AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
@Hunter:
Tut mir leid: Die Tour war so lang und ich bin seitdem ich so viel anderes gelaufen, dass ich mich nicht mehr in diesem Detailgrad an die Streckenbeschaffenheit erinnere.
@Chrischian:
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Es kommt immer darauf an, unter welchem Aspekt man eine Strecke geht. Ich möchte in der Regel möglichst ohne großen Stress Strecke machen, und dann ist diese Art von Gelände auf Dauer frustrierend. Für andere Wanderer kann das genau die Herausforderung sein, die sie suchen.
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Zitat von German Tourist Beitrag anzeigenSchwieriges Gelände, Dauerregen, Midges.und das alles auch noch crosscountry... mir wurde das alles zu viel. Ich zählte die Tage bis zum Westhighland Way, wo ich endlich wieder auf richtige Wege und Markierungen stoßen würde.
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Ich kann mich Alex79 nur anschließen. Es verwundert mich, dass Du nicht vorbereitet warst
- auf Matsch/peat bogs
- Midges
- Bothies.
Ist hier im Forum alles rauf und runter dekliniert worden. Wobei ich Borderlis Gemaule über Peat bogs nicht ganz nachvollziehen kann, denn selbst ich Pflanzenlegastheniker kann "böses Gras" von "gutem Gras" unterscheiden.
Dass OSM für die Highlands und speziell im Norden abseits der Straßen keine gute Idee ist, wurde hier meines Wissens auch schon thematisiert. Warum kann ich wohl nach jedem Urlaub eine mittlere zweistellige Kilometerzahl an Wanderwegen neu einzeichnen?
40km ist übrigens keine unrealistische Idee von Cicerone. Die Langstreckenwanderer unter den Briten sind einfach unglaublich zäh und fit, und die laufen von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends stramm durch - mindestens!
@Hunter9000: Walkhighlands benutzt in der mittleren Zoomstufe die OSM-Wege (die unvollständig sind, s.o.). Bitte schau mal auf die "echte" OS-Landranger-Karte, es gibt sogar zwei Wege: Einen ziemlich direkten über Poulary mit einem einzigen weglosen Pass durch offenes Gelände, und einen weiter westlich mit viel Straße am Ufer von Loch Arkaig.
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Ich hab mir gerade einen Teil deiner Route im Detail angesehen: Und zwar den Abschnitt vom Cluanie Inn nach Loch Arkaig. Auf den Karten von walkhighlands sind auf den letzten Kilometern bevor man Loch Arkaig erreicht keine Wege eingezeichnet, zumindest keine, welche weit in die Highlands hinein reichen. Könntest du mir kurz sagen, ob du in diesem Bereich Wege vorgefunden hast oder ob du Querfeldein gewandert bist? Wie war es diese Strecke zu laufen? Ich hatte diesen Abschnitt nämlich auch schon mal geplant, dann aber wegen mangelnder eingezeichneter Wege wieder verworfen.
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Hi,
sehr netter Bericht, aber langsam wundere ich mich doch über deine Vorbereitung!
Du bist seit 2006 im Forum aktiv. Hier wimmelt es nur so in den Reiseberichten über Bothy-Übernachtungen und auf der MBA Website sind sogar die genauen Grid-Daten der Bothys angegeben!
Auf den (neueren) OS Karten sind die Hütten immerhin mit Namen eingezeichnet.
Und Midges im August in Schottland sind nicht gerade eine Seltenheit
Irgendwie erinnert mich deine Tour etwas an den Schottland-Reisebericht von Fliehender. Für den Leser herrlich, aber auch etwas erstaunlich!
Bitte schreib bald weiter!
Gruß
Alex
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Schottland: Ullapool to Fort William
Nach über einer Woche Schlamm und Migdes erschien mir die Jugendherberge in Ullapool wie ein Luxushotel. Doch leider hatte ich dort sogleich den schlimmsten Unfall der ganzen Tour: Beim Duschen rutschte ich aus und fiel direkt mit dem Steißbein auf die Duschkabinenkante. Bis zum Ende meiner Tour 2 Monate später würde ich deswegen noch Schmerzen beim Hinsetzen haben.....So bewegte ich mich wie ein Alien durch die Herberge: Vom vielen Laufen taten mir die Füße weh und so richtig hinsetzen konnte ich mich auch nicht. In einem weiteren Anfall geistiger Umnebelung nutzte ich leider nicht die Chance, einen echten Ruhetag einzulegen, sondern verließ am nächsten Tag bereits wieder Ullapool mit aufgefülltem Rucksack und schmerzendem Steißbein.
Als Strafe für meinen ungeplanten Stadtaufenthalt musste ich einen halben Tag Straße laufen, um zurück zu meiner geplanten Route zu kommen – aber angesichst meines vollen Magens trug ich es mit Fassung. Zurück in den Highlands wurde meine Wanderung nicht besser, sondern noch mal einen Zacken schlimmer: Das Wetter verschlechterte sich. Tagelang watete ich in strömenden Regen durch den Schlamm und meine Laune sank immer tiefer. Den absoluten Tiefpunkt erreichte sie dann am 25. August: Ich war den ganzen Tag durch Regen gelaufen und nass bis auf die Haut. Je näher ich meinem Tagesendziel kam, desto frustrierter wurde ich: Das Wasser stand bereits überall – kein auch nur halbwegs trockenes Fleckchen Boden war in Sicht. Als Notfallplan wollte ich zur Jugendherberge von Glen Affric laufen und dort übernachten. Diese JH ist eine ehemalige Jagdhütte und nur zu Fuß erreichbar. Wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte, hätte dieser Plan eh nicht funktioniert, denn die kleine Herberge war voll ausgebucht, wie mir ein Schild im Fenster verkündete. Kurz vor der Hütte entdeckte ich dann doch noch einen Zeltplatz, der ganz offensichtlich viel von Herbergsgästen genutzt wurde. Direkt neben dem Fluss war er trotzdem sehr trocken. Erleichtert baute ich in einer Regenpause mein Zelt auf, rannte kurz ums Zelt, um die Midges erfolglos los zu werden und verschwand in mein Zelt, wo ich auch bald völlig erschöpft und fröstelnd einschlief. Ich verbrachte eine relativ kalte Nacht. Als ich am nächsten Morgen noch etwas verwirrt die Augen aufschlug, wunderte ich mich sogleich, warum mein Zelt plötzlich so anders aussah. Mein Tarptent Rainbow ist ja eigentlich dunkelgrün, aber jetzt blickte ich auf zartes lindgrün.... Verwirrt versuchte ich mich zu orientieren. Das Rätsels Lösung kam, als ich die Zeltwand anfasste. Am 25. August (!) hatte es über Nacht gefroren und das Kondenswasser im Zeltinneren hatte sich in eine weiße Frostschicht verwandelt. Ich konnte es kaum glauben und kratzte ungläubig das Eis ab....
Die Highlands brachten mir noch eine weitere Überraschung: Die Bothies, also Schutzhütten für Wanderer. Nur leider waren die zu meiner großen Verwunderung nicht in meinem Cicerone Führer erwähnt. Auch hier stieß ich bald auf des Rätsels Lösung: Wie ich bald in den Hütten lesen konnte, werden diese Bothies von der MBA verwaltet, die aus Angst vor Vandalismus nicht möchte, dass der Standort der Hütten in Karten oder Wanderführern genannt wird. Nur die bösen deutschen Reiseführerautoren würden sich nicht immer an dieses Veröffentlichungsverbot halten..... Diese Bothies waren in der Regel großartig! Nur was nützten mir die Bothies, wenn ich nicht wusste, wo sie sich befinden? Durch eingehendes Studium der Gästebücher in den Hütten konnte ich mir aber dann schon bald ein Bild machen, wo sich wohl die nächste Hütte befand und so musste ich einige Nächte nicht im Zelt verbringen oder konnte meine Mittagspause im Trockenen verbringen. Ich verstehe zwar einerseits die Angst der MBA vor Vandalismus, aber irgendwie geht es am Sinn und Zweck von Schutzhütten vorbei, wenn man im Notfall nicht weiß, wo sie sich befinden. Auf der MBA website wird nur die ungefähre Lage der Hütten angegeben und nur Mitglieder von MBA bekommen mehr Informationen. Auch auf den OS Karten konnte ich nicht alle Bothies finden.
Trotz wirklich atemberaubend schöner Landschaft schleppte ich mich mehr vorwärts als ich die Wanderung genoss. Schwieriges Gelände, Dauerregen, Midges.und das alles auch noch crosscountry... mir wurde das alles zu viel. Ich zählte die Tage bis zum Westhighland Way, wo ich endlich wieder auf richtige Wege und Markierungen stoßen würde.
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Du schreibst ja in deinem Blog, dass es so etwas wie der "worst hike ever" war und du UK für nicht geeignet für Wanderungen hälst. Unter genauer Aufzählung diverser Gründe.
Aber ich lese das gerne hier noch mal in meiner Muttersprache. Ich finde, es ist eine gute Idee, die Texte aus dem Englischen zu übersetzen. Nicht jeder liest das flüssig weg.
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
@Hunter:
Die Kartensituation war auch noch später ein echter Knackpunkt dieser Reise und hat mich leider ziemlich unvorbereitet getroffen.... denn eigentlich hatte ich sehr viel Zeit in die Planung der Tour investiert. Wie auf allen weiteren und vorherigen Touren bin ich zweigleisig gefahren: Eine Gesamtkarte von UK und die Route als gpx track auf dem GPS und die gesamte Route als Streifenkarte auf Papier. Nur dieses Mal hat es nicht funktioniert und zwar aus folgenden Gründen:
Ich wollte ursprünglich die Garmin topo für UK kaufen, aber meine englischen Freunde hatten mir davon abgeraten, da die Qualität sehr schlecht sei und die Karten zu teuer. So bin ich auf die OSM-basierten Karten gekommen. In vielen Ländern habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, nur gerade für Schottland war die Datenbasis in OSM ausgesprochen schlecht. Bei den Papierkarten war das Problem, dass der Streifen einfach nicht breit genug war - aber für den unwahrscheinlichen Fall eines Bailouts hatte ich ja die OSM-Karten geplant....
Die Papierkarten waren entweder Kauf-Streifenkarten für bestehende Trails wie den Pennine Way oder aber ich habe mir sie selbst bei grough.co.uk ausgedruckt. Mehr Details zur Planung gibt es hier auf meinem Blog.
Die 40 km Tagesetappen-Idee war übrigens nicht meine, sondern stammte aus dem Cicerone-Führer. Ich war diesbezüglich von vorneherein skeptisch und hatte daher auch zusätzlichen Proviant mitgenommen. Nur war das Gelände eben nochmals deutlich schwieriger als befürchtet.....
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AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Klingt nach einer schönene Reise und der Bericht ist bisher auch sehr schön zu lesen - freue mich schon auf die weiteren Teile.
Darf ich fragen, inwieweit du außer mit dem Buch geplant hast? Du scheinst ja von der schottischen Boden- und Wegbeschaffenheit etwas überrascht worden zu sein, sonst hättest du auch keine Tagesetetappen von 40km geplant. Auch keine Karten umfangreicheren Karten für einen Plan B mitzunehmen finde ich etwas ungewöhnlich.
@ Midges: Ja, man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat
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HB,ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
LG
Atze
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Die Idee: Ich versuche meistens gerade dorthin zureisen, wo der Devisenkurs günstig für mich ist. 2011 war aufgrund der Eurokrise kein gutes Jahr für reisefreudige EU-Bürger. Bei meiner Suche nach Ländern, deren Währung noch schlechter dastand als der Euro, kam ich dann auf Großbritannien. Bislang aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten für mich kein attraktives Wanderziel, aber das britische Pfund schwächelte mindestens genauso wie der Euro und so schien mir die Gelegenheit günstig für eine Wanderung durch Großbritannien. Die Strecke war auch gleich gefunden. Als passionierte Langstreckenwanderin kam für mich eigentlich nur die längstmögliche Strecke in Frage: von John O'Groats im Nordosten bis nach Land's End im Südwesten, die längste Strecke, die man in UK auf Straßen zurücklegen kann. Dadurch ist diese Strecke extrem beliebt bei Autotouristen, Radlern und auch Wanderern. Die Distanz beträgt in der Luftlinie 970 km, auf Straßen ca. 1.400 km und für Fußgänger auf Wanderwegen ca. 2.000 km. Abgekürzt heißt das Ganze dann JoGLE oder LEJoG, je nachdem, in welche Richtung man läuft.
Das Schöne an bekannten Strecken ist die Verfügbarkeit von Infomaterial aller Art, was die Vorbereitung natürlich extrem erleichtert. Obwohl die meisten JoGLE-Führer für Radler geschrieben werden, gibt es auch einen Wanderführer aus dem Cicerone-Verlag. Die klassischen JoGLE Routen verbinden bestehende Langstreckenwanderwege, für die es erfreulicherweise Streifenkarten gibt. Zudem kannte ich noch einen Engländer, der die Strecke schon mal gewandert war und mir gute Tipps geben konnte. Die Planung und Vorbereitung war also vergleichsweise einfach. Ich hielt mich bis auf eine Ausnahme an die Route aus dem Cicerone-Führer und damit ergab sich eine Distanz von 1.989 km, die ich glaubte, in gut 2 Monaten bewältigen zu können. Wie so vieles auf dieser Wanderung erwies sich auch diese Einschätzung als Trugschluss....
Warnung: Um es gleich vorweg zu nehmen: Diese Wanderung war aus unterschiedlichen Gründen nicht gerade ein Highlight meiner Wanderkarriere. Gerade Schottland, vieler ODSler liebstes Wandergebiet, war für mich eine ziemliche Katastrophe. Bevor sich nun die Schottlandliebhaber über mein niederschmetterndes Urteil aufregen: Ich gebe hier lediglich meine persönlichen Eindrücke wieder und erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Jeder empfindet eine Landschaft anders. Hike your own hike!
Der Start: Die Wanderung begann gleich sehr turbulent mit einem Fluglotsenstreik. Am Abend vor dem Abflug wusste ich nicht, ob ich am nächsten Morgen nach Edinburgh kommen würde. Das ganze wurde noch dadurch verkompliziert, dass ich nicht nur einen Anschlusszug gebucht hatte, sondern auch in Deutschland ab dem nächsten Tag gar keine Unterkunft mehr hatte. Nach einer unruhigen Nacht stellte ich am nächsten Morgen zu meiner großen Erleichterung im Internet fest, dass der Streik durch Mediation abgewendet worden war. Mein Ryanairflug war dann sogar noch überpünktlich und ich kam vorzeitig in Edinburgh an. Danach klappte alles wie am Schnürchen. Ich zog mir das im Internet gebuchte Zugticket aus dem Automaten, fuhr mit dem Zug nach Inverness und erreichte noch pünktlich die voll ausgebuchte, aber glücklicherweise vorreservierte Jugendherberge. Am nächsten Tag regnete es in Strömen, doch ich verbrachte den Tag noch mit Sightseeing in Inverness.
Schottland John O'Groats bis Ullapool: Am 11.08. ging es dann endgültig los und zwar bei strahlendem Sonnenschein zuerst mit dem Bus nach John O'Groats, wo ich sogleich das obligatorische Startphoto unter dem berühmten Wegweiser machte. Dann wurde es ernst: Vor mir lagen laut Wanderführer 8 Tage bis zum nächsten Proviantnachschub und ich hatte vorsichtshalber für 9 Tage Futter eingepackt – und das war auch so ziemlich das Maximum, das mein Gossamer Gear G4 Rucksack verkraftet. Die Wanderung begann noch ganz gut am ersten Tag mit tollen Wetter und einer spektakulären Strecke entlang der Küste. Aber schon bald zeichnete sich ab, dass das Ganze nicht so einfach werden würde wie gedacht. Einen Weg gab es nämlich nicht, man lief einfach der Küste entlang, was dadurch erschwert wurde, dass die Farmer ihre Grundstücke komplett mit Stacheldraht umzäunt hatten. Zwischen Steilküste und Stacheldrahtzaun blieb oft kaum genug Platz, um entspannt zu laufen.
Als die Route sich dann ins Inland wendete, begann die Katastrophe erst so richtig. Es gab keine Wege mehr, sondern fast nur noch crosscountry. Matsch und Schlamm überall. Ständig versank ich knöchel- bis knietief in Morast. Diese Peatbogs waren tückisch, denn meist nicht vorhersehbar. Nichtsahnend glaubte ich auf festen Grund zu treten und steckte bald knietief im Schlamm. Meine 9 Tage Proviant im Rucksack machten die Sache auch nicht besser. Das Gelände wurde immer schwieriger als ich dann in die Highlands kam. Entweder steil und geröllig oder total verschlammt. Ja, die Landschaft war toll, aber das schwierige Gelände raubte mir den letzten Nerv. Schon nach wenigen Tagen verspürte ich die negativen Auswirkungen. Durch die ständig nassen Füsse hatte ich Blasen bekommen und mir die Haut aufgescheuert.... etwas, was mir seit den Sümpfen Floridas nicht mehr passiert war. Einige Abend konnte ich vor Schmerzen nicht mehr weiterlaufen und musste vorzeitig zelten.
Und dazu noch die Midges.... Ich hatte natürlich von ihnen gehört, aber all die schlimmen Geschichten hatte mich nicht wirklich auf die noch schlimmere Wirklichkeit vorbereitet. Die Viecher sind gegen alle Chemiekeulen resistent, d.h. es gibt kein wirkliches Mittel, sie sich vom Leib zu halten. Egal, wie schnell ich ins Zelt schlüpfte, sie hängten sich an meine Kleidung um kamen mit rein. Ich versuchte alle Tricks: Ich rannte wie wild durch die Gegend, um die Biester abzuschütteln, bevor ich ins Zelt kroch – aber ich hatte keine Chance. Kaum hatte ich den Zeltreißverschluss geschlossen, sah ich Hunderte von Midges im Zelt..... Und natürlich sind die Biester so klein, dass man sie vor dem Schlafengehen nicht alle abmurksen kann. Bald sah ich mit all den Mückenstichen aus wie von Beulenpest befallen.
Mein schlauer Cicerone-Führer beschreibt diese Strecke in Tagesetappen von 40plus km. Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie ein normalsterblicher Wanderer dieses Tagesleistung in dieser Art von Gelände bringen soll – schon gar nicht mit Proviant für über eine Woche im Rucksack. Um es kurz zu machen: Nach knapp einer Woche war mir klar, dass ich ein echtes Problem hatte. Mein Laune war auf dem Nullpunkt, meine Vorräte trotz Sicherheitsreserve fast aufgezehrt und ich hatte keine vernünftigen Karten dabei, um mich aus diesem Schlamassel herauszumanövrieren. Eigentlich hatte ich die Strecke ja kartenmäßig sogar zweimal abgedeckt: Auf meinem GPS hatte ich die Strecke als gpx track gespeichert und die entsprechenden OSM Karten. Und zusätzlich hatte ich das ganze noch auf Papier als Streifenkarte ausgedruckt auf Basis der OS Karten. Dennoch war dieses System in meiner Notlage unzureichend. Die OSM-Karten entpuppten sich für Schottland als ausgesprochen schlecht; viele Pfade und Wege fehlten vollständig. Und meine ausgedruckten Streifenkarten war nicht „breit“ genug, um eine Ausstiegsroute planen zu können.
Ich sah mich schon einen unfreiwillige Abmagerungskur machen, als mir der Zufall Charlie über den Weg schickte. Nachdem ich tagelang mutterseelenallein durch den Schlamm gewatet war, traf ich völlig überraschend mitten in der Pampa eine andere Solo-Wanderin! Während ich mir bei leichten Nieselregen den Allerwertesten abfror, war Charlie als echte Engländerin trotz Sauwetters bestens gelaunt in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Noch verblüffter war ich, als sie mir von ihrer Wanderung erzählte. Sie lief nicht nur ganz einfach von Land's End nach John O'Groats – nein, sie hatte Größeres vor und lief 8 points Britain. Dabei lief sie den südlichsten, südwestlichsten, südöstlichsten, östlichsten, westlichsten, nordwestlichsten, nördlichsten und nordöstlichsten Punkt Großbritanniens ab. Charlie war definitiv das Highlight des Tage: Sie kämpfte mit denselben Schwierigkeiten, hatte dabei aber anscheinend dennoch bessere Laune als ich. Außerdem erfreut es mich immer außerordentlich, andere Langstreckenwanderinnen zu treffen – was ja leider eher selten passiert. Ich beklagte meine Proviant- und Kartensituation und voila – Charlie offerierte mir die Lösung all meiner Probleme auf dem Silbertablett. Der nächste Ort mit Supermarkt war Ullapool, wo sie gerade herkam – und daher auch die entsprechende OS-Papierkarte nicht mehr benötigte und sie mir schenkte. Ein wahres Geschenk des Himmels! Mit der Aussicht auf Futter und einen baldigen Ruhetag verbesserte sich meine Laune schlagartig, als ich mich nach viel zu kurzem Plausch von Charlie verabschiedete. Noch besser wurde sie, als es mir bei kurzzeitigem Handyempfang gelang, für den nächsten Tag das letzte Bett in der dortigen Jugendherberge zu sichern. Nach einer letzten kurzen Durststrecke kam ich dann völlig erschöpft, verdreckt und hungrig in Ullapool an.
Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 19.11.2020, 11:11.Stichworte: -
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