Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Samstag und Sonntag frei, und ausgerechnet am Sonntag sollen die Gipfel oberhalb 3000m im Norden in Wolken sein. Also wohin? Laut einem Bericht auf hikr gibt es einen Übergang von der Länta- zur Zapporthütte, der das Prädikat "nicht überlaufen" besitzt, und netterweise hat es dort einen 3000er am Wegesrand, gefolgt von diversen 3000ern dann run um die Zaporthütte. Also los....
Samstag, 9.7.
Per ÖV mit Bahn und Bus zum Zevreilastausee und um 9:45 Uhr geht es los in Richtung Läntahütte. Der Wegweiser an der Haltestelle meint 3:15h bis dorthin, was ich für übertrieben halte. Juckt aber nicht, denn ich habe die Strecke einmal durchgerechnet und bin zum Schluss gekommen, dass es bis zur Zapporthütte eh zeitlich nicht reicht und habe Biwakkram dabei.
Zevreilasee mit Zevreilahorn und dem Tal rur Läntahütte
Der Weg führt flach und und ausgebaut um den See herum rein ins Tal. Alle paar Meter steht ein Schild am Wegesrand, wo über Kühe und deren Verhalten aufgeklärt wird, und sobald man das weitreichende Gebiet der Lampertschalp betritt, darf man das Gelernte auch in die Praxis umsetzen. es hat mehrere Warnschilder, man kann sich aus einem Köcher an einem Tor einen Holzstecken ausleihen, sollte man bedroht werden, und dann geht es mitten durch die Kuhherden mit Nachwuchs. Das Viehzeugs aber ist zu faul, um sich um mich zu kümmern, und um kurz nach 12 Uhr treffe ich auf der Läntahütte ein.
Lampertschalp
Läntahütte
Dort lege ich eine Pause ein, die Bedienung reagiert etwas beunruhig ob meines Plans, über den Kettenweg rauf zur Läntalücke aufzusteigen ("steinschlägig", "empfehlen wir nicht mehr"), aber laut Homepage der Zapporthütte ist das Ding T4, und Zaza meinte in seinem Bericht auch, dass der Aufstieg entlang der Ketten für geübte unproblematisch ist. Also los, schauen wir mal.
Von der Hütte weg, nach 50m über den Bach, kurz ein paar Meter rauf bis zum Schild "Gletscher 1h" und dem weiss-blau-weiss markierten Pfad bis kurz nach einer Bachquerung auf 2200m gefolgt. Hier zweigt ein mit roten Punkten markierter Weg ab - und dem folgen wir. Dass er nicht so häufig begangen wird, sieht man schon daran, wie überwuchert einzelne Abschnitte sind. Trotzdem geht es problemlos rauf, zuerst den Hang nach Süden aufwärts querend, dann entlang der Randmoräne, die sich zum Güferjoch hoch zieht, steil bis auf etwa 2750m rauf. Hier zweigt der Weg in den Gletscher(rest)kessel ab, und am anderen Ende beim Aufstieg zu P2902 hat es auch wieder Punkte. Die Querung ist unproblematisch, lediglich auf etwa 10m muss man über Blankeis gehen, der restliche Weg ist schuttbedeckt.
Entlang der roten Punkte, die grüne Rampe ist die Seitenmoräne, die man aufsteigt.
Der weitere Weg kommt in Sicht - der schuttige Hang in der Bildmitte ist das Ziel, von dort aus nach links rauf.
Da geht es rauf. Sieht tatsächlich etwas locker aus, was da steht, aber nicht wirklich aufregend.
Gletscherreste - meist unter einer Schicht Fels versteckt. Blick zurück
Der Weg, gesehen ab P2902
Von P2902 zieht sich ein Pfad entlang der roten Punkte hoch, und kurz unter 2950m treffe ich bereits auf die ersten Ketten in Querungen, die völlig harmlos sind. Auf 2950m dann aber stehe ich etwas ratlos herum. Vor mir erhebt sich eine weisse Gratkante, von Wegmarkierungen ist nichts zu sehen und ausgerechnet hier hat es auch nichts an Sicherungen. Lediglich einen Punkt an einem Felsen entdecke rechts der Route, an einer völlig unsinnigen Stelle.
Im Zustieg zu dem im Bild erkennbaren weissen Felsbereich
Der weisse Bereich (im Zoom)
Ich versuche mein Glück rechts der Gratschneide und treidel hoch in Richtung hinterer Steilwand, und beim zweiten Anlauf über ein dünn ausgeprägtes, schuttbedecktes Bändchen erreiche ich eine Rinne, die sich zum Grat hoch zieht. Dort hoch, oben müssen dann die Stöcke weggelegt werden, denn es geht 2m einen Kamin rauf, in dem ich erst einmal putzen muss, um halbwegs stabile Griffe aus dem Untergrund zu puhlen.
Kamin am Rinnenende
Da oben winkt ein Punkt. So falsch liege ich nicht. Ich muss ja nur noch einen weiteren Kamin und etwas Schrott rauf.
Wenn ich da wieder runter muss, wird das sicher heiter. Also weiter. Eine Querung in einem lockeren Trichter und den Hang weiter rauf stehe ich wieder an. Dieses mal ist der Kamin eher 3m hoch und mindestens ebenso bröselig wie beim ersten Aufschwung. Es knirscht ganz schön zwischen den Zähnen und staubt wie blöd, aber auch 1 Kubikmeter Schrott später gefällt mir das gar nicht. Also vorsichtig wieder zwei Meter runter, und links unter einem Vorsprung durch in die Flanke rein - wo es dann endlich stabileren Kram gibt, sogar mit eigentlich guten Tritten und Griffen. Eben noch kurz über einen Felsspalt drüber, und wir stehen wieder in stabilem Gelände.
Oben. Links ist der miese Kamin, den ich nicht hoch wollte, rechts von dem Felskopf in der Bildmitte gings dann rauf.
Punkt - ich bin richtig.
Der weitere Weg ist erquickend easy. Ich folge der Rinne etwas aufwärts, treffe auf eine Abseilstelle und ab dort geht es dann an Ketten bis rauf auf den Grat. Dort lege ich schon mal das meiste Gepäck ab und stufe den Weg bis hie her als T6 mit der Ergänzung "ziemlich ungeniessbar, will ich nicht noch einmal rauf" ein.
Watschelgelände. Man beachte die (rostigen) Ketten - an denen lässt sich hervorragend aufsteigen.
Die letzten Meter
Oben, mit Sicht auf Adula/Rheinwaldhorn
Warum das Ganze dann doch oberhalb von T4 angesiedelt war, kommt mir dann irgendwann in den Sinn, und Martin, der Hüttenwirt der Zapporthütte bestätigt es am Folgetag auch: das Problem ist nicht der Steinschlag, sondern der ganze Weg ist da 2016 einfach abgebrochen. Bei Zaza sah das noch ganz anders aus. Deswegen war die einzige Markierung im Gemüse und nicht am Weg und es gab auch gar keine Sicherungen. Laut Martin hat sich ein Bergführer das mal angesehen und die Idee verworfen, den Bereich neu einzurichten - da noch viel mehr da runter kommt und die Wand dahinter wohl komplett einbricht. Das schreit nach einem hikr-Korrektur-Beitrag. Nicht dass am Ende eine Schulgruppe die "T4" missachtet und Zazas Kommetar "für Geübte unproblematisch" zu wörtlich nimmt.
Schaut man sich das Bild von weiter oben an, sieht man am oberen roten Kreis den Bereich der fehlt, und links unten auf dem Gletscher beim zweiten roten Kreis liegen mein ganzen Wegmarkierungen und Sicherungsketten.
Aber weiter, denn der Tag ist noch nicht zu Ende. dem Grat folgend geht es entlang von Wegspuren rauf, und die zwei kurzen Kletterstellen (Verschneidungen, II, gut griffig und nicht exponiert) sind kein Hindernis. Um 17 Uhr ist das Güferhorn erreicht. Nach einer Pause geht es zurück, und unterwegs bestaune ich dann kurz vor P3508 noch diverse tiefe Risse im Boden, etwa 5m hinter der Gratschneide. Auch hier bricht sicherlich demnächst mal was aus.
Blick zur Rheinquelle mit der 3000er Kette südlich davon. Der höchste Buckel ist der Vogelbärg.
Blick zum Hauptgipfel bzw. einen weiteren Vorgipfel - der Steinmann liegt noch einmal 50m weiter hinten.
Güferhorn Gipfel. Laut Gipfelbuch bin ich Gast #3 dieses Jahr.
Auf dem Weg zurück - Gratverlauf, Adula und Grauhorn
Sieht nicht spektakulär aus, aber der Riss ist tief und sicher 100m lang.
Noch einmal ein Blick auf den Weg rauf
Biwakmaterial gesattelt, zur Läntalücke runter und dann auf zur Rheinquelle. Den Pfad verliere ich unterwegs irgendwann einmal im Gras, es hat zu viele Wildspuren und zu wenig Steinmännchen. Macht aber nichts, so wie Zaza (dem das auch passiert ist) hangel ich mich einfach anhand der Landkarte um die Abbrüche runter und erreiche beim Wegbeginn auf 2400m den Talboden.
Güferhorngrat, gesehen von der Läntalücke aus
Die Idee, noch zur Hütte zu gehen, dort zu biwakieren und morgen meinen Kram dort zu lassen, verwerfe ich beim Anblick des Rheins. Der bekommt recht früh so viel Wasser, dass ein Furten unterhalb des Bereichs, wo ich bin, sinnlos ist. also kann ich auch hier pennen, mein Zeug zurücklassen und morgen einfach eine Rundtour durch den Kessel unternehmen.
In der weitläufigen Wiese dort findet sich schnell ein Plätzchen, und um etwa 19:45 Uhr ist nach 10 Stunden der erste Tag abgehakt.
Biwakplatz mit Adula/Rheinwaldhorn im Hintergrund
Kommentar