[KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

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  • Schmetterling

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    • 18.10.2009
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    #21
    AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

    25.7. Chong-Kyzyl-Suu-Tal – Klimastation – unterhalb des Archa-Tor-Passes

    Distanz: 13,65 km
    Anstieg gesamt: 966 m
    Abstieg gesamt: 287 m

    Min. Höhe: 2572 m
    Max. Höhe: 3451 m
    Schlafhöhe: 3400 m



    Der Weg zurück

    Dank unsrer Trödelei konnten wir auch heute wieder trockene Zelte einpacken. Aber was soll man sich auch beeilen, wenn im Reiseführer nur 5 Stunden für die Etappe angegeben sind. Gemütlich schlenderten wir unseren Weg von gestern zurück, alle paar Meter für Fotos anhaltend. Ich war einfach nur hin und weg von den Bergen, den netten Wölkchen am Himmel und dem von Kati ausgeliehen Weitwinkel. Einen der Steilstücke konnten wir lässig unten umgehen, indem wir den Fluss auf ein paar großen Steinen überhüpften.


    Selbst Kati hat sich ein paar Stöcke gesucht

    Der Rückweg zur Klimastation zog sich doch länger als gedacht (ob das wohl an unserer Knippserei lag?), aber endlich war auch dieses geschafft. Zu unserer Freude trafen wir ein Pärchen aus Reutlingen, die exakt dieselbe Tour wie wir machten. Wir nahmen diese willkommene Gelegnehit für eine zweite Frühstückspause wahr und quatschten erstmal eine Runde. Schließlich mussten wir uns dann doch dem Anstieg stellen, während die beiden erst noch zusammen packen mussten. Vor uns lagen 1000 Höhenmeter. Die Sonne meinte es wieder sehr gut und brannte ziemlich erbarmungslos. Von wegen feuchter Sommer!



    Aber erst war ja noch dieser Fluss zu überqueren. Wir hätten weiter oben locker furten können, wollten uns aber den Spaß mit der Gondel nicht entgehen lassen. Schon hatte uns auch der Hirtenjunge erspäht und kam in großen Sprüngen angesaust. Er zeigte uns einen matschlochfreien Weg zur Gondel und zog uns dann alle nacheinander hinüber. Wir entlohnten diese Plackerei mit ein paar Som und verteilten ein Bonbons an die inzwischen stark angewachsene Kinderschar auf der anderen Seite.


    Das ist doch bedeutend bequemer als furten oder Baumstämme

    Dann noch Wasser auffüllen und schon ging es an den Anstieg. Zunächst auf einem Fahrweg, später dann auf Reitpfaden. Es war heiß, es war anstrengend und wir ließen uns Zeit. Je höher wir kamen, desto beeindruckender schoben sich auch die umliegenden Bergrücken in die Höhe. Diese tollen Anblicke lenkten uns ein wenig von den Strapazen ab.


    Es geht höher...


    ...und höher

    Am frühen Nachmittag machten wir auf einem Bergrücken Pause. Für Kati gabs eine Trekkingmahlzeit, für Sven und ich je eine heiße Tasse. Es tut schon gut, mittags was Warmes zu essen, zumal der Wind trotz der starken Sonne sehr kalt war. Wir waren nahe an den 3000 m und entsprechend wurde das Gehen nach der Pause mühsamer. Ich versuchte mich mit dem Betrachten der vielen Blühpflanzen abzulenken, aber das half nicht sehr lange. Immer wieder ging es mühsam durch Wacholderbüsche und bald hatten wir den Hauptweg verloren und mussten uns auf den zahlreichen Viehpfaden vorwärts schlängeln. Mein Rücken tat weh, ich war einfach nur kaputt und ausgelaugt. Dazu brannte die Sonne erbarmungslos.
    Als uns auf 3400 m ein schöner Zeltplatz über den Weg lief, schenkten wir uns auch heute wieder die letzten 100 Höhenmeter und stellten das Zelt auf. Ich war fix und alle und inzwischen hatte ich auch eklige Kopfschmerzen. Ich wusch mich ganz schnell und machte mir einen Liter warmes Wasser. Gegen später kamen die Reutlinger vorbei, sie wollten aber noch ein Stück weiter gehen. Schade, wir hätten uns gerne mit ihnen unterhalten.
    Beim Abendessen kochen merkten wir, dass die Gaskartuschen bereits erschreckend leicht waren. Und das schon am dritten Tag! Wir hatten noch eine dritte Kartusche, aber wenn das so weiter gehen würde, würden wir nicht hinkommen. Wir rechneten aus, dass wir bis zum 6. Abend kommen müssten. Also wollten wir ab heute nur mit unserem Lamellen-Topf kochen und die hemmungslosen abendlichen Teegelage wurden zum meinem großen Leidwesen stark reduziert. Brennstoffmangel auf Tour ist wirklich ätzend! Nach dem Essen verschwand ich sofort ins Zelt und bereits um 8 Uhr gingen die Augen zu…
    Zuletzt geändert von Schmetterling; 18.09.2013, 21:14.

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    • codenascher

      Alter Hase
      • 30.06.2009
      • 4977
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

      OT: Sodele, weiter gehts. Wir erhöhen jetzt mal ein wenig das Tempo

      25.07.2013 Karabatkak-Tal - unterhalb des Archa-Tor-Passes

      Vor dem Aufbruch warten wir wieder gespannt auf die Sonne die unsere Zelte trocknen soll. Anschließend geht es die uns bereits von gestern bekannte Strecke zurück zur Wetterstation. An der Stelle wo wir laut Wanderführer den Fluss verlassen sollen und es nicht tun, behilft sich Kati sehr zu unserer Belustigung mit ein paar fetten Ästen als Trekkingstockersatz


      Noch einmal der Blick zurück ins Karabatkak-Tal


      Kati hat hier die neuen UL Stecken entdeckt

      Kurz vor der Wetterstation treffen wir auf ein deutsches Paar aus Reutlingen. Kurzer Smalltalk und dann weiter zum Fluss. Der kleine Junge von Gestern Abend kommt ebenfalls schon herbei geeilt. Sicherlich wird er den ganzen morgen bereits auf uns gewartet haben. Nachdem er uns vier rüber gesetzt hat, drücken wir ihm 100 Som in die Hand. Er freut sich sichtlich. Weitere Kinder die zum Fluss kommen werden von uns mit Bonbons bedient. Kathrin muss sogar einen Streifen ihrer hart kalkulierten Schokolade abgeben.


      Susi ist ebenfalls begeistert von der Gondelfahrt

      Unser Weg geht erst steil, dann gemächlich das Seitental hinauf. Zu unserer rechten malerische Almwiesen! Auch hier sollte man mit Sicherheit das ein oder andere Plätzchen zum schlafen finden, womit man sicherlich den von uns doppelt gelaufenen Weg sich sparen könnte



      Den Weg verlassen wir an einem großen Stein und schlagen uns über Pferdetreks durch die Wacholderbüsche. Die Sonne knallt erbarmungslos auf uns hinab. Auf einem Bergrücken machen wir auf knapp über 3000m Höhe unsere Mittagspause mit Blick auf das Yeti-Oguz Massiv. Sehr sehr schön hier oben.



      Weiter geht es immer an der Abbruchkante des Flusses zu unserer rechten hinauf. Auf gut 3400m Höhe schlagen wir ein wenig fertig die Zelte auf. Kathrin und Kati liegen erst einmal ein Weilchen im Gras, ehe sie sich ans Aufbauen ihres Zeltes machen. Susanne und ich kümmern uns um unsere Wäsche, welche hier im Sonnenschein und Wind ratz-fatz trocken ist! Sobald jedoch die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, wird es recht schnell kalt. Da hilft auch unser Riesenberg Bolognese und Kanneweise Tee nichts. Zusätzlich kommen bei mir wieder Kopfschmerzen mit dazu :/
      Die Reutlinger ziehen an uns vorbei, sie möchten ein wenig höher campieren.


      Zeltplatz testen und entspannen

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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      • codenascher

        Alter Hase
        • 30.06.2009
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        #23
        AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

        26.07.2013 Archa Tor Pass - Yeti Ögüz Tal

        Distanz: 11,59 km
        Anstieg gesamt: 605 m
        Abstieg gesamt: 1410 m

        Min. Höhe: 2636 m
        Max. Höhe: 3907 m
        Schlafhöhe: 2637 m


        Heute geht es über den ersten Pass. Dafürstehen wir extra früh auf, geplante Aufbruchzeit sieben Uhr. Wir schaffen es sogar beinahe pünktlich! Es ist auch heute morgen sehr kalt (für die hohen Temperaturen am Tage) Die Nacht hatten wir null Grad, das Kondenswasser unserer Zelte ist gefroren. Susanne und ich nehmen unser Frühstück sogar in den Schlafsäcken ein.



        Rund 150m unter dem Pass wecke ich lautstark Reutlingen „Guuuuten Moooorgen Reutlingen“ Mein Ruf echot von den Felswänden um uns herum ab.
        Nach knapp 2h erreichen wir den Archa-Tor-Pass. Wahnsinn, ich auf 3930m Höhe!!! Ich überlege noch kurz hier in Richtung 4000m aufzusteigen um diese magische Grenze zu erreichen, entscheide mich dann aber doch dagegen. Die Vernunft siegt, Anfang September geht es nach Zermatt und da werden die 4000 schon fallen





        Die Aussicht von hier oben zurück in unser Starttal und vor allem die vielen vielen Gipfel darüber. Boah Und das beste daran, der Blick ins Asau-Tukum-Tal nach vorne ist nicht weniger spektakulär! Eine gute Stunde später machen wir uns nach vielen Fotos und Gruppenbildern an den beschwerlichen Abstieg über Schutt und Stein. Susanne als führende verfransst sich und kämpft sich den Weg fluchend zurück zu unserem Pfad.







        Als die Schutthalde hinter uns liegt beginnt endlich der angenehme Teil des Tages. Die sanften Hänge und Weideflächen des Asau-Tukum-Tals liegen malerisch vor uns dar. Neben dem Bachrauschen vernehmen wir nur Murmeltiergemecker.
        Ich habe mir mittlerweile ganz schön doll die Waden verbrannt, dies ist das einzige was mich gerade stört, ansonsten bin ich eins mit der Welt


        Edelweiss







        Gegen Ende des Tals wird es noch einmal beschwerlich. Die vielen vielen Höhenmeter abwärts auf der einen und die Vegetation, wieder einmal bestehend aus Wacholderbüschen machen uns das Leben schwer. Zu dem dichten Wacholder kommt mal wieder Matsch ohne Ende. Kamtschatkinische Verhältnisse nennt man das in unserer Gruppe

        Nach insgesamt sieben langen Stunden kommen wir endlich unten am Fluß und zugleich an unserem Zeltplatz an. Der Blick in Richtung Yeti-Oguz ist einfach nur phänomenal.

        Wir sowie die frisch gewaschenen Klamotten sind in der leichten Brise und im herrlichen Sonnenschein im nu trocken. Neben dem fetten Gletscherfluss der natürlich ordentlich Sediment mit sich führt findet Susi gleich um die Ecke ein klitzekleines Rinnsal, welches von ihr angestaut und via Berghaferl in unsere Faltflaschen wandert.

        Zur Abendbrotzeit setzen wir uns um die Feuerstelle. Feuerholz liegt hier mehr als genug herum. Reutlingen kommt einige Stunden nach uns an. Unser freundliches Angebot für einen Platz am Lagerfeuer wird ausgeschlagen. Sie wollen noch ein Stück weiter und bauen (ohne scheiß) ihr Zelt keine 200m entfernt am Flussufer auf und werden später auch ihr eigenes Lagerfeuer anzünden...

        Wir bekommen von verschiedenen jungen Hirten Besuch. Alle wollen uns Kymys verkaufen und uns natürlich auch über den Fluß befördern. Wir geben zu verstehen, dass wir uns morgen melden werden. Ein besonders hartnäckiger kleiner Scheißer steht ewig mit seinem armen Esel im Qualm unseres Feuers.... Das arme Vieh. Während er dem Qualm ausweicht und uns weiter nervt steht der Esel voll in der Rauchsäule. Gleichzeitig schöpfen wir aber Hoffnung ob nicht die Möglichkeit für den Erwerb einer Gaskartusche besteht. Wohl schon, nur über den Preis werden wir uns nicht wirklich einig und überhaupt hat er anscheinend dann doch keine Kartuschen



        Goldig sind dann noch zwei ganz kleine Kirgisen, die nachdem sie beim ersten Besuch mit Nimm2 und Luftballons abgefertigt sind noch einmal mit Brennholz in den Armen zu uns kommen. Hier erhofft sich wohl jemand ein paar Som. Leider gibts nur noch nen Luftballon


        Der Yeti-Oguz

        Nachts rumpelt es ein klein wenig und ein paar Tropfen fallen vom Himmel.

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        • berniehh
          Fuchs
          • 31.01.2011
          • 2408
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          #24
          AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

          eine phantastische Gegend ist das
          .....da möchte ich auch mal hin
          www.trekking.magix.net

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          • Schmetterling

            Erfahren
            • 18.10.2009
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            #25
            AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

            Ein Besuch hierher lohnt sich auf jeden Fall! Besonders bei schönem Wetter

            26.7. Über den Archa-Tor-Pass ins Jeti-Oguz-Tal


            Heute würden wir den ersten der vier Pässe in Angriff nehmen. Bereits um halb sechs klingelte der Wecker, damit wir um sieben Uhr aufbrechen konnten. Meine Kopfschmerzen waren zum Glück weg, dafür war es irre kalt. Auf dem Zelt lag eine Eisschicht, so dass wir im Bett frühstückten. Den Aufbruch schafften wir fast pünktlich, nachdem wir Kathrins Stöcke repariert hatten, deren Arretierung den Geist aufgegeben hatte.
            In der herrlichen Morgenkühle des noch im Schatten liegenden Berges nahmen wir die 400 Höhenmeter in Angriff. Über uns stand noch der Mond, während sich am Himmel erneut keine einzige Wolke zeigte. Es würde wieder ein heißer Tag werden. Aber erstmal waren wir froh, dass die kalt gefrorenen Zehen langsam auftauten. Am Talende sahen wir weit unter uns das Zelt der Reutlinger, das noch im Schatten der Nacht lag und ließen einen Weckruf los, da noch nichts zu sehen war. Tsts, faul, faul…



            Inzwischen war es halb acht, die Sonne hatte uns erreicht und wir machten uns an den eigentlichen Aufstieg. Der zog sich, besonders da wir bei dieser Höhe deutlich langsamer unterwegs waren. Dank der kühlen Luft kamen wir langsam aber stetig voran und standen um kurz nach neun auf 3950 m. Dieser Anblick, wow!!!! Schneebedeckte Gipfel, soweit das Auge reichte! Wir packten uns in dickere Jacken ein, gönnten uns eine Gipfel-Carraza und genossen den Blick mit vollen Zügen. Der frühe Aufbruch und die Anstrengung hatten sich wirklich gelohnt. Das sind die Augenblicke, in denen man schlagartig alle Schmerzen und Quälerei vergisst und einfach nur froh ist, hier zu sein.





            Der Blick nach vorne ins nächste Tal

            Nach einer knappen Stunde konnten wir uns endlich losreißen und den 700 Höhenmetern Abstieg ins Auge blicken. Wir sahen das Tal, dem wir folgen mussten und an dessen Ende einen steilen Abfall ins rechtwinklig dazu liegende Jeti Oguz-Tal, unserem heutigen Ziel. Diesem würden wir morgen eine Weile talabwärts folgen, um dann in einem nächsten Seitental dasselbe Spiel neu zu beginnen: Anstieg bis kurz vor den Pass, dann Überschreitung des Passes und der lange Abstieg ins nächste Tal. Das Ganze dann insgesamt vier Mal. Mir schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, dass wir von nun an jeden Tag entweder schrecklich weit hoch müssen oder in schreckliche Höhe und dann schrecklich weit runter müssen. Ohne ebene Strecken. Puh.
            Ich verfolgte diesen Gedanken lieber nicht weiter, sondern suchte mit Kati den Einstieg. Der sah ziemlich gruselig aus: ein senkrecht abfallender Hang bedeckt mit feinem Split und ein Blick in den Abgrund. Ich war mir sicher, dass es schlimmer aussah, als es war und ging langsam voraus. Ich vermied den Blick nach unten und beruhigte mich damit, dass ein Ausrutschen außer blauen Flecken keine schlimmen Folgen haben würde. So steil wars dann doch wieder nicht. Mal wieder war ich meinen Stöcken sehr dankbar. Schon bald war das Schlimmste überstanden und es wurde flacher, aber es folgte noch eine ziemlich unangenehme Geröllhalde, bevor wir endlich das Grün der Hochwiesen erreichten. Der Weg war mal besser, mal schlechter sichtbar, aber insgesamt fiel die Orientierung leicht.
            Bei den Almwiesen angelangt, war erstmal angenehmes Wandern angesagt, wenn auch die Sonne wahrlich unbarmherzig brannte. Ich hatte ständig das Gefühl, nicht genügend Flüssigkeit aufnehmen zu können. Bis ans Ende des Tals zog es sich noch ganz schön. Zum Abschluss erwartete uns dann noch ein Wacholdergebüsch vom Feinsten mit extra matschigen Wegen. Fast schon kamtschatkinisch. Aber wir hatten wenigstens keine Mücken und nahmens gelassen.
            Der Schlussabstieg ging fast senkrecht nach unten und verwandelte unsere Zehen endgültig in Matsch. Pfui, wie ich Abstiege hasse! Meine Wandertouren könnten ruhig nur aus Aufstiegen bestehen. Dafür konnten wir immer wieder einen Blick auf den imposanten Jeti-Oguz-Gletscher werfen. Und unten erwartete uns der schönste Zeltplatz der Tour: eine ebene Wiese mit Feuerstelle, Stämmen als Sitzgelegenheiten und einem super schönen Blick auf den Gletscher.
            Es war noch sehr früh am Nachmittag und im schönsten Sonnenschein widmeten wir uns ausgiebig der Hygiene. Den Nachmittag verbrachte ich dösend mit Musik auf den Ohren. Mit dem Schwinden des Tageslichts kamen auch die Reutlinger von oben runter. Wir luden sie ein, bei uns zu zelten und mit uns ums Lagerfeuer zu sitzen. Sie lehnten ab, da sie noch weiter wollten. Wir waren insgeheim etwas verwundert, da wir nach dem Abstieg froh waren, keinen einzigen Schritt mehr machen zu müssen. Noch mehr verwundert waren wir, als sie schlussendlich nur wenige hundert Meter von uns entfernt ihr Lager aufbauten. Waren wir so unsympathisch? Wir fanden uns eigentlich ganz nett…



            So suchten wir eben alleine Feuerholz und ließen den Tag am Feuer ausklingen. Im Hintergrund bot die untergehende Sonne auf dem Jeti Oguz-Gletscher ein rosa Spektakel. Zu unsrer Unterhaltung kamen zwei kleine Jungs vorbei, bei denen wir endlich was unserer Bonbon-Vorräte loswerden konnten. Irgendwie sahen sie nicht zufrieden aus mit der Beute. Sie zogen ab und kamen mit beiden Ärmen voll Holz wieder. Wir speisten sie erneut mit Bonbons ab. Diesmal sahen sie eindeutig unzufrieden aus, was wir aber geflissentlich ignorierten. Mehr gibt’s nicht.
            Den Jungs folgte ein junger Mann, der uns anbot, uns am nächsten Tag mit dem Pferd über die Schlucht zu bringen. Dadurch würden wir einen riesigen Umweg zur nächsten Brücke sparen. Den Abschluss des Reigens bildete dann ein Halbwüchsiger, der sich ganz cool auf seinem Esel in den Feuerqualm stellte und versuchte, mit uns zu kommunizieren. Unsere drei Brocken russisch waren ziemlich schnell aufgebraucht, er ließ sich aber nicht abwimmeln und erzählte uns Geschichten, dass er auch Gaskartuschen verkaufe. Wir hatten ihn danach gefragt, um unser Kartuschen-Problem zu entschärfen. Irgendwie glaubten wir seinen Geschichten nicht so recht. Wir versuchten ihm klarzumachen, dass er sie uns morgen vorbei bringen solle. Mal sehen…
            Irgendwann hatten wir ihn endlich los und wir konnten endlich das Rauschen des Flusses genießen, bevor uns die Kälte in die Schlafsäcke trieb.

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            • Schmetterling

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              • 18.10.2009
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              #26
              AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

              27.7. Jeti-Oguz-Tal – Teleti-Tal

              Distanz: 15,77 km
              Anstieg gesamt: 929 m
              Abstieg gesamt: 302 m

              Min. Höhe: 2524 m
              Max. Höhe: 3280 m
              Schlafhöhe: 3273 m


              Wir genossen es, nicht mitten in der Nacht aufstehen zu müssen und ließen uns mit dem Aufbruch ein wenig Zeit. Pünktlich als wir auf den abmarschbereiten Rucksäcken saßen kam unser Mann mit dem Furt-Pferd und holte uns ab. Innerlich hatten wir uns schon auf einen harten Verhandlungskampf eingestellt und waren positiv überrascht, als er pro Person und pro Rucksack 50 Som verlangte. Die Furtstelle war direkt vor dem Zelt der Reutlinger. Wir rieten ihnen, es uns später gleich zu tun, um den langen Umweg zu sparen. Sie schienen nicht überzeugt, komisch…





              Auch hier hätten wir locker den Fluss durchwaten können, aber auf dem Pferd war es eindeutig viel witziger! Auf der anderen Flussseite wanderten wir entspannt bis zum nächsten Seitental, wo ein erneuter Anstieg auf uns wartete. Dieser war zunächst sehr steil, verlief jedoch auf einem angenehmen Fuhrweg. Eine Furtstelle umgingen wir auf einem Trampelpfad, auf dem ich sehr viele frische Stiefelspuren erkannte. Bisher waren die Kontakte zu anderen Wandern eher mager und wir waren gespannt, wen wir noch treffen würden. Gerade als wir in der Ferne eine Gestalt mit einem großen Rucksack ausmachen konnten, wurden wir von einem kleinen Mädchen aus einer der zahlreichen Jurten abgelenkt. Sie wollte uns unbedingt ihre Katze zeigen und war von Svens Äffchen total fasziniert. Wir machten einige Fotos und mir kam die Idee, auch die Familie zu fotografieren und ihnen alle Bilder zu schicken. Die Adresse ließ ich mir auf ein Klebetikett schreiben. Wir durften natürlich nicht weitergehen, ohne frische Sahne, Brot und Bonbons gegessen zu haben. Die Kleine wollte uns dann auch unbedingt noch ablichten. Echt süß mit Svens großer Kamera.





              Derart gestärkt schritten wir munter aus. Nur wenige Meter weiter entdeckte Sven dann endlich einen Schädel einer Bergziege. Ein riesiges Teil, das natürlich sofort auf den Rucksack wanderte. Ich war ja gespannt, ob wir es an einem Stück nach Hause bringen würden!
              Der Weg zog sich nun durch ein breiter werdendes Tal, das wieder mit Tieren und Jurten übersät war. Hier trafen wir auch auf die Verursacher der Fußspuren – eine große russische Truppe. Deren Zusammensetzung war recht interessant: kleinere Kinder und Erwachsene und mit riesigem Abstand hinterher schnaufte eine alte dicke Frau. Ob es die wohl über den Pass schaffen würden? Die Freude über den etwas ebener verlaufenden Pfad wurde auf meiner Seite deutlich von der Tatsache getrübt, dass ich ständig hinter Büsche und Steine musste. Die stetige Zufuhr von E. coli der letzten Tage zeigte ihre Wirkung. Bisher hatte ich mein Wasser nie entkeimt, würde das aber mal lieber ab heute tun. In den Tälern war schon sehr viel Vieh unterwegs. Die nächste Pause wurde uns von zwei Franzosen beschert, die am Fluss lagerten. Sie kamen heute von unten aus der Zivilisation und wollten auch morgen über den Pass. Mutig, so ohne Akklimatisierung… Wir unterhielten uns und nutzten die Zeit für einen kleinen heißen Snack. Kati klebte unterdess ihre sich wie wild vermehrenden Blasen ab. Wahnsinn, sie bekam jeden Tag neue, während es unseren Füßen blendend ging. Sie hatte wohl alle Blasen der Truppe abgenommen. Dazu noch Druckstellen an beiden Fersen, wo ein Schuster auf höchst dilettantische Weise neues Leder eingeklebt hatte – schön mit Falten. Dem würde ich die Schuhe bei der Rückkehr um die Ohren hauen!



              Gestärkt ging es weiter, zunächst über eine kleine Brücke. An deren unterer Seite hing ein frisch geschlachtetes Schaf zur Kühlung. Lecker! Durch Pferdeherden und über kleine Bächlein gelangten wir ans Ende des Tals. Dort standen bereits die blauen Zelte einer Ecotour. Wir wandten uns aber nach links und gingen den Schlussanstieg an. Kati und ich ließen unsere beiden Bergziegen Sven und Kathrin ziehen und zuckelten gemütlich plaudernd den Berg hinauf. Warum sollten wir uns hetzen, es war ja noch früh am Tag. Ich war dann dennoch froh, endlich oben zu sein, da mein Rucksack schon wieder höchst unangenehm auf die Schultern drückte. Nie wieder Leichtrucksäcke! Unsere beiden Sprinter hatten sich schon um die Zeltplazusuche gekümmert, die hier zwischen Kuhfladen und Buckeln gar nicht so leicht war. Mit einigem Mühen fanden wir zwei annehmbare Plätze, die einigermaßen nebeneinander lagen. Nur die neugierigen Jungkühe nervten gewaltig!
              Im schönsten Sonnenschein nahmen wir das Abendessen ein. Durch die hohe Lage konnten wir die Sonne schön lange genießen und wieder alle Klamotten waschen. Welch ein Luxus! Der arme Sven hatte wieder leichte Kopfschmerzen und als die Sonne weg war, krochen wir ziemlich schnell ins Zelt. Von den Reutlingern war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatten sie doch den riesigen Umweg genommen…
              Die Nacht verlief höchst unruhig. Mir war viel zu warm und die ganze Nacht schnupperten die Kühe am Zelt. Ich hatte Angst, dass die tolpatschigen Viecher über die Zeltschnur stolpern oder unsere Rucksäcke hervor zerren würden. Mein wildes Brüllen aus dem Zelt heraus ließ sie aber völlig kalt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als sie zu ignorieren…

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              • codenascher

                Alter Hase
                • 30.06.2009
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                #27
                AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                27.7. Jeti-Oguz-Tal – Teleti-Tal

                Wir rechnen eigentlich schon fest damit, dass wir ab sieben Uhr in der früh an unseren Zelten von gewissen Transportunternehmen hofiert werden. Das bleibt zum Glück aus und wir frühstücken und packen in aller Ruhe zusammen. Um halb neun steht dann unser Chauffeur samt Gaul bereit. Für 100 Som pro Person und Rucksack befördert er uns auf die andere Flußseite und erspart uns drei Stunden Weg, bzw. nasse Füße. Es gibt hier viele Stellen wo man mühelos den Fluß furten könnte. Aber wollen wir den Hirten mal nicht ihre Haupteinnahmequelle abnehmen und überhaupt machen sich Bilder von Wanderern auf Pferderücken in unserem Reisebericht doch exzellent

                Reutlingen macht trotz der Warnungen von Kati, „zwei Stunden Fluß runter, eine Stunde Fluß rauf, dabei viel Matsch und Bäh“ zu Fuß weiter. Bitteschön.





                Nach einer Stunde unseres Weges, und der ist schon eklig Matschig, erreichen wir den Weg der ins Nebental führt. Hier stoppen wir an einer schmalen Furt. Während ich die Furt noch mit Stiefeln erkunde, vielleicht kommt man ja doch trockenen Fußes her rüber und Kathrin bereits die Stiefel aus hat, kommt Susanne von ihrem Gang für kleine Wanderer zurück und zeigt uns einen schmalen Pfad aufwärts. Wo der hinführt wird es natürlich auch einen Weg über den Fluß geben. Top :-)

                Kurz dahinter passieren wir mal wieder eine Jurte. Daraus kommt einen kleines Mädel mit einem Katzenbaby auf dem Arm. Während sie uns ein tolles Motiv gibt entdeckt sie Äffchen auf meinem Rucksack thronen. Da ist es um sie geschehen. Helle Freude und ich glaube auch Liebe auf den ersten Blick. Zumindest wird Äffchen sofort in ihr Herz geschlossen und nur sehr sehr widerwillig heraus gerückt. Sollte ich einmal in Deutschland über nen Affen mit Magnetarmen stoßen, werd ich ihr solch einen Affen zu schicken.
                Nachdem wir von ihrer Mutter ihre Adresse bekommen haben werden wir noch mit frischem Joghurt und leckerer Marmelade verwöhnt.


                Die kleine mit Susis Kamera


                Und mit ihrem neuen Schatz

                Nach dem Abschied finde ich am Wegesrand erneut einen Schädel. Der wird diesmal allerdings eingepackt Ein Riesengroßer Steinbockschädel. Boah, die zwei Kilo extra sind es mir wert. Äffchen wandert auf die Kameratasche an meinem Hüftgurt und der Schädel oben auf den Rucksack. Ab sofort sind mir neidische und aber vor allem komische Blicke Gewiss Kati kann das mit dem Schädel natürlich überhaupt nicht verstehen. Wie kann man nur so was großes schweres und vor allem hässliches mit nehmen...



                Vor Erreichen des Teleti Tals überholen wir eine Schülergruppe samt Lehrern aus Russland. Sie sehen größtenteils gar nicht glücklich aus. Auf ihren Rücken 70 bis 100 Liter Rucksäcke. In der Regel der Hüftgurt nicht einmal geschlossen. Russisch Bootcamp oder einfach nur keine Ahnung wie man sich das Leben ein klein wenig angenehmer machen kann? Eine Woche verbringen sie im Terskej-Alatau.
                Ich laufe endlich mal vor. Unsere Truppe bummelt mir schon wieder zu viel. Kurz vor dem Punkt den wir als Pausenplatz aus der Ferne auserkoren haben sehe ich zwei Wanderer und geselle mich zu ihnen. Matthieu und Benjamin aus Paris. Wir verbringen unsere Pause gemeinsam ehe sie wieder aufbrechen.

                Entgegen aller anderen Wanderer hier im Tal wechseln wir die Flußseite an einer kleinen Brücke. Entgegen des Steinführers gibt es aber weiter oben noch einmal die Möglichkeit die Flußseite zu wechseln. Dies ist auch zu empfehlen, da unser Weg einmal mehr dichte Wacholderbüsche quert...

                Am Ende des Tals eh es zum Teleti Pass hinauf geht steht ein Riesen Lager kommerzieller Anbieter.
                Wir laufen weiter und holen die beiden Franzosen ein. Ich laufe mit ihnen quatschend weiter hinauf. 250 Meter höher schwärmen Kathrin und ich aus auf der Suche nach ein paar Zeltplätzen. Die Zeltplatzsuche dauert lang. Aber wir finden zwei beinahe ebene Plätze die noch nicht komplett mit Kuhscheiße voll gekleistert sind.

                Die Franzosen ziehen leider, obwohl heute ihr erster Tag auf Tour ist und wir uns prächtig unterhalten haben weiter. Mir brummt schon wieder der Schädel, der dritte Abend auf Tour... Nunja 3270 Metern Höhe.



                Während des Abendbrots verscheuchen wir immer und immer wieder die neugierigen Rinder die uns permanent besuchen. Als wir im Zelt liegen lässt die Neugier beinahe komplett nach und wir vernehmen nur vereinzelt Riech - und Schleckgeräuche.

                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                • codenascher

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                  • 30.06.2009
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                  #28
                  AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                  28.07.2013 Teleti Pass - Karakol Tal

                  Distanz: 11,46 km
                  Anstieg gesamt: 617 m
                  Abstieg gesamt: 1268 m

                  Min. Höhe: 2620 m
                  Max. Höhe: 3789 m
                  Schlafhöhe: 2622 m


                  Dennoch schlaf ich echt beschissen. Rinder und die Höhe sind anscheinend nicht so sehr meins
                  Nachdem wir die ersten hundert Höhenmeter des Tages bezwungen haben sehen ein weiteres großes Lager. Wir vermuten das es sich hierbei um den eigentlichen Zeltplatz der auch in unserem Reiseführer beschrieben ist handelt, obwohl beinahe 200 Meter höher gelegen.


                  Die Rindviecher...

                  Unser Weg führt uns erst einmal über hunderte kleiner Stufen die hier in den grünen Hang getreten sind und anschließend über viel Schutt. Anstrengend und beschwerlich das ganze. Nach zwei Stunden stehen wir endlich auf dem Pass. Der Himmel ist heute etwas bedeckt, die Aussicht nicht ganz so spektakulär wie am Archa-Tor-Pass dennoch ein geiles Gefühl wieder so weit oben zu sein!





                  Herunter geht es erneut über Schutt und kleinere Schneefelder. Susanne und Kathrin rutschen ein langes Schneefeld einfach auf dem Hosenboden herunter während Kati und ich uns abplackern


                  Susanne


                  und Kathrin

                  Es folgt ein weiteres malerisches Tal. Überall grün, Murmeltiergepfeife, das rauschen des Flußes und Pferdeherden. Oh dieses Kirgistan. An jeder Ecke ein Traum!!!!

                  Wir werden von einigen selbsternannten „Sportsmen“ überholt. Kirgisen mit großen Rucksäcken, noch mehr Zeug außen dran und Schuhwerk mit dem ich kaum auf den Teufelsberg im Grunewald steigen würde mit solchem Gepäck auf dem Rücken. Dominierend sind hier abgelatschte Turnschuhe und sogar zwei Paar Latschen zu nennen. Und dann das ganze runter!

                  Die beschriebene schmale Brücke (Brücke? Hah!) samt Grassoden ignorieren wir erst einmal. Dieser Fauxpas fällt uns erst auf als wir gute 200 Meter weiter und auch ein paar Meter tiefer sind und vor einer grünen Wacholderwand stehen... Also wieder hinauf.

                  Von hinten kommt eine große graue Wand die uns zum Glück aber nicht erreicht! Katis Füße sind mittlerweile einfach nur ein elender Haufen Schmerz. Die Arme humpelt mehr hinter uns her, als das sie wandert.

                  Der weitere Abstieg ist zum Glück nicht ganz so anstrengend wie der letzte. Unser Zeltplatz liegt genauso idyllisch wie Vorgestern an einem Gletscherfluss. Eklig ist hier allerdings, dass wirklich hinter jedem Baum Toilettenpapier und Exkremente herum liegen...

                  Nachdem hier noch einmal fünf Regentropfen vom Himmel fallen nehmen wir unser Abendbrot unter einer Fichte ein.

                  Anschließend machen wir wieder ein Feuer. Hier gibt es diesmal sogar drei Feuerstellen und auch wieder ausreichend Holz. Zur Feier des Tages ,immerhin ist heute unser Bergfest, gibt es eine schöne Zigarre die uns vier eine Stunde lang beschäftigt!

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                  • Schmetterling

                    Erfahren
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                    #29
                    AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                    28.7. Teleti-Tal – Karakol-Tal

                    Neuer Tag, neuer Pass. Wir standen wieder gefühlt mitten in der Nacht auf und schafften es, pünktlich los zu gehen. Und wieder war keine Wolke am Himmel zu sehen, Wahnsinn! Wir folgten unserem Tal noch ein wenig, bevor wir nach links abbogen und zum Anstieg übergingen. Am Talende wimmelte es vor anderen Zelten und wir waren froh, einen einsamen Sonnenplatz gehabt zu haben. Bald ließen wir das Grün hinter uns und es ging über Geröll nach oben. Während uns die letzten Tage das stetige Rauschen der Gebirgsflüsse begleitet hatte, war es hier oben gespenstisch still und sehr unwirtlich. Ich dachte mir, dass ich keine Lust habe, sehr hohe Berge zu besteigen, wo man tagelang ohne ein bisschen Grün unterwegs ist. Unsere Bergwiesen-Wanderung hatte durchaus Vorteile.





                    Wir merkten deutlich die Akklimatisierung und der Aufstieg war weit weniger anstrengend als der letzte. Kurz vor oben überholte uns ein Russe in kurzer Hose (oder wars ne Unterhose!?) und mit nacktem Oberkörper nach oben joggend. Wir schüttelten ungläubig den Kopf. Macht der etwa Frühsport? Eine Weile später kam er uns wieder entgegen gerannt, diesmal mit einer Plastiktüte in der Hand. Die spinnen, die Russen. Oben war schon ziemlich Betrieb mit eher wortkargen Gesellen. Der Anblick war schön, wenn auch nicht so spektakulär wie beim letzten Pass. Verwundert schüttelten wir wieder den Kopf über einen schlaksigen Typ, der neben einem riesigen Rucksack auch noch einen Daypack auf dem Bauch hatte. Also nee, Sachen gibt’s. In riesigen Schritten rannte er das Geröllfeld nach unten und wir überlegten, ob diese beiden Rucksäcke vielleicht der besseren Gleichgewichtskontrolle dienten. Sollte man doch glatt mal ausprobieren.


                    Der Blick zurück...


                    ...und nach vorne

                    Kati nutzte die Pause, um die dusseligen Falten aus ihrem Schuh zu säbeln. Wir schlugen ihr vor, einfach an allen Druckstellen Löcher in den Schuh zu schneiden. Dies würde ohnehin seine letzte Tour werden. Nach den obligatorischen Fotos und Leckereien machten wir uns an den Abstieg. Das Tal vor uns hatte irgendwie große Ähnlichkeit mit dem letzten Abstieg: breit lag es vor uns, um am fernen Ende in einen fiesen tiefen Abstieg ins Haupttal zu münden, dem wir morgen folgen würden, um im nächsten Seitental den dritten Pass anzugehen…
                    Aber natürlich gab es einige Unterschiede zum letzten Tal: der Abstieg war angenehm leicht und gipfelte in einem Schneefeld, das Kathrin und ich kurzerhand herunter rutschten. Die anderen beiden verzichteten aus Angst vor nassen Hosenböden. Wenn die wüssten, was ihnen entgangen ist!



                    Unten angekommen, entzwiebelten wir uns wieder, denn die Sonne brannte in altbekannter Kraft. Auf den Almwiesen entdeckte ich wilden Lauch und Sven und ich legten uns gleich einen Vorrat an, um unser Abendessen (Kartoffelbrei in Zwiebelsuppe) zu würzen. Unterdessen kamen von oben Gestalten mit riesigen Rucksäcken in Schlappen (!) herunter gejoggt. Wir starrten ihnen mit offenen Mündern nach. Also neee, Sachen gibt’s hier! Langsam zuckelten wir hinterher und hatten sie bereits hinter dem nächsten Felsen eingeholt, wo die Typen Pause machten. Hach, wir waren also gar nicht wirklich langsamer. Sie meinten, dass sie Sportsmen seien. Wir hatten eher den Verdacht, dass es Träger einer Touristentruppe waren. Beim Weitergehen überholten sie uns wieder lachend und winkend.



                    Meine Entkeimungsoffensive hatte noch nicht wirklich angeschlagen, so dass ich des Öfteren kleinere Steine und Büsche begutachten ging. Weiter hinten bescherte ich uns noch einen ärgerlichen Umweg, da ich die Beschreibung im Führer falsch im Kopf hatte und kurzerhand an der Brücke vorbei stiefelte. Naja, alles für die Fitness.



                    Beim Schlussabstieg stellten wir fest, dass sich hinter uns bedrohliche Wolken türmten. Dazu war es die ganze Zeit schon unerträglich schwül gewesen. Also nahmen wir die Beine in die Hand, um wenigstens Wald zu erreichen. Die letzten paar hundert Höhenmeter waren wieder senkrechet steil und äußerst unangenehm. Mit gefühlten Stummelzehen kam ich unten angehinkt, aber immerhin war das Gewitter wieder weg. Unten erwartete uns wieder eine sehr schöne Zeltwiese mit Feuerstelle und auch unsere Sportsmen waren schon da.



                    Sie zogen jedoch bald wieder ab. Im Laufe des Abends zogen noch diverse größere und kleinere Truppen über unseren Köpfen hinweg. Sie wollten aber alle zum nahe gelegenen Karakol Basecamp und so blieben wir alleine. Wieder gabs ein nettes Lagerfeuer und die Bergfest-Zigarre zur Halbzeit der Tour. Wir stellten fest, dass sie bis jetzt äußerst angenehm verlaufen war – bestes Wetter, jeden Nachmittag Zeit zum Waschen und jeden Tag eine frische Unterhose – was will man mehr. Nur die arme Kati war mit ihren sich täglich vermehrenden Blasen sehr geplagt!
                    Tapfer (ich bin Nichtraucher!) rauchten wir das Monstrum an Zigarre. Beim Zubettgehen entdeckten wir entfernt am Waldrand das Zelt der Reutlinger. Aha, es gab sie also noch! Aber natürlich verzichteten sie weiterhin auf unsere Gesellschaft. Sie waren inzwischen zum Running Gag der Tour geworden. Aber enttäuscht waren wir schon. Wahrscheinlich hat sie unser Laberkopf Sven abgeschreckt…

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                      #30
                      AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                      Zitat von Schmetterling Beitrag anzeigen
                      Wahrscheinlich hat sie unser Laberkopf Sven abgeschreckt…
                      Zuletzt geändert von codenascher; 09.10.2013, 19:47.

                      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                        #31
                        AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                        29.07.2013 Karakol Tal bis Blockhaus Sirota

                        Distanz: 9,05 km
                        Anstieg gesamt: 802 m
                        Abstieg gesamt: 468 m

                        Min. Höhe: 2532 m
                        Max. Höhe: 2976 m
                        Schlafhöhe: 2939 m


                        Laut Reiseführer geht die heutige Etappe gerade einmal 2,5 Stunden. Wir schlafen also aus und lassen es wieder einmal sehr ruhig angehen.
                        Um zehn starten wir letztendlich. Erst über zwei Flüsse die wir über Baumstämme queren und dann ganz entspannt eine breite Piste folgend erreichen wir das „Karakol Base Camp“ nach einer Stunde.



                        Hier gibt es einige Jurten, viele private Zelte, sicherlich auch etwas zu essen und ein großes stinkendes Toilettenhäuschen aus Stein aus der Zeit als das Camp noch von richtigen Alpinisten genutzt wurde.
                        Kurz dahinter treffen wir auf den ersten Nationalpark Ranger. Ralf stellt sich uns vor und kassiert die Nationalparkgebühr von uns ab. Eigentlich 250 Som pro Person und 150 Som pro Zelt. Wechseln kann er nicht, also zahlen wir 1000Som. Auch er ist von meinem Schädel auf dem Rucksack entzückt und zeigt immer wieder mit einer beißenden Geste mit den Händen was ich doch für ein wildes Vieh hier auf dem Rücken habe
                        Hier kommen auch gerade zwei große LKW an. Aus dem einen springen zwei Bergsteiger und aus dem anderen ein japanisches Paar mitsamt einem Tross von Angestellten. Guide, Koch und drei Porter Die Junge haben bis zu 45kg auf dem Rücken, Stühle, Tische und was man nicht sonst noch so alles in den Bergen benötigt.






                        Weiter geht es nun steil das Kurkak-Tal hinauf. Da wir hier zur besten Mittagszeit landen ist der eh schon steile Aufstieg eine noch größere Qual. Wobei der Blick zurück wieder einmal für einiges entschädigt. Kurz vor Ende der Plackerei geht es über eine Blockhalde und dann stehen wir am vermutlich idyllischstem Zeltplatz der gesamten Tour!!!




                        Hier auf knapp 3000m liegt ein traumhaft schöner Gebirgssee, gespeist vom Ala-Kol-See. Nachdem die Zelte stehen springen wir ins kühle Nass. Ich teste die Luma Tauglichkeit der Neoair. Fazit: Erst nach erneutem Aufblasen tragfähig. Die Luft in der Luftmatratze scheint sich in Bruchteilen zu verdichten und übrig bleibt ne schlappe Neoair Ich denke eine Synmat mit ihren Längsrillen wäre hier generell im Vorteil



                        Für den Abend und das mittlerweile ja schon beinahe obligatorische Lagerfeuer verabreden wir uns mit den beiden Alpinisten. Thomas, nen Engländer derzeit in Kiew lebend und sein Guide Anatoli. Die beiden sind auf dem Weg hinauf zum Pik Przewalski. Thomas hat sowas zwar noch nie gemacht, aber sie lassen sich insgesamt fünf Tage Zeit.

                        Aber zuvor tauchen die Reutlinger auf und völlig erstaunlich bauen Sie ihr Zelt bei unseren auf! Bonny und Patrick. Beide suuper freundlich und auch umgänglich. Wahrscheinlich wollten sie die ersten Tage einfach nur erstmal ihre Ruhe vor allem haben
                        Die beiden plus ein weiteres französisches Pärchen gesellen sich zu uns und unserem Lagerfeuer. Der Ala-Kol-Pass ist im Lonely Planet beschrieben, daher ist hier und am morgigen Tag doch sehr viel los.
                        Den beiden Franzosen gibt Susanne ihre Kopien aus dem Reiseführer, da die Beschreibung des LP doch recht dürftig ist und eigentlich nichts von der Rückreise Richtung Ak-Suu darin steht….



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                          #32
                          AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                          29.07.2013 Karakol Tal bis Blockhaus Sirota

                          Heute gabs keinen Pass und dazu nur eine ganz kurze Tour. Also schliefen wir ausgiebigst aus und machten uns ganz gemütlich auf den Weg, wieder ein angenehmer Fahrweg. Laut Reiseführer hätte man noch eine Tour talaufwärts zum Karakol-Gletscher machen können, aber angesichts unseres recht langsamen Fortbewegungstempos war uns das etwas zu riskant. Außerdem waren wir doch hier auf einer Wellness-Tour und nicht im Boot-Camp! Nach kurzer Zeit kamen wir am Karakol-Basecamp vorbei, wo die Touren zum Karakol starten. Hier war Highlife und es wimmelte vor Menschen unter Sonnensegeln. Gerne hätten wir mit ihnen getauscht bei dieser Affenhitze.



                          Kurz vor dem Einstieg ins Nebental fing uns ein Beamter ab, der uns das Eintrittsgeld für den hiesigen Nationalpark abknöpfte. Der Typ war echt witzig und als er Svens Schädel sah, bekam er sich kaum noch ein vor lachen! Er gab uns zu verstehen, dass wir aufpassen sollten, dass der Schädel uns nachts nicht überfiel…
                          An der Brücke, die den Abzweig ins Nebental markierte, war die Hölle los. Eine Gruppe Trekker aus der Slowakei, ein älteres japanisches Pärchen mitsamt ihrer Entourage (ein Guide, ein Koch, diverse Träger für Tische, Stühle, etc.) und als krönenden Abschluss spuckte ein Monster eines umgebauten Russenlasters noch einen Engländer mit seinem Guide aus. Sie wollten alle dasselbe Tal hoch wie wir. Wir nahmen an, dass die Tour über diesen Pass im Lonely Planet beschrieben ist und sprachen nur noch von den Lonely-Planet-Trekkern. Wir fühlten uns an dieser Stelle nach 6 Tagen auf jeden Fall schon sehr erfahren.


                          Der Touri-Bus

                          Nach einer kurzen Pause (dieser wahnsinnige Laster mussten natürlich ausgiebig fotografiert werden) machten wir uns an den Aufstieg – pünktlich zur Mittagshitze. Nach einem Slalom im Wald über umgestürzte Bäume waren wir der Sonne voll ausgesetzt und schleppten uns nach oben. An jeder Kurve des Weges gab es eine kurze Trinkpause. Für mich war das der nervigste Aufstieg der ganzen Tour, obwohl er nicht lang dauerte. Kurz vor dem Kreislaufkollaps und dem drohenden Verdursten mussten wir noch über eine nervige Blockhalde und wurden endlich mit dem perfekten Lagerplatz belohnt: Wiesen mit Feuerstellen und einem kleinen See, der vom aufgestauten Gletscherfluss gebildet wurde. Eigentlich war unser Ziel die Blockhütte ein paar Meter weiter, aber angesichts der Hitze war der See einfach zu verlockend. Sowohl der Engländer als auch die Slowaken hatten sich schon eingerichtet und auch wir breiteten unser Lager aus. Dann stürzten wir uns in die Fluten – oder vielmehr wir tasteten uns mit schmerzverzerrtem Gesicht vorwärts. Die Wassertemperatur war an der Schmerzgrenze, aber es tat soo gut! Unterdessen missbrauchte Sven seine Neoair als Luftmatratze, während ich am Lager an meiner Bikinibräune arbeitete. In der Sonne war es knallheiß, doch sobald eine Wolke kam, wurde es kalt.

                          Gegen Abend kamen die Reutlinger vorbei und bauten tatsächlich ihr Zelt neben unserem auf. Unglaublich! Wir hatten ja nicht mehr damit gerechnet, dass wir uns nochmal würden unterhalten können… Bei Sven und mir gabs zum Abendessen unser Königsmenü – Curry-Reis mit Lachs. Boah, war das lecker, da kann kein Real Turmat mithalten! Mit gefüllten Mägen setzten wir uns alle zum Engländer an das Lagerfeuer und quatschten eine kleine Runde. Wir gingen jedoch bald ins Bett, da morgen die Königsetappe drohte.

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                            #33
                            AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                            30.07.2013 Ala Köl Pass - Altyn Arashan Tal

                            Distanz: 16,87 km
                            Anstieg gesamt: 1393 m
                            Abstieg gesamt: 1765 m

                            Min. Höhe: 2572 m
                            Max. Höhe: 3893 m
                            Schlafhöhe: 2587 m


                            Heute waren insgesamt 1000 Höhenmeter und über 1000 m nach unten zu bewältigen, die Tour war mit 7-8 Stunden ausgeschrieben. Wir hatten diese Zeit schon für die letzten Tagesetappen gebraucht und waren deswegen etwas nervös. Vorsichtshalber wollten wir noch früher als sonst losgehen und setzten den Aufbruch auf 6 Uhr. Da es jedoch beim Weckerklingeln noch stockdunkel war, drehten wir uns noch eine Runde im Schlafsack um. Um halb sieben kamen wir dann aber tatsächlich los. Am Fluss entlang ging es zur Blockhütte, die von den Japanern voll besetzt war. Bei schlechtem Wetter ist das urige Gebäude sicher ganz nett, aber gestern hatten wir eindeutig den besseren Schlafplatz.


                            Die Sirata-Hütte

                            In der Kühle des Morgens kamen wir schnell an die Vegetationsgrenze und stiegen in den steilen Hang zum Ala Kol-See. Kati und ich ließen unsere Bergziegen wieder ziehen und zuckelten gemütlich hinterher. Nach 2,5 Stunden hatten wir die ersten 500 Höhenmeter geschafft und standen am beeindruckend tiefblauen Ala Kol-See. Hier wimmelte es vor Zelten und beim Anblick des Sees bedauerte ich ganz kurz, dass wir gestern Nachmittag nicht noch hier hoch sind. Andererseits hatten wir ja auch einen schönen Badesee gehabt…


                            Der erste Teil ist geschafft, Lächeln beim einen Teil der Truppe...


                            ...leicht gequälter Gesichtsausdruck beim anderen

                            Sven erwartete mich fix und fertig, ich nahm an, dass er zu schnell hochgerannt war (er wollte unbedingt mir Musik in den Ohren hochlaufen). Ich fütterte ihn mit Banana Bread und wir verbannten ihn für den Rest des Aufstiegs ans Ende unsrer Truppe. Nach kurzem Wasserfassen ging es weiter. Der Weg zog sich um den ganzen See und an dessen Ende dann die restlichen 500 m hoch zum Pass. Geröll und krass rutschiger Schotter machten uns das Laufen und besonders den Aufstieg schwer. Ich war mal wieder froh um meine Stöcke. Als kleine Motivation konnten wir bald eine große Gruppe an Teenies überholen, die sich trotz leichter Daypacks noch langsamer als wir vorwärts bewegten. Sven benötigte diese Motivation auch, denn er schleppte sich wie ein Schluck Wasser hinter uns her. Sogar sein nimmer müdes Mundwerk schwieg, bzw. er nutzte es zum ausgiebigen Jammern. Männer halt – wenn die ein Zipperlein haben, geht gleich die Welt unter. Kati und ich nahmen es nicht sonderlich ernst und verbuchten es für ihn als Lernerfahrung. Schließlich rast er sonst meilenweit voraus. Zur Demotivation zogen dann aber unsere Sportsmen an uns vorbei – wieder in Schlappen.


                            Der Ala-Kol-See in seiner ganzen Pracht


                            Am Schlussanstieg sieht man den Unterschied zwischen Männder und Frauen auf Tour: Kati bemüht sich um ein Lächeln für die Kamera, während Sven das Leiden in Person ist

                            Die Schinderei wurde zum Glück durch die absolut grandiose Aussicht auf den See und die Bergketten ringsum wett gemacht. Hatte ich schon erwähnt, dass wir wieder mal traumhaftes Wetter hatten? Um elf hatten wir es endlich geschafft und standen auf dem Ala Kol-Pass Pass mit 3920 m. Der kalte Wind blies uns fast um, aber die Aussicht war die beste der ganzen Tour! Ich päppelte Sven mit Carraza und Beef Jerkey einigermaßen auf und machte mich erstmal ans Fotografieren.


                            Endlich oben!


                            Links müssen wir runter


                            Einfach nur Oberhammer!

                            Inzwischen kam auch die Teenie-Truppe an und es stellte sich heraus, dass die Sportsmen deren Träger waren. Einer der Jungs fragte in ziemlich hochnäsigem Ton, was uns Deutsche denn hierher führe. Wir antworteten etwas erstaunt, dass wir zum Wander hier seien, genauso wie sie. Da antwortete er in bestem und hochnäsigstem Harvard-Englisch: „No, we are on an expedition!“. Wir warfen einen Blick auf die Daypacks und einige der gut bepfundeten Teilnehmerinnen, die kurz vor dem Kollaps zu stehen schienen und mussten uns das Lachen verkneifen. Kopfschüttelnd verkrümelten wir uns und widmeten uns der nächsten Aufgabe – dem Abstieg. Hier hatten wir zur Auswahl ein senkrecht abfallendes Schneefeld und einen fast senkrecht abfallenden Weg mit Rutscheschotter. Beides sah überhaupt nicht gut aus. Die Sportsmen hielten das Schneefeld für zu gefährlich und nahmen den Weg. Sie hatten sich aber feste Schuhe (also Turnschuhe) angezogen, was uns doch sehr zu denken gab… Die verbleibende Guide auf dem Pass empfahl uns hingegen das Schneefeld, was mir auch sicherer vorkam. Ich nahm allen Mut zusammen und machte mich langsam an den Abstieg. Immer schön seitlich, mit dem vorderen Bein die Tritte suchen und einen Stock als Hilfsmittel. Es ging langsam, aber gut, jedoch war mein Standbein nach kürzester Zeit müde und schlapp, da es mich des Öfteren vor dem Abrutschen hindern musste. Oben gab unterdessen der Bergführer (stilecht mit verspiegelter Sonnenbrille) den Kiddies Anweisungen, wie man das Schneefeld am besten runter kommt. Zu gerne hätten wir uns das Spektakel angeschaut! Ob das wohl alle schaffen würden? Als ich fast unten war, folgten die anderen. Und dann kamen die restlichen kirgisischen Träger. In großen Schritten stiefelten sie ganz einfach vorwärts das Schneefeld runter, wo ich mich gerade so abgemüht hatte. Krass!


                            Der langsame Abstieg übers Schneefeld

                            An das Schneefeld schloss sich noch feines Geröll an, das wir einfach runtersurfen konnten. Sven schien einen Adrenalinkick bekommen zu haben, denn er hüpfte wieder ganz munter weit voraus. Jaja, Undank ist der Welt Lohn.


                            Sven lernt Geröllsurfen lieben


                            Blick zurück auf den Pass (links); über eins der Schneefelder ganz links kamen wir runter

                            Am Fuß des Berges machten wir erstmal Mittagspause und kochten uns eine kleine Mahlzeit. Neben uns bauten die Sportsmen die Zelte für die Schulklasse auf und wir winkten uns fröhlich zu. Unterdessen kamen die Reutlinger vorbei, die jedoch erst noch ein Stück gehen wollten. Das kannten wir ja bereits. Frisch gestärkte machten wir uns dann an den weiteren Abstieg. Wir fühlten uns gut, mit Sven ging es jedoch wieder stark bergab. Sein Kopf glühte förmlich und ich goss ihm ein paar Flaschen Wasser über den Hut. Im Ernstfall hätten wir natürlich hier oben zelten können, allerdings sollte morgen ein Ruhetag an heißen Quellen kommen und wir wollten versuchen, sie heute noch zu erreichen. Also schlichen wir mit vielen Pausen langsam weiter. Während wir in den letzten Tagen immer bereits am frühen Nachmittag angekommen waren, liefen wir heute in die sanfte Abendsonne. Der Weg durch die Almwiesen war gut zu laufen, zog sich jedoch ziemlich. Am Ende des Tals kostete uns die Suche nach einer geeigneten Furtstelle noch ziemlich Zeit und einen größeren Umweg, schließlich stiegen wir jedoch in den Schlussabstieg. Wir hatten die ganze Zeit über Sorge, dass Sven uns zusammen brechen würde und ich dopte ihn mit Snickers.


                            Da vorne gehts endlich runter

                            Er hielt aber durch und im letzten Abendlicht gelangten wir endlich ins Haupttal. Die letzten Kilometer zur heißen Quelle schenkten wir uns und suchten uns einen Zeltplatz direkt am Fuß. Sven konnte nicht mehr und rollte sich mit letzter Kraft ins Zelt. Nach 12 Stunden waren wir jedoch alle ziemlich ausgepowert.


                            Endlich im Haupttal

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                            • codenascher

                              Alter Hase
                              • 30.06.2009
                              • 4977
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                              #34
                              AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                              Heute steht DIE Königsetappe der Tour an. Knapp 1500m hoch und 2000m wieder runter. Wir starten um halb sieben.
                              Die Reisegruppe der Japaner ist noch fleißig am Werkeln als wir an ihnen und der Blockhütte vorbei laufen. Kathrin und Kati haben sie am Vortag noch besucht und ein wenig über das Porterleben hier in den Bergen erfahren


                              Da hat sich jemand eindeutig Mühe gemacht

                              Ich laufe mit Musik auf den Ohren voran hinauf zum Ala-Kol-See. Angeheizt von den musikalischen Helden meiner Jugend nebst ordentlicher Bässe tanze ich regelrecht den Weg hinauf. Oben angekommen rächt sich dies aber urplötzlich… Neben dem Gefühl komplett fix und alle zu sein ereilt mich auch noch Montezumas Rache :/


                              Hier bin ich noch quicklebendig hochgeswingt...

                              Die weiteren zwei Stunden hinauf zum Ala-Kol-Pass sind für mich eine einzige Qual und ich weiß partout nicht wie mir geschieht. Ich tapper hinter Kati und Susanne hinterher… Die Höhe? Die Hitze? Der Dünnsch…??? Nunja, um zwölf stehe ich dann auch endlich auf dem Pass und kann es irgendwie nicht so recht genießen.
                              Die große Truppe englischer Schüler die wir unterwegs eingeholt haben schließt wieder zu uns auf. Vorbei ist es mit der Stille.

                              Trotz Powerstretch, Primaloft und Wollmütze friere ich mir den Arsch ab. Ich schlüpfe sogar noch zusätzlich in meine Regenhose, während die coolsten der Engländer noch im Tshirt in der Sonne stehen.
                              Einer der Engländer wird sofort von Kathrin und mir ins Herz geschlossen… „And what are you guys from germany doing here in Kirgistan?“ “The same like you, holidays?” “No, we are here for an expedition…” im besten hochnäsigsten Ton. Boah, wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, hätte ich den kleinen Scheißer am liebsten den Pass hinunter geworfen…






                              Letztendlich genieße ich dennoch die Aussicht. In der Ferne kann man einen 7000der sehen!
                              Herunter geht es über ein breites sehr steiles Schneefeld. Während unsere Sportsmen, die in Wahrheit die Porter der englischen Schüler sind, einfach geradeaus herunter rennen, teilweise noch immer in Latschen wohlgemerkt, machen wir uns rückwärts und sehr langsam den Hang hinunter. Ich nutze die Stöcke wie zwei Eispickel und setze einen Fuß nach den anderen. Kati tut sich hier mit ihren kurzen Beinen besonders schwer.


                              in der MItte unter dem Wölkchen steht der Gigant


                              Wohin man auch schaut, beeindruckend!!!


                              Dieser See muss doch definitiv in dem Buch "1000 things to do before you die" drin stehen

                              Weitere 100hm geht es über staubige Serpentinen herunter die wir mehr rutschen als laufen. Vermutlich durch das Adrenalin geht es mir bis hier her besser, doch gleich im Anschluss während unserer Pause wird mir wieder bäh. Ich schlafe ein Stündchen eh es weiter geht.
                              Ich könnte heulen. Muss mich immer wieder im Schatten ausruhen und kämpfe mit Schwindelanfällen. Die Furt auf die andere Flußseite verpassen wir erst einmal wieder und somit müssen wir ein Stück zurück. Hier treffen wir auch mal wieder auf die Reutlinger die aber geich weiter ziehen.

                              Endlich unten im Tal lege ich mich nur noch auf unser kleines Stück Evazote während Susi sich um alles weitere kümmert. :OT: Du bist einfach ein Engel <B

                              Sobald das Zelt steht verkrümel ich mich und mache die Augen nur noch einmal ganz kurz auf um drei vier Happen unserer Bolognese zu essen. Zugleich friere ich noch immer elendst… Mit Primaloft im Apachen und nicht einmal Minusgrade… Ich denke das mir die Sonne Heute zusätzlich große Schwierigkeiten bereitet hat. Das Großmaul ist außer Kraft gesetzt!
                              Ohne Scheiß, ich habe mich noch nie in meinem Leben so dreckig gefühlt auf Tour wie Heute. Die Nacht muss ich dann auch noch ein paar mal raus, Wunderbärchen…

                              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                              meine Weltkarte

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                              • Schmetterling

                                Erfahren
                                • 18.10.2009
                                • 189
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                31.07.2013 Altyn Arashan Tal (Ruhetag)

                                Distanz: 2,78 km
                                Anstieg gesamt: 66 m
                                Abstieg gesamt: 133 m

                                Min. Höhe: 2514 m
                                Max. Höhe: 1596 m
                                Schlafhöhe: 2514 m


                                Der Grund für Svens Unwohlsein war ganz einfach Durchfall und zwar einer der krasseren Sorte. Die halbe Nacht verbrachte er hinter einem Baum am Hang. Dafür gabs nach ausgiebigem Ausschlafen zum Frühstück die restliche Bolognese von gestern abend (wie immer köstlich!). An einem Nebenfluss entdeckten wir die perfekte Waschstelle und säuberten uns und unsere Kleidung ausgiebig. Während die Kleidung trocknete, machten wir uns es in der Sonne bequem und lasen. Der Platz lag etwas erhöhte und wir hatten eine sehr schöne Aussicht runter ins Tal und die dort weidenden Schaf- und Pferdeherden.



                                Nachdem alles in der Sonne getrocknet war, packten wir zusammen und machten uns auf zu den heißen Quellen, auf die wir uns schon die ganze Tour gefreut hatten. Unsere Sportsmen waren schon vor geraumer Zeit winkend vorbei gejoggt und wir hatten Sorge, dass die Schnöseltruppe uns die heißen Quellen blockieren würden. Es war tatsächlich nur eine halbe Stunde bis zum Paradies: ein paar Häuser mit großen eingezäunten Grundstücken, wo man zelten konnte. Am Weg empfingen uns die Reutlinger mit einer Wassermelone und empfahlen uns ihren Zeltplatz, da dieser als einziger einigermaßen eben war. Drüben überlegten Sven und ich uns kurz, ein Zimmer zu nehmen, aber das dies Katis letzter Tag mit uns war, wollten wir uns dann doch nicht abspalten. Kati hatte die ganze Zeit über wirklich stark mit den Blasen zu kämpfen und entschloss sich hier für den Ausstieg, während wir anderen die beiden letzten Tage noch anhängen wollten. Wir würden morgen über den vierten Pass laufen und dann übermorgen im Paralleltal absteigen.





                                Aber erstmal bauten wir schnell die Zelte auf, da sich der Platz langsam füllte und auch die Schnösel im Anmarsch waren. Und dann fanden wir heraus, dass es hier tatsächlich Essen gab: Hammelsuppe mit Brot, Tee und Salat. Lecker!!!! Und noch besser: es gab Cola und Fanta. Wir deckten uns ein und verbrachten den Nachmittag in gehabter Manier: sonnen, lesen und quatschen. An so entspannte Wanderurlaube könnte ich mich gewöhnen. Nur für Sven war es weniger entspannt, da er alle paar Minuten aufs Plumpsklo musste. Das war zum Glück relativ annehmbar und es gab sogar Klopapier – allerdings eines der Marke „Hinternpeeling“. Mein Nachmittagsglück wurde nue etwas dadurch getrübt, dass wir inmitten einer in voller Blüte stehenen Wiese zelteten. Zwar hatte ich schon Antiallergikum genommen, aber ein Auge spielte komplett verrückt. Es juckte und tränte wie blöd. Ich verbrachte die meiste Zeit in der Hütte, wo es etwas besser war und wo auch die Sonne nicht hinkam.



                                Gegen Abend stellten wir uns der härtesten Herausforderung der Tour – dem heißen Bad. Jeder, der es hinter sich hatte, betonte, dass es sehr heiß sei. Für 500 Som holten wir uns einen Schlüssel und bekamen unser eigenes Kabuff, das direkt am Fluss lag. Drinnen eine Bank und ein kleines Becken mit sehr flachem Wasser, das beunruhigend dampfte. Als ich den großen Zeh hinein gehalten hatte, zog ich ihn sofort erschrocken zurück. Mann, war das heiß, das kochte ja fast! Und da sollten wir rein? Nie im Leben! Wir schauten uns bedröppelt an und setzten uns erstmal auf den Beckenrand. Dann begann das Gewöhnen: Fuß rein, Fuß raus, Fuß rein, Fuß raus. Nach fünf Minuten dehnten wir die Phasen im Wasser sekundenweise aus. Es brannte wie Hölle. Wir aber blieben dran und nach einer halben Stunde schafften wir es tatsächlich, uns ganz ins Wasser zu legen. Man musste nur Hände und Füße draußen behalten, dann war es auszuhalten.


                                Autsch!


                                Endlich geschafft


                                Draußen am Fluss war ein Becken abgetrennt, in dem eine französische Familie aus dem Nachbarkabuff Wechselbäder veranstaltete. Wir taten es ihnen gleich und tauchten abwechselnd im Fluss und im heißen Becken unter. Nach dem dritten Mal verabschiedete sich dann der Kreislauf langsam und wir beschlossen, dass es nun Zeit für eine Hammelsuppe und ein Bier war. Porentief rein und ohne jegliches Temperaturgefühl wankten wir zurück und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein. Der Zeltplatz war inzwischen voll und es musste in mehreren Schichten gegessen werden. Der ganze Laden wurde von zwei Frauen geworfen (die Männer saßen gemütlich in der Küche und schauten zu), die mit hochrotem Kopf immer neue Suppenteller und Teekannen anschleppten. Die Suppe schmeckte wie auch schon heute Mittag vorzüglich, wenn man auch etwas Glück haben musste, einen Teller mit mehr Fleisch und weniger Knorpeln zu erwischen.

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                                • codenascher

                                  Alter Hase
                                  • 30.06.2009
                                  • 4977
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                                  #36
                                  AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                  Sodele, dann werde ich die eigentlich Tour mal abschließen


                                  31.07.2013 Altyn Arashan Tal (Ruhetag)

                                  Die Nacht war eine einzige Katastrophe. Zum Glück ist heute bis auf ein ganz kurzes Stück bis zu den heißen Quellen von Altyn-Araschan Ruhetag angesagt. Beim zusammenbauen bin ich Susanne wieder behilflich. Ich verdrücke sogar nen Riesenberg unseres Abendbrots zum Frühstück eh es los geht. Des hält aber nicht lang und ich renne schon wieder zu meiner „Stammfichte“ von letzter Nacht.
                                  Die Träger eilen mittlerweile schon an uns vorbei. Nun beeilen wir uns auch lieber ein wenig. Nicht das an den heißen Quellen nachher die besten Plätze vergeben sind.

                                  Um zwölf brechen wir auf und eine halbe Stunde später stehen wir bereits gegenüber der heißen Quellen. Hier im Schatten sitzen die Reutlinger und wir verputzen erst einmal die halbe uns angebotene Wassermelone der zwei und tauschen uns über die Erlebnisse der letzten zwei Tage aus.

                                  Über eine Brücke geht es auf die andere Uferseite zum „Hotel“. Hier bauen wir unsere Zelte auf und setzen uns erst einmal an den Mittagstisch. Zum Mittag wie auch zum Abendbrot gibt es Suppe mit Kartoffeln und einem (!) Stück Fleisch, Tomate-Gurkensalat und Brot.
                                  Danach flanken wir uns zu unseren Zelten in die Sonne und genießen das Leben – Nur immer wieder kurz unterbrochen von Plumpsklo Besuchen.... Verdammt. Später gönnen wir uns noch einen Besuch der heißen Quellen. Angeblich soll das Wasser hier 41°C haben. Das glaubt aber keiner hier so recht. Nach gut 10 Minuten sitze ich als erster für 10 Sekunden komplett im Arschheißen Wasser. Bis auch die letzte meiner Mitwanderer so weit ist vergeht noch einmal die selbe Zeit. Man hält es kaum langer als ne Minute aus. Danach dann schnell in den kalten Fluss. Woohoo, herrlich für die Durchblutung.

                                  Auf dem Mittag werden wir noch Zeuge wie der Hammel für unser Abendbrot gefangen wird. Die Schlachtung sehen wir allerdings nicht.

                                  Zusätzlich zum bereits beschriebenen Abendbrot gibts noch für jeden nen Liter Bier. Unseres bekommen wir allerdings auf dem Nachbargrundstück, da unsere Gastgeber aus allen Nähten platzen und anscheinend die Kühlschränke leer sind… Nebenbei müssen wir noch eine gute halbe Stunde warten, bis endlich ein paar Plätzchen für uns frei sind.
                                  Wir sitzen wieder mit Reutlingen an einem Tisch und lassen noch einmal die letzten Tage Revue passieren.

                                  Vor dem Abendbrot klärt sich dann auch endlich woher unsere englische „Expedition“ her kommt. Die gemischte Schülergruppe setzt sich durch das Projekt „world-challenge.co.uk“ zusammen.
                                  Hierbei meldet man sich für eine „Expedition“ an. Ist komplett in die weitere Planung bis hin zur Durchführung involviert und das ganze dann auch noch auf eigene Kosten. Der ungefähre Rahmen wird von den Schülern gesteckt, der Rest ergibt sich eben während der Planung sowie auf Tour! Coole Sache muss ich sagen.



                                  01.08.2013 Abschied tut Weh...
                                  Abstiegsvariante C Altyn Arashan


                                  Distanz: 17,29 km
                                  Anstieg gesamt: 508 m
                                  Abstieg gesamt: 1153 m

                                  Min. Höhe: 1868 m
                                  Max. Höhe: 2561 m


                                  Wir stehen früh auf, schließlich ist heute noch einmal Passtag! Nach dem vermeintlich letzten gemeinsamen Frühstück auf Tour, Kati wird an dieser Stelle wie besprochen absteigen, brechen Susanne, Kathrin und ich auf. Der Abschied ist allerdings nur von kurzer Dauer...
                                  Ich hatte die Nacht sehr viel Zeit zu überlegen ob und wie die letzten zwei Tage der Tour statt finden sollen. Ich sprach mich bereits die letzten zwei Tage gegen ein Tourende aus. Pah, doch nicht wegen ein bissl Sprühwurst. Nur wie gesagt hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, hab ich nämlich nicht wirklich ein Auge zu bekommen die Nacht. Fettige Suppe und kaltes Bier sind der Genesung nicht Förderlich Wir laufen dennoch erst einmal los.

                                  Nach gerade einmal 100m des Weges ereilt mich mal wieder ein Krampf im Bauch. Ich fühle mich soooo Scheiße. Ich bleibe stehen. Blicke mich um. Links, rechts, zurück, voraus. Tränen in meinen Augen. Ich würde den Pass sicherlich irgendwie schaffen. Spaß werde ich dabei sicherlich nicht haben (und die anderen beiden auch nicht, bin ja schließlich ne Jammerbacke) Nachdem Susi mich in den Arm nimmt und mir verspricht irgendwann noch einmal her zu kommen und den vierten Pass zu wiederholen drehen wir wieder um. Trauer, Wut, Unverständnis, in mir brodelt es gerade gewaltig....
                                  Reutlingen geht es ebenfalls beschissen. Blasenentzündung und Durchfall, Sie ziehen dennoch durch... Wir dagegen gesellen uns zu Kati und warten noch eine Stunde eh die Japanische Reisegesellschaft sich auf den Weg macht und wir ihnen folgen.

                                  Der laut Reiseführer drei Stunden dauernde Weg zieht sich einmal mehr um zwei weitere Stunden. Am Anfang noch durch das malerisch schöne Ak-Suu-Tal führend verliert der Weg mit jedem Meter den wir absteigen an Schönheit und es wird immer heißer... Mir setzt die Wärme wie erwartet wieder zu. Bäääh, ick will nach Schottland mit Regen

                                  Unterwegs treffen wir auch ein paar Angestellte von der GIZ, sie lassen ihren Toyota „Geländewagen“ stehen, da er dem Weg hier nicht gewachsen ist.

                                  Gegen Ende des Weges und zugleich dem Eingang zum Nationalpark pausieren wir unter einem tollen Shelter und trinken Tee von der japanischen Reisegesellschaft.

                                  Auf einer endlos erscheinenden Schotterpiste laufen wir nach Ak-Suu ein und hoffen auf das baldige erscheinen der Maschrutka 350. Ein Taxi ist aber schneller und fährt uns für läppische 150 Som bis vor das Hotel!!! Hier beziehen Kati und Kathrin ihr Zimmer vom letzten mal und auch Susi und ich kommen im Keller unter. Unser Zimmer ist ein Reinfall, eigentlich ein Einzelzimmer in das noch ein Bett gestellt wurde. Morgen nach Beschwerde ziehen wir in ein schöneres. (Leider war kein anderes frei, da wir einen Tag vor Reservierung zurück gekommen sind)
                                  Unser Abendbrot nehmen wir wieder im Cafe Kensch ein. Die Bedienung ist nicht weniger überfordert als vor der Tour und dennoch reservieren wir für den morgigen Tag einen Tisch für unser Abschiedsessen.

                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                  meine Weltkarte

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                                  • virtanen
                                    Gerne im Forum
                                    • 18.10.2011
                                    • 87
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                    Vielen Dank für Euren schönen Reisebericht! Tolle Landschaftsaufnahmen und auch die Bilder aus der Stadt und von den Leuten sind gut gelungen.
                                    Grüße, Florian

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                                    • Schmetterling

                                      Erfahren
                                      • 18.10.2009
                                      • 189
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                      01.08.2013 Abstiegsvariante C Altyn Arashan

                                      In altbekannter Manier standen wir wieder mitten in der Nacht auf, um den letzten Pass in Angriff zu nehmen. Auch die arme Kati musste mit aufstehen, da Kathrin das Zelt brauchte. Kati hatte gestern den ganzen Nachmittag über versucht, Sven zum Abbruch zu überreden. Er wollte den Pass jedoch wenigstens versuchen. Umkehren konnten wir immer noch.
                                      Diese Umkehr erfolgte jedoch schon nach 200 m, als er neue Magenkrämpfe bekam. Er rang mit sich und es fiel im sehr schwer, den Abbruch der Tour anzusagen. Aber wenigstens einmal wollte er eine vernünftige Entscheidung treffen, zumal heute mit 1000 Höhenmeter hoch wieder eine heftigere Etappe kommen würde. Außerdem sollte das Wetter schlechter werden. Bisher hatten wir eine fantastische Tour gehabt und das muss man sich dann nicht mit zwei Quäletappen versauen. Ich war natürlich ein wenig enttäuscht, da das Tourende doch etwas plötzlich kam. Ich wollte nochmal ausgiebig die letzten beiden Tage hier oben genießen. Aber das legte sich schnell, als ich daran dachte, dass wir ja dann heute bereits wieder eine heiße Dusche haben würden und zusätzlich morgen einen extra Tag, bevor wir nach zwei Tage lang nach Arslanbob fahren würden.
                                      So gaben wir uns also geschlagen und gesellten uns zu Kati zurück, die mit dem japanischen Pärchen nach unten laufen wollte. Auch bei den Reutlingern herrschten leichte Tendenzen zum Abbruch. Durchfall auf der einen Seite, Blasenentzündung auf der anderen. Aus der Entfernung beobachteten wir den Wortwechsel und schlossen Wetten ab, ob wir beim Abstieg Gesellshcaft bekommen würden. Bonny gewann und die Tour wurde zu Ende gelaufen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag ins Cafe Kenji und brachen dann auf. Langsam stiegen wir auf einer breiten Fahrstraße durch ein sehr idyllisches Tal ab. Mit Erreichen der Baumgrenze gaben die Tienshan-Fichten dem Ganzen wieder ein schweizerisches Ambiente. Uns überholte die Schnöseltruppe mitsamt ihren Sportsmen-Guides in großen Monster-Jeeps. Wir waren allerdings froh, dass wir zu Fuß der Tour noch einen schönen Ausgang geben konnten.


                                      Der Blick zurück






                                      Hier wird Holz verladen

                                      Andererseits nerven solche letzten Etappen aber auch, da sie nur noch der Erledigung des Pflichtprogramms glichen. Je weiter wir nach unten kamen, desto heißer wurde es und desto weniger Lust hatten wir. Wenn jetzt ein Auto kommen würde… Ein solches kam aber nur von unten in Form eines GIZ-Jeeps, der hier gestrandet war. Seine Insassen (zwei Deutsche, ein Kirgise) sahen ein, dass es zu wenig geländegängig war und fragten uns wie weit es zu den heißen Quellen sei. Puh, war ich froh, dass ich bei der Hitze nicht die ganze Steigung nach oben laufen musste… Kurze Zeit später kamen uns ein paar junge Mädels mit einem Guide entgegen. Die eine hatte ihr Oberteil über die Hüfte nach unten gezogen und lief nur im Sport-BH. Mir stockte der Atem vor so viel Unverschämtheit! Wir waren in einem muslimischen Land. Zwar nahmen die Leute das hier nicht allzu ernst, aber wenn man mit Einheimischen unterwegs ist, kann man doch ein Minimum an Respekt zeigen. Ob sie sich das zu Hause wohl auch traut?
                                      Wir hatten die Höhe nun hinter uns und tauchten ein in die erbarmungslose Hitze. Es waren sicher an die 30 Grad und wir latschten auf einer staubigen Piste einem Ort entgegen, der einfach nicht näher kam. Die GIZler hatten was von 2 km gesagt, die waren aber schon längst vorbei. Das japanische Pärchen mitsamt Truppe machte Rast an einem schattigen Plätzchen und bot uns eine kleine und hochwillkommene Erfrischung an. Ich fragte den Japaner nach seiner Erfahrung mit dem heißen Bad, da er diese Temperaturen von den japanischen Onzens gewöhnt sein dürften. Seiner Meinung nach lagen die Quellen hier oben im „mittleren Bereich“ und es sei „angenehm warm“ gewesen.
                                      Nach einem Abschlussfoto nahmen wir die letzten Meter in Angriff. Zwar kamen endlich Häuser in Sicht, aber der Weg zog sich und zog. Der weiße Staub reflektierte die Hitze und wir schwankten schon fast. Wir bemühten uns bei Laune zu halten, aber es war einfach nur ätzend! Endlich, endlich stießen wir auf die Hauptstraße. Noch ein Kilometer bis zur Kreuzung wo die Busse abfahren. Da hatte der Berggeist endlich ein Einsehen und schickte uns ein Tax, das uns in Windeseile und für einen Spotpreis die 10 km bis vors Hotel fuhr.
                                      Den Rest des abends kann man sich wohl denken: ausgiebigste Körperpflege, gekrönt von einem fürstlichen Mahl beim Cafe Kenji. Ich nahm den Wäscheservice in Anspruch und stellte den Damen einen Sack mitsamt meiner schmutzigen Wäsche hin.

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                                      • berniehh
                                        Fuchs
                                        • 31.01.2011
                                        • 2408
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                        Vielen Dank für den Bericht und die inspirierenden Fotos. Kirgistan steht nun mit ziemlich weit oben auf meiner Wunschreiseliste

                                        lg
                                        www.trekking.magix.net

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                                        • Schmetterling

                                          Erfahren
                                          • 18.10.2009
                                          • 189
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [KG] Terskej-Alatau-Traverse - Trekking und Wellness im Tien Shan

                                          OT: Danke zurück für das Lob - und das aus deinem Mund!

                                          Abschluss und Arslanbob
                                          Den freien Tag nutzten wir zum ausgiebigen ausruhen, Säubern der Ausrüstung und Kaufen von Souvenirs. Sven und ich konnten uns gerade noch zurück halten, nicht noch einen zweiten Teppich anzuschaffen Beim Frühstückstisch trafen wir Snuffy und Oli, die gerade vom Merzbacher See zurück gekommen waren. Die Schilderungen ihrer Reise bestätigten uns darin, dass wir eine nette Welness-Tour hatten. Nachdem wir uns fürs Abendessen verabredet hatten, stürzte ich mich ins Stadtleben. Karakol ist weder besonders groß noch besonders sehenswert, aber durch die breiten Straßen und das viele Grün sehr entspannt. Leider musste ich den Tag größtenteils alleine liegen, da Sven das Bett hütete. Der gute Junge musste ja zum Frühstück unbedingt literweise Saft, eimerweise Obst und fettige gebratene Wurst essen - genau das, was ein kaputter Magen braucht...

                                          Am Nachmittag nutzten wir die Zeit, unsere Fahrt nach Arslanbob zu organisieren. Hier kam das CBT ins Spiel, über das ich einige Worte verlieren möchte. Der "Community Based Tourism" wurde von einer schweizer Entwicklungshilfeorganisation ins Leben gerufen, ist jetzt aber ausschließlich in kirgisischer Hand. Es ist ein Netzwerk an Büros, das über das ganze Land verteilt ist. Die Büros organisieren Übernachtungen bei einheimischen Familien, wo auch Frühstück und Abendessen angeboten werden. Man schläft also direkt bei den Einheimischen und teilt deren mehr oder weniger spartanische Ausstattung. Die Büros organisieren auch die Transfers zum nächsten Dorf und bieten Reit-, Wander- und Radtouren. Man kann sich auch individuelle Touren mit Guides, Trägern Köchen, Pferden usw. zusammen stellen. Es gibt feste Preislisten für das ganze Land, Trinkgeld ist nicht erwünscht.
                                          Diese Einrichtung macht das Reisen in Kirgistan extrem komfortabel. So wurde für uns die zweitägige Reise nach Arslanbob komplett organisiert: wir bekamen einen Fahrer mit Minibus, in der Mitte wurde ein Schlafplatz und Essen reserviert. Die Übernachtung für den Fahrer haben wir mitbezahlt. Die Fahrt dauerte 8 und 10 Stunden und kostete uns 300 Euro für Fahrer und Auto. Übernachtung waren ca. 6 Euro (incl. Frühstück), Abendessen 4 Euro. In Arslanbob haben Sven und ich einen ganztägigen Reitausflug gemacht und mit Pferden, berittenem Guide, Koch und Mittagessen (lecker Schaschlik) haben wir ca. 30 Euro pro Person gezahlt.
                                          Die Erlöse gehen zu 80 % an die Familien, der Rest ans Netzwerk. Bei den Guides, Pferden etc. wird darauf geachtet, dass möglichst viele aus den Dörfern eingebunden werden. Außerdem wird in den Wintermonaten auch Umweltbildung an den Schulen betrieben.

                                          So, nun aber genug der Werbung.
                                          Für mich kam nach der schönen Tour dann das zweite Highlight - der Besuch in Arslanbob, wo ich vier Monate gelebt hatte. Es hat sich einiges verändert, einige Leute habe ich wieder getroffen, andere nicht, aber alles in allem hat es sich gelohnt. Kati und ich spazierten einen Tag durch die Walnuss-Wildobst-Wälder und auf den langen Autofahrten konnten wir einen super Eindruck vom Rest des Landes bekommen. Wir schafften es auch noch, den Sary Chelek-See als weiteres Highlight mit einzubauen.

                                          Ach auf diesem Teil der Reise bestätigte sich wieder der positive Eindruck: ein Land mit irrer Landschaft und absolut netten und freundlichen Menschen. Hilfsbereitschaft und Lächeln wohin man schaut. Ich werde definitiv wieder kommen!

                                          Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke der letzten Tage:


                                          Leben und Essen im CBT


                                          Auf der Fahrt




                                          Die Walnuss-Wildobst-Wälder
                                          Zuletzt geändert von Schmetterling; 17.10.2013, 19:39.

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