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Wegmarkierungen, die es nicht gibt; Wege, die es laut Karte nicht geben sollte; Wege, die es laut Karte geben sollte, aber in Wirklichkeit nicht: Das ist die Realität beim Wandern in Polen, dem Land der alternativen Möglichkeiten.
3. Oktober 2025
Da Frau November mit frisch geklempnerten Knien noch nicht wieder wanderfähig war, hatte ich am „langen Wochenende“ Anfang Oktober also „frei“. Diverse Bahnbaustellen, abgebrannte Stellwerke und ausgebuchte Züge schränkten die Zielauswahl aber schnell ein. Ich landete bei einer eiszeitlichen Rinne mit Seen und Sümpfen in der Wojewodschaft Lebus, was mir auch Gelegenheit geben würde, mein angebabbeltes Polnisch zu üben. Eine rapide sich verschlechternde Wettervorhersage verkürzte den Plan dann auf zwei Tage.
Am Freitagmorgen ging es los: RE1 von Berlin bis Frankfurt/Oder, RB91 bis Rzepin und dann mit Polregio bis Toporów. Zweieinhalb Fahrstunden, „da kannste nich meckern“.
Eisen-Bahn
Selfie von der Autobahnbrücke
Nach dem anscheinend unvermeidbaren Verlaufen beim Start einer Tour und dem ebenso obligatorischen Besuch im Dorfladen zwecks Erwerb einer „Nuckelflasche“ waren zunächst sechs Kilometer Straße angesagt, bis kurz hinter dem Ort mit dem sprachtesttauglichen Namen „Poźrzadło“. Noch schnell über die Autobahn, und dann in den Wald, wo mich angeblich die Wegmarkierung „schwarzer Strich“ erwarten sollte. Tat sie natürlich nicht. Immerhin existierten die Wirtschaftswege, wenn auch nicht der Pfad, der mich zum Wzgórze Poźrzadelskie (179m) bringen sollte. Durch lichten Kiefernwald ging es aber auch ohne Pfad.

Es gab sogar eine Picknickbank auf dem Wzgórze Poźrzadelskie, mit Gipfelbuch und Gipfelstempel.

Die kürzeste Linie zwischen „oben“ und „unten“ ist eine Gerade, Gefälle wird überbewertet.
Der Weg auf der anderen Seite bergab war gut erkennbar, wenn auch nicht der markierte - der war entweder zugewachsen oder hatte so nie existiert. Der Umweg machte aber zeitlich keinen Unterschied, und am Ende landete ich wie geplant am Südende des Jezioro Łagowskie, des Lagower Sees. Der Fußweg verließ direkt am Westufer und gewährte nicht nur einen Blick auf das glasklare Wasser, sondern auch die frühherbstlich angefärbten Bäume am Ufer gegenüber.

Das namensgebende Dorf Lagow erreichte ich gerade noch zur Mittagszeit. Die Burg geht auf den Johanniterorden zurück.

Im Restaurant „Pod Lipami“ in der Ortsmitte bestellte ich „Slawische Piroggen“ (Pierogi słowiańskie). Mit der deutschen Variante der Speisekarte hätte ich noch „Russische Piroggen“ bestellen können und hätte das gleiche Essen auf dem Teller gehabt. In Niederschlesien wurden wir übrigens 2023 mit „ukrainischen Piroggen“ konfrontiert. Die traditionellen „pierogi ruskie“ sind seit 2022 in Polen nicht mehr opportun. Bevor hier über die Polen gemeckert wird: Während des Krieges in Ex-Jugoslawien machte Erasco aus der „Serbischen Bohnensuppe“ die „Bohnensuppe nach Balkanart“.
Am Westufer des Ciecz (Tschetsch-See) ging es weiter, sehr naturnah. Zu Glück war schon Langärmel-Wetter, sonst hätten die Brennnesseln viel Freude bereitet. Die steilen Hänge machen es plausibel, dass dieser See bis zu 58 Meter tief ist. Wie auch im Lagower See war das Wasser glasklar, und selbst ich als „nicht so maritimer Typ“ trug mich mit dem Gedanken, am Tagesziel einmal ins Wasser zu steigen. Spoiler: Am Tagesziel war es schon sehr dämmrig und ich so durchgefroren, dass ich den Gedanken nicht wieder aufgriff.

Zwei Mal abgenagt und immer noch zu lang.
Es folgte der Jezioro Buszenko, den noch steilere Hänge umgaben – aber nicht steil genug, um zwei abendliche Pilzsammler fernzuhalten! Es geht hier immerhin bis zu 90 Meter über den Wasserspiegel hoch, für Eiszeitlandschaften ziemlich viel. Denkt man sich das Wasser weg, sind es sogar 125 Meter zwischen Talsohle und Hochebene.
Alte Kreuzungsmarkierung.
Die Rinne bildet ein Element des "Ostwalls", den Nazideutschland 1934-38 gegen einen polnischen Einfall errichtet hat. Teil des Operationsplans war es, die Landschaft zu überfluten. Dafür wurden geschützte Wehre gebaut.
Zum Buszno-See im Norden hin flacht die Landschaft schon wieder ab. An der Nordspitze befindet sich der einzige Strand. Dort wollte ich eigentlich übernachten, aber nach Betrachtung aus der Ferne war mir das Strandareal doch zu gut einsehbar und zu nah an der Straße.

Praktischerweise kam vorher ein stillgelegter Rückeweg, der mich auf eine Lichtung an einem eiszeitlichen Toteisloch führte.

25,8 km
3. Oktober 2025
Da Frau November mit frisch geklempnerten Knien noch nicht wieder wanderfähig war, hatte ich am „langen Wochenende“ Anfang Oktober also „frei“. Diverse Bahnbaustellen, abgebrannte Stellwerke und ausgebuchte Züge schränkten die Zielauswahl aber schnell ein. Ich landete bei einer eiszeitlichen Rinne mit Seen und Sümpfen in der Wojewodschaft Lebus, was mir auch Gelegenheit geben würde, mein angebabbeltes Polnisch zu üben. Eine rapide sich verschlechternde Wettervorhersage verkürzte den Plan dann auf zwei Tage.
Am Freitagmorgen ging es los: RE1 von Berlin bis Frankfurt/Oder, RB91 bis Rzepin und dann mit Polregio bis Toporów. Zweieinhalb Fahrstunden, „da kannste nich meckern“.
Nach dem anscheinend unvermeidbaren Verlaufen beim Start einer Tour und dem ebenso obligatorischen Besuch im Dorfladen zwecks Erwerb einer „Nuckelflasche“ waren zunächst sechs Kilometer Straße angesagt, bis kurz hinter dem Ort mit dem sprachtesttauglichen Namen „Poźrzadło“. Noch schnell über die Autobahn, und dann in den Wald, wo mich angeblich die Wegmarkierung „schwarzer Strich“ erwarten sollte. Tat sie natürlich nicht. Immerhin existierten die Wirtschaftswege, wenn auch nicht der Pfad, der mich zum Wzgórze Poźrzadelskie (179m) bringen sollte. Durch lichten Kiefernwald ging es aber auch ohne Pfad.
Es gab sogar eine Picknickbank auf dem Wzgórze Poźrzadelskie, mit Gipfelbuch und Gipfelstempel.
Die kürzeste Linie zwischen „oben“ und „unten“ ist eine Gerade, Gefälle wird überbewertet.
Der Weg auf der anderen Seite bergab war gut erkennbar, wenn auch nicht der markierte - der war entweder zugewachsen oder hatte so nie existiert. Der Umweg machte aber zeitlich keinen Unterschied, und am Ende landete ich wie geplant am Südende des Jezioro Łagowskie, des Lagower Sees. Der Fußweg verließ direkt am Westufer und gewährte nicht nur einen Blick auf das glasklare Wasser, sondern auch die frühherbstlich angefärbten Bäume am Ufer gegenüber.
Das namensgebende Dorf Lagow erreichte ich gerade noch zur Mittagszeit. Die Burg geht auf den Johanniterorden zurück.
Im Restaurant „Pod Lipami“ in der Ortsmitte bestellte ich „Slawische Piroggen“ (Pierogi słowiańskie). Mit der deutschen Variante der Speisekarte hätte ich noch „Russische Piroggen“ bestellen können und hätte das gleiche Essen auf dem Teller gehabt. In Niederschlesien wurden wir übrigens 2023 mit „ukrainischen Piroggen“ konfrontiert. Die traditionellen „pierogi ruskie“ sind seit 2022 in Polen nicht mehr opportun. Bevor hier über die Polen gemeckert wird: Während des Krieges in Ex-Jugoslawien machte Erasco aus der „Serbischen Bohnensuppe“ die „Bohnensuppe nach Balkanart“.
Am Westufer des Ciecz (Tschetsch-See) ging es weiter, sehr naturnah. Zu Glück war schon Langärmel-Wetter, sonst hätten die Brennnesseln viel Freude bereitet. Die steilen Hänge machen es plausibel, dass dieser See bis zu 58 Meter tief ist. Wie auch im Lagower See war das Wasser glasklar, und selbst ich als „nicht so maritimer Typ“ trug mich mit dem Gedanken, am Tagesziel einmal ins Wasser zu steigen. Spoiler: Am Tagesziel war es schon sehr dämmrig und ich so durchgefroren, dass ich den Gedanken nicht wieder aufgriff.
Es folgte der Jezioro Buszenko, den noch steilere Hänge umgaben – aber nicht steil genug, um zwei abendliche Pilzsammler fernzuhalten! Es geht hier immerhin bis zu 90 Meter über den Wasserspiegel hoch, für Eiszeitlandschaften ziemlich viel. Denkt man sich das Wasser weg, sind es sogar 125 Meter zwischen Talsohle und Hochebene.
Zum Buszno-See im Norden hin flacht die Landschaft schon wieder ab. An der Nordspitze befindet sich der einzige Strand. Dort wollte ich eigentlich übernachten, aber nach Betrachtung aus der Ferne war mir das Strandareal doch zu gut einsehbar und zu nah an der Straße.
Praktischerweise kam vorher ein stillgelegter Rückeweg, der mich auf eine Lichtung an einem eiszeitlichen Toteisloch führte.
25,8 km

schön geschrieben, ich bin dabei
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