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Vulkanweg in der Eifel – von Gerolstein nach Andernach
Hallo zusammen! Ich habe bisher hier im Forum immer mal wieder mitgelesen, auch immer gerne die Reiseberichte, die ihr hier so schön schreibt. Da ich diesen Sommer einen kleinen Fernwanderweg in der Eifel gelaufen bin, zu dem sich nur sehr wenige Infos und auch bisher keine Berichte finden lassen, dachte ich mir ich schreibe meine Erfahrungen zum Vulkanweg hier einmal auf.
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Eine kleine Fernwanderung in Deutschland sollte es diesen Sommer sein, gemeinsam mit meinem (Wander-)Partner J. In diesem zweiten Coronajahr sollte es am besten auch nicht zu weit weg von der Heimat gehen, damit die Anreise auf jeden Fall klappt. Sowieso lassen wir uns auch immer gerne von der Schönheit der Natur vor der eigenen Haustür überraschen. Da wir öfters in der nordöstlichen Eifel für Tageswanderungen unterwegs sind, wurden wir auf die Eifelverein-Hauptwanderwege aufmerksam. Die gibt es in verschiedensten Längen von ca. 40 - 225 km. Der Vulkanweg ist einer davon und hat eine Länge von 185 km. Das kam uns für einen 9-tägigen Wanderurlaub gerade recht. Außerdem verspricht er, die spannendsten vulkanischen Formationen in der zentralen und östlichen Vulkaneifel mitzunehmen, was insbesondere J. als Geologie-Interessierten anspricht.
Wir haben schon längere Wanderungen in Südschweden und Lappland unternommen, in Deutschland waren es bisher aber maximal Wochenendtouren, deswegen waren wir gespannt, wie das Fernwandern in Deutschland so klappt. Die Logistik war natürlich deutlich komfortabler, als es auf unseren bisherigen Wanderungen der Fall war. Statt Essen für 12 Tage zu tragen, konnten wir meist jeden oder spätestens jeden zweiten Tag einkaufen gehen. Außerdem haben wir uns für die Luxusvariante des Wanderurlaubs entschieden und unsere Nächte jeweils zur Hälfte in Hotels/Ferienwohnungen und auf Campingplätzen verbracht. Das Wildcampen und ausdrücklich auch „Lagern“ ist am Vulkanweg leider verboten, da fast die ganze Strecke im Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet liegt. Da wir im Urlaub aber auch gerne ruhig schlafen wollten entschieden wir uns für die legale und komfortable Lösung mit einer Dusche am Ende jeden Tages – auch nicht schlecht ;)
Unsere Wanderung auf dem Vulkanweg haben wir wie folgt geplant:
1. Gerolstein – Steinborn: 21,2 Km, 610 hm +, 530 hm -
2. Steinborn – Üdersdorf: 24 Km, 520 hm +, 520 hm -
3. Üdersdorf – Manderscheid: 26,5 Km, 590 hm +, 630 hm -
4. Manderscheid – Gillenfeld (Pulvermaar): 17,9 Km, 310 hm +, 290 hm -
5. Gillenfeld – Ulmen: 20,1 Km, 310 hm +, 310 hm -
6. Ulmen – Boos: 18,3 Km, 320 hm +, 280 hm -
7. Boos – Mayen: 21,8 Km, 310 hm +, 520 hm -
8. Mayen – Laacher See: 24,8 Km, 590 hm +, 570 hm -
9. Laacher See – Andernach: 14,8 Km, 210 hm +, 430 hm -
Der Wegverlauf des Vulkanwegs sieht so aus (hoffentlich erkennbar, bei outdooractive gibt es den Weg ansonsten auch mit besserer Karte):
Die Planung konnten wir auch größtenteils so realisieren – mit Ausnahme von Tag 3 und Tag 8, wo die anvisierten Kilometer + Höhenmeter dann doch etwas zu viel waren und wir ein wenig abkürzen mussten. Dazu später mehr.
Gepackt wurde möglichst leicht, aber dann doch mit einigen wenigen Luxusartikeln – z.B. ein Camping-Stuhl Kit, in das man seine Schlafmatte reinstecken kann und dann tatsächlich einen brauchbaren Stuhl erhält (Sea to Summit Trekker Chair Kit). Mein Rucksack wog am Starttag ca. 7 Kg (ohne Wasser und Essen), J.s ca. 8 Kg.
Aber schon beim Packen beging ich dann auch den größten Fehler der ganzen Wanderung – das Zuhause-Lassen der Trekkingstöcke.. Bei den letzten (kürzeren) Wanderungen hatte ich sie entweder nicht dabei gehabt, oder dann im Rucksack rumgetragen und nicht genutzt. Da ich bisher auch noch nie Schwierigkeiten mit den Knien hatte, habe ich sie also nicht mitgenommen und das ab Tag 5 spätestens bereut. Mit einem improvisierten Holztrekkingstock und reduziertem Tempo (und weniger Km an Tag 8) konnten wir den Weg aber zu Ende gehen.
Insgesamt waren wir zufrieden mit dem Weg und insbesondere der Abschnitt Gerolstein – Manderscheid hat uns sehr positiv überrascht und begeistert. Das können wir also auch als Wochenendwanderung sehr empfehlen! Zwischen Manderscheid und Andernach wechselten sich dann sehr schöne Abschnitte mit Stücken mit viel Feldwegen und Waldautobahnen ab, aber insgesamt fanden wir den Weg absolut gehenswert. Für die genauere Beschreibung und Fotos unserer Wanderung darf unten weitergelesen werden!
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Tag 1. Gerolstein – Steinborn: 21,2 Km, 610 hm +, 530 hm – (Di. 31.08.2021)
Start unserer Tour ist in Gerolstein am Bahnhof. Aufgrund des extremen Starkregens und der Hochwasserereignisse im Juli, die Teile der Eifel sehr schlimm getroffen haben, mussten wir vor dem Urlaub noch einmal prüfen, was überhaupt machbar ist und ob wir die Wanderung starten können. Aber da Gerolstein und die weiteren Orte am Vulkanweg glücklicherweise weniger schlimm von den Wassermassen betroffen gewesen sind, als viele Orte in der nördlicheren Eifel, haben wir uns dafür entschieden. Wir mussten bei der Anreise mehrere Ersatzbusse nehmen, um an unser Ziel zu kommen, weil die Zugstrecke teilweise zerstört ist und auch entlang der Kyll und im Kurpark in Gerolstein sieht man noch die zerstörerische Kraft, die das Wasser hatte. Ab Gerolstein führt der Vulkanweg aber meist durch höhere Lagen und mit den Folgen des Hochwassers kommen wir in den nächsten Tagen nur noch an den kleineren Flüssen Lieser, kleine Kyll und Nitzbach in Berührung.
An der Helenenquelle im Kurpark füllen wir unser Wasser auf und sind erstaunt, dass das Mineralwasser hier genau so wie das Gerolsteiner aus der Flasche schmeckt. Der Vulkanweg beginnt nun direkt mit einem ordentlichen Anstieg hinauf in die Gerolsteiner Dolomiten. Auch wenn sich unsere Beine so früh noch schwer tun, der Aufstieg lohnt sich.
Der Tag ist noch etwas bewölkt und kühler, aber oben angekommen sind wir gut aufgewärmt und können eine Kleidungsschicht ablegen. Oben auf der Munterley läuft man durch eine kleine Heidelandschaft und wieder in den Wald hinein. Schöne Felsenlandschaften säumen den Weg.
Auch der Ausblick von den Gerolsteiner Dolomiten (auf dem Foto nördliche Munterley) ist super:
Der Vulkanweg führt weiter durch schöne Buchenwälder und zur Höhle mit dem passenden Namen Buchenloch. Eine Holztreppe führt hinauf und wenn man daran gedacht hat eine Lichtquelle mitzubringen, kann man sich hier ein wenig umsehen.
Da wir an einem Dienstag außerhalb der Sommerferien starten, ist der Wald recht leer. So nah bei Gerolstein mit seinen zahlreichen ausgeschilderten Rundwanderwegen ist aber scheinbar immer etwas los – es gibt auch viel zu Entdecken.
Es geht weiter über bewaldete Hügel mit einigen Fernblicken. Die übliche Markierung des Eifelvereins wechselt sich teilweise ab mit der alten Markierung des Vulkanwegs, das schwarze V auf weißem Grund:
Die alte Markierung gefällt mir besser, insbesondere weil die neuen Schilder für alle Hauptwanderwege des Eifelvereins das gleiche Logo haben, mit kleinem Aufdruck des Namens darunter. An Abschnitten, wo sich mehrere HWWs treffen, kann das zu ziemlicher Verwirrung führen und man muss nah heran gehen, um die Namen lesen zu können, damit man nicht dem falschen Schild folgt:
Hinter Gerolstein führt der Weg an der Kasselburg vorbei, die von oberhalb ein schönes Fotomotiv bietet.
Hier gibt es auch einen Adler- und Wolfspark, der zeitlich bei uns aber nicht drin war.
Leider muss hier aber auch ein Stück Straße gegangen werden, an der man sich nicht so richtig sicher fühlt, weil es keinen Randstreifen gibt. Aber wir kommen wohlbehalten unten an und machen eine Mittagspause am riesigen Kinderspielplatz mit gemütlichen Picknickplätzen.
Im kleinen Örtchen Kirchweiler, den der Weg durchquert, hängt eine Etappen-Tafel des Vulkanwegs, die dann doch ein bisschen Fernwander-Feeling aufkommen lässt. Da wir den Weg in die „falsche“ Richtung gehen, müssen wir sie natürlich andersherum lesen.
Direkt am ersten Tag überqueren wir heute auch den höchstgelegenen Punkt des Vulkanweges: den Ernstberg, mit 699 m ü NHN der zweithöchste Berg der Eifel und natürlich ein alter Vulkan. Der Aufstieg ist ordentlich anstrengend, aber auch hier gibt es oben wieder einen wunderbaren Ausblick zur Belohnung.
Oben und insbesondere beim Abstieg auf der anderen Seite kann man spannende Felsformationen bestaunen. Hier sind wir uns allerdings nicht sicher, ob das der Krater des Ernstberg-Vulkans sein kann, oder einfach nur ausgeworfenes Material ist.
Wir folgen dem Weg noch für einige Kilometer durch den Wald und verlassen ihn bei Steinborn, um zu unserem Hotel für die Nacht abzubiegen (Landart Hotel Beim Brauer). Die erste Nacht verbringen wir direkt in der teuersten Unterkunft und sind leider aber zu spät dran und zu müde, um die kostenlose Sauna noch zu nutzen. Im hauseigenen Restaurant gönnen wir uns aber noch einen (Veggie-)Burger und eine Cola und gehen erschöpft, aber sehr zufrieden nach dem ersten schönen Tag ins Bett.
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