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  • Meer Berge
    Fuchs
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    AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

    Freitag, 5.10.2018 Tag 36 / 3
    Etang de Pedoures -> Lac de Lanoux
    18 km /1150 \1100
    8:15 Std. unterwegs


    Um 8 morgens frühstücke ich. Der Himmel ist wieder knallblau.
    Erste Bergspitzen werden von der Sonne beschienen.
    Das Zelt ist erstaunlicherweise trocken, obwohl ich heute Nacht oben auf dem Schlafsack einiges an Feuchtigkeit hatte.

    Im Schatten laufe ich erst mit der dünnen Leggins unter der Shorts und mit Fleece los. Sobald ich in die Sonne komme, werfe ich bis auf Shorts und Shirt alles ab.

    Der Weg nach l´Hospitalet runter ist herrlich! Tolles Wetter, toller Weg, tolle Aussichten.
    Ich treffe Kühe und mir fällt auf, dass ich in den letzten beiden Tagen kaum Tiere gesehen habe.
    1 humpelndes Schäfchen an der Cabana Sorda, dass wohl beim Abtrieb vergessen wurde und nicht mitkam.
    Einige größere Vögel, die ich aufgeschreckt habe (vermutlich sowas wie Schneehühner, sie waren zu weit weg).
    1 Eidechse (im Sommer waren es tausende).
    Dafür sind jetzt seeeehr viele Grashüpfer unterwegs.
    Ich finde immer wieder Hagebutten und Blaubeeren, die reif und lecker sind.
    Und Herbst-Krokusse (nicht essen!).




    Beim Abstieg komme ich an einer Ebene mit einem Delta an Bachmäandern vorbei, dann am kleineren zweiten See. Hier hätte man auch schön zelten können.




    Weiter unten dann viel Gebüsch in Herbstfarben und allmählich Bäume.
    Zweimal ducke ich mich unter einer enormen Wasserleitung hindurch, die aus den oberen Seen Wasser ins Tal bringt.

    Wer hat denn hier den Handschuh geschmissen?
    Er erinnert mich daran, dass ich Andorra nun tatsächlich verlassen habe und wieder ein Stück weiter Richtung Mittelmeer gekommen bin!




    L´Hospitalet ist nur noch pres-l´Andorre.
    Schön ist es hier nicht.




    Ich brauche nichts, der Laden scheint sowieso geschlossen zu sein.
    Also gehe ich ohne Sightseeing gleich hindurch.

    Sobald ich jenseits wieder im Grünen bin, nutze ich den Empfang und rufe den aktuellen Wetterbericht ab.
    Der hat sich ein wenig verändert.
    Für heute und morgen ist noch schönes Wetter angesagt, für die 2-3 Tage danach jedoch Starkwind und Starkregen.
    Danach wieder schön.
    2 Tage Abwettern kann ich mir vom Zeitplan her leisten, wenn sonst alles glatt läuft; 3 Tage eher nicht.
    Die gute Nachricht dabei ist, dass das Wetter morgen für die Besteigung des Pic Carlit noch halten soll.
    Hier ist es gerade 11°C.

    Während ich so meine Optionen durchdenke, mache ich mich wieder auf den Weg.
    Erst steigt er leicht mit einigen Kehren durch Mischwald am Hang entlang auf und führt mich in das nächste Tal.
    Hier komme ich wieder in die Sonne. Ein wunderschönes Tal mit einem einfachen Weg.
    Herrliches Wandern!
    Bunte Herbstbäume, z.T. mit roten Beeren, die in der Sonne leuchten.










    Vom Etang des Besines bin ich erstmal enttäuscht. Ich laufe auf eine wenig schöne Staumauer zu, davor ein großer Schotterplatz, es sieht ein wenig nach Baustelle aus. Dazu ziemlich viele Tagesausflügler.
    Auf dem Uferweg jenseits der Staumauer ist es dann jedoch wunderschön! Tolle Blicke über den See in die Berge dahinter.
    Viele Angler versuchen hier ihr Glück.

    Am Ende des Stausees laufe ich an einer herrlichen Ebene entlang, durch die sich einige Bäche winden.




    Nun geht es steil bergauf zur Refuge des Besines.
    Die ist auch schon geschlossen, daher gehe ich nicht ganz hoch.
    Hier treffe ich auf den GR10 und folge ihm zum Bach hinunter, dann durch ein etwas verblocktes Tal hinauf, durch das jedoch ein guter Weg verläuft.







    Bald erreiche ich eine weitere große Ebene mit sehr schöner Bergkulisse rundherum.
    Bevor es dann steil nach oben geht, überquere ich einen Bach, der ganz laut ruft: "Trink mich!"
    Ich kann nicht widerstehen, tue ihm den Gefallen und lege auch gleich eine kleine Badepause ein.




    Ich denke den Col de Coume d´Agnel schon zu sehen, nur noch hier diesen steilen Hang rauf, und laufe los.
    Doch dahinter geht es nach Durchqueren eines Plateaus weiter hoch.
    Ich klettere durch große Felsblöcke und denke, ich bin gleich oben.




    Doch kurz vorher höre ich einen Bach unter den Felsen plätschern. Bäche entspringen nicht oben auf Pässen ...
    Wieder ein Absatz und noch weiter rauf.




    Erst als eine große Graskuppe kommt, stehe ich tatsächlich irgendwann oben auf dem Col de Coume d´Agnel.
    Landschaftlich war das ein besonders schöner Aufstieg.
    Während dessen hat es sich ziemlich zugezogen.
    Kommt das schlechte Wetter doch jetzt schon!?
    Vom Col habe ich dennoch schöne Blicke in eine wilde Bergwelt.




    Und ich sehe den Pic Carlit!
    Der höchste Gipfel, der fast in der Mitte aufragt.
    Meine Aufgabe für morgen. Hoffentlich.
    Der Aufstieg erfolgt von der steilen Westseite, auf die ich sehe.
    Davor liegt der große Etang de Lanoux, auch ein Stausee, und davor der kleine Estany de Lanoset, an dem ich zelten möchte.




    Ich baue mein Zelt auf einer perfekten Wiese mit Panorama und Bach auf.
    Inzwischen sind die meisten Wolken wieder verweht und ich genieße den Blick und die Abendsonne.




    Zuletzt geändert von Meer Berge; 25.11.2018, 09:58.

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    • Abt
      Lebt im Forum
      • 26.04.2010
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      • Meine Reisen

      AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

      Zwischendurch sage ich mal dankeschön für deinen Bericht und die herrlichen Bilder, was immens viel Arbeit macht.

      Über die Pyrenäen, da kann ich leider nicht mitreden, denn ich war nur einmal da, ich glaube es war 1991 oder so.
      Von Andorra war ich enttäuscht, ich hatte vorher in einen SW-Bildband Dörfer und Hütten gesehen, die waren noch mit großen Steinplatten gedeckt. In einem entlegenen Seitental habe ich davon dann eher Fragmente gesehen.
      Bist du auf deiner Riesenstrecke an so etwas noch vorbeigekommen? (Sorry, ich habe hier nicht alles mitgelesen wegen meinem eigenem Bericht)
      Vielleicht kannst du ja mal einige unbekannte Pflanzen hier in der Bestimmungsrubrik einstellen, da gibt es sehr gute Leute)
      Gruß Abt

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      • Meer Berge
        Fuchs
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        • Meine Reisen

        AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

        Vielen Dank, Abt!

        Zitat von Abt Beitrag anzeigen
        Von Andorra war ich enttäuscht, ich hatte vorher in einen SW-Bildband Dörfer und Hütten gesehen, die waren noch mit großen Steinplatten gedeckt. In einem entlegenen Seitental habe ich davon dann eher Fragmente gesehen.
        Bist du auf deiner Riesenstrecke an so etwas noch vorbeigekommen?
        Ja, auf solche urigen Hütten und Häuser bin ich immer wieder getroffen, nicht nur in Andorra.
        Viele sind auch noch in (saisonaler) Benutzung.

        Andorra ist überwiegend ziemlich zugebaut mit Skigebieten und der entsprechenden Peripherie.
        Meine Route führte am Nordrand entlang, wo ich zwar einmal einen Blick in solch eine Skiarena hatte, aber sonst nicht in Kontakt damit kam. Ich habe kaum etwas davon gesehen.
        Außer natürlich, als ich in Andorra meine Tour unterbrochen habe und in die Hauptstadt runtergefahren bin.
        Da ich meist hoch oben in den Berge war, habe ich von den bewohnten Seitentälern wenig gesehen.
        Ob da noch die alten Häuser stehen, weiß ich nicht.


        Vielleicht kannst du ja mal einige unbekannte Pflanzen hier in der Bestimmungsrubrik einstellen, da gibt es sehr gute Leute
        Das stimmt!
        Hier wurden schon einige meiner Wissenslücken kompetent gestopft.


        ich habe hier nicht alles mitgelesen wegen meinem eigenem Bericht
        Aus selbigem Grund habe ich in deinem Bericht bislang nur die Bilder angesehen - und dachte, da könnte ich auch mal hin

        Viele Grüße,
        Sylvia

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        • Abt
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          • Meine Reisen

          AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

          Also, ich konstantiere dir aus der Ferne einen super Kreislauf, bei all den Sonnenkilometern, die du dort zurückgelegt hast und freue mich auf den weiteren Bericht.

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          • ronaldo
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            Liebt das Forum
            • 24.01.2011
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            • Meine Reisen

            AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

            Hoi, es geht weiter, prima...

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            • Meer Berge
              Fuchs
              • 10.07.2008
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              • Meine Reisen

              AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

              Ich danke euch!

              Die Sonne hat mir erstaunlich wenig ausgemacht. Meistens.
              Ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt.
              Aber die Luft ist da oben ziemlich gut und irgendwie selbst bei Hitze frischer als anderswo.
              Ich habe immer ein langärmeliges Hemd getragen, das machte viel aus. Und eine luftige Kappe mit Schirm.

              Jetzt im Herbst sind die Temperaturen sehr angenehm.

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              • Meer Berge
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                • 10.07.2008
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                Samstag, 6.10.2018 Tag 37 / 4
                Estany de Lanoset -> Etang de Pradeilles
                19 km /900 \1200
                9 Std. unterwegs





                In der Nacht hat es das erste Mal gefroren.
                Zelt und Wiese sind hübsch knusprig.
                Ich finde das klasse!
                Es ist immer noch ziemlich kalt. Zum Frühstücken lasse ich die Außentüre offen, das Mückennetz schließe ich aber wieder.
                Das bringt schon einiges an Wärme.

                So sehe ich die vier Wanderer erst, als sie schon vorüber sind.
                Das Pferd führt er am Zügel, der Esel trottet einfach so hinterher.
                Ich rufe ihnen noch ein Bonjour nach.







                Sie versorgen sich aus "meinem" Bach und pausieren dann drüben in der Sonne.
                Ich hole meinen Schlafsack heraus und breite ihn über einen großen Felsen aus.
                Dann klopfe ich das Eis vom Zelt. Rundherum bildet sich ein kleiner Schneewall.
                Als die Sonne mich erreicht, wird es sofort warm.
                Sie trocknet das Zelt schnell, ich helfe ihr ein bisschen mit meinem Lappen.
                Das verzögert meinen Aufbruch etwas, aber ich genieße diesen herrlichen Morgen ohne Eile.

                Ich laufe nur in Shorts los und packe bald auch die Jacke ein.
                An der Refuge Rouzet trennen sich GR10 und HRP wieder.
                Ein Paar packt hier gerade zusammen.
                Ihre Hunde umkreisen mich und einer spring mit seinen Matsch-Pfoten zweimal an mir hoch.
                Großartig.
                Mein langärmeliges Merinoshirt und die Shorts sind jetzt dreckig.
                Können die Leute ihre Viecher nicht ordentlich erziehen oder unter Kontrolle halten!?
                Nein, ich finde das nicht lustig. Und schon gar nicht süüüüüß.

                Der Weg am Etang de Lanoux entlang ist herrlich!




                Nahezu eben, sodass ich die Landschaft voll genießen kann.
                Der Herbst färbt täglich mehr Büsche und Gras rot und gelb.
                Der See ist ziemlich lang, was gar nichts ausmacht, der Weg könnte so ruhig noch weitergehen.
                Aber ich will ja noch einen Gipfel erklimmen.
                Gegen Ende des Sees nehme ich noch einen falschen Weg, den direkt am Seeufer entlang.
                Als ich beginne, über dem Wasser über einen schmalen Felssims zu klettern, kommt mir das komisch vor und ich erkenne meinen Fehler in der Karte.
                Das ist nicht weiter tragisch, denn der Ufersteig trifft meinen Weg bald wieder.
                Kostet nur etwas Zeit und Kraft. War aber total schön da.

                An einer weiten Ebene muss ich ein paar Bäche queren und dann Richtung Pic Carlit abbiegen.




                Dann immer mal einige kleine Täler hinauf.




                Superschöne Landschaft! Wiesen, Bäche, Felsen, Bäume, Berge, ...
                Schließlich wird es karger und ich erreiche den kleinen Estany dels Forats am Fuße des Aufstiegs zum Gipfel.







                In der Nähe fließt ein Bach und ich trinke noch einmal kräftig.
                Bis ich auf der anderen Seite am Fuße des Berges wieder auf Wasser treffe, wird es eine Weile dauern.

                Dann mache ich mich an den Aufstieg.
                Bis zum Gipfel sind es nur 400 Hm, nicht so viel. Aber die gehen recht senkrecht durch viel loses Schuttzeugs, überwiegend ohne Pfad.




                Ich gehe also langsam, Schritt für Schritt, und weiß, so kann ich ohne Pause bis oben durchgehen.
                Pause muss ich trotzdem immer wieder machen. Zum Fotografieren. Und um mir auf halber Höhe in zunehmendem Wind Mütze und Jacke anzuziehen.

                Blick nach ein paar Hohenmetern auf den Estany dels Forats.



                Der Serpentinen-Pfad zerfasert schnell im steiler werdenden Gelände.
                Nun ist Kreativität gefragt.
                Ich finde es nicht so dramatisch, steige langsam und gleichmäßig höher.

                Aus dieser Rinne komme ich hoch.
                Der Boden ist im Schatten noch gefroren und manchmal rutschig.
                Der Grüne ist der Forats-See, der Blaue der Lanoux.




                Nach einiger Kletterei gelange ich aus der Rinne, dem steilsten Stück, heraus und auf einen Absatz.




                Es geht weiter durch Schotter, jetzt breiter und weniger steil.
                Dann stehe ich unterhalb des Cols.
                Durch felsiges, brüchiges Gelände quere ich hinüber in die Kerbe.



                Rechts von mir befindet sich nun der Gipfel.





                Krass!

                Ich habe im Aufstieg vielleicht fünf Leute gesehen, von denen einer wieder umgedreht ist, weil ihm das zu steil wurde.

                Der Pic Carlit ist mit 2921m der höchste Berg der östlichen Pyrenäen.
                Die erste, bekannte Besteigung erfolgte 1864 durch den Pyrenäen-Kenner und Erforscher Henry Russell.
                Er meinte, der Pic Carlit sei dank seiner Abgeschiedenheit und seiner Höhe einer der schönsten Gipfel der Pyrenäen.
                Unter seinem Gipfel entspringt der Fluss Têt.

                Besonders abgeschieden und einsam wirkt der Gipfel nicht gerade.
                Zu Russells Zeiten gab es wohl noch keine Refuge de Bouillouses mit Parkplatz.

                Erst stelle ich mich in der Schlange an, um auch auf den Gipfel zu kommen.
                Dann wird mir das aber zu blöd.
                Ich drehe um und gehe auf den weniger zerklüfteten Nordgipfel, der vielleicht 2 Meter niedriger ist.




                Zwei Paare sind hier. Sonst ist es völlig ruhig! Herrlich!
                Ein junges Paar fragt mich, ob ich mit ihrem Handy ein Gipfelfoto von ihnen machen könne.
                Klar.
                Im Gegenzug machen sie das Bild da oben von mir, auch mit meinem Handy.

                Ich mache Picknick und fotografiere die Landschaft mit der Kamera.
                Da kommen die beiden noch einmal auf mich zu.
                Ob ich evtl. vielleicht möglicherweise mit dieser Kamera noch ein Gipfelfoto von ihnen machen könne.
                Und ihnen dann schicken.
                Äh, ja, klar.
                Ich spreche wenig Französisch, sie spricht halbwegs Englisch und sogar ein bisschen Deutsch, war mal als Schülerin in D.
                Er weder noch.
                Wenn ich das richtig verstehe, hat er ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht
                Sie zeigt mir ihren Ring und strahlt bis hinter die Ohren. Er auch.
                Und jetzt brauchen sie ein Bild für die Einladungskarte zur Hochzeit.
                So werde ich spontan zum Hochzeitsfotografen.

                Er geht in die Hocke, sie klettert mit Bergschuhen auf seine Schultern und er stellt sich wieder auf.
                Etwa einen Meter vor dem Abgrund, aus dem ich gerade hochgestiegen bin.




                Ich tausche mit Lucile und Raphael die Kontaktdaten.
                Sie wohnen irgendwo gleich am Fuße des Berges und laden mich ein, bei ihnen zu übernachten.
                Oder wenn ich vielleicht eine Dusche bräuchte oder sonst irgendwas.
                Supernett, die beiden! Wir haben viel zu lachen.
                Ich möchte jedoch auf meinem Weg weiter wandern.
                Bei dem angesagten miesen Wetter halte ich mir dennoch die Option offen, evtl. bei ihnen abzuwettern.
                Wir erzählen noch eine ganze Weile und genießen das großartige Wetter.

                Nach einer ausgedehnten Pause, geht es auf der Ostseite wieder hinunter.




                Es ist eine ganz schöne Kletterei über Felsen und Rutscherei über loses Geraffel, bis ich den steilen Teil hinter mir habe.
                Unten nehme ich nicht den direkten Weg, sondern mache den Bogen an den Seen entlang.

                Der Weg zieht sich ganz schön. Der Himmel zieht sich auch. Zu.
                Es wird recht frisch.
                Dann geht es in waldigeres Gelände.
                An diesem schönen See mache ich noch einmal kurz Pause.




                Dann geht es ganz runter zum großen Stausee Bouillouses.
                Am Damm gibt es Parkplatz und Restauration.




                Ich trinke ein alkoholfreies Bier und dann einen Milchkaffee.
                Und rufe den aktuellen Wetterbericht ab.
                Puh, die zwei Tage Unwetter sind abgesagt!
                Dafür aber auch die Schönwettertage danach.
                Statt dessen soll es die nächste Zeit wechselhaft sein, Sonne und Regen.
                Lucile und Raphael meinten, es solle Dienstag sogar schneien!
                Heute ist Samstag.
                Der Kellner versichert mir, dass der kleine Laden in Bolquere, in dem ich morgen einkaufen will/muss, sonntags vormittags geöffnet hat. Das ist gut!

                Ich laufe noch ein Stück weiter.
                Erst über den Damm, dann in den Wald hinein.
                Ein wunderschöner Weg, größtenteils zusammen mit dem GR10, der seit dem Stausee wieder dabei ist.
                An zwei oder drei Seen laufe ich vorbei.




                Zelten darf man hier von 19-9 Uhr.
                Am letzten See vor der Fahrpiste schlage ich mein Zelt auf.
                Es wird schnell dunkel, ich schöpfe Wasser aus dem See, einen Bach finde ich hier nicht.




                Zum ersten Mal in diesem Herbst bimmeln wieder Glocken auf der Wiese gegenüber.
                Ich mache Inventur und schaue, was ich morgen kaufen muss.
                Zum ersten Mal seit dem Start vor 4 Tagen lade ich mein Handy nach.
                Es wird kalt, ich nehme alle Akkus + Handy mit in den Schlafsack.

                Morgen muss ich schon im Dunkeln aufstehen.
                Von hier aus sind es noch 3 Stunden zu laufen bis Bolquere.
                Da ich nicht weiß, wann denn der Laden mittags schließt, will ich um 11 da sein.

                Wow, das war ein herrlicher Tag heute! Den Pic Carlit habe ich!
                Laut Ton Joosten soll nach der Überschreitung des Pic Carlit der Einfluss atlantischen Wetters abebben und das Klima mediterran werden. Im Sommer heißt das große Hitze, jetzt im Herbst sollte das wohl nicht mehr so schlimm sein ...
                Zuletzt geändert von Meer Berge; 25.11.2018, 20:30.

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                • Nicki
                  Fuchs
                  • 04.04.2004
                  • 1303
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                  AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

                  Es ist eine ganz schöne Kletterei über Felsen und Rutscherei über loses Geraffel, bis ich den steilen Teil hinter mir habe.
                  Da hab ich noch zwei Fotos von.... ist schon was her. 2006 :-).
                  Bei mir auch so ein Betrieb



                  www.mitrucksack.de
                  Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                  • Meer Berge
                    Fuchs
                    • 10.07.2008
                    • 2381
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                    Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                    Da hab ich noch zwei Fotos von....
                    Hallo Folko!

                    Ja, genau.
                    Da dachte ich, mit dem Aufstieg über die Westseite hätte ich "das Schlimmste" überstanden ...

                    Was für eine Völkerwanderung!
                    Ist aber auch schön da oben

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                    • Meer Berge
                      Fuchs
                      • 10.07.2008
                      • 2381
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                      Sonntag, 7.10.2018 Tag 38 / 5
                      Lac de Pradeilles -> oberes Vallee d´Eyne
                      22 km /950 \600
                      7:30 Std. unterwegs







                      Der erste Blick heute Morgen aus dem Zelt: Wintereinbruch!
                      Irgendwo da in den Wolken muss der Pic Carlit sein, auf dem ich gestern noch in kurzer Hose in der Sonne saß.
                      Es ist richtig kalt draußen, auch wenn es hier unten nicht friert.
                      Hier hat es nachts geregnet und leicht gewittert.
                      Da habe ich wohl gestern mit dem Gipfel richtig Glück gehabt!
                      Aber - der Kamm, über den ich morgen laufen will, ist fast genauso hoch ...
                      Wie sieht es dort jetzt wohl aus?

                      Ich frühstücke nur einen Müsliriegel, ziehe das erste Mal auch die Handschuhe und die warme Leggins an und mache mich noch in der Dämmerung auf den Weg nach Bolquere.
                      Der Forstweg ist anfangs mit groben Steinen übersät, wird dann aber immer besser.
                      Auch das Wetter bessert sich. Nach und nach ziehe ich Handschuhe und Mütze aus.
                      Heute ist Jagd hier, Jäger laufen herum und bedeuten mir, auf dem Weg zu bleiben.
                      Über einen sehr schönen Waldweg gelange ich bis mitten ins Dorf hinein.
                      Ich finde den Laden mit einem großen Holztisch davor und Bänken.
                      Hier lasse ich meinen Rucksack, da es in diesen kleinen Läden oft sehr eng ist.
                      Mit meiner Einkaufsliste laufe ich die wenigen Regale ab, bekomme ein paar Sachen, muss mit anderen improvisieren.
                      Das dauert eine ganze Weile.
                      Es gibt sogar Campingaz-Kartuschen, Stech- und CV.
                      Zum sofortigen Verzehr gönne ich mir einen Ziegenkäse von Tieren aus der Nachbarschaft.
                      Den inhaliere ich gleich am Tisch draußen.
                      Postkarten gibt es auch. Ich schreibe gerne Postkarten.
                      Aber das sind nur reichlich verblichene Wintersport-Motive ...
                      Naja, hat ja auch geschneit. Nein, ich kaufe keine.

                      Aktueller Wetterbericht: ab 15 Uhr Regen; morgen Vormittag ok, nachmittags wieder Regen.
                      Und frisch, max. 9°C. Hier in Bolquere auf 1600m.
                      In der Sonne ist es angenehm, der Wind jedoch ist eisig.

                      Der Weg nach Eyne ist ausgeschildert.
                      Er führt sehr schön über Wiesen.




                      Eyne selbst ist hübsch und wirkt ziemlich urig.
                      Ich habe allerdings den Kirchplatz verpasst, da ich den Brunnen an der Straße angesteuert habe.




                      Das Vallee d´Eyne ist hier ausgeschildert.
                      Als ich die Straße verlasse und mich an den Anstieg in das Eyne-Tal mache, wird es richtig warm.
                      Ich ziehe meine warme Leggins und die Fleecejacke aus.
                      Ein wunderschöner Waldweg führt wenig anstrengend das Tal hinauf.
                      Das Tal ist recht eng und tief eingekerbt.
                      Die andere Seite ist felsig.




                      Der Blick zurück zeigt immer noch Schnee um den Pic Carlit und seine Nachbarn.
                      Ich treffe unterwegs Trail runnende Locals, die von oben kommen, und frage sie, ob evtl. oben schon Schnee liegt.
                      Sie schauen mich an, als hätte ich im August am Mittelmeerstrand nach Schneefall gefragt.
                      Als ich sage, am Carlit hätte es aber geschneit, meinen sie, ja, da drüben, aber hier noch lange nicht.
                      Der Ladenbetreiber in Bolquere hat dasselbe gesagt.
                      Gut, die Einheimischen müssen es ja wissen.
                      Ich bin etwas beruhigt und freue mich auf die Etappe, soll super schön sein, den ganzen Tag tolle Aussichten.

                      Lange begleitet mich ein Aquädukt.




                      Dann verlasse ich den Wald und das Tal weitet sich.
                      Gegenüber finde ich die Refuge Orri de Baix.
                      Sieht echt spartanisch aus, bei fiesem Wetter aber vielleicht eine Alternative, falls das Dach dicht ist.




                      Noch etwas weiter soll man nach Ton Joosten gut zelten können.
                      Es ist halb 3, sieht aber noch nicht nach Regen aus.
                      Daher gehe ich weiter. Der Höhenweg morgen soll lang und wasserlos sein.
                      Unterwegs gibt es am Bach einige herrliche Zeltmöglichkeiten.
                      Ich will aber bis zum höchstmöglichen, zeltbaren Platz aufsteigen, an dem ich noch Wasser finde.

                      Ein wunderbarer Weg folgt dem Bach, wenig steil, aber stetig ansteigend, ab und zu gibt es eine Geländestufe.



                      Herrlich entspanntes Wandern.
                      Dann kommen nach und nach die Berge in Sicht, über die ich morgen rund 15 km laufen will.




                      Der Weg wird auf rd. 2800m verlaufen, ich finde einen Zeltplatz auf 2300m.




                      Es ist zwar erst 16:00 Uhr, aber ab hier wird das Gelände steiler.
                      Jetzt zieht es sich auch langsam zu, die Wolken sinken. Kalter Wind treibt mich ins Zelt.

                      Ich richte mich ein, mache es mir gemütlich.
                      Gegen 18:00 beginnt es dann tatsächlich zu regnen.
                      Während ich zu kochen beginne, beginnen die Regentropfen feste Formen anzunehmen und hüpfen von meiner Zeltplane hoch.
                      Hagel? Wo Hagel ist, ist kein Schnee.
                      Bald jedoch wird mir klar, dass es umgekehrt ist: Es schneit!
                      Und zwar immer mehr! Ich beginne, den Schnee von innen vom Zelt zu klopfen.




                      Und es ist noch früher Abend. Was passiert wohl die Nacht über?
                      Was jetzt?
                      Rückzug ins Tal? Das müsste ich mittlerweile mit Stirnlampe machen.
                      Wie tief hinunter schneit es wohl?
                      Aber wenn das so weitergeht, finde ich morgen den Weg nicht mehr.
                      Ich esse, koche noch einen Tee, klopfe weiter Schnee vom Dach und harre der Dinge, die sich ereignen mögen.
                      Es wird morgen eine Lösung geben.

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                      • ticipico
                        Erfahren
                        • 18.10.2016
                        • 262
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                        Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                        Und extrem teuer.
                        Ich weiß ja nicht, ob das für dich eine Alternative wäre ...

                        Ich bin von Kassel nach Hendaye recht günstig via deutsche und französische Bahn 12 Stunden unterwegs gewesen, inkl. aller Wartezeiten in Karlsruhe und Paris. Die Zeiten, um zum Flughafen zu kommen, das Checkin und -out über sich ergehen zu lassen inkl. der Flugzeit kommt doch bestimmt auf eine ähnliche Dauer. Abgesehen noch vom Energieeinsatz pro Kilometer und Person ...

                        Was sprach für dich für's Fliegen?

                        (ich weiß, das ist eigentlich ein off-topic, doch -finde ich- auch von grundsätzlichem Interesse für Pyrenäen-Reisen (sogar eigentlich noch grundsätzlicher ...))
                        Zuletzt geändert von ticipico; 27.11.2018, 00:28.
                        „Wie komm ich am besten den Berg hinan? Steig nur hinauf und denk nicht dran!“ – Friedrich Nietzsche

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                        • SiSler
                          Erfahren
                          • 16.12.2013
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                          Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                          ... Den Pic Carlit habe ich! ...
                          ... oh hah .. da "wandert" man nun seit Wochen mit dir durch relativ einsame Berglandschaft und dann das Schön, daß man durch deine und @Nicki's Bilder schonmal vorgewarnt ist .. ein extra Tee und ein paar Atemübungen helfen dann vorab - bei einer eventuell eigenen Tour "da unten oben" (und die wird immer wahrscheinlicher) - sich auf diesen Abschnitt einzustimmen .. das Paar mit der Lebensabsichts-Verbring-Erklärung ist dann wieder cool, wünsche denen viel Erfolg && hoffentlich bekommst du eine Einladung zur Feier (die könnte ja ganz nett werden)

                          Gruß
                          “I only went out for a walk and finally concluded to stay out ... for going out, I found, was really going in”
                          (John Muir)

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                          • ticipico
                            Erfahren
                            • 18.10.2016
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                            Einen lieben Dank für deine tolle Schreibe. Ich habe mich in der letzten Stunde ganz drin vertieft.
                            Die Vorfreude auf meinen zweiten HRP-Teil ist erheblich gesteigert.
                            „Wie komm ich am besten den Berg hinan? Steig nur hinauf und denk nicht dran!“ – Friedrich Nietzsche

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                            • TEK
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                              • 23.02.2011
                              • 687
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                              Ich danke Dir für die wundervolle Fortführung Deines Berichts, die mich gerade großartig von meiner Arbeit abgelenkt hat!

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                              • Meer Berge
                                Fuchs
                                • 10.07.2008
                                • 2381
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                                Zitat von ticipico Beitrag anzeigen
                                Ich weiß ja nicht, ob das für dich eine Alternative wäre ...

                                ... von Kassel nach Hendaye recht günstig via deutsche und französische Bahn 12 Stunden ...

                                ... Was sprach für dich für's Fliegen? ...
                                Ich hab´s ja genauso gemacht wie du
                                Für den 1. Abschnitt im Sommer bin ich mit der Bahn von HH nach Hendaye gefahren. Von hier oben dauert es zwar noch ein paar Stunden länger, aber durch Nutzung des Nachtzuges von HH nach Karlsruhe war das ok.

                                Am Ende des Sommers bin ich dann ja in Andorra ausgestiegen. Von dort aus fand ich die Rückreise mit dem Flugzeug ab Barcelona die praktischste Lösung. Da war ich tatsächlich von El Serrat in den Bergen bis hier auf´m Dorf 12 Std. unterwegs. Für recht wenig Geld.
                                Wenn man es natürlich so dumm erwischt oder anstellt, dass man den gebuchten Flug verpasst und sehr kurzfristig für dieselbe Strecke noch einen neuen buchen muss, dazu eine neue Buskarte nach Andorra, wird das eben ziemlich teuer ...

                                Zurück bin ich am Ende ebenfalls von Barcelona geflogen, Direktflug, recht günstig. Von Banyuls aus gibt es eine gute Bahnverbindung für wenig Geld.

                                Um eine Bahnverbindung von Banyuls oder Andorra nach HH habe ich mich zugegebenermaßen nicht ernsthaft gekümmert ...



                                Du hast noch viele wundervolle Abschnitte vor dir! Da kannst du dich wirklich drauf freuen!
                                Ich würde sie am liebsten gleich noch einmal laufen ...

                                Viele Grüße!
                                Zuletzt geändert von Meer Berge; 27.11.2018, 17:02.

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                                • Meer Berge
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                                  • 10.07.2008
                                  • 2381
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                                  Zitat von SiSler Beitrag anzeigen
                                  ... seit Wochen mit dir durch relativ einsame Berglandschaft und dann das
                                  Ach, sowas kann ich dann mit Humor nehmen.
                                  Auf dem Abstieg war es ein wenig nervig, wenn die Karawane von hinten schiebt und vorne bremst. Aber das war ja keine weite Strecke.
                                  Auf dem Nebengipfel war es herrlich ruhig. Und mein Ehrgeiz war nicht unbedingt, neben dem Gipfelkreuz zu stehen.
                                  Das soll es hier tatsächlich geben. Sonst sind (fast) alle Gipfel allenfalls mit einem Steinmännchen markiert. Als wenn man den Gipfel sonst übersehen würde

                                  Die beiden haben noch keinen fixen Termin

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                                  • Meer Berge
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                                    • 10.07.2008
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                                    Zitat von SiSler Beitrag anzeigen
                                    ... das Paar mit der Lebensabsichts-Verbring-Erklärung ist dann wieder cool, wünsche denen viel Erfolg && hoffentlich bekommst du eine Einladung zur Feier (die könnte ja ganz nett werden)
                                    Jetzt gibt´s den Termin im nächsten Juni. Leider liegt der so ganz außerhalb meiner Ferien und der Fuß der Pyrenäen ist dann für einen Wochenendausflug doch etwas abgelegen, von HH aus. Vielleicht besuche ich sie einen Monat später, wenn ich dann wieder unten bin

                                    Grüße und einen schönen 1. Advent für alle.
                                    Hier gießt es in Strömen.
                                    Zeit, wieder ein wenig von den Pyrenäen zu träumen

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                                      Fuchs
                                      • 10.07.2008
                                      • 2381
                                      • Privat

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                                      AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

                                      Montag, 8.10.2018 Tag 39 / 6
                                      oberes Vallee d´Eyne -> Refuge l´Orri
                                      19 km /650 \1100
                                      6,5 Std. unterwegs


                                      Es hat die halbe Nacht geschneit, ich habe immer wieder Schnee vom Zelt geklopft.
                                      Der rutschte das Dach hinunter und bildete bald einen perfekten, winddichten Wall um mein Zelt herum.
                                      Es war aber nicht mehr windig.

                                      Als ich morgens aufwache, wabert um mich herum dichtester Nebel.
                                      Dazu der Neuschnee. White out
                                      Es ist wirklich absolut nichts zu sehen draußen, alles nur weiß.
                                      Das ist also der versprochene Mediterrane Einfluss ...

                                      Ich drehe mich in meinem Schlafsack um und denke nach, was ich jetzt am besten mache.
                                      Es schneit aktuell nicht mehr, aber für die 2. Tageshälfte ist wieder Niederschlag angekündigt.
                                      Also mehr davon.
                                      Wenn ich trotzdem auf den langen Kammweg steige, habe ich dort vermutlich Neuschnee, Nebel, Wind, sehe den Weg oft nicht und wahrscheinlich sind oft auch die Markierungen überschneit und weiße Steinmännchen in weißem Schnee in weißem Nebel sind auch nicht immer gut zu finden. Für die Wegfindung habe ich aber immerhin mein GPS. Dazu gibt es einige starke An- und Abstiege, die mit dem Neuschnee rutschig sein dürften.
                                      Das Ganze könnte trotzdem machbar sein. Ich laufe an sich ja gerne im Schnee! Trailrunner mit abgewetztem Profil sind dafür aber vielleicht nicht ideal?
                                      Es ist eine lange Strecke, die unter diesen Umständen vermutlich viel mehr Zeit kostet als unter normalen Bedingungen. Dort oben vermute ich nur Gestein, Schotter und Geröll, was ein Zelten dort oben nicht gerade vereinfacht. Sollte es dort stark windig sein, könnte es unmöglich werden. Dazu kommt, dass es ab Mittag/Nachmittag wieder schneien soll.

                                      Ich habe mich auf diese Strecke echt gefreut! Den ganzen Tag über 2700m, eigentlich nicht allzu anstrengend, bei schönem Wetter den ganzen Tag herrliche Ausblicke.

                                      Ich konsultiere meine Übersichtskarte in 1:100.000 Die sagt mir, dass ich auf dem E4 etwas unterhalb um den Bergrücken herumlaufen und dann an der Refuge de Mariailles wieder auf den Höhenweg treffen kann.
                                      Alles andere macht jetzt scheinbar keinen Sinn. Ich bin echt enttäuscht, dass ich schon wieder ein schönes Stück des HPR umgehen muss. Aber was solls. Weiter nach Osten!

                                      Als ich die Entscheidung getroffen habe, mache ich Frühstück und starte ziemlich spät in den Tag.

                                      Dabei heben sich nun langsam die Wolke und geben hin und wieder ein Stück blauen Himmel frei.
                                      Soll ich vielleicht doch den Versuch wagen und oben in den Schnee gehen?
                                      Es wird relativ warm und der Schnee beginnt zu tauen.
                                      Auf 2300m stehe ich knapp oberhalb der Schneefallgrenze.
                                      Von unten her taut es zügig weg, sodass gegen 11:00 mein Rückweg weitestgehend schneefrei und sichtbar ist.







                                      Weiter oben hat es noch deutlich mehr geschneit.
                                      Schön ist das ja schon!







                                      Hätte ich jetzt mehr Zeit, würde ich es einfach versuchen. Wenn es nicht klappt, könnte ich ja umdrehen und mein Zelt hier wieder aufbauen oder in ein anderes Tal absteigen.
                                      Aber ich würde wirklich gerne in diesen Herbsttagen das Mittelmeer erreichen.

                                      Also packe ich mein Zelt ein und laufe das Eyne-Tal wieder hinunter.










                                      Die Kombination aus der großen Übersichtskarte und der OSM im Navi erweist sich wieder einmal als prima!
                                      Auf der großen habe ich einen Überblick über die Gegend und die Fernziele und großen Wege, im Navi habe ich auch die kleinen Pfade drin und kann damit nun versuchen, auf den E4 zu gelangen.

                                      Ich muss weit absteigen. Erst tief im Wald gabelt sich der Weg und ich kann abbiegen.
                                      Wieder geht es lange an einer offenen Wasserleitung entlang.
                                      Sie ist erstaunlich sauber, es liegen kaum Laub, Äste, Steine oder sonstige heruntergefallene Dinge darin.
                                      Der Pfad daneben ist herrlich zu laufen. Immer mit leichtem Gefälle, aber gefühlt eher flach.




                                      Das Wetter ist hier unten mittlerweile herrlich, um die Berge wehen immer wieder große Wolken.
                                      Ich laufe einen langgezogenen Bogen und muss dann absteigen und durch die Skigebiete von Eyne und St.-Pierre-dels-Forcats laufen. Nicht schön, aber auf breiten Forstwegen geht es meist zügig voran.

                                      Haha, sehr witzig. Schneeschuh-Route.




                                      Kurz bevor ich endlich den Weg erreiche, der mich wieder ein Bergtal hochführt, komme ich an einem Hof vorbei.
                                      Als ich an der breiten Zufahrt vorbeigehe, kommen von dem Hof zwei Hunde herausgeschossen.
                                      Ein kniehoher, brauner macht ein Riesengekläffe; ein großer, weißer Patou beißt mich völlig ohne Vorwarnung voll von hinten ins Bein!
                                      Richtig feste! Ich stoße vor Schreck und Überraschung einen Schrei aus. AUA!
                                      Dann zieht der Hund glücklicherweise seine Zähne wieder aus meinem Oberschenkel!
                                      Ich habe keine Zeit mich um die Wunde zu kümmern oder nach dem Besitzer zu rufen, denn der Patou macht mir unmissverständlich klar, dass ich möglichst schnell hier verschwinden soll.
                                      Ich weiß natürlich, dass ich nicht rennen soll, also gehe ich zügig weiter.
                                      Der Hund verfolgt mich noch eine Strecke mit bösem Blick.
                                      Erst, als ich den Fahrweg verlasse, auf einen Pfad gelange und um die Ecke bin, lässt er seine Verfolgung nach.

                                      Was war das denn jetzt!?
                                      Ich habe das Grundstück des Hofes gar nicht betreten, nicht einmal Anstalten dazu gemacht.
                                      Bin nur auf dem Wanderweg daran vorbei gegangen.
                                      Mistvieh!
                                      Dabei habe ich auf dem Weg durch die Pyrenäen so viele dieser Hütehunde getroffen.
                                      Ich mache mir aus Hunden wirklich nichts, aber diese riesigen Zottel mochte ich auf Anhieb.
                                      Ich habe nie Probleme mit denen gehabt, während ich ihre Schafherden passiert habe. Wenn ich in der Nähe Pause gemacht habe, kamen die Hunde oft und legten sich einfach dazu und mochten sogar gekrault werden. Total nett und friedlich.

                                      Und dem hier meine ich überhaupt keinen Anlass für aggressives Verhalten gegeben zu haben.
                                      Beißen gehört auch gar nicht zu seinem Job, nur vertreiben.

                                      Wenn der jetzt nicht losgelassen hätte!?

                                      Auf dem Pfad setze ich erst einmal den Rucksack ab und ziehe meine Leggins runter.
                                      Knapp über dem Knie habe ich im rechten Oberschenkel ein richtig großes, tiefes Loch von einem seiner Reißzähne.
                                      Gegenüber hat sein anderer Reißzahn ein etwas kleineres Loch hinterlassen.
                                      Es blutet natürlich, aber nicht sehr stark. Ich krame aus meinem Rucksack Pflaster und Nagelschere heraus und schneide mir ein gutes Stück ab.
                                      Als mein Adrenalin-Pegel langsam runterfährt, merke ich, dass es natürlich auch weh tut.
                                      Es scheint aber nichts Wichtiges kaputt zu sein.

                                      Was nun?
                                      Muss ich jetzt zum Arzt? Wahrscheinlich. Wer weiß, ob sich das Biest heute Morgen die Zähne geputzt hat.
                                      Meine Tetanus-Impfung ist noch aktuell.
                                      Aber was ist mir Infektionen? Blutvergiftung? Wundbrand? Mir fallen ein paar unangenehme Sachen ein, aber eigentlich habe ich keine Ahnung, was das alles genau ist.
                                      Ich habe aber keine Lust einen Arzt aufzusuchen.
                                      Hier in der Pampa gibt es wahrscheinlich nicht an jeder Ecke einen Arzt, ich müsste also erst einmal irgendwo hinfahren. Der Tag wäre auf jeden Fall futsch.
                                      Dann sagt der möglicherweise noch, dass ich so nicht einfach in die Berge laufen soll, sondern erstmal zur Beobachtung ... und was weiß ich noch ...
                                      Für alle Fälle speichere ich mir im Navi den Tatort und die Zeit.

                                      Dann laufe ich weiter.
                                      Ein bisschen mulmig ist mir aber doch dabei. Wenn mir jetzt doch über Nacht das Bein abfällt?

                                      Ich denke mir, bei jeder anderen Wunde, wenn ich hingefallen wäre und mir das Knie aufgehauen hätte, würde ich auch einfach mit einem Pflaster weiterlaufen. Nur, hier denke ich noch an so tierische Keime, und dass das Loch sehr tief ist.
                                      Ich mache mich trotzdem auf den Weg in die Berge. Es zieht und zwickt ziemlich an den Stellen. Ist ja auch klar. Ich hoffe nur, dass das keine schlimmeren Folgen haben wird.

                                      Meiner Leggins sieht man übrigens nichts an. Kein Loch oder so. Eigenartig. Sind die Zähne irgendwie dadurch gestochen? Oder haben sie den sehr elastischen Stoff mit in die Wunden gedrückt?

                                      Ich nehme mir vor zu Hause herauszufinden, wem der Hund gehört und den Besitzer zu verständigen. Er sollte ja wissen, dass sein Riese harmlose Wanderer zerfleischt.

                                      Ein paar Meter weiter treffe ich auf den E4 - und gleichzeitig den GR10! Ach. Der ist seltsamerweise hier nicht in meiner OSM drin. Dieses Stück fehlt als Track einfach, bzw. es ist nur als E4, nicht aber als GR10 gefärbt und beschriftet.
                                      Der Weg steigt stetig aber wenig steil durch ein enges, waldiges Bachtal hinauf. Ein sehr schöner, angenehmer Weg. Ein Stückchen Wiese bietet einen schönen Pausenplatz mitten im Wald. Es hat sich aber schon wieder feste zugezogen und ist windig. Ich raste also nicht lange und laufe weiter.
                                      Das Bein wird nicht schlimmer, was mich beruhigt. Flüssigkeit sickert aber durch das Pflaster, etwas Blut und Wundsekret. Ich wechsele das Pflaster und laufe weiter.
                                      Mitten im Wald treffe ich auf zwei Deutsche, die vom Mittelmeer kommend den GR10 bis zum Atlantik gehen wollen.
                                      Wir tauschen uns aus und quatschen eine ganze Weile. Anfang Oktober zu starten ist aber schon ganz schön spät ...

                                      Als ich mich langsam der Refuge de l´Orri nähere, rast plötzlich schon wieder ein Hund von hinten auf mich zu.
                                      Der tut aber nichts, der will nur spielen. Ich bin da jedoch gerade ein wenig schreckhaft ...
                                      Der Besitzer kommt gleich hinterher.
                                      Es ist der Senner hier oben. Er hat nach seinen 150 Kühen gesehen.
                                      Ich frage ihn, ob es ok ist, wenn ich mein Zelt in der Nähe seiner Hütte aufbaue.
                                      Es gibt hier ziemlich wenig Möglichkeiten, Wasser und halbwegs ebene Wiese an einem Flecken zu bekommen.
                                      Für die nächste Gelegenheit müsste ich wohl noch über den nächsten Pass und ins nächste Tal absteigen.
                                      Dazu ist es mir schon zu spät und ich habe für heute keine Lust mehr.
                                      Ich folge dem Berger auf Stepping Stones durch den Fluss, eine Abkürzung, die Brücke liegt ein Stück weiter das Tal rauf.
                                      Die Hälfte seiner Hütte bewohnt er selbst für 5 Monate im Jahr, erzählt er, die andere Hälfte hat eine Gästematratze und kann als Refuge genutzt werden. Die könne ich gerne haben.
                                      Ich bevorzuge aber mein Zelt.
                                      Vor dem Haus hat er sogar einen Wasserhahn, der mit Quellwasser von weiter oben gespeist wird.
                                      Ich suche mir einen Zeltplatz etwas abseits der Hütte, will ihm nicht seinen großartigen Blick in die Berge verbauen.




                                      Wir unterhalten uns (so gut mir das möglich ist), dabei schnuppert der Hund ständig an der Stelle, wo ich die Wunden habe.
                                      Ob er riecht, dass das ein Kollege von ihm war?
                                      Der hier ist aber wirklich friedlich und wir spielen eine Weile das Stöckchen-Spiel.
                                      Das ist international, oder?

                                      Mich wundert, dass die Kühe hier oben den ganzen Sommer nicht gemolken werden (müssen).
                                      Aus den Alpen kenne ich das so, dass die Kühe das Sommerhalbjahr auch oben auf den Almen mit einem Senner verbringen, dass sie dort aber auch gemolken werden, dass die Senner die Milch teilweise ins Tal abführen oder gleich oben weiterverarbeiten, meist zu Käse.

                                      Wenn ich hier das Tal weiter hinauf liefe, käme ich wieder auf den Bergkamm, den ich gerade umgehe ...
                                      Ich schaue hinauf.
                                      Immer noch etwas Schnee, aber es ist über den Tag viel weggetaut.

                                      Die Wolken sinken tiefer, laut Wetterbericht von heute aus dem Tal sollte es nun beginnen zu regnen.
                                      Das wartet aber noch ein wenig.
                                      Erst einmal befeuert ein großartiger Sonnenuntergang den Himmel.




                                      Es wird kalt und ich schließe die Türe, sobald es dunkel wird.
                                      Im Schlafsack denke ich, dass es vielleicht ganz gut ist, hier in der Nähe des Senners mit seinem Auto zu übernachten.
                                      Falls mir tatsächlich heute Nacht das Bein abfällt, oder mich sonst irgendwelche Symptome ereilen, kann ich ihn sicher um Hilfe bitten.

                                      Da diskutiert man um ein paar Wölfe oder Bären, die irgendwo im Wald oder Gebirge leben wollen und die man so gut wie nie sieht.
                                      Ich war schon in manchem Bärengebiet unterwegs, habe einige gesehen, aber nie Probleme mit ihnen gehabt.
                                      Was viel gefährlicher ist, sind freilaufende Hunde.
                                      Das war das erste Mal, dass mich einer so heftig gebissen hat.
                                      Aber diese Wadenbeißer, die einen von hinten zwicken, oder die, die einen beim Radfahren anspringen, oder die wilden Meuten, die gerade in südeuropäischen Ländern gerne mal durch und um die Dörfer streunen und harmlose Wanderer anfallen oder auch nur am Weitergehen hindern, die finde ich echt viel gefährlicher.

                                      Bald beginnt es wieder heftig zu regnen.


                                      ~~~~~~~~~~~~~~

                                      Zu Hause habe ich später herausgefunden, dass die Hunde zu einer Fromagerie (Käserei) gehören.
                                      Ich habe eine E-Mail hingeschrieben und den Fall geschildert.
                                      Die Leute haben sich tausendmal entschuldigt und versprochen, den Hund nun nur noch nachts frei laufen zu lassen.
                                      Zuletzt geändert von Meer Berge; 02.12.2018, 14:29.

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                                      • Nicki
                                        Fuchs
                                        • 04.04.2004
                                        • 1303
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"

                                        Richtig feste! Ich stoße vor Schreck und Überraschung einen Schrei aus. AUA!
                                        Dann zieht der Hund glücklicherweise seine Zähne wieder aus meinem Oberschenkel
                                        Was für ein mist!
                                        www.mitrucksack.de
                                        Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                        • blackteah
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                                          • 22.05.2010
                                          • 777
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                                          Tolle Fotos und wie immer nett geschrieben, aber das mit dem Hundebiss ist ja wirklich Mist!!! Ich hoffe, das hat dir später keine Probleme mehr bereitet

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