[ES][FR] Serra del Cadí-und dann? Pyrenäen! Was sonst?

[Dotti]

Serra del Cadí-und dann? Pyrenäen! Was sonst?
Langsam wird's warm, der Sommer kommt, nix für mich, deshalb ist's Zeit für einen "coolen" Reisebericht.

Serra del Cadí? Noch nie von gehört. Wo liegt`n das überhaupt? So in etwa hat meine Überlegung zu einer Wanderung in dieses Gebiet begonnen. Und warum ausgerechnet dorthin? Nunja, vor einigen Jahren schaute Ich mir auf dem Youtube Kanal Trail Life ein Video an, aus dieser Gegend:

https://www.youtube.com/watch?v=7ryYB4t5aU0

Und das hat mich irgendwie in seinen Bann gezogen, mich fasziniert-und begeistert. Ja, da wollte Ich unbedingt mal hin, das spürte Ich.

Da Ich zufälligerweise meine letzte Tour durch die Vor-Pyrenäen Ende Januar in La Seu d’Urgell beendet hatte und die Serra del Cadí damals schon im Blick hatte:

https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...n%C3%A4Energie

bot es sich an von dort einfach weiterzuwandern da sich der Gebirgszug, offiziell Parque Natural del Cadí-Moixeró, südöstlich von der Stadt befindet.

Ich hatte mehrere Wochen Zeit. Da das Gebiet nicht besonders groß ist wollte Ich spontan sehen was sonst noch so in den Pyrenäen gehen würde. Und da "ging" eine ganze Menge. Davon möchte Ich hier berichten.
Aufgeschrieben habe Ich wie immer nix, Ich berichte halt das an das Ich mich noch erinnere, mit ein paar Fotos die mit einem Smartphone (iPhone 13) gemacht wurden.

Der Plan war also folgender: Flug nach Barcelona, mit dem Bus nach La Seu d’Urgell und von dort einfach loswandern. Mehr Planung hat nicht stattgefunden.

Letztendlich wurde folgende Tour daraus:©OpenStreetMapContributors

Von La Seu d’Urgell bis Andorre L'Hospitalet
360 Kilometer // 19653 hm rauf // 18909 hm runter
Zeitraum vom 28. Februar 2023 bis zum 25. März 2023
25 Tage, 23 Nächte im Zelt, eine Nacht in einer Hütte.

Und wie war's so? Ums kurz zu machen: großartig. Ich bestieg hohe Berge, durchlebte kalte Nächte, wanderte auf eisigem Schnee, erlebte die Wärme der Sonne, schlief an schönen Orten im Zelt, schmolz öfter mal Schnee, "genoss" die windigste Nacht im Zelt die Ich je erlebt habe, fühlte Einsamkeit und schaute oft in den Sternenhimmel.

"frozen" Pasta-aber mit frischem Knoblauch

zelten auf Schnee


Zeltplatz in der Höhe auf 2430m


Kälte


auch in "rot" macht sich das Unna gut

manchmal zelten hinter Gesträuch

winterliche Atmosphäre


hier "muss" einfach mein Zelt stehen

vor der windigsten Nacht meines Lebens

Sonnenaufgänge


zelten "unter" Steinen


heftiger Kondens


Schnee draußen


Schnee drinne


zelten am Fluss


alles gefroren


und immer wieder: Zeltplatz auf Schnee 😎

Auf Instagram ganz am Anfang des Feeds finden sich einige Beiträge sowie Videoschnipsel der Tour:
https://www.instagram.com/dotti_im_zelt/

[Dotti]

Tag 01 // 28. Februar 2023 // 6 km // Hm rauf 421 // Hm runter 69


©OpenStreetMapContributors

Am 28. Februar 2023 flog Ich morgens nach Barcelona. Die Metro ist super ausgebaut und man kommt vermutlich problemlos fast überall hin aber für mich irgendwie trotz Handy und App zu "komplex". Auch ohne sieben Siegel. Bin halt auch schon etwas älter... so fuhr Ich zwar nicht den direkten und kürzesten aber den mir vom letzten mal bekannten (Um)Weg bis zur Station Arc de Triomf. In der Nähe finde Ich einen kleinen vollgestopften Laden, eine Ferreteria, und dort wird mir doch tatsächlich in katalanischer Gemächlich- und Gemütlichkeit eine große Gaskartusche verkauft. Was hab Ich ein Glück.

Anflug auf Barcelona


Da Ich noch etwas Zeit habe bis mein Bus fährt gehe Ich noch ein bisschen spazieren, zum Meer, schlender durch den Park Passeig de Lluís Companys, mache ein Foto. Hier stehen einige Zelte und es lungern viele Menschen rum, offensichtlich Obdachlose so wie Ich es verstehe, Opfer der Pandemie. Ich komme mit einer Person auf englisch in's Gespräch. Geschäft Pleite gegangen, Jobverlust, kein Einkommen mehr, Schulden, Verlust der Wohnung, die klassische Abwärts-Spirale. Trotzdem herrscht irgendwie Zuversicht unter den Menschen das es auch wieder besser wird. So zumindest mein Eindruck.

Passeig de Lluís Companys


Die Busstation Estació del Nord macht auch einen etwas verwahrlosten Eindruck, Ich warte besser draussen, dann ist es Zeit, der Bus steht bereit, Fahrkarte hatte Ich schon in der App gekauft, dann geht es Mittags endlich los. Zunächst mit drei Fahrgästen, aber an der nächsten Station wird es voll. Und laut. Viele Schulkinder entern den Bus. Willkommen in Spanien. Durch wunderbare Landschaften und zauberhafte Ortschaften wo immer mal gehalten wird leert sich langsam der Bus, in La Seu d’Urgell ist Endstation, die letzten sieben Gäste steigen aus. Ich auch. Schön wieder hier zu sein.

Ich gehe zum Supermarkt und kaufe einiges an Lebensmitteln. Außer Fertigessen, Nüssen und Kaffee habe Ich nichts aus Deutschland mitgebracht. So kaufe Ich Brot, Wurst, Käse, Tomaten, Zuchini, Zwiebeln, Knoblauch und einiges an Süßkram und stopfe alles in den Rucksack, muss bisschen nachdrücken, dann passt es.

Gute Laune-auch bei mir


Nach dem stundenlangen rumsitzen erst im Flugzeug, dann im Bus freue Ich mich richtig auf das gehen. Die Nachmittagssonne scheint mir wärmend ins Gesicht. Vorbei am Hotel Nice wo Ich am Ende meiner letzten Tour übernachtet habe folge Ich der Hauptstraße nach Süden, über den Fluß el Segre und mache an einem kleinen Rastplatz schon wieder Pause. Ankommen, auch innerlich, das dauert bei mir immer etwas.

Blick zurück auf La Seu d’Urgell

Ich habe während der Busfahrt mal ein bisschen in meiner App (MapOut) nach Wanderwegen geschaut und siehe da, Ich finde den GR150, ist anscheinend ein Rundwanderweg durch den Parque Natural del Cadí-Moixeró. Dem könnte Ich ja erstmal ein bisschen folgen. Betonung liegt auf "ein bisschen".

GR150, hier lang?


Nach ca. einem Kilometer verlasse Ich ihn schon wieder und steige einen steilen Pfad hinauf der mir besser gefällt. Immer höher geht es hinauf, die Abenddämmerung bricht bereits an, es ist eine schöne Lichtstimmung. Kraftvoll, mit langsamen, stetigen Schritten komme Ich gut voran. Glücklich hier zu sein. Mich zu bewegen. Frei und Unabhängig zu sein für die nächste Zeit.

neee, lieber so, macht mehr Freude

Immer wieder habe Ich schöne Rückblicke auf La Seu d’Urgell, die schneebedeckten Berge der Serra del Cadí leuchten in der Abendsonne rötlich. Zeltplatz finde Ich erst mal nicht, das Gelände zu abschüssig.







Nach einiger Zeit stoße Ich auf eine Fahrspur und folge dieser. Auf einer kleinen Bergkuppe finde Ich kurz darauf direkt neben dem Weg eine kleine ebene Grasfläche wo sich die Möglichkeit findet das Zelt hinzustellen. Im Norden leuchten die Lichter der Stadt, Ich esse Pasta. Noch lange gehe Ich vor dem Zelt hin und her, kann's gar nicht fassen das Ich schon wieder unterwegs bin.

Zeltplatz 01 auf 1060m über den "Dächern" von La Seu d’Urgell

[ronaldo]

Eine neue Dotti-Tour! Bin dabei.

[Dotti]

Tag 02 // 01. März 2023 // 18 km // Hm rauf 1264 // Hm runter 489


©OpenStreetMapContributors

Der Morgen ist kalt, der Himmel klar, im Schlafsack ist es aber schön warm, Kaffee trinken mit Blick auf die Stadt und die Berge die Ich gedenke demnächst in "Angriff" zu nehmen. Beim Abbau des Zeltes welches trocken ist merke Ich erst wie kalt es ist. Im Schatten eisekalt, aber in der Sonne schon richtig warm. Man kann es förmlich auf den Bildern "fühlen".





Erst folge Ich der Fahrspur aber da die Richtung für mich unpassend erscheint biege Ich auf einen schmalen zunächst gut zu gehenden, dann weniger gut zu gehenden Pfad ab der mich zu einem kleinen Bach führt.



Hier bekomme Ich auch wieder Wasser. Dann schlage Ich mich durchs Gehölz und etliche Flüche und Kratzer an den Armen später erreiche Ich wieder den GR150 der hier sehr schön aufwärts verläuft. Teils über Restschnee geht es hinauf zum Coll de Creus, hier steht eine Pausenbank, also findet erstmal Pause statt.







komfortabel Pause auf einer Bank auf dem Coll de Creus

Da der Weg ab hier wieder nach Süden hin an Höhe verliert Ich aber gerne nach Osten und rauf will folge Ich ab hier einem anderen markierten Pfad der teilweise eher "Weglos-Charakter" hat aber dann traumhaft am Hang entlang verläuft. Als er die Straße quert kann Ich an einer Quelle Wasser trinken und etwas abfüllen um es mitzunehmen. Diese Möglichkeit war auf dieser Tour selten. Oft habe Ich Schnee geschmolzen, die Bäche und Gewässer sowie Wasserfälle waren oft vereist. So vereist das Ich sie auch mit Gewalt z.B. mit dem drauf werfen von großen Steinen, kratzen und hacken nicht durchbrechen konnte um an Wasser zu kommen.





Die kleine Siedlung Adraén ist zu sehen. Es ist so ruhig hier, windstill, kein Autoverkehr, keine Menschen, keine Tiere, keine Hunde. Es ist ein wunderbares gehen. Immer mal wieder tauchen im Osten die schneebedeckten Berge auf. Dort will Ich ja hin, Ich war gespannt.

rechts im Bild die Siedlung Adraén

Im Wald, im Schatten, ist es merklich kühler, auf einer durchgehenden Schneeschicht stapfe Ich auf einem Waldweg weiter bergauf. Der Himmel blau, die Sonne scheint, es sind keine Wolken zu sehen. Nach ca. drei Kilometern zweigt ein Pfad nach links ab, es geht jetzt immer weiter hinauf auf ein flaches Plateau mit Bäumen und Sträuchern bewachsen aber vielen ebenen größeren Flächen, bedeckt mit Schnee. Meine Schritte knarzen im nicht tragfähigen Schnee. Ich bin begeistert. Das Ich hier bleibe ist klar.



dort oben geht`s morgen rauf, immer an der Abbruchkante entlang





Bald steht das Zelt, Ich fülle Schnee in den Packsack des Zeltes, dann verkrümel Ich mich in den Schlafsack und mach mir erst mal was zu essen, schmelze Schnee, schneide Knoblauch und etwas Gemüse.

Zeltplatz 02 auf 1840m


Das zelten, das Zeltleben, das kochen, das verbringen von Zeit im oder um das Zelt herum ist für mich genauso wichtig wie das wandern. Heute passt alles zusammen.





Würzenudel mit frischem Gemüse und Knoblauch-ess Ich unterwegs am liebsten

[Dotti]

Tag 03 // 02. März 2023 // 10 km // Hm rauf 886 // Hm runter 202


©OpenStreetMapContributors

Heute werde Ich den baumlosen Kamm der Serra del Cadí erreichen, Gestern konnte Ich ihn in der Ferne schon sehen. Die Vorfreude ist riesig. Das Wetter eher weniger "riesig", es ist grau bewölkt, trotzdem sehe Ich immer mal wieder die Sonne die durch die diesigen Wolken scheint.

Zeltplatz 02 am nächsten Morgen

Meine Sachen sind schnell verpackt, die ersten Schritte auf dem gefrorenen Schnee wunderbar. Nach wenigen hundert Metern erreiche Ich den Collet der la Bacanella, von hier zweigen zwei Wege nach Süden ins Tal ab. Aber Ich geh weiter gen Osten, vermutlich auf markiertem Pfad auf steinigem Untergrund, auf Schnee stapfend bergauf. Ich erreiche eine weitere grasige flache Ebene, ab hier wird es etwas anstrengender.



über den Wolken






Ich bin "hin und weg"! Die Lichtstimmung, meine Stimmung, Äußeres und Inneres. Vereint.

Mit Handy in der Hand folge Ich einem Pfad der sich für mich unsichtbar unter Schnee begraben zwischen den Bäumen aufwärts schlängelt, aber letztendlich ist die Richtung klar, viele andere Möglichkeiten gibt es eh nicht. Ich befinde mich mittlerweile über den Wolken, das Wetter scheint besser zu werden. Nach einigen "Anstrengungen", der Schnee ist ziemlich angetaut und Ich sinke bei jedem Schritt fast bis zum Knie ein, erreiche Ich die Baumgrenze und sehe den Kamm dem Ich ab nun folgen möchte. Imposant. Sieht irgendwie aus wie eine schräge "Scheibe", nach Süden hin eher flach abfallend, nach Norden eine steil abfallende Abbruchkante. Meine Freude, meine Begeisterung ist unermesslich.

Wegweiser mit Hinweis: Sonnenbrille, Sonnenhut und Wasser mitnehmen. Mach Ich.

weglos geht es bergan, der Pfad sowie Markierungen sind unter Schnee "begraben"

Blick zurück nach Westen



der baumlose Kamm kommt in Sicht, sowie ein kleines Steinmänchen

da geht es entlang, immer dem Kamm folgend

Der Schnee hier oben eher gefroren, Ich benutze Micro-Spikes, damit bin Ich sicher unterwegs. Das gehen über diese weiße Fläche, direkt an der Abbruchlkante entlang, hat eine Faszination für mich, so etwas habe Ich selten erlebt. Nach Norden habe Ich immer wieder Blicke ins Tal und zum Hauptkamm der Pyrenäen aber auch im Süden befinden sich einige Bergketten die im im bläulichen, diesigen Licht gestaffelt zu sehen sind.







Langsam, weglos, gehe Ich Schritt voran, vermutlich ein lächeln im Gesicht. Immer an der "Kante" entlang. Immer wieder bleibe Ich stehen, setze den Rucksack ab, staune. Zweimal komme Ich an einen Geländeabbruch der quer verläuft den Ich einmal runter, später dann wieder rauf muss. Ich muss etwas suchen bis Ich eine gute Möglichkeit finde diese stellen sicher zu bewältigen.





Da es hier oben kein Wasser gibt, der Wegweiser den Ich vorhin gesehen habe hat ja darauf hingewiesen, mache Ich Pause, packe den Kocher aus, schmelze Schnee und füllte meine Wasserflaschen. Das braucht etwas Zeit, ist mir aber egal. Zeit spielt für mich keine Rolle.





Schnee schmelzen


Es ist richtig schön geworden, blauer Himmel, nur wenige Wolken am Himmel. Ich geh weiter und guck mal auf die Uhr: 2531 Meter steht drauf. Hätte nie gedacht das Ich es auf diese Höhe um diese Jahreszeit schaffen würde. Weiter geht's. Vorsicht ist allerdings geboten, nicht zu nah an die Kante zu gehen, kleine Schneebretter könnten leicht abbrechen so mein Eindruck.

da geht`s lang




da komm Ich her...


Blick auf die Uhr


Blick zurück


Gegen Nachmittag verschlechtert sich das Wetter etwas, Ich hab öfters mal irgendwas zwischen Graupel und Grissel im Gesicht. Zelten ist hier nicht möglich, das Gelände "schepp", also abfallend. Als das Wetter immer schlechter wird, die Sicht abnimmt und es anfängt zu schneien beschließe Ich nach Süden etwas runter zu steigen um einen Platz für`s Zelt zu suchen.



Viele Möglichkeiten finde Ich nicht so nehme Ich einfach irgend eine Stelle auf Schnee zwischen Felsen. Mit Heringen ist es eher schwierig so geh Ich noch mal los um Steine zu suchen. Hat sich irgendwie wie "Topfschlagen" angefühlt falls das noch jemand kennt. Eher mehr als weniger auf gut Glück immer mal im Schnee gebuddelt um danach zu suchen. Also keine Ostereier-sondern Steine. Große, schwere Steine. Wer sucht-der findet.



Zeltplatz 03 auf 2430m


Bald habe Ich die passende Größe und Anzahl herbei geschleppt so ist der Zeltaufbau schnell bewerkstelligt. Mittlerweile hat es sich "eingeschneit" so verzieh Ich mich ins Zelt, überdenke nochmal den Tag der mich mit seinen Eindrücken so begeistert hat.

[paddel]

Sehr schön. Da bin ich auch wieder mit dabei

[Dotti]

Tag 04 // 03. März 2023 // 8 km // Hm rauf 381 // Hm runter 726


©OpenStreetMapContributors

Ein wunderbarer, kalter klarer Morgen, die Schuhe vereist, die Schnürsenkel "stehen", der Kaffee dagegen heiß. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen in's Zelt-besser als zuhause. Den Kaffee trinke Ich übrigens aus dem "Topf" und mach ihn zwischendurch immer mal wieder auf dem Kocher warm. Mehrmals. Ich lass mir halt viel Zeit zum wach werden und um den Morgen zu erleben, da kühlt er oft etwas ab. Ich mag keinen kalten Kaffee. Kaffee muss bei mir immer heiss sein.





Nachdem Ich die gefrorenen Schuhe erstmal ohne Einlegsohlen angezogen habe geht es los. Bei blauem Himmel und leichter Bewölkung steige Ich wieder hinauf auf den Kamm und folge diesem nach Osten. Die Sonne scheint mir in's Gesicht, schnell wird mir warm, die Schuhe aufgetaut, also rein mit den Sohlen. Und drann mit den Micro-Spikes. Die Schneeschicht ist teils gefroren und verblasen, in der Sonne aber schon angetaut und sulzig, neuen Niederschlag hat es über Nacht kaum gegeben.

Blick zurück nach Westen



Blick nach Osten




Ab und an lugen kleine Steinmännchen aus dem Schnee oder es tauchen Wegweiser auf, das brauche Ich aber heute nicht. Irgendwie fühlt es sich so an als ob Ich auf einer weiten weissen Ebene gehe, Freiheit, Weite, Unendlichkeit, so fühlt es sich an.

Unbegrenzte Freiheit, nur der Himmel über mir. So fühlt es sich an.

Trotzdem gucke Ich immer mal wieder auf's Handy, nicht immer verläuft der Weg direkt entlang der Kante. Nicht ohne Grund. Auch heute kommen mir wieder einige Geländestufen in die Quere die aber alle problemlos sind.

sieht einfach aus, war es aber nicht immer, ab und an suchte Ich eine andere Stelle

Blick nach Norden, hinunter in den Canal Baridana, sieht ganz schön steil aus, ist aber auf der Karte als Pfad eingezeichnet, den kann man anscheinend hochsteigen von Bar aus. Wohl eher was für den Sommer.



nochmal der Blick zurück, man sieht meine Fußspuren wo Ich lang gegangen bin



Während Ich langsam immer weiter gehe ergeben sich oft schöne Blicke nach Norden zum Hauptkamm sowie nach Süden. Den höchsten Berg der Serra del Cadí, den Vulturó (2649m) lasse Ich rechts liegen. Nach ca. drei Kilometern sehe Ich etwas entfernt zwei Menschen auf einem Berg stehen, die ersten die Ich zu Gesicht bekomme seit Ich La Seu d’Urgell verlassen habe. Es ist der Pic de Costa Cabirolera (2604m).



Blick nach Süden


es ist ein großartiges Erlebnis für mich hier unterwegs zu sein-in's "Ungewisse"



immer wieder faszinierend, dazu die Lichtstimmung aus Sonne und Wolken. Ich bin "baff"

Während Ich den Berg südlich umrunde steigen auch sie wieder ab und sind plötzlich aus meinem Sichtfeld verschwunden. Wo sind die denn auf einmal hin? Ich geh einfach mal weiter, aber das Gelände wird zunehmend steiler, um nicht zu sagen sehr steil abfallend. Unpassierbar. Ich schau wieder auf's Handy und tatsächlich, hier oben auf dem Kamm geht es nicht weiter, nach Norden führt der Weg hinunter in's Tal.

Blick nach Osten, hier geht's nicht weiter

dafür nach Norden, und zwar richtig

Blick nach Norden im Abstieg, die beiden Fußspuren der Wanderer die nach rechts führen

Vom Pas del Cabriol macht der (für mich nicht sichtbare) Weg eine abrupte Wendung nach Links. Ich geh mal zu der Stelle. Und hier geht's runter. Und zwar gefühlt vertikal. Aha. T3. Das fällt mir jetzt erst beim reinzoomen in die Karte auf. Ach herrje, na das kann ja "interessant" werden. Aber Ich sehe Fußspuren und etwas weiter unten auch die beiden Wanderer. Sieht aus als wären sie auch diesen Weg hochgestiegen. Ich mach langsam, es geht erstaunlich gut, Ich folge einfach den Fußabdrücken und komme sicher und unbeschadet in flach auslaufendem Gelände im Talboden an.

Blick zurück zum Pas del Cabriol

Die Wanderer orientieren sich weglos nach Osten und sind kurze Zeit später auch schon hinter einem Hügel verschwunden, Ich folge aber dem Pfad der in einem Bogen um den Talkessel herum führt. Es ist so wunderschön hier, alles ist verschneit und mit einer Schneeschicht bedeckt.

der Pfad leicht zu finden, Ich folge den Fußspuren den die Wanderer hergekommen sind

Blick nach Osten, da geht's morgen weiter

Blick zurück


Im Hang voraus kann Ich eine Hütte erkennen, die Portal del Cortils. Dort vorbei führt auch ein Weg wieder hinauf auf den Kamm, sieht aber ziemlich steil und verschneit aus. Nein, die Entscheidung wo und wie es weitergeht verschiebe Ich mal auf Morgen.

die Hütte Portal del Cortils, kaum zu erkennen

Heute wird hier erstmal irgendwo gezeltet und den passenden Platz finde Ich auch ziemlich schnell. Eine grasige ebene und trockene Fläche, umgeben von Bergen, Wasser gibt es nicht, dafür Schnee in Hülle und Fülle den Ich schmelzen kann. Hier fühl Ich mich richtig wohl, hier bleib Ich.



Zeltplatz 04 auf 2180m


Ich baue in Ruhe mein Zelt auf, erledige noch dies und jenes, dann mache Ich es mir im Zelt gemütlich, genieße die Ruhe und Einsamkeit und überdenke den Tag.

[Nicki]

Sehr toll. Pyrenäen sind toll. Trekking auf über 2000m Anfang März. Top

[Dotti]

Tag 05 // 04. März 2023 // 13 km // Hm rauf 351 // Hm runter 1317


©OpenStreetMapContributors



06:10 Uhr. -7 Grad Celsius. Wind- und Stille. Die Morgendämmerung bricht grade erst an, der Schnee "brodelt" im Topf. Gleich gibt's Kaffee.



Camp 04 am nächsten Morgen

Ich packe mein Zeugs und geh voller Freude los-erstmal falsch wie Ich kurze Zeit später merke. Statt dem mit Schnee bedeckten Bachbett in's Tal geht es wieder rauf, Ich finde wieder vage erkennbare Fußspuren denen Ich folgen kann. Ziemlich steil und etwas rutschig in engen nicht sichtbaren Serpentinen. Dann kommt eine etwas knifflige Stelle, ohne schweren Rucksack sicher kein Problem, aber mit etwas Gewicht auf den Sohlen... schließlich gelingt es und Ich stehe oben auf einer flachen Ebene. Die Sonne scheint, der Himmel stahlblau, die Schuhe voller Schnee.

hier geht's rauf-zunächst einfach

Blick zurück, erst bin Ich unten im Bild nach Links runtergestiegen

etwas knifflige Stelle, sieht auf dem Foto gar nicht so aus





Blick zurück zum Pic de Costa Cabirolera (2604m)

der Schnee in den Schuhen gefriert sofort

Spuren von Schneeschuhe sehe Ich, diesen folge Ich einige Zeit. Es geht weiter nach Osten, weiter hinauf, meist auf einer Schneeschicht. Es ist so wunderschön und ruhig hier, die Sicht sicherlich mehrere Kilometer. Rumtrödeln ist mal wieder Programm. Als auch diese Langsamkeit nicht ausreicht und mir alles zu schnell geht setzt Ich mich erst mal hin, esse Nüsse im Teigmantel aus einem deutschen und frische Tomaten und Brot aus einem spanischen Supermarkt, lasse den Blick in die Ferne, in's "Blaue" schweifen. Ein schöner Moment der mir immer noch in Erinnerung ist.

Blick nach Südwest


da geht`s lang nach Osten, einfach toll

Blick in`s "Blaue" Richtung Südost

aus deutsch-spanischen Bestandteilen bestehendes "Frühstück"

Nachdem Ich die Spuren der Schneeschuhe verloren habe geht es eher weglos weiter, manchmal oben auf der Höhe, dann wieder etwas unterhalb am Hang entlang, viel falsch machen kann man hier erstmal nicht obwohl das Gelände an manchen Stellen doch ziemlich steil abfallend ist so schaue Ich auch heute wieder öfter mal auf's Handy um möglichst auf dem nicht sichtbaren Pfad zu bleiben.



die Schneeschicht mal dicker...

mal dünner...




mal leichtes befreites gehen...

mal bischen aufpassen, Microspikes empfehlenswert, der Schnee teils gefroren

immer wieder ungetrübte Blicke nach Norden Richtung Hauptkamm der Pyrenäen



Nach ca. 5 Kilometern wird das Gelände für mein empfinden etwas schwieriger, die Schneeschicht dünn, der Untergrund erdig-steinig und durchweicht, Ich finde schlecht sicheren Halt. Da hier ein Pfad in's Tal nach Süden abzweigt entschließe Ich mich den Kamm zu verlassen und etwas runterzusteigen. Einige Wanderer kommen mir entgegen, eine Person mit Hund. Der sich anscheinend sehr freut mich zu sehen. Ich mich auch. Meine Hose weniger. Die ist ist jetzt voller erdiger Pfotenabdrücke. Was für ein lieber Kerl.







Bald erreiche Ich die Baumgrenze, der Pfad richtig schön, Ich freue mich über den Schatten denn die Sonne brennt vom Himmel. Ich erreiche den Talboden am Coll de Bauma (1573m), hier gibt es mehrere Wanderwege die in verschiedene Richtungen führen. Ich nehm einen Weg der nach Osten führt, den Cavalls del Vent-steht jedenfalls auf einem Wegweiser. Den verlasse Ich allerdings kurze Zeit später wieder und steige einen verwachsenen Pfad hinunter zum Fluß, dort komme Ich auch wieder zu Wasser. Heute also mal kein Schnee schmelzen, auch gut.



Als Ich kurze Zeit später an eine Wiese- und anscheinend Weidefläche zwischen Bäumen vorbeikomme beende Ich kurzerhand meine Wanderaktivitäten für heute. Ich habe alles was Ich für einen schönen Abend brauche: eine ebene Fläche für's Zelt und Wasser. Beides vorhanden.

Zeltplatz 05 auf 1240m


Dann "koche" Ich. Pasta mit Spinat, frischem Knoblauch und Röstzwiebeln. Sehr lecker.





Hier im Tal ist es vergleichsweise richtig warm, ist ganz ungewohnt für mich, Daunenjacke brauch Ich heute nicht den Schlafsack lege Ich nur wie eine Decke über mich, sonst ist es zu warm.