ID: 3007365
            Es ist jedoch dichtbewölkt, so dass die Seen nicht leuchtend-, sondern graublau vor uns liegen. Kurze Zeit später beginnen ungemütliche Regengüsse, von Böen, Blitz und Donner begleitet, über uns hinweg zu peitschen. Ich bin rasch durchnässt und friere erbärmlich.

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Name: P1100187.JPG
Ansichten: 946
Größe: 1,54 MB
ID: 3007366
            Zum Glück finden wir einen überstehenden Felsbrocken, unter dem wir uns für eine Weile verkriechen können.

            Nach dem Gewitter laufen wir hinab zum nächsten Fluss und beobachten einen Elch, der am Wasser trinkt. Nachdem wir den Fluss gefurtet haben kommt nun ein echt kniffliger Teil: Wir müssen den vor uns liegenden Berghang weglos ca. 300 Höhenmeter hinauf und oben im wolkenverhangenen Steilgelände den richtigen Durchschlupf finden zu einer Seenplatte. Denn am Seeufer des Vastenjaure gibt es wegen Felswänden kein Durchkommen. Wir orientieren uns an einem herabkommenden Bach und kämpfen uns an seiner Seite durch kniehohes Gestrüpp hinauf. Oben erwartet uns eine schmale, mit Wasser und Altschneefeldern gefüllte Schlucht, die mehr und mehr in dichten Nebel versinkt. Wir sind komplett unsicher, wie wir die weiter ober liegenden Seebecken erreichen sollen: Steil bergauf klettern und den Felsgraten folgen - oder lieber nach rechts der düsteren, vernebelten Schlucht folgen? Ich folge widerstrebend deinem weisen Rat nach rechts - und wir gelangen tatsächlich zum ersten See, der friedlich im nebligen Grasland liegt.


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Name: P1100188.JPG
Ansichten: 924
Größe: 1,67 MB
ID: 3007367
            Von oben ein toller Blick auf den Vastenjaure - hier in der Nähe muss Volker alias Vobo (outdoorforumbericht 2017) seinen "Lieblingszeltplatz" genossen haben - bei herrlicher Sonne.

            Am Ostende des Sees treffen wir auf ein Zelt. Ein schwedischer Trekker ist der erste Mensch seit zwei Tagen; er möchte von uns wissen, ob die schwedischen Berge, durch die er seit über 20 Jahren in jeden Ferien wandert, nicht die schönsten der Welt seien.
            Das nun folgende hügelige, von flachen Flüssen durchzogene Grasgelände lässt sich gut laufen, so dass wir über viele Kilometer rascher vorankommen. Wir folgen einem Hochtal von einem See zum nächsten, bis wir abends auf den 792 m hoch gelegenen See Arajavrre treffen. Eine graue, feste Wolkendecke scheint den See fast zu berühren und damit regelrecht abzuriegeln - eine gespenstische Atmosphäre. Am Ostenende des Sees bauen wir unser Zelt auf und halten ein etwas klammes Trekkingmahl.

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Ansichten: 925
Größe: 1,65 MB
ID: 3007368
            Als wir schon zum Einschlafen im Zelt liegen, strahlt plötzlich ein helles, rötliches Licht ins Zelt: Die Mitternachtssonne hat sich durch die Wolkendecke gekämpft. Mich zieht es nach draußen, während Mischa lieber liegen bleibt. Ich jage die Hänge hinauf zum Berg Arranoajvve (968 m) und erblicke den riesigen Vastenjaure-See tief unten, die schneebedeckten Berge an der Grenze zu Norwegen, nichts als menschenleere Weite, im Nordwesten den roten Ball der Mitternachtssonne (es ist tatsächlich ca. 24 Uhr), der rasch wieder von Wolkenzügen verschluckt wird. Jetzt aber rasch hinab zum Zelt und „Gute Nacht“.

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            • StefanBoe
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              • 14.12.2020
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              #7
              Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (5)

              6. Tag: Weglos zum Ostenende des Vastenjaure und nach Saluhavrre:

              Wir frühstücken noch im kühlen Nebel, aber als wir uns zum Aufbruch rüsten, bricht die Sonne durch und die Nebel verziehen sich. Zum Glück, denn in dem weglosen Bergland könnte man sich ohne einen gewissen Überblick leicht verlaufen. Wir folgen für ca. 6 km einem schönen, grünen Hochtal ostwärts, je nach Hangbeschaffenheit mal links oder rechts des Flusslaufes, vorbei an zahlreichen Flachwasserflächen und regelrechten Seen. Herrlich hier über die weitgehend problemlosen alpinen Matten zu laufen.

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Name: P1100198 (2).JPG
Ansichten: 975
Größe: 1,96 MB
ID: 3007376
              Ob des warmen Sonnenscheins entschließen wir uns an einer Stromschnelle zu einem Ganzkörperbad mit Seife. Bevor sich das Tal steiler zum in der Tiefe liegenden Vastenjaure absenkt, steigen wir ca. 150 Höhenmeter die Hänge zu einem flachen Kamm (810 m) hinauf. Hier oben gibt es einen phänomänalen Weitblick: Vor uns im Osten die alpinen, mit Schnee und Gletschern geschmückten Berge des Sarek, unter uns in nördlicher Richtung der weite, blassblaue Vastenjaure und im Westen die Kette des norwegischen Gebirges mit den Gipfeln des Snotoppen, des Rago, des Blamanssisen mit seinem Plateaugletscher und des Sulitjelmamassivs. Hier oben mit dieser Aussicht über den Kamm zu laufen ist wie sanftes Dahingleiten …echt gut!

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Name: P1100203.JPG
Ansichten: 928
Größe: 752,6 KB
ID: 3007377

              Bald können wir das östliche Ende des Vastenjaure überblicken und machen eine kleine Ansammlung von Häusern und Zelten aus, es wird sich um eine Lappensiedlung handeln. Diese peilen wir an, wozu wir ca. 200 Höhenmeter steil durch knie- und z.T. hüfthohes Buschwerk zum Ufer des Sees absteigen. Unten angekommen liegt der Vastenjaure merkwürdig unbewegt und still vor uns, ein großer silberner Spiegel in den weitläufigen Bergen Lapplands. Es ist sehr warm, über den Sarekbergen türmen sich große Gewitterwolken. Wir halten Siesta, dösen gemütlich eine ganze Weile vor uns hin und können dabei ein Wasserflugzeug und ein Motorboot beobachten, dass zur Lappensiedlung fährt. Später raffen wir uns wieder auf. Durch den warmen, trockenen Sommer hat der See offenbar einen niedrigen Wasserstand, so dass am Ufer für ein paar Meter ein schmaler schiefriger Bereich freiliegt, der sich zum Gehen eignet.

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Name: P1100208.JPG
Ansichten: 933
Größe: 1,41 MB
ID: 3007378
              So kommen wir gut bis auf die Höhe der Lappensiedlung „Giergessuoloj“ voran, die wie ein Indianerort im Wilden Westen, fernab jeglicher Zivilisation, auf einer Insel im See liegt. Nun verlassen wir den Vastenjaure und folgen nordöstlich einem breiten Zufluss, der zwischendurch immer wieder als ruhige Seefläche in Erscheinung tritt. Leider fehlt hier der steinige Ufersaum, so dass wir wieder weglos durchs Gelände müssen – und das stellt sich hier als ziemlich unangenehm heraus. Das Ufer bildet immer wieder sumpfige und moorige Buchten aus, die oft mühsam umgangen oder durch anstrengende Abstecher durch brusthohes Gebüsch abgekürzt werden müssen.

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Ansichten: 913
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ID: 3007379
              Den erhofften Trampelpfad finden wir erst unmittelbar vor der Lappensiedlung „Saluhavrre“, die wir komplett fratze am Abend erreichen. Die meist einfachen Häuser und Zelte der Lappen stehen verstreut im Gelände und werden in den Sommermonaten bewohnt. Hinter dem Ort liegt der große See Saluhavvre still und geheimnisvoll im glänzenden Abendlicht, am Westenende überragt von den vergletscherten, gezackten Bergen des norwegischen Küstengebirges (Gascacokhha und Littletinden). Wir gehen noch 2 km weiter bis zum Fluss, der aus dem Saluhavrre strömt, und finden hier einen zauberhaften Platz zum Zelten.

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Ansichten: 923
Größe: 2,45 MB
ID: 3007380
              Der mächtige Berg Akka, der Namensgeber von unserem Tunnelzelt, überragt die weitläufige, von Wildflüssen durchzogene Tundralandschaft. Wir kratzen in den umliegenden Büschen etwas Holz für ein Lagerfeuer zusammen und sind an diesem Abend wahre Marlboromänner in der Prärie am Fluss namens „Klondike“.

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Name: P1100221.JPG
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Größe: 3,35 MB
ID: 3007381











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              • StefanBoe
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                #8
                Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (6)

                7. Tag: über den Nordkalottleden zur Kutjaurestugan und Vaisaluoktastugan am Akkajaure:

                Eine warme Sonne weckt uns an unserem Lagerplatz, dessen Schönheit wir beim Frühstück nochmals genießen. Ein Kilometer entfernt können wir den Fluss Saluhavre auf einer großen Hängebrücke gefahrlos überqueren und treffen auf den Fernwanderweg „Nordkalottleden“, der über viele hunderte Kilometer meist einsam (im Gegensatz z.B. zum Kungsleden) durch das nordskandinavische Gebirge zieht.

                Hier bieten sich uns mehrere Optionen. Wir könnten geradeaus in den Sarek, das hieße nochmals viel wegloses Trekking. Oder südwärts mit dem Fernwanderweg Padjelantadelen Richtung Sulitjelmamassiv (Ende in Norwegen). Wir entscheiden nordwärts dem Nordkalottleden zu folgen, denn die Forumsberichte von Vobo und Bernieh haben uns neugierig auf die Gegend um den Hellomofjord und die daran anschließenden unerschlossenen Grun- und Manfjorden gemacht.


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Ansichten: 989
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ID: 3007384

                Anders als beim weglosen Gehen der vergangenen Tage können wir auf langen, ins moorige Gelände gelegten Holzplanken und ansonsten in guter Spur richtig Fahrt aufnehmen und durch die weite, baumlose Tundra-Berglandschaft gleiten. Herrlich! Nach knapp 2 Stunden erreichen wir die Wanderhütte „Kutjaurestugan“, die an einem wunderbaren Platz liegt: Erste, zarte Birkenwälder umgeben die Hütte, unterhalb donnert ein mächtiger Wasserfall, dessen Wasser in den großen See Kutjaure fließen, der weit im Osten von den mächtigen Sarekbergen Akka und Nijak überragt wird.

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ID: 3007385
                Absolut ein Platz zum Bleiben, aber da es noch früh am Tag ist, belassen wir es bei einer ausgedehnten Badepause in einer kleinen „Lagune“ seitlich des Wasserfalls. Micha knüpft Kontakt zu einem älteren schwedischen Wanderer, der in fließendem Deutsch von seinen Abenteuern als Höhlenforscher berichtet.

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ID: 3007386

                Am frühen Nachmittag nehmen wir noch die nächsten 17 km auf dem Nordkalottleden unter die Hufe. Es geht knapp 300 Höhenmeter hinauf in ein auf ca. 800 m Höhe liegendes Hochtal mit mehreren, aufeinander folgenden Seen. Hier begegnen wir auch ab und zu anderen Wanderern bzw. Wandergruppen, z.T. sogar Familien mit kleineren Kindern. Mittlerweile haben sich zahlreiche Schauerwolken gebildet, die uns erwischen und kurzzeitig durchnässen. Gewaltige Gewittertürme haben sich aber wieder über den Sarekbergen gebildet – dort sieht es nach richtig schweren Unwettern aus.

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ID: 3007387
                Endlich können wir unter uns im Norden den riesigen See Akkajaure sehen, einer der größten Seen in Schwedisch-Lappland, und steigen dann im Birkenwald zu seinem Ufer hinab. Hier liegt verstreut im Wald die Lappensiedlung „Vajsaluokta“ mit teils urigen Behausungen. Nun sind es nur noch 2 km das Seeufer entlang bis zu Wanderhütte „Vajsaluoktastugan“, doch die ziehen sich auf blockig-rutschigem Pfad endlos anstrengend dahin. Endlich die Hütte! Hier sind nur eine Handvoll andere schwedische Wanderer und eine ausgesprochen attraktive und symphatische Hüttenwirtin.

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ID: 3007388
                Entgegen unseren Erwartungen kann man hier nichts kaufen und auch nichts bestellen, aber die Hüttenwirtin und eine nette Familie geben uns etwas aus ihren Beständen, so dass wir unsere Rucksackvorräte für die nächsten Ettappen etwas schonen können. In der Hütte ist es gemütlich und auf den Matratzen der Schlafkoje schläft es sich richtig gut.





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                • StefanBoe
                  Erfahren
                  • 14.12.2020
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                  #9
                  Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (7)

                  8. Tag: weiter auf dem Nordkalottleden: Ravddajavrre - Valldajahka:


                  Heute eine 25 km –Wanderung ins Nichts, kein Mensch außer uns, wir müssen nur dem Pfad des Nordkalottleden in die Weite schwedisch-Lapplands folgen, am Abend dann, wenn die Kräfte schwinden irgendwo unser Zelt aufschlagen, that’s all. Und es wird vielleicht der Wandertag unserer Tour, der uns am weitesten auf die andere Seite führt, wo die Zeit nicht abläuft, sondern gelassen steht und sich dann und wann beginnt zu kräuseln …

                  Nachdem wir uns morgens von unserer Wanderhütte verabschiedet haben, gehen wir stundenlang auf blockigem und rutschigem Wurzelpfad durch den nordischen Birkenurwald.

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ID: 3007392
                  Hin und wieder ein Durchblick auf den riesigen See Akkajaure, bevor wir wieder im Wald verschwinden. Zwischendurch gibt es längere Passagen durch Sumpfgebiete, jedoch sind die teils kilometerlangen Holzplanken nicht gut in Schuss und versinken abschnittsweise im Wasser bzw. Morast, so dass wir entsprechend nasse Füße bekommen. Insgesamt passieren wir drei reissende Flüsse auf Hängebrücken, die allesamt zum Glück intakt sind. Trotz des warmen Wetters und des sumpfigen Geländes haben wir erstaunlich wenig mit Mücken zu kämpfen - so darf es bleiben. Nachmittags kommen wir am Seegebiet „Ravddajavrre“ vorbei und halten an einer kleinen 2-Mann-Holzhütte Kaffeepause. Wir stellen fest, dass wir uns bisher über die vielen Stunden des Wanderns trotz der relativen Eintönigkeit des aussichtsarmen Birkenwaldpfades noch nicht eine Sekunde gelangweilt haben, sondern im Gegenteil mental hellwach und inspiriert unterwegs waren.

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ID: 3007393
                  Nun steigt der Nordkalottleden leicht an und führt uns nach und nach bis zur Waldgrenze, die auf etwa auf 6oo m liegt. Berauschend sind die Durchblicke zwischen den letzten, zotteligen Birkenbäumen hindurch über das flache, kilometerbreite und von Menschenhand unberührte Tal des Valldajahka mit seinen Flussmäandern, Seen, Sumpfgebieten und Wäldern zu den runden, breit gelagerten Bergmassiven schwedisch Lapplands mit dem höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise weit im Norden.

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ID: 3007394
                  An einer besonders schönen Aussichtsstelle beschließen wir zu stoppen, bauen das Zelt auf und bereiten unser Trekkingmahl zu.

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ID: 3007395

                  Anschließend stromern wir ein wenig durch die menschenleere, wunderbare Weite um uns herum – und dürfen die Naturhypnose erleben, wenn dann und wann ohne angestrengtes Suchen, wie in einem Vexierbild, das Mystische des Daseins aufploppt und eine Weile bleiben kann.

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ID: 3007396

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                  • StefanBoe
                    Erfahren
                    • 14.12.2020
                    • 348
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                    #10
                    Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (8)

                    9. Tag: Nordkalottleden:
                    Valldajavrre – Pass nach Norwegen – Wichtelhütte über dem Hellemocanyon ("Kanonen"):

                    Weiter auf dem Nordkalottleden zurück Richtung Norwegen, wieder stundenlang durch großartige Landschaft. Wir queren die Tundrahänge unterhalb des mächtigen Bergmassivs des Rauteive (1618 m) und gelangen nochmals für eine Weile in eine verwunschene Birkenwaldzone.

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ID: 3007400

                    Wir verlassen den Nordkalottleden und laufen über plane, sattgrüne Wiesenböden auf eine weitläufige Passlandschaft zu, die zwischen den Granitgipfeln des Coruk und des Skadjevarre den Übergang nach Norwegen ermöglicht. Es folgt ein verzweigtes Seenplateau (Valldajavrre), durch das der Pfad elegant hindurch führt.

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ID: 3007401

                    Just an der Grenze zwischen Schweden und Norwegen ändert sich, wie mit einem Lineal gezogen, der Charakter der Landschaft, von sanft-weit-geschwungen zu wild-dramatisch-felsig. Die Reliefenergie macht es möglich: Von der Landesgrenze, die hier am Hauptkamm des skandinavischen Gebirges liegt, sind es westwärts gerade einmal 7 km Luftlinie bis zum Hellomofjord und damit zum Nordatlantik, während ostwärts zur Ostsee hin die Gewässer über hunderte von Kilometern Zeit haben.

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ID: 3007402

                    Am Ende der Seenkette befindet sich eine mächtige Granitschwelle, hinter der sich der Hellomocanyon dramatisch in die Tiefe stürzt und überstehende Felszacken die sogenannten „Kanonen“ bilden.

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ID: 3007403
                    Kurz vor der Schwelle zeigt ein kleines Holzschild nach links, genauso, wie Bernie es in seinem Forumbericht als ganz warme Empfehlung geschildert hat. Gespannt folgen wir den Wegspuren, klettern über ein paar Granitbuckel, entdecken eine paradiesische Grasmulde mit kristallklarem Flusslauf und trauen schließlich unseren Augen kaum: Vor uns liegen zwei kleine Wichtelhäuschen, mit Erde und Moos bedeckt.

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ID: 3007404
                    Süß, oder? Das eine ist zum Übernachten, das andere ist eine Sauna. Zum Glück niemand da außer uns, also quartieren wir uns ein. Innen drin saugemütlich, mit Bollerofen und kleiner Küchenzeile. Wir sind uns schnell einig, dass wir diesen geilen Fleck nicht morgen schon wieder verlassen, sondern noch einen weiteren Tag genießen wollen.

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ID: 3007405






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                    • StefanBoe
                      Erfahren
                      • 14.12.2020
                      • 348
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                      #11
                      Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (8)

                      10. Tag: Tag am "Wichtelhaus" mit Besteigung des Coruk:


                      Gerührt wachen wir morgens nach einer Tiefschlafnacht auf. Unsere Vorräte reichen noch so gerade für zwei Frühstücke und den heutigen Tag. Von daher geht es für uns nicht mehr weiter nach Norden zur weglosen Tour am Rande von Grun- und Manfjorden oder nach Pauro oder oder oder (der Möglichkeiten wären einige). Wir beschließen den mit einer dunklen Granitwand über uns aufragenden Berg Coruk (1374 m) zu besteigen und morgen dann noch Hellomobotn abzusteigen.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100308.JPG Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3007408
                      Dazu müssen wir erst einmal weit zurück auf dem gestrigen Weg nach Schweden laufen, um am Ende der Seenkette den Pfad zu verlassen und uns dem von hier gangbar wirkenden Coruk zu zu wenden. Von Südwest pfeift heute ein kräftiger, kühler Wind, der über der Weite der schwedischen Berglandschaft beeindruckende Föhnwolken ausbildet.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100287.JPG Ansichten: 0 Größe: 1,06 MB ID: 3007409

                      Die grobe Orientierung ist klar: Vom Gipfel ziehen weitläufige, mäßig steile Fels-, Geröll- und Schneehänge nach Nordost, über die ein Aufstieg möglich sein sollte. Im Detail stellen sich die Hänge jedoch immer wieder als unübersichtlich und teils auch anspruchsvoll heraus, mit vielen unerwarteten Mulden, Gegenanstiegen und steilen Blockfeldern. Ein Felsriegel lässt sich nur mittels saftiger Blockkletterei und einem Steilaufstieg im Schnee bewältigen. Danach verlässt Micha der Mut, denn er fürchtet wegen seinem lädierten Kreuzbandriss-Knie den Abstieg. Also beschließt er an dieser Stelle umzukehren und lieber ein paar undramatische Stunden in der Idylle um die Wichtelhäuser zu verbringen.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100305 (2).JPG Ansichten: 0 Größe: 936,2 KB ID: 3007410

                      Stefan zieht es weiter nach oben, was von hier aus kein echtes Problem mehr darstellt: Einfach geradeaus hoch über Geröll, Blockwerk und Schneefelder bis auf das große Gipfelplateau. Hier oben bläst der Wind wütend und kalt, so dass ich froh bin, hinter einem großen Gipfelsteinmann ein wenig Windschatten zu finden. Was für eine geniale Aussicht nach allen Seiten!

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100301.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,14 MB ID: 3007411
                      Fast 1400 m steil unter mir der schmale Hellomofjord, drumherum in alle Richtungen gigantische, rauhe, nackte, teils vergletscherte Berge, ohne jede menschliche Besiedlung, nach Schweden hin die Weite Lapplands, am Horizont im Westen weit draußen im Atlantik die gezackte Kette der Lofoten.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1100302.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,80 MB ID: 3007412

                      Ich bleibe über eine Stunde oben und wandere dann den Anstiegsweg hinab, ohne mich nennenswert zu versteigen. Zurück am Wichtelhaus ist es ein Leichtes, in den entspannten Modus zu wechseln, den Micha offenbar schon seit ein paar Stunden zelebriert: Seele baumeln lassen und die Schönheit der Umgebung genießen.


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                      • StefanBoe
                        Erfahren
                        • 14.12.2020
                        • 348
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (9)

                        11. Tag: Abstieg nach Hellemobotn – Motorbootfahrt über den Fjord nach Drag:


                        Wir lassen es heute besonders langsam angehen, denn es ist unser letzter Trekkingtag und im Wichtelhaus ist es sooo gemütlich. Wir haben nur noch ca. 3 Stunden Wegstrecke zu laufen: Abstieg nach Hellemobotn am Hellomofjord.

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ID: 3007416
                        Tatsächlich haben wir heute tiefhängende Wolken und Dauerregen, ganz so, wie es das Norwegenklischee will, aber dies ist effektiv der einzige Tag unserer Reise mit solcher Art Wetter. Trotzdem ist der Weg durch den Hellomocanyon mit seinen gewaltigen Granitszenerien und Wasserfällen, dem Birken- und Kiefernurwald und seinen dichten Moosen und Farnen aufregend schön.

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ID: 3007417

                        Später erinnert der Talgrund an die Szenerie im Rago-Nationalpark am Beginn unserer Tour: Fichten und Tannen und mittendurch mäandert ein glasklarer Wildfluss. Unversehens entlässt uns der Wald in der kleinen Siedlung Hellomobottn am Hellomofjord. Verstreut stehen ein paar Dutzend Holzhäuser in den nassen Wiesen, es regnet in Strömen. Wir laufen etwas verloren zwischen den Häusern herum, ein Ort ohne Zufahrtsstraße und ohne Zufahrtsweg am Ende eines langen Fjordes, kein Cafe, kein Shop, auch am „Hafen“, in dem zwei kleine Motorboote parken, nur ein wackliger Holzsteg ohne jedes Hinweisschild. Wir beginnen bei einzelnen Häusern zu klingeln, einfach, um ein paar Informationen zu ergattern. Eine freundliche Frau berät uns: 1. Dahinten gibt es ein verschlossenes Fortsthaus, da könnt ihr euch im Regen auf der Veranda aufhalten. 2. Mein Mann fährt heute Abend mit dem Mototboot in den nächsten Ort Musken, von dort könnt ihr besser weiter kommen. Super! Den Nachmittag verbringen wir auf der Veranda des Fortsthauses, lauschen dem Regen, kochen Kaffee und Trekkingmeal und Lesen.

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ID: 3007418

                        Abends gehen wir zum Bootssteg und tatsächlich werden wir exklusiv über den weltenlegenen Hellomofjord nach Musken geschippert, ein ganz schön wilder Ritt!

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ID: 3007419
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Größe: 2,40 MB
ID: 3007420
                        Direkt auf dem Boot heuern wir über eine mitfahrende Studentin aus Tromsö das nächste Boot an. Ihr Vater, ein in Hellomobottn aufgewachsener echter Same, bringt sie und uns in den Ort Drag am Eingang des Fjordes und damit zurück in die Zivilisation, denn hier gibt es wieder Straßen, Autos, eine Autofähre und Geschäfte. Und außerdem noch den besten Imbiss Skandinaviens. Leider Ironie. Der Laden wirkt schmierig, der Inhaber hat offenbar gar keine Lust und klatscht mit Miesmorchelmiene alles so dahin. Ich als Vegetarier order Pommes, Micha Pommes und Hamburger - was sich bitter für ihn rächen wird…

                        Die Studentin aus Tromsö hat uns noch zwei gute Tipps mit auf den Weg gegeben. 1. Übernachten könnt ihr in einer offenen Blockhütte am Spielpatz ca. 1 km vor Drag. 2. Wenn ihr noch ein paar schöne Tage an der Küste verbringen wollt, dann fahrt nicht auf die überlaufenen Lofoten, sondern auf die Halbinsel Steigen! Beide Tipps werden von uns beherzigt. Die Spielplatzhütte ist zum Übernachten in Ordnung. Und Steigen, wo wir tags drauf hin trampen, entpuppt sich als Hammer!







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                        • StefanBoe
                          Erfahren
                          • 14.12.2020
                          • 348
                          • Privat

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                          #13
                          Rago - Padjelanta- Hellomobotn - Treck (10)

                          12. – 14. Tag: Steigen/ Helmessund:

                          Die eigentliche Treckingtour ist beendet, aber ein paar Tage am "karibischen" Nordmeer müssen noch sein. Wir trampen mit netten Menschen die aufregende Küste der Halbinsel "Steigen" entlang. Außerhalb der kleinen Ortschaft Helmessund suchen wir uns einen einsamen Platz zum Zelten an einer Meeresbucht. Leider hat Micha - dem Hamburger sei Dank – eine Salmonellenvergiftung mit Dünnpfiff und wackligen Beinen. Den Tag verbringen wir mit chillen und kleinen Spaziergängen. Die Fjordlandschaft mit den türkisfarbenen Meeresbuchten und den steil aufragenden Gebirgszügen ist super schön!


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ID: 3007422

                          Abends erhalten wir beim Vorbeigehen an einem schön gelegenen Holzhaus eine spontane Einladung von Lillian, einer deutlich dem Hippiegeist verbundenen Norwegerin in unserem Alter, und trinken mit ihr Weißwein auf der Treppe vor ihrem Haus.

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ID: 3007427
                          Am nächsten Morgen wandern wir die Küste entlang zu traumhaften, menschenleeren Sandstränden. Bei 17° Wassertemperatur und der unwirklichen Kulisse ist es ein sehr besonderes Planschvergnügen.

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Größe: 3,19 MB
ID: 3007426

                          Micha ist von den Salmonellen noch nicht ganz genesen und lässt mich losziehen zu einer Tour auf den Berg Kraktinden, der sich spektakulär steil über 1000 m hoch über den verzweigten Fjordarmen erhebt. Eine Wahnsinnsaussicht dort oben!

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ID: 3007425
                          Aussicht vom Kraktinden / Halbinsel Steigen

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ID: 3007424
                          Spätabends genießen wir am Hafen von Helmessund bei einem Bier die Mitternachtssonne – sie sinkt in slow motion hinter die gezackte Kette der Lofoten.

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ID: 3007423

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                          • Ljungdalen
                            Alter Hase
                            • 28.08.2017
                            • 2740
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                            #14
                            Vielen Dank, sehr schön.

                            (Aber kann vielleicht noch der Titel geändert werden, auch wegen späterer Auffindbarkeit? Es heißt Hellmobotn - bspw. in der Norgeskart - oder Hellemobotn - meiste Google-Treffer, auch von offiziellen Seiten - aber auf keinen Fall "Hellomobotn".)

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                            • StefanBoe
                              Erfahren
                              • 14.12.2020
                              • 348
                              • Privat

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                              #15
                              Danke für den Hinweis, ich würde dann die Version "Hellemobotn" vorziehen. Merke aber gerade, dass ich in die Titelzeile nicht hineinkomme. Kann das nur einer der Moderatoren ändern?

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                              • Fjellfex
                                Fuchs
                                • 02.09.2016
                                • 1255
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Danke für´s Mitnehmen!
                                Deine Bilder sind ja sowas von gut... da wird die Nordlandsehnsucht so richtig befeuert.

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                                • Eckbert
                                  Neu im Forum
                                  • 29.01.2018
                                  • 1
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                                  #17
                                  hi mein Bergkamerad,
                                  auch ich bin von unserer Tour, den Bildern und deiner lebendigen Beschreibung begeistert.
                                  ich hoffe auf noch viele gemeinsame Touren.
                                  dein Freund, Der Micha

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                                  • Rhodan76

                                    Alter Hase
                                    • 18.04.2009
                                    • 3034
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Dem schließe ich mich an, da habt ihr euch eine schöne Tour rausgesucht! Auch wir standen schon an der E6 (etwas weiter südlich) und haben es mit trampen versucht - kein einfaches Unterfangen. Darf man fragen was die Taxi-Fahrt Fauske - Lakshol gekostet hat?

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                                    • StefanBoe
                                      Erfahren
                                      • 14.12.2020
                                      • 348
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Taxifahrt Fauske-Lakshol so ca. 40,- € p.P. habe ich in Erinnerung, weiß es aber nicht mehr genau.

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                                      • vobo

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                                        #20
                                        Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigen
                                        Ich als Vegetarier order Pommes, Micha Pommes und Hamburger - was sich bitter für ihn rächen wird…
                                        Na da bin ich froh, dass ich bei meinen mittlerweile 3-4 Aufenthalten in Drag den Imbiss nicht aufgesucht habe ... entweder hatte der Supermarkt auf oder der Imbiss zu.

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