[CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

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    [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

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    Mitreisende
    "I'm from Breslau", sagte der schlaksige Pole, der mir im Halbdunkel der Schutzhütte auf der tschechisch-polnischen Grenze gegenübersaß. "He too", und deutete auf seinen Wanderkumpel schräg gegenüber. "And you?", fragte ich den dritten, der noch in seinem Rucksack herumkramte. "I am from Lampersdorf", antwortete er. Wie ich später feststellte, ist das ein Dorf rund 60 Kilometer südwestlich von Breslau. Ich verkniff mir den Hinweis, dass eine derart undistanzierte Benutzung deutscher Ortsnamen in manchem deutschen Internetforum sofort die Tugendwächter der political correctness auf den Plan rufen würde und in eine sofortige Exkommunikation münden könnte.


    Doch wie hatte es so weit kommen können? Eigentlich war es noch gar nicht "weit" - 16 Kilometer, um genau zu sein. Ich war am frühen Nachmittag nach Anreise per Seilbahn auf der Schneekoppe gestartet und hatte mich auf dem Riesengebirgshauptkamm nach Osten aus dem ortsüblichen Nebel herausgearbeitet. Nach einem kurzen Boxenstop mit Cola und Zurek in der PTTK-Hütte am Pass Prelecz Okraj (Horni Mala Upa) ging es weiter Richtung Süden. Im letzten Tageslicht erreichte ich die in den Kreisen des Sachsenstammtischs bereits wohlbekannte "Viersternehütte" am kleinen Grenzübergang zwischen Horni Alberice und Niedamirow. Bis auf einen Zuwachs an Inschriften war die Schutzhütte unverändert - die Tür ließ sich nicht ganz schließen, aber dafür war die Hütte auch unverändert sauber.



    • Die Seilbahn auf die Schneekoppe fährt auf der Mittelstation "um die Ecke", man muss also nicht mehr umsteigen.
    • Typische Fernsicht auf der Schneekoppe
    • Blick vom Tafelstein
    • PTTK-Hütte am Pass Prelecz Okraj
    • Auf dem Kammweg zur Viersternehütte




    Wer meine Reiseberichte kennt, wird jetzt stutzen und sich fragen, warum ich "schon wieder" diese Strecke laufe. Zum einen hatte die Fernsicht 2010 auf diesem Abschnitt ungefähr nach 50 Metern geendet. Meine Vermutung, dass der Weg deutlich mehr Aussicht bietet, wurde klar bestätigt. Zum anderen war schon damals klar, dass sich kleine und größere Variationen anboten.

    Zu den kleinen Variationen gehörte, dass ich diesmal den Umweg über den Skalny Stol/Tabule/Tafelstein nahm. Das verschaffte mir immerhin die Erkenntnis, dass sich der Umweg nicht wirklich lohnt. Es sei denn, dass 100 zusätzliche Höhenmeter ein Wert an sich sind: "Wir nehmen den längeren Weg, damit uns länger die Füße wehtun."

    Die große Variation war, dass ich diesmal nicht dem Grenzverlauf folgte, sondern quer durch den Glatzer Kessel und das sagenumwobene Eulengebirge zum Nordwestzipfel von Mährisch-Schlesien durchstoßen wollte. "Sagenumwoben" nenne ich das Eulengebirge vor allem deshalb, weil am Sachsenstammtisch seit Jahren davon rumschwadroniert wird, dass "man" dort unbedingt mal hinfahren müsste, es aber noch niemand getan hat.



    • Abendliche Aussicht in den Glatzer Kessel
    • Schlesisch-märkische Schutzhüttengemütlichkeit in Böhmen
    • Nacht an der Grenze


    In der Hütte angekommen, begann ich zu kochen. 20 Minuten später war es mit der Ruhe vorbei. Die drei anfangs erwähnten Polen, die ich schon in der PTTK-Hütte gesehen hatte, marschierten mit ihren Stirnlampen im Gänsemarsch durch die Tür und ließen keinen Zweifel daran, dass sie hier ebenfalls zu nächtigen gedachten. Zum Glück hatte ich schon eine Bank mit Isomatte und Schlafsack belegt. Aber Schlafen war zunächst nicht ihre Priorität. Mit zwei Flaschen Sprite und einer Flasche Sprit verzogen sie sich nach draußen. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum zwei von ihnen später anstandslos auf Isomatten auf dem Betonboden schlafen konnten, die in Deutschland bestenfalls als Strandmatten durchgegangen wären.

    Technische Daten: 16,1 km in 4:45h


    19. Oktober

    Die drei ließen sich nicht stören, als ich kurz nach acht Uhr frühstückte und meinen Kram zusammenpackte. Offensichtlich wirkte die Betäubung noch. Rund 150 m westlich der Hütte steht ein Denkmal aus dem Jahr 1821, das an die Flucht der Protestanten 1620 aus Böhmen nach Schlesien erinnert. An der zweiten Viersternehütte - der mit dem Dachgeschoss - bog ich nach Osten ab und folgte dem Grenzweg. Der war zwar noch mit grünen Strich markiert, könnte aber streckenweise einen Durchgang mit Machete gebrauchen.



    • Der Kelch verrät den Hussitenbezug des Denkmals
    • Blick in den Glatzer Kessel bei Tage
    • Herbstlandschaft am Ruzovy paloucek


    Am "Ruzovy paloucek" erinnerte eine Gedenktafel daran, dass an dieser Stelle der protestantische Gelehrte Johann Amos Comenius 1628 aus Böhmen nach Polen geflohen war. Kaum 50 Meter entfernt erinnerte ein Kreuz an die Opfer und Toten der schlesischen Kriege und des bayerischen Erbfolgekrieges.

    Pünktlich zur Mittagszeit erreiche ich Lubawka/Liebau, das deutlich netter ist als es die Durchreisenden des Sachsenstammtischs aus dem Auto wahrgenommen haben. Die Hauptstraße führt nämlich um das Stadtzentrum mit seinem Marktplatz herum. "Pünktlich zur Mittagszeit" heißt auch, dass ich die örtliche Gastronomie beehrte, die sich um diese Tageszeit offenbar auf das Restaurant im 80er-Jahre-Retrohotel "Lubawka" beschränkt.



    • Kriegerdenkmal der ganz alten Art
    • Der Marktplatz von Lubawka
    • Im Rabengebirge


    Östlich von Lubawka zieht sich eine weitere ornithologische Bergkette hin, nämlich das ungefähr 15 Kilometer lange Rabengebirge. Es ist im Kern eine Kette alter Vulkane; wer dort eine Kammwanderung macht, kommt auf reichlich Höhenmeter. Ich verzichtete darauf, und blieb auf dem Ringweg. Was mir eine interessante Begegnung verschaffte: Es kam mir nämlich ein flecktarnverhüllter Motorradfahrer auf einem Wehrmachts-Beiwagenkrad entgegen. War er der polnische Partisan in falscher Uniform oder der Enkel des letzten Werwolfes auf der Suche nach Weg zum Endsieg?



    • Coole Freischärler fahren natürlich ohne Helm!
    • Das Kloster Grüssau
    • Ob es am Sommerpavillon der Äbte wohl Mücken gibt? Und wenn sie in die rechte Wange stechen, hält ein Abt die linke Wange hin?


    Wenig später erlaubte eine Lichtung den Blick auf Krzeszow/Grüssau, mein Tagesziel. Mir war zwar klar, dass dort ein Kloster stand, aber die bombastische Anlage übertraf schon aus dieser Entfernung alle Erwartungen. An dem im Herbst geschlossenen Sommerpavillon der Äbte vorbei erreichte ich den Ort, wo die Karte eine Hotel versprach. "Jeder kann sich mal versprechen", war allerdings das Resüme nach einem Besuch in der Touristen- und Pilgerinformation auf dem Klostergelände: Das Hotel wird nämlich derzeit in ein Pflegeheim für Deutsche umgebaut. Aber im Benediktinerinnenkloster gibt es eine Pilgerunterkunft, wo man mich aufnahm, ohne nach der Konfession zu fragen. Da hätte ich als Protestant vielleicht Probleme bekommen.

    Technische Daten: 26,6 km in 8:25h


    20. Oktober

    Obwohl ich der einzige Gast in dieser Nacht war, gab es das Frühstück in einer munteren Fünferrunde: Mit am Tisch saßen der amtierende Abt, ein Vertretungsvikar, ein "Visitator" und Bruder Kasimir, ein ehemaliger Abt aus Krakau. Eisbrecher war interessanterweise die Bekundung, dass meine Eltern von der unteren Weichsel stammen. Da outete sich sogar der bisher schweigsame Visitator, dass er aus dem nicht allzuweit entfernten Elbing/Elblag stammt. Ich verzichtete aus taktischen Gründen auf die Bemerkung, dass mir das traditionell katholische Ermland immer ein bisschen suspekt war. ;)

    Eindeutiger Wortführer am Frühstückstisch war Bruder Kasimir, der jetzt im Kloster seinen "Ruhesitz" hatte. Kein Wunder bei seinen Sprachkenntnissen: Er war vor dem Krieg in Posen in einem deutsch-polnischen Elternhaus aufgewachsen. Aber 1939 endete jeglicher Spaß: Sein polnischer Vater weigerte sich mit Unterstützung der deutschen Mutter, sich zur Eindeutschung in die "Volksliste" eintragen zu lassen. Beide Elternteile und drei Geschwister bezahlten diesen Mut mit ihrem Leben.

    Aber schnell kehrten wir zu anderen Themen zurück: Er habe "die Berge in seinen Beinen" und wollte von mir wissen, wo ich schon überall in der Hohen Tatra gewesen sei. Zum Glück lag die jüngste Begehung noch nicht allzulange zurück, so dass ich in seinen Augen bestand. In Krzeszow konnte ich übrigens auch das Rätsel der Wegmarkierung "Goldenes Kreuz auf einem Berg" aufklären: Das sind die "Päpstlichen Wanderwege", also Wege, die Karol Wojtyla begangen hatte.



    • Der Pilger-Schlafsaal
    • Blick aus dem Klostergebäude auf die Basilika
    • Noch laufen keine Busladungen mit Senioren und Schulklassen durchs Bild


    Nach dem Frühstück besichtigte ich die um diese Zeit noch menschenleere Basilika. Für eine Barockkirche, zumal eine polnische, wirkte sie sehr aufgeräumt.

    Erster Anlaufpunkt war die Kapelle der heligen Anna auf dem Hang östlich von Krzeszow. Beeindruckender als die verschlossene Kapelle war jedoch die EU-geförderte Schutzhütte auf dem Weg dorthin, die mit ihrer Bauart eine direkte Einladung zum Biwakieren darstellt. Es ist wohl eine Art neues Standardmodell, denn nicht nur ich traf eine weitere Hütte dieser Art an, sondern auch Chrischian.



    • Blick auf Krzeszow...
    • ...direkt von der neuen Schutzhütte


    Höhepunkt des Tages war jedoch unzweifelhaft die Begegnung mit einer Kreuzotter, die mitten auf einem Forstweg ihr Aufwärmtraining absolvierte. Zur Flucht war sie noch zu zäh, also versuchte sie es mit diversen Drohposen, während ich sie fotografierte. Begleitet wurde es von einem wüsten Fauchen - ich weiß nicht, wieso immer behauptet wird, dass Schlangen zischen. Wie ein Fahrradschlauch pumpte sie sich voll Luft, um dann zu fauchen. Am Ende wollte ich natürlich sehen, ob sie auch richtig angreifen kann. Fazit: "Kannzegarnichsoschnellguckenwiesezuschnappt!" Gut, dass zwischen ihren Zähnen und dem Fuß Geröllschutzrand und dickes Glattleder lagen. Sonst hätte sie sich möglicherweise an meinen Schweißmauken vergiftet.



    • Alarm für Cobra jedenascie
    • "Hmm - wo kann ich da reinbeißen?"
    • Ja, genau hier geht es runter. Geradeaus. Serpentinen sind für Weicheier.


    Auch an diesem Tag konnte ich feststellen, dass der polnische Wanderverband PTTK von deutlich höherer Geländegängigkeit seiner Kunden ausgeht als irgendein rheinisch-westfälischer Gebirgsverein. "Wadenbeißer", wie ich sie in Deutschland höchstens beim unplanmäßigen "Durchstoßen" realisiere, sind dort an der Tagesordnung. Vor allem beim Abstieg im Herbst sind sie ganz großer Spaß, weil das Laub alle bösen Stellen verhüllt. Erstaunlicherweise habe ich aber die ganze Tour ohne rückwärtigen Erdkontakt bewältigt. Liegt aber auch daran, dass dort, wo Laub liegt, Halt bietende Bäume nicht fern sind.

    In Sokolowsko/Görbersdorf legte ich eine kurze Pause ein. Es war nicht genau zu erkennen, ob sich Dr. Brehmers Sanatorium - eine Lungenheilanstalt - im Wiederaufbau oder im Rückbau befand, entkernt war es jedenfalls. Einige dutzend Meter weiter stand ein Haus, in dem der ebenfalls chronisch lungenkranke Gerhart Hauptmann Anfang des 20. Jahrhundert geruht und geschrieben haben soll. In seinem Roman "Wanda" soll er Dr. Brehmer ein literarisches Denkmal gesetzt haben.



    • Die Reste des Sanatoriums von Görbersdorf mit dem markanten Turm
    • Das Hauptmann-Gebäude
    • Die Burgruine Radosno entzieht sich durch forstliche Einbettung dem fotografischen Zugriff


    Hinter Sokolowsko standen zwei Burgruinen an. Beide waren nur per Wadenbeißer zu erreichen, etwas anderes hätte mich jetzt auch schon überrascht. Von Burg Radosno war nur noch der Turm übrig, von Rogowiec/Hornschloss einige Mauerfundamente. Langsam näherte sich der Tag dem Ende zu, aber wie üblich redete ich mir abermals alle potenziellen Übernachtungsplätze, an denen ich vorbeikam, mit dem Argument "Ist noch viel zu früh" schlecht, bis dann definitiv keiner mehr kam und es zu dunkel für die Suche wurde. Eine in der Landkarte annoncierte namenlose Pension wies sich vor Ort als "Alpengasthof" aus und hatte - wohl alpinen Sitten folgend - Ende Oktober schon geschlossen.



    • Blick vom Jeleniec (902m) auf das Waldenburger Bergland
    • Alpengasthof ohne Gäste


    So landete ich nach gut 30 km in Jedlina-Zdroj (Charlottenbrunn) - nicht ahnend, dass ich noch einen größeren Stadtrundgang vor mir hatte: Die erste passende Pension schien eineinhalb Kilometer weiter westlich zu liegen. Das Pärchen von der Rezeption stieg aber gerade ins Auto und erklärte - möglicherweise nach einem Blick auf den Lehm an meinen Füßen -, dass nichts mehr frei wäre. Die Pension in der Straße gegenüber machte eher den Eindruck einer Monteursunterkunft, was mich aber nicht abgeschreckt hätte, sofern in dem Haus überhaupt jemand auf das Klingeln reagiert hätte. 50 Höhenmeter weiter nach oben und einen Kilometer nördlich lag die nächste Pension. Dort war immerhin die Gegensprechanlage besetzt und teilte mit, dass kein Zimmer mehr frei wäre. Das klang insofern nicht gerade glaubhaft, als hier überhaupt kein Zimmer erleuchtet war. Als ich mich mental schon fast darauf eingestellt hatte, meine Isomatte in einem Baumhaus des örtlichen Klettergartens auszubreiten, erblickte ich ein hell erleuchtetes Gebäude, bei dem ich zwar nur "Restauracija" lesen konnte, das aber nach mehr aussah. In der Tat: Nagelneu und piekfein kam das "Pensjonat Slowik" daher, vom Charakter her eigentlich ein Hotel mit Standard deutlich über Ibis & Co. Mit 135 Zloty (gut 30 Euro) inkl. Frühstück war ich dabei. Ob 15 Zloty den Unterschied machen? Für den sonst gängigen Hotelpreis von 120 Zloty habe ich nämlich immer deutlich primitiver übernachtet.

    Technische Daten: 34,2 km in 10:35h


    21. Oktober

    Gut befrühstückt vollendete ich meinen Stadtrundgang, bevor ich wieder auf den "Glowny szlak Sudecki" (Sudeten-Hauptweg) einschwenkte. Jetzt ging endlich das Eulengebirge los. Wer aber nach der Erfahrung mit den anderen Vogelgebirgen erwartet hatte, einem durchgehenden Gebirgszug folgen zu können, sah sich enttäuscht: Das Eulengebirge besteht aus mindestens zwei vesetzten Kämmen, von denen der längere auch noch durch tiefliegende Pässe unterbrochen wird.



    • Morgen in Jedlina-Zdroj
    • Drei-Sterne-Pension...
    • ...Tausend-Sterne-Biwaklager


    Der erste Teil des Eulengebirges, das Wlodarz-Massiv, brachte mir schon einmal 400 Höhenmeter ein. Auch hier begegnete ich einer "Schutzhütte", deren Liegeflächen eindeutig zum Übernachten einluden. Vielleicht deshalb, weil einige Kilometer weiter die "Säuferhöhen" (Osowka) liegen?

    Die "Säuferhöhen" waren auch mein Ziel. Aber nicht wegen des lustigen Namens, sondern wegen der dunklen Vergangenheit. Hier entstand in den Jahren 1944/45 ein Tunnelsystem, das nach heute herrschender Lehrmeinung zusammen mit anderen unterirdischen Anlagen in der Umgebung ein neues Führerhauptquartier ("Komplex Riese") bilden sollte. Dass die Wolfsschanze in Ostpreußen mittelfristig zu nah an der Front liegen würde, war damals schon klar. Andere Theorien gehen dahin, dass hier "Wunderwaffen" gebaut werden sollten. Drei der unterirdischen Anlagen im Eulengebirge - Wlodarz, Walim und Osowka - sind heute touristisch zugänglich, Osowka lag am günstigsten relativ zu meiner Route. Dort gibt es immerhin eine "Wunderwaffe" zu sehen: Einen Atomreaktor. Oder um genau zu sein: Ein silbern gestrichene Holzkiste, die in einen russischen Spielfilm als Atomreaktor herhalten musste. Bemerkenswert ist, dass in keiner der mir vorliegenden Publikationen Vermutungen über den Verbleib des Bernsteinzimmers im Komplex Riese angestellt werden. Offensichtlich sind die dortigen Marketingberater nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Immerhin gibt es am Straßenrand Plakate mit hakenkreuzdekorierten Ufos und Nurflüglern.

    Ich näherte mich der Osowka-Anlage von oben, kam also erst an dem sogenannten Kasino und den Silos für die Baustoffe vorbei, dann am Baufeld für das Kraftwerk und erreichte schließlich den Stolleneingang. Achtung für alle Nachahmer: Die Eintrittskarten gibt es im Besucherzentrum rund 400 Meter weiter südwestlich. Dort konnte ich auch meine Schrankwand abstellen.

    Der Anlage ist deutlich anzusehen, dass der Bau mittendrin abgebrochen wurde. Nur wenige Räume sind im Rohbau fertig. Im größten Raum kleben sogar noch Schalbretter am Beton. Überwiegend existiert nur der erste Kleinstollen, der dann nach oben und zur Seite hin erweitert wurde. Natürlich von Zwangsarbeitern.



    • Das sogenannte Kasino - nach meiner Einschätzung aber eher irgendetwas, was mit viel Elektrik ausgestattet werden sollte
    • Die große Halle mit Schalungsresten


    Nach gut eineinhalb Stunden machte ich mich wieder auf den Weg und kehrte auf den "Sudeten-Hauptweg" zurück. Am Przelecz Sokola ("Falkenpass") querte ich auf den Eulengebirgs-Hauptkamm. Das Training der Vortage hatte Früchte getragen, und so bewältigte ich den Anstieg zur Großen Eule (Wielka Sowa) in einer Dreiviertelstunde statt der vom Wegweiser versprochenen 1:15h. Der Aussichtsturm war selbst in dieser touristisch abwegigen Zeit (Ende Oktober an einem Dienstag) geöffnet, was aber möglicherweise auch daran lag, dass der Aussichtsturmpächter und der Souvenirladenbesitzer gerade in einer "Gesellschaftsschutzhütten" einer Feuer in Gang brachten, natürlich mit beträchtlicher Feinstaub- und vor allem Grobstaubemission. Vielleicht erwarten sie ja Gäste aus der nahen Eulenbaude. Auf den polnischen E3, der laut Karte ebenfalls die Große Eule passiert, gab es keinerlei Hinweis.



    • Eulengebirgspanorama
    • Das seltene Weiße Eulhuhn hat sein Federkleid farblich an die langen Winter im Eulengebirge angepasst
    • Der Aussichtsturm auf der Hohen Eule (1015m)
    • Die PTTK-Berghütte Zygmuntowka




    Mein Ziel war jetzt die Zygmuntowka-Berghütte. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag, ja DIE nächsten Tage war alles andere als ermutigend: Regen, starker Regen und leichter Regen. Ich war der einzige touristische Gast in dieser Nacht. Die anderen waren Forstarbeiter.

    Technische Daten: 26,6 km in 8:40h

    (Fortsetzung folgt)
    Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 03.12.2014, 21:11. Grund: Pfehler entfernt
    Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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    #2
    AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

    22. Oktober

    Meine Erwartungen an das Wetter wurden nicht enttäuscht: Nachts klatschte der Wind Regen mit voller Wucht ans Fenster. Erst bei Tageslicht fiel er wieder halbwegs senkrecht.




    • Der Blick aus der Zygmuntowka geht auch anders.
    • Lustloses Rückepferd im Regen
    • Pitschepatscher Sudetenhauptweg auf dem Kamm


    Als ich mich endlich aufraffte, waren die Waldarbeiter schon längst verschwunden. Ich traf sie aber wieder. Mit einem mäßig motivierten Rückepferd zerrten sie Baumstämme zur Forststraße herunter. Ich hatte mir den Kammweg gleich verkniffen, in der zutreffenden Annahme, dass die Aussicht in den Nebel von dort auch nicht weiter 100 Meter reichen würde. Außerdem ersparte ich mir damit die Auswirkungen der heute besonders aggressiven Erdanziehungskraft, die bekanntlich von nassem Laub auf glitschigen Steinen noch einmal verstärkt wird. Sie hätte mich schon beim Aufstieg von der Zygmuntowka fast zu Fall gebracht.

    Die Abwechslung dieses Tages bestand darin, dass ich mal der Forststraße westlich des Kammes folgte, mal östlich des Kammes - und einmal auch dem Kammweg selbst. Was für eine Erleichterung, als durch das Gebüsch endlich die Ruinen von Fort Hornwerk (Fort Rogowy) auftauchten! Die gigantische Festungsanlage war von Friedrich dem Großen gebaut worden, um das frisch den Österreichern entrissene Schlesien gegen mögliche Rückholversuche zu sichern.

    Nach einem kurzen Blick in den "Donjon", den Kern der Festung, machte ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft in Srebrna Gora/Silberberg. Der "Zauberkasten" versprach ein Hostel, doch soweit kam ich gar nicht. Auf dem Weg von der Festung herunter in den Ort kam ich an der Pension "Hubertus" vorbei, die zwar unbewohnt aussah, aus der aber ein Lautsprecher polnisches Schlagerradio nach außen übertrug. Sie war sogar offen. Nach einer Weile fand ich die Wirtin, der mir für 50 Zloty ein Zimmer gab. Wie sich herausstellte, war es die ehemalige PTTK-Hütte, privatisiert und zeitgemäß saniert.

    Weil es von hier nicht so weit bis zur Festung war, gönnte ich mir dann trotz des Regens doch noch die komplette Besichtigung, was eine weise Entscheidung war, denn im Gegensatz zum Morgen darauf war nicht alles im Nebel verhüllt. Genauso weise war es, die eigentliche Stadt Silberberg zu besichtigen. Sie ist nämlich nett und unaufdringlich mit EU-Mitteln durchsaniert worden.

    Auch die Festung wird derzeit grundlegend saniert; dass sie nicht ganz verfallen ist, ist angeblich den polnischen Pfadfindern zu verdanken, die die herrenlose Anlage in den Jahren des Sozialismus für sich entdeckten und als Ferienlager nutzten.



    • Erste Festungsmauern tauchen im Wald auf
    • Rund um den "Donjon" sieht es schon sehr ordentlich aus...
    • ... ein kleines Stück weiter herrscht noch Sanierungsbedarf
    • Blick auf die Stadt Silberberg/Srebrna Gora





    Technische Daten: 24,8 km in 7:45h


    23. Oktober

    Die gute Nachricht am Morgen war, dass es nicht mehr regnete. Die schlechte Nachricht: Es war nichts zu sehen. Dicker Nebel suppte um die Pension herum. Die Besichtigung von Fort Spitzberg/Ostrog auf der anderen Seite des Passses sparte ich mir, dafür besuchte ich den Viadukt, auf dem 1902 bis 1931 die Eulengebirgsbahn gefahren war. Übrigens die einzige Zahnradbahn in Schlesien (Zahnstange System Abt)

    Dann ging es zügig weiter Richtung Südosten. Dachte ich jedenfalls. Im Nebel hatte ich jedoch eine Dreifachverzweigung als Zweifachverzweigung gedeutet und war statt auf einem der beiden fast parallen Kammwege auf einem Weg gelandet, der langsam talwärts führte. Es dauerte fast zwei Kilometer, bis ich den Fehler entdeckte. Zurücklaufen ist "spießig", also kürzte ich auf einem alten Rückeweg ab, der direkt zum Kamm zu führen schien. Natürlich endete der Weg im Gebüsch, und die Entscheidung am Morgen, auf die Regenhose zu verzichten, rächte sich in üblicher Weise.



    • Eulengebirgsbahnviadukt
    • O-beiniger Baum am Abstieg nach Wilcza
    • Das ist kein überflutetes Wehr, sondern eine überflutete Fischtreppe an der Glatzer Neiße


    Beim Abstieg nach Wilcza gab ich mehr Acht, und traf genau den angestrebten Weg. Nur traf der Weg auf einen nicht vorgesehenen Zaun, auf dessen anderer Seite ein hungriger Schäferhund auf meine Fehlentscheidung wartete. Ich enttäuschte ihn und und wich über ein anderes Privatgrundstück ohne Zaun und Hund aus.

    Nun musste ich nur noch dem Tal der Wilcza bis Bardo/Wartha folgen. Hier unten reichte die Sicht tatsächlich einige hundert Meter weit. Weil der Weg entweder gut geschottert oder sogar asphaltiert war, machte ich ordentlich Tempo und erreichte Bardo noch bevor die Bauarbeiten auf dem Marktplatz abgeschlossen waren.

    Bardo leidet darunter, dass die Staatsstraße 8 praktisch mitten durch den Ort führt. Der unaufhörliche Strom der Lkw ist nur dann nicht zu hören, wenn ein Kohlezug die Stahlbrücke über die Glatzer Neiße überquert. Die eindrucksvolle Basilika kann den Ort dann auch nicht mehr rausreißen. Laut Karte hätte ich um Bardo herum noch einen Kalwarienberg, Reste schwedischer Schanzen und Ruinen einer Festung besuchen können, doch ich wollte nur noch weg und weiter.



    • Die Basilika von Bardo
    • Makolno
    • Zloty Stok/Rychleby/Reichenstein


    Über Laskowka und Makolno erreichte in der Abenddämmerung Zloty Stok/Reichenstein, wo ich zielstrebig das Hotel "Gold Stok" ansteuerte. Laut Website waren dort Aktionswochen, statt 140 Zloty kostete das Zimmer nur 70 Zloty. Ehrlich gesagt: 70 Zloty waren der einzig faire Preis. Ein Hotel, in dem vor dem verschlossenen Restaurant Werbeflyer eines Pizzabringdienstes auslagen, hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Pizzabringdienst wollte ich nicht, aber Zloty Stok wird ebenfalls von der Staatsstraße 8 berührt, und so fand ich ohne große Mühe einen Fernfahrerimbiss mit ordentlichen Portionen.

    Technische Daten: 36,3 km in 9:15h


    24. Oktober

    Am 24. Oktober ist zwar auch ein "vierundzwanzigster", aber es wird einem noch nichts geschenkt. Das sah ich gleich morgens beim Blick aus dem Fenster: Schon wieder Nebel!

    Etwas angefressen machte ich mich auf den Weg nach Osten und redete mir erfolgreich ein, dass das Mittelalterliche Technikmuseum und das Goldbergbau-Museum um diese Jahreszeit sowieso geschlossen haben würden. Wenigstens gab es entlang der Hauptstraße einen Rad- und Fußweg. Bei Bila Voda überquerte ich wieder die tschechische Grenze. In der Hoffnung auf ein späteres Aufklaren nahm ich den roten Wanderweg, um auf direktem Wege zum Aussichtsturm Boruvkova Hora (Heidelberg) zu gelangen.

    Dabei passierte ich den ehemaligen Wallfahrtsort Rosenkranz/Ruzenec/Rozaniec, der nach der Vertreibung der deutschen Einwohner nicht wieder besiedelt wurde. Anfang der 50er Jahre wurde er von den tschechischen Kommunisten restlos eingeebnet, um irgendwelche Wallfahrten gar nicht erst aufkommen zu lassen.

    Der Aussichtsturm war zwar kostenlos, aber dafür umsonst: Dichter Nebel umhüllte ihn. Ein wahrer Genuss hingegen war die erste Infotafel des "Wegs der polnisch-tschechisch-slowakischen Solidarität", der von hier auf der Grenze nach Süden führt. Zeitzeugen haben dort ihre Erinnerungen an die Zusammenarbeit der Dissidenten in den 80er Jahren niedergeschrieben. Eines der illegalen Treffen fand 1987 auf dem Heidelberg statt. Die polnischen Teilnehmer gerieten dummerweise in eine Kontrolle ihrer Grenzpolizei. Noch dümmer waren allerdings die Polizisten selbst. Damals war es üblich, dass in den Personaldokumenten der Arbeitgeber vermerkt wurde. Die Dissidenten waren aber oft formal arbeitslos, so auch der unabhängige Publizist Jacek Kuron. Einer der Polizisten stellte also triumphierend fest, dass hier ein höchst verdächtiger Arbeitsloser vor ihm stand. Kuron protestierte: "Was heißt hier 'arbeitslos' - ich bin Journalist!", rief er. Der Polizist dachte nach. "Äh, ja, na klar, jetzt erkenne ich Sie", strahlte der Polizist, "Sie sind der aus den Fernsehnachrichten!" - und ließ ihn passieren. Lakonische Anmerkung des Autors: "Er hat zwar das Läuten gehört, aber ein die Kirche verwechselt."



    • Damwild bei Bila Voda. Fairerweise sollte ich vielleicht erwähnen, dass es ein Gehege war...
    • Aussichtsturm auf dem Heidelberg...
    • ... und als Salz in die Wunde ein Poster mit der Aussicht vom Turm bei günstigem Wetter


    Die in der Karte noch versprochene Gastwirtschaft oberhalb von Travna hatte sich inzwischen auf polnische Schnapskäufer umgestellt und nannte sich jetzt "Sklep". Um das polnische Ambiente zu perfektionieren, war in einen Flachbau gleich daneben ebenfalls ein "Sklep" eingezogen, dessen Angebotspalette sich nicht signifikant von der des Nachbarn unterschied.

    Irritierend war die Kapelle am Weg oberhalb von Zalesi: "Nemrkej, nebo to prosvihnes" stand da. "Zwinker nicht, sonst vergeigst du es", wäre eine halbwegs stilädequate Übertragung. Nach einem Bibelzitat klang das nicht gerade. Aber was sonst? Ich grübelte vor mich hin. Erst das allwissende Internet veriet mir, dass mit meinem Grübeln die Absicht des Installationskünstlers Robert Salanda voll aufgegangen war.



    • Die Kunstkapelle bei Zalesi
    • Gut, wenn man Tschechisch kann: "Das würde ich nicht trinken" - hatte ich aber auch nicht vor.
    • Der Limes? Eine Schwedenschanze?


    Kurz vor dem Gieraltowska-Pass verließ ich die markierten Wege, um einen Stellplatz für meine "Schildkröte" zu finden. Die anhand von Luftbildern am Vorabend ausgespähte Lichtung erwies sich als überschwemmte Angelegenheit und verschaffte mir trotz Nutzung von GPS und Google Earth eine "unverfälschte Primärerfahrung des Scheiterns". Der Hang auf der anderen Seite des Weges war zwar auch kein dankbarer Lagerplatz, aber schließlich fand ich dort eine halbwegs ebene Stelle.

    Technische Daten: 25,4 km in 7:30h


    25. Oktober

    Am Morgen gab es einen Schock: Mein Zelt war vom Weg aus zu sehen. Und noch schockierender: Es war blauer Himmel zu sehen. Damit hatte ich überhaupt nicht mehr gerechnet. War meine Entscheidung, schon heute die letzte Etappe anzutreten und in Ramzova in den Zug zu steigen, vielleicht voreilig gewesen?



    • Endlich wieder Sicht und Licht!
    • Skulptureninstallation am Gieraltowska-Pass zwischen Niederschlesien und Mährisch-Schlesien
    • Wortspielerei: Aus "Granica Panstwa" (Staatsgrenze) wurde "Granica dla Panstwa" ("Spiel für die Herrschaft")


    In Rekordzeit - unter einer Stunde - war ich auf der Piste und wurde noch einmal mit schönen Szenerien belohnt. Gegen Mittag trübte es sich aber wieder ein, während ich noch einmal kräftig an Höhe gewann. Ab 900m hatte es nachts Frost gegeben, und jetzt kleckerte Raureif munter von den Bäumen. Die versprochene Aussicht vom Spicak (957m) hätte es aber auch ohne Nebel nicht gegeben. Die Bäume waren dort zwar nicht in den Himmel gewachsen, aber deutlich über meinen Kopf hinaus.




    • Die ersten anderen Wanderer überhaupt seit einer Woche
    • Diese tschechischen Mountainbiker purzelten an der Steigung nacheinander alle mehr oder weniger kontrolliert von ihren Rädern
    • Zum Glück liegt in der Schutzhütte am Dreiherrenstein unter dem Dach eine MYOG-Tragbahre aus Panzerband bereit


    Am Dreiländereck - oder besser Dreiherrenstein - von Mähren, Schlesien und der Grafschaft Glatz erreichte ich den mit 1109m höchsten Punkt meiner Tour. Hier war schon so etwas wie Winter - aber nur obenrum. Der Boden steckte noch tief in der Schlammperiode, manchmal ich auch.

    Jetzt musste ich ein wenig Dampf machen, um den Zug zu erreichen. Fünf Kilometer fehlten noch bis zum Bahnhof, 360 Höhenmeter mussten unfallfrei vernichtet werden. Ausgesprochen rechtzeitig für meine Verhältnisse, nämlich eine Viertelstunde vor der Abfahrt, erreichte ich den Bahnhof. Ein Blick auf den Hang gegenüber, der wie vor zwei Jahren ab halber Höhe in Nebel gehüllt war, bestätigte die Richtigkeit der Entscheidung, es hier gut sein zu lassen.



    • Herbstschlamm am Dreiherrenstein
    • Notiz an mich selbst: Bei derartigen Herbsttouren Gamaschen mitnehmen.
    • Abschied von Ramzova. Vielleicht erlebe ich diese Ecke ja irgendwann noch einmal ohne Nebel.



    Technische Daten: 21,5 km in 6:50h


    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 22:36.
    Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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      #3
      AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

      Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
      "I am from Lampersdorf", antwortete er. Wie ich später feststellte, ist das ein Dorf rund 60 Kilometer südwestlich von Breslau. Ich verkniff mir den Hinweis, dass eine derart undistanzierte Benutzung deutscher Ortsnamen in manchem deutschen Internetforum sofort die Tugendwächter der political correctness auf den Plan rufen würde und in eine sofortige Exkommunikation münden könnte.
      Die Polen sind da inzwischen viel weiter. Sie interessieren sich akiv für die deutsche Vorgeschichte. Auch habe ich einige Karten mit deutsch-polnischen Bezeichnungen.

      Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
      Doch wie hatte es so weit kommen können? Eigentlich war es noch gar nicht weit - 16 Kilometer, um genau zu sein. Ich war am frühen Nachmittag nach Anreise per Seilbahn auf der Schneekoppe gestartet und hatte mich auf dem Riesengebirgshauptkamm nach Osten aus dem ortsüblichen Nebel herausgearbeitet.
      Kein Wunder, dass Dich der "exkommunizierten User Milestone" bergauf abhängt. Mit dem Wetter hattest Du wohl etwas Pech. Ich war dieses Jahr viermal auf der Schneekoppe und hatte jedesmal ein Bombenwetter.


      Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
      Wer meine Reiseberichte kennt, wird jetzt stutzen und sich fragen, warum ich "schon wieder" diese Strecke laufe.
      Das ist eine der schönsten Gegenden. Da kann man nicht oft genug unterwegs sein. Richtung Altvatergebirge habe ich mindestens 3 Hauptvarianten.

      Das Eulengebirge steht schon seid 15 Jahren auf meiner Liste. Dieses Jahr mussten andere ornithologische Gebirge abgearbeitet werden. Ich hoffe, mein "Erlebnisgefühl" wurde durch Deinen Bericht nicht gestört.

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        #4
        AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

        OT:
        Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
        Ich hoffe, mein "Erlebnisgefühl" wurde durch Deinen Bericht nicht gestört.
        Gönn' dir einfach die "Primärerfahrung des Verlaufens" mit polnischen Präzisionslandkarten
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          #5
          AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

          Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
          Mein Ziel war jetzt die Zygmuntowka-Berghütte.
          Das ist die ehemalige Henkelbaude. Hermann Henkel war Vorsitzender des Eulengebirgsverein und setzte sich für die ordentliche Wanderwegmarkierung ein.

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            #6
            AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

            Der zweite Teil des Berichts steht jetzt auch.
            Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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              #7
              AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

              Ganz nach meinem Geschmack. Mir ist, als wäre ich dort bereits unterwegs gewesen. Am Dreiländereck Mähren, Schlesein und Glatz war ich es sogar schon. Im Polnischen heißt der Punkt Dreigrenzpass und im tschechischen wohl Fichtlicher Grenzstein.

              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
              Am Dreiländereck - oder besser Dreiherrenstein - von Mähren, Schlesien und der Grafschaft Glatz erreichte ich den mit 1109m höchsten Punkt meiner Tour. Hier war schon so etwas wie Winter - aber nur obenrum. Der Boden steckte noch tief in der Schlammperiode, manchmal ich auch.
              Nach Deinem Track sieht es allerdings aus, als hättest Du den Fichtlich(Smrk) überschritten. Der ist 1125 m hoch.

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                #8
                AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                ...Nach Deinem Track sieht es allerdings aus, als hättest Du den Fichtlich(Smrk) überschritten. Der ist 1125 m hoch.
                Ja, laut Track sieht es so aus. Sogar in meiner Detailfassung. Aber ich habe gefühlt nach dem Grenzeck keinen Aufstieg mehr gemacht, auf keinen Fall 16 Meter. Entweder ist der Smrk abgerutscht, der Grenzstein vom Hochmoor hochgedrückt worden oder der Gipfel einfach falsch eingetragen.

                OT: Oder ich merke ohne Trekkingstöcke einfach nicht, wann ich mehr Drehzahl auf den Boden bringe.
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                  #9
                  AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                  Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                  Aber ich habe gefühlt nach dem Grenzeck keinen Aufstieg mehr gemacht, auf keinen Fall 16 Meter. Entweder ist der Smrk abgerutscht, der Grenzstein vom Hochmoor hochgedrückt worden oder der Gipfel einfach falsch eingetragen.
                  Der Smrk hat ja eine relativ flache Kuppe. Das müsste der Weg Richtung Ramzová sein (Smrk auf mapy.cz).



                  (Das war übrigens im Oktober 2009. Die folgenden Tage kamen noch mal 70cm Schnee herunter.)

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                    • 18.04.2008
                    • 11913
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                    #10
                    AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                    Angeblich sieht der Gipfel so aus. Da war ich definitiv nicht.
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                    • eisen
                      Erfahren
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                      • 331
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                      #11
                      AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                      Sehr sehr spannende Tour! Und (wie immer) ganz bezaubernd erzählt. Allein der Einstieg ist zum kringeln...

                      Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                      Ich verkniff mir den Hinweis, dass eine derart undistanzierte Benutzung deutscher Ortsnamen in manchem deutschen Internetforum sofort die Tugendwächter der political correctness auf den Plan rufen würde und in eine sofortige Exkommunikation münden könnte.
                      Selbst bei (oder gerade wegen) dem Wetter machen die Fotos sofort Lust zum nachlatschen. Grübelgrübel, oder vielleicht doch mitm Rad? ;)

                      Grüsse,
                      eisen

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                        Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                        Grübelgrübel, oder vielleicht doch mitm Rad? ;)
                        Die Idee mit dem Rad ist nicht ganz verkehrt. Man muss ja nicht jeden Gipfeld mitnehmen. EbsEls hat's jedenfalls getan.

                        [PL, CZ] Wo Opa Gustav mit der Radbahr lang ist
                        Zuletzt geändert von ; 11.02.2015, 08:07.

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                        • Pfad-Finder
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                          • 18.04.2008
                          • 11913
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                          #13
                          AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                          Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                          Grübelgrübel, oder vielleicht doch mitm Rad? ;)

                          Grüsse,
                          eisen
                          Im Grunde ist die Tour mit dem Rad möglich, einige blöde Stellen wie Wadenbeißer und schlesischen Regenwaldpfad kannst Du umfahren. Ansonsten bist DU ja ausreichend schmerzfrei, wenn ich an den Karst"wander"weg denke.
                          Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                          • eisen
                            Erfahren
                            • 03.10.2005
                            • 331
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                            Im Grunde ist die Tour mit dem Rad möglich, einige blöde Stellen wie Wadenbeißer und schlesischen Regenwaldpfad kannst Du umfahren. Ansonsten bist DU ja ausreichend schmerzfrei, wenn ich an den Karst"wander"weg denke.
                            Oh ja, TRAGEN! Man könnte vielleicht, um Gewicht zu sparen, die Laufräder ausbauen und zuhause lassen!.

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                            • Igelstroem
                              Fuchs
                              • 30.01.2013
                              • 1888
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                              #15
                              AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                              Ich verkniff mir den Hinweis, dass eine derart undistanzierte Benutzung deutscher Ortsnamen in manchem deutschen Internetforum sofort die Tugendwächter der political correctness auf den Plan rufen würde und in eine sofortige Exkommunikation münden könnte.
                              ODS kann ja nicht gemeint gewesen sein, und als Fan von Pfad-Finders Reiseberichten habe ich mir daher an dieser Stelle gesagt: ›Denk nicht drüber nach, lies einfach weiter.‹
                              Lebe Deine Albträume und irre umher

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                              • Pfad-Finder
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                                • 18.04.2008
                                • 11913
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                                #16
                                AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                                Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                                Oh ja, TRAGEN! Man könnte vielleicht, um Gewicht zu sparen, die Laufräder ausbauen und zuhause lassen!.
                                Oder gleich ein Boot mitnehmen.
                                Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                • ranunkelruebe

                                  Fuchs
                                  • 16.09.2008
                                  • 2211
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                                  Ich les deine Berichte immer so gerne!
                                  'Unspektakuläre' und unübliche Gegenden, und so ein schön lakonischer Stil. Toll!

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                                  • Atze1407
                                    Fuchs
                                    • 02.07.2009
                                    • 2425
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                                    Typisch Pfadi. Danke.
                                    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                    Abraham Lincoln

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                                    • aachenbenne
                                      Erfahren
                                      • 03.11.2013
                                      • 296
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                                      Wirklich ein toller Bericht! Danke dafür. Die Ecke habe ich auch schon länger auf meiner Liste.

                                      Könntest du noch kurz erzählen wie du die GPX-Anzeige unten realisiert hast?

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                                        AW: [CZ][PL] Hart auf der Grenze IIa: Einmal quer durch den Glatzer Kessel

                                        Zitat von aachenbenne Beitrag anzeigen
                                        Könntest du noch kurz erzählen wie du die GPX-Anzeige unten realisiert hast?
                                        Du kannst Deinen GPX-Track als Anhang hinzufügen und an einer beliebigen Stelle im Artikel einbinden. Nach dem Speichern noch mal aktualisieren, dann wird der Track mit Karte angezeigt.
                                        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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