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Mitreisende | |
Land: Rumänien
Reisezeit: August 2011
"Travel in Romania is as rewarding as it is challenging. [...] Rather than expecting an easy ride, try to accept whatever happens as an adventure - encounters with Gypsies, wild bears and tricky officials are likely to be far more interesting than anything purveyed by the tourist board." (aus der Einleitung zu The Rough Guide to Romania)
Auch diese Warnung konnte mich nicht abhalten.
Anscheinend wurde ich bei meiner Ungarn-Rumänien-Radtour 2010 von dem unter Rumänienreisenden wohlbekannten Rumänien-Virus angesteckt.
Jedenfalls kam mir die Idee zu dieser Tour schon letzten November, also recht bald nach dem Ende der vorigen Tour. Zu viele Orte konnte ich letztes Jahr nicht erreichen, und zu sehr hat mich die kulturelle Andersartigkeit mitten in Europa, aber auch die Offenheit und Gastfreundschaft der Rumänen beeindruckt, um das Land als Reiseziel abzuhaken. An sehenswerten Zielen gab es noch die Bergstraße durch das Făgăraș-Gebirge, die historischen Städte Siebenbürgens, und die Moldauklöster auf der anderen Seite der Ostkarpaten. Der andere Grund für die Tour waren eine Reihe rumänischer Kontakte, die aus meiner vorigen Arbeit weiterbestanden.
Nach den eher kühlen Nächten letzten Oktober legte ich meinen Urlaub dieses Mal in den August, in der Hoffnung auf angenehme Temperaturen speziell in den Bergen.
Montag, 15.8.2011
Anreise, Teil I
Los geht's am frühen Nachmittag vom Münchner Hauptbahnhof. Lange habe ich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportmittel - Bahn, Bus, Flugzeug - gegeneinander abgewägt, um schließlich doch wieder bei der Bahn zu landen. Für den Vorteil eines sehr geringen Risikos von Transportschäden am Fahrrad nehme ich das Umsteigen und eine Übernachtung in Ungarn in Kauf. So geht es über Salzburg, Wien, Bruck an der Leitha und Györ nach Komárom an der ungarisch-slowakischen Grenze, wo ich eine kurze Nacht bis zum ersten Zug am nächsten Morgen nach Budapest verbringen darf.
Über die Donaubrücke erkunde ich den slowakischen Teil der Doppelstadt, bis mich einsetzender Regen zum Unterstellen unter dem Dach des ehemaligen Grenzpostens und schließlich zur Rückkehr zum Bahnhof bringt. Die "spannendsten" Begegnungen unterwegs sind häufig nachts und an Bahnhöfen, so auch diesmal: Ein junger Obdachloser hält mich die Stunden bis zur Abfahrt wach. Er spricht recht gutes Englisch, und ist über das mp3 eines seiner Lieblingslieder, das ich ihm von meinem Handy auf seines übertragen kann, noch glücklicher als über die Proviantvorräte, die ich mit ihm teile. In seiner Freude vergisst er für einige Stunden die Bitte um etwas Geld...
Dienstag, 16.8.
Anreise, Teil II
Pünktlich um 3:40 verlasse ich Komárom per Regionalzug, um zum Sonnenaufgang in Budapest anzukommen. Die Stadtdurchquerung vom Bahnhof Deli pu im Westen zu Keleti pu im Osten kenne ich noch vom letzten Jahr, das bereitet also keine Probleme. Das Problem bereitet mir eher der Schaffner des Intercities in Richtung Arad, der mich wegen meines Fahrrads nicht einsteigen lässt. Formal hat er ja recht, aber die rumänischen Schaffner der ICs zwischen Rumänien und Ungarn sind normalerweise deutlich entspannter. Ich bin jedoch zu übermüdet, um zu verhandeln. Außerdem habe ich den Ersatzplan schon vorbereitet: Per Regionalzug geht es bis nach Szolnok, wo ich ein paar Stunden Zeit zum Frühstücken und Erkunden der Stadt bei angenehmem Sonnenschein habe. Ein weiterer Zug bringt mich am frühen Nachmittag bis zum Grenzort Lököshaza.
Dort muss ich auf's Fahrrad umsteigen. Anscheinend gibt es tatsächlich keine Möglichkeit, ein Fahrrad im Zug von Ungarn nach Rumänien zu transportieren. Ein Blick auf die Uhr rät mir zur Eile, will ich noch den Zug von Arad nach Timișoara und mein Tagesziel, den Campingplatz in Timișoara, erreichen. Da es in der Umgebung von Lököshaza weit und breit keinen (offiziellen) Straßen-Grenzübergang nach Rumänien gibt, schließe ich auf eine gemeinsame Verschwörung der Eisenbahnplaner mit den Straßenplanern gegen Radfahrer. Irgendwie komme ich trotzdem noch rechtzeitig in Arad an und bin eine gute Stunde später in Timișoara.
Es dämmert bereits, und die letzte Aufgabe des Tages ist es, den Campingplatz am östlichen Stadtrand zu finden. Dummerweise habe ich keinen Stadtplan mitgenommen, der den richtigen Ausschnitt Timișoaras zeigt (Planungsfehler Nr. 1, weitere folgen), und so muss ich nach Bauchgefühl fahren. Zwei Stunden später habe ich den Campingplatz immer noch nicht gefunden, obwohl ich die Straße, in der der Campingplatz sein sollte, mehrmals komplett abgefahren bin. Etwa zehn Leute habe ich unterwegs schon nach dem Weg gefragt, und genauso viele verschiedene Anweisungen bekommen. Es ist inzwischen dunkel, und mein Frust nach diesem langen Tag nimmt zu. Ich sehe meine Reiseorganisation als gescheitert an und freunde mich langsam mit der Notlösung an, mein Zelt mitten auf einer Wiese nahe des Zoos aufzustellen, in der Gesellschaft einiger herrenloser Hunde. Schließlich komme ich doch noch an ortskundige Helfer, die mir verraten, das die Einfahrt zum Campingplatz ein paar hundert Meter weiter in einer anderen Straße liegt. Noch selten zuvor habe ich mich so über einen Schlafplatz gefreut wie jetzt.
Bei hochsommerlichen Temperaturen schlafe ich auch ohne Schlafsack ganz ordentlich. Meinen neu gefertigten Schlafsack werde ich erst morgen abholen.
70 km, 3:55 h Fahrzeit
Mittwoch, 17.8.
Timișoara
Nach der langen Anreise lege ich heute erst mal einen Ruhetag ein. Entspannt verbringe ich den Vormittag an den bekannten Kirchen, Plätzen und Parks der Stadt.
Für den Nachmittag habe ich mich mit Valeriu von der Schlafsackschmiede Nahanny zur Schlafsackübergabe verabredet. Neben einem passgenauen Prakticus bekomme ich eine Menge Tipps zum Umgang damit und die Information, dass ich der zweite deutsche Kunde (und ODS-User) bin, der seinen Schlafsack persönlich abholt (an dieser Stelle vielen Dank an alle Verfasser von Testberichten zu Nahanny-Produkten!).
Abends treffe ich D. und M., zwei ehemalige Kolleginnen, in einer der zahlreichen terase rund um den Piața Unirii.
Donnerstag, 18.8.
Anreise, Teil III
Den ersten Test hat der neue Schlafsack mit Bravour bestanden, wenn auch am oberen Rand des Komfortbereichs.
Zwar nicht der schönste Zeltplatz der Reise, aber dafür der teuerste
Heute geht es im Zug weiter nach Sibiu, wo ich am Nachmittag ankomme. Von dort radle ich durch Sibiu und bis in das Dorf Cisnadioara, wo ich das Zelt auf einem relativ naturnahen Campingplatz aufstelle. Die Obstgärten, "Zimmer frei"-Schilder und die deutschen Namen der Pensionen im Dorf vermitteln den Eindruck, irgendwo in Südtirol oder am Bodensee zu sein.
Der mit Abstand schönste (offizielle) Zeltplatz der Reise
Ordnungsliebe auf dem Zeltplatz (die Zeltnummer, nicht das Innenleben )
Hier wird Gastfreundschaft eingefordert: "Ich warte hier so lange, bis du mir von deiner leckeren Salami etwas abgibst."
Für den Abend habe ich mich in Sibiu mit I., einer weiteren ehemaligen Kollegin, verabredet. Sie organisiert gerade die letzten Details für ein Mountainbike-Rennen nahe Sibiu, das am Sonntag mit mehreren hundert Teilnehmern stattfinden wird. Passend für meine morgige Fahrt über den Transfăgărășan steuern wir ein bei den lokalen Radfahrern beliebtes Pasta-Restaurant an, außerdem bekomme ich von I. einige nützliche Streckeninformationen.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz bemerke ich noch Planungsfehler Nr. 2, der die 10 km Strecke etwas unangenehm werden lässt: "Nachts fahr' ich bestimmt nicht Fahrrad in Rumänien, also brauche ich auch kein funktionierendes Licht..."
48 km, 2:28 h
Reisezeit: August 2011
"Travel in Romania is as rewarding as it is challenging. [...] Rather than expecting an easy ride, try to accept whatever happens as an adventure - encounters with Gypsies, wild bears and tricky officials are likely to be far more interesting than anything purveyed by the tourist board." (aus der Einleitung zu The Rough Guide to Romania)
Auch diese Warnung konnte mich nicht abhalten.
Anscheinend wurde ich bei meiner Ungarn-Rumänien-Radtour 2010 von dem unter Rumänienreisenden wohlbekannten Rumänien-Virus angesteckt.
Jedenfalls kam mir die Idee zu dieser Tour schon letzten November, also recht bald nach dem Ende der vorigen Tour. Zu viele Orte konnte ich letztes Jahr nicht erreichen, und zu sehr hat mich die kulturelle Andersartigkeit mitten in Europa, aber auch die Offenheit und Gastfreundschaft der Rumänen beeindruckt, um das Land als Reiseziel abzuhaken. An sehenswerten Zielen gab es noch die Bergstraße durch das Făgăraș-Gebirge, die historischen Städte Siebenbürgens, und die Moldauklöster auf der anderen Seite der Ostkarpaten. Der andere Grund für die Tour waren eine Reihe rumänischer Kontakte, die aus meiner vorigen Arbeit weiterbestanden.
Nach den eher kühlen Nächten letzten Oktober legte ich meinen Urlaub dieses Mal in den August, in der Hoffnung auf angenehme Temperaturen speziell in den Bergen.
Montag, 15.8.2011
Anreise, Teil I
Los geht's am frühen Nachmittag vom Münchner Hauptbahnhof. Lange habe ich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportmittel - Bahn, Bus, Flugzeug - gegeneinander abgewägt, um schließlich doch wieder bei der Bahn zu landen. Für den Vorteil eines sehr geringen Risikos von Transportschäden am Fahrrad nehme ich das Umsteigen und eine Übernachtung in Ungarn in Kauf. So geht es über Salzburg, Wien, Bruck an der Leitha und Györ nach Komárom an der ungarisch-slowakischen Grenze, wo ich eine kurze Nacht bis zum ersten Zug am nächsten Morgen nach Budapest verbringen darf.
Über die Donaubrücke erkunde ich den slowakischen Teil der Doppelstadt, bis mich einsetzender Regen zum Unterstellen unter dem Dach des ehemaligen Grenzpostens und schließlich zur Rückkehr zum Bahnhof bringt. Die "spannendsten" Begegnungen unterwegs sind häufig nachts und an Bahnhöfen, so auch diesmal: Ein junger Obdachloser hält mich die Stunden bis zur Abfahrt wach. Er spricht recht gutes Englisch, und ist über das mp3 eines seiner Lieblingslieder, das ich ihm von meinem Handy auf seines übertragen kann, noch glücklicher als über die Proviantvorräte, die ich mit ihm teile. In seiner Freude vergisst er für einige Stunden die Bitte um etwas Geld...
Dienstag, 16.8.
Anreise, Teil II
Pünktlich um 3:40 verlasse ich Komárom per Regionalzug, um zum Sonnenaufgang in Budapest anzukommen. Die Stadtdurchquerung vom Bahnhof Deli pu im Westen zu Keleti pu im Osten kenne ich noch vom letzten Jahr, das bereitet also keine Probleme. Das Problem bereitet mir eher der Schaffner des Intercities in Richtung Arad, der mich wegen meines Fahrrads nicht einsteigen lässt. Formal hat er ja recht, aber die rumänischen Schaffner der ICs zwischen Rumänien und Ungarn sind normalerweise deutlich entspannter. Ich bin jedoch zu übermüdet, um zu verhandeln. Außerdem habe ich den Ersatzplan schon vorbereitet: Per Regionalzug geht es bis nach Szolnok, wo ich ein paar Stunden Zeit zum Frühstücken und Erkunden der Stadt bei angenehmem Sonnenschein habe. Ein weiterer Zug bringt mich am frühen Nachmittag bis zum Grenzort Lököshaza.
Dort muss ich auf's Fahrrad umsteigen. Anscheinend gibt es tatsächlich keine Möglichkeit, ein Fahrrad im Zug von Ungarn nach Rumänien zu transportieren. Ein Blick auf die Uhr rät mir zur Eile, will ich noch den Zug von Arad nach Timișoara und mein Tagesziel, den Campingplatz in Timișoara, erreichen. Da es in der Umgebung von Lököshaza weit und breit keinen (offiziellen) Straßen-Grenzübergang nach Rumänien gibt, schließe ich auf eine gemeinsame Verschwörung der Eisenbahnplaner mit den Straßenplanern gegen Radfahrer. Irgendwie komme ich trotzdem noch rechtzeitig in Arad an und bin eine gute Stunde später in Timișoara.
Es dämmert bereits, und die letzte Aufgabe des Tages ist es, den Campingplatz am östlichen Stadtrand zu finden. Dummerweise habe ich keinen Stadtplan mitgenommen, der den richtigen Ausschnitt Timișoaras zeigt (Planungsfehler Nr. 1, weitere folgen), und so muss ich nach Bauchgefühl fahren. Zwei Stunden später habe ich den Campingplatz immer noch nicht gefunden, obwohl ich die Straße, in der der Campingplatz sein sollte, mehrmals komplett abgefahren bin. Etwa zehn Leute habe ich unterwegs schon nach dem Weg gefragt, und genauso viele verschiedene Anweisungen bekommen. Es ist inzwischen dunkel, und mein Frust nach diesem langen Tag nimmt zu. Ich sehe meine Reiseorganisation als gescheitert an und freunde mich langsam mit der Notlösung an, mein Zelt mitten auf einer Wiese nahe des Zoos aufzustellen, in der Gesellschaft einiger herrenloser Hunde. Schließlich komme ich doch noch an ortskundige Helfer, die mir verraten, das die Einfahrt zum Campingplatz ein paar hundert Meter weiter in einer anderen Straße liegt. Noch selten zuvor habe ich mich so über einen Schlafplatz gefreut wie jetzt.
Bei hochsommerlichen Temperaturen schlafe ich auch ohne Schlafsack ganz ordentlich. Meinen neu gefertigten Schlafsack werde ich erst morgen abholen.
70 km, 3:55 h Fahrzeit
Mittwoch, 17.8.
Timișoara
Nach der langen Anreise lege ich heute erst mal einen Ruhetag ein. Entspannt verbringe ich den Vormittag an den bekannten Kirchen, Plätzen und Parks der Stadt.
Für den Nachmittag habe ich mich mit Valeriu von der Schlafsackschmiede Nahanny zur Schlafsackübergabe verabredet. Neben einem passgenauen Prakticus bekomme ich eine Menge Tipps zum Umgang damit und die Information, dass ich der zweite deutsche Kunde (und ODS-User) bin, der seinen Schlafsack persönlich abholt (an dieser Stelle vielen Dank an alle Verfasser von Testberichten zu Nahanny-Produkten!).
Abends treffe ich D. und M., zwei ehemalige Kolleginnen, in einer der zahlreichen terase rund um den Piața Unirii.
Donnerstag, 18.8.
Anreise, Teil III
Den ersten Test hat der neue Schlafsack mit Bravour bestanden, wenn auch am oberen Rand des Komfortbereichs.
Zwar nicht der schönste Zeltplatz der Reise, aber dafür der teuerste
Heute geht es im Zug weiter nach Sibiu, wo ich am Nachmittag ankomme. Von dort radle ich durch Sibiu und bis in das Dorf Cisnadioara, wo ich das Zelt auf einem relativ naturnahen Campingplatz aufstelle. Die Obstgärten, "Zimmer frei"-Schilder und die deutschen Namen der Pensionen im Dorf vermitteln den Eindruck, irgendwo in Südtirol oder am Bodensee zu sein.
Der mit Abstand schönste (offizielle) Zeltplatz der Reise
Ordnungsliebe auf dem Zeltplatz (die Zeltnummer, nicht das Innenleben )
Hier wird Gastfreundschaft eingefordert: "Ich warte hier so lange, bis du mir von deiner leckeren Salami etwas abgibst."
Für den Abend habe ich mich in Sibiu mit I., einer weiteren ehemaligen Kollegin, verabredet. Sie organisiert gerade die letzten Details für ein Mountainbike-Rennen nahe Sibiu, das am Sonntag mit mehreren hundert Teilnehmern stattfinden wird. Passend für meine morgige Fahrt über den Transfăgărășan steuern wir ein bei den lokalen Radfahrern beliebtes Pasta-Restaurant an, außerdem bekomme ich von I. einige nützliche Streckeninformationen.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz bemerke ich noch Planungsfehler Nr. 2, der die 10 km Strecke etwas unangenehm werden lässt: "Nachts fahr' ich bestimmt nicht Fahrrad in Rumänien, also brauche ich auch kein funktionierendes Licht..."
48 km, 2:28 h
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