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Unser heutiger Wandertag durch Hochtäler und über Hochebenen im Nationalpark Vanoise ist landschaftlich geprägt von Weite. Da längere Auf- und Abstiege fehlen, können wir es oft stundenlang einfach "laufen lassen". So gleich auch zu Beginn beim Abstieg vom Refuge de la Leisse durch das Vallon de la Leisse.
Man läuft die gesamte Südflanke der Grande Casse, dem höchsten Berg der Vanoise, entlang. Obwohl mit 3855 m fast so hoch wie der Ortler, so gut wie kein Eis, nur vielfarbig gebänderte Felsen und Geröll.
An der Pont de Creux-Vie (2100 m) verlassen wir den Talboden, steigen etwa 300 hm den Hang hinauf und zweigen an einem markanten Signalstein gleich wieder nach Süden ab. Die meisten Wanderer gehen auf ihrer Trekkingrunde durch die Vanoise von hier zum Refuge du Col de la Vanoise weiter bzw. kommen von dort.
Markus (rechts im Bild), der GR 5- Weitwanderer aus Bremen kommt um die Ecke. Er hat die Nacht oberhalb von Tignes biwakiert und hat entsprechend viel Strecke heute schon zurück gelegt.
Jetzt gegen Mittag hat die Hitze uns wieder eingeholt, da wir heute aber nicht so viel aufsteigen müssen, brauchen wir nicht ganz so viel Kraftkörner wie bisher.
Unser Weg streift nun sanft und episch, den Vanoisegletscher mit dem Dome de Chasseforet vor Augen, durch weites Grasgelände. Herrlich!
Als besonderes Bonbon liegen die Lacs de Lozieres (2450 m) am Weg, an denen wir länger als eine Stunde bleiben. Das Wasser ist alles andere als kalt, man könnte fast sagen angenehm, so dass wir mit Gletscherpanorama schwimmen können ohne zu Bibbern.
Der Weiterweg läuft die Moränenlandschaft unter dem Glacier de Vanoise ganz aus und führt anschließend in weitem Bogen um den Dome de Chasseforet herum, dabei immer zwischen 2400 m und 2600 m pendelnd. Die Gebirgslandschaft ringsum hat eine ungewöhnliche Weite und beeindruckt mich sehr.
Wie meistens auf Höhenwegen summieren sich die vielen kleinen Auf- und Abstiege dann doch zu einer relativ kraftraubenden Angelegenheit. Markus, der mit uns läuft und heute schon viel weiter gelaufen ist als wir, kann nicht mehr und wünscht sich hinter jeder Biegung das Auftauchen des Tageszieles, dem Refuge de l'Arpont (2309 m). Endlich liegt es vor uns am Hang. Wir melden an der Rezeption unser Biwak an und bauen auf dem Zeltgelände in der Nähe der Hütte unser Zelt auf. Die Hütte ist hochfrequentiert, vom Bau her moderner und wirkt nicht so charmant wie die Hütten zuvor.
Wir gönnen uns das Frühstücksbuffet im Refuge de l'Arpont und ziehen dann weiter auf dem Weg, der das Vanoise-Massiv im Süden umrundet. Etwa eine halbe Stunde ist es bis zu den Abflüssen des Glacier d'Arpont, die schöne Wasserfälle bilden.
Der Höhenweg führt anschließend für einige Stunden durch die Hänge unterhalb der Dent Parachee (3700 m), dem südlichen Eckfeiler des Vanoise-Massivs, pendelt dabei zwischen 2050 m und 2450 m und bietet Aussicht in alle Richtungen.
An den Alphütten von La Lozza (2350 m) verlassen wir den Höhenweg und steigen in das Maurienne- Tal ab.
Auf den Südhängen aus Kalkstein kommen wir in schönen, duftenden Kiefernwald, der erste Wald nach 3 Tagen in waldfreien, höheren Zonen.
Wir brauchen dringend Wasser zum Trinken und Erfrischen. Endlich hören wir ein verheißungsvolles Rauschen und gelangen an einen Bachlauf mit Dusche. Das wird natürlich ausgekostet!
Dunkle Gewitterwolken beenden das fröhliche Treiben. Wir packen zusammen und laufen hinab in den Ort Sardieres (1500 m), letzten Endes bekommen wir aber nur ein paar Tropfen ab.
Von Sardieres geht es über die Straße hinüber in den größeren Urlaubsort Aussois (1470 m), der auf einer Hangterrasse über dem Maurienne-Tal liegt. Auch wenn der Ort stark touristisch geprägt ist, hat er einen ansprechenden, autofreien Ortskern, in dem man sich gerne aufhält.
10 min von der Ortsmitte entfernt liegt ein großer Camping Municipale. Wir bekommen zusammen mit Markus einen besonders schönen Zeltplatz im Kiefernwaldbereich oberhalb der Caravan- und Wohnwagenzone zugewiesen. Die Sanitäranlagen und Duschen sind hochmodern in einem mehrstöckigen Block untergebracht und werden von uns nach Tagen mit Katzenwäsche am Bach ausgiebig in Anspruch genommen.
Abends findet in Aussois ein großes Sommer-Dorffest statt. Wir gehen essen und schauen dem Treiben zu.
Die Dancefloor-Music vom Dorffest schallt nachts laut herüber, aber glücklicherweise wird sie noch vor Mitternacht deutlich nach unten gedimmt, so dass wir anschließend gut schlafen können. Morgens lassen wir es langsam angehen und genießen nach dem Frühstück noch eine ganze Weile den schönen Zeltplatz.
Wir wollen heute dem GR 5 folgend möglichst weit in das Mont Thabor- Gebirge, einem Ableger der Dauphine- Alpen im Übergang zu den Grajischen Alpen, gelangen. Gegen 10 Uhr brechen wir auf zur Straße nach Modane, dem zentralen Ort im Maurienne-Tal. Der Bus ist gerade weg, aber per Autostopp kommen wir recht bald runter nach Modane. Unser erster Gang dort geht in den Supermarkt zum Auffüllen der Bestände. Anschließend laufen wir kilometerlang von einem Ende des Ortes bis zum anderen, um am Bahnhof Verbindungsmöglichkeiten für unsere Heimreise in 2 Tagen zu checken. Leider hat der Auskunftsschalter gerade 2 min vorher zu gemacht und öffnet erst wieder um 15 Uhr. Nach längerem Überlegen beschließen wir ohne Auskunft weiterzulaufen. Dafür bietet es sich an, für die wenig attraktive Straße (5 km) bis in den Ort Valfrejus (1500 m) hinauf den Bus zu benutzen. Der fährt nur ein paar mal am Tag, wir nehmen den Mittagsbus um 13 Uhr. Valfrejus besteht hauptsächlich aus Appartmentblöcken, ein typischer französischer Skiort von der etwas kleineren Sorte. Wir lassen uns von einem Schnellrestaurant zur Einnahme von Burger mit Fritten verführen; Mischa bereut es kurze Zeit später, ihm ist übel. Trotzdem müssen wir irgendwann mal loswandern und latschen hoch zum Ortsausgang, wo wir uns direkt mal mit der Wegwahl verfransen. Der Wald-Trail am Bach (GR 5) entlang ist auf Grund von Hochwasserschäden gesperrt, also alles wieder mühsam zurück und über den Asphaltweg, der Sonne ausgesetzt, in das Tal hinauf.
Nach ca. 1 Std. wird der Weg schattiger und führt als Alpweg durch schönen Fichtenwald nach oben. Endlich kommen wir körperlich und mental in den gewünschten Wandermodus; es hat heute etwas länger gedauert.
Auf ca. 2100 m entlässt uns der Wald in die Zone der alpinen Matten. Ähnlich wie zuvor in der Vanoise ist die Berglandschaft in der Mont Thabor- Gruppe durch die Weite der Hochtäler geprägt.
Wir entscheiden uns nicht an der Mont Thabor- Hütte zu nächtigen, sondern noch ein Stück in das Vallee Etroite hinüber zu laufen und dort zu biwakieren. Dementsprechend halten wir uns an die linke Talseite und wandern direkt auf den Col de la Vallee Etroite zu. Im Norden über der Vanoise haben sich große Gewitterwolken gebildet, die langsam zu uns nach Süden ziehen.
Am Col de la Vallee Etroite (2438 m) liegen die mächtigen Kalkberge um den Roche Bernaude (3222 m) unmittelbar vor uns, nach Süden weite Matten und dahinter verheißungsvoll das Vallee Etroite.
Wir wollen noch bis zum ersten Bachlauf wandern und dort unser Zelt aufschlagen. Am Plain de Tavernette (2250 m) ist es soweit, ein wasserführender Bachlauf und plane Wiesen laden zum Biwak ein. Später am Abend gibt es noch großes Wolken- Theater.
Super, die Landschaft dort gefällt mir sehr gut. In der Gegend war ich vor zwei Jahren ja auch, aber auf einer etwas anderen Route.
In Modane habe ich auch in dem Supermarkt eingekauft und auf dem 10 Minuten vom Supermarkt entfernten Campingplatz übernachtet.
Bin gespannt wie Eure Route weitergeht.
Super, die Landschaft dort gefällt mir sehr gut. In der Gegend war ich vor zwei Jahren ja auch, aber auf einer etwas anderen Route.
In Modane habe ich auch in dem Supermarkt eingekauft und auf dem 10 Minuten vom Supermarkt entfernten Campingplatz übernachtet.
Bin gespannt wie Eure Route weitergeht.
Ich habe deine Route noch gut in Erinnerung. Du bist oft oben auf den Kämmen und Graten herumgeturnt, während wir uns doch meist brav an die Weitwanderwege halten.
Unser letzter Wandertag auf unserem Weg zum Mittelmeer für dieses Jahr bricht an. Wir genießen beim Frühstück unseren schönen Lagerplatz am Plain de Tavernette im oberen Valle Etroite. Noch ist es menschenleer im Tal.
Am Vormittag müssen wir nur gemütlich für ca. 2 Std. das Tal hinab wandern. Dabei kommen wir an einem hübschen kleinen See vorbei, bevor es in ausgedehnte Lärchenwälder hinab geht.
Mittlerweile ist es nicht mehr menschenleer; zahllose Ausflügler bummeln das Tal hinauf, und da die meisten von ihnen Italiener sind (das Tal beginnt in Bardonecchia/ Italia), erfüllt lautes Palaver die Luft. Wir lassen den postkartengrünen Lac Vert links liegen, da dort die Karawane hinzieht.
Die kleine Siedlung Granges de la Valle Etroite (1750 m) liegt auf französischem Staatsgebiet, ist aber italienischsprachig und verkehrstechnisch nur von Italien erreichbar. Die Fahnen am Refugio Re Magi verdeutlichen dabei wohl die Machtverhältnisse. Wir lassen uns auf der Terrasse des Refugio für längere Zeit bei Cappuccino und Kuchen nieder.
Wegen der Mittagshitze haben wir etwas Respekt vor dem nun folgenden Aufstieg zum Col des Thures (2200 m), aber dieser verläuft angenehm im schattigen Wald und ist wunderschön. Bergkiefern lösen hier nun mehr und mehr die Lärchen als dominierende Baumart ab, auf der gegenüberliegenden Talseite beeindrucken die "Heiligen drei Könige", ein Dreigestirn von mächtigen Kalkbergen namens Kaspar, Melchior und Balthasar.
Irgendwie verändert sich auf dieser Strecke der Landschaftscharakter, die Farben wechseln von grün nach ocker, das Licht wird intensiver. Am Col des Thures mit dem gleichnamigen See öffnet sich eine weite, sonnenverbrannte Hochebene. Auf uns wirkt diese Hochebene wie die Schwelle zum Süden.
Es ist großartig über diese Thures- Hochebene zu laufen. Wir fühlen uns wie im Wilden Westen.
Der Südrand der Hochebene fällt steil ab und bietet einen super Blick über das weitläufige Vallee de la Claree mit seinen großen Kiefernwäldern, in die wir nun hinabwandern.
An den umliegenden Berghängen kann man der Erosion bei der Arbeit zuschauen, die Gesteinsfarben changieren von weiß über grau bis orange.
Im Vallee de la Claree erreichen wir erst den Ort Rubion und 2 km weiter talaufwärts den letzten Ort Nevache (1600 m). Touristisch sehr belebt, aber einfach wunderschön mit seiner romanischen Kirche, den vielen alten Häusern und der landschaftlichen Lage.
Zielort für dieses Jahr erreicht: 9 Tage tapfer gewandert und bis zur Schwelle zum Süden (45° Breitengrad) vorgedrungen. Grund genug uns mit einem Abendessen in einem Gartenrestaurant zu belohnen.
Nach dem Restaurantbesuch suchen wir außerhalb des Ortes eine Zeltmöglichkeit und werden auf einer schönen Wiese talaufwärts fündig. Anderntags fahren wir mit dem Bus ins nicht weit entfernte Briancon, anschließend mit dem Bus nach Grenoble und von dort lang und umständlich mit dem Zug über Lyon und Straßbourg nach Karlsruhe, verbringen dort unter Horden von ACDC-Konzertbesuchern die halbe Nacht am Bahnhof, um schließlich am nächsten Vormittag die Heimat zu erreichen.
Hi Wanderkumpane,
endlich trete ich aus dem Schatten deiner Berichterstattung heraus und möchte dir nochmal öffentlich danken, dass du für uns beide so tolle Touren heraussuchst. Die Tourenlänge, die Wegführung und die wunderbaren Schlafplätze, oft in freier Natur, sind jedesmal etwas besonderes. Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt, bei dem wir unsere Linie auf den Erdball weiterzeichnen und dem Mittelmeer, Korsika und Rom ein Stück näher kommen.
Eine besondere Herausforderung ist es dabei , sich altersentsprechend unseren (meinen) Möglichkeiten anzupassen und trotzdem das jeweilige Tagesziel mit viel Wandergenuss zu erreichen,
Ich freue mich schon auf den Moment, wenn wir das erste Mal den großen Zeh ins Mittelmeer halten um die Wassertemperatur zu prüfen oder nassgeschwitzt, Hand in Hand ,mit Anlauf und volle Pulle ins Mittelmeer preschen. Eine wunderbar belebende Vorstellung im grauen Alltag von Kölle. Gruß dein Freund Micha
Eckbert willkommen im Forum!
Dankeschön StefanBoe für den inspirierenden Bericht und den "Meerblick", besonders wenn er sich auf die schönste aller Inseln richtet...
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