[DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

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  • Rando
    Anfänger im Forum
    • 11.03.2015
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    [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Im Sommer unterwegs

    Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

    Eine Solofahrt durch Wald und Flur von den Allgäuer Bergen bis zu den nordfriesischen Inseln



    Zwischen Oberstdorf und Sonthofen

    August 2014. Es ist soweit. Auf Feld- und Forstwegen will ich mit Rollski durch Deutschland fahren. Wenige Freunde wissen davon. Sie sind ähnlich skeptisch wie ich. Wochenlang würde ich unterwegs sein und mich nur auf das verlassen können, was die Geländekarte des kleinen Navi an Vorschlägen bietet. Allein auf vier kleinen Rädern folgte ich unbekannten Wegen über Schotter und Asphalt, Berg und Tal, auf Pflastersteinen, Betonplatten und endlosen Deichwegen.


    700 Höhenmeter bis zum Start


    Regenpause


    Ein Blitz schlägt ein. Die Hütte ist verschlossen.


    Es würde jeden Tag regnen. Zum Glück wusste ich das nicht.


    Oberhalb von Oberstdorf auf der Haldenwanger Alpe


    Die Ausrüstung. Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kocher liegen im Depot in Oberstdorf


    Ich versuche, die Zweifel zu zerstreuen, sage mir, du bist gut in Form, hast einen Monat Urlaub und nichts Besseres vor. Kleidung, Zelt, Schlafsack, Kocher, Ersatzteile und etwas Werkzeug packe ich in den Rucksack und los geht’s. Wie sagte der Erschließer des Karwendelgebirges Herrmann von Barth, der im Sommer 1870 als Alleingänger 88 Gipfel bestieg: „Selbst sehen, selbst planen, selbst handeln – das ist hier die Losung“.


    Zweifel und Zuversicht wechseln sich ab

    Das Langlaufen ist eine Leidenschaft von mir. Schmilzt der Schnee im Frühjahr, fahre ich Rad, gehe wandern oder bergsteigen.
    Beim Hochschulsport Göttingen stand ich in den 90er Jahren zum ersten Mal auf Rollski. Unter fachlicher Anleitung trainierte ich die komplexen Bewegungsabläufe der klassischen und freien Technik, die Muskulatur und das Herz-Kreislauf-System.
    Im Harz drei Monate später bei einer winterlichen Langlauftour von Torfhaus zum Brocken spürte ich beim Dahingleiten im Schnee, dass ich gut vorbereitet bin.



    Wetterbesserung


    Hier bei der Speicherhütte ist das südlichste Eck des Freistaats Bayern, wo man Rollski fahren kann.


    1480 Meter höher als Sylt


    Ab geht’s!


    700 Höhenmeter steil bergab


    Oberhalb von Oberstdorf auf der Haldenwanger Alpe starte ich auf Höhe 1480 Meter. Das Gewitter ist vorbei, der grobe Asphalt noch feucht. Hier bei der Speicherhütte ist das südlichste Eck des Freistaats Bayern, wo man Rollski fahren kann. Es geht 700 Höhenmeter steil bergab. Ohne zusätzliche Wadenbremsen wäre das nicht komplett fahrbar.

    Schon in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es Rollski bei Sport Hummel in Innsbruck zu kaufen. Wer im Winter erfolgreich Wettkämpfe im Skilanglauf bestreiten wollte, benötigte für ein geeignetes Sommertraining dieses neuartige Übungsgerät. Dreißig Jahre später entwickelte man in Südwestdeutschland Modelle mit Ballonreifen und Kabelzugbremsen, die auch bei Rennen im Offroadgelände einsetzt wurden.



    Achtung, die nächste Wasserrinne!


    Ohne zusätzliche Wadenbremsen wäre das nicht komplett fahrbar.


    Die Wasserrinnen sind aus Stahl und für meine kleinen Räder schwierig zu bewältigen


    Der Rucksack ist schwer


    Es rollt gut auf dem flachen Schotterweg


    Locker bleiben - bis zur Nordsee ist's noch weit


    Rothenburg ob der Tauber


    Ich rolle bergab. Vorbei an der Skiarena am Schattenberg, wo die Nordisch Kombinierten am Monatsende den FIS Sommer Grand-Prix als Night Race austragen.
    Meine Rollski sind im Unterschied zu denen der Profis wie Frenzel und Edelmann geländetauglich. Gut so. Denn jetzt kommen 21 km Schotterwege bis Immenstadt. Die Räder sind etwas größer und haben eine Luftbereifung. Im Zusammenspiel mit den flexiblen Holmen ermöglichen sie eine komfortable Fortbewegung, wie man sie auch beim Langlaufen auf Schnee schätzt.



    Regen und Wind sind treue Begleiter

    Im Allgäu geht es rauf und runter. Der schwere Rucksack mit den feuchten Sachen drückt. Das schwüle Wetter und das Zelten auf regennasser Wiese sind nicht wirklich erholsam. Am Forggensee ist es wunderschön. In einer engen Kurve bleibt ein Carbonstock hängen, bricht und ist jetzt unten 20 Zentimeter kürzer. Das ärgert mich, denn ich bin allein unterwegs, habe kein Serviceteam um mich, keine Sponsoren oder Ausrüster im Hintergrund. Weder sind Depots angelegt, noch habe ich viel Ersatzmaterial dabei. Ich befestige eine sogenannte Wendespitze und laufe weiter.

    In Hohenschwangau ist einiges los. Die Besucher kommen nicht nur wegen Neuschwanstein. Es ist die grandiose Landschaft, die auch mich begeistert. Wieder beginnt es zu regnen, erste Blitze zucken. Die aufgeweichten Wege werden schwieriger, plötzlich ein Stolperer und ich liege auf der Seite. Nichts passiert. Der Umweg zur Wieskirche ist anstrengend, dafür am Ende lustig. Freundlich begrüßt mich eine japanische Reisegruppe, einige fotografieren das Ereignis.

    Am Lech südlich von Augsburg pausiere ich zwei Tage. Ich will die Campingausrüstung loswerden und neue Stöcke besorgen. Dann geht es weiter über Donauwörth, Nördlingen nach Rothenburg ob der Tauber. Ein nächtlicher Spaziergang bei Mondschein durch diese wunderbare Stadt ergibt sich zufällig. Die Gassen sind ruhig, nur das leise Plätschern der Brunnen ist zu hören.


    Schöne Orte und Landschaften entdecken

    Von Tauberbischofsheim führen mich die Wege über bergiges Gelände nach Würzburg. Die Sonne strahlt, an der Festung Marienberg vorbei rolle ich zum Mainufer. Ich genieße die schöne Stadt, den Anblick der farbigen Kirchen und Häuser, die grünen Weinberge. Die nächsten 50 Kilometer bis Gemünden habe ich leichtes Spiel. Beständig versuche ich meinen Laufstil in der freien Technik, auch Skating genannt, zu optimieren und den Bedingungen anzupassen. Dann folgen schwierige Passagen. Regen setzt ein. Viel Kraft und Ausdauer fordern schmale Fahrrinnen, die sich auch bergauf nur mit Doppelstockschieben bewältigen lassen. Die vom Navi gezeigten Wege in der eigentlich wunderschönen hessischen Rhön sind teilweise sehr grob geschottert. Abschnallen will ich nicht. Ich muss mich durchbeißen. Die Feldwege werden zunehmend nass und schmierig. Weiter, immer weiter. Müde, feucht und schmutzig nehme ich abends nach etwa 100 Tageskilometern das nächstbeste Hotel an der oberen Fulda.


    Ein Radweg irgendwo in Deutschland


    80 bis 100 km täglich


    Fünf Minuten sitzen dürfen und dennoch vorankommen, wie angenehm


    Oft ist es kühl, manchmal nass, spannend immer.


    In den Flusstälern von Fulda und Weser komme ich meist gut voran. Die gepflasterten Passagen nehmen zu, die historisierenden Altstädte sind da besonders heikel. Die Stockspitzen verklemmen sich in den Ritzen und drohen zu brechen. Die Räder rollen schlecht, die Gefahr zu stolpern und sich hinzulegen, ist groß. Viele Radfahrer sind mit Gepäcktaschen unterwegs. Einige treffe ich nach Tagen wieder. Wir kommen leicht ins Gespräch. Die Offenheit und das Interesse der Menschen für meine Art der Fortbewegung nehmen im Norden zu. Kinder und Erwachsene fragen ganz direkt, etwa wie die Dinger heißen und ob das Fahren mit Inline-Skates vergleichbar sei. Allein knurrig sind einige ältere Herren, die auf ihren neuen E-Bikes noch die Balance suchen.

    Es sind die schönen Orte, die mich faszinieren: Hannoversch Münden, die Klöster Bursfelde und Corvey, die Stadt Nienburg. Ich entdecke Landschaftsgebiete, wo die Natur noch nicht von Ackerbau und Tierproduktion verdrängt wurde.
    Dass mir alle Wege, die ich fahre, praktisch neu sind, empfinde ich als sehr reizvoll. Die Porta Westfalica ist markant auf vielen Deutschlandkarten zu sehen, sie zu durchfahren für mich ein unvergessliches Erlebnis. Die Landschaftsformen verändern sich, die Sprech- und Lebensweisen der Bewohner auch. Die Windstärken nehmen spürbar zu, meist nicht zu meinem Vorteil.

    Unter schwerem Wolkenhimmel ungeschützt viele Kilometer bis zum nächsten Ort übers platte Land zu rollen, wird zur spannenden Herausforderung. Böiger Wind und Regen zwingen mich, Schutz unter einem dicken Baum zu suchen. Da, Blitz und Donner ganz in der Nähe. Weit werfe ich die Rollski von mir und mache mich klein. Der Baum mit seinem lichten Blätterkleid ist nicht mein Freund. Durchnässt und frierend fahre ich im strömenden Regen weiter. Ich muss mich irgendwie aufwärmen und eine Erkältung vermeiden. Dabei habe ich bis auf eine Magen-Darm-Verstimmung, die mir zwei Pausentage einbrachte, körperlich keine besonderen Probleme. Etwas ungünstig ist meine Ernährung. Ich nehme reichlich Fette und Eiweiße zu mir, dazu Säfte und Weißbrot. Eine Trinkblase mit Mineralwasser trage ich im Rucksack.



    Ski across Germany


    Über die Elbe


    Gleich rolle ich weiter auf dem Nordseeküsten-Radweg. Dann bestimmen Dämme, Marschland und starke Winde die Szenerie. Endlose Deichwege, dicht bedeckt mit Schafskot, nehme ich unter die Räder.


    Fisch, Algensalat und Bier

    In Bremen skate ich am Weserstadion vorbei. Dann auf holprigen Pflasterwegen vom Zentrum bis zur Universität und weiter im Gegenwind durch das malerische Teufelsmoor. Am nächsten Tag erreiche ich die Elbe, setze mit der Fähre über nach Glückstadt und rolle weiter auf dem Nordseeküsten-Radweg. Jetzt bestimmen Dämme, Marschland und stärkere Winde die Szenerie. Schier endlose Deichwege, dicht bedeckt mit Schafskot, nehme ich unter die Räder. Den Oberkörper nach vorne gebeugt erkämpfe ich jeden Meter im heftig brausenden Gegenwind. Stehenbleiben. Atem holen. Essen. Trinken. Immer noch kein Mensch zu sehen. Der dunkle Himmel wirkt dramatisch. Weiter. Kurze Regenschauer. Es gibt keinen Unterstand. Mist, die Jacke ist zu dünn und wärmt nicht. Wenigstens trocknet sie geschwind.


    In zwei, drei Tagen bin ich in Sylt


    Sylt


    In Husum bei den Nordfriesen geht es mir gut. In der Nähe vom Binnenhafen finde ich eine beheizte Ferienwohnung, die für wenig Geld Ruhe und den nötigen Komfort bietet, um mich und meine Ausrüstung wiederherzustellen. Im Fischhaus Loof um die Ecke nehme ich frischen Fisch, grüne Meeresalgen und Bier zu mir. Freundliche Menschen, anregende Unterhaltungen und der alte Zweimaster im Hafen machen mir den Abend zum Geschenk.


    Immer weiter


    Am Ellenbogen auf Sylt


    An der Küste entlang rolle ich über Dagebüll nach Klanxbüll, fahre eine Station mit der Bahn auf dem Hindenburgdamm bis Morsum. Hier auf Sylt sind die Wege bestens, das Licht, die Dünen und Farben sehr eindrucksvoll. An der Nordspitze, am sogenannten Ellenbogen, bin ich am Ziel meiner Reise, nach 18 Tagesetappen, 1700 Kilometern und 6 Pausentagen. In einem traditionsbewussten Hotel genieße ich etwas Bequemlichkeit, frühstücke Fisch, Sekt und Gemüse, gehe über die Dünen zum Strand und nehme bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ein kaltes Bad in der Nordsee.
    Zuletzt geändert von Rando; 16.09.2015, 21:37.

  • Tie_Fish
    Alter Hase
    • 03.01.2008
    • 3550
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

    Sehr schöne Tour und coole Sportgeräte. Selbst habe ich die Dinger, die damals noch ziemlich anders aussahen und nur zum Training des damals erlaubten klassischen Stils im Sommer benutzt wurden, mit 15 Jahren an den Nagel gehängt, als es mich bergab mal schwer zerledert hat. Aber heute würde es mich reizen, es wenigstens mal zu probieren. Jedenfalls ein paar Kilometer, nicht so eine Tour... Respekt!

    Was sind das genau für Teile? "Powerslide" kann ich lesen...
    Grüße, Tie »

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    • Rando
      Anfänger im Forum
      • 11.03.2015
      • 45
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

      X-Plorer 1.0 von Powerslide, ein ziemlich robuster Cross-Rollski. Das Nachfolgemodell 2.0 lag für alle Fälle zu Hause bereit. Ich musste keine Teile wechseln. Ein kleines Schräuble habe ich unterwegs verloren. Allein die Reinigung und Pflege des Materials inklusive des Anschärfens der Stockspitzen kostete mich täglich eine knappe halbe Stunde.

      Gruß
      Rando

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      • blauloke

        Lebt im Forum
        • 22.08.2008
        • 9099
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

        Klasse Idee und gut umgesetzt. Rollski hatten wir hier noch nicht.
        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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        • Chouchen
          Freak

          Liebt das Forum
          • 07.04.2008
          • 20009
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

          Ja, das ist wirklich mal was anderes. Hut ab.
          "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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          • rumpelstil
            Alter Hase
            • 12.05.2013
            • 2707
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

            Sehr cool! Danke für den Bericht!

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            • Gast-Avatar

              #7
              AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

              Wow! Respekt.

              Ich wollte mir auch schon immer mal geländige Rollski kaufen. Könntest Du oder andere Rollskier da vielleicht noch etwas zu sagen?

              1.
              Bislang kannte ich nur Jenex V2. Und nicht Powerslide. Wo liegen die Unterschiede?

              2.
              Wie hoch ist das Risiko, dass man sich mit den Teilen hinlegt? Höher als mit Skatingski? Ohne Schnee tut so ein Sturz ja sicher mehr weh ...

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              • berlinbyebye
                Fuchs
                • 30.05.2009
                • 1197
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                echt abgefahren! Nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes.

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                • Rando
                  Anfänger im Forum
                  • 11.03.2015
                  • 45
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                  Den größten Unterschied zu herkömmlichen Rollski machen die Räder. Sie haben einen größeren Durchmesser (ca. 12,5 oder 15 cm), in der geteilten Felge liegt ein Mantel und Schlauch mit Autoventil. Man pumpt die Reifen auf mit einer MTB-Gabelpumpe (ca. 7-10 bar).

                  Die optionalen Wadenbremsen (calf brake 2) befestigt man am Holmen oder besser gleich am Skistiefel.

                  Die Cross-Rollski von SRB (XRS01) sind auch zu empfehlen. Einen guten Testbericht findet man online im Skiroller-Magazin. Wer klassisch auf holprigen Wegen rollen will, nimmt den Jenex NXL 150rc oder Elpex Offroad classic (mit Gummirädern). Skike bietet dieses Jahr mit dem V8 Tour ein Modell an, das Skating, Klassisches Laufen und Touren-Gehen können soll.

                  Der Jenex V2 hat die meisten Freunde wohl in Amerika. Grundsätzlich würde ich sagen, dass man auf normal asphaltierten Pisten mit herkömmlichen Rollski immer besser rollt. Die Geräte sind leichter und lassen sich gut führen. Ich kann zum Beispiel mit meinen Marwe Rollski 620 xc Skate diverse Lauftechniken, die ich vom Langlaufen her gewöhnt bin, „sauber“ ausführen bzw. simulieren.

                  Auf unbekannten Wegen mit Schotter, Pflaster, aufgerissener Asphaltdecke lohnen sich robuste Räder mit Luftbereifung. Sie schlucken manches weg. Das Gewicht und die „unsauberen“ Bewegungsmuster nimmt man in Kauf. Zumal, wenn man zusätzlich einen schweren Rucksack zu tragen hat.

                  Stürze sollte man vermeiden. Angepasste Geschwindigkeiten, Konzentration und immer den nötigen Respekt braucht es, wenn man unbeschadet ins Ziel kommen will. Voraussetzungen für diese lange Strecke sind natürlich Gesundheit, Training, Erfahrung und vorallem Motivation.
                  Ich hatte auf der Deutschlandtour ein Medizinpäckchen dabei. Zwei, drei Pflaster wegen einer leicht aufgeriebenen Stelle an der Wade benötigte ich, ansonsten weder Zusatzstoffe noch Medikamente. Es war schon manchmal unheimlich, diese perfekte Kontrolle und Effizienz in allen Dingen, von der täglichen Routenplanung und Navigation angefangen, die Ernährung, das Einkaufen bis zur Quartiersuche, die Materialpflege, die anstrengende maximal mögliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, bis der Schlaf kommt ...

                  Kommentar


                  • RockingKatja
                    Erfahren
                    • 21.03.2012
                    • 215
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                    Das ist ja mal ne geniale Idee!!! Danke fuer den Bericht! Hab mir letztens bei der Recherche zum LEJOG noch gedacht "Das hat noch keiner auf Rollski gemacht."
                    Kate-ventures - My adventures on the road

                    Kommentar


                    • derMac
                      Freak
                      Liebt das Forum
                      • 08.12.2004
                      • 11888
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                      Zitat von Rando Beitrag anzeigen
                      Stürze sollte man vermeiden. Angepasste Geschwindigkeiten, Konzentration und immer den nötigen Respekt braucht es, wenn man unbeschadet ins Ziel kommen will.
                      Das ist eigentlich, was ich an deine Tour am meisten bewundere, du musst die ganze Zeit extrem konzentriert gefahren sein. Dein Reisebericht liest sich aber auch sehr schön.

                      Mac

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                      • Rando
                        Anfänger im Forum
                        • 11.03.2015
                        • 45
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                        Ich hatte mich ein Jahr auf die Tour vorbereitet, vor allen Dingen mental. Ein Versuch sollte es nicht werden.

                        Mein Langlauffreund aus Freiburg i. Br. hatte mit seinen Speed-Skating-Freunden ein Jahr zuvor die Ultra Skate Challenge Germany von Schloss Beuggen (Rheinfelden) an der Schweizer Grenze bis Karlshagen (Peenemünde) in 13 Etappen + 1 Pausentag und 1650 km realisiert. Er hatte die Strecke über mehrere Jahre getestet und optimiert, da man ohne Bremse und auf harten schnellen Rollen unterwegs ist.

                        Meine Herangehensweise war dagegen geradezu romantisch. Ich plante den Streckenverlauf nur ganz grob und testete nicht einen Kilometer. Ich wollte mich allein auf die Routingvorschläge meiner Navis verlassen, irgendwo campieren und mir das Essen selbst kochen. Klar war, dass ich keiner perfekten Route für kleine Rollen einfach folge. Auf Cross-Rollski nehme ich jede Herausforderung an und entscheide vor Ort, welchen Weg ich laufe. Auch solche sportlichen Dinge, wie nachts auf Landstraßen im Scheinwerferlicht eines Pacecars vorauszufahren, überhaupt Begleitservice und Rundumversorgung sind nicht mein Ding.

                        Allein auf mich gestellt, konnte ich mir die Freiheit nehmen, die Schwierigkeiten selbst zu wählen
                        und meinem Eigensinn zu folgen, d.h. Urlaub machen.

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                        • Gast-Avatar

                          #13
                          AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                          Wenn ich es richtig verstehe, sind Cross-Rollski weniger schnell/sportlich/schwerer als normale Rollski.

                          Da ich aber nicht auf asphaltierten Strassen (bzw. so wenig wie möglich auf Asphalt) laufen will, kommen für mich nur Cross-Rollski in Betracht.

                          Wenn ich es richtig verstehe, sind Skier mit grossen Rollen (15cm) und einem nicht so steifen Holm (sagt man das so?) für groberes Gelände geeignet.

                          Was gibt es da ausser dem Jenex V2 und dem X-Plorer 2.0? Der X-Plorer ist ja relativ erschwinglich und scheint trotzdem gut zu sein ...

                          Wäre das mit dem X-Plorer 2.0 eine gut Idee, damit ich nächsten Winter auf Skatingskiern nicht konditionell bei Null anfange? Ist der Laufstil vergleichbar oder gewöhne ich mir da sehr schnell einen falschen Stil (so wie mit Skikes) an?

                          Danke!

                          Kommentar


                          • Tie_Fish
                            Alter Hase
                            • 03.01.2008
                            • 3550
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                            ooOO..., du bist kein Skiläufer, oder? Deine Fragen klingen so.

                            Falls nein, würde ich an deiner Stelle mit Skilaufen auf Schnee anfangen und dann probieren und dann die CrossSki kaufen. Es sei denn, du willst nicht auf den Schnee. Das Ganze resultiert aus meiner Erfahrung, dass ich recht früh Langlauf konnte und keine Probleme später auf Skatern, Skirollern oder anderen Ski hatte - Leute im Bekanntenkreis super Inliner fahren, aber beim Langlauf ständig Spitzensalat fabriziert haben. Vielleicht lernt man durch die Länge der Ski auf Schnee, wie man die Bewegung richtig macht.
                            Grüße, Tie »

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                            • Gast-Avatar

                              #15
                              AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                              Zitat von Tie_Fish Beitrag anzeigen
                              ooOO..., du bist kein Skiläufer, oder? Deine Fragen klingen so.

                              Falls nein, würde ich an deiner Stelle mit Skilaufen auf Schnee anfangen und dann probieren und dann die CrossSki kaufen. Es sei denn, du willst nicht auf den Schnee. Das Ganze resultiert aus meiner Erfahrung, dass ich recht früh Langlauf konnte und keine Probleme später auf Skatern, Skirollern oder anderen Ski hatte - Leute im Bekanntenkreis super Inliner fahren, aber beim Langlauf ständig Spitzensalat fabriziert haben. Vielleicht lernt man durch die Länge der Ski auf Schnee, wie man die Bewegung richtig macht.
                              Es ist umgekehrt. Ich fahre schon seit vielen vielen Jahren Ski (Alpin, Nordisch, Skating), stand aber noch nie auf Rollskiern. Habe insoweit lediglich angelesenes und damit nicht verlässliches Wissen. Daher meine Frage. Hatte gelesen, dass die Bewegung mit Skikes anders ist und hatte deshalb Sorge, dass man sich da den ganzen Sommer und Herbst über womöglich den Stil versaut.

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                              • Tie_Fish
                                Alter Hase
                                • 03.01.2008
                                • 3550
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                                #16
                                AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                                Zitat von oo0OooO0oo Beitrag anzeigen
                                Es ist umgekehrt. Ich fahre schon seit vielen vielen Jahren Ski (Alpin, Nordisch, Skating), stand aber noch nie auf Rollskiern. Habe insoweit lediglich angelesenes und damit nicht verlässliches Wissen. Daher meine Frage. Hatte gelesen, dass die Bewegung mit Skikes anders ist und hatte deshalb Sorge, dass man sich da den ganzen Sommer und Herbst über womöglich den Stil versaut.
                                Achso, dann halte ich das für unbegründete Sorge - wenn du viele Jahre Ski läufts, wirst du deinen Stil nicht versauen, glaube ich. Machst du ja mit Schlittschuhen oder Inlinern auch nicht. Und die Roller sind (zumindest nordisch) mehr am Inliner als am Ski, bilde ich mir ein.

                                Mit den flexiblen Holmen hast du halt eine Vorspannung wie auf den nordischen Ski und außerdem etwas "Federung" im Gelände, wobei die sicherlich mehr aus den Rädern kommt. Beim klassischen Stil stelle ich mir die flexiblen Holme eher hinderlich vor, schließlich will ich ja die Ski nicht anheben und ein Rad bleibt immer am Boden.

                                Wie gesagt: Alles graue Theorie - bin die Dinger noch nie gefahren. Zu meiner zeit sahen die noch so aus:



                                Bild-Quelle: http://forum.cross-skating.com
                                Grüße, Tie »

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                                • eisen
                                  Erfahren
                                  • 03.10.2005
                                  • 334
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                                  #17
                                  AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                                  ...und vom Technikaspekt nochmal zurück zum Reisebericht: sehr coole Aktion! Den Bericht hätte ich etwas detaillierter noch besser gefunden, aber seis drum.

                                  Grüsse,
                                  Eisen

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                                  • Rando
                                    Anfänger im Forum
                                    • 11.03.2015
                                    • 45
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                                    Also wer sich in der schneefreien Zeit auf die Langlaufsaison vorbereiten will, fährt Rad, einige machen auch Bergläufe bzw. –wanderungen. Vorallem laufen die meisten normale Rollski, entweder in der klassischen oder freien Technik bzw. beides, einige wiederum bevorzugen Speed-Skates. Cross-Rollski eignen sich nur bedingt, vergleichsweise vielleicht so wie Mountainbikes für Bahnradfahrer. Natürlich, auch ein Straßen-Radprofi wie John Degenkolb setzt sich zur Abwechslung mal auf ein Cross-Rad.
                                    Mit Lufträdern (und Bremsen) kann man auf Rollski seinen Aktionsradius erweitern. Ich bin nicht mehr angewiesen auf relativ flache, gut asphaltierte Strecken wie zum Beispiel der Fläming-Skate.

                                    Interessant finde ich die Kombinationsmöglichkeit von Bergwandern und Cross-Rollski. Lange Täler wie im Karwendel ließen sich so befahren. Dann befestige ich sie am Rucksack, mache eine Überschreitung und rolle im nächsten Tal weiter.
                                    Skike hat aktuell Modelle entwickelt, die sich beispielsweise für solche Touren anpassen lassen, es gibt auch teilbare Stöcke.

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                                    • stoeps
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                                      • 03.07.2007
                                      • 537

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                                      Tolle Aktion und schön geschriebener Bericht.

                                      Danke.
                                      „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                                      ― John Muir

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                                      • Rando
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                                        • 11.03.2015
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                                        #20
                                        AW: [DE] Auf Rollski von Oberstdorf nach Sylt

                                        Im deutschsprachigen Langlaufportal xc-ski.de wurde im September 2015 ein Artikel über die Deutschlandtour veröffentlicht:

                                        Ski Across Germany: Langlaufen im Sommer von den Alpen bis zur See

                                        Der Text erzählt neue Details von der Tour.

                                        http://www.xc-ski.de/aktuelles/repor...en-bis-zur-see

                                        Missverständlich ist das Foto mit der Bildunterschrift „Überfahrt“. Denn nebenan berichtet der Text, dass ich an der Elbe nach Glückstadt übersetzte, um im Dithmarschen (Schleswig-Holstein) weiterzulaufen. Die kleine Fähre an der Herstelle, man kann das Schild gerade noch lesen, benutzte ich, da war ich fast noch in der Mitte Deutschlands, als ich über die Weser auf die andere Seite wollte.

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