[GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

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    [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

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    Mitreisende
    Hey Überraschung, wie so Viele waren auch wir dieses Jahr auf Skye! Ich hoffe, ihr habt trotzdem Lust auf einen weiteren Reisebericht. Es wird recht umfangreich und textlastig, aber ich hoffe, ihr lasst euch dadurch nicht abschrecken. Es ist doch gerade die perfekte Jahreszeit, um mal wieder dem Fernweh zu fröhnen! Zum Ablauf sei nur kurz Folgendes gesagt: Ich werde recht zügig den ganzen Bericht mit einigen Doku-Fotos (Zelt, Menschen, Weg etc.) posten, jeweils an geeigneter Stelle mit einem Link zu einer externen Galerie mit weiteren Fotos des Reisegebietes.
    Viel Spaß dabei!


    Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli


    "If you are a delicate men,
    And of wetting your skin are shy,
    I'd have you know, before you go,
    You had better not think of Skye."
    Sheriff Nicolson



    Reisezeit: 26.06.2015 - 16.07.2015


    Vorgeplänkel

    Satte 4 Jahre sind mittlerweile seit den letzten beiden Touren von Sven und mir nach Irland und Schweden vergangen. Und auch wenn die große Wanderausrüstung in dieser Zeit nicht komplett eingestaubt ist und von Beiden individuell kleinere oder auch größere Touren unternommen wurden, kribbelte es doch schon ganz schön, als wir uns Anfang des Jahres dazu entschlossen, dass es mal wieder an der Zeit sei, zusammen eine neue Unternehmung in Angriff zu nehmen. Unseren Hobbys sind wir indes treu geblieben und so war sofort klar, dass der Fokus neben dem Trekking zumindest in gleichen Teilen auf der fotografischen Erkundung des Reisegebietes und der Dokumentation unser Tour liegen sollte. Neu hinzugekommen ist Svens Leidenschaft fürs Filmen, sodass die Doku-Bilder diesmal fast ausschließlich von mir stammen und nicht dem Umfang der letzten Reiseberichte erreichen. Das Filmmaterial wird dafür, wenns fertig ist, natürlich hier im Thread ergänzt. Das kann aber noch eine Weile dauern…

    Die größte Herausforderung bei der Vorbereitung der Tour war es, einen geeigneten Reisezeitraum zu finden. Obwohl wir uns immer noch recht erfolgreich dagegen wehren, in einen stumpfen "Arbeit-Wochenende-Arbeit"- bzw. "Arbeit-Urlaub-Arbeit"-Kreislauf hinabzurutschen, ist die Zeit des Studiums (vorläufig) vorbei und der Würgegriff leider notwendiger (Lohn-)Arbeit muss immer öfter in Kauf genommen werden. Nach einigem Hin und Her stand schließlich Ende Juni/Anfang Juli als einzig mögliches Zeitfenster fest. Glücklicherweise sollte dies auch, mit ein paar kleinen Abstrichen und trotz Hauptreisezeit und Midge-Hochsaison, von den klimatischen Bedingungen her eine recht angenehme Zeit zum Besuch der von uns angestrebten Insel sein. Im Verlauf der Planungen wurde uns allerdings klar, dass die veranschlagten 2 Wochen nicht ausreichen würden, um, inkl. An- und Abreise, den von uns angestrebten Umfang der Tour ohne allzu großen Zeitdruck umzusetzen. Schnurstracks wurden Jobs verschoben, Aufträge abgesagt und Kolleginnen und Kollegen überzeugt, sodass wir mit der Gewissheit von gut 3 Wochen Freiheit in die konkreten Planungen zur Ausgestaltung unseres Urlaubs gehen konnten.

    Wieder wollten wir möglichst autark von den lokalen Lebenserhaltungskosten sein, sodass eine Anreise per Flugzeug aufgrund des von uns benötigten Gepäcks und der ungewollten Abhängigkeit von den örtlichen Nah- und Fernverkehrsmitteln ausgeschlossen werden konnte. Die Anreise mit dem eigenen PKW (genauer gesagt Svens PKW...) brachte neben der weitaus größeren Flexibilität vor Ort auch den Vorteil mit sich, dass wir unser Reisemobil gleichzeitig als Basisstation nutzen konnten. Es bot sich an, den Wagen in Portree, neben der zentralen Lage der Stadt auch gleichzeitig das gesellschaftliche und touristische Zentrum der Insel, abzustellen und mehrfach dahin zurückzukehren um Vorräte und Klamotten nachzubunkern, Akkus zu laden bzw. Speicherkarten zu leeren und ohne die Notwendigkeit der Zeltplatzsuche auf Tagesausflüge gehen zu können. Der sich uns bietende Stauraum wurde allerdings etwas überstrapaziert, sodass wir deutlich zu viel Zeug und vor allem Lebensmittel mitnahmen, was zu später noch zu beschreibenden nervigen Umräumaktionen vor dem Schlafengehen führte. Sogar ein kleiner Grill fand Eingang in unser Reisegepäck und wurde zur allgemeinen Zufriedenheit und in Verbindung mit anschließender ausdauernder Trägheit aufgrund des übermäßigen Nahrungsmittelkonsums zum Einsatz gebracht.

    Nach einem flüchtigen Blick auf die Preise für eine Fährüberfahrt samt PKW von Amsterdam nach Newcastle verwarfen wir auch diese Möglichkeit und legten uns schließlich auf die längste aller verfügbaren Anreisewege samt der damit verbundenen Aussicht, 2 Tage komplett hinterm Steuer zu verbringen, fest. Man ahnt es schon - der Ärmelkanal und die Fähre Calais-Dover waren unser Ziel. Ganz nebenbei sollte es uns auf den 1100km alleine von Dover bis auf die Insel Skye möglich sein, unsere anfängliche Scheu vom Linksverkehr abzulegen. Wat mutt dat mutt...
    Als die Tour immer konkretere Formen annahm, wurde uns klar, dass es unter diesen Vorzeichen diesem Mal im Gegensatz zu den anderen beiden oben verlinkten Unternehmungen keine ausschließliche Trekkingreise werden sollte, was sich letztendlich auch dadurch äußerte, dass es uns nicht auf Teufel-komm-raus darum ging, den Skye-Trail von Anfang bis Ende abzulaufen, was zu einigen Abkürzungen bis hin zu komplett übersprungenen Etappen führte. Die letzte Woche der Tour bestand dann auch fast ausschließlich aus Tagesausflügen und das Zelt wurde dauerhaft gegen die Liegefläche des Autos eingetauscht. Leserinnen und Leser, die sich auf Abenteuer und klassische Outdoor-Action gefreut haben, werden über weite Teile des Reiseberichtes also eventuell etwas enttäuscht werden. Nichtsdestotrotz bietet Skye reichlich Platz für Freunde des gepflegten Draußen-Seins und im Zuge unser intensiven Beschäftigung mit dieser "Perle" und natürlich unser Zeit vor Ort hat sich eine Menge Wissen und Erfahrungen angehäuft, die gerne an Interessierte und alle, die ebenfalls eine Reise auf diese Insel planen, weitergegeben werden möchte.


    Reiseziel

    Tja die Isle of Skye...wie kam es, dass wir uns gerade diese Insel ausgesucht hatte? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mehr. Auf jeden Fall gibt es auf meiner "Orte-zu-erledigen"-Liste unter dem Punkt Schottland schon lange den Eintrag "Skye". Vermutlich lief es wie immer, Sven oder ich sind irgendwie auf Fotos der Insel gestoßen und wir haben gleich herausposaunt: "Da müssen wir hin!" (mit einem leicht überheblichen Anklang von "Das können wir besser" in Bezug auf die Fotos...). Da keiner von uns vorher jemals in Schottland war vielleicht eine etwas ungewöhnliche Wahl, aber so sei es. Praktischerweise sind wir dann recht bald auf den Skye Trail gestoßen, was der geplanten Reise dann auch ausreichend Struktur geben sollte. Hinzu kam, dass es zum Zeitpunkt meiner ersten Recherche im Vergleich zu höher frequentieren Gegenden in Nordeuropa wie bspw. dem Sarek kaum Infos in Form von Reiseberichten oder Ähnlichem hier bei den outdoorseiten gab und ich mir vornahm, dies zu ändern. Kurioserweise hat sich das im letzten Jahr ja recht stark geändert, naja Skye ist anscheinend "im kommen".

    Also weiter im Text...
    Bei Skye handelt es sich um die größte Insel der Inneren Hebriden und die zweitgrößte Insel Schottlands (ebenfalls die zweitgrößte der Britischen Inseln, Großbritannien und Irland ausgenommen). Auf einer Fläche von ca. 1600km^2 leben hier etwa 10.000 Menschen, 2000 davon in der "Hauptstadt" Portree. Zur Hauptsaison verdoppelt sich diese Zahl durch Touristen in etwa. Die Bevölkerungsdichte ist mit 6 Einw./km^2 etwa doppelt so hoch wie die Islands, aber weniger als die Hälfte Norwegens. Also recht spärlich Die Insel besitzt eine Nord-Süd Ausdehnung von max. 80km, Von Osten nach Westen sind es maximal 40km. Aufgrund der zahlreichen Lochs und Halbinseln besitzt Skye eine Küstenlinie von mehr als 600km! Dies führt auch dazu, dass kein Punkt der Insel weiter als 8km vom Meer entfernt liegt.
    Wir erhofften uns von Skye sämtliche der spektakulären Landschaftsformen Schottlands, komprimiert auf engstem Raum. Schroffe Gebirge in Sichtweite weißer Strände, grüne, schafbedeckte Wiesen, Steilküsten, Wasserfälle, weitläufige Heide- und Moorlandschaften, versteckte Bergseen, malerische Täler und ab und zu verschlafene Dörfer. In dieser Erwartung wurden wir in jedem Fall bestätigt!

    Zum schottischen Wetter muss glaube ich nicht mehr allzu viel gesagt werden. Wir hatten bei unseren ca. 20 Tagen auf der Insel satte 2-3 Tage komplett ohne Regenschauer und 4-5 an denen es durchgeregnet hat. Den Rest der Zeit wechselten sich ständig Regen, Nebel, Wolken und Sonne ab. Die meiste Zeit war es bewölkt und die Sicht auf die grandiose Landschaft wurde durch Nebel und/oder tief hängende Wolken beeinträchtigt. Beispielhaft sei hier der Wetterbericht im Community Shop von Elgol erwähnt, der aus den verschiedensten Wolken- und Regenkombinationen (heiter, bewölkt, Regen usw.) mit der darunter stehenden Konkretisierung „DAILY“ besteht.

    As eigenes "Wetterphänomen" sollten noch die guten alten Midges erwähnt werden, die wir eigentlich immer dann antrafen, wenn es mal nicht stark regnete und wir uns auf einen gemütlichen Abend am Zelt gefreut hatten. Pustekuchen! Die Frage, was uns lieber wäre – Regen oder Midges – können wir immernoch nicht zu beidseitiger Zufriedenheit beantworten. Eins von Beidem war, mal in größerem, mal in kleinerem Ausmaß, immer vorhanden.


    Route

    Beim Skye-Trail handelt es sich um einen inoffiziellen Fernwanderweg, der vom nördlichsten Punkt der Insel, Rubha Hunish, bis Portree und von dort in südlicher Richtung durch die Cuillins in einem Bogen nach Broadford führt. Er ist insgesamt 130km lang und wird meist in 7 Etappen beschrieben. Diese Etappen sind jeweils so ausgelegt, dass sie in einer Ortschaft mit Beherbergungsmöglichkeiten oder zumindest an einer Straße mit regelmäßigem Busverkehr starten und enden und somit auch für Wanderinnen und Wanderer geeignet sind, die nur mit leichtem Gepäck, also ohne Zelt, Schlafsack und Verpflegung unterwegs sein wollen. Der Umfang der jeweiligen Etappen ist recht großzügig bemessen und für unsere Verhältnisse in einigen Fällen schlicht zu lang, sodass wir diese nur als grobe Orientierung nutzten und die Tour deutlich ruhiger angehen ließen. Gerade die zweite Etappe, die von Flodigarry über Quiraing und fast die gesamte Trotternish Ridge bis zum Storr führt (28km, ca. 1500hm), ist in unseren Augen für "Normalsterbliche" mit 20+x kg-Rucksäcken kaum an einem Tag zu schaffen. Ein weiterer Grund dafür, dass wir es entspannt angehen ließen ist neben dem (Über-)Gepäck und der Orientierung an Schlafplätzen in möglichst fotogener Umgebung die Tatsache, dass es uns (und das war uns vorher klar) an körperlicher Grundfitness mangelt und es keiner von uns vor der Tour auf die Reihe gekriegt hat, zumindest ein bisschen zu trainieren. Was das Schlafengehen und Aufstehen angeht orientierten wir uns zudem an dem Sonnenauf- bzw. -untergangszeiten. So waren wir die meiste Zeit nicht vor 0:00 im Bett und der Wecker klingelte jeden Morgen zwischen 03:00 und 04:00. Da es in 90% der Fälle allerdings morgens bedeckt war oder gar regnete, blieben wir liegen und schliefen weiter, folgerichtig führte dies dazu, dass wir meist erst zwischen 10:00 und 11:00 aufstanden und sich unsere tägliche Wanderzeit dementsprechend verkürzte.
    Konkret sah das Ganze dann so aus:

    Anreise mit dem Auto bis Portree, dann ab in den Bus bis zur berühmten Telefonzelle bei Duntulm. Gewandert wurde von dort der Skye-Trail über Rubha Hunish & Flodigarry bis nach Quiraing. Weiter über die Trotternish Ridge bis zum Storr, Abstieg und anstatt an der Küste weiter bis Portree zu laufen, haben wir diese Etappe übersprungen und sind gleich nach Portree getrampt. Von dort gings dann erstmal mit dem Auto weiter zum Neist Point, an dem wir 2 Nächte verbrachten, nur unterbrochen durch einen kurzen Ausflug zu den Coral Beaches. Zurück in Portree startete der zweite Teil unsrer Wandertour nach einer kurzen Busfahrt nach Peinchorran mit dem Weg am Loch Sligachan bis Sligachan und ins Glen Sligachan durch die Cuillins. Im Tal nahmen wir den Abzweig Richtung Sgurr na Stri über den Pass zum Loch Coruisk. Weiter gings an der Küste über den Bad Step nach Camasunary und schließlich Elgol. Dann übers Land auf der Straße nach Glasnakille und dem Skye Trail folgend über Kilmarie bis Torrin, wobei wir hier den Abstecher des Trail westlich der Straße durch bewaldetes Gebiet zu den Ruinen von Keppoch wetter- und motivationsbedingt außer Acht ließen und direkt der Straße folgten. Ab Torrin übersprangen wir wiederum die komplette letzte Etappe des Skye Trail und nahmen direkt den Bus nach Broadford und weiter nach Portree. Dann gings mit dem Auto für eine Nacht zur Talisker Bay und in (vergeblicher) Hoffnung auf besseres Wetter als beim ersten Besuch noch einmal nach Quiraing, diesmal aber lediglich zum Parkplatz an der Straße zwischen Uig und Staffin. Die letzten 2 Nächte auf Skye verbrachten wir an den Fairy Pools, wobei der zweite Tag dort als Ruhetag dem Dauerregen geschuldet war. Nachdem wir Skye hinter uns gelassen hatten, machten wir uns auf zur Fähre nach Malaig, um von dort einen grandiosen Ausflug auf die Insel Canna zu machen, der leider nur eine Nacht andauerte. Eine weitere Nacht verbrachten wir anschließend im Glencoe auf dem Festland. In Edinburgh gewöhnten wir uns für ein paar Stunden wieder an die Zivilisation und machten uns anschließend wieder auf die Rückreise gen Süden.

    Bildergalerien:
    • am Besten erst den Bericht lesen und die Galerien am jeweiligen Zeitpunkt ansehen, das hier dient nur zu übersicht und für ganz lesefaule




































    Zuletzt geändert von JeeWo; 01.12.2015, 17:29.
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    #2
    AW: Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

    01 – 23.06.-24.06. – Anreise bis Calais

    So dann fangen wir mal an...
    Den letzten Tag vor der Abreise verbringen wir größtenteils damit, sämtliche Supermärkte und Drogerien in der näheren Umgebung abzufahren und deren Sortimente an Tütensuppen, Müsli, Nüssen und als Trail-Snack geeigneten Süßigkeiten leerzukaufen. Während wir anfangs noch versuchen den Überblick zu behalten und unsere Mahlzeiten grob vorkalkulieren, kaufen wir uns im Laufe des Tages in einen Rausch und schmeißen alles nur Erdenkliche in unseren Einkaufskorb, sodass das jetzt nicht soo kleine Auto am Ende schon ohne unser Gepäck und uns selbst bedrohlich überzuquellen droht. Als das Auto voll und unsere Portemonnaies leer sind, trennen sich unsere Wege nochmal und während Sven noch Geschäftliches zu erledigen hat und bis tief in die Nacht hinein mit Packen beschäftigt sein wird, bereite ich zu Hause noch 2 Bleche Oatsnack vor und kontrolliere zum letzten Mal die Ausrüstung. Die quälende Frage, ob wir an Alles gedacht haben, pocht dabei immer im Hinterkopf.

    Die dann doch recht kurze Nacht endet um 6:30 und nach kleinem Frühstück und Verabschiedung von der Familie steht unser Reisemobil mit Sven am Steuer auch schon vor der Haustür. Auch wenn der Essensberg mittlerweile gut sortiert und ordnungsgemäß in Kisten verpackt ist, nimmt er immer noch einen beachtlichen Teil des Laderaums ein, für die Rucksäcke findet sich dennoch ein Platz und glücklicherweise sogar für uns. Nach einem kleinen Tour-Startfoto und einer kurzen Videosequenz geht es auch schon los, auf den ersten Teil der Anreise - gut 1000km vom (fast) nordöstlichsten Zipfel Deutschlands bis zum Fährhafen nach Calais.


    voll bepackt und fest entschlossen ziehen wir in die Ferne

    Über die Fahrt lässt sich indes nicht allzu viel Spannendes berichten. Bis auf kurze Stauphasen bei Hamburg, auf der A1 und vor Antwerpen kommen wir gut durch. So vergeht der Tag und die Kilometer fliegen nur so dahin. Nachdem auch die letzte Grenze ohne Hürden überwunden ist und sich der Tag langsam dem Ende neigt, fahren wir in Frankreich zwischen Calais und Dunkerque von der Autobahn ab und durchqueren auf dem Weg Richtung Meer ein paar malerische Dörfer. Selbst hier lassen die ab und zu auftretenden Schilder mit der beinahe flehenden Aufschrift "DRIVE RIGHT" darauf schließen, dass die Fähre und damit Großbritannien nicht mehr weit sein können. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Küste und finden sogleich einen Parkplatz an den Dünen, der schon von einer Reihe Campern belegt ist. Das GPS hatte wieder einmal nicht enttäuscht und uns an eine wunderbare Stelle, nämlich an den Rand des Nationalparks "Platier d'Oye" geführt. Nach kurzer Recherche unter den Anwesenden (die sich unter Urlaub wohl allesamt vorstellen, isoliert in ihren Wohnburgen zu hocken und auf den Fernseher zu starren) stellt sich heraus, dass es kein Problem sei, hier mit dem Auto zu übernachten. Es ist mittlerweile 21:00 Uhr und bevor wir anfangen, ein bisschen die Gegend zu erkunden, steht erstmal das Umräumen des Autos an. Dieser Vorgang wird sich im Laufe der Tour noch sehr häufig wiederholen und unsere Nerven immer wieder aufs Neue auf die Probe stellen. Ich glaube, ich erwähnte bereits, wie viel Zeug wir dabei haben! Unser Ziel ist es, den Laderaum des Wagens komplett zu entleeren, sodass wir dort zu zweit drinnen pennen können. Unser gesamtes Geraffel wird also nach dem Tetris-Prinzip vorne in der Fahrerkabine oder unters Auto gequetscht, was so etwa eine halbe Stunde in Anspruch nimmt. Der Vorraum des Wagens ist am Ende bis auf den letzten cm3 gefüllt und der Stapel auf dem Fahrersitz neigt sich bedrohlich Richtung Hupe, wird jedoch vom Stapel hinter der Windschutzscheibe abgestützt und verhindert so nächtliche Alarmübungen mit anschließender Steinigung durch die uns umgebenden Luxus-Camper. Das ganze Schauspiel schaut sich unser "Nachbar" mit einer Mischung aus Verwunderung und Vergnügen an, während er in seinen Campingstuhl gelümmelt mehrere Gläser Wein lehrt und nur ab und zu seiner Frau einen Wink gibt, wenn wir wieder etwas in seinen Augen sehr kurioses getan haben. Ansonsten belässt er es dabei, uns freundlich aber wortlos zuzulächeln.
    Nachdem also die härteste Übung des Tages geschafft ist, machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Dünen über den endlosen Strand hin zum Wasser und genießen dort einen formidablen Sonnenuntergang, während wir den beachtlichen Verkehr auf dem Wasser beobachten. Eine echt tolle Gegend haben wir da mal wieder gefunden! Nach einer kurzen Filmsequenz geht es mit knurrenden Mägen zurück zum Wagen und unweit des Parkplatzes an eine schnuckelige Steinmauer, auf der wir unser Abendbrot zubereiten. Wie schon auf unsrer letzten Tour in Schweden wird der Tütensuppen-Reigen mit einer leckeren Portion Brokkoli-Nudeln (mit Frühlingskräutern!) eröffnet - unsere Stamm-Mahlzeit und immer wieder ein Highlight!


    lecker Brokkoli!

    Gegen 0:30 verkriechen wir uns dann gut gesättigt und müde in unsere Koje in Erwartung einer wiederum recht kurzen Nacht. Die Fähre morgen fährt sehr zeitig und der Wecker steht auf 5:45.
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      #3
      AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

      02 – Donnerstag, 25.06. – Calais bis Broadford (Skye)

      Auch wenn es im Auto noch so gemütlich ist, hilft Alles nichts, wir haben eine Fähre zu kriegen und quälen uns um kurz vor 6 aus den Schlafsäcken. Behilflich ist dabei die Sonne, die durch die Fenster scheint und einen sehr schönen Tag verspricht. Was wir gestern beim Umpacken das Wagens nur halbherzig bedacht hatten, war, dass zwei riesige Rucksäcke und mehrere Kisten mit Müsli und Schokolade auf dem europäische Festland und vermutlich auch in GB laut StVO keinen PKW steuern dürfen (und auch wenn sie wöllten vermutlich nicht könnten). Für uns heißt das also, die Fahrerkabine vom Unrat zu befreien und wieder für Sitzmöglichkeiten zu sorgen. Nachdem die Ladefläche also wieder reichlich gefüllt ist und wir uns versichert haben, auch nichts unter dem Auto vergessen zu haben, machen wir uns ohne Frühstück und ohne die umliegenden Camper zu wecken auf den Weg.


      geschafft, es gibt vorne wieder Platz zum Sitzen

      Nach nur einer knappen Viertelstunde Fahrtzeit erreichen wir Calais und werden am Fährhafen gleich von meterhohen Stacheldrahtzäunen und allgegenwärtigen Polizeipatrouillen begrüßt, während selbst von der Straße aus die Überreste eines geräumten "jungle"-Camps Geflüchteter zu sehen sind. Die Folgen der Abschottungspolitik Europas zeigen sich hier ohne Maske in ihrer ganzen Hässlichkeit. Gebannt vom Anblick und mit einem reichlich mulmigen Gefühl im Magen verlieren wir etwas die Orientierung und werden von einem Polizisten/Hafenmitarbeiter/Autoritätsperson auf die falsche Fahrspur geleitet, sodass wir uns schnurstracks in der Schlange zur Güterabfertigung eingequetscht zwischen einer schier endlosen Zahl an LKWs wiederfinden. Der einzige Ausweg führt quer über eine ca. 30cm hohe Bordsteinkante und reichlich fluchend überwinden wir auch dieses Hindernis ohne bleibende Schäden an Svens gerade ein paar Wochen jungem Fahrzeug zu nehmen. Endlich an der richtigen Fährauffahrt werden wir bzw. der Innenraum unseres Wagens nach dem Check-In durch den Zoll einer peniblen Kontrolle unterzogen. Nachdem kein "blinder Passagier" in unserem vollgepackten Laderaum gefunden werden kann und wir nicht dem neuen Nr.1-Feindbild entsprechend als seelenlose Schleuser enttarnt werden geht es endlich mit reichlich angefressener Stimmung in den Bauch der Fähre.


      bye, bye, Kontinentaleuropa


      selbst auf der Fähre - Arbeit geht vor!

      Unsere Laune hebt sich nach einem verspäteten Frühstück bestehend aus Süßkramresten des Vortages merklich und bei strahlendem Sonnenschein und bester Sicht genießen wir die Hafeneinfahrt und die spektakulären Kreidefelsen von Dover.


      Dover und so...

      Nun wird es ernst in Sachen Linksverkehr! Sven klemmt sich hinters Steuer und ich filme die ersten Sekunden Fahrt auf der ungewohnten Straßenseite. Dank der Vorausfahrenden gelingt das Ganze gemessen an unseren Befürchtungen überraschend gut und auch den ersten Kreisverkehr überstehen wir ohne Unfall. Nach einer weiteren Kontrolle durch den britischen Zoll (es gibt immernoch Nichts zu beanstanden) lassen wir den Hafen hinter uns und machen uns auf die lange Fahrt gen Norden. Nachdem unser Auto durch das Abkleben der Scheinwerfer mit speziellen, auf der Fähre erworbenen, Aufklebern linksverkehrsicher gemacht wird, kommt auch schon London schnell näher und wird von uns gekonnt ohne ausufernde Staupausen über die Dartford Crossing umfahren. Weiter geht’s über die A1 und während sich unsere Route vor Newcastle nach Westen wendet um an die M6 Richtung Glasgow zu gelangen, weckt die Landschaft mit ihren offenen, kahlen Hügeln und der dünnen Besiedlung zum ersten Mal Erinnerungen an vergangene Irland-Aufenthalte.

      Pünktlich mit dem Überqueren der schottischen Grenze setzt ein immer stärker werdender Regen ein, der für uns aber zum Land dazuzugehören scheint und eher freudig aufgenommen wird. Als unerwartetes Hindernis erweist sich die Umgehungsstraße von Glasgow mit einer ganzen Menge Verkehr, einer großen Anzahl teils schwer auszumachender Spurwechsel und Abbiegungen sowie schlechter Sicht aufgrund des mittlerweile dann doch unangenehmen Starkregens. Umso größer ist bei uns dann die Freude, als wir die Stadt hinter uns gelassen haben, sich der Verkehr beruhigt und wir vorbei am Loch Lomond immer schönere Landschaften durchfahren. Von nun an zieht sich die Strecke doch ganz schön und die mittlerweile gut 800 Tageskilometer machen sich bemerkbar. Während ich langsam müde werde, ist Sven jedoch noch bestens gelaunt und erfreut sich an den kleinen kurvigen Straßen. Das Links-Fahren geht mittlerweile wie von selbst, wohl auch dadurch begünstigt, dass es seit geraumer Zeit nur noch eine gemeinsame Spur für beide Verkehrsrichtungen gibt. Je weiter wir in die Highlands vordringen, desto breiter werden die Straßen wieder; die Landschaft steigert sich in ihrer Schönheit zu immer neuen Höhepunkten und entlockt uns nicht selten "Ahh" und "Ooohh" -Rufe, selbst wenn die Gipfel der Berge in tiefen Wolken hängen und die Sicht aufgrund des Regens sehr eingeschränkt ist. Die immer größer werdende Wohnmobildichte macht uns auf die Vielzahl malerisch gelegener Park- und damit Schlafplätze unweit der Straße aufmerksam und spätestens mit der Durchquerung des Glencoe stellen wir uns ernsthaft die Frage, ob wir die Nacht hier verbringen wollen, oder doch noch weiter bis zur Isle of Skye fahren sollten. Wir entscheiden uns, auch aufgrund des Regens, gegen eine Übernachtung auf dem Festland und nehmen hinter Fort William die letzten 120km in Angriff. Wir erhoffen uns davon, am morgigen Tag möglichst schnell das Auto gegen die Wanderschuhe tauschen zu können und nicht erst mit dem letzten Bus oder gar erst am Tag darauf in die Natur zu kommen.

      Auch wenn die Entfernung im Vergleich zu den bisher abgeleisteten Kilometern wie ein Katzensprung erscheint, wird die Strecke doch noch zu einer ganz schönen Herausforderung. Der Weg will und will nicht enden, die A87 windet sich durch endlose Täler und die einsetzende Dunkelheit lässt auch die wunderschöne Umgebung nach und nach verschwinden. So langsam schwinden auch bei Sven am Steuer die Kräfte und so ist es eher Erleichterung als Freude, als wir gegen 22:30 endlich die Isle of Skye am Horizont ausmachen können und sich kurze Zeit später auch die Skye Bridge zeigt. Auf der Insel angelangt erfolgt bei uns ein Spannungsabfall und die einzigen Emotionen, zu denen wir uns noch aufraffen können, äußern sich in einem simplen "Och, sieht ja ganz nett aus". Dunkelheit, Regen und die Tatsache, dass wir heute schon seit 16 Stunden im Auto hocken, bedingen diesen ersten, vollkommen ungerechtfertigt untertriebenen Kommentar. Wir schleppen uns im Auto die letzten Kilometer bis nach Broadford und suchen dort abseits der Hauptstraße wieder dem GPS folgend einen geeigneten Schlafplatz. Leider haben wir diesmal nicht so viel Glück und landen auf einem etwas schmuddeligen Parkplatz am Rande des Waldstücks süd-westlich der Ortschaft. Wie sich kurioserweise herausstellt sind wir zufällig unweit des Endpunktes des Skye Trail gelandet, an dem Punkt, an dem der Weg ein letztes Mal auf die Straße trifft und nach Broadford führt. Uns ist dies Alles egal, wir haben genug für heute, stellen den Motor aus und betreten den Inselboden.

      Der Regen wird etwas weniger und promt werden wir von einem großen Schwarm Midges empfangen. Na toll!! Geeignetes Spray soll erst morgen eingekauft werden, unsere Mückennetze sind irgendwo im Gepäckchaos hinten verschollen. Mit letzter Kraft packen wir im Eiltempo das Auto um ohne verhindern zu können, dass sich eine ganze Reihe der fliegenden Biester im Heck, aka Schlafzimmer, einnistet. Während Sven das ignoriert und sich sofort in seinen Schlafsack fallen lässt, bin ich der Meinung mir noch eine Zigarette und ein Bier aus dem mitgebrachten Kasten (so viel zum Thema Wir-haben-so-viel-Zeug-dabei) verdient zu haben und konsumiere Beides, natürlich immer in Bewegung bleibend, in der näheren Umgebung. Dabei gehe ich schonmal probeweise ein paar Meter auf dem Skye Trail und befinde ihn für akzeptabel. Es ist kurz nach Mitternacht als auch ich mich mit hektischen Bewegungen die Midges vertreibend ins Auto rette und ohne Gedanken an ein eventuelles Abendbrot zu vergeuden in einen tiefen Schlaf gleite. Der Wecker steht auf 8:00, wir halten uns aber die Option offen, diese Zeit gekonnt zu ignorieren und auszuschlafen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass wir dies auch tun werden...
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        #4
        AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

        03 – Freitag, 26.06. – Broadford -> Rubha Hunish – 3,0 km

        Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.



        Da das starke Prasseln des Regens aufs Autodach um 8:00 eh nichts Gutes verheißt, ziehen wir erwartungsgemäß die Option aufs Ausschlafen. Ausschlafen bedeutet in diesem Fall, dass wir bis nach 11 Uhr im Auto bleiben, immer mal wieder wegdösen, dann aber irgendwann nicht mehr liegen können und uns notgedrungen im Regen aufmachen, das Auto umzuräumen. Nach verrichteter Arbeit verkriechen* wir uns vorne im Wagen und zelebrieren feierlich das erste Müsli-Milchpulver-Frühstück der Tour. Vermisst habe ich es irgendwie nicht.


        lecker Milchpulver-Müsli

        Anschließend machen wir uns auf den Weg ins Herz der Insel nach Portree und erhaschen auf dem Weg dorthin schonmal einen Blick auf Sligachan samt der berühmten Brücke und dem (recht leeren) Zeltplatz. Die Cuillins verstecken sich standesgemäß in einer dicken Wolkendecke. In Portree zieht es uns zuerst ins Aros Center am Ortseingang und ich bin etwas enttäuscht. Ich hatte mir eher ein Kultur- und Community-Center vorgestellt und weniger eine durchkommerzialisierte Souvenir-Ausstellung mit angeschlossenem Restaurant und Kino, die schon von Weitem mit mehreren großen Schildern in den Fensterscheiben grüßt, dass es strikt verboten sei, auf den Tischen und Bänken vor (!) der Einrichtung selbst mitgebrachte Speisen zu verzehren. So machen wir lediglich von den Sanitäranlagen und dem (immerhin) kostenlosen W-LAN Gebrauch und fahren weiter ins Stadtzentrum auf den großen Parkplatz in der Nähe des Hafens. Hier sollte es uns möglich sein, unser Auto für mehrere Tage unbeaufsichtigt stehen zu lassen, während wir uns zu Fuß und mit Zelt vergnügen. Pünktlich mit unser Ankunft hört es auf zu regnen und während Sven sich sofort ans Packen seines Rucksacks macht und sich weniger für den Ort interessiert, schaue ich mich etwas um und besorge im Outdoorladen Midge-Abwehrspray. Ich fühle mich ziemlich wohl, die kleine Innenstadt ist zwar gut gefüllt mit Touristen, dennoch gefällt mir das quirlige Treiben und die kleinen Läden in den Straßen und unten am Hafen. Die sich zwischenzeitlich zeigende Sonne verstärkt meine gute Stimmung. Zurück am Auto packe auch ich meinen Rucksack final um, was deutlich weniger Zeit in Anspruch nimmt als bei Sven, der komplett von null anfangen muss, während ich vor der Abreise schon Zeit hatte, grob vorzupacken.

        Während ich das Zelt und Milch- sowie Eipulver verstaue, lässt Sven Trangia, Spiritus und die Hauptmahlzeiten in Tütenform in seinem Rucksack verschwinden. Für Müsli und Trail-Snacks ist jeder selbst verantwortlich. Obwohl wir "nur" für 6 Tage Verpflegung einplanen werden die Rucksäcke spätestens mit Befüllung der Trinksysteme sackschwer und ungute Erinnerungen an das Geschleppe der letzten Touren werden wach. Warum haben wir auch wieder das schwere Kamera-Zeug dabei... Die ganze Prozedur zieht sich eine ganze Weile und so verpassen wir den von uns um 15:40 angepeilten Bus Richtung Duntulm um wenige Minuten. Die nun noch verbleibenden 2h bis zur Abfahrt des nächsten und zugleich letzten Busses des Tages gehen wir dank bestem Sommerwetter entspannt an. Wir sprechen nochmal die komplette Ausrüstung durch, optimieren die Lastenverteilung im Rucksack und ich mache die ersten Fotos der Tour am an den Parkplatz angrenzenden Ufer des Loch Portree. Diesmal rechtzeitig erreichen wir den Dorfplatz und haben noch reichlich Zeit, bevor der Bus eintrudelt. Neben uns und einem weiteren Trekker-Pärchen (ebenfalls aus Deutschland) findet sich lediglich ein anderer Fahrgast an der Haltestelle ein und so geht es mit reichlich Platz auf die rumplige Fahrt Richtung Uig. Der Fahrer weiß sofort Bescheid, als ich ihn darum bitte, uns nahe der Telefonzelle an der Abzweigung zur Shulista Road abzusetzen. Auf dem Weg dorthin steigen in Uig noch zwei weitere Wanderer zu und zusammen genießen wir die genialen Ausblicke aufs Meer und über die Westküster der Trotternish-Halbinsel. An der berühmt-berüchtigten roten Telefonzelle hält der Bus wie versprochen; voller Vorfreude springen wir hinaus und starten in Richtung der langsam sich dem Horizont neigenden Sonne in Richtung der Lookout-Bothy.


        da gehts lang! endlich auf den Beinen!

        Es scheint sich ein Rennen um die besten Plätze in der Hütte zu ergeben, welches wir aber freiwillig aufgeben und uns etwas zurück fallen lassen. Wir haben nicht unbedingt vor, drinnen zu schlafen und freuen uns auf unser Zelt, außerdem brauchen wir aufgrund von Foto- und Videopausen erwartungsgemäß eh länger als alle anderen.


        Konzentration ist Alles!

        Der Weg läuft sich bis auf den sehr starken Wind auf den ersten Metern sehr gut, ist reichlich ausgetreten und nur an wenigen Stellen übermäßig matschig, sodass wir schnell vorwärts kommen, immer jedoch eine Auge zurück auf die Küste und die Ruinen des Duntulm Castles gerichtet. Schneller als gedacht stehen wir auch schon an den Klippen von Rubha Hunish und blicken auf die vorgelagerte, deutlich tiefer liegende Landzunge. Eine Abstiegsmöglichkeit ist zuerst noch nicht ersichtlich. Die tief stehende Sonne taucht die Landschaft in ein wunderbar warmes Licht und ich würde am liebsten sofort hinunterstolpern, beuge mich aber dem Unwillen von Sven und vertröste mich mit der Vorstellung, der Landzunge später oder morgen früh noch einen Besuch abzustatten. Die Bothy lassen wir in der Annahme, dass sie eh schon voll wenn nicht überfüllt sein wird (es ist Freitag und die Sonne scheint…), gleich links liegen und suchen in der näheren Umgebung nach einem Zeltplatz. Einfach gestaltet sich die Suche indes nicht, der Boden hier oben erweist sich an fast allen Stellen als sehr feucht und boggy. Schließlich finden wir eine, wenn auch nicht optimale, Stelle in einer Senke unweit der Hütte. Hier ist es zumindest geschützt und einigermaßen trocken; das Schlechte Gewissen, dass das Zelt nur wenige Meter von den steil abfallenden Klippen entfernt steht, beruhigen wir mit ein paar Extra-Heringen und der Aussicht auf ein paar ansprechende Zelt-in-Landschaft-Fotos. Da es sich mittlerweile langsam zuzieht, gehen wir sofort nach dem Zeltaufbau dazu über ein paar Fotos machen und treffen uns gegen 22:30 am Zelt zum Abendbrot wieder.


        Bothy mit neongelbem Fleck (Sven, bei der geringen Auflösung nur schwer zu erkennen

        Inzwischen ist Sven doch einmal zur Bothy gelaufen und hat festgestellt, dass sie tatsächlich noch leer ist. Zeitgleich mit dieser Feststellung treffen dann doch die ersten Übernachtungsgäste an Ort und Stelle ein und allzu traurig sind wir wie schon beschrieben nicht, im Zelt schlafen zu „müssen“. Das kurz verschollene deutsche Trekkerpärchen entdecken wir kurz darauf als kleine schwarze Punkte auf der Landzunge unterhalb der Hütte und ich werde etwas neidisch. Naja man kann nicht Alles haben. Der Himmel hat sich mittlerweile bewölkt, einen Sonnenuntergang gibt es also nicht zu sehen und so machen wir uns in aller Ruhe ans Abendessen.


        Abendbrot beim letzten Sonnenstrahl des Tages

        Es gibt Reis (, Baby) mit „Mexiko-Geschmack“. Naja ganz ok. Der geplante Abstieg fällt witterungsbedingt auch flach, sodass wir noch etwas am Zelt sitzen, ein paar Fotos in der einsetzenden Dunkelheit machen und schließlich gegen 0:50 in den Schlafsäcken verschwinden.


        Im Hubba Hubba brennt noch Licht...


        *Ich versuche ab jetzt zu vermeiden jedes Mal zu schreiben, dass es regnet, sondern erwähne immer, wenn es dies nicht tut. Das spart Platz und vermeidet Wiederholungen.


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        • Rainer Duesmann
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          #5
          AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

          Herrlich. :-)
          radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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          • JeeWo
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            #6
            AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

            04 – Samstag, 27.06. – Rubha Hunish -> Loch Hasco (Quiraing) – 13,7 km

            Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.


            Pünktlich eine Stunde vor Sonnenaufgang klingelt unser Wecker um 3:45. „Zum Glück“ lohnt es sich aufgrund der starken Bewölkung nicht, aufzustehen, sodass wir dann auch mit langsam einsetzendem Regen weiterschlafen können. Der Regen wird zwischendurch stärker und hält uns bis ca. 11:00 im Zelt gefangen. Nach einem stärkenden Frühstück verlassen wir bei aufklarendem Himmel die schützende Höhle, packen zusammen und ziehen endlich gegen kurz vor 12 ohne noch einmal zur Landzunge abzusteigen los. Wir folgen den Klippen ostwärts über sehr feuchtes und unmarkiertes Gelände. Pfade lassen sich nur ab und zu ausmachen, nicht selten müssen wir größeren Moorflächen ausweichen und kommen so nur langsam voran. Mittlerweile scheint jedoch die Sonne, sodass unsere Stimmung dennoch sehr gut ist. Unterwegs treffen wir wieder auf das deutsche Pärchen, welches gestern mit uns aus dem Bus ausgestiegen und später von uns auf der vorgelagerten Halbinsel gesichtet wurde. Mit mehr als einem kurzen Pläuschen halten wir uns nicht auf und irgendwie gehen wir auch unterschiedliche Wege. Wer von uns beiden dem „richtigen“ Pfad folgt, lässt sich an dieser Stelle nicht abschließend klären. Vermutlich waren wir es nicht.


            Blick zurück zur Bothy. Das Wetter stimmt...


            ...und muss genutzt werden!

            Nach einer kurzen Pause und einem kleinen Abstieg stehen wir am Hang eines Tals, welches die Halbinsel mit Ben Volovaig im Zentrum vom Rest des Landes trennt. Wir gehen landeinwärts und merken schließlich, dass wir auf der falschen Seite eines Zauns gehen, welcher dort die Landschaft durchzieht. Dies erklärt wohl auch das recht unwegsame Gelände. Letztendlich aber alles nicht so schlimm, wir gehen weiter, umrunden Cnoc a‘ Chlachain fälschlicherweise an dessen Nord-Ost-Flanke und erreichen eine Art matschigen Feldweg. Nachdem wir uns durch eine kleinere Kuh-Herde durchgemogelt haben erreichen wir die Straße und folgen ihr schließlich Richtung Süden nach Kilmaluag.


            Muuuuhh! Aber sie lassen uns passieren.

            An der zentralen Kreuzung machen wir eine kleine Pause und stärken uns mit ein paar Trail-Snacks. Zwischenzeitlich werden wir böse von einem Busfahrer angehupt, was wir erst später darauf zurückführen können, dass wir an einer Bushaltestelle stehen und er sich ob unsrer Nicht-Reaktion auf sein Erscheinen geärgert hat. Die kleine verfallene Hütte neben uns war aber auch schwer als Haltestellenhäuschen zu identifizieren!
            Wir sind zwar erst 4,5km gelaufen aber schon ganz gut k.o.. Dies wird auf die Beschaffenheit des hinter uns liegenden Weges geschoben und so machen wir uns etwas gestärkt und motiviert auf und folgen der Straße Richtung Flodigarry leicht bergauf für etwa 2 Kilometer, um sie an einer etwas merkwürdigen Abfahrt wieder Richtung Steilküste zu verlassen. Pünktlich mit dem Abzweig geht ein kurzer aber heftiger Regenschauer auf uns nieder. Wir überwettern den Schauer indem wir uns mit den Rucksäcken samt Regencape in den Wind stellen anstatt unsere Regenklamotten anzuziehen. Nach 5-10min ist die Sache auch schon wieder vorbei und wir setzen unseren Weg bei sich bald wieder durchsetzendem Sonnenschein an der Küste fort. Obwohl es nur mäßig bergauf geht, fangen Svens Knie an sich bemerkbar zu machen und jeder Höhenmeter fällt ihm schwer. Mit reichlich Bedenken, wie es dann in den nächsten Tagen auf der Trotternish Ridge werden soll, schleppen wir uns weiter über feuchte Wiesen, die nur am unmittelbaren Rand der Klippen etwas trockener erscheinen.


            Auf- und Absetzen des Rucksacks erfordern eine besondere Technik...die wir natürlich bestens beherrschen.


            etwas bedrohlich wirkt sie ja schon, die Trotternish Ridge...

            Nach Überquerung eines kleinen Baches und dem sich daran anschließenden Stacheldraht-Zaun (der an der dafür vorgesehenen Stelle zum Glück mit Rohrisolierung entschärft wurde) geht es noch einmal kurz bergauf bevor auf einem schmalen Pfad direkt an der Felswand der steile Abstieg Richtung Flodigarry in Angriff genommen wird. Über einen sehr feuchten Pfad bewegen wir uns, uns über die Hitze und die knallende Sonne beschwerend, hinauf zum Flodigarry Hostel und machen dort eine längere Pause. Nach einem kurzen Snack werden die Füße ein bisschen gelüftet und die sich langsam beschwerenden Hüften und Schultern entspannt. Es ist mal wieder der verflixte zweite Tag der Tour, an dem erfahrungsgemäß das Rucksackgewicht am meisten zu Buche schlägt. In Vorfreude auf den morgigen Tag, an dem wir dann hoffentlich eingelaufen sein werden, machen wir uns nach einer Stunde wieder auf den Weg, nicht, ohne unsere Rucksäcke durch ein paar notwendige Liter Hostel-Wasser weiter zu beschweren. Wir folgen der Straße bergauf und dann Richtung Portree bis wir nach knapp 2 Kilometern den gut ausgeschilderten und ausgebauten Weg nach Quiraing erreichen. Direkt am ersten See, Loch Langaig, strahlen uns wunderbare Zeltplätze entgegen doch obwohl wir schon ziemlich fertig sind, wollen wir noch etwas weiter aufsteigen, um morgen nicht allzu viele Höhenmeter schon auf den ersten Kilometern überwinden zu müssen. In dem festen Glauben, auch am zweiten See, Loch Hasco, gute Schlafmöglichkeiten zu finden, steigen wir weiter auf. Der Weg ist wie schon gesagt sehr gut ausgebaut und dank der heute doch die meiste Zeit vorherrschenden Sonne nicht allzu matschig. Am zweiten See angekommen fällt unser idyllischer-Zeltplatz-Plan wie ein Kartenhaus zusammen. Loch Hasco liegt in einer Senke und der Uferbereich ist fast vollständig bewachsen oder unzugänglich, sämtliche Plätze in der Nähe des Weges viel zu nass, um ein Zelt aufzubauen. Für uns geht es hier allerdings nicht mehr vor noch zurück, Sven weigert sich, auch nur einen Meter weiter aufzusteigen und zurück zum ersten See zu gehen ist für uns auch keine Option. Also befreien wir uns erstmal von unseren Rucksäcken und während sich Sven noch einmal in der näheren Umgebung des Weges umsieht, steige ich hinab zum See und umrunde ihn auf der Suche nach einem Zeltplatz fast vollständig. Die einzige Möglichkeit scheint ein kleiner Fleck ebener Grund direkt am Ufer zu sein, unschlüssig hole ich Sven zu Hilfe und gemeinsam entscheiden wir, dass unser Zelt da wohl hinpassen muss. Es passt gerade so, eine Apsis wird fast vollständig von Heidegestrüpp eingenommen und der Pegel des Sees darf keinen Zentimeter mehr steigen, sonst kriegen wir nasse Füße.


            passt gerade so...


            der "helle" (5 Mark in die Wortspielkasse) Wahnsinn

            Da es sich mittlerweile bewölkt hat und nach Regen aussieht, stellen wir also schnell unser Lager fertig und lassen uns ans Ufer des Sees fallen. Eine Wohltat für unsere arg gebeutelten Füße, Hüften und Schultern. Während wir langsam wieder zu Kräften kommen, taucht hinter uns auf dem Pfad das deutsche Pärchen auf, welches wir seit unserem Aufbruch aus den Augen verloren haben. Wieder waren wir der Annahme, dass sie uns weit voraus sein müssten, nach einem kurzen Gespräch lässt sich auch nicht erklären, an welcher Stelle wir sie überholt haben. Ihnen geht es ähnlich wie uns, sie sind mit ihren Kräften am Ende und suchen einen Schlafplatz, werden jedoch an dieser Stelle enttäuscht. Nachdem sie kurz versuchen, ihr Zelt auf einem Stück feuchter, abschüssiger Wiese zu errichten, geben sie schließlich auf und gehen zurück zum ersten See und damit aus unserem Blickfeld. Da sich das Wetter hält und es vorerst trocken bleibt, macht Sven noch ein paar Video- und Tonaufnahmen. Nach dem Essen (Käsespätzle mit extra Röstzwiebeln) folgt eine Premiere – nach einigen Anlaufschwierigkeiten kriegen wir unseren neuen SteriPen zum Laufen und beobachten ehrfürchtig das durch die Flasche strahlende blaue Licht, welches das Wasser des Sees für uns köstlich trinkfertig zubereitet. Noch völlig begeistert lassen wir den Tag langsam ausklingen und verschwinden gegen 23:30 im Zelt.


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              #7
              AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

              05 – Sonntag, 28.06. – Loch Hasco (Quiraing) -> Bealach Uige (Trotternish Ridge) – 10,6 km

              Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.


              Die Nacht über regnet es sehr heftig und starke Böen setzen unserem Zelt ordentlich zu. Doch es bleibt standhaft. Es versteht sich von selbst, dass der Sonnenaufgangs-Wecker nicht erhört wird, und wir weiterschlafen. Besser gesagt versuchen wir weiterzuschlafen, da Wind+Regen eine doch recht laute Geräuschkulisse im Zelt erzeugen, welche es mir fast unmöglich macht, über einen längeren Zeitraum entspannt die Augen zu schließen. Sven hat damit keine Probleme und schläft wie ein Bär. Erst gegen 10:30 kriege ich ihn mit der Erkenntnis dauerhaft aufgeweckt, dass der Regen inzwischen aufgehört hat und das es Zeit fürs Frühstück ist. Neben dem obligatorischen Müsli soll es warmen Vanillepudding geben. Nach erfolgreicher Zubereitung stellen wir jedoch fest, dass für einen angenehmen Essgenuss auch noch Zucker in die gelbliche Pampe müsste, welchen wir natürlich nicht dabei haben. So ergibt das Tütchen nur eine dickflüssige und geschmacklose, aber immerhin warme Masse, welche wir lustlos herunterschlingen.
              Um uns herum herrscht reger Verkehr und auch das Pärchen der letzten Tage läuft im wieder einsetzenden Regen etwas unmotiviert an uns vorbei. Wider Erwarten soll dies die letzte Sichtung der Beiden für den Rest des Trips sein. Der Regen wird genau dann stärker, als wir anfangen das Zelt abzubauen, sodass wir nur mit Müh und Not das Innenzelt halbwegs trocken verpacken können. Der Rest wird nass in den Rucksack gequetscht, was vor allem mir aufs Gemüt schlägt, da ich, auch wenn es draußen noch so schüttet und die Klamotten total durchgeweicht sind, pedantisch auf ein trockenes Innenzelt bestehe. Pünktlich mit unseren ersten Schritten hört der Regen wieder auf und die Sonne kommt langsam zum Vorschein, was zur Folge hat, dass wir uns schon nach wenigen Höhenmetern unser Regenklamotten entledigen müssen, um uns nicht totzuschwitzen. Der restliche Aufstieg gestaltet sich als Klax und unsere Stimmung hebt sich erheblich, während wir eine Reihe an Foto-und Videopausen machen.


              Blick zurück zum See. Blauer Himmel, wow!

              Der Pfad hier in der Quiraing ist schmal, aber dafür gut ausgetreten und trocken, was ein schnelles Vorankommen garantiert, wenn da nicht der erhebliche Tagesausflügler-Gegenverkehr wäre, der aufgrund nicht vorhandener Ausweich-Buchten zu einigen komplizierten Verrenkungen direkt am Hang führt.


              Schluss mit Sonne! Der Trail im Quiraing.

              Mit Passierung des Prisons und der Needle setzt ein letztes Mal für heute der Regen wieder ein, diesmal jedoch ausdauernd und mit steigender Penetranz. In Regenwolken und Nebel gehüllt ergibt die Landschaft in dieser Gegend ein komplett anderes Bild, als wir es von den malerischen Fotos bei Sonnenuntergangsstimmung erwartet hätten. So wird die Kamera über weite Teile in der Tasche gelassen und sich darauf konzentriert, nicht vom auffrischenden Wind weggepustet zu werden. Während dieser Strecke halten wir immer wieder vergeblich Ausschau nach dem „Foto-Baum“ welcher auf so vielen (sich sehr ähnelnden) Fotos im Vordergrund zu sehen ist, während im Hintergrund die beiden Seen Loch Leum na Luirginn und Loch Cleat vor den Erhebungen Cleat und der Ridge in so schönem Licht erstrahlen. Fündig werden wir erst wenige Meter vor dem Ort, an dem die Straße von Uig nach Staffin die Ridge schneidet.


              Baum gefunden. Wetter mies. Tropfen auf der Linse.

              Das Wetter vermiest uns weitere Fotos und so ziehen wir direkt weiter über den Parkplatz und die Straße bis zum Aufstieg zum Bioda Buidhe. Das Wetter und damit auch die Sicht wird immer schlechter und so ist von der eigentlich grandiosen Aussicht hier nichts mehr zu sehen. Ab etwa der Hälfte des Aufstiegs verliert sich auch der Pfad, was ein Zeichen dafür zu sein scheint, das von hier eine grandiose Aussicht zurück zum Quiraing bestehen würde, wenn es das Wetter zuließe, und so ein Großteil der Tagestouristen die weitere Plackerei zum Gipfel nicht auf sich nehmen müssen. Glückliche Menschen…


              Trotz starker Sättigungs- und Kontrasanpassung - Aus dem Wetter kann auch Photoshop nichts mehr rausholen

              Je höher wir kommen, desto mehr nimmt auch der Wind zu und in Verbindung mit dem sehr matschigen Gelände zehrt dies ordentlich an unserer Kondition und Laune. Svens Knie sind schon wieder am Meckern und unsere Klamotten machen auch Anstalten, dem starken Regen nicht länger standzuhalten. Meine Schuhe sind dank des Wassers von allen Seiten eh schon seit einiger Zeit nicht mehr dicht und gleichen einem in sich geschlossenen, maritimen Ökosystem. Während des Abstiegs vom Bioda Buidhe kommen wir dann wieder schneller voran, der Wind pfeift jedoch weiter unaufhaltsam von Westen über den von dieser Seite seicht ansteigenden Hang und peitscht uns den kalten Regen ins Gesicht.


              wo gehts lang?


              Abstieg ins Bioda Buidhe, mal fast ohne Bildbearbeitung

              Da es hier nirgendwo Schutz gibt, fallen auch eigentlich notwendige Pausen, um uns mit neuen Kohlenhydraten zu versorgen, sprichwörtlich ins Wasser. Nach einem kurzen Aufstieg geht es steil hinab ins Bealach Uige. Was hierauf folgen müsste, wäre der lange und anstrengende Aufstieg zum Gipfel des Beinn Edra, wir sehen uns allerdings nicht in der Lage, ihn heute noch in Angriff zu nehmen. Schon von vorne herein hatten wir grob geplant hier in der Gegend zu bleiben, da es in der Nähe Wasser gibt und ich bei meinen Recherchen auf einen Reisebericht gestoßen bin, in dem ein Wanderer hier gezeltet hat. Vor Ort fragen wir uns allerdings, ob dieser uns in eine fiese Falle locken wollte. Der Wind erscheint hier noch stärker zu sein als bisher und von einer geschützten Stelle ist weit und breit nichts zu sehen, mal ganz davon abgesehen, dass der Boden durchgängig feucht ist und beim Auftreten mehrere Zentimeter nachgibt. An den äußersten Armen des Lòn Airigh-uige sehen wir, dass der Fluss in früheren Zeiten tiefe Schnitte in der Landschaft hinterlassen hat. Wir lassen uns in eins dieser Mini-Täler fallen und wägen froh über ein wenig Windschutz unsere Optionen ab. Schließlich lassen wir unser Gepäck an Ort und Stelle liegen (es ist zwar wahnsinnig feucht, aber unsere Rucksäcke sind mittlerweile von außen auch schon durchgeweicht, Regenhülle hin oder her) und machen uns getrennt auf die (für uns in diesem Moment noch recht aussichtslos erscheinende) Suche nach einem möglichen Zeltplatz. Der Ort unseres Gepäcks wird währenddessen mit einem GPS-Wegpunkt und einem auf einer Anhöhe in den feuchten Boden gerammten Trekking-Stock markiert, damit wir bei einer derart schlechten Sicht auch auf jeden Fall wieder zurückfinden. Während Sven sich eher in Richtung Osten auf den Weg macht, erkunde ich die Gegend um die Fluss-Täler etwas genauer und kann fast meinen Augen nicht trauen, als ich schon nach kurzer Zeit an einer geschützten Stelle auf den Umständen entsprechend trockenem Boden mit saftigem, kurzem Gras direkt an einem rauschenden Flussarm in Sichtweite mehrerer schöner Wasserfälle stehe. Die Gewissheit, in dieser Umgebung das Paradies gefunden zu haben, lässt neue Kräfte aufsteigen und so sprinte ich förmlich zu Sven um ihm die frohe Kunde zu überbringen. In Windeseile haben wir unser Gepäck an die Stelle gewuchtet und trotz Regens steht das Zelt schon nach kurzer Zeit wie eine Eins. Wir verschwinden sofort im Inneren und wärmen uns in unseren Schlafsäcken.


              Selten hat ein schöner Zeltplatz so gut getan!

              Es ist erst 18:30 und wir fragen uns, ob wir das Zelt heute nochmal verlassen sollen. Die Entscheidung wird uns vom immer schwächer und schließlich ganz aufhörenden Regen etwas erleichtert und ich verlasse zuerst unserer Herberge und mache mich mit meiner Kamera an den umliegenden Wasserfällen zu schaffen. Sven folgt mir kurze Zeit später. So schnell kanns gehen – unsere Stimmung springt vom absoluten Tiefpunkt auf ein neues Hoch. Zufrieden mit den Ergebnissen finden wir uns wieder am Zelt ein und beginnen mit einem Abendessen, welches nach solchen Tagen immer auf den Tisch kommt – einer riesigen Portion Rührei, dazu diesmal Kartoffelbrei gewürzt mit unserem grandiosen „Bratkartoffelgewürz“ und wieder einmal extra Röstzwiebeln. Als Nachtisch gibt es nochmal eine neue Portion Rührei, welche allerdings im Zelt eingenommen wird, da es inzwischen wieder zu regnen angefangen hat. Zufrieden, (viel zu) satt und müde beenden wir diesen Tag, welchen wir uns sicher anders vorgestellt hatten, gegen 23:30. Für die nächsten Tage nehmen wir uns übermotiviert vor, etwas früher aufzustehen, um mehr Zeit für ein entspanntes Wandern zu haben.


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                #8
                AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                06 – Montag, 29.06. – Bealach Uige (Trotternish Ridge) -> Bealach a' Chuirn (Trotternish Ridge) – 15,2 km

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                "Oh, Wildly as the bright day gleamed I climbed the mountain's breast,
                And when I to my home returned the sun was in the west;
                'Twas health and strength, 'twas life and joy, to wander freely there,
                To drink at the fresh mountain stream, to breath the mountain air."
                Duncan Ban McIntyre, Last Adieu to the Hills


                Mittlerweile brauche ich nicht einmal mehr einen Wecker, um pünktlich um 04:30 zu bester Sonnenaufgangszeit wach zu werden. Liegt vielleicht daran, dass (die letzten Tage lassen es vermuten) zu dieser Zeit traditionell der stärkste Regen der Nacht einsetzt und es somit auch im Zelt zu dieser Zeit am lautesten ist. Es gelingt mir trotzdem ohne Probleme, wieder einzuschlafen. An der praktischen Umsetzung unseres gestrigen Plans, früher als sonst aufzustehen, hapert es ein wenig, sodass wir wieder bis zur frühen Mittagszeit im Zelt ausharren und hier schließlich auch unser Frühstück zu uns nehmen. Als der Regen etwas weniger wird, trauen wir uns raus, kümmern uns um den Abwasch, füllen unsere Trinksysteme mit frisch gefiltertem, leckerem Wasser aus dem nahegelegenen Bach und packen unsere sieben Sachen zusammen. Beim Abbau des Zeltes regnet es noch und so verschwinden zumindest Footprint und Oberzelt als nasse Plastikklumpen in den dafür vorgesehenen Transport-Müllbeuteln. Sie befinden sich in diesem Zustand jedoch in guter Gesellschaft mit dem restlichen Inhalt des Rucksacks, welcher von gestern auch noch gut durchnässt ist. Ein Hoch auf wasserdichte Packsäcke, die zumindest im Großteil der Fälle einen trockenen Schlafsack und trockene Wechselklamotten garantieren. Sven wird hingegen im Laufe der Tour noch mit einem undichten Packsack zu kämpfen haben, welcher sich negativ auf die Konstitution seines Schlafsacks auswirken wird.
                Nachdem Alles mit Müh und Not verpackt ist, hört es (natürlich) auf zu regnen und wir machen uns an den Aufstieg zum Beinn Edra.


                Der Tag startet mit tollen Aussichten...

                Das Wetter hält sich bis auf einen kurzen aber dafür heftigen Regenschauer vorerst ganz gut, zeitweise lichtet sich sogar der Nebel etwas und erlaubt einen Ausblick, der über die Länge der eigenen Trekkingstöcker hinausgeht. Allerdings ist es auch recht frustrierend zu sehen, dass unten in den Ortschaften an der Ostküste der Insel, fast in Spuckreichweite, immer die Sonne zu scheinen scheint, während wir uns über jede Regenpause und jeden Blick durch die Nebelwand freuen. Zur Strecke gibt es indes nicht viel zu sagen, es geht hoch und runter, dann wieder hoch und wieder runter und das Ganze in einer gefühlten Endlosschleife über feuchtes Gelände mit kaum erkennbaren Pfaden, wobei diese dann auch noch am unangenehmsten, weil matschigsten, zu gehen sind. Insgesamt überqueren wir an diesem Tag 6 Minigipfel mit abschließendem Abstieg ins Tal, was den Höhenmeterzähler trotz der eigentlich geringen Höhe der Erhebungen ordentlich nach oben schnellen lässt.


                über solche Sichtweite freuen wir uns mittlerweile.

                Aufgrund der im Tagesverlauf immer schlechter werdenden Sicht sieht auch jeder Berg und jedes Tal gleich aus, sodass unsere Motivation parallel zu unsrer Kraft schon frühzeitig stark abnimmt. Auf dem Gipfel des Groba Nan Each erreicht die Sichtweite einen neuen Tiefstwert, sodass wir uns verlaufen und im wahrsten Sinne des Wortes im Kreis gehen. Ich gehe voran und Sven ist schon etwas länger misstrauisch, als wir dann aber schließlich wieder wie schon vor zehn Minuten an der Gipfelmarkierung stehen wird auch mir klar, dass hier etwas verdammt falsch läuft. Ich habe komplett die Orientierung verloren und kann nicht mehr sagen, in welche Richtung wir müssen und wo sich der Abhang östlich von uns befindet. Sven hat zum Glück etwas mehr Durchblick und mithilfe des GPS finden wir die Klippe, an der wir uns orientieren und ihr einfach weiter Richtung Süd-Osten folgen. Ähnlich wie gestern bekommen uns und vor allem Sven die ganzen Steigungen überhaupt nicht und das Intervall zwischen unseren Pausen wird immer kürzer. Während der erste Teil der Tagesetappe aufgrund der geringen Regenmenge noch einfach zusammengefasst als "anstrengend" bezeichnet werden kann, wird der zweite Teil des Tages etwa ab Sgurr a' Mhadaidh Ruaidh ("the hill of the red fox" - nach diesem Berg wurde das gleichnamige und in Schottland recht bekannte Kinderbuch von Allan Campbell McLean benannt) "anstrengend und scheiße". Zuerst wird der Nebel stärker, dann setzt wiedermal Regen ein und zu guter Letzt legt auch der gute, alte Wind noch eine ordentliche Schippe drauf.


                Pause am Hang irgendeines der zahlreichen Hügel


                Es geht mal wieder aufwärts, wie so oft...

                Schon nach kurzer Zeit sind unsere Klamotten wieder komplett durch, die Schuhe sind es eh schon seit heute Morgen. Wir quälen uns weiter, auch weil es weit und breit keine Schutzmöglichkeit und kein Wasser gibt, bis zum "Endgegner" - Hartaval - dem letzten und zugleich höchsten Berg der Trotternish Ridge vor dem Storr. Wir beschließen, auch wegen der Sicht (null...) und dem Wind, den direkten Weg über den Gipfel zu meiden und umrunden den Berg auf ca. 600hm auf seiner recht seichten Südflanke. Um die unnötigen Höhenmeter zu umgehen ist uns trotz eines ordentlichen Umwegs nun jedes Mittel recht. So stapfen wir wort- und weglos ohne Sicht durch strömenden Regen über sumpfiges Gelände, was aber im Vergleich zu den letzten Stunden fast einer Entspannung gleicht. Nach einiger Zeit treffen wir an der östlichen Flanke des Hartaval auf einen recht gut ausgetretenen Pfad, der entlang einiger Metallstäben im Boden verläuft. Ob diese als Markierung dienen sollen wissen wir nicht, auf jeden Fall sind sie uns sehr willkommen, da sie gerade noch so in der milchigen Nebelsuppe um uns herum zu erkennen sind und wir so nicht alle 10m aufs GPS gucken müssen, um unseren Weg zu finden. Wir steigen hinab ins Tal Bealach a' Chuirn und finden schließlich kurz vorm Aufstieg zum Storr eine geeignete, weil halbwegs trockene, Übernachtungsmöglichkeit, die scheinbar auch öfter frequentiert wird. Heute sind wir hier aus verständlichen Gründen (Wetter!) die Einzigen. Trotz strömenden Regens geht der Zeltaufbau schnell und das Innenzelt bleibt sogar einigermaßen trocken. Ohne Abendbrot, Raucher- oder Pinkelpause gehts für uns Beide sofort in den Schlafsack und in die Horizontale. Frustriert stopfen wir uns mit Schokolade voll, fluchen und jammern über unsere schmerzenden Glieder. Im Kopf wird die gesamte Wanderausrüstung schon bei eBay bzw. ins ods-Forum gestellt und sich ein neues Hobby gesucht, aber diese Gedanken gibt es (zumindest bei uns) auf jeder Tour mindestens einmal... Es muss so gegen 23:00 sein, als wir in einen sehr tiefen Schlaf fallen.


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                  #9
                  AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                  07 – Dienstag, 30.06. – Bealach a' Chuirn -> Old Man of Storr – 3,9 km

                  Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.









                  Wecker klingelt zum Sonnenaufgang, es regnet, wir schlafen weiter, bla bla bla, jeden Tag das Gleiche, ich wiederhole mich. Neu ist lediglich, dass der Regen im Laufe des Vormittags komplett aufhört. Und es soll noch besser werden! Wir robben uns also aus dem Zelt und stellen überrascht fest, dass die letzten Tage keine bleibenden Schäden hinterlassen haben und wir uns den Umständen entsprechend fit und schmerzfrei fühlen. Zum Frühstück gibt es das nicht eingenommene Abendbrot vom Vortag - Brokkoli-Nudeln (mit Frühlingskräutern!)! Derart gestärkt versuchen wir noch vergeblich, im starken Wind einige Sachen zu trocknen, aber ohne Sonnenschein wird das einfach nichts.


                  Endlich sehen wir, wo wir gelandet sind


                  voller Optimismus!

                  Wenigstens das Zelt ist bis zu unserem Aufbruch gegen 13:00 trocken und so bin ich auch nach dem Packen mehr als zufrieden. Obwohl wir also gut gesättigt und optimistisch in den Tag starten, folgen wir unsrer gestern getroffenen Übereinkunft ohne weitere Diskussionen, heute nicht gleich die nächste Etappe in Angriff zu nehmen und den Skye Trail bis Portree zu laufen. Gründe hierfür liegen vor allem in unsrer Sehnsucht nach dem warmen, schützenden Auto und der Möglichkeit, Kleidung zu trocknen und zu wechseln bzw. uns auf kleineren Tagesausflügen in den nächsten Tagen etwas zu erholen. Die sich anschließende 3. Etappe liest sich auf dem Papier für uns auch nicht übermäßig attraktiv. Steilküste hatten wir in den letzten Tagen für unsere Verhältnisse schon ausreichend gesehen und die Beschreibung des Weges als sehr feucht mit einigen zu überwindenden Höhenmetern lässt Sven erschaudern. Wir halten uns nun für heute offen, eine Nacht in der Nähe des Old Man zu verbringen oder direkt weiter bis zur Straße zu laufen und mit dem Bus bis Portree zu fahren.
                  Auf den Beinen folgen wir zuerst dem GPS-Track des Skye Trails von walkhighlands.co.uk bergab in nördlicher Richtung und nicht der im Skye Trail Führer von Helen & Paul Webster (die ja andererseits die Gründer der oben genannten Website sind) beschriebenen Route südlich von unsrer Position. Schon nach einem knappen Kilometer bereuen wir diese Entscheidung, da der Track nun in direkter Luftlinie steil die Westflanke des Storr hinauf führt und wir auf den ersten Blick keine Möglichkeit sehen, diese Steigung zu meistern. Anstatt nun wieder zurück zum Ausgangspunkt zu laufen entscheiden wir uns nach kurzer Sondierung der Lage für den Aufstieg an einer etwas weniger steilen Stelle unweit unsrer Position. Die 100hm werden murrend und nicht selten unter der notwendigen Zuhilfenahme der Hände steil am Hang überwunden, sodass wir schließlich zwar nicht direkt auf dem Gipfel des Storr landen, jedoch auf einer flachen großen Hochebene unweit der Originalroute.


                  Pause am Storr-Aufstieg. Gleich kommt die Sonne raus!

                  Hier angekommen suchen wir zuerst Schutz hinter einer größeren Ansammlung von Steinen und beobachten gebannt, wie der Himmel langsam aufreißt und uns die wärmende Sonne ins Gesicht scheint. Grandios! Mit der Sonne eröffnet sich uns auch ein wunderbarer Ausblick in alle Himmelsrichtungen – nach Nordwesten über fast die gesamte Trotternish Ridge, die bei diesem Wetter viel harmloser aussieht, als wir sie in den letzten beiden Tagen erlebt haben und nach Osten über die Küste hinüber zu den Inseln Rona und Raasay bis schließlich den Bergmassiven des Festlandes. Während wir zahlreiche Fotos machen, kommen uns mehr und mehr Menschen entgegen, z.T. laufend in pinken Jogginganzügen ohne Gepäck oder mit Absatzschuhen und Miniröcken; wir fühlen uns mit Blick auf unsere riesigen Rucksäcke wie im falschen Film und haben das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Wir kommen aber nicht drauf, was…
                  Den Abstieg nehmen wir schließlich auf einem wunderbar ausgetretenen, trockenen Pfad an der Ostflanke des Storr in südlicher Richtung in Angriff und nach einem knappen Kilometer hinter einer Ecke kommt endlich der Old Man of Storr in unser Blickfeld. An seinem Fuß wuseln riesige Mengen Tagesausflügler hin und her und auch der Weg dahin ist mit vielen bunten Punkten übersät. Das Wetter ist perfekt: warm, sonnig, leichter Wind, schöne Wolkenstrukturen am ansonsten stahlblauen Himmel. Und doch sind wir nicht zufrieden – für Fotos sind wir zur falschen Tageszeit hier – die Sonne steht viel zu hoch und scheint aus einem falschen Winkel, die Kontraste sind deutlich zu hart für gut ausgeleuchtete Bilder. Trotzdem oder auch gerade deshalb beschließen wir, die Nacht hier zu verbringen. Bevor es an die Zeltplatzsuche geht, mache ich aber dennoch ein paar Alibi-Bilder („billige Beleg-Fotografie“, wie Sven es noch mehrmals auf der Tour zu nennen pflegt) der umwerfenden Landschaft, wer weiß, wann es wieder zu regnen beginnt.


                  Tolle Aussicht! Leider kein Foto-Licht...

                  Ein Zeltplatz ist schließlich sehr schnell unweit des Weges in einer kleinen Senke auf trockenem, grünem Rasen gefunden. Dieser ist jedoch in Sichtweite des Weges und da die Menschendichte zu dieser frühen Zeit noch sehr hoch ist, belassen wir es vorerst dabei, unsere Rucksäcke von uns zu schmeißen und unsere Sachen zum Trocknen auszulegen, was nun auch super funktioniert. Um 16:00 ist dieser Wandertag nach nicht einmal 4 Kilometern für heute schon beendet. Nach etwa einer Stunde der puren Entspannung ziehen hinter dem Old Man jedoch wieder Regenwolken auf, was uns dazu nötigt, das Zelt doch früher als geplant aufzustellen. Der Zeltaufbau ist indes eine wahre Wonne - ohne regenbedingte Hast und erschöpfungsbedingte Unlust, dazu auf perfektem Zeltboden macht die Konstruktion der mobilen Heimstätte richtig Spaß! Die in den Himmel gestreckte, mahnende Spitze des Old Man of Storr schreckt die Regenwolken am Horizont dauerhaft ab und lässt sie auf ihrer Position verharren, sodass es für den Rest des Tages wenn auch bewölkt, so doch zumindest trocken bleibt. Während Sven nun die Vorteile einer warmen Gemüsebrühe für sich entdeckt, begebe ich mich auf eine kleine Erkundungstour in der Umgebung, prüfe die Wasserqualität des nahegelegenen Sees auf Trinkbarkeit ("lauft!"), mache ein paar Fotos und begebe mich schließlich wieder zum Zelt, um in entspannter Atmosphäre auf die Goldene Stunde vor Sonnenuntergang und damit auf ein erhofftes neuerliches Aufreißen der Wolkendecke zu warten. Wir werden leider enttäuscht und so bleibt uns ein sichtbarer Sonnenuntergang auch an diesem Tag verwehrt.


                  'gab schon schlechtere Zeltplätze

                  Gegen 21:00 gibt es Abendbrot und trotz nicht optimaler Wetteraussichten machen wir uns anschließend auf den Weg, vorbei am Old Man um schließlich auf einer Anhöhe süd-westlich der markanten Felsnadel Stellung zu beziehen und Fotos zu machen. Zufrieden mit der Gewissheit, zumindest versucht zu haben, aus den gegebenen Umständen das Beste rauszuholen, treffen wir uns erst deutlich nach Mitternacht am Zelt wieder. Zwischendurch begegnet uns noch ein (mutmaßlich) bekiffter Brite, der sich ob der Schönheit der Landschaft gar nicht mehr einkriegt und fest entschlossen ist, für immer hier bleiben zu wollen, sowie eine weitere Gruppe zeltender Menschen hinter eine Anhöhe, die gut ausgestattet mit mehreren Zelten, Lagerfeuer und Mountainbikes auf den Spuren von Danny MacAskill zu wandern scheint. Gegen 0:45 verkriechen auch wir uns nach einer nächtlichen Wasser-Hol-Aktion im Zelt. Der Wecker steht diesmal auf 03:30 und noch nie standen unsere Chancen auf einen Sonnenaufgang so gut. Zumindest bilden wir uns das ein. Wir werden enttäuscht.


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                  Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.
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                  • JeeWo
                    Erfahren
                    • 15.02.2011
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                    #10
                    AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                    08 – Mittwoch, 01.07. – Old Man of Storr -> Neist Point 2,9km + 1km


                    Piep, piep, Tropf, tropf. Es ist bewölkt und regnet leicht. Wir sind nicht traurig, Weniger als 3 Stunden Schlaf sind dann doch nicht in unserem Interesse. Als wir schließlich, es ist wieder später Vormittag, aufwachen werden wir von der Hitze im Zelt, bedingt durch die strahlende Sonne, an die frische Luft gedrängt. Es scheint wettertechnisch ein hervorragender Tag zu werden. Fototechnisch stehen wir wieder am gleichen Punkt wie gestern - Mittagssonne=harte Kontraste=mittelmäßige Fotos, aber was solls. Ich verlasse das Zelt zuerst und mache mich mit leeren Wasserflaschen, dem Abwasch von gestern und meinem Handtuch auf zum See. Nachdem die Flasche gefüllt und der Topf gespült ist, wage ich mich ins kalte Nass und genieße das erste Bad seit einer Woche. Obwohl Bad zu viel gesagt wäre, der Boden des Sees ist unglaublich moderig, ich versinke bei jedem Schritt bis an die Waden und so wird es eher eine intensive Katzenwäsche eine Armlänge vom Ufer entfernt. Während ich da so im gut hüfttiefen Wasser stehe kommt auf der anderen Seite des Sees zuerst ein Mann mit Stativ und anschließend ihm hinterher eine ganze Horde von Menschen mit ähnlicher Ausrüstung über den Berg geklettert. Meine erste Vermutung bestätigt sich, nachdem ich ein paar Wortfetzen aufgeschnappt habe - ein Fotoworkshop! Nun stehen sie da in Reih und Glied an gleicher Stelle, an der auch ich gestern stand und machen Fotos des Storr mit dem See im Vordergrund, nur das in diesem im Vergleich zu gestern jetzt ein fast nackter Mensch im Bild steht, der sich ungelenk hin und her bewegt. Da sich meine Motivation, noch länger als Modell herzuhalten in Grenzen hält, mache ich, dass ich den Leuten nicht weiter im Bild rumstehe und kehre zum Zelt zurück, um mit Sven zu frühstücken.

                    Die Sonne und die damit verbundene Hitze machen uns mehr als träge, sodass es eine ganze Weile dauert, bis wir uns aufraffen können, unser Zeug in Zeitlupe zusammenzuräumen und uns losgehfertig zu machen. Inzwischen hat es der Fotoworkshop auf den Hügel hinter unserem Zelt geschafft und knippst nun ausgiebig die Landschaft aus dieser Perspektive. Das Zelt und wir werden in den meisten Fotos zu sehen sein. Zwischendurch höre ich noch den mutmaßlichen Workshopleiter etwas sagen wie "Einen tollen Zeltplatz haben die sich ausgesucht." Ich vermute es war ironisch gemeint. Ein bisschen tut es mir auch Leid, dass wir unser Zelt mitten im Ausschnitt des typischen Storr-Fotos platziert haben, ich beruhige mich aber mit dem Gedanken, dass Zelt-in-Landschaft-Fotos eigentlich immer schön sind, unser Zelt auch aus ästhetischen Gesichtspunkten eine Erinnerung wert ist und sich super als Bezugsgröße in Relation zum Old Man eignet, um dessen Ausmaße besser rüberzubringen...

                    Nach dem Wechsel auf kurze Hosen und der Imprägnierung mit Sonnencreme machen wir uns an den Abstieg hinunter zum Parkplatz. Dieser ist trotz des gut ausgebauten Weges deutlich länger, steiler und anstrengender als erwartet, sodass wir ordentlich ins Schwitzen kommen. Es kommen uns eine ganze Reihe anderer Leute entgegen und gerade auf den letzten Metern fragen wir uns, ob sich ein Großteil der Menschen bewusst ist, was für ein Aufstieg da auf sie zukommt und wie groß der Anteil derer ist, die es wirklich bis ganz nach oben schaffen. Der allgemein verbreiteten Mimik nach den ersten Höhenmetern zu urteilen dürften es nicht allzu viele sein. Seis drum, wir sind unten, durchqueren den überfüllten Parkplatz und laufen das letzte Stück an der Straße bis zur Bushaltestelle am Abzweig nach Bearrreraig, dem Weg den die dritte Etappe des Skye Trail nehmen würde. Wir sind aber fest entschlossen, in den nächsten Bus zu steigen und direkt nach Portree zu fahren.


                    tja Pech gehabt, ein Bus kommt hier erstmal nicht vorbei

                    Tja der nächste Bus...es ist 13:30, der letzte Bus gerade weg und der nächste fährt erst in knapp 4 Stunden. Shit. Meine Lust, die nächsten Stunden hier zu versauern hält sich stark in Grenzen und so kann ich Sven schließlich nach kurzer Zeit überreden, es mit trampen zu probieren. Gesagt, getan, innerhalb kürzester Zeit sitzen wir und unsere Rucksäcke in einem Kleinwagen und werden von einem wortkargen (untertrieben!) Schotten nach Portree chauffiert. Auch wenn so recht kein Gespräch zustanden kommen will, sind wir ihm doch unendlich dankbar und stehen schon nach kurzer Zeit wieder vor unserem Reisemobil, welches die Tage ohne uns unbeschadet überstanden hat. Ich gönne mir sogleich eine Flasche aus dem Biervorrat im Auto während Sven schweren Herzens das WLAN des Aros Centers ausnutzen muss, um geschäftlichen Kram zu erledigen. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg ins Stadtzentrum und erkunde dieses ausgiebig. Wir haben uns vorgenommen, es uns heute richtig gut gehen zu lassen und den von uns den weiten Weg bis nach Skye transportierten Grill einzuweihen. So durchstöbere ich eine Reihe von Shops nach möglichem Grillgut und finde im Mini-Bio-Laden an der Haupteinkaufsstraße eine Packung leckere vegetarische Würstchen, die ich triumphierend zurück zu Sven ins Aros Center transportiere.

                    Gemeinsam machen wir uns auf die Socken, holen im Coop noch ein bisschen Gemüse, Pilze und Feta und freuen uns auf das kommende Grill-Gelage. Stattfinden soll es am Neist Point, dem östlichsten Punkt der Insel mit seinem pittoresken, auf einer Landzunge vorgelagerten Leuchtturm. Der Weg dorthin führt über meist einspurige, nicht selten von Schafen blockierte Ministraßen und zieht sich trotz der lediglich 35km Luftlinie ordentlich. Aber wir fangen an, uns daran zu gewöhnen. Der Parkplatz am Ende der Straße ist bei unsrer Ankunft noch ordentlich gefüllt, leert sich aber schnell, je später es wird und je schlechter das Wetter wird. Die Sonne ist mittlerweile weg, es bleibt jedoch vorerst trocken und Midges sind auch keine zu sehen, sodass wir nach einigen kleineren Startschwierigkeiten den Grill an einer geschützten Stelle unweit des Parkplatzes zum Brennen kriegen. Ohne ein schlechtes Gewissen, irgendwelche Motive zu verpassen, hauen wir ordentlich rein und genießen die frischen Zutaten. Tütensuppen sind eben doch nur eine Notlösung fürs Unterwegs-Sein. Nach kurzem Fress-Koma machen wir dann doch noch ein paar Fotos, geben es aber schnell wieder auf, da die Bewölkung noch weiter zunimmt und dichter Nebel aufzieht. Wir sind uns jedoch einig, mit der Location hier noch nicht fertig zu sein! Etwa gegen 23:30 sind wir bei leicht einsetzendem Regen wieder am Auto und stellen frustriert fest, dass wir uns nicht einfach hineinlegen und schlafen können, sondern erst noch das Umräumen ansteht. Etwas genervt machen wir uns an die Arbeit, so langsam haben wir aber ein System entwickelt und meistern die letzte Aufgabe des Tages in Rekordzeit.


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                      #11
                      AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                      09 – Donnerstag, 02.07. – Neist Point -> Coral Beaches -> Neist Point 4km + 3,2km


                      Der Nebel bleibt uns die ganze Nacht erhalten und so bleiben auch wir unseren Schlafsäcken erhalten und schlafen nach dem obligatorischen Weck-Intermezzo um 4:00 weiter. Am frühen Morgen fängt es zusätzlich an zu regnen, was uns nicht gerade zum frühen Aufstehen animiert. Als es gegen 10:00 dem Geräuschpegel im Auto nach zu urteilen aufhört zu prasseln, machen wir uns auf und stärken uns vor dem Umräumen des Wagens mit Resten vom Vortag in Verbindung mit Brot und Marmelade. Nachdem das Gepäck wieder fachmännisch im Laderaum des Autos verstaut ist machen wir uns an die Tagesplanung und stellen fest, dass wir beide heute noch keine Lust auf ein Weiterwandern haben. Außerdem haben wir ja geplant, den ersten Teil der 4. SkyeTrail Etappe von Portree nach Sligachan zu überspringen und mit dem Bus gleich bis Peinachorrain an der Mündung des Loch Sligachan zu fahren. Dieser Bus fährt allerdings nur 2x täglich und wir würden es zeitlich eh nicht mehr schaffen. Wie gestern schon angedeutet entscheiden wir uns also dazu, in der Hoffnung auf besseres Wetter noch eine weitere Nacht am Neist Point zu verbringen.

                      Den Tag wollen wir mit einem Ausflug zu den Coral Beaches füllen. Bevor wir uns auf den Weg machen, erscheint am Horizont am Ende der Straße ein riesiges Gebilde, was sich langsam nähert und sich schließlich als mindestens hausgroßes Wohnmobil mit österreichischem Kennzeichen entpuppt und direkt neben uns parkt. Der Fahrer steigt aus und verwickelt uns in ein Gespräch über den Ort hier und unsere Route, schon nach kurzer Zeit dämmert uns aber, dass das Interesse an unserem Urlaub nur gespielt ist und ihn einzig und allein interessiert, wann wir uns hier vom Acker machen. Der Grund wird uns kurze Zeit später klar, als am Horizont ein weiteres Ungetüm auftaucht, diesmal nicht haus- sondern eher stadtgroß, welches mit Müh und Not auf dem Parkplatz wenden kann und sich schließlich bedrohlich uns gegenüber stellt. Während wir uns noch wundern, wie diese Siedlung auf vier Rädern die Straße und die engen Cattle Grids bis hierhin überwunden hat, setzen wir uns mal lieber schnell hinters Steuer und machen die Biege. Der halbe Parkplatz ist nun mit zwei Wohnmobilen zugestellt…




                      kurze Pause am Loch Dunvegan

                      Nach einem kleinen Zwischenstopp in der Nähe von Colbost und ein paar Fotos des Loch Dunvegan mit seinen vielen kleinen Inseln erreichen wir nach kurzer Zeit das Ende der Straße nahe Claigan und den Parkplatz, von dem die kurze Wanderroute zu den Coral Beaches beginnt. Die kurzen, weißen Sandstrände bestehen erstaunlicherweise weder aus feinem Kies noch aus (wie der Name vermuten lässt) verkleinerten, versteinerten Korallen sondern aus gebleichten und getrockneten Algenstückchen . Laut Beschreibungen soll zudem durch tiefblaues Wasser bei Sonnenschein fast karibische Atmosphäre entstehen. Diese Atmosphäre will sich anscheinend keine Skye-Besucherin und kein Skye-Besucher entgehen lassen – der Parkplatz ist total überfüllt und obwohl wir es gerade noch so schaffen ein Plätzchen zu finden, bildet sich hinter uns auf der Straße eine Schlange mit Autos, die darauf warten müssen, dass andere Wagen den Parkplatz wieder verlassen, um überhaupt eine Möglichkeit zu haben, zu parken. Dies ist nicht das erste Mal, dass mir auf Skye auffällt, dass die vorhandene Infrastruktur der Menge der Touristen auf der Insel nicht gewachsen ist. Vermutlich wird auch hier das Interesse an einem „naturverbundenen Urlaub“ in den letzten Jahren stark zugenommen haben und es bleibt spannend zu beobachten, welche Entwicklung die Insel in den nächsten Jahren nehmen wird. Am morgigen Tag sollen zudem noch die Schulferien in Schottland beginnen und ich mache mir schon ein bisschen sorgen, wobei es natürlich total vermessen ist, sich darüber aufzuregen, da wir ja selbst Teil des Problems sind. Ich hatte schon auf unsrer kurzen Fahrt vom Old Man zurück nach Portree versucht, mit unserem Lift über dieses Thema ins Gespräch zu kommen, wobei er eigentlich prädestiniert zu einem qualifizierten Kommentar gewesen wäre, da er auf Skye eine Autovermietung betreibt. Aber wie schon erwähnt, war er mehr als wortkarg und Alles, was aus ihm hinauszubekommen war, war „We’re busy.“. Aber vielleicht beschreibt das ja auch schon ausreichend den Umgang der Locals mit dieser Thematik.

                      Aber zurück zu den Coral Beaches – nach kurzer Wanderzeit, in der es immer mal wieder leicht anfängt zu regnen, stehen wir schließlich an besagtem Strand und fragen uns, ob das jetzt schon Alles sei. Die Gegend ist nett anzuschauen, die Konsistenz des Strandes ganz witzig, aber mehr auch nicht.


                      die Coral Beaches...naja...

                      Sven würde auch aufgrund der hohen Menschendichte am liebsten gleich wieder zurück zum Auto gehen, ich bestehe aber darauf, zumindest noch ein Stündchen hierzubleiben, damit der Weg hierher nicht ganz umsonst war. Belohnt werden wir nach kurzer Zeit mit Sonnenschein, karibisches Feeling will zwar trotzdem nicht aufkommen, ich arrangiere mich aber mit dem Ort. Fatalerweise werden wir sehr träge und müde (wie irgendwie jedes Mal, wenn auf Skye die Sonne scheint – wie kann das sein???), sodass sich unser Aufenthalt doch noch etwas in die Länge zieht.

                      Gegen 17:00 sind wir schließlich wieder am Neist Point und müssen unseren Parkplatz aufgrund akuter Überfüllung etwa 250m entlang der Straße nach hinten verschieben, was aber nicht weiter schlimm ist. Wir sind dann doch irgendwie trotz dichter Bewölkung recht gut gelaunt, packen unsere Fototaschen und gehen die nächsten 2 Stunden individuell „spielen“. Während Sven sich an den zahlreichen Vogelkolonien an den Klippen des An t-Aigeach (der Berg auf der vorgelagerten Landzunge, welcher über weite Teile den Blick auf den Leuchtturm verdeckt) zu schaffen macht, umrunde ich die Halbinsel so gut es geht entlang der Küstenlinie.


                      Pfütze mit Neist Point Lighthouse im Hintergrund, rechts An t-Aigeach


                      auf der Jagd

                      Pünktlich zum Abendbrot treffen wir uns am Auto wieder – es gibt eine riesige Portion Gnocchi in Tomaten-Käsesauce und zum ersten Mal wird heute Abend etwas vom Essen übrig bleiben. Trotz schlechter Aussichten wagen wir uns in der einsetzenden Dunkelheit noch einmal die Stufen Richtung Leuchtturm hinab und werden ausnahmsweise nicht enttäuscht. Kurz nach Sonnenuntergang reißt der Himmel im Nord-Westen für ein paar Minuten auf und gibt in einem intensiven Farbenspiel den Blick auf die Silhouetten der weit entfernten Äußeren Hebriden frei. Nach zehn Minuten ist dieses Schauspiel auch schon wieder vorbei und zeitgleich kämpft sich im Osten der Vollmond durch eine dünne Nebel- oder Wolkenschicht über die Klippen des Hoe Point.


                      der helle Fleck ist der Mond. Schön.

                      Sven ist ganz in seinem Element und knipst und filmt was das Zeug hält. Mir ist es nach einiger Zeit deutlich zu dunkel und ich mache mich auf den langen Rückweg zum Auto um dort noch ein wenig Musik zu hören und ein Feierabendbier zu trinken. Gegen 01:00 trudelt schließlich auch Sven am Reisemobil ein und einigermaßen zufrieden beenden wir eine halbe Stunde später auch diesen Tag. Ab morgen soll dann wieder gewandert werden!


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                      Zuletzt geändert von JeeWo; 30.11.2015, 06:10.
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                        10 – Freitag, 03.07. – Neist Point -> Allt Na Measarroch 9,5km


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                        Weckzeit 3:30 – es ist klar, nebelfrei, und wird langsam hell - wir könnten den ersten Sonnenaufgang der Tour miterleben, wenn wir es denn wöllten – verdammt! Ich schaffe es einfach nicht aufzustehen und bleibe liegen, Sven hingegen ist vorbildlich und verschwindet mit Kamera und co. in Richtung Neist Point. Nach ein paar Stunden kehrt er wieder heim, der Wecker wird von 9:00 auf 10:00 weitergestellt und zack schlafen wieder Beide. Geweckt werden wir schließlich nicht primär durch den Weckton des Handys, sondern durch den regen Publikumsverkehr, der sich sehr zeitig einstellt und durch fortwährendes Stimmengewirr in Verbindung mit zahlreichen Motorgeräuschen auf sich aufmerksam macht. Bei strahlendem Sonnenschein öffnen wir die Hecktüren des Autos und ergeben sicher einen amüsanten Anblick, 2 verknautschte Gestalten im Laderaum eines Kleintransporters, während überall um uns herum hochmotivierte und scheinbar überaus ausgeschlafene Gestalten in Wander- und Sportklamotten wuseln. Wir hätten den Wagen gestern wenigstens umdrehen sollen, sodass wir beim Aufstehen zuerst aufs Wasser und die Klippen geblickt hätten und nicht sofort ins Zentrum der Aufmerksamkeit der anderen Besucherinnen und Besucher gerückt wären.

                        Nach dem obligatorischen Umräumen und einem Frühstück, das mal wieder zum Großteil aus den Resten der Vortage besteht, machen wir uns gegen 11:00 auf den Weg zurück nach Portree. Hier haben wir nun wieder einmal reichlich Zeit zum Umpacken. Wir richten uns was die Verpflegung angeht wieder auf 6-7 Nächte in der Natur ein, das Endgewicht der Rucksäcke schockiert uns diesmal aber nicht so sehr wie zu Beginn des Urlaubs. Die restliche Zeit verbringen wir mit einem weiteren Hafenspaziergang und dem Einkauf von ein paar Postkarten. Während Sven sich gleich daran macht, sein Exemplar zu beschriften, habe ich noch keine Lust dazu und kehre nach einer weiteren kleinen Shoppingtour mit einem Eis in der einen und einer Schale Obstsalat in der anderen Hand sowie einem breiten Grinsen im Gesicht zum Parkplatz zurück. Der Verzehr des Obstes muss allerdings auf die Busfahrt verschoben werden, da die Zeit etwas drängt und ich zu allem Überfluss noch das GPS verlegt habe und wir das gesamte Auto sowie meinen Rucksack auf den Kopf stellen müssen um es zu finden. Letztendlich hat es sich in einer Falte des Deckelfachs versteckt und gerade noch rechtzeitig erreichen wir um 15:25 den schon auf uns wartenden Bus auf dem Somerled Square. Heute beginnen die Schulferien in Schottland und der von uns angepeilte Bus nach Peinchorran verkehrt in der Ferienzeit lediglich an einem Tag der Woche – nämlich freitags, also heute – einmal um 11:30 und um 15:25. Zum Glück hatte ich mich schon in Deutschland um eine solch kleinteilige Recherche gekümmert und hatte die Pläne des Stagecoach richtig entziffern können, sonst würden wir jetzt etwas dumm aus der Wäsche gucken. So passt aber Alles und wir lassen uns zufrieden auf die wieder einmal reichlich vorhandenen freien Sitzplätze sinken.
                        Während der Fahrt werden wir in unsrer Entscheidung bestätigt, diesen Teil des Skye Trail übersprungen zu haben. Die an uns vorbeiziehende Landschaft ist recht öde, Ausblicke gibt es kaum zu sehen und der Weg verläuft auf den ersten 12km komplett auf einer dicht bewachsenen Straße durchs Hinterland. Der Parkplatz in Peinchorran besteht aus 2 Mini-Stellplätzen und einer Bucht, die gerade so groß genug ist, dass der Bus, nachdem er uns als letzte Passagiere der Fahrt rausgeschmissen hat, mit mehreren Zügen umdrehen kann. Den geplanten Ausflug zurück zur Halbinsel An Aird sparen wir uns wegen der schon recht fortgeschrittenen Tageszeit und machen uns gleich auf ins Loch Sligachan. Neben einem Schaf und einer anderen Wanderin sind wir nun wieder auf uns alleine gestellt und freuen uns, bei strahlendem Sonnenschein den anfangs noch gut zu erkennenden Pfad zu folgen.


                        wieder auf den Beinen. Tolles Wetter, mieses Fotolicht

                        Immer wieder machen wir kurze Pausen und blicken zurück zur Insel Raasay und der Fähre von Sconser sowie ans andere Ufer des Lochs mit der vielbefahrenen A87 und dem dahinter liegenden Berg Glamaig mit seinen Gipfeln An Coileach und Sgurr Mhairi. Den Blick meist straff nach Süden und Osten gerichtet verlieren wir den in süd-westlicher Richtung verlaufenden Pfad Richtung Sligachan. Das GPS zeigt ihn etwa 50m höher am Hang an, wir wählen aber den kurzen Abstieg ins Flussbett des Lochs, welches bei Ebbe recht gut zu durchwandern ist. Nach einem guten Kilometer machen wir eine Pause auf einer wunderbaren Wiese an der Mündung des Allt Garbh Mor und kurz dahinter treffen wir wieder auf den Weg, der ab jetzt gut ersichtlich bis ans Ende des Lochs und schließlich zum Zeltplatz führt. Auch wenn in der Karte eine ganze Reihe von den Weg kreuzenden Flüssen eingezeichnet sind und auch der Skye Trail Guide der Websters vor allem für den letzten Teil des Wegs vorm Zeltplatz einige Flussquerungen und Furten beschreibt, hatten wir nie Probleme und kamen trockenen Fußes ans Ende des Lochs. Entweder waren die Bäche so schmal, dass sie mit einem kleinen Schritt locker übergangen werden konnten oder das Wasser war (besonders im Mündungsbereich des Flusses Sligachan in den Loch) so flach, dass einfach durchgelaufen werden konnte bzw. im Notfall einfach auf die in Vielzahl vorhandenen stepping stones zurückgegriffen wurde. Unsere Erfahrungen sich aber sicher tages- und jahreszeitlich bedingt.


                        im Mündungsbereich. Furten nicht notwendig.

                        Einzig unmittelbar vor dem Zeltplatz wird der Pfad noch einmal recht boggy, was uns mittlerweile aber nur noch ein müdes Lächeln abtrotzt. Der Pfad führt direkt über den im Vergleich zur letzten Woche (als wir mit dem Auto dran vorbeigefahren sind) sehr gut gefüllten Zeltplatz und wir geben uns Mühe, noch nicht ans campieren zu denken. Ohne groß den Kopf zu heben laufen wir weiter, überqueren die Straße und stehen schließlich am Eingang des Glen Sligachan vor der markanten Steinbrücke mit den schroffen Gipfeln des Am Basteir und Sgurr nan Gillean im Hintergrund. Die Bezeichnung als „Tor zu den Cuillins“ für Sligachan trifft bei diesem Ausblick den Nagel auf den Kopf. Auch wenn die Brücke der wohl meistfotografierte Ort auf ganz Skye ist und die Sonne trotz der fortgeschrittenen Tageszeit (es ist ca. 19:00) ein mehr als suboptimales Fotolicht generiert, lasse ich es mir nicht nehmen, schnell noch ein Bild zu machen, während Sven müde in der Ecke liegt und wieder mit seinem Gerede von der „billigen Belegfotografie“ anfängt.


                        "billige Belegfotografie". Das klischee-Skye-Motiv bei wolkenlosem Himmel

                        Wir sind noch recht fit und haben uns vorgenommen, ein paar Kilometer ins Tal hineinzulaufen und uns dort einen schnuckeliges Zeltplätzchen zu suchen. Gesagt, getan, wir sind wieder unterwegs und staunen zuerst einmal über die wunderbar aufbereiteten Wege auf den ersten Metern des Pfades.


                        wir nehmen Fahrt auf und sind sogar zu schnell für die Kamera


                        so läuft es sich gut. immer auf den Marsco drauf zu

                        Leider begehen wir mal wieder den fatalen Fehler, unserem Gefühl zu folgen und weichen vom Hauptpfad ab, um etwas weiter unten parallel zum Fluss zu gehen. Sehr schnell wird es sehr, sehr feucht und wir stehen schon wieder kurz vor nassen Füßen, als wir ein Einsehen haben und uns in direkter Luftlinie die 100m zum Hauptpfad durchschlagen. Diese Lektion werden wir für den Rest unsrer Tour berücksichtigen – „Weiche niemals von den markierten Pfaden ab – es könnte schnell sehr feucht werden!“ Realistischer gesehen würde ich dem allerdings entgegenhalten, dass auf den markierten Pfaden die Möglichkeit, plötzlich bis zu den Waden im Matsch zu stehen zwar unwahrscheinlicher, aber trotzdem keineswegs ungewöhnlich ist.
                        Zurück auf der Wander-Autobahn nehmen wir ordentlich Geschwindigkeit auf und stehen schon nach kurzer Zeit vor unserem geplanten Zeltplatz, irgendwo im Schatten des Marsco am Fluss Allt Na Measarroch. Rein zufällig gibt es dort wenige Meter dem Fluss Richtung River Sligachan folgend ein wunderbares Fleckchen kurzen, trockenen Rasens, auf dem wir vermutlich nicht die ersten Camper sind. Landschaft, Wetter und mittlerweile sogar Licht passen perfekt zusammen, sodass wir heute den Aufbau unseres Zeltes per Zeitraffer filmen.


                        bitte lächeln! auch nach mehreren Versuchen kam kein anständiges Foto zustande...

                        Weitere Fotos der Umgebung schließen sich nahtlos an und es hätte ein perfekter Abend werden können, wenn nicht plötzlich während wir das Abendessen zubereiten eine Midges-Plage bisher unbekannten Ausmaßes über uns herfällt. Das gute Smidge hilft auch mehr schlecht als Recht, es hält die Biester zwar vom Beißen ab, sie umschwirren und landen aber trotzdem und stürzen sich in alle Öffnungen, sei es am eigenen Körper oder in den Kochtopf. Das kleinmaschigste Moskitonetz hilft auch nichts, wenn man eigentlich essen möchte und den Schutz hierfür zumindest bis zum Mund lüften muss. Also Alles in Allem kein schöner Anblick, da hilft nur bei der Nahrungsaufnahme in ständiger Bewegung zu bleiben und beim Fotografieren die Nerven zu behalten.


                        der Blick durchs Insektennetz. Nahrungsaufnahme für Fortgeschrittene!

                        Als es langsam dunkel und kalt wird verzieht sich schließlich auch ein Großteil der fliegenden Teufel, der Rest hat es sich, auf welchem Wege auch immer, in unserem Innenzelt gemütlich gemacht. Sven ergreift die sich bietende Möglichkeit und nimmt ein Bad im River Sligachan während ich mich schon im Schlafsack verkrieche. Ich ziehe die Kapuze und alle möglichen Schnüre möglichst weit zu, um den Midges über Nacht keine Angriffsfläche zu bieten. Gegen kurz nach Mitternacht zeigt sich dann auch Sven wieder am Zelt und so findet der erste Skye-Tag komplett ohne Regenschauer ein Ende.



                        ein grandioser Tag geht zu Ende


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                          Erfahren
                          • 15.02.2011
                          • 133
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                          #13
                          AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                          11 – Samstag, 04.07. – Allt Na Measarroch -> Loch a' Choire Riabhaich 9,2km


                          Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                          "O for the hills of Skye!
                          With storm-wrecked cliffs on high,
                          Where sunset's streaming fire
                          Drapes Sgurr nan Gillean's spire;
                          Where climbers gladly greet
                          Rock safe for hand and feet,
                          Oh which dear life to trust
                          However fierce the gust.
                          O for the hills of Skye!
                          Dark Cuillin Hills of Skye"
                          L. Pilkinton, The Hills of Peace



                          Der am vorigen Tag ausgebliebene Regen stellt sich in den frühen Morgenstunden ausdauernd wieder ein, sodass ein Aufstehen zur Sonnenaufgangszeit mal wieder ins Wasser fällt. Es hört nicht auf und so frühstücken wir im Zelt und schlagen die Zeit, z.B. mit Karten Schreiben, Lesen und immer mal wieder Schlafen tot. Als es dann doch zwischenzeitlich aufhört zu regnen, schläft Sven mal wieder tief und fest, sodass ich alleine beginne, mein Zeug zusammenzupacken. In unserem Hubba Hubba hält sich die Privatsphäre für zwei Personen dann doch recht stark in Grenzen und nach kurzer Zeit wird Sven von meinem Gewühle wach und beteiligt sich an der Aufräumaktion. Wenig später ziehen neue Regenwolken auf, diesmal dunkler und bedrohlicher als in den Tagen zuvor und so entscheiden wir uns, das Zelt noch nicht abzubauen, obwohl es mittlerweile schon 13:30 ist. Gespannt sitzen wir auf „gepackten Koffern“ und warten auf den großen Knall des herannahenden Gewitters, der aber einfach nicht eintreten will. Die Wolken bleiben über den südlichen Cuillins hängen, also genau in der Richtung, in die es für uns heute gehen soll. Hilft ja Alles nichts, wir verlassen zum ersten Mal heute das Zelt, lassen es in Windeseile im Rucksack verschwinden und machen uns auf den Weg. Die ersten 4km vergehen aufgrund des erstklassigen Weges superschnell, schon nach einer knappen Stunde stehen wir an der gut zu erkennenden Abzweigung, an der sich der Pfad teilt. Die Hauptroute führt in leicht süd-westlicher Richtung weiter durch das Tal, an den beiden Seen Loch an Athain und Loch na Crèitheach vorbei und direkt zur Camasunary Bay. Unser Plan ist es jedoch, dem Weg in süd-südwestlicher Richtung zu folgen und über den Pass am Sgurr Hain zu laufen, um Loch Coruisk einen Besuch abzustatten. Pass heißt natürlich auch mal wieder ein paar Höhenmeter, knapp 350 an der Zahl, und so machen wir am Abzweig eine Pause und stärken uns mit reichlich Trailsnacks für die kommende Aufgabe. Allzu lang halten wir es aber nicht aus, da es wieder anfängt zu tröpfeln und der Wind ziemlich kalte Luft durchs Tal pustet.


                          am Abzweig. Der Pfad Richtung Sgurr na Stri ist rechts super zu erkennen. Es ist kalt, windig und regnerisch, noch sollten wir froh darüber sein...

                          Wir ziehen also weiter, durchqueren das Tal und den Fluss ohne Probleme über den immer noch sehr komfortablen Pfad und machen uns nach weiteren 1,5km an den Aufstieg. Pünktlich mit den ersten Höhenmetern wird der Regen stärker und hält diese Tendenz in nächster Zeit bei, bis wir uns auf halber Höhe wieder ähnlich der Trotternish Ridge in einer Mischung aus Starkregen, Wind und Nebel gefangen sehen, welche die Sicht auf ein Minimum sinken lässt. Im Vergleich zur Ridge ist der Aufstieg hier jedoch steiler und verläuft über große, zum Teil glitschige Steine, sodass wir uns wieder einmal fast am Ende unsrer Kräfte den Hang bis zum höchsten Punkt am Pass hinaufquälen. Kurzzeitig verlieren wir aufgrund der schlechten Sicht unseren Weg und erkennen dank GPS, dass wir uns auf dem Pfad Richtung Gipfel des Sgurr na Stri befinden. Dabei hatte ich den Aufstieg zu diesem Gipfel doch heimlich für morgen angesetzt und bisher noch nicht ausgesprochen, um Sven nicht von vorne herein abzuschrecken. Trotz unseres miserablen Zustandes ist es recht leicht, wieder auf den richtigen, leicht bergab führenden Pfad zu finden, der uns zuerst auf eine Hochebene überm Loch Coruisk führen soll, auf der sich der dem Karteneindruck nach recht attraktive See Loch a' Choire Riabhaich befinden soll. Diesen hatten wir grob als Tagesziel festgelegt, da es unserer Vermutung nach dort einfacher möglich sein sollte, einen Zeltplatz zu finden, als direkt am Ufer des Loch Coruisk. Außerdem verspreche ich mir von diesem Ort eine geringere Entfernung zum Gipfel des Sgurr na Stri, meinem morgigen Ziel. Obwohl sich Loch a' Choire Riabhaich zu diesem Zeitpunkt lediglich wenige hundert Meter Luftlinie von uns entfernt am unteren Ende des Hangs befinden soll, an dem wir gerade laufen, ist aufgrund der schlechten Sicht nicht ein Fünkchen von ihm zu sehen. Dies ändert sich schlagartig innerhalb weniger Minuten, in denen der Regen deutlich abnimmt und sich die Nebel-Wolken-Suppe um uns herum teilweise lichtet. Der Blick nach unten (die uns umliegenden Gipfel wollen sich weiterhin nicht zeigen) ist nun frei und verspricht ein wunderbares Fleckchen Land. Der See befindet sich auf der versprochenen Hochebene, eingerahmt von hohen Bergen mit super Aussichtsmöglichkeiten und zu allem Überfluss halluzinieren wir uns schon einen Zeltplatz herbei, den wir (allerdings relativ ungeschützt) direkt am Nordufer des Sees auszumachen glauben.


                          die wolken lichten sich. unser haussee, der braune fleck neben dem östlichen ufer unser Zeltplatz, im hintergrund schon ein stück loch coruisk zu sehen

                          Mit dieser Motivationssteigerung machen wir uns an den Abstieg über den nun sehr unangenehm zu gehenden Pfad, den der Regen eher in einen matschigen Bach mit fies dazwischen platzierten Steinen verwandelt hat. Nach wenigen Metern werden wir wieder zu einem Zwischenstopp gezwungen, da Sven nicht unweit des Weges einen recht zahmen, jungen Hirschbullen erspäht hat und beginnt, diesem intensiv mit seiner Kamera nachzustellen. Nach einer Weile ist mir das Schauspiel zu viel und ich ziehe alleine weiter. Unten angekommen entledige ich mich erstmal meines Rucksacks und begebe mich während der Regen aufhört auf Zeltplatzsuche. Die Gegend erweist sich als noch schöner, als von oben angenommen. Das Ufer des Flusses, der Loch a' Choire Riabhaich mit Loch Coruisk verbindet, ist übersäht mit einer Vielzahl großer Felsen und es macht einen Heidenspaß von einem zum anderen zu hüpfen und dabei den Fluss mehrfach zu überqueren. Leider muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass diese Art der Fortbewegung die einzige Möglichkeit ist, trockenen Fußes vorwärts zu kommen. Die gesamte Hochebene gleicht einem Sumpf und jeder Schritt auf grünem Untergrund ist ein neues Glücksspiel, ob dieser nicht nachgibt und der unbedarfte Wanderer plötzlich mit nassen Schuhen dasteht. Meine Freude wird also wegen der auf den ersten Blick nicht vorhandenen Zeltplätze etwas getrübt. Ich arbeite mich weiter vor, meistere die immerhin 500m zum Nordufer des Sees und suche den von oben erspähten Punkt. Nach einem weiteren Spießrutenlauf durch extrem feuchtes Gelände stehe ich direkt am Ufer des Sees und finde wenige Meter entfernt eine Stelle, an der es scheint, als hätte eine höhere Macht für uns Stroh ausgelegt, um uns einen trockenen Zeltplatz zu besorgen. Es ist in der Tat eine Fläche von etwa 20m2, die, warum auch immer, mit abgeschnittenen, braunen Gräsern bedeckt und dadurch angenehm trocken ist. Solch ein Angebot kann natürlich nicht abgelehnt werden, obwohl neben der tollen Lage mit super Ausblick und dem anscheinend einzig trockenen Fleck in der weiteren Umgebung auch ein paar Punkte gegen diesen Ort sprechen: 1. Trinkwasser – es ist zwar reichlich feucht um uns herum, aber das Wasser des Sees und die umliegenden Zuflüsse sehen nicht wirklich klar und lecker aus, naja muss ja. 2. Wind – der Fleck bietet keinen ersichtlichen Windschutz und es weht ein raues Lüftchen, jedoch nicht vergleichbar mit höher gelegenem Gelände und für unser Zelt absolut zu ertragen. Immerhin verspricht das eine geringe Midges-Dichte. 3. Zugänglichkeit – Der Weg zum Zeltplatz ist wie beschrieben recht beschwerlich und feucht sowie recht weit vom Loch Coruisk entfernt und mit Rucksäcken nicht unbedingt angenehm zu laufen. Wieder einmal – muss ja. Aufgrund unsrer späten Aufbruchszeit heute ist es mittlerweile schon wieder nach 18 Uhr und weitersuchen irgendwie keine Option. Ich kehre also zurück zum Ausgangspunkt, an dem mittlerweile auch Sven eingetroffen ist, und überbringe die Kunde. Gemeinsam schultern wir das Gepäck, kämpfen uns zu unsrer Stroh-Ecke durch und bauen sofort zufrieden das Zelt auf. Nach einer kurzen Entspannungspause und einer Tafel Belohnungsschokolade begibt sich Sven auf Wassersuche. In der Flasche sieht die Flüssigkeit nur bedingt leckerer aus und zu allem Überfluss streikt auch noch unser toller SteriPen. Aber wir sind aus hartem Holz geschnitzt und so wird auch diese Brühe anstandslos ohne negative Auswirkungen auf unseren Darmtrakt getrunken. Während wir uns ans Abendbrot machen – natürlich gibt es nach solch einem Tag wieder Rührei mit Kartoffelbrei und zum Nachtisch noch mehr Rührei – reißt der Himmel hinter uns, also im Norden, teilweise auf und gibt einige spektakuläre Gipfel-Wolkenkombinationen und als Höhepunkt die Spitzen von Am Basteir und Sgurr nan Gillean frei. Unser Fokus springt also immer zwischen Fotos und Abendbrot hin und her, wir schaffen es aber dennoch, Beides zufriedenstellend unter einen Hut zu kriegen.


                          der tag nimmt eine angenehme wendung und endet grandios!

                          Gut gesättigt machen wir uns anschließend auf nach Süden, um einen Blick auf Loch Coruisk und Loch Scavaig zu erhaschen. Leider lässt sich dies nicht ohne die Überwindung von zu diesem Zeitpunkt zu großer Entfernungen bewerkstelligen und so bin ich mit den hier entstandenen Fotos etwas unzufrieden. Sven hingegen ist begeistert. Als ich mich fast schon wieder auf den Rückweg zum Zelt machen will, durchzuckt mich ein gehöriger Adrenalinstoß, das Rührei setzt neue Kräfte frei und ich bin fest entschlossen, noch heute einen Blick auf den kompletten Loch Coruisk zu erhaschen. Hierzu steige ich nicht ab sondern auf, halte mich über mehrere hundert Meter an der steilen Flanke des den Loch an seiner Nordseite begrenzenden Berges und überwinde dessen südlichsten Punkt auf zum Teil abenteuerlichen Wegen. Der Bad Step kann auf jeden Fall einpacken, wenn ich das hier überlebe. Ich schaffe es irgendwie und mit jedem weiteren Schritt über steilen Fels wird ein größerer Ausschnitt des nun bald unter mir liegenden Sees sichtbar. Als ich schließlich auch das Nordwest-Ufer des Loch sehen kann, bin ich zufrieden, suche mir eine den landschaftlichen Begebenheiten geschuldete nur bedingt bequeme Position, lasse mich fallen und zünde mir eine Zigarette an. Auf diesem Moment hatte ich mich bei der Planung unsrer Reise besonders gefreut und so lässt es sich auch verschmerzen, dass sich zum Fotografieren hier keine überragenden Möglichkeiten finden lassen. Die Gipfel der Berge hängen in dicken Wolken, aber immerhin ist es trocken und ich lasse den Blick in die Ferne schweifen. Draußen im Loch Scavaig entdecke ich einen riesigen schwimmenden Weihnachtsbaum und ich muss mich zuerst vergewissern, dass in meiner Zigarette auch wirklich nur Tabak ist. Nachdem ich mich etwas gesammelt habe, entpuppt sich der Tannenbaum als festlich beleuchtetes Kreuzfahrschiff, welches in der langsam einsetzenden Dunkelheit zu blinken beginnt.


                          blick über coruisk aufs meer mit weihnachtsbaum-schiff

                          Apropos einsetzende Dunkelheit – ich sollte mich langsam mal wieder auf den Rückweg machen, schließlich habe ich natürlich meine Taschenlampe im Zelt vergessen und um von diesem Felsen wieder runterzukommen, sollte ich auf jeden Fall das noch vorhandene Restlicht ausnutzen. Gesagt, getan. Ohne größere Unfälle habe ich bald wieder nassen Boden unter den Füßen und stampfe nun im Dunkeln durch die Sümpfe zurück zum Zelt. Ich befürchte schon, dass Sven sich Sorgen macht oder im besten Fall schon im Schlafsack liegt, deswegen beeile ich mich ordentlich und komme total durchgeschwitzt an unsrer Heimstätte an. Von Sven ist weit und breit nichts zu sehen und so beginne ich mir etwas Sorgen zu machen, da auch der Regen langsam wieder einsetzt. Ich mache noch schnell ein Zelt-in-Landschaft-Foto und als ich mich gerade im Schlafsack verkriechen will, kommt Sven gutgelaunt über die Hügel geklettert und hat sich anscheinen die letzten Stunden bestens amüsiert. Gegen kurz nach Mitternacht finden wir schließlich unsere wohlverdiente Ruhe.


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                            • 15.02.2011
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                            • Privat

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                            #14
                            AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                            12 – Sonntag, 05.07. – Loch a' Choire Riabhaich -> Sgurr na Stri -> Cladach a' Ghlinne (Glen Scaladal) 5,7km + 9,4km


                            Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                            Ohne überhaupt einen Blick aus dem Zelt geworfen zu haben, ignorieren wir den Sonnenaufgangswecker aufgrund akuter Müdigkeit und schlafen weiter bis 8:00, als der Wecker zum zweiten Mal klingelt. Dies ist für mich das Signal zum Aufbruch – ich packe Kamera, ein bisschen Süßkram, Regenjacke, mp3-Player und GPS ein und mache mich auf den Weg zum Gipfel des Sgurr na Stri. Sven ignoriert das Alles gekonnt und bleibt unser Absprache entsprechend im Zelt liegen und schläft weiter. Auf so einer langen Tour zu zweit ist es auch mal ganz förderlich, nicht Alles zusammen zu machen. Außerdem habe ich meinen mp3-Player vermisst und freue mich tierisch über meine Playlist. Ich umrunde den See, bis ich wieder auf den Pfad Richtung Coruisk treffe, entscheide mich aber gegen die „offizielle“ Route, zurück nach Nordosten den Hang hinauf bis zum gestern überschrittenen Pass, um von dort genau in südlicher Richtung zurück und mit nur geringem Aufstieg zum Gipfel zu gelangen, sondern erachte den direkten Aufstieg in Luftlinie als machbar und deutlich schneller. Es läuft auch ganz gut, das ungewohnt geringe Gewicht auf dem Rücken merke ich kaum und es ist super Wander-Wetter. Es ist bewölkt, aber trocken, leichter Wind und weder zu warm noch zu kalt. Ab und zu treffe ich sogar auf einen Pfad, der sich aber immer recht schnell wieder verläuft. Nach gut der halben Strecke soll ich eigentlich auf den von mir gespeicherten Track zum Aufstieg treffen, ich kann ihn aber nicht eindeutig identifizieren, da sich überall mehr oder weniger gut zu erkennende Pfade den Berg hinauf schlängeln. So folge ich also einfach meinem Gefühl, was nicht immer die richtige Endscheidung ist. Kurz vor dem Gipfel wird es dann doch noch einmal sehr anstrengend, ich muss mehrfach umdrehen und ein Stück zurück laufen, da ich an irgendeiner Stelle nicht weiter aufsteigen kann, weil es einfach zu steil ist und keine Möglichkeiten zum Festhalten bestehen. Als ich endlich an der Gipfelmarkierung bin, pfeift mir starker kalter Wind entgegen und ich lasse mich schutzsuchend hinter einem Stein fallen. Ich bin etwas überrascht, da ich vom Gipfel einen fast 360°-Rundumblick erwartet hätte, jedoch jetzt feststellen muss, dass der Sgurr na Stri einen Doppelgipfel besitzt, ich auf dem etwas niedrigeren, östlichen Nebengipfel stehe und mir der Ausblick nach Westen zum Loch Coruisk durch den Hauptgipfel versperrt ist. Trotzdem gibt es reichlich was zu sehen: das südliche Glen Sligachan mit den Seen Loch an Athain und Loch na Crèitheach, dem mächtigen Bla Bheinn auf der anderen Seite des Tales und natürlich die Camasunary Bay mit der legendären Bothy. Sogar die Ortschaft Elgol ist im Süden gut auszumachen.


                            blick vom sgurr na stri auf die camasunary bay mit der bothy rechts unten

                            Ich mache ein paar „billige Belegfotos“ (ich wünsche mir ein paar weniger Wolken und damit einen besseren Blick auf die Gipfel der umliegenden Berge) und ziehe schon nach kurzer Zeit weiter zum Hauptgipfel. Hierzu geht es noch einmal ein gutes Stück bergab und wenige Meter weiter westlich wieder mit mehr oder weniger gewagten Kletterpartien aufwärts zur nächsten Gipfelmarkierung. Der gesamte Aufstieg wäre sicherlich entspannter gelaufen, hätte ich mich an den Pfad gehalten und mich nicht querfeldein immer in direkter Luftlinie zum vermeintlichen Gipfel gekämpft. Aber ich bin oben! Hier ist es etwas geschützter als die paar Meter weiter östlich und so kann ich mich in Ruhe niederlassen, sowohl Gipfelschokolade als auch –zigarette zu mir nehmen und den Ausblick zum Loch Coruisk und dem Gebiet, an dem der See ins Meer mündet, genießen. Das Kreuzfahrtschiff ist inzwischen dabei, zu neuen Abenteuern aufzubrechen und in der Bucht vorm Loch ankern lediglich ein paar kleinere Segelboote. Von hier aus lässt sich dann auch ganz gut der recht emsige Bootsverkehr von Elgol nach Coruisk beobachten, der jeweils eine Fuhre Tagestouristen an den See bringt und wieder abholt.


                            ...lächerliches Gipfel-Selfie

                            Da die Zeit in größerer Höhe doch schneller zu vergehen scheint, als auf dem Boden der Tatsachen, mache ich mich nach einem lächerlichen Gipfel-Selfie mit guter Musik auf den Ohren an den Abstieg und kann zuerst auch sehr gut dem vermeintlichen Hauptpfad folgen, wenn dieser nicht nach kurzer Zeit im Nirgendwo enden würde. Tja wohl wieder falsch abgebogen, ich stehe am Hang mitten in Gestrüpp und zwischen hohen Steinen und der einzige Weg führt jetzt steil hinab Richtung dem Pfad, auf dem wir gestern abgestiegen sind und der von meiner Position ganz gut zu erkennen ist. Is aber alles halb so schlimm, nach kurzer Zeit stehe ich wieder auf ausgetretenen Wegen, finde das aber plötzlich langweilig und steige weiter in direkter Luftlinie querfeldein mit Peilung Zelt abwärts, bis ich Loch a' Choire Riabhaich an seiner westlichen Flanke umrundet habe und nur noch den Zufluss zum See, Allt a' Choire Riabhaich, überqueren muss, um wieder am Zelt zu sein.


                            Zelt am See

                            Gegen kurz nach 12:00 reiße ich Sven aus seinem Gedöse und würde mich gleich ans Zusammenpacken und an die Vorbereitung des Aufbruchs machen, wenn sich die Sonne nicht langsam durch die Wolken kämpfen würde und unsere Bewegungen wie schon in den letzten Tagen auf ein Minimum reduzieren würde. Der Abbau zieht sich aufgrund unsrer Trägheit und dem Bedürfnis, einfach nur rumzuliegen und sich vollscheinen zu lassen, bis um ca. 14:00.
                            Als es dann endlich losgeht, kommen wir schon nach wenigen Metern aufgrund der knallenden Sonne ins Schwitzen. Der finale Abstieg zum Loch Coruisk ist bei diesen Witterungsverhältnissen auf dem nun einigermaßen trockenen Pfad eine Wonne.


                            Stimmung stimmt!

                            Mit jedem Schritt wird die Aussicht besser und als wir schließlich am Ufer des Sees stehen, schein mein Glück komplett. Ich genieße es immer wieder kurz innezuhalten und die Umgebung zu bestaunen. Sven hingegen stapft mit ordentlichem Tempo weiter voran und lässt sich nur selten einholen. Auf einem großen Stein am Scavaig River machen wir eine kurze Pause und beobachten eine neuerliche Fuhre Menschen, die sich, gerade mit dem Boot von Elgol kommend, in recht kurzer Zeit in alle Himmelsrichtungen verstreut.


                            schon wieder blauer Himmel - so langsam werden wir verwöhnt

                            Ich habe eigentlich große Lust, noch einen weiteren Tag an diesem Ort zu verbringen, doch gleichzeitig wollen wir das gute Wetter nutzen, um noch ein paar Kilometer zu schaffen und so machen wir uns auf, Richtung des sagenumwobenen Bad Steps. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Loch nan Leachd an einem wunderbar weißen Sandstrand vorbei und ich fühle mich an Bilder der Lofoten erinnert – weiße Buchten umrandet von schroffen Bergen. Der Versuchung, kurz ins Wasser zu springen, kann ich sehr gut dadurch widerstehen, dass sich am Stand schon eine größere Gruppe deutschsprachiger Menschen rumtreibt, dessen enormer Geräuschpegel uns zum Weiterlaufen bewegt. Die Gegend um den Bad Step ist für uns mit dem schweren Gepäck sehr unangenehm zu gehen, da immer wieder sehr große Schritte und improvisierte Stufen im Stein zu überwinden sind, die ordentlich an der Kondition zerren. Den Bad Step an sich hatten wir uns auch etwas entspannter vorgestellt; es ist schon ein gutes Gleichgewichtsgefühl nötig, um mit den riesigen Rucksäcken hinten dran nicht in die Spalte oder gleich ins Meer zu rutschen. Zum Glück ist der Fels durch den massiven Sonnenschein vollkommen trocken und griffig, bei Regen wäre dieser Abschnitt wohl eine wahre Qual.




                            Bad Step

                            Hinterm Bad Step wird der Pfad langsam besser und als wir den südlichen Ausläufer des Sgurr na Stri überwunden haben auch deutlich breiter und weniger steil zum Hang. Dafür wird es wieder mal boggy und es bewölkt sich zusehends. Als es für kurze Zeit anfängt zu regnen sind wir zuerst für die willkommene Abkühlung dankbar, beschließen dann aber sicherheitshalber, auf Regenklamotten umzusteigen. Nach der erfolgreichen Umkleide hat es jedoch schon wieder aufgehört und die Hardshell sorgt nun für zusätzliches Saunaklima am Körper. Auf den letzten Kilometern bis zur Camasunary Bay schwinden unsere Kräfte ordentlich und wir freuen uns schon tierisch auf eine längere Pause an der Bothy. Bevor diese ansteht, müssen wir aber erstmal den Fluss mit dem klangvollen Namen Abhainn Camas Fhionnairigh überqueren und trotz Ebbe sehen wir auf den ersten Blick keine komfortable Möglichkeit dazu. Auch die auf der Karte und im Track angegebene Stelle verspricht kein trockenes Furten.


                            nur noch eine Furt von der Bothy entfernt

                            Mir ist das allerdings ziemlich egal, meine Schuhe sind noch von gestern durchgeweicht, die Socken sowieso und so stapfe ich einfach durch den Bach, kann es aber nicht verhindern, dass etwas Wasser sogar von oben in die Stiefel läuft. Sven ist etwas vorsichtiger, hat auch höhere Schuhe und schafft es so fast trockenen Fußes auf die andere Seite. An der Hütte angekommen wird erstmal das Gepäck abgelegt und Schuhe und Socken ausgewrungen. Leider zieht ein kurzer Regenschauer auf und die Sonne schafft es immer seltener, sich gegen die Wolken zu behaupten, sodass keine Möglichkeit besteht, das Fußkleid auch nur ein wenig zu trocknen. Die Bothy an sich ist, obwohl es schon fast 18:00 Uhr schlägt, leer. Wir schauen uns kurz um, staunen über die Größe, geben ihr letztendlich aber doch das Prädikat „nicht übernachtenswert“ aufgrund des baulichen Zustandes und der Muffigkeit. Aber sie soll ja zeitnah durch eine neue ersetzt werden. Wir wollen heute auf jeden Fall noch weiterziehen und irgendwo vor Elgol unser Nachtlager aufschlagen.


                            von innen schmuddelig, für eine Pause trotzdem gerne gesehen

                            Nach einer dreiviertel Stunde brechen wir wieder in nassen Schuhen auf und durchqueren die Bucht bis zu deren östlichen Ende, an dem wir wieder auf den Skye Trail treffen. Hier soll die neue Bothy entstehen und sie ist von außen auch schon fertig, allerdings noch abgeschlossen und wir beschäftigen uns nicht weiter mit ihr. Kurz nachdem der Pfad nach Süden abbiegt, können wir noch zwei Wanderinnen erspähen, die sich einen Zeltplatz unweit der Küste ausgesucht haben. Mit ihnen werden wir uns am morgigen Tag ein wahres Rennen liefern. Der weitere Verlauf des Pfades ist ganz ok und wir sind ziemlich beruhig, weil im Webster-Skye-Trail-Reiseführer vor diesem Abschnitt als sehr schlecht zu gehen gewarnt wird. Kurz vorm Abstieg zum Glen Scaladal wird es doch noch einmal nervig, da der Pfad durch ein kleines Wäldchen führt und der Durchgang für Alle über 1,50m Körpergröße mit Komplikationen verbunden ist. Sprich – wir bleiben andauernd mit unseren Rucksäcken hängen und müssen viel zu häufig in die Knie gehen, um durch das Gestrüpp zu kommen. Als wir endlich um kurz vor 20:00 hinab ins Tal gehen sind wir total fertig, welch ein Zufall, dass wir eh geplant hatten, hier zu bleiben und es eine ganze Reihe wunderbare Zeltplätze auf grüner Wiese unweit des Strandes gibt. Die Vielzahl von Kuh-Hinterlassenschaften lässt allerdings auch nichts Gutes in Bezug auf nächtliche oder morgige vierbeinige Gäste erahnen. Mit den letzten Metern des Abstiegs setzt Regen ein und so beeilen wir uns, zügig unters Zelt zu kommen. Ich als bekennender Zelt-Pedant weigere mich jedoch, das Innenzelt im Regen aufzubauen und so setze ich mich durch und wir spannen nur das Außenzelt übers Gestänge, fixieren das Gestänge im Footprint und schmeißen uns und unsere Rucksäcke ins Innere. Nach einer Tafel Schokolade nimmt der Regen ab und wir machen uns an den finalen Aufbau. Bei der alltäglichen Frage, wer an welcher Seite schlafen möchte, kommt es dann zum Eklat: ich habe mir ohne drüber nachzudenken, die linke Seite des Zelts ausgesucht und wie sich herausstellt ist es eine Premiere. Sämtliche Nächte zuvor haben wir unbewusst immer in der gleichen Reihenfolge geschlafen und nun ist es ein verdammt komisches Gefühlt, auf einmal auf der anderen Seite zu liegen. Schlafen werden wir aber trotzdem können. Ich befreie mich auf jeden Fall aus den nassen Schuhen und habe Mitleid mit meinen Füßen, die dementsprechend mitgenommen aussehen und sich auch so anfühlen. Also rein in die bequemen Campschuhe und zuerst wird die Umgebung nach Fotomotiven abgesucht. Vom Strand hat man einen wunderbaren Blick zurück auf die Cuillins und die Einfahrt zum Loch Coruisk, Regenwolken wechseln sich mit klarem Himmel ab, was eine dramatische Lichtstimmung verspricht. Zunächst einmal gibt es jedoch Abendessen – wieder einmal Brokkoli-Nudeln (mit Frühlingskräutern!). Die nun folgende Midges-Attacke überstehen wir routiniert und stoisch.


                            einer kocht, der andere post. perfekte arbeitsteilung

                            Die anschließende Foto-Action zieht sich bis kurz nach Mitternacht und zufrieden verkriechen wir uns in unseren Schlafsäcken. Unserer Meinung nach liegt nun der spannendste - weil spektakulärste - Teil der Tour hinter uns. Die letzten beiden Etappen des Skye Trail führen größtenteils über flaches Gelände und gut ausgebauten Wege und Straßen an der Küste bis schließlich nach Broadford. Wir wollen diese Strecke zum entspannten Auslaufen nutzen und hoffen auf ein schnelles Vorankommen.


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                              #15
                              AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                              13 – Montag, 06.07. – Cladach a' Ghlinne (Glen Scaladal) -> Bla Bheinn Car Park 17,3km


                              Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                              Das Wetter zur üblichen unmenschlichen Weckzeit verspricht Gutes, doch im Gegensatz zu Sven will ich das mal wieder nicht wahrhaben und verbleibe im Schlafsack, während sich mein Begleiter waghalsig nach Draußen schleicht. Das nächste, was ich mitkriege ist, dass Sven irgendetwas hektisch brabbelnd ins Zelt stürzt. Wie sich herausstellt, ist er vor einer großen Herde Kühe geflüchtet, die sich in den Morgenstunden rings um unser Zelt positioniert hat und der nicht daran gelegen ist, ihr Revier ohne Kampf aufzugeben. Ok, Kampf bei Kühen heißt, dass sie doof in der Gegend rumstehen und allein aufgrund ihrer Masse Respekt ausstrahlen. Es sind vielleicht 12-15 Tiere, die in aller Ruhe vor sich hin grasen, unter ihnen auch ein stattlicher Bulle und eine Gruppe von drei halbstarken Jungtieren, die es sich im Verlauf der nächsten Stunde nicht nehmen lassen, unseren Topf mit Essensresten auszulecken, mein noch draußen stehendes Stativ umzuschmeißen, etwas auf meinen Trekking-Stöckern rumzutrampeln und nicht zuletzt in regelmäßigen Abständen direkt an den Ösen unserer Vorzelte zu nuckeln, wobei sie immer hektisch ein paar Meter zurückspringen, wenn sie die Ösen wieder loslassen, diese zurückschnellen und das ganze Zelt kurz beben lassen. Zum Glück bleibt aber Alles ganz. Aus Respekt nehmen wir trotz strahlendem Sonnenschein unser Frühstück im Zelt ein und warten noch eine Weile, bis wir uns an die tierischen Beobachter (und sie sich an uns) gewöhnt haben, bevor wir mit dem Zeltabbau beginnen.


                              unsere neuen Freunde

                              Zu einer zumindest in unseren Augen kurz brenzligen Situation kommt es noch, als wir versuchen, dass Innenzelt etwas vom Dreck zu befreien und dazu den roten Zeltboden ein wenig durch die Gegend wuchten. Moment, Kühe, rot, war da nicht was? Zumindest kommt etwas Unruhe in die Herde und sie fangen an sich uns zu nähern. Dann fällt uns wieder ein, dass die Tiere ja farbenblind sind und sie somit - was nicht sein darf kann auch nicht sein - lediglich an unseren artistischen Übungen mit dem Innenzelt interessiert sein können. Nachdem wir uns gegen 11:30 von den neuen Zweck-Freunden verabschiedet haben, nehmen wir die letzten etwa 3km bis Elgol in Angriff. Obwohl der Weg trocken und überwiegend ganz gut zu gehen ist, beschweren wir uns in aller Regelmäßigkeit über die uns unangemessen erscheinende Hitze - was wäre auch ein Tag, an dem es Nichts zu meckern gäbe.


                              gute Belüftung ist Alles!

                              Im Ort angekommen machen wir eine längere Pause, hauen uns an ein sonniges Fleckchen, beobachten die umherströmenden Touristen und ich gönne mir aus dem Shop ein leckeres Ginger Beer. Im Gang, der zum Geschäft führt, fällt mir auch der schon in der Einleitung beschriebene, immer gültige Wetterbericht auf. Regen-Wolken-Sonne-Wolken-Regen-Wolken-Sonne und dass jeden Tag. Für heute trifft bisher nur das Sonnensymbol zu.


                              Hafen von Elgol. Wir haben uns nicht runtergetraut.

                              Nachdem wir uns ausreichend entspannt haben, folgen wir dem Skye Trail über eine recht unspektakuläre Straße knapp 3km in östlicher Richtung über kahle Hügel in die Ortschaft Glasnakille. Zwischendurch ergeben sich schöne Ausblicke zurück über die sanfte Landschaft mit den mächtigen Cuillins im Hintergrund.


                              Blick zurück. Elgol mit den Black Cuillins im Hintergrund. nett.

                              Kurz vor Glasnakille passieren wir einen Funkmast und zum ersten Mal seit mehreren Tagen haben wir wieder Handyempfang. Sven nutzt diesen kurzen Moment für einen familiären Geburtstagsanruf. Auf einem Hügel unweit unserer Position entdecken wir die beiden Wanderinnen, die wir gestern kurz hinter Camasunary bemerkt hatten. Dies ist heute schon die zweite Begegnung mit ihnen, nachdem sie schon morgens während wir uns mit den Kühen beschäftigt haben, an uns vorbeigezogen sind. Es werden noch weitere Begegnungen folgen.

                              Wieder auf den Beinen überwinden wir die letzten Meter bergab bis nach Glasnakille, halten uns am Ende des Weges links bis die gepflasterte Straße einem privaten Schotterweg weicht. Bis hierhin waren nette Ausblicke rechter Hand nach Osten über die Halbinsel Sleat bis zum Festland möglich, die nächste Stunde laufen wir allerdings über den beschriebenen Schotterweg durch einen ungepflegtes Waldstück. Während wir zwischendurch eine weitere Pause machen und unsere schon wieder schmerzenden Füße etwas zu lüften, ziehen die beiden Wanderinnen ein weiteres Mal an uns vorbei. Der Teil des Skye Trails zwischen Glasnakille und Kilmarie ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht selten fragen wir uns, ob wir hier wirklich richtig sind und warum der Trail hier wohl lang führt. Meist sind es Privat- oder Feldwege, die abgeschritten werden und abseits des Wegs gibt es eine Menge Müll, ausgeschlachtete Autos, Wohnwagen und andere merkwürdige Konstruktionen zu entdecken. Kein Vergleich zum uns bisher bekannten Teil des Weges und trotz der regelmäßig vorhandenen Aussicht nach Osten nicht unbedingt schön.

                              Nach gut 10km Strecke werden unsere Beine langsam schwer. Wir schieben es zum Teil auf die Hitze, aber am Ende sind wir einfach nur träge und kaputt und nicht mehr für solche Unternehmungen bestimmt.



                              vor Kilmarie. sieht harmlos aus, aber es ist das letzte Bild für heute, danach vermieste uns das Wetter den Rest des Tages

                              Kurz vor Kilmarie überholen wir ein weiteres Mal die pausierenden Wanderinnen und machen unweit ihrer Position eine längere Rast am Ufer der Bucht. Trotz des ausgiebigen Sonnenscheins der letzten beiden Tage sind meine Schuhe immernoch nicht trocken und meine Füße beschweren sich darüber auf ihre Weise durch ausgiebige Ermüdungserscheinungen. Mit dem schönen Wetter ist es nun auch vorbei, es bewölkt sich und in Laufrichtung sieht es arg nach Regen aus. Wir bleiben bei unserem Tagesziel, es heute so nah wie möglich an Torrin ranzuschaffen und so biegen wir mit einsetzendem Regen nach kurzem Anstieg bei Kirkibost auf die B8083 und folgen ihr für knapp 2km.

                              Irgendwo in dieser Gegend verlässt der Skye Trail die Straße und folgt einem Pfad durch ein Waldstück zu den Ruinen der verlassenen Ortschaft Keppoch. Wir folgen wieder einmal zu unserem späteren Ungemach dem GPS-Track des Skye Trail, nach dem wir an einer Parkbucht einem kaum vorhandenen Pfad durch ein ohne Schwimmhilfe quasi unpassierbares Stück Moor in den Wald hinein folgen sollen. Das passt uns ganz und gar nicht in den Kram, zumal wir uns von dem folgenden Teilstück des Weges auch nicht allzu viel Schönes erhoffen. Aufgrund des nun sehr starken Regens und unserer doch stark angegriffenen Konstitution kürzen wir die Diskussion, wie es nun weitergehen soll, ab, entfernen uns wieder vom Moor und folgen einfach weiter der Straße. Auf dem Asphalt kommen wir eh schneller voran, und so nehmen wir den leichten Umweg in Kauf, um den Wandertag für heute möglichst schnell beenden zu können. Unser Ziel ist nun der Parkplatz nahe dem Aufstieg zum Bla Bheinn, in dessen näherer Umgebung wir ein paar Zeltmöglichkeiten vermuten.

                              Die nun folgenden 4km quälen wir uns reichlich erschöpft durch den Regen entlang der Straße. Fast am Ende unserer (diesmal besonders meiner) Kräfte machen wir 2km vor dem Ziel noch einmal eine kleine Pause an einer Art Wasserwerk, welches in der Karte mit Faoilean gekennzeichnet ist. Allzu erholsam ist dies nicht, da wir uns mehr oder weniger an Stacheldraht lehnen und trotz Regen schon nach kurzer Zeit Midges über uns herfallen. Aber einmal kurz durchschnaufen, den Rucksack abnehmen und ein paar Nüsse futtern muss sein. Endlich am Parkplatz angekommen werden wir auch schon fündig. Nicht etwa auf der linken Seite im Waldstück sondern rechts der Straße an einem kleinen Bach (in der Karte als Zufluss zum Allt na Dunaiche zu erkennen) gibt es einige schon öfter genutzte Wiesenplätze samt Feuerstelle. An Feuer ist heute natürlich bei dem Wetter nicht zu denken und der Platz ist von der Straße einzusehen, das ist uns aber in diesem Moment egal. Wir sind froh, einigermaßen trockenen Boden gefunden zu haben. Kurz nach unsrer Ankunft kommen auch die beiden Wanderinnen aus dem Wald neben dem Parkplatz gestolpert und ziehen missmutig weiter.

                              Pünktlich zum Zeltaufbau wird auch der Regen deutlich weniger, sodass alles glatt geht und wir schon bald Wunden leckend im Zelt liegen. Besonders an meinen Füßen hat der Tag bleibende Schäden hinterlassen – mehrere offene Stellen, die erst jetzt richtig anfangen wehzutun, da sie nicht mehr von der nassen, lebensfeindlichen Suppe in meinen Schuhen umschlossen sind. Böses schwant mir in Bezug auf den morgigen Tag – wenn sich über Nacht keine Wunderheilung einstellt, werde ich trotz Pflaster keinen Kilometer mehr laufen können. Zusammen sprechen wir unsere Optionen durch und auch Sven ist nicht abgeneigt, unabhängig von meiner Transport- und Fortbewegungsfähigkeit, morgen lediglich bis nach Torrin zu laufen und von dort wenn möglich den Bus direkt nach Broadford zu nehmen. Alternativ falls sich doch wieder Wanderlaune einstellen sollte, können wir immernoch abkürzen und die Strecke durchs Inland, die auch der Bus nehmen würde, bis Broadford einschlagen. Dass wir den Skye Trail über die vorgegebene Route zu Ende laufen, ist also zu diesem Zeitpunkt mehr als unwahrscheinlich.

                              Es ist erst kurz nach 19 Uhr und der Tag schein dennoch so gut wie zu Ende zu sein. Fotos werden heute auch aufgrund mangelnder Motive sicher nicht mehr gemacht. Wir haben auch keine Augen mehr für die merkwürdig „abgerundeten“ Red Cuillins, zu deren Füßen wir uns gerade befinden. Ich stufe mich selbst für den Rest des Tages als „invalide“ ein und so bin ich Sven dankbar, dass er sich wieder einmal um das Abendbrot kümmert. Der Regen geht, die Midges kommen. So können wir zwar draußen essen, aber wie schon gewohnt nur in Bewegung, was vor allem mir schwer fällt. Irgendwie vergeht die Zeit dann doch wieder recht schnell und so ist es etwa 23:00, als wir bei wieder einsetzendem Regen ins Zelt kriechen und sofort einschlafen. Von wegen „entspanntes Auslaufen“ auf den letzten Etappen der Tour…
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                                AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                                14 – Dienstag, 07.07. – Bla Bheinn Car Park ->Broadford/Torrin -> Talisker Bay 4,5km


                                Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                                Wieder einmal ist es eine unruhige Nacht, geprägt durch sehr starken Wind und vor allem Regen en masse. Einen Wecker haben wir dieses Mal erst garnicht gestellt und so harren wir wieder sehr lange, nur unterbrochen durch eine kurze Pinkelpause, meist schlafend, im Zelt aus. So tröpfelt der Vormittag vor sich hin, wir frühstücken im Zelt und es will einfach nicht aufhören zu regnen. Als wir langsam wieder zurechnungsfähig sind, bestärkt uns das Wetter in unsrer Entscheidung, heute schon mit dem Bus nach Broadford zu fahren und dann mal zu sehen, wie es mit dem Urlaub weitergeht. Beim Durchplanen der verbleibenden Zeit stellen wir immerhin fest, dass es uns doch noch möglich sein sollte, vor unsrem Aufbruch gen Süden den erhofften Ausflug auf die Insel Canna zu unternehmen, was uns mit dem quasi-Abbruch der Tour heute versöhnt. Gegen Mittag hört es schließlich auf zu regnen und bevor wir das Zelt verpacken können, müssen wir es noch von geschätzten 100.000 toten Midges befreien, die am feuchten Außenzelt kleben und aus welchen Gründen auch immer dort verendet sind. Mitleid haben wir nicht.


                                morgendliches midge-massaker

                                Die gesamt Umgebung hat durch den Regen stark gelitten, der Bach neben unserem Schlafplatz ist zu einem rauschenden Strom geworden, der Parkplatz und dessen Auffahrt stehen zum großen Teil unter Wasser und auch der Boden, auf dem wir das Zelt aufgebaut haben, gibt mit einem schmatzenden Geräusch deutlich mehr nach als noch gestern. Meinen Füßen geht es den Umständen entsprechend gut. Die Wunderheilung fand zwar nicht statt, dennoch kann ich dick getapet und gepflastert einigermaßen schmerzfrei laufen. Nur der Rest des Körpers fühlt sich ausgelaugt und verspannt an, was aber auch an der langen Zeit, die wir im Zelt gehockt haben, liegen kann.


                                zeltplatz am rauschenden bach

                                Gegen kurz vor 13:00 machen wir uns auf die Socken und überwinden die restlichen 3km bis zum Ortseingang von Torrin ohne größere Probleme, obwohl sich der Weg, der einen großen Bogen um den Mündungsbereich des Loch Slapin macht, ziemlich in die Länge zieht. Es ist schon demotivierend, dass die Ortschaft schon seit gestern Nachmittag auf der anderen Seite des Lochs fast zum Greifen nahe und dennoch nicht erreichbar ist. Wir überlegen kurz, ob wir einfach rüberschwimmen sollen, die Schnapsidee wird aber zum Glück nur eine Idee bleiben.


                                gern geschehen. blick zurück vom ortseingang torrin auf die red cuillins

                                Torrin an sich wirkt wie ausgestorben, keine Menschenseele ist zu sehen und selbst das berühmte Blue Shed Cafe ist geschlossen. Ebenfalls unauffindbar ist eine Bushaltestelle und so durchqueren wir den Ort komplett bis zu einer Art Kiesgrube, an der wir es uns gemütlich machen und einfach hoffen, dass bald ein Bus kommt und uns mitnimmt. Zum Glück bleibt es vorerst trocken. Von unsrer Position aus können wir hinüber zur anderen Seite des Lochs blicken, was den Vorteil hat, dass, falls wir einen Bus kommen sehen, noch gut 10min verbleiben, um uns auf die Abfahrt vorzubereiten. So lange würde er mindestens für die 8km Strecke von der anderen Seite brauchen. Wir haben allerdings keine Ahnung von den Busfahrplänen und nach der Erfahrung am Storr, als wir geschlagene 4 Stunden auf den Bus hätten warten müssen, werden wir mit der Zeit doch etwas unruhig.


                                wir warten aufn bus, gibt schöneres!

                                Kurz bevor ich Sven überredet habe, es wieder mit Trampen zu probieren, sehen wir den blau-weiß-roten Heiland am Horizont vorbeiziehen. Es dauert doch geschlagene 20 Minuten, bis er schließlich bei uns ist und sogar anhält und uns einsteigen lässt. Ruck-Zuck sind wir in Broadford und lediglich 30min nach unsrer Ankunft können wir den geräumigen City-Link nach Portree besteigen.


                                wasn da passiert?

                                Zum bestmöglichen Zeitpunkt – nämlich nach den allerletzten Metern unsrer eigentlichen Wandertour an der Bushaltestelle in Broadford, zerfallen Svens Trekkingstöcker beim Zusammenschieben in eine Vielzahl von Einzelteilen. Wir kriegen uns vor Lachen fast nicht mehr ein und ziehen die verstörten Blicke der uns umgebenden Menschen auf uns.





















                                • die eigentliche Trekkingtour ist nun zu Ende, aber wenn ihr bis hier hin durchgehalten habt, werdet ihr die letzten Tage bestimmt auch noch verfolgen.

                                In Portree angekommen folgt nach der überschwänglichen Begrüßung unseres Autos und der Transformation zurück in echte Menschen durch den Wechsel von Kleidern und Schuhen der obligatorische Ausflug zum Aros Center. Hier checken wir unsere Mails und das Wetter der nächsten Tage (als ob eine andere Vorhersage unsere Pläne großartig ändern würde… aber zumindest wissen wir grob, worauf wir uns einzustellen haben). Für den heutigen Abend steht nun ein Ausflug zur Talisker Bay an und standesgemäß decken wir uns wieder mit Grill-Zeug ein. Die Rucksäcke sind mittlerweile weit hinten im Auto verstaut und werden lediglich noch einmal für den Ausflug nach Canna Island benötigt. Also auf geht’s zur Talisker Bay – einer dem Versprechen nach malerischen Bucht mit einer Mischung aus schwarzen und weißem Sand, welche von markanten Klippen mitsamt einem Wasserfall eingerahmt wird. Nicht zu vergessen die Talisker Destillerie, die sich unweit der Bucht in Carbost befindet und mich deutlich mehr anzieht als Sven. Gegen 19:30 erreichen wir den Parkplatz am Ende der Straße, die zur Bucht führt, sind vom Vorgefundenen allerdings wenig begeistert: Der Parkplatz ist mehr als unromantisch (dafür immerhin tageszeitlich bedingt recht leer) und lädt nicht gerade zum Übernachten und Grillen ein. Bis zum Strand sind es immerhin knapp 2km, zu viel für sämtliches Grillzubehör + Kamera, zumal es langsam auch wieder anfängt zu regnen. So machen wir ohne Ausrüstung nur einen kleinen Spaziergang zur Bucht, machen uns mit den Gegebenheiten vertraut und hoffen auf besseres Wetter morgen früh. Zurück am Auto wird auch das Grillen schnurstracks um einen Tag verschoben und so wird der Campingkocher wieder angeschmissen. Unsere leckeren Spätzle in Pilz-Sahne-Sauce locken ungebetene Gäste an und so müssen wir unser Essen gegen eine schwarze Katze und 4 Pfauen verteidigen. Wo auch immer die hier auf einmal herkommen…Während uns das Pfau-Männchen mit seiner Schönheit zu betören versucht, taucht auf einmal unterm Auto die angesprochene Katze auf, mit vereinten Kräften schaffen wir es aber, die Mahlzeit in unserem Besitz zu halten und freuen uns dennoch über den Kontakt zu anderen Lebewesen.


                                Verteilungskämpfe im Tierreich

                                Gut gesättigt lassen wir den Abend luxuriös mit einem Film auf Svens Laptop ausklingen. Es wird Wild und nicht selten brechen wir in lautes Lachen aus, da wir uns in vielen Abschnitten wiedererkennen. Geschuldet ist unsere Stimmung auch der Gewissheit, dass das Geschleppe für uns mit dem heutigen Tag erstmal ein Ende hat. Gegen 0:30 schlafen wir schließlich zufrieden ein.
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                                Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.
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                                  #17
                                  AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                                  15 – Mittwoch, 08.07. – Talisker Bay -> Quiraing

                                  Weckzeit: 03:30. Wetter: akzeptabel. Motivation aufzustehen: 0. Ich schaffe es zum wiederholten Male nicht, mich aufzuraffen und so zieht Sven wieder einmal alleine los. Ich ärgere mich über mich selber, schlafe aber recht schnell wieder ein. Gegen 6 Uhr kehrt Sven zurück und wir schlafen noch ein paar Stunden. Gegen 9e ist Schichtwechsel, ich mache mich auf zum Strand, während Sven im Schlafsack verharrt. Das Wetter ist schön: warm und sonnig. Leider habe ich das fotophile Morgenlicht verpasst, so gebe ich mir alle Mühe, nicht auf der Stufe der „billigen Belegfotografie“ hängen zu bleiben. Einigermaßen zufrieden und gut gelaunt treffe ich gegen 12 Uhr mittags wieder am Auto ein und kann schon auf dem Rückweg beobachten, wie immer mehr Menschen Richtung Strand pilgern. Dementsprechend ist der Parkplatz auch schon gut gefüllt und der mittlerweile aufgestandene Sven macht sich zusammen mit mir sofort daran, das Auto umzuräumen.

                                  Frühstück und Abwasch werden während einer gemütlichen Pause am Wegesrand nachgeholt, an der wir keinen dringend benötigten Parkplatz mehr belegen und uns niemand aufs Müsli starrt. Unser Plan für heute sieht vor, noch einmal zur Quiraing zu fahren und dort bei hoffentlich besserem Wetter als bei unsrer ersten Begegnung vom Parkplatz aus zu starten und reichlich Fotos zu machen. Da es bis zum Abend aber noch etwas hin ist, kann ich mich mit dem Vorschlag durchsetzen, auf der Strecke nochmal an der Talisker Destillerie zu halten. Sven willigt unter der Bedingung ein, dass er nicht mit rein muss und die Zeit im Auto für ein dringend notwendiges Daten-Backup nutzen kann.

                                  Gesagt, getan – in Carbost verschwinde ich im nagelneuen Hochglanz-Besucherzentrum. Leider sieht man ohne an einer geleiteten Führung teilzunehmen (worauf ich keine Lust habe) nicht allzu viel, sodass ich mir lediglich die Schautafeln im Vorraum zu Gemüte führe und nach kurzer Zeit schon wieder am Auto stehe. Während Sven sein Backup fertig stellt, erleichtere ich die öffentliche Toilette um ein paar Liter Wasser und fülle unseren Kanister wieder halb auf. Anschließend mache ich mich an ein Backup meiner Dateien, was aufgrund fehlenden Videomaterials deutlich schneller geht. Am Ende kommt es allerdings zum Super-Gau – Die Fotos vom ersten Teil der Tour, die ich schon vor einer Woche gesichert hatte und die ich schon von der Speicherkarte löschen musste, sind schlicht nicht mehr auf der Festplatte auffindbar. Der Speicherplatz ist zwar noch belegt, doch lässt sich nicht drauf zugreifen – sieht nach einem Fehler im Dateisystem aus. Ich werde etwas panisch, etwa 20GB an Bildern und fast der gesamte erste Teil der Reise scheinen verloren zu sein, erste Wiederherstellungsversuche scheitern. Nicht sicher, ob ich die Schuld bei Svens Linux-System oder meiner externen Festplatte suchen soll, machen wir uns reichlich angefressen an die Weiterreise wieder zurück auf die Trotternish Halbinsel.*

                                  Am Parkplatz an der Verbindungsstraße zwischen Uig und Staffin angekommen, stellen wir zuerst einmal fest, dass die Hälfte des Platzes weiträumig abgesperrt und belegt ist. Ein Zettel verrät, dass hier demnächst wichtige Filmaufnahmen stattfinden sollen und der Platz für Crew und Equipment gebraucht wird. Wir finden trotzdem eine Parklücke und machen uns darüber keine weiteren Gedanken. Viel mehr beschäftigt uns das Wetter – es regnet wieder einmal, die Sicht ist nicht besser, als bei unserem letzten Besuch vor gut einer Woche. Dabei hatte der Wetterbericht Sonnenschein vorhergesagt. Danke dafür! Wir warten also kurz im Auto, bis der Regen tatsächlich gegen 19:00 aufhört und machen uns mit unserem Grill auf den Weg ein paar Meter nach Norden, wo wir etwas sichtgeschützt hinter einem Hügel unser Lager aufschlagen und die Kohlen in Gang bringen.




                                  wir haben es uns gemütlich gemacht und trösten uns mit reichlich Grillgut über das Wetter hinweg

                                  Während wir auf die richtige Gartemperatur warten, fällt uns eine junge Frau auf, die akrobatisch, ihr Handy in Selfie-Position haltend, versucht, vor dem Hintergrund der Ridge einen Moonwalk und andere Tanzbewegungen zu vollziehen. Fasziniert sehen wir ihr zu, bis sie uns bemerkt und uns bittet, das Filmen für sie zu übernehmen, da sie ein Video von sich in der Gegend ihrer Geburt für die Hochzeit eines Freundes benötigt. Wir helfen natürlich gerne aus, was unsere Stimmung merklich hebt.

                                  Nach dem kalkulierten Fressgelage schleppen wir uns zurück zum Auto und schlagen noch etwa 1,5h mit dem Schreiben von Karten und sonstigem Kram Zeit tot, bis klar wird, dass der Himmel heute nicht mehr aufklaren wird. Auf dem abgesperrten Teil des Parkplatzes ist mittlerweile sogar ein Security eingetroffen, der uns als die letzten verbleibenden Menschen misstrauisch beäugt. Sven verwickeln ihn in ein Gespräch, bei dem herauskommt, dass es sich bei der Produktion um die neue King-Arthur Verfilmung mit Jude Law handelt. In der Nacht kommen wohl die LKWs und ab morgen früh um 8 geht’s hier wohl richtig rund. Nebenbei erzählt er noch, dass ein Großteil der Crew ziemlich angepisst sei, da sie das gesamte Equipment hier ein ganzes Stück durch die Pampa schleppen muss. Hihi! Wie dem auch sei, für uns gibt es heute kein Fotowetter mehr, wir machen dennoch eine Reihe Alibi-Bilder, räumen das Auto um und steigen voller Vorfreude auf den hoffentlich morgigen Sonnenaufgang gegen 0:00 in die Schlafsäcke.




                                  bei der Arbeit...


                                  *Nachtrag: Zurück am heimischen Rechner konnte ich zum Glück ein Großteil der Daten wiederherstellen. Ca. 400 Fotos sind dennoch für immer verloren gegangen.


                                  Bildergalerien:

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                                    Erfahren
                                    • 15.02.2011
                                    • 133
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                                    #18
                                    AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                                    16 – Donnerstag, 09.07. – Quiraing -> Fairy Pools

                                    Ganz gespannt freuen wir uns auf den Wecker um 3:30 und können es garnicht erwarten, aus dem Auto zu blicken. Leider hat sich im Vergleich zu gestern nichts geändet - schlechte Sicht, dunkle Wolken. Verdammt! Dann soll es wohl einfach nicht sein, wir geben die Trotternish Ridge auf. Anscheinend haben wir sie nicht verdient, schade. Immerhin heißt das für uns weiterschlafen! Ab 8:00 geht es dann wie angekündigt wirklich rund - andauernde Auto-Parkgeräusche, Stimmengewirr, Walkie-Talkie-Sounds und was sonst noch so dazu gehört, vermiesen uns den Schlaf. Als wir es schließlich nicht mehr aushalten und die Türen des Wagens aufstoßen, springt uns pures Chaos entgegen. Überall Menschen in gelben Warnwesten, die wild telefonieren und versuchen, den Ansturm an "normalen" Quiraing-Besuchern (es scheint mittlerweile fast die Sonne) zu bändigen und den Fahrzeugverkehr in geordnete Bahnen zu lenken. Wirklich erfolgreich sind sie nicht, es bilden sich in beide Fahrtrichtungen Staus und verwirrte Touristen verzweifeln an der Parkplatzsuche. Zum Frühstück ist es uns hier zu ungemütlich, in Windeseile wird umgepackt und wie gestern machen wir uns auf den Weg, um ein paar Kilometer weiter zu essen. Wir reihen uns also in den Stau ein und schon nach kurzer Wartezeit haben wir den neuralgischen Punkt überwunden und können bestaunen, wie sich die Schlange an am Straßenrand parkenden Autos bis weit ins Hinterland zieht.

                                    Ein ähnlicher Anblick erwartet uns nach längerer Fahrtzeit an den Fairy Pools - der Parkplatz platzt aus allen Nähten, Autos stehen mehrere hundert Meter die Straße hoch. Wir stellen uns hinten an und bereiten uns auf einen ausgiebigen Spaziergang vor, während mir wieder einmal das Thema "Skye=überlaufen" durch den Kopf geht. Es ist zwar bewölkt, sieht aber vorerst nicht nach Regen aus (wobei ich "vorerst" in Bezug auf das Wetter auf Skye maximal auf einen Zeitraum von 10min beziehen würde) und so machen wir uns mit leichtem Gepäck auf den Weg, zuerst die Straße runter an den parkenden Autos vorbei, bis wir an den Abzweig des super ausgebauten Wanderweges in Richtung der Fairy Pools kommen.

                                    Bei den Fairy Pools handelt es sich um eine Kette von kleineren Wasserfällen und -becken mit sehr klarem Wasser, welches bei Sonnenschein wunderbar blau-grün zu leuchten scheint. Sie befinden sich in der Nähe von Glenbrittle und werden gebildet vom Allt Coir‘ a‘ Mhadaidh, der sich von seiner Quelle in den Black Cuillins kommend, seinen Weg ins Tal zum River Brittle bahnt. Die Pools sind eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Skye und so wundert es uns nicht, dass schon von der Straße aus entlang des Flusses eine Vielzahl von bunten Punkten, aka Menschen, sichtbar sind. Aber nach der Wandertour sind wir ja jetzt schließlich auch im richtigen Urlaub angelangt und mischen uns unter die Massen. Ich hatte von vorne herein keine allzu großen Erwartungen an den Ort und bin dementsprechend doch positiv überrascht von der Schönheit der Landschaft. Das fade Licht ohne Sonnenschein lädt zwar nicht unbedingt zum Fotografieren ein, dennoch folgen wir dem Pfad bis ganz zum Ende (wo es deutlich ruhiger und einsamer ist) und machen eine ganze Reihe Bilder. So vergeht der Nachmittag recht schnell und wir finden uns erst zum Abendbrot am Auto wieder. Der Parkplatz ist nun deutlich leerer und so parken wir unseren Wagen schnurstracks um. Auf der hölzernen Sitzgarnitur ein paar Meter weiter bereiten wir unser Abendbrot vor und werden von einer Midges-Attacke bisher unbekannten Ausmaßes heimgesucht.


                                    Essen wie die Privilegierten! Im Hintergrund der Wanderweg und Allt Coir‘ a‘ Mhadaidh


                                    ...wenn da nicht die Midges wären...

                                    Wir reagieren gelassen und routiniert. Es wird etwas ungemütlich und kalt und so bleibe ich am Auto, kümmere mich um Abwasch, Umpacken und lese ein bisschen, während es Sven noch einmal mit seinem Slider zu den Pools hinabzieht. Nach 2 Stunden kommt er keuchend und erschöpft wieder angetrottet und zeitig geht es für heute ins Bett.

                                    Freitag, 10.07. – Fairy Pools

                                    Aus dem angestrebten Bad im Fluss wird nichts - der Wetterbericht hat heute ausnahmsweise mal Recht. Es regnet und stürmt ununterbrochen den ganzen Tag durch. Wir sehen uns nichtmal in der Lage, das Auto umzupacken und woanders hinzufahren, sodass wir einen kompletten Ruhetag einlegen – und das versteckt im Auto auf dem Parkplatz einer Haupt-Sehenswürdigkeit der Insel. Wie war das mit der Ironie des Schicksals? Die Zeit vertreiben wir uns mit Lesen, Schlafen und dem Ausprobieren jeder nur erdenklichen Sitz- und Liegeposition. So bequem ist es hier nun auch wieder nicht…Abschließend versuchen wir noch einen Film zu gucken, können ihn aber nicht zu Ende schauen, da die Extra-Lade-Batterie im hinteren Teil des Autos leer zu sein scheint und wir vorne an den Zigarettenanzünder gepäckbedingt nicht rankommen.

                                    Irgendwie kriegen wir den Tag rum, zum Abendbrot gibt es Asia-Nudeln mit nachgezählt 3 Maiskörnern als Gemüsebeilage und Schlafen klappt irgendwann auch. Interessanterweise herrscht trotz starkem Dauerregen den ganzen Tag über ein reger Verkehr um uns herum und der Parkplatz ist die meiste Zeit so gut wie voll. Glücklich sehen die sich an uns zu Hauf in Regencapes oder nicht wirksamen Regenschirmen (das Wasser kommt wegen des Windes von allen Seiten) vorbeiquälenden Menschen jedenfalls nicht aus. Entweder sind die anderen Besucherinnen und Besucher einfach härter im Nehmen als wir oder deren Reiseplanung ist in Stein gemeißelt, sodass für heute nunmal die Fairy Pools angesetzt waren und da müssen sie nun durch! Von weitem ist zu erkennen, dass der Fluss mittlerweile stark an brauner Färbung, Strömung und Tiefe zugelegt hat und wir bezweifeln, dass die Gegend seinem Namen heute gerecht wird. Von „fairy“ wird nicht viel zu sehen sein.


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                                    Zuletzt geändert von JeeWo; 04.12.2015, 18:09.
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                                      Erfahren
                                      • 15.02.2011
                                      • 133
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                                      #19
                                      AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                                      17 – Samstag, 11.07. – Fairy Pools -> Mallaig

                                      Wieder regnet es die ganze Nacht und einen Großteil des Vormittags durch, doch im Gegensatz zu gestern müssen wir heute einfach weiter, einen weiteren Tag im Auto halten wir nicht aus. Umso glücklicher sind wir dann auch, als es gegen 11:00 Uhr etwas aufklart und der Regen so gut wie aufhört. Wir sehen das als Startsignal, packen das Auto um, Frühstücken und machen uns ohne einen weiteren Blick auf die Fairy Pools zu verschwenden auf nach Portree.

                                      Heute soll der letzte Tag auf Skye sein und wir haben vor, ihn ruhig ausklingen zu lassen. Geplant sind noch ein paar letzte Erledigungen in Portree, dann der Besuch der Galerie des Landschaftsfotografen Alan Campbell in Broadford und gegen Abend die Überquerung der magischen Brücke. Zum Sonnenuntergang wollen wir in der Nähe des Eilean Donan Castles sein, um entgegen unseren Gewohnheiten mal nicht ausschließlich nur Natur zu fotografieren. Die Nacht verbringen wollen wir entweder dort oder auf der Strecke zwischen der Burg und dem Fähranleger in Mallaig, von dem wir morgen früh zum langersehnten Ausflug auf die Insel Canna starten werden. In Portree wird also nochmal ein kleiner Einkauf erledigt, Geld für die Fährüberfahrt abgeholt, ich "entsorge" die geschriebenen Postkarten und im Aros Center wird sich erfolglos (bzw. nicht zufriedenstellend) nach Campingplätzen in Edinburgh sowie dem Wetter (solala, auf Canna soll sich der Regen aber in Grenzen halten) erkundigt. Weiter geht’s nach Broadford und zur Galerie, vor der wir enttäuscht feststellen, dass sie geschlossen hat. Stimmt, heute ist ja Samstag...Tja was machen wir nun mit der verbliebenen Zeit? Uns fällt nichts Besseres ein, als den gestern angefangenen Film im Cockpit des Wagens zu Ende zu gucken.

                                      Früher als gedacht überqueren wir, mittlerweile regnet es wieder, schniefend die Skye Bridge und lassen die Insel hinter uns. Sven ist sich jedoch sicher, dass es kein endgültiger Abschied sein wird und er in wenigen Jahren Skye noch einmal von der Seeseite mit seinem bis dahin angeschafften Segelboot erkunden wird. Ich bin dazu herzlich eingeladen. Am Eilean Donan Castle angekommen regnet es in Strömen und so suchen wir uns einen Parkplatz und schauen uns das Ganze erstmal gut geschützt aus dem Auto heraus an. Als es etwas aufklart machen wir einen kleinen Spaziergang und zerbrechen uns den Kopf über der Frage, ob es möglich ist, hier auf dem Parkplatz zu nächtigen. Zwar gibt es einen Pfeil auf der Fahrbahn, der zu einem mysteriösen Ort fürs "Overnight Parking" verweist, dort angekommen steht allerdings nur eine Reihe von Schildern, die genau dies verbieten. Naja so gemütlich ist es hier eh nicht und es sieht nicht unbedingt nach besserem Wetter aus, sodass wir wohl heute nicht mehr allzu lang hier verweilen werden. Besichtigungen der Burg sind zu dieser Uhrzeit auch nicht mehr möglich, sodass wir uns bei wieder stärker werdendem Regen zurück ins Auto verkriechen und erstmal etwas Essen. Es gibt frisches Brot mit Käse und einem aioliartigen Knoblauchaufstrich, was für das Raumklima im Auto nicht unbedingt optimal ist, aber wir riechen es ja selber nicht und Kontakt zu anderen Menschen werden wir heute vermutlich auch nicht mehr aufnehmen. Im Radio läuft auf BBC Gaelic witzige schottische Folk-Musik und wir drehen die Lautstärke ordentlich auf; herrlich skurril. Nach einer Weile haben wir dann die Schnauze voll vom Regen und diesem Ort, springen raus, machen in Windeseile ein paar Alibi-Fotos und setzen uns in Bewegung Richtung Mallaig.


                                      wegen dem Foto sind wir jetzt sonen großen Umweg gefahren. sinnlos...

                                      Der Weg über die Fähre von Armadale wäre deutlich kürzer (und teurer) gewesen, aber wir mussten ja unbedingt zu dieser doofen Burg fahren. Jetzt haben wir den Salat - Luftlinie sind es ca. 35km zum Hafen, auf der Straße in diesen verdammten Bergen glatte 170! Die Fahrt zieht sich also ewig, es wird dunkel, der Regen lässt nicht nach, im Gegensatz zu unsrer Konzentration und Laune. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir Fort William und biegen auf die A830 ab. Die Strecke von hier aus unterscheidet sich deutlich von allen bisher von uns gefahrenen Straßen in den schottischen Highlands - es gibt richtige Baustellen (!), Ampeln (!!), Bahngleise und sogar parallel zur Straße verlaufende Fahrradwege (!!!) mit Fahrradampeln (!!!!). Verrückt. Etwa 10km vor Mallaig beginnen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, werden aber erst ganz am Ende, lediglich 500m vor der Ortschaft, an einer etwas größeren Parkspur abseits der Straße fündig. Nicht unbedingt schön, aber wir können nicht mehr und für die paar Stunden Schlaf wird es schon reichen. Im Regen räumen wir das Auto um und gegen 23:30 findet der heutige Tag ein Ende.
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                                      • JeeWo
                                        Erfahren
                                        • 15.02.2011
                                        • 133
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                                        #20
                                        AW: [GB] Isle of Skye – 3 Wochen Skye Trail & Umgebung im Juni/Juli

                                        18 – Sonntag, 12.07. – Mallaig -> Canna/Sanday


                                        Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                                        Aufstehen nervt! Es ist 07:00 Uhr und während es über Nacht teils heftig geregnet hat, ist es nun trocken und es gibt sogar Struktur in den Wolken, die auf ein eventuelles späteres Aufreißen des Himmels hindeuten könnten. Wir sind Freunde des Konjunktivs! Der Hafen ist wirklich nur einen Katzensprung entfernt, wir parken das Auto und besorgen uns als erstes Tickets für die Überfahrt. Wieder einmal hat sich die vorreiseliche Recherche gelohnt, die Abfahrtzeiten stimmen und der Fahrkartenkauf gestaltet sich erfreulich einfach. Zurück am Auto wird gefrühstückt und der Rucksack gepackt. Ich bin total heiß drauf, da ich für die eine Nacht nur meinen "kleinen" Osprey 48L Rucksack benötige, der sich einfach wunderbar trägt und kein Vergleich zum riesigen schweren Tatonka ist. Gegen 9:15 machen wir uns hastigen Schrittes auf zur Fähre, auf der sich neben uns lediglich etwa 10 weitere Personen befinden, obwohl das Schiff vor Canna auch noch die Inseln Eigg und Rum ansteuert.


                                        Wandgemälde in Mallaig


                                        Auf gehts!

                                        Die 2,5h dauernde Fahrt verläuft sehr angenehm, je weiter wir vom Festland weg kommen, desto besser wird das Wetter und ab und zu kommt sogar die Sonne durch. Sven verbringt den überwiegenden Teil der Zeit damit zu schlafen und die Interviews vorzubereiten, die wir vor Ort mit und von uns selbst für den Tourfilm aufzuzeichnen haben. Ich bin richtig aufgeregt und treibe mich unterbrochen von kurzen Lesepausen die meiste Zeit draußen an Deck rum. Schon von weitem macht Canna einen sehr idyllischen Eindruck und dieser verstärkt sich umso mehr, je näher wir der Hafeneinfahrt kommen. Die in der Bucht vor Anker liegenden Segelboote, die pittoreske, alleine auf einem Hügel stehende Kirche, die seichten Hügel der Zwillingsinsel Sanday in Verbindung mit den steilen Klippen von Canna. Es klingt zwar ziemlich schwülstig, aber es ist Liebe auf den ersten Blick.


                                        Schon die Hafeneinfahrt bringt uns zum schwärmen!

                                        Fun Facts zu Canna:

                                        • auf der Insel leben aktuell 23 Menschen
                                        • es gibt eine eigene Schule, die zur Zeit von 4 Kindern besucht wird, 2 davon sind die Kinder der Lehrperson
                                        • der einzige, von der Community betriebe, Shop läuft auf Vertrauensbasis, er ist ganztags geöffnet; wenn man etwas kaufen möchte, trägt man es in eine Liste ein und wirft das Geld in eine Spardose
                                        • dieser Shop wurde vor kurzem ausgeraubt, was zu großer Desillusionierung der Leute vor Ort geführt hat. Aus der ganzen Welt kamen Solidaritätsbekundungen und Spenden ehemaliger Besucherinnen und Besucher. Es war das erste aufgezeichnete Verbrechen auf der Insel seit über 50 Jahren. Geklaut wurden Lebensmittel, Batterien und 6 handgestrickte Bommelmützen.
                                        • Autos dürfen die Inseln nur nach vorheriger Anmeldung und mit Genehmigung befahren
                                        • auf Canna & Sanday gibt es eine einzige weder geteerte noch gepflasterte Straße, die zumindest auf Sanday nur bei Ebbe befahren werden kann. Bei Flut steht sie teilweise unter Wasser
                                        • die Insel befand sich bis lange in Privatbesitz des Schriftstellers John Lorne Campbell, der Canna 1981 dem National Trust schenke. Er und seine Frau bewohnten das Canna House, das größte Gebäude der Insel, welches zurzeit renoviert wird.
                                        • Verfügbare Unterkünfte: der inoffizielle Zeltplatz, 1 Gästehaus mit 3 Zimmern, 1 mietbares Cottage für 4 Personen
                                        • 2005 gab es auf der Insel eine Rattenplage, die unter großem Aufwand mit mehreren tausend Fallen bis 2006 ausgerottet wurde. Seitdem gibt es eine Kaninchenplage.

                                        Die Quelle dieser Informationen sind zum einen eigene Beobachtungen/Erfahrungen sowie destilliert aus Gesprächen (z.T. mitgehört, z.T. selbst geführt) mit der für Canna verantwortlichen Person des National Trust, die zufällig mit uns auf der Fähre an- und abgereist ist sowie vor Ort anzutreffen war. Auch wenn die genannten Fakten alleine schon einen Besuch der Inseln mehr als rechtfertigen, lag unsere Motivation für den Besuch vor allem in der Tatsache begründet, dass die Inseln ein Paradies für Seevögel sind und wir herausgefunden haben, dass es hier größere Kolonien von Papageientauchern geben soll, auf die wir es abgesehen hatten.

                                        Weiter im Text...Bester Stimmung betreten wir also die Insel und unser positiver Eindruck verstärkt sich noch nach den ersten Metern. Wir kommen am herrlichen Café Canna (der einzigen gastronomischen Einrichtung vor Ort) vorbei und erkundigen uns beim wunderbaren Personal (so, nun reicht es aber mit den überschwänglichen Attributen) nach Zeltmöglichkeiten. Es gibt zwar eine dafür vorgesehene Fläche, aber wie überall in Schottland ist es auch hier möglich unter den bekannten Bedingungen wild zu zelten. In einer Broschüre erfahren wir die gewöhnlichen Positionen der Papageientauer-Kolonien, welche allesamt auf der durch eine Brücke mit Canna verbundenen Schwesterinsel Sanday zu finden sind. Wir entscheiden uns also nicht für die vorgesehene Zeltfläche sondern machen uns auf den Weg nach Sanday, um den Vögeln möglichst nah zu sein. Der Weg führt einmal komplett die provisorische Straße entlang, vorbei an dem aus einem umgebauten Gartenschuppen bestehenden „Post Office“, der einzigen öffentlichen Telefonzelle (die aussieht, als wäre sie seit 30 Jahren nicht benutzt worden), der die beiden Inseln verbindenden Brücke und dann wieder nach Osten.


                                        Telefonzelle und Poststelle, das Kommunikations- und Medienzentrum der Insel

                                        Am Ende der Straße machen wir uns auf zu der schon von der Fähre aus zu sehenden Kirche und warten dort hinter einer Mauer einen kurzen Regenschauer ab. Bis auf die paar Tropfen ist das Wetter super, heiter mit viel Sonne. Wir kämpfen uns, nun größtenteils weglos, weiter nach Süd-Osten vor, müssen kurz Ausweichen, weil uns eine grimmige Herde Kühe den Weg versperrt und halten je weiter wir kommen umso intensiver nach Zeltplätzen Ausschau. Der Weg ist länger als gedacht und wir sind immerhin schon 6km unterwegs. So wirklich was lässt sich jedoch nicht finden, der Boden ist sehr feucht (was sonst) und uneben. Oder eben und etwas trockener, dafür ungeschützt und viel zu windanfällig (es weht hier verständlicherweise noch mehr als auf Skye). Als wir nicht mehr so wirklich Lust haben, legen wir unser Gepäck ab und begeben uns unbeschwert auf die Suche in der näheren Umgebung. Ich steige einen kleinen Hang hinab und stehe an einer Bucht, welche in der Karte mit Camas Stianabhaig bezeichnet ist. Hier ist es dank der Position am Nordufer der Insel sehr geschützt, wir haben einen schönen Blick aufs Meer bis zur Hafeneinfahrt von Canna und dem markanten östlichsten Punk der Insel, Compass Hill. Zu allem Überfluss ist es auch noch recht trocken und eben hier, ich bin vollends überzeugt. So hole ich Sven heran, seine Begeisterung hält sich zunächst in Grenzen, da ihm die Entfernung zur Position der vermuteten Puffin-Kolonie noch immer zu groß ist, er kann sich aber spätestens dann nicht mehr wehren, als er die Gruppe von Kegelrobben entdeckt, die wenige Meter entfernt von uns in der Bucht planschen und uns neugierig beobachten. Bevor wir mit dem Zeltaufbau beginnen, setzen wir uns erstmal ans Ufer und genießen die Umgebung: vor uns in der Bucht die Robben, im Hintergrund sind immer mal wieder Walgesänge zu hören, auf dem Hügel östlich von uns sieht man in kurzen Abständen Kaninchen flitzen, über uns kreisen Möwen, Lummen, Austernfischer. Ein echtes Paradies, nur von den Papageientauchern haben wir noch nichts gesehen.


                                        Immobilie mit Meerblick


                                        Guck-Guck! Da bin ich!

                                        Als am Himmel doch mal wieder dunklere Wolken aufziehen, machen wir uns gegen 15:00 an den Zeltaufbau, Sven begibt sich anschließend sofort mit seinem schweren Tele auf die Suche nach den Puffins, ich folge ihm etwa 20min später.


                                        Auf gehts! Die Papageientaucher warten!

                                        Auf unseren Wegen über die Insel müssen wir immer wieder ausweichen und Umwege gehen, da einige Vögel Scheinangriffe und Ablenkungsmanöver starten, was uns sagt, dass wir uns in unmittelbarer Nähe eines Brutplatzes bewegen und sich die Tiere von unserer Anwesenheit gestört fühlen. Nach einer halben Stunde treffen wir uns wieder, Sven hat inzwischen die Küste abgesucht und leider nur Enttäuschendes zu berichten. An den im Flyer beschriebenen Plätzen am Süd- und Ostende der Insel gibt es keine Papageientaucher. Eine größere Kolonie hat er aufgespürt, diese brütet aber auf einem Felsen im Meer (Dùn Mòr), und damit außer Fotoreichweite. Er macht sich trotzdem auf den Weg zurück zum Felsen um dort weiter sein Glück zu versuchen, ich begebe mich zuerst zum Leuchtturm am östlichsten Punkt der Insel und folge dann dem Küstenverlauf im Uhrzeigersinn.

                                        Je weiter ich nach Süden komme, desto stärker wird der Wind und schließlich schlägt er mir kalt ins Gesicht, als ich zum ersten Mal einen Blick auf die südliche Steilküste der Insel und die beiden spektakulären Felsen Dùn Mòr und Dùn Beag werfen kann. Hier herrscht das komplette Kontrastprogramm zur ruhigen, idyllischen Nordseite, an der unser Zelt steht. Es ist sehr ungemütlich und kalt, das Meer aufgewühlt und die Gischt peitscht die kahle Steilküste empor. Dennoch find ich die Landschaft sehr faszinierend und bleibe eine Weile stehen. Nachdem ich mich vom Anblick losreißen kann, mache ich mich auf zu Sven, dessen neongelbe Jacke schon aus mehreren hundert Metern Entfernung leuchtet. Zusammen verbringen wir einige Zeit am Puffin-Felsen und kommen letztendlich doch noch auf unsere Kosten – ein Pärchen landet immer mal wieder an der Abbruchkante der Küste und wir legen uns auf die Lauer und können ein paar passable Fotos machen.


                                        Der Puffin-Felsen Dùn Mòr


                                        im Getümmel

                                        Nach ein paar erfolglosen Versuchen, die kleinen und flinken Tiere im Flug zu erwischen, bereue ich, keine Handschuhe mitgenommen zu haben. Ich brauche Bewegung um mich aufzuwärmen und so setze ich meine Runde entlang der Küstenlinie fort und lasse Sven mit den Papageientauchern allein. Ich folge der Küste bis nach Tallabric, der höchsten Erhebung von Sanday und gleichzeitig dessen westlichster Punkt. Während des Weges mache ich kaum noch Fotos, ich genieße es einfach hier zu sein und fühle mich pudelwohl. Die Sonne nähert sich immer weiter dem Horizont und sorgt dann, wenn sie mal durch die Wolken bricht für ein grandioses Lichtspektakel. Nachdem ich oben auf dem Tallabric auch keine weiteren Puffins finden kann und mir meine Uhr sagt, dass es mittlerweile schon nach 20:00 ist, mache ich mich schnellen Schrittes auf den Rückweg zum Zelt. Ich hoffe Sven ist noch mit den Vögeln beschäftigt und hockt nicht hungrig am Zelt und wartet auf mich. Der Rückweg zieht sich nochmal sehr in die Länge und meine Beine werden auf dem weglosen, sumpfigen Gelände schwer. Ich kriege auch wieder nasse Füße, weil ich ein weiteres Mal der grimmigen Kuhherde ausweichen muss und bis zu den Waden im Sumpf lande. Bevor der finale Abstieg in die Zelt-Bucht in Angriff genommen wird, drehe ich mich nochmal um und blicke in die nun sehr tief stehende Sonne, die die ganze Insel in ein warmes Licht zaubert. Im Gegenlicht heben sich die Segelboote in der Hafen-Bucht sowie die markante Kirche auf Sanday nur als Konturen von ihrer Umgebung ab – ich mache nochmal eine ganze Reihe Fotos.


                                        Blick zurück in die tief stehende Sonne und den Hafen/die Kirche - spektakulär!

                                        Gegen 21:00 komme ich endlich, k.o. und durchgefroren, am Zelt an, wo Sven schon wie befürchtet ungeduldig wartet. Schnell gibt es Reispampe (mediterran) zum Abendessen und mit der einsetzenden blauen Stunde und dem letzten Licht des Tages führen wir noch die von Sven vorbereiteten Interviews durch. Auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt, da während der Vorbereitung die grimmige Kuhherde in unsere Bucht einfällt und im Hintergrund durchs Bild läuft. Zum Glück interessiert sie einzig und allein, dass wir den von ihnen favorisierten Weg ans andere Ende der Bucht blockieren. Sie warten geduldig und ziehen muhend vorbei, nachdem wir die Aufnahmen beendet haben. Unser Zelt wird diesmal nicht angenuckelt. Da hätte ich auch jetzt keine Lust mehr drauf. Ziemlich fertig aber super glücklich über den gelungenen Tag falle ich sehr bald in den Schlafsack; Sven schließt sich an.


                                        Bildergalerien:



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                                        http://rreckless.wordpress.com/

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