AW: [US] Alaska 2012 (2/4): 500 km solo durch die Brooks Range
Was Erfahrung und Kondition angeht: ja, das hat sich quasi im Laufe der Jahre "so ergeben". Nicht durch Zufall, sondern ganz bewusst; nämlich, weil es mir in meinem Leben viel bedeutet. Bis 2008 war ich viel in Europa unterwegs, zu Fuß und mit dem Rad. Norwegen, Schweden, Schottland, Österreich, Romänien, Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland... Das waren leichte Touren, ich hab das Reisen und das Naturerlebnis damals als eine Art "Hobby" verstanden (davon gibts hier im Forum auch keine Berichte). Seit 2009 nenne ich es eine "Leidenschaft"
...
Klar hat sich der Anspruch der Touren im Laufe der Jahre gesteigert - jede Reise bedeutete Erfahrungsgewinn und verlangte beim nächsten Mal nach einem anspruchsvollerem, vielleicht ausgefallerem Ziel. Das ist kein Prinzip von mir, sondern ein Reagieren auf das, was ich empfinde. Ich sage das noch einmal: Das ist kein Prinzip von mir, sondern ein Reagieren auf das, was ich empfinde.
Eines möchte ich auch ganz klar betont wissen: die "Sprünge", die ich mitunter von Tour zu Tour gemacht habe, waren ziemlich groß und vielleicht, im Sinne vieler weiser Ratgeber im Forum, auch "unvernünftig". Während ich vorher nur die Touren anderer "mitgegangen" bin, überkam mich mit 17 Jahren auf einmal die Abenteuerlust und ich bin auf eine selbst geplante, dreiwöchige Radtour durch den Alpenraum und Italien aufgebrochen - ohne meine Eltern zu fragen oder vorher einen Erfahrungsbericht gelesen zu haben. Die lange Sommertour von 2009 war zwar ausrüstungstechnisch gut vorbereitet, aber in Wirklichkeit waren wir ziemlich unerfahren. Ich glaube, dass Wille, Motivation, Mut und ein gutes Urteilsvermögen wichtiger ist, als Erfahrung. Bis heute lese ich kaum Reiseberichte. Und ich habe, was Outdoor-Themen angeht, noch nie einen Kurs oder sowas besucht.
Ansonsten, naja, von anderen Reisenden habe ich nicht allzu viel gelernt. Früher vielleicht, als Teenager, unbewusst, denn da habe ich "den Erwachsenen" ja noch nicht richtig zuhören können.
Vieles habe ich hier im Forum gelesen (vor allem in Bezug auf Ausrüstung), den Rest habe ich selber erfahren und mir einfach gedacht. 
Psychisch habe ich mich nie auf irgendetwas "vorbereitet"; ich glaube, ich bin eine relativ stabile Person. Physisch, naja, ich treibe eigentlich das ganze Jahr über Sport, um meine Gelenke zu stärken und die Kondition zu halten. Das mache ich auch schon eine ganze Weile so.
Weil es mir aus meiner eigenen Erfahrung heraus so wichtig ist, einen Gegenpol zu dieser "Du musst dich ganz langsam an das Thema herantasten und darfst dir bloß nicht zu viel zutrauen" - Mentalität darzustellen, füge ich hier mal noch einen Beitrag ein, den ich im Frühjahr in einem Thread des Users "Fliehender" geschrieben habe, genau zu diesem Thema:
"Ich möchte die Kritik meiner Vorredner nicht abbügeln, aber mal auf zwei Aspekte zum Punkt "Erfahrung" hinweisen, die mir im Laufe der Jahre immer wieder ganz klar vor Augen gehalten wurden.
1. Psychische Stabilität, Aufmerksamkeit und ein gutes Urteilsvermögen kann Erfahrung bis zu einem gewissen Grad sehr gut ersetzen. Also die Befähigung, durchdachte und rationale Entscheidungen zu treffen; Reflektiertheit; Umsichtigkeit; eine gewisse "Weitsicht" und die entsprechende Vorbereitung reichen für das Allermeiste in der Regel aus. Klar, in Extremsituationen und Notfällen handelt man oft affektiv - das funktioniert dann mit einer gewissen "Routiniertheit" besser. Aber wer umsichtig genug plant und denkt, kann diesen Situationen weitestgehend aus dem Weg gehen.
Ich muss beispielsweise nicht besonders erfahren sein, um eine geeignete Stelle zum Furten von Flüssen zu finden: mit ein bisschen Nachdenken wird schnell klar, was sich besser oder schlechter eignet (mal ganz davon abgesehen, dass beim Fliehenden ja zumindest ein theoretisches Wissen durch Belesen im Forum vorhanden ist). Genauso muss ich nicht sonderlich erfahren sein, um einen guten Zeltplatz zu finden oder eine Regenperiode auszuhalten - was genau muss man denn "erfahren" haben, was man sich als (ganz vereinfacht gesagt) "kluger Mensch" nicht denken kann?
2. Ebenso spielen meiner Meinung nach Mut, Abenteuerlust und eine Leidenschaft für persönliche Herausforderungen im Outdoor-Bereich eine größere Rolle, als die entsprechende Erfahrung. Wer eine Sache wirklich will und auf die entsprechenden Kompromisse und Entbehrungen gefasst ist, der darf die Grenzen der (allgemein sicher gültigen) "Anspruch-Erfahrungs-Relation" ruhig mal durchbrechen. Denn dann ist auch ein gewisses Risiko einkalkuliert, es wird sogar bewusst in Kauf genommen. Und zwar liebend gerne, denn Leidenschaft hat nun mal seinen Preis, hin und wieder. Ich weiß, das klingt jetzt romantisch und verklärt, aber solange diese Leidenschaft vorhanden und ein Vorhaben nicht grundsätzlich (also erfahrungsunabhängig) unvernünftig ist, sollten ambitionierte Vorhaben mit hilfreichen Ratschlägen unterstützt werden. Und nicht vermieden werden.
Ich war schon mit Leuten auf Tour, die zuvor fast gänzlich unerfahren im Trekkingbereich waren. Das waren teilweise sogar recht anspruchsvolle Touren - ich schaue eigentlich nie darauf, wie erfahren jemand ist, sondern vielmehr auf die Motivation der Person. Denn wenn diese Motivation nur groß genug ist, dann wird man sich aus jeder Krise irgendwie aufrappeln und befreien können; man wird schwierige Situationen und ein gewisses "Leid" nicht nur als Kehrseite einer Reise betrachten, sondern ganzheitlich: als Teil und Inhalt.
[...]
Ich behaupte sogar, dass abgesehen von einer einzigen Entscheidung, die ich bisher auf meinen Touren getroffen habe, Erfahrung nie zwingend nötig gewesen wäre. Erfahrung hat mir vielleicht einiges erleichtert, also Entscheidungsprozesse beschleunigt und "Umwege" im weitesten Sinne erspart, aber letztendlich so richtig zwingend nötig... nein, ich glaube, das hätte jeder gekonnt, auf den die beiden oben genannten Aspekte zutreffen.[...]"
Und die Moral von der Geschicht: traue dich, sonst wird das nicht (s).
Zitat von DorjeOlofsson
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Klar hat sich der Anspruch der Touren im Laufe der Jahre gesteigert - jede Reise bedeutete Erfahrungsgewinn und verlangte beim nächsten Mal nach einem anspruchsvollerem, vielleicht ausgefallerem Ziel. Das ist kein Prinzip von mir, sondern ein Reagieren auf das, was ich empfinde. Ich sage das noch einmal: Das ist kein Prinzip von mir, sondern ein Reagieren auf das, was ich empfinde.

Eines möchte ich auch ganz klar betont wissen: die "Sprünge", die ich mitunter von Tour zu Tour gemacht habe, waren ziemlich groß und vielleicht, im Sinne vieler weiser Ratgeber im Forum, auch "unvernünftig". Während ich vorher nur die Touren anderer "mitgegangen" bin, überkam mich mit 17 Jahren auf einmal die Abenteuerlust und ich bin auf eine selbst geplante, dreiwöchige Radtour durch den Alpenraum und Italien aufgebrochen - ohne meine Eltern zu fragen oder vorher einen Erfahrungsbericht gelesen zu haben. Die lange Sommertour von 2009 war zwar ausrüstungstechnisch gut vorbereitet, aber in Wirklichkeit waren wir ziemlich unerfahren. Ich glaube, dass Wille, Motivation, Mut und ein gutes Urteilsvermögen wichtiger ist, als Erfahrung. Bis heute lese ich kaum Reiseberichte. Und ich habe, was Outdoor-Themen angeht, noch nie einen Kurs oder sowas besucht.
Ansonsten, naja, von anderen Reisenden habe ich nicht allzu viel gelernt. Früher vielleicht, als Teenager, unbewusst, denn da habe ich "den Erwachsenen" ja noch nicht richtig zuhören können.


Psychisch habe ich mich nie auf irgendetwas "vorbereitet"; ich glaube, ich bin eine relativ stabile Person. Physisch, naja, ich treibe eigentlich das ganze Jahr über Sport, um meine Gelenke zu stärken und die Kondition zu halten. Das mache ich auch schon eine ganze Weile so.
Weil es mir aus meiner eigenen Erfahrung heraus so wichtig ist, einen Gegenpol zu dieser "Du musst dich ganz langsam an das Thema herantasten und darfst dir bloß nicht zu viel zutrauen" - Mentalität darzustellen, füge ich hier mal noch einen Beitrag ein, den ich im Frühjahr in einem Thread des Users "Fliehender" geschrieben habe, genau zu diesem Thema:
"Ich möchte die Kritik meiner Vorredner nicht abbügeln, aber mal auf zwei Aspekte zum Punkt "Erfahrung" hinweisen, die mir im Laufe der Jahre immer wieder ganz klar vor Augen gehalten wurden.
1. Psychische Stabilität, Aufmerksamkeit und ein gutes Urteilsvermögen kann Erfahrung bis zu einem gewissen Grad sehr gut ersetzen. Also die Befähigung, durchdachte und rationale Entscheidungen zu treffen; Reflektiertheit; Umsichtigkeit; eine gewisse "Weitsicht" und die entsprechende Vorbereitung reichen für das Allermeiste in der Regel aus. Klar, in Extremsituationen und Notfällen handelt man oft affektiv - das funktioniert dann mit einer gewissen "Routiniertheit" besser. Aber wer umsichtig genug plant und denkt, kann diesen Situationen weitestgehend aus dem Weg gehen.
Ich muss beispielsweise nicht besonders erfahren sein, um eine geeignete Stelle zum Furten von Flüssen zu finden: mit ein bisschen Nachdenken wird schnell klar, was sich besser oder schlechter eignet (mal ganz davon abgesehen, dass beim Fliehenden ja zumindest ein theoretisches Wissen durch Belesen im Forum vorhanden ist). Genauso muss ich nicht sonderlich erfahren sein, um einen guten Zeltplatz zu finden oder eine Regenperiode auszuhalten - was genau muss man denn "erfahren" haben, was man sich als (ganz vereinfacht gesagt) "kluger Mensch" nicht denken kann?
2. Ebenso spielen meiner Meinung nach Mut, Abenteuerlust und eine Leidenschaft für persönliche Herausforderungen im Outdoor-Bereich eine größere Rolle, als die entsprechende Erfahrung. Wer eine Sache wirklich will und auf die entsprechenden Kompromisse und Entbehrungen gefasst ist, der darf die Grenzen der (allgemein sicher gültigen) "Anspruch-Erfahrungs-Relation" ruhig mal durchbrechen. Denn dann ist auch ein gewisses Risiko einkalkuliert, es wird sogar bewusst in Kauf genommen. Und zwar liebend gerne, denn Leidenschaft hat nun mal seinen Preis, hin und wieder. Ich weiß, das klingt jetzt romantisch und verklärt, aber solange diese Leidenschaft vorhanden und ein Vorhaben nicht grundsätzlich (also erfahrungsunabhängig) unvernünftig ist, sollten ambitionierte Vorhaben mit hilfreichen Ratschlägen unterstützt werden. Und nicht vermieden werden.
Ich war schon mit Leuten auf Tour, die zuvor fast gänzlich unerfahren im Trekkingbereich waren. Das waren teilweise sogar recht anspruchsvolle Touren - ich schaue eigentlich nie darauf, wie erfahren jemand ist, sondern vielmehr auf die Motivation der Person. Denn wenn diese Motivation nur groß genug ist, dann wird man sich aus jeder Krise irgendwie aufrappeln und befreien können; man wird schwierige Situationen und ein gewisses "Leid" nicht nur als Kehrseite einer Reise betrachten, sondern ganzheitlich: als Teil und Inhalt.
[...]
Ich behaupte sogar, dass abgesehen von einer einzigen Entscheidung, die ich bisher auf meinen Touren getroffen habe, Erfahrung nie zwingend nötig gewesen wäre. Erfahrung hat mir vielleicht einiges erleichtert, also Entscheidungsprozesse beschleunigt und "Umwege" im weitesten Sinne erspart, aber letztendlich so richtig zwingend nötig... nein, ich glaube, das hätte jeder gekonnt, auf den die beiden oben genannten Aspekte zutreffen.[...]"
Und die Moral von der Geschicht: traue dich, sonst wird das nicht (s).

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