[DE] Quer durch Bayern mit dem 'Bahn-Rad'

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    [DE] Quer durch Bayern mit dem 'Bahn-Rad'

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    Die Eckdaten: Sa 20.03. - So 28.03.2010 von Darmstadt nach Regensburg und zurück mit Fahrrad und Bahn. Dies ist mein erster Reisebericht und ich freu mich über (auch kritische) Kommentare zu Text und Fotos.

    Während der Endphase meiner Bachelorarbeit waren vor allen Dingen die sieben Finger benutzt worden, die ich beim Tippen aktiv verwende und der Rest des Körpers in einer Art Winterschlaf gefallen. Im vergangenen Herbst war aus einem Crossrad ein Trekkingrad geworden und zu Weihnachten lagen ein paar Ortlieb-Taschen unterm Baum, die auch noch nicht benutzt waren.
    Schon länger stand fest, dass ich vom 22.-26.03. nach Regensburg zur Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft fahren wollte, um meine Arbeit mit einem Poster vorzustellen. Außerdem ergab sich so die Möglichkeit, mir unbekannte Ecken von Deutschland kennenzulernen. Um meine Motivation, dort zum Teil mit dem Fahrrad hinzufahren, nicht zu torpedieren, hatte ich den Tag, an dem es noch günstige Bahntickets zu kaufen gab, verstreichen lassen. So packte ich zusammen, was ich für einen entspannten Urlaub brauchte:

    Fahrrad mit Taschen, Flickzeug, Werkzeug und 1. Hilfe-Set, Klamotten, Essen, Kamera

    Sa, 20.03., Darmstadt -> Erlangen

    Meine Reiseplanung besteht aus zwei Telefonaten und dem intensiven Betrachten von öpnvkarte.de und opencyclemap.org zur Wegfindung. Eine Karte habe ich nicht dabei. Am Darmstädter Ostbahnhof wartet schon ein Kollege, der mich am ersten Tag begleiten will. Mit dem Zug geht es nach Bad König im Odenwald.

    Alle Karten von topo.geofabrik.de und opencyclemap.org, danke an openstreetmap.org und Mitwirkende
    Der Odenwald will uns offensichtlich nicht so einfach entkommen lassen und so quäle ich mich mit müden Beinen die Steigungen hinauf, während mein Mitfahrer (Bergfloh mit Rennrad) großzügig darauf verzichtet, seine Überlegenheit allzu deutlich zu zeigen. Nach einer herrlichen Abfahrt erreichen wir das Maintal bei Miltenberg und damit vertrauten Boden, da ich den Mainradweg schon vor einigen Jahren gefahren war. Die Traktoren, die uns an der Steigung überholt hatten, konnten wir bergab alle wieder hinter uns lassen. Unbemerkt sind wir in Bayern angekommen. Doch statt gemütlich am Fluss entlang zu rollen, kennt mein Begleiter eine "langschaftlich schönere Strecke", die uns zunächst entlang der Erf und dann wieder in die Höhe führt. Im herrlichen Sonnenschein genießen wir unser Mittagessen und meine Beine freuen sich über die Auszeit. Dann gehts runter nach Wertheim und damit wieder an den Main. Dort trennen sich unsere Wege, da er wieder nach Darmstadt zurück will.

    Kurz danach verlässt mich neben dem ortkundigen Führer auch das gute Wetter, so dass ich mich in Homburg am Main zunächst mal unter ein Vordach flüchte. Zum Glück tauchen nach kurzer Zeit zwei Bewohner auf, mit denen ich bei einem leckeren Wasser ein bisserl schwatzen kann, und die mich auch darüber aufklären, dass ich zwar bis nach Würzburg einfach weiter am Main langfahren kann, aber dass das ganze wohl über 100 km sind. Nächstes Mal nehm ich vielleicht doch besser gleich ne Karte mit . Anwohner der Region mögen verzeihen, dass mir die genaue Topographie von Maindrei- und viereck nicht bekannt war.

    Mit einem mitleidigen Blick auf die geschlossene Regenwolkendecke kriege ich das gutgemeinte Angebot, dass es im Ort auch Zimmer zu vermieten gibt. Da ich aber in Erlangen verabredet bin (und ich es durchaus mag, wenn die Leute mich für ein wenig verrückt halten ), mache ich mich im strömenden Regen wieder auf den Weg, jetzt in die richtige Richtung. Regenhose rausgekramt, Licht an, gute Gedanken in den Kopf und los gehts. Wenigstens muss ich mich nicht mehr von Schönwetterradlern überholen lassen. Über einen Scheibenwischer für die Brille sollte ich aber mal nachdenken.

    In Üttingen stürme ich die Nettofiliale, um meine Vorräte aufzufrischen. Habe ich tatsächlich über den Winter vergessen, was ich so an einem Tag auf dem Rad wegputze?? Meinen Weg durch den Markt kann man problemlos an der Spur nachverfolgen, die meine tropfenden Klamotten auf dem Boden hinterlassen. Gestärkt nehme ich die letzten Kilometer unter die Räder und stelle bald fest, dass es langsam dunkel wird. Mit der Zeit fahre ich mich in einen tranceartigen Zustand, der Blick nur auf die Straße gerichtet. Gerade wegen der widrigen Umstände fühlt man sich so richtig gut, so richtig "lebendig". Wenn man friert, muss man nur schneller fahren... Ich glaube, es ist auch die gewisse Verwundbarkeit in dieser Situation. Bei einem platten Reifen hätt ich wahrscheinlich angefangen zu weinen . Da man im Dunkeln eh keine Radwege mehr entdecken kann, folge ich der am Ende vierspurigen Straße in die Innenstadt und bin nachher froh, es unbeschadet überstanden zu haben.

    Auf meine Frage, wie man am besten zum Hauptbahnhof kommt, höre ich erstmal "Mit der Straßenbahn". Im Endeffekt wars dann aber einfach nur geradeaus und die Anzeigetafel begrüßt mich auch gleich mit einem Zug nach Erlangen. Ich habe knapp zwei Stunden im Zug, um mich langsam trocknen zu lassen. Mir bleibt also genug Zeit, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen. Wir amüsieren uns über die komplizierte Bedienung der Behindertentoilette in den modernen Doppelstockwagen (Bild von wikipedia). Von 12 "Kandidaten" gelingt es nur zweien, die Tür ohne unsere Tipps wieder zu schließen und nur vieren gelingt es, diese dann auch abzuschließen. Der Schaffner meint nur kühl, dass das eben für Rollstuhlfahrer gebaut wäre, und die würden die auf Hüfthöhe an der Seitenwand angebrachten Schalter auch finden. Aha! In Erlangen, wo warme Dusche und ein leckeres Nudelessen auf mich warten schmiede ich mit meiner Gastgeberin Pläne für den nächsten Tag...

    So, 21.03., Erlangen -> Regensburg

    Nach einem gemütlichen Frühstück gehts an den Bahnhof von Erlangen und wir laden unsere Räder in die Bahn nach Neumarkt / Oberpfalz. Der Inhalt meiner Packtaschen macht mir jetzt schon Lust auf die Mittagspause. Da trägt man doch gern ein Kilo mehr.

    Von Neumarkt wollen wir dem Radweg der Schwarzen Laber folgen, auf der Karte als [SLa] eingezeichnet.



    Am Bahnhof empfängt uns direkt ein Schild des gewünschten Radweges. Nach einem kurzen Verhauer genießen wir die Innenstadt von Neumarkt und lassen uns von den hervorragenden Schildern Richtung Schwarze Laber bringen. Leider verläuft Radweg hier größtenteils nahe der Bundesstraße, ist aber bestens in Schuss. Weiter geht es über Nebenstraße und Feldwege (nix für Rennradler) ins Tal der Laber. Entlang der Strecke trifft man regelmäßig auf Felskeller, in denen früher Nahrungsmittel konserviert wurden. Wie vieles andere auch ist dies auf Info-Tafeln erklärt, die regelmäßig auftauchen. Die Mittagspause mit Blick auf das Flüsschen ist fast noch besser als gedacht.

    Danach wird das Tal enger und uriger, man kommt zwar regelmäßig an Mühlen und Höfen vorbei, ist aber über längere Strecken abseits der Straße. Wir wühlen uns durch schlammige Wegstücke, schieben durch kleine Schneefelder und mir wird klar, warum hier noch nicht Radel-Saison ist. Dafür haben wir das Tal fast für uns alleine, was ich durchaus begrüße. Ich kann mich außerhalb der Orte an keinen einzigen Radler erinnern. Das Cityrad meiner Begleiterin schlägt sich tapfer auf seinem bisher längsten Ausflug. Aufs Equipment kommt es wie so häufig also nicht an

    Die Menschen, denen wir begegnen, sind meist gut gelaunt und grüßen freundlich. Wahrscheinlich lags am herrlichen Sonnenschein. Ich frage mich zwischendurch, ob ich mir gerade den ersten Sonnenbrand 2010 verpasse. Leider ist das letzte Stück bis zur Donau nicht mehr beschildert, so dass wir uns durchfragen müssen, um nicht wie am Tag zuvor auf der Bundesstraße fahren zu müssen. Der Jogger, den wir fragen, kann uns neben erstklassigen Tipps zum Wegverlauf auch gleich sein Café empfehlen, falls wir Lust auf ein Eis haben. Leider verfahren wir uns genau da, so dass das Eis noch ein Weilchen warten muss. Seine geschätzte Zeit von drei Stunden nach Regensburg werden wir deutlich unterbieten, was allerdings nicht an unserer eher gemütlichen Geschwindigkeit gelegen haben kann.

    Von der Donau ist es nicht mehr weit zum Regensburger Hauptbahnhof, den wir im Sonnenschein erreichen. 10 Minuten später schüttet es aus Kübeln, aber da sitzen wir längst mit einer Apfelschorle im Café.

    Beinen und Hintern geht es hervorragend, ich bin also noch nicht zum Bürohengst verkommen. Bis zur Ankunft der Kollegen aus der Arbeitsgruppe, die zur Tagung mit der Bahn anreisen, bleibt mir genug Zeit, den Sonnenuntergang über den Gleisanlagen zu genießen.

    Der Weg entlang der Schwarzen Laber ist absolut zu empfehlen, selbst wenn mit kleinen Kindern doch Achtung geboten ist, da doch einige Strecken auf großen Straßen führen.



    Regensburg

    Während der Tagungswoche bleibt ausreichend Zeit, die seit 2006 zum Unesco-Welterbe gehörende Altstadt zu genießen. Die Stadt (Stadtplan), am Zusammenfluss von Regen und Donau gelegen, begeistert durch die Lage auf mehreren Inseln und die große Fußgängerzone. Praktisch alle Sehenswürdigkeiten liegen dicht beisammen, und die Lage am Wasser kann man durch die beachtliche Anzahl an Eisdielen auch richtig genießen. Zwischendurch wird einem dieser Blick allerdings genommen, da das Aufstellen eines gigantischen metallenen Hochwasserschutzes geübt wird, um die Altstadt vor den sogenannten Donauwellen zu schützen

    Impressionen:

    Regensburger Dom
    Steinerne Brücke bei Nacht
    Basilika Sankt-Emmeran mit Maler



    Fr, 26.03., Regensburg -> Schwarzenfeld

    Heute beginnt der wirklich spontane Teil der Fahrt. Gegen mittag werden wir "entlassen" und der Rest meiner Arbeitsgruppe begibt sich Richtung Bahnhof, um wieder nach Hause zu fahren. Ich habe bis sonntag abend Zeit, ein Fahrrad und noch keine große Ahnung, wohin ich fahren möchte. Zunächst fahre ich Donau-aufwärts bis zur Naab-Mündung und sitze unentschlossen auf einer Bank. Ist schon ein bisschen traurig, da hat man ein Fahrrad, Zeit und ausreichend Geld, und man weiß nicht wohin damit.

    Ich beschließe, es mit dem Naabtalradweg (Na) zu probieren und mich dann einfach treiben zu lassen. Die Sonne scheint und ich genieße meine Freiheit, ich fühle mich gut und komme gut voran.



    Hervorzuheben ist das kleine Städchen Kallmünz am Zusammenfluss von Naab und Vils, dass sich unterhalb einer Burgruine an die steilen Felsen drängt. Die Anzahl an Ausflugslokalen lässt auf guten Besuch im Sommer schließen. Einige Kilometer weiter, bei meiner nachmittaglichen Essenspause, fällt mein Blick zurück auf einige seehr dunkle Regenwolken. So beginnt eine kleine Jagd zwischen mir und dem Wind, die ich verliere. Beim Einsetzen des ersten Regens überlege ich mir, dass es vielleicht doch Zeit ist, sich um ein Quartier zu kümmern. Die sympatische Frau, die noch ihren Vorgarten in Ordnung bringt, möchte mir nicht ihr Gästezimmer anbieten, kennt aber eine nette und preiswerte Pension in einigen Kilometern. Bis dahin wird aus dem Lüftchen ein heftiges Wehen, so dass es mich einmal fast in den Straßengraben schmeißt und ich echte Probleme habe, an einem Poller vorbeizukommen. Radfahren ist echt schwer!

    An der Pension fahre ich erstmal vorbei, da es draußen nur ein kleines Schild am Haus gibt, das darauf hinweist. Zum Glück hilft Fragen mal wieder weiter und so klingle ich in der Hoffnung, noch ein Zimmer abzubekommen. Die Frau, die aus dem Fenster schaut, hat dann wohl Mitleid mit mir, als sie mich und das Wetter sieht. Eigentlich wollte sie mich gar nicht nehmen, weil sie die Zimmer am nächsten morgen braucht und samstag morgen nicht putzen möchte. Ich erkläre mich dann aber bereit, dass Kinderzimmer ohne Fernseher zu nehmen. Wer braucht schon nen Fernseher, wenn man selber Augen hat.
    Neben der Tatsache, dass ich bei der Kälte draußen herumgefahren bin, beeindrucken sie besonders die LED-Scheinwerfer am Fahrrad. "Ich soll mal nicht so blenden!" Während der ganzen Tour war ich verdammt froh, Nabendynamo und gescheites Licht dranzuhaben, vor allem aus psychologischen Gründen. Sobald es etwas dunkler wird und ich auf öffentlichen Straßen unterwegs bin, mach ich wie selbstverständlich das Licht an. Das ewige Zögern, dass ich aus Akku-Licht-Zeiten kenne, gehört so der Vergangenheit an.

    Während der Regen an die Scheiben prasselt und draußen das Gewitter tobt, bin ich doch ganz froh über ein bequemes Bett und darüber, nicht mit dem Zelt unterwegs zu sein. Wobei, wahrscheinlich würd ich genauso fröhlich schreiben, wenn ich da durchnässt im warmen Schlafsack gelegen hätte.. Mit Frühstück kostet mich die Nacht 23€, billiger als manche Jugendherberge.

    Weitere schöne Fotos der Region von Laber und Naab gibts auf den Seiten von jura-aktiv.

    Sa, 27.03., Schwarzenfeld -> Betzenstein



    Zum Frühstück genieße ich selbstgebackenes Brot und eigene Marmelade und diskutiere mit einer älteren Dame vom Bodensee über Doping im Leistungssport. Ich beschließe trotzdem, weiterhin mit Schokolade, visuellen Impressionen und einem Feierabendbier zu dopen. Wobei zugegeben das mittlere nicht unbedingt die Geschwindigkeit erhöht. Der Regen hat inzwischen aufgehört, dafür bläst der Wind beharrlich aus West, und Amberg liegt dummerweise in dieser Richtung. Ich werde wieder von Rennradlern überholt, die sicherlich schneller sind, aber irgendwie nicht glücklicher aussehen . Die gemütlichen Senioren auf dem Weg zum Kaffeekränzchen winken hingegen immer fröhlich zurück - Langsamkeit ist doch was tolles. So lasse ich mich auf dem Weg durchs fränkische Jura auch nicht hetzen.

    In Amberg treffe ich die Vils wieder und frage mich, warum ich nicht direkt von Kallmünz diesem Fluss gefolgt bin. Ich fülle ich meine Bargeldreserven auf und entschließe mich doch zum Kauf einer Karte, da ich Richtung Norden jetzt nicht mehr einem Fluss folgen kann. Amberg ist ein lebendiges Städtchen mit einer von einer Stadtmauer eingeschlossenen hübschen Altstadt. Eines der Tore ist die sogenannte Stadtbrille, durch die die Vils aus der Stadt herausfließt, wie auf dem linken Foto zu sehen. Nächster Halt ist Sulzbach-Rosenberg, hübsch auf dem Berg gelegen. Hier findet man auch wieder eine der für die Region offensichtlich typischen Zwiebeltürme auf Kirchen. Ansonsten hält mich hier nicht viel, ich will lieber wieder ins Grüne.

    Amberg und Sulzbach:


    Meinem Fahrrad gönne ich bei einem kleinen Radladen erstmal ein Fläschchen Kettenöl, das sollte man auf mehrtägigen Touren mit Regen definitiv nicht vergessen. Und genau dieser Regen lässt mich auch kurze Zeit später auf einen Kinderspielplatz flüchten, wo ich mein Fahrrad in ein kleines Hüttchen schiebe. Ich hab mich allerdings nachher nicht getraut, die Rutsche runterzufahren. Ich nutze die kurze Pause zum Doping und kann schon bald durch einen wunderbar nach Regen duftenden Wald weiterfahren.



    Nach einem kurzen steilen Anstieg überquere ich bei Schönlind die Wasserscheide zwischen Main und Donau und erreiche Neukirchen. Dort folge ich dem herrlichen Grotten-Radweg, und bin mit dieser Entscheidung mal wieder völlig alleine. Außer einer Truppe Waldarbeiter treffe ich außerhalb der Orte mal wieder keinen Menschen. Leider kriege ich keine einzige Grotte zu Gesicht, da ich immer unmotiviert bin, auf die Karte zu gucken und so hartnäckig dran vorbeifahre. Naja, draußen ists ja eh schöner.

    Zwischendurch fülle ich meine Radflaschen immer wieder an den Wasserhähnen freundlicher Anwohner auf, mit denen ich meist noch einen kurzen Schwatz halte. Meistens verstehe ich auch alles, was sie sagen.. Mit dem Erreichen des Veldensteiner Forstes fängt es dann auch wieder an zu regnen. Der Wald ist herrlich grün und an einigen Stellen recht urwüchsig. Vereinzelt trifft man noch auf kleine Schneefelder, auf jeden Fall häufiger als auf Fußgänger.

    Ich erreiche Betzenstein ziemlich durchnässt und beginne daher wieder die Suche nach einer günstigen Pension. Vorher möchte ich jedoch noch meine Vorräte auffüllen, doch seit einigen Monaten hat diese Stadt [sic] keinen Supermarkt mehr, wie sich eine Frau beschwert. Mir bleibt also nur die Abfahrt ins benachbarte Plech, wo "auf der grünen Wiese" ein Einkaufszentrum entstanden ist. In Ottenhof finde ich im Landgasthof als einziger Gast Unterschlupf. Dies hat den Vorteil, dass ich mich noch mit einem frisch Gezapftem und ein paar fränkischen Bratwürsten beglücken kann und mit den Leuten in der Kneipe ins Gespräch komme. Es erfordert nur ein wenig Mut, aber man wird mit interessanten Gesprächsthemen belohnt



    So, 28.03., Betzenstein -> Forchheim, Bamberg



    Ein üppiges Frühstück versorgt mich mit der nötigen Kraft zum weiterfahren. Ein kurzer Blick aus dem Fenster genügt um festzustellen, dass ich mir das gute Wetter wieder im Kopf machen muss. Durch das Trubachtal soll es nach Pretzfeld gehen und von dort nach Forchheim, um da in den Zug zu steigen. Auf geradezu vereinsamten Nebenstraßen fahre ich an Kletterfelsen und Wäldern vorbei und lasse so langsam aber sicher den Naturpark hinter mir. Ich befürchte, dass es im Sommer von Motorradfahrern wimmeln wird. Ende März stehen die Maschinen aber zum Glück noch in der Garage und ich kann das leise Rollen der Reifen auf der Straße genießen. Die Autofahrer halten respektvoll Abstand - so soll es sein.

    Ich erreiche Forchheim gegen Mittag und werde vom verkaufsoffenen Sonntag überrumpelt. Nach einem nassen Stadtrundgang setze ich mich in den Zug nach Bamberg und besichtige das zweite Unesco-Welterbe innerhalb meiner Tour. Besonders das Rathaus, dass als Insel in der Regnitz steht, hat es mir angetan.

    Forchheim und Bamberg:


    Kleines Fazit

    Die Heimfahrt mit der Bahn lädt mal wieder zu interessanten Entdeckungen ein: Warum man Triebwagen baut, in denen das Rollstuhl-/Fahrradfahrerabteil nur über fünf Stufen erreichbar ist, geht mir nicht ganz in den Kopf. Oder gar der Sinn einer Stange zwischen den Türen, so dass der Lenker garantiert nicht durchpasst. Oder warum man das Fahrrad nur auf Teilen der Strecke bezahlen muss... Naja, so komm ich wenigstens wieder ins Gespräch mit einem Mitfahrer und gemeinsam stellen wir dann sogar ein beachtliches "Buffet" aus Keksen, Gummibärchen und Schokolade zusammen, dass uns die Fahrt nach Frankfurt versüßt. Ansonsten hat mich die Bahn jedoch immer pünktlich und problemlos überall hingebracht. Das Bayern-Ticket Single kostet mit Fahrradkarte 24,50€. Zu fünft würde man allerdings etwa 10€ pro Nase bezahlen. Das nächste Mal also doch lieber jemanden mitnehmen? Warum nicht, wobei mir die spontane Tourgestaltung gut gefallen hat, und das geht nicht mit allen Reisepartnern.

    Ansonsten muss ich feststellen, dass ich durch die fehlende Planung sicherlich einige tolle Sachen verpasst habe bzw achtlos dran vorbeigefahren bin. Für mich heißt das jedoch nur, beim nächsten Mal noch offener auf die Bevölkerung zuzugehen. Das ist noch viel besser als ADAC Top Tipps...

    Und wer sowas auch gerne mal machen möchte: Einfach losfahren. Es ist eigentlich ganz einfach. Und ich komm gern mit

    edit: Bericht wieder vollständig nach "Wo bin ich?".
    Zuletzt geändert von November; 07.11.2011, 18:34.
    .

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    #2
    AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

    Hallo Oli, das ist mal wieder ein Reisebericht, der mir wirklich gefällt.
    Hat viel Spaß gemacht ihn zu lesen und ich freu mich, wenn dies nicht dein letzter Bericht bleibt.
    Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, dann meisten ebenfalls relativ planlos, nur die Eckdaten stehen dann sozusagen vorher bereits fest.
    :-)

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    • Flachzange
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      • 03.03.2008
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      #3
      AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

      Sehr schöner Bericht über eine schöne Tour.
      Dieses "planlose" reisen sollte ich mir auch mal angewöhnen
      "Act like a horse. Be dumb. Just run."

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        • 18.04.2008
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        #4
        AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

        Sehr hübsch. "Planloses Reisen" finde ich gut und praktiziere ich seit Jahren, meine Begleiter hier aus dem Forum können ein Lied davon singen. An kartenloses Reisen würde ich mich allerdings nicht gewöhnen können.

        Btw: Der "Triebwagen" mit den fünf Stufen dürfte ein Steuerwagen Bybdzf 482 gewesen sein. [/Klugscheißermodus aus]

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        Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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        • O_l_i
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          • 22.01.2009
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          #5
          AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

          Danke für die Kekse. Ich freu mich aber durchaus auch über konstruktive Kritik ;)

          Naja, das kartenlose Reisen ist ja quasi gescheitert, da ich mir doch ne Karte gekauft hab. Zu Fuß hab ich eh immer ne Karte dabei, da tut verlaufen einfach sehr viel mehr weh als aufm Rad. Das funktioniert so auch nur, wenn man ständig durch Orte kommt und sich an den Schildern orientieren kann. Außerdem bin ich an den kartenlosen Tagen ausschließlich ausgeschilderten Radrouten gefolgt.

          Mit Karte hab ich mich dann aber auch gleich besser gefühlt.

          Lieber Pfadi, wenn ich mich richtig erinnere müsste es ein Neigetechnik-Triebwagen der Baureihe 612 gewesen sein, landläufig als RegioSwinger bekannt. Stationiert war er in Nürnberg. Aber ich scheiße nicht gern zurück

          Oli
          Zuletzt geändert von O_l_i; 03.04.2010, 19:26.
          .

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            #6
            AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

            Zitat von O_l_i Beitrag anzeigen
            Lieber Pfadi, wenn ich mich richtig erinnere müsste es ein Neigetechnik-Triebwagen der Baureihe 612 gewesen sein, landläufig als RegioSwinger bekannt. Stationiert war er in Nürnberg. Aber ich scheiße nicht gern zurück

            Oli
            Öh, peinlich. Den hatte ich nicht auf der Rechnung. Ich geh dann mal rüber zum Asche-auf-mein-Haupt-Thread.
            Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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              #7
              AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

              ähem, positive Kritik ist ja nicht notwendigerweise unkonstruktiv.
              Aber wenn du darauf bestehst, dass "negatives" angemerkt wird ;) - die Karten gefallen mir so nicht wirklich.
              Das Blau deiner Route kommt nicht wirklich gut durch das Grün, zwei-dreimal musste ich sie tatsächlich suchen. ;)
              Besonders gefällt mir das Foto von der Brücke zu später Stunde und das Rad über den Gleisen. Falls ich doch nochmal was positives anbringen darf. ;)
              Und du solltest vielleicht zwischen den Bildern einen leeren Absatz einfügen, dann kleben sie nicht so aufeinander.
              Reicht das an Konstruktivität?

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              • O_l_i
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                • 22.01.2009
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                #8
                AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

                Klar freu ich mich über positives, insbesondere über so konkrete Sachen..

                Das mit den Karten seh ich ein. Allerdings ist auf keiner der Karten ein Track von mir eingezeichnet
                Das sind einfach nur Ausschnitte aus dem openstreetmap-Projekt von der Gegend in der ich herumgeradelt bin, und zwei der Radwege sind halt in der opencyclemap eingezeichnet.

                Die Darstellung ist allerdings wirklich noch nicht schön, hab aber auch noch nix besseres gefunden... Jemand ne Idee?

                Oli
                .

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                • blauloke

                  Lebt im Forum
                  • 22.08.2008
                  • 9132
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

                  Hallo O_l_i

                  Freut mich dass sich jemand aus dem Forum mal in der Oberpfalz rumgetrieben hat.
                  Das planlose Radeln hat schon was für sich. Bei meinen Tagestouren komme ich auch öfters ganz wo anders raus als ich eigentlich vor hatte.
                  Natürlich hast du ohne Plan einiges nicht gesehen. Aber du bist doch eine interessante Strecke gefahren.
                  Hier ein Link zur Stadtbrille in Amberg. Da sieht man etwas besser warum die Stadtbrille, Stadtbrille heißt.
                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                  • hotdog
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 15.10.2007
                    • 16106
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Quer durch Bayern mit dem Bahnrad

                    Zitat von O_l_i Beitrag anzeigen
                    Die Darstellung ist allerdings wirklich noch nicht schön, hab aber auch noch nix besseres gefunden... Jemand ne Idee?
                    Man kann hier Quikmaps-Karten einbetten, die sind sogar durch einen kleinen Button im Edit-Fenster so vorbereitet, dass man nur noch die map-ID eingeben muss. Das sieht dann ungefähr so aus:



                    Quikmaps hatte zwar in letzter Zeit Probleme (war wochenlang offline), aber ich hoffe mal, dass es jetzt wieder reibungslos funktioniert.
                    Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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