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Hier nun endlich zumindest der erste Teil unserer ersten Radreise im Sommer 2013. Ich hoffe, es gefällt...
Prolog
Ich weiß nicht mehr, wie die Idee genau entstanden ist, eine Urlaubsreise mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu unternehmen. Einen vermutlich großen Anteil daran hat wohl die Anschaffung eines neuen Fahrrads für T. letzten Herbst. Es hat bestimmt auch geholfen, dass unsere beste Freundin noch einiges früher ebenfalls ein Fahrrad erworben hat und wir gemeinsam schon so einige schöne Tagesausflüge unternommen haben. Zu guter Letzt bekam ich dann auch noch ein neues Fahrrad, allerdings erst, nachdem wir uns endgültig für eine Radreise entschieden hatten. Das Unternehmen „aus eigener Kraft voran“ konnte begonnen werden. Dank des Forums und der vielen tollen Reiseberichte waren wir außerdem sehr motiviert.
Das Ziel war uns auch recht schnell klar. Es sollte in die uns noch sehr unbekannten neuen Bundesländer gehen. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns für die Mecklenburgische Seenplatte, da von uns aus die Anreise mit der Bahn vergleichsweise komfortabel ist und durch die vielen Seen genügend attraktive Zwischenziele für unser Tochter (9) angesteuert werden können.
Die Vorbereitungen umfassten neben der ausgiebigen Nutzung dieses Forums u.a. einige Neuanschaffungen, aber es waren auch schon viele Dinge durch unsere Zeltreisen mit dem Auto vorhanden. Ein anderes Zelt musste her, das alte Ungetüm (Division Dome) macht sich gut im Kofferraum, aber bestimmt nicht auf einem Gepäckträger. Wir haben uns für einen Tipi entschieden, der für uns beste Kompromiss zwischen Gewicht und Komfort. Außerdem war Töchterchen ihrem tollen Kinderschlafsack entwachsen, also durfte sie meinen übernehmen, der mir eh ein wenig eng um die Hüften wurde (ja, es gibt da auch andere Lösungen...) und ich durfte mir beim Roman, den netten Polen von nebenan, einen Neuen aussuchen. Dann wurde die komplette Ausrüstung einmal probeweise auf die Räder gepackt und es war schnell klar, dass noch ein wenig am Packensemble gefeilt werden musste, weniger Kilos bei Töchterchen mehr für uns, haben wir aber gut gelöst.

ist alles gar nicht so schwer, nur voluminös
27.06.13 Döhle-Lüneburg ca. 33km
Heute geht es los. Nach einem ausgiebigen Frühstück werden die Fahrräder beladen und das erste Bild gemacht. Dann starten wir gen Lüneburg, der nächst gelegene Fernbahnhof . Wir wählen eine Route über Evendorf, Soderstorf, Oldendorf, Südergellersen, Heiligenthal und Oedeme. Das Meiste davon ist uns schon bekannt, doch die Strecke von Südergellersen nach Heiligenthal ist neu für uns und wir werden positiv überrascht. Unser Weg führt uns auf einem schön gelegenen und gut ausgebauten Radweg entlang einer schmalen, sehr wenig befahrenen Straße. Schneller als gedacht kommen wir in Lüneburg an. Die erste Etappe ist bewusst so kurz geplant, damit wir uns ein wenig eingewöhnen können. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz fällt aus, weil wir bei einem Bekannten in der schönen Altstadt unterkommen. Es ist noch früh und so nutzen wir die Zeit, um die Bahnfahrkarten zu besorgen und noch ein wenig durch die Stadt zu bummeln.

irgendwo auf dem Weg von zu Haus nach Lüneburg
28.06.13 Lüneburg-Neubrandenburg ca. 10km
Um 09:45 Uhr fährt unser Zug zunächst in Richtung Lübeck ab. Wir wachen früh genug auf, um in Ruhe frühstücken, alles wieder zusammenpacken und einen Abstecher in den hiesigen Outdoorladen machen zu können. Am Bahnhof nutzen wir den praktischen Fahrstuhl und erreichen so den richtigen Bahnsteig. Unser Zug hat hier einen längeren Aufenthalt, so dass wir in aller Ruhe uns und die Räder verladen können. Den Platz für die Fahrräder teilen wir uns mit einer kleinen Gruppe, die den Ostseeradweg entlang reisen will.

In Lübeck haben wir genügend Zeit, den Bahnsteig wieder mit komfortablen Aufzügen zu wechseln und können sogar in Ruhe Mittag essen. Als der Zug nach Neubrandenburg (eigentlich fährt der bis Stettin) einfährt, bin ich etwas überrascht. Für diese lange Strecke wirkt das Gefährt gerade zu winzig. Der Bahnsteig hat sich gut gefüllt und in mir regt sich die leise Sorge, ob wir mit unserem ganzen Geraffel überhaupt mit hineinpassen, ganz unbegründet, wie sich herausstellt. Alle Reisenden, darunter auch eine größere Gruppe in Richtung Polen, kommen bequem unter. Unterwegs steigen immer mehr Fahrgäste zu und es wird doch eng. Zum Glück sind wir die einzigen mit Fahrrädern. Angekommen in Neubrandenburg stellen wir fest, dass wir diesmal ohne Fahrstuhl oder sonstigen Erleichterungen vom Bahnsteig kommen müssen. Es hilft, dass wir nun alle Zeit der Welt haben und nur noch zum Campingplatz radeln wollen. Zunächst empfangen uns die Reste eines kräftigen Schauers und lärmender Freitagnachmittagsverkehr. Beides lassen wir bald hinter uns und erreichen über ein parkartiges Gelände den Radweg am Tollensesee, der uns zu unserem ersten Übernachtungsplatz führt.

Tollensesee mit abziehendem Schauer
Wir befinden uns auf einem Teilstück des Fernradwegs durch die Mecklenburgische Seenplatte. Es ist wunderschön und wir hoffen, dass wir auch weiterhin auf so wunderbaren Wegen fahren dürfen. Kurze Zeit später erreichen wir den Campingplatz Gatscheck. Das Wetter ist von recht freundlich auf ziemlich regnerisch umgeschlagen und unser Abendessen fällt entsprechend feucht aus. Unser Kocher-Ensemble, dass wir vor 2 Jahren schon auf Kanu-Tour dabei hatten, bewährt sich auch diesmal hervorragend. Eigentlich ist der Campingplatz recht idyllisch gelegen, ist aber hauptsächlich auf Langzeit-Gäste samt kleiner Wochenendhütten und größere Gruppen, die gerne auf Tauchgang im See sind eingerichtet und gegen Abend wird es ziemlich unruhig. Die Zeltwiese für die Durchreisenden befindet sich direkt zwischen Großlager der Tauchergruppe und den sanitären Einrichtungen mit entsprechendem Publikumsverkehr bis spät in die Nacht.

unser erstes Nachtlager
29.6.13 Gatscheck-Blankenförde ca. 42km
Wir erwachen durch das harmonische Geräusch des Regens auf unserer Zeltplane. Entgegen aller vorherigen Wetteraussichten ist es nun trüb und es regnet mal mehr, mal weniger. Wir gönnen uns frische Brötchen und wappnen uns für den Tag.

Heute sind für unsere Verhältnisse ein paar Kilometer mehr geplant. Hier ist es hügeliger als erwartet. Flachland verwöhnt wie wir sind, kommen wir schnell ins Keuchen. Allerdings werden wir immer wieder mit wunderschönen Ausblicken belohnt.

Unser Zwischenziel ist Penzlin mit seiner hübschen kleinen Burg und einer sehr interessanten Ausstellung zur Hexenverfolgung.

Innehof der Burg

nur ein kleiner Teil der Namenslisten von verfolgten Hexen

ein kleiner Teil des interessanten Kräutergartens
Unsere Pause hier ist jedoch länger als geplant, da ein plattes Vorderrad zu beheben ist. Doch das Flicken geht recht problemlos, der Übeltäter, eine kleine Steinspitze, ist auch kaum zu übersehen. Es ist trotzdem schon recht spät geworden und wir müssen unsere Tochter immer wieder motivieren, noch nicht aufzugeben. Sie durchläuft ein sehr ausgeprägtes Formtief, auch Müsliriegel helfen nicht viel.

Ankershagen
Als wir jedoch unser Ziel am späten Nachmittag erreichen, ist alle Pein vergessen und sie verschwindet auf dem Spielplatz des überaus lauschigen Campingplatzes am Hexenwäldchen. Dieser Platz ist ganz anders konzipiert als Gatscheck. Unterwegs erfahren wir von einem anderen Radlerpaar, dass Letzterer durchaus berüchtigt sei. Heute Abend wird es wohl deutlich ruhiger zugehen. Die Fraktion der noch nicht Volljährigen ist deutlich jünger (alles zwischen 0 und ca. 12 Jahren). Zudem gibt es hier sehr strenge Platzregeln. Schlagartig gegen 22 Uhr ist es totenstill. Wunderbar!

Abends am Jamelsee
30.6.13 Blankenförde-Großmenow (bei Strasen) ca. 32km
Für heute ist schönes Wetter angesagt worden und wir hoffen, unterwegs unsere Wäsche trocken zu bekommen. Unser nächstes Ziel ist der Campingplatz am Ellenbogensee. Die angesagte Sonne versteckt sich dann doch immer wieder hinter Wolken, zum Wäschetrocknen reicht es aber. Wir folgen grob der Eiszeitroute und so kommt es uns am Vormittag auch vor.

Eiszeitroute
Es ist sehr ungemütlich. Als wir am großen Weißen See eine Mittagspause einlegen, bläst eine sehr kühle Brise über das graue Gewässer. Trotzdem verirren sich gar nicht wenige Gäste in die „Seeterrassen“. Danach folgen wir dem ausgeschilderten Weg in Richtung Süden vorbei an Wesenberg. Die Strecke ist für uns recht anspruchsvoll, einige Stellen können wir nur schiebend überwinden. Das Rad unserer Tochter müssen wir dabei immer nachholen, da sie mit den steilen Stellen komplett überfordert ist. Dafür werden wir mit einer sehr ansprechenden Umgebung belohnt. Am Ellenbogensee errichten wir dann erschöpft unser Zelt. Das Kind holt noch einige Kraftreserven aus einer uns rätselhaften Quelle und verschwindet auf dem Hüpfkissen. Wir begegnen zwei Rad-Fernreisenden aus Australien, die sich Europa ansehen. Beeindruckt von unserer Tochter wird noch schnell ein Bild mit ihr samt beladenem Fahrrad gemacht. Außerdem wird unser Kocherset bewundert. Wir erfahren, dass sie ihre Reise auch zum Aufstocken und Verbessern ihrer Ausrüstung nutzen. Scheinbar ist das in Australien schwieriger.
Zum Abend hin regnet es mal wieder.
01.07.13 Großmenow (bei Strasen)-Carwitz ca. 47km
Der nächste Morgen empfängt uns etwas freundlicher und wir machen uns auf den langen Weg nach Carwitz am Schmalen Luzin. Auch heute folgen wir der landschaftlich reizvoll gelegenen Eiszeitroute. Zunächst kommen wir in Fürstenberg an und suchen den dortigen Zweirad-Händler auf. Dort wird der Luftdruck im geflickten Vorderrad korrigiert, ein paar Fahrradhandschuhe für das Kind sowie ein Flaschenhalter samt Adapter erstanden. Danach gönnen wir uns ein zweites Frühstück und schauen einem anderen Radreisenden beim professionellen Flicken zu.

Kirche und Marktplatz in Fürstenberg
In Fürstenberg ist viel Verkehr. Wir erleben hautnah, warum sich die Anwohner scheinbar in breiter Front gegen die B96 stark machen. Dieser nette kleine Ort verdient wirklich eine wirkungsvolle Umgehung. Wir verlassen das Städtchen in Richtung Alt-Thymen und freuen uns, dass das Wetter endlich eher im Sommer anzusiedeln ist. Obwohl wir häufig kleine Päuschen einlegen, kommen wir deutlich besser als gestern voran. Der Weg ist weiterhin wunderschön, nur hin und wieder müssen wir die schmale Straße mit Kraftfahrzeugen aller Art teilen. Einige Fahrer sind sehr rücksichtsvoll, anderen könnte man glatt die Beifahrerfenster putzen.

etwas schüchterne Kirche

kurze Brückenpause mitten im Wald

Goldenbaumer Mühle
In Triepkendorf erleben wir einen kulinarsichen Höhepunkt. Wir kehren ins „Tenzo“ ein. Diese Gaststätte sei jedem empfohlen, der sich in dieser sonst scheinbar Gott verlassenen Gegend aufhält. Wir lassen uns an einem der Außentische im Garten nieder und ich bestaune erstmal den Maulbeerbaum, der am Rande eines üppigen Kräuterbeetes steht. Die Auswahl der Speisen ist klein aber fein und man müht sich, alles regional und möglichst ökologisch anzubieten. Das obligatorische Schnitzel (das beste, das jemals von den beiden gegessen wurde), wird es dennoch bei Mann und Kind, ich genieße eine rustikale Vesperplatte mit regionalen Wurst- u. Käsespezialitäten und verboten leckerem Brot. Derlei bestens gestärkt machen wir uns an die letzte heutige Etappe, die erstmal nach ca. 2km mit einem Sturz von Töchterchen endet. Sie kommt von einer der parallel verlaufenden Betonspuren ab und rutscht weg. Ergebnis sind ein etwas aufgeschürftes Knie und ein verstellter Lenker. Das Rad ist schnell gerichtet, Kind schnell getröstet und wir entscheiden uns, diesen Weg zu verlassen und den als „schwieriger“ ausgeschilderten Weg zu wählen, der aber kürzer sein soll. Es ist sandig, aber gut festgefahren und somit gut zu bewältigen. Wir begegnen außerdem der größten Blindschleiche, die mir bisher über den Weg gekrochen ist. Schließlich kehren wir im idyllisch gelegenen Campingplatz „Klein und fein“ in Carwitz ein. Die Sonne brennt inzwischen vom Himmel und so ist unser regenfeuchtes Zelt vom Morgen schnell wieder trocken. Das Kind kühlt sich erstmal im Carwitzer See ab. Wir richten uns ein und gönnen uns dann einen wohlverdienten Eisbecher. Die daraus gewonnene Energie reicht für unsere Tochter locker aus, sich der hiesigen mit Wasserpistolen bewaffneten Rasselbande anzuschließen und bis zur Zu-Bett-geh-Zeit über den Platz zu jagen. In der Nacht entlädt sich eins für den Tag angesagten Gewitter und ich werde unsanft von grellen Blitzen, Donnergrollen und dem Geräusch eines Wolkenbruchs auf Zeltplane geweckt. Unser Zelt hält dem Unwetter tadellos stand, auch die Windböen werden problemlos weggesteckt. Es könnte sich fast gemütlich anfühlen, wenn mir nur nicht ständig bewusst wäre, dass der einzige Unterschied zu einem Gewittererleben auf freiem Feld die dünne Zeltplane ist und die Metallstange neben mir. Ich kann erst gegen Morgengrauen wieder einschlafen.
2.7.13 Carwitz-Feldberg ca. 15km
Heute wollen wir nicht so weit fahren, lediglich bis Feldberg und dann ein wenig mit dem Kanu die Gegend erkunden. Zunächst genießen wir den wunderschön angelegten Radweg durch lichten Buchenwald, der uns immer wieder einen Blick auf den überaus klaren Schmalen Luzin freigibt.


der Radweg
Die kleine Hand betriebene Fähre in der Nähe von Hullerbusch ist zumindest für Fußgänger oder auch unbepackte Radler ein lohnendes Zwischenziel. Wir verzichten allerdings darauf, unser ganzes Gepäck die steile Uferböschung hinunter zu schaffen, um es dann auf der anderen Seite irgendwie wieder hinauf zu bekommen und freuen uns weiter über den tollen Radweg. In Feldberg angekommen, bemühen wir erstmal die Touristen-Info, um nach Campingplätzen zwischen Feldberg und Neustrelitz Ausschau zu halten. Leider ohne Erfolg und so stellen wir uns auf eine längere Etappe für den morgigen Tag ein. Heute müssen wir noch ein bisschen Zeit vertrödeln, bis wir beim Campingplatz vorstellig werden dürfen und genießen die Sonne an einem etwas verschlafen wirkenden Badeplatz mit Blick auf Feldberg. Die Ruhe wird irgendwann durch Arbeiten an den hiesigen Grünanlagen beeinträchtigt, aber da können wir uns auch schon auf den Weg zum Campingplatz am Bauernhof machen. Auch dieser ist idyllisch am See gelegen und wir mieten uns noch für den Rest des Tages ein Kanu. Sobald das Zelt samt Inneneinrichtung steht, machen wir uns auf, unsere Umgebung zu Wasser zu erkunden. Zuerst wenden wir uns dem Schmalen Luzin zu. Das Paddeln geht leicht und ist eine schöne Abwechslung zur üblichen Beinarbeit. Wir fahren bis zur kleinen Fähre und machen dann kehrt, um uns erstmal am Zelt mit Abendessen zu versorgen. Unterwegs genießen wir den Blick ins klare Wasser und die Fauna in Form von irgendwelchen Tauchern, springenden Fischlein und kreisenden Raubvögeln, die wir noch identifizieren müssen.

Nach dem Abendessen widmen wir uns dem Breiten Luzin. Hier hat das Wasser eine wunderschöne grünliche Färbung. Wir können die Fütterung eines Taucherjungen beobachten und sind ganz hingerissen. Alles in allem eine schöne Tour zum Ausklang des Tages...
Prolog
Ich weiß nicht mehr, wie die Idee genau entstanden ist, eine Urlaubsreise mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu unternehmen. Einen vermutlich großen Anteil daran hat wohl die Anschaffung eines neuen Fahrrads für T. letzten Herbst. Es hat bestimmt auch geholfen, dass unsere beste Freundin noch einiges früher ebenfalls ein Fahrrad erworben hat und wir gemeinsam schon so einige schöne Tagesausflüge unternommen haben. Zu guter Letzt bekam ich dann auch noch ein neues Fahrrad, allerdings erst, nachdem wir uns endgültig für eine Radreise entschieden hatten. Das Unternehmen „aus eigener Kraft voran“ konnte begonnen werden. Dank des Forums und der vielen tollen Reiseberichte waren wir außerdem sehr motiviert.
Das Ziel war uns auch recht schnell klar. Es sollte in die uns noch sehr unbekannten neuen Bundesländer gehen. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns für die Mecklenburgische Seenplatte, da von uns aus die Anreise mit der Bahn vergleichsweise komfortabel ist und durch die vielen Seen genügend attraktive Zwischenziele für unser Tochter (9) angesteuert werden können.
Die Vorbereitungen umfassten neben der ausgiebigen Nutzung dieses Forums u.a. einige Neuanschaffungen, aber es waren auch schon viele Dinge durch unsere Zeltreisen mit dem Auto vorhanden. Ein anderes Zelt musste her, das alte Ungetüm (Division Dome) macht sich gut im Kofferraum, aber bestimmt nicht auf einem Gepäckträger. Wir haben uns für einen Tipi entschieden, der für uns beste Kompromiss zwischen Gewicht und Komfort. Außerdem war Töchterchen ihrem tollen Kinderschlafsack entwachsen, also durfte sie meinen übernehmen, der mir eh ein wenig eng um die Hüften wurde (ja, es gibt da auch andere Lösungen...) und ich durfte mir beim Roman, den netten Polen von nebenan, einen Neuen aussuchen. Dann wurde die komplette Ausrüstung einmal probeweise auf die Räder gepackt und es war schnell klar, dass noch ein wenig am Packensemble gefeilt werden musste, weniger Kilos bei Töchterchen mehr für uns, haben wir aber gut gelöst.
ist alles gar nicht so schwer, nur voluminös

27.06.13 Döhle-Lüneburg ca. 33km
Heute geht es los. Nach einem ausgiebigen Frühstück werden die Fahrräder beladen und das erste Bild gemacht. Dann starten wir gen Lüneburg, der nächst gelegene Fernbahnhof . Wir wählen eine Route über Evendorf, Soderstorf, Oldendorf, Südergellersen, Heiligenthal und Oedeme. Das Meiste davon ist uns schon bekannt, doch die Strecke von Südergellersen nach Heiligenthal ist neu für uns und wir werden positiv überrascht. Unser Weg führt uns auf einem schön gelegenen und gut ausgebauten Radweg entlang einer schmalen, sehr wenig befahrenen Straße. Schneller als gedacht kommen wir in Lüneburg an. Die erste Etappe ist bewusst so kurz geplant, damit wir uns ein wenig eingewöhnen können. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz fällt aus, weil wir bei einem Bekannten in der schönen Altstadt unterkommen. Es ist noch früh und so nutzen wir die Zeit, um die Bahnfahrkarten zu besorgen und noch ein wenig durch die Stadt zu bummeln.
irgendwo auf dem Weg von zu Haus nach Lüneburg
28.06.13 Lüneburg-Neubrandenburg ca. 10km
Um 09:45 Uhr fährt unser Zug zunächst in Richtung Lübeck ab. Wir wachen früh genug auf, um in Ruhe frühstücken, alles wieder zusammenpacken und einen Abstecher in den hiesigen Outdoorladen machen zu können. Am Bahnhof nutzen wir den praktischen Fahrstuhl und erreichen so den richtigen Bahnsteig. Unser Zug hat hier einen längeren Aufenthalt, so dass wir in aller Ruhe uns und die Räder verladen können. Den Platz für die Fahrräder teilen wir uns mit einer kleinen Gruppe, die den Ostseeradweg entlang reisen will.
In Lübeck haben wir genügend Zeit, den Bahnsteig wieder mit komfortablen Aufzügen zu wechseln und können sogar in Ruhe Mittag essen. Als der Zug nach Neubrandenburg (eigentlich fährt der bis Stettin) einfährt, bin ich etwas überrascht. Für diese lange Strecke wirkt das Gefährt gerade zu winzig. Der Bahnsteig hat sich gut gefüllt und in mir regt sich die leise Sorge, ob wir mit unserem ganzen Geraffel überhaupt mit hineinpassen, ganz unbegründet, wie sich herausstellt. Alle Reisenden, darunter auch eine größere Gruppe in Richtung Polen, kommen bequem unter. Unterwegs steigen immer mehr Fahrgäste zu und es wird doch eng. Zum Glück sind wir die einzigen mit Fahrrädern. Angekommen in Neubrandenburg stellen wir fest, dass wir diesmal ohne Fahrstuhl oder sonstigen Erleichterungen vom Bahnsteig kommen müssen. Es hilft, dass wir nun alle Zeit der Welt haben und nur noch zum Campingplatz radeln wollen. Zunächst empfangen uns die Reste eines kräftigen Schauers und lärmender Freitagnachmittagsverkehr. Beides lassen wir bald hinter uns und erreichen über ein parkartiges Gelände den Radweg am Tollensesee, der uns zu unserem ersten Übernachtungsplatz führt.
Tollensesee mit abziehendem Schauer
Wir befinden uns auf einem Teilstück des Fernradwegs durch die Mecklenburgische Seenplatte. Es ist wunderschön und wir hoffen, dass wir auch weiterhin auf so wunderbaren Wegen fahren dürfen. Kurze Zeit später erreichen wir den Campingplatz Gatscheck. Das Wetter ist von recht freundlich auf ziemlich regnerisch umgeschlagen und unser Abendessen fällt entsprechend feucht aus. Unser Kocher-Ensemble, dass wir vor 2 Jahren schon auf Kanu-Tour dabei hatten, bewährt sich auch diesmal hervorragend. Eigentlich ist der Campingplatz recht idyllisch gelegen, ist aber hauptsächlich auf Langzeit-Gäste samt kleiner Wochenendhütten und größere Gruppen, die gerne auf Tauchgang im See sind eingerichtet und gegen Abend wird es ziemlich unruhig. Die Zeltwiese für die Durchreisenden befindet sich direkt zwischen Großlager der Tauchergruppe und den sanitären Einrichtungen mit entsprechendem Publikumsverkehr bis spät in die Nacht.
unser erstes Nachtlager
29.6.13 Gatscheck-Blankenförde ca. 42km
Wir erwachen durch das harmonische Geräusch des Regens auf unserer Zeltplane. Entgegen aller vorherigen Wetteraussichten ist es nun trüb und es regnet mal mehr, mal weniger. Wir gönnen uns frische Brötchen und wappnen uns für den Tag.
Heute sind für unsere Verhältnisse ein paar Kilometer mehr geplant. Hier ist es hügeliger als erwartet. Flachland verwöhnt wie wir sind, kommen wir schnell ins Keuchen. Allerdings werden wir immer wieder mit wunderschönen Ausblicken belohnt.
Unser Zwischenziel ist Penzlin mit seiner hübschen kleinen Burg und einer sehr interessanten Ausstellung zur Hexenverfolgung.
Innehof der Burg
nur ein kleiner Teil der Namenslisten von verfolgten Hexen
ein kleiner Teil des interessanten Kräutergartens
Unsere Pause hier ist jedoch länger als geplant, da ein plattes Vorderrad zu beheben ist. Doch das Flicken geht recht problemlos, der Übeltäter, eine kleine Steinspitze, ist auch kaum zu übersehen. Es ist trotzdem schon recht spät geworden und wir müssen unsere Tochter immer wieder motivieren, noch nicht aufzugeben. Sie durchläuft ein sehr ausgeprägtes Formtief, auch Müsliriegel helfen nicht viel.
Ankershagen
Als wir jedoch unser Ziel am späten Nachmittag erreichen, ist alle Pein vergessen und sie verschwindet auf dem Spielplatz des überaus lauschigen Campingplatzes am Hexenwäldchen. Dieser Platz ist ganz anders konzipiert als Gatscheck. Unterwegs erfahren wir von einem anderen Radlerpaar, dass Letzterer durchaus berüchtigt sei. Heute Abend wird es wohl deutlich ruhiger zugehen. Die Fraktion der noch nicht Volljährigen ist deutlich jünger (alles zwischen 0 und ca. 12 Jahren). Zudem gibt es hier sehr strenge Platzregeln. Schlagartig gegen 22 Uhr ist es totenstill. Wunderbar!
Abends am Jamelsee
30.6.13 Blankenförde-Großmenow (bei Strasen) ca. 32km
Für heute ist schönes Wetter angesagt worden und wir hoffen, unterwegs unsere Wäsche trocken zu bekommen. Unser nächstes Ziel ist der Campingplatz am Ellenbogensee. Die angesagte Sonne versteckt sich dann doch immer wieder hinter Wolken, zum Wäschetrocknen reicht es aber. Wir folgen grob der Eiszeitroute und so kommt es uns am Vormittag auch vor.
Eiszeitroute
Es ist sehr ungemütlich. Als wir am großen Weißen See eine Mittagspause einlegen, bläst eine sehr kühle Brise über das graue Gewässer. Trotzdem verirren sich gar nicht wenige Gäste in die „Seeterrassen“. Danach folgen wir dem ausgeschilderten Weg in Richtung Süden vorbei an Wesenberg. Die Strecke ist für uns recht anspruchsvoll, einige Stellen können wir nur schiebend überwinden. Das Rad unserer Tochter müssen wir dabei immer nachholen, da sie mit den steilen Stellen komplett überfordert ist. Dafür werden wir mit einer sehr ansprechenden Umgebung belohnt. Am Ellenbogensee errichten wir dann erschöpft unser Zelt. Das Kind holt noch einige Kraftreserven aus einer uns rätselhaften Quelle und verschwindet auf dem Hüpfkissen. Wir begegnen zwei Rad-Fernreisenden aus Australien, die sich Europa ansehen. Beeindruckt von unserer Tochter wird noch schnell ein Bild mit ihr samt beladenem Fahrrad gemacht. Außerdem wird unser Kocherset bewundert. Wir erfahren, dass sie ihre Reise auch zum Aufstocken und Verbessern ihrer Ausrüstung nutzen. Scheinbar ist das in Australien schwieriger.
Zum Abend hin regnet es mal wieder.
01.07.13 Großmenow (bei Strasen)-Carwitz ca. 47km
Der nächste Morgen empfängt uns etwas freundlicher und wir machen uns auf den langen Weg nach Carwitz am Schmalen Luzin. Auch heute folgen wir der landschaftlich reizvoll gelegenen Eiszeitroute. Zunächst kommen wir in Fürstenberg an und suchen den dortigen Zweirad-Händler auf. Dort wird der Luftdruck im geflickten Vorderrad korrigiert, ein paar Fahrradhandschuhe für das Kind sowie ein Flaschenhalter samt Adapter erstanden. Danach gönnen wir uns ein zweites Frühstück und schauen einem anderen Radreisenden beim professionellen Flicken zu.
Kirche und Marktplatz in Fürstenberg
In Fürstenberg ist viel Verkehr. Wir erleben hautnah, warum sich die Anwohner scheinbar in breiter Front gegen die B96 stark machen. Dieser nette kleine Ort verdient wirklich eine wirkungsvolle Umgehung. Wir verlassen das Städtchen in Richtung Alt-Thymen und freuen uns, dass das Wetter endlich eher im Sommer anzusiedeln ist. Obwohl wir häufig kleine Päuschen einlegen, kommen wir deutlich besser als gestern voran. Der Weg ist weiterhin wunderschön, nur hin und wieder müssen wir die schmale Straße mit Kraftfahrzeugen aller Art teilen. Einige Fahrer sind sehr rücksichtsvoll, anderen könnte man glatt die Beifahrerfenster putzen.
etwas schüchterne Kirche
kurze Brückenpause mitten im Wald
Goldenbaumer Mühle
In Triepkendorf erleben wir einen kulinarsichen Höhepunkt. Wir kehren ins „Tenzo“ ein. Diese Gaststätte sei jedem empfohlen, der sich in dieser sonst scheinbar Gott verlassenen Gegend aufhält. Wir lassen uns an einem der Außentische im Garten nieder und ich bestaune erstmal den Maulbeerbaum, der am Rande eines üppigen Kräuterbeetes steht. Die Auswahl der Speisen ist klein aber fein und man müht sich, alles regional und möglichst ökologisch anzubieten. Das obligatorische Schnitzel (das beste, das jemals von den beiden gegessen wurde), wird es dennoch bei Mann und Kind, ich genieße eine rustikale Vesperplatte mit regionalen Wurst- u. Käsespezialitäten und verboten leckerem Brot. Derlei bestens gestärkt machen wir uns an die letzte heutige Etappe, die erstmal nach ca. 2km mit einem Sturz von Töchterchen endet. Sie kommt von einer der parallel verlaufenden Betonspuren ab und rutscht weg. Ergebnis sind ein etwas aufgeschürftes Knie und ein verstellter Lenker. Das Rad ist schnell gerichtet, Kind schnell getröstet und wir entscheiden uns, diesen Weg zu verlassen und den als „schwieriger“ ausgeschilderten Weg zu wählen, der aber kürzer sein soll. Es ist sandig, aber gut festgefahren und somit gut zu bewältigen. Wir begegnen außerdem der größten Blindschleiche, die mir bisher über den Weg gekrochen ist. Schließlich kehren wir im idyllisch gelegenen Campingplatz „Klein und fein“ in Carwitz ein. Die Sonne brennt inzwischen vom Himmel und so ist unser regenfeuchtes Zelt vom Morgen schnell wieder trocken. Das Kind kühlt sich erstmal im Carwitzer See ab. Wir richten uns ein und gönnen uns dann einen wohlverdienten Eisbecher. Die daraus gewonnene Energie reicht für unsere Tochter locker aus, sich der hiesigen mit Wasserpistolen bewaffneten Rasselbande anzuschließen und bis zur Zu-Bett-geh-Zeit über den Platz zu jagen. In der Nacht entlädt sich eins für den Tag angesagten Gewitter und ich werde unsanft von grellen Blitzen, Donnergrollen und dem Geräusch eines Wolkenbruchs auf Zeltplane geweckt. Unser Zelt hält dem Unwetter tadellos stand, auch die Windböen werden problemlos weggesteckt. Es könnte sich fast gemütlich anfühlen, wenn mir nur nicht ständig bewusst wäre, dass der einzige Unterschied zu einem Gewittererleben auf freiem Feld die dünne Zeltplane ist und die Metallstange neben mir. Ich kann erst gegen Morgengrauen wieder einschlafen.
2.7.13 Carwitz-Feldberg ca. 15km
Heute wollen wir nicht so weit fahren, lediglich bis Feldberg und dann ein wenig mit dem Kanu die Gegend erkunden. Zunächst genießen wir den wunderschön angelegten Radweg durch lichten Buchenwald, der uns immer wieder einen Blick auf den überaus klaren Schmalen Luzin freigibt.
der Radweg
Die kleine Hand betriebene Fähre in der Nähe von Hullerbusch ist zumindest für Fußgänger oder auch unbepackte Radler ein lohnendes Zwischenziel. Wir verzichten allerdings darauf, unser ganzes Gepäck die steile Uferböschung hinunter zu schaffen, um es dann auf der anderen Seite irgendwie wieder hinauf zu bekommen und freuen uns weiter über den tollen Radweg. In Feldberg angekommen, bemühen wir erstmal die Touristen-Info, um nach Campingplätzen zwischen Feldberg und Neustrelitz Ausschau zu halten. Leider ohne Erfolg und so stellen wir uns auf eine längere Etappe für den morgigen Tag ein. Heute müssen wir noch ein bisschen Zeit vertrödeln, bis wir beim Campingplatz vorstellig werden dürfen und genießen die Sonne an einem etwas verschlafen wirkenden Badeplatz mit Blick auf Feldberg. Die Ruhe wird irgendwann durch Arbeiten an den hiesigen Grünanlagen beeinträchtigt, aber da können wir uns auch schon auf den Weg zum Campingplatz am Bauernhof machen. Auch dieser ist idyllisch am See gelegen und wir mieten uns noch für den Rest des Tages ein Kanu. Sobald das Zelt samt Inneneinrichtung steht, machen wir uns auf, unsere Umgebung zu Wasser zu erkunden. Zuerst wenden wir uns dem Schmalen Luzin zu. Das Paddeln geht leicht und ist eine schöne Abwechslung zur üblichen Beinarbeit. Wir fahren bis zur kleinen Fähre und machen dann kehrt, um uns erstmal am Zelt mit Abendessen zu versorgen. Unterwegs genießen wir den Blick ins klare Wasser und die Fauna in Form von irgendwelchen Tauchern, springenden Fischlein und kreisenden Raubvögeln, die wir noch identifizieren müssen.
Nach dem Abendessen widmen wir uns dem Breiten Luzin. Hier hat das Wasser eine wunderschöne grünliche Färbung. Wir können die Fütterung eines Taucherjungen beobachten und sind ganz hingerissen. Alles in allem eine schöne Tour zum Ausklang des Tages...
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