[CH] Bergsteigen in der Schweiz

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  • Flachlandtiroler
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    [CH] Bergsteigen in der Schweiz

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    Mal wieder ins gelobte Land... heuer mit Heinz-Werner (ist nicht auf odsnet) und Nobodyisperfect

    Anreise im Steigerungsregen, erst auf den letzten Metern ins Göschener Tal kann man den Scheibenwischer abstellen. Besuch am Stausse und kurzer Spaziergang vom Zeltplatz Mattli ins Gewüest. Nudeln, Schlafsack.

    1. Tag
    Um sechs Uhr steckt alles in Wolken. Eine Stunde weiter träumen... beim Frühstück erste Sichtung blauer Wolkenlück-chen. Aufbruch gegen neun von P8 (die letzte Kehre vor dem gebürenpflichtigen Parkplatz am See).

    Die Bergseehütte lassen wir links liegen und streben gleich dem B.-Schijen zu. Anhand der niederländischen Seilschaft vor uns können wir feststellen, dass es einen schnelleren Zustieg von der Rückseite zum Einstieg gibt als die bröselige Geröllrinne, welche wir uns raufquälen.

    Die zweite Überraschung: Der vermeintlich "alpine" Südgrat ist unten eine Platte, mit einem halben Dutzend paralleler Routen raster-gebohrt. (Mein Plaisir-Ost ist schon etwas betagt...)


    Entsprechend fix sprinten wir den plattigen Einstieg hinauf. Die Wolken lichten sich und nach einigen Längen wandelt sich doch alles zum Guten: Grat statt Platte und großzügige Absicherung statt Hakenklippen im Akkord. Paar schöne und witzige Kletterstellen sind dabei, es bleibt aber alles im III-IV. Grad.


    Gipfel-Sonnenbad, dann Abstieg über Wanderweg. Neun Stunden von Tür zu Tür.

    Göschener See mit Dammastock




    Salbitbrücke


    Bergseeschijen, der Südgrat ist die linke Kante



    Morgen stößt Markus dazu, d.h. wir müssenam Nachmittag nochmal nach Göschenen runter. Damit fällt irgendwas am Salbit schon zeitlich raus und folglich verlagern wir uns an den Sustenpass, kurze Touren und kurze Zustiege.
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 17.12.2020, 11:41.
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  • Flachlandtiroler
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    • 14.03.2003
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    #2
    AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

    2. Tag
    Ein strahlend sonniger Tag. Es ist also bereits lecker warm in 2000m Höhe, als wir uns die 300 Höhenmeter zum Pfriendler hochmühen.




    Verglichen mit den granitenen Platten gestern sieht das hier ganz schön steil aus, zumal die erste Seillänge oft gleich die schwierigste ist. Da schon mehrere Seilschaften unterwegs sind, steige ich in die Via Hitsch ein. Ein Keil zum zweiten Haken besänftigten meine Grounder-Phobie, danach folgt schöne Wand und Riss-/Verschneidungskletterei. Die weiteren Längen sind leichter, Routen berühren und kreuzen sich wie in einem Klettergarten. Manchmal hilft auch die vergilbte Farbmakierung (wir haben "blau") nichts... im Ergebnis klettere ich als fünfte und letzte Länge dann die "Promenade" (gelb). Schicke Kante mit klasse Zügen, plus: Wir kommen direkt am Abseilstand aus.

    Runter können wir uns Zeit lassen, Nobodyisperfect kommt erst um fünf an.

    Hernach geht es auf den Furka. Sieben Franken Parkgebühr, zwei Franken für jede weiteren 24h. Nudeln, Abendspaziergang.


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    • Flachlandtiroler
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      • 14.03.2003
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      #3
      AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

      3.Tag
      Gletschhorn Südgrat: Früh aufstehen, mit dem Kaffeepott am Zahn die dicken Bollerschuhe schnüren und noch nicht ganz wach loslaufen. Zum Glück zunächst den ziemlich flachen Hüttenweg Richtung Albert-Heim-Hütte.


      Oben in den Blockschuttfeldern verkaspern wir uns und der Puls kommt erstmals in Fahrt. Zum Einstieg geht es komplett um den Bergsockel herum, über zwei Sättel und den unteren Tiefengletscher.


      Schließlich Firn bis 40 Grad Neigung. Einstieg und Abseile sind anhand der Fußspuren kenntlich und leider nicht in Kletterschühchen zu verbinden. Also in den Botten klettern oder diese buckeln... Steigeisen und Pickel obendrauf.


      Wir verpassen den letzten bequemen Platz, weil ich gleich Richtung Grat hoch turne. IIer Gelände, und am Grat angekommen blinkt in paar Metern Entfernung schon ein Standplatzhaken (der zweite wahrscheinlich...). Ganz schön exponiert! Auf einem schmalen Band organisieren wir so gut es geht Doppelseil und den Schuhtausch. Nobodyisperfect legt los.
      Wir zählen zehn Seillängen; da ich die erste Länge umgangen hatte und N. einmal einen Stand übersprungen hat sind es aber wohl zwölf. Die dritte (vierte) Länge bildet mit 4b die Crux, ist dafür aber mit vier Haken auf zwanzig Metern geradezu übersichert. Alles fixe Material ist tiptop, es hat sogar jeweils einen richtig dicken Klebehaken an den Standplätzen.




      Der Gipfel besteht aus einem großen Quarder mit umlaufender Reepschnur als Abseilstand.


      Nach Würdigung des Panoramas seilen wir in das westseitige Schuttkar ab und folgen den blauen Farbtupfen zu einer weiteren Abseilstelle. Hier ziehen wir nochmal Steigeisen an, denn hernach landet man auf dem (mittlerweile weichen) Firn. Im Nu sind wir unten auf dem flachen Gletscher und spazieren die Mittelmoräne talauswärts. Der Rest zieht sich, aber wir haben heute keine Eile -- eine weitere Übernachtung am Furka ist geplant und erst morgen geht es weiter.
      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 20.07.2017, 07:33.
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      • Flachlandtiroler
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        • 14.03.2003
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        #4
        AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

        4./5.Tag:
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        • Röding
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          • 05.08.2010
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          #5
          AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

          Tolle Bilder, danke fürs Posten!

          "Gelobtes Land", bei der Aussage von einem Ruhrpottler musste ich jetzt schon ein bisschen schmunzeln Bin vor ein paar Jahren von Bochum ins Berner Oberland gezogen. Outdoormässig hat die Gegend wirklich eine Menge zu bieten... Ironischerweise war ich früher immer viel mehr Küstenmensch. Mittlerweise mag ich beides

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          • opa
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            • 21.07.2004
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            #6
            AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

            super! vielen dank für die bilder und den bericht - hoffentlich kommt noch mehr!

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            • Flachlandtiroler
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              • 14.03.2003
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

              4./5.Tag:

              Das nächste Ziel ist das "Matterhorn von Arolla", mit 3668m ungleich bescheidener als sein Zermatter Namensvetter.

              Ausschlafen, gemütliches Frühstück und dann der erste Blick ins Wallis:


              Unten im Rhonetal wird man gegrillt (35 Grad im Schatten schon vormittags...), wir biegen ohne Halt gleich ins Val d'Herens ein. Hier locken die Erdpyramiden einen das erste Mal aus dem Auto und gleich drauf die Dent Blanche.




              Auf diesen Berg haben wir spekuliert, aber ich nehme es gleich vorweg: Das Wetter erschien uns an den folgenden Tagen zu labil dafür.

              Erstmal bleiben wir in Arolla. Heute abend wird es nur Tütenfraß geben, weswegen wir gleich auf dem Tourenparkplatz zu Mittag speisen. Die Sonnenintensität ist gnadenlos, sofern man sich aus der Deckung der Bäume wagt.
              Am Nachmittag entspannt sich das ein wenig und der Weg Richtung Bertol ist hervorragend nivelliert. Wir spazieren also trotz schwerem Gepäck recht entspannt zur Bertol-Ebene hinauf und richten uns dort zum Biwak ein.


              Die offenstehende Almhütte birgt einen Geocache.


              Die Nacht ist warm und windstill, perfekt.
              OT: Die Bertolhütte liegt 3300m hoch, gut vier Stunden Zustieg und die Aiguille de Tsa ist von dort nicht mal eine Halbtagestour. Unsere Etappenteilung erschien mir bei weitem günstiger, und das nicht nur kostenmäßig. Prinzipiell kann man denGipfel natürlich auch vom Tal aus direkt über den Col du Tsa angehen, ist halt eine strenge Tagestour.
              Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 20.07.2017, 11:03.
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              • Flachlandtiroler
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                • 14.03.2003
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                5. Tag
                Um vier ist Schluß mit lustig und nach kargem Mahl sind wir bald unter der Bertolhütte. Im Col de Bertol dürfen wir die Sonne begrüßen, etliche Höhenmeter absteigen und diese wieder im Steilgeroll hinaufstolpern.
                Bertolhütte mit dem ständig wachsenden Klettersteigverhau; rechts Gletscher und Schutthang für den Weiterweg

                Der Glacier d'Aiguille präsentiert sich bereits weich und tief, das kann ja heiter werden...


                Nach etwa zweieinhalb Kilometern sanften Gletscheranstiegs stehen wir schließlich vor unserer Nadel und rödeln um. Es ist neun Uhr durch.

                Es hat nur vier Seillängen, davon die ersten beiden leicht. Ich laufe einfach los, finde bereits nach zehn Metern einen Standplatz und nach dreißig einen weiteren. Es sind sonst nur zwei Engländer am Berg und dies gerade mal 15m weiter, also schließe ich zu ihnen auf und wir haben einen Zwischenstand gespart.



                Danach führt eine Platte an die Südostkante, dort geht es mächtig abwärts. Wunderbar exponiert folgt die nächste Länge der Gratkante. Als letztes sind noch zwei kurze Kamine zu bewältigen; hier hilft Klemmtechnik sowohl beim Fortkommen als auch bei der Absicherung (wir hatten drei oder vier Friends mitgenommen).





                Oben ist die Stimmung sehr entspannt und das Panorama grandios.

                V.l.n.r.: Weißhorn, Zinalrothorn, vorne Dent Blanche, Monte Rosa, Matterhorn, Dent d'Herens, Bouquetins

                Mit den 50er Halbseilen sind wir nach zwei Abseilen wieder am Einstieg.
                Bleibt noch der "Hatscher", gut 1600 Höhenmeter bis ins Tal. Wir wollen uns die Gegenanstiege ersparen und entscheiden, nicht wieder an der Bertolhütte vorbei zu gehen, sondern direkt durch den Col de la Tsa.



                Dieser bildet neuerdings (im SAC-Führer noch "L" wie leicht) eine kurze, gut fünfzig Grad steile Eismauer mit nicht zu verachtender Randkluft. Die seitlichen Begrenzungsfelsen sind ein übler Bruchhaufen. Eine mäßig vertrauenserweckende Steinplatte ist zum Abseilstand ausgebaut und die beiden Engländer gehen zuerst
                Mit 2x50m haben wir auch gleich den Bergschrund hinter uns und müssen lediglich weiter unten einmal kurz durch eine Bruchzone schlängeln. Um zwei sind wir an unserem Biwakplatz und leeren das Depot. Der Rest ist eine Wanderung.
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                • sudobringbeer
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                  • 20.05.2016
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                  Top Bilder, schöne Touren! Melde dich gerne mal wieder wenn du nach CH kommst vielleicht geht sich ja was aus.

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                  • Flachlandtiroler
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                    • 14.03.2003
                    • 28955
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                    6.Tag
                    Die nächsten Tage sind schlecht vorhergesagt. Heute ab frühem Nachmittag gewittrige Schauer, morgen richtig viel Regen, danach labile Wetterlage.
                    Daher wechseln wir heute die Talseite zum Col de Sanetsch, dort beträgt der Zustieg (und Rückzug...) nur dreißig Minuten.
                    Das schmale Pass-Sträßchen will im Gewimmel von Sion erstmal gefunden werden. Dann geht es steil bergauf durch Weinberge, Wälder, Wiesen und schließlich Schutthänge.



                    Am Col betritt man Berner Boden, verabschiedet sich von den Walliser Viertausender-Faltengebirgen und schaut auf eine typische Alm- und Seenlandschaft der nördlichen Kalkalpen.



                    Während die meisten Berge ziemlich schrottiger Natur zu sein scheinen, haben die Remy-Brüder hier in den achtziger Jahren einen markanten Felsriegel mit messerscharfem Kalk gefunden und erschlossen.
                    Auf Anraten eines Herrn von Känel widmen wir uns dem Alt-Klassiker "Aubord du vide“ – "Am Rande der Leere"…
                    Ein schmales, schräg verlaufendes Platten-Band durchquert die Steilwand als natürliche Linie. Über dem Band immer steile, abdrängende Wand, unter dem Band: Nix! Die Leere halt.
                    Sechs wundervolle Seillängen homogener Schwierigkeit, eine ganz kurze technische Stelle (frei wär's 6c) ausgenommen.


                    Einstiegslänge, 5c


                    2. SL, 5c+ 3 p.a.


                    Das ist die lange Plattendiagonale


                    Abseilpiste


                    In der vorletzten Länge fallen die ersten Regentropfen und es grollt aus düsteren Gewitterwolken... Wir beeilen uns mit dem Runterkommen und sind nach zwei Abseilfahrten dann ja auch "überdacht": Es geht 3x45m jeweils freihängend abwärts, da kann man nicht nass werden. Der Tuber kommt mächtig ans Glühen!
                    Dann hellt es sich wieder auf, wir können unbehelligt unser Glump vom Einstieg bergen und zur Straße herunterspazieren. Zehn Minuten später setzt der Platzregen ein... Jeeeha!

                    Eingedenk der schlechten Vorhersage wollen wir nicht oben am Sanetsch bleiben und halten weiter unten eine größere Jausenpause, sobald der Regen nachgelassen hat.
                    Abends ist es dann doch trocken, nur die Vorhersage für morgen bleibt schlecht. Richtig schlecht.
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                    • Flachlandtiroler
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                      • 28955
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                      #11
                      AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                      OT: Wir haben das nicht begangen, aber es ist ja im gegenüberliegenden Hang nicht zu übersehen:
                      Die Suone/Bisse von Saviese ("Bisse Torrent Neuf") ist mit unglaublichem Aufwand (glaube allein fünf größere Hängebrücken...) zu einem krassen Wanderweg ausgebaut worden. Lohnt sich sicherlich!
                      Webseite
                      Video aus der Luft
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                      • opa
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                        • 21.07.2004
                        • 6715
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                        #12
                        AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                        supergut! da werden erinnerungen wach. an die abseipiste über axis kann ich mich sogar noch über 20 jahre danach sehr gut erinnern...

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                        • Flachlandtiroler
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                          • 28955
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                          #13
                          AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                          7. Tag
                          Frühstück in den Weinbergen!


                          Also noch kleinere Brötchen... der nächste Tag sieht uns in der Borgne-Schlucht im Eingang des Val d'Herens. Zustieg kaum zehn Minuten, nur 500m Meereshöhe. Hier sind die Wände steil und leidlich regensicher. Der Klettergarten Bramois hat mittlerweile sieben Sektoren mit etwa 130 Routen. Wahnsinn, wenn man bedenkt dass all dies im wesentlichen ein einzelner Kletterer erschaffen hat!

                          Die Regensicherheit dürfen und müssen wir auch gleich in Anspruch nehmen, die kleine Wand des Sektors "Folle Illusion" ist zumindest größtenteils trocken. Bei "Pour Elise" bleibt lediglich der moosige und plattige, aber leichte Ausstieg ungeschützt. "Moi qui suit" hat ein speckig-feuchtes Band, wo wir beide unseren Durchstieg dran vermasseln. Für 6a nicht geschenkt! Es schauert kurz.
                          Eingedenk dessen hängen wir einer Vater-Kind-Seilschaft das Toprope ein und wenden uns dem gegenüber liegenden Sektor zu, der bei hoffentlich wiederkehrender Sonne dann mittags Schatten bietet.

                          Markus sucht sich mit "Africa" gleich die Charakter-Route des Sektors aus und ich muss ehrlich sagen, im Wallis gehen die Uhren wohl anders. 6a Platte ist für mich als bekennendem Plattenverweigerer sicher auch so schon eine hohe Nummer, aber in der zweiten Routenhälfte wird es ja steil und dreidimensional. Damit habe ich dann normalerweise keine Probleme in diesem Grad... Wir sind jedenfalls gut beschäftigt.
                          "Les cotations sont assez sévères" (camp2camp)


                          Sektor "Africa"


                          Zum Nachtisch gibt es noch die "Goldmark" am Arete Sud.
                          Und ein Bad in der (gar nicht kalten) Borgne. Die Wasserfarbe läßt Karibikgefühl aufkommen

                          Sektor "Borgne"

                          Der Nachmittag säuft im Dauerregen ab, ganz wie gemeldet. Zum Abend schaut noch einmal die Sonne heraus und wir machen in Kultur:

                          Der Illgraben transportiert nicht nur riesige Muren am laufenden Band (wir sehen ganze Baumstämme abgehen...) in die Rhone, sondern er trennt als "Röstigraben" auch deutsch- und französisch-sprachiges Wallis. Eine sogennante "Bhutanbrücke" verbindet wieder
                          Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 21.07.2017, 12:51.
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                            • 14.03.2003
                            • 28955
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                            #14
                            AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                            8. Tag
                            Heute sollte es vorsichtig besser werden. Für Kracher-Hochtouren ist uns das zu wenig und ausserdem hat Nobodyisperfect noch einen (Wetter-) Sack am Nadelhorn hängen.
                            Der Abwechslung halber und weil es dort auch Schlechtwetter-Alternativziele hätte, nehmen wir diesmal den Zustieg über die Bordierhütte.
                            Es folgen also zwei Tage mit viel Latscherei (3300m rauf und 3300m runter)...

                            Überall dampft es und die Wolken hängen tief. Wir kurven hinauf nach Gasenried, zu den letzten Höfen von Grächen. Parkieren nur gegen Cash, wobei der "Konsumverein" uns lieber an die privaten Stellplätze eines Gasthofs zu vier Fränkli verweist, statt zwei Fränkli für den Gemeindeparkplatz zu erheben :-/
                            Das Gute an den Wolken ist, sie ersparen uns manchen Schweisstropfen. Der Weg zur Bordierhütte scheint von hinten durch die Brust ins Auge zu gehen, sowohl unten im Tal als auch oben auf dem Gletscher bzw. seinen Moränen. Trotzdem unterschreiten wir mit dreieinhalb Stunden mit Pausen sogar die SAC-Zeit...


                            Zur Bordierhütte (steht auf der gegenüberliegenden Talseite) muss der Gletscher gequert werden.


                            Hüttenweg blau-weiss... man beachte das "Schuh"werk


                            Nach Entlüften der Bergschuhe und Bestaunen der prallen Erdbeeren (mit Edelweiss...)


                            geht es den Hühnern draußen an die Eier:

                            Doppelportion Kaiserschmarrn

                            So gestärkt gehen wir mal für morgen erkunden, das Neuschnee und Gletscherrückzug so morgen für uns angerichtet haben.


                            Die Rückfall-Tour für Nicht-Wetter:
                            Der Wander-Schutthaufen Bigerhorn, mit 3626m macht es dem Barrhorn Konkurrenz...


                            Was wir noch nicht wissen: Dummerweise geht nachts nochmal ein satter Sturm samt erneutem Neuschnee durch und unsere Steinmännchen sind für die Katz`.

                            Die Halbpension ist mal wieder gut angelegtes Geld. Das Hüttenteam sowie ein mehr als zehnköpfiger Fanclub stammen hier zwar aus Innsbruck (!), aber gut und reichlich kochen kann man offenbar auch in Tirol.
                            Der derzeit noch relativ marode Hüttenweg soll auch während des Sommers verlegt und erneuert werden.

                            So, ab in die Falle denn morgen haben wir uns auf vier Uhr Wecken geeinigt. Eine Zweierseilschaft, auch aus dem Bergischen Land kommt mit; der Rest kann ausschlafen...
                            Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 22.07.2017, 12:34.
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                              • 14.03.2003
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                              #15
                              AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                              9. Tag
                              Es hat heftig gestürmt in der Nacht und man hörte auch den Regen prasseln. Wir starten also mit einem gedanklichen "schaun'mer mal" und folgen den Steinmännern und Katzenaugen zum Gletscher hinauf. Bei der Rödelpause dämmert es:



                              Dann die ersten Sonnenstrahlen...



                              Die Bruchstufe durchqueren wir zwar im Zickzack, aber relativ ungehindert. Hier ist der nächtliche Regen bereits in Form von 10-20 cm Neuschnee zu liegen gekommen. Geradlinig streben wir dem Riedpass zu, wo sich ersten Sonnenstrahlen auf uns warten. Im Gegenzug fallen frischt der Wind stark auf, wir rüsten also Bekleidung auf statt ab. Mittelwind war mit 35 km/h angesagt, was auf dem Grat und in Böen schon beachtlich werden kann.





                              Der obere Gletscher und vor allem der Aufschwung zum Windjoch sehen nicht gut aus... bleiben wir also auf dem Kamm.
                              Der Ansteig zum Ulrichshorn zieht sich ordentlich und jedem, der da auf ein seilfreies Solo via Biger-Balfrin-Ulrich zum Nadelhorn spekuliert sei gesagt: Vergiss es!
                              Auf so einer Grat-Flanke hätte ich niemals so viele Löcher vermutet. Egal, wir sind zu dritt und so ein Einsacker juckt uns nicht. Auf dem Gipfel zeigt sich das Nadelhorn in schöner Perspektive, der Sturm hat es frei geblasen.



                              OT: Ich war vor wohl zwanzig Jahren bereits dort oben, leider in völligem Nebel.
                              Im Windjoch fallen Windböen über uns her, dass wir sogar kurzzeitig an Abbruch denken. Naja, das geht vorbei und mit Anorak und Überhandschuhen vermummt stapfen wir den Firn hinauf. Ich hadere mal wieder mit Kurzatmigkeit, jedenfalls sind unser Senior und unser Junior sowieso wesentlich leichtfüßiger unterwegs als ich. Mit 6 1/4h liegen wir aber schließlich schon noch im Rahmen, als wir am massiven Gipfelkreuz anschlagen. (Führerzeit sind 6h, ohne das Ulrichshorn zu überschreiten.)


                              Kraxelei kurz unter dem Gipfel


                              Vermummte Gestalten...

                              Die Aussicht ist instruktiv, es sieht aber nicht nach Schönwetter aus...





                              Wir gehen in unseren Spuren zurück, hätten sogar Backtracking; aber bald versinkt unser Erster im Bruchharsch oder neue Löcher tun sich auf, die morgens wohl noch gut zugefroren warfen. Jedenfalls ändern wir mehrmals den Kurs, aber letztlich hat der Gletscher scheinbar einfach keine Schokoladenseite für uns. Zwischendurch Schneegrieseln und "Auf und Zu"-Wetter. Wir sind gottfroh, als wir durch den unteren Gletscherbruch hindurch sind und aperes Eis betreten. Gegen halb drei sind wir an der Hütte. Es gibt Besuch:



                              Die andere Seilschaft bleibt oben, wird aber morgen den Übergang zur Domhütte "unten herum" über den Europaweg machen; nochmal zu zweit oben über den Löchergletscher dürfte auch wenig Spaß machen.
                              Wir gehen noch ins Tal, womit es heute fast dreitausend Höhenmeter Abstieg werden. Die Sonne kommt nochmal heraus, wieder einmal haben wir dem Wetter angemessen geplant.

                              Den Abend steuern wir dann ganz dekadent den Camping in Saas Grund an: Zwanzig Euro pro Nacht und Nase , aber alle Bahnen frei.
                              Zur Abwechslung gibt's Nudeln
                              Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 22.07.2017, 13:36.
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                                • 27.02.2016
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                                #16
                                AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                                Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                ...

                                Den Abend steuern wir dann ganz dekadent den Camping in Saas Grund an: Zwanzig Euro pro Nacht und Nase , aber alle Bahnen frei.
                                Zur Abwechslung gibt's Nudeln
                                hi flachlandtiroler,

                                schöne tour! gratuliere!

                                gibts da die "scheizer familie" feuerstelle noch? da war ich anfang der 90er mal zum übernachten. damals umsonst. 20 euro am camping ist ja der hammer! dafür die bahnen die man nicht nutzt umsonst. prima. ist ja wie "free-tv" in deutschland....

                                rock on! mehr pics bitte!
                                danobaja
                                __________________
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                                  • 14.03.2003
                                  • 28955
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                                  #17
                                  AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                                  Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                  gibts da die "scheizer familie" feuerstelle noch? da war ich anfang der 90er mal zum übernachten. damals umsonst.
                                  Ja, zwischen Balen und Grund; etwas ruhiger ist eine am Taleingang. Bzgl. Übernachtung bin ich nicht im Bilde, ich gehe davon aus hier gilt das elfte Gebot
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                                    • 27.02.2016
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                                    #18
                                    AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                                    damals hat uns die touristinfo hingeschickt weils erlaubt war und wir bissl gejammert haben dass der zeltplatz teuer und voll ist. aber heut ist ja alles anders...

                                    das 11.gebot? ...lass dich nicht erwischen!? oder gib dem bullen 50 statt dem camping 20! ich verwechsel das immer.
                                    danobaja
                                    __________________
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                                      • 14.03.2003
                                      • 28955
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                                      #19
                                      AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                                      10. Tag
                                      Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                      Den Abend steuern wir dann ganz dekadent den Camping in Saas Grund an: Zwanzig Euro pro Nacht und Nase , aber alle Bahnen frei.
                                      Unsere angepasste Strategie lautet: Einer muss die Campinggebühr amortisieren und den ganzen Tag lang bahnfahren bzw. gondeln.
                                      Die beiden anderen brauchen nur bis zur Mittelstation hoch und dürfen dann Plaisirklettern

                                      Mischabelgruppe aus dem Saastal -- rechts Nadel- und Ulrichshorn, die Ziele von gestern.

                                      Südflanke des Jegihorns; rechts die Klettersteig-Brücke


                                      Am Jägihorn sind m.W. drei solche Plaisirtouren gebohrt. ("Topo" von hikr.org) Deren zwei -"Alpendurst" und "Panorama" sind trotz früher Bahn bereits mit mehreren Seilschaften belagert. Wir kraxeln also weiter hinauf zur "Südkante". Hier ist bereits weiter oben eine (geführte) Dreierseilschaft unterwegs, sonst Ruhe. Es hat Bohrhaken alle 3-5m und Stände alle 15-20m. Wir haben sowieso zuviel Material eingesteckt und überspringen also zumeist einen Zwischenstand. Schlüsselstelle ist ein orangefarbener Pfeiler mit 5a, der wirklich Genußklettern bietet. Trotz Morgenstunde und über 3000m Höhe ist der Gneiss schon richtig schön warm.

                                      3. Seillänge

                                      5. Seillänge


                                      Wir schließen zu der Dreierseilschaft auf und dürfen überholen. Nach acht Längen verpacken wir das Seil und kraxeln die letzten Meter zum Gipfelkreuz. 1h Zustieg, 2h Klettern. Es sind schon Wanderer und Klettersteiggeher oben, die Kletterer aus den anderen (etwas längeren) Routen trudeln nach und nach ein. Wir lassen uns Zeit, bevor wir absteigen.
                                      Der Ausblick ist schön, umfassend und erschreckend zugleich: Selten habe ich Anfang Juli so wenig Schnee auf den Viertausendern gesehen! Laggin ist schneefrei, Weismies Normalweg sieht ganz übel aus -- Blankeis, Trümmer von Eisschlag und große Schründe. Fletschhorn wird wohl von der Saaser Seite kaum noch gemacht, erklärt mir einer der Bergführer.

                                      Weissmies: Der vermeintlich leichte Normalweg (Tagestour ab Seilbahn...) verläuft genau unter dem Eisbruch in Bildmitte


                                      Nach gemütlichem Abstieg besorgen wir den Einkauf und heute gibt es ein mehrgängiges Abendmenü. Nach zehn Tagen schleicht sich langsam Dekadenz ein
                                      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 24.07.2017, 09:23.
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                                        • 14.03.2003
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                                        #20
                                        AW: [CH] Bergsteigen in der Schweiz

                                        11. und letzter Tag
                                        Wir setzen Nobodyisperfect in den Zug und machen uns auf die Heimreise. Bombenwetter, stabile Vorhersage für die nächsten Tage...



                                        Die Rückfahrt verläuft über den Grimselpass. Trockener Fels allenthalben, die Sonne brüllt vom Himmel.



                                        Im Grunde ist es ja gleich, ob wir am frühen oder am späten Abend zuhause ankommen...

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