Wirtschaft-marsch.net oder outdoorseiten.net???
Liebe ods-ler,
ich bin ja nur gelegentlich hier im Forum unterwegs, mal mehr, mal weniger. In den letzten beiden Wochen bin ich mal etwas öfter vorbei gesurft und habe etwas mehr quer gelesen. Und zwar ohne speziell nach Infos für mich selbst zu suchen.
Zu dem ganzen Forum gekommen bin ich durch die MYOG-Abteilung, das ist neben den Reiseberichten auch der interessanteste Bereich, wie ich finde. Eigentlich sollte ich dort bei den Berichten auch mal was schreiben...
In den letzten beiden Wochen ist mir nun aufgefallen, dass sich die Threads häufen, die den Titel tragen: „Zelt für Skandinavien gesucht“, „2-Personen-Zelt für Nordeuropa“, „Zelt für Island“, „Zelt für Mitteldeutschland“(oder so ähnlich). Das gleiche findet sich dann bei den Schlafsäcken: „Schlafsack für xyz gesucht“.
Das erweckt den Eindruck, als bräuchte man für jeden Urlaub ein "Spezialzelt" und einen "Spezialschlafsack". Mit einem Zelt, das man in Norwegen dabei hatte, kann man auch nach Schweden fahren, wirklich!
Die Unterschiede sind letztendlich oft marginal und viele Infos längst hier im Forum zu finden oder sonst im Netz tausendfach vorhanden. Manche TEs haben z.B. noch nicht einmal entschieden, ob sie Daune oder KuFa für ihren Schlafsack haben möchten. Diese Entscheidung würde schonmal gefühlt die Hälfte der Kandidaten aus der Auswahl schmeißen.
Die kleinen Unterschiede der Suche-Fäden ergeben sich oft aus „Spezialwünschen“ der Suchenden (mehr oder weniger), hier kann ohnehin nur der Einzelne für sich entscheiden.
Letztlich muß der Suchende seine Entscheidung selbst treffen und das wird auch nicht leichter, wenn engagierte Foristen die Infos zum x-ten Mal in die neusten Threads schreiben. Man kann auch nicht die Verantwortung für die eigene Entscheidung auf das Forum abwälzen.
Gerade bei Rucksäcken ist es IMHO wie bei Schuhen: Es geht einfach nicht ohne Anprobieren... Manchmal soll es tatsächlich Sinn machen, in einen Laden zu gehen und die Sachen mal anzufassen. Auch in Zeiten von Geiz ist geil und Internetversand...
Lasst uns doch etwas vernünftiger/effizienter mit den Ressourcen umgehen, insbesondere der Zeit engagierter, altgedienter ODSler! (wozu ich mich ausdrücklich nicht zähle, bevor das falsch verstanden wird!).
Weiter geht es mir persönlich bei dem ganzen „Draußen-Sein“ eigentlich um die Bewegung in der Natur, die Stille, Tiere beobachten, das „zur Ruhe kommen“, Abstand vom Alltag usw.
Auch die Erfahrung, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht, finde ich immer wieder schön. Deshalb stört mich diese ganze industrielle Aufrüstung des „Draußen-Seins“ sehr. Es wird immer der Eindruck (nicht zuletzt auch von der Abteilung Globetrotter und Co...) erweckt, als bräuchte man in deutschen Mittelgebirgen das Expeditionszelt „Mount Everest“ und den polartauglichen Schlafsack „North Pole Expedition“. Es wird auf Sicherheitsreserven hingewiesen, um den Kauf von „bomb proof“ Zelten und Schlafsäcken zu rechtfertigen. Als Sicherheitsreserve dient hierzulande doch einfach das nächste Dorf, die nächste Straße!
Früher waren wir mit dem alten BW-Schlafsack und Poncho unterwegs und waren glücklich damit. Und wenn es mal nass und ungemütlich oder kalt war in der Nacht dann war das eben so. Und vor allem: es gehörte zum „Draußen-Sein“ dazu!
Ich will ehrlich sein: auch ich habe ein Zelt (eines!) und es gab Zeiten, in denen ich drei Schlafsäcke besessen habe. Auch einen supertollen Benzinkocher kann man irgendwo in einer Kiste finden. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich das alles praktisch nie brauche.
Meine Standard-Ausrüstung besteht heute nur aus Tarp, Malerfolie (als Unterlage), EVA-Matte, Daunenquilt und Dosenkocher. Damit lassen sich wirklich fast alle Touren durchführen. Und das schöne daran: man schleppt nicht schwer und kann das gesparte Geld mal in schönes Essen oder ein gemütliches Hotel unterwegs investieren. Das ist nämlich auch Luxus im Urlaub, wenn man mal durch eine schöne Stadt kommt...
Ein paar Sätze zum Thema UL:
Es geht darum, möglichst komfortabel unterwegs zu sein. Es heißt nicht, daß man abends frieren muß. Es geht darum, ein gutes Mittelmaß zu finden zwischen dem Wander- (geringes Rucksackgewicht) und dem Lagerkomfort (z.B. warmer Schlafsack).
Wenn das aber in Gramm-Feilscherei ausartet, dann geht das auch am Sinn und Zweck vorbei. Derzeit werden leider immer mehr Artikel mit dem Prädikat „Ultralight“ beworben, mit den wenigsten davon könnte man aber wirklich UL (=unter 5kg Basisgewicht) unterwegs sein...
Ich möchte noch eine Lanze brechen und zwar für das Thema MYOG:
Baut eure eigene Ausrüstung! Sie passt dann wirklich zu euren eigenen Wünschen. Und es kann viel Freude machen, selbst etwas herzustellen. Für mich ist das viel schöner, weil die Freude über ein neues Stück viel länger anhält, als wenn man es kurz im Laden kauft und dann in den Schrank legt. Und das beste: es ist wirklich nicht schwer, jeder kann ein Tarp nähen, geradeaus nähen ist einfacher als Fahrradfahren! Nur Mut! Das lässt sich dann schrittweise mit der Erfahrung/Übung steigern über Quilt und Rucksäcke bis hin zu Klamotten...
Worum es mir vor allem geht:
1.Wie kann man vermitteln, dass es vielmehr um das „Draußen-Sein“ an sich geht und nicht darum, einen Schrank mit Ausrüstung zu füllen?
2.Wie kann man deutlich machen, dass einfachste Ausrüstung für die allermeisten Touren völlig ausreicht?
3.Warum schleppen wir immer mehr Zivilisationskram mit, wenn wir „zurück zur Natur“ gehen wollen?
4.Warum erwarten wir, daß es sich im Zelt genauso schläft wie daheim im warmen Bett?
5.Warum gehen wir in die Natur mit ihren Unwägbarkeiten, wenn wir uns dem gleichzeitig überhaupt nicht aussetzen wollen? Sprich: Niemals nasse Füsse haben, niemals frieren, niemals Hunger haben (ich meine damit nicht, dass man unnötige Risiken eingehen soll!)
So, jetzt habe ich wirklich sehr viel geschrieben. Ich danke allen, die bis hierher durchgehalten haben und vor allem denjenigen, die bereit sind, darüber nachzudenken!
Also: Vielen Dank!
Und Kommentare sind durchaus erwünscht!
Gruß, m
PS: an die Mods: ich habe diesen Text im Ausrüstungsforum erstellt, damit er dort gelesen werden kann. Ich hoffe, das passt so...
Liebe ods-ler,
ich bin ja nur gelegentlich hier im Forum unterwegs, mal mehr, mal weniger. In den letzten beiden Wochen bin ich mal etwas öfter vorbei gesurft und habe etwas mehr quer gelesen. Und zwar ohne speziell nach Infos für mich selbst zu suchen.
Zu dem ganzen Forum gekommen bin ich durch die MYOG-Abteilung, das ist neben den Reiseberichten auch der interessanteste Bereich, wie ich finde. Eigentlich sollte ich dort bei den Berichten auch mal was schreiben...
In den letzten beiden Wochen ist mir nun aufgefallen, dass sich die Threads häufen, die den Titel tragen: „Zelt für Skandinavien gesucht“, „2-Personen-Zelt für Nordeuropa“, „Zelt für Island“, „Zelt für Mitteldeutschland“(oder so ähnlich). Das gleiche findet sich dann bei den Schlafsäcken: „Schlafsack für xyz gesucht“.
Das erweckt den Eindruck, als bräuchte man für jeden Urlaub ein "Spezialzelt" und einen "Spezialschlafsack". Mit einem Zelt, das man in Norwegen dabei hatte, kann man auch nach Schweden fahren, wirklich!
Die Unterschiede sind letztendlich oft marginal und viele Infos längst hier im Forum zu finden oder sonst im Netz tausendfach vorhanden. Manche TEs haben z.B. noch nicht einmal entschieden, ob sie Daune oder KuFa für ihren Schlafsack haben möchten. Diese Entscheidung würde schonmal gefühlt die Hälfte der Kandidaten aus der Auswahl schmeißen.
Die kleinen Unterschiede der Suche-Fäden ergeben sich oft aus „Spezialwünschen“ der Suchenden (mehr oder weniger), hier kann ohnehin nur der Einzelne für sich entscheiden.
Letztlich muß der Suchende seine Entscheidung selbst treffen und das wird auch nicht leichter, wenn engagierte Foristen die Infos zum x-ten Mal in die neusten Threads schreiben. Man kann auch nicht die Verantwortung für die eigene Entscheidung auf das Forum abwälzen.
Gerade bei Rucksäcken ist es IMHO wie bei Schuhen: Es geht einfach nicht ohne Anprobieren... Manchmal soll es tatsächlich Sinn machen, in einen Laden zu gehen und die Sachen mal anzufassen. Auch in Zeiten von Geiz ist geil und Internetversand...
Lasst uns doch etwas vernünftiger/effizienter mit den Ressourcen umgehen, insbesondere der Zeit engagierter, altgedienter ODSler! (wozu ich mich ausdrücklich nicht zähle, bevor das falsch verstanden wird!).
Weiter geht es mir persönlich bei dem ganzen „Draußen-Sein“ eigentlich um die Bewegung in der Natur, die Stille, Tiere beobachten, das „zur Ruhe kommen“, Abstand vom Alltag usw.
Auch die Erfahrung, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht, finde ich immer wieder schön. Deshalb stört mich diese ganze industrielle Aufrüstung des „Draußen-Seins“ sehr. Es wird immer der Eindruck (nicht zuletzt auch von der Abteilung Globetrotter und Co...) erweckt, als bräuchte man in deutschen Mittelgebirgen das Expeditionszelt „Mount Everest“ und den polartauglichen Schlafsack „North Pole Expedition“. Es wird auf Sicherheitsreserven hingewiesen, um den Kauf von „bomb proof“ Zelten und Schlafsäcken zu rechtfertigen. Als Sicherheitsreserve dient hierzulande doch einfach das nächste Dorf, die nächste Straße!
Früher waren wir mit dem alten BW-Schlafsack und Poncho unterwegs und waren glücklich damit. Und wenn es mal nass und ungemütlich oder kalt war in der Nacht dann war das eben so. Und vor allem: es gehörte zum „Draußen-Sein“ dazu!
Ich will ehrlich sein: auch ich habe ein Zelt (eines!) und es gab Zeiten, in denen ich drei Schlafsäcke besessen habe. Auch einen supertollen Benzinkocher kann man irgendwo in einer Kiste finden. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich das alles praktisch nie brauche.
Meine Standard-Ausrüstung besteht heute nur aus Tarp, Malerfolie (als Unterlage), EVA-Matte, Daunenquilt und Dosenkocher. Damit lassen sich wirklich fast alle Touren durchführen. Und das schöne daran: man schleppt nicht schwer und kann das gesparte Geld mal in schönes Essen oder ein gemütliches Hotel unterwegs investieren. Das ist nämlich auch Luxus im Urlaub, wenn man mal durch eine schöne Stadt kommt...
Ein paar Sätze zum Thema UL:
Es geht darum, möglichst komfortabel unterwegs zu sein. Es heißt nicht, daß man abends frieren muß. Es geht darum, ein gutes Mittelmaß zu finden zwischen dem Wander- (geringes Rucksackgewicht) und dem Lagerkomfort (z.B. warmer Schlafsack).
Wenn das aber in Gramm-Feilscherei ausartet, dann geht das auch am Sinn und Zweck vorbei. Derzeit werden leider immer mehr Artikel mit dem Prädikat „Ultralight“ beworben, mit den wenigsten davon könnte man aber wirklich UL (=unter 5kg Basisgewicht) unterwegs sein...
Ich möchte noch eine Lanze brechen und zwar für das Thema MYOG:
Baut eure eigene Ausrüstung! Sie passt dann wirklich zu euren eigenen Wünschen. Und es kann viel Freude machen, selbst etwas herzustellen. Für mich ist das viel schöner, weil die Freude über ein neues Stück viel länger anhält, als wenn man es kurz im Laden kauft und dann in den Schrank legt. Und das beste: es ist wirklich nicht schwer, jeder kann ein Tarp nähen, geradeaus nähen ist einfacher als Fahrradfahren! Nur Mut! Das lässt sich dann schrittweise mit der Erfahrung/Übung steigern über Quilt und Rucksäcke bis hin zu Klamotten...
Worum es mir vor allem geht:
1.Wie kann man vermitteln, dass es vielmehr um das „Draußen-Sein“ an sich geht und nicht darum, einen Schrank mit Ausrüstung zu füllen?
2.Wie kann man deutlich machen, dass einfachste Ausrüstung für die allermeisten Touren völlig ausreicht?
3.Warum schleppen wir immer mehr Zivilisationskram mit, wenn wir „zurück zur Natur“ gehen wollen?
4.Warum erwarten wir, daß es sich im Zelt genauso schläft wie daheim im warmen Bett?
5.Warum gehen wir in die Natur mit ihren Unwägbarkeiten, wenn wir uns dem gleichzeitig überhaupt nicht aussetzen wollen? Sprich: Niemals nasse Füsse haben, niemals frieren, niemals Hunger haben (ich meine damit nicht, dass man unnötige Risiken eingehen soll!)
So, jetzt habe ich wirklich sehr viel geschrieben. Ich danke allen, die bis hierher durchgehalten haben und vor allem denjenigen, die bereit sind, darüber nachzudenken!
Also: Vielen Dank!
Und Kommentare sind durchaus erwünscht!
Gruß, m
PS: an die Mods: ich habe diesen Text im Ausrüstungsforum erstellt, damit er dort gelesen werden kann. Ich hoffe, das passt so...
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