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Der älteste der drei, der sich Pülür oder „Bär“ nannte, ging voran. Ihm folgte der jüngste, Ixylon. Die Leichtigkeit seines Körpers, die einem Vogel glich, hatte ihm den Beinamen „Der aus Karls Horst“ eingetragen. Der dritte folgte mit Abstand und warf immer wieder Blicke auf die Landkarte. „Pfad-Finder“ nannte er sich, aber die beiden anderen sprachen ihn nur als „Herr Reiseleiter“ an.

Wenn sich die drei Männer umdrehten, sahen sie im Dunst unter ihnen eine kleinen Ort liegen. Dort waren sie heute morgen aus dem Zug ausgestiegen, der sie aus der großen Stadt hergebracht hatte. Lange waren sie dort nicht verweilt. Ihr Ziel lag oben in den Bergen. Wollten sie es noch vor der Dunkelheit erreichen, durften sie nicht zaudern, hatte ihnen Pfad-Finder schon im Zug eingeschärft.
Die drei bogen in einen schmalen Pfad ab. Von einem Fels, den Einheimischen „Scharfer Stein“ nannten, wollten sie einen Blick auf das Berg werfen, den sie heute noch zu überqueren hatten. Hier waren die Spuren des Winters noch nicht vergangen. Doch es war, als wäre der Schnee schon müde geworden. Die Eisschicht brach immer wieder ein, sobald ein Fuß mit ganzer Last zum Stehen kam. Bis zu den Waden versanken die Beine. Tief hängende Zweige peitschten die Gesichter.
Am frühen Morgen waren sie aus der großen Stadt ins Gebirge aufgebrochen. Es war die Kunde gegangen, dass dort ein magischer Felsen wieder Unruhe verbreite. Menschen auf dem Weg dorthin seien am frühen Abend eingeschlafen und erst nächsten Mittag wieder aufgewacht. Nicht einmal Zauber-Schneekreise hätten geholfen, berichteten sie. „Wolfswarte“ nannte sich der Fels – und es ging die Sage, dass er unter dem Schutz eines Schleichwolfs stehe. Als der Winter eine Pause eingelegt hatte, entschlossen sich die drei Männer, zur Wolfswarte hinaufzusteigen und herauszufinden, was dort vor sich ging.

Bleich warfen sie einen Blick auf den Berg vor ihnen, dessen Gipfel in Nebel gehüllt war. Wie ein gewaltiger Brocken lag er da. Ihn mussten sie heute noch übersteigen. Welcher Sturm würde sie erst dort oben erwarten? Im heulenden Sturm stiegen vom Scharfen Stein ab. Trügerisch die Ruhe, als sie wieder den Wald erreichten. Dort erwarteten sie rätselhafte frische Spuren im Schnee. Eine Hand? Und Schleifspuren? Sie hatten den ganzen Tag unterwegs niemanden gesehen. Und es war unwahrscheinlich, dass außer ihnen noch jemand diesen ungastlichen Ort aufsuchen wollte. Ein Schauer lief ihnen über ihre Rücken.
Als wenig später die Holzhütten einer Rangerstation in Sicht kamen, zögerten sie nicht lange und traten ein. Zwei Ranger saßen drin und musterten misstrauisch die unerwarteten Gäste. Wer vernünftig ist, bleibt bei diesem Wetter zu Hause, schienen ihre Blicke zu sagen. Doch genauso wenig wie die drei Männer sagten sie etwas - auch nicht zu den großen Rucksäcken. So schwiegen alle um den heißen Brei herum. Einzig der Hund der Ranger schien etwas zu spüren: Schwankend schlich er von seinem gewärmten Platz am Ofen zum Tisch der drei Männer, wurde aber schnell zurückgerufen. Die beiden Ranger warfen sich Blicke zu. "Du solltest sie nicht so gehen lassen", schien der eine zu sagen. "Soll unser Problem die ganze Welt erfahren?" antworteten die Augen des anderen. "Eigentlich ist das Mord." - "Na und dann ist das eben Mord! Das liegt jetzt alles in Gottes Händen."

Dass sie sich dem Gipfel näherten, hörten die drei Männer mehr als sie es sahen: Mit lautem Heulen umtoste der Sturm die alten Gebäude auf der Bergspitze. Das Gipfelplateau war menschenleer, die Bergstation verwaist. In einer Hütte fanden sie für einige Minuten Unterschlupf.

Dann traten sie den Abstieg an. Mit gesenktem Blick und ermattender Kraft stemmten sie sich gegen den Wind. Es war, als ob der Schleichwolf einen letzten Versuch unternahm, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Abermals machten Eis und Schnee auf dem Weg das Fortkommen schwer. Als sie wieder den Wald erreichten, setzte die Dämmerung ein. Schweigend folgten sie alten Fußspuren. Tote Fichten zeichneten sich gegen den dunkelgrauen Himmel ab, aus dem es nun beständig regnete.
Beim letzten Tageslicht erreichten sie die alte Siedlung Torfhaus. Hier war der große Goldrausch vor gut 20 Jahren zu Ende gegangen. Zurückgeblieben war eine verfallende Geisterstadt: Das Haus Wesermarsch - vom Erdboden verschwunden; das Restaurant Brockenblick - dunkle Fensterhöhlen. Leben gab es nur noch in einem Haus, das ausgerechnet hier im hohen Norden Südstaaten-Stil pflegte - in der "Bavaria-Alm".
Die drei Männer entschieden sich, den Aufstieg auf die Wolfswarte auf den nächsten Tag zu verschieben und stattdessen einen sicheren Platz für die Nacht aufzusuchen. Ixylon und Pfad-Finder kannten eine einsame Hütte. Es war jene Hütte, wo einst Monsterspinnen gesehen worden waren. Von Torfhaus folgten die drei Männer der alten Straße nach Westen. Bald umfing sie die Dunkelheit. Durch den Wald stiegen sie zur Hütte ab. Ein tosender Bach direkt daneben zeugte von der Schneeschmelze. Nach einem schnellen Mahl legten sich die drei Männer schlafen.


Ohne viele Worte frühstückten sie. Draußen hing Nieselnebel, der verbliebene Schnee war ein unansehnliche weiche und feuchte Masse geworden. Gerne wären sie geblieben oder auf kürzestem Weg in die nächste Stadt gegangen.





Disclaimer:
Dieser Reisebericht ist über etwa sieben Wochen neben meiner Berufstätigkeit in mühevollster Kleinstarbeit entstanden, und er enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten. Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Und sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Verwenden von Film- und Buchzitaten oder unterlassene Nachweise zu Film-, Buch- und Politikerzitaten, bei über 14.000 Anschlägen, verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid.
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