[DE] Kathetenwandern in Mecklenburg (Dezember 2021)

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    [DE] Kathetenwandern in Mecklenburg (Dezember 2021)

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    Vom Winkel Alpha über die Ankathete zum rechten Winkel Gamma, von dort über die Gegenkathete zum Winkel Beta und schließlich mit dem Hypotenusen-Express zurück zum Winkel Alpha. Das war der Wanderplan von Frau November und mir für die Tage „zwischen den Jahren“ 2021: Vom Bahnknoten Bützow über das Ufer des Dobbertiner Sees und Krakow am See nach Malchin, von wo aus uns die „Stadttore-Linie“ RE4 nach Bützow zurückbefördern würde.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Kathetenwanderung.png Ansichten: 12 Größe: 57,4 KB ID: 3233341

    Die Pläne schmolzen jedoch zusammen wie der Schnee, der beim Start in Bützow noch unter den Schuhen knirschte und sich in Krakow über Nacht verflüssigte. An dieser Stelle ziemt es sich, ein berühmtes Diktum des Freiherrn von Igelstroem der Vergessenheit zu entreißen: „Das Wetter ist keine Dienstleistung.“


    27. Dezember 2021

    Bei knackig-frischen minus 8 Grad verließen wir am Morgen Bützow. Entlang des Rühner Sees erreichten wir das Kloster Rühn.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110136.jpg Ansichten: 12 Größe: 211,4 KB ID: 3233344


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8152kl.jpg Ansichten: 12 Größe: 202,7 KB ID: 3233342

    Dort nahm der geschäftstüchtige Wirt im Klostercafé und Hofladen unsere neugierigen Blicke sofort wahr und bot uns einen Kaffee to go an. „To go“ deshalb, weil uns für Innenbewirtung gemäß 2G+ das „Plus“ fehlte. Wir durften aber ohne weiteres Hofladen und Antiquariat begucken, stellten jedoch fest, dass wir weder etwas brauchten noch es schleppen wollten.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8154.jpg Ansichten: 12 Größe: 331,0 KB ID: 3233343
    In Rühn hält der Bus an jeder Milchkanne. Zum Glück gibt es nur noch eine.

    Einer der Gründe, warum M-V als Wanderland nicht recht Fuß fassen kann, ist nicht ein humpelndes Wortspiel mit „Fuß fassen“, sondern es sind die fehlenden Wanderwege. Es gibt kaum kaum naturbelassene Wege. Viele Feldwege sind bei den Flächenzusammenlegungen in den LPG-Zeiten untergepflügt worden, und die historischen Ortsverbindungswege, die in Brandenburg oft noch unbefestigt sind, haben dank EU-Förderung inzwischen Asphalt- oder Betondecken. Zum Radfahren prima, zum Wandern ... na ja.

    Uns standen jetzt jedenfalls gut fünf Kilometer Straße bevor. Keine Chance zum Ausweichen auf Wald- oder Feldwege. Einziger Vorteil: Es geht schnell voran, in der Jahreszeit mit dem kurzen Tageslicht kein schlechtes Argument.

    Auf der Höhe von Dreetz bogen wir nach Süden ab.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8172.jpg Ansichten: 12 Größe: 184,3 KB ID: 3233345

    Ein immerhin „nur“ geschotterter Feldweg brachte uns bis kurz vor Boitin. Der Ortsname hätte die Chance, für eine Hugenottensiedlung zu stehen, hat jedoch slawische Wurzeln.

    Weiter ging es nun auf einem asphaltierten Weg nach Süden. Riesige Felder im Winterschlaf säumten links und rechts den Weg. Südlich der Bundesstraße 104 wurden die Geländekonturen dann bewegter. Die Eiszeit hatte hier ihren Schutt abgeladen. Mecklenburgische Schweiz? Von mir aus.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110168.jpg Ansichten: 12 Größe: 166,4 KB ID: 3233346
    Aha, Claas bringt Futter.

    Zeit, ein Sämannslied zu summen:

    Alle, die mit uns zum Acker raus fahren, müssen Männer mit Treckern sein:
    Claas und Fendt und Belarus - die haben Trecker und keinen Bus.

    Alle, die mit uns zum Acker raus fahren, müssen Männer mit Treckern sein:
    Fendt und Claas und Fort- und -Schritt - die haben Trecker, die fahren mit.

    Alle, die mit uns zum Acker raus fahren, müssen Männer mit Treckern sein:
    Belarus und Fendt und Claas - die haben Trecker, die haben Spaß.

    Alle, die mit uns zum Acker raus fahren, müssen Männer mit Treckern sein:
    Case New Holland und John Deere - so schöne Trecker, die bleiben hier.


    Kurz vor Lenzen fiel uns am Wegesrand eine unnatürliche Erhebung mitten in einem Feld auf. Eine der landesüblichen Ablagen für Findlinge vom Acker? Oder eine eher neuzeitliche Müllkippe? Dagegen sprachen jedoch die alten Bäume, die die Erhebung besiedelten. Sämtliche Openstreetmap-Karten schwiegen sich aus. Eine Erklärtafel verriet uns schließlich das Geheimnis: Wir standen vor dem „Königsgrab bei Lenzen“. Näher untersucht worden ist es wohl noch nicht, zugeordnet wird es der Bronzezeit.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8175.jpg Ansichten: 12 Größe: 136,3 KB ID: 3233347


    Nach dieser Zufallsentdeckung ging es weiter zur Attraktion des Tages, dem „Steintanz Lenzen“: Ein Steinkreis zur Markierung von Urnengräbern aus der Zeit 600 vor bis 375 nach Christus, heute mitten im Wald gelegen. Das war sein Glück, denn entdeckt wurde die Anlage erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als Steine für einen Damm in der Nähe benötigt wurden. Die Forstinspektion erkannte den Wert der Anlage und ließ sie unter Schutz stellen. „Sonst wären heute von derselben nur noch einige Haufen Steinsplitter übrig“, heißt es in einem Bericht der Behörde.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110180.jpg Ansichten: 12 Größe: 335,0 KB ID: 3233348

    23,3 km


    28. Dezember

    Welch ein Enttäuschung muss es wohl für Kinder sein, wenn Papa auf der vermeintlichen Reise zum „Gardasee“ immer weiter nach Norden steuert? Diesen Scherz ermöglicht der Garder See, den wir knapp verfehlten. Den Namen verdankt er der kleinen Siedlung Garden, in der sich wahrscheinlich das allgemeinslawische Wort „Grad“ für „Burgberg“ verbirgt. Gute Gründe dafür gäbe es, denn die Landschaft ist für norddeutsche Verhältnisse erstaunlich konturiert.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110199.jpg Ansichten: 12 Größe: 215,9 KB ID: 3233349

    Ein Stück weiter südlich passierten wir das Mildenitz-Durchbruchstal. Der Name verspricht mehr als die Realität halten kann. Ein träges Flüsschen in einem V-förmigen Tal, keine einzige Stromschnelle, von Wasserfällen ganz zu schweigen ... bemerkenswert ist nur, dass das Tal bei der Gletscherschmelze nach der letzten Eiszeit zeitweise auch in Gegenrichtung beflossen wurde.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110210.jpg Ansichten: 12 Größe: 338,9 KB ID: 3233353


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8196.jpg Ansichten: 12 Größe: 311,5 KB ID: 3233350
    Eine rätselhafte Zeichnung der Ureinwohner auf einem Baum.


    Vorbei an Dobbin, das auf einer kleinen Anhöhe inmitten eines früheren Sees und heutigen Feuchtgebiets liegt, erreicht wir endlich den Dobbertiner See und bogen am Winkel Gamma auf die andere Kathete nach Osten ab.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8214.jpg Ansichten: 12 Größe: 141,4 KB ID: 3233351
    Nach einigen Buchten kam das Kloster Dobbertin in Sicht.

    Die Badestellen am Ufer waren natürlich alle vakant. Dafür konnten wir Seeadler auf dem Eis beobachten. Erst einen Solisten, dann ein Duo, das neugierig einen Schwan beäugte. Der hatte sich offensichtlich nicht zum Schlafen aufs Eis gelegt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110230.jpg Ansichten: 12 Größe: 109,7 KB ID: 3233352

    Kurz vor Dobbertin begann ein Skulpturenpfad, der seine besten Jahre aber offensichtlich schon hinter sich hatte.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8208.jpg Ansichten: 12 Größe: 307,2 KB ID: 3233354


    Schließlich erreichten wir das Kloster Dobbertin. Was von Ferne noch ordentlich zisterziös ausgesehen hatte, erwies sich aus der Nähe als Sammelsurium mit den besten Hits aus den 17hunderter, 18hunderter und 19hunderter Jahren. Immerhin hatte man nicht an rotem Backstein gespart.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110246.jpg Ansichten: 12 Größe: 274,5 KB ID: 3233355


    In Dobbertin versorgten wir uns in einem Edeka-Verschnitt namens „CAP“ mit dem Nötigsten für die folgenden zwei Tage. Wofür „CAP“ steht, konnte uns dort niemand erläutern - vielleicht „HandiCAP“, weil dort auch Insassen des Heims im Klostergelände arbeiteten? Die Geld wurde laut Kontoauszug jedenfalls vom Diakoniewerk Kloster Dobbertin abgebucht..


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8221.jpg Ansichten: 12 Größe: 281,7 KB ID: 3233356
    Heißt es woll-lustig oder woll-lüstig?

    Kurz hinter Lüschow verkrochen wir uns im Wald.

    21,4 km
    Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 13.12.2023, 22:23.
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  • windriver
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    Fuchs
    • 25.11.2014
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    #2
    https://cap-markt.de/
    Chance-Arbeit-Perspektive=CAP

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      • 18.04.2008
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      #3
      29. Dezember

      Hatte uns ein leichter Wind in der vorherigen Nacht zusammen mit frostigen Temperaturen ein weitgehend trockenes Zelt beschwert, so bescherte uns diesmal die Kombination aus nächtlichem Regen und Luft wie in einer Waschküche eine Tropfsteinhöhle. Merke: Auch ein leichtes Zelt wird schwer, wenn sich Wasser in allen Falten sammelt.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8227.jpg Ansichten: 0 Größe: 176,4 KB ID: 3233359
      Ähnlich nebulös wie das Wetter war die Ausschilderung: Warum zum Teufel ein „Permanenter Wanderweg“? Aufklärung brachte ein Blick auf die Karte. Dort gab es einen Wanderweg am Ostufer des Goldberger Sees, der durch einen Standortübungsplatz führt und daher nicht "permanent" nutzbar ist.


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8228.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,4 KB ID: 3233360

      Der Weg nach Kleesten zeigte uns, wozu das Wetter fähig ist: Entweder war der Schnee eisglatt zusammengefahren, oder er war derart matschig, dass sich sämtliche Goretex-Reste in unseren Schuhen vor Angst verkrümelten. An Spikes hatten wir natürlich nicht gedacht.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110271.jpg Ansichten: 0 Größe: 284,4 KB ID: 3233362

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8242.jpg Ansichten: 0 Größe: 96,5 KB ID: 3233363

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8244.jpg Ansichten: 0 Größe: 139,4 KB ID: 3233364

      Warum gingen wir eigentlich über Kleesten - schließlich hätte es in Richtung Krakow doch einen geraden Weg durch den Wald gegeben? Den Umweg hatte ein allzu achtsamer Blick in die Karte verursacht. „Rum Kogel“ ist ein Ortsname, den man nur schwer seitlich liegenlassen kann. Dabei ist der Nachbarort Kirch Kogel eigentlich sehenswerter. Dort erkannte ein Mann mit Rudi-Carrell-Akzent sofort, dass wir mit Zelt unterwegs waren, und fragte uns, ob es nicht zu kalt sei. Falls das ein Versuch sein sollte, Konversation anzuzetteln, hätte er mal besser fragen sollen, ob es nicht zu nass ist.

      Bei Kirch Kogel gibt es auch eine Sternenbeobachtungsliege. Wenn es Nacht, klarer Himmel, nicht so nass und 20 Grad wärmer gewesen wäre, hätten wir dort bestimmt Pause gemacht.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110280.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,2 KB ID: 3233365



      Rum Kogel war dann eine Enttäuschung. Wir fanden nicht einmal eine touristische Informationstafel. Wikipedia führt den Namen „Kogel“ auf das slawische „Cowalk“ zurück, „Schmiedeort“ Bei „Rum“ gehen die Meinungen auseinander: Manche vermuten dahinter ein slawisches Wort für „groß“, andere ein niederdeutsches Wort für „abgeräumt“ - tatsächlich war der Ort mal wüst gefallen.​


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8250.jpg Ansichten: 0 Größe: 216,2 KB ID: 3233361

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110300.jpg Ansichten: 0 Größe: 253,0 KB ID: 3233367

      Hinter Rum Kogel verließen wir endlich die Straße und franzten uns durch ein Wäldchen nach Alt Sammit. Der Ort scheint überwiegend von Reittourismus zu leben. Im Winter nicht.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8259.jpg Ansichten: 0 Größe: 289,4 KB ID: 3233366
      Und was, wenn der Lieferant mit einem Pferdegespann kommt?

      Von Alt Sammit nach Krakow war es dann nur noch ein Katzensprung. Dachten wir jedenfalls. Tatsächlich muss man noch über eine Passhöhe, jedenfalls nach mecklenburgischen Maßstäben. Erspart blieb uns aber das befürchtete Laufen am Straßenrand, denn es gab einen bei Openstreetmap noch nicht erfassten Fußweg in sicherer Entfernung. Das gilt überhaupt für M-V: Die Erfassung von Wirtschaftswegen und Pfaden aller Art ist mehr als lückenhaft. Ohne Papierkarte läuft man leicht unnötige Umwege.

      In Krakow am See war Halbzeit. Wir hatten uns deshalb im „Nordischen Hof“ eingemietet, einem von einer Litauerin bewirtschaftetem Hotel. Doch wo bekommt man das „Plus“ von 2G+ in Krakow her? Die einzige Teststelle - unter Schirmherrschaft der Freiwilligen Feuerwehr - hat nur von 7:30 bis 10 Uhr geöffnet. Der Wirtin war das Problem jedoch vertraut, und so zauberte sie zwei Schnelltests hervor, die wir unter ihrer Aufsicht mit negativem Ergebnis erfolgreich absolvierten. Das kostete uns - mit Testbescheinigung - pro Nase fünf Euro extra. Und zusätzlich fünf Euro für die Wortspielkasse.

      Fast hätten wir in diesem nur auf Sommertourismus orientierten Ort auch keine Gastronomie gefunden, wenn wir nicht nach einem sehr unbestimmten Hinweis der Wirtin auf ein Restaurant mit brasilianischem Einschlag („Rio Grande“) am Seeufer gestoßen wären. Man kann also ohne weiteres sagen, dass die Zugewanderten Krakow im Winter am Leben halten.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8271.jpg Ansichten: 0 Größe: 239,4 KB ID: 3233368
      Die Kirche von Krakow.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110322.jpg Ansichten: 0 Größe: 148,0 KB ID: 3233369
      Das Rathaus gegenüber vom "Nordischen Hof"

      15,9 km


      30. Dezember

      Nach einem verschärften Blick auf sämtliche verfügbaren Wettervorhersagen entschieden wir uns, dass Krakow nicht Halbzeitpause war, sondern die dritte Viertelzeitpause. Ab Nachmittag war Bähwetter angesagt, und das auch für die Folgetage. Damit kam Plan B zur Anwendung: „B“ wie "Bahnhof Langhagen".


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110330.jpg Ansichten: 0 Größe: 236,5 KB ID: 3233370


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8287.jpg Ansichten: 0 Größe: 202,1 KB ID: 3233371

      Wir verkniffen uns die Südumrundung von Krakower und Serrahner See und steuerten stattdessen nordumrundend auf dem kürzesten Weg Serrahn an. Den Landeskindern ist dieses Serrahn als Standort einer Säuferklinik bekannt, Touristen möglicherweise als Navi-Falle, wenn sie den Serrahner Teil des Nationalpark Müritz ansteuern - der liegt nämlich fast 70 Kilometer weiter im Osten.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8290.jpg Ansichten: 0 Größe: 66,6 KB ID: 3233372


      Da wir gut in der Zeit lagen, verzichten wir auf eine weitere Asphaltschlacht Richtung Langhagen und bogen nach Süden ab, um den Groß Bäbeliner Forst zu erkunden.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8295.jpg Ansichten: 0 Größe: 239,0 KB ID: 3233374


      Dort fanden wir unerwartet den „Kretstein“, ein Großsteingrab, das sich natürlich ganz woanders befindet als die Kompass-Karte glauben machen möchte. Es sieht nicht hingekünstelt und herauspräpariert aus, sondern sehr „natürlich“.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSCN8292.jpg Ansichten: 0 Größe: 301,9 KB ID: 3233373


      Leider benutzte das Wetter offenbar dieselbe App wie wir, und so schlug das Geniesel, das uns schon am Vormittag immer wieder genervt hatte, pünktlich um 14 Uhr in Regen um. Den richtigen Moment, um uns einzupellen, verpassten wir. Triefend erreichten wir um halb vor Abfahrt den wenig gastlichen Bahnhof Langhagen. Kluge Menschen von DB Station ohne Service AG hatten die sogenannte Wetterschutzeinrichtung so ausgerichtet, dass es bei Westwind garantiert bis in den Kniebereich reinregnete. Das mit der „Customer experience“ müssen wir ihnen wohl noch mal erklären.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1110350.jpg Ansichten: 0 Größe: 186,0 KB ID: 3233375


      17,7 km

      Bilanz: M-V ist „wanderbar“, wenn etwas Schnee die Asphaltwege verdeckt. Es gibt durchaus Gegenden, wo die landschaftliche Ereignisdichte zum Radfahren zu schade ist und nach entschleunigter Betrachtung ruft.
      Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 13.12.2023, 22:26.
      Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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      • blauloke

        Lebt im Forum
        • 22.08.2008
        • 8357
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        • Meine Reisen

        #4
        Ein typischer Pfad-Finder Bericht.
        Ich habe ihn mit Schmunzeln gelesen. Schade, dass er schon vorbei ist.
        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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        • MLO
          Erfahren
          • 13.02.2017
          • 137
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Ein wunderbar und kurzweilig geschriebener Bericht, der doch interessante Informationen enthält. Wunderschöne Winterbilder dabei! Mit Vergnügen gelesen! Danke!

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          • Ditschi
            Freak

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            • 20.07.2009
            • 12367
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            • Meine Reisen

            #6
            Ja, gut geschrieben und auch sonst keineswegs langweilig. Gelungen!
            Ditschi

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            • ApoC

              Moderator
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              • 02.04.2009
              • 5864
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              • Meine Reisen

              #7
              Klasse geschrieben. Wie schon an anderer Stelle geschrieben: Ich mag Berichte über Wandern in Norddeutschland und wie man sich mit dieser nicht so klassischen Wanderregion auseinandersetzt. Gerne mehr davon!

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              • codenascher

                Alter Hase
                • 30.06.2009
                • 4977
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                • Meine Reisen

                #8
                Ich fand den Bericht auch sehr lesenswert. Danke das du ihn online gestellt hast.

                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                meine Weltkarte

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                • lina
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                  • 12.07.2008
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                  #9
                  Ich schließe mich gerne an, und: Das ist ja knuffiges Wanderwetter!

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                  • Pfad-Finder
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                    • 18.04.2008
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                    #10
                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                    ...Das ist ja knuffiges Wanderwetter!
                    Na ja, am letzten Tag war es ziemlich Bäh. Dort, wo es nicht aus den Wolken getropft hat, hat es von den Bäumen getropft. Am 30. abends hatte ich nach der Rückkehr nach Berlin 13 Grad außen am Fenster und 14 Grad drinnen. Das Wetter war schon schräg ... über 20 Grad Temperaturanstieg binnen vier Tagen.
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                    • carolinenord
                      Gerne im Forum
                      • 21.11.2009
                      • 96
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                      #11
                      Danke für den netten Bericht. Ich finde Winterwanderungen in Brandenburg und MV haben was an sich.

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                      • lina
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                        • 12.07.2008
                        • 42959
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                        #12
                        Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen

                        Na ja, am letzten Tag war es ziemlich Bäh. Dort, wo es nicht aus den Wolken getropft hat, hat es von den Bäumen getropft. Am 30. abends hatte ich nach der Rückkehr nach Berlin 13 Grad außen am Fenster und 14 Grad drinnen. Das Wetter war schon schräg ... über 20 Grad Temperaturanstieg binnen vier Tagen.
                        Ja, wenn alles platschnass wird und anschließend kalt, dann wird’s unschön. Vor Plan B kann noch eine Thermoskanne mit heißem Tee helfen – die hab ich zu solchen Gelegenheiten immer mit und bin wirklich immer wieder sehr froh darüber.

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                        • Pfad-Finder
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                          #13
                          Heißer Tee trocknet nicht das Zelt!
                          Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                          • Igelstroem
                            Fuchs
                            • 30.01.2013
                            • 1888
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                            #14
                            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                            M-V ist „wanderbar“, wenn etwas Schnee die Asphaltwege verdeckt.​
                            Das kann natürlich nicht unwidersprochen bleiben.

                            Was man hier in Wirklichkeit sieht, ist der drastische atmosphärische Unterschied zwischen Sommer und Winter in dieser Gegend, bzw. genauer gesagt zwischen der Lichtsaison (März bis Oktober) und der fast schon karikaturistischen Dunkeldeutschland-Anmutung in der übrigen Zeit. Zum Vergleich kann man meinen eigenen Wanderbericht aus derselben Gegend heranziehen; die Routen kreuzen sich ja irgendwo:
                            https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...93-blankenberg

                            Im mecklenburgischen Binnenland steht die Sonne zu Weihnachten mittags ungefähr 13 Grad über dem Horizont. Das ist nicht viel, und vor allem ist noch viel Trübnis und Trübung dazwischen, so dass man sie eigentlich gar nicht sieht.
                            Vorgestern habe ich angelegentlich einen Spaziergang von Gauting nach Starnberg gemacht, bei Sonne, ungefähr 6 Breitengrade weiter südlich. Das fühlt sich lichtmäßig ganz anders an, und zwar einfach deshalb, weil die Sonne dann etwa so hoch über dem Horizont steht wie in Mecklenburg Ende Februar, wenn die Krokusse aus dem Boden kommen und man auch ohne besonderen melancholischen Heldenmut wieder Lust hat, draußen zu sein. Weißwürste en passant, wie vorgestern, gibt es in Mecklenburg natürlich auch dann noch nicht, aber das ist ein anderes Thema. 😐

                            EDIT: Bei ODS muss man sich ja immer selbst korrigieren, wenn man naturwissenschaftliche Fehler gemacht hat. Also: Die Sonnenhöhe mittags am 30. Dezember in Starnberg entspricht der in Burg Stargard Ende Januar, nicht Ende Februar. Ist also nicht ganz so drastisch, wie es sich anfühlt. Der Februar ist eben in Mecklenburg der Monat, in dem die Sonne (und mit ihr die Solaranlage) allmählich wieder zum Leben erwacht. Meine Aussage zu den Weißwürsten bleibt aber gültig.
                            Zuletzt geändert von Igelstroem; 02.01.2024, 01:24.
                            Lebe Deine Albträume und irre umher

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                            • Pfad-Finder
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                              Liebt das Forum
                              • 18.04.2008
                              • 11916
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                              #15
                              Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                              Das kann natürlich nicht unwidersprochen bleiben.
                              Das kann natürlich auch nicht unwidersprochen bleiben. Tatsache ist: Ich kriech Fersensporn schon vom Hingucken, wenn ich so viel Asphaltwege sehe wie in Deinem Reisebericht von 2015. Mit dünner Schneedecke wirken die Wege schon viel freundlicher, auch wenn sie objektiv wahrscheinlich genauso viel Fersensporn erzeugen wie ohne Schnee.
                              Dass es zum Jahresende in MV besonders dunkel ist, ist mir gar nicht aufgefallen. Mit Wohnort Berlin ist man ewige Finsternis im Winter ja gewohnt.
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                              • Igelstroem
                                Fuchs
                                • 30.01.2013
                                • 1888
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                                #16
                                Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                Dass es zum Jahresende in MV besonders dunkel ist, ist mir gar nicht aufgefallen.
                                Weil du nicht lange genug dort warst. Manchmal fährt man im Winter mit dem Zug oder auch mit dem Auto von Berlin nach Mecklenburg, und es wird subjektiv immer dunkler und diesiger, ohne dass es wirklich Nebel wäre. Das Epizentrum dieser Trübnis liegt aber im Binnenland. Wenn man auf Hiddensee ist, hat man mehr Chancen auf Sonne, obwohl das noch weiter nördlich liegt.
                                Ansonsten geht natürlich mein Befund teilweise aus der Ertragsmessung der Solaranlage in Burg Stargard hervor; irgendwann im November/Dezember fallen die Tageserträge für einige Wochen sozusagen unter alle Grenzen und man verliert den Glauben an normale Sinusfunktionen.

                                Zum Asphalt: Den gibt es. Man hat im Sommerhalbjahr oft die Möglichkeit, auf dem vorschriftsmäßig gemähten Randstreifen zu laufen; mache ich aber nicht immer.
                                Die komoot-Routenplanung lässt außerdem erkennen, dass der Asphaltanteil bei geradlinig-kathetenmäßig geplanten Routen regional sehr unterschiedlich ist. Wenn man die Waldzone der Seenplatte nach Norden verlässt, wird es sehr viel schwieriger, plausible Fußwege zu finden.
                                Es ist eben eine Kulturlandschaft, und unter Kultur hat man sich bei missgelaunter Ironie vor allem weiträumige industrialisierte Landwirtschaft vorzustellen. Dazwischen interessante und schöne Dinge, die man entweder findet oder nicht, und eine Bevölkerung, die den als Berliner vorgestellten Touristen eigentlich lieber an den Hotspots melken möchte. Wenn er in der Fläche als Wanderer auftaucht, ist das ein Ereignis, aber oft ist nicht einmal jemand da, um sich darüber zu wundern.
                                Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                • Bergahorn
                                  Erfahren
                                  • 13.04.2019
                                  • 369
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Vielen Dank für diesen wunderbar geschriebenen Bericht, der mich immer wieder zum Grinsen brachte, v.a. nachdem ich mich von meinem Verleser "Katheterwandern in Mecklenburg" und den damit verbundenen Assoziationen erholt hatte.
                                  Ihr wart echt tapfer, euch unerschrocken in dieses Wetter zu begeben! Respekt! Und gerne mehr davon, im Warmen liest sich das gleich doppelt gemütlich! 😊

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                                  • Wafer

                                    Lebt im Forum
                                    • 06.03.2011
                                    • 8834
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                    "Katheterwandern in Mecklenburg"
                                    Da bekommt so ein Bericht gleich eine neue Dimension! Du hast da mein Kopfkino ziemlich auf Touren gebracht ... 😅

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                                    • Igelstroem
                                      Fuchs
                                      • 30.01.2013
                                      • 1888
                                      • Privat

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                                      #19
                                      "Kathederwandern" wäre aber auch noch möglich: Einer von zweien erzählt oder doziert die ganze Zeit. Dazu gibt es inzwischen auch Anekdoten.
                                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                      • sompio

                                        Erfahren
                                        • 25.04.2013
                                        • 284
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                        "Kathederwandern" wäre aber auch noch möglich: Einer von zweien erzählt oder doziert die ganze Zeit. Dazu gibt es inzwischen auch Anekdoten.
                                        Steuerst du eine bei? 😉

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