[RW] Ruanda 2025: 2,5 Tage / 2 Nächte mit Zelt durch den Nyungwe National Park

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  • Biberato
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    • 09.07.2023
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    [RW] Ruanda 2025: 2,5 Tage / 2 Nächte mit Zelt durch den Nyungwe National Park

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    Mitreisende
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_073724072.jpg Ansichten: 0 Größe: 482,1 KB ID: 3340221

    Vorab
    Ich bin Ende Juni / Anfang Juli 2025 nach Ruanda gereist. Aus meinen Reiseaufzeichnungen erstelle ich hier einen Reisebericht, der mit der Vorgeschichte beginnt und dem ich dann die Outdoor-Anteile folgen lasse. Meine übrigen Eindrücke kürze ich deutlich zusammen, um hier das Thema des Forums nicht zu weit zu verlassen.

    Vorgeschichte
    Herbst 2024. Ein Freund meldet sich, wir haben uns seit 20 Jahren nicht gesehen, aber immer Kontakt gehalten. Er lebt jetzt in Kigali und braucht Medikamente, die dort nicht zu haben sind. Der Postweg scheint zunächst kompliziert und irgendwann kommt mir der Gedanke, warum nicht damit hinfliegen. Letztlich lässt sich das Post-Problem lösen, aber die Idee einer Reise nach Kigali ist in der Welt. Und reift ein paar Wochen.

    Ende 2024. Die Entscheidung für eine Reise ist gefallen, die Recherche ergibt wenige Reiseberichte für das kleine Ruanda. Als Reiseziele spannend die Nationalparks: Im Westen angrenzend an die Demokratische Republik Kongo (im Folgenden nur Kongo) und im Norden an Uganda liegt der für seine dort verbliebene Berggorilla-Population bekannte Volcanoes-NP. Im Süd-Westen der Nyungwe-NP mit (was Primaten angeht) insbesondere Schimpansen. Und als Dritter großer NP im Osten der topographische flach gelegene Akagera-NP. Vierter NP ist der kleinere Gishwati Forest.

    Ruanda liegt leicht südlich des Äquators, das Klima ist von zwei Regenzeiten geprägt, wobei eine zu Mai endet. Ich ziele deshalb auf Juni als Reisezeit. Die Reise bedarf einiger Impfungen (Meningokokken A, C, W, Y; Hepatitis A; Gelbfieber [nicht zwingend bei der Ein- und Ausreise in die EU, ich kenne meine Reisepläne aber nicht abschließend und möchte mich nicht durch eine fehlende Impfung einschränken müssen]; Tollwut; Typhus; Cholera). Die Termine beim Reisemediziner ziehen sich ein paar Wochen. Maximale Nebenwirkung ist ein Spannungsgefühl an der Einstichstelle.

    Für mich steht als Reiseziel Kigali fest, wer auf dem Luftweg direkt ins Land einreist, der landet sowieso hier. Das insbesondere auch, um Zeit mit meinem Freund und Familie verbringen zu können. Aber warum nicht die Gelegenheit für ein kleines Outdoor-Abenteuer nutzen? Nur was? Zunächst reizt mich der Volcanoes-NP, oft sind die Touren hier Tagestouren mit Rückkehr am Abend zum Ausgangspunkt. Mir schwebt aber kühn eine Tour mit Zelt vor. Letztlich scheitert dieser NP an dem Konflikt zum Nahen Kongo. Reisewarnung für diesen Bereich inklusive. Wie ich später in Gesprächen im Flugzeug und mit anderen Touristen im Land erfahren werde, reisen offenbar die meisten Touristen für Primaten-Touren ein, insbesondere in den Volcanoes-NP. Sicherheitsbedenken hatte niemand von diesen Leuten. Mir aber ist das zu heikel. Da ich aber auch nicht in die Savanne möchte, schaue ich mir den Nyungwe-NP näher an. Hier gibt es Kartenmaterial, das vielversprechend erscheint. Einige Nachrichten mit den Ansprechpartnern später zeigt sich aber, dass eine Mehrtagestour mit Zelt nicht angeboten wird. Mit Hütten ja, aber dann überschaubar weit und nicht meinem Anspruch an eine Wanderung gerecht werdend. Fast schon damit abgefunden und über eine Hin- oder Rückreise durch ein anderes Land nachdenkend (und damit die Gelbfieberimpfung vielleicht doch benötigend), um dort wandern zu können, komme ich im Mai in Kontakt mit einem örtlichen Veranstalter (ich weiß nicht, ob die Nennung hier in Ordnung geht, lasse sie deshalb weg) und deren Inhaber, der zunächst für meine Reisezeit eine dreitägige Tour anbietet und diese, ohne meine ursprüngliche Planung zu kennen, auf fast die von mir angedachte Tour ändert (nur in umgekehrter Richtung). Was ein unglaubliches Glück! Die Kontakte über WhatsApp und Instagram sind nicht so ‚offiziell‘, wie ich mir das wünsche, aber offenbar muss ich mich schon hier den lockeren Gepflogenheiten vor Ort anpassen. Da keine Anzahlung nötig ist, hält sich das Risiko finanziell in Grenzen, da die Ausstattung für die Tour mit drei Nächten im Zelt sowieso vorhanden ist. Einzelnes tausche ich noch aus, so meine Ziplock-Beutel, da in Ruanda ein Verbot von Plastiktüten herrscht. Von den Teilnehmern der Tour werde ich dafür später noch freundlich belächelt werden, bei Planung aber lese ich von Kontrollen bei der Einreise und gehe da kein Risiko ein. Kontrolliert wurde allerdings nicht.

    Zur Outdoor-Tour
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Karte.jpg Ansichten: 0 Größe: 528,6 KB ID: 3340222
    Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)​​

    Anreise am Vortag ab Kigali. Die Wanderung: Knapp 60 Kilometer auf Höhen zwischen 2.300 und knapp 2.900m über NN unterteilt in 2 x 25 und am Abreisetag die verbleibenden rund 10 Kilometer. Selbstverpflegung, wobei für Wasser gesorgt sei.

    Unklarheiten bleiben, teils auch auf Nachfrage. Etwa ob Wasser vor Ort ausreichend zum Filtern vorhanden sein wird. Oder auch zur Bezahlung, zu der auf den landesweit verbreiteten Service Mobile Money („MoMo Pay“) verwiesen wird. Mein Freund aus Kigali kenne den. Das mag sein, aber ich hätte die Kosten lieber selbst gezahlt und nicht in bar an meinen Freund ausgeglichen. Und mich selbst dafür zu registrieren, scheint mir sehr aufwendig, weil ja zunächst auch für eine Deckung des Dienstes gesorgt werden muss und das wohl nicht einfach von einer deutschen Bank aus geht. Zudem die Steuerung des Dienstes, die über Mobilfunkcodes abgewickelt wird… Aber wird schon passen, der Veranstalter will ja sicher sein Geld. Mein Freund hatte sich vorab mit ihm getroffen und einen guten Eindruck von ihm gewonnen. Eine im Nachhinein gute Einschätzung.

    Wir werden im nördlichen Teil des Nyungwe-NP laufen, offenbar wird die Durchschreitung in nord-südlicher (und umgekehrter) Richtung als Nyungwe Traverse bezeichnet. Für uns steht der nördliche Teil an. Der Tourleiter ist mit einer Gruppe vor einem Monat bereits den südlichen Teil gelaufen. Der einzige weitere zahlende Teilnehmer war da auch dabei. Die Traverse kreuzt dabei die in ost-west-Richtung durch den NP führende Straße, wobei die Straße auch den Übergang zwischen den Hälften darstellt. Das Terrain ist mir nur äußerst grob bekannt, denn es gibt nur schematische Karten der Strecke. Das werde ich bei Rückkehr ändern und den Abschnitt in der OpenStreetMap ergänzen.

    Die Wanderung ist ausschließlich geführt erlaubt und wird mit ziemlichem Aufwand begleitet. Dazu in den Tagesberichten mehr.

    Vorbereitungen
    Die Landeswährung Ruanda-Franc (RWF) wechselt ziemlich krumm zu Euro und Dollar. Kosten soll die Tour mit Hin- und Rückfahrt 800.000 RWF, knapp unter 500 EUR. Ich sage zu. Ob dann noch Kosten für den NP, dort fallen Gebühren an, auf den mir benannten Preis aufgeschlagen würden, bleibt trotz ausdrücklicher Nachfrage offen, ich habe die Gebühren einfach als zusätzliche Kosten eingeplant. Es bleibt aber tatsächlich bei den 800.000 RWF inklusive Fahrten ab Kigali.

    Die weitere Ausgestaltung lasse ich ziemlich schleifen. So verschiebt sich das Reisefenster letztlich auf Ende Juni/Anfang Juli. Und drei Wochen vor angedachter Abreise habe ich zwar die Tour gebucht, die Impfungen und den Reisepass, aber alles andere nicht. Zu Flugtickets habe ich immer wieder mal geschaut, die scheinen kein Problem.

    Flüge gehen ab Deutschland nicht direkt, sondern ab Brüssel bzw. Paris. Gut hier zu wissen (für mich kam die Erkenntnis zu spät, die Umbuchung hätte 355 USD gekostet), der Flieger von RwandAir, der staatlichen Airline Ruandas, fliegt Brüssel, Paris, Kigali und zurück, wobei der innereuropäische Abschnitt wohl nicht einzeln zu buchen, aber die Gesamtroute auch praktisch kaum teuer als nur von/bis Paris ist. Der ursprünglich angedachte Abflug ist – so kurz vorher auch nicht verwunderlich – plötzlich weg, also buche ich den Abflug drei Tage später und reise etwas später zurück. Insgesamt geht die Linie drei Mal in der Woche und ist mit kurzem Vorlauf offenbar problemlos zu haben. Kosten sind in der zweiten Klasse ohne Flexibilität bei etwa 760 EUR hin und zurück. Über das vermittelnde Reisebüro gibt es eine Flexibilitätsoption für ca. 130 EUR, was mir bei der Buchung sinnvoll erscheint, aber sich als Unsinn herausstellt, denn alles andere passe ich ja kurz darauf an die Flüge an. Da zeigte sich meine fehlende Erfahrung mit Fernreisen.

    Für die Tage in Kigali möchte ich nicht meinem Freund und Familie zur Last fallen und nehme mir ein Hotel. Die Auswahl ist in allen Preisklassen groß, ich bin in einem nach meinen Maßstäben luxuriösen Hotel abgestiegen, inklusive Frühstück (und damit verbunden Stornomöglichkeit bis einen Tag vorher, letzteres unnötig, vgl. schon den Flug…) Dort gibt es nämlich eine Klimaanlage im Zimmer, die (hoffentlich) Mücken draußen lässt und eine angenehme Nacht auch in dem heißwarmen Klima ermöglicht.

    Versicherungen schließe ich in Form einer Reiseversicherung (Rücktritt, Abbruch und Verzögerung) und Auslandskrankenversicherung ab, letztere ist zwar auch bei meiner Krankenversicherung dabei, aber der Versicherungsstand ist alt und für unter 13 EUR pro Jahr gehe ich kein Risiko ein.

    Geld werde ich aus den Automaten per Kreditkarte ziehen. Meine Karte wechselt EUR in Fremdwährungen günstig und erhebt keine eigenen Gebühren für die Fremdwährungszahlung. Da ich alles kurz vor Abreise buche, muss ich den Verfügungsrahmen kurz vor Abflug einmal durch eine Überweisung auf die Karte ausweiten, um im Urlaub nicht über die Deckung nachdenken zu müssen.

    Für die Mobilität vor Ort installiere ich bereits aus Deutschland die Move by Volkswagen-App und verknüpfe diese mit der Kreditkarte. Damit kann ich, ähnlich wie Uber oder Bolt, einen Fahrer anfordern, ein Ziel der Fahrt eingeben und dies direkt bargeldlos bezahlen. Scheint praktisch, in der Praxis wird sich die Lösung aber weniger zuverlässig als gedacht zeigen.

    Zur groben Ausstattung der Outdoor-Tour
    Rucksack: Deuter AIRCONTACT ULTRA 50+5
    Zelt: Nemo Hornet 2P
    Quilt: GramXpert eLite 233
    Matte: Nemo Tensor Insulated long wide
    Lowa Wanderstiefel (TREK EVO GTX MID) und für die Abende sowie als Backup die Decathlon MT3 Trail
    Trekkingstöcke
    Wasserfilter (Grayl Ultrapress), Soto Windmaster und Toaks 750 ml Pot
    Medikamente: Malariaprophylaxe (Atovaquon/Proguanil), vorbeugend Perenterol, Kohletabletten, Imodium akut, Ibuprofen, ACC, Cetirizin, Nasenspray und ein Breitbandantibiotikum
    Windjacke, Regenponcho und -rock, Gamaschen​, Fleecejacke
    Zuletzt geändert von Biberato; 01.09.2025, 23:15.

  • ronaldo
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    • 24.01.2011
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    • Meine Reisen

    #2
    Afrika - spannend, bin dabei.

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    • Biberato
      Anfänger im Forum
      • 09.07.2023
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      • Meine Reisen

      #3
      Anreise nach Ruanda
      Ich fahre via Köln und Brüssel nach Paris. Der TGV, in meiner Wahrnehmung aus Kindertagen ein Premiumprodukt, fährt minimal verspätet in Brüssel ab und ist vom Material ziemlich abgerockt; kein Vergleich zu dem ICE 3neo zuvor. Der Zug fährt zunächst nur ein kleines Stück aus dem Bahnhof heraus und bleibt dort 45 Minuten stehen. Die Durchsagen sind bis 20 Minuten vor Paris leider nicht auf Englisch. Insgesamt ergibt sich eine Verzögerung von 1:10 Stunde, was meinen Puffer von 3:20 Stunde zwischen planmäßiger Ankunft und Abflug trotz dann irgendwann bis zu Tempo 300 km/h ziemlich dezimiert und mich stresst. Mir war bei der Buchung nicht bewusst, dass Aufgabegepäck (zumindest bei RwandAir) 90 Minuten vor Abflug eingecheckt sein muss. Mit zweimal umsteigen ist der Puffer schlicht zu kurz. Vielleicht aber auch nicht zu kurz, denn am Ende passt doch alles. Das Aufgabegepäck kann ich pünktlich abgeben und auch die weitere Abwicklung läuft problemlos. Hier zahlt sich aber auch aus, dass ich die Strecke vom TGV-Bahnhof unter Terminal 2 zum Terminal 1 vorab recherchiert hatte (CDGVAL). Für den Abflug um (geplant) 21:30 Uhr ist im Terminal 1 des CDG wenig los. Die Spannung steigt noch einmal, als das Flugzeug aus Brüssel kommend am Terminal andockt: Jetzt geht es wirklich los!
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ID: 3340389
      Mit etwas Verzögerung rollt das Flugzeug aber erst um 22:15 Uhr los. Der Airbus A330-300 macht einen modernen und innen wie außen ansprechenden Eindruck. Vor dem Start rollen wir vor einem riesigen Airbus A380 an der filigran wirkenden Concorde vorbei, die hier neben der Startbahn ausgestellt ist, bevor wir in die Nacht starten.
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ID: 3340390 Auf dem Flug gibt es ein Abendessen und ein kleines Frühstück. Dazwischen kann ich ein wenig ruhen. Durch den späten Abflug wird das Abendessen später serviert, abgeräumt wird erst deutlich nach Mitternacht, bevor um kurz nach 5 Uhr schon das Frühstück serviert wird.

      Ein Tag Kigali, bevor es in den Nationalpark geht
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ID: 3340391
      Als der Tag uns erreicht, bietet sich eine tolle Aussicht aus dem Flugzeug. Am Flughafen geht es zunächst zur Passkontrolle. Hier bildet sich eine längere Schlange, die sich nur langsam auflöst. Ein paar auf Englisch gestellte Fragen zum Aufenthalt (Zweck, Ablauf inkl. Hotelbuchung und zur Person) sind schnell beantwortet, dann erst erwerbe ich das Visum. Das lässt sich per Kreditkarte erledigen, danach kann man an der Schlange vorbei zur Handgepäckkontrolle. Vor dem Flughafen werde ich von meinem Freund mit Familie sehr herzlich mit Blumen empfangen. Er hilft mir, eine eSIM zu erworben, inklusive MoMo Pay. Die Kosten liegen bei 5.000 RWF also weit weniger als 5 EUR, womit ich die ganze Reise auskommen werde. Das Geld dafür kann bei den Automaten direkt nebenan gezogen werden. Maximale Beträge 200.000 RWF (heute zirka 125 EUR), was ich mehrfach hintereinander wiederholen kann, bis bei 500 EUR wohl das Abhebelimit meiner Visa-Karte für den Tag erreicht ist. Der Automat der Ecobank funktioniert für die Abhebung mit meiner Karte nicht, da helfen auch nicht die dort niedrigeren Gebühren von nur 4.500 statt 6.000 RWF am danebenstehenden (und funktionierenden) Automaten. Ich zahle also die für die Tour nötigen 800.000 RWF ein. Das alles dauert und so bildet sich hinter mir eine Schlange mit weiteren Ankommenden. Zum Glück waren wir schnell hier.

      Tagsüber gehen wir durch die Stadt und ich kann erste Eindrücke vom Leben in Kigali sammeln: WOW! So ein Trubel, Mofas („Motos“), Autos und Menschen durcheinander. Für mich erschlagend. Aber alles funktioniert. Preise für Waren und Dienstleistungen werden nach Herkunft vergeben, der Lokal zahlt einen überschaubaren Kurs, der Fremde einen Aufpreis. Mit Ortskenntnis wird gehandelt. Die Markthalle ist der Wahnsinn (auch wenn das auf dem schlecht gewählten Foto nicht ansatzweise deutlich wird), durch die Enge und Masse an Obst, Gemüse und wieder: Menschen.
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ID: 3340392
      Besonders dort, aber auch außerhalb wird man angesprochen und versucht, die eigene Ware an den Mann zu bringen. Bevor die Tour durch den Nationalpark beginnt, meldete sich auch der Tourleiter und fragt freundlich nach meinem Ankommen.
      Nicht nur für das gebuchte Hotel hervorzuheben ist die schiere Menge arbeitender Menschen. Überall gibt es Personal, nicht nur an touristischen Berührungspunkten. So fällt die Pflege der Grünanlagen sofort auf, zig Menschen arbeiten hier und in der Folge steht offenbar kein (unerwünschtes) Grün. Englisch ist im Alltag in Kigali kein Problem, für meine Anliegen und auch mit meinem nur besseren Schulenglisch kommt man klar.
      Nach dem Essen packe ich den Trekkingrucksack abschließend. Im Wesentlichen hatte ich ihn bereits vorgepackt im Reisekoffer transportiert. Das Essen hatte ich in Deutschland gekauft, um nicht vor Ort mit einem fremden Supermarkt und ungewohnter Zusammensetzung konfrontiert zu werden. Insgesamt trete ich den Ultraleicht-Gedanken: Zu viel Ersatzkleidung und ein Paar Trailrunner im Rucksack dürften schon mit dem Gedanken, insbesondere aber das Gewicht nicht mehr damit vereinbart sein. Vieles habe ich bewusst redundant ausgestaltet, da mir der Bergnebelwald mit seinen Verhältnissen völlig unbekannt ist. Lieber den zur Regenjacke zusätzlichen Poncho nicht brauchen aber schleppen als umgekehrt. Das gilt auch für die Trailrunner, falls die Wanderschuhe für einen Folgetag unerträglich nass würden oder ausfallen. Diese dienen aber auch als Campschuhe.
      Platt lasse ich den Tag früh ausklingen und gehe ins Bett, um am nächsten Tag gestärkt zur Trekkingtour aufbrechen zu können. Obwohl das Hotel klimatisiert ist, erledige ich am Abend eine Mücke, eine weitere aber entgeht mir. Im Vorfeld hatte ich allerdings in einem Ratgeber des Auswärtigen Amtes (?) den Tipp gelesen, statt eines Fliegengitters über dem Bett, das hier leider fehlt, könne auch ein Innenzelt auf dem Bett aufgestellt werden. Habe ich dabei und ist interessant anzusehen. Und natürlich warm. In der Abwägung mit einer vermeidbaren Malariainfektion aber vermutlich ein guter Deal.
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ID: 3340393

      Anreise in den Nationalpark
      Die Mücke erledige ich am nächsten Morgen. Die Zeltgeschichte hat sich also potenziell gelohnt. Den Reisekoffer kann ich im Hotel zurücklassen, weil ich nach Rückkehr von der Trekkingtour noch einige Nächte in der Stadt bleiben werde. Ein Taxi wird auf meine Bitte bestellt. Der Fahrer wünscht sich für die am Vortag in umgekehrter Richtung für 3.000 RWF zurückgelegte Strecke 15.000 RWF. Diskriminierung – so mein Freund – finde hier in Richtung weißer Hautfarbe statt, getreu dem Motto: Weiß hat Geld. Wir kommen bei 5.000 RWF zusammen, was nahe dem Move-Preis von 4.700 RWF liegt.
      Nach einem gemeinsam verbrachten Vormittag geht es zu 15 Uhr zum Treffpunkt für die Abfahrt in den Nationalpark. Der Tourleiter ist ein in Ruanda lebender Europäer und erwartet mich bereits. Ein anderer Teilnehmer kommt kurz nach mir hinzu. Die Bezahlung klappt per MoMo Pay und damit ist der Account wieder leer. Ab jetzt also alles bar oder direkt mit Kreditkarte zahlen. Die Fahrt zum Nationalpark legen wir in einem alten Geländewagen zurück, zu Beginn war die fehlende Klimaanlage eine Qual. Fehlende Anschnallgurte mögen in der Stadt in den durchweg abgeranzten Taxen noch hinnehmbar sein, im Reisewagen habe ich dabei kein gutes Gefühl. Mein Sitznachbar nutzt seinen Gurt nicht (sinngemäß: ist hier auf der Rückbank nicht verpflichtend) und ist daher offen, den Platz zu tauschen. Eine Gaskartusche hatte der Tourleiter freundlicherweise organisiert, leider gibt es die kleinen Schraubkartuschen in Ruanda nicht, so dass es ein viel größeres zylinderförmiges Modell mit 500 g Inhalt wurde. Natürlich viel zu viel Gas für am Ende zwei Abende kochen und morgens einen Kaffee. Der Tourleiter ist geschätzt sehr fit in den Fünfzigern, wie er später erklärt ex-Militär, und macht einen netten Eindruck, sympathisch-speziell mit Blick auf Tourprofile (sinngemäß: Extreme suchen, unsere Tour sei eine harte Herausforderung). Die Wasserversorgung stellt sich bei der Anfahrt als doch problematischer dar, denn ab Tag zwei gebe es kaum Wasser zum Filtern. Das als Ansage hätte ich mir vorab gewünscht, dann den Grayl-Filter schlicht im Hotel gelassen und knapp 500 g gespart. Zur Versorgung würde am Stadtrand von Kigali Flaschenwasser gekauft, das Träger transportieren. In dem Punkt nicht ganz das von mir gewünschte Profil mit Selbstversorgung. Aber unabhängig vom fehlenden Platz wäre ich schlicht nicht in der Lage gewesen, zusätzlich anfangs 8 Liter zu tragen. Wir machen auf der Fahrt eine kurze Kaffeepause und werden später zu Abend essen.
      Die Armut auf dem Land ist unübersehbar, das Leben einfach. Wobei Land nur in Abgrenzung zu Stadt zu verstehen ist, denn die nächste Hütte – mehr ist es oft nicht und mehr als spärliche Beleuchtung scheint an Elektronik oft nicht vorhanden – ist fast immer in Sichtweite. Häufig laufen Ziegen umher, manche werden geführt, manche sind angebunden. Vereinzelt sehe ich auch andere Tiere, wie Kühe oder Schweine. Kinder sammeln Stöcke, andere gehen einfachsten Arbeiten nach; es wird auf dem Feld mit einfachen Mitteln gearbeitet, mit Reisigbesen sauber gemacht oder immer wieder verschiedene Kleinigkeiten zum Kauf angeboten. Viele Menschen sind zu Fuß unterwegs. Manche sitzen einfach herum oder tun etwas, wobei mir oft nicht erkennbar ist was. Selbst bei Dunkelheit sitzen teils einzelne kleine Kinder, mal Grüppchen neben der Straße. Immer wieder fallen Menschen mit der Temperatur unangemessener Kleidung (etwa einer Winterjacke) auf. Insgesamt ein irritierendes und verstörendes Bild. Mehrfach fühle ich mich deplatziert, angesichts der elend (erscheinenden) Verhältnisse. Fahrräder sind in der Stadt sehr selten, auf dem Land häufiger, aber in beiden Fällen meist uralt und mit mehreren Personen besetzt. Die Städte oder Dörfer riechen oft unangenehm, ich kann nicht genau sagen, ob nach Fäkalien oder einer Gemengelage. An den Straßen reihen sich Geschäfte aneinander, die ihre Waren teils davor drapieren, selbst Möbel werden herausgestellt.
      Die Steigungen sind gewaltig, transportierte Lasten groß. Allgemein kann das Reisetempo nur als äußerst langsam beschrieben werden. Auf den Straßen sind Lkw unterwegs, die offenbar überladen und mit kaum leistungsfähigen Bremsen die steilen Abfahrten auch auf landstraßenähnlich ausgebauten Straßen nur kriechend vorankommen. Radfahrer halten sich hinten an Lkw fest.
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ID: 3340394
      Auch unser Fahrer überholt uneinsehbar, Gegenverkehr wird auch schon mal ignoriert. Dass auch auf dem Land durchaus die zweispurige Fahrbahn zu dritt genutzt wird, verwundert kaum. Geschwindigkeitskontrollen scheinen aber ein Ding zu sein, noch nie habe ich in Deutschland eine solche Häufung von stationären Blitzersäulen (den in Deutschland verbauten Rundsäulen entsprechend) gesehen. Das mag das Mittel sein, dass der Fahrstil nicht zu dauernden schwerwiegenden Unfällen führt.
      Die hügelige Landschaft ist reizvoll. Bei der Fahrt in die Abenddämmerung legen sich leichte Nebelschwaden – oder sind es vielleicht eher gelegentliche Rauchschwaden – über die Täler. Während wir unterwegs sind, begegnen wir einzelnen Straßenverschränkungen, an denen mit Kalaschnikows bewaffnete Beamte stehen. Kein gutes Gefühl, mir erscheint erstmals konkret, dass die Tour ein Fehler gewesen sein könnte. Vielleicht weniger wegen der eher grundsätzlich vom Auswärtigen Amt beschriebenen Gefahr terroristischer Aktivitäten, sondern auch weil ich Ausrüstung mitführe, deren Wert die Menschen hier vielleicht in vielen Jahren harter Arbeit nicht erhalten.
      Die Fahrt schleppt sich. Konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie einen halben Tag dauern würde, tritt das aber ein. Immer wieder werden wir von langsamst fahrenden Fahrzeugen aufgehalten. Die nächste Steigung kommt bestimmt. Und wenn kein anderer Wagen bremst, dann unserer, bei dem ich laienhaft vermute, dass der Turbolader schon lange nicht mehr funktioniert. Eine Pause wird eingelegt und zu Abend gegessen, wieder einmal sehr lecker, wenn auch die Dauer ab Bestellung von rund einer Stunde überrascht. Auf der Weiterfahrt in den Nationalpark stellt sich heraus, dass der Fahrer erwartete, in der Nacht zurück nach Kigali zu kommen. Wir brauchen ihn aber morgen zum Transport an den Startpunkt. Es wird telefoniert. Ich gehe davon aus, dass wir wohl wie geplant starten werden. Die Fahrweise erscheint nicht sicherer, vielmehr teils davon abhängig, dass niemand von vorn kommen wird. Nicht gut. Es ist bald 22 Uhr, die Straßen sind leerer, außerhalb der dichteren Bebauung sind nur noch vereinzelt Menschen unterwegs. Insgesamt erscheint die Gegend hier nahe dem Nationalpark zunächst weniger dicht besiedelt, aber die vielen unbeleuchteten Hütten am Straßenrand lassen vielleicht eher den Schluss zu, dass in der Dunkelheit die Gegend nur verlassener wirkt. Was mir zuvor bei Tageslicht vielleicht nur nicht aufgefallen ist: eine fast durchgängige Straßenbeleuchtung. Wir sind nunmehr nur noch wenige Kilometer vom Nationalpark entfernt. Bald ist es 23 Uhr und wir haben das Kitabi Eco Center, dort übernachten wir, fast erreicht. Doch die Zufahrt ist mit einem Lkw blockiert, der entladen wird. So spielt das Leben. Müde störe ich mich aber an den paar Minuten nicht und schreibe schmunzelnd ein paar weitere Zeilen in mein Reisetagebuch, bevor der Allradantrieb noch sein Können zeigen darf.
      Die Unterkunft besteht aus mehreren Hütten einfachster Ausstattung. Wir haben eine zu dritt, es stehen drei einzelne Betten darin, jedenfalls meine Matratze ist durchgelegen. Die Decken sind in ein Laken gewickelt, das an Kopfseite nur ein paar Zentimeter umschlagen ist und natürlich nicht hält. Lecker. Es gibt eine Waschhütte mit (abends?) nur kaltem Wasser an Waschbecken und Dusche. Für mich reicht das heute: Schnell insbesondere die Sonnencreme abgewaschen und ab ins Bett. Die Nacht wird kurz, schon um 4:30 Uhr soll aufgestanden werden, jetzt ist es 23:30 Uhr. Heute schlafe ich nicht im Innenzelt, das würde weder passen, noch hätte ich die Muße, es heute noch auf- und morgen früh unter Zeitdruck wieder abzubauen. Deshalb kommt erstmals das Kopfnetz zum Einsatz, das ich vorsorglich ebenfalls zur Insektenabwehr behandelt hatte.

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      • zilka

        Erfahren
        • 29.06.2017
        • 442
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Spannend zu lesen und wirklich toll geschrieben, Biberato!

        Die Mischung aus Reise-Informationen, Eindrücken und Gefühlen ist genau richtig und gefällt mir gut! Und die Fotos auch.

        Auch wenn ich selbst dort nie hinfahren werde, lese ich hier gern weiter!

        zilka

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        • Biberato
          Anfänger im Forum
          • 09.07.2023
          • 47
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Nordabschnitt Nyungwe Traverse 1/3
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Größe: 329,3 KB
ID: 3340596
          Das Outdoorziel meiner Reise beginnt heute. Die Nacht ist kurz und schlecht. Das Licht geht nicht ganz aus und so zieht es wenig überraschend Tiere herein. Das Schnarchen eines der Zimmergenossen tut sein Übriges. Die Spannung aber ist so groß, dass ich mich freue, als um 4:30 Uhr das unruhige Wälzen ein Ende hat. 4:18 Stunden Schlaf meint die Garmin-Uhr erkannt zu haben.

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Name: 20250627_061359080.jpg
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Größe: 557,7 KB
ID: 3340594
          In der Unterkunft bekommen wir zum Frühstück ein Rührei mit Gemüse und einen Pfannkuchen, dazu Kaffee oder Tee. Lecker! Die Sonne geht langsam auf und es zeigt sich ein schöner Blick in die Landschaft. Das macht Lust auf mehr. Auf der Fahrt sind erste Menschen unterwegs, aber kein Vergleich zu dem Treiben am Vorabend.

          Wir fahren in den Nationalpark hinein, auch hier bewaffnete Wachen. Am Startpunkt treffen wir auf einen Teil unseres Teams, zudem zwei Wachpersonen, die weniger nach den Rangern aussehen, die wir später treffen werden, sondern militärischer. Sie sollen nicht fotografiert werden, wie auch die Ranger nicht.

          Es ist 7 Uhr und wir kommen pünktlich los. Nach gerade 200 Metern eine Wasserpanne einer (nicht meiner, ich nutze keine) Wasserblase. Alles muss aus dem Rucksack raus und das Leck behoben werden. Es ist noch kalt, kaum 5 Grad, ich fange an zu frieren, bin ich doch passend fürs Loslaufen angezogen.
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ID: 3340601
          Also Jacke drüber. Als das Problem behoben ist, kommen die uns begleitenden Ranger hinzu und es wird entschieden, den ersten Abschnitt, der einige hundert Meter an der Straße entlangführt, mit dem Auto zu fahren. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, so gab auf der ganzen Tour tatsächlich kein Meter Asphalt.
          Los geht es dann um 7:30 Uhr. Wir steigen von der Straße hinab zu einem idyllischen Bachlauf, dem wir einige Zeit folgen.
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ID: 3340598
          Die Idylle nimmt mich sofort ein. All die Anspannung und das Hinterfragen auf der Hinfahrt: verschwunden. Insgesamt ist das Gelände zu Anfang geschwungen, ohne zu fordern. Der Einstig mit dem wohl ca. 14 Kilo schweren Rucksack ist so angenehm gemacht. Für die erste Hälfte dieser Tagestour beweg sich die Höhe +- 100 Meter um die Höhe des Starts bei 2.400 Meter über NN.Wir haben Aussichten in unberührte Täler, immer wieder schließt sich eine neue Aussicht an. Ich bin beeindruckt. Die zweite Hälfte dieser Etappe zeichnet sich durch lange Anstiege aus, die aber auch von leichten Abstiegen unterbrochen werden. Es geht hoch hinauf auf fast 2.900 Meter über NN.
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Name: 20250627_111245774.jpg
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ID: 3340597
          Davon merke ich allerdings nichts. Ohne Höhenerfahrung über 1.000 Meter über NN hatte ich mir im Vorfeld schon Gedanken gemacht, was Höhenkrankheit und Leistungsfähigkeit angeht.

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ID: 3340595

          Die Leistungsfähigkeit muss natürlich bei allen Teilnehmern gegeben sein, sonst geht es für keinen weiter. Unsere Gruppe besteht aus dem Leiter der Tour, einem neben mir einzigen weiteren Teilnehmer, einem Community Guide, zwei Rangern und zuerst drei, dann vier Portern. Einer wird extra herbei telefoniert und stößt nach etwa einem Drittel der Tagesetappe zu uns, weil alle überzeugt sind, mein Rucksack sei zu schwer und ich schaffe das nicht. Was soll ich ohne Kenntnis insbesondere der Topografie dazu sagen? Am Ende werden die Bedenken nicht gerechtfertigt gewesen sein und ich meine Ausrüstung (ohne das Wasser für Tag zwei) allein getragen haben, anders – was ich nicht bewerte! – als Leiter und weiterer Teilnehmer.

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ID: 3340599

          Mich lässt der Eindruck nicht los, dass diese Tour allein deshalb stattfindet, weil auch ich mich angemeldet habe. Auch wenn der weitere Teilnehmer denselben Betrag zahlen mag, frage ich mich, wie bei den ganzen fixen Kosten (insbesondere Gebühren für den NP, Personalkosten, Anfahrt und Unterkunft) für den Leiter ein nennenswerter Gewinn bleiben kann. Jedenfalls ohne meine Anmeldung dürfte die Aktion nicht rentabel gewesen sein. Oder mein Freund hat landestypisch vorab hart und erfolgreich verhandelt?

          Mein in der Tat durch seine Größe schwer(er) aussehender Rucksack ist immer wieder Thema. Optisch tragen da insbesondere die optionalen Trailrunner zu bei, die den Rucksack nach oben entsprechend aufblähen, dazu zu viel Essen, auch weil ich für den gestrigen Abend und das heutige Frühstück gut eingepackt hatte, wir aber Verpflegung bekamen. Der Rucksack sei zu schwer. Das finde ich ein wenig seltsam, wenn auf der einen Seite vom Ansatz des Extremen ausgegangen, dann aber individuelle Ausrüstung von Portern getragen wird. Vielleicht ist das bezogen auf die Unterstützung – die Leistungen möchte ich hiermit nicht vergleichen… – wie am Mount Everest und den Sherpas, auch da finde ich es schwierig, wenn oft die Leistung der Sherpas in den Hintergrund tritt. Wegen des Wassertransports bleibt bei mir diesbezüglich ein seltsames Gefühl. Andererseits arbeiten so Personen und verdienen in dieser armen Gegend Geld. Für mich wird es auf eine Art Ablasshandel durch Trinkgeld hinauslaufen. Eine wenig befriedigende Lösung.

          Auf dem Weg laufen wir an Berghängen, steigen über Bergrücken und streifen durch ein großes Moor. Die Vielseitigkeit ist atemberaubend.
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ID: 3340600

          Das Camp erreichen wir schon, bevor es 16 Uhr ist, zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Es liegt mitten im Nebelwald und bietet auf einer Holzplattform Platz für bis zu vier Zelte. Aktuell ist ein Platz durch Holz belegt, das später vereinzelt verfeuert wird. Die Holzplattform wird von einem Flachdach aus Beton vor Witterung geschützt, wobei dieser leider ein wenig auf die Holzplanken bröselt und alles etwas dreckig macht. Dazu sind die Planken für meine Heringe nicht ideal, aber es finden sich Lösungen, wobei das Zelt allerdings nicht ideal abgespannt ist; bei dem nur geringen Wind kein Problem. Ein Plumpsklo ist vorhanden. Auf der Plattform ist eigentlich bequem Platz für vier zwei-Personen-Zelte, aktuell durch das gelagerte Holz nur für drei. Heute stehen hier die Zelte des Leiters und uns zwei Teilnehmern, alle anderen suchen sich einen Platz in der Umgebung. Das wird sich auch bei mehr Platz auf der Plattform für die nächste Nacht nicht ändern. Die Porter sind hier für Unterstützung beim Aufbau des Zeltes und auch weiterer Art zuständig, etwa das Ausspülen der Kochtasse oder bei Bedarf Reinigung von Material. Ich verzichte auf alle solche Dinge, Service gehört zum Trekking für mich nicht dazu. Hier irritiert mich der Umgang mit den Portern, die fast wie herangepfiffen werden. Im Nachhinein stelle ich aber fest: So werden in Ruanda Leute regelmäßig auch von Landsleuten herangerufen. Dazu passt auch, dass die Porter immer wieder positiv erwähnt werden, so dass ich eine Herabwertung schwer fassen konnte. Für mich wird das bis zur Abreise aus dem Land eine gewöhnungsbedürftige Praxis bleiben, die ich nicht übernehme.

          Es wird früh zu Abend gegessen, das Aufstehen ist für 5:30 Uhr und der Abmarsch für 7 Uhr angedacht. Ich halte noch meine Gedanken fest und lege mich dann gegen 20:30 Uhr schlafen. Das Zirpen im Wald verstummt langsam, ebenso die leisen Gespräche der am Lagerfeuer verbliebenen Personen. Ich bereite mich auf niedrige einstellige Temperaturen vor, indem ich lange Unterwäsche anziehen und schlafe, wohl nach der kurzen vorherigen Nacht und dem anstrengenden Tag, flott ein wie bisher nie im Zelt.

          Tagesbilanz der Tour: 24,4 Kilometer, 1.290 Meter An- und 924 Meter Abstieg, Gesamtzeit mit Pausen 8:10 Stunden.

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          • ronaldo
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            • 24.01.2011
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            #6
            Für mich alten Afrikaner sehr, sehr interessant.

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            • Biberato
              Anfänger im Forum
              • 09.07.2023
              • 47
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              #7
              Nordabschnitt Nyungwe Traverse 2/3
              Die Nacht endet schon um 5 Uhr durch einen Wecker im Nachbarzelt, die zusätzliche Zeit werde ich auch brauchen. Ich habe sehr gut geschlafen. So gut wie nie zuvor im Zelt. Die Temperatur ist über Nacht nur knapp unter 10 Grad gefallen, dafür war ich zu warm angezogen. Durch die Überdachung der Zeltplätze gab es keinen Tau und das Zelt ist trocken; etwas Gewicht für den Tag gespart.
              Nach einem kurzen ‚Gang ins Bad‘ ist meine Mülltüte weg. Offenbar hat jemand für mich aufgeräumt, was mir unangenehm ist, ich aber einfach übersehe, denn ich kann mich bei niemandem direkt bedanken, ohne zu wissen, wer es war.

              Pünktlich um 7 Uhr geht es los, sofort steht ein steiler aber vergleichsweise kurzer Anstieg an. Ich erinnere die Ankündigung vom Vortag, der zweite Tag werde härter. Das wird sich aus meiner Sicht allerdings nicht bestätigen, nach dem fordernden Beginn geht es insgesamt angenehm weiter. Zunächst aber wandern wird nicht mehr nur, sondern kommen in Steigraten, die ich als Bergsteigen beschreiben würde. In Kombination mit den Trekkingstöcken bin ich gut ausgerüstet und habe keine Probleme. Insgesamt sind die Stöcke eine top Ausstattung mit dem schweren Rucksack, da die Balance in so vielen Situationen leichter zu halten ist, fast als hätte man ein bis zwei weitere Beine. Der Boost beim Aufsteigt ist aktuell aber der wichtigste Punkt und ich bemerke, wie gut ich auch im Vergleich zu den anderen klarkomme. Die Aussichten in die unberührten Täler sind gewaltig, mit der teils scheinenden Sonne kann ich mich daran kaum sattsehen.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_073559384.jpg Ansichten: 0 Größe: 589,7 KB ID: 3340710
              Die Vegetation wechselt immer wieder, was hier von der Höhe abhängt.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_083642266.jpg Ansichten: 0 Größe: 761,0 KB ID: 3340709
              Bei all der Idylle weisen Ranger und Guide auf das Problem der Wilderei hin, der mit Bestreifung begegnet werde. So wenige Tiere wir sehen, lässt mich der Gedanke nicht los, dass dies vielleicht nicht so wirksam wie wünschenswert ist. Der Gedanke gerät aber wieder in den Hintergrund über die tollen Eindrücke, die sich weiter bieten.

              In der Gruppe lässt sich etwas erkennen, das ich als Hierarchie wahrnehme. Es entspricht der Praxis an den Lagerplätzen. Die Gruppe wird unterwegs von einem der Ranger angeführt, danach folgt der Leiter und einer der oder beide Teilnehmer. Weiter geht es meist mit dem Guide und dann den Portern. Abgeschlossen wird die Gruppe von dem zweiten Ranger, beide mit Kalaschnikow bewaffnet, die immer griffbereit ist. Es wird berichtet, dass der zweite Ranger bei dem langsamsten Teil der Gruppe verbleibt, falls keine einheitliche Geschwindigkeit gehalten wird. Für uns tritt das nicht ein, eher wartet die Spitze ein paar Minuten, bis aufgeschlossen wurde. Mit der von mir so gesehenen Hierarchie kann ich mich jedenfalls nicht anfreunden und durchbrechen sie: Werden die anderen Teile der Gruppe im Abstieg schneller als ich, biete ich auch den Portern ausdrücklich an, mich zu überholen. Sie haben schließlich die wohl größte Last zu tragen und sollen in ihrem Tempo unterwegs sein. Erst will das niemand annehmen, nach einigen Malen nehmen manche, aber nicht alle, das Angebot an.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_110452309.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,06 MB ID: 3340711

              Vögel hört man immer wieder, meine Kenntnisse in Englisch (und/oder Biologie?) reichen aber nicht aus, die Erklärungen des Guides dazu im Detail zu verstehen. Grillen zirpen an den ersten Tagen auch in so hohen Tonhöhen, die mir neu sind. Einen riesigen Regenwurm sehe ich, über Google findet sich ein passendes Foto „Very big earthwworm in Nyungwe forest“. Das Wetter ist einfach ideal für diese Tour. Ich habe wie an Tourtag eins eine lange Hose (an Tourtag zwei allerdings ohne Gamaschen), ein atmungsaktives Unterhemd, ein entsprechendes T-Shirt und ein Longsleeve an, das ich entsprechend der Last und Temperatur etwas hochziehe. Ich bin vorsichtshalber im nicht durch Kleidung verdeckten Bereich mit Sonnenschutzfaktor 50+ eingecremt und nutze einen Insektenschutz von DM auf Icaridin-Basis („Tropen“). Das Spray werde ich auch in der Stadt bei einsetzender Dunkelheit nutzen, wenn Malaria übertragende Mücken besonders aktiv werden. Hose und Oberbekleidung hatte ich vor Abreise mit Nobite Kleidung auf Basis von Permethrin behandelt. Das wird sich bewähren.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_124841983.jpg Ansichten: 0 Größe: 1.001,3 KB ID: 3340708
              Insgesamt steigen wir heute deutlich mehr ab als auf. Die Pausen sind rar, der Tourleiter möchte, seiner Philosophie folgend, schnell vorkommen. So werden die Abstiege sehr schnell gegangen, was nicht meiner Wanderpraxis entspricht. Ich versuche unabhängig von auf und ab eine möglichst einheitliche Geschwindigkeit zu halten. Dabei freue ich mich auch, beim Anstieg die Herzfrequenz an ihre Spitze zu treiben. Das teils hetzend wirkende Tempo mache ich irgendwann einfach nicht mehr mit und laufe bergab in meinem Tempo. Der nächste Anstieg kommt immer wieder und ich hole dort (mit den bei mir verbliebenen Personen) die Gruppe nach vielleicht ein oder zwei Minuten wieder ein. Dann aber werde ich aus meinem Tempo ausgebremst. Erklärlich ist mir dieses Pacing nicht, es dürfte mit erheblich höherem Verschleiß der Gelenke und Verletzungsgefahren einhergehen.

              Vergleiche ich die Tourtage eins und zwei, sind heute alle höher ausgelastet, es wird viel weniger gesprochen. Eine angenehme Atmosphäre. Wir kommen an einem anderen Camp vorbei, an dem wir nur eine kurze Pause machen und ich endlich mein Mittagessen essen kann und mich nicht mit einem Proteinriegel begnügen muss.

              Unser Tagesziel haben wir schon um 14 Uhr erreicht. Einmal mehr frage ich mich, warum wir die Gegend nicht mehr genießen und so durch den Wald hetzen, um dann vier Stunden vor Sonnenuntergang das Tagesziel zu erreichen… Mein Zelt baue ich auf dem Platz mit Premium-Aussicht auf. Davon haben werde ich leider nichts, denn auch am nächsten Morgen werden wir weit vor Sonnenaufgang aufstehen, so dass ich die einzigartige Aussicht aus dem Zelt jetzt einen Moment genieße.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_154058856.jpg Ansichten: 0 Größe: 999,0 KB ID: 3340714

              Einige Porter, die beiden Teilnehmer, der Guide und ein Ranger steigen zur nahen Kandt-Quelle des Nils ab und holen dort Wasser.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_153929463.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,05 MB ID: 3340717

              Das Wasser im Quellgebiet ist reich an Sedimenten und speist ein nahes Moor, auf das man blicken kann.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_145544366.jpg Ansichten: 0 Größe: 971,8 KB ID: 3340713
              Rund vier Liter Wasser nehme ich überwiegend ungefiltert in einem Wasserschlauch mit und bin damit bis zum Ende der Tour versorgt. Ein wenig filtere ich bereits vor Ort und werde dabei von kleinsten Mücken attackiert, das Spray vom Morgen (hätte nach sechs Stunden erneuert werden sollen) hat seine Wirkung offenbar eingebüßt. Stiche bemerke ich allerdings keine. Ich filtere also, die Porter trinken das Wasser ungefiltert. Mein Vorschlag, jetzt die Porter das verbleibende Flaschenwasser trinken zu lassen, auch damit sie das schwere Wasser nicht mehr tragen müssen, wird nicht aufgenommen (sinngemäß: Die trinken das immer so).
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20250628_145401781.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,04 MB ID: 3340712
              Ob die neue Filterkartusche des Grayl jetzt schon gut dicht ist, muss sich zu Hause zeigen, denn ich hatte auch den Eindruck, dass der Durchfluss schon durch den gleichfalls neu eingesetzte Silikoneinsatz begrenzt wird. Das Filtern dauert jedenfalls deutlich länger, als ich es mit der alten Kartusche nach drei Jahren gewohnt war.

              Im Ergebnis jedenfalls hätte ich im Verlauf von Tourtag eins etwa 3 Liter aufnehmen und bis hierher tragen müssen. Oder an der ein oder anderen Stelle vom Pfad abweichen müssen, um Wasser zu finden. Wenn es da gewesen wäre. Insgesamt ist es hier im Wald für mich überraschend trocken nach der gerade beendeten Regenzeit. Das Risiko wäre freilich nicht einzugehen gewesen, weil hier Kilometer weit keine Zivilisation ist. An beiden Tagen habe ich nur einmal heute in der Ferne Häuser außerhalb des NP gesehen. Der Wald aber ist so dicht, dass einem das bei Wassermangel wohl kaum geholfen hätte. Der Mobilfunk hier am Platz ist unzuverlässig, endlich ein Einsatz für meinen inReach Messenger. Das ist deshalb erwähnenswert, weil der Trail sonst überwiegend mit einem Mobilfunknetz versorgt ist. Kein Vergleich zu der Versorgung in deutschen Waldgebieten…
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              Es ist noch Zeit für einen Kaffee. Später sitzen fast alle zusammen am Feuer, hier keine Spur mehr von Hierarchie. Der Tag verabschiedet sich langsam, die Stimmung ist fröhlich. Sprachlich bedingt finde ich aber kaum Anschluss, Englisch wird für Basics genutzt, bis auf den Leiter springen die Leute schnell wieder ins Kinyarwanda oder Französisch, mit beidem kann ich nichts anfangen. Das macht aber nichts, denn die Stimmung erfasst mich auch so. Mal kommt jemand hinzu, mal geht jemand. Ich mache mir bei den Zelten mein Abendessen, esse aber wieder am Feuer. Es ist mittlerweile stockdunkel. Das faltbare Sitzkissen, bei Abreise aus Deutschland hatte ich noch überlegt, es überhaupt mitzunehmen, ist mein Lieblingsausrüstungsstück: keine nasse Hose und beim Ausrüsten des Zelts kein unbequemes knien auf hartem Boden. Insgesamt geht es mir auch körperlich gut. Klar spüre ich die Kontaktpunkte des Rucksacks an den Schultern und am Steißbein hat sich am Kontaktpunkt eine kleine Druckstelle gebildet. Hier hätte ich von Tag eins an die Hose etwas tiefer tragen sollen, damit der Rucksack nicht direkt auf dem Bund aufliegt. Für die verbleibenden zehn Kilometer am Folgetag wird das ohne Probleme passen.

              Das Feuer wird leider zunehmen zur Müllverbrennung genutzt. Ich behalte diesen Vorbehalt aber für mich. Der Blick in den Essensbeutel zeigt mir, ich habe viel zu viel dabei. Die Verpflegung am Anreisetag in den Nationalpark und das Frühstück am ersten Morgen dort hinterlassen so ihre Spuren. Die Frage in die Runde, ob wer vielleicht zu wenig dabeihat, lässt mich das überschüssige Essen an die offenbar hungrigen Porter verschenken. Es ist 19 Uhr und ich werde müde. Es ist seit fast einer Stunde dunkel und wird kühler. Der Leiter sagt in die Runde, bei seiner letzten Nacht hier sein es sehr kalt und regnerisch gewesen, so eine kalte Nacht erwarte er aber heute nicht. Bei aktuell schon nur noch 13 Grad bereite ich mich dennoch auf eine kühle Nacht vor.

              Auch beim geselligen Zusammensein am Feuer ist immer zumindest einer der Ranger mit Waffe dabei. Erst als ich auf die Landkarte schaue und dabei unterbewusst assoziiere, dass im Westen nahe der Kongo liegt und das Grenzgebiet mit einer Reisewarnung versehen ist, wird mir erstmals wieder klar, wie potenziell gefährlich es hier ist und die Anwesenheit der Ranger ihren Grund hat.

              20 Uhr mache ich mich fertig fürs Bett. Die lange Unterwäsche habe ich noch nicht an, da beginnt es zu regnen. In Unterhose, Unterhemd und frischem T-Shirt (was ein Luxus) bin ich passend angezogen. Der Regen wird stärker, Blitz und Donner kommen dazu. Erstmals freue ich mich über die Überdachung über den Zeltplätzen, denke aber auch an die Gruppenmitglieder, die außerhalb schlafen. Ein paar Hartgesottene bleiben offenbar noch am Feuer, dem wenig überraschend der Regen nicht bekommt. Es qualmt gewaltig, ich schaue um 3 Uhr auf meine Uhr, das Zelt ist stark verqualmt. Diesen Geruch werde ich Tage später im Hotel, wie auch Rückkehr nach Deutschland und sogar nach Wochen aus der dünnen Windjacke noch bemerken. Dazu beim Naseputzen am nächsten Tag. Immer wieder werde ich wach und höre den starken Regen. In den Morgenstunden lässt er zum Glück nach.

              Tagesbilanz der Tour: 25 Kilometer, 1.165 Meter An- und 1.341 Meter Abstieg, Gesamtzeit mit Pausen 8:14 Stunden.
              Zuletzt geändert von Biberato; 03.09.2025, 23:07.

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              • Intihuitana
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                • 19.06.2014
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                #8
                Sehr interessant. Ich bin selber viel in Nebelwäldern in Südamerika unterwegs, darum interessiert mich diese Tour und Route schon.

                Hast du eventuell auch ein paar mehr Detailaufnahmen von Bäumen, Pflanzen und generell dem Wald ?
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                • Spartaner
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                  • 24.01.2011
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                  #9
                  Zitat von Biberato Beitrag anzeigen
                  Das Terrain ist mir nur äußerst grob bekannt, denn es gibt nur schematische Karten der Strecke. Das werde ich bei Rückkehr ändern und den Abschnitt in der OpenStreetMap ergänzen.
                  Sehr löblich, den Weg und die Zeltplätze in die OSM einzutragen.
                  Welches Gerät hast du für die Aufzeichnung des GPS-Tracks verwendet? Den inReach Messenger oder ein Smartphone?


                  Zitat von Biberato Beitrag anzeigen
                  Das Feuer wird leider zunehmen zur Müllverbrennung genutzt. Ich behalte diesen Vorbehalt aber für mich.
                  ​Aber dir ist schon klar, wie die Müll-"Entsorgung" aussehen würde, wenn der Müll nicht verbrannt würde?
                  Ich vermute mal, dann wird irgendwo ein paar Meter hinter dem Lager ein Müllplatz bestimmt, der im Laufe der Zeit immer größer wird. Oder man schmeißt ihn einen steilen Hang hinunter. Im besten Fall nur an _einer_ Stelle hinter dem Lager. Wenn irgendetwas noch lecker riecht, dann wird der Müll durch Tiere im Wald verteilt.

                  Wenn so ein Haufen dann mal doch zu groß wird, dann wird er auch angezündet, verbrennt dann aber meist nicht so gut und vollständig wie die kontrollierte Einzelverbennung am Lagerfeuer.
                  Wie wurden denn Gläser oder Blechbüchsen entsorgt, die nicht so leicht verbrennen?

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                  • Spartaner
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                    #10
                    Zitat von Biberato Beitrag anzeigen
                    Einige Porter, die beiden Teilnehmer, der Guide und ein Ranger steigen zur nahen Kandt-Quelle des Nils ab und holen dort Wasser.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht Name: 20250628_153929463.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,05 MB ID: 3340717
                    Kannst du uns auch ein Foto von der Quelle selbst zeigen? Das halte ich für wesentlich bedeutsamer als ein Bild vom Schild (auf dem selbst diese 300m Pfad fürs eigenständige Erkunden verboten sind).

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                    • Biberato
                      Anfänger im Forum
                      • 09.07.2023
                      • 47
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                      #11
                      Es freut mich, dass der Bericht hier auf Interesse stößt.


                      Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                      Welches Gerät hast du für die Aufzeichnung des GPS-Tracks verwendet?
                      Meine Uhr, die Garmin Fenix 7S Pro. Früher hatte ich immer ein eTrex oder GPSMAP von Garmin dabei, aber das wurde zunehmend zum Overkill, ganz besonders wenn ich gar nicht navigiere, sondern einem gründlich geplanten Track folge oder wie hier nur aufzeichne.


                      Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                      Aber dir ist schon klar, wie die Müll-"Entsorgung" aussehen würde, wenn der Müll nicht verbrannt würde?
                      […]

                      Wie wurden denn Gläser oder Blechbüchsen entsorgt, die nicht so leicht verbrennen?
                      Ja natürlich ist mir das klar. Gesehen habe ich das ein paar Tage später sogar sehr deutlich auf einer Tageswanderung außerhalb der Hauptstadt (dazu demnächst).
                      Und dass sich nur ein kleiner Teil der Welt den Luxus leistet, Müll jedenfalls dem Anspruch nach ordentlich zu entsorgen und bestenfalls zu recyceln, weiß ich auch.
                      Dosen wurden mit verbrannt und blieben in der Feuerstelle, nicht nur in unserer Gruppe.

                      Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                      Sehr interessant. Ich bin selber viel in Nebelwäldern in Südamerika unterwegs, darum interessiert mich diese Tour und Route schon.

                      Hast du eventuell auch ein paar mehr Detailaufnahmen von Bäumen, Pflanzen und generell dem Wald ?

                      Ich bin meine Fotos gerade noch einmal durchgegangen, leider habe ich keine Detailaufnahmen der Vegetation. Die Aufnahmen sind ja auch alle nur mit dem Handy gemacht und für mich galt es, die Eindrücke festzuhalten.


                      Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                      Kannst du uns auch ein Foto von der Quelle selbst zeigen?

                      Eine Quelle in dem Sinne, dass man an einem Punkt das Wasser aus dem Berg kommen sehen konnte, ist das nicht gewesen. Jedenfalls nicht für uns sichtbar. Vielmehr ein Feuchtgebiet in einer Senke. Ein Foto davon habe ich nicht.


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