[IE] Kerry Way Solotour April 2013

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  • RockingKatja
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    [IE] Kerry Way Solotour April 2013

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Prolog

    21.04. Killarney

    Da stand ich nun. Ganz alleine. Ich winkte Frederick noch im Bus zu, drehte mich um und lief zurück Richtung Súgán Hostel. Nachdem ich jetzt eine gute Woche mit ihm zusammen den Beara Way gelaufen war (Reisebericht hier), war ich nun auf mich gestellt. Was würden die nächsten Tage bringen? Wie würde ich alleine auf Tour klar kommen? Der Beara Way war meine erste mehrtägige Rucksacktour gewesen und das neu gekaufte Equipment hatte sich fast ausnahmslos bewährt. Nur den Rucksack werde ich noch austauschen. Ansich war er okay, aber ich zuppelte immer wieder an ihm herum und werde mir wohl mittelfristig einen besser passenden kaufen.

    Auf dem Beara Way hatten mir meine Knie von Tag eins an immer wieder Probleme bereitet. Das schwere Vorankommen in dem unwegsamen aufgeweichten Gelände hatte ihnen anscheinend ordentlich zugesetzt und eine wirkliche Erholungspause gab es bisher einfach nicht. Ich hoffte also, dass dieser zweite Off-Day genug war, um soweit zu regenerieren, dass der Kerry Way bezwungen werden konnte.

    Ich hatte immer noch keinen wirklichen Plan, wie ich die Hälfte der ersten Etappe überspringen konnte. Von einer Tageswanderung aus dem letzten Jahr kannte ich die Strecke Muckross House - Galway's Bridge bereits und wollte sie nur laufen, wenn es keine andere Möglichkeit gäbe.
    Nachdem ich mir gestern schon eine wasserdichte Kartenhülle gekauft hatte, wollte ich mir nun doch noch Gamaschen besorgen, nachdem ich in den letzten Tagen gesehen hatte, wie nützlich sie sein können. Direkt am Súgán stiefelte ich also in den Outdoorshop und beim bezahlen an der Kasse fragte ich bei der Gelegenheit gleich die Verkäuferin, ob sie eine Idee hätte, wie ich bis zur Galway's Bridge kommen könnte. Ihre Idee: Von Ross Castle mit dem Boot bis nach Lord Brandon's Cottage fahren. Bei gutem Wetter sei die Fahrt einfach unglaublich schön. Ich solle doch einfach im O'Connells Pub fragen, der Besitzer organisiere die Fahrten.
    Das war doch mal eine großartige Idee! Im Pub war der Besitzer zwar nicht zugegen, ich bekam jedoch seine Telefonnummer und hatte innerhalb von fünf Minuten für morgen 11 Uhr einen Platz im Boot ab Ross Castle sicher. Toll.
    Da das Wetter heute mit einem Sonne-Wolken-Mix recht angenehm war, schlenderte ich lange durch den wirklich empfehlenswerten Killarney National Park, gönnte mir zurück im Ort Kaffee und Kuchen und kaufte mir im Second Hand Buchladen noch zwei fette Schinken. Vielleicht nicht besonders schlau vor der Tour zwei große und schwere Teile zu kaufen, die ich dann einmal um die Halbinsel schleppen würde, aber ich konnte an dem tollen Laden einfach nicht vorbei.
    Da der Weg zum Ross Castle durch den National Park zwar sehr schön, aber leider überschwemmt und unpassierbar war, suchte ich mir noch die Route auf der Straße raus, zauberte mir ein feistes Abendbrot in der Hostelküche und schmökerte vor der Nachtruhe noch etwas in einer meiner literarischen Neuerwerbungen.


    Killarney National Park



    Kate-ventures - My adventures on the road

  • Rattus
    Lebt im Forum
    • 15.09.2011
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    #2
    AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

    Da warst du ca eine Woche später im Killarney Nationalpark als ich. Komisch, ich fand es schon viel frühlingshafter Und schön ist es wirklich dort.
    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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    • Survivor85
      Anfänger im Forum
      • 13.05.2013
      • 25
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      #3
      AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

      Bitte schnell weiter schreiben... habe gerade schon den Bericht "Fifty Shades of Grey" verschlungen...
      Und der hier verspricht genauso gut zu werden...

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      • RockingKatja
        Erfahren
        • 21.03.2012
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        #4
        AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

        Tag 1

        22.04. Killarney - Black Valley

        Der Tag begann wie der gestrige mit einer dichten Wolkendecke jedoch ohne Regen. Also machte ich mich früh auf und wanderte ganz entspannt eine knappe Stunde eine kleinere Straße entlang bis zum Ross Castle. Ich war eine Stunde zu früh hier, aber das war durchaus so gewollt. So stellte ich den Rucksack ab und entspannte auf einer Bank mit schönem Blick auf das Castle und den Lough Leane.
        Um die Uhrzeit waren schon einige Touristen unterwegs, jedoch ging die fast in der Schaar der Angler unter. Wie ich erfuhr gab es heute und morgen einen Angelwettbewerb auf dem See. Viertel vor 11 legte ein kleines rotes Boot mit Außenborder an. Der ältere Mann, der es steuerte bestätigte, dass das wohl meins war. Wir warteten noch auf vier Franzosen, die mit Fahrrädern ins Black Valley wollten um dann über das Gap of Dunloe zurück nach Killarney zu fahren und los ging die Fahrt.


        Ross Castle

        Die Dame im Outdoorshop hatte nicht zu viel versprochen. Mit den McGillycuddy Reeks im Blick ging es Richtung Süden bis zum Upper Lake und Lord Brandon's Cottage. Die 15 Euro waren wirklich gut angelegt, denn die Fahrt ist atemberaubend schön!


        Lough Leane








        Der Chef auf dem Boot

        Anderthalb Stunden später legten wir an Lord Brandon's Cottage an. Außer einem Tearoom und einem alten Turm gab es aber nicht viel zu sehen, also machte ich mich bei immer besserem Wetter auf zum Hostel in Black Valley.


        Lord Brandon's Cottage

        Gerade mal eine halbe Stunde später stand ich vor der Tür und tatsächlich wurde mir geöffnet, obwohl das Hostel eigentlich erst wieder 17 Uhr aufmachte. Ich stellte nur eben meinen Rucksack ab, packte ein paar Sachen in meine kleine Rückentüte und machte mich dann auf Richtung Gap of Dunloe für einen entspannten Spaziergang. Übrigens aus meiner Sicht sehr zu empfehlen, das Sea to Summit Ultra-Sil Daypack. Mit Rollverschluss ist es wasserdicht und wird als Packsack für meinen Schlafsack verwendet. Für Spaziergänge oder Tagestouren auf dem Weg, kann man es prima als Daypack verwenden. Daumen hoch.
        Ohne große Eile spazierte ich die Serpentinen hoch und genoss bei einer kleinen Pause oben auf dem Pass angelangt den Blick in das Gap. Die hohen Gipfel links und rechts und die sich schlängelnde Asphaltstraße sind schon beeindruckend. Ich lief noch ein ganzes Stück hinunter und kehrte dann um, bevor ich das Gap ganz verlassen hätte.


        Black Valley


        Gap of Dunloe

        Gegen 16:30 war ich zurück am Hostel und wollte mich noch eine halbe Stunde auf der Bank davor entspannen, jedoch kam hinter dem Haus recht bald ein knurrender Hund hervor, der damit gar nicht einverstanden war. Gut, ich wollte mich jetzt auch nicht mit ihm anlegen und ging in der Nähe auf einem Stück Wiese an einer Weide ein schönes Plätzchen suchen. Die Schafe hinter dem Zaun waren etwas verwundert, warum da vor ihrer Weide einfach jemand auf dem Rasen saß, und gingen lieber auf Abstand.

        Zurück am Hostel bewaffnete ich mich mit meinem ausgefahrenen Trekkingstock und schlich mich möglichst leise durch die Hintertür hinein. Haha. Oben im Zimmer fand ich auch meinen Rucksack wieder und war erstaunt, wie sauber und neu alles war. Ich war ganz alleine und breitete mich ganz nach Belieben aus. Leider waren die Betten so weich, dass ich darauf kaum schlafen könnte, ohne am Morgen mit Rückenschmerzen aufzuwachen. In meinem Fall kann sowas auch so schlimm werden, dass ich mich gar nicht mehr bewegen kann.
        Also pumpte ich eben meine Isomatte auf (auch sehr zu empfehlen der Pumpsack zur Therm-A-Rest) und holte den Schlafsack raus. Das sah bestimmt seltsam aus. Vier Doppelstockbetten und Katja schläft dazwischen auf dem Boden.
        In der riesigen Hostel Küche machte ich mich über zwei Tüten Rindfleischsuppe her, die eigentlich jeweils für zwei Personen gedacht waren und dazu gab es noch eine Dose Fisch. Ich bin da nicht wählerisch. Ich machte mir noch einen Tee, schrieb dank WLAN ein wenig in meinem Blog und unterhielt mich mit der Hostelbetreiberin, die wirklich sehr nett war und mir erklärte, dass sie den Winter über das ganze Haus komplett renoviert hatten. Unterm Strich Prädikat "absolut empfehlenswert"!
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        • RockingKatja
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          • 21.03.2012
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          #5
          AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

          Tag 2

          23.04. Black Valley - Glencar

          Heute sollte nun also der erste richtige Tag ganz alleine auf dem Trail sein. Ich packte meine Sachen und legte mal wieder die komplette Regenmontur an, da der tiefgraue Himmel nichts gutes versprach. Die neu gekauften Gamaschen durften auch gleich ran und die Karte sowie das kleine gelbe Guidebook wurden in der neuen Kartenhülle auch umgehängt. Ich fühlte mich damit ein wenig wie Kind, dass alleine Zug fährt .
          Los ging es zum westlichen Ausgang des Black Valley. Hier und da nieselte es ein wenig, das erste Waldstück war nur mäßig schlammig und bevor der Pfad Richtung Bridia Pass abbog, traf ich zwei osteuropäische Wanderer. Ein kurzer Plausch ergab, dass sie gestern auf dem Carrauntoohil waren - der Berg auf den ich mich inzwischen ein halbes Jahr lang vorbereitet hatte. Schließlich wollte ich ihn morgen zusammen mit dem Caher besteigen und wenn das Wetter es zulässt sogar den ganzen Horseshoe laufen. Auf die Frage, ob sie denn die Devil's Ladder oder gar Hydro Road genommen hatten, wussten sie keine Antwort, denn sie waren mit einem Guide unterwegs gewesen. Tse.


          Black Valley


          Immer noch Black Valley


          Von dieser Ruine hat wohl jeder Kerry Way Wanderer ein Foto. Ich jetzt auch

          Weiter ging es an einer großen Farm vorbei Richtung Bridia Pass. Wirklich beeindruckend sah er von unten nicht aus und wenn man sich immer rechts vom Fluß hielte, sollte man auch an der richtigen Stelle oben ankommen. Gesagt getan. Die Navigation entlang der Wegpfosten mehr oder weniger querfeldein war kein Problem. Hin und wieder konnte ich mich entscheiden, wie ich zum nächsten Pfosten gelangen wollte.
          Während ich so vor mich hinstapfte und statt einem steilen steinigen Stück lieber eine kleine etwas längere Strecke durch braungelbes Gras wählte, stand ich plötzlich innerhalb von einer Zehntelsekunde fast bis zum Knie im Schlamm. Und der Boden war noch nicht erreicht! Erstaunlich wie schnell dann das Unterbewusstsein die Kontrolle übernimmt. Mein linkes Bein schnellte vor, versank zum Glück nur bis zum Knöchel. Das rechte wurde aus dem Schlamm gezogen. Die ganze Aktion hatte vielleicht eine Sekunde gedauert. Wow. Mein erstes richtiges Boghole. Und die Gamaschen hatten sich gleich am ersten Einsatztag bewährt, yeah!
          Etwas misstrauischer dem Untergrund gegenüber stapfte ich weiter und kam schließlich oben am Pass an. Auch wenn die Wolkendecke noch recht dicht war, war doch der Blick auf das Bridia Valley wunderschön.


          Bridia Pass


          Bridia Valley

          Unten angekommen nutzte ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages, um mich meiner Regenkleidung zu entledigen und eine Pause im Stepping Stone B&B bzw. dem Café auf der Rückseite einzulegen. Die wirklich überaus freundliche Dame des Hauses versorgte mich mit einer großen Kanne Tee und einem überaus leckeren Stück Carrotcake. Wir plauderten ein wenig und ich erfuhr, dass in der letzten Woche wieder zwei Wanderer tödlich verunglückt seien. Einer am Gap of Dunloe und einer am Carrauntoohil. Ich versicherte ihr, morgen vorsichtig zu sein und machte mich dann auf, den nächsten Pass zu bezwingen. Gleich gegenüber des B&B schlängelte sich der z.T. recht breite Pfad - die Lack Road - den Hügel hinauf mit schönen Ausblicken zurück in das Bridia Valley. Die Wolkendecke riss immer weiter auf, so dass ich oben angekommen einen fantastischen Blick Richtung Coomloughra Horseshoe und Lough Acoose hatte.


          Der Blick zurück


          Huch, blauer Himmel?


          Lough Acoose


          Yeah, geschafft!


          Es ist steiler, als es aussieht

          Der Weg nach unten war steinig und zum Teil extrem steil. Sofort begannen meine Knie sich wieder zu beschweren. Na toll. Mühsam und vorsichtig brauchte ich sicher noch fast zwei Stunden, bis ich am Lough Acoose war. Bei tollstem Wetter genoss ich einfach nur die Schönheit der Landschaft.
          Das letzte gut 5km Stück auf einer Asphaltstraße wurde mit jedem Schritt beschwerlicher und schien nie enden zu wollen. Gegen 17 Uhr kam ich schließlich am Climber's Inn an und checkte für zwei Nächte ein. Glencar scheint wirklich nur aus dem Climber's Inn mit angeschlossenem Post Office/Village Shop zu bestehen. Die Dame, die mir alles zeigte, war zwar nett aber etwas reserviert. Ich war mal wieder der einzige Gast und machte es mir im Dorm Room gemütlich so gut es ging.
          Für 25 Euro die Nacht war das Hostel nicht wirklich berauschend. Der Dorm Room hatte nur sehr kleine Fenster und die gleichen Betten wie schon das Hostel in Black Valley. Also holte ich gleich Isomatte und Schlafsack heraus und baute mir meine Bettstatt wieder auf dem Boden.
          Nach einer Dusche gönnte ich mir noch ein Cider vorne im Pub und ließ mir erklären, durch welche Tür ich denn morgen früh schlüpfen könnte, ohne gleich den Feueralarm auszulösen. Schließlich wollte ich zeitig los.


          Lough Acoose


          Die unendliche Straße zum Climber's Inn
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          • RockingKatja
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            #6
            AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

            Tag 3

            24.04. Coomloughra Horseshoe

            Heute war der große Tag. Ich hatte seit Wochen Videos, Fotos, Routen, Guides zum Horseshoe studiert und kannte den Weg quasi schon auswendig. Auch das Wetter hatte ich die letzten Tage, so ich denn WLAN hatte, studiert und es sah gut aus. Der Gipfel des Carrauntoohil ist 75% des Jahres in Wolken gehüllt, heute sollte hoffentlich keiner dieser Tage sein. Mein Plan sah vor, die Hydro Road zu nehmen und den einfachen Caher zunächst zu besteigen, von dort war es dann recht einfach bis zum Gipfel des höchsten irischen Berges. Ob ich weiter die berüchtigte Beenkeragh Ridge laufen würde, wollte ich dann spontan entscheiden.
            Inzwischen hatte ich schon fast eine tägliche Routine. Morgens gegen 7 Uhr gemütlich frühstücken mit einer Kanne Tee und ein wenig lesen, bis diese alle war. Dann für den Tag langes Funktionsshirt, Softshell und ggf. Regenjacke angelegt. Abends dann in das kurze Funktionsshirt geschlüpft und Fleecepulli drüber. Erstaunlich wie wenig man braucht.
            Ich schlich mich also aus der Hintertür und machte mich auf den Weg die elendige Asphaltstraße entlang zurück zum Lough Acoose. Mit meinem kleinen Tagesrucksack und frischen Kräften, war das gar nicht so schlimm.
            Der Himmel war wieder sehr verhangen und grau, aber noch wollte ich mich davon nicht abschrecken lassen. Vorbei am Lough passierte ich auch das Lough Acoose B&B in dessen Garten man auch zelten konnte. Sicher die wohl bessere Übernachtungsmöglichkeit. Egal. Trotz der tiefen Wolken konnte ich immer wieder bis Killorglin an der Dingle Bay sehen. Toll.
            An der Hydro Road war ein ziemlich neues verschlossenes Metallgitter. Es sah nicht unbedingt so aus, als ob man hier Wanderer reinlassen wollte. Da weit und breit niemand zu sehen war, kletterte ich eben drüber und begann den sehr steilen Anstieg auf dem betonierten Weg. Das würde meinen malträtierten Knien beim Abstieg gar nicht gefallen.
            Der Weg knickte fast 90° von Ost nach Süd ab und ging in einen breiten Landrover Track über. Immer noch hingen die Wolken so tief, dass von den umliegenden Bergen quasi gar nichts zu sehen war. Also ließ ich mir Zeit und hoffte, sie würden sich verziehen. Dafür wurde der Blick nach unten immer großartiger.


            Blick zurück auf der Hydro Road Richtung Dingle Bay


            Ein Punk-Schaf

            Am Cottoners River versperrte mir ein verschlossenes Viehgatter den Weg und die paar Schafe auf der anderen Seite gingen bei meinem Anblick erstmal hektisch in Deckung. Während ich noch etwas die Aussicht genoss und fotografierte, hatte scheinbar doch die Neugier gesiegt und als ich mich wieder umdrehte, standen sie artig aufgereiht am Gatter und blickten mich an. Als ich mich jedoch anmachte, über das Gatter zu steigen, stoben sie auseinander.


            Fanclub Nr. 3

            Oben am Lough Coomloughra angekommen, sank meine Hoffnung weiter. Ich war inzwischen auf 500m Höhe angekommen und die Wolken hingen weiter sehr tief. Dennoch begann ich langsam den Caher zu erklimmen. Auf 700m war dann allerdings Schluss. Mitten in den Wolken war die Sicht gleich Null. Alleine mit wenig Erfahrung am Berg wollte ich das Risiko nicht eingehen und drehte lieber um. Stattdessen lief ich noch in den Talkessel hinein und genoss die fast gespenstische Atmosphäre bevor ich mich langsam auf den Rückweg machte.


            Lough Coomloughra


            Ein leicht gequältes Lächeln


            Cottoners River

            Auf dem Weg nach unten brach die Sonne immer öfter durch die Wolkendecke und ich schlenderte gemütlich Richtung Straße, machte eine halbe Stunde Mittagspause in der Sonne und genoss einfach nur die tolle Aussicht.


            Killorglin und Dingle Bay









            Erst als ich unten an der Straße ankam lichteten sich auch die Wolken am Horseshoe langsam. Ich überlegte einen Moment, wieder hoch zu laufen. Aber es war schon 14 Uhr und erstens hatte ich meine Entscheidung oben getroffen und zweitens war ja nicht sicher, dass es sich nicht wieder zuziehen würde.
            Also wanderte ich ganz in Ruhe gemütlich zurück zum Climber's Inn und machte es mir mit einer Kanne Tee und Schokolade auf der großen Ledercouch bequem, um zu lesen. Inzwischen war die Enttäuschung über den verpassten Gipfel längst verflogen, denn auch so habe ich den Tag in vollen Zügen genossen und mir sogar die Ohren verbrannt, wie ich später festellte. Das ist mir bisher noch nie passiert


            Horseshoe in tollstem Wetter, grrrr




            Ein misstrauischer Kerl


            Wandererbräune nach knapp zwei Wochen Irland
            Kate-ventures - My adventures on the road

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            • RockingKatja
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              #7
              AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

              Tag 4

              25.04. Glencar - Glenbeigh

              Wieder machte ich mich gewohnt früh auf den Weg und schlich mich durch die Hintertür hinaus. Die heutige Etappe war recht kurz und würde mich wieder in die Zivilisation bringen. Ich hatte gestern noch ein paar Tipps von der Dame des Hauses bekommen. Sie riet mir ab, über das Windy Gap zu steigen und statt dessen die Straße am Lough entlang um den Seefin Mountain zu laufen. Das sei viel schöner. Außerdem sollte ich mir unbedingt Valentia Island und Portmagee angucken und dafür lieber die Etappe nach Cahersiveen sparen, die sei eh nicht so dolle. Mit ihren Worten in den Ohren machte ich mich also auf den Weg und wollte spontan je nach Wetterlage entscheiden.

              Der Weg bis zum Seefin Mountain war nicht spektakulär, aber durchaus sehr nett. Erst ein kleines Waldstück, dann Straße, dann abgeholzter Wald, dann Wald, wieder etwas Straße und schon stand ich gegen Mittag kurz vor der Gabelung des Kerry Ways. Die meisten Wanderer wählen den kürzeren, aber steileren Weg über das Windy Gap, um oben die Aussicht auf Glenbeigh und das Meer zu genießen. Der andere Weg führt um den Hügel herum mit schönen Blicken auf Killorglin und die Dingle Bay. Da selbst letzterer - und hier muss ich mich leider wiederholen - in den tief hängenden Wolken verschwand wählte ich Variante 3: Die Straße entlang des Lough Caragh.
              Natürlich ist ein Weg auf einer Straße in der Regel nicht besonders spannend, allerdings war sie nur wenig befahren und auf den anderen beiden Routen hätte ich überhaupt nichts gesehen. So genoss ich den Blick auf den außerordentlich pittoresken Lough im mystischen grau, machte auf einer Mauer eine Pause mit Wurst und Käse und bog dann nach dem kleinen Lough Beg auf eine kleine Fahrstraße Richtung Nordwesten ab, um kurz darauf wieder auf den Kerry Way zu stoßen.


              Lough Caragh, jetzt soll mal einer sagen, das hätte sich nicht gelohnt!




              Postkarten-Foto Nr 1.


              Postkarten-Foto Nr 2.

              Der Weg schlängelte sich weiter um die Nordseite des Hügels mit leider eher bescheidener Aussicht und traf dann auf die N71. Die letzten 2km bis nach Glenbeigh waren entsprechend stressig. Ich wusste nun, warum man - und ich war ja immer noch in der Off-Season - diese Straße unbedingt meiden sollte.


              Kurz vor der N71

              Gegen 15 Uhr checkte ich im Sleepy Camel Hostel ein, welches direkt an der Hauptstraße im Ort liegt. Wieder war ich erstaunt, wie sauber und komfortabel das Hostel war. Ich hatte ein Zweibettzimmer für mich ganz alleine mit richtigen Betten mit Holzgestell. Nachdem ich erwähnt hatte, dass ich die letzten drei Nächte auf dem Boden geschlafen hatte, meinte der Herbergsvater, dass ihm seine Frau den Kopf abreißen würde, wenn sie mitbekommen würde, dass hier jemand auf dem Boden schliefe.
              Da es noch sehr früh am Tag war, ging ich in das Café gegenüber, holte mir vorher noch eine Zeitung und genoss in aller Ruhe meine Kanne Tee und ein Stück Kuchen, während ich las. Gerade war nach langem Hin- und Her in Irland ein Gesetz verabschiedet worden, welches selbstmordgefährdeten Frauen eine Abtreibung erlaubte, wenn sie Gutachten von sechs (!!) verschiedenen Ärzten vorweisen könnten. Mit den ersten drei Gutachten würde dann eine Jury entscheiden, ob diese zulässig waren und die arme Frau weitere drei einholen dürfe. Dann würde wieder eine Jury über die endgültige Erlaubnis entscheiden. Ich konnte es gar nicht fassen. Welche völlig verzweifelte mit Selbstmordgedanken spielende Schwangere würde sich diese Tortur antun?
              Bei immer wieder einsetzendem Niesel wanderte ich noch bis zum Rossbeigh Strand und sah den Wellen zu. In der diesigen Ferne waren durchaus ein paar Hügelkuppen von Dingle erkennbar. Zum verweilen lud das Wetter nicht gerade ein. Zurück im Hostel gab es nach einer warmen Dusche ein festliches Mahl aus der Hostelküche. Inzwischen war Rinderhack mit Gemüse und Tomatensoße mein Standardessen geworden. Ganze 500g Fleisch plus nochmal soviel Gemüse wanderten in meinen Magen. Wie praktisch, dass es in Irland überall Sonderangebote in den Läden gibt. Es ist sogar so, dass normale Portionen völlig überteuert sind. So gibt es z.B. 200g Hack für 3 Euro und 500g für 4 Euro. Da muss man nicht lange überlegen

              Den restlichen Abend verbrachte ich vor dem Fernseher und sah mir mit einem Holländer zusammen und teilweise unserem irischen Herbergsvater und einem Franzosen das Championsleague Halbfinale Dortmund - Real an. So international habe ich noch nie Fußball geschaut.
              Ich erkundigte mich noch nach der Busverbindung morgen früh nach Cahersiveen und nach einem Fahrradverleih. Ich hatte nämlich wirklich keine Lust auf eine 30km Etappe und wollte erneut den Rat der Climber's Inn Dame befolgen und lieber nach Valentia Island radeln. Hoffentlich ohne Regen.


              Kein Fanclub


              Rossbeigh Strand, nicht wirklich Badewetter

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              • Survivor85
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                #8
                AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                Sehr schön... liest sich super und die bilder sind top weiter so

                hattest du eigentlich geplant ständig in hostels zu schlafen oder hat sich das so ergeben???

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                • RockingKatja
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                  #9
                  AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                  Tag 5

                  26.04. Glenbeigh - Cahersiveen - Valentia Island

                  Als ich meine Irlandreise in Glengarriff mit Frederick gestartet hatte, hatte ich noch den festen Vorsatz wirklich die ganze Strecke zu laufen und nicht zu schummeln. Ich bin eigentlich in dieser Hinsicht sehr ehrgeizig und brauche auch diese Herausvorderung für mich selbst. Inzwischen hatte ich aber eine viel entspanntere fast buddhistische Auffassung. Es ging gar nicht darum auf Gedeih und Verderb alles zu erlaufen. Es ging vielmehr darum, jede Sekunde zu genießen und einfach das zu machen, worauf ich gerade Lust hatte.
                  So stand ich also mit Sack und Pack um 09:30 Uhr an der "Bushaltestelle", um entspannt nach Cahersiveen zu fahren. Wieder überraschte mich Irland mit einem völlig anderen Wetter als noch gestern. Am blauen Himmel schwebten langsam weiße Wolken entlang und immer wieder konnte ich wärmende Sonnenstrahlen genießen.


                  Die Bushaltestelle. Das muss man wirklich wissen.

                  Eine gute Stunde später stand ich nach einer sehr schönen Fahrt entlang der Küste in Cahersiveen. Wow. 11 Uhr. So schnell kann's gehen. Wieder hatte ich Glück, dass ich auch zu so früher Stunde schon im Hostel einchecken konnte. Auch das Sive Hostel liegt direkt an der Hautpstraße, ist sauber und hat eine ordentlich ausgestattete Küche. Ich stellte eben meinen Rucksack ab, packte meine kleine Rückentüte, sammelte noch Schoki und Milch im Tesco ein und lieh mir kurz vor dem Ortsausgang bei Casey's ein Fahrrad. Inklusive Helm und Schloss waren es glaube ich 17 Eur für den ganzen Tag. Wenn ich es heute nicht mehr schaffte, konnte ich es auch morgen früh abgeben. Toll.
                  Scheinbar hatte ich bei meinen Inselausflügen immer Glück. Wie auch auf Dursey Island hatte ich heute Kaiserwetter!!! Das Fahrrad fuhr sich großartig und innerhalb von 20 Minuten stand ich an der Fähre nach Valentia Island. Ich unterhielt mich recht nett mit einem älteren Amerikaner, der eine spontane Irlandreise mit Frau und Mietwagen machte. Eine kurze Fahrt von vielleicht 10 Minuten später, stand ich auf Valentia Island (oder wie ich es nannte "Fantasy Island"... wer das noch kennt )


                  Auf dem Weg zur Fähre




                  Ich bekam das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht


                  Der Blick zurück auf's "Festland"

                  Es kam mir vor wie ein wunderschöner Traum, der hoffentlich nie enden würde. Die Sonne, das türkis-blaue Meer, grüne Hügel. Es konnte gar nicht besser werden. Ich hatte aus dem Hostel einen kleinen Flyer mit einer Karte mitgenommen und radelte zunächst Richtung Leuchtturm. An einem kleinen Friedhof mit unzähligen Gänseblümchen machte ich erstmal meine Milch-und-Schoki-Pause und fuhr dann weiter Richtung Leuchtturm. Die Straße dorthin wurde zwar gerade neu geteert, so dass ich nicht bis zum Turm selbst kam, aber das war mir sowas von egal. Wo ich auch hinblickte schmerzte mir fast das Herz vor unbändiger Freude.


                  Radeln auf Valentia Island


                  Auf dem Friedhof









                  Weiter ging es zu einem alten Steinbruch und durch Chapeltown, dann über die Brücke rüber nach Portmagee. Das kleine Örtchen liegt wirklich schön direkt an der Küste. Ich kaufte ein paar Postkarten und setzte mich in ein Café mit Kaffee und Kuchen und schrieb ein paar Grüße an die Daheimgebliebenen. Dann ging es gemütlich über die Inlandroute zurück zu Casey, wo ich das Fahrrad gegen 17 Uhr wieder abgab.


                  Portmagee



                  Ich habe die Fahrt wirklich sehr genossen und konnte mir wirklich gut vorstellen, Irland auch mal per Rad zu bereisen. Zurück in Cahersiveen stöberte ich noch etwas in einem Zeitungs-/Buchladen, plauschte mit dem Verkäufer an der Kasse und gönnte mir dann auf der Bank vor der Kirche sitzend ein Cider in der Nachmittagssonne während ich noch ein paar Karten schrieb. Das Cider war sein Geld wirklich wert, denn es hatte eine Wirkung wie sonst fünf von der Sorte und schnell begann mein Kopf zu schwimmen, hehe.
                  Ordentlich beschwipst kam ich also zurück im Hostel an, nutzte die Gelegenheit alle meine Klamotten zu waschen, machte mir lecker... genau... Hackfleisch, diesmal mit Tikka Soße und setzte mich mit einer Mitarbeiterin des Hostels vor den Fernseher, um gemütlich eine Koch-Casting-Sendung zu gucken und über die Kandidaten und ihre Gerichte zu philosophieren, während wie beide warteten, dass meine Sachen Waschmaschine und Trockner erfolgreich durchliefen.


                  Ein wahres Teufelszeug
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                  • RockingKatja
                    Erfahren
                    • 21.03.2012
                    • 215
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                    Zitat von Survivor85 Beitrag anzeigen
                    Sehr schön... liest sich super und die bilder sind top weiter so

                    hattest du eigentlich geplant ständig in hostels zu schlafen oder hat sich das so ergeben???
                    Geplant war das nicht wirklich. Ich hatte ja noch Zelt dabei. Einzig bereuht habe ich es beim Climber's Inn, da wäre campen am Lough Acoose sicher die bessere Alternative gewesen. Würde ich nächstes Mal sicher so machen, zumal die Etappe nach Glenbeigh ja nicht so lang ist und man vom Lough Acoose schneller einen Tagesausflug in die Berge machen kann.
                    Ansonsten sind die Hostels wirklich großartig und wenn ich für schmales Geld ein Dach über'm Kopf, ne voll ausgestattete Küche und nette Gesellschaft bekomme, muss ich nicht lange überlegen
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                    • RockingKatja
                      Erfahren
                      • 21.03.2012
                      • 215
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                      #11
                      AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                      Tag 6

                      27.04. Cahersiveen - Waterville

                      Heute wollte ich mich nicht vor der nächsten 30km Etappe drücken. Allerdings gab es Möglichkeiten ein wenig abzukürzen. Es war fast ein Dejavú. Wie nach meinem tollen Ausflug nach Dursey Island präsentierte auch heute einen Tag nach Valentia Island das Wetter das komplette Gegenteil. Trotz des grauen Himmels ließ ich die Regenhose zunächst aus, packte sie aber in Griffweite außen an den Rucksack. Kaum war ich 15 Minuten die N71 entlang Richtung Ortsausgang gelaufen, erwischte mich der erste Schauer. Alles klar. Mein Fehler. Wie konnte ich nur die Regenhose nicht gleich am Morgen anziehen. Schließlich waren wir hier in Irland so enge Freunde geworden.
                      Anstatt dem Zickzack des Kerry Ways zu folgen, lief ich statt dessen an einer sehr ruhigen Fahrstraße entlang und traf erst wieder auf den Weg als er begann über die Hügelketten zu führen. Laut Karte hatte ich so 2-3km gespart. Immerhin. Die Sonne brach immer wieder durch die Wolkendecke, allerdings rollten in regelmäßigen Abständen kräftige Schauer heran, die zum Glück weithin sichtbar waren. So übte ich mich ein wenig im Vorhersagen, wann und ob mich der Schauer erwischen würde und spielte das Regenhose-an-aus-Spiel, da ich mich zwischen schwitzen und nass-werden nicht so recht entscheiden konnte.


                      Blick Richtung Küste von der Straße aus

                      Los ging der wilde Ritt durch schwieriges Terrain über die Hügelkuppen von Keelnagore und Knockavahaun bevor der sanfte Abstieg nach Mastergeehy folgte. Die Sicht in alle Richtungen war atemberaubend. Ich konnte sogar bis zum Horseshoe blicken und sehen, dass die Gipfel dort nun mit Schnee bedeckt waren. Kaum zu glauben.
                      Richtig gut im Zeitplan erreichte ich das Postoffice gegen 13:30 und nutzte die Gelegenheit um dort in der Sonne eine kleine Pause zu machen. Schnell bekam ich Gesellschaft von einem Hund, der überraschenderweise nicht bellte und knurrte, sondern mich einfach nur ganz ruhig und entspannt beobachtete. Er sollte der einzige entspannte Hund auf meiner Reise sein.








                      Abstieg vom Knockavahaun


                      Richtung Mastergeehy



                      Weiter ging es zunächst durch ein Waldstück und dann den Coomduff Hilll hinauf. Hier wollte mich der Wegweiser zunächst weiter entlang des Fußes des Hügels schicken. Ich lief ein paar Meter, aber irgendwie war das falsch. Ich musste doch den Weg weiter nach oben laufen! Ich studierte Karte und auch den Track auf dem GPS und beschloss, zum ersten Mal dem gelben Männchen nicht zu glauben und ging weiter bergan.
                      Oben angekommen hatte ich die Bestätigung, dass ich Recht gehabt hatte. Hier fand sich nämlich die Gabelung des Kerry Ways Richtung Waterville bzw. Caherdaniel. Ich schlug den Weg Richtung Waterville ein und mir standen nun drei weitere Hügelkuppen bevor. Ich wollte allerdings nur eine davon nehmen und dann einen zumindest auf der Karte eingezeichneten Pfad runter zur Straße nehmen und dort entlang des Lough Currane weiter nach Waterville laufen.
                      Wie man sich wohl denken kann, klappte das nicht so ganz. Der Weg wurde direkt an der Abzweigung extrem schlammig. Hier hatte wohl eine Herde Kühe ganze Arbeit geleistet so wie es aussah. Mühsam kämpfte ich mich voran, musste immer wieder Umwege nehmen und landete doch oft genug tief im Morast. Als wäre das nicht genug setzte, kaum näherte ich mich der ersten Hügelkuppe, ein starker sturmartiger böiger Wind ein.
                      Die Aussicht von der Hügelkette ist der absolute Wahnsinn. Die Ballinskelligs Bay, Waterville, Lough Currane und die umgebenden Hügel. Schöner geht es wirklich nicht. Nach einer Stunde Kampf mit den Naturgewalten, hatte ich kaum mehr ein Auge dafür. Zum Glück konnte ich ja gleich abkürzen.
                      Als ich mich auf den zweiten Hügel gekämpft hatte, wurde mir langsam klar, dass der Abzweig längst hätte kommen müssen und ich das Ding jetzt wohl durchziehen müsste. Nachdem mich nun seit gut zwei Stunden der Wind fröhlich durch den Schlamm geschubst hatte, hatte ich keine Lust mehr. Immer wieder kam ich an unumgehbare Wasserlöcher, die nur mit dem Augen-zu-und-durch-Prinzip zu passieren waren.
                      Nach drei Stunden Kampf wollte ich aufgeben. Ich war fix und fertig. Aber Aufgeben gab es hier oben nicht. Ich musste da jetzt durch. Also zeigte ich dem irischen Wetter den Stinkefinger und stapfte einfach weiter, wild entschlossen notfalls bis zum Umfallen zu laufen. Irgendwann würde ich schon angkommen. Die Antwort kam in Form des nächsten Schauers, der zusammen mit den Sturmböen wirklich was für Erwachsene war. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, die Regenhose wieder anzuziehen und schaffte es schließlich nach insgesamt vier Stunden hinunter zur Straße.


                      Toll... Schlamm


                      Lough Currane und rechts Waterville


                      Zum Glück hab ich Gamaschen


                      Ich kämpfe weiter! Ha!


                      Waterville ist nah

                      Wie schwer meine Beine und wie erschöpft ich war, merkte ich schon nach den ersten Schritten auf dem Asphalt. Der Wind hatte schon während des Abstiegs merklich nachgelassen und hier unten war es kaum mehr als eine kleine Brise. Ich brauchte jetzt dringend ein Cider, um meinen Triumph über den Wettergott zu feiern. Ich schleppte mich in den örtlichen Spar und machte es mir gerade auf einer Bank direkt am Wasser gemütlich, als der nächste Schauer begann. Schon verstanden. Mein Siegesgetränk sollte mir also verwehrt bleiben.


                      Waterville Strand

                      Laut Guidebook sollte Peter's Place sich am südlichen Ortsausgang befinden und dort fand ich es dann auch. Peter, der das Hostel betrieb, war in seinem Café nebenan zu finden und zeigte mir das Zimmer und die Duschen. Das Hostel ist wirklich ein Unikat genauso wie Peter. Eigentlich ist es sein Haus, in dem er ein paar Räume für Gäste hat. Es wirkt vielleicht nicht gerade aufgeräumt, aber dafür ist es urgemütlich.
                      Während ich mir Essen machte kam ich mit ihm ins Gespräch und auch der andere Gast - Maria aus Deutschland - kam hinzu. Sie fragte mich gleich, ob ich die Katja aus Berlin sei. Huch? Woher wusste sie das? Sie war wohl seit Black Valley immer einen Tag nach mir in den Hostels gewesen und hatte mich heute überholt, da sie mit dem Bus gefahren sei.
                      Zu dritt verbrachten wir den Abend in der Küche und plauderten bis kurz vor Mitternacht. Peter hat einen schier unerschöpflichen Vorrat an Geschichten parat, wir hätten ihm noch stundenlang weiter zuhören können.
                      Zuletzt geändert von RockingKatja; 22.06.2013, 13:20.
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                      • Survivor85
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                        • 13.05.2013
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                        #12
                        AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                        Zitat von RockingKatja Beitrag anzeigen
                        Geplant war das nicht wirklich. Ich hatte ja noch Zelt dabei. Einzig bereuht habe ich es beim Climber's Inn, da wäre campen am Lough Acoose sicher die bessere Alternative gewesen. Würde ich nächstes Mal sicher so machen, zumal die Etappe nach Glenbeigh ja nicht so lang ist und man vom Lough Acoose schneller einen Tagesausflug in die Berge machen kann.
                        Ansonsten sind die Hostels wirklich großartig und wenn ich für schmales Geld ein Dach über'm Kopf, ne voll ausgestattete Küche und nette Gesellschaft bekomme, muss ich nicht lange überlegen
                        Ja da bin ich sehr in einem Zwiespalt, einerseits ist die nette Gesellschaft bestimmt etwas feines und man hat angeregte Gespräche, aber ich glaube der Wunsch nach "Einsamkeit" würde bei mir überwiegen, womit ich doch eher Zelten würde... aber das ist ja Geschmackssache

                        *Gespannt bin wie es weiter geht*

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                        • andi_s
                          Gerne im Forum
                          • 20.04.2009
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                          #13
                          AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                          Danke für den Bericht, schön zu lesen!
                          Zitat von RockingKatja Beitrag anzeigen
                          konnte mir wirklich gut vorstellen, Irland auch mal per Rad zu bereisen
                          Und wir ham uns auf der Radreise -vom Black Valley angetan- überlegt, mal den Kerry Way zu wandern.
                          sucked in by the wonder, fucked up by the lies

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                          • RockingKatja
                            Erfahren
                            • 21.03.2012
                            • 215
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                            Zitat von Survivor85 Beitrag anzeigen
                            Ja da bin ich sehr in einem Zwiespalt, einerseits ist die nette Gesellschaft bestimmt etwas feines und man hat angeregte Gespräche, aber ich glaube der Wunsch nach "Einsamkeit" würde bei mir überwiegen, womit ich doch eher Zelten würde... aber das ist ja Geschmackssache
                            Insgesamt war das auch in der Vorsaison ne ziemlich einsame Sache in den Hostels, hehehe. Wenn du in der Hochsaison so ab Juni unterwegs bist, wäre wohl wirklich eher das Zelt was für dich. Hab gehört, dass da die Hostels auch mal voll belegt sein können. Das wäre dann in der Tat auch nicht so mein Fall.
                            Kate-ventures - My adventures on the road

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                            • RockingKatja
                              Erfahren
                              • 21.03.2012
                              • 215
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                              Tag 7

                              28.04. Waterville - Caherdaniel

                              Der neue Tag begann wie der alte aufhörte. Zu dritt saßen wir am reich gedeckten Frühstücktisch und plauderten über alles mögliche. Heute sollte eh ein entspannter Tag werden. Maria und ich wollten die nächste Etappe zu zweit laufen und die kurze Küstenroute nach Caherdaniel nehmen. Ich hatte mich zwar recht gut erholt über Nacht, aber auf die nächste Schlammschlacht hatte ich nicht so richtig Lust. Auch kam mir eine kurze Etappe in leichtem Terrain sehr entgegen, da meine Knie so langsam nicht mehr wollten. Irgendwas schnippste immer wieder recht schmerzhaft in seine ihm eigentlich zugedachte Position zurück. Ich wusste es zwar inzwischen halbwegs unter Kontrolle zu halten, es nervte trotzdem.
                              Nachdem wir uns ganz schön festgequatscht hatten, machten wir uns schließlich gegen 10:30 Uhr dann doch noch auf den Weg.
                              Bei wunderschönem Sonne-Wolken-Mix war unsere Laune bestens und wir waren wirklich ein gutes Team. Wir genossen meist still die fantastische Aussicht, blieben hier und da stehen, um ein paar Fotos zu schießen und mussten gar nicht viele Worte verlieren, um gemeinsam diesen wundervollen Tag zu erleben.

                              Nach einer ruhigen Asphaltstraße führte der Kerry Way über eine Schafweide, um sich dann über den einzigen zu überquerenden Hügel des Tages zu schlängeln. Danach führte er zwar in einigem Abstand, aber stets mit großartigem Blick die Küste auf einem breiten Weg entlang.


                              Der Blick auf die Skelligs. Der Ausflug blieb mir leider gestern wegen schlechten Wetters verwehrt. Schade.




                              Zur Abwechslung mal entspanntes Wandern ohne Schlamm.

                              Gegen halb eins machten wir eine ausgedehnte Pause am Rande des Wegs. Ich legte mich auf einen großen Stein, der so perfekt geformt war, wie ein dicker Fernsehsessel. Während wir in der Sonne Äpfel und Schoki verputzten, konnten wir uns kaum sattsehen am kräftigen grün der Weideflächen und dem türkis glitzernden Meer. Für mich war es fast, als ob das irische Wetter mich nach dem gestrigen Tag wieder besänftigen und für meine Mühen belohnen wollte.


                              Blick vom Rastplatz. Wer will da noch weiter laufen?

                              Nach einer guten halben Stunde liefen wir weiter und bogen Richtung Küste ab, anstatt dem Kerry Way weiter oberhalb zu folgen. Wir hatten alle Zeit der Welt und wollten uns lieber noch die weithin sichtbare Ruine auf Abbey Island näher anschauen und ein wenig am Strand spazieren.
                              Da heute Samstag war, waren einige Tagesausflügler am Strand unten, aber das störte uns nicht wirklich. Jetzt kam richtiges Urlaubsfeeling auf! Fröhlich warfen wir unsere Rucksäcke am Rand in die Düne (Das kann man hier ohne Bedenken machen. Wer die schweren Dinger klaut, ist selber schuld. Nur die Wertsachen und losen Dinge wie Trekkingstöcke, GPS etc bleiben natürlich nicht da.) und stiefelten rüber zur alten Abbey, wo wir ganz in Ruhe alles betrachteten und es uns dann oben auf einem kleinen Hügel bequem machten, um von dort zurück Richtung Strand zu blicken.


                              Hell yeah! Was für ein Tag!


                              Caherdaniel Strand


                              Blick Richtung Abbey Island


                              Abbey Island













                              Die letzten 2km bis nach Caherdaniel liefen wir eine schmale Asphaltstraße entlang. Der Ort ist wirklich winzig, besteht nur aus ein paar Häusern, aber immerhin gibt es einen Village Shop und einen Pub, den gerade eine Horde deutscher Touristinnen in Beschlag nahm. Na toll.
                              Unser ersten Stopp war jedoch das Hostel, welches direkt an der N71 liegt. Eine sehr nette Dame zeigte uns unser Zimmer und wieder waren wir die einzigen Gäste. Auch hier sah wieder alles wie neu aus und war picobello in Schuss. Nach einer Dusche und ein paar Einkäufen im Shop gingen wir hinüber zum Pub, um etwas zu essen. Da die deutsche Invasion noch im Gange war und der Rest der Gäste fröhlich johlend Fußball schaute, bestellten wir drinnen nur etwas zu essen und setzten uns dann im angeschlossenen Garten an einen der großen Holztische zu ein paar Franzosen.
                              Das Essen war großartig (Ich liebe Pub-Essen) und zum Nachtisch gönnte ich mir noch ein Stück homemade cheesecake. Lecker. Da es inzwischen recht frisch draußen geworden war und im Inneren Fußball zuende und die Deutschen weg waren, nahmen wir noch zwei bis drei Pints bevor wir uns zurück im Hostel in die Betten murmelten.
                              Kate-ventures - My adventures on the road

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                              • Survivor85
                                Anfänger im Forum
                                • 13.05.2013
                                • 25
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                                Echt super Fotos und der Bericht ist nach wie vor spitze... denke dass du und deine Berichte mein Ziel für 2014 Festgelegt haben

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                                • RockingKatja
                                  Erfahren
                                  • 21.03.2012
                                  • 215
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                                  Ui, danke für das Lob, gern geschehen . Wenn dich meine Packliste interessiert, schau einfach mal in meinem Blog (siehe Signatur) vorbei.
                                  Kate-ventures - My adventures on the road

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                                  • RockingKatja
                                    Erfahren
                                    • 21.03.2012
                                    • 215
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                                    Tag 8

                                    29.04. Caherdaniel - Sneem

                                    Maria und ich hatten zwei Dinge beschlossen. Erstens: Wir wollten noch bis Kenmare zusammen bleiben. Zweitens: Wir hatten keine große Lust mehr, bis dorthin zu laufen. Nach den erlebnisreichen letzten Etappen und dem was der Guide für die letzten zwei versprach, schien es, dass nicht mehr wirklich Spektakuläres auf uns wartete. Der schönste Teil lag eindeutig hinter uns.
                                    Leider gibt es in Caherdaniel gar keine Busverbindung, egal in welche Richtung. Das versicherte uns unsere Vermieterin. Plan A sah also vor ein Daumentaxi zu organisieren und war von Beginn an zum scheitern verurteilt. Sonntag früh kam hier nur alle halbe Stunde überhaupt ein Auto vorbei. Also gaben wir recht schnell auf und beschlossen es später, wenn der Kerry Way kurz an der N71 entlangläuft, noch einmal zu versuchen.
                                    Ich ignorierte den leichten Protest, der sich in meiner Kniegegend rührte, legte das Regenoutfit an und los ging es. Der Himmel war mal wieder grau und der Kerry Way führte uns auf der alten Butter Road zunächst einige Zeit ein paar Hügel hinauf durch braungelbe felsgespickte Gaslandschaften, bevor der Blick auf die große auf Kenmare zulaufende Bucht frei war. Die Hügel der Beara Halbinsel waren gut zu erkennen. Vor einer Woche war ich ja noch auf der anderen Seite entlang gelaufen. Auf und ab ging es, aber im Vergleich zu dem bisher Erlebten war die Etappe im besten Falle "ganz nett".


                                    Die Butter Road


                                    Blick hinüber nach Beara



                                    Nach etwa einem Drittel der Strecke passierten wir eine Kirchenruine deren Grundmauern wohl schon im 12. Jahrhundert errichtet worden waren. Wir stromerten etwas auf dem Gelände herum, bevor wir weiter die nun asphaltierte Straße entlang liefen.





                                    Der Weg wechselte zwischen Schafweiden und kurzen asphaltierten Stücken und war zwar recht abwechslungsreich, aber keinesfalls spektakulär. An einer Weggabelung führte der Kerry Way über eine kleine Brücke. Wir hinterlegten dort unsere Rucksäcke und liefen weiter die Straße entlang, um einen Abstecher zum Staigue Fort zu machen - einem alten Ringfort, welches wohl einige Jahrhunderte v. Chr. von einem Häuptling im Talende errichtet wurde.


                                    ... woman. Wir waren also vorsichtig und sind lieber weiter gegangen.


                                    Staigue Fort



                                    Weiter ging es auf und ab und wir sehnten den Kreuzungspunkt des Kerry Ways mit der N71 herbei, den wir nach einer gefühlten Ewigkeit auch erreichten.


                                    Letzter Hügel vor dem Abstieg zur N71

                                    Hier mussten wir uns das Scheitern unseres Plan B eingestehen, denn die Autos kamen ziemlich schnell herangerauscht und hatten viel zu wenig Platz, um anzuhalten und uns mitzunehmen. So wie unsere Laune sank, stieg die grimmige Entschlossenheit, es eben doch ganz zu Fuß bis nach Sneem zu schaffen. Von den letzten 8km führten glücklicherweise nur ein Drittel durch morastiges Gelände, der Rest war asphaltiert, so dass wir ziemlich abgekämpft schließlich gegen kurz nach 17 Uhr in Sneem ankamen, welches uns mit seinen typisch irischen bunt angestrichenen Häusern wirklich gut gefiel.
                                    Wir fragten erfolglos nach einem Bus oder irgendeiner anderen Verbindung nach Kenmare und setzten uns erstmal draußen in die Sonne vor einen Pub, um zu beratschlagen. Ich holte drinnen Getränke und als ich wieder hinaustrat, war Maria im Gespräch mit einem Pärchen. Es stellte sich heraus, dass es Deutsche waren, die hier in Sneem lebten und die Frau bot uns an, uns morgen früh auf ihrem Weg zur Arbeit in Kenmare mit dem Auto mitzunehmen. Wir verabredeten uns also für 8:30 am Spar Supermarkt, checkten im wirklich empfehlenswerten Stonehouse B&B ein und ließen den Abend im Blue Bull Pub bei Speis und Trank gemütlich ausklingen.
                                    Kate-ventures - My adventures on the road

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                                    • Rainer Duesmann
                                      Fuchs
                                      • 31.12.2005
                                      • 1642
                                      • Privat

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                                      AW: [IE] Kerry Way Solotour April 2013

                                      Großes Kino Verehrteste!
                                      Das sind die Reiseberichte die dieses Forum so besonders machen.
                                      Danke.
                                      Rainer
                                      radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                      Kommentar


                                      • RockingKatja
                                        Erfahren
                                        • 21.03.2012
                                        • 215
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                                        Tag 9

                                        30.04. Sneem - Kenmare - Cork

                                        Nach einem Full Irish Breakfast fanden wir uns pünktlich am vereinbarten Treffpunkt ein und wurden 10 Minuten später auch wirklich eingesammelt. Die Fahrt nach Kenmare dauerte vielleicht 40 Miunten und war recht kurzweilig. Es ist immer wieder spannend welch interessanten Einblick man auf so einer Reise in das Leben anderer Menschen hat. Die Frau war etwa in meinem Alter und hatte nach ihrer Ausbildung zur Gärtnerin noch in Deutschland vor einigen Jahren hier in Irland eine Art Sozial-Jahr auf einer Farm gemacht. Dabei bekommt man Unterkunft und Verpflegung, arbeitet aber den ganzen Tag. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie hier geblieben und nun für die Pflanzen eines recht noblen Hotels in Kenmare verantwortlich ist. Eine wirklich schöne Geschichte.
                                        Wir wurden fast genau an der gleichenStelle abgesetzt, an der ich noch vor einer guten Woche mit Frederick aus dem Jeep der Französin stieg. Heute hatte ich allerdings den ganzen Vormittag Zeit den Ort zu erkunden, bevor mein Bus über Killarney nach Cork fuhr.
                                        Allerdings mussten wir noch Maria eine Unterkunft beschaffen, denn sie wollte am nächsten Tag nach Killarney laufen und so ihre Reise beenden. Das Hostel war so früh im Jahr noch geschlossen, aber an der Tür klebte ein Zettel mit einer Telefonnummer. Einen Anruf später wurden wir von der Schwester des Hostelbesitzers per Auto abgeholt und Maria bekam in ihrem Haus eines der drei Gästezimmer für die Nacht für schmales Geld. Ich durfte meinen Rucksack auch da lassen, schließlich wollte ich ihn nicht wirklich die ganze Zeit durch den Ort schleppen.
                                        Wir bummelten sehr gemütlich durch den winzigen aber schönen Ort, nahmen jeden Souvenir-Shop mit, machten eine Pause in einem richtig echten Tee-Geschäft mit unzähligen kitschigen Teekannen und leckerem Kuchen, statteten der Galerie eines großartigen Fotografen einen Besuch ab und sahen uns die Kirche und den Steinkreis an.


                                        Kenmare


                                        Einer der größten erhaltenen Steinkreise in Irland


                                        Im Steinkreis-Gebüsch

                                        Der Weg zurück zum Haus am frühen Nachmittag war dann irgendwie länger als gedacht und wir mussten uns ganz schön beeilen, um mit meinem Rucksack rechtzeitig zurück an der Bushaltestelle zu sein. Wir verabschiedeten uns, ich wünschte ihr noch alles Gute für ihre Wanderung morgen und schon war der Bus da.
                                        In Killarney stöberte ich die verbleibenden 20 Minuten noch einmal durch den Outdoorshop im Outlet Center am Busbahnhof, konnte mich aber immer noch nicht so recht entscheiden, etwas zu kaufen. Gegen 20:30 Uhr war ich schließlich in Cork und blieb dort noch zwei Tage bei einem Freund. Einen Tag fuhren wir nach Blarney, um uns das Castle und den wunderschönen Park anzusehen, den anderen Tag machte ich Cork tagsüber alleine unsicher. Zum Abschluss ging es dann noch in den coolsten Pub der Stadt - das Fred Zeppelins, bevor ich am nächsten Morgen mit dem Express Bus direkt zum Dublin Airport fuhr und von dort zurück nach Berlin flog.

                                        Zuende war mein Irland Abenteuer. Auch wenn ich Cork quasi als Akklimatisierung genutzt hatte, ich konnte mir kaum vorstellen wieder in einer 3,5 Millionen Stadt zu leben mit all dem Lärm und all den Menschen. Mein Kopf war voll mit schönen Erinnerungen und dem Wissen, dass man kaum intensiver reisen könne. Ich hate jede Minute genossen, auch wenn ich es vielleicht in dem Moment auf dem Weg noch nicht gewusst hatte.

                                        Ich wurde hin und wieder gefragt, was denn nun besser sei. Beara Way oder Kerry Way. Ich kann es wirklich nicht sagen. Der Kerry Way ist vielleicht etwas besser erschlossen, wobei man auch auf Beara immer eine Unterkunft findet. Man kann sicher beide Wege komplett mit Zelt oder auch komplett als B&B Tour machen.

                                        Und reise ich lieber Solo oder in Gesellschaft? Auch das kann ich nicht wirklich beantworten. Es hat mir beides gefallen. Solo bin ich langsamer, mache mehr Foto-Pausen und bummele einfach ein wenig. Dafür kann ich selbst entscheiden, was ich mache und ich muss zugeben, ich genieße es durchaus auch mal allein im Café zu sitzen und Zeitung zu lesen.
                                        Zu zweit unterwegs sein hat jedoch den Vorteil, dass man sich gemeinsam über das Erlebte freuen kann und wenn es mal schlecht läuft, kann man sich sehr gut gegenseitig motivieren. Nicht zu vergessen ist gerade in abgelegenen Gebieten die Möglichkeit, dass ein Unfall oder ähnliches passiert. So wie es uns auf dem Beara Way ging. Alleine hat man dann ggf. ein ziemliches Problem, Hilfe zu bekommen.

                                        Was bleibt? Der kleine Zipfel Irlands, den ich bereist habe ist unglaublich schön! Bei jedem Wetter hat dieses Land ein anderes Gesicht, so dass man jeden Tag etwas neues sieht und erlebt. Die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit und Wanderern gegenüber sehr aufgeschlossen.
                                        Ich war sicher nicht zum letzten Mal dort. Sehr gerne würde ich noch Dingle sehen, Donegal und Mayo sollen sehr schön sein. Ob das zu Fuß oder mit dem Fahrrad sein wird, ist noch offen.

                                        Beannachd leat Éirinn!
                                        Kate-ventures - My adventures on the road

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