Karwendelmarsch - Bambini Edition

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  • TanteElfriede
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    • 15.11.2010
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    Karwendelmarsch - Bambini Edition

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    Mitreisende
    Karwendelmarsch 2023
    Moin,

    Kaputt in den Bergen

    Da bin ich also wieder. Diesmal mit einer Anreise die einen Tag Ruhe vor dem Start erlaubt. Im Karwendelcamp. Netter Platz. Nette Leute. Super Duschen. Kann ich nur empfehlen.
    Zeitlich war es wieder doof. Der Marsch selbst war am Geburtstag meines Sohnes. Daher musste ich nach dem Marsch auch wieder die Nacht durch fahren um nächsten Tag wenigstens für einen Kaffeeklatsch vor Ort war.
    Amal der Reihe nach. In der Woche vor dem Start habe ich am Montag und Dienstag noch erst einen langen Graben ausgehoben, ein Abwasserrohr hinein gelegt und den Graben dann wieder verfüllt. Ich ja nicht mehr der jüngste und ich war schlapp danach. Dieser Exkurs kann später noch wichtig werden. Mittwoch ging es vom Ausgrabungsort in der Zone zurück nach HH. Packen. Und dann am Donnerstag der Ritt Richtung Scharnitz.
    Freitag war, Nomen est Omen, frei. Quasi. Ich musste die Unterlagen holen. Die Unterlagen? Sehr übersichtlich das. Die Startnummer und vier Sicherheitsnadeln. Ja. Minimalistischer geht kaum. 2018. Das war meine Nummer. Ganz frei wollte ich auch nicht haben. Also ein Versuch auf einen der umligenden Hügel zu steigen. Den Birzelgrat hinauf auf den Brunsteinkopf? Warum nicht. Also bisschen Futter und Wasser in den Rucksack und los. Ich spürte - so dachte ich - noch den Graben in den Knochen. Aber schon wenige Meter auf dem Birzelgrat zeigten, nee der Graben war es nicht. Ich hatte Luftnot und mir ging es nicht so gut. Ich musste echt oft stehen bleiben. Dabei war das alles noch nicht hoch. Ich quälte mich weiter. Das war nicht doll. Irgendwann war der Punkt wo ich mir sagte, ne, nicht alle Körner heute verballern. Vor allem merkte ich auch, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Weg klar zu sehen. Hin und wieder hatte ich das Gefühl der "Blick schwimmt". Das ist an steilen Hängen nicht so wirklich hilfreich. Dazu passte auch, dass Ich vergessen die Aufzeichnung im Tal zu starten. Ich drücke sonst immer auf Start wenn es losgeht. Heute nicht. Wusste also nur die Zeit und nicht die schon erledigte Höhe. Ich startete die Aufzeichnung ging noch etwas weiter. Rückblickend waren es knappe 6km mit 550 HM. nicht wirklich viel. Genug für meinen Körper.



    Erholung. Das war jetzt wichtig. Also auf den Campingplatz. Nett was gefuttert und viel, viel Pause. Früh ins Bett. Aber, auch das war neu, um 17:00 war ich noch kurz bei der Nudelparty. Musste auch mal sein. Die Luft stand im Saal, aber die Stimmung war gut.



    Der Morgen. Der Wecker stand auf 4:40. Das wäre 1:20 vor dem Start. Zelt Abbau, Frühstück. Das sollte locker passen. Aufgestanden bin ich dann gegen 4:00. Da war schon so viel Aufbruch auf dem Platz, schlafen war nicht mehr möglich. Schisser. Bei den 4Daagsen bleibt alles länger im Bett. Egal. Ich war wach. Zelt nur Nacht naß. Da fix Wetterleuchten war hab ich es schnell abgebaut und ins Auto gelegt. Guter Plan. 4:30 kam der Regen. Erst wenig dann mehr, dann weniger. Gefuttert. Zum dynamischen Druckausgleich Richtung Toilette. Was ist los? Warum fühle ich mich so alle? Wie soll ich von der Toilette den Berg nochmal zum Auto hoch kommen? Fragen über Fragen. Mir geht es nicht gut. Kurz überlege ich ob ich die Teilnahme komplett Absage. Das macht alles keinen guten Eindruck. 35km gehen ja auch. OK, der Plan ist also 35km. Bis in die Eng. Das sollte der Körper irgendwie schaffen. Rucksack auf und zum Start. Der Regen brach auch auf. Mehr und mehr. Unter den Baum. Etwas Schutz. Durchsage: Wir verschieben den Start auf 6:30, das Gerätehaus der Feuerwehr ist offen, da kann man trocken stehen. Äh, ne, kann man nicht. Stehen konnte man da. Man wurde auch nicht noch näßer. Aber naß waren wir ja alle schon. 30Minuten naß stehen. Nicht gut.

    Start. Ich latsche los. Ohne Stöcke diesmal. Die sind noch im Rucksack. Geht auch gut. Das ich laufend überholt werde, ich kenne es noch vom letzten Jahr. Immerhin ist es trocken. Der Regen ist tatsächlich durch. Das lange Tal. Ich komme soweit gut voran. Die erste Labstation bei km 9.6 erreiche ich sub 2 Stunden. Was ja bergauf immer noch fast 5km/h sind. Ist also das Körpergefühl falsch? Geht es mir gut obwohl es mir nicht gut geht? Nee, ne das ist schon mies mit mir. Da sollte ich mich nicht täuschen. 35km. Keine anderen Pläne!
    Aufstieg Richtung Karwendelhütte. Genau. Ich schwimme zwar halbwegs im Strom mit. Ich überhole sogar EINEN Menschen. Dennoch, der Anstieg zeigt es deutlich, der Körper ist schlapp. Egal. Weiter. Die Idee von hier vielleicht doch einfach zurück zu gehen wird verworfen. Oben dann nett Futtern und weiter.




    Runter zum Ahornboden geht halbwegs. Ich komme ohne Stöcker ganz gut voran. Werde aber weiterhin ständig überholt. Im Waldabschnitt vom Aufstieg Richtung Falkenhütte bin ich sehr allein. OK, warum? Vermutlich sind fast alle schon vorbei? Ich bin auf jeden Fall weit hinten. Das steht fest. Der Waldteil geht ganz gut. Schatten und moderate Steigung. Wir queren da ja die Hänge um quasi ins Tal unterhalb der Falkenhütte zu kommen. Der Forstweg. Falkenhütte 45min. Haha. Das wird wohl nix. Denke ich mir und so viel vorweg, es wurden 75min. Hätte es noch einen Beweis benötigt, da war er. ich war kaputt. Eines immerhin war besser als letztes Jahr. In meiner Schlappheit war ich konstant unterwegs. Ich hab im Anstieg weniger gestanden und nach Luft geschnappt. Halt nur, weil ich es so grotten langsam war, dass ich auch beim Gehen keuchen konnte.



    Falkenhütte. Nochmal kräfitg Kartoffelsuppe und anderes Zeug in den Körper gefüllt. Der Abstieg bis in den Einstieg zur Querung war hart, aber ging vorbei. Die Querung lief und der Anstieg auf den Sattel war Schweißtreibend, aber ich kam oben an. Der mitleidige Blick der Bergwacht aber zeigte deutlich, der Typ den die da sahen, der sah fertig aus. Ich setzte mich kurz und fummelte die Stöcke zusammen. Was jetzt kam, war der böse Abstieg. Da brauchte ich die Dinger. Sonst würde ich da nicht hinab kommen. So war es dann auch. Ich habe mich wirklich herunter gequält. Spaß geht mal ganz anders. Eine Christine überholte mich und fragte sehnsüchtig ob es noch weit sei. Ich sagte ca. 2km. War nicht die richtige Antwort. Ihr Kopf war Ampelrot und ich sah mich schon die erste Hilfe Schritte durchgehen. Aber sie zog davon und ich musste nix machen.



    Das Tal öffent sich. Ich sehe die Eng. Juchu. Da noch runter. Langsam. Jetzt nicht noch die Haxen brechen. Hüfte Neu und alt jammern eh schon im Duett. Schlappe Muskeln verlangen Ihnen mehr ab als sie geben möchten. Ach ja Zeit. 6:30 war ja der neue Start. 14:30 plus 30 wäre also Cut Off von 15:00 in der Eng. Mein Plan war ja eh in der Eng zu Enden. Dumm genug überhaupt los zu gehen. Die Uhr sagte dann aber auch zu mir: 15:40, da lässt Dich eh niemand mehr auf das letzte Stück. Ich war fast 3 Stunden langsamer als letztes Jahr. 9:10 für die 35km. Ach ja, die Aufzeichnung hatte ich auch hier erst im Karwendeltal gestartet. Ich war ziemlich neben der Spur insgesamt. Also 9:10. Das war lang. Aber ich war im Stück, ohne Brüche und größere Schäden angekommen. Beim Bambini Ziel, aber immerhin.
    Nun hatte ich Glück. Ich war der letzte der noch in den wartenden Bus konnte. Da würde also mal keine Zeit liegen bleiben. Der Bus muss das ganze Tal runter, eine ewig Weite Schleife und dann über Mittenwald zurück nach Scharnitz. Das zog sich. Ich mocht nicht mehr sitzen.
    Dann endlich da. Schnell zum Camping Platz. Duschen. Das ist schon was feines. Der Regen war auch wieder da. Ein wenig was Futtern. Zündschlüssel drehen und ab nach Hamburg. Haha. Ich durfte noch kurz die 95 unter den Reifen spüren und dann runter. Wegen Unfall. Stand da. Sagten die von der Feuerwehr. War dann aber wohl doch eher mehr. Ich fuhr über die Landstraße. Bedeckt mit teilweise 10-15cm hohem Laub. Hagelkörner von über Tischtennisball Größe auf den Wiesen. Wow. Da war wohl was runter gegangen. Wäre ich schneller gewesen... na war ich ja nicht und so sah ich nur die Reste und war nicht mittendrin.


    Drei Schlafpausen a ca. 60Minuten. Und gegen 8:00 rollte ich in HH vor meine Haustür. Fertig, aber rechtzeitig für die Feier.
    Ich bin froh überlebt zu haben. Ich bin entsetzt, dass ich überhaupt losgegangen bin. Einfach nicht zu starten wäre vermutlich die bessere Entscheidung gewesen. Nun ja, schlau ist ja nicht so meins.






  • Sternenstaub
    Alter Hase
    • 14.03.2012
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    • Meine Reisen

    #2
    puh, da bin ich wirklich froh, dass du heil angekommen und wieder zurück bist! Deine Familie mit Sicherheit auch. Für das nächste mal nimm dir besser vor, vorher schlau zu sein.
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference (Robert Frost)

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    • TanteElfriede
      Moderator
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      • 15.11.2010
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      #3
      ...wer so alt ist wie ich.. der tut sich schwer mit dazu lernen... grins.

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      • Wafer

        Lebt im Forum
        • 06.03.2011
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        #4
        Hallo TanteElfriede.

        Ich bin die Strecke erst vor wenigen Wochen andersrum gegangen, von der Binsalm nach Scharnitz. Ich habe auch 9 h 30 gebraucht. Ich habe es aber auf 2 Tage verteilt. Wenn ich den Tag mit seinen 4 h 15 von Pertisau bis zur Binsalm noch dazunehme bin ich sogar die ganze Strecke gelaufen. Aber ich würde das nie am Stück schaffen. Ohne die Erholungspausen über Nacht wäre das für mich undenkbar.

        Und das mit Blech in der Hüfte - Respekt! Das dann als Bambini-Edition zu bezeichnen ist schon sehr tief gestapelt!

        Zum Glück bist du heil angekommen! Man sollte Warnhinweise des Körpers nicht unterschätzen und schon garnicht ignorieren, aber wem sage ich das? Du weißt hoffentlich, was du tust. Ich würde nächstes Jahr gerne wieder so einen Bericht lesen, oder gerne auch ähnliches ...

        Viele Grüße

        Wafer

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        • StefanBoe
          Erfahren
          • 14.12.2020
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          #5
          Die Wanderpassion treibt uns Bekloppte eines Tages in den Abgrund ... du bist noch mal davon gekommen. Großes Vergnügen beim Lesen.

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          • Torres
            Freak

            Liebt das Forum
            • 16.08.2008
            • 30723
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            • Meine Reisen

            #6
            Je oh je, wo soll das enden. Aber immerhin, Du hast es geschafft.

            Das wird anderen irgendwann auch so gehen, es ist der Lauf der Dinge und solange Du noch ins Ziel kommst, lohnt es doch auch, mitzumachen. Und es hat Spaß gemacht mitzulesen und mitzuleiden ….
            Oha.
            (Norddeutsche Panikattacke)

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