[IT, CH] Altavia di Valle d'Aosta No. 3

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    [IT, CH] Altavia di Valle d'Aosta No. 3

    Tourentyp
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    Zwei Tage fast Dauerregen... irgendwas Sinnvolles und Konstruktives machen... warum nicht mal eine Lücke mit einem alten Reisebericht füllen?

    Auf odsnet gibt's einen superguten Reisebericht zum Aostatal-Höhenweg, ich klaue mir mal die hervorragende Detailkarte daraus:

    Zitat von whale Beitrag anzeigen

    auch Rundwanderung der Riesen genannt
    Historisch gab es neben den Wanderwegen Nr. 1 und Nr. 2 auch zwei hochalpine Varianten, nämlich Nr. 3 an der Nordseite des Aostatals und Nr. 4 auf der Südseite.

    --

    Wir schreiben noch das letzte Jahrtausend, das Internet war noch kaum gebräuchlich, kein Flixbus oder Ryanair, Null Mobilfunkabdeckung, keine GPS-Tracks etc.

    Zielfindung
    Ich kann rückblickend nicht mehr genau sagen, was mich zu diesem Trail gebracht hat. Bis dahin war ich allenfalls Tages-, maximal Zweitages-Wanderungen gegangen und hatte vielleicht ein oder zwei Dutzend meist leichte Dreitausender im Tourenbuch.
    Basierend auf einer Schweizer Landeskarte von Zermatt (die 50k-Zusammensetzung, antiquarisch gekauft für 99 Pfennige) und einer Übersichtskarte des Aostatals, die man sich im italienischen Fremdenverkehrsamt E.N.I.T., damals in D'dorf abholen konnte, hatte ich mir eine West-Ost Durchquerung des Walliser Hauptkamms, aber auf der valdostanischen Seite zusammengebaut.

    In irgendeiner Bücherei oder Buchhandlung entdeckte ich dann, es gibt diese bisher nur hypothetische Route wirklich!
    Sie nannte sich "Alta Via di Valle d'Aosta Numero Tre"
    Fieberhaft verschlang ich das Buch und fortan alles, was mir dazu in die Finger kam. Viel war das nicht, aber tatsächlich wies eine Kompaß-Karte diesen Weg vollständig und dick rot durchgezogen aus. Er fing bereits in Courmayeur an.

    --

    Route
    Als Einstieg wählte ich das Valpelline, das von Aosta als Endbahnhof direkt erreichbar war.
    Mein Plan war aber letzlich, die umständliche Anreise per Bahn via Mailand mit 4x oder 5x Umsteigen nicht zweimal zu machen, sondern im Schweizer Saastal zu enden; dort hatte ich im Vorjahr bereits beste Erfahrung damit gemacht, quasi spontan in den Postbus nach Brig und dort in den direkten Nachtzug nach Hause zu steigen.
    Als Option hatte ich mir stillschweigend überlegt, zum Ende der Tour im Saastal noch einen "wanderbaren" (also auch für unerfahrene Flachlandtiroler machbaren) Viertausender zu versuchen, wenn Form und Verhältnisse passen.

    Akklimatisation
    Die Übernachtungshöhen zu Beginn sollten sein: 1. nacht 2000m, 2. Nacht je nach Etappenteilung 2400 oder 2700m, 3. Nacht 3300m, vierte Nacht 3600m. tagsüber eigentlich regelmäßig Höhen bis über 3000m.

    Begleiter
    hatte ich keinen. War schließlich nur 'ne Wanderung

    Packliste
    gab es auch keine. Ich wollte auf Hütten übernachten, als Einzelwanderer hielt ich Reservierungen für unnötig. Statt dessen hatte ich aber einen Dreijahreszeiten-Schlafsack und eine Isomatte dabei sowie einen Trangia, Spiritus und paar Maggitüten. Voll up-to-date war eine lackierte Alu-Trinkflasche von Sigg: Ein Liter, mehr gab's nicht.
    Dazu kam einiges an Tagesproviant, so dass ich notfalls auch mal einen Tag ohne Bewirtung weiterlaufen konnte.
    Klamotten waren zum guten Teil Baumwollzeugs (genau: Jeans ), eine Vollplastik Regenhose aber immerhin eine Funktions-Doppeljacke mit der damals brandaktuellen Sympatex-Membran.
    Pickel, Gurt, Stöcke oder Steigeisen besaß ich keine. Dafür eine analoge Spiegelreflex mit Wechselobjektiven, so daß es schließlich so um die 18 Kg Gepäck wurden. Verstaut in einem 60-Liter-Innengestell-Rucksack.
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:52.
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    #2
    Anreise und 1. Tag
    Der Nachtzug nach Mailand ist leidlich voll, noch vor Köln spricht alles nur noch italienisch. Erst um elf klappt man die Betten runter, ich liege unten. Ich schlafe bis 7, es ist schwül. In der Po - Ebene blickt die Sonne durch, viele Reiher stehen in den abgemähten, aber wieder grünen Feldern.
    Von Milano Centrale geht es zunächst nach Ivrea, dann bis zu einer Unterbrechungsstelle, wo ich von der Aostabahn in einen Ersatzbus umsteigen muss. Im Aostatal regnet es Schusterjungen, trotzdem eine wildromantische Strecke.
    Von Aosta fährt der Bus noch wie im Vorjahres-Fahrplan nach Bionaz (3.200 Lire) im Valpelline.

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ID: 3053428
    Das unberührte Valpelline

    Ab dem verschlafenen Nest bleiben etwa zwölf Kilometer verlassenener Landstraße, die gehe ich gemächlich an. Die Sonne bricht durch, alles leuchtet und erscheint viel majestätischer als ich mir es vorgestellt habe. Systematisch werden die Vorräte dezimiert, irgendwann kommt die kurze Hose aus dem Rucksack. Als nächstes erscheint der Spiegel des Place-Moulin-Stausees, fliesen-blau und von hundert gischtenden Wasserfällen befüllt.

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ID: 3053429

    Schmetterlinge, Himbeeren, ein großer Frosch. Hier ist der Weg nur noch geschottert und für den öffentlichen Verkehr gesperrt; aber wochentags, Ende August ist sowieso nichts mehr los. Die Hütte Rifugio Prarayer kommt in Sicht, der Weg zieht immer am See entlang. Die alte Hütte ist zu, eine neue Hütte wunderbar, für Hotelkomfort recht moderate Preise (Lager 12.000, HP 38.000, Zimmerzuschlag 7.000 Lire).

    Frisch machen, um kurz vor fünf rücke ich nochmal aus, setze mich mitten ins Tal in die Wiese, der Bach rauscht und die Berge gucken zu (nicht alle). Ein Murmel nimmt Reißaus mit nur 2m Vorsprung. Es klart auf und bewölkt sich wieder. Um halb acht gibt es: Brotsuppe, dünnes Schnitzel, überbackene Tomaten und Pilze, Kuchen. Es bewölkt sich, ich gehe früh im Bett (21 Uhr).
    (12km, 400Hm Aufstieg)
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 08.06.2021, 12:02.
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      #3
      2. Tag
      Nach zehn Stunden Schlaf bin ich auch ohne Wecker wach, brauche allerdings 'ne Weile, um das Frühstück (Brot, Milch, Marmelade) heranzutrommeln. Heute steht der Übergang ins Valtournanche an.

      Beim Losgehen tropft es, trotz stellenweise blauem Himmel. Alles ist taunaß, ein Steilstück im Tal des schwarzen Herzens (cour nera) ist bodenloser Schutt.

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ID: 3053439
      Valcournera, das "Tal des schwarzen Herzens"

      Gegen zehn Uhr steige ich aus dem Hang in die Sonne, eisiger Wind schlägt mir entgegen. Über dem Kar baut sich eine steile Wand von Geröll auf, etwas enttäuscht stehe ich um elf oben: die andere Seite ist sogar noch steiler -- ich hatte auf sowas wie einen Weg gehofft, einfach auch um bei der Orientierung nicht immer nur raten zu müssen. Abfahrt auf den Hacken.
      Eine neue Hütte (Rif. Perrucca-Vuillermoz) unter der Scharte ist geschlossen, der Wege-Bautrupp war auch noch nicht hier. Wenig unterhalb, an der Zweimann–Schachtel Bivacco Manenti treffe ich 2 Deutsche, die in Gegenrichtung unterwegs sind.

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      Am Bivacco Manenti
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      Die Markierung des Altavia No.3

      Der Weg wird besser, an einer Reihe von (Stau-) Seen entlang; dort ist auch eine bewirtschaftete Hütte und ich sehe Menschen. Gleich geht es kurz wieder rauf zum Fenster von Cigana.

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      Rückblick zum Col Cournera (der Pass ist rot eingezeichnet)
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ID: 3053442
      Detail dazu; der Paßgipfel ist über 3300m hoch

      Breithorn und Cervinia werden sichtbar, es ist aber wolkig.

      Der Altavia Nr.3 ist ab da schlecht bis nicht markiert, teilweise weglos und weist mehrere 100m Gegensteigungen auf.

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ID: 3053437
      Erster Blick auf das Matterhorn (Cervin)

      Ich unternehme einen viertelstündiger Verhauer, trotzdem brauche ich für die abschließenden 700 Höhenmeter im Endspurt hinauf zum Rifugio Bobba nur neunzig Minuten. Wenn man das Gesamtpensum heute und das noch ziemlich üppige Rucksackgewicht bedenkt, bin ich zufrieden. Von der Höhe -- der Col Valcournera lag ja schon über 3000m -- habe ich kaum was gespürt.

      Die Hütte, besser Biwak, faßt zehn Personen und steht völlig frei. Es ist alles da (Gas, Nudeln, Reis, Tee, Kerzen, Wasser). Die Quelle allerdings ist mindestens eine Viertelstunde bergwärts entfernt, Schwierigkeitsgrad I-II, womöglich sogar Gletscher oder Schnee, steht auf einem Hinweiszettel. Daneben hängt eine große Milchkanne.

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      Rif. Bobba
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      Innenansicht

      Als einziger Gast breite ich mich aus. Nach Reis mit Pilzen, Tee und Schokolade sitze ich vor meinem Schloß und schaue: Runter ins untere Aostatal, auf Wolken und dunstige Bergketten; seltener nach Breuil/Cervinia. Rauf zu dem Wolkenspiel um Cervinio und Breithorn. Die Wäsche trocknet, Post wird geschrieben. Ausser den Schmelzwasser-Fällen und ein paar Murmeltieren ist nichts zu hören.

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      Unten im Tal gehen die Lichter an, das Hörnli schält sich langsam heraus. Ich mache ein paar Langzeitbelichtungen, gegen halb zehn krieche ich in den Schlafsack.
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      (18km, 2000Hm rauf, 1200 Hm runter)
      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 08.06.2021, 12:12.
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        #4
        3. Tag
        Als ich um sieben aufstehe, schaut mir ein Bergfink durchs Fenster zu und unmittelbar vor der Hütte steht eine Gemse (20 m). Unklar, wer von uns beiden verdutzter dreinschaut; jedenfalls ist das Tier davon gehüpft bevor ich nur an ein Foto denke.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 13_bock.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,2 KB ID: 3053465
        Morgendlicher Besuch
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 14-wolkenspiel-morgens.jpg Ansichten: 0 Größe: 45,3 KB ID: 3053462
        Wolkenspiel

        Nach dem Frühstück lockert sich die Bewölkung, in den Sonnenstrahlen quere ich die Hänge, scheuche ein paar Gemsen und Murmel auf.
        Der Weg zieht hinab nach Breuil - Cervinia. Ich quere die Hänge, bis auf einer gewaltigen Randmoräne wieder die '3' auftaucht: Der Weiterweg verläuft durch Blumenwiesen, und zieht schließlich zur Duca d'Abruzzi - Hütte an.
        Obwohl die Grandes Murailles und Il Cervinio meistens wolkenverhangen sind, lohnt sich ein Sonnenbad.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 15_unterm-cervin.jpg Ansichten: 0 Größe: 148,8 KB ID: 3053464
        Zweites Frühstück bei Sonnenschein
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 15_wollgras.jpg Ansichten: 0 Größe: 113,5 KB ID: 3053463
        Wollgras-Moore

        Allenthalben sind Wegebau - Trupps am Werk, ist auch nötig. Der Abstieg zur Pian Maison ist noch bequem, aber dann geht es über 2 Stunden durch plattgefahrene Pisten, Geröll, Lifte.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 18_breuil-seilbahnstation.jpg Ansichten: 0 Größe: 121,1 KB ID: 3053467
        Die monströse Mittelstation an der Pian Maison
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 16_furggrat.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,4 KB ID: 3053466
        Skigelände... ; rechts unter dem Breithorn ist das Tagesziel
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 17_tele-theodul.jpg Ansichten: 0 Größe: 444,6 KB ID: 3053469
        Theodulpaß und -hütte

        Dazu kommt noch, ich fühle die Höhe (und den dicken Rucksack) deutlich. Muss mich sogar von leichtgewandeten Touristen überholen lassen
        Das Rifugio Principe di Piemonte ist auf einem Fahrweg zu erreichen und liegt sturmumtost oberhalb des (vergletscherten) Theoduljochs. Innen brummt der Ofen, ein weiterer Kamin wird gerade gebohrt.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19_theodulhuette.jpg Ansichten: 0 Größe: 101,0 KB ID: 3053470
        Theodulhütte

        Freier Blick auf den Gornergletscher, auch in der Schweiz ist schönes Wetter. Die umliegenden Eisfelder sind schmutzig und voller Lifte. Nach einer Stunde Siesta schaue ich nochmal vor die Tür. Abendsonne, Wolkenfetzen rasen durch den Paß. Es ist kalt, Winterklamotten obligat.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20_wolken-theodulpass.jpg Ansichten: 0 Größe: 83,9 KB ID: 3053468
        Die Sonne täuscht über die Minustemperaturen hinweg

        Die Pasta zum Abendessen gibt's, wie alles andere auch auf Plastik – aber lecker. Um neun bin ich im Bett, gegen zehn ist Ruhe. (Die 6 Leute der Hütte hatten nach schwerer Arbeit noch gepflegt abgefetet.)
        Angesichts des Wetters und da kein Begleiter in Sicht ist, fällt für morgen das Breithornplateau flach; ich werde den Übergang durchs Tal nehmen. Die Entscheidung, im Val d'Ayas zu übernachten oder noch den weiten Aufstieg zur gestern empfohlenen Sella-Hütte dranzuhängen, will ich erst unterwegs treffen. Draußen stürmt es eisig.
        (14km, 800 Hm rauf und 1400 Hm runter)
        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 09.06.2021, 08:16.
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          #5
          4. Tag
          Um fünf Uhr steht eine Seilschaft auf und verschwindet später im Nebel, vermutlich mit Ziel Breithorn. Ich stehe gegen sieben auf und darf die Reste vertilgen (Tee, Frühstück). Draußen ist es extrem ungemütlich, aber die Hütte steht halt auf 3300m Seehöhe in einem windigen Paß.

          Bei bedecktem Himmel laufe ich querbeet durch die Pisten, Kälte, Wind und Wetter trotzend über den weiten Paß. Es gibt kaum Markierungen, die erste Stunde ist mehr eine Art Orientierungsmarsch. Immerhin geht es zunächst sanft abwärts und ich kann gemütlich warm werden unter meinen dicken (Regen-) Klamotten, ohne groß zu schwitzen.
          Hinter dem Col des Cimes Blanches, weiter unten erreiche ich eine Seenplatte; die Bewölkung lockert etwas auf. Murmel, Frösche, ein freundlicher Senner beim Viehabtrieb. Dann kommt die Sonne heraus! Es regnet noch eine Viertelstunde, aber nichts kann meine gute Laune trüben. Lang zieht sich der Weg durch Wiesen, bald gibt es richtige Bäume, zum Anfassen. Krass, wie entwöhnt man schon nach zwei Tagen in der Einöde ist!

          Die erste Almhütte

          Über dem Val d'Ayas

          Um zwölf Uhr komme ich zur Kreuzung mit dem Altavia Nr. 3 (ich war wieder alternativ gegangen) über dem Talschluß des Val d'Ayas. Hier gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit, aber so früh wollte ich dann doch nicht absteigen unddas ist auch mehr ein Gasthof als eine richtige Berghütte.
          Mein kurzes Kalkül der Gehzeit liegt im grünen Bereich, also los geht's zum Rifugio Quintino Sella auf 3585m -- nur noch 1700 Höhenmeter

          Dazwischen gibt es allerdings -- nichts.
          Das Wetter schaut mittelgut aus.

          Val d'ayas, geschlossene Wolken über dem Hauptkamm...
          Anfangs zieht ein Fahrweg flach in den Talschluß herein, ich liege weit vor meiner Point-of-no-return Rechnung. Vier Italiener überholen mich im Jeep, wollen auch zu der gleichen Hütte. Nachdem ich sie bereits kurz hinter dem Straßenende trotz erheblich schwererem Rucksack wieder eingeholt habe, erachten sie es scheinbar doch für weise, die noch verbleibenden 1200 Höhenmeter heute nicht mehr anzugehen.
          Ab 2800m gibt es Blockschutt, im oberen Bereich gehe ich höhenbedingt wieder langsam und step-by-step, bis -- o Wunder der Motivation – irgendwo ein Donner grollt. Es folgt ein Sturmlauf, denn auf dem abschließenden gesicherten, etwa einen halben Kilometer langen Grat zur Hütte möchte ich mich nicht von einem Gewitter erwischen lassen; es beginnt zu graupeln; dann Schneetreiben, das Geröll vereist. Irgendwo in den dichten Wolken schlägt ein Blitz ein, ich bilde mir ein das waren etliche Sekunden zwischen Blitz und Donner und beiße die Zähne zusammen, nicht langsamer zu werden. Der Weg wird exponierter, dicke Taue leiten weiter und ich reiße mich daran empor. An Steilstufen bleibt mir die Luft weg, ich muss hecheln und der Puls rast.
          Zu allem Überfluß kommen dann auch noch Ketten (Blitzableiter), sogar eine Brücke mitten auf dem Grat. Unter mir sind nur Wolken, gefühlt ist der Abgrund ringsum bodenlos und es stürmt mächtig.
          Endlich, endlich taucht schemenhaft die Hütte auf. Noch ein Bogen um die meteorologische Station, an der Elmsfeuer züngelt. Tür auf, nichts wie rein! Es ist eine schwere Doppeltür aus Holz, ich habe gerade die innere Tür in der Hand als die äußere mit einem gewaltigen Knall "zufällt". Und es leuchtet hell fast gleichzetig mit dem Türknall...
          Selten war ein Smiley passender:

          Draußen knistert es, dann knallt es noch drei oder vier mal laut, derweil ich um Atem ringend in dem Schuhraum stehe. Offensichtlich ist der Blitz gerade in das Ombrometer eingeschlagen...

          Ich wechsele meine nassen Sachen und lasse dann erstmal einen heißen Tee einfließen, um runterzukommen.

          Hier sind zur Abwechslung auch Deutsche; ein einzelner Niederländer quatscht mich an und will gleich (mit mir ?!) morgen auf den Lyskamm. Dass ich gerade andere Sorgen habe, sowieso weder Gurt noch Pickel oder Steigeisen habe scheint ihn nicht zu stören. Ist das Ahnungslosigleit?

          Draußen stürmt es jetzt derbe, drinnen gibt es Pasta; die Münchener Gruppe geht morgen auf den Lyskamm. Später mache ich noch eine Abendrunde:


          Rifugio Quintino Sella nach Schneesturm

          Tiefblick über das Aostatal und Piemont

          Wolkenspiele in der Simplongegend

          Der Sturm hat alles kahlgefegt, auf der Windschattenseite der futuristischen Hütte liegt der Schnee dafür fast zwei Meter hoch. Am Simplon tobt ein Gewitter, ein Schauspiel die vielen Blitze in den Wolken züngeln zu sehen.
          Hinter den Bergen sind die Lichter von Mailand, Ivrea o.ä. zu sehen, überall sind Windverblasungen. Das Tal liegt extrem steil unten, die Viereinhalbtausender sind dagegen zum Greifen nahe.

          Zum Schluß gibt es noch das Wort zum Sonntag vom DAV - Bergführer, ins Bett um halb zehn. Ein langer Tag heute...

          (20 km, 1900 Hm rauf, 1700 Hm runter)
          Angehängte Dateien
          Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 09.06.2021, 12:03.
          Meine Reisen (Karte)

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            #6
            5. Tag
            Um sechs wird es mir zu laut, also runter zum Frühstück und einmal raus vor die Hüttentür: In den tiefen Tälern ist noch Nacht, in der Ferne spiegelt einer der oberitaienischen Seen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 29_tiefblick.jpg Ansichten: 0 Größe: 125,1 KB ID: 3053842
            Tiefblick
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 27_lagodiseo.jpg Ansichten: 0 Größe: 39,8 KB ID: 3053832
            Lago d'Iseo

            Grandiose Stille; irgendwann kommt die Sonne über die Vincentpyramide, es wird leidlich angenehm (Das Hüttenthermometer zeigt ein Minimum von -10°C, maximal sind es +1°C gewesen).
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 28_sella-sonnenaufgang.jpg Ansichten: 1 Größe: 80,9 KB ID: 3053868

            Unterm Strich ist das Rifugio Quintino Sella tatsächlich einen Abstecher wert. Mit 3585m eine der höchsten Hütten, die der Wanderer in den Alpen so per pedes erreichen kann, allerdings sollte man gutes Wetter haben

            Dann wird es ernst, für die oberen 500 Höhenmeter verschneites und überfrorenes Blockgelände brauche ich anderthalb Stunden - jeder Schritt will überlegt sein.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 30_klettersteig.jpg Ansichten: 1 Größe: 173,6 KB ID: 3053867
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 31_fixe-taue.jpg Ansichten: 1 Größe: 190,5 KB ID: 3053862
            Die Italiener haben ihren 'Castore' wohl gestrichen (im Gegensatz zu den Deutschen und dem Niederländer), und steigen mit mir ab. Der Kamm läuft flach aus, toller Blick auf das Monte Rosa - Massiv.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 32_abstieg-q-sella.jpg Ansichten: 1 Größe: 120,7 KB ID: 3053865
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 33_talschluss-lys.jpg
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ID: 3054095
            Den Abzweig zum Altavia Nr. 3 habe ich wieder mal verpaßt, zur Strafe geht es durch das Skigebiet. Abkürzungen, Lifte, Jeeps, MTBs, LKWs, ... halt alle Produkte der Freizeitindustrie.

            Punkt zwölf laufe ich in Ciaval (Stafal, Staffel) ein, stürme den Supermarkt und halte Siesta. Irgendwie nervt der Lärm von Autos, Baumaschinen und Liften. Schon eine Viertelstunde oberhalb ist alles vergessen, der Weg schlängelt sich durch Wiesen und Almhütten.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 34_verlassene-alm.jpg
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ID: 3054099
            Sehr urtümlich, wenn man den Sessellift auf der anderen Talseite ignoriert.
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Name: 35_aufstieg-lystal.jpg
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ID: 3054100
            Dann kommt Regen auf, ich flüchte vor dem Grollen in die Lyshütte - ein heimeliger Ort, ein Mütterchen spricht den Walserdialekt. Tee; eine Reihe von Alten rückt ein, pafft und zockt. Irgendwann hört es auf, zu regnen, und ich beschließe, noch zum Rifugio Citta di Vigevano zu gehen. Auf halbem Weg, mittlerweile an der Schneegrenze, geht es wieder los muit Blitz und Donner. Die alte Bergstation dient mir als Unterschlupf. Nach einer Weile gehe ich die letzten Meter an. In den Wolken ist die Orientierung schwierig, der nebel schluckt jedes Geräusch und man sieht fast nichts. Aber die Hütte steht 500 m hinter dem Colle d'Olen, besser gesagt deren zwei.
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Name: 36_col-d-olen.jpg
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ID: 3054096
            Die erste ist privat, und dann kommt es: Das richtige Rifugio ist gerammelt voll, wie in einer Markthalle, denn es ist 'Colle d'Olen' - Tag und -Feier.
            Nach einigen Verhandlungen -- das Haus ist mit über 300 Gästen () völlig überbelegt -- ziehe ich ins gammelige Winterbiwak, hänge meine Sachen auf. Wie gut, dass ich 'nen Schlafsack mitschleppe...
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Name: 37_col-d-olen-winterraum.jpg
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ID: 3054097
            Winterraum und Monte Rosa
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Name: 38_tele-signalkuppe.jpg
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ID: 3054101
            Capanna Magerita auf der Signalkuppe

            Beim Vespern falle ich auf, Giovanni und Monica kommen aus Gressoney, er spricht deutsch. Viel interessantes über die Walser - Gemeinschaft in den italienischen Tälern ist zu hören. Die Gesänge, Gitarren und Akkordeons werden zusehends lauter, schließlich strömt alles (um acht) in den Speisesaal. Ich kann mich noch in eine Gruppe auswärtiger Italiener zwängen, der letzte Platz ist besetzt.
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Name: 39_walserfest.jpg
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ID: 3054098
            Der Custode und seine an den T-shirts kenntlichen Freunde tischen unter lautem Beifall auf:
            Mozarella, geräucherte Blutwurst, Speck und Brot; Wein und Wasser, soviel nur reingeht. Auf jedem Vierer-Tisch stehen gleich mal vier Flaschen... 2x weiss, 2x rot -- geleerte Flaschen werden umgehend ersetzt... Dann Pasta und Minestrone, Polenta (pikantes Rindfleisch ähnlich Rouladen, dazu Maisbrei in Püree - Optik), Fleisch- und Tomaten- und sonstiger Salat, Roastbeef; Käse (formaggio o fontina?) und Kuchen. Drei Stunden dauert das ganze, mit den nächsten Nachbarn bin ich bereits gut bekannt.
            Wir halten uns die Bäuche vor Lachen (es gibt einige, freundlich gesagt skurrile Gestalten...) und vom Essen, nach dem Kaffee geht es in den anderen Saal der 140 - Betten - Hütte (die völlig aus den Nähten platzt) zum Tanz. Mittlerweile bin ich jedoch recht müde, es geht auf Mitternacht und ich gehe raus in mein Nachtasyl. Es ist wolkig und feucht, aber ich habe das ruhigste Bett diese Nacht.

            (16 km, 1100 Hm rauf, 1800 Hm runter)
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            Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 10.06.2021, 09:02.
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            • Flachlandtiroler
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              #7
              6. Tag
              Um sieben ist alles noch zu, dann kommt die Sonne mit Macht, saugt jedes Wölkchen.
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Name: 40_geforene-waesche.jpg
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ID: 3054154
              Winterraumromantik und "Sommer"wetter auf 2800m...
              Beim Frühstück (so richtig mit Milch, Kaffee usw. nach Belieben) trifft man sich wieder, die Alten zocken, singen und saufen schon wieder. Da es eh spät ist, rasiere ich mich auch noch, sortiere mein Gepäck. Giovanni und Monica wollen über Gabiet zur Mantova - Hütte, also "unten herum"; ich passe, will lieber die direkte Route probieren.

              Nachdem ich den richtigen Weg gefunden habe, der in zehn Minuten zum Lift führt, kommen die ersten Probleme: Da alles tief verschneit ist, wird die normal harmlose Querung unter dem Stolenberg rutschig und glatt. Volle Konzentration, vor allem beim Abstieg. An der Seilbahn, häßlich wie immer, sieht man die Turnschuh – Touristen über den Gletscher laufen, unglaublich. Außer einigen Längsspalten in gesichertem Abstand zur Spur und einer Seilsicherung im anschließenden Fels hält nichts auf.

              Leider ist oben an der Mantovahütte Nebel, ab und an taucht die Gnifetti - Hütte oder der Castore auf.
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Name: 41_rif-citta-di-mantova.jpg
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ID: 3054155
              Rif. Città die Mantova
              Bemerkenswert viele geführte Hochtouristen, senile Säcke etc. Nach knapp einer Stunde Rast mache ich mich auf den Rückweg, treffe wieder den italienischen Guide von der Quintino-Sella-Hütte, der seiner Arbeit nachgeht. Ich vergesse aber, nach der deutschen Seilschaft zu fragen. Da die Abzweigung am Colle del Pisse morgens noch tiefverschneit und ungespurt war, spare ich mir (auch angesichts der fortgeschrittenen Zeit: 14 Uhr) die Steilstufe, fahre mit der Gondel für sagenhafte 10.000 Lire zur Mittelstation auf knapp 2400m. Dort ist wieder Sicht, auf einem kleinen Hügel wird pausiert.
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Name: 42_bochetta-d-pisse-alagna.jpg
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ID: 3054160
              An der Bocca delle Pisse
              Ausser 3 Italienern, die an mir vorbei hochprusten (Dove e la stationa?) gibt es nur Natur, einen großen Wasserfall, Blaubeerenfelder, alles eingerahmt von steilen Wänden.
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Name: 43_casc-d-pisse.jpg
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ID: 3054163
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Name: 44f-crespi-calderini.jpg
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ID: 3054156
              Im Talboden liegt die Alpe Bors, alte Schieferhäuser, dazu passend das Rifugio C. Calderini. En echter Weg (Platten) leitet an der Torrente Bors vorbei ins Haupttal der Sesia.
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Name: 45_fiume-sesia.jpg
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ID: 3054158
              Im Talschluß Wolken, doch darüber...
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Name: 46_altavalsesia.jpg
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ID: 3054165
              Aufnahmepunkt auf 1500m, Gipfel über 4500m -- das sind die Westalpen!
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Name: 48_mr-suedostwand.jpg
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ID: 3054157
              Zoom auf die Gipfel

              Unglaublich, wie hoch 3000 m sind, man muß schon den Kopf in den Nacken legen, um die Margheritahütte zu sehen. Und keine Straße im Talschluß! Fürwahr ein Paradies, so ähnlich muss die Märchenwiese im Himalaja sein. Um halb fünf trödele ich an der Alpe Pila ein, das Rifugio Pastore ist dort voll integriert und wunderschön gelegen (Picknick- und Campinggrund, Zimmer in Apartments). Sogar eine Dusche gibt's, danach sitze ich auf dem Feldherrenhügel und schaue...
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Name: 47_rif-pastore.jpg
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ID: 3054167
              Rif. Pastore im Alta Valsesia

              Kleiner Erkundungsgang, das Rifugio ist das Tor zum Park Alta Valsesia, wird mit einer kurzen Materialbahn versorgt. Mehrere Lokalitäten sind in Reichweite eines Spaziergangs, so daß weniger Wandervögel, als vielmehr größere (dt./frz.) Gruppen mit Dauergästen die Tagesordnung sind. Das ganze mutet wie eine Lounge für Fernreisen an. Nebenbei führt eine Klamm mit Gletscherschliffen vorbei, Himbeeren, verfallene Almen, wunderschön. Fahre mir eine Pasta rein, Wein und Brot. Abends Mondschein, ich zahle (in SFr. 1:1), um früh wegzukommen. Um neun im Bett, sehr bequem.
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Name: 49_pastore.jpg
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ID: 3054161
              (14 km, 700 Hm rauf, 2000 Hm runter)
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              Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 10.06.2021, 10:35.
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                #8
                7. Tag
                Ich bin um sechs Uhr wach, 6:40 geht es los; wie immer, wenn man früh loskommen will ist es nix mit prima colazione...
                Im Nebel ab 2000m aufwärts, der Weg ist noch aus Walserzeiten, hervorragend gemauert und nivelliert. Das ausgefallene Frühstück wird nach und nach aufgefüllt. Ab und an ist blauer Himmel zu sehen, kurz vor dem Pass strahlt dann die Sonne ein, phantastischer Showeffekt.
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Name: 50_tuerli.jpg
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ID: 3054472
                Das "Türli" (Colle del Turlo) liegt gerade 50 m über dem Meer, es gibt Steintische und Bänke, eine tolle Rast.
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Name: 51_tuerli.jpg
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ID: 3054473
                Die Walliser Berge sind zu sehen, und ein Stücke vom Monte Rosa. Bequem geht es hinab, über lange Strecken auch eben. Nachher tauchen einige Touris auf, Reiter, dann Kühe und ein Esel. In einer Steilstufe wird der Weg schlechter, der Talboden des Valle Quarrazza ist sehr schön, tolle Picknickplätze. Eine ganze Serie von Gletscherschliffen und Treppen von - leider kalten - Wasserbecken.
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Name: 52_valquarazza.jpg
Ansichten: 915
Größe: 227,0 KB
ID: 3054469
                Das Tal ist sehr weitläufig, daher sind nur wenige Leute zu sehen.
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Name: 53_valquarazza.jpg
Ansichten: 932
Größe: 115,5 KB
ID: 3054468
                Auf ebenem, breitem Weg geht es dann an mehreren Walserdörfchen - Quarrazza, Motta, Isella - und schönen Lokalen vorbei, durch Mischwald (Buchen!) nach Staffa.
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Name: 54_val-anzasca.jpg
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ID: 3054470
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Name: 55_motta-macugnaga.jpg
Ansichten: 904
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ID: 3054471
                Motta im Val Anzasca
                Der Walsername der Talschaft heißt Z'Mak'naka, ein sehr netter Alter still meinen Hunger nach Leckereien. Die Gondel fährt bis vier nachmittags, also erst einmal vespern. Nach hause telefonieren klappt nicht, die Tücken der Vor-Mobilfunk-Zeit... Die Bergfahrt ist relativ billig, 14.500 Lire für 1500 (!) Höhenmeter und schnell.
                Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:20.
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                • Flachlandtiroler
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                  • 14.03.2003
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                  #9
                  7. Tag (Forts.)
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Name: 57_funivia-monterosa-cima-di-jazzi.jpg
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ID: 3054476
                  Auffahrt zum Monte Moro Pass, im Talschluß die Monte-Rosa-Ostwand
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Name: 58_montemoro-mr-ostwand.jpg
Ansichten: 920
Größe: 99,8 KB
ID: 3054478
                  Bergstation und Oberto-Hütte im Paßgelände

                  Ich stelle meinen Rucksack am Rifugio Oberto ab, noch um vier steige ich über den scharfen Blockschutt des Passgeländes auf das Joderhörnchen.
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Name: 59_joderhorn-mr-ostwand.jpg
Ansichten: 918
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ID: 3054477
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Name: 60_saastal.jpg
Ansichten: 906
Größe: 133,0 KB
ID: 3054479
                  Phantastische Aussicht, oben stürmt es, Büßereis zwischen den Felsen.
                  Unten sitze ich dann noch ein bißchen auf der Hüttenterrasse. Gesprochen wird französisch oder switzerdütsch, eine 81jährige Bernerin ist mit von der Partie. Ich verspreche, Fotos zu schicken; dann serviert Dino "La spina" Pasta und Vino an der langen Tafel. Zwei Westdeutsche platzen rein, zuvor ist noch um halb sieben eine Fünfergruppe abgestiegen (n. Italien). Gemütliches Plaudern bis neun.

                  (20 km, 1400 Hm rauf, 1700 Hm runter)
                  Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:25.
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                    • 14.03.2003
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                    • Meine Reisen

                    #10
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Name: 61_mr-ostwand.jpg
Ansichten: 917
Größe: 126,9 KB
ID: 3054485
                    Abendstimmung...
                    8. Tag
                    Auf um sechseinviertel. Die Monte Rosa Ostwand ist leider nur bis ca. 3500 m sichtbar, darüber Wolken.
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Name: 62_mr-ostwand.jpg
Ansichten: 927
Größe: 42,9 KB
ID: 3054484
                    Frühstück (Tee, Brötli, Käse), dann lange Unterhosen an und raus in den kalten Wind (-6°C). In der tiefstehenden Sonne überquere ich das Paßgelände, Schrofen, hartgefrorener Firn. Etwas tiefer 3 Steinböcke, das übliche Spiel mit der Fluchtdistanz.
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Name: 63_steinbock.jpg
Ansichten: 925
Größe: 112,5 KB
ID: 3054487
                    Zwei entgegenkommende Touris geben mir den vergessenen Hotelschlüssel mit.
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Name: 64_angler-mattmark.jpg
Ansichten: 923
Größe: 129,9 KB
ID: 3054486
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Name: 65_mattmarksee.jpg
Ansichten: 949
Größe: 127,3 KB
ID: 3054482
                    Mattmark-Stausee
                    Abwärts zum See mehren sich dann die Ausflügler; es ist postkartenblau, aber eisiger Wind. Von der Dammkrone geht es hinab durch Arvenwälder, stückweise auch die Straße entlang. Schlag zwölf bin ich in Saas Almagell, die Geschäfte schließen pünktlich.
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Name: 66_saas-almagell.jpg
Ansichten: 926
Größe: 153,7 KB
ID: 3054483
                    Siesta, Hause telefonieren, Bauch vollschlagen...
                    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:33.
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                    • Flachlandtiroler
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                      • 14.03.2003
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                      #11
                      8. Tag (Forts.)
                      Die Turmuhr schlägt eins. Ich plündere noch die Himbeeren, dann steige ich stetig zur Almageller Hütte des SAC auf.
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Name: 67_mischabel.jpg
Ansichten: 921
Größe: 147,3 KB
ID: 3054489
                      Die Bayern, die noch beim Picknicken vorbeistapften, habe ich kurz unter der Hütte ein. Nach einer Limo lege ich mich, gegen den eisigen Wind geschützt, zwischen Felsen, beobachte die Akrobaten in den Dri Hörnli und die 'Schauseite' des Saastales.
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Name: 68_almageller-huette.jpg
Ansichten: 923
Größe: 116,2 KB
ID: 3054490
                      Es ist wohlig warm. Früh, bereits um 17 Uhr 30 gibt es Essen (sprich: Spaghetti), denn die Schweizer Gendamerie ist mit mehreren Zügen einquartiert. Das Verblüffendste für mich: Alles spricht plötzlich deutsch. Ich lese noch einige Hefte, um halb neun ins Bett. Die Hütte ist sehr praktisch und modern eingerichtet, vor allem aber nicht zu groß. Auf ein Zimmer passen 10 Leute, meins ist mit den vier Bayern dann halbvoll. Noch vor dem Zubettgehen einige ich mich mit zweien der vier Bayern, morgen den Weissmies zu versuchen - wahrscheinlich hat sie mein Aufstiegstempo beeindruckt.

                      (20 km, 1300 Hm rauf, 1200 Hm runter)
                      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:36.
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                        #12
                        9. Tag
                        Vor fünf Uhr beginnt das Kramen und Rumoren; ich verfrühstücke meine Reste. Draußen ist es kalt (-8°C), der Mond badet ein Wolkenmeer, regelrechte Wolkenkämme wälzen sich über dem Tal.
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Name: 70_mond-saastal.jpg
Ansichten: 961
Größe: 46,8 KB
ID: 3054496
                        Wir (Rainer, Heinz und ich) folgen einer geführten Familie; gerade mit Untergehen des Mondes erreichen wir den Zwischenbergen-Paß (3246m), und just in diesem Moment blinkt der erste Sonnenstrahl über den Horizont.
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Name: 71_zwischenbergen.jpg
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ID: 3054498
                        So habe ich einen Aufgang noch nie gesehen, es ist unwahrscheinlich klar. Das Morgenrot im Mischabel bekommen wir nur nebenher mit.
                        Gegen sieben Uhr hält der junge Führer vor uns unter dem ersten Firn. Die Pause dauert uns etwas lange, wir steigen die Flanke an. Es geht sich recht bequem, zumal der Wind für festen Schnee gesorgt hat. Wir streben dem Südgrat zu, steigen in den Fels ein. Nichts ist markiert, aber die Suche beschränkt sich gegebenenfalls auf rechts oder links des Hindernisses.
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Name: 73_weissmies-suedflanke.jpg
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ID: 3054497
                        Rainer fühlt sich offensichtlich nicht so sicher im griffigen, aufwärts geschichteten Fels. Ab ca. 3850 m neigt sich der Grat zurück, die Schneekuppe des Vorgipfels wird sichtbar.
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Name: 74_weissmies-grat.jpg
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ID: 3054494
                        Der mit Spannung erwartete Grat ist eine Autobahn, das Panorama umfaßt die gesamten Westalpen bis hin zu Adamello und Bernina. Vor dem Gipfel steilt sich der Grat noch einmal ganz kurz auf, nach allgemeinen Freudenkundgebungen ist dies aber nurmehr ein beschwingter Gang.
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Name: 75_gipfel.jpg
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ID: 3054500
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Name: 76_waechte.jpg
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Größe: 70,3 KB
ID: 3054493
                        Oben lagern die Militärs und singen; auf dem richtigen (Schnee) Gipfel machen wir eine Fotosession, dann steigen die beiden nach Hohsaas ab.
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Name: 77_bundesheer.jpg
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ID: 3054495
                        Ich sonne mich noch und nach nur etwa 5/4 Stunde (für fast achthundert Höhenmeter) stehe ich wieder am Pass. Ein junger Steinbock nimmt schneutzend Reißaus und bin um eins an der Hütte zum packen. An der Almageller Alp esse ich zu Mittag (Wurst, Röstis, Salat), danach fehlt irgendwas: Der Bach gleicht einem Rinnsal, die Kraftwerks - Zentrale hat zugeschlagen und das Wasser abgeschaltet. Schnell ist man dann im Tal; wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, sage ich mir, und setze mich dann in den Postbus nach Brig. Mit mehrfachem Umsteigen liege ich noch vor Mitternacht im Zug Basel - Duisburg, bin kurz nach sieben morgens daheim.
                        (14 km, 1100 Hm rauf, 2300 Hm runter)
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Name: 78_abschied.jpg
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ID: 3054499
                        Die "grüne Schrankwand" mit der unsäglichen rosa Jacke drauf kehrt zufrieden ins Flachland zurück...
                        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.06.2021, 09:45.
                        Meine Reisen (Karte)

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                        • StefanBoe
                          Erfahren
                          • 14.12.2020
                          • 426
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Hallo Flachlandtiroler,

                          vielen Dank für den schönen Bericht aus den Frühzeiten deiner Bergsteigerlaufbahn! Da hattest du dir eine echt abwechslungsreiche Alpentour zusammengebastelt.

                          Mir sind bisher nur der erste Teil (Valpelline) und der letzte Teil (Weißmies) bekannt. Mich haben bisher die zu durchschreitenden Skigebiete von der Trekking-Route abgehalten, aber zwischendurch gibt es wohl echt reizvolle Abschnitte (Rifugio Quintino Sella, oberes Val Gressoney, oberes Valsesia um das Rifugio Pastore, Val Quarrazza), die das Ganze dann wohl doch lohnend machen. Kommt auf meine Liste ...

                          herzlichen Gruß
                          Stefan

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                          • qwertzui
                            Alter Hase
                            • 17.07.2013
                            • 3066
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            total schön

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                            • opa
                              Lebt im Forum
                              • 21.07.2004
                              • 6807
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                              total schön
                              ja, superschöner bericht!

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                              • Flachlandtiroler
                                Freak
                                Moderator
                                Liebt das Forum
                                • 14.03.2003
                                • 29749
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Aus aktuellem Anlass mal ein Vergleich:
                                Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 75_gipfel.jpg Ansichten: 140 Größe: 95,9 KB ID: 3054500
                                28 Jahre später, nach einem schneereichen Winter und im Frühsommer (i.e. letzten Freitag):
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_4102_weissmies-gipfelgrat.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,1 KB ID: 3060505

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                                • Flachlandtiroler
                                  Freak
                                  Moderator
                                  Liebt das Forum
                                  • 14.03.2003
                                  • 29749
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Ein einziges Jahr später (Foto nicht von mir)
                                  Meine Reisen (Karte)

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                                  • ApoC

                                    Moderator
                                    Lebt im Forum
                                    • 02.04.2009
                                    • 6258
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                    Ein einziges Jahr später (Foto nicht von mir)

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                                    • opa
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                                      • 21.07.2004
                                      • 6807
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                      Ein einziges Jahr später (Foto nicht von mir)

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