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Mitreisende | |
Land: Irland
Region: Co. Cork, Sheep’s Head Peninsula
Zeit: 01.-07.04.2013

“Water And Ground In Their Extremity”
so lautet die Eigenwerbung für den Sheep’s Head Way.
Wobei wir Wasser Gott sei Dank nur in Form von Meer erlebt haben, denn es hat die ganze Woche nicht einen Tropfen geregnet!!!
In Irland, im April!!!
Dafür war es super windig und saukalt, wie es dieses Jahr ja wohl überall an Ostern war.
Aber Minusgrade und Bodenfrost im April ist für Süd-West Irland schon durchaus ungewöhnlich.
Aber der Reihe nach:
Wir gehen seit 2002 mittlerweile jährlich in Irland wandern und haben hier schon alle größeren Wanderwege, die „waymarked trails“ , abgegrast. Dass es den Sheeps Head Way gibt, war uns schon länger bekannt, allerdings erschien uns der in der Vergangenheit immer viel zu kurz.
In diesem Jahr wollte mein Arbeitskollege allerdings unbedingt Vater werden, und der liebe Nachwuchs (inzwischen gesund & munter auf der Welt) hatte sich zwecks Geburt genau für den eigentlichen Zeitraum unserer jährlichen Wanderung angekündigt.
An dem eigentlich feststehenden Termin 2 Wochen vor Ostern konnte ich jetzt also auf einmal doch nicht mehr Urlaub nehmen. Da meine Freunde aber irgendwie doch nicht auf mich verzichten wollten, verlegten wir die Tour etwas nach hinten, wodurch wir alle weniger Zeit hatten, der Zeitraum der Tour wurde kürzer, und wir entschieden uns zunächst für den Wicklow Way, da die Anreise hier schön kurz ist (nur zu Fuß durch Dublin )
Jogi, Stefan und ich sind den schon einmal 2007 gelaufen, Birne jedoch nicht, und um ihm einen Gefallen zu tun wären wir ihn noch mal gelaufen.
Doch dann kommt der Birne 2 Monate vor der Tour mit der Info um die Ecke, dass er im April heiratet und doch nicht mit kann/will/darf!!!
Da war die Reisegruppe geschrumpft auf Stefan, Jogi und mich, es gab keinen Grund mehr, den Wicklow Way noch mal zu laufen, wir wollten was Neues, und auf einmal passte der Sheep’s Head Way richtig zu Zeitfenster und Anspruch. Und dank Sabine38 wurde er noch kurz vorher hier im Forum beworben und ich hatte Blut geleckt.
Noch kurz die Mitreisenden überzeugt, was nicht schwer fiel, und dann:
ab nach Irland, von Amsterdam nach Cork und weiter mit Buseireann nach Bantry,
wo der Sheep’s Head Way offiziell startet.
1. Tag - 01. April 2013
Essen – Amsterdam – Cork – Bantry
Stefans Bruder Christian holt uns drei der Reihe nach gegen 5:00 Uhr morgens im schönen Essen-Heisingen ab um uns nach Amsterdam-Schiphol zu bringen, wo um 9:25 unser AerLingus Flug nach Cork starten sollte.
Smalltalk hin-und her, Stefan und ich träumen wohl beide schon von tollen Nächten in Jogi‘s tollem Narvik 3, als Jogi kurz vor der niederländischen Grenze dann in einem Nebensatz den absoluten Schocker rauskloppt: „Ey Leute, ich hab gestern noch ein suuuper Zelt gekauft, Sonderangebot, etwas leichter als das Narvik aber viiieeel größer, 2x2 Meter, da haben wir richtig Platz, nur 30,-€
Ein 30,-€ Zelt???
1 Woche bei Wind und Regen in Irland???
Alle Glocken auf höchster Alarmstufe, aber umkehren und „richtige“ Zelte einpacken ging nicht mehr.
Vorwürfe; was soll das, was für’n Quatsch, mach kein Scheiß…
Was!!! Die Außenhaut liegt lose auf dem Gestänge???
Jogi verteidigt sich, er habe den Wetterbericht genauestens studiert, dazu noch Wetterkarten von den Ami’s gelesen und diese dann selber analysiert. Er könne das!!! Es bleibe trocken!!!
Durchatmen, heut ist doch auch 1. April? Jogi beharrt darauf, ein neues 30,- € Zelt gekauft zu haben, es wird nicht regnen und wir brauchen es nur als Wind- und Sichtschutz. Erneute Diskussion, das grade das mit dem Windschutz nicht hinhauen wird, da grade bei Wind das Zelt wohl als erstes den Geist aufgeben wird….
Wie kann einem erfahrenen Trecker wie Jogi so was passieren? Oder liegt‘s doch am Datum? Aber das wär ja richtig fies.
Stefan und ich beschließen, es als Aprilscherz abzutun und nicht weiter drüber nachzudenken, bis wir das Zelt mal sähen.
In Schiphol angekommen schnell das erste Mal am Gepäckautomaten die Rucksäcke eingecheckt, schon wieder ein paar Arbeitsplätze wegrationalisiert.
Anschließend mal schön mit dem Airbus einmal die Autobahn überquert und ab in den Himmel gen Irland.

Nach einem ruhigen Flug dann eine umso heftigere Landung, schon geraume Zeit vor der Landung nur noch ne geschlossene Wolkendecke unter uns, an der Landebahn dann starke bis stärkste Seitenwinde. Ich muss kurz an das Youtube Video vom Hamburger Flughafen denken, ungefähr so fühlen sich grad die Bewegungen unseres Fliegers an. Aber dann kommen wir doch noch gut unten an.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle Richtung Cork schlägt uns direkt vor der Terminaltür ein starker Sturm ins Gesicht, sodass erst mal alle ihre Kapuzen überziehen. Gut, dass wir wohl ein Sturmzelt dabei haben, haha.
Nach 10m beschließen wir durch das Terminal zu laufen und die letzte Tür vor der Haltestelle zu nehmen, so windig war’s. Aber nachdem wir innen an der letzten Tür angekommen waren, war die natürlich zu, so dass wir wieder alles zurück und dann doch durch den Sturm laufen durften.

Cork empfängt uns trist und grau
Der Bus brachte uns in 20 Minuten nach Cork zum Busbahnhof. Da unser Anschluss-Bus nach Bantry erst 3 Stunden später kam, wollten wir die Zeit in irgendeinem Pub absitzen.
Aufgrund des Sturms entschieden wir uns für den „Welcome Inn“ Pub in Sichtweite des Busbahnhofs.
Und prompt waren wir mitten in Irland angekommen:
Ostermontag, 11:30 Uhr, 5x5m Innenfläche mit gefühlten 30 Mann Besatzung, die zum Teil auf den Tischen stehend Trinklieder grölen.

Wir nehmen unsere ersten Guinness, irgendwann müssen auch wir singen und geben „Heisingen wie fein“ sowie das Steigerlied „Glück auf, Glück auf“ zum Besten. Man muss ja zeigen wo man herkommt.
Die Iren zeigen sich begeistert, und nach der Bestätigung, dass wir katholisch wären, dürfen wir auch weiter trinken. Merke: Cork ist „Rebell County“
Irgendwann müssen wir von der Truppe Abschied nehmen und besteigen unseren Bus nach Bantry, der zwar in einigen Dörfern hält, ansonsten aber ohne die Möglichkeit einer Pinkelpause in 2 Stunden nach Bantry durchknallt.
Nach dem Welcome Inn und der ruckeligen Straße eine harte Probe.
Bantry empfängt uns ebenso grau und windig, aber auch ebenso trocken.

Marktplatz Bantry
Der Bus hält am Marktplatz, der direkt am Hafen liegt. Der Plan ist, ein schönes Plätzchen zu finden und dort im Dunkeln das Zelt auf zu bauen. Da uns sehr kalt ist, beschließen wir, die Platzsuche ebenfalls auf die Dunkelheit zu verlegen und gehen erst mal in den nächstgelegenen Pub, wo wir uns bis zur Sperrstunde „aufwärmen“ .
Stichwort: Hot Whiskey


Bei der Schilderung unseres Vorhabens, den Sheep’s Head Way zu gehen und dabei zu zelten, ernten wir bei den Iren nur Kopfschütteln. Es sei doch immer noch Winter und extrem kalt, Donnerstag soll’s schneien, gestern war der heftigste Wolkenbruch seit 10 Jahren gewesen, etc.
Wir denken kurz an unser Top-Zelt und trinken lieber weiter 
Was hat Jogi uns da angetan, warum? Gott sei Dank ist gleich der 1. April vorbei und er kann mit den Scherzen aufhören.
Tut er aber nicht.
Warum?
Nachdem auch der Pub mit der Nacht-Lizenz zugemacht hat, bewegen wir uns samt Gepäck und dem immer noch nicht gesichteten Zelt grob an der Küstenstraße lang Richtung Sheep’s Head Way.
Und dann kommt auf der linken Seite Bantry House, umgeben von einem riesigen Park!!!
Das wäre doch ein idealer Zeltplatz.
Und dann holt Jogi das Zelt raus und es ist:
Ein richtiges 30,-€ Zelt von McKinley, mit loser Außenplane!!!


das "Zelt" im Bantry House Park
Kurze Verwünschungen und Flüche, aber für einen richtigen Mord sind Stefan und ich nicht mehr in der Lage, zumal die Finger von der Kälte fast unbeweglich geworden sind.
Also nur noch schnell ein paar Fotos gemacht und rein in’s „Zelt“, erst mal abwarten, noch ist es ja trocken.
2. Tag – 02. April 2013
Bantry – Ahakista
Ist das kalt!!!
Aber das „Zelt“ steht irgendwie noch.
Pünktlich um 8:00 Uhr werden wir alle irgendwie wach und schälen uns mehr oder weniger schnell aus unseren schön warmen Schlafsäcken. Raus, Tee- und Kaffeewasser ansetzen und erst mal die Lage sondieren.
Wir liegen wirklich im Park von Bantry House, knapp hinter der Toreinfahrt und in Sichtweite des Kassenhäuschens. Scheint noch keiner da zu sein, also lassen wir es gemütlich angehen, soweit das bei den knackigen Temperaturen wohl um den Gefrierpunkt möglich ist. Alles anziehen was da ist, dann Schlafsäcke lüften und Zelt abbauen. Anschließend Aufnahme der Heißgetränke und Verzehr des inzwischen von Stefan aus dem nächstgelegenen Laden geholten Frühstücks in Form von Baguette und Salami.



Bis kurz vor 10:00 ist nur die Putzfrau vorgefahren, die uns nett zugewinkt hat und dann im Haus verschwand.
Und um Punkt 10:00 brechen wir dann auf und folgen den kleinen gelben Männchen der Wegweiser erst mal hoch Richtung Bantry House. Hier will der Weg uns aber zurück nach Bantry Town führen.
Ein erneuter Blick auf die Karte bestätigt: im Bantry Park treffen sich Hin-und Rückweg, anhand der Nummer auf dem Wegweiser erkenn wir das wir dem Rückweg-Wegweiser folgen. Also kurz umgekehrt und weiter durch den Park, denn laut Karte verlaufen hier beide Wege parallel und wir müssen nur bis zu einem Abzweig den Rückwegschildern folgen.




Der Abzweig kommt aber nirgendwo, so dass wir uns irgendwann auf der südlichen Seite des Parks auf einer Nebenstraße wiederfinden. Nun wissen wir wenigstens genau wo wir sind und laufen noch 500m Straße bis zur N71, wo an einer Kreuzung der Sheeps Head Way Richtung Westen abzweigt.
Da war mein persönliches Dilemma aber bereist passiert, ich weiß immer noch nicht genau wie, auf alle Fälle, nach ca. 15 Minuten laufen:
ich hab an der rechten Hacke ne fette Blase!!!
Wie geht das? Ich hab die Schuhe drei Jahre ohne Probleme getragen, quer durch Schweden, quer durch Connemara, quer durch Bayern und Rügen, auf der Hinreise nach Irland den ganzen Tag, und jetzt ist nach 15 Minuten die Ferse im A….?
Vermutlich sind es wohl falsche Socken, aufgrund der kalten Temperaturen hab ich mich nämlich für die Dicken entschieden. Die trag ich auch schon den ganzen Winter, nur halt nicht in diesen Schuhen.
Soweit denke ich da aber (leider) noch nicht sondern schnüre meine Schuhe einfach nur noch fester, womit das Unglück wohl seinen Lauf nimmt. Hätte ich auf meine bewährten dünnen Socken gewechselt und evtl. sofort schon ein Blasenpflaster geklebt, wäre vielleicht noch was zu retten gewesen. Da ich aber nach ner ¼ Stunden noch nicht an ein Drama denke und die Verbindung mit den falschen Socken noch nicht hinkriege (wenn’s daran lag?), werde ich diesen und auch den nächsten Tag noch mit den dicken Socken rumlaufen und mich soweit quälen, dass ich am Abend schon fast auf rohes Fleisch gucke (Fotos folgen zu gegebener Zeit )
Aber erst mal geht es ein - erfreulicher Weise - nur noch kurzes Stück des Weges über asphaltierte Straße, bevor der Sheep’s Head Way (ab hier von mir nur noch SHW genannt) kurz nach der N71 auf einen Feldweg einbiegt und sich alsbald in eine Schlammpiste verwandelt.
Hier merkt man zweierlei:
1. die Betreiber des SHW sind wirklich bemüht, dem Wanderer möglichst wenig Asphaltstrecken anzubieten, man wird quasi über die Wiesen geschickt, nur um über Wiesen zu laufen.
2. Es hat am Sonntag wohl wirklich den heftigsten Wolkenbruch seit 10 Jahren gegeben, das werden wir drei Tage später auch immer noch merken, Stichwort: Schlammschlacht
Schon nach wenigen hundert Metern auf dem Feldweg haben wir unfreiwilliger Weise einen treuen Begleiter gefunden, bzw. er hatte uns gefunden: ein kleiner, fetter und verrückter ADHS Hund, wie ich ihn mal genannt hab. Wackelte und rutschte nur mit dem Hintern über die Erde und lief uns treu doof voraus.


Nach ca. 2km, als wir mal ein längeres Stückchen Straße laufen mussten, kam auf einmal von hinten ein Opa mit Lieferwagen angebraust, hielt an und lud den Hund ein. Anschließend wurden wir beschimpft, Hunde wären auf dem SHW doch verboten, und wenn uns sein Hund nachlaufen würde, hätten wir dafür zu sorgen, dass er das nicht tut. Würden wir ihn mitnehmen, wären wir verantwortlich wenn er Schafe reißt!!
Das Letzte meinte er durchaus Ernst, vielleicht helfen hier ab und an auch mal ein paar Guinness weniger, oder ne neue Brille.
Anschließend fuhr der Opa noch weiter und sammelte bei einer anderen Wandergruppe 200 m vor uns seinen nächsten Hund ein.
Vielleicht hilft es auch einfach, auf seine Tiere aufzupassen
Nun geht es aber erst mal bis auf den Bergrücken über eine schmale asphaltierte Straße bergauf. Die andere Wandergruppe hatten wir bei deren Hundedisput mit dem Opa überholt, bei unserer Rast kurz vor dem Sattel schließen sie wieder zu uns auf. Eine Familie aus Bielefeld, mit zwei Kindern, Junge 12 und Mädchen 10 Jahre alt. Sie wollen auch den SHW laufen, übernachten aber unterwegs in vorgebuchten B&B’s. Wir werden sie in dieser Woche noch öfter treffen.

Auf dem Sattel zweigt der SHW endlich wieder in die Pampa ab. Aber hier oben weht auch ein sehr starker Wind, fast schon Sturm, beständig von Süden an uns heran. Beim Aufstieg im Windschatten des Berges hatte man das gar nicht bemerkt, hier oben wird aber am Rucksack gerüttelt und die losen Bänder werden einem von hinten ins Gesicht gepeitscht , das man froh ist über Mütze, Kapuze und Handschuhe. Alle drei Sachen werden wir den gesamten Tag nicht mehr ausziehen, so kalt und windig ist es, ich wechsle bei der Mittagspause von der Soft-zur Hardshell und werde die Softshell für den Rest der Tour auch nicht mehr aus dem Rucksack vor holen.
Von der deutschen Familie bekommen wir später erzählt, dass die Tochter zweimal weg- bzw. umgeweht wurde und nur mit Hilfe der Mutter wieder auf die Beine kam.

kurz nach dem Abzweig, erste Meter auf dem Kamm

Im ständigen Sturm, aber bei strahlendem Sonnenschein, tapsen wir nun also über den Kamm den gelben SHW Männchen nach. Wie immer gilt: ist der Pfad gut zu erkennen, folgt ein Wegweiser dem nächsten, kaum verliert sich der Pfad im Nichts, ist weit und breit kein Pfosten mit dem gelben Mann zu sehen.
So verlieren wir dann auch irgendwann den Weg, wir folgen wohl einem Schafspfad zu weit bergab, und stehen dann also auf einmal knappe 50 Höhenmeter unter dem Kamm. Jetzt erst sieht man oben wieder einen Wegweiser. Nicht dass dieser Wegverlust schlimm wäre, man kann sich auf einer knapp 3km breiten Halbinsel ja schwer tödlich verirren, aber die 50 Höhenmeter querfeldein bergauf schlauchen ganz schön.
Wer je durch irisches Bogland lief, weiß was ich meine. Zumal sich meine rechte Ferse, bei jedem Schlammloch indem ich stecken bleibe, schmerzhaft in Erinnerung bringt.

Wiederaufstieg
Zur Mittagspause setzen wir uns ein paar Meter unterhalb des Hauptkamms hinter ein paar Felsen und haben sofortige Windstille, es gibt leckeren Kartoffelpü mit Treckingnudeln Försterin.

Die Gewissheit, dass wir erst mit der Ankunft im Pub in Ahakista wirklich raus sind aus dem Wind, treibt uns aber schnell weiter. Nach einiger Zeit quert bei Glenlough ein Nord-Süd Tal die Halbinsel, und wir müssen aus knapp 200m wieder runter auf Meereshöhe. Hier endet der Weg in einer Kuhweide, und wieder macht sich der Wolkenbruch vom Sonntag bemerkbar: Schlamm, Schlamm, Schlamm.
Eine andere Gruppe aus drei deutschen Mädchen um die 20 muss hier richtig untergegangen sein, die Familie aus Bielefeld hatte sie beobachtet, und die 10 jährige Tochter fand es am lustigsten, dass „die mit den Turnschuhen voll in die Kuhpisse“ gefallen ist.
Aber die drei Mädchen sind auch anschließend auf der Suche nach dem B&B „Seamount Farmhouse“ dreimal um einen See gelaufen anstatt „Sea“ mit „Meer“ zu übersetzen!!! Sie mussten sich dann bei Einbruch der Dunkelheit vom B&B Wirt irgendwo abholen lassen, der sie dann zum B&B direkt an der Küste fuhr.

Weiter durch den Sturm



Kuh-Kacken-Schlamm
Wir also auch einmal um den See rum und dann wieder 200m durch Schlamm und zum Teil ohne erkennbaren Pfad bergauf.
Oben angekommen wollen wir dann nur noch so nah wie möglich an Ahakista ran und dann querfeldein absteigen, anstatt wie geplant noch den nächsten Gipfel mitzunehmen und dann erst in einer Senke Richtung Ahakista abzubiegen.
Gesagt getan, kurz vor dem nächsten Anstieg verlassen wir den SHW und steigen durch einen Felseinschnitt steil bergab. Solange es runter geht ist alles noch OK, die Gegend ist genial und wenn man nicht unbedingt einen Pub bräuchte, könnte man hier wohl super zelten.
Aber uns ruft das Guinness, nur: je flacher der Hang, desto sumpfiger der Untergrund. Irgendwann kommen dann noch unausweichlich die Stacheldraht bewehrten Weidezäune hinzu, und das war’s dann mit querfeldein. Ziemlich frustriert und erschöpft schlagen wir uns durch ein Dornengestrüpp Richtung eines Kuhstalls, keiner denkt mehr an Fotos, und irgendwann stehen wir hier auf der Straße.


der Abstieg "querfeldein" beginnt


Schnell nach Ahakista zu „Arundels by the Pier“, ein Pub mit Super-Restaurant, französischer Koch, nur zu empfehlen. Wir können uns noch an einen der vier Tische setzen und Essen, dann müssen wir zur Theke wechseln, da die Tische alle den ganzen Abend über reserviert sind.
Ohne weitere Probleme dürfen wir auch im Biergarten direkt am Meer unser „Zelt“ aufschlagen. Im Sommer wäre das wohl nicht gegangen.
Gott sei Dank ist es hier unten absolut windstill und immer noch trocken, so dass wir uns nach noch einigen Guinness irgendwann in der Nacht auch beruhigt ins Zelt zur Ruhe legen konnten.

3. Tag – 03.April 2013
Ahakista – Kilcrohane – Lighthouse
Es ist nicht ganz so kalt!!!
Und das „Zelt“ steht irgendwie noch.

Und wieder scheint die Sonne, keine Wolke am Himmel, ab und zu etwas Wind.
Die heutige Etappe soll uns windgeschützt an der Südküste über Kilcrohane bis zum Lighthouse am Ende der Halbinsel führen.
Dort wollen wir dann wieder zelten, da es dort aber keinen Pub bzw. rein gar nix gibt, wollen wir in Kilcrohane, außer dem Auffüllen der Vorräte, auch noch ein paar Mittagsguinness zu uns nehmen.
Von Ahakista geht der Weg gemütlich ein kurzes Stück über die wirklich kaum befahrene Straße und folgt dann einem Feldweg Luftlinie gen Kilcrohane.
Ca. 500m vor dem Ort biegt der Weg noch einmal Richtung Küste ab, da wir noch gut in der Zeit liegen, und meine Ferse noch nicht zu sehr schmerzt, nehmen wir alle diesen Loop mit und nähern uns deshalb so gegen 12:00 von Süden her über einige Pferdeweiden dem Ortskern, bestehend aus Shop, Kirche und Pub.
Über eine Lamaweide sind wir auch noch gelaufen, aber da waren wir so verdutzt, da hat irgendwie keiner an ein Foto gedacht.


ziemlich grade gehts nach Kilcrohane

deshalb nehmen wir noch ein paar "Loops" mit


Aus dem Mittagsbierchen sind dann (wohl aus Angst vor Austrocknung am Lighthouse) doch so drei oder mehr geworden, bei Eileens Pub konnte man aber auch zu gemütlich in der Sonne sitzen.
Um 14:00 laufen wir weiter, nur um nach 1,5 km noch am letzten Pub vorm Lighthouse zu halten.
Das ist aber gar kein Pub mehr, sondern eine „Galerie“ Sie haben auch keine Alkoholizenz, da die viel zu teuer ist, erklärt uns die sehr alternative Künstlerin hinterm Tresen.
Aufgrund der fehlenden Alkoholizenz darf sie uns deshalb kein Guinness verkaufen.
Wenn wir jedoch eine Spende von ca. 3,-€ an die Galerie geben wollen, lädt sie uns im Gegenzug natürlich gerne auf ein Bier ein, was ihr ja keiner verbieten kann. 
Auch ein Geschäftsmodel, allerdings reißt uns das Dosenbier nicht sooo vom Hocker und auch die Preise ab 400,- pro Bild sind etwas happig, weshalb wir uns schnell wieder auf den Weg machen.

Jogi und Stefan nehmen noch den nächsten Abzweig mit, der wieder runter an der Küste entlang führt, ich merke schon sehr schmerzhaft meine Ferse, mittlerweile ist auch noch das rechte Knie dazu gekommen , dass hatte ich noch nie.
Ich bleibe deshalb auf der Straße und warte schön in der Sonne dass die beiden Fitten wieder zu mir stoßen.
Gemeinsam geht es an die letzten Kilometer, die es noch mal in sich haben, es wird erst hügelig, dann schlammig, anschließend noch 2x mal rauf auf 250m.
Unterwegs kommt man noch an einem "Marriage Stone" vorbei, uralt, irgendwie musste man sich vor Ur-Zeiten durch das Loch die Hände reichen, dann galt man als verheiratet oder so. Eine Erklärungstafel war dabei, keiner hat sie fotografiert.


Aber jetzt hab ich dann auch die passende Geschichte zum Marriage Stone von Caherurlagh im Netz gefunden

Ich bin in Irland noch nie über so viele Zäune gestiegen wie auf dem Sheeps Head Way!!!

hinter diesem letzten Hügel wartet das Lighthouse

noch einmal voll rein...
Als abzusehen ist, dass es nur noch bergab geht, machen wir an einem alten Signaltower die letzte Rast.
Wir genießen den Blick über die Dunmanus Bay imSüden mit Blick bis Mizen Head und die Bantry Bay im Norden, entlang der Beara Halbinsel, auf der wir 2010 auf dem Beara Way unterwegs waren, bis hin zu Dursey Island.
Als Luxusgut schleppe ich ein Fernglas mit mir rum, was sowohl hier als auch unten am Lighthouse gute Dienste tut.
Es war das erste Mal, dass ich eins dabei hatte, trotz des Gewichts werde ich es ab jetzt aber wohl immer mitnehmen.




Der Blick nach: Süden über die Dunmanus Bay zur Mizen Head Halbinsel

...nach Westen in die Abendsonne...

... nach Norden über die Bantry Bay Richtung Beara Halbinsel...

...und der Blick zurück nach Osten über die Sheeps Head Halbinsel, die nur so 3km breit ist
Weiter geht es, vorbei am Parkplatz und dem noch geschlossenen Lighthouse Cafe, wieder über einige sehr schmale Trampelpfade bis hin zum Lighthouse.

Zwischen Parkplatz und Lighthouse liegt noch ein wunderschöner See, in dem wir eigentlich baden und unser Tee/Kaffeewasser holen wollten. Aber zum Baden ist es wirklich noch zu kalt und windig, und als wir endlich am Lighthouse sind, müssen wir erkennen, dass keiner mehr die Strecke bergauf zum See zurücklaufen will um Wasser zu holen.
Ganz davon zu schweigen, dass ich mit meinem Fuß und Knie fast gar nix mehr kann.

da hätte man zum See wieder hochgemusst, im Vordergrund der Heli-Port als zunächst geplante Zeltfläche
Wir klettern noch ein bisschen am Leuchtturm rum und machen die obligatorischen Fotos.


es sind 86 Stufen....ich habe sie schmerzhaft gezählt



gut getarnt gegenüber des Leuchtturms
Anschließend suchen wir nach einer relativ windgeschützten Ecke für das „Zelt“.
Auf Google Earth hatten wir schon einen Hubschrauberlandeplatz nahe des Leuchtturms ausgemacht und eigentlich vorgehabt, dort zu zelten, da die Fläche mit deutlicher Sicherheit ziemlich eben seien müsste.
War sie auch, nur bei dem hier herrschendem Wind und der Tatsache, dass wir irgedwie doch nicht sooo ein tolles „Zelt“ dabei hatten, war selbst Jogi davon überzeugt, dass wir etwas windstilleres brauchten.
So kletterten wir noch einige Naturterrassen Richtung Meer hinab und bauten ca. 20m unterhalb des Heliports das „Zelt“ einigermaßen windgeschützt auf.


Sobald das „Zelt“ steht, kann ich gar nix mehr, nur noch rein in den Schlafsack, rechts im Bein tut alles weh, ich will nur noch pennen. Jogi und Stefan bleiben noch draußen und machen sich nen heißen Grog, dann wird es ihnen aber auch schnell zu kalt und windig, noch ein paar Fotos vom Lighthouse bei Nacht und auch sie kommen rein.
Die Reißverschlüsse vom Vorzelt gehen rechts nicht mehr ganz zu, auch sonst knattert und flattert heute Nacht alles etwas stärker.

kalt, kalt, kalt...

Region: Co. Cork, Sheep’s Head Peninsula
Zeit: 01.-07.04.2013
“Water And Ground In Their Extremity”
so lautet die Eigenwerbung für den Sheep’s Head Way.
Wobei wir Wasser Gott sei Dank nur in Form von Meer erlebt haben, denn es hat die ganze Woche nicht einen Tropfen geregnet!!!
In Irland, im April!!!
Dafür war es super windig und saukalt, wie es dieses Jahr ja wohl überall an Ostern war.
Aber Minusgrade und Bodenfrost im April ist für Süd-West Irland schon durchaus ungewöhnlich.
Aber der Reihe nach:
Wir gehen seit 2002 mittlerweile jährlich in Irland wandern und haben hier schon alle größeren Wanderwege, die „waymarked trails“ , abgegrast. Dass es den Sheeps Head Way gibt, war uns schon länger bekannt, allerdings erschien uns der in der Vergangenheit immer viel zu kurz.
In diesem Jahr wollte mein Arbeitskollege allerdings unbedingt Vater werden, und der liebe Nachwuchs (inzwischen gesund & munter auf der Welt) hatte sich zwecks Geburt genau für den eigentlichen Zeitraum unserer jährlichen Wanderung angekündigt.
An dem eigentlich feststehenden Termin 2 Wochen vor Ostern konnte ich jetzt also auf einmal doch nicht mehr Urlaub nehmen. Da meine Freunde aber irgendwie doch nicht auf mich verzichten wollten, verlegten wir die Tour etwas nach hinten, wodurch wir alle weniger Zeit hatten, der Zeitraum der Tour wurde kürzer, und wir entschieden uns zunächst für den Wicklow Way, da die Anreise hier schön kurz ist (nur zu Fuß durch Dublin )
Jogi, Stefan und ich sind den schon einmal 2007 gelaufen, Birne jedoch nicht, und um ihm einen Gefallen zu tun wären wir ihn noch mal gelaufen.
Doch dann kommt der Birne 2 Monate vor der Tour mit der Info um die Ecke, dass er im April heiratet und doch nicht mit kann/will/darf!!!
Da war die Reisegruppe geschrumpft auf Stefan, Jogi und mich, es gab keinen Grund mehr, den Wicklow Way noch mal zu laufen, wir wollten was Neues, und auf einmal passte der Sheep’s Head Way richtig zu Zeitfenster und Anspruch. Und dank Sabine38 wurde er noch kurz vorher hier im Forum beworben und ich hatte Blut geleckt.
Noch kurz die Mitreisenden überzeugt, was nicht schwer fiel, und dann:
ab nach Irland, von Amsterdam nach Cork und weiter mit Buseireann nach Bantry,
wo der Sheep’s Head Way offiziell startet.
1. Tag - 01. April 2013
Essen – Amsterdam – Cork – Bantry
Stefans Bruder Christian holt uns drei der Reihe nach gegen 5:00 Uhr morgens im schönen Essen-Heisingen ab um uns nach Amsterdam-Schiphol zu bringen, wo um 9:25 unser AerLingus Flug nach Cork starten sollte.
Smalltalk hin-und her, Stefan und ich träumen wohl beide schon von tollen Nächten in Jogi‘s tollem Narvik 3, als Jogi kurz vor der niederländischen Grenze dann in einem Nebensatz den absoluten Schocker rauskloppt: „Ey Leute, ich hab gestern noch ein suuuper Zelt gekauft, Sonderangebot, etwas leichter als das Narvik aber viiieeel größer, 2x2 Meter, da haben wir richtig Platz, nur 30,-€


1 Woche bei Wind und Regen in Irland???
Alle Glocken auf höchster Alarmstufe, aber umkehren und „richtige“ Zelte einpacken ging nicht mehr.
Vorwürfe; was soll das, was für’n Quatsch, mach kein Scheiß…

Was!!! Die Außenhaut liegt lose auf dem Gestänge???
Jogi verteidigt sich, er habe den Wetterbericht genauestens studiert, dazu noch Wetterkarten von den Ami’s gelesen und diese dann selber analysiert. Er könne das!!! Es bleibe trocken!!!
Durchatmen, heut ist doch auch 1. April? Jogi beharrt darauf, ein neues 30,- € Zelt gekauft zu haben, es wird nicht regnen und wir brauchen es nur als Wind- und Sichtschutz. Erneute Diskussion, das grade das mit dem Windschutz nicht hinhauen wird, da grade bei Wind das Zelt wohl als erstes den Geist aufgeben wird….
Wie kann einem erfahrenen Trecker wie Jogi so was passieren? Oder liegt‘s doch am Datum? Aber das wär ja richtig fies.
Stefan und ich beschließen, es als Aprilscherz abzutun und nicht weiter drüber nachzudenken, bis wir das Zelt mal sähen.
In Schiphol angekommen schnell das erste Mal am Gepäckautomaten die Rucksäcke eingecheckt, schon wieder ein paar Arbeitsplätze wegrationalisiert.
Anschließend mal schön mit dem Airbus einmal die Autobahn überquert und ab in den Himmel gen Irland.
Nach einem ruhigen Flug dann eine umso heftigere Landung, schon geraume Zeit vor der Landung nur noch ne geschlossene Wolkendecke unter uns, an der Landebahn dann starke bis stärkste Seitenwinde. Ich muss kurz an das Youtube Video vom Hamburger Flughafen denken, ungefähr so fühlen sich grad die Bewegungen unseres Fliegers an. Aber dann kommen wir doch noch gut unten an.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle Richtung Cork schlägt uns direkt vor der Terminaltür ein starker Sturm ins Gesicht, sodass erst mal alle ihre Kapuzen überziehen. Gut, dass wir wohl ein Sturmzelt dabei haben, haha.
Nach 10m beschließen wir durch das Terminal zu laufen und die letzte Tür vor der Haltestelle zu nehmen, so windig war’s. Aber nachdem wir innen an der letzten Tür angekommen waren, war die natürlich zu, so dass wir wieder alles zurück und dann doch durch den Sturm laufen durften.
Cork empfängt uns trist und grau
Der Bus brachte uns in 20 Minuten nach Cork zum Busbahnhof. Da unser Anschluss-Bus nach Bantry erst 3 Stunden später kam, wollten wir die Zeit in irgendeinem Pub absitzen.
Aufgrund des Sturms entschieden wir uns für den „Welcome Inn“ Pub in Sichtweite des Busbahnhofs.
Und prompt waren wir mitten in Irland angekommen:
Ostermontag, 11:30 Uhr, 5x5m Innenfläche mit gefühlten 30 Mann Besatzung, die zum Teil auf den Tischen stehend Trinklieder grölen.

Wir nehmen unsere ersten Guinness, irgendwann müssen auch wir singen und geben „Heisingen wie fein“ sowie das Steigerlied „Glück auf, Glück auf“ zum Besten. Man muss ja zeigen wo man herkommt.
Die Iren zeigen sich begeistert, und nach der Bestätigung, dass wir katholisch wären, dürfen wir auch weiter trinken. Merke: Cork ist „Rebell County“
Irgendwann müssen wir von der Truppe Abschied nehmen und besteigen unseren Bus nach Bantry, der zwar in einigen Dörfern hält, ansonsten aber ohne die Möglichkeit einer Pinkelpause in 2 Stunden nach Bantry durchknallt.
Nach dem Welcome Inn und der ruckeligen Straße eine harte Probe.

Bantry empfängt uns ebenso grau und windig, aber auch ebenso trocken.
Marktplatz Bantry
Der Bus hält am Marktplatz, der direkt am Hafen liegt. Der Plan ist, ein schönes Plätzchen zu finden und dort im Dunkeln das Zelt auf zu bauen. Da uns sehr kalt ist, beschließen wir, die Platzsuche ebenfalls auf die Dunkelheit zu verlegen und gehen erst mal in den nächstgelegenen Pub, wo wir uns bis zur Sperrstunde „aufwärmen“ .
Stichwort: Hot Whiskey
Bei der Schilderung unseres Vorhabens, den Sheep’s Head Way zu gehen und dabei zu zelten, ernten wir bei den Iren nur Kopfschütteln. Es sei doch immer noch Winter und extrem kalt, Donnerstag soll’s schneien, gestern war der heftigste Wolkenbruch seit 10 Jahren gewesen, etc.


Was hat Jogi uns da angetan, warum? Gott sei Dank ist gleich der 1. April vorbei und er kann mit den Scherzen aufhören.
Tut er aber nicht.
Warum?
Nachdem auch der Pub mit der Nacht-Lizenz zugemacht hat, bewegen wir uns samt Gepäck und dem immer noch nicht gesichteten Zelt grob an der Küstenstraße lang Richtung Sheep’s Head Way.
Und dann kommt auf der linken Seite Bantry House, umgeben von einem riesigen Park!!!
Das wäre doch ein idealer Zeltplatz.
Und dann holt Jogi das Zelt raus und es ist:
Ein richtiges 30,-€ Zelt von McKinley, mit loser Außenplane!!!
das "Zelt" im Bantry House Park
Kurze Verwünschungen und Flüche, aber für einen richtigen Mord sind Stefan und ich nicht mehr in der Lage, zumal die Finger von der Kälte fast unbeweglich geworden sind.
Also nur noch schnell ein paar Fotos gemacht und rein in’s „Zelt“, erst mal abwarten, noch ist es ja trocken.
2. Tag – 02. April 2013
Bantry – Ahakista
Ist das kalt!!!
Aber das „Zelt“ steht irgendwie noch.
Pünktlich um 8:00 Uhr werden wir alle irgendwie wach und schälen uns mehr oder weniger schnell aus unseren schön warmen Schlafsäcken. Raus, Tee- und Kaffeewasser ansetzen und erst mal die Lage sondieren.
Wir liegen wirklich im Park von Bantry House, knapp hinter der Toreinfahrt und in Sichtweite des Kassenhäuschens. Scheint noch keiner da zu sein, also lassen wir es gemütlich angehen, soweit das bei den knackigen Temperaturen wohl um den Gefrierpunkt möglich ist. Alles anziehen was da ist, dann Schlafsäcke lüften und Zelt abbauen. Anschließend Aufnahme der Heißgetränke und Verzehr des inzwischen von Stefan aus dem nächstgelegenen Laden geholten Frühstücks in Form von Baguette und Salami.
Bis kurz vor 10:00 ist nur die Putzfrau vorgefahren, die uns nett zugewinkt hat und dann im Haus verschwand.
Und um Punkt 10:00 brechen wir dann auf und folgen den kleinen gelben Männchen der Wegweiser erst mal hoch Richtung Bantry House. Hier will der Weg uns aber zurück nach Bantry Town führen.
Ein erneuter Blick auf die Karte bestätigt: im Bantry Park treffen sich Hin-und Rückweg, anhand der Nummer auf dem Wegweiser erkenn wir das wir dem Rückweg-Wegweiser folgen. Also kurz umgekehrt und weiter durch den Park, denn laut Karte verlaufen hier beide Wege parallel und wir müssen nur bis zu einem Abzweig den Rückwegschildern folgen.
Der Abzweig kommt aber nirgendwo, so dass wir uns irgendwann auf der südlichen Seite des Parks auf einer Nebenstraße wiederfinden. Nun wissen wir wenigstens genau wo wir sind und laufen noch 500m Straße bis zur N71, wo an einer Kreuzung der Sheeps Head Way Richtung Westen abzweigt.
Da war mein persönliches Dilemma aber bereist passiert, ich weiß immer noch nicht genau wie, auf alle Fälle, nach ca. 15 Minuten laufen:
ich hab an der rechten Hacke ne fette Blase!!!

Wie geht das? Ich hab die Schuhe drei Jahre ohne Probleme getragen, quer durch Schweden, quer durch Connemara, quer durch Bayern und Rügen, auf der Hinreise nach Irland den ganzen Tag, und jetzt ist nach 15 Minuten die Ferse im A….?
Vermutlich sind es wohl falsche Socken, aufgrund der kalten Temperaturen hab ich mich nämlich für die Dicken entschieden. Die trag ich auch schon den ganzen Winter, nur halt nicht in diesen Schuhen.
Soweit denke ich da aber (leider) noch nicht sondern schnüre meine Schuhe einfach nur noch fester, womit das Unglück wohl seinen Lauf nimmt. Hätte ich auf meine bewährten dünnen Socken gewechselt und evtl. sofort schon ein Blasenpflaster geklebt, wäre vielleicht noch was zu retten gewesen. Da ich aber nach ner ¼ Stunden noch nicht an ein Drama denke und die Verbindung mit den falschen Socken noch nicht hinkriege (wenn’s daran lag?), werde ich diesen und auch den nächsten Tag noch mit den dicken Socken rumlaufen und mich soweit quälen, dass ich am Abend schon fast auf rohes Fleisch gucke (Fotos folgen zu gegebener Zeit )
Aber erst mal geht es ein - erfreulicher Weise - nur noch kurzes Stück des Weges über asphaltierte Straße, bevor der Sheep’s Head Way (ab hier von mir nur noch SHW genannt) kurz nach der N71 auf einen Feldweg einbiegt und sich alsbald in eine Schlammpiste verwandelt.
Hier merkt man zweierlei:
1. die Betreiber des SHW sind wirklich bemüht, dem Wanderer möglichst wenig Asphaltstrecken anzubieten, man wird quasi über die Wiesen geschickt, nur um über Wiesen zu laufen.
2. Es hat am Sonntag wohl wirklich den heftigsten Wolkenbruch seit 10 Jahren gegeben, das werden wir drei Tage später auch immer noch merken, Stichwort: Schlammschlacht
Schon nach wenigen hundert Metern auf dem Feldweg haben wir unfreiwilliger Weise einen treuen Begleiter gefunden, bzw. er hatte uns gefunden: ein kleiner, fetter und verrückter ADHS Hund, wie ich ihn mal genannt hab. Wackelte und rutschte nur mit dem Hintern über die Erde und lief uns treu doof voraus.
Nach ca. 2km, als wir mal ein längeres Stückchen Straße laufen mussten, kam auf einmal von hinten ein Opa mit Lieferwagen angebraust, hielt an und lud den Hund ein. Anschließend wurden wir beschimpft, Hunde wären auf dem SHW doch verboten, und wenn uns sein Hund nachlaufen würde, hätten wir dafür zu sorgen, dass er das nicht tut. Würden wir ihn mitnehmen, wären wir verantwortlich wenn er Schafe reißt!!
Das Letzte meinte er durchaus Ernst, vielleicht helfen hier ab und an auch mal ein paar Guinness weniger, oder ne neue Brille.
Anschließend fuhr der Opa noch weiter und sammelte bei einer anderen Wandergruppe 200 m vor uns seinen nächsten Hund ein.
Vielleicht hilft es auch einfach, auf seine Tiere aufzupassen
Nun geht es aber erst mal bis auf den Bergrücken über eine schmale asphaltierte Straße bergauf. Die andere Wandergruppe hatten wir bei deren Hundedisput mit dem Opa überholt, bei unserer Rast kurz vor dem Sattel schließen sie wieder zu uns auf. Eine Familie aus Bielefeld, mit zwei Kindern, Junge 12 und Mädchen 10 Jahre alt. Sie wollen auch den SHW laufen, übernachten aber unterwegs in vorgebuchten B&B’s. Wir werden sie in dieser Woche noch öfter treffen.
Auf dem Sattel zweigt der SHW endlich wieder in die Pampa ab. Aber hier oben weht auch ein sehr starker Wind, fast schon Sturm, beständig von Süden an uns heran. Beim Aufstieg im Windschatten des Berges hatte man das gar nicht bemerkt, hier oben wird aber am Rucksack gerüttelt und die losen Bänder werden einem von hinten ins Gesicht gepeitscht , das man froh ist über Mütze, Kapuze und Handschuhe. Alle drei Sachen werden wir den gesamten Tag nicht mehr ausziehen, so kalt und windig ist es, ich wechsle bei der Mittagspause von der Soft-zur Hardshell und werde die Softshell für den Rest der Tour auch nicht mehr aus dem Rucksack vor holen.
Von der deutschen Familie bekommen wir später erzählt, dass die Tochter zweimal weg- bzw. umgeweht wurde und nur mit Hilfe der Mutter wieder auf die Beine kam.
kurz nach dem Abzweig, erste Meter auf dem Kamm
Im ständigen Sturm, aber bei strahlendem Sonnenschein, tapsen wir nun also über den Kamm den gelben SHW Männchen nach. Wie immer gilt: ist der Pfad gut zu erkennen, folgt ein Wegweiser dem nächsten, kaum verliert sich der Pfad im Nichts, ist weit und breit kein Pfosten mit dem gelben Mann zu sehen.
So verlieren wir dann auch irgendwann den Weg, wir folgen wohl einem Schafspfad zu weit bergab, und stehen dann also auf einmal knappe 50 Höhenmeter unter dem Kamm. Jetzt erst sieht man oben wieder einen Wegweiser. Nicht dass dieser Wegverlust schlimm wäre, man kann sich auf einer knapp 3km breiten Halbinsel ja schwer tödlich verirren, aber die 50 Höhenmeter querfeldein bergauf schlauchen ganz schön.
Wer je durch irisches Bogland lief, weiß was ich meine. Zumal sich meine rechte Ferse, bei jedem Schlammloch indem ich stecken bleibe, schmerzhaft in Erinnerung bringt.
Wiederaufstieg
Zur Mittagspause setzen wir uns ein paar Meter unterhalb des Hauptkamms hinter ein paar Felsen und haben sofortige Windstille, es gibt leckeren Kartoffelpü mit Treckingnudeln Försterin.
Die Gewissheit, dass wir erst mit der Ankunft im Pub in Ahakista wirklich raus sind aus dem Wind, treibt uns aber schnell weiter. Nach einiger Zeit quert bei Glenlough ein Nord-Süd Tal die Halbinsel, und wir müssen aus knapp 200m wieder runter auf Meereshöhe. Hier endet der Weg in einer Kuhweide, und wieder macht sich der Wolkenbruch vom Sonntag bemerkbar: Schlamm, Schlamm, Schlamm.
Eine andere Gruppe aus drei deutschen Mädchen um die 20 muss hier richtig untergegangen sein, die Familie aus Bielefeld hatte sie beobachtet, und die 10 jährige Tochter fand es am lustigsten, dass „die mit den Turnschuhen voll in die Kuhpisse“ gefallen ist.
Aber die drei Mädchen sind auch anschließend auf der Suche nach dem B&B „Seamount Farmhouse“ dreimal um einen See gelaufen anstatt „Sea“ mit „Meer“ zu übersetzen!!! Sie mussten sich dann bei Einbruch der Dunkelheit vom B&B Wirt irgendwo abholen lassen, der sie dann zum B&B direkt an der Küste fuhr.
Weiter durch den Sturm
Kuh-Kacken-Schlamm

Wir also auch einmal um den See rum und dann wieder 200m durch Schlamm und zum Teil ohne erkennbaren Pfad bergauf.
Oben angekommen wollen wir dann nur noch so nah wie möglich an Ahakista ran und dann querfeldein absteigen, anstatt wie geplant noch den nächsten Gipfel mitzunehmen und dann erst in einer Senke Richtung Ahakista abzubiegen.
Gesagt getan, kurz vor dem nächsten Anstieg verlassen wir den SHW und steigen durch einen Felseinschnitt steil bergab. Solange es runter geht ist alles noch OK, die Gegend ist genial und wenn man nicht unbedingt einen Pub bräuchte, könnte man hier wohl super zelten.
Aber uns ruft das Guinness, nur: je flacher der Hang, desto sumpfiger der Untergrund. Irgendwann kommen dann noch unausweichlich die Stacheldraht bewehrten Weidezäune hinzu, und das war’s dann mit querfeldein. Ziemlich frustriert und erschöpft schlagen wir uns durch ein Dornengestrüpp Richtung eines Kuhstalls, keiner denkt mehr an Fotos, und irgendwann stehen wir hier auf der Straße.
der Abstieg "querfeldein" beginnt

Schnell nach Ahakista zu „Arundels by the Pier“, ein Pub mit Super-Restaurant, französischer Koch, nur zu empfehlen. Wir können uns noch an einen der vier Tische setzen und Essen, dann müssen wir zur Theke wechseln, da die Tische alle den ganzen Abend über reserviert sind.
Ohne weitere Probleme dürfen wir auch im Biergarten direkt am Meer unser „Zelt“ aufschlagen. Im Sommer wäre das wohl nicht gegangen.
Gott sei Dank ist es hier unten absolut windstill und immer noch trocken, so dass wir uns nach noch einigen Guinness irgendwann in der Nacht auch beruhigt ins Zelt zur Ruhe legen konnten.
3. Tag – 03.April 2013
Ahakista – Kilcrohane – Lighthouse
Es ist nicht ganz so kalt!!!
Und das „Zelt“ steht irgendwie noch.
Und wieder scheint die Sonne, keine Wolke am Himmel, ab und zu etwas Wind.
Die heutige Etappe soll uns windgeschützt an der Südküste über Kilcrohane bis zum Lighthouse am Ende der Halbinsel führen.
Dort wollen wir dann wieder zelten, da es dort aber keinen Pub bzw. rein gar nix gibt, wollen wir in Kilcrohane, außer dem Auffüllen der Vorräte, auch noch ein paar Mittagsguinness zu uns nehmen.
Von Ahakista geht der Weg gemütlich ein kurzes Stück über die wirklich kaum befahrene Straße und folgt dann einem Feldweg Luftlinie gen Kilcrohane.
Ca. 500m vor dem Ort biegt der Weg noch einmal Richtung Küste ab, da wir noch gut in der Zeit liegen, und meine Ferse noch nicht zu sehr schmerzt, nehmen wir alle diesen Loop mit und nähern uns deshalb so gegen 12:00 von Süden her über einige Pferdeweiden dem Ortskern, bestehend aus Shop, Kirche und Pub.
Über eine Lamaweide sind wir auch noch gelaufen, aber da waren wir so verdutzt, da hat irgendwie keiner an ein Foto gedacht.
ziemlich grade gehts nach Kilcrohane
deshalb nehmen wir noch ein paar "Loops" mit
Aus dem Mittagsbierchen sind dann (wohl aus Angst vor Austrocknung am Lighthouse) doch so drei oder mehr geworden, bei Eileens Pub konnte man aber auch zu gemütlich in der Sonne sitzen.
Um 14:00 laufen wir weiter, nur um nach 1,5 km noch am letzten Pub vorm Lighthouse zu halten.
Das ist aber gar kein Pub mehr, sondern eine „Galerie“ Sie haben auch keine Alkoholizenz, da die viel zu teuer ist, erklärt uns die sehr alternative Künstlerin hinterm Tresen.
Aufgrund der fehlenden Alkoholizenz darf sie uns deshalb kein Guinness verkaufen.


Auch ein Geschäftsmodel, allerdings reißt uns das Dosenbier nicht sooo vom Hocker und auch die Preise ab 400,- pro Bild sind etwas happig, weshalb wir uns schnell wieder auf den Weg machen.
Jogi und Stefan nehmen noch den nächsten Abzweig mit, der wieder runter an der Küste entlang führt, ich merke schon sehr schmerzhaft meine Ferse, mittlerweile ist auch noch das rechte Knie dazu gekommen , dass hatte ich noch nie.
Ich bleibe deshalb auf der Straße und warte schön in der Sonne dass die beiden Fitten wieder zu mir stoßen.
Gemeinsam geht es an die letzten Kilometer, die es noch mal in sich haben, es wird erst hügelig, dann schlammig, anschließend noch 2x mal rauf auf 250m.
Unterwegs kommt man noch an einem "Marriage Stone" vorbei, uralt, irgendwie musste man sich vor Ur-Zeiten durch das Loch die Hände reichen, dann galt man als verheiratet oder so. Eine Erklärungstafel war dabei, keiner hat sie fotografiert.
Aber jetzt hab ich dann auch die passende Geschichte zum Marriage Stone von Caherurlagh im Netz gefunden

Ich bin in Irland noch nie über so viele Zäune gestiegen wie auf dem Sheeps Head Way!!!
hinter diesem letzten Hügel wartet das Lighthouse
noch einmal voll rein...
Als abzusehen ist, dass es nur noch bergab geht, machen wir an einem alten Signaltower die letzte Rast.
Wir genießen den Blick über die Dunmanus Bay imSüden mit Blick bis Mizen Head und die Bantry Bay im Norden, entlang der Beara Halbinsel, auf der wir 2010 auf dem Beara Way unterwegs waren, bis hin zu Dursey Island.
Als Luxusgut schleppe ich ein Fernglas mit mir rum, was sowohl hier als auch unten am Lighthouse gute Dienste tut.
Es war das erste Mal, dass ich eins dabei hatte, trotz des Gewichts werde ich es ab jetzt aber wohl immer mitnehmen.
Der Blick nach: Süden über die Dunmanus Bay zur Mizen Head Halbinsel
...nach Westen in die Abendsonne...
... nach Norden über die Bantry Bay Richtung Beara Halbinsel...
...und der Blick zurück nach Osten über die Sheeps Head Halbinsel, die nur so 3km breit ist
Weiter geht es, vorbei am Parkplatz und dem noch geschlossenen Lighthouse Cafe, wieder über einige sehr schmale Trampelpfade bis hin zum Lighthouse.
Zwischen Parkplatz und Lighthouse liegt noch ein wunderschöner See, in dem wir eigentlich baden und unser Tee/Kaffeewasser holen wollten. Aber zum Baden ist es wirklich noch zu kalt und windig, und als wir endlich am Lighthouse sind, müssen wir erkennen, dass keiner mehr die Strecke bergauf zum See zurücklaufen will um Wasser zu holen.
Ganz davon zu schweigen, dass ich mit meinem Fuß und Knie fast gar nix mehr kann.
da hätte man zum See wieder hochgemusst, im Vordergrund der Heli-Port als zunächst geplante Zeltfläche
Wir klettern noch ein bisschen am Leuchtturm rum und machen die obligatorischen Fotos.
es sind 86 Stufen....ich habe sie schmerzhaft gezählt
gut getarnt gegenüber des Leuchtturms
Anschließend suchen wir nach einer relativ windgeschützten Ecke für das „Zelt“.
Auf Google Earth hatten wir schon einen Hubschrauberlandeplatz nahe des Leuchtturms ausgemacht und eigentlich vorgehabt, dort zu zelten, da die Fläche mit deutlicher Sicherheit ziemlich eben seien müsste.
War sie auch, nur bei dem hier herrschendem Wind und der Tatsache, dass wir irgedwie doch nicht sooo ein tolles „Zelt“ dabei hatten, war selbst Jogi davon überzeugt, dass wir etwas windstilleres brauchten.
So kletterten wir noch einige Naturterrassen Richtung Meer hinab und bauten ca. 20m unterhalb des Heliports das „Zelt“ einigermaßen windgeschützt auf.
Sobald das „Zelt“ steht, kann ich gar nix mehr, nur noch rein in den Schlafsack, rechts im Bein tut alles weh, ich will nur noch pennen. Jogi und Stefan bleiben noch draußen und machen sich nen heißen Grog, dann wird es ihnen aber auch schnell zu kalt und windig, noch ein paar Fotos vom Lighthouse bei Nacht und auch sie kommen rein.
Die Reißverschlüsse vom Vorzelt gehen rechts nicht mehr ganz zu, auch sonst knattert und flattert heute Nacht alles etwas stärker.

kalt, kalt, kalt...
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