AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Das französische Jura. Ansonsten ist alles ungeeignet. Die Donau. Süd-Frankreich. Die Pyrenäen. Die spanischen Caminos. Der Elisabeth-Weg geht noch durch. Aber nur die Variante aus östlicher Richtung nach Marburg.
Christine ist auf den usamerikanischen Langstrecken-Trails zum Wandern gekommen. Und die sind nun die Messlatte. Das passt zu europäischen Verhältnissen halt nicht. Die europäischen Landschaften sind viel kleinteiliger. Europa ist stark besiedelt. Und weil das Phänomen des "Thruhikes" nicht so verbreitet ist, fehlt es auch an Thruhikern. Dazu kommt das Sprachen-Wirrwarr. Tüten-Mampf bekommt man nicht überall nach ihren Vorstellungen. (wundert mich irgendwie) Und die unabdingbar benötigte Garmin-Topo-Karte fehlt in den östlichen Bereichen.
Also ich sehe da wenig Möglichkeiten. Aber lese natürlich gespannt ihren Blog mit.
[GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Einklappen
Ankündigung
Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Hallo,
danke für den ausführlichen Bericht. Eine Menge Arbeit, gerade auch mit den schönen Bildern dabei.
Interessieren würde mich nun allerdings wo bitte sich diese "unkomplizierteren Gegenden in Europa" in denen "diese Art von Wanderungen deutlich mehr Spaß macht" befinden??
Insbesondere wenn ich deine eigenen Stichworte:
- erlaubtes Wildzelten
- ländlich, aber bitte schön ohne neugierige Nutz-Tiere (?!)
- bei den Bewohnern hohe Akzeptanz der Wanderkultur und Bereitstellung der erwarteten Infrastruktur, aber bitte schön für möglichst kostenlos.
- intakte Natur, aber bitte schön wenig Regen und keine lästigen Insekten im Sommer (da fällt Skandinavien schon mal komplett flach)
zu Rate ziehe.
Sorry, aber für mich entsteht subjektiv der Eindruck das da jemand ziemlich blauäugig los gestiefelt ist, Pech mit dem Wetter hatte, und nun seinen Frust am Urlaubsziel auslässt.
Reichhaltige Erfahrung auf fremden Kontinenten enthebt einen nicht der soliden Vorbereitung auf Ziele in Mittel-Europa. Auch bin ich erstaunt das hin und wieder scheinbar eine Art Konsum Haltung ("Die Wegmarkierung ist schlecht bis nicht existent..." oder, "Die Wege waren auch relativ ungepflegt") sich auch bei Protagonisten des "alternativen Wandererlebens" nicht ausschließt.
LG
Rainer
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Fazit und Tipps:
Diese 2.000 km lange Wanderung durch Großbritannien hat bei mir sehr gemischte Gefühle hinterlassen. Für mich ganz persönlich war es diejenige Langstreckenwanderung meiner bisherigen Wanderlaufbahn, die ich am wenigsten genossen habe. Wie üblich bin ich im Nachhinein dann doch froh, dass ich es komplett gelaufen bin, aber meine Lieblingswanderung wird es dennoch nie werden.
Ein Teil meiner Frustration rührt aus den unglücklichen Wetterumständen und kann daher nicht generell auf Wanderungen durch Großbritannien übertragen werden. Ein weiterer Teil resultiert aus fehlerhafter Planung, vor allem auf zu schlechtem Kartenmaterial und vorbehaltslosem Glauben an den Cicerone-Führer, der zwar prinzipiell recht gut war, aber mich in puncto Zeitplanung in ziemliche Probleme gebracht hat.
Dennoch möchte ich behaupten, dass ein Teil der Probleme tatsächlich im Land selbst liegen und auch anderen Langstreckenwanderern zusetzen wird. Generell bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Großbritannien nicht das idealste Land ist für low-budget Langstreckenwanderungen. Es ist zwar machbar, aber es gibt Ländern, in denen diese Art von Wanderungen deutlich mehr Spaß macht. Bitte das richtig wörtlich nehmen: Ich meine damit nämlich auch, dass es sehr wohl ein tolles Land ist für kürzere Wanderungen von bis zu ein paar Wochen oder auch längere Wanderungen, sofern man ein etwas üppigeres Budget hat. Denn Großbritannien hat einiges zu bieten:
Die Landschaft ist ziemlich einzigartig. Da die Engländer ihre Wälder schon vor der Steinzeit fast komplett abgeholzt haben, ist ein ungewöhnliches Landschaftsbild entstanden. Weite, ungehinderte Ausblicke, sanfte (oder nicht ganz so sanfte) Hügel, viel Grass, viel Schafe und Kühe und dazwischen immer die zahllosen Steinmauern. Schottland und auch Teile von England können es durchaus mit der rauen Schönheit Skandinaviens aufnehmen. Die englische Küste ist spektakulär.
Außerdem sind die Engländer ein Volk der Wanderer. Kaum irgendwo sonst trifft man soviele skurrile Mitwanderer. Pub- und B&B-Besitzer sind auf Wanderer eingestellt und verziehen keine Miene, wenn man schlammbedeckt und tropfnass ankommt.
Auch neben den Trails gibt es jede Menge zu sehen von alten Schlössern und Herrenhäusern bis zu urigen Pubs. Und die englischen B&B sind nicht nur wegen ihres üppigen Frühstücks grandios.
Also alles eindeutige Pluspunkte von Großbritannien. Leider verkehren sich diese Pluspunkte für Langstreckenwanderer oft ins Gegenteil, vor allem wenn man mit geringem Budget unterwegs ist.
Die baumlose Landschaft wird zur Katastrophe, wenn man darin tage- und wochenlang schutzlos dem schlechten Wetter ausgesetzt ist. Nichts steht zwischen Dir und dem Atlantik, wenn Du auf einem englischen Hügel durch einen atlantischen Tiefausläufer wanderst. Die Wegmarkierung ist schlecht bis nicht existent, denn mangels Bäumen gibt es nichts, woran man diese befestigen könnte. Und die malerischen Kühe und Schafe trampeln Markierungspfosten nieder und verwandeln die Wege in wahre Schlammbäder. Mal ganz abgesehen davon, dass man scheinbar immer Gefahr läuft, Opfer einer Attacke freilaufender Stiere zu werden. Die idyllischen Steinmauern haben leider den Nachteil, dass man sie mühevoll auf Stiles überqueren muss – jeden Tag Dutzende von Malen.
Die B&B sind zwar toll, aber auch ausgesprochen teuer. Für einen Einzelwanderer mit kleinem Budget auf lange Sicht einfach unerschwinglich. Jugendherbergen sind auch nicht gerade billig und werden entlang der Wege immer weniger. Leider fehlt aber im Gegensatz zu Skandinavien eine alternative Hüttenstruktur, also gratis oder billige Unterkünfte entlang der Wege. Einzig in Schottland gibt es die Bothies. Es gibt nicht mal die in Deutschland üblichen überdachten Rastplätze. Also entweder man investiert in ein B&B oder einen Pub, um mal aus dem Regen raus zukommen – oder man wird eben nass. Unterstandsmöglichkeiten unterwegs sind so gut wie nicht existent.
Wildzelten wiederum ist recht problematisch und so schwierig wie in kaum einem anderen europäischen Land. In Schottland ist es zumindest legal, aber aufgrund des ausgesetzten und oft total sumpfigen Geländes nicht immer einfach. Die Midges geben einem dann den Rest. Im England gibt es zwar keine Midges, dafür ist das Wildzelten aber noch schwieriger: Kühe und Schafe als neugierige Zeltplatzbesucher, keine Wald als Sicht- und Windschutz und bei Regen verwandelt sich alles in einen großen Sumpf.
Wer nur ein paar Tage oder Wochen unterwegs ist, wird das sicherlich gut wegstecken. Aber über Wochen und Monate kocht es einen weich. Würde ich die JoGLE Wanderung einem Freund empfehlen? Prinzipiell Wandern in Großbritannien ja, aber Langstrecke nicht unbedingt. Vor allem für eine erste Langstreckenwanderung gibt es unkompliziertere Gegenden in Europa.
Tipps:
Hier noch einige nicht so bekannte Tipps für Großbritannien-Wanderer:
Die tollen OS-Karten muss man nicht unbedingt in Papierform kaufen, sondern kann sie bei www.grough.co.uk für einen nominalen Betrag von 2 £ für die Routenplanung nutzen und 40 Seiten ausdrucken. GPX tracks für fast alle Wege in England bekommt man als Mitglied von www.ldwa.org.uk. Wer lange in England unterwegs ist und sich für Kultur und Geschichte interessiert, für den lohnt sich die Jahresmitgliedschaft beim National Trust oder English Heritage. Als Mitglied kann man nämlich ein Jahr lang die vom jeweiligen Verband betreuten Schlösser, Gärten und Häuser umsonst besichtigen.
Da das Klima feucht und kalt ist, ist man mit Daune auf Dauer schlecht bedient. Ich würde in jedem Fall Synthetik für Schlafsack und Jacke nehmen. Im Dauerregen lässt einen die beste Goretex-Jacke im Stich. Meine englischen Wanderfreunde schwören daher auf Paramo, das ich leider selbst noch nicht probiert habe, aber bei einer weiteren Wanderung durch England anschaffen werde.
Meine JoGLE-Wanderung hat verschiedene Langstreckenwanderwege verbunden. Der am wenigsten attraktivste davon ist erstaunlicherweise der populärste: Der West Highland Way. Ich persönlich kann von diesem Weg nur abraten, denn in England gibt es deutlich schönere und vor allem weniger überlaufene Trails: Der Pennine Way hat ähnliche, aber deutlich spektakulärere und abwechslungsreichere Landschaft. Offa's Dyke Path scheint im deutschsprachigen Raum recht unbekannt zu sein, ist aber ein wirklich angenehmer und abwechslungsreicher Trail. Und der South West Coast Path ist eine der schönsten Küstenwanderungen Europas.
So, und wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich die ganze Geschichte auf Englisch auch auf meinem Blog anschauen.
http://christine-on-big-trip.blogspo...ch/label/JoGLE
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Zitat von German Tourist Beitrag anzeigenIch laufe schon den ganzen Mai mit Mütze und Handschuhen rum, so kalt ist es hier noch. Irgendwie scheine ich in England kein so rechtes Glück mit dem Wetter zu haben....
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
@Atze1407:
Du wirst lachen: Ich bin gerade wieder in England (allerdings nicht wandernd oder radfahrend) und das Wetter ist seit einem Monat mehr als bescheiden. Ich laufe schon den ganzen Mai mit Mütze und Handschuhen rum, so kalt ist es hier noch. Irgendwie scheine ich in England kein so rechtes Glück mit dem Wetter zu haben....
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Hallo HB,
wo immer Du auch gerade bist, ich hoffe das Du dieses mal, etwas besseres Wetter hast.
Schöner Bericht, Danke.
LG
Atze
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
England: Southwest Coast Path
Um es mal gleich vorwegzunehmen: Der SWCP ist ein toller Trail mit grandiosen Aussichten, aber wahrscheinlich werde ich ihm in meinem Bericht nicht die richtige Würdigung zukommen lassen, die er verdient. Ich war zu diesem Zeitpunkt nämlich einfach schon ziemlich fertig. Zum ersten Mal in meiner Wanderlaufbahn zog ich es sogar in Erwägung, meine ursprünglichen Plan dramatisch abzukürzen und anstatt nach Land's End der Küste entlang einfach an den Ärmelkanal zu laufen und dort meine Wanderung durch Großbritannien zu beenden. Aber John, mein früherer Radelpartner, bei dem ich mich in einigen Telefonaten über mein Leiden beklagte, redete mir das glücklicherweise gleich aus. Rückblickend bin ich froh, dass ich den SWCP gelaufen bin, obwohl ich damals nicht gerade hochmotiviert war, denn der SWCP ist in meinen Augen der schönste Küstenwanderung Europas.
Damit das Ganze nicht zu einer weiteren Leidensgeschichte würde, hatte ich zumindest beschlossen, auf diesem letzten Wegabschnitt jeden zweiten oder dritten Tag in einer Unterkunft zu übernachten. Normalerweise zelte ich fast immer und gehe nur alle 7 – 10 Tage in eine Herberge. So steuerte ich hochmotiviert Barnstaple an, wo ich auf den SWCP stoßen sollte. Ich wusste zwar, dass es dort keine Jugendherberge gibt, aber ich wollte mir ein schnuckeliges B&B gönnen. Um 16 Uhr lief ich in der Touristeninformation ein und trug mein Anliegen vor. Eine halbe Stunde später verließ ich sie ziemlich frustriert: An diesem ganz normalen Wochentag Mitte Oktober (also keine Spur von Urlaubszeit oder Hochsaison) war alles ausgebucht. Die freundlichen Mitarbeiter hatten 10 Anrufe für mich getätigt, aber keine halbwegs bezahlbare Unterkunft auftreiben können. Glücklicherweise hatte ich beim Weg nach Barnstaple hinein die Augen offen gehalten und wusste, wo ich ein annehmbares Zeltplätzchen finden würde, aber das bedeutete, dass ich über 2 km zurück laufen musste.
Missmutig nahm ich Teil 2 meiner Stadtmission in Angriff: Den Kauf eines Wanderführers für den SWCP. Ich hatte mir schon in der Vorbereitung die Telefonnummern der Buchläden notiert und vor ein paar Tagen dort angerufen, um nachzufragen, ob die Führer auf Lager sind. Ich hatte Glück und das gute Stück war auch wie versprochen für mich zurückgelegt worden. 5 Minuten vor Ladenschluss tätigte ich meinen Einkauf und machte mich missmutig auf den Weg zurück – nur um am nächsten Morgen dieselbe Strecke nochmals zu laufen. Aber bei 2.000 km Gesamtstrecke kommt es auf 2 km mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Ich wollte so schnell als möglich vorankommen und hatte daher überlegt, wenn möglich auf kleine Straßen auszuweichen, um nicht das ständige kräftezehrende Auf und Ab an der Küste mitmachen zu müssen. Diese Idee gab ich schon am ersten Tag auf, denn die Küstenstrecke war einfach zu spektakulär, um sie nicht doch noch mitzunehmen. Zudem hielt sich zu meiner großen Überraschung das relativ warme Herbstwetter. Und so trabte ich an der Küste entlang und machte dabei mehr tägliche Höhenmeter als auf mancher Gebirgstour. Wer nämlich glaubt, diese Küstenwanderung sei flach, befindet sich gewaltig auf dem Holzweg. Die Anstiege sind zwar nie sehr lang, dafür aber ausgesprochen häufig. Jeder kleine Bach oder Fluss, der hier ins Meer mündet, führt zu einem Auf- und Abstieg von jeweils 50 – 100 Höhenmetern und das schlaucht auf Dauer ganz schön.
Immerhin ging meine Jugendherbergsstrategie mehr als auf: Entlang des SWCP gibt es nämlich zahlreiche Jugendherbergen, in denen ich den schwierigen Zeltbedingungen entkommen wollte. Die erste war im Ort Westward Ho! - der sich übrigens genauso schreibt inklusive Ausrufungszeichen. Wie schon auf dem Pennine Way waren fast alle diese Herbergen privatisiert worden und jetzt zur Nebensaison ziemlich leer. Nur am Wochenende kann es eng werden, wenn die Herbergen komplett an Gruppen vermietet werden. So aber hatte ich in jeder Herberge einen Schlafsaal ganz für mich alleine! Vor allem die nagelneue Herberge in Boscastle war ein echter Traum fast schon auf Hotelniveau. Auch in den Nächten im Zelt hatte ich Glück: Die Wildzeltsituation auf dem SWCP ist nämlich ziemlich schwierig und nirgendwo sonst auf dieser Wanderung hatte ich so viele Probleme, einen geeigneten Zeltplatz zu finden.
Zunächst mal gibt es entlang des Weges so gut wie keinen Wald, der Wind- und Sichtschutz bietet. Dazu wird das Hinterland fast komplett als landwirtschaftliche Fläche genutzt, d.h. ist eingezäunt und/oder wird als Weidefläche genutzt. Nach meinen bisherigen Erfahrung mit britischen Kühen also keine Alternative. Das größte Problem aber ist der Wind. Obwohl mein Tarptent Rainbow doch sehr windstabil ist, ist eine Nacht ungeschützt im Wind doch sehr unangenehm oder vor allem laut. Die einzige Möglichkeit, all dem zu entkommen, ist also in den Bachniederungen zu zelten. Aber ob dort ein geeignetes Plätzchen sein würde, war auf den Karten leider keinesfalls zu erkennen. Und so war die Zeltplatzsuche jeden Abend ein Vabanque-Spiel, zusätzlich erschwert durch das wenige Tageslicht. Einerseits musste ich bis kurz vor Dunkelwerden laufen, um überhaupt ein bisschen Strecke machen zu können, aber anderseits ließ dies natürlich nicht viel Spielraum für Fehlschläge. Aber wie schon gesagt: Ich hatte jedes Mal Glück und verbrachte ungestörte Nächte.
Auf ein Feature des SWCP möchte ich allerdings besonders hinweisen: Wer dort unberührte Küstenlandschaft vermutet, liegt falsch. In dieser Ecke Cornwalls wurde früher viel Bergbau betrieben und die Überreste der alten Industriekultur liegen an vielen Stellen direkt am Weg. Natürlich sind diese Einrichtungen seit Jahrzehnten stillgelegt und sind jetzt eine interessante Kulisse für die ohnehin schon spektakuläre Küstenlandschaft.
So näherte ich mich langsam, aber stetig meinem heißersehnten Endziel Land's End. Jeden Tag studierte ich nervös den Wetterbericht, aber kein Tiefdruckgebiet oder ähnliche Katastrophen in Sicht – nur ein ziemlich heftiger Wind! Je näher ich Land's End kam, desto mehr Tagesausflügler und Touristen kamen mir entgegen. Land's End ist nämlich eine deutlich größerer Touristenattraktion als John O'Groats und der Landzipfel selbst ist ein scheußlicher Mini-Vergnügungspark mit Geisterbahn, Aquarium und Dutzenden von Souvenirshops. Dort befindet sich auch das gleich aussehende Pendant zum Schild in John O'Groats – hier allerdings eingezäunt und Photomöglichkeit nur nach Entrichtung eines Obolus. Angesichts des extremen Windes hatte sich der Photograph allerdings schon verzogen und so konnte ich zumindest außerhalb der Umzäunung ein Zielphoto von mir machen. Dabei musste ich höllenmäßig aufpassen, dass mir nicht irgendetwas weg flog, denn der Wind war wirklich heftig.
Hier konnte ich auch sehen, wie beliebt die Tour von Land's End nach John O'Groats ist: So gibt es einen Land's End to John O'Groats Club, dessen Mitglied ich allerdings nicht werden wollte. Im Hotel des Komplexes fand ich dann auch das Trailregister, wo sich jeden Tag mehrere Land's End to John O'Groats-Jünger eintragen. Die überragende Mehrzahl von ihnen macht die Strecke allerdings mit dem Auto, gefolgt von einigen Radler. Wanderer gibt es nur sehr wenige.....
Erleichtert macht ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, um den letzten Bus nach Penzance und dem dortigen YMCA zu erwischen. Diese Haltestelle hatte weder ein Dach noch irgendein Schutzhäuschen und die 15 Minuten Wartezeit im fast orkanartigen Wind dehnten sich zu einer Ewigkeit. Erst als ich im warmen Bus saß, atmete ich auf: Es war geschafft! Ich war von John O'Groats nach Land's End gelaufen – allen Widrigkeiten zum Trotz!
Die Wanderung hat bei mir sehr gemischte Gefühle hinterlassen, so dass ich noch ein Fazit schreiben werde über Wandern in Großbritannien mit einigen Tipps und Hinweisen.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
danke schön, sehr interessant! war schon lange nicht mehr in gb und alle beschriebenen gegenden kenne ich nicht.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Das Wetter war wirklich bizarr auf dieser Tour. Die kälteste Temperatur hatte ich im August (!) in Schottland, während ich 1 1/2 Monate später in Wales plötzlich 30 Grad im Schatten hatte. Das Hauptproblem ist jedoch, dass in Großbritannien aufgrund des fehlenden Waldes das Wetter einen viel größeren Einfluss auf das Wander-Wohlbefinden hat als z.B. in Deutschland, wo mir vergleichbares Wetter wahrscheinlich nicht so sehr an die Substanz gegangen wäre.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Du hattest aber wirklich etwas Pech mit dem Wetter. Natürlich ist es so spät im Jahr wirklich sehr wechselhaft in GB. August in Schottland ist Hauptsaison für Touris und Midges da ist früher starten (Mai) oder später (September) ankommen wohl geschickter. So lange Regenperioden sind aber wirklich schon ungewöhnlich, klar es regnet gefühlt öfter als hier aber wechselt normalerweise auch wegen der Insellage öfter zwischen verschiedenen Wetterlagen..
Hoffe du hattest dann auf dem Coast Path besseres Wetter und konntest die schöne Gegend mehr genießenauf die Südliche Ecke Englands bin ich schon gespannt.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
England: Von Offa's Dyke zum South West Coast Path
Nach dem wunderschönen Offa's Dyke Path erwartete mich jetzt ein Wander-Alptraum: Zwischen Chepstow, dem Ende von Offa's Dyke und Bristol liegt der River Severn – und die einzige Möglichkeit (neben Schwimmen natürlich), diesen Fluss zu überqueren war die Autobahnbrücke der M4. Diese Brücke ist 4 (vier!) Kilometer lang, natürlich total ausgesetzt und vierspurig. Die einzige gute Nachricht war, dass es eine separate Fahrradspur gibt. Und ich hatte auch mit dem Wetter Glück: Es war zwar windig, aber immerhin herrschte strahlender Sonnenschein. Auf dem Weg über die Brücke überholten mich mehrere Service-Fahrzeuge der Autobahnmeisterei und fragten besorgt, ob alles mit mir in Ordnung sei... Ich war heilfroh, diesem Monstrum zu entkommen, obwohl die Vororte von Bristol zu durchwandern auch nicht gerade verlockend war.
Ohne einen Aufenthalt in Bristol wäre dieser Abschnitt ohne Zeltmöglichkeiten wohl sehr schwer in einem Stück zu durchlaufen gewesen. Aber ich hatte viel Glück: Bei meiner Couchsurfing-Recherche stieß ich auf Phil und Sheila, die nur Gäste über 35 Jahre akzeptierten – passte also genau auf mich. Noch viel besser passte, dass sie in einem Vorort quasi fast an meiner Route wohnten. Also nur ein kurzer Anruf bei Phil und zehn Minuten später holte er mich mit dem Auto ab und brachte mich zu ihrem ausgesprochen luxuriösen Haus, wo mich nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern sogar ein eigenes Badezimmer erwartete. Phil und Sheila waren überzeugte Couchsurfer, sowohl als Gäste als auch als Gastgeber. Phil hielt sogar Vorträge über ihre Couchsurfingerfahrungen im örtlichen Nachbarschaftshaus. Die beiden hatten in der Tat viel interessantes zu erzählen: Nachdem sie ein indisches Ehepaar zu Gast gehabt hatten, beschlossen sie, eine Couchsurfing-Reise durch Indien zu unternehmen – eine Idee, auf die ich nie gekommen wäre, die sich aber als voller Erfolg herausstellte, wie die beiden mir anhand von vielen interessanten Photos zeigten. Aber auch ich konnte ihnen viele Infos mit auf den Weg geben, denn sie planten, John O'Groats nach Land's End zu radeln. Bristol war viel netter als gedacht, obwohl meine persönliche Hauptattraktion, das British Empire und Commonwealth Museum geschlossen worden war..... Sheila und Phil begleiteten mich zur Clifton Suspension Bridge, zur Kathedrale und zum niegelnagelneuen Bristol Museum und Art Gallery, das sie selbst noch nicht gesehen hatten. Wie üblich hätte ich noch viel länger bleiben können, aber die fortschreitende Jahreszeit mahnte mich zu einem baldigen Aufbruch.
Also nochmals fast ein ganzer Tag durch die Vororte von Bristol, über den River Avon auf der M5-Autobahnbrücke und ich war wieder auf dem Land angekommen war. Dieses tiefliegende Marschland war von jeder Menge Deichen durchzogen, die das Wandern zu einer Art Zick-Zack-Lauf machten. Die Bauern nutzten die Deiche auch als Zäune: Kühe hinter Deich statt Zaun sozusagen. Zelten war mal wieder ein Problem, wenn ich nicht mitten im Sumpf oder auf dem Präsentierteller landen wollte. Mein winziges Stück Wald auf der Karte entpuppte sich beim Näherkommen als Totalkatastrophe. Es war komplett von einem völlig überwucherten Deich umgeben, so dass absolut kein Durchkommen war. Zudem war das ganze auch noch völlig zugewachsen, so dass ich eh keinen Platz für mein Zelt gefunden hätte. Zudem um mich herum nur Kühe, und inmitten derer wollte ich bekanntlicherweise ja nun nicht gerade zelten. Missmutig lief ich weiter und fand zu meinem großen Glück tatsächlich bald ein sichtgeschütztes Plätzchen hinter ein paar Büschen. Und die Kühe nur 10 Meter weiter, aber hinter einem tiefen Deich – hurra!
Obwohl das Wetter über 2 Wochen lang mehr als hervorragend gewesen war, konnte es ja nicht ewig anhalten, schließlich hatten wir ja nun schon Mitte Oktober. Das Unheil nahm seinen Lauf im Exmoor National Park, wo es 2 Tage lang ununterbrochen wie aus Kübeln schüttete. Ich war bis auf die Knochen nass und schleppte mich über völlig verschlammte Kuhweiden, wo jedes Gatter ein neuer Schlammtauchgang war. Meine Laune erreichte ihren Tiefpunkt, als ich zwei Bauern auf der Weide traf, die mich fragten, was ich denn bei diesem Wetter hier draußen machen würde. Meine Antwort versetzte sie in großes Erstaunen. Sie selbst hätten schon überhaupt keine Lust, bei diesem Regen rauszugehen, aber sie müssten ja wohl arbeiten. Aber wie jemand freiwillig hier rumlaufen konnte, konnten sie so gar nicht verstehen. Nach dieser „aufmunternden“ Begegnung machte ich einen entscheidenden Fehler. Ich passierte einige sehr hübsche Zeltmöglichkeiten, aber anstatt früh Feierabend zu machen, beschloss ich bis Tagesende weiterzulaufen. Schließlich war ich eh schon komplett nass und mein wunderbarer Cicerone-Führer versprach Zeltmöglichkeiten an der Quelle des Exe River. Der Autor muss seine Zeltplätze allerdings im Rahmen einer ausprägten Dürreperiode gesehen haben, denn ich konnte trotz einer Stunde Herumsuchens keinen einzigen Quadratmeter finden, auf dem nicht zentimeterhoch das Wasser hochgekommen wäre, sobald ich mit dem Fuß drauf trat. Dies war mittlerweile eine kritische Situation, denn es wurde bald dunkel und auch Weiterlaufen versprach keine Besserung der Lage. Da erspähte ich ein Mini-Wäldchen, das geradezu traumhafte Zeltmöglichkeiten bot – aber eine großen Nachteil hatte: Es lag auf dem Grundstück eines Bauerhofs und war auch nur durch dessen Gartentor zugänglich.
Soweit irgendmöglich versuche ich immer, unverkannt zu zelten, aber dies war eine Notlage. Ich beschloss, in den sauren Apfel zu beißen und im Bauernhof um Erlaubnis zu fragen. Leider öffnete auf mein Klopfen und Rufen niemand die Tür. Als ich die Klinke niederdrückte, stellte ich fest, dass nicht mal abgeschlossen war. Ich stand direkt im Wohnzimmer, wo ich einfach die Stereoanlage und den Computer hätte mitnehmen können....Natürlich hatte ich keinerlei dergleichen kriminelle Energie, aber jetzt ein Dilemma: Was sollte ich jetzt tun? Einfach mein Zelt aufbauen? Und wenn die Besitzer später wiederkämen und mich verscheuchten? Ich war noch am Grübeln, als ein Auto die Auffahrt hochkam und die Besitzer wohl recht verwundert waren, dass ein wasserrattenartiges Geschöpf sie fast ansprang und etwas von Zelten faselte. Natürlich wurde mir die Erlaubnis erteilt, gefolgt von einer Einladung zum Tee. Schließlich sind wir ja in England. Aus der Tasse Tee wurde ein zwei Stunden langes Gespräch inklusive Hofführung. Ich verließ das Haus mit einem halben Dutzend Eier, während meine nassen Klamotten im Heizraum trockneten. Außerdem wusste ich jetzt alles über Lamm- und Rindfleischpreise in der EU. Am nächsten Tag wurde das Wetter leider nicht besser, sondern nur anders. Statt Regen jetzt dichter Nebel, der mich aus Angst, mich zu verlaufen, auf die Straßen zwang. Verlaufen habe ich mich trotzdem: Der Nebel war so dicht, dass ich eine Kuh für eine Wegmarkierung hielt....
Größtes Highlight auf diesem eher unspektakulären Wegabschnitt waren die vielen kleinen Dorfkirchen, wenngleich ohne Tee- und Kaffeekochnische. Dafür waren hier wohl viel zu wenig Wanderer unterwegs. Leider hatte ich mittlerweile auch gelernt, dass englische Friedhöfe keine Wasserhähne haben. Die Gräber haben meist auch keinen Pflanzenschmuck, so dass man auch keine Gießmöglichkeiten braucht. Außerdem regnet es eh andauernd...
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
...dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne...
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
England: Offa's Dyke Path
Zunächst mal: Warum heißt Offa's Dyke Path so? Oder besser. Was ist Offa's Dyke? Offa's Dyke ist oder besser war ein 285 km langer Befestigungswall zwischen England und Wales, gebaut von König Offa im 8. Jahrhundert. Erstaunlicherweise ist auch noch über 1.000 Jahre später einiges von diesem Befestigungswall erhalten, obwohl weite Teile davon im Laufe der Jahrhunderte von Bauern einfach umgepflügt worden sind. Was jetzt noch übrig ist, ist auf den ersten Blick auch nicht gerade spektakulär: Meist nur einige maulwurfshügelartige Erhebungen. Wenn man nicht weiß, dass man entlang einer alten Befestigungsanlage läuft, würde man es gar nicht bemerken. Wenn man aber bedenkt, dass die ganze Anlage im 8. Jahrhundert ohne Maschineneinsatz gebaut wurde, dann bekommt das ganze schon ganz andere Dimensionen. Offa's Dyke Path folgt dem Verlauf dieser Grenzanlage und ist ein National Trail. Die Bilder in der Collage zeigen Offa's Dyke in allen Variationen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Offa's Dyke war ein echtes Highlight – zumal ich jetzt zum ersten Mal ein positives Problem hatte: Anhaltend schönes Wetter! Nachdem mir am 25. August mein Zelt in Schottland eingefroren war, erlebte ich hier am 01. Oktober Temperaturen von 30 Grad Celsius! Ich war in einem Indian Summer in England gelandet. Nun fragt sich der Leser sicherlich, wo das Problem war. Ganz einfach: Ich konnte es kaum fassen und vor allem traute ich der Sache nicht. Nachdem ich nach all dem miesen Wetter nun in einer Schönwetterphase angelangt war, glaubte ich jede Minute Sonnenschein ausnutzen zu müssen und lief 2 Wochen lang am Stück durch ohne einen einzigen Ruhetag oder auch nur halben Ruhetag. Kein Wunder, das ich am Ende ziemlich erschöpft war....
Und nicht nur das: Ich war auch verdreckt und verschwitzt ohne Ende. Da ich nie in Unterkünfte ging, waren meine einzige Waschgelegenheit öffentliche Toiletten und Flüsse/Bäche. Mehrmals machte ich vor erstaunten Kühen und Schafen einen Striptease und stieg in die Fluten – immer in der Hoffnung, dass nicht gerade ein Bauer auftauchte. In Monmoth kam ich zu meiner großen Freude an einem Campingplatz mit Duschmöglichkeit für 20 p vorbei. Ein Spottpreise – nur leider fehlte mir das passende Kleingeld und die Rezeption hatte noch geschlossen. Also zurück auf die Straße und Leute um Wechselgeld für ein Pfund bitten. Schon die erste Passantin, der ich meine Bredouille erklärte, schenkte mir ein 20 p Stück ohne zu Wechseln. Auf meine überraschte Frage sagte sie nur, dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne... Ich muss wohl sehr gestunken haben.
Monmoth war nicht das einzige Stadt-Highlight auf dieser Strecke. Am meisten hatte es mir Haye-on-Wye angetan, die Stadt der zahllosen Second-Hand-Buchläden. Wenn man allerdings als UL-Wanderer unterwegs ist, dann ist die Anzahl der mitzunehmenden Bücher doch sehr begrenzt. Macht nix, ich höre eh meist Hörbücher und war diesbezüglich gerade bei Jane Austens „Pride and Prejudice“ angelangt. Daneben gab es auch noch zwei National Trust Schlösser, die ich mit meinem Mitgliedsausweis umsonst besuchen konnte: Chirk und Powis Castle. Chirk Castle sah von außen zwar extrem imposant aus, war von innen aber eher der Flop. Ich kam zudem auch noch gerade eine Stunde vor Torschluss an – und dann wurde mir am Eingang auch noch gesagt, ich müsse eine Viertelmeile zurück zur Kasse laufen, um dort mein Gratisticket abzuholen. Also im Schweinsgalopp hin und wieder zurück – nur um feststellen zu müssen, dass man gerade mal ein paar halbleere Räume besichtigen konnte. Immerhin sorgten die Schlosstoiletten für eine kleine Erfrischung am Ende. Powis Castle liess ich daraufhin ganz ausfallen und Tintern Abbey, die auch romantisch am Weg liegt, kannte ich schon von einem anderen Besuch.
Schönstes Naturhighlight ist Hatterall Ridge, ein ziemlich ausgesetzter Kamm mit vielen wilden Ponies, die sich leider nicht allzu gern fotografieren ließen. Natürlich war es gerade wieder mal mein Glück, dass genau an diesem Tag ein starker Wind aufkam und ich so spät am Tag ankam, dass ich den Kamm nicht mehr ganz an einem Tag schaffen würde. Ich lief trotzdem los und hoffte auf eine gute Zeltmöglichkeit. Die Kammstrecke war grandios mit tollen Ausblicken und über weite Strecken mit Bodenplatten erosionsgesichert, was schnelles Fortkommen garantierte. Aber natürlich weit und breit keine geschützte Stelle zum Zelten, ja nicht mal irgendein Strauch geschweige denn ein Baum. Ich musste also absteigen, bevor sich ein halbwegs geeigneter Platz fand – und weil ich keine Lust zum Wiederaufstieg hatte, lief ich am nächsten Tag den Rest der Strecke auf einem wunderschönen Parallelweg weiter.
Überhaupt war der Offa's Dyke nicht gerade einfach. Der Weg nimmt so ziemlich jeden Hügel mit, denn für Verteidigungszwecke war das schwieriges Gelände ideal. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Weg wohl die höchste Dichte an „Stiles“ pro Meile hat. Immerhin waren die meisten davon gut in Schuss und stellten kein Absturzrisiko dar. Auf der Plusseite kommt der Weg an Apfelplantagen und auch dem gelegentlichen Pflaumenbaum vorbei, was mir vitaminhaltigen Zusatzproviant einbrachte. Dazu hatten viele Kirchen den ganzen Tag über geöffnet, was alleine schon ein Grund zur Freude gewesen wäre, denn das sind meine bevorzugten Stellen zum Handyakku aufladen. Nein, obendrein boten die Kirchen den Wanderern kostenlose Tee- und Kaffeezubereitungsmöglichkeiten an, manchmal sogar Plätzchen. Und am Ende des Wegs sah ich dann sogar noch in amerikanischer Trail Angel-Manier Wasserkannister für die Wanderer am Wegesrand aufgestellt.
Kurzum. Offa's Dyke war eine positive Überraschung. Tolle, abwechslungsreiche Landschaft. Wenn auch nicht so spektakulär wie der Pennine Way, so doch viel weniger ausgesetzt und damit einfacher bei schlechtem Wetter zu gehen. Dazu viele hübsche Trail Towns, ausgezeichnete Wegmarkierung und auch gute Möglichkeiten zum Wildzelten. Sehr zu empfehlen also!
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Am besten guckst du erst einmal, ob das Kühe oder Bullen (das sind die, die herantrappeln) sind. Kühe sind die mit dem Euter.
Zwischen Kühen kannst du problemlos durchgehen. Zelten würde ich da auch nicht.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Ich finde die Schlechtwetterbilder sehr stimmungsvoll, auch wenn es unterwegs nicht so spaßig war. Den Kuhtrick werde ich mir merken, bzw. für Paddler entsprechend abwandeln, d.h. ggf. erstmal im Boot sitzen zu bleiben.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
England: Pennine Way to Offa's Dyke
Ich war heilfroh, vom ausgesetzten Pennine Way runterzukommen und hatte sogar per GPS eine Abkürzung gefunden, die mich auf Rail Trails und kleinen Sträßchen schon etwas früher vom Pennine Way absteigen ließ. Natürlich erwiesen sich meine OSM-Karten mal wieder als unzureichend, aber ich traf einige Tagesauflügler, die mir mit ihren OS-Karten den richtigen Weg wiesen. Gleich am ersten Tag hatte ich ein lustiges Erlebnis: Wie immer war ich auf der Suche nach Bäumen oder etwas Wald, um versteckt mein Zelt aufzuschlagen. In diesem landwirtschaftlich genutzten Gebiet war das eher schwierig, aber endlich fand ich einen von Steinmauern umzäunten Mini-Wald inmitten all der Weiden. Nach einer kleinen Kletterpartie hatte ich im dichten Nadelwald den perfekten wind- und sichtgeschützten Zeltplatz gefunden und kochte gerade mein Abendessen, als ich lautstarkes Singen hörte. Das hier nun so mitten in der Pampa verblüffte mich doch sehr und neugierig lugte ich aus meinem Zelt. Bald sah ich den Verursacher des unerwarteten Konzerts: Ein Teenager führte seinen Hund aus und war offenbar wild entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um für seine Karriere als Sänger in einer Rockband zu üben – denn hier glaubte er sich offenbar ungehört. Jedenfalls ahnte er sicherlich nicht, dass er eine deutsche Zuhörerin hatte. Dieses Konzert zog sich eine ganze Weile hin, während mein Rockstar in spe mit seinem Hund mein Wäldchen singend umrundete – ein großer Kunstgenuss war es allerdings nicht....
In diesem Routenabschnitt wich ich zum ersten und einzigen Mal von der Route des Ciceroneführers ab. Mein Weg führte über den Gritstone Trail, South Cheshire Way und Maelor Way – alles sehr wenig begangene Wege. Dies führte zu mehreren Problemen: Das erste war mein altes Kuhproblem. Die Kühe hier waren aufgrund der wenigen Wanderer nicht so sehr an Menschen gewöhnt und dementsprechend neugierig. Mehrfach wurde ich wieder verfolgt und jede Kuhweide versetzte mich in eine neue Panikattacke. Bald hatte ich allerdings eine neue Strategie entwickelt: Ich näherte mich der Kuhweide und kletterte HALB über den Zaun, wo ich erst mal einige Minuten abwartete. Blieb auf der Weide alles ruhig, d.h. ignorierten mich die Viecher, traute ich mich weiter. Kamen allerdings schon nach wenigen Sekunden neugierige Jungstiere als Begrüßungskomitee auf mich zugerannt, dann suchte ich mir lieber einen anderen Weg. Die Kühe verursachten auch noch ein anderes Problem: Naturgemäß mussten die sich jeden Tag durch den Flaschenhals des Weidengatters drängen und dementsprechend zermanscht war der Boden dort. Oft war es unmöglich, trockenen oder sauberen Fußes das Gatter zu erreichen und öffnen. Dementsprechend sah dann auch mein Schuhwerk aus.
Die Wege waren auch relativ ungepflegt. Die Markierung war lückenhaft oder gar nicht existent und vor allem waren die Stiles oft völlig überwachsen oder halb zusammengebrochen und stellten eine echte Gefahr da – vor allem für Wanderer meiner Gewichtsklasse....Brennnessel schienen sich auch bevorzugt dort anzusiedeln. Einmal rutschte ich auf einer bemoosten Steinstiege aus und legte mich voll in die Nesseln. Zu gut Deutsch: Das Vorankommen war meist äußerst mühsam, obwohl zumindest das Wetter sich deutlich verbessert hatte.
Beim Herumspielen auf meinem GPS hatte ich dann den erlösenden Einfall: Ganz in der Nähe befunden sich jede Menge Kanäle und wie ich noch aus Schottland in Erinnerung hatte, waren damit die quick and easy Treidelpfade verbunden. Ich disponierte kurzfristig um und marschierte entlang der Kanäle, was zwar eigentlich ein Umweg war, aber letztendlich viel schneller und vor allem kräfteschonender war als die überwucherten und schlecht markierten Trails. Ich wurde mehr und mehr zum Kanalfan, zumal am Ende meiner Tour auch ein Besuch auf einem dieser Kanalboote anstand: Mein Freund John, mit dem ich vor zwei Jahren sieben Monate lang durch Neuseeland, Australien, Japan und Korea geradelt war, hatte sich nach seiner Rückkehr nach England auf einem Kanalboot niedergelassen und lebte dort nun permanent auf seinem schwimmenden Zuhause. Er hatte mich eingeladen, ihn am Ende meiner Wanderung auf seinem Boot zu besuchen und meine Kanalwanderung gab mir einen ersten Einblick in die Hausbootwelt. Die Kanalbootbesitzer sind in der Tat ein interessantes Volk und meist zu einem Schwätzchen aufgelegt. Zu Fuß ist man mindestens genauso schnell wie die Boote und so traf ich dieselben Kapitäne mehrmals. Oft wurde ich nach meiner Wanderung befragt und auf einen Tee eingeladen.
Ich war richtiggehend traurig, als ich die Treidelpfade wieder verlassen musste. Immerhin erwartete mich auf dem South Chesire Way ein touristischen Highlight: Moreton Hall, ein Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert. In weiser Voraussicht hatte ich mir einen National Trust Pass gekauft, der mir ein Jahr lang kostenlosen Eintritt in alle Schlösser, Häuser und Gärten des National Trust verschaffte – und das wollte ich jetzt natürlich ausnutzen. Außerdem musste mein Handy dringend aufgeladen werden – nur leider gab es an der Kasse des Hauses keine Steckdose. Also musste ich mein Handy sozusagen „on the go“ aufladen. Ich lief durch das Anwesen und steckte in jedem Zimmer mein Handy kurz ein. Es sah zwar wahrscheinlich etwas komisch aus, wie ich unter den Schränken herumkroch, um eine Steckdose zu finden, aber beschwert hat sich niemand.
Zu meiner großen Freude fand sich sogar in dieser landwirtschaftlich stark genutzten Gegend ein wunderbarer Zeltplatz. Zwischen all den Feldern gab es alte Wirtschaftswege, die jetzt ziemlich überwachsen waren – und damit gut versteckt. Ich fand ein hübsches Plätzchen, dass nur leider dadurch etwas gemindert wurde, dass die danebenliegenden Felder gerade frisch geodelt worden waren – und die Jauche stank zum Himmel. Allerdings gewöhnte sich meine Nase nach einer Weile daran und verspeiste wie gewohnt mit großem Appetit mein Abendessen.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Pennine Way Teil 3:
Mich erwartete wie üblich ein durchwachsener Tag: Ich verließ meine Notunterkunft mit einem tollen Regenbogen und Sonnenschein und keine 20 Minuten später wurde ich im nächsten Regenguss nass. Im strömenden Regen unterquerte ich dann die Autobahn, wo ich zumindest unter der Brücke etwas Schutz fand. Eines der erstaunlichsten Dinge am Pennine Way ist, dass man sozusagen mitten durch die industrialisierteste Ecke Englands läuft, aber auf dem „Gebirgszug“ der Pennines davon nichts mitbekommt. Keine 10 Minuten nach der Autobahnunterquerung fühlte ich mich schon wieder wie im Niemandsland....
Mein nächstes Ziel war Horton-in-Ribblesdale und dort weniger der Ort, als mein alter PCT-Freund John Manning. John und ich waren 2004 den PCT gelaufen – den allerersten Tag sogar gemeinsam. Aufgrund seines etwas skurrilen englischen Humors hatte er bald den Trailnamen Crazy John abbekommen. Obwohl wir uns vom ersten Tag mal abgesehen sonst nicht mehr auf dem PCT getroffen hatten, waren wir über die Jahre doch immer in Kontakt geblieben. Und da John direkt am Pennine Way wohnte, hatte er mich auf einen Ruhetag zu sich und seiner Familie eingeladen. Denn seit dem PCT hatte er nicht nur mit dem Rauchen aufgehört, sondern hatte auch Frau und Kind bekommen. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß und wir verbrachten den Abend mit Erzählen alter PCT-Geschichten, wobei John sichtlich sentimental wurde. Obwohl er jetzt ein glücklicher Familienvater war, vermisste er das Trailleben schon sehr. Aber immerhin war er als Redakteur für das englische Outdoormagazin TGO zumindest beruflich fest im Outdoorbereich verwurzelt.
Ich wandte mich daher gleich mit einer Frage an ihn: Ich war auf dieser Wanderung mit meinem BPL 240 Quilt unterwegs, mit dem ich auch sehr zufrieden war. Nur hatte ich noch einen Monat Wanderung vor mir – und mir war ja schon am 25. August das Zelt eingefroren. Wie sollte das erst in einem Monat, also Mitte Oktober werden. Mein Quilt war zwar bis unter 0 Grad geratet, aber ich wollte das nicht ständig bis an die Grenze austesten. Und so fragte ich John, wo ich hier wohl am besten einen wärmeren Synthetikschlafsack herbekommen würde: Die Antwort überraschte mich dann doch: „Hier von mir! Ich habe mindestens 4 Stück zur Auswahl für Dich.“ Und damit verschwand er in seine Garage und kam tatsächlich mit 4 Schlafsäcken zurück. Des Rätsels Lösung war dann so einfach wie einleuchtend. Als Redakteur für das Outdoormagazin bekam er jede Menge Ausrüstung zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Danach konnte er das Zeug natürlich nicht verkaufen oder anderweitig kommerziell verwerten. Zum Wegwerfen war es natürlich zu schade und so stapelten sich in seiner Garage Schlafsäcke, Zelte und vieles mehr. „Such Dir einfach einen aus. Du tust mir damit sogar einen Gefallen, denn dann wird meine Garage leerer.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nahm mir einen TNF Cat's Meow. Wie sich hinterher herausstellen sollte, war der zwar auch nicht viel wärmer als mein Quilt, aber es hatte zumindest eine positive psychologische Wirkung.
Als ich mich bei John über die mangelhafte Markierung auf dem Pennine Way „beschwerte“, erklärte er mir zu meiner leichten Verwunderung, dass die Markierung absichtlich so sparsam gehalten werde, um eine „wilderness feeling“ zu erhalten. Na vielen Dank auch! Am nächsten Tag schickte ich meinen Quilt nach Deutschland, kaufte Gaskanister und Proviantnachschub und verließ frohen Mutes Horton-on-Ribblesdale und John. Der frohe Mut hielt nicht mal einen halben Tag, denn dann hatte mich schon der nächste Regenschauer wieder komplett bis auf die Haut durchnässt. Angesichts endloser Kuhweiden war auch das Zelten ein Problem und ich landete nass wie eine Wasserrate nach Überkletterung einer Steinmauer in einem kleinen Wäldchen – und war restlos bedient.
Die Landschaft war nach wie vor toll: Malham Cove ist eine tolle Kalksteinformation und normalerweise eine überlaufenen Touristenattraktion, aber ich kam dort so früh am Morgen an, dass ich den Ort ganz für mich alleine hatte. Danach ging es weiter durch die Yorkshire Dales und das Hochmoor der Bronte-Schwestern. Ich hatte „Wuthering Heights“ zwar als Hörbuch dabei, war aber immer noch mit Jane Austen beschäftigt. Ich muss zugeben, dass mir das Wetter auch immer mehr zu schaffen machte. Jeden Tag kalter Regen und das ohne jeden Wetterschutz im ausgesetzten Hochmoor. Ich hatte bald so überhaupt keine Lust mehr und daran konnte auch die tolle Landschaft kaum was ändern.
Glücklicherweise sollte ich bald wieder ein Dach über dem Kopf haben: Für Hebden Bridge hatte ich eine Couchsurfing-Übernachtung arrangiert. Natürlich regnete es in Strömen, als ich dort ankam. Karen, meine Gastgeberin wollte mich so tropfnass gar nicht in ihre Wohnung lassen. Mein Rucksack musste auf alte Handtücher abgestellt werden und ich selbst musste mich komplett aus- und umziehen, bevor sie mich in ihr Wohnzimmer ließ. Ich muss zugeben, dass es schon etwas merkwürdig war, nach einem kurzen „hello“ von einer Fremden gleich zum Totalstriptease im Hausflur aufgefordert zu werden..... Die Lage entspannte sich aber beim Abendessen und meine nassen Sachen trockneten über der Heizung. Karen war Lehrerin und das hieß leider, dass ich am nächsten Morgen schon früh um 7 Uhr mit ihr das Haus verlassen musste. Wir checkten aber noch die Wettervorhersage im Internet. Temperatur ganz ok, aber wo befand sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit? Wir suchten verzweifelt auf der ganzen Website herum bis es uns endlich dämmerte: Etwas völlig Unvorhergesehenes bahnte sich an: Niederschlagswahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen 0 (in Worten Null!) Prozent. Weder Karen noch ich konnten das so richtig glauben.
Morgens um 7 verließ ich also in hoffnungsvoller Stimmung das Haus, um im örtlichen Coop erst mal Frühstück einzukaufen. Ich belohnte mich mit einem preisreduzierten Charlotte Sponge Cake, also Bisquitkuchen mit Frucht- und Sahnefüllung, den ich komplett verschlang. Danach mit vollem Bauch den Rochdale Canal entlang wieder auf den Pennine Way, der nun bald ein Ende für mich haben würde. Gott sei Dank, denn ich war vom Wetter mehr als weichgekocht. Dennoch kann ich den Pennine Way nur empfehlen. Er ist für mich der schönste und abwechslungsreichste Weg in England – nur bei schlechtem Wetter deutlich schlimmer als Wege in bewaldeten Gebieten zu laufen.
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen- aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
Pennine Way Teil 2:
Auf dem Pennine Way jagte jetzt eine Attraktion die nächste – leider auch eine Schlechtwetterperiode die nächste.... Ich verließ Alston wieder auf Schleichwegen und machte mich zurück auf dem Pennine Way zum Aufstieg auf zum Cross Fell, dem höchsten und ausgesetztesten Punkt auf dem Pennine Way. Ich hatte ja schon viel skurriles Wetter erlebt, aber auf diesem Wegabschnitt zeigte das englische Wetter mir so richtig, was alles in ihm steckt. Ich kam in fast strahlendem Sonnenschein oben auf dem Cross Fell an und innerhalb von 10 Minuten erschien plötzlich fast wie aus dem Nichts ein komplettes Whiteout mit gerade mal 10 Metern Sicht im Nebel. Glücklicherweise hatte ich ein GPS... Letztendlich wiesen mir aber auch die Flagstones den Weg: Da hier im Hochmoor die Wanderer die Wege in reinste Schlammpfützen verwandeln, wurden Steinplatten, sogenannte Flagstones verlegt, um die Erosion zu verhindern. Oben auf dem Cross Fell gab es sogar eine Bothy, in der ich eine windgeschützte Pause einlegen konnte.
Aber schon am nächsten Tag gab es das nächste Highlight: High Cup Nick, der wohl am meisten fotografierte Ort auf dem ganzen Pennine Way. Das High Cup ist ein riesiger Crater inmitten des Hochmoors und zieht sich u-förmig hin. Beim Aufstieg hatte ich sogar Begleitung durch einen älteren Herrn, der hier regelmäßig zum Ausflügen herkommt und mich ausführlich nach meinen Wanderungen befragte – was dazu führte, dass er leichtfüßig den Berg hochlief, während ich vor lauter Antworten kaum hinterher kam. Immerhin konnte ich ihm ein ausgelesenes Taschenbuch mitgeben und so meinen Rucksack erleichtern.
Nachdem ich ausführlich das High Cup fotografiert hatte und mein kurzfristiger Begleiter umgedreht war, ging es für mich über die Wasserscheide entlang des River Tees. Wieder mal eine spektakuläre Strecke mit mehreren Wasserfällen und einigen fast Kletterpartien. Einfach zu laufen ist der Pennine Way nämlich auch nicht gerade. Ich zeltete kurz vor Middleton in Teesdale und konnte so dort am frühen Morgen ausführlich einkaufen und frühstücken. Die dortigen öffentlichen Toiletten verhalfen mir sogar zu einer Waschgelegenheit und Trinkwassernachschub, da der öffentliche Trinkbrunnen mit neckischem Engel leider außer Betrieb war.
Das Wetter war mir auch weiterhin nicht hold. In Wind und Regen ging es weiter durch die desolat wirkende Landschaft, als ich plötzlich am frühen Nachmittag auf eine Hütte stieß. Die schien komplett verrammelt zu sein, Türen und Fensterläden fest verschlossen. Aber glücklicherweise gab ich nicht auf und probierte wirklich alle Türklinken und siehe da: Der Hintereingang war offen und offenbarte einen kleinen Notraum mit Stühlen – ein idealer Ruheplatz! Natürlich war diese Hütte in keinem Führer verzeichnet, aber das kannte ich ja nun schon aus Schottland. Nach einer ausführlichen Pause war ich hin und hergerissen, ob ich in diesem wunderbaren Unterschlupf bleiben sollte oder pflichtschuldig weiterlaufen, als ein ordentliches Gewitter mir die Entscheidung abnahm. Draußen brach die Hölle los: Es regnete so stark, dass Regenwasser durch den unteren Türschlitz durchkam! Ich war heilfroh, nicht schutzlos draußen rumlaufen zu müssen. Als das Gewitter vorüber war, war es schon nach 16 Uhr. Sollte ich jetzt noch weiterlaufen? Nein, ich machte es mir in diesem kleinen Notraum gemütlich. Der Betonfußboden würde zwar sicherlich nicht zu bequem sein, aber alles besser als im Sumpf zu zelten. Während ich es mir halbwegs bequem machte, liefen draußen zu meinem großen Erstaunen sogar noch zwei Wanderer vorbei, die sich allerdings erst gar nicht an der Hütte probierten. Auch gut: So hatte ich meinen spartanischen Schlafplatz immerhin für mich allein. Am nächsten Morgen wurde ich allerdings gleich wieder mit Regen wach – aber nach dem Schauer erwartete mich ein grandioser Regenbogen!
Einen Kommentar schreiben:
-
AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien
@Teilzeitabenteurer:
Das solltest Du wirklich! Jeder andere National Trail in UK war landschaftlich schöner und weniger überlaufen als der WHW. Wenn es nach England gehen soll, dann kann ich wärmstens den Pennine Way, Offa's Dyke und den SouthWestCoast Path empfehlen - aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
Einen Kommentar schreiben:
Einen Kommentar schreiben: