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aargh, entschuldigt bitte!! Ich war gerade zwei wochen internetlos in wales, und diese woche ist einfach zu viel zu tun. Am montag geht es weiter, versprochen!
juhuuuu
So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
ich als Kajakfahrer habe vom Bergwandern und Trekking wenig Ahnung, aber euer Bericht und die Fotos gefallen mir sehr.
Ich war vor langer Zeit (sch**ße schon 18 Jahre her) mal in England (Peak District und in Wales (Snowdonia).
Wenn ich den Bericht heir so lese, dann muss ich da echt mal wieder hin.
ganz toller Bericht von einer ganz toller Landschaft! Ich denke, dass ich das auch mal auf meine Liste aufnehme ich liebe die britische Landschaft einfach!
Euer Bericht ist erfrischend zu lesen dank eures tollen Schreibstils, die unterschiedlichen Tagesberichte regen zum schmunzeln an, ganz toll ich freu mich auf Montag
LG
Christian
PS: könnt ihr was zu eurer Ausrüstung sagen? Ich mach in 2 Wochen meine erste kleinere Tour mit ähnlicher Länge (allerdings einfaeres Gebiet) und wäre daher interessiert welchen Rucksack ihr mithattet, die von Osprey hab ich nämlich schonmal anprobiert. Muss auch gar nicht ausführlich sein und was sind das für coole Sitzkissen?
Unser vorletzter Wandertag beginnt wie alle anderen mit strahlendem Sonnenschein - das wird ja langsam langweilig mit immer dem gleichen Wetter!
Da wir morgen nachmittag wieder am Auto sein möchten, müssen wir heute die grandioseren Berge verlassen. Ich habe mich noch nicht ganz für eine Route entschieden, aber mir schwebt vor, dass wir über Glamamara ins Borrowdale hinuntersteigen, dort die Strasse queren und über die Derwent Fells gehen, um dann von Cat Bells eine schöne Sicht auf Keswick zu bekommen. Morgen könnten wir dann eine Schleife machen, um vor dem Ende der Tour Grasmoor zu besteigen, von dem wir sicher eine tolle Sicht auf Tag 1 und 2 hätten.
Bevor ich meine Pläne realisieren kann, muss ich aber meinen schlafenden Wandergenossen wachbekommen:
Zum Glück gelingt mir das auch heute wieder, und während er noch langsam wach wird, mache ich ein paar Bilder von meinem hübschen Zelt:
Er ist immer noch nicht fertig (was macht er nur immer so lang? Unsichtbares Makeup auftragen? Beten??), also gehe ich schon mal runter an den See und hole Wasser. Mich stört das ja gar nicht, dass ich morgens so schön viel Zeit mit Ferdis Kamera bekomme
Ich mache Bilder und noch mehr Bilder, es haben sich nämlich in allen Tälern sogenannte "cloud inversions" gebildet (Wikipedia hat mir gerade verraten, wie man das auf Deutsch sagt: Inneralpine Inversionswetterlage. Aha.):
Ich schaue immer wieder zu dem seltsamen Hubbel und freue mich über die Vielfältigkeit der Formen in britischen Bergen.
Nach einer Ewigkeit geht mir auf, dass ich diesen Hubbel im letzten Sommer bestiegen habe! Wieder fügt sich ein Puzzleteil in das Gesamtbild, wie schön!
Der besagte Berg heisst übrigens Pike of Stickle und sieht von der anderen Seite aus wie ein von dicken kleinen Trollen gebautes Elfenbeintürmchen (ja, da steht ein Schaf auf dem Gipfel ):
Ein Blick hinauf zum Zelt bestätigt mir, dass wir trotz der anderen Wandergruppen recht privat gezeltet haben - sie haben uns dort oben wahrscheinlich überhaupt nicht bemerkt.
Nachdem Ferdi freundlicherweise wie immer unser Trinkwasser keimfrei kurbelt, geniessen wir auf seiner Z-Lite unser Frühstück und die Sicht auf Great End, unseren letzen Gipfel von gestern:
Irgendwann hat das morgendliche Getrödel ein Ende und wir brechen Richtung Glaramara auf. Was für ein Name! Ich baue ihn so oft ich kann in das meine Sätze; so gerne spreche ich ihn aus
Wir laufen quer zum Pfad, um nicht zurückgehen zu müssen, und so dauert es ca. eine Viertelstunde, bis wir wieder auf dem Pfad sind.
Besonders weit kommen wir allerdings nicht, denn nach ein paar Schritten sehen der Nebel im Tal und der Hubbelberg gaaanz anders aus, und ich muss unbedingt wieder Photos machen!
Blick zurück auf unseren Zeltplatz
Langdale im Nebel
Bow Fell - Esk Pike -Great End
Sepia muss auch mal wieder sein
Glaramara besteigen wir gleich zweimal: Einmal, als ich denke, dass wir oben angelangt sind, und dann noch einmal, nachdem ich bemerkt habe, dass es in unmittelbarer Nähe noch etwas Höheres gibt..
Nun gut, es ist auch ein Doppelgipfel..
Egal, die Sicht ist jedenfalls grandios!
Keswick liegt im Nebel, aber Skiddaw kann man im Hintergrund gut erkennen, und Cat Bells ragt nur so gerade eben aus dem Nebelmeer.
Auch die Sicht zurück ist wunderschön.
Man merkt, dass wir uns wieder der Zivilisation nähern - sowohl an den Häusern im Tal als am hervorragenden Handynetz, das ich für zwei kurze Telefonate mit meiner Mutter und meinem Freund nutze.
Die ausgedehnte Pause ist mir sehr lieb, denn vor einer Weile ist leider das Befürchtete eingetreten: Meine Schmerzen im Fuß sind wieder da; zwar nicht besonders stark, aber doch besorgniserregend.
Wir pausieren ausgiebigst, machen viele Bilder und stopfen natürlich auch wieder einen Haufen Nüsse und Würste (und eine mikroskopisch kleine Portion Beef Jerky ) in uns hinein.
Der Abstieg erweist sich als komplizierter als der Aufstieg; die "Nordwand" besteht aus recht steilem Fels und sehr steilen, glattgefrorenen Schneefeldern.
Ferdi wirft bei der Kraxelei seine Stöcke vor sich hinunter - normalerweise wäre das keine dumme Idee, aber wenn vor den Stöckern dann noch ein Schneefeld gequert werden will, ist das im Nachhinein betrachtet doch ziemlich blöd..
Ich versuche, von unten eine gute Route zu finden, und Ferdi probiert von oben, und bald ist er zum Glück wieder mit seinen Wanderstöcken vereint
Hier grinst uns der Berg an:
Nun geht es nur noch bergab. Die Zivilisation kommt näher und näher, und ich überlege schon, wo wir wohl heute abend unser Lager aufschlagen.
Nachdem wir die Schnittlauchgrenze passiert haben wird uns etwas wehmütig zumute. Mein Fuß schmerzt immer mehr, und wir überlegen, was wir alternativ machen können.
Zum Glück sind wir nah genug an Keswick, dass wir jetzt schon zelten könnten und es trotzdem morgen zu Fuß zum Auto schaffen könnten, auch wenn wir Grasmoor dann abhaken müssten.
Wir beschließen, erst einmal bis Seatoller, dem Ort im Tal, zu gehen und dann weiterzusehen.
Unten angekommen ist leider klar, dass ich heute nicht mehr weiterkann. Ich versuche zwar noch, Alternativen zu finden, aber Ferdi hat mehr Verständnis für meine Situation als ich, und so beschließen wir, zumindest die heutige Tour zu beenden und es morgen wieder zu versuchen.
Leider gibt es in Seatoller zwar eine Campsite, aber kein Pub oder einen Laden, wo man eine Dose Bier und ein Buch kaufen könnte. Die Campsite hat unter Umständen einen Laden, aber wir wollen die 1,5 Meilen nicht gehen, um dann enttäuscht zu werden.
Nachdem Ferdi eine Gruppe Teletubbies fotografiert hat, beschließen wir, heute schon zu "unserer" Campsite zurückzukehren und morgen eine Tagestour zu unternehmen.
Der Bus ist leider gerade gefahren, und wir versuchen uns im Hitchhiken. Es dauert eine Weile, bis uns ein freundliches älteres Pärchen aus Glasgow einsammelt. Leider fahren die beiden nicht weit genug, sodass wir doch auf den Bus warten müssen. Aber nett war es trotzdem!
An der nächsten Bushaltestelle kommen wir auch mit mehreren Leuten ins Gespräch, und sie beschweren sich alle über das neblige Wetter heute. Ich sage ihnen, dass sie besser in die Berge hätten gehen sollen und fühle ein kleines bißchen Schadenfreude gegenüber den Tages-Tal-Touristen
Der Bus fährt uns bis nach Keswick, und dort kaufen wir im gutsortierten Supermarkt lauter ungesundes Zeug ein, das wir auf unserer morgigen Tagestour vertilgen wollen.
Wir sehen nach, wann die Busse nach Braithwaite fahren, und gehen danach Keswick anschauen. Wir gucken in die besten der vielen Outdoorläden und ich kaufe mir ein Merino-Oberteil. Eine Kaffeetasse muss auch noch mit, und danach geht es ins Dog and Gun.
Wir probieren uns durch die leckeren Ales und geniessen es, mal wieder eine Mahlzeit zu essen, die nicht in einen 500ml-Ziploc-Beutel passen würde.
Auf einmal geschieht es: Wir schauen uns über unserem Bier tief in die Augen, und uns wird beiden gleichzeitig klar: WIR HABEN UNS VERLIEBT!
…in den hübschen Hund am Nachbartisch! Nach anfänglicher Schüchternheit trauen wir uns irgendwann zu ihm und erfahren, dass es ein Patterdale Terrier ist, also eine lokale Hunderasse. Wirklich wunderschön!
Auf dem Weg zum Bus reden wir über nichts anderes als diesen schönen Hund. Später haben wir im Internet nach dieser Rasse gesucht, aber kein so schönes Exemplar entdecken können.
Der Bus lässt uns in der Nähe unserer Campsite heraus, und wir bauen das Zelt diesmal an einer weniger steinigen Stelle auf.
Es fühlt sich an, als sei unsere Wanderung heute schon zuende gegangen; ein merkwürdiges Gefühl.
Vor dem Schlafengehen nehme ich noch eine Ibuprofen, in der Hoffnung, dass sie meiner Sehne bei der Heilung helfen wird.
Dank der Kombination von Medikamenten und hervorragenden Ales (unser Favorit war das Langdale) schlafe ich schnell ein.
ganz toller Bericht von einer ganz toller Landschaft! Ich denke, dass ich das auch mal auf meine Liste aufnehme ich liebe die britische Landschaft einfach!
Euer Bericht ist erfrischend zu lesen dank eures tollen Schreibstils, die unterschiedlichen Tagesberichte regen zum schmunzeln an, ganz toll ich freu mich auf Montag
LG
Christian
PS: könnt ihr was zu eurer Ausrüstung sagen? Ich mach in 2 Wochen meine erste kleinere Tour mit ähnlicher Länge (allerdings einfaeres Gebiet) und wäre daher interessiert welchen Rucksack ihr mithattet, die von Osprey hab ich nämlich schonmal anprobiert. Muss auch gar nicht ausführlich sein und was sind das für coole Sitzkissen?
Hallo Christian,
danke für das Lob!
Zur Ausrüstung:
Ferdi hatte den neuen Xenith 88 mit, da er ja einen Großteil der Ausrüstung getragen hat.
Ich hatte einen alten Stratos 40 mit, meinen Lieblingsrucksack, der aber auf normalen Touren (wo ich meinen eigenen Kram trage) meist durch den Exos 58 ersetzt wird. Generell bin ich mit Osprey sehr zufrieden. Auf meiner letzten Tour vor dieser hatte ich einen Berghaus mit und habe ständig meinen Osprey vermisst.
Das Zelt war ein Terra Nova Superlite Quasar
Wir hatte beide Western Mountaineering Schlafsäcke mit (Antelope und Apache), und als Matte hatte Ferdi eine TAR Z-Lite, verstärkt durch meine beiden Z-Seat (meine waren halb so teuer, weil sie grün sind ).
Aaah, endlich geht es weiter!!! Schade nur, daß die Tour nun schon fast vorbei ist.
So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
a da hat das Warten gelohnt! Toller Bericht und tolle Fotos! Die Inersitionswetterlage muss traumhaft gewesen sein!
Danke für deine Ausführungen! Die Matte sieht interesannt aus. Nicht so weit weg, in 2 Wochen ne Probetour am Rothaarsteig und im Sommer nach Süddeutschland, Schwarzwald oder schwäbische Alb alles vorbereitungen um nach dem Abi nach GB zu fliegen
Schon wieder Sonne? Ja schon wieder Sonne. An diesem Morgen breche ich mit dem Vorhaben, mich überhaupt nicht zu Hause zu melden. Ich fotografiere mit dem Handy aus dem Zelt heraus die wunderschöne Morgensonne.
"Nachricht konnte nicht gesendet werden" Genial! Ich fluche über die Technik und meine Inkonsequenz.
Anna scheint wieder früh auf den Beinen zu sein, denn meine Kamera ist nicht auffindbar.
Wie war das mit Anna an diesem Morgen? Wollte sie los? War ich der Gemütliche? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Jedenfalls hat sie mich beim Frühstück doch sehr an ein verhärmtes tibetisches Waisenkind erinnert.
Langsam bin ich an dem Punkt angelangt, an dem mir das Müsli wieder zum Hals heraus hängt. Auf meiner letzten Sarektour, (von der es leider keinen Bericht gibt) hatten wir es tatsächlich geschafft, Polarbröd, Wurst und Käse für zwei Wochen im Rucksack zu tragen.
Da wir den Weg verlassen hatten, um unseren Zeltplatz zu erreichen, geht es erst wieder querfeldein Richtung Pfad.
Heute möchten wir unter anderem Glaramara besteigen. Als ich diesen Namen das erste mal hörte, dachte ich, es würde sich
um einen rauchigen Whisky handeln, mit dem Anna mich wieder quälen möchte. Oder doch ein Hillbillyausdruck? Für Großmutter vielleicht?
Oben angelangt - und dies mal ist man vom Aufstieg wirklich nicht allzu müde geworden - gibt Anna mir ein wenig Unterricht über die umliegenden Berge, die Orte, die man von hier aus deutlich sehen kann, und auch über solche, die gänzlich im Nebel liegen. Die Freude, die sonst aufkommt, wenn man sich wieder der Behaglichkeit der Zivilisation nähert, hält sich diesmal in Grenzen. Jetzt sollte die Reise eigentlich erst beginnen! War Anna auch dieser Meinung? Sicherlich.
Sie teilt ihre Portion Beef Jerky mit mir, die aussieht, als würde sie einem Kaufmannsladen entstammen und nimmt anschließend Kontakt mit der Heimat auf.
Leider scheint ihr Fuß wieder die gewohnten Probleme zu machen. Das macht wir weniger Sorgen wegen der Tour, die gerade im Gange ist, als es mir Sorgen macht, dass Anna vielleicht längerfristig mit Einschränkungen werde leben müssen.
Als ich den Abstieg von Glaramara von oben betrachte, macht es auf mich zwar einen etwas abenteuerlichen aber durchaus keinen gefährlichen Eindruck. Ein wenig gefährlich finde ich es erst in dem Moment, in dem ich feststelle, dass diese Seite des Berges, da sie im Schatten liegt, größtenteils überfroren ist. Ich entledige mich meiner Stöcke und muss leider feststellen, dass ich mit meinem Riesentornister nicht so leichtfüßig nach unten komme, wie Anna.
Nach einigen Routenwechseln gelange ich aber schließlich auch auf dem Schneefeld an.
Ich spüre kurz den Geist von Hildegard Knef, erreiche an wirkliches Hoch der Stimmung, weil ich nun auf all die schönen Dinge zurückblicken kann, die wir erlebt haben, bekomme aber auch recht schnell wieder einen Dämpfer; Annas Fuß schmerzt immer stärker, was bei diesem Abstieg natürlich auch kein Wunder ist. Auch meine Fußsolen qualmen so langsam.
Als wir in Seatoller ankommen, muss ich Anna förmlich überreden, sich nicht noch weiter zu quälen. Ich bekomme mein Zivilisationstief, wie ich es auch in den Alpen oft hatte. Man sitzt im Tal blickt auf die Berge, in denen man noch vor wenigen Stunden herumgekraxelt ist, und alles erscheint so unendlich weit weg.
Wir lassen uns an einem Wendehammer nieder und sprechen die Möglichkeiten durch, die uns jetzt bleiben.
Keswick find ich gut. Trampen auch. Auf den Bus würde ich notfalls auch noch warten.
Nach einigen Fehlschlägen nimmt uns ein freundliches älteres Paar mit. Anna und der Fahrer stimmen ein fröhliches Loblied auf yr.no an und ich merke, wie unangenehm es sich doch in beheizten Räumen anfühlt, wenn man eine Woche draußen unterwegs war. Das wird an diesem Tag noch schlimmer. Viel schlimmer. Nach einer sehr holprigen Busfahrt kommen wir in Keswick an und bedienen uns reichlich in den örtlichen Geschäften.
In einem Geschäft für Merinobekleidung, nötigt mich Anna, dem Verkäufer, den sie noch von Urlauben in der Vergangenheit kennt, unsere Route durch die Berge auf der Karte zu zeigen, während sie Oberteile anprobiert. Hmm...schwierig.
Ich sage ihm, während Anna in der Umkleide ist er solle meine erfundene Wegbeschreibung einfach mit einigen "Ah", "Ok", "Yep"
"Ah, nice" usw. kommentieren. Ist der Plan aufgegangen?
Ich dachte mir: Gut, Anna hat von einem Pub geredet. Wir werden jetzt irgendwo einkehren, es wird mir dort wahrscheinlich nur so mittelgut gefallen, weil ich mir viel zu romantische Vorstellungen mache. Und genau das ist nicht passiert.
Das Dog and Gun übertrifft meine Erwartungen, sogar was das Essen angeht.
Nach einem ziemlich scharfen Curry und zwei Pale Ales wird mir derart heiß. Ja, ich habe mir in den Bergen ein wenig das Gesicht verbrannt!
Ein letztes verzerrtes Bild. Dann geht es "nach Hause zur Campsite". Verliebt bin ich in diesem Moment auf alle Fälle. In diesen schönen Ort, den Wind, der genau wie am ersten Tag durch die Araukarie pfeift und auch ein bisschen in den Hund, der leider nicht nur primus inter pares ist, sondern viel mehr. Nämlich der schönste Patterdaleterrier der Welt.
Heute ist also unser letzter Tag in den Lakes - wie verbringen wir ihn am Besten?
Wir haben trotz des nervigen krähenden Hahns auf der Campsite lange geschlafen und trödeln morgens mal wieder herum.
Das Wetter sieht ungefähr aus wie gestern morgen, nur dass wir heute unter der Wolkendecke sind. Ich bin aber davon überzeugt, dass es über den Wolken auf den Bergen klar ist. Zumindest noch für eine Weile.
Ich habe beschlossen, Ferdi heute Helvellyn zu zeigen, den dritthöchsten der sechs englischen Dreitausendern (3000 ft. natürlich).
Die Aussicht von dort muss überwältigend sein, und ich hatte bisher nur einmal klare Sicht dort oben, konnte aber damals im Mondschein die Sicht nur erahnen..
Ausserdem ist Helvellyn ganz in der Nähe von Grasmere, dem Standort meines Lieblings-Pubs.
Zuerst müssen aber Tagesrucksäcke gepackt werden. Bis auf Kochkram, Zelt und Schlafsack muss ja sowieso alles mit, aber irgendwie dauert das Packen doch wieder lang..
Ich habe das Gefühl, dass das Wetter höchstens den Vormittag über hält und möchte eigentlich direkt auf den Berg. Andererseits habe ich Ferdi ein Full English Breakfast versprochen, und dieses kulinarische Erlebnis würde unseren Urlaub wahrscheinlich besser vervollständigen als ein schönes Panorama
Auf geht es also nach Grasmere! Das Auto wird kostenpflichtig abgestellt, und wir machen uns auf die Suche nach einem Frühstücks-Café. Davon gibt es gar nicht so viele, und wir landen letztendlich im Miller Howe Café, wo auch einige "locals" zu sitzen scheinen.
Wir bestellen einmal das normale cooked breakfast und einmal das große, bei dem noch black pudding (Blutwurst), baked beans und hash browns (gehören da eigentlich nicht rein) dabei sind - Ferdi soll ja schließlich alles mal probieren.
Natürlich kann das Frühstück wie immer nicht mit dem meiner schottischen Schwiegermutter mithalten, aber was solls, es schmeckt trotzdem und gibt Kraft für einen Tag auf dem Berg!
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto zum Parkplatz unterhalb Helvellyns. Der Parkautomat nimmt leider nur Kleingeld, welches wir nicht mehr haben, und nach einigem Überlegen legen wir einen Zettel hinter die Scheibe mit einer Entschuldigung und dem Versprechen, den Betrag später im National Trust Geschäft zu bezahlen (ich muss gestehen, dass wir dies vergessen werden.. )
Inzwischen ist das Wetter eher bescheiden: Es nieselt bei ungefähr sechs Grad, sodass die gefühlte Temperatur bei etwa einem Grad Celsius liegt.
So hätte es die ganze Woche lang sein können - wir haben ganz schön Glück gehabt!
Auf dem Weg nach oben kommen uns nur wenige Menschen entgegen, und von denen hat es keiner zum Gipfel geschafft. Eine Familie rät uns zur Umkehr, aber da wir nichts Besseres zu tun haben, beschließen wir, so weit zu gehen, wie wir kommen.
Mein Fuß schmerzt, obwohl ich gestern abend eine Ibuprofen genommen hatte; deshalb würden wir auch bei einem früheren Abstieg keine Alternativtour gehen.
Bei 750 Metern Höhe erreichen wir den Schnee. Er ist hart und glatt und bedeckt den Pfad. Wir sehen einen Mann mit Eispickel und Steigeisen von oben herunterkommen.
Bei der schlechten Sicht würden wir sofort vom Pfad abkommen, und der Weg ist zu steil, um ohne Steigeisen einen sicheren Tritt zu haben. Oben angekommen würden wir sowieso nichts sehen, also ist der Beschluss, umzudrehen, schnell gefasst.
Eine reine Vernunftentscheidung, die nichts mit dem verlockend warmen Pub im Tal zu tun hat
Der Weg nach unten ist nicht sonderlich spannend, aber nach einer Weile unterhalten wir uns damit, die verschiedenen Steine mit ihrem Flechtenbewuchs zu fotografieren. Plötzlich sieht man statt grau in grau unzählige Farben und Formen, wie z.B. den "Google-Maps-Stein":
Uns ist gar nicht mehr langweilig, und nach einer gefühlt kurzen Weile und einem nebligen Selfie sind wir schon bald wieder beim Auto.
Nun geht es endlich ins Tweedies, ein exzellentes Pub mit angeschlossenem Restaurant.
Wir probieren uns durch die Ales (soweit es die großzügige britische Promillegrenze von 0,8 erlaubt ) und geniessen jeder ein leckeres Mahl. Ich esse zum ersten Mal Perlhuhn, das mir ganz vorzüglich schmeckt.
Danach geht es wieder zur Campsite "Zum Nervigen Gockel".
Rückreise - 15. und 16. März
Dir Rückreise am verläuft wie geplant: wir fahren durch die immer flacher werdende englische Landschaft nach Dover, wo wir für 16 Uhr eine Fähre gebucht haben.
Abends sind wir dann wieder bei Pieter und seiner Familie. Diesmal gehen wir etwas früher ins Bett (nachdem wir natürlich schon die Bilder angeschaut haben), und am nächsten Morgen frühstücken wir erst gemütlich, bekommen dann noch Besuch von einem anderen ehemaligen Kollegen samt Frau, und dann gehe ich noch schnell in einen normalen und einen jüdischen Supermarkt, um einige Sachen zu kaufen, die es nur in Belgien gibt.
Nachmittags setze ich Ferdi wieder bei seinem Angeberschlitten ab, und wir bemühen uns, aus dem Chaos im Kofferraum alle seine Sachen herauszufiltern.
Der Abschied fällt ein klein wenig schwer - man gewöhnt sich ja auf so einer Tour irgendwie aneinander.
Wobei wir auch schon beim
Fazit
wären:
Nach unseren ersten Tour hatten wir sehr sporadischen Kontakt, und ich war mir nicht sicher, ob ich Ferdi jemals wiedersehen würde. Inzwischen muss ich aber zugeben, dass aus einer Internetbekanntschaft tatsächlich eine Freundschaft entstanden ist. Das haben wir diesem Forum und dem angeblich so anonymen Internet zu verdanken :-)
Zur Tour selber kann ich sagen, dass es entgegen meiner Befürchtung nicht langweilig war, so wenige Kilometer zu gehen. Normalerweise mag ich es zwar etwas sportlicher, aber ich fand diese Tour genau richtig. Letztendlich war es ja auch für meine lädierte Sehne genau am Limit.
Mit dem Wetter haben wir unglaubliches Glück gehabt, aber ich denke, dass man sich auch bei schlechtem Wetter im Lake District amüsieren kann, da es ja nette Cafés und Pubs gibt. Diese kann man komplett vermeiden, wenn man das Wildnis-Gefühl möchte, oder eben in die Route einplanen, wenn man sich ab und zu mal aufwärmen will.
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